Handlungsempfehlungen. 1. Regulatorische Rahmenbedingungen anpassen. Im Energiewirtschaftsgesetz sollte die Rolle von Energiespeichern definiert werden. Befreiungen von Letztverbraucherabgaben, die derzeit für Stromspeicher bestehen, sollten auf Energiespeicher wie Power to Gas erweitert werden. Die effiziente und technologieoffene Nutzung von nicht integrierbarem Strom sollte geregelt werden. Dadurch könnte die Abregelung von Strom aus erneuerbaren Energien reduziert werden. Die EU-Richtlinie Fuel Quality Directive sollte schnellstmöglich in deutsches Recht umgesetzt werden. Sie sieht eine Anerkennung und Anrechenbarkeit von aus erneuerbarem Strom hergestellten Gasen als Biokraftstoff vor. Die Steuerermäßigung für Erdgas und Biomethan im Mobilitätsbereich sollte mindestens bis zum Jahr 2026 fortgeführt werden. Wenn Wasserstoff aus erneuerbaren Energien zur Produktion von Diesel und Benzin genutzt wird, sollte die Steuerbefreiung anteilig angerechnet werden. Im Rahmen des europäischen Emissionshandels sollten Produkte aus Power to Gas wie gasförmige Biomasse behandelt werden. So würde ein Anreiz zur Nutzung dieser Produkte geschaffen und damit ein erhebliches Potenzial zur Emissionsreduktion erschlossen werden. Wasserstoff und synthetisches Methan aus Power to Gas sollten als erneuerbare Wärmequellen im Sinne des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes definiert werden. Im Rahmen der Anreizregulierung sollten Investitionskosten für Power-to-Gas-Anlagen als umlagefähig anerkannt werden, wenn diese ökonomisch sinnvoll zur Netzentlastung eingesetzt werden. 2. Technologie weiterentwickeln. Power-to-Gas-Anlagen müssen technisch weiterentwickelt und effizienter werden, um die Investitionskosten zu senken. Dies würde vor allem durch eine steigende Nachfrage und die Umsetzung von Optimierungsmaßnahmen in der Serienfertigung erreicht. Sensible Bauteile im Gasnetz müssen technisch optimiert werden, um die Wasserstoffverträglichkeit zu verbessern. 3. Clusterregionen vernetzen, Synergien nutzen. Es sollte ein aktiver Erfahrungsaustausch zwischen den Clusterregionen etabliert werden. Innerhalb der Regionen sollten Synergien genutzt werden, beispielsweise über Beschaffungsgemeinschaften. Best Practices der regionalen Förderung sollten identifiziert und ggf. adaptiert werden. Die Strategieabstimmung zwischen Bund und Ländern sollte ausgebaut werden, um einheitliche Schwerpunkte für die Markt- und Technologieentwicklung von Power to Gas zu setzen. 4. Prozesse zur Planung und zum Monitoring etablieren. Ein Konzept zur besseren Abstimmung der Netzentwicklungsplanung Strom und Gas sollte entwickelt werden. Ein Monitoring der tatsächlichen Marktentwicklung sollte eingeführt werden, sodass Steuerungsbedarf frühzeitig erkannt wird. Partner. Der Potenzialatlas Power to Gas wurde erstellt mit freundlicher Unterstützung von: Partner der dena-Strategieplattform Power to Gas: BTU Cottbus; DBI-GTI gGmbH; DVGW e. V.; EnBW AG; ENERTRAG AG; EVONIK INDUSTRIES AG; EXYTRON GmbH; Fraunhofer IWES; Gasunie Deutschland Services GmbH; HYDROGENICS GmbH; IAEW; ITM Power GmbH; Mitsubishi Corporation; Open Grid Europe GmbH; Performing Energy; Reiner Lemoine Institut gGmbH; Thüga Aktiengesellschaft; ThyssenKrupp AG; UGS GmbH; Uniper Energy Storage GmbH; Viessmann Werke GmbH & Co. KG; VKU; Volkswagen AG; WINGAS GmbH; ZSW. Assoziierte Partner der dena-Strategieplattform Power to Gas: Ministerium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes Nordrhein-Westfalen; Ministerium für Wirtschaft und Energie des Landes Brandenburg; Amprion GmbH; ChemCoast e. V.; Dow Deutschland Anlagengesellschaft mbH; erdgas schwaben GmbH; EWE AG; Ontras Gastransport GmbH; Salzgitter Flachstahl GmbH; TenneT TSO GmbH; terranets bw GmbH; WEMAG AG; Westnetz GmbH. Impressum. Herausgeber. Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) Energiesysteme und Energiedienstleistungen Chausseestraße 128 a 10115 Berlin Tel.: +49 (0)30 72 61 65-600 Fax: +49 (0)30 72 61 65-699 4 Potenzialatlas Power to Gas. Alle Rechte sind vorbehalten. Die Nutzung steht unter dem Zustimmungsvorbehalt der dena. Potenzialatlas Power to Gas: Weichen stellen für den Klimaschutz und die Zukunft der Energiewende. Power to Gas könnte in den kommenden Jahren einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, durch eine Kopplung von Sektoren Treibhausgase zu reduzieren und das Energiesystem zu optimieren. Dennoch verläuft die Markteinführung dieser energie- und klimapolitisch relevanten Systemlösung langsam. Die wesentlichen Ursachen hierfür sind die aktuellen Kostenstrukturen der Technologie, der regulatorische Rahmen und die derzeitigen Marktbedingungen. Der Potenzialatlas Power to Gas. Um aufzuzeigen, welche Marktentwicklungen kurz- und mittelfristig bei Power to Gas möglich sind, hat die Deutsche EnergieAgentur (dena) im Rahmen der Strategieplattform Power to Gas einen „Potenzialatlas“ initiiert. Er analysiert Anwendungen und Geschäftsmodelle und identifiziert Clusterregionen, für die in den nächsten Jahren eine dynamische Entwicklung von Power to Gas erwartet wird. Ziele des Potenzialatlas Power to Gas. Darstellung von Marktpotenzialen und -akteuren. Der Atlas stellt potenzielle Anwendungsbereiche und Einflussfaktoren auf die mögliche Nachfrageentwicklung für Power-to-Gas-Produkte dar und ordnet sie ein. Ermittlung geeigneter Standorte für Power-to-Gas-Anlagen. Merkmale geeigneter Erzeugungsstandorte werden ermittelt, um die Standortwahl für Power-toGas-Anlagen zu unterstützen. Identifikation von Potenzialregionen für Power to Gas. Der Atlas identifiziert Regionen in Deutschland, die die besten Voraussetzungen für die Marktentwicklung von Power to Gas bieten. Erarbeiten von Handlungsempfehlungen für die Marktentwicklung von Power to Gas. Es werden Handlungsempfehlungen zur Weiterentwicklung der Technologie sowie zu rechtlichen und energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen abgeleitet. Power to Gas. Power to Gas ist eine Schlüsseltechnologie, um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens und der Energiewende zu erreichen. Die Idee von Power to Gas ist, Strom aus erneuerbaren Energien in Wasserstoff bzw. Methan umzuwandeln. Das erneuerbare Gas kann in der Gasinfrastruktur transportiert, gespeichert und anschließend in den verschiedenen Anwendungsbereichen genutzt werden. Bei Bedarf wird es wieder verstromt. Ebenso ist die direkte Verwendung des Wasserstoffs beispielsweise im Mobilitätssektor oder in industriellen Prozessen möglich. Die Technologie könnte damit einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, die Treibhausgase in allen Sektoren zu senken. Als Speicher kann Power to Gas außerdem Strom aus erneuerbaren Energien zeitlich und örtlich flexibel nutzbar machen und Erzeugungsschwankungen ausgleichen. Stand. 06/2016 Art.-Nr. 1462 E F F I Z I E N Z E N T S C H E I D E T. 1 Anwendungsbereiche für Power to Gas. Identifizierte Clusterregionen. Für die Nutzung von Wasserstoff oder Methan aus Power to Gas stehen grundsätzlich alle bekannten Anwendungen für diese Gase offen. Chemisch gibt es keine Unterschiede zwischen den regenerativ und konventionell hergestellten Gasen. Der Potenzialatlas untersucht verschiedene Nutzungspfade. Im Potenzialatlas Power to Gas hat die dena mit ihren Partnern untersucht, welche Anwendungen und welche Regionen in Deutschland die besten Voraussetzungen für die zukünftige Marktentwicklung bieten. In den identifizierten Clusterregionen kann Power to Gas auch einen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung leisten. Um eine Marktentwicklung zu ermöglichen, müssen vor allem die regulatorischen Rahmenbedingungen für Power to Gas verbessert werden. Nutzungspfad Strom. Die mit Power-to-Gas-Anlagen erzeugten Gase können in Gaskraftwerken oder Brennstoffzellen rückverstromt werden. In diesem Fall fungiert Power to Gas als Stromspeicher. Powerto-Gas-Anlagen können außerdem als Flexibilisierungsoption betrieben werden und dadurch zur Netzentlastung beitragen. Nutzungspfad Gas. Methan aus Power to Gas kann wie fossiles Erdgas in den bestehenden Gasinfrastrukturen sowie angeschlossenen Anlagen genutzt werden. Auch Wasserstoff aus Power to Gas kann dem Gasnetz beigemischt werden. Für die zulässige Konzentration von Wasserstoff im Gasnetz gelten derzeit aber technische Grenzwerte. Nutzungspfad Industrie. In der Industrie kann Wasserstoff, der durch erneuerbaren Strom produziert wird, Wasserstoff aus fossilen Einsatzstoffen ersetzen. Das Gas kann in Raffinerien, in der chemischen Industrie, aber auch in Stahlwerken oder in der Glasindustrie eingesetzt werden. Synthetisches Methan aus Power to Gas kann ebenso fossiles Erdgas in Industrieprozessen ersetzen. Nutzungspfad Wärme. Die mit erneuerbarem Strom erzeugten Gase können auch in Wärmeversorgungsanlagen von privaten und gewerblichen Nutzern fossiles Erdgas substituieren. Darüber hinaus sind dezentrale Anwendungen zur direkten Nutzung der Gase vor Ort möglich, z. B. für die Erzeugung von Strom und Wärme. Nutzungspfad Mobilität. Die Verwendung von Power-to-Gas-Produkten anstelle fossiler Kraftstoffe ermöglicht die Reduktion klimaschädlicher CO2-Emissionen und anderer Schadstoffe. Wasserstoff aus Power to Gas kann direkt in Brennstoffzellenfahrzeugen oder in Raffinerien in der Kraftstoffentschwefelung eingesetzt werden. Methan aus Power to Gas kann in bestehenden Erdgasfahrzeugflotten genutzt werden. Cluster Unterelbe/ Weser/Ems Legende Mobilitätsprojekte mit Wasserstoffnutzung Cluster Rhein/ Main/Ruhr Mobilitätsprojekte mit Methannutzung Cluster Mitteldeutschland/ Berlin/Brandenburg Projekte zur Wärmeerzeugung mit Wasserstoffnutzung Projekte zur Wärmeerzeugung mit Methannutzung Nutzung Infrastruktur Wasserstoff H2 Einspeicherung H2-Speicher Mobilität (H2-Tankstellen) Nutzung im Straßen-, Schienen- und Schiffsverkehr in Brennstoffzellen-Fahrzeugen Einspeisung H2-Pipeline Industrie Nutzung in der Chemieindustrie, Metallindustrie etc. Abfüllung und Lkw-Transport Industrie/Mobilität Stromerzeugung (Brennstoffzellen) SNG Stromerzeugung (Gaskraftwerke) Einspeicherung Gasspeicher Mobilität (Gastankstellen) Nutzung im Straßenverkehr in Erdgasfahrzeugen Industrie Nutzung v. a. in der Chemieindustrie Synthetic Natural Gas Wärme (Gebäudewärme, KWK) Industrie/Wärme (Prozesswärme) Legende Wärme Strom Gas Wasserstoff Cluster Neckar konventionelle Kraftstoffe Die Strategieplattform Power to Gas. Die dena hat die Strategieplattform Power to Gas initiiert. Sie setzt sich aus Fachakteuren der Wirtschaft, Wissenschaft und Verbände zusammen. Ziel ist es, die technische Weiterentwicklung von Power to Gas zu unterstützen, Empfehlungen für geeignete Rahmenbedingungen abzuleiten und diese mit Entscheidungsträgern zu beraten. Potenzialatlas Power to Gas. Standorte der Chemieindustrie Wasserstoffpipeline Cluster Unterelbe/Weser/Ems. Große industrielle Akteure der Region haben sich bereits über die „ChemCoast-Initiative“ vernetzt, sodass es in der industriellen Nutzung Entwicklungspotenzial gibt. Außerdem werden im Bereich der Mobilität verstärkte Power-toGas-Aktivitäten erwartet. Initiativen der Landesregierungen Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen unterstützen Bestrebungen zur Nutzung von Wasserstoff und Power to Gas. Cluster Rhein/Main/Ruhr. Der Fokus liegt auf dem Mobilitäts- und Industriesektor. In der Industrieregion Rhein-Ruhr besteht bereits eine Wasserstoffpipeline. Die Landesregierungen von Hessen und NRW unterstützen Initiativen zu Wasserstoff- und Power-to-GasAktivitäten. Weitere Informationen zur Strategieplattform und zum Projekt finden Sie unter www.powertogas.info. 2 Raffinerien Identifizierte Clusterregionen Nutzung in Raffinerien bei der Herstellung von konventionellem Kraftstoff Nutzung im Flug-, Schiffs-, Schienenund Straßenverkehr Einspeisung Gasnetz Strom Industrielle Nutzung (Wasserstoffnutzung) E F F I Z I E N Z E N T S C H E I D E T. Cluster Mitteldeutschland/Berlin/Brandenburg. Im Kontext des Projekts „HYPOS“ wird eine verstärkte industrielle Nutzung von Power to Gas erwartet. „HYPOS“ verfolgt das Ziel, erneuerbaren Wasserstoff im großtechnischen Maßstab der mitteldeutschen Chemieindustrie zur Verfügung zu stellen. An den Industriestandorten der Region Leuna existiert bereits eine Wasserstoffpipeline. Im Großraum Berlin werden kurzfristig weitere Aktivitäten in der Mobilität, vor allem beim Ausbau von Wasserstofftankstellen, erwartet. Das Wirtschaftsministerium in Brandenburg plant außerdem, eine Förderrichtlinie für Energiespeicher zu verabschieden, bei der u. a. Power to Gas ein Schwerpunkt werden soll. Cluster Neckar. Hier werden weitere Projekte zur Nutzung von Wasserstoff im Mobilitätsbereich erwartet. Die Landesregierung von Baden-Württemberg unterstützt Projekte zur Nutzung von Wasserstoff und den Aufbau von Wasserstoffinfrastrukturen. 3
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