17. Juli 2016
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Jeden Sonntag
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Der Sonntag
am Hochrhein
Neue Scheffel-Ausstellung
Spielen verboten?
Die große Kämpferin
Im Schloss Schönau in Bad Säckingewerden am
Mittwoch die neuen Scheffel-Räume eröffnet.
Der Sonntag sprach mit Hansgeorg SchmidtBergmann, Leiter des Museums für Literatur am
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Oberrhein, über die Ausstellung.
Das Land stemmt sich gegen den Boom der Spielhallen undwill aufräumen: Der Bestandsschutz
wird aufgegeben, auch alte Hallen sollen schließen. Allerdingsweiß niemand so richtig,wie das
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funktionieren soll.
Sie istunverwüstlich: In Rio startet Sabine Spitz (Foto) zum fünften Mal bei Olympischen Spielen. Die 44-Jährige hat sichviel
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vorgenommen.
Die Tür zu Ihrem Tor
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Gernot Erler
zögert noch
Jubel für Erdogan
Erste BUNDESTAGSKANDIDATEN in der Region nominiert
Türkische Regierung behauptet sich gegen PUTSCHISTEN – Spekulationen über Hintergrund
Die Bundestagswahl im kommenden Jahr wirft längst ihre
Schatten voraus. Und die ersten
Parteikreisverbände haben bereits begonnen, ihre Kandidaten
für den Wahlkampf zu nominieren.
Am eiligsten hatte es die FDP
in Freiburg: Bereits am Donnerstagabend stand fest, dass der 30jährige Zahnarzt Adrian Hurrle
für sie ins Rennen gehen wird.
Der gebürtige Konstanzer, der
sich gegen die Mikrosystemtechnikerin Marianne Schäfer
sowie den schon bei der Landtagswahl gescheiterten Professor Eicke Weber parteiiintern
deutlich durchsetzte,will sich im
Wahlkampf für junge Unternehmer und Freiburg als Start-upCity starkmachen.
Allerdings dürfte es Hurrle
schwer haben, auf der FDP-Landesvertreterversammlung am
19. November einen guten Listenplatz in Baden-Württemberg
zu ergattern. Denn schon in der
unmittelbaren
südbadischen
Nachbarschaft erwächst ihm
harte Konkurrenz: Der FDP-Kandidaten im Wahlkreis Lahr-Emmendingen, der erst 25-jährige
Jurastudenten Felix Fischer, sowie vor allem der Bad Bellinger
Bürgermeister Christoph Hoffmann, der im Wahlkreis Lörrach
kandidieren wird, gelten für eionen guten Listenplatz als höher
gehandelt.
Dass Hoffmann, der erst
jüngst wegen der Merkel’schen
Flüchtlingspolitik aus der CDU
austrat, für die FDP kandidiert,
kam für einige Beobachter überraschend.
Der Lörracher FDP-Kreisvorsitzende, Harry Vogt, erklärte gegenüber dem Sonntag, seine Partei habe sich um Hoffmann als
Kandidaten bemüht, nachdem
bekannt geworden sei, der Bad
Bellinger Bürgermeister würde
der CDU den Rücken kehren:
„Hoffmann verfügt über sehr
viel kommunalpolitische Erfahrung und ist kompetent in der
Wirtschaftspolitik. Davon versprechen wir uns einiges.“ Nur
zwei Tage nach Hurrles Nominierung in Freiburg legte hier die
CDU nach: Konkurrenzlos nominierte sie den Bundestagsabgeordneten Matern von Marschall
als Kandidat für die nächste Legislaturperiode.
Inzwischen zum Europa-Politiker spezialisiert hat sich von
Marschall bei der Bundestagswahl 2013 überraschend das Direktmandat in Freiburg gegen
Gernot Erler (SPD) und Kerstin
Andreae (Grüne) gesichert.
Der Putschversuch hat die
Türkei in ihren Grundfesten
erschüttert und weltweit
Sorgen um die Zukunft des
Landes ausgelöst. Der Freiburger CDU-Politiker und
Türkei-Kenner Matern von
Marschall vermutet Militärs hinter dem Putsch, deren Entlassung durch
Staatschef Recep Tayyip Erdogan bevorstand.
in Waldshut?
Soldaten der türkischen Armee
waren am Freitagabend in der
Hauptstadt Ankara und in Istanbul ausgeschwärmt und brachten strategische Punkte wie eine
Bosporus-Brücke unter ihre Kontrolle. In einer kurz vor Mitternacht im Fernsehen verlesenen
Erklärung verkündete ein „Friedensrat“ die vollständige Machtübernahme in der Türkei, rief
das Kriegsrecht aus und verhängte eine Ausgangssperre.
Erdogan, der sich zu diesem
Zeitpunkt im Badeort Marmaris
aufhielt, schaltete sich via
Smartphone live in eine TVNachrichtensendung ein und
rief die Bevölkerung auf, auf die
Straßen zu gehen und sich den
Putschisten entgegenzustellen.
Zehntausende folgten dem Aufruf, danach flog Erdogan zum
Atatürk-Flughafen in Istanbul,
wo er von jubelnden Anhängern
empfangen wurde. Zeitgleich
mobilisierte die Regierung alle
loyalen Kräfte und schlug zurück. Unter dem Einsatz von
Kampfflugzeugen und Panzern
lieferten sich Putschisten und
regierungstreue Truppen in Ankara und Istanbul schwerste Gefechte, wie sie das Land seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt hat.
Am Samstagmittag erklärte
Ministerpräsident Binali Yildirim in Ankara dann, die Regierung habe die Lage „vollständig
unter Kontrolle“. Nach seinen
Angaben wurden 161 Zivilisten
und Sicherheitskräfte getötet.
Nach Angaben des Militärs star-
WALDSHUT
–
Wer kandidiert für die CDU
–
Mit Kerstin Andreae wird es von
Marschall auch im nächsten
Wahlkampf zu tun bekommen,
die Wirtschaftspolitikerin gilt als
sichere Kandidatin der Grünen.
Doch was macht Gernot Erler?
Der inzwischen 72-jährige Russland-Beauftragte der Bundesregierung, seit 1987 im Bundestag,
hatte bisher offen gelassen,ob
dies für ihn die letzte Legislaturperiode im Parlament sei. Auf
Anfrage sagte er diese Woche,
seine endgültige Entscheidung
zu einer etwaigen weiteren Kandidatur falle in den nächsten Tagen – nach parteiinternen Konsultationen.
Während die SPD, wie die Grünen, die Linken und die AfD erst
im Herbst ihre Kandidaten nominieren will, steht fest, dass die
CDU-Bundestagsabgeordneten
Peter Weiß (Emmendingen) und
Armin Schuster (Lörrach) erneut
kandidieren und parteiintern
kaum Konkurrenz in ihren Wahlkreisen zu erwarten haben.
Spannend werden dürfte die
Nominierung des CDU-Kandidaten im Wahlkreis Waldshut. Dort
tritt der bisherige christdemokratische Bundestagsabgeordnete Thomas Dörflinger nächstes Jahr nicht mehr zur Wahl an.
Seine Parlamentskollegin Gabriele Schmidt, aber auch der
CDU-Landtagsabgeordnete Felix
Schreiner werden dort als potenzielle Anwärter gehandelt.
TONI NACHBAR
BAD SÄCKINGEN
LAUFENBURG
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Unterstützer Erdogans feiern die Niederschlagung des Putsches auf der Bosporus-Brücke.
ben außerdem 104 Putschisten.
Mehr als 1 440 Menschen wurden verletzt, wie Yildirim mitteilte. Mehr als 2 800 Armeeangehörige – mutmaßliche Putschisten – seien festgenommen
worden. Acht Putschisten versuchten, sich in einem Militärhubschrauber nach Griechenland abzusetzen. Die türkische
Regierung forderte die Auslieferung der „Verräter“, wie der TVSender Habertürk berichtete.
Die Hintergründe des Umsturzversuches blieben zunächst im Dunkeln. Erdogan
machte die Anhänger des islamischen Predigers Fethullah Gülen
für den Umsturzversuch verantwortlich, was dieser zurückwies.
Der Freiburger CDU-Bundestagsabgeordnete Matern von
Marschall, der Sprecher seiner
Fraktion für die Beziehungen
zur Türkei im Europa-Ausschuss
des Bundestages ist, nannte den
Putschversuch gegenüber dem
Sonntag dilettantisch. Für ihn
sei das ein Hinweis, dass kein
großer Teil der Armee hinter
ihm stand. „Nach meinen Informationen waren das keine Kemalisten, sondern eine Gruppe
von Offizieren, die demnächst
eine Entfernung aus dem Militär
befürchten mussten.“ Erdogan
habe anscheinend auch im Militär eine Säuberung geplant, die
vor allem Anhänger der GülenBewegung betrifft. Solche Säuberungen hatte es zuvor in der Justiz und in der Polizei gegeben.
„Der gescheiterte Putsch ist ein
guter Tag für die Türkei“, urteilte
von Marschall, „Anhänger aller
politischer Richtungen haben
sich gegen den Staatsstreich gewandt. Dies zeigt, dass die türkische Gesellschaft aus den leidvollen Erfahrungen mit Militärputschen gelernt hat.“
Beim Fest der deutsch-türkischen Kulturtage in Freiburg
gestern Nachmittag wirkt es
nicht, als seien die Ereignisse aus
der Türkei besonders präsent.
Das Fest abzusagen oder das Programm zu ändern, sei ihnen nie
in den Sinn gekommen, sagt Veranstalter Kemal Türk. Und was
FOTO: AFP
die Situation in der Heimat angehe, warte er erstmal ab. „Die
Sache ist noch heiß.“ Die türkischen Medien, die leider nicht
unabhängig seien, sagt Türk, berichteten von einem Putsch, die
westlichen von einem Theaterstück. Letzteres glaube er selbst
auch eher.
„Für mich wirkt das wie abgesprochen, damit der Präsident
seine Macht festigen kann“,
glaubt Orhan Demir, der beim
Kulturfest hinter einem Imbissstand steht. „Wenn das türkische
Militär so was macht, dann richtig.“ Er habe am Abend noch mit
seinem Bruder in Istanbul telefoniert und ihm geraten, nicht
auf die Straße zu gehen, wie von
Präsident Erdogan gewünscht.
Doch es finden sich auch Unterstützer Erdogans auf dem
Kulturfest. Nein, sagt etwa ein
Mann, der seinen Namen nicht
in der Zeitung lesen will, was gestern gewesen sei, wisse er nicht.
Aber man solle Erdogan in Ruhe
lassen. „Er hat viel für die Menschen dort getan.“ AFP, TN, JKI
2 AUS DER REGION
Der Sonntag · 17. Juli 2016
„Die Wut eskaliert“
KURZ GEFASST
BEUGGEN
Schloss wird Drei-Sterne-Hotel
Nachdem das Schloss Beuggen im
April an den freien Architekten und
Unternehmer Kai Flender aus Waldshut-Tiengen verkauft worden war,
wurde gerätselt, wie die Zukunft des
historischen Gebäudekomplexes
aussehen könnte. Flender hatte eine
„kirchennahe Nutzung“ sowie die
Zugänglichkeit für die Öffentlichkeit
zugesichert. Nun steht fest: Auf dem
am Rheinufer gelegenen Grundstück zieht ein Drei-Sterne-Hotel
mit einem Restaurant- und Barbetrieb ein, das Gästehaus bleibt
auf Zwei-Sterne-Niveau erhalten. Neuer Betreiber wird der
Bad Säckinger Hotelier Christian Herzog. Laut Badischer Zeitung
soll er einen Pachtvertrag über zehn Jahre unterschrieben
DS
haben.
VERMISST
Polizei bittet um Mithilfe
Am Mittwoch hatte die Polizei mitgeteilt, dass zwei Personen
– ein Mann aus Waldshut und eine Frau aus Lauchringen –
vermisst werden. Die Frau ist mittlerweile wohlbehalten wieder
aufgetaucht, vom 74-Jährigen fehlt weiterhin jede Spur, die
Polizei bittet die Bevölkerung um Mithilfe: Rolf Kisch aus
Waldshut verließ am Dienstagabend gegen 19.20 Uhr sein
„Am Lindenbuck“ gelegenes Haus, um zu einer Eisdiele in
der Innenstadt zu gehen. Er ist gesundheitlich stark angeschlagen
und fällt aufgrund Geh- und Sprachproblemen auf. Kisch ist
etwa 1,74 Meter groß, schlank und hat kurze Haare. Bekleidet
war er mit grüngrauen Jeans und einer dunkelblauen Regenjacke.
Seine Spur verliert sich im Seltenbachtal Richtung Rheinmündung. Personen, die Rolf Kisch am Dienstag nach 19.20 Uhr
gesehen haben, werden gebeten, sich umgehend beim PoDS
lizeirevier Waldshut-Tiengen, 077 41/83 16 0, zu melden.
So viele Fragen
bleiben offen
Die Akte ARMANI wurde jetzt ergebnislos geschlossen
Zwei Jahre sindvergangen, seit in
Freiburg-Brühl der acht Jahre alte Armani R. an einem Sonntagabend von einem Spielplatz
nicht mehr nach Hause gekommen ist. Zwei Jahre, seit der Junge eine Nacht nach seinem Verschwinden in Freiburg-Betzenhausen tot in einem Bachbett
liegend aufgefunden wurde.
Zwei Jahre, in denen die Frage,
wer Armani erwürgt hat und
warum der kleine Junge überhaupt sterben musste, unbeantwortet blieben. Die Akten wurden nun geschlossen, die Ermittlungen sind eingestellt, können
aber jederzeit wieder aufgenommen werden, sollte sich ein neuer Sachstand ergeben. Morde
verjähren eben nie.
Polizeisprecher Dirk Klose
nennt den Fall „eine offene Wunde“ für die Polizei, die in der „SoKo Bach“ mit bis zu 70 Ermittlern nach dem Mörder Armanis
fahndete. Dass die Polizei damals zunächst selbstbewusst
„Den kriegen wir“ sagte, sollte ihr
in den Wochen und Monaten
darauf zusehends auf die Füße
fallen, denn von dem Mörder des
Kindes fehlt bis heute jede Spur.
Dabei war der Fahndungsaufwand in dem Fall riesig: Als im
April 2016 die zuletzt noch aktive Ermittlungsgruppe aufgelöst
wurde und die Akten an die Freiburger Staatsanwaltschaft überstellt wurden, hatten sich 270
Ordner voll mit 20 000 Dokumenten in 25 Umzugskisten verpackt angesammelt. Schätzungsweise 150 000 Seiten Material, in denen es unter anderem um die rund 6 000
Zeugenvernehmungen, zahlreiche weitere Befragungen und
um mehr als 2 000 Spuren geht,
die in dem Fall abgearbeitet wurde. Alleine rund um den Spielplatz, von dem Armani am 20.
Juli 2014 verschwand, wurden
1 600 Zigarettenstummel gesammelt, um mögliche TäterDNA zu sichern. Alles ohne Erfolg.
Der Mord an Armani löste vor
zwei Jahren neben bundeswei-
tem Medieninteresse eine große
Welle von Solidarität und Mitgefühl aus: Rund 3 000 Menschen
nahmen an einem Gedenkmarsch in Freiburg teil. Zu Armanis Bestattung kamen 600
Menschen. Doch es gab auch
hässliche Nebengeräusche: So
verprügelten Armanis Vater und
ein Onkel des Jungen gemeinsam einen Pressefotografen, als
dieser nach der Beerdigung das
Grab des Kindes fotografieren
sollte. Die beiden Männer wurden zu Bewährungs- und Geldstrafen verurteilt. Und im Internet löste der Fall wüste Gerüchte
und Aufforderungen zur Selbstjustiz aus. In einem Fall wurde
gar ein gefälschtes Phantombild
eines angeblichen Mörders verbreitet.
–
Dürftige
Politikwissenschaftler CHRISTOPH HAAS über die Lage in den USA
In den USA kam es in den
vergangenen Wochen wieder zu erschütternden Vorfällen, bei denen zwei Afroamerikaner von Polizisten erschossen wurden. Im
Anschluss daran wurden
fünf Polizisten bei einer
Anti-Gewalt-Demo getötet.
Politikwissenschaftler
Christoph Haas von der Uni
Freiburg blickt mit Sorge
nach Amerika.
Herr Haas, welches Bild vermitteln Ihnen die USA derzeit?
Es scheint dort eine Polarisierung zu geben, die die Gesellschaft auseinanderdriften lässt.
Die große Frage ist: Haben wir es
mit einem Vorgang zu tun, der
überall gleichermaßen vonstatten geht, oder gibt es ihn vorwiegend in bestimmten Brennpunkten so, wo er auch lokal begründbar ist. Dass die Wut an
manchen Stellen extrem aufflammt, sehen wir aktuell.
Ausschlaggebend waren wieder
einmal Fälle von Polizeigewalt.
Zwei Afroamerikaner wurden
von Polizisten erschossen.
Die USA haben immer noch ein
Rassismusproblem. Ein Blick in
die Geschichte zeigt, dass der individuelle Rassismus
zurückgegangen ist. Angefangen in
den 60er Jahren mit der Civil
Rights Bewegung bis hin zur
Wahl von Obama als erstem
schwarzen Präsidenten hat es
viele Fortschritte gegeben. Was
immer noch da zu sein scheint,
ist ein latenter institutionalisierter Rassismus. Warum werden
überwiegend Afroamerikaner
von der Polizei angegriffen? Sie
stehen offenbar unter anderen
Verdachtsmomenten.
Die Polizei, kein Freund und
Helfer also?
Die überwiegende Zahl der Polizisten ist sicherlich nicht individuell rassistisch. Aber als Kollektiv gerät die Polizei in diesen Ruf.
Die hohen Einkommensunterschiede zwischen der schwarzen
und weißen Bevölkerung sind
Spurenlage
„Black Lives Matter“: In Gedenken an den von einem Polizisten erschossenen Afroamerikaner Alton Sterling
FOTO: AFP
versammeln sich in Baton Rouge Studenten der Louisiana State University.
ein Spiegelbild der Ungleichheit.
Afroamerikaner wachsen häufig
in Stadtvierteln auf, wo die Kriminalität höher ist und die
Chancen auf gute Bildung niedriger sind.
Bei einer friedlichen Demonstration gegen Polizeigewalt in
Dallas erschoss dann ein Afroamerikaner fünf Polizisten. Welche Konsequenzen sollte die USA
aus dieser Spirale der Gewalt
ziehen?
Wichtig ist vor allem, dass die
Menschen einen kühlen Kopf
bewahren. Dass aus solchen einzelnen Tätern keine Masse wird,
die sich gegenseitig aufschaukelt. Wenn die Wut weiter explodiert und es wieder zu richtigen
Auseinandersetzungen in den
Straßen kommt wie in Ferguson,
nachdem der Afroamerikaner
Michael Brown von der Polizei
erschossen wurde, verschärft
sich das Problem. Es gibt viele
Organisationen, die gegen das
Fehlverhalten der Polizei friedlich protestieren. Der Schütze
von Dallas aber hatte Rachemotive und steht nicht für alle.
Wie beurteilen Sie das Verhalten
von Barack Obama?
Obama hat einen schweren
Stand seit seinem ersten Tag im
Amt. Er will und muss Präsident
für alle Amerikaner sein. Wenn
er jetzt zu einseitig mit dieser Sache umgeht, heißt es sofort, er
betreibe Affirmative Action, und
bevorzuge die Schwarzen, wo
doch vor dem Gesetz alle gleich
sind. Solche Reflexe setzen bei
seinen Kritikern ein, und können wiederum als unterschwelliger Rassismus ausgelegt werden.
Obama hat sich insgesamt bemüht, nicht einseitig Stellung zu
beziehen. Mit Blick auf die Vergehen der von Polizisten etwa sagte er, dass solche Vorfälle nicht
auf die gesamte Polizei umgemünzt werden dürfen. Obama
versucht, eine vermittelnde Position einzunehmen, um so dem
Vorwurf zu begegnen, nur Präsident einer Gruppe zu sein.
Es sind die letzten Tage seiner
Amtszeit. Die anfängliche Euphorie ist längst verflogen. Was
bleibt?
Man sieht, dass die politische
Polarisierung während seiner
Administration viel stärker geworden ist. So weit waren die Parteien noch nie voneinander entfernt. Der Populist Trump als
Präsidentschaftskandidat
ist
auch ein Ausdruck dessen. Aber
Obama hat keinesfalls diese Polarisierung alleine verschuldet.
So hat er etwa versucht, die Waffengesetze zu verändern, aber es
gab von Anfang an eine Gruppe
von Republikanern, die ihm keinen einzigen Erfolg gönnen
wollte. Er selbst hat gleichwohl
auch an manchen Punkten Sturheit gezeigt. Im Grundsatz
bleibt: Er hat viel probiert, und
auch große Erfolge wie etwa die
Gesundheitsreform verzeichnet.
Seine Signale für ein Verändern
der Waffengesetze stießen auf
wenig Gehör. Dieses Ziel wird
nach Obama wahrscheinlich
nicht mehr weit oben auf der
politischen Agenda stehen ...
Das sehe ich genauso, und das
Problem wird nicht beseitigt
werden. Punkt. Das Recht, Waffen zu besitzen, ist ein Verfassungsgrundsatz. Es gibt in den
USA mehr Waffen im Privatbesitz als Einwohner. Obama hat
mehrfach versucht, deren Kauf
einzuschränken, aber das wäre ja
nur ein Anfang. Bei den Amerikanern ist „the right to bear
arms“ nicht nur verfassungsrechtlich, sondern auch kulturell
verankert, und die Waffenlobby
macht ihre Arbeit. In den USA
wird es in hitziger Atmosphäre
gleich so brutal, weil Wut durch
Waffen immer stärker eskaliert.
Man mag sich nicht ausmalen,
was bei uns los wäre, wenn hier
so viele Menschen Knarren hätDAS GESPRÄCH FÜHRTE
ten.
DANIEL WEBER
ZUR PERSON
CHRISTOPH
HAAS ist
Akademischer Rat
am Lehrstuhl für
Vergleichende Regierungslehre an der Uni
Freiburg. „Politisches Denken in den USA“ ist das Spezialgebiet des 47-jährige Politikwissenschaftlers. DAW
WAR NOCH WAS?
–
Zwei Mal wurde der Mord an Armani in der Fernsehsendung
„Aktenzeichen XY... ungelöst“ im
ZDF dargestellt. Nur um doch
wieder bei den gleichen offenen
Fragen zu landen: Wo ist beispielsweise Armanis Ball mit
dem „O2“-Werbeaufdruck? Wie
kam Armani vom Spielplatz in
Brühl in das vier Kilometer entfernte Betzenhausen? War er da
schon tot? Wann starb er, wo?
Gab es im Zusammenhang mit
der Tat tatsächlich ein weißes
Auto mit einem „M“ im Kennzeichen? Fiel der Junge einem Sexualstraftäter zum Opfer? Hinweise in dieser Richtung gibt es keine. Das Gegenteil ist aber auch
nie ganz geklärt worden. Die
Spurenlage am Leichenfundort
war nach der sommerlichen Regennacht vom 20. auf den 21. Juli
2014 nicht sehr ergiebig.
Und so bleibt der Polizei in
Freiburg heute nur die Hoffnung, dass sich der Täter eines
Tages vielleicht doch noch stellt
oder dass man seiner durch Zufall habhaft werden könnte. Bis
dahin bleibt der Tod des Jungen
„eine Wunde“.
Die Woche vom 11. bis 16. Juli
Montag
ckingen allen davon (22,16 Minuten) – sie war bereits zum zwölften Mal dabei.
Wer nicht zeitig im Bett ist, erlebt
in der Wehrer Innenstadt heute
Nacht gleich zwei STROMAUSFÄLLE: Gegen 21.59 Uhr ist der
Saft zum ersten Mal weg, die Störung wird nach 37 Minuten behoben. Eine halbe Stunde fließt
der Strom, dann wird es wieder
dunkel: Defekte Erdkabel sind
schuld. Diesmal dauert es zwölf
Minuten, bis die Stromversorgung wieder hergestellt ist. Die
Arbeitswoche kann mit der gewohnten Power beginnen.
Mittwoch
Startschuss für ein historisches
Spektakel: Die HIRSEBREIFAHRT
geht zurück auf eine Wette, die
Zürcher im Jahr 1456 mit ihren
Partnern aus Straßburg abgeschlossen hatten. Damals wollten die Schweizer Zunftleute beweisen, dass sie innerhalb eines
Tages bei ihren Verbündeten
rheinabwärts sein konnten,
wenn es drauf ankam. Zum BeBERND PETERS weis für die Schnelligkeit sollte
Freitag
Auf der historischen Hirsebreifahrt kommen die Boote auch an RheinFOTO: VOLLMAR
felden vorbei.
ein Topf Hirsebrei dienen, der
bei Ankunft noch warm war.
Heute lassen sich die Teilnehmer der etwa alle zehn Jahre
stattfindenden Fahrt etwas
mehr Zeit: Am Donnerstag werden die Boote in Laufenburg begrüßt, nach mehreren Zwischenstopps sollen die Verbündeten
am Samstag in Straßburg einlaufen. Inklusive Hirsebrei, klar.
Donnerstag
Mehr als 1 000 Laufbegeisterte
rennen durch Bad Säckingen,
der ALTSTADTLAUF ist auch in
diesem Jahr ein voller Erfolg. Besonders für den Lörracher Omar
Tareq, der mit 19,06 Minuten auf
sechs Runden der schnellste
Mann ist. Als schnellste Frau
rennt Janine Kaskel aus Bad Sä-
In den frühen Morgenstunden
wird ein Mädchen in Albbruck
von einer EXPLOSION geweckt:
Ihr E-Board (diese futuristischen
Fahrgeräte, auf denen sich eine
Person stehend fortbewegen
kann) hat während des Ladevorgangs Feuer gefangen. Die Feuerwehr rückt mit vier Fahrzeugen
aus, verletzt wird zum Glück niemand.
Eine ganz andere Gefahr für
die Gesundheit geht von KOTROPFEN aus, trotzdem gibt ein
27-Jähriger an, sie regelmäßig
einzunehmen. Anlass für diese
zweifelhafte Aussage ist eine Polizeikontrolle, in die er mit seiner
Beifahrerin im schweizerischen
Laufenburg gerät: Gleich 30 Liter des in der Schweiz verbotenen Narkotikums finden die Beamten in einem aus China versandten Päckchen im Wagen mit
Solothurner Kennzeichen. KNG
DIE DRITTE SEITE 3
Der Sonntag · 17. Juli 2016
Die Würfel
sind gefallen
Das Land will SPIELHALLEN schließen –
und lässt die Beteiligten ratlos zurück
RALF STRITTMATTER
RENÉ ZIPPERLEN
L
ämpchen leuchten, alles
blinkt, Walzen mit Kirschen,
Glocken und Zahlen setzen
sich in Bewegung und kommen
mit lautem Klacken wieder zum
Stehen. Bei gleichen Bildern in
einer Reihe ertönt feierlich ein
Fanfarensound. Hektische Technomusik signalisiert: gewonnen.
Jeder kennt die klassischen
Spielautomaten, die „Groschengräber“, aus der Kneipe an der
Ecke und natürlich aus den größeren und kleineren Spielhallen,
die in vielen Innenstädten wie
Pilze aus dem Boden schießen.
Schon lange ächzen Gemeinden wie Lörrach und Weil über
eine „kritische Häufung“. Waren
2009 in Lörrach noch 161 Geldspielgeräte installiert, sind es
heute 288, 149 davon in den
mittlerweile 15 Spielhallen. In
Weil am Rhein sind es 14 mit 145
Geräten – insgesamt aber 289
Automaten im Stadtgebiet. Zwischen der Ortenau und Waldshut zählen die Industrie- und
Handelskammern mehr als 250
Spielhallen. Tendenz steigend.
Nun hat ihnen das Land Baden-Württemberg den Kampf
angesagt. Wie übrigens fast alle
Bundesländer. Dabei sieht sich
der Staat in einer väterlichen
Rolle: Er will die Menschen vor
ruinöser Spielsucht bewahren.
Viele Spielhallen, viel Suchtpotenzial, so die Logik.
Das Land will dem Spielhallenboom mit strengeren Vorgaben
Einhalt gebieten – aber nicht nur
das: Es will auch die Zahl der bestehenden Hallen reduzieren.
Und das wird nun zum Problem,
das seit einem halben Jahr Spielhallen wie Kommunen ins
Schwitzen bringt. Denn die gesetzlichen Vorgaben sind zwar
klar. Die Umsetzung aber ist im
Grunde völlig ungeregelt.
komplex mehrere Hallen zu betreiben. Doch das Gesetz fordert
noch viel mehr, und da wird es
richtig spannend: Im Umkreis
von 500 Metern (Luftlinie!) darf
keine weitere Spielhalle liegen.
Und keine Einrichtung, in der sowohl Kinder als auch Jugendliche verkehren, also keine Musikschule, keine Weiterführende
Schule, keine Schulsporthalle.
Das wird eng. In Freiburg gibt es
zahlreiche Überschneidungen.
Dass ausgerechnet der Staat
sich als Tugendwächter hervortut, stößt den Spielhallenbetreibern bitter auf. Die Freiburger
Passage säumen links und rechts
die Automatenhallen mit je
zehn bis zwölf Geräten – zwölf
pro Halle sind erlaubt, pro Automat müssen zwölf Quadratmeter Fläche stehen. Im Gegensatz
zum „Großen Spiel“ im staatlichen Casino mit Poker, Black Jack
oder Roulette ist bei Spielautomaten die Rede vom „Kleinen
Spiel“ – das ist abhängig von den
Vermögenswerten, die pro Tag
verschoben werden können: „Im
Vergleich zu uns geht es in staatlichen Casinos ums Eingemachte“, sagt Felix Weber, zusammen
mit Horst Handschuh Geschäftsführer der HS Gast- und
Spielstätten GmbH, „da kann
man richtig viel Geld verlieren.“
An diesem Freitagnachmittag
sitzen die Gäste vereinzelt in Webers neun Spielhallen, wochenends sei mehr Betrieb. Eine ältere Dame starrt im Automatenlicht ruhig und konzentriert auf
ihr Spiel und drückt in regelmäßigem Abstand die Knöpfe. Ein
junger Mann spielt in einer futuristisch gestalteten dunklen Halle mit viel Neonlicht; von Zeit zu
Zeit steht er auf und wechselt
den Automaten. Schon länger
sollen strenge Vorschriften zur
Aufstellung der Automaten verhindern, dass an mehreren
gleichzeitig gezockt wird. Über-
Spielsucht kann Existenzen ruinieren, deswegen gibt es schon heute
Auflagen für Spielhallen. Diese sehen sich als kontrollierender Faktor –
FOTO: DPA
anders als etwa das anonyme, schrankenlose Internet.
Gegenüber dem Freiburger
Hauptbahnhof sind mit dem
Spielland und dem Megapark
Casino zwei von drei Spielotheken der HS Gast- und Spielstätten GmbH beheimatet, seit 30
Jahren. Auf zwei Stockwerken
und mehr als 2000 Quadratmetern Gesamtfläche gibt es nach
der 2010 genehmigten Erweiterung insgesamt neun Spielhallen – fünf im Erdgeschoss und
vier im ersten Stockwerk. Nach
dem neuen Gesetz stünden sie
im kommenden Sommer vor
dem Ruin: Zum 1. Juli 2017 ist es
verboten, im selben Gebäude-
haupt verlangt der Staat immer
mehr auch soziale Kontrolle von
den Betreibern. Denn Spielsucht
kann Existenzen zerstören. In
abgetrennten Kabinen sitzen
Mitarbeiter und überwachen das
Geschehen mit Blick auf Jugendschutz und gesperrte Spieler –
deren Gesichter liegen in entsprechenden Ordnern aus, manche haben sich sogar selbst sperren lassen.
In den Sälen herrscht striktes
Alkoholverbot, nur in den Bars,
eine pro Stockwerk, wird Alkohol
ausgeschenkt – Kaffee und Wasser sind für die Spielgäste um-
Wo endet das Vergnügen, wo beginnt die Sucht? Der Staat will die steigende Zahl der Spielhallen zurückfahren – mit Schließungen.
sonst. Viele finden den Weg ins
Casino heimlich: „Die Frauen
wissen nicht, dass ihre Männer
zum Spielen herkommen“, sagt
eine Angestellte. Auch deswegen
trifft man in Spielhallen immer
wieder Parfümverkäufer. Erst
diese Woche wurde in Lörrach
wieder ein Kleinkrimineller verurteilt, der teures Parfüm geklaut hatte und in der Spielothek
verhökern wollte – Spieler können damit eine Erklärung für das
verschwundene Geld mit nach
Hause nehmen.
–
Wer entscheidet über die
Schließung? Der Würfel?
–
Spielsucht ist keine Erfindung
des Staates, sondern ein Fakt, das
wissen auch die Betreiber. Sie sehen sich aber zu Unrecht an den
Pranger gestellt. „Spielbedarf besteht nun mal, ob mit oder ohne
Spielhallen“, sagt Felix Weber.
Der Spieltrieb werde durch Verbote nicht eingedämmt, könne
in legalen Spielstätten aber reguliert werden. Wenn die wegfallen,
so glaubt er, wandern Spieler
eben auf unregulierte Graumärkte wie im Internet ab: „Auf
dem Smartphone und am Computer gibt es exakt die gleichen
Spiele wie bei uns“, sagt der 48jährige Unternehmer, „dann
aber ohne soziale Kontakte oder
Kontrollen.“ Die Internetfirmen,
die oftmals im Ausland sitzen,
kann der Staat nicht kontrollieren, zudem fallen Vergnügungssteuer weg, Lohnsteuer, Mieteinnahmen, Handwerker- und Zuliefererjobs und Arbeitsplätze in
den Spielhallen sowieso. 40 Vollzeitstellen bietet Weber in seinen Betrieben.
An der Vergnügungssteuer
haben zuletzt viele Kommunen
gedreht – höhere Abgaben sollen
die Angebote unlukrativer machen und neue Anbieter abschrecken. Ganz nebenbei fließt
aber so auch ordentlich Geld in
die Säckel. So hat Lörrach zum 1.
Januar auf 20 Prozent erhöht
und erwartet rund 3 Millionen
Euro, 600 000 mehr als 2015.
Rheinfelden hat im März erhöht,
Freiburg zuletzt 2013 auf 22 Prozent (3,1 und 4,3 Millionen Euro
insgesamt), auch Kommunen
wie Riegel setzen seit Jahren auf
die „steuernde Wirkung“ höhe-
rer Abgaben.
man für diese Entscheidung
Spielhallenbetreiber sprechen schon zum Würfel gegriffen. Ob
gerne von der „Vernichtungs- das vor Gericht standhält? In
steuer“. Dabei ist eine „erdros- Freiburg, sagt Pressesprecherin
selnde Wirkung“ der Steuer ver- Edith Lamersdorf, will man „anboten. Doch wem ab welcher Hö- hand von noch genau festzulehe die Luft zum Atmen ausgeht, genden Kriterien“ entscheiden.
ist sehr umstritten. Bis zu 20 ProDoch das dürfte nicht einfach
zent ging vor Gerichten jeden- werden. Denn geprüft wird
falls zuletzt durch.
streng nach Einzelfall. „Es gibt
Während die Städte versu- aber keinen einzigen Präzedenzchen, mit „Vergüngungsstätten- fall, keine Rechtsprechung, an
konzepten“ planerische Hebel der man sich orientieren könnzu entwickeln, mit denen sie die te“, klagt die Leiterin des LörraNeuansiedlung
cher Ordnungsvon
Spielhallen
amtes, Isabel Ger„Die
Betreiber
untersagen könhäusser. „Wir wiswerden sicher den
nen, hat das Land
sen auch nicht, wie
deutlich mehr vor:
das VerwaltungsRechtsweg
Es will auch bestegericht die Enteinschlagen“
hende Spielhallen
scheide beurteilen
Isabel Gerhäusser,
schließen.
wird.“ Sie wisse
Ordungsamt
Lörrach
Und das treibt
nur: „Die Betreiber
den Kommunen
werden sicher den
zurzeit im ganzen Land die Rechtsweg einschlagen.“
Schweißperlen auf die Stirn. Bis
Die setzen nun nämlich auf eiJuni 2017 brauchen alle Spielhal- nen Passus im Gesetz: Zur Verlen eine neue Genehmigung meidung „unbilliger Härten“
nach der neuen Rechtslage. In können die Kommunen befristeLörrach haben alle Betreiber be- te Ausnahmebewilligungen ausreits einen Antrag gestellt. In sprechen, unter „Abwägung der
Freiburg ebenfalls – alle 35.
widerstreitenden
Interessen“.
Größter Streitpunkt dabei ist Doch was heißt das? Und was
die 500-Meter-Abstandsregel heißt befristet? Maximal erlaubt
zur nächsten Spielhalle. Felix sind 15 Jahre. Der VerwaltungsgeWeber blickt von seinen Fenster richtshof Mannheim hielt in eischon auf die Konkurrenz auf nem ähnlichen Fall auch vier
der gegenüberliegenden Stra- Jahre für vertretbar.
ßenseite. Wer muss schließen,
Das Finanzministerium gibt
wenn sich mehrere Spielhallen zum Gesetz auf 36 Seiten verzu nahe stehen? In Hessen hat trackte „Anwendungshinweise“.
FOTO: DPA
Bei der Entscheidung seien „betriebliche und wirtschaftliche
Folgen zu berücksichtigen“. Wie
viel wurde wofür wann investiert, sind Geräte abgeschrieben?
Fragen für Betriebsprüfer. Wie
steht es um Zahlungsverpflichtungen und Mietverträgen?
Kann das Objekt anders genutzt
werden? Womöglich könnte
auch das Alter des Betriebs eine
Rolle spielen. Und damit auch
wirklich keine zwei Betreiber
über denselben Kamm geschoren werden, ist die „Vielgestaltigkeit der Lebensverhältnisse“ zu
berücksichtigen. Man möchte
kein Sachbearbeiter sein.
Sogar für den 500-MeterBannkreis kann es Ausnahmen
geben: Wenn „unüberwindbare
Hindernisse die tatsächliche
Wegstrecke“ verlängern. Dazu
können zählen: eine Straße, eine
Brücke, ein Fluss. Können. Doch
wer will das nachmessen. Und
wie?
Bis einmal die letzte gerichtliche Instanz angerufen wurde,
könnte das Szenario anders ausfallen als geplant: ein Spiel auf
Zeit. Weil sich niemand verbrennen will, könnten viele Spielhallen als Härtefall mit Befristung
weitermachen. Im für das Land
schlimmsten Fall droht eine
ähnliche Pleite wie bei der Kampagne gegen private Wettbüros.
Die sollten 2006 sämtlich geschlossen werden. Doch sie sind
im Grunde noch alle da.
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4 AUS DER REGION
GESICHT DER WOCHE
IHK-PRÄSIDENT STEFFEN AUER
Der politische Unternehmer
S
teffen Auer (47) ist diese
Woche für weitere fünf Jahre als Präsident der Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein gewählt worden. Müde und erleichtert traten
Auer und die sieben weiteren Präsidiumsmitglieder
am Dienstagabend
nach der langen
Wahlprozedur vor
die Presse.
Es ist nicht selbstverständlich, dass
der Geschäftsfüh- Steffen Auer
rer eines mittelständischen Unternehmens so
viel Zeit für eine ehrenamtliche
Aufgabe opfert. Zwei Tage pro
Woche sei er für die Kammer
unterwegs, sagt Auer. In seinem
Eisengroßhandelsunternehmen in Lahr muss er in dieser
Zeit als Geschäftsführer ersetzt
werden. Das kostet Geld und
war zumindest am Anfang
nicht ohne Risiko. Auer ist in
seinem Betrieb faktisch Geschäftsführer in Teilzeit. Mangelnden Idealismus kann man
dem Lahrer nicht vorwerfen.
Auer hat die beiden Aufgaben
nicht nur unter einen Hut gebracht, er hat auch sein Unternehmen vorangebracht. Vor
fünf Jahren zählte er etwas
mehr als 80 Beschäftigte, heute
sind es durch Zukäufe und Einstellungen 170. An seiner Tätigkeit als Präsident hat Auer sichtbar Spaß gefunden. Er kann
sich einmischen und gestalten.
In seiner ersten Amtszeit hatte
er sich die Suche nach Fachkräften für die Region auf die Fahne
geschrieben, den Ausbau der
Infrastruktur – besonders den
der Autobahn bei Freiburg und
der Rheintalbahn – sowie die Sicherheit der Energieversorgung. Das hört sich für Außenstehende nach stundenlangen
Gremiensitzungen an. Tatsächlich ist Auer viel
unterwegs, er trifft
Unternehmer, Politiker und Funktionäre und versucht sie von seinen Ideen zu überzeugen – wie etwa
bei der Ausbildungsvereinbarung mit dem ElFOTO: ZVG sass. Für die kommenden fünf Jahre
hat Auer der Kammer noch
mehr Einmischen verordnet:
Lernfabrik 4.0, Fachkräfte, Auszubildende. Und wenn vor der
Bundestagswahl eine Partei
wieder mit Steuererhöhungen
kommt, wird die IHK das nicht
kritiklos stehenlassen. Auer
sagt, die Unternehmen hätten
sich nach dem politischen Umbruch 1989 zu sehr aus der Politik zurückgezogen. Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer (die
den Grünen nahesteht) lobte
am Dienstag Auers Engagement. Er rede nicht nur davon,
dass Unternehmen für Ausbildung in Schulen werben sollen,
er mache es dann auch.
Auer ist verheiratet und hat
zwei Kinder. Nach einem Chemie- und Wirtschaftsstudium
und seiner Promotion arbeitete
er bei einem Wirtschaftsberatungsunternehmen und beim
Basler Pharmakonzern Novartis. 2006 übernahm er dann
den elterlichen Betrieb.
Auer wurde von der Vollversammlung der IHK einstimmig
gewählt. Die Wirtschaft kann
RIX
mit diesem Präsidenten.
KURZ GEFASST
DINKELBERG
Feldgottesdienst mit Zollitsch
Der ehemalige Erzbischof Robert Zollitsch hält für die Seelsorgeeinheit WehrÖflingen-Schwörstadt heute, am 17. Juli,
um 10.30 Uhr einen Feldgottesdienst
auf dem Dinkelberg im Bereich des
Eichbühlackers. Im vergangenen Jahr
mussten die Pfarrgemeinden Wehr,
Öflingen und Schwörstad zusammengelegt werden. Von jedem der drei Orte
startet je eine kleine Wanderung auf den
Dinkelberg, Treffpunkt in Wehr ist der
Friseursalon Ahrend im Enkendorf, die
Öflinger starten an der St. Ulrichskirche,
die Schwörstädter treffen sich bei der Bäckerei Steigerwald
– jeweils um neun Uhr. Ein Fahrdienst startet um 9.30 Uhr,
in Wehr ist der Startpunkt die Pfarrkirche St. Martin, in Öflingen
die Pfarrkirche St. Ulrich und in Schwörstadt die Pfarrkirche
DS
St. Clemens und Urban.
Der Sonntag · 17. Juli 2016
„Bismarck war Scheffel-Fan“
Neue AUSSTELLUNG im Schloss Schönau: Eröffnungsfeier am Mittwoch um 19 Uhr
Ihr Image als Trompeterstadt verdankt Bad Säckingen Joseph Viktor von
Scheffel, der die Stadt mit
seinem Bestseller „Der
Trompeter von Säckingen“
weltberühmt gemacht hat.
Der Sonntag sprach mit
Hansgeorg Schmidt-Bergmann, Leiter des Museums
für Literatur am Oberrhein,
der mit seinem Team das
Konzept der neuen Scheffel-Ausstellung im Schloss
Schönau konzipiert hat.
Herr Professor SchmidtBergmann, die Handlung
des Trompeters von Säckingen spielt um 1650 und
handelt von dem jungen
Trompeter Werner Kirchhof, einem gescheiterten
Jurastudenten, dem die
Heirat mit seiner Angebeteten nach einer Heldentat
aus sozialen Gründen verwehrt wird. Die Sprache
gilt als kitschig; Kritiker schreiben
dem Autor eine „geringfügige
poetische Begabung“ zu. Lohnt
es sich heute, den Trompeter von
Säckingen zu lesen?
Wahrzeichen und Aushängeschild Bad Säckingens: Der Trompeter.
FOTOS: TOURISMUS GMBH, MONIKA MAIER (ZVG), ILLUSTRATION: ANTON VON WERNER
Genau, deprimiert geht Scheffel
Worauf kam es Ihnen bei der
nach Capri, wo er zuerst das witKonzeption an?
zig-ironische Vorwort schreibt
und dann den Trompeter kom- Wir versuchen zu erklären, warplett ausarbeitet.
um der Trompeter zum Bestseller wurde und erzählen diese GeAuf den ersten Blick ist das Buch
Der Trompeter gilt als Auftakt
schichte von der Idee bis zum
schwer zugänglich, auf den zweizu Scheffels künstlerischer Lauf- Massenphänomen. Die Ausstelten aber wird der Leser eine tolle
bahn. Es heißt, dass Scheffel sich lung ist bewusst populär geLiebesgeschichte entdecken, die
bei seinem ironisierenden Tonfall macht. Gezeigt werden vier Aniauch und gerade junge Leute anan Heines Versepos Atta Toll ori- mationsfilme, einer widmet sich
spricht. Wenn man sich richtig
entiert hat.
dem Leben Scheffels, ein anderer
reinliest, ist der Stoff so spanDort stieß er auf die Grabplatte
der Frage, wie das Buch zum
nend wie zeitlos: Da kämpfen
von Maria Ursula und FranzWer- Das ist richtig.
Bestseller werden konnte, der
zwei um ihre Liebe – das Schöne
ner Kirchhofer an der alten Frieddritte erklärt den Zusammenist, dass der Leser am Ende behofsmauer. Maria, eine adlige
DerTrompeter erscheint erstmals hang zwischen Grabstein und
lohnt wird. Der Trompeter ist eiFrau, die im Schloss Schönau
1854. Das Buch ist beliebt, zu
Buch und der vierte präsentiert
nes der wenigen großen deutaufwuchs, hat sich im 17. Jahreiner Massenauflage aber
mit Hilfe der 16 großen Illustraschen Werke, die ein Happy-End
hundert in Franz Werner, einen
kommt es noch nicht.
tionen den Inhalt des Versepos.
haben.
Bürgerlichen verliebt, der dazu
auch noch jünger war. Weil das
Der große Erfolg stellt sich erst
Wie wurde das Buch vermarkDie Geschichte wurde vertont,
weder die Familie noch die Stadt- 1873 ein, als der Trompeter mit
tet?
es entstehen Opern, der Stoff
oberen akzeptieren konnten,
den Illustrationen von Anton
wurde 1918 verfilmt. Wie lässt
verließ das Liebespaar Säckingen, von Werner erscheint, einem be- Heute würde man sagen, es gab
sich der Erfolg des Trompeters
kehrte aber später mit den Kinfreundeten Künstler Scheffels. eine richtige Marketingstrateerklären?
dern zurück und lebte dort bis
Erst mit dieser Prachtausgabe gie: Das Motiv des Trompeters
zu seinem Tod.
gelang der große Durchbruch – wurde auf Postkarten und BierIch vergleiche Scheffel gerne mit
die Illustrationen haben also humpen in die ganze Welt getradem Bestsellerautor Johannes Genau, hier entdeckt Scheffel maßgeblich zum Erfolg des Bu- gen. Ab 1873 ist „Der Trompeter“
Mario Simmel, der auf hohem die reale Geschichte, die er im ches beigetragen. Die 16 großen ein Kultbuch.
Niveau Unterhaltungsromane Trompeter fiktional aufgreift. Illustrationen der Prachtausgageschrieben hat. Scheffel schrieb Das Ende verlegt Scheffel nach be stehen daher im Mittelpunkt
Seine Popularität endet um
für die Massen – neben Goethe Rom. Mit dieser Idee und seinen der neuen Ausstellung, vier Ani1918. Die Weimarer Republik
und Schiller war er der meistver- Skizzen fuhr er, nachdem er 20 mationsfilme und eine Auswahl
wird ausgerufen, und mit ihr
kaufte Autor seiner Zeit.
Monate in Säckingen verbracht von Scheffels Dokumenten und
kommt die Neue Sachlichkeit.
hatte, 1851 in die Albaner Berge Zeichnungen sind dort zu sehen.
Man liest lieber Döblin als SchefIn „Kindlers Neues Literaturleum Mitglied einer Künstlerkolofel, die Rezeption des Trompeters
xikon“ wurde derTrompeter einst nie zu werden. Dort hat man ihm
Auch die Grabplatte soll eine
bricht ab.Wie ist das zu erklären?
besprochen – wenn auch wenig sehr unsanft zu verstehen gegeentscheidende Rolle spielen.
wohlwollend. In moderneren
ben, dass ihm das Talent zum
Die Leserschaft des Trompeters
Ausgabe ist er dort verschwunMaler fehlt.
Ja, wenn ein Besucher die beiden war überwiegend weiblich und
den. Zurecht?
Scheffelräume betritt, blickt er gehörte nicht zum BildungsbürIn Italien versucht er sich dann
auf einen großen Bildschirm: Da gertum, eher zum KleinbürgerEben nicht, wir wollen ihn wieder
aus Trost am Schreiben?
baut sich dann langsam dieser tum. Nach dem deutsch-franzöbekannt machen. Es hat
Grabstein auf – denn er ist sischen Krieg 1870/1871 schätzte
seine Gründe, warum
der Grundstein zur Liebes- man den Trompeter, man sehnScheffel lange Zeit nicht
geschichte.
te sich nach Ordnung, nach Bebesonders geschätzt wurziehungen. Um 1918 ließ dieses
de, aber es gibt auch gute
Das Gedenken an Scheffel Bedürfnis nach, der Ton des
Gründe, sich für ihn zu inwurde in Bad Säckingen
Trompeters war den Lesern zu
teressieren. Scheffel war 22
in den vergangenen Jahbürgerlich und wurde als unmoJahre alt, als er die Badische
ren sträflich vernachlässigt dern wahr genommen.
Revolution von 1848/1849
– und das, obwohl die
in Karlsruhe und anderswo
Stadt durch den Trompeter
Stimmt es, dass selbst Otto von
miterleben musste. Man
weltberühmt wurde. Wie
Bismarck Scheffel-Fan gewesen
zwang ihn, die Erschießunlief die Zusammenarbeit
ist?
gen in Rastatt mitanzusemit der Stadt?
hen, das hat ihn für sein LeBismarck, hat Scheffel regelrecht
ben traumatisiert. In der
Die Zusammenarbeit mit propagiert,
dessen
spätere
Literatur spricht man von
der Stadt und der Verwal- Schriften nach 1870/1871 nicht
der „Generation der Desiltung war wirklich sehr gut. unbedingt demokratisch-emanlusionierten“, zu der SchefDie Ausstellung ist ein mu- zipativ, sondern gerade mit Blick
fel gehörte. Im „Trompetiger Schritt von Bürger- auf Frankreich eindeutig chauviter“ hat er seine Erfahrunmeister Alexander Guhl, nistisch waren. Insofern war
gen der Revolution verarder sie von Anfang an be- Scheffel ein nationaler, ein
Die Illustrationen von Anton von Werner habeitet.
fürwortet hat und meinem staatstragender Dichter, nicht
ben maßgeblich zum Erfolg des Trompeters
Team vom Museum für Li- zuletzt wegen seiner eher konvon Säckingen beigetragen. Diese zeigt die ad- teratur am Oberrhein die servativen Sichtweise auf die
War Scheffel nicht auch
lige Margaretha, die sich heimlich an der
ein gescheiterter Jurist?
Chance und das Vertrauen deutsche Nationalgeschichte.
DAS GESPRÄCH
Trompete versucht und von ihrem Verehrer
gegeben hat, sie umzusetFÜHRTE NINA LIPP
Nachdem er in Heidelberg Werner überrascht wird.
zen.
promoviert hatte, trat er in Bad
Säckingen seine erste Stelle als
Rechtspraktikant an. In diesem
kleinen, idyllischen Ort, weit weg
von Karlsruhe, fand er wieder
zur Ruhe. Von Anfang an war
ihm klar, dass er sein Berufsleben nicht im Staatsdienst verbringen will. Seinen Entschluss,
Künstler zu werden, fasste er in
Säckingen.
AUS DER REGION 5
Der Sonntag · 17. Juli 2016
Systematisches Doping in Freiburg lässt sich nicht auf HERBERT REINDELL zurückführen
Hat der große Freiburger
Kardiologe Herbert Reindell
das Fundament für die Dopingkultur an der Uniklinik
Freiburg bereits in den 50er
Jahren gelegt? Andreas
Singler und Gerhard Treutlein kommen in ihrem diese Woche veröffentlichten
Doping-Gutachten zu einem differenzierten Bild.
KLAUS RIEXINGER
Wem früher ein großes Herz diagnostiziert wurde, dem drohte
ein Sportverbot. Sogenannte
Sportherzen galten als krankhaft
veränderte Organe. Es ist auch
das Verdienst des Freiburger
Kardiologen Herbert Reindell
(1908 bis 1990), dass mit dieser
vorherrschenden Lehrmeinung
aufgeräumt wurde. Das Herz war
das Spezialgebiet von Reindell.
Damit profilierte er sich in der
Wissenschaft vor und nach dem
Krieg. An der Universitätsklinik
Freiburg arbeitete er seit 1936.
Die Geschichte mit dem
Sportlerherz ist im Zusammenhang mit der Dopingaufklärung
interessant, weil Reindell später
den Herzmuskelverdickungen
von Gewichthebern und Kugelstoßern keine größere Aufmerksamkeit schenkte – für ihn war
das „anpassungsbedingt“. Dass
die Herzen sich unter dem Missbrauch von Anabolika deformiert haben könnten, kam ihm
nicht in den Sinn. Eine systematische kardiologische Nachsorge
wegen der „Steroidherzen“, kritisieren Singler und Treutlein in
ihrer Studie, gebe es bis heute
nicht. Damit deutet sich bereits
das ambivalente Verhältnis von
Reindell zum Doping an: Er unterstützte es wahrscheinlich
nicht aktiv, blendete die Problematik aber offenbar lange aus.
Singler und Treutlein geht es
in ihrer 223 Seiten starken Untersuchung in erster Linie um die
Frage, ob Reindell in den 1950er
Jahren die Weichen für eine dopingorientierte Forschung in
Freiburg gestellt hat. Diese Vermutung wurde immer wieder
geäußert, zuletzt von den Autoren der Berliner Studie „Doping
in Deutschland von 1950 bis
heute“. Sie stützen sich dabei auf
eine von Reindell betreute Doktorarbeit Mitte der 50er Jahre.
Oskar Wegener untersuchte darin die Wirkung verschiedener
Dopingmittel. Dies ist jedoch die
einzige Arbeit zu Doping, und sie
wurde auch nicht geheim gehalten, wie Singler und Treutlein
der vor wenigen Jahren publizierten Studie entgegenhalten.
Wenn man so will, ist das Gutachten von Singler und Treutlein
ein Freispruch zweiter Klasse für
Reindell. Man könne das syste-
Herbert Reindell war leidenschaftlicher Sportler und Sportmediziner.
matische Doping des Westens
nicht mehr länger auf Reindell
zurückführen, lautet ein wesentliches Ergebnis. Die Autoren sehen in Reindell einen Skeptiker
des Dopings, möglicherweise sogar einen Gegner. Doch bei ei-
DOPINGG U TA C H T E N
FREIBURG
nem Mann von Reindells Bedeutung stellen sie die Frage: Reicht
das? Reindell war immerhin Präsident des Deutschen Sportärztebundes, 20 Jahre lang ärztlicher Leiter der deutschen Olympiamannschaft und Leiter der
Leistungsmedizin an der Uniklinik Freiburg. Sein großes Versäumnis war es, dass er seine
Schüler Joseph Keul und Armin
Klümper in Freiburg gewähren
ließ. Als Keul zu Beginn der 70er
Jahre gegen die Verdammung
von Anabolika zu Felde zog,
schwieg Reindell. Zusammen
mit Keul unterschrieb er sogar
zweifelhafte Forschungsanträge.
So erst konnte die Dopingkultur
ihren Aufschwung nehmen.
Aus der Politik mag es aufmunternde Worte für eine pharmakologische Leistungsbeeinflussung gegeben haben; tatsächlich aber war es die bundesdeutsche Sportmedizin unter
Reindell selbst, die es sich zur
Aufgabe machte, die Medaillenbilanz im Vergleich zur DDR zu
verbessern, haben die beiden
Gutachter zudem festgestellt.
Reindell galt in Dopingfragen
lange als wankelmütig. Erst Ende
der 70er Jahre bezog er mit dem
Sportärztebund eine klare Position gegen Medikamentenmissbrauch. Gegen Klümpers Anabolika-Doping bezog er offen Front.
Am Ende seiner Karriere beschlichen den Medizinprofessor womöglich sogar Skrupel. Sein
ZUR PERSON
DER MAINZER ANDREAS
SINGLER (55) ist promovierter
Sportwissenschaftler, Japanologe und wissenschaftlicher
Autor. Von ihm liegen mehrere
Bücher zum Thema Dopingprävention und Doping vor
(einige zusammen mit Gerhard Treutlein). Singler stieß
2011 zur Freiburger DopingKommission. Zuerst war er
Assistent der
Vorsitzenden,
später wurde
er auch Kommissionsmitglied. Singler
ist (Mit-)Autor
der meisten
Doping-Gutachten. 2015 schied er im Streit
aus, schrieb die nicht vollen-
deten Gutachten aber fertig.GERHARD
TREUTLEIN
(75) ist Sportpädagoge und
war Professor
an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Er engagierte sich als
Trainer und ist Leiter des Zentrums für Dopingprävention
an der PH Heidelberg. Treutlein verfasste Bücher über
Sportpädagogik und Doping.
2009 bekam er das Bundesverdienstkreuz am Bande für
sein ehrenamtliches Engagement im Sport und gegen Doping. Er war von 2011 bis zur
Auflösung 2016 Mitglied der
RIX
Dopingkommission.
FOTO: LEIF GEIGES
Sohn berichtete im Interview
von einem Buch, das sein Vater
nicht mehr fertigstellen konnte.
Darin habe er sich auch mit Doping auseinandersetzen wollen.
Singler und Treutlein mussten für ihre Auswertung auf
wichtige Quellen verzichten. So
gilt der Nachlass von Reindell an
der Uni als verschollen. „Ein Rätsel“, sagen die Autoren – bis Ende
der 90er Jahre waren die Akten
verfügbar. Ein Teil der Unterlagen befindet sich im Nachlass
des 2010 gestorbenen Sportfunktionärs Freddy Stober. Die
Angehörigen übergaben die Akten dem Landesarchiv – sie dürfen aber erst in 25 Jahren eingesehen werden.
Unabhängig vom Gutachten
hat Treutlein der Uni eine 27-seitige Ergänzung übergeben, die
nun ebenfalls veröffentlicht
wurde. An zentraler Stelle widerspricht diese Ergänzung dem
Gutachten (Der Sonntag berichtete). Treutlein hatte Unirektor
Hans-Jochen Schiewer mitgeteilt, dass der Text ein eigenes
Kapitel und kein Sondervotum
sei – dies und die Widersprüche
werden den Lesern allerdings
nicht erklärt. Sein Einverständnis zur Veröffentlichung blieb
Treutlein schuldig, die Uni verzichtete schließlich darauf.
Die frühere Kommissionsvorsitzende Letizia Paoli hatte noch
versucht, die Veröffentlichung
auch dieses Gutachtens zu verhindern, und nannte dafür fehlende Einverständniserklärungen von Zeitzeugen. Die Berliner
Zeitung berichtete, dass der Heidelberger Antidopingforscher
Werner Franke – anders als von
Paoli behauptet – seine Genehmigung nicht zurückgezogen
hat. Nachdrücklich spricht sich
Franke für die Publikation aus.
> DIE
DREI bislang veröffentlichten Doping-Gutachten finden sich
hier: www.uni-freiburg.de/universitaet/einzelgutachten
Urteil:Erdemussausgetauschtwerden
Am Freitag hat das Landgericht Waldshut sein Urteil im Fall Conrad gegen Schopfheim gefällt
Im Rechtsstreit um einen Erdstreifen in Eichen wurde am Freitag das Urteil gesprochen.
Das Landgericht Waldshut
entschied, dass die auf dem
Grundstück der Familie Conrad
nach einer Baumaßnahme 2010
aufgeschüttete Erde (vier Kubikmeter) ungeeignet ist und auf
Kosten der Stadt ausgetauscht
werden muss, der Familie werden hierfür 655 Euro zugesprochen. Die Familie hatte gefordert, der Stadt auch die Kosten
für die Neubepflanzung in Rech-
dass die wegen der Baumaßnahme gezahlten 2 500 Euro Entschädigung auch für eine erneute Bepflanzung ausreichen müssen. Zuvor hatte das Amtsgericht
Schopfheim geurteilt, dass die
Stadt 1 193 Euro an die Grundstückseigentümerin zahlen sollte – in der Erde wurde Quecksilber nachgewiesen, insgesamt sei
Im Fall Trüby steht das Urteil noch sie in ihrer Beschaffenheit keine
FOTO: HÖNIG
aus.
Gartenerde, sondern Bauschutt.
Hiergegen legte Schopfheim Benung zu stellen, Richter Eißer rufung ein, das Material vom
entschied am Freitag jedoch, Bauhof sei nicht kontaminiert.
Die Streitparteien tragen die eigenen Kosten und jeweils die
Hälfte der Gerichtskosten (insgesamt 805 Euro). Auf den 3 000
Euro für ein Gutachten bleibt Edgar Conrad sitzen, trotzdem ist
er zufrieden: Er habe ein Urteil
gewollt, in dem steht, dass der
Boden kontaminiert ist.
Dies könnte seinem Nachbarn, Peter Trüby, zugutekommen: Er streitet mit der Stadt
über eine deutlich größere Fläche seines Gartens, das Urteil
DS
steht noch aus.
Unbekannte zünden
Auto an
RECHTSEXTREMER
vermutet Linksextreme dahinter
Unbekannte sollen auf das Auto
der Lebensgefährtin des Rechtsextremen Andreas Weigand einen Anschlag verübt haben. Der
Wagen, der vor dem Haus Weigands im elsässischen Blotzheim geparkt war, wurde gegen
zwei Uhr am Montagmorgen angezündet. Zudem habe eine mit
Farbe gefüllte Flasche zur Detonation gebracht werden sollen –
sie stand jedoch unbeschädigt
vor der Haustüre. Den Brand habe er eigenhändig gelöscht, sagte
Weigand gegenüber der Badischen Zeitung. Nur wenige Stunden nach dem Feuer teilte er Fotos des beschädigten Autos und
der Flasche bei Facebook. Für ihn
ist klar: „Kriminelle Linksextreme“ hätten sein Haus anzünden
wollen, Weigand schreibt von
„versuchtem Mord“.
–
Es soll Morddrohungen gegen Weigend geben
–
Die Polizei bestätigt das allerdings nicht. Man ermittle in alle
Richtungen, sagte die Gendarmerie in Mulhouse auf Anfrage
des Sonntag. Weiter möchte sich
die französische Polizei aufgrund der laufenden Ermittlungen nicht äußern. Polizei und
Staatsschutz in Deutschland
werden von ihren französischen
Kollegen über die Ermittlungen
informiert. Es gebe – anders als
sonst bei Taten von Linken – kein
Bekennerschreiben oder dergleichen, sagte Polizeisprecher
Klaus Klotz am Mittwoch gegenüber der Badischen Zeitung.
Andreas Weigand ist Kreisverbandsvorsitzender der vom Verfassungsschutz beobachteten
Kleinstpartei Die Rechte und einer von acht Personen, die vor
knapp zwei Wochen mit einem
Annäherungsverbot belegt wurden. Eine Familie aus Weil am
Rhein hatte die Verbote beantragt, weil sich über drei Wochen
hinweg nahezu jeden Abend
Rechtsextreme vor ihrem Haus
trafen. Weigand soll die Familie
auch bedroht haben, sie erstattete Anzeige gegen ihn.
Weigand sagte gegenüber der
Badischen Zeitung, es gebe
Morddrohungen gegen ihn. Der
in Friedlingen aufgewachsene
31-Jährige lebt seit zwei Jahren
im Elsass. Dem SWR erklärte
Andreas Weigand in dieser Woche, warum: Er arbeite in der
Schweiz und wohne in Frankreich, weil er dem deutschen
Staat keine Steuern zahlen wolle.
Er liebe sein Land, aber er hasse
DS
den Staat.
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6 AUS DER REGION
Der Sonntag · 17. Juli 2016
Zielsicher mit der Doppelaxt
Am nächsten Wochenende steigt in Rippolingen der BLACK FOREST CUP – Ein internationaler Wettbewerb im Doppelaxtwurf
In Bad Säckinger Stadtteil
Rippolingen am Südhang
des Schwarzwalds ist man
dem Doppelaxtwerfen verfallen – am nächste Wochenende messen sich dort
die besten Doppelaxtwerfer
Europas.
NINA LIPP
Athletisch gebaut sein muss
man für das Doppelaxtwerfen
nicht – vielmehr muss man die
richtige Wurftechnik beherrschen und braucht gute Nerven.
Auf Kraft kommt es überraschenderweise gar nicht an.
So kommt es, dass an einem
milden Sommerabend der vergangenen Woche auf dem Rippolinger Sportplatz auch Frauen
die Äxte schwingen – alle wollen
auf den „Black Forrest Cup“ gut
vorbereitet sein, der hier am
nächsten Wochenende, 23. und
24. Juli, ausgetragen wird, und eigentlich eine „Offene Süddeutschen Meisterschaft“ im Doppelaxtwerfen ist. Mit mehr als
80 Teilnehmern aus Schweden,
Polen, der Ukraine, Südafrika,
Schweiz und dem gesamten
Bundesgebiet werde das Turnier
wieder hochklassig besetzt sein,
freut sich Vereinsvorsitzender
der Doppelaxtfreunde Horst
Roesch, der mit Titelverteidigerin Heike Rösch verheiratet ist.
Sechs an Staffeleien erinnernde
Holzkonstruktionen stehen hier
Am nächsten Wochenende fliegen in Rippolingen beim „Black Forrest Cup“ die Äxte.
auf dem Rippolinger Sportplatz,
wo auch die Meisterschaft stattfinden wird. Es ist ein herrliches
Stückchen Erde am Südhang des
Schwarzwaldes, von dem man
bei gutem Wetter hinüber zu
den Alpen schauen kann.
Konrad Eschbach, den hier alle
nur „Konni“ nennen, macht es
vor: Einen Fuß nach vorne stellen, der die rote, am Boden angebrachte Holzmarkierung nicht
übertreten darf. Dann wird die
rund zwei Kilo schwere und etwa
80 Zentimeter lange Doppelaxt
mit beiden Händen umfasst –
„die Daumen sollen dabei nach
oben zeigen, das verhindert eine
Überstreckung beim Schwungholen“, erklärt Eschbach – und
tatsächlich, der Selbstversuch
beweist: Zieht man die Axt beim
Ausholen über den Kopf, bleibt
genug Abstand zum Rücken –
Verletzungsgefahr? Null. Zwei
Dinge sind dann wichtig: Erstens
FOTO: ZVG
muss es gelingen, den Schwung
optimal auszunutzen, damit
sich die Axt einmal in der Luft
dreht und möglichst mittig in
der hölzernen Wurfscheibe stecken bleibt. Und dafür muss
man – zweitens –, genau den
richtigen Zeitpunkt erwischen
und die Axt loslassen. Ein offizielles Reglement, wie dies auszusehen hat, gibt es nicht. Wer
die rotmarkierte Mitte der Zielscheibe trifft, bekommt die
höchste Punktzahl, fünf Punkte.
Wer den äußersten Rand trifft,
geht leer aus. Eine Änderung der
Wettkampfbedingungen
Anfang des Jahres machte das Treffen schwerer: Die Zielscheiben –
dicke Pappelstämme – wurden
an die europäische Norm angepasst und verkleinert. Die Qualifikationsrunde am Samstag beginnt um 11 Uhr, sechs Personen
werfen dann zusammen je sechs
mal. Über den Tag verteilt gibt es
fünf Durchgänge, sodass die Maximal zu erreichende Punktzahl
bei 30 liegt. Wer einen schlechten Tag hat und sich nicht qualifiziert, kann sein Glück am Sonntag morgen noch einmal versuchen, und an der „Lucky-LooserRunde“ teilnehmen. Das Finale
findet dann am Sonntagnachmittag, 13.30 Uhr, statt.
„Nur, wenn es unseren Werfern gelingt, ihre sehr guten
Wurftechniken in konstant gute
Ergebnisse münden zu lassen,
haben wir Chancen, dass auch
Rippolinger ins Finale am Sonntag kommen“, so Roesch. „Es
hängt stark mit der Tagesform
zusammen, wie weit man in einem Wettbewerb kommt“, sagt
der Vorsitzende des Vereins. Viele Faktoren können sich auf die
Ergebnisse auswirken, aber vor
allem komme es auf eine gute
Konzentration an. Das Wetter
könne auch eine Rolle spielen, da
die Werfer unterschiedlich gut
mit Wind, Regen oder hohen
Temperaturen klar kommen.
Die Doppelaxtfreunde waren
und sind in ihrem Sport sehr erfolgreich, und so konnten im
Laufe der vergangenen Jahre immer wieder süddeutsche, deutsche und Vizeeuropameistertitel gewonnen werden. Turnierteilnahmen im In- und Ausland
bringen regelmäßig vordere
Platzierungen und Turniersiege
ein.
Am nächsten Wochenende
soll nicht nur der Sport, sondern
auch das gemeinsame Feiern
wichtig sein: Die Rippolinger
Wildsäu haben ein Unterhaltungsprogramm auf die Beine
gestellt und werden Teilnehmer
wie Festgäste bewirten. Am
Samstag Abend spielen die Hot
Chillis, am Sonntagnachmittag
liefert der Harpolinger Musikverein ein Konzert.
„Im Bad Säckinger Stadtteil
Rippolingen gibt es die wahrscheinlich höchste Dichte an privaten Wurfscheiben in den Gärten“, sagt Horst Roesch lachend,
Vorsitzender des Vereins – 25 habe er bereits gezählt. Angefangen hat alles in einem Erlebnispark im nicht weit entfernten
Herrischried, wo ein Eventveranstalter einen Wettbewerb im
Doppelaxtwerfen austrug. Unter den Teilnehmern waren zwei
Rippolinger, die begeistert zurückkehrten und sich daheim
hölzerne Zielscheiben bauten.
2010 gründeten schließlich 15
Doppelaxtwerfer den Verein,
darunter war auch Horst Rösch.
Die schönsten Tagesfahrten
D
Mi.
Sa.
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AUS DER REGION 7
Der Sonntag · 17. Juli 2016
Senfbrot und Adriablau
WIESE, WASSER, EIS AM STIEL (2)
Freibad in Lenzkirch-Kappel mit Kabinen aus den 1930ern
Das Blau ist atemberaubend. Das Freibad in Lenzkirch-Kappel bietet ein 50Meter-Becken, denkmalgeschützte Kabinen, in denen
Bachstelzen nisten und beste Aussichten. Doch das
Idyll ist gefährdet.
STEPHAN ELSEMANN
Wer nach kurviger Fahrt aus der
Rheinebene das Freibad im Lenzkircher Ortsteil Kappel zum ersten Mal sieht, mag es kaum glauben: ein 50-Meter-Becken, frei
oben am Hang auf 900 Höhenmetern in die Landschaft gesetzt, zwischen Wiesen, grasenden Kühen und mit einem grandiosen Panoramablick über die
Schwarzwaldhöhen und ins Tal
gesegnet. Hätte es den Maler
Yves Klein auf seiner Suche nach
dem perfekten Blau einmal nach
Kappel verschlagen, das berühmte Klein-Blau sähe heute
bestimmt so aus wie dieses „Adriablau“. Denn so heißt die Spezialfarbe, mit der das Bad alljährlich neu gestrichen wird. Dass
der Farbton immer so strahlend
und optimistisch bleibt, ist eine
der vielen Aufgaben des Fördervereins, der mit zahlreichen freiwilligen Helfern das Bad jedes
Jahr im Frühjahr neu anstreicht.
Ohne Förderverein gäbe es das
Idyll schon lange nicht mehr,
mit seinen historischen, denkmalgeschützten Kabinen aus
den 1930er Jahren, in denen wie
in jedem Jahr Bachstelzen nisten. Damit die Vögel in Ruhe
brüten können, werden die
Badegäste ermahnt, sich beim
Umziehen ruhig zu verhalten.
Den hübschen Kiosk hat in diesem Jahr Kerstin Bolz gepachtet.
Die 22-jährige Studentin ist ihr
Leben lang mit dem Bad verbunden. Sie hat ein wenig Neuzeit
ins Angebot einfließen lassen
mit dem „Kappeler Hipschter“
einer selbst verfertigten Holunderblütenlimonade. Doch vor allem hat sie das Senfbrot wieder
Prall aufgepumpte Treckerreifen und im Hintergrund die denkmalgeschützten Kabinen aus den 1930er
FOTO: SEL
Jahren sorgen im Kappler Freibad für nostalgisches Flair.
eingeführt. Dieses Brot ist der
„Geschmack des Sommers“ für
Birgit Drathschmidt, Kapplerin
und Badeaufsicht. Es gehört so
sehr dazu wie die prall aufgepumpten schwarzen Treckerreifen im Wasser, die Teil der überschaubaren Eventkultur des
Kappeler Bades sind. Der elfjährige Manuel Köpfer liebt das
Sprungbrett, denn dieses ist
nicht wie in vielen anderen Bädern meist gesperrt. So lassen
sich Arschbomben viel effektvoller inszenieren als vom Beckenrand, wenn auch mit weniger Publikum.
Auch im Hochsommer bleibt
es beschaulich hier. Die Ruhe
und die würzige Luft sind Gründe, warum auch von weither
Badegäste nach Kappel finden.
Das war schon in den 1930er Jahren so. Und dass es überhaupt
ein Bad gibt, verdankt die Gemeinde genau genommen dem
Zusammenwirken eines betuchten Kurgastes aus dem Rheinland und eines sportbegeisterten Kappelers. Mit der leicht verrückten Idee, dass Kappel unbe-
dingt ein Schwimmbad brauche,
begannen die beiden auf der
Wiese vor dem Erlenbach zu
buddeln, und so entstand 1934
die erste Version des Bades – ein
Becken, bereits mit sportlichen
50 Metern, und direkt versorgt
mit dem bräunlichem Wasser
aus dem abgeleiteten Erlenbach,
samt seinen Bewohnern, den
Fröschen und Salamandern. Erst
1972 wurde eine Umwälzanlage
installiert. Quellwasser und Adriablau hielten Einzug und die
Amphibien mussten das Badewasser räumen. So ist es seither
und sollte es auch bleiben.
Doch das Idyll ist gefährdet.
Die blaue Farbe überdeckt gnädig, dass ein Teil des Badewassers
versickert, weil das Becken undicht ist. Und außerdem hat die
betagte Wasseraufbereitung das
Rentenalter längst erreicht.
Wenn sie einmal versagt, gibt es
keine Ersatzteile mehr dafür,
und es müsste investiert werden.
Es bleibt zu hoffen, dass sich erneut Gönner finden, damit die
einzigartige Einrichtung dauerhaft erhalten werden kann.
FAKTEN
Freibad Kappel
Lenzkirch-Kappel, Erlenbachweg 50, Telefon
0 76 53/3 26.
Badesaison: Ende Juni – Anfang September
Öffnungszeiten: 10 – 19 Uhr
bei Badewetter
Eintrittspreise: Erwachsene
2 Euro, Kinder 1,10 Euro
Kiosk: Senfbrot für 80 Cent.
Eine „Wasserwurst“ kostet
1,80 Euro, der „Kappeler
Hipschter“, 2,50 Euro, Lenzkircher Bier 1,90 Euro
Sonne und Schatten: Viel
natürlicher Schatten am
Waldrand mit Schwarzwaldpanoramablick
Besonderheiten: Auf 900
Meter Höhe gelegen, 50-Meter-Becken, Kinderbecken,
Tischtennisplatte, Spielplatz,
Beachvolleyballfeld. Am Wochenende 6. und 7. August
SEL
Beachvolleyballparty.
Von Bienenlarven bis
Alb-Linse
Nachhaltigkeit: Das AGRIKULTUR-FESTIVAL in Freiburg
Ob Schadstoffe in Eiern, AnalogKäse auf Tiefkühl-Pizzen oder
Hormone im Fleisch: Solche Lebensmittelskandale verderben
Vielen den Appetit. Also wächst
die Gruppe derer, die auf der Suche nach Möglichkeiten sind, sich nachhaltiger zu ernähren. Ideen dazu werden
auf
dem
Agrikultur-Festival, das vom 22. bis
24. Juli im Freiburger Eschholzpark stattfindet, vorgestellt. Außerdem findet seit Donnerstag eine
Agrikultur-Woche mit Veranstaltungen rund um das
Thema Ernährung statt, die
bis 21. Juli geht. So konnten
Teilnehmer eines Kochkurses am Freitag Bienenlarven zubereiten. Was
skurril klingt, ist ein japanisches und sehr nahrhaftes
Gericht. Wem das zu exotisch ist, kann heute um 14
Uhr an einer Exkursion zu
Bioproduzenten teilnehmen.
Während des Festivals können
große und kleine Teilnehmer
zwischen 17 Uhr am Freitag und
18 Uhr am Sonntag bei Diskussionen, Vorträgen und Workshops Neues über nachhaltige
Landwirtschaft lernen. Für Stimmung sorgen Bands, deren Namen schon mal zum Thema passen: Etwa CoolRabi oder CarrotMob. Der Eintritt ist kostenlos,
wer möchte, kann für fünf Euro
ein Festivalbändchen erstehen
und die Sache so unterstützen.
Ausrichter sind unter anderem das Freiburger Bio-Weingut
Andreas Dilger sowie die Emmendinger Forschungsgesellschaft Agronauten. Auch die
Freiburger Stadtverwaltung unterstützt die Veranstaltung,
nachdem sie als erste Stadt überhaupt eine Studie über
den Konsum regionaler Lebensmittel initiiert
hat.
Das
damit
beauftragte
schweizerische
Institut
Fibl fand im
Mai heraus,
dass nur etwa zwölf bis
23 Prozent
der von Freiburgern konsumierten Produkte aus der Umgebung stammen. Dies soll
sich, wenn es nach der Stadtverwaltung geht, ändern. Die
Agrikultur-Veranstaltungen sollen dabei helfen. Im Gegensatz
zum Festival, das bereits zum
fünften Mal stattfindet, feiert
die Agrikultur-Woche Premiere.
„Sie ist die logische Konsequenz,
wenn man die Diskussion zu
Landwirtschaft und Ernährung
weiter in die Gesellschaft bringenwill“, sagt Peter Volz, Mitglied
der Agronauten. Das Festival
wolle zeigen, dass es genug Möglichkeiten gebe, sich unabhängig
von Konzernen zu versorgen.
JULE ARWINSKI
> INFO: agrikulturfestival.de
Saugwürmer lauern im See
Im Sommer können ZERKARIEN Badende befallen und juckenden Hautausschlag auslösen
Zu unserem Artikel über das Naturfreibad Sulzburg im ersten
Teil unserer Serie „Wiese, Wasser,
Eis am Stiel“ vergangenen Sonntag haben uns einige Reaktionen
erreicht. Leser berichten über juckende Hautausschläge nach
dem Baden, was an einem Befall
des Gewässers mit Saugwürmern (Zerkarien) liegen soll.
Dem sind wir nachgegangen.
Tatsächlich wird die Gefahr,
durch das Wasser dieses Freibads
an einer durch Zerkarien verursachten sogenannten Badedermatitis oder Entenbilahrziose zu
erkranken, von der Landesanstalt für Umwelt, Messung und
Naturschutz in Baden Württemberg (LUBW) als hoch eingestuft.
Als Zerkarie (griechisch he
kérkos „Schwanz“) bezeichnet
man die Larvenform im Entwicklungszyklus der Saugwürmer (Trematoden). Nachdem sie
Süßwasserschnecken als „Zwischen-Wirt“ befallen haben, machen sie sich auf die Suche nach
Enten als „End-Wirt“, so das
LUBW. Nur „versehentlich“ bohren sie sich unter die Haut des
Menschen und verursachen dort
die unangenehm juckende Entendermatitis. Die Larven reagieren demnach auf Bewegung im
Wasser und bohren sich sekundenschnell unter die Haut. Da sie
eben sehr unangenehm. Behandelt werde nur lokal mit Cortison
und Antihistamin, erklärt Henriette Rheinen. Vorbeugend könne
man nichts tun, Cremes und dergleichen schützten nicht, denn
die Larven reagierten nicht auf
den Geruch des Menschen, sondern auf Bewegung, und eigentlich hätten sie es ja auch auf Enten abgesehen. Duschen nach
dem Bad sei auch erfolglos, denn
dann seien die Parasiten bereits
unter der Haut, so die Ärztin. In
Apotheken wird das Anthelminthikum Niclosamid in einer wasZerkarien sind Saugwürmer, die auf der Suche nach einem tierischen
serfesten Creme angeboten, das
Wirt auch Menschen befallen: Entenbilharziose ist die Folge. FOTO: ZVG vor einem Befall schützen soll.
Doch ob es hilft? Henriette Rheizur Entwicklung eine Mindest- tigen Reaktionen, ähnlich einer nen empfiehlt halb scherzhaft
Wassertemperatur von 17 bis 24 Neurodermitis mit Blasen und als einzig sicheren Schutz einen
Grad benötigen, sind sie in Som- schlimmem
Juckreiz.“
Der Ganzkörper-Neopren-Anzug.
MARTINA HÄNSLER
mern mit lange anhaltenden Grund sei, dass das ImmunsysHitzeperioden stärker vertreten. tem „gelernt“ habe und auf den
Vorkommen können sie laut jetzt bekannten Parasiten mit > AUF DER INTERNETSEITE der
LUBW in allen Gewässern in der starker Abwehr reagiere, ganz Landesanstalt für Umwelt, MesRegion, wo sich Enten und Süß- ähnlich, wie es bei einer Allergie sung und Naturschutz in Baden
(www4.lubw.bawasserschnecken neben Baden- geschehe, so Rheinen. Darunter Württemberg
den tummeln. „Kaum unter der haben dann die Betroffenen den-wuerttemberg.de) kann man
neben der Wasserqualität einiger
Haut des Menschen stirbt der zwei bis drei Wochen zu leiden.
Saugwurm ab und ruft beim
Die Hautärztin erinnert sich, Badeseen der Region auch die BeErstkontakt nur kleine Pickel, dass vor vier Jahren sehr viele In- lastung durch Zerkarien abfragen:
ähnlich einem Mückenstich, fizierte bei ihr vorstellig wurden. Über die Menüpunkte Themen,
hervor“, erklärt Henriette Rhei- Sie geht davon aus, dass das we- Wasser, Seen, Badegewässerkarte,
nen, niedergelassene Hautärztin gen des damals sehr warmen Interaktive Karte und Steckbrief
in Müllheim. „Erst beim zweiten Sommers so war. Die Saugwür- das Wasserprofil herunterladen. So
Mal führt die Infestation zu hef- mer seien nicht gefährlich, aber erhält man die Werte von 2015.
Tag der offenen Tür
Wasserkraftwerk Mambach
am Sonntag, 24. Juli
10 - 17
Uhr
Saufert 2, 79669 Zell im Wiesental
Kraftwerksbesichtigung mit Blick in den
Maschinensaal
Infos rund um Strom, Wärme und Photovoltaik
Möglichkeit zu Probefahrten mit
Elektrofahrzeugen von my-e-car
Kletterwand mit Robert Jasper
Kinderprogramm
Energiedienst-Orchester
Festwirtschaft
‣ www.energiedienst.de/TdotMambach
‣ #TdotMambach
8 MENSCHEN UND MÄRKTE
Tourismus meldet Rekorde
KURZ GEFASST
KONJUNKTUR
Handwerker sind zufrieden
Die Handwerker in Südbaden sind weiterhin in Hochstimmung.
Das ergab die Konjunkturumfrage der Handwerkskammer
Freiburg – „Drei Viertel unserer Betriebe zeigen sich weiterhin
äußerst zufrieden mit der aktuellen Geschäftslage“, freut sich
der Geschäftsführer Wolfram Seitz-Schüle. Der Konjunkturindikator der Handwerkskammer, der den Saldo aus Geschäftslage und -erwartungen abbildet, erreicht mit einem Plus von
68,8 Zählern einen neuen Spitzenwert. Die Unternehmen
profitieren noch immer vom Zugpferd der privaten Nachfrage.
Auch die Geschäftserwartungen der regionalen Handwerker
DS
haben sich binnen Jahresfrist verbessert.
FANARTIKEL
Fußball-Segen für den Handel
Schon während der EM im Jahr 2012 konnte Adidas etwa eine
Million Trikots der deutschen Nationalmannschaft verkaufen,
in diesem Jahr wurde die Zahl sogar noch gesteigert. Den
deutschlandweiten Trend zu mehr Fanartikel-Verkäufen kann
Wolfgang Knoll, Geschäftsführer der Galeria Kaufhof Freiburg,
auch für die Region bestätigen. Am stärksten nachgefragt
waren die Trikots der Nationalelf. „Der Abverkauf von Accessoires,
egal ob Hüte, Fahnen, Schminke oder Blumenkette, lief ebenfalls
sehr gut“, sagt Knoll. Die Restposten werden nun an den
JA
Lieferanten zurückgeschickt.
Neue Geschäfte werfen
noch wenig ab
ENERGIEDIENST
braucht langen Atem
Einen dramatischen Einbruch
des Halbjahresgewinns um 12,8
auf 2,3 Millionen Euro hatte der
Laufenburger Energieversorger
Energiedienst schon Anfang des
Monats in einer knappen Mitteilung verkündet. Die Börseninformation der Halbjahresergebnisse gibt nun weitere Details bekannt. Als Gründe für den Einbruch gelten um drei Millionen
Euro höhere Investitionen in
Netz und Technik, einmalige Bewertungskorrekturen für deutsche Betriebsrenten schlagen
Neue Geschäftsfelder zahlen sich
noch nicht wie erhofft aus. EDFOTO: ZVG
Chef Martin Steiger.
Der Sonntag · 17. Juli 2016
wegen der Niedrigstzinsen gar
mit 12,8 Millionen Euro zu Buche. Dazu mindern die niedrigen
Großhandelspreise und höhere
Wassernutzungsentgelte
in
Deutschland den Betriebsgewinn um weitere 1,5 Millionen
Euro, die gerichtlich verfügte erhöhte Abfindung an Ex-Aktionäre um 4,7 Millionen Euro.
Mit einer Erholung der Großhandelspreise rechnet ED-Chef
Martin Steiger in naher Zukunft
nicht. Energiedienst hat deswegen schon vor Jahren begonnen,
weitere Standbeine aufzubauen.
Da ist etwa das Geschäft mit Biogas, das im ersten Halbjahr um
14 Prozent auf 137 Millionen Kilowattstunden zulegen konnte.
Wie sich dieser Absatz auf Umsatz und Ertrag auswirkt, kommuniziert das Unternehmen auf
Nachfrage nicht. Mit dem Kauf
der Tritec will Energiedienst verstärkt in den Solarmarkt für Eigenstromverbrauche einsteigen.
Erträge werden noch nicht kommuniziert. Ebenfalls noch jung
ist der Bereich Contracting mit
Beratung und Dienstleistungen
rund um Energie. Dieser Bereich
habe aber „noch nicht nennenswert“ zu Umsatz und Ergebnis
RAZ
beigetragen.
Besucherzahlen: Immer mehr Gäste reisen aus dem AUSLAND an
Die Ferienregion Schwarzwald freut sich über neue
Besucherrekorde. Auf der
Jahresversammlung der
Schwarzwaldtourismus
GmbH (STG) in Bad Säckingen wurden am Mittwoch
die Zahlen für 2015 vorgestellt.
hat in den vergangenen Jahren
an Wert gewonnen“, so Wolfgang
Weiler, Pressesprecher der STG.
Neue, junge Zielgruppen seien
erschlossen worden, dazu beigetragen haben laut STG auch junge Künstler wie Stefan Strumbel
oder Sebastian Wehrle, die zu einem weltoffenen, modernen
Bild des Schwarzwaldes beitragen. Mit den Themen Natur, Kulinarik und Kultur will STG die
Ferienregion in Zukunft noch
stärker profilieren, wozu verstärkt digitale Kanäle genutzt
werden sollen.
NINA LIPP
Der Bollenhut zieht mehr denn
je, vor allem im Ausland: Die Ferienregion Schwarzwald hat im
Jahr 2015 bei Übernachtungszahlen und Gästeankünften
stark zugelegt. Der Bollenhut ist
das Symbol für den Schwarzwald, weshalb die Touristiker seine Bekanntheit nutzen. Fünf rote Kreise symbolisieren die berühmte Kopfbedeckung aus
dem Kinzigtal, darunter der geschwungene
Schriftzug
„Schwarzwald“ ist das Logo des
Dachverbandes Schwarzwaldtourismus GmbH (STG), der die
Ferienregion vertritt. Dieser lud
die Branche am Mittwoch zu seiner Jahresversammlung in Bad
Säckingen ein, wo Geschäftsführer Christopher Krull neue Rekordzahlen präsentieren konnte: Knapp 7,95 Millionen Gästeankünfte wurden 2015 gezählt –
das seien so viel wie nie zuvor
und im Vergleich zum Vorjahr
ein Plus von rund 4,3 Prozent.
Die Übernachtungszahlen in
den erfassten Betrieben sind
2015 um 2,6 Prozent auf 21,14
Millionen gestiegen, wobei in
dieser Statistik nur Betriebe mit
mehr als neun Betten gezählt
werden.
Das deutliche Wachstum ist
zu einem guten Teil der weiter
steigenden Beliebtheit aus dem
Ausland zu verdanken, fast drei
von zehn Urlaubern reisten im
vergangenen Jahr aus dem Ausland an, vor allem aus der
Schweiz, den Niederlanden und
Frankreich. Der Trend nach oben
setzte sich in den ersten fünf
Monaten des Jahres 2016 fort:
2,86 Millionen Urlauber (plus 3,8
Prozent) übernachteten fast 7,62
–
Zuwächse wegen
Terrorgefahr?
–
Junge Künstler wie der Fotograf Sebastian Wehrle inszenieren den
FOTO: SEBASTIAN WEHRLE
Schwarzwald modern und selbstbewusst.
Millionen Mal (plus 4,1 Prozent).
Die Daten stammen vom Statistischen Landesamt, das kleinere
Betriebe, Ferienwohnungen, Ferienhäuser und Pensionen nicht
erfasst, die vor Ort gezählt werden. Von dem insgesamt starken
Wachstum profitieren sie am
wenigsten, lediglich ein leichtes
Plus ist in diesem Bereich zu
messen. Rückgänge verzeichnet
die STG bei Schulungsheimen
(minus sieben Prozent), Rehakliniken (minus 1,9 Prozent), Jugendherbergen und Hütten (Minus 0,2 Prozent). Ein Sorgenkind
bleiben die Kliniken im Schwarzwald: 1995 gab es davon noch
140, übrig geblieben sind davon
21 Jahre später nur 73 – das aber
liegt an der allgemeinen Marktbereinigung und ist kein
schwarzwaldspezifisches Phänomen. „Die Marke Schwarzwald
Sind die Rekordzahlen auch der
weltweiten Gefahr terroristischer Anschläge in anderen Ferienregionen geschuldet? Einen
direkten Zusammenhang will
STG-Pressesprecher Wolfgang
Weiler nicht betätigen. Sicher gäbe es nach den Anschlägen auf
den Istanbuler Flughafen oder
dem am Freitag im französischen Nizza Menschen, die sich
bewusst für einen Urlaub in
Deutschland entschieden. „Die
aktuellen Zuwächse auf die Bedrohung durch Terror zurückzuführen, aber wäre falsch“, so Weiler.
Dass der Themenbereich Tourismus seit dem baden-württembergischen
Regierungswechsel bei Justizminister Guido
Wolf angesiedelt ist, löst bei der
STG zwar keine Sorgen, aber
auch keine Begeisterungsstürme aus. Denn mit der Arbeit von
Alexander Bonde, bis Mai 2016
baden-württembergischer Landesminister für den ländlichen
Raum und Verbraucherschutz,
war die Branche mehr als zufrieden. „Die Ressortzuteilung unter
Bonde war ideal, da der Tourismus im Schwarzwald überwiegend im ländlichen Raum stattfindet.“ Guido Wolf aber soll sich
bewähren dürfen. „Wir sind gespannt, wie sich das Ganze einspielt, sind aber zuversichtlich,
dass es sich einspielt“, so Weiler.
Das Wichtigste sei, dass bewilligte Fördergelder weiter flössen.
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Freiburger HERDER-VERLAG übernimmt Mehrheit bei Thalia
Der Freiburger Herder-Verlag hat die Mehrheit bei
Thalia, der führenden Buchhandelskette im deutschsprachigen Raum, übernommen. Ziel sei es, Thalia
zum „Synonym für Lesegenuss im Digitalzeitalter“
zu machen, teilte Herder
am Montag mit.
SIGRUN REHM
Zurück in die Zukunft könnte
das Motto der Übernahme lauten, kehrt eine von Deutschlands
ältesten Verlegerfamilien damit
doch zu ihren Wurzeln zurück.
Schließlich war Ahnherr Bartholomä Herder erst Hofbuchhändler des Konstanzer Fürstbischofs, ehe er 1801 in Meersburg
am Bodensee den Herder-Verlag
gründete. Die sechste Generation, die den Verlag heute führt,
war schon länger auf der Suche
nach Wegen, sich in dieser Umbruchszeit, in der die Digitalisierung die Branche unter Druck
setzt und zum Handeln zwingt,
zu behaupten. Nun ist sie mit
der Thalia-Übernahme offenbar
fündig geworden. Thalia betreibt
mehr als 280 Filialen in Deutschland, Österreich und der Schweiz
und hat sich nach einer im Oktober 2015 abgeschlossenen Gesundschrumpfung im deutschsprachigen Raum zum führenden so genannten Cross-Channel-Buchhändler entwickelt, der
verschiedene mediale Kanäle
nutzt und vernetzt. Mit der Beteiligung am E-Book-Reader Tolino, der 2013 angetreten ist, Amazons Kindle erfolgreich Konkurrenz zu machen, hat man auch
hier einen Fuß in der Tür.
Zu dem von Herder angeführten Konsortium, das 65 Prozent
von Thalia übernommen hat, gehören neben der Verlegerfamilie
der Digital-Unternehmer Leif
Erik Göritz, der Aufsichtsratschef wird, und Thalia-Geschäftsführer Michael Busch. Mit jetzt
35 Prozent dabei bleibt die Unternehmerfamilie Kreke.
Der Kauf dürfte für Herder ein
Kraftakt sein: Deutschlandradio
Kultur sprach diese Woche von
„David schluckt Goliath“ und
gab den Jahresumsatz des Verlags mit 30 Millionen Euro, den
der Buchhandelskette mit 960
Millionen Euro an. Der vom Konsortium aufzubringende Kaufpreis lag, wie ein Insider bestätigt, im niedrigen dreistelligen
Millionenbereich. Offiziell nennen weder Thalia noch Herder
Geschäftszahlen und bestätigen
auch keine Summen.
Finanziert wird die Übernahme durch die Thalia-Hausbanken und Eigenkapital. Doch anders als von Medien berichtet,
werde die Buchhandelskette
nicht mit dem Kaufpreis belastet, erklärt Gerhard Manz, Partner der Kanzlei Friedrich Graf
von Westphalen, der den HerderVerlag beraten hat. „Kreditnehmer ist die aus dem Konsortium
bestehende Käufergesellschaft,
nicht das Kaufobjekt“, so Manz.
„Ich halte die Finanzierung für
grundsolide“, sagt der Freiburger
Jurist. Beleg dafür sei nicht zuletzt der Einstieg Michael
Buschs, der schließlich am besten wisse, was das Unternehmen
zu erwirtschaften im Stande ist.
Die Risiken der Übernahme seien überschaubar: „Wenn sich das
Unternehmen so weiter entwickelt oder auch nur so bleibt, ist
E-Book-Reader Tolino gilt als vielversprechendes Potenzial, das
FOTO: DPA
Thalia mitbringt.
das ein Investment, das sich lohnen wird“, sagt Manz.
Wenn
die
Kartellämter
Deutschlands und Österreichs
dem Kauf wie erwartet zustimmen, wird nicht nur die Buchhandlung in der Freiburger Kajo
zu Herder zurückkehren, es sollen auch neue Läden eröffnet
werden. „Unser Ziel ist es, langfristig mit einem flächendeckenden Netz aus Buchhandlungen
vor Ort zu sein“, sagt Thalia-Sprecherin Julia Hattrup. Für Herder
bedeutet das, die eigenen Bücher überall werbewirksam platzieren zu können, und direkten
Einblick in Kundenwünsche.
NACHRICHTEN 9
Der Sonntag · 17. Juli 2016
„Äußerste Vorsicht“
Reisende in die
TÜRKEI
können nach Putschversuch stornieren – Auswärtiges Amt warnt
Düsseldorf (AFP). Nach dem
Putschversuch in der Türkei
bieten große deutsche Reiseveranstalter kostenlose
Stornierungen und Umbuchungen von geplanten Urlauben in dem Land an. Das
Auswärtige Amt riet Reisenden in den Metropolen
Ankara und Istanbul zu „äußerster Vorsicht“.
Bei Tui, Alltours und Thomas
Cook gelten die Stornierungsangebote allerdings nur für unmittelbar bevorstehende Reisen,
Umbuchungen aber sind auch
für mittelfristigere Buchungen
möglich. So teilte etwa Alltours
gestern mit, alle Abreisen in die
Türkei bis einschließlich Montag
könnten kostenlos storniert werden, der Reisepreis werde zu
hundert Prozent erstattet. Abreisen bis zum nächsten Sonntag
(24. Juli) könnten kostenlos auf
andere Ziele umgebucht werden.
Der Branchenriese Tui bot
Gästen gebührenfreie Umbuchungen und Stornierungen für
alle Anreisen bis Sonntag an. Betroffene Urlauber sollen sich an
ihre Buchungsstelle wenden. Tui
teilte zugleich mit, in den touristischen Regionen der Türkei am
Mittelmeer sei die Situation „aktuell ruhig“. Nach Angaben der
Reiseleiterorganisation sei die
Russland und USA vereinbaren Annäherung
Historischer Moment mit Selfies und Fahnen: Männer stehen am Tag
nach dem Putschversuch auf einem Panzer, der auf einer Brücke über
FOTO: AFP
den Bosporus in Istanbul zum Stehen gekommen ist.
Stimmung unter den Gästen
„besonnen“. Die Ausflugsprogramme seien für Samstag aber
vorsorglich abgesagt, hieß es.
Die Lufthansa strich für Samstag acht ihrer zehn Abflüge in
die Türkei. Nur zwei Flüge am
Nachmittag in die MittelmeerStädte Bodrum und Antalya fänden planmäßig statt, sagte ein
Unternehmenssprecher.
Am
Abend sollte über die Flüge am
heutigen Sonntag entschieden
werden. Die Lufthansa-eigene
Billig-Airline Eurowings setzte
alle Flüge zwischen Deutschland
und Istanbul sowie Ankara bis
auf Weiteres aus. Antalya solle ab
Sonntag wieder angeflogen werden, so das Unternehmen.
Ob auch individuell gebuchte
Reisen kostenlos storniert werden können, hängt nach Einschätzung von Sabine FischerVolk von der Verbraucherzentrale Brandenburg stark von der Region ab. Bei einen Badeurlaub
zum Beispiel in Antalya fielen
wohl Stornierungskosten an,
wenn sich die Veranstalter nicht
kulant zeigen. Da die Lage dort
ruhig sei, hätten Urlauber kein
Recht auf kostenlose Umbuchungen oder Stornierungen, so
Fischer-Volk. Wer einen Städtetrip nach Istanbul gebucht hat,
dürfte dagegen weniger Probleme bekommen – so bieten die
meisten Veranstalter für die
Stadt seit dem Anschlag am
Flughafen in Istanbul am 28. Juni
kostenlose Umbuchungen und
Stornierungen bis 31. Juli an.
Angesichts des Putschversuchs riet das Auswärtige Amt
Reisenden in Istanbul und Ankara zu „äußerster Vorsicht“. Im
Zweifel werde geraten, „in sichere Wohnungen und Hotels zurückzukehren“. Nach Angaben
des Ministeriums werden aus
den anderen Landesteilen, insbesondere von der bei deutschen Urlaubern beliebten Mittelmeerküste, „keine besonderen Ereignisse gemeldet“. Der
Krisenstab der Bundesregierung
ging unterdessen von einer allmählichen Beruhigung der Lage
vor Ort aus. „Die Situation in der
Türkei scheint sich nach und
nach zu stabilisieren“, hieß es im
Auswärtigen Amt nach einer Sitzung des Krisenstabs.
Das Reiseland Türkei hatte bereits in den vergangenen Monaten stark gelitten. Nach einer Serie von blutigen Anschlägen
meiden die Deutschen das Urlaubsziel. 87 Prozent sagten in einer Umfrage von Anfang Juli, die
Türkei komme für sie als Urlaubsland in diesem Jahr nicht in
Frage.
IM FESTGEFAHRENEN SYRIEN-KONFLIKT haben Russland und die
USA nach eigener Darstellung eine wichtige Annäherung erreicht.
Bei einem Verhandlungsmarathon in Moskau hätten sie sich auf
konkrete Schritte geeinigt, die die Lage in dem Bürgerkriegsland
entscheidend verändern könnten, sagten die Außenminister Sergej
Lawrow und John Kerry (hier ein Archivbild aus Genf vom 14. September 2013) in der Nacht zum Samstag. „Wir werden die Liste unserer
Schritte nicht veröffentlichen, weil wir wollen, dass sie funktionieren“,
sagte Kerry der Agentur Interfax zufolge. Nun müssten Details ausgearbeitet werden. Lawrow forderte direkte Verhandlungen zwischen
der syrischen Regierung und der Opposition. Die Gespräche unter
UN-Vermittlung stocken seit Monaten. Lawrow betonte, der Terroranschlag in Nizza zeige, dass Russland und die USA zusammenarbeiten müssten. „Dies sollte uns dazu bewegen, dass wir die ideologischen, politisierten und künstlichen Streitigkeiten überwinden, die
manchmal von den Medien aufgeblasen werden, als seien sie der
wichtigste Teil unserer Beziehungen“, sagte er.
KURZ GEFASST
GRÜNE
Kretschmann warnt vor Rot-Rot-Grün
Ein Jahr vor der Bundestagswahl streiten die Grünen eifrig
über mögliche Regierungsbündnisse. Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne)
plädierte am Wochenende für eine Koalition mit der CDU und
warnte vor einem Zusammengehen mit den Linken. Er kritisierte
die Linken als wenig realitätstauglich. Die Partei lebe „in der
Welt einer Nationalökonomie“ und befinde sich außenpolitisch
AFP
„im Niemandsland“, sagte er der Funke-Mediengruppe.
IS beansprucht Anschlag für sich
Regierung geht von schneller Radikalisierung des Attentäters von NIZZA aus
NIZZA/PARIS (AFP). Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat
(IS) hat den Anschlag in Nizza
mit mindestens 84 Toten für
sich beansprucht. Die Miliz erklärte gestern über ihr Sprachrohr Amak, der Täter sei ein „Soldat des Islamischen Staats“ und
von dessen Aufrufen inspiriert
gewesen. Eine unabhängige Bestätigung dafür gab es nicht.
Die IS-Agentur Amak berichtete, der Attentäter von Nizza habe auf Aufrufe der Miliz reagiert,
Bürger der Länder der internationalen Koalition anzugreifen,
die in Syrien und im Irak gegen
die Extremisten kämpft. Zu der
genannten Koalition gehören
neben Frankreich unter anderem die USA, Großbritannien
und Italien. Deutschland unterstützt die Allianz mit einer Fregatte und Aufklärungsflügen.
Als Täter von Nizza wurde der
Tunesier Mohamed LahouaiejBouhlel identifiziert. Der Mann
mit Wohnsitz in Nizza hatte am
Donnerstagabend während der
Feiern zum französischen Nationalfeiertag einen Lastwagen in
die Menschenmenge gelenkt.
Dabei wurden mindestens 84
Menschen getötet und mehr als
200 weitere verletzt, mehr als 50
davon lebensgefährlich. Den
französischen Geheimdiensten
war er nicht als Gefährder bekannt. Justizminister JeanJacques Urvoas sagte am Samstag dem Sender RTL, nichts in
den Polizeiakten des Täters habe
auf den Anschlag schließen lassen. Er sei bisher lediglich im Zusammenhang mit Kleinkriminalität in Erscheinung getreten.
Premierminister Manuel Valls
sagte hingegen dem Sender
France 2: „Es handelt sich ohne
Zweifel um einen Terroristen,
der Verbindungen zum radikalen Islamismus hat.“
Innenminister Bernard Cazeneuve sprach von einem „neuar-
tigen Anschlag“, der die „extremen Schwierigkeiten im Kampf
gegen den Terrorismus“ zeige.
Eine Mitgliedschaft des Täters in
der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat bestätigte Cazeneuve
nicht. Der Tunesier sei aber ein
Beispiel für „Einzelpersonen, die
empfänglich für die Botschaften
des IS sind und äußerst gewaltsame Taten begehen, ohne notwendigerweise an Kämpfen teilgenommen zu haben oder ausgebildet worden zu sein“. Verteidigungsminister Jean-Yves Le
Drian fügte hinzu, der IS habe
die Tat mit seinen Appellen womöglich inspiriert.
SCHENKEN SIE
Menschen auf der Flucht Zuversicht!
DA S W E T TE R
27°
13° Lahr
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27°
6°
Rhe
in
26°
10°
isam
Breisach a. Rh.
Dre
Emmendingen
Elzach
Elz
Waldkirch
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Bad Säckingen
morgen
29°
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FELDBERG
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WaldshutWeil a. Rh. 12°
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Rheinfelden
Sonne und Wolken im Wechsel. Im Tagesverlauf
vereinzelt Schauer und Gewitter, vor allem
Richtung Mittelgebirge und Harz. Höchstwerte
zwischen 19 und 26 Grad bei schwachem Wind.
heute
26°
Müllheim
Basel
DEUTSCHLANDWETTER
Hoch Burkhard sorgt für freundliches und
warmes Wetter in Südbaden. Heute wechseln
sich den ganzen Tag Sonne und Wolken ab. Im
Tagesverlauf ziehen teils dichtere Wolkenfelder
auf, aber nur sehr vereinzelt bilden sich Schauer
oder kurze Gewitter. Die Temperaturen liegen
bei schwachem Nordwestwind um 26 Grad. Am
Montag scheint neben ein paar Wolken ausgiebig die Sonne. Gegen Abend steigt das Gewitterrisiko. Auch am Dienstag ist es hochsommerlich.
23°
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Dresden
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05:46/21:23Uhr
19:08/03:43Uhr
Auf- und Untergangszeiten gelten für Freiburg
Saarbrücken
Stuttgart
26°
10°
Freiburg
19°
15°
23°
17° Berlin
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24°
26°
15°
16°
Köln
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1
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23°
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23°
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10 NACHRICHTEN
Der Sonntag · 17. Juli 2016
Wer ist Mike Pence?
KAMPFDROHNEN
Beschaffung
verzögert sich
BERLIN (DPA). Die Anschaffung
von Kampfdrohnen für die Bundeswehr verzögert sich. Wie der
Spiegel in seiner neuen Ausgabe
berichtet, klagt ein US-Hersteller
gegen die Vergabe des Auftrags
nach Israel. Nun müsse sich die
Vergabekammer mit den Vorwürfen der US-Firma General
Atomics beschäftigen, sagte ein
Sprecher des Verteidigungsministeriums dem Nachrichtenmagazin. Derzeit sei nicht absehbar, wie stark die Beschwerde das
Projekt zurückwerfe.
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte
im Januar entschieden, drei bis
fünf Drohnen vom Typ „Heron
TP“ aus Israel zu leasen, die mit
Raketen bestückt werden können. Der Deal ist eine Übergangslösung: Wenn alles wie geplant
läuft, soll etwa 2025 eine europäische
Aufklärungsund
Kampfdrohne in Produktion gehen, die Deutschland gemeinsam mit Frankreich und Italien
entwickeln will.
Bei der Luftwaffe habe es eine
Präferenz für das US-Modell
„Predator“ gegeben, schreibt der
Spiegel. Im Verteidigungsministerium habe es jedoch politische
Bedenken gegeben, eine Drohne
zu beschaffen, die vor allem wegen gezielter Tötungen von Terrorverdächtigen durch die USA
in der Öffentlichkeit bekannt geworden ist.
Anfang des Jahres hatte das
Ministerium die Entscheidung
für die israelische Drohne unter
anderem mit einer kürzeren Lieferzeit und der Hoffnung auf
Know-how-Transfer begründet,
der für die Entwicklung der „Euro-Drohne“ nützlich sein kann.
Der 57-Jährige Gouverneur soll Donald Trump zur US-PRÄSIDENTSCHAFT verhelfen
New York (dpa). Donald
Trump hat sich entschieden. Der Mann an seiner
Seite heißt Mike Pence. Der
57-Jährige soll bei dem Parteitag der Republikaner in
Cleveland in der kommenden Woche zum Vizepräsidentschaftskandidaten
des 70-Jährigen gewählt
werden. Doch passt das?
Das wird sich zeigen. Die Zeitung
Politico meint, seine bisherige
Bilanz sei nicht einwandfrei; das
Religionsfreiheitsgesetz
habe
ihn fast die politische Karriere
gekostet. „Pence war sehr viel
besser darin, Angriffe anzuziehen, als sie abzuwehren. Es
könnte ein Vorbote für einen
steinigen Weg als Trumps Running Mate sein.“ Die New York
Times schreibt, der 57-Jährige sei
aus der Zeit gefallen. „Der Wind
der Veränderung mag wehen,
aber Mr. Pence beugt sich nur
langsam.“
Was hat Pence, was Trump nicht
hat?
Politische Erfahrung. Von 2001
bis 2013 saß er im Repräsentantenhaus, seit 2013 ist er Gouverneur von Indiana. Er wirkt volksnah, präsentiert sich gern als
Stimme der kleinen Leute. Er ist
ein Republikaner wie er im Lehrbuch steht und damit gut fürs
Schaufenster. Das Establishment der Partei mag ihn, mit
Trump fremdelt es. Auch weil
Trump so viele herablassende
Worte für die Parteioberen übrig
hatte. Pence dagegen versteht
sich gut mit Paul Ryan, dem
Sprecher des Repräsentantenhauses und nominell wichtigstem Republikaner.
Welche Werte vertritt er?
Der 57-Jährige beschreibt sich
selbst als „Christ, Konservativer
und Republikaner – und das in
dieser Reihenfolge“. Er ist bibelfest, betet angeblich in schwierigen Zeiten mit seinen Mitarbeitern, tritt für sozialkonservative
Werte ein. Trump hat zwar in den
Vorwahlen in einigen Staaten
Kann Pence unentschlossene
Wähler gewinnen?
Mit Mike Pence (links) hat sich Donald Trump jemanden an die Seite geholt, der auf den ersten Blick das
FOTO: AFP
genaue Gegenteil von ihm selbst ist und über die richtigen Verbindungen verfügt.
Ob Trump sich mit ihm breitere
Wählergruppen
erschließen
kann, ist fraglich. Schon jetzt
gibt es viele Bilder, auf denen
Trump und Pence gemeinsam
zu sehen sind. Sie zeigen vor allem eines: zwei ältere weiße
Männer. Das mag zwar immer
noch das Bild der republikanischen Partei sein, das der amerikanischen Gesellschaft ist es
nicht. Vielfalt sieht anders aus.
Ist er die Stimme der Vernunft
an Trumps Seite?
Was hat Pence von der ganzen
Nummer?
auch viele Stimmen bei den
Evangelikalen bekommen, aber
es gibt Zweifel an seiner ideologischen Standfestigkeit. Seine
Meinung beim Thema Abtreibung hat er zum Beispiel mehrmals geändert. Und er ist zwei
Mal geschieden. Pence ist seit
dreißig Jahren verheiratet.
Er hat zudem Verbindungen
zu den sehr mächtigen, sehr reichen Koch-Brüdern, die gern viel
Geld in den Wahlkampf stecken,
aber bislang einen Bogen um
Trump gemacht haben.
Nein, nicht wirklich. Seine Aussagen sind zwar stets wohl überlegt und abgewogen. Auch
sprach er sich gegen Trumps Forderung nach einem Einreiseverbot für Muslime aus. In der Vergangenheit agierte er aber selbst
oft als ein ähnlicher Hardliner.
Im Jahr 2000 forderte er den
Kongress auf, Geld für Einrichtungen bereitzustellen, die Menschen helfen, ihr sexuelles Ver-
halten zu ändern. Gemeint waren Schwule. 2009 stellte er wissenschaftliche
Erkenntnisse
zum Klimawandel in Frage. 2015
unterzeichnete er ein Gesetz zur
Religionsfreiheit, das es Geschäften unter anderem erlaubte, homosexuelle Kunden abzuweisen. Nachdem ein Sturm der Entrüstung losbrach, überarbeitete
er es noch einmal, was ihm wiederum in sozialkonservativen
Kreisen Kritik einbrachte.
Ist er eine gute Wahl?
Zuerst einmal kann er sich aus
einem schwierigen Rennen um
die Wiederwahl als Gouverneur
verabschieden. In Indiana drohte ihm nämlich eine Niederlage.
Gewinnt Donald Trump die
Wahl am 8. November, wäre
Mike Pence die Nummer Zwei
im Staat. Verliert er, wäre er ein
verbrannter Kandidat, dem die
politische Bedeutungslosigkeit
drohen könnte.
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die Erwartungen hoch,wenn sie am
Freitag in Lörrach spielen. SEITE 14
17.Juli2016
Konkurrenzkampf überall
STANDPUNKT
D
TONI NACHBAR
SC-Trainer Christian Streich ist
selten restlos zufrieden. Das
vierte Testspiel dieses Sommers
auf dem Oberschopfheimer Auberg-Sportplatz war gerade beendet, da meinte der FußballLehrer spontan: „Das eine oder
andere Tor mehr hätte es durchaus sein können.“ So gesehen
trafen am Freitagabend „nur“
Niederlechner (3), Stenzel, Philipp und Guéde zum Kantersieg.
Den siebten Treffer der Freiburger steuerte der Oberschopfheimer Bantle per Eigentor bei.
Wie schon bei den jüngsten
Tests – 9:1 gegen den SC March
und 2:0 gegen eine AmateurAuswahl in Kippenheim – stand
auch in Oberschopfheim ein
„Einspielen“ des gesamten SCProfikaders im Vordergrund. Der
SC-Trainerstab verzichtete lediglich auf die angeschlagenen Havard Nielsen, Sebastian Kerk, Lucas Hufnagel und Alexander
Schwolow sowie auf Nils Petersen, der in der ersten Augusthälfte mit der deutschen OlympiaFußballmannschaft an den Spielen in Rio de Janeiro teilnehmen
wird.
Laut Jochen Saier, Vorstand
Sport beim SC, habe der Verein
Verständnis für diese Berufung,
obwohl nun der Torjäger in der
entscheidenden Phase der Vorbereitung fehlt. Andere Bundesligisten, wie beispielsweise Mitaufsteiger RB Leipzig, machen
keinen Hehl daraus, dass die
Olympia-Nominierungen ihrer
Profis ihnen ein Dorn im Auge
sind. Weil in Christian Günter
und Sebastian Kerk zwei weitere
Sportclub-Spieler „auf Abruf“ in
den Kader der Olympia-Mannschaft berufen wurden, präzisierte Saier am Freitag, es sei für
In Torlaune auch in Niederschopfheim: Der dreifache Torschütze Florian Niederlechner verfehlt hier mit
FOTO: AKE
einer spektakulären Aktion nur knapp das gegnerische Tor.
ihn unvorstellbar, diese würden
mit der deutschen Olympia-Delegation mit nach Brasilien reisen: „Das kommt wirklich nicht
in Frage.“
Apropos Kerk: Für welchen
Verein der Offensivspieler künftig spielen wird, bleibt ungewiss.
Derzeit absolviert er eine Rehabilitation nach einer Achillessehnenblessur. Saier: „Wir arbeiten an einer Lösung, die sowohl
im Interesse des Vereins als auch
des Spielers liegt.“
Ähnlich ist die Situation beim
SC-Routinier Mensur Mujdza.
Der bosnische Nationalspieler,
der in Oberschopfheim mit der
Kapitänsbinde auflief, sondiert
den Markt, um noch in diesem
Sommer transferiert zu werden.
Ausleihgeschäfte bleiben ein
Thema auch bei Caleb Stanko sowie Mats Möller-Daehli. Der norwegische Nationalspieler war
am Freitagabend neben Pascal
Stenzel einer der positiv auffälligsten SC-Akteure in Oberschopfheim. „Er hat in diesen
zwei Wochen nahezu alle Trainingseinheiten mitgemacht, das
merkt man“, sagte Streich. Allerdings ist eine gute Halbzeit gegen einen frisch gekürten Bezirksligisten kein Maßstab dafür,
wie wertvoll Möller-Daehli in
den nächsten Monaten für den
Sportclub sein kann oder nicht.
Ein Fazit nach zwei Wochen
Vorbereitung wollte Streich für
die gesamte Mannschaft noch
nicht ziehen. Gut sei, dass bis auf
wenige Ausnahmen ein recht
großer Kader gesund und voll
belastbar sei. Die Neuzugänge
präsentieren sich hochmotiviert
und lernbegierig. „Ich bin in einer guten Truppe gelandet, wir
Neue wurden sehr gut aufgenommen“, sagt der Ex-Karlsruher Manuel Gulde.
Von einem intensiven Konkurrenzkampf auf nahezu allen
Positionen spricht Jochen Saier,
es bleibt sehr spannend, welche
Elf sich bis zu den ersten Pflichtspielen herauskristallisiert. Als
Paradebeispiel dafür könnte das
zentrale Mittelfeld gelten, wo
sich Höfler, Abrashi, Meffert, Haberer, Stenzel und – warum auch
nicht? – Möller-Daehli um zwei,
drei Positionen bewerben.
Nach knapp zwei Wochen mit
vielen Läufen, Krafttraining und
erster taktischer Arbeit erhielten
die SC-Spieler an diesem Wochenende zwei freie Tage. Danach absolvieren sie in Eigenregie noch zwei Tage Heimtraining, ehe das Trainingslager in
Schruns mit dem Schwerpunkt
Taktik sowie dem Testspiel gegen den türkischen Klub Caykur
Rizespor seine Schatten vorauswirft. Einen letzten spielerischen
Aufgalopp gönnt Streich seinen
Schützlingen zuvor noch: Am
Freitagabend, 17 Uhr, steht das
Testspiel beim SV Zimmern – in
der Nähe von Rottweil – auf dem
Programm.
Der SC FREIBURG spielte in
Oberschopfheim in folgender
Aufstellung: Klandt (46. Eisele) –
Mujdza (46. Ignjovski), Torrejón
(46. Gulde), Söyüncü (46.
Kempf), Günter (46. Föhrenbach) – Stanko (46. Bulut), Stenzel (46. Schuster), Möller-Dähli
(46. Höfler), Meffert (46. Haberer) – Niederlechner (46. Guédé),
Grifo (46. Philipp)
07761/9219-0
VILLINGENS POKAL-HEIMSPIEL IN FREIBURG
Mit einem 7:0 in Oberschopfheim beendet der SC FREIBURG erste Phase der Vorbereitung
Der SC Freiburg hat mit einem 7:0-Testspielsieg gegen den Ortenauer Bezirksliga-Neuling SV Oberschopfheim die erste Phase
seiner Saisonvorbereitung
abgeschlossen. Am kommenden Freitag reist der
Bundesliga-Aufsteiger in
sein österreichisches Trainingslager nach Schruns.
Weitere INFORMATIONEN unter Tel.
Nachvollziehbar –
aber auch schade
er FC Schalke
auch schon mal
04 kommt –
über 10 000 Besuund der FC 08
cher in den bei AusVillingen geht. In
wärtsteams geFreiburg wird der
fürchteten FriedenVerbandsligist sein
grund kamen. Und
DFB-Pokal-Heimdann war da noch
spiel gegen Schalke
das Pokalspiel des
OTTO
am Samstag, 20. AuHamburger SV mit
gust, nun austragen. SCHNEKENBURGER Uwe Seeler bei dem
Während die Freiam 4. Januar 1970
burger zeitgleich – auch nicht fast 16 000 Zuschauer im
gerade geschickt – beim Reproppenvollen Friedengrund
gionalligisten SV Babelsberg
eine recht knappe 1:3-Nieder03 antreten. Der Umzug quer
lage miterlebten. Der Autor
durch den Schwarzwald ist
dieser Zeilen war wiederum
eine durchaus nachvollziehim Stadion, als die Villinger
bare Entscheidung der Vervor Jahrzehnten den FC Bayern
nunft. Denn ins Villinger Stazu einem Testspiel empfingen.
dion dürfen bei einem solchen 1:1 ist diese AuseinandersetAnlass nur noch 5000 Zuzung in der eigenen Erinneschauer gelassen werden. In
rung sogar ausgegangen, vielFreiburg hingegen wartet pro- leicht haben die Bayern aber
fessionelle Infrastruktur. Das
am Ende auch noch mit 2:1
beginnt beim Ticketverkauf
gewonnen. Auf jeden Fall war
und endet damit, dass der Be- es für den Teenager trotz
zahlsender Sky schon weiß,
Freundschaftsspielcharakters
wo er Kabel verlegen muss.
eine spektakuläre Angelegen55,7 Kilometer sind es vom
heit. Mit dem eng am SpielFriedengrund, der Heimstätte feldrand stehenden Publikum
des Verbandsligisten FC 08
und dicht gefüllten Reihen,
Villingen, ins Stadion an der
wie es eben diese auf dem Dorf
Dreisam des SC Freiburg. Auf
oder in der Kleinstadt ausgeeiner landschaftlich anspretragenen Auseinandersetzunchenden Strecke, über den
gen Klein gegen Groß oft so
Thurner, den Spirzen hinab,
ausmachen. Ein anderes Spiel
auf den Schwarzwaldhöhen
taucht vor dem geistigen Auge
zudem geradezu gesäumt von auf: Als der FC Teningen im
schnell erreichbarer und einen DFB-Pokal ebenfalls Schalke
Abstecher lohnender Gastro04 zugelost bekam. Auch danomie. Eine knappe Autostun- mals wählte der Siebtligist das
de ist für die Fahrt einzuplaFreiburger Stadion als Austranen, einen Bus-Shuttle soll es
gungsort. 21 000 Zuschauer
auch geben, Fußballfans nehsind gekommen, ist in den
men oft weit größere StrapaAnnalen nachzulesen. Aber
zen auf sich. Aber ist es nicht
in Erinnerung geblieben ist
ein wenig bizarr, wenn ein Fuß- das Spiel als eine von Beginn
ballfan aus Villingen eine
an sehr einseitige AngelegenStunde zu einem Heimspiel
heit. Die Atmosphäre war zwar
seines FC 08 fährt? Die Villinfröhlich, die meisten Zuschauger freuen sich über das große er schienen aber nur gekomLos, das sie gemacht haben.
men, um die Schalker zu seIn der Historie des traditions- hen. Und nicht, um mit Teninreichen Vereins ist es aber bei
gen zu fiebern. Ähnliches
weitem nicht das erste dicke
könnte auch Villingen in weMatch. Der FC 08 verweist
nigen Wochen blühen. Die Entselbst auf seiner Homepage
scheidungen für einen solchen
auf die zweite Hälfte der 60er Umzug, wie sie immer mehr
Jahre, als Villingen in der ReAmateurvereine für ihre Pogionalliga Süd auf den 1. FC
kalspiele zu treffen scheinen,
Nürnberg, den Karlsruher SC
sind so zwar gut zu verstehen.
oder 1860 München traf und
Aber sie sind auch schade.
Furore um Götze-Wechsel
Vor Beginn der neuen Bundesligasaison werden die TRANSFERSPEKULATIONEN konkreter – Auch Schürrle und Toprak liebäugeln mit dem BVB
Die Transferspekulationen in
der Fußball-Bundesliga werden
konkreter – im Mittelpunkt
steht Borussia Dortmund. Nach
den Abgängen von Ilkay Gündogan (Manchester City), Mats
Hummels (FC Bayern München)
und Henrich Mchitarjan (Manchester United) werden ähnlich
hochkarätige Zugänge gehandelt. Es verdichten sich die Anzeichen für eine Rückkehr von
Mario Götze (FC Bayern München). Und André Schürrle (VfL
Wolfsburg) sowie Ömer Toprak
(Bayer Leverkusen) haben ihre
Wechselabsichten nach Dortmund bekundet.
Wie die Bild-Zeitung berichtet,
soll sich der BVB mit dem 24-jährigen Götze bereits einig sein.
Die Ablöse liege zwischen 23 und
27 Millionen Euro. Am Freitagnachmittag berichtete die SportBild, dass der Wechsel bereits
perfekt sei. Das Blatt nannte eine
Ablöse in Höhe von 28 Millionen
Euro. Der Nationalspieler solle
bei seinem alten Club einen Vertrag bis 2021 erhalten.
Die Clubs wollten das nicht bestätigen. Der neue Bayern-Coach
Carlo Ancelotti sagte dazu am
Freitag: „Ich habe keine neue Informationen. Stand heute ist er
ein Spieler von Bayern.“ BVB-Ma-
nager Michael Zorc sagte im
Sport1-Interview zu den Transferspekulationen: „Wir kommentieren das traditionell gar nicht.“
Weltmeister Götze wechselte
2013 vom BVB zum FC Bayern.
Dort kam der Jungstar jedoch
nicht über die Rolle des Ergänzungsspielers hinaus. Der Club
legte Götze daher trotz Vertrages
bis 2017 einen Wechsel im Sommer nahe.
Beim BVB könnte Götze nun
mit seinem Kumpel Schürrle zusammenspielen, mit dem er derzeit in den USA urlaubt. Schürrle
gilt als Wunschspieler von BVBCoach Thomas Tuchel, seinem
Bald wieder im Dortmund-Trikot?
FOTO:DPA
Mario Götze.
Ex-Trainer beim FSV Mainz 05.
„André hat klar gesagt, dass ihn
das Interesse von Borussia Dortmund zum Nachdenken ge-
bracht hat“, sagte Wolfsburgs Geschäftsführer Klaus Allofs.
Bislang hat Dortmund die
Spieler Sebastian Rode (FC Bayern München), Raphaël Guerreiro (FC Lorient), Emre Mor (FC
Nordsjaelland), Marc Bartra (FC
Barcelona), Ousmane Dembélé
(Stade Rennes) und Mikel Merino (CA Osasuna) verpflichtet.
BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke kündigte aber weitere Aktivitäten an: „Da werden
auf beiden Seiten sicherlich
noch weitere Transfers hinzukommen.“
Ob Götze dazugehören wird,
oder der französische National-
spieler Moussa Sissoko (Newcastle United), ist offen. Laut der
Zeitung L’Equipe werbe Dortmund neben Tottenham Hotspur und dem FC Liverpool um
den Mittelfeldspieler. In Dortmund könnte der 26-Jährige Neven Subotic ersetzen, der vor
dem Absprung in die Premiere
League steht. Und nach Olympia-Fahrer Matthias Ginter, so
berichtet die Bild-Zeitung, soll
sich der Hamburger SV erkundigt haben. Der HSV-Vorstandsvorsitzende Dietmar Beiersdorfer soll beim Vizemeister angefragt, aber eine Absage erhalten
DPA
haben.
12 SPORT
Der Sonntag · 17. Juli 2016
„Sehr gut in Form“
KURZ GEFASST
FUSSBALL
KSC verlegtTrainingslager
Wegen Dauerregens hat Zweitligist Karlsruher SC den Ort seines
Trainingslagers in Österreich kurzfristig verlegt. Der neue
Trainer Tomas Oral wird die KSC-Profis nun nicht in Schladming
in der Steiermark, sondern in Flachau im Salzburger Land
auf die Saison vorbereiten. Die Mannschaft wohnt seit gestern
im Hotel Alpenhof. Das Trainingslager wird wie geplant bis
25. Juli dauern. Am Dienstag testen die Karlsruher in Bischofshofen gegen den türkischen Club Medipol Basaksehir FK (18.15
Uhr), am Samstag (17 Uhr) in Kapfenberg treffen sie auf West
DPA
Ham United.
Platz zwei für deutschesTeam
REITSPORT
Die deutsche Vielseitigkeits-Mannschaft
hat in Aachen gestern Platz zwei belegt. Das
Team um Doppel-Olympiasieger Michael
Jung mit Sam musste sich nach Dressur,
Springen und Geländeritt nur Australien
geschlagen geben. Dritter wurden die Reiter
aus Großbritannien. In der Einzelwertung
siegte Jung mit seinem zweiten Pferd Takinou vor Shan Rose (Australien) mit Qualified und Klimke mit Hale Bob. Doppel-Weltmeisterin Sandra
Auffarth hatte auf den Geländeritt verzichtet. Sie wollte ihr
Pferd Opgun Louvo für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro
DPA
schonen.
LEICHTATHLETIK
Tamberi verpasst Olympia
Der 24-jährige Hochsprung-Europameister Gianmarco Tamberi
aus Italien hat sich einen Teilriss eines Bandes im linken
Sprunggelenk zugezogen. „Weckt mich aus diesem Alptraum.
Gebt mir meinen Traum zurück. In diesem Moment kann
ich nur weinen. Auf Wiedersehen Rio“, schrieb Tamberi auf
Instagram. Er war am Freitag beim Diamond-League-Meeting
in Monaco mit 2,39 Metern einen nationalen Rekord gesprungen,
hatte sich aber bei seinem zweiten Versuch über 2,41 Meter
verletzt. Tamberi war am vergangenen Wochenende in Amsterdam Europameister im Hochsprung geworden und galt
als eine der großen italienischen Hoffnungen für die SomDPA
merspiele.
FORMEL-1
Wickens startet erstmals von Pole Position
Mercedes-Pilot Robert Wickens (Foto) startet
beim neunten von 18 Saisonläufen des
Deutschen Tourenwagen Masters in Zandvoort erstmals in diesem Jahr von der Pole
Position. Der in der Fahrerwertung auf Rang
sechs liegende Kanadier war gestern um
0,116 Sekunden schneller als der Gesamtführende Marco Wittmann im BMW. Damit
belegten in allen bisherigen Rennen des
Jahres unterschiedliche Fahrer den ersten Startplatz. In der
zweiten Reihe des Rennens auf dem 4,307 Kilometer langen
Kurs in den Niederlanden, 18.08 Uhr, live in der ARD, stehen
mit Christian Vietoris und Gary Paffett (England) zwei weitere
DPA
Mercedes-Fahrer.
TRIATHLON
Erneute Nominierung für Rio
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) muss sich noch
einmal mit der Olympia-Nominierung der Triathleten beschäftigen. Nach einem Beschluss des Landgerichts Frankfurt
„hat der DOSB den Auftrag bekommen, die Thematik Olympianominierung im Triathlon noch einmal zu behandeln.
Der DOSB setzt den Beschluss des Gerichts derzeit um“, teilte
der Sportdachverband gestern mit. Dagegen wurde der Antrag
auf Einstweilige Verfügung der Triathletin Rebecca Robisch
von dem Gericht abgelehnt. Die 28-Jährige hatte versucht,
DPA
auf diesem Weg doch noch für Rio nominiert zu werden.
FUSSBALL
VfB gewinntTestspiel
Zweitligist VfB Stuttgart hat gestern ein Testspiel gegen den
Schweizer Zweitligisten FC Wohlen mit 2:1 (1:0) gewonnen.
Einen Tag vor Beginn des einwöchigen Trainingslagers in Grassau
südlich des Chiemsees brachte Spielmacher Alexandru Maxim
den VfB mit 1:0 in Führung (43. Minute). Das 2:0 im Bodenseestadion von Konstanz erzielte Emiliano Insua (48.). Für
Wohlen traf Augusto Lotti nach gut einer Stunde zum 2:1-EndDPA
stand.
TISCHTENNIS
Boll in Olympia-Form
Drei Wochen vor Beginn der Olympischen Spiele in Rio hat
Timo Boll im westfälischen Hamm ein europäisches Test-Turnier
gewonnen. Der Düsseldorfer setzte sich gestern im Endspiel
vor rund 500 Zuschauern gegen den Weltranglisten-Neunten
Wladimir Samsonow aus Weißrussland durch. Der nur noch
auf Position 14 geführte Linkshänder siegte in 3:0 Sätzen. Im
Halbfinale hatte der 35-Jährige gegen den sieben Jahre jüngeren
Hamelner Europameister Dimitrij Ovtcharov zunächst eine
3:0-Führung verspielt. Den Entscheidungssatz gewann Boll
DPA
dann aber knapp mit 11:9.
FUSSBALL
ManU gewinnt erstenTest unter Mourinho
Manchester United hat sein erstes Testspiel unter dem neuen
Trainer José Mourinho und mit dem Dortmunder Neuzugang
Henrich Mchitarjan gewonnen. Der englische Fußball-Rekordmeister kam zu einem 2:0-Erfolg beim Zweitligisten Wigan
Athletic. Will Keane (49. Minute) und Andreas Pereira (59.)
erzielten die Tore. Bei ManUnited fehlten unter anderem noch
DPA
die Bastian Schweinsteiger und Wayne Rooney.
Trotz schlechtem Ergebnis in Lenzerheide blickt SABINE SPITZ mit Zuversicht auf Olympia
Olympiasiegerin Sabine
Spitz gehört zu den besten
Mountainbikerinnen der
Welt im Cross Country. Bei
den Olympischen Spielen
in Rio wird sie als ernstzunehmende Konkurrentin
auftreten – ihre fünfte wird
zugleich die letzte Olympiateilnahme für die 44jährige Murgerin sein.
NINA LIPP
Der vergangene Sonntag war
kein guter Tag für die PekingOlympiasiegerin Sabine Spitz.
Beim Mountainbike-Weltcup in
Lenzerheide (Schweiz) gelang es
der Cross-Country-Fahrerin aus
Murg nicht, ihre gute Leistung
der Vorwoche abzurufen. Da landete sie beim MountainbikeWeltcup in Albstadt auf einem
sehr guten vierten Platz. Dort
hatte sie die über weite Teile des
Rennens als sicher geglaubte
Bronze-Medaille wegen eines
Sturzes verloren, der sie auf der
drittletzten Runde wertvolle Sekunden kostete.
In Lenzerheide sei es von Beginn an nicht gut gelaufen,
schon beim Aufwärmen habe sie
Probleme mit dem Puls gehabt
und sei mit einem unguten Gefühl losgefahren, erinnert sich
Spitz. Sie sollte Recht behalten:
Nach dem Startschuss konnte
sie sich aus der ersten Startreihe
nur mühselig vorwärts kämpfen, so dass sie lediglich als 14.
am höchsten Punkt ins Gelände
einbiegen konnte. „Danach habe
ich mich ganz gut ins Rennen
eingefunden“, so Spitz, „ich hatte
Hoffnung, dass ich auf den noch
zu fahrenden sechs Runden einiges an Boden gut machen kann.“
Dann ereignete sich das Unglück: Auf Rang neun angekommen, verschluckte sie sich beim
Trinken. Die Folge: Heftiges Seitenstechen, das sich auch durch
Atemtechniken nicht mehr abwehren ließ.
Die Höhenlage von bis zu
1 700 Metern plagten die Sportlerin zusätzlich. „Meine Beine
wurden immer schwerer, ich
musste sehr kämpfen, um über
die Runden zu kommen“, so
Spitz im Anschluss. Mit
schmerzverzerrtem
Gesicht
musste sie schließlich als 17. ins
Ziel fahren. „Ich bin froh, dass ich
den Schaden in Grenzen halten
konnte“, lautete Spitz’ Resüme.
Für ihre fünfte Olympia-Teilnahme im brasilianischen Rio
will sie sich von ihrem Erlebnis
in der Schweiz aber nicht aus der
Ruhe bringen lassen. „In Nove
Mit heftigem Seitenstechen quälte sich Sabine Spitz vor einer Woche in Lenzerheide ins Ziel – froh, den SchaFOTO: ANDREAS DOBSLAFF
den in Grenzen halten zu können.
Mesto bei der Weltmeisterschaft
habe ich meine sehr gute Form
zeigen können, innerhalb von
zwei Wochen geht die nicht verloren“, ist sie sich sicher. Dennoch: Das schlechte Ergebnis
von vergangenem Sonntag wirft
Spitz in der Weltcupwertung
nach hinten. In der Weltcupgesamtwertung verlor sie drei Plätze und steht nun auf Platz zehn,
in der Weltrangliste rutschte sie
eine Position nach unten auf den
sechsten Platz.
–
Erinnerung an London
–
Mit Blick auf die Streckenbeschaffung in Rio gibt sich Spitz
mehr als zuversichtlich. Diese
habe sie im vergangenen Jahr bei
einem vorolympischen Wettkampf bereits testen können. Ihr
Urteil? „Sie hat mich sofort an
die die olympische Strecke in
London erinnert.“ Und diese Erinnerungen sind sehr gute: Dort
schoss Spitz vor vier Jahren als
Zweite ins Ziel.
Beim Cross Country wird, vergleichbar mit einem Formel-1Rennen, eine Rundstrecke festgelegt, die von den Sportlern
mehrfach durchfahren wird. Wie
oft, erfahren die Sportler erst einen Tag vor dem Rennen – denn
ob die Strecke nass oder trocken
ist, entscheidet darüber, wie
schnell sie gefahren werden
kann. „Zahlreiche Passagen der
Strecke in Rio erfordern eine hohe Kraftausdauer, diese werden
durch Abschnitte unterbrochen,
die technisches Geschick erfordern.“
–
Vorbereitung in Kanada
–
Mit ihrer Länge von fünf Kilometern, auf denen 140 Höhenmeter
zu bewältigen sind, ist die Strecke moderater als die in Albstadt,
auf der auf 3,7 Kilometer 190 Höhenmeter überwunden werden
mussten. Von dieser Beschaffenheit profitieren Sportlerinnen
wie Spitz, die mit ihren 167 Zentimetern Körpergröße und rund
60 Kilo Gewicht zu den kräftigeren, kompakteren Fahrerinnen
gehört und auf den flachen Passagen mächtig Kraft aufs Pedal
bringen kann. Die eher leichten
Kletterspezialistinnen dagegen
werden sich in Rio arrangieren
müssen. Wenn dort das Großer-
eignis am 5. August mit einer
spektakulären Eröffnungsfeier
zelebriert wird, bereitet sich die
Montainbikerinnen-Elite noch
auf das Weltcup Rennen im kanadischen Mont Saint-Anne am
7. August vor. Auch danach hat
Spitz keine Eile, nach Brasilien zu
fliegen, wo das Rennen erst am
20. August stattfindet. „Wir können erst ab dem 17. August auf
der Strecke trainieren. In Kanada
kann ich mich in aller Ruhe vorbereiten, dort sind die Trainingsbedingungen viel besser als in
der Millionenstadt Rio, wo es
schwer sein wird, geeignetes
Trainingsgelände zu finden.“
Spitz wird in Rio gegen ein äußerst starkes Fahrerinnenfeld
antreten: Zehn, zwölf Fahrerinnen, so die Sportlerin, seien Anwärterinnen für das Podium, gegen die sie sich behaupten muss.
Als ihre größten Konkurrentinnen nennt Spitz die amtierende
Mountainbike-Gesamtweltcup-Siegerin, die Schweizerin Jolanda Neff, sowie die amtierende
Weltmeisterin Annika Langvad,
aus Dänemark, die wie Spitz für
die Anforderung in Rio sehr gute
Voraussetzungen mitbringt.
„Teilnahme anWM wäre sehr wichtig“
Nach ihrem Halbfinal-Aus hoffen die deutschen U 19 -FUSSBALLER zumindest auf die Qualifikation zur WM
Nach dem Verpassen des Halbfinales will die deutsche U 19 bei
der Heim-EM wenigstens noch
ihr Minimalziel erreichen und
sich für die U-20-WM 2017 in
Südkorea qualifizieren. Dazu ist
heute ein Sieg im letzten Gruppenspiel gegen Österreich, 19.30
Uhr, live bei Eurosport, in Reutlingen erforderlich.
Mit diesem Sieg würde die
Auswahl des Deutschen FußballBundes (DFB) Österreich in der
Gruppe A von Rang drei verdrängen und am Donnerstag das Entscheidungsspiel um den Gesamtrang fünf gegen den Dritten der Gruppe B bestreiten. Der
Sieger reist schließlich nach Südkorea.
das Team werde trotz der Niederlagen gegen Italien (0:1) und zuletzt gegen Portugal (3:4) weiterhin alles geben. Der DFB sei Gastgeber und das Reutlinger Stadion an der Kreuzeiche mit 12 000
Zuschauern ausverkauft. Zudem
könne man „mit einem Sieg zumindest noch unser Minimalziel
erreichen“, erklärte der A-Junioren-Meister Reimann.
Streichsbier wird gegen Österreich wohl mehrere Wechsel vornehmen. Mit Blick auf die DefenTrainer Guido Streichsbier fordert von der U-19-Mannschaft im nächs- sivschwächen gegen Portugal
FOTO:DPA forderte er von den DFB-Talenten Spiel mehr Tempo.
ten, bei Ballverlust „mit aller„Die Teilnahme an einer WM ner Guido Streichsbier gestern. höchstem Tempo“ nach hinten
wäre für die Entwicklung der Torwart Dominik Reimann von zu arbeiten. Sonst werde man beDPA
Spieler sehr wichtig“, sagte Trai- Borussia Dortmund versprach, straft.
SPORT 13
Der Sonntag · 17. Juli 2016
KURZ GEFASST
FUSSBALL
Wohltätigkeitsspiel gegenTürkei abgesagt
Lionel Messi und Andrés Iniesta, die im türkischen Antalya
an einem Wohltätigkeitsspiel teilnehmen sollten, sind wegen
des versuchten Militärputsches nicht in die Türkei gereist.
Die Profis des FC Barcelona seien in Spanien geblieben, teilte
der spanische Verein mit. Barça-Spieler Arda Turan sowie die
Ex-Profis Carles Puyol, Deco und Eric Abidal hielten sich in
der Türkei auf, seien dort aber in Sicherheit. Nach Informationen
des Sportblatts Marca war der FC Barcelona bemüht, den Ex-Profis
DPA
die Heimreise zu ermöglichen.
OLYMPIA
Verschärfte Schutzmaßnahmen in Rio
Nach dem Attentat in Nizza mit mehr als 80 Toten verstärkt
Brasilien die Schutzmaßnahmen für die Olympischen Spiele
in Rio de Janeiro. Verteidigungsminister Raul Jungmann kündigte
noch mehr Kontrollpunkte als mögliche Maßnahme an, um
Attacken mit einem Lastwagen wie in Frankreich zu verhindern.
Eine weitere Maßnahme könnten mehr Absperrungen und
Blockaden sein. Mit Öffnung des Olympischen Dorfes am
24. Juli sollen zudem im Luftraum Einschränkungen gelten.
Insgesamt sollen 85 000 Sicherheitskräfte die am 5. August
in Brasilien beginnenden Spiele schützen, darunter auch rund
DPA
38 000 Soldaten.
Der deutsche Vielseitigkeitsreiter Michael Jung auf La Biosthetique-Sam reitet beim Reitturnier CHIO.
FOTO: DPA
Beerbaum führt Team an
Beim CHIO IN AACHEN werden die Reiter für Rio de Janeiro nominiert
CHIO im Zeichen von Rio:
In Aachen sind zwei von
drei Olympia-Mannschaften benannt werden. Das
Vielseitigkeits-Quartett
wird erst einen Tag später
nach der Untersuchung der
Pferde veröffentlicht.
Platz eins in der Dressur, Platz
zwei in der Vielseitigkeit: Die
deutschen Reiter machten die
Fans am vorletzten Tag des CHIO
in Aachen glücklich. Unglücklich
war hingegen Meredith Michaels-Beerbaum, die am Samstag
von ihrer Reservistenrolle bei
den Olympischen Spielen in Rio
erfuhr.
„Ich weiß, wie enttäuscht sie
ist“, sagte Bundestrainer Otto Becker. Zu den Gründen wollte er
sich nicht äußern. „Es wäre ungerecht, jetzt ein paar Kleinigkeiten aufzuzählen. Es ist sehr bitter, dass ein Weltklasse-Paar
nicht dabei ist.“ Michaels-Beerbaum hatte am Donnerstag im
Nationenpreis mit Fibonacci
zwei fehlerfreie Runden gezeigt
und so zum CHIO-Sieg des deutschen Teams beigetragen.
Ihr Schwager Ludger Beerbaum führt das Team an. Der
viermalige Olympiasieger darf
damit auf eine weitere Medaille
hoffen. Der 52-Jährige aus Riesenbeck wird bei den Olympischen Spielen allerdings Casello
reiten und nicht die ursprünglich favorisierte Stute Chiara. „Er
fühlt sich mit Casello noch einen
Tacken sicherer“, sagte Becker.
Zum Rio-Quartett gehören außerdem Christian Ahlmann aus
Marl mit Taloubet, Marcus Ehning aus Borken mit Cornado
und der in Mechelen lebende
Daniel Deußer mit First Class.
„Wir hatten nicht soviele Kopfschmerzen wie Otto“, sagte
Equipe-Chef Klaus Roeser zur
Dressur-Nominierung.
Das
Team führt Isabell Werth (Rheinberg) mit Weihegold an. Neben
der fünfmaligen Olympiasiegerin gehören zum Quartett: Kristina Bröring-Sprehe (Dinklage)
mit
Desperados,
Dorothee
Schneider (Framersheim) mit
Showtime und Sönke Rothenberger (Homburg) mit Cosmo.
„Das ist eine supertolle Mannschaft“, kommentierte Roeser.
Ersatzmann
ist
Hubertus
Schmidt aus Borchen-Etteln mit
Imperio.
Zuvor hatte das Team unangefochten den Nationenpreis des
CHIO gewonnen. Das Quartett
siegte nach Grand Prix und Special mit großem Vorsprung vor
den USA und Dänemark.
Da die Topteams aus den Niederlanden und Großbritannien
fehlten, hatte die GastgeberMannschaft keine Mühe. „Ich
habe nur Desperados gesehen“,
sagte Bundestrainerin Monica
Theodorescu: „Vorher war ich immer am Abreiteplatz.“
Da die vier deutschen Starter
unmittelbar hintereinander kamen, konnte sie nur die letzte
Reiterin sehen.
„Die anderen muss ich mir
noch mal auf Video anschauen.
In der Einzelwertung gewann
Bröring-Sprehe vor Schneider
und Werth.
Die deutsche VielseitigkeitsMannschaft verpasste hingegen
den Sieg. Das Team um DoppelOlympiasieger Michael Jung
(Horb) mit Sam musste sich
nach Dressur, Springen und Geländeritt Australien geschlagen
geben. „Das ist kein Beinbruch“,
sagte Bundestrainer Hans Melzer: „Ich bin zufrieden, auch wie
alle geritten sind.“ Dritter wurde
Großbritannien.
„Wir haben bewusst auch Pferde eingesetzt, die nicht im Olympia-Team gehen sollen“, erklärte
der Coach die Zusammensetzung des CHIO-Quartetts. In der
Einzelwertung siegte Jung mit
seinem zweiten Pferd Takinou
vor Shan Rose (Australien) mit
Qualified und Klimke mit ihren
Zweitpferd Hale Bob.
„Ich bin mit Blick auf Rio nicht
ganz, ganz schnell geritten“, erklärte Jung. Die Besetzung des
Quartetts soll am Sonntag nach
einer Untersuchung der Pferde
DPA
erfolgen.
FUSSBALL
Russ-Comeback nach Krebserkrankung
Der an Krebs erkrankte 30-jährige Verteidiger Marco Russ
gibt womöglich noch in diesem Jahr sein Comeback bei Eintracht
Frankfurt. „Er hat die zweite Chemo hinter sich, eine dritte
Chemo braucht er nicht. Wir hoffen, dass er in drei, vier Monaten
langsam wieder mit dem Sport beginnen kann“, sagte Trainer
Niko Kovac der Bild-Zeitung.Bei Marco Russ war im Mai kurz
vor den beiden Relegationsspielen gegen den 1. FC Nürnberg
eine schwere Tumorerkrankung festgestellt worden. Frankfurts
Sportvorstand Fredi Bobic hatte jüngst betont, dass er den
2017 auslaufenden Vertrag mit dem Verteidiger verlängern
DPA
wolle.
FUSSBALL
Gomez und Podolski nicht in derTürkei
Nationalspieler Mario Gomez hat sich zum
Zeitpunkt des Putschversuchs in der Türkei
nicht in Istanbul aufgehalten. Der Stürmer
befand sich im Urlaub, teilte sein Management mit. Ob Gomez auch in der kommenden Saison für Besiktas Istanbul spielen
wird, bleibt unklar. Gomez war im vergangenen Sommer auf Leihbasis mit Kaufoption
vom AC Florenz zum türkischen Spitzenklub
gewechselt. Nationalmannschafts-Kollege Lukas Podolski (Foto),
der bei Galatasaray Istanbul unter Vertrag steht, hat ein Bild
mit der türkischen Fahne sowie betenden Händen auf seinem
Twitter-Account gepostet.Er hatte sich zuletzt ebenfalls im
DPA
Ausland aufgehalten.
TENNIS
Beck verpasst Halbfinale
Die deutsche Tennisspielerin Annika Beck hat beim WTA-Turnier
in Gstaad das Halbfinale überraschend verpasst. Die Nummer
38 der Weltrangliste unterlag gestern der erst 16-jährigen
Schweizerin Rebeka Masarova in zwei Sätzen mit 5:7 und 2:6.
Masarova ist Nummer 797 der Welt und bestritt ihr erstes
DPA
WTA-Turnier überhaupt.
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Der Sonntag
Kultur
Dirigent Roth über die Fusion der SWR-ORCHESTER
Als die Fusionspläne des Senders
bekannt wurden, sagten Sie, Sie
möchten nicht der Totengräber
des Orchesters sein. Jetzt mussten Sie diese Rolle spielen. Wie
ging es Ihnen damit?
So sehe ich meine Rolle nicht.
Als wir gesehen haben, dass unser Protest keinen Erfolg hat und
die Fusion beschlossen war, lautete die Frage: Wie gestalten wir
das Ende? Wir möchten bis zuletzt zeigen, wie lebendig und
wichtig dieses Orchester ist.
Wie empfanden Sie die Stimmung im Orchester in den letzten Jahren?
Auf die Bedrohung folgte der
Kampf und ein selbstbewusster
Widerstand. Es gab von Beginn
an Pessimisten und andere, die
Hoffnung verbreiteten. Viele haben sich engagiert. Es herrschte
immer wieder Verzweiflung und
die Frage: Was haben wir falsch
gemacht? Die meisten Orchestermitglieder identifizieren sich
stark mit dem Orchester und seinem Profil für Neue Musik. Man
muss aber immer beide Seiten
im Kopf behalten: die persönliche Lebenssituation, die sich
jetzt für viele verändert. Und das
Bewusstsein für die Orchestergemeinschaft, für das Kollektiv.
Heute steht das allerletzte Konzert an. Haben Sie Angst davor?
Ich habe keine Angst, wir wussten, dass es dieses Ende gibt. Jetzt
ist die Zeit für diesen Wechsel.
Sie haben sich gegen die Fusion
ausgesprochen. Empfinden Sie
das als persönliche Niederlage?
Es geht nicht um mich. Aber ich
habe viel gelernt darüber, in welcher Zeit wir leben. Dass sich die
Tendenz in Deutschland gerade
gegen die Kunst richtet. Diese
Entscheidung hat viel mit Populismus zu tun. Ich bin enttäuscht
darüber, dass sich Vertreter der
Rundfunkorchester
Deutschlands nicht an einen Tisch gesetzt haben. Nach unserer Geschichte wäre dies notwendig.
Das Programm des ausverkauften Abschiedskonzerts – heute
um 18 Uhr im Konzerthaus und
auf dem Vorplatz als Übertragung – ist eine Überraschung.
Verraten Sie trotzdem etwas?
Was wir spielen, ist ein Mammutprogramm voller Utopie.
Das Konzert wird viel davon zeigen, was das Orchester in Sachen
Repertoire, Formen und Komponisten ausmacht. Ein einmaliges
Programm zum Abschied.
Was bleibt Ihnen von Ihren Freiburger Jahren?
Es war eine extrem wichtige Zeit.
Vom Arbeiterfrühstück zum Vorspeisen-Klassiker: Die Zwiebelsuppe
hat Karriere gemacht. Genauwie die
Küche der Brasserie. Gut, bürgerlich,
französisch ist das Motto. SEITE 16
17.Juli2016
„Immer noch
ein Skandal“
Heute gibt das SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg sein letztes Konzert. Der
scheidende
Chefdirigent
François-Xavier Roth über die
Fusion mit dem Radiosinfonieorchester Stuttgart.
Küche der Brasserie
Bloß nicht tanzen!
Stimmen (IV): Eine Band, viele Stimmen und immer schön langsam – MASSIVE ATTACK
Wenn eine Band wie Massive Attack vor 25 Jahren
genau ihr Debüt auf Schallplatte gab, könnte man
wirklich etwas mehr erwarten als nur ein paar neue
Songs. Immerhin gelten sie
als Erfinder des TripHop,
jetzt sind sie wieder mal auf
Tour und spielen sogar in
Lörrach. Beides wurde auch
langsam Zeit.
PASCAL CAMES
Roth dirigiert heute zum letzten
Mal das SWR-Orchester Baden-Ba- Es war Ende der 80er Jahre, als
FOTO: DPA sich ein paar junge Typen in Brisden und Freiburg.
tol unter dem Namen The Wild
Das Orchester wollte, dass ich Bunch zu einer Art HipHop-Kolkomme. Das war ein schönes Ge- lektiv zusammentaten. Tanzen,
fühl für mich als jungen Dirigen- sprayen und als DJ der Held sein,
ten. Die Musiker schenkten mir das war ihr Ding. The Wild Bunch
von Beginn an viel Vertrauen. Ich hatten ihren Namen vom gleichhabe hier viele Freunde gefun- namigen Spätwestern (1969)von
den und konnte wichtige Persön- Sam Peckinpah. Wie eine Bande
lichkeiten wie Hans Zender, Pier- Desperados mischten sie die
re Boulez, Wolfgang Rihm und Szene auf, aber ohne Pistolen,
Michael Gielen treffen. Ich brin- sprich: Man konnte auch ohne
ge nach Köln viel von den Frei- Gitarrensounds gute Musik maburger Erfahrungen mit: Risiko- chen. Viele dachten damals so.
The Wild Bunch waren Robert
freude, Offenheit, Musik als Experimentierfeld zu sehen – Frei- „3D“ Del Naja, Grantley „Daddy
burg war für mich Modell eines G“ Marshall und Andrew „Mush- Nach fünf Jahren erschien im Januar wieder neue Musik von Massive Attack – und zeigt, dass die TripHopFOTO: ZVG
Orchesters in der heutigen Zeit. room“ Vowles, die dann Massive Pioniere immer noch wissen, wie’s geht.
Attack gründeten, zudem Tricky,
der Solo ein Star wurde, und es etwas gibt, das zu tun sich von Everything But The Girl.
Was hat Sie enttäuscht?
(Zeit) abgewatscht. Ein paar weauch Nellee Hooper (Soul II Soul) lohnt, dann sollte man es langUm was geht es dem Trio? Na- nige Songs stachen heraus, das
Am meisten hat mich ent- gehörte dazu, der für Björk und sam tun“, gab „3-D“ zum besten, medropping? „Wir betrachten waren die mit der irischen Säntäuscht, dass die SWR-Intendanz Madonna (Massive Attack auch) also produzierte man nicht nur diese Leute als Freunde und frag- gerin Sinead O’Connor. Dafür
keine Vision für dieses Orches- produzierte. Weitere Protagonis- Musik mit verschleppten Beats ten, ob sie Lust hätten, uns beim wurde dann das wieder mit
ter, diese weltweit geachtete In- ten des neuen Genre TripHop, (Dub), sondern machte auch im Album zu helfen – und sie sagten Grantley Marshall eingespielte
ja“, sagte Daddy G über Damon „Heligoland“ (2010) zu einer
stitution, hatte. Das kann ich das England wieder mal zur mu- Studio immer schön langsam.
sikalischen Speerspitze machte,
Albarn und andere, die auf „Heli- Sternstunde. Auch wenn sie Tripnicht verstehen.
waren Portishead, Smith & Gastsänger als Konzept
goland“ (2010) zu hören waren. Hop nicht noch einmal neu er–
Für manche wurde das auch zu fanden, war es doch gute Musik
Sie haben es abgelehnt, das neue Mighty und Morcheeba.
Diese Leute hörten und Bis heute gibt es nur fünf (!) Al- einem ganz besonderen Mo- und ein gutes Zeichen, dass sie es
SWR-Symphonieorchester zu
mischten HipHop mit Soul, Elek- ben. Das „verführerische Meis- ment in der Karriere. Everything noch drauf haben. Sie kreuzten
dirigieren. Warum diese Härte?
tronik, Dub, Reggae und Space zu terwerk“ (Rough Guide) „Protec- But The Girl fühlten sich durch Melancholie mit Dancefloor,
Weil ich gegen die Fusion war. einer Art Ursuppe und färbten tion“ erschien erst drei Jahre Massive Attack und die „Cool- Soul mit Elektronik, brachten
Da bin ich konsequent. Ich hatte den Sound melancholisch-mys- nach dem Debüt. Immerhin ließ school-non-rock-Musik“ (Tracey wieder haufenweise gute Sänger
einen Vertrag mit dem SWR, aber teriös ein. Der Rhythmus wurde man es bald vom „Mad Profes- Thorn) bestärkt und wurden mit ins Studio, wie zum Beispiel Hoder betraf nur die Konzerte. Für verlangsamt. „Zur Musik von sor“ nach allen Regeln der Kunst „Missing“ zu Weltstars. Alle diese pe Sandoval von Mazzy Star. Das
die angestellten Orchestermit- Massive Attack tanzt man nicht: zum „No Protection“ remixen. Platten bewegen sich „immer bewährte Konzept geht auf.
glieder ist das eine andere Situa- Man hört sie im Sitzen oder im Wie ein italienischer Eintopf aus noch im Umfeld der BreakbeatDieses Jahr erschien zumintion. Die Fusion ist immer noch Liegen, und man lauscht“, weiß der Slow-Food-Schule brodelte Kultur“.
dest eine E.P., „Ritual Spirit“, und
Massive Attack wurden dann sogar Tricky ist wieder dabei.
ein Skandal. Wenn ich mir die das allwissende Musiklexikon und blubberte es langsam und
erste Spielzeit anschaue, wie oft Rough Guide Rock – und so war sachte. Nach diesem Sound so etwas wie die Pink Floyd der Von dem erzählte „Daddy G“ vor
Clubmusik, sie stritten sich, wur- sechs Jahren schon im Interview
die knapp 200 Musiker nicht ar- es auch, obwohl die Protagonis- konnte man süchtig werden.
Da bei Massive Attack eigent- den ihren Wurzeln untreu (Gi- („kürzlich in Paris getroffen...“),
beiten, dann tritt das ein, was wir ten als DJs schon mal die Leute
lich keiner so richtig singen tarre!), machten zuerst düstere, dass man malwiederwas zusamgesagt haben. Aber natürlich bin zum Tanzen brachten.
Für die 1987 gegründeten kann, ließen sie immer wieder dann langweilige Musik, und aus men machen möchte. Es dauert
ich für die Musik. Das fusionierte
SWR-Symphonieorchester Massive Attack ging es gleich gut andere Leute ans Mikrofon – und dem Trio wurde eine One-Man- halt alles ein bisschen länger.
muss Erfolg haben. Musik ist los, mit ihrem ersten Album bis heute sind es nur die ganz Show. Robert „3D“ Del Naja setzte Und ja, immer schön langsam.
(„Blue Lines“) wurden sie be- coolen Stimmen, die auf ihren sich als Chef durch. Das Album
wichtiger als alles.
rühmt, vor allem durch die Alben zu hören sind. Da gibt es „100th Window“ wurde sein Ego- > MASSIVE ATTACK Freitag, 22.
Songs „Unfinished Sympathy“ den Reggae-Altmeister Horace Meisterwerk und als „Kreativzel- Juli, 20 Uhr, Marktplatz, Lörrach.
Was wünschen Sie den Freiburund „Safe from Harm“. Beide ge- Andy (der ist quasi immer da- le ohne Saft“ (Stern) und „Das ist Support: Denis Jones. Karten zu 54
ger Musikern?
hören immer noch zum Besten, bei), Sinead O’Connor und die wohl der Sound, wenn ein Genre Euro unter 0761/496 88 88 oder
Dass sie in der neuen Form etwas was sie je gemacht haben. „Wenn unwiderstehliche Tracy Thorn auf offener Straße verendet“ unter www.bz-ticket.de.
Positives erleben, was gut für die
Musik ist. Ich hoffe, dass sie in
Stuttgart respektiert werden –
vom SWR und von den Stuttgarter Kollegen. In der Fusion waren
wir die kleine Stadt, die belächelt
Unkommerziell, autonom, laut – und kinderfreundlich: HOLZROCK -Festival Schopfheim
wurde. Und unser Widerstand
wurde als nervend empfunden.
Wenn das Catering von der Volx- 13 Euro Festivalpass;
Punk-Pop, während ßen, und harten Deutschpunk
küche kommt (vegan), man aber Kinderprogramm
das Cello-Electronic- liefern. Mit Première Ligne
Und was wünschen Sie dem
selbstbestimmt grillen darf mit Musik und TheaDuo Superdirt² mit kommt überraschend HipHop
Freiburger Publikum?
(auch Fleisch), die Organisation ter kostenlos).
Dub und House zum (natürlich mit „revolutionistiAm Freitag, 22. Juli,
Tanz aufspielet.
schen“ Texten), Lobster Lobster
Selbstverständlich sollen sie ins basisdemokratisch und autoAusgeglichener ist bringen ordentlich aufgemischKonzerthaus kommen und das nom ist und „Raum für politi- ist ab 15 Uhr Punk ander Samstag (ab 13 ten Surf-Pop und Manana Me
neue Orchester anhören. So ein sche Ideen“ offenhalten will, gesagt. „Die Nerven“
Uhr gibt es Work- Chanto ihre Gute-Laune-Mioffenes, begeisterungsfähiges, dann ist wieder Holzrock. Das aus Stuttgart spielen
shops, Vorträge und schung aus Ska, Salsa, Folk-Punk
aber auch kritisches Publikum zweitägige Festival im Sengelen- Noise-Post-Punk,
DS
Kinderprogramm),
mit kritischen Texten.
findet man kaum in einer ande- Wäldchen ist wohl das poli- Wasted reinen Punk
DAS GESPRÄCH tischste und günstigste Rock- und Vanna Inget lie- Es ist wieder Holzauch wenn Abfukk so
ren Stadt.
FÜHRTE GEORG RUDIGER Event der Region (8 Euro Tages-, fern
FOTO: STRÜTT klingen, wie sie hei- > www.holzrock.de
melodischen rock.
–
Korrekt und wütend
KULTUR IN DER REGION 15
Der Sonntag · 17. Juli 2016
Neuer Ort und große Namen
NEUE TONTRÄGER
ZWEI WUNDERFITZE
Falten-Rock und Hosenmode
Das Heavy-Metal Festival BADEN IN BLUT findet erstmals in Weil am Rhein statt
A
Enslaved, Tiamat und Rage:
Die Besetzung bei „Baden
in Blut“ wird immer prominenter. Das Metal-Festival wächst mit seinem
Umzug nach Weil am Rhein
– wo sich die Veranstalter
besser angenommen fühlen als in Lörrach.
KATHRIN GANTER
Ein Festival von Fans für
Fans – das machte immer den speziellen Charakter von „Baden im
Blut“
im
Lörracher
Grüttpark aus: Konzerte
zu moderaten Eintrittspreisen und wer mochte,
konnte ohne Ticket kommen, die entspannte Atmosphäre genießen und vom
Biergarten aus lauschen. „Das
wird auch in Weil am Rhein so
bleiben“, sagt Manuel Wegner,
Sprecher der Metal Maniacs
Markgräflerland, die das Festival
zum zwölften Mal ausrichten. Es
wird im Dreiländergarten wachsen: Wurden bisher jährlich
1 200 Tickets verkauft, sind es
jetzt 1 300, rund 200 sind davon
noch zu haben.
Der Umzug erfolgte nicht freiwillig. Im Oktober entschied die
Stadt Lörrach, dass „Baden im
Blut“ nicht mehr im Grüttpark
stattfinden dürfe – bis zu 2 000
Besucher seien zu viel für das
Wasserschutzgebiet. Die Nachricht überraschte die Metal Maniacs, hatte sich doch das Festival seit Jahren in dieser Größe
etabliert. „Die Stadt hat uns als
Alternative eine Fläche beim
Pumptrack unter der Autobahn
angeboten, aber die war für uns
nicht geeignet“, schildert Manuel
Wegner.
Vorstand Arthur Hupka habe
schließlich mit Erfolg in Weil
nachgefragt. „Wir fühlen uns in
Weil als Veranstalter ernster genommen“, sagt Wegner. „Dort arbeiten wir eng mit dem Kulturamt zusammen.“ Die Stadt Weil
Der Spaß soll in Weil am Rhein weitergehen: „Baden in Blut“. Zaungäste sind weiterhin erFOTOS: KATHRIN GANTER/MICHAEL REICH
wünscht, sagt Manuel Wegner (kleines Bild).
verlangte ein Sicherheitskonzept, half den Metal Maniacs aber auch dabei, es
aufzustellen. Das sei eine neue
Erfahrung gewesen, sagt Wegner. „Wir wären gerne in Lörrach
geblieben, aber Weil könnte sich
sogar als der bessere Standort erweisen. Wir haben jetzt so viel
Platz, wie wir wollen.“ Es gibt
mehr Parkplätze, die Anbindung
mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist besser. Gecampt werden
darf aber nicht. „Der Aufwand
für einen Campingplatz ist sehr
hoch“, erklärt Wegner. Vielleicht,
wenn alles gut läuft, werde man
das für 2017 in Angriff nehmen.
Die Organisation müsse zu
schaffen sein für das Kernteam
von zehn Leuten, die das Festival
noch immer ehrenamtlich engagieren. Rund 80 bis 100 Leute
seien beim Festival im Einsatz,
berichtet Wegner. Dieses Jahr
wurde das Catering erstmals
zum Teil an befreundete Vereine
abgegeben, weil der Aufwand zu
hoch wurde. Der Verein profitiere davon, dass man von Beginn
an weitestgehend mit den gleichen Partnern zusammenarbeite, sagt Wegner: „Für uns ist es
wichtig, mit Firmen aus der Region zusammenzuarbeiten. Die
Brauerei Lasser zum Beispiel un-
terstützt uns seit dem zweiten
Festival – und wir wollen, dass
das so bleibt.“ Hinzu komme,
dass „Baden in Blut“ nicht zu
kommerziell – und damit zu abhängig – werden solle. Spaß mache es nach zwölf Jahren immer
noch, sagt Wegner, auch wenn
der Aufwand von Jahr zu Jahr
steigt, und: „Wir sind alle älter geworden und haben andere berufliche und familiäre Verpflichtungen.“
Macht sich das Alter auch bei
der Auswahl der Bands bemerkbar? Enslaved, Tiamat und Rage
sind alle schon seit mindestens
25 Jahren unterwegs. „Dieses Jahr
sind wir klassischer geworden,
aber das kann sich nächstes Jahr
schon wieder ändern“, sagt Wegner. Wie immer haben die Metal
Maniacs die Bands nach ihrem
persönlichen Geschmack ausgewählt. Insgesamt sind es wie gehabt neun Bands.
Vom Konkurrenzkampf der
Festivals in der Region um Besucher und Bands ist „Baden in
Blut“ nicht betroffen – es ist das
bedeutendste Metal-Festival in
Südbaden. Die Metal Maniacs arbeiten mit verschiedenen Agenturen zusammen. Wer gebucht
werden könne, entscheide auch
das Budget mit, sagt Wegner. Mit
39 Euro im Vorverkauf sind die
Tickets immer noch sehr günstig. Wie geht das? „Gutes Booking. Viele der Bands sind ohnehin auf Festivaltour, haben einen freien Tag und spielen dann
eben auch bei uns“, sagt Manuel
Wegner. „Und viele mögen es
auch, zwischendurch ein kleines
Festival in familiärer Atmosphäre zu spielen.“ Es ist ein friedliches Festival. In zwölf Jahren ist
nie etwas Ernsthaftes passiert.
Das werde hoffentlich in Weil am
Rhein so bleiben, sagt Wegner.
Und fügt hinzu: Rechtsextreme
oder sonstige Stresser seien
beim „Baden in Blut“ nicht erwünscht.
FAKTEN
Baden in Blut
Samstag, 23, Juli im Dreiländergarten Weil am Rhein ab
12 Uhr mit Inner Sanctum,
Nervos, Istapp, Mysery Index, Manegarm, The Ocean,
Rage, Tiamat und Enslaved,
Tickets zu 39 Euro gibt es
heute noch im Vorverkauf
unter www.metal-maniacs.eu und an der Tageskasse.
KREUZWORTRÄTSEL
Schimpfwort
für den
Hund
australischer
Laufvogel
ugs.:
falsche
Fährte
Heilverfahren
Vorsilbe:
naturnah,
-belassen
seemänn.:
heben
Junior
(Abk.)
Abk.:
Sprung
beim Eis- Winterkunstlauf schlussverkauf
heftiger
Fall
5
Handwerker
alkoholisches
Getränk
10
Teil
eines
Theaterstückes
Ruhepause
Windseite
des
Schiffes
unbestimmt,
ungewiss
Ausruf d.
Freude,
Lustigkeit
mit Farbe
versehen
Veranstaltung
am Vormittag
Augenflüssigkeitstropfen
2
Abk.:
Buchnummer
darauf,
danach
Abk.:
Internat. GurkenRotes
kraut
Kreuz
4
5
6
7
8
längliche
Vertiefung
1
11
Landart an der Wehra
Der Künstler Fernando van Geeteruyen will
mit seinem Landart-Projekt „Nah(t)“ am
Wehrer Storchensteg in einer symbolischen
Aktion die links und rechts der Wehra liegenden Teile mit einem pinkfarbenen Band
wie mit einer Naht verbinden. So möchte
van Geeteruyen ausdrücken, dass Trennendes verbunden werden kann. Unterstützt
wird der in Wehr lebende Künstler von Anglern des ASV Wehr,
die ihm beim Spannen der Brennet-Baumwollbänder behilflich
sind. Um die Aktion naturverträglich durchführen zu können,
wurde eigens in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbeauftragten des Landkreises ein Gutachten angefertigt. Kommenden Sonntag, 24. Juli, wird das Projekt ab 9 Uhr morgens
realisiert. Die Vernissage findet um 15 Uhr am Storchensteg
DS
statt. Die Installation wird eine Woche zu sehen sein.
IHR HOROSKOP VOM 17. BIS 23. JULI
WIDDER
ital.:
drei
Liebe: Verletzende Worte sind
das Resultat einer tiefen Enttäuschung. Beruf: Eventuell
sollten Sie in einer Sache lieber klein beigeben. Allgemein: Das Alltagsgeschehen
hält manche Überraschungen parat.
Liebe: In wichtigen Herzensdingen sollten Sie endlich Farbe bekennen. Beruf: Kritischen
Worten nicht übermäßige Aufmerksamkeit schenken. Allgemein: Vorsicht! Nicht
auf eine falsche Fährte locken lassen.
KREBS
LÖWE
®
2
10
WEHR
Liebe: Ein Gefühlsdefizit kann
nur mit Offenheit ausgeglichen werden. Beruf: Derzeit
sparsam mit dem Verteilen guter Ratschläge umgehen. Allgemein: Fakten hin
oder her: Vertrauen Sie auf Ihre Intuition.
nichts
anderes,
bloß
Planetenname
9
Mendelssohntage
Vom 3. bis 6. November finden zum zweiten Mal die Mendelssohntage in Aarau (Kanton Aargau) statt. Das Programm
bietet einen Mix aus Weltklasse-Künstlern wie Matthias Kirschnereit – er spielt Felix Mendelssohn Bartholdys drittes
Klavierkonzert e-Moll in der rekonstruierten Fassung von Larry
Todd – , Hille Perl, Lee Santana, Rainer Iwersen, oder Yukie Sato,
mit dem renommierten Argovia Philharmonic und den Amateurund Laienmusikern der verschiedenen Kammermusikformationen. Noch heute sind Karten zum Early-Bird-Tarif erhältlich
(der Einzelkartenverkauf beginnt am 15. August) unter www.menDS
delssohntage.ch .
ZWILLINGE
9
engl.
Frauenkurzname
Heiligenbild
der Ostkirchen
11
3
Zeichen
für Germanium
7
wirklich,
tatsächlich
4
AARAU
Liebe: Es ist nur eine Kleinigkeit, doch die Sache bedrückt
Sie sehr. Beruf: Mit Beharrlichkeit können Sie nun ein Projektvorantreiben. Allgemein: Eine äußerst lebhafte
Phase Ihres Daseins steht bevor.
6
gehoben:
aufwärts
Widersacher
> ZWEI WUNDERFITZE „Äbizzeli noodenke“. LIVE am Samstag,
30. Juli, ab 17 Uhr, Sommerfest
des Musikvereins Hauingen, Turnund Festhalle Lörrach-Hauingen.
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Tonhöhe
3
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Seezeichen
Gewässer im
Kennfinn.
zeichen
Lappland
Tongeschlecht
8
gen auch spottfreie Liebeslieder an die Wiesentäler Heimat
oder klassische Balladen über
die Sage vom Eichener See. 13
Lieder haben die
Wunderfitze auf ihre
neue CD gepackt, drei
hat Hans Ruf betextet. Musikalisch gibt
es Folk, Blues, dezenten Rock’n’Roll, alles
handgemacht, nie
wichtigtuerisch, dafür geradeaus und meist mit einem angenehmen Augenzwinkern. RAZ
WENN STERNE REDEN KÖNNTEN
Abk.:
Operationssaal
Großstadt
in Texas
lichtempfindl.
Schicht
(Foto)
kleine
Brücke
Abk.:
ohne
Obligo
Abk.:
Turbinenschiff
uf der Ü-80-Party im
Pfarrhaus tanzen sie, na
was wohl, den „FaltenRock“, auf der Straße paradieren
die grausligsten Hosenmoden, und zwei
Ecken weiter stehen
die Männer Schlange,
um ihr Geld loszuwerden, weil eine geheimnisvolle Schöne ihren
Körper an der Stange
windet: „Du bisch heiß, häsch
dunkli Huut, und du bisch
Blutt“. Vor dem Spott der Zwei
Wunderfitze, Rolf Rosendahl
und Dieter Schwarzwälder, die
seit 2001 zusammen- und seit
2013 wieder im Duo spielen, ist
nichts und niemand sicher. Es
sei denn, man versteht kein Alemannisch. Doch die beiden sin-
s1813-868
Lösung vom vergangenen Sonntag:
ABLENKUNG
Liebe: Es herrschen wirklich
sonnige Zeiten in Ihrem Beziehungsleben. Beruf: Innere Anspannung kann zu übersteigerten Reaktionen führen. Allgemein: Unerschöpfliche Energie! Sie bewegen jetzt so einiges.
JUNGFRAU
Liebe: Ein netter Flirt hält, was
er auf den ersten Blick verspricht. Beruf: Gespräche allein bringen nicht gleich den erhofften
Nutzen. Allgemein: Helfen Sie einem Mitmenschen in uneigennütziger Weise.
WAAGE
Liebe: Sie spüren deutlich, dass
die Beziehung in ein Störfeld
gerät. Beruf: Geben Sie sich mit
dem bisher Geglücktenvorerst zufrieden.
Allgemein: Ihre Vorschläge und Ideen
werden von allen angenommen.
SKORPION
Liebe: Eine Gefühlsinvestition
wird sich womöglich als Flop
erweisen. Beruf: Folgen Sie in
Gesprächen ruhig öfter einmal Ihren Impulsen. Allgemein: Die Chancen für erfreuliche Ergebnisse sind recht gut.
SCHÜTZE
Liebe: Eine liebevoll gemeinte
Kritik sollten Sie positiver bewerten. Beruf: Die Motiviationskurve bewegt sich wieder im oberen
Bereich. Allgemein: Es kann sich lohnen,
endlich einmal Grenzen zu setzen.
STEINBOCK
Liebe: Singles geben mehr von
sich preis, als sie eigentlich
wollten. Beruf: Mit Gelassenheit und Ausdauer wird vieles zu meistern sein. Allgemein: Diplomatie und Flexibilität lohnen sich momentan sehr.
WASSERMANN
Liebe: Man verwöhnt Sie nach
allen Regeln der Kunst. Genießen Sie es! Beruf: Neue Aufgaben kommen auf Sie zu und damit eine
neue Chance. Allgemein: Es empfiehlt
sich, bei einem Geschäft noch abzuwarten.
FISCHE
Liebe: Schenken Sie Ihrem
Schatz öfter einmal einen verliebten Blick. Beruf: Neue Angebote unbedingt prüfen, bevor Sie sich
entscheiden. Allgemein: Bitten Sie um
Auskunft bei einer ungeklärten Sachlage.
16 DREI GÄNGE
Der Sonntag · 17. Juli 2016
ÜBERM TELLERRAND
GRÜNE WEINBOX
Vernunft gegen Ästhetik
I
st das nicht der ersten Schritt
zum Niedergang der Weinkultur, wird mancher fragen,
wenn nun schon das renommierte Staatliche Weinbauinstitut Freiburg (WBI) Wein im Karton anbietet? Unter dem Label
„Grüne Weinbox“
verkauft das WBI
neuerdings in
der Bag-in-Box
Bio-Weine aus
den Anbaugebieten Baden, Nahe
und Reinhessen.
Auch eigener
Wein aus dem
Staatsweingut ist
in der Box zu haben, außerdem
ein trockener
Spätburgunder vom renommierten Öko-Weingut Zähringer aus Heitersheim. Das Institut hat dafür das Berliner Startup „Grüne Weinbox“ von seinen Gründern übernommen.
Die 2,25 Liter fassende Box aus
umweltfreundlichem hellbraunem Karton für 18,95 Euro soll
eine nachhaltige, praktische
und preiswerte Alternative zur
Flasche sein. Doch kann ein edler Wein so überhaupt schmecken oder taugt die Box nur für
Billigfusel? Da fehlt doch der ästhetische Aspekt der Weinflasche mit schönem Etikett, die
Prozedur des Öffnens mit dem
Korkenzieher, das sanfte Plopp,
wenn sich der Korken aus dem
Flaschenhals löst. Tatsächlich
hat die praktische Box, die locker in jede Kühlschranktür
passt, viel weniger Platz einnimmt und nur halb so viel
wiegt wie die drei Flaschen
Wein, die sie ersetzt, einen unbestreitbaren Vorteil: Nach Anbruch bleibt der Wein ein bis
zwei Monate lang frisch. Wer
nicht immer eine ganze Flasche
trinken möchte,
weiß dies zu
schätzen. Dass
die Box für den
Outdoor-Einsatz
bestens geeignet
ist, spricht vor allem ein junges
Publikum an.
Preiswerter ist
der Wein aus der
Box außerdem,
weil geringere
Verpackungs-, Lager- und Abfüllkosten anfallen.
Der überzeugendste Vorteil ist
die Umweltfreundlichkeit,
wenn man den gesamten Lebenszyklus der Verpackung betrachtet: Nach einer großangelegte Studie der schwedische
Regierung verbraucht die Bagin-Box im Vergleich zur Glasflasche 72 Prozent weniger Energie, 78 Prozent weniger Wasser
und verursacht 82 Prozent weniger CO2-Ausstoß. Könnte also
doch die Vernunft über die Ästhetik siegen und die Weinbox
zur Alternative für Genusstrinker werden?
GABRIELE HENNICKE
> DIE GRÜNE WEINBOX kann
man sowohl beim Staatsweingut
Freiburg in den Vinotheken in
Freiburg und am Blankenhornsberg bestellen als auch online unter www.gruene-weinbox.de und
www.staatsweingut-freiburg.de.
QUERBEET
EUROPAPARK
Themenbereich Irland eröffnet
Mit dem „Ba-a-a-Express“, „Old MacDonald’s
Tractor Fun“ und „Dancing Dingie“ hat diese
Woche im Europa-Park in Rust der neue
und insgesamt 14. Themenbereich Irland
eröffnet. In das neue Gelände mit mehr
als zehn Attraktionen und Shows seien in
den acht Monaten Bauzeit insgesamt 15
Millionen Euro investiert worden, sagte
Geschäftsführer Michael Mack bei der Eröffnung. Für stilechten Genuss sorgt „The O’Mackay’s Cafe
DS
and Pub“. Anfahrt und Preise unter www.europapark.de
Gut, bürgerlich, französisch
Die Küche der BRASSERIE ist unverwüstlich und wird derzeit in Elzach gefeiert
Was liegt näher, als in diesem Sommer der Europameisterschaft die französische Küche aufs Schild zu
heben? Diese wird seit Urzeiten in der Brasserie gelebt. Sie ist bodenständig
und raffiniert, die Gerichte
stammen aus allen Ecken
der Grande Nation, werden
aber gern als typisch pariserisch bezeichnet.
PASCAL CAMES
Champagner statt Sekt, Austern
statt Forellen und wenn man
Rind will, dann steht kein Sauerbraten auf der Brasserie-Karte,
sondern Bœuf à la mode (Rinderschmorbraten) oder Bœuf gros
sel (gekochtes Rindfleisch mit
grobem Meersalz). Die Brasserie
ist der Hort von Frankreichs gutbürgerlicher Küche: etwas deftig
mit Zwiebeln, Bohnen, Kartoffeln, aber auch raffiniert genug
für verwöhnte Gaumen. Ihre Geschichte beginnt 1871, und sie
hat, wie es der Name vermuten
lässt, etwas mit Bierbrauerei zu
tun. Die nämlich hatte damals
auch feste Kost im Programm.
Nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 geschah Folgendes: Zigtausende Schmitts,
Mayers und Fischers verließen
im Elsass Haus und Hof und
machten sich auf nach Frankreich. Wie die meisten Einwanderer blieben sie ihrer Küche
treu und brachten die Franzosen
en passant auf den Geschmack
von Choucroute und frisch gezapftem Elsässer Bier. Die besten
Brasserien von Paris – wie Lipp
und Bofinger – stammen aus jener Epoche.
Heute gibt es in Frankreich
hochklassige Brasserieen, die
sich ganz auf Fisch und Meeresfrüchte spezialisiert haben und
mit jedem Restaurant mithalten
können und solche, die eher wie
ein Bistro funktionieren. Wenn
man die Brasserie auf einen Nenner bringen will, dann ist sie mit
schönem, glänzenden Holz eingerichtet, hat viele Kristalllüster
und Spiegel (fürs Sehen und Gesehenwerden) und an den Wänden Drucke und Fotografien aus
der Zeit der Belle Époque (etwa
Vom Arbeiterfühstück zum Vorspeisen-Klassiker: Die Zwiebelsuppe hat
FOTO: PC
Karriere gemacht.
1884 bis 1914). Das war die „klassische Phase, in der der Großteil
unserer Evergreens im Restaurantbereich geboren wurde“,
schreibt Marco Baudone in seinem Buch „Brasserie – Frankreichs gute Küche“, das die ganze
Vielfalt der Brasserieküche zwischen zwei Buchdeckeln vereint:
Bœuf haché (Beefsteakhack),
Chèvre chaud (Ziegenkäsetoast),
Côte de bœuf bordelaise (Rinderrippchen), Bouillabaisse (Fischsuppe), Hähnchen in Weißwein.
REZEPT
SOUPE Á L’OIGNON (Zwiebelsuppe) von Manuel Häringer
vom Rössle in Elzach: Für 6
Portionen braucht es 250 g
Zwiebeln, in dünne Ringe geschnitten, 60 g Butter, 80 g
Mehl, 1,5 l heiße Gemüsebrühe,
200 ml Weißwein, Salz und
Pfeffer, 6 geröstete Baguetteoder Toastscheiben, geriebenen Gruyère (oder ähnlichen
Käse). Zubereitung: Zwiebeln
in Butter goldgelb andünsten,
mit Mehl bestreuen und braun
werden lassen. Mit Brühe aufgießen, 10 Min. köcheln lassen,
mit Weißwein weitere 10 Min.
köcheln, salzen und pfeffern.
Die Hälfte der Suppe passieren, zur anderen Häfte dazugeben und gut umrühren. Suppe entweder mit oder ohne
geröstete Brotscheiben in eine
weite feuerfeste Schale geben,
geriebenen Käse darauf verteilen und im vorgeheizten
Ofen 8 Min. bei 230 °C (Umluft:
PC
210 °C) überbacken.
Diese Vielfalt sei es, was die
Brasserie-Küche von der allzu
schnellen Bistro-Küche mit ihren Baguettes und Sandwiches
unterscheidet, sagt der Elzacher
Koch Manuel Häringer (41), der
diesen Sommer die BrasserieKüche in seinem Restaurant
Rössle feiert. „Viele Gerichte sind
zeitaufwendig, trotzdem müssen sie so konzipiert sein, dass
auch große Mengen raus können und praktisch sind“, meint
Häringer und nennt die Zwiebelsuppe im Glas (siehe Rezept) als
Beispiel. Diese Suppe ist fein und
kräftigend, es heißt, dass sie das
Frühstück der Marktarbeiter der
Pariser Hallen war oder noch immer ist. Als Vorspeise ist die
Zwiebelsuppe mittlerweile ein
Klassiker. Zwar hat man fürs Mittagessen auch in Frankreich
nicht mehr ganz so viel Zeit wie
früher, aber drei Gänge – Vorspeise, Hauptspeise und „ah, le
dessert!“ – müssen schon sein.
Die Brasserie-Küche ist nicht
nur für Manuel Häringer die Basis der modernen Restaurantund Sterne-Küche. Der Elzacher
weiß, wovon er spricht, kochte er
doch in London unter einem
französischen Koch im One-OOne Restaurant, in München erlebte er französische Küche im
damals mit zwei Sternen prämierten Restaurant am Marstall.
Was Häringer liebt, sind Lebensmittel wie Artischocken. Die sind
hierzulande in normalen Restaurants immer noch eine Rarität, aber nicht in der Brasserie.
Warum die Klassiker von drüben
hier so selten auf der Karte stehen, kann er sich auch nicht erklären. „Ein Ochsenkotelett ist
auch nicht komplizierter als ein
Rumpsteak“, sagt der Küchenmeister lachend, und „eine gute
Fischsuppe ist kein Hexenwerk.“
Ja, wenn das so ist, ab in die Küche zum Zwiebeln schälen.
> FRANZÖSISCHER SOMMER im
Gasthaus Rössle, Hauptstraße 19,
Elzach, Telefon 0 76 82/2 12. Geöffnet 12 bis 21 Uhr; Dienstag und
Mittwoch Ruhetag, Gruppen sind
möglich, www.roessleelzach.de
BUCHTIPP: Brasserie – Frankreichs gute Kuche von Marco Baudone, aus dem Französischen übertragen von Jenny-Anne von Rußdorf, Christian Verlag, 29,99 Euro.
Heilpflanzen vor der Haustür
Ausflugstipp: Auf dem neuen KRÄUTER-ERLEBNISPFAD an der Ostseite des Schauinslands erklären Expertinnen Arnika, Bärwurtz und Klöpferle
Gegendrum heißt die Ostseite
des
Freiburger
Hausbergs
Schauinsland mit dem Wetterbuchenwald und den steilen
Wiesen und Weiden oberhalb
von Hofsgrund, das ein Ortsteil
von Oberried ist. Hier gibt es seit
kurzem einen Kräuter-Erlebnispfad, der auf die Vielfalt der
Kräuter und Heilpflanzen am
Wegesrand und auf den umliegenden Wiesen aufmerksam
macht. Eingerichtet hat den Pfad
der Verein Kräuterdorf Oberried,
der mit Schulungen, Exkursionen und Veranstaltungen wie
dem jährlichen Kräutertag im
August traditionelles Wissen
über Heilpflanzen, Kräuter und
Bauerngärten erhalten möchte.
Der Pfad beginnt bei der Hofsgrunder Kirche, ist aber auch
von der Bergstation der Schauinslandbahn aus gut zu erreichen. Man läuft in Richtung Museumsbergwerk, von dort ist der
Kräuterpfad ausgeschildert, es
sind noch etwa 300 Meter bis
zum Einstieg. Eine große Hinweistafel zeigt den Streckenver-
lauf in zwei Varianten. Die kurze
Strecke ist zwar mit 3,8 Kilometern nur 700 Meter kürzer als die
lange, diese ist jedoch deutlich
FAKTEN
KRÄUTER-ERLEBNISPFAD
in Oberried-Hofsgrund: Termine der Führungen unter
www.kraeuter-erlebnispfadoberried-hofsgrund.de. Außerdem sind Sonderführungen für Gruppen möglich.
Die kleine Führung dauert
etwa 2,5 Stunden und kostet
5 Euro, Kinder ab 6 Jahre 2,50
Euro; die große Führung
dauert 3,5 Stunden und kostet 8 Euro, ab 6 Jahre 4 Euro
Euro, Kinder bis 6 Jahre frei.
KONTAKT: Barbara OdrichRees, Telefon 0 76 02/3 38,
und Martha Riesterer, Telefon 0 76 61/9 89 94 71, E-Mail
kraeuterpfad.oberried-hofsHEG
[email protected]
steiler. Beide Wege passieren das
Bauernhausmuseum Schniederlihof mit dem typischen Schauinslandhaus aus dem 16. Jahrhundert und führen stetig den
Berg hinauf bis zum EngländerDenkmal. Drei bis vier Stunden
Zeit sollte man sich schon nehmen, wenn man den Kräuter-Erlebnispfad – wie empfohlen –
mit einer Expertin geht.
Ursel Lorenz ist eine der dafür
ausgebildeten Kräuterexpertinnen. Die Gäste- und Naturführerinnen wohnt in Hofsgrund und
kennt den Schauinsland und seine Flora und Fauna in- und auswendig, sommers wie winters.
Schon auf den ersten Metern
weist sie auf mehrere Pflanzen
am Wegrand hin: „Schaut mal,
diese Pflanze hier, die sieht doch
besonders aus“, sagt sie und zeigt
auf eine eher unscheinbare
Pflanze mit weißlich-rosafarbenen Blüten und mehreren Namen. „Offiziell heißt sie Taubenkropf-Leimkraut, weil die Blütenform an einen Taubenkropf
erinnert. Wir hier oben nennen
sie Klöpferle, andere Großmutters Unterhose.“ Warum die
Pflanze Klöpferle heißt, demonstriert Ursel Lorenz gleich
und schlägt mit der Blüte leicht
auf ihre Hand und tatsächlich,
ein Klopfgeräusch ist zu hören.
Dann lenkt sie den Blick auf ein
filigranes, grünes Kraut, das nur
auf den Höhen des Schwarzwalds zu finden ist. Man kann es
essen, es hat einen ganz speziellen würzigen Geschmack. Ursel
Lorenz schwärmt von Bärwurz
als Zusatz zu Kräuterbutter und
zu Kräuterquark. „Ich gebe es
auch zu Bratkartoffeln dazu, in
Salate und in Soßen, man muss
aber zart dosieren“, empfiehlt die
Kräuterexpertin. Entstielt und
getrocknet füllt sie das Kraut in
einen Streuer und kann so auch
im Winter darauf zurückgreifen.
Die Kräuter zum Kochen und
zur Verwendung als Heilpflanze
pflückt Ursel Lorenz allerdings
nicht während ihrer Wanderung
auf dem Kräuterpfad. Der liegt
nämlich im Naturschutzgebiet,
das sich rund um den Gipfel bis
Ursel Lorenz schätzt die gelbe Arnika als Heilpflanze gegen VerletzunFOTO: HEG
gen aller Art.
zum Gieshübel und zur Halde
erstreckt. Im Naturschutzgebiet
ist das Pflücken jeglicher Pflanzen verboten. Vom Schniederlihof führt der Weg durch Wiesen
voller gelber Blumen. Hier
wächst Arnika, die bekannte und
streng geschützte Heilpflanze
gegen Verletzungen aller Art. Die
große gelbe Korbblüte der Pflanze mit dem deutschen Namen
Bergwohlverleih sieht immer etwas zerzaust aus, das ist ihr Markenzeichen. Neben ihrem Kräuter- und Heilpflanzenwissen
weiß Ursel Lorenz einiges über
Geologie, Geschichte und den
Bergbau am Schauinsland zu erzählen, die Stunden am Berg
sind lehrreich und gehen viel zu
schnell vorbei.
GABRIELE HENNICKE
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den Bestimmungen des Zwölften Sozialgesetzbuch (SGB XII),
insbesondere Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung,
in Abgrenzung zu den Leistungen nach dem Zweiten Sozialgesetzbuch (SGB II)
– Sie ermitteln ggf. mit Unterstützung des Sozialen Dienstes die
persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse der nachfragenden
Personen
Ihre Qualifikation
– Sie haben ein Studium zum Bachelor of Arts – Public Management
bzw. zum Dipl.-Verwaltungswirt (FH) oder die Angestelltenprüfung II
bzw. den Verwaltungsfachwirt oder eine vergleichbare berufliche
Qualifikation mit Berufserfahrung in einem Sozialleistungsbereich
Unser Angebot
– Ein unbefristetes Arbeitsverhältnis nach TVöD in Entgeltgruppe 9.
Bei Vorliegen der laufbahnrechtlichen Voraussetzungen ist eine
Übernahme im Beamtenverhältnis bis Besoldungsgruppe A 10
LBesGBW möglich.
– Ein sicherer Arbeitsplatz, flexible Arbeitszeiten, Betriebliches
Gesundheitsmanagement
Die vollständige Stellenausschreibung und weitere Informationen
finden Sie unter www.breisgau-hochschwarzwald.de,
Rubrik Stellenportal.
Haben Sie Interesse? Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung bis
spätestens 31. Juli 2016 in unserem Onlineportal.
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(m/w) gem. § 7 KiTaG jeweils mit einem Deputat von 100 %
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Zusatzversicherung (KZVK)
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Senden Sie Ihre Bewerbungsunterlagen bitte an das Diakonische
Werk Hochrhein, Frau Jacqueline Wolf, Waldtorstr. 1 A in 79761
Waldshut-Tiengen oder per E-Mail an [email protected]
Telefonische Rückfragen bitte unter: 01 51 / 51 18 37 85
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Stellenangebot?
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