Über die Hoffnung

Über die Hoffnung
Französisches Gastspiel in der Galerie Bagnato
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Die Künstlerin und die drei Künstler der
neuen Ausstellung in der Galerie
Bagnato kommen aus Paris, einer von
ihnen lebt und arbeitet in Limoges.
Französisch ist auch der Ausstellungstitel
„L´autre mer“. Der allerdings reiche über
seine
wörtliche
Übersetzung
ins
Deutsche hinaus, betont Galeristin Heidi
Frehland und fügt das wichtige Wort
„Hoffnung“ hinzu. Mit rund vierzig
Arbeiten aus Bildhauerei, Malerei und
Zeichnung hält sich die Ausstellung
auffallend zurück und vermittelt zugleich
sehr interessante und spannende
Ausblicke
auf
zeitgenössische
Perspektiven.
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„Das andere Meer“, wie es übersetzt
heißt – was könnte das sein? Meint es
das
architektonisch
umgebrochene
Häusermeer wie bei David Clerc, ist es
das „Dunkelmeer“ einer Michèle Iznardo
oder das „Wrackmeer“ eines Guillaume
Couffignal? Oder ist es das gute, alte
Meer der Dampfer und Frachtschiffe, so
etwa wie auf den pastosen Ölgemälden
von Yannis Markantonakis? Immerhin
stammt von ihm die Anregung zum Titel
dieser Ausstellung. – Vom Meer handeln
alle Arbeiten, mehr oder weniger.
Tatsächlich geht der Titel „L´autre mer“
auf
den
gleichnamigen
und
unvollendeten Film des Regisseurs Theo
Angelopoulos zurück, der ein Bekannter
Markantonakis gewesen ist. Ihm zufolge
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drücke der Titel die Hoffnung auf eine
andere, bessere Zeit aus, auf ein
freundliches, wohl gesonnenes Meer.
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Während Yannis Markantonakis (*1955)
vordergründig Frachter um Frachter mit
einigen
wenigen
breitborstigen
Pinselstrichen kraftvoll auf kleine und
mittelgroße
Formate
aufträgt,
Hintergrund bevorzugt bläulich, gräulich
oder
Dunkelgrau,
hat
Kunstwissenschaftler
Johann-Peter
Regelmann
in
einer
früheren
Ausstellungsbroschüre
auf
eine
alternative Lesart in Markantonakis
Bildern hingewiesen. Regelmann sieht in
dessen Gemälden mit Frachtern auf einer
Metaebene menschliche Porträts. Seinen
eigenen „tiefen Blick in die Abgründe
menschlicher
Existenz“
habe
Markantonakis transformiert und daraus
„seine Symbolik des Meere befahrenden
Schiffes entwickelt.“
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Sehr brüchig und verletzlich muten auch
die Existenzen der filigranen Skulpturen
von Guillaume Couffignal (*1964) an.
Allem Anschein zum Trotz handelt es
sich aber nicht um Holzobjekte, die an
Schiffwracks erinnern. Dem ehemaligen
Bronzegießer ist es gelungen, zusätzlich
zur verwitterten, löchrigen Gestalt seiner
teils hauchdünnen und zerbrechlich
wirkenden Bronzeplastiken eine Patina
zu entwickeln, die den Eindruck, es
handele sich um höchst brüchiges, altes
Holz, noch steigert. All diese Gebilde
tragen Namen wie „Barke“, „Theater“
oder „Zirkus“, ihre Werkgruppe selbst
bezeichnet er als „Seelen-Boote“.
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Den
rasterförmigen
Hell-DunkelZeichnungen von David Clerc (*1971)
liegen
die
Ansichten
von
Stadtlandschaften zugrunde, genauer von
streng strukturierten Häuserfassaden aus
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Beton, Glas und Stahl. Das dabei
vorgefundene, reduzierte Formenvokabular entwickelt Clerc weiter und selektiert
daraus die ihm wichtigen Elemente, die
er neu zusammenfügt. Malerischzeichnerische Verfahren mit Schatten
und zusätzlichen Lichtquellen führen
Zeit und Vergänglichkeit in seine
Arbeiten ein.
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Mit Michèle Iznardo (*1957) ist eine
weitere
künstlerische
Handschrift
vertreten, die ebenfalls schon in
vergangenen Ausstellungen der Galerie
zu sehen war. Iznardo gestaltet ihre
Werke aus der Dunkelheit heraus, aus
schwarzem Grund. Diesen trägt sie satt
mit Kohle, Ölkreide und schwarzem
Stein auf das Papier auf, das aussieht wie
eine Leinwand. Danach folgen in einem
schrittweise
vorgehenden
Prozess
abgestufte Reduktionen – Aushöhlungen
– von Schwarz und Papier. Über deren
Ästhetik schreibt die Kunsthistorikerin
Helga Sandl: „Michèle Iznardo arbeitet
(...) an einer Ästhetik der Leerstelle,
deren Formenreichtum und Tiefe den
Betrachter erstaunen lässt.“
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Joachim Schwitzler
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Bis 31. Juli 2016. Öffnungszeiten: Mi –
Fr 16 – 19 Uhr. Finissage am So, 31. Juli
2016, 11 – 14 Uhr.
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www.galerie-bagnato.de