Spannungsfreie suburethrale Bänder

Spannungsfreie suburethrale Bänder
Transobturatorielle Systeme
Die in Deutschland erhältlichen transobturatoriellen Systeme unterscheiden sich in der
Bandstruktur (Polypropylenvlies mit und ohne Silikonauflage suburethral – Porgès, Frankreich;
Polypropylengewebe monofil, monofilament mit Adjustierungsfaden und Hülse – AMS, USA;
Polypropylenband monofil, monofilament. Hülsenfrei – Seraprenband®, Serag-Wiessner, D)
sowie in der Art des Einführinstrumentes (Hakenform – Porgès, helixartig mit Rundnadel –
AMS, helixartig mit breitem modifiziertem Deschamps – Serag-Wiessner) (Abb. 1).
Verlaufsrichtung und Traktionsvektor der Implantate (Abb. 2) sind im Vergleich zu den
retropubischen Verfahren unterschiedlich. Während die retropubischen Systeme Diaphragma
urogenitale, Cavum Retzii und die Bauchwand passieren müssen, treten die transobturatoriellen
Systeme durch die endopelvine Faszie, die Membrana obturatoria und die Körperfaszie in der
Schenkelbeuge. Dabei liegt das erste Band u-förmig, das letztere flach v-förmig unter der Mitte
der Urethra. Hier nämlich findet sich kein Unterschied – auch die transobturatoriellen Verfahren
sind mitturethrale spannungsfreie Schlingenverfahren.
Der Hintergrund der transobturatoriellen Vorgehensweise ist unterschiedlicher Natur:

zum einen kommt es bei der Passage durch Foramen und Membrana obturatoria (Abb. 3)
typischerweise nicht zu Blutungen und nicht zu Perforationen der Blase. Die transvesale
Verlaufsrichtung schützt das Band relativ gut vor Abgleiten nach vorn oder hinten in
Richtung Blasenhals. Der Canalis obturatorius ist von der Durchtrittsstelle des
Instruments hier übrigens ebenso weit entfernt wie die Beckenwandgefäße bei der TVTTechnik (Abb. 4),

zum anderen schafft die transversale Verlaufsrichtung des Bandes, das mit der
suburethralen Scheide verwächst, eine Anbindung der Scheide an die
Beckenbodenstrukturen, insbesondere eine Anbindung an den m. pubococcygeus. Damit
lassen sich zumindest die nicht zu schweren Fälle paraurethraler Fixierungsdefizienz (
Spannungsfreie suburethrale Schlingen - Paraurethrale Technik) beheben, ohne die
aufwändigere paraurethrale retropubische Technik anwenden zu müssen.
Noch ist allerdings nicht klar, bis zu welchem Ausmaß eines paraurethralen Defektes dieser ohne
die paraurethrale Refixierungsnaht nur mit dem transobturatoriellen Band behoben werden kann,
und welche Formen der mit mitturethraler Schlinge behandelbaren Stressinkontinenzen eher einer
retropubischen Schlinge bedürfen (urethrale Ruhedruckkurve ausschlaggebend?). Ungeeignet für
jegliche Form der Schlinge ist der ausgedehnte paraurethrale und paravaginale Defekt mit
(potentieller) Ausbildung eines Quetschhahnmechanismus’ an der Bandhinterkante. Hier bedarf
es komplexerer Vorgehensweisen.
nach: Armin Fischer: Praktische Urogynäkologie – spannungsfrei; Verlag Haag & Herchen,
Frankfurt 2006; ISBN 3-89846-371-0
Abb. 1 : Uratape (Porgès), Monarc (AMS) und Serasis TO (Serag Wiessner)
Abb. 2 : Verlaufsrichtung der retropubischen und transobturatoriellen
Bänder
N. obturatorius
Arteria und Vena obturatoria
TVT,
SPARC,
TVT,
IVS SERASIS
Transobt .
Systeme
M. obturatorius
Membrana obturatoria
Abb. 3: Topographie der Umgebung des Foramen obturatum
Abb.4: Distanz Durchstich durch die Membran – N. obturatorius (3—4
cm)
Operation Step-by-Step