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LANDKREIS KULMBACH
Donnerstag, 21. Juli 2016
Dialog gegen Furcht und Hass
Brauerei liefert
der Feuerwache
wieder Bier
Muslime von Ahmadiyya
Muslim Jamaat wollen
auch in Kulmbach zeigen,
dass der Islam eine friedliche Religion ist. Im Gespräch wollen sie Menschen die Angst nehmen.
Kulmbach – Eine Woche nach dem
Insolvenzantrag gehen die Gespräche über die Zukunft der „Alten Feuerwache“ in der Kulmbacher Innenstadt weiter. Das Lokal am Kulmbacher Zentralparkplatz war in eine
schwere
finanzielle
Schieflage
geraten, die Frankenpost berichtete.
In den vergangenen Tagen gab es
hinter den Kulissen viele Verhandlungen. Jetzt sicherte die Kulmbacher Brauerei zu, an das Gastronomieobjekt wieder Bier und alkoholfreie Getränke zu liefern. Die Brauerei hatte die „Alte Feuerwache“ an
Otto Krug und Günter Geuther verpachtet. Vergangene Woche meldeten die beiden für ihre Gesellschaft
des bürgerlichen Rechts Insolvenz
an. Der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Ulrich Graf aus Bayreuth
sucht seitdem nach einer Lösung,
wie das Kulmbacher Lokal, das lang
zu den renommiertesten in der Stadt
gezählt hatte, weitergeführt werden
kann. Knapp zwei Dutzend Mitarbeiter sind von der Zahlungsunfähigkeit
ihres Arbeitgebers betroffen. Nach einer ersten Sichtung bereits hatte der
Insolvenzverwalter
Hoffnung
gehegt, die „Alte Feuerwache“ bald
wieder öffnen zu können. Das Lokal
war zunächst unmittelbar nach der
Insolvenzanmeldung von den Betreibern geschlossen worden.
sli
Von Melitta Burger
Kulmbach – „Liebe für alle, Hass für
keinen“ steht auf der Stofftasche, in
der Flyer stecken und Bücher. Mitglieder der weltweit verarbeiteten
Ahmadiyya Muslim Jamaat-Gemeinde (AMJ) sind nach Kulmbach gekommen, um auch hier zu zeigen:
Keineswegs alle Muslime sind radikal. Die meisten Anhänger des Islam
leben ihre Religion in friedlicher
Weise. Von Islamisten, gar von Gewalttätern, wenden sie sich ebenso
ab wie die allermeisten Menschen
auch: „Sie haben Angst, die gleiche
Angst haben wir auch“, sagt Imam
Ahmad Kamal. Sein Kollege Iftekhar
Ahmed ergänzt: „Der Grund des
Übels liegt nicht in der islamischen
Ehre. Ideologien wurden schon seit
jeher für bestimmte Zwecke missbraucht.“ Mitglieder und Geistliche
der Ahmadiyya-Gemeinde touren regelmäßig durch Deutschland. Sie
stellen sich in Fußgängerzonen und
verteilen Flyer, sie bieten Gespräche
an und laden zu Vorträgen ein. Ihr
Beitrag, um zu zeigen: Der Islam ist
im Grunde eine friedliche Religion.
Keine leichte Aufgabe in diesen Tagen des Terrors. Oft, berichten Mitglieder der Gemeinde, stoßen sie bei
ihren Aktionen auf offene Ablehnung, manchmal sogar auf echte Aggression. Sie machen dennoch weiter. Ende Juli werden Vertreter der
muslimischen Gemeinde in der
Kulmbacher Fußgängerzone stehen.
„Terror hat keine Religion“, sind
sich die Vertreter der AMJ einig. Frieden, Freiheit und Loyalität spielen,
wie die beiden Imame betonen, für
sie eine große Rolle. Die Gesetze des
Landes, das ihnen Heimat gibt, seien
zu beachten, betont Ahmad Kamal:
„Das Grundgesetz ist verbindlich für
unsere Gemeinde. Wir sind gegen
den militanten Djihad, es gibt keine
Rechtfertigung dafür und die Liebe
zu unserem jeweiligen Heimatland
ist ein Teil unseres Glaubens“, sagt er.
Taten wie in Nizza oder jüngst
Sie haben Angst,
die gleiche Angst
haben wir auch.
Imam Ahmad Kamal
auch in dem Regionalzug bei Würzburg seien Taten, von denen sich die
Mitglieder ihrer Gemeinde klar distanzieren. Dass eben diese Taten
auch ihnen das Leben schwer machen, die grundsätzlichen Bedenken
gegen Muslime schüren, wissen sie
auch. „Wir brauchen den Dialog“, erklärt Imam Ahmad Kamal. Dann
Vertreter der deutschen Ahmadiyya Muslim Jamaat-Gemeinde , von links Imam Iftekhar Ahmed, der Hofer Gemeindevorstand Tanveer Nasir und Imam Ahmad
Kamal wollen Ende Juli in Kulmbach mit Flyern, Gesprächen und Vorträgen einen friedlichen Islam vorstellen und damit dazu beitragen, Ängste abzubauen, die
durch radikale Islamisten geschürt werden.
Foto: Melitta Burger
Klares Nein zum Terror
Die Gemeinde Ahmadiyya Muslim Jamaat verurteilt mit sehr deutlichen
Worten den Terroranschlag in Nizza:
„Die Ahmadiyya Muslim Jamaat in
Deutschland ist vom schrecklichen
Blutbad mit inzwischen mindestens
84 Todesopfern zutiefst betroffen
und verletzt. Der mörderische Anschlag dieser Größenordnung unter
Zuhilfenahme eines Lastwagens
Menschen zu töten ist perfide und
endlos menschenverachtend“, verlautbart die AMJ, und weiter: „ Es ist
eine große menschliche Tragödie,
dass so viele unschuldige Menschen
der Tat eines Einzelnen zum Opfer
fallen mussten, der absichtlich und
kommt er auf die Mohammed-Karikaturen zu sprechen, deren Verbreitung Muslimen generell weh tue.
Aber: „Die Antwort darf niemals Gewalt sein.“ Respekt vor religiösen
Führern sei ein hohes
Gut, für das zu werben
sei, erklärt er. Heiliges,
ob es nun Persönlichkeiten seien oder bestimmte Stätten, seien zu respektieren.
Dass Menschen zunehmend Angst
vor dem Islam hegen, sei verständlich. „Die Leute haben die gegenwärtige Situation vor Augen.“ Deswegen
hätten sie sich aufgemacht, den
Menschen diese Angst zu nehmen,
ins Gespräch zu kommen. „Die wenigsten Muslime stehen hinter solchen Aktionen. Wir stehen nicht da-
ohne Reue oder Schmerz handelte.
Die intensiven Gebete der AhmadiMuslime in Deutschland und überall
auf der Welt sind mit den Hinterbliebenen der Todesopfer und den Verletzten. Möge Allah der Allmächtige
den unschuldig Leidenden beistehen
und ihr Leid reduzieren.“ Abschließend machen die Ahmadis deutlich:
„Es ist nach wie vor erforderlich,
dass die Staatsgewalt mit aller Härte gegen diese hasserfüllten und
menschenverachtenden Indoktrinierten vorgeht, um die gesellschaftszersetzende Wirkung von Anschlägen und Terror einzudämmen.
Gott stehe uns allen bei.
für. Das ist nicht der Islam“, sagt Ahmad Kamal. Die Bemühungen um einen Dialog sind keineswegs immer
von Erfolg gekrönt. Das wissen die
beiden in Dresden und Leipzig
hauptamtlich tätigen Geistlichen
aus eigener Erfahrung. Trotzdem
werden sie nicht müde, öffnen ihre
Moscheen, laden ein, wollen reden,
sammeln Geld und spenden es deutschen Hospizen.
Eine schnelle Lösung, wie man die
immer angespanntere Situation wieder entspannen könnte, haben auch
die Ahmadis nicht. „Bis vor einiger
Zeit gab es den radikalen Islam gar
nicht“ erinnert Iftekhar Ahmed.
Nach einer kurzen Pause fährt er fort:
„Heute laufen die Menschen den radikalen Predigern blind hinterher.“
Bildung sei daher nach wie vor ein
Ahmadis haben pakistanische Wurzeln
Die Ahmadis haben eigenen Angaben zufolge in Deutschland rund
40000 Mitglieder und sind die älteste muslimische Gemeinde in
Deutschland. Seit 1923 sind sie hier
vertreten, unterhalten 40 Moscheen
und sind in 250 Gemeinden gegliedert. In Oberfranken ist die muslimische Gemeinde relativ klein. Tanveer Nasir hat als Gemeindevorstand gerade einmal 41 Mitglieder,
die meisten davon leben in Hof oder
Wunsiedel. In Kulmbach gibt es einen Gläubigen. Ahmadis werden von
vielen strenggläubigen Moslems abgelehnt und teilweise auch selbst
verfolgt. Viele Anhänger dieser mus-
Kulmbach – Wohnortwechsel. Insgesamt 4158 Männer, Frauen und
Kinder zogen im Jahr 2015 in den
Kreis Kulmbach, darunter 448 aus
anderen Bundesländern. Von hier
weggezogen sind demgegenüber
3774 Menschen – macht unterm
Strich ein Wanderungsplus von 384
Menschen. Ein Jahr zuvor waren es
plus 10 Bürger gewesen.
Landesweit gab es ein kräftiges
Wanderungsplus von rund 164 000
Menschen (71 200 mehr als im Vorjahr), weil deutlich mehr Menschen
nach Bayern zogen (1,0 Millionen),
als von hier abwanderten (845 000).
Aus anderen Bundesländern zog es
dabei rund 125 300 Neu-Bayern in
den Freistaat, die Fortzüge gegengerechnet, blieb ein Wanderungsgewinn von 4000 Bundesbürgern. Der
gewichtigere Teil des Zuwachses geht
freilich auf das Konto der grenzüberschreitenden Wanderungen und
dem darin enthaltenen Wanderungsplus bei den ausländischen
Staatsbürger zurück (plus 169 000).
Was kaum verwundert, angesichts
der des großen Zustroms von Flüchtlingen in der zweiten Jahreshälfte
2015. So wurden die größten Wande-
rungsgewinne über die Bundesgrenze hinweg durch Syrer (plus 33 500)
erzielt, gefolgt von Rumänen (plus
20 200), Afghanen (plus 14 300) und
Polen (plus 8400), haben die Landesamtsstatistiker festgestellt.
Lässt man die Flüchtlinge außen
vor und blickt nur auf die ‚innerdeutschen Migranten’, lockte der Kreis
Kulmbach 448 Menschen aus dem
Bundesgebiet an. Davon zogen 121
aus den nördlichen Bundesländern
Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen und Bremen sowie aus
Nordrhein-Westfalen hierher. Weitere 78 siedelten aus dem Nachbarland Baden-Württemberg über, 50
aus Berlin und 115 aus den östlichen
Bundesländern. Aus anderen Gemeinden Bayerns zogen übrigens
1358 Menschen zu. Der Rest hatte
ausländische Pässe.
Die mobilste Altersgruppe ist die
der 18- bis 30-Jährigen. Sie sind es,
limischen Glaubensrichtung haben
deswegen ihr Heimatland Pakistan
verlassen müssen. Dort ist ihnen sogar per Gesetz verboten, sich Muslime zu nennen.
Ihre Zentrale hat die weltweit vertretene Ahmadiyya-Gemeinde in
London. Dort hat ihr geistlicher Führer, Kalif Mirza Masroor Ahmad, seinen Sitz. Die Ahmadis betreiben in
Deutschland das einzige Institut,
das Imame ausbildet. Die Ausbildung zum Geistlichen dauert sieben
Jahre. Danach schließt sich dann
noch ein „Erfahrungsjahr“ an, das
die neuen Geistlichen meist in unterschiedlichen Ländern verbringen.
ganz wichtiger Aspekt, um Terror zu
verhindern. Aufgeklärte Menschen,
die über ausreichend Wissen verfügen, sind nach der Überzeugung der
Mitglieder dieser islamischen Glau-
loren gegangen“, bedauern die beiden Imame.
Zu ihrem Hauptziel haben es sich
die Ahmadis gemacht, Wissen über
ihre Religion zu allen zu tragen, die
es hören wollen. Wenn
der
Kontakt zu MusliIdeologien wurden schon
men fehle, wenn man
seit jeher für bestimmte
nicht genug über diese
Zwecke missbraucht.
Weltreligion wisse, schüImam Iftekhar Ahmed
re das Ängste, wie es das
immer tue, wenn Unbebensrichtung die beste Basis, um Ter- kanntes vor einem stehe. „Das wolror erst gar nicht aufkeimen zu las- len wir durch direkten Kontakt änsen. Die deutschen Ahmadis sind dern“, lädt Imam Ahmed jetzt schon
stolz, dass ihre Jugend eine Abitur- dazu ein, am Infostand seiner GeQuote von mehr als 40 Prozent hat. meinde in der Kulmbacher FußgänSie bedauern, dass das Streben nach gerzone Halt zu machen, wenn in
Bildung unter Muslimen nicht wei- gut einer Woche die Ahmadis dort
ter verbreitet ist. „Bildung und struk- Station machen. „Wir wollen das
turelle Führung sind dem Islam ver- friedliche Bild des Islam zeigen.“
Landkreis gewinnt neue Bürger
die ihrer Heimat den Rücken kehren
und ihr Berufsglück gerne woanders
suchen. Was den Altersstrukturen
am Zielort zweifellos gut tut. Im Kreis
Kulmbach wurden 1420 junge Menschen als Zuzügler notiert. An allen
4158 Zuwanderern hatten sie damit
einen Anteil von 34 Prozent. Bevölkerungswissenschaftler bezeichnen
die Zuwanderungsströme junger Erwachsener übrigens als „demographischen Klau“. Denn angesichts der
schrumpfenden Bevölkerung und
des drohenden Fachkräftemangels
ist die Zuwanderung die einzige
Möglichkeit, den künftigen Wohlstand zu sichern, solange die Vermehrungsrate nicht vehement anschwillt. Allerdings schlagen sich in
diesen Zahlen mittlerweile auch
viele junge Flüchtlinge nieder. Doch
diese sind aktuell noch weitaus häufiger auf Sozialleistungen angewiesen, als dass sie Geld in die Sozialkassen bringen.
Natürlich gibt es auch Menschen,
die aus dem Kreis Kulmbach weggezogen sind. 3774 waren es zuletzt.
Somit fiel der Wanderungssaldo unterm Strich positiv aus: Es zogen 384
mehr Menschen her als weg. (sus)
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170. HEIMAT- und
WIESENFEST in SELBITZ
F R E I TAG
22.07.16
20.30 Uhr Abendständchen auf dem Anger
Gesangverein Erheiterung, Posaunenchor Selbitz
S A M S TAG
15.00 Uhr Bieranstich durch Ersten Bürgermeister Stefan Busch
und Wiesenfestkönigin Rebecca 1
19.30 Uhr Musik im Festzelt mit den
bis 24.00 Uhr „Midnight Ladies“
S O N N TAG
09.30 Uhr
14.00 Uhr
15.00 Uhr
bis 23.00 Uhr
23.07.16
24.07.16
Zeltgottesdienst
Festzug der Vereine ab Hochstraße zum Festplatz
Musik im Festzelt mit der
„Original Töpener Blasmusik“
22.30 Uhr Große Geburtstagsverlosung
1. Preis 300 €, 2. Preis 200 €, 3. Preis 100 €
(Ausweis erforderlich - Der Rechtsweg ist ausgeschlossen)
M O N TAG
25.07.16
11.00 Uhr Frühschoppen mit „Peter Hüfner“
13.00 Uhr Festzug der Schulkinder ab Rathaus anschließend
Begrüßung und Ansprache auf der Rathaustreppe
15.00 Uhr Musicalaufführung der Schulkinder im Festzelt
18.00 Uhr Einzug zum Rathaus ab Festplatz, Schlussfeier
20.00 Uhr Musik im Festzelt mit der
Uhr Partyband „Radspitz“
bis 24.00
D I E N S TAG
26.07.16
14.00 Uhr Festbetrieb
14.00 Uhr Seniorennachmittag im Kaffeezelt mit dem
bis 17.00 Uhr „Selbitztaler“ und Vorstellung
des Seniorenbeirates
mit kleinem Programm
18.30 Uhr Musik im Festzelt mit der
„Stieflziacha Showband“
22.30 Uhr Großes Brillanthöhenfeuerwerk