Was zu sagen ist

Was zu sagen ist…
Ein junger Mann hat mit einer Axt und Messern Fahrgäste in einem Regionalzug bei
Würzburg-Heidingsfeld attackiert und mindestens vier Menschen schwer verletzt. Ein
Passagier wurde leicht verletzt, 14 Menschen erlitten einen Schock. Es handele sich bei
dem 17-jährigen um einen Afghanen. Die Polizei habe den Jugendlichen erschossen,
als er Einsatzkräfte angegriffen habe. Die Hintergründe der Tat werden derzeit ermittelt.
Der sogenannte IS behauptet, der Afghane sei einer von ihnen gewesen. Weitere
Erkenntnisse werden die Ermittlungen bringen.
Gefragt oder ungefragt, offen oder verdeckt, sollte jede und jeder seine Wortwahl nach
solchen Bluttaten überdenken. Jede ist ein Teil der gesellschaftlichen Atmosphäre in der
wir alle leben. Seit dem Absturz der German Wings Maschine im letzten Jahr, wissen
wir, welche Folgen voreilige Schlüsse bewirken. Als Polizistinnen und Polizisten haben
wir gelernt, Vermutungen als solche zu kennzeichnen. Erst nach Vorlage der Fakten
kann auch eine Beurteilung vorgenommen werden - Ein Grundsatz, der insbesondere
bei der parlamentarischen Kontrolle im Sinne eines Rechtsstaates seitens der
Abgeordneten beherzigt werden sollte.
Nach dem Einsatz in Clausnitz zum Jahresbeginn trifft der Fraktionsvorsitzende von
Bündnis 90/DIE GRÜNEN Behauptungen ohne Kenntnisse vor Ort. Ihm folgt nun seine
Berliner Parteifreundin Künast und stellt den Schusswaffengebrauch der Kolleginnen
und Kollegen in Frage. Es gilt für den polizeilichen Einsatz in Deutschland: Gerichte
überprüfen die Voraussetzungen einer Maßnahme zur Erfüllung der
Verhältnismäßigkeit, d.h.: Legitimer Zweck, Geeignetheit, Erforderlichkeit und
Angemessenheit. Frau Künast wäre gut beraten gewesen, sie hätte geschwiegen.
Der sogenannte IS nimmt nun für sich die mediale Aufmerksamkeit in Anspruch und
reklamiert die Tat für sich. Allen die sich an dieser Debatte beteiligen muss bewusst
sein, je breiter die mediale Aufmerksamkeit desto mehr besteht die Gefahr auf
Nachahmungstäter. Eine schwierige Abwägung für die Berichterstattung. Es ist
verführerisch, der Aufmerksamkeit, gemessen in Auflagenstärke, Einschaltquoten oder
Klicks, zu folgen. Auch zur Verfolgung der eigenen Ziele.
Eine zivile offene Gesellschaft ist gefährdet durch Terror und Angst. Durch die Wahl der
Worte bewahren wir sie.
Jörg Radek