DE UTSCHLANDS WI RTSCHAFTS- UND FI N A N ZZ E I T U N G Familien-Fehde Krisenmanager für Pimco Eon-Chef mahnt Oetker-Konzern auf der Suche nach Führungspersonal. S. 20 Was den neuen Chef Emmanuel Roman bei der Allianz-Tochter erwartet. S. 28 Johannes Teyssen über Brexit und die Zukunft Europas. S. 48 G 02531 NR. 139 PREIS 2,80 € DONNERSTAG, 21. JULI 2016 Kurz notiert Matthias Müller: Scharfe Anklage gegen den VW-Chef. Dax E-Stoxx 50 10137.07 2964.39 +1.56% +1.14% Dow Jones S&P 500 18602.25 2173.43 +0.23% +0.45% Gold Euro/Dollar 1318.75$ 1.1008$ -1.00% -0.12% STAND: 17:00 UHR Handelsblatt GmbH Abonnentenservice Tel. 0800–0002053 (gebührenfrei innerhalb Deutschland), Fax 0211 887 3605, [email protected] Monatsabonnements: Handelsblatt Print: 60,00 Euro Handelsblatt Print + Digitalpass: 66,99 Euro Neuer Anti-Terror-Kurs: Nach der Würzburger Axt-Attacke diskutiert die Politik über neue Anti-Terror-Maßnahmen. Die Union will schon Sympathiebekundungen für Terrorismus bestrafen. Experten warnen, gegen Einzeltäter seien die Behörden „machtlos“. Seite 8 imago/IPON Belgien 3,50 € Frankreich 3,90 € Großbritannien 3,40 GBP Luxemburg 3,50 € Niederlande 3,50 € Österreich 3,50 € Polen 21,50 PLN Schweiz 5,50 CHF Tschechien 130,00 CZK Ungarn 1200,00 FT · · Streit über die Rente: Während Arbeitsministerin Andrea Nahles in der Rentenfrage auf Zeit spielt, hat die IG Metall ein fertiges Reformkonzept auf den Tisch gelegt, das die Koalition in Erklärungsnöte bringen dürfte. Gewerkschaftsboss Jörg Hofmann verlangt die Rückabwicklung der Riester-Reformen. Seite 10 Was wusste Matthias Müller? Der VW-Chef ist ins Visier der US-Staatsanwälte geraten. Der Vorwurf: Müller und andere Topmanager hätten von der Dieselaffäre Kenntnis haben müssen. Volkswagen hält das für unbegründet – muss aber weitere Milliarden für Rechtsrisiken zurückstellen. Markus Fasse, Stefan Menzel München, Düsseldorf A merikanische Staatsanwälte sind für ihre scharfen Anklagen gefürchtet. Anders als in Deutschland sind sie nicht verpflichtet, Entlastendes gegen Beschuldigte zu sammeln. So liest sich die 84-seitige Anklageschrift des New Yorker Generalstaatsanwalts Eric Schneiderman gegen Volkswagen wie ein Pamphlet gegen mehrere Manager des Autokonzerns. Schneiderman verdächtigt ein Netzwerk von VWManagern, die den Abgasbetrug systematisch betrieben hätten. Eine „reuelose Firmenkultur“ habe das ermöglicht. Den Ausgang des Betrugs verortet der Ermittler bei der Tochter Audi. So unterstellt die Anklageschrift, dass bereits im Juli 2006 sowohl der damalige Audi-Chef Martin Winterkorn als auch Matthi- 2,2 MILLIARDEN Euro an weiteren Belastungen fallen bei Volkswagen im zweiten Quartal an. Quelle: Unternehmen as Müller, damals Chef des Produktmanagements, Kenntnis über die unzureichende Abgasbehandlung von Audi-Modellen in den USA gehabt hätten. Einen Beweis für die Anordnung des Audi-Managements, eine illegale Software zur Täuschung der Behörden einzubauen, liefert die Klage nicht. VW hält die Vorwürfe gegen Müller für unbegründet. Neben den neuen Ermittlungen muss VW weitere Milliardenlasten in den USA verkraften. Konkret geht es um 2,2 Milliarden Euro, „die im Wesentlichen auf Nordamerika entfallen“. Dank guter Verkäufe in Europa und China läuft wenigstens das operative Geschäft besser als gedacht. Der Betriebsgewinn stieg im ersten Halbjahr auf 7,5 Milliarden Euro. Die Anschuldigungen der US-Staatsanwälte lassen sich mit diesen Zahlen allerdings kaum aufwiegen. · Microsoft übertrifft die Erwartungen: Das Geschäft mit dem Cloud-Computing entwickelt sich rasant, wie die Quartalszahlen von Microsoft zeigen. Die IT-Dienstleistungen aus dem Netz sind das Geschäft der Zukunft. Der Konzern rüstet sich für einen Verteilungswettkampf mit Amazon und Google. Seite 16 · Air-Berlin-Teilverkauf elektrisiert Investoren: Um mehr als 20 Prozent ist die Aktie von Air Berlin am Mittwoch gestiegen. Das Handelsblatt hatte über Gedankenspiele von Lufthansa berichtet, Strecken und Flugzeuge von Air Berlin zu übernehmen. Die Chancen einer Transaktion werden von den Beteiligten jedoch unterschiedlich beurteilt. Seite 18 > Titelthema Seiten 4, 5 Erdogan weitet Säuberungen aus 60 000 Staatsdiener entlassen oder festgenommen. Ausreiseverbot für Akademiker. Zahl der festgenommenen Militärangehörigen ist mit rund 6 000, gemessen an den insgesamt 640 000 Soldaten, gering. In einigen Bereichen gehen die Dezimierungen aber an die Substanz. So wurden bisher ein Drittel aller Generäle und ein Fünftel der Richterschaft suspendiert. Am Montag kündigte die Regierung an, auch 21 000 Privatlehrern die Lizenz zu entziehen. Zudem wurde für alle Akademiker ein Ausreiseverbot verhängt, damit mutmaßliche Mitverschwörer nicht ins Ausland fliehen könnten, berichteten türkische Medien. Die Bundesregierung beobachtet die Vorgänge in der Türkei mit Sorge. „Fast täglich kommen neue Maßnahmen hinzu, die einem rechtsstaatlichen Vorgehen widersprechen“, ließ Kanzlerin Angela Merkel durch ihren Regierungssprecher mitteilen. Gerd Höhler © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected]. > Bericht Seiten 6, 7 · imago/Christian Thiel E in solches Großreinemachen gab es in der Türkei zuletzt beim Putsch der Generäle 1980. Damals ließen die Militärs Zehntausende Zivilisten festnehmen. Jetzt finden die „Säuberungen“ unter umgekehrtem Vorzeichen statt: Rund 60 000 Staatsdiener hat Präsident Recep Tayyip Erdogan seit dem gescheiterten Putsch bereits suspendieren oder festnehmen lassen. Das sind zwar nur knapp zwei Prozent der drei Millionen Beamten, und auch die Bankenrettung auf italienisch: Eine teilstaatliche Stützung soll die Krisenbank Monte dei Paschi retten. Faule Kredite des Instituts sollen verkauft werden, und ein Rettungsfonds soll Geld geben. Die Details entscheiden, ob die EU-Kommission einverstanden sein wird. Seite 31
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