Alles dicht! Moderne Verbundabdichtungen

Das 4x4 der Bauchemie
1/2009
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Alles dicht!
Moderne Verbundabdichtungen
Verbundabdichtungen, also Abdichtungen im Verbund mit Fliesen- und Plattenbelägen, haben
sich über die letzten 30 Jahre erfolgreich in der Praxis bewährt. Ihr Einsatzbereich reicht vom
häuslichen Badezimmer über den Balkon und den Industriebereich bis hin zum Schwimmbadbau, sprich den Unterwasserbereich.
„Oh nein, bitte kein so trockenes Thema“ mag jetzt
so manchem durch den Kopf gehen. Aber das genau ist unsere Hoffnung! Denn wer beim Thema
Verbundabdichtungen nicht daran denkt, dass es
überall dort, wo es soll, auch dauerhaft trocken
bleibt, der macht hier einen Fehler. In diesem Rahmen müssen nicht nur reine Durchfeuchtungen von
Bauteilen und Bauwerken bedacht werden, sondern
in vielen Fällen auch hygienische Aspekte. Vielleicht
haben Sie sich noch keine Gedanken darüber gemacht, wie möglicherweise der Estrich in der Küche
Ihres Lieblingsrestaurants aussieht, zu dem Sie so
gerne hingehen. Bei solchen „biologischen Brutstätten“ wird einem da vielleicht doch ein klein wenig
flau im Magen. Und so stellt sich die Frage, auf welcher regeltechnischen Basis Abdichtungen ausgeführt werden müssen.
Wie sind Abdichtungen bauaufsichtlich
geregelt?
Bauaufsichtliche Regelungen beziehen sich auf alle Bauwerke im öffentlichen und privaten Bereich, die den
Landesbauordnungen der Bundesländer unterliegen. Sie
dienen der Einhaltung der als bedeutsam angesehenen
Schutzziele, nach denen von baulichen Anlagen keine
Gefährdung für die öffentliche Sicherheit und Ordnung
sowie dem Schutz von Leben und Gesundheit ausgehen
darf. Entsprechende bauaufsichtliche Regelungen betreffen vornehmlich Aspekte, von welchen eine unmittelbare Gefährdung ausgehen würde, wie beispielsweise die
Standsicherheit oder den Brandschutz.
Dem Schutz vor Feuchtigkeit wird aus bauaufsichtlicher Sicht
nur eine untergeordnete Bedeutung zugeordnet, verglichen
beispielsweise mit dem Brandschutz oder der Standsicherheit. Der Grund: Mängel können hier in der Regel rechtzeitig erkannt und behoben werden, noch bevor Gefahren für
Leben und Gesundheit auftreten. Entsprechend erstrecken
Biologische Brutstätte in einer Großküche
sich bauaufsichtliche Regelungen nicht in den Bereich der
Abdichtungen, da der Gesetzgeber davon ausgeht, dass die
privatrechtlichen Regelungen auf Basis der VOB hier ausreichend sind, um den Schutz vor Feuchte sicherzustellen.
Was bedeutet eine „privatrechtliche Regelung“ auf Basis der VOB?
Grundaussage der VOB ist, dass die Ausführung der Arbeiten den allgemein anerkannten Regeln der Technik
entsprechen muss. Durch die Einführung diverser technischer Regelwerke und Merkblätter, im besonderen
der Prüfgrundsätze zur Erteilung eines allgemeinen
bauaufsichtlichen Prüfzeugnisses für flüssig zu verarbeitende Abdichtungsstoffe im Verbund mit Fliesen- und Plattenbelägen des Deutschen Instituts für
Bautechnik sowie dem ZDB-Merkblatt Hinweise für die
Ausführung von Verbundabdichtungen mit Bekleidungen und Belägen aus Fliesen und Platten für den
Innen- und Aussenbereich wurden Verbundabdichtun-
Das 4x4 der Bauchemie
gen in den Status einer allgemein anerkannten Regel der
Technik erhoben.
Verbundabdichtungen kann deutlich an Höhe gespart
werden.
Faktisch bedeutet dies, dass der Verzicht auf die Ausführung einer Verbundabdichtung in feuchtigkeitsbeanspruchten Bereichen als nicht den Regeln der Technik entsprechend und somit als Mangel zu bewerten ist. Dabei ist
es unerheblich, ob zusätzlich eine Bauwerksabdichtung
nach DIN 18195 ausgeführt wurde oder nicht.
Welche verschiedenen Verbundabdichtungs-Systeme gibt es?
Entspricht eine Verbundabdichtung der
DIN 18195 Bauwerksabdichtungen?
Kunststoffdispersionen wie Sopro FlächenDicht flexibel FDF
basieren in aller Regel auf Polymerdispersionen, welche verarbeitungsfertig angeliefert werden. Solche Abdichtungssysteme werden in Schichtdicken von insgesamt min. 0,5 mm
aufgetragen. Sie eigenen sich für Bereiche, die lediglich
mäßig beansprucht werden, wie in privaten Badezimmern
Die DIN 18195 befindet sich derzeit in der Überarbeitung.
Verbundabdichtungen wurden bis dato nicht in die DIN
18195 aufgenommen, wenngleich schon im Vorwort
der einzelnen Teile der DIN 18195 formuliert wird, dass
über die Aufnahme von Verbundabdichtungssystemen im
Rahmen der Überarbeitung der DIN 18195 beraten wird.
Dennoch basieren die Regelwerke für die Ausführung beider Arten der Abdichtung auf den Vorgaben des gleichen
Normengebers, d. h. des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBT).
Dabei kann bei sach- und fachgerechter Ausführung einer
funktionalen Verbundabdichtung diese eine Bauwerksabdichtung nach DIN 18195 durchaus ersetzen. Dies kann
jedoch nur objektbezogen festgelegt werden. Eine solche
Ausführung ist mit Bauherr und Planer abzustimmen, um
hier späteren Unstimmigkeiten vorzubeugen.
Worin liegen die wesentlichen Vorteile
einer Verbundabdichtung gegenüber einer
Bauwerksabdichtung nach DIN 18195?
Heute sind auf dem Markt verschiedene Verbundabdichtungs-Systeme erhältlich, die auf unterschiedlichen Materialien und Systemkomponenten basieren. Das Gros der
Produkte bilden dabei flüssig zu verarbeitende Systeme:
Kunststoff-Zementmörtel-Kombinationen (sog. Dichtschlämmen) wie Sopro DichtSchlämme Flex 1-K DSF 523, Sopro
DichtSchlämme Flex 2-K DSF 423 oder die neue Sopro TurboDichtSchlämme 2-K TDS 823. Diese Abdichtungssysteme
binden hydraulisch ab und sind mit organischen Zusätzen
sowie Polymerdispersionen vergütet. Sie eignen sich für
hoch mit Feuchtigkeit beanspruchte Bereiche wie Terrassen
bis hin zu Schwimmbadbecken und werden in der Regel in
einer Schichtdicke von min. 2,0 mm angewendet.
Reaktionsharzabdichtungen wie Sopro PU-FlächenDicht basieren auf Kunstharzen. Solche Abdichtungssysteme bilden
die höchste Güteklasse im Bereich der Verbundabdichtungen. Sie finden dort Anwendung, wo zur Wasserbelastung
auch noch eine chemische Beanspruchung hinzukommt, wie
beispielsweise in Großküchen oder Solewasserbecken. Die
Anwendung erfolgt in einer Schichtdicke von min. 1,0 mm.
Der wesentliche Vorteil einer Verbundabdichtung liegt darin, dass diese die
Feuchtigkeit oberflächennah abhält. Sie steht damit im Gegensatz zu Bauwerksabdichtungen, welche die Durchfeuchtung einzelner Bauteile – wie
beispielsweise eines Estrichs - zulassen müssen, da diese Abdichtungen unterhalb des Estrichs angeordnet werden. Im eingangs beschriebenen Beispiel
wäre durch die fachgerechte Ausführung einer Verbundabdichtung der Estrich nicht im Geringsten mit Verkeimungen und Bakterien durchsetzt. Hinzu
kommen technische Vorteile. So kann eine Verbundabdichtung komplett
ohne Überlappungsbereiche ausgebildet werden, was bedeutet, dass es keine Zwangspunkte gibt, an denen es zu Wasserstauungen kommt. Auch Detailpunkte sind wesentlich leichter auszubilden.
Durch die Verarbeitung im Verbund werden zudem niedrigere Schichtdicken
des Gesamtaufbaus ermöglicht. Gerade bei Baustellen, wo lediglich geringe
Aufbauhöhen zur Verfügung stehen, wie z. B. bei Sanierungs- oder Umbaumaßnahmen, kann die Erfordernis des Einbaus eines ausreichend dimensionierten Estrichs ein großes Problem darstellen. Durch die Verwendung von
Reinigungsarbeiten in einer Großküche.
Dem Anschluss an Detailpunkte, wie beispielsweise Bodenabläufen oder Bodendurchdringungen gilt besonderes
Augenmerk. Daher sollten auch die Haustechniker schon
frühzeitig in die Planung mit einbezogen werden. Denn alle
hier verwendeten Systeme müssen auf die Anforderungen
einer Verbundabdichtung abgestimmt sein. Als besonders
geeignet haben sich dabei Systeme mit Los-Fest-Flansch
oder Klebeflansch erwiesen.
Sopro Abdichtungssortiment
Bezüglich ihrer Verarbeitung weisen diese Systeme eine
Vielzahl an Gemeinsamkeiten auf. Der Auftrag erfolgt immer zweilagig, wobei die oben angeführten Schichtdicken
die Trockenschichtdicken im Gesamten wiedergeben. In
Bereichen von Anschluss- und Bewegungsfugen ist in die
erste Lage der Abdichtung ein systemkonformes Dichtband
einzuarbeiten. Dieses Dichtband wird in der Regel vor der
Applikation der Verbundabdichtung auf dem Untergrund
fixiert. Zu beachten ist hierbei, dass das Band neben der
Fugenüberbrückung im Wesentlichen eine abstützende
Funktion für die Abdichtung erfüllt und daher die Abdichtung komplett über das Band geführt werden muss.
Die praktische Erfahrung zeigt leider, dass durch Verarbeiter ab und zu auf qualitativ minderwertige Dichtbänder
zurückgegriffen wird. Diese Bänder offenbaren Schwächen in Dehnverhalten und Stabilität, sowie potentiell
gemindertem Anhaftverhalten der Abdichtung auf dem
Dichtband. Entsprechende Schäden sind die Folge.
Feuchtebeanspruchung
A01
A02
0
Boden
häusl. Bad Wand
mit
Badewanne häusliche Bäder
mit Bodenablauf
mäßig beansprucht
Abdichtungsstoffe
FlächenDicht flexibel
FDF 525/FDF527
Dichtschlämme Flex
1-K 523
1-K schnell 623
2-K 423
Turbo DSF
A1
and-
W
flächen
A2
Bodenflächen
öffentl. Duschen
Zusätzlich zu den flüssig zu verarbeitenden Systemen
existieren noch Mattensysteme wie die Sopro Abdichtungs- und EntkopplungsBahn AEB 640 oder die Sopro
Abdichtungs- und EntkopplungsBahn AEB plus 639. Solche Systeme eignen sich insbesondere für die Abdichtung
und auch Entkopplung von häuslichen Badezimmern oder
Balkonen und Terrassen.
Allen Verbundabdichtungssystemen gemein ist, dass es
sich hierbei um geprüfte Produktkombinationen handelt.
Das heißt, dass immer ein Abdichtungsprodukt, z. B. Sopro DichtSchlämme Flex 1-K DSF 523 mit einem Dünnbettkleber, z. B. Sopro’s No.1 400, geprüft wird und in dieser
Kombination dann auch ein allgemeines bauaufsichtliches
Prüfzeugnis (abP) ausgestellt wird. Im Umkehrschluss bedeutet dies allerdings auch, dass kein abP vorliegt, wenn
kein systemkonformer Fliesenkleber verwendet wird.
Verbundabdichtungen finden heute bereits in einer Vielzahl von Bauvorhaben Anwendung. Die Anwendungen reichen dabei vom privaten Badezimmer über Balkonflächen
und Schwimmbadumgängen bis hin zu Großküchen und
Schwimmbeckenunterwasserbereichen. Entsprechend der
Belastung können bzw. müssen in den verschiedenen Bereichen unterschiedliche Abdichtungssysteme verwendet werden. Die nachstehende Tabelle gibt hierzu einen Überblick.
B0
Außenbereich mit
nicht drückender
Wasserbeaufschlagung
hoch beansprucht
FlächenDicht
flexibel
FDF 525
FDF 527
Dichtschlämme Flex
1-K 523
1-K schnell 623
Turbo DSF
Terrasse
Dichtschlämme Flex
1-K 523
1-K schnell 623
Turbo DSF
PU-FlächenDicht
PU-FD 570 Wand
PU-FD 571 Boden
C
hochbeansprucht
mit chemischen
Angriffen
B
Flächen im
Unterwasserbereich
(drückendes Wasser)
Großküche
PU-FlächenDicht
PU-FD 570 Wand
PU-FD 571 Boden
Dichtschlämme Flex
1-K 523
1-K schnell 623
Turbo DSF
PU-FlächenDicht
PU-FD 570 Wand
PU-FD 571 Boden
Wie wird die Feuchtebeanspruchung definiert?
Die Definitionen der einzelnen Feuchtigkeitsbeanspruchungsklassen wie in der voranstehenden, aus dem ZDB-Merkblatt
Verbundabdichtungen entnommenen Tabelle dargestellt sind, lassen erfahrungsgemäß einen gewissen Interpretationsspielraum zu. Bauherr, Planer, Hersteller und Verarbeiter sind daher gefordert, hier im Einzelfall die notwendigen Definitionen und Maßnahmen festzulegen.
Das 4x4 der Bauchemie
Welche Untergründe eignen sich für eine
Verbundabdichtung?
Welche Chancen bieten Verbundabdichtungen dem Verarbeiter?
Grundsätzlich wäre es ein Fehler, den Oberbelag und die
Verbundabdichtung unabhängig von dem Verlegeuntergrund zu betrachten. Denn um allen Unwägbarkeiten gerecht werden zu können, ist es notwendig, dass auch der
Untergrund eine ausreichende und angemessene Beständigkeit gegenüber Feuchtigkeit aufweist. Nur so lassen sich
schwere Folgeschäden verhindern. Denn es ist in der Praxis
nicht auszuschließen, dass auch eine Verbundabdichtung
- etwa bedingt durch äußere Einwirkungen - beschädigt
wird. Diese Einwirkungen resultieren im Wesentlichen aus
der späteren Nutzung des Gesamtbelags. Sind die Umfassungsbauteile also Wände und Böden, nicht feuchtebeständig aufgebaut, so ist ein Schaden bis hin zu Standfestigkeitsproblemen gegebenenfalls die Folge.
Leider begegnet man auch heute immer noch Verarbeitern, die sich dem Thema Verbundabdichtungen verschließen oder dieses stiefmütterlich behandeln. Dies ist aber
letztlich nur schwer verständlich. Die Ausführung einer
Verbundabdichtung ist Bestandteil des Gewerks. Und die
Begeisterung
eines
Bauherrn für einen
vorbildlich verlegten
Fliesenbelag hält sich
ganz bestimmt in
Grenzen, wenn es im
Stockwerk darunter
von der Decke tropft.
Häufigstes Problem ist hierbei, dass gipshaltige Materialien
wie beispielsweise Gipsputz, Gipskartonplatten, Calciumsulfatestriche u.ä. in feuchtebelasteten Bereichen als Verlegeuntergrund vorgefunden werden. Im privaten Badezimmer ist dieses letztlich bei einer fachgerechten Ausführung
einer Verbundabdichtung noch verzeihbar, aber in der
Großküche haben solche Materialien nichts verloren.
Einen Überblick über die zulässigen Verlegeuntergründe
liefert das ZDB-Merkblatt Verbundabdichtungen.
Von daher gesehen ist
die Verbundabdichtung
keinesfalls als ein lästiges „Übel“, sondern
vielmehr als Chance
anzusehen. Als Chance, einen Belag und Maschinelles Verarbeiten der DSF 1K
einen kompletten Bodenaufbau nochmals aufzuwerten, indem der Oberbelag
wasserdicht ausgeführt wird. Denn die meisten anderen
Oberbelags-Systeme wie beispielsweise Parkett- oder
Teppichbeläge bieten diese Möglichkeit nicht. In Zusammenarbeit von Verarbeiter, Planer und Bauchemielieferant
kann daher mit Hilfe einer fachgerecht ausgeführten Verbundabdichtung ein hochwertiger Belag entstehen.
Autor: Thomas Ziegler
Diplom-Bauingenieur
Anwendungstechniker
der Sopro Bauchemie
Bautechnische Beratung
Beeindruckende Fliesen- und Abdichtungsarbeiten in einer
öffentlichen Dusche
Impressum: 4 Seiten, Das 4 x 4 der Bau­chemie 1/2009 • Herausgeber: Sopro Bauchemie GmbH, Wiesbaden • Verantwortlich
für den Inhalt: Sopro Bauchemie GmbH •
Layout: Sopro Bauchemie GmbH © 2009 by
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