Reif für die Insel?! - Bücherinsel in Frauenaurach

Inhaltsverzeichnis
Für Junge und Junggebliebene
James Dashner: Der Game Master – Gegen die Spielregeln
Sharon M. Draper: Out of my mind - Mit Worten kann ich fliegen
Karen Foxlee: Das nachtblaue Kleid
Reif für die Insel?!
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Schmöker zum Träumen und Versinken
Mara Andeck: Natural Born Chillers
Katrin Bauerfeind: Hinten sind Rezepte drin
Jennifer Benkau: Mit Rosen bedacht
Eve de Castro: Der König der Schelme
Petra Durst-Benning: Kräuter der Provinz
Natalie Meg Evans: Die Kleiderdiebin
Iona Grey: Als unsere Herzen fliegen lernten
Jennifer Niven: All die verdammt perfekten Tage
Charity Norman: Die andere Seite der Wahrheit
Stephanie Quitterer: Hausbesuche – Wie ich mit 200 Kuchen:
Hermien Stellmacher: Cottage mit Kater
Emma Sternberg: Fünf am Meer
Bettina Storks: Das Haus am Himmelsrand
Fabio Volo: Der Weg nach Hause
Robert Williams: Tief in den Wald hinein
Ellen Marie Wiseman: Die dunklen Mauern von Willard State
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Atemlose Spannung und Fantastisches
Taschenbücher für den
Urlaubskoffer 2016
Tammy Cohen: Während du stirbst
Sandrone Dazieri: In der Finsternis
Andreas Gruber: Racheherbst
Ule Hansen: Neuntöter
Ingrid Hedström: Rosenkind
Elisabeth Herrmann: Totengebet
Steffen Jacobsen: Bestrafung
Stephen King: Mr. Mercedes
Renée Knight: Deadline
Michael Koryta: Die mir den Tod wünschen
Dennis Lehane: In der Nacht
Inge Löhnig: Gedenke mein
Jo Nesbo: Der Sohn
Michael Robotham: Der Schlafmacher
John Sandford/Ctein: Das Objekt
Wolfgang Schorlau: Die schützende Hand
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Karen Foxlee: Das nachtblaue Kleid
Für Junge und Junggebliebene
James Dashner: Der Game Master – Gegen die Spielregeln
(cbt, 9.99 €)
ab zwölf Jahren
Michael ist es gelungen, die Identität des geheimnisvollen CyberTerroristen Kaine zu lüften. Dieser bedroht und manipuliert das
VirtNet, die virtuelle Welt, in der sich viele Spieler länger aufhalten
als in der Realität, weil sie weitaus bunter und aufregender ist.
Dabei musste Michael auch erschreckende Erkenntnisse über sich
selbst verkraften. Doch mit der Enttarnung Kaines ist es nicht
getan, denn dahinter verbirgt sich kein Mensch, sondern ein
mutierter Tangent, ein Computerprogramm, das sich immer weiter entwickelt hat,
bis hin zu einem eigenen Willen und Bewusstsein. Kaine will die alleinige
Herrschaft erringen, nicht nur über das VirtNet, sondern auch in der Realität, und
hat dazu bereits entscheidende Prozesse in Gang gesetzt. Michael und seine
Freunde Sarah und Bryson versuchen gegen sämtliche Widerstände alles, um
sich der Übernahme entgegenzustemmen.
Auch im zweiten Band der Game-Master-Trilogie hält der Autor die Spannung auf
einem hohen Level, atemlos verfolgt der Leser die Jagd nach Kaine. Und das
Ende lässt viele Möglichkeiten offen: Zum Glück müssen wir nicht allzu lange
auf die Fortsetzung warten: Der abschließende Teil der Trilogie erscheint im
August 2016.
Beate Laufer-Johannes
Sharon M. Draper: Out of my mind - Mit Worten kann ich fliegen
(Fischer, 7.99 €)
ab zwölf Jahren
Die elfjährige Melody Brooks ist von Geburt an schwer behindert und
an den Rollstuhl gefesselt. Sie leidet an Zerebralparese, jeder
Körperteil ist gelähmt. Sprechen können wäre ihr größter Wusch. Nur
ihre beiden Daumen funktionieren vorbildlich. Aber die aufgeweckte,
hochintelligente Melody gibt nicht auf, ihr größtes Vorbild ist Stephen
Hawking. Als ihre Schule an einem überregionalen Intelligenzquiz
teilnimmt, zeigt Melody, was in ihr steckt. Die Schule gewinnt und
darf nach Washington D.C. reisen, um ihr Können landesweit mit anderen
Schulen zu messen. Dank eines Spezialcomputers kann sich Melody nun mithilfe
der Tastatur eine Stimme geben und ist überglücklich. Doch die Klassenkameraden fliegen ohne Melody und ihr wird klar, dass eine Stimme allein nicht
reicht, um ihnen die Angst vor ihrer Andersartigkeit zu nehmen.
Ein sehr berührendes Buch mit einer mutigen Heldin, die tapfer gegen die
Schwellenangst gegenüber Behinderten ankämpft und Toleranz mit viel
Sympathie einfordert.
Ute Beucher
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ab vierzehn Jahren
(Beltz & Gelberg, 8.95 €)
Rose Lowell ist mit ihrem Vater im Wohnwagen unterwegs, ein
festes Zuhause gibt es für die beiden nicht, da der Vater
alkoholkrank ist und immer wieder die Arbeitsstelle und somit auch
den Ort wechselt. Diesmal stranden die beiden in einem kleinem
Kaff auf einem Wohnwagencampingplatz, genannt „Paradise“,
mitten im tropischen Regenwald Australiens. Die unnahbare Rose
muss dort zur Schule und lernt Pearl Kelly kennen. Schnell
schließen die beiden Mädchen Freundschaft, die allseits beliebte, sonnige Pearl
nimmt die verschlossene, unangepasste Rose unter ihre Fittiche und überredet
sie sogar auf den Ball der Zuckerrohrernte mitzukommen. Doch Rose hat kein
Geld für ein Ballkleid, deshalb schickt Pearl sie zur alten Edie Baker, die
angeblich magische Fähigkeiten hat und im Ort zwar gefürchtet, aber eine
erstklassige Schneiderin ist. Rose freundet sich mit Edie an und erfährt von den
Geheimnissen der Eukalyptuswälder. Zusammen nähen sie ein wunderschönes
nachtblaues Ballkleid, doch dann passiert das Unfassbare: Ein Mädchen, das
dieses wunderschöne Kleid trägt, verschwindet in der Ballnacht spurlos, doch ist
es wirklich Rose?
Eine außergewöhnliche Geschichte, die in spannenden Rückblicken das
Verschwinden eines Mädchens aufklärt. Die Kulisse des verwunschenen
Regenwaldes erzeugt zusätzlich magische Stimmung und fesselt bis zur letzten
Seite.
Ute Beucher
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Schmöker zum Träumen und Versinken
Mara Andeck: Natural Born Chillers
(Bastei Lübbe, 8.99 €)
Die allein erziehende Janna, die Karriefrau Helen und die Öko-BioAktivistin Lou sind Freundinnen seit Studentenzeiten. Obwohl sie
vollkommen unterschiedlich sind, halten sie immer zusammen und
sind sich gegenseitig Stütze und Stab in den Wirren des Lebens.
Im Augenblick sind alle drei von ihrem Leben frustriert, aber da
kommt ihnen das Schicksal zu Hilfe: Ein alter Gutshof auf dem
Land soll für die nächste Zeit ihr gemeinsames Zuhause werden.
Fortan schlagen sie sich mit widerspenstigen Tieren, ungewöhnlichen Nachbarn,
skurrilen Künstlern, ungebetenen Besuchern und Teilnehmern einer
Steinzeitkostgruppe herum.
Ein schwungvoller, romantischer und erheiternder Roman, mit viel Sommer und
einem wunderschönen Ende.
Sybille vom Dorp
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Katrin Bauerfeind: Hinten sind Rezepte drin
(Fischer, 14.99 €)
Unterschiede zwischen Männern und Frauen? Klar gibt es die!
Katrin Bauerfeind beantwortet nicht nur diese Frage, sondern
widmet sich auch so wichtigen Dingen wie: Sind Reifen wirklich
Männersache? Wieso ist Humor in Deutschland vermintes
Gelände? Warum ist man als Frau ungeschminkt unsichtbar? Diese
und noch mehr weltbewegende Probleme wie zum Beispiel der Sex
TÜV werden von der Autorin in erfrischend schwungvoller Weise in
kurzen Kapiteln mit viel Humor und unter Zuhilfenahme des Omaorakels
behandelt.
Ein launiges, unterhaltsames und sehr kurzweiliges Buch von der Kunst, über sich
selbst zu lachen ̶ angereichert mit der ein oder anderen Weisheit des
schwäbischen Mama-Oma–Gipfels. Und hinten sind natürlich keine Rezepte drin.
Sybille vom Dorp
Jennifer Benkau: Mit Rosen bedacht
(Bastei Lübbe, 10.99 €)
Die junge Lehrerin Wanda steht kurz vor ihrer Hochzeit mit ihrem
Verlobten, als ein entsetzlicher Unfall alles zunichte macht: Karim
verunglückt mit dem Fahrrad und fällt ins Koma. Die Ärzte machen
Wanda keine großen Hoffnungen, niemand weiß, ob Karim je
wieder aufwachen wird. Sie muss jetzt seine Angelegenheiten
klären und macht sich auf die Suche nach seiner Familie, zu der er
keinen Kontakt mehr hatte. Dabei wird Wanda erschreckend klar,
wie unbedarft sie war und dass sie trotz aller Vertrautheit nichts über Karims
Vergangenheit weiß.
Ein eindringlicher psychologischer Spannungsroman, in dem eine ergreifende
Liebesgeschichte mit bedrohlichen Krimielementen gemischt wird.
Beate Laufer-Johannes
Eve de Castro: Der König der Schelme
(Bastei Lübbe, 9.99 €)
Der neunjährige Józef wächst mit fünf Geschwistern in Polnisch
Ruthenien auf. Als sein Vater Selbstmord begeht, wird die finanzielle Lage für seine Mutter Zofia ausweglos, so dass sie Józef an
die wohlhabende Gönnerin Karolina von Caroliz verkauft, denn er
ist etwas ganz besonderes, ein Miniaturkind. Er misst gerade mal
fünfzig Zentimeter, ist aber außergewöhnlich begabt. Karolina
betrachtet ihn als ihr Schoßhündchen, das überall herumgezeigt
wird, sozusagen ein lebendiges Spielzeug, das „Kunststückchen“ vorzeigen soll.
Glücklicherweise wird die Gräfin Humieska auf ihn aufmerksam und nimmt ihn zu
sich. Sie kümmert sich um seine Bildung und Erziehung, lässt ihn das Geigenspiel
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erlernen und macht einen Edelmann aus ihm. Bald werden Adlige in ganz Europa
auf ihn aufmerksam, Józef wird bewundert und reist nach Wien, London und
Paris. Als er sich in die Hofdame Isaline verliebt, beginnt eine bittersüße Liebe,
die ihn fast in die Verzweiflung treibt.
Józef Boruwlaski hat wirklich gelebt, wurde 98 Jahre alt und nur 99 Zentimeter
groß. Die facettenreiche Geschichte verknüpft Wahrheit und Fiktion auf fesselnde
Weise und wird somit zur abwechslungsreichen, historischen Lektüre, die auch
sprachlich begeistert.
Ute Beucher
Petra Durst-Benning: Kräuter der Provinz
(Blanvalet, 9.99 €)
Maierhofen ist ein typischer Ort in der bayrischen Provinz im
Allgäu: Nett, beschaulich und für seine Bewohner doch recht
lebenswert. Da wären die emsige Wirtin Therese, die Kartoffelbäuerin Roswitha mit ihren schrulligen, zur partiellen Demenz
neigenden Eltern, Christine mit ihren selbst gemischten Kräutersalzen und der verschrobene Metzgermeister Eddi. Doch von der
geringen Kaufkraft und dem Zusammenhalt des Örtchens trägt sich
Maierhofen leider nicht mehr. Therese beginnt, sich über die wirtschaftliche
Zukunft Gedanken zu machen und erinnert sich zufällig an ihre Cousine Greta, die
sie in Kindheitstagen öfters traf. Ob Greta als ausgebuffte Werbefachfrau ihr
helfen kann? Und ob eine erfundene große EU-Kampagne mit bedeutenden
finanziellen Mitteln die Großstädterin nach Maierhofen locken könnte? Nun ja,
einen Versuch ist es wert und wer weiß, vielleicht entpuppt sich Maierhofen als
unentdeckter Rohdiamant unter den Urlaubsorten!
Der Roman versetzt sofort in Urlaubsstimmung. Man fühlt sich in diesen fiktiven
Ort versetzt, in dem es voll herrlicher Gerüche und Geschmäcker nur so wimmelt vom Duft der getrockneten Kräuter, des selbst gemachten Käses bis hin zu den
herrlichen Kräutersalzen. Lassen sie sich von diesem Buch mitreißen: Schöne
Lesestunden sind garantiert! Und wer während des Lesens Lust auf
Selbstgemachtes bekommt, wird am Ende nicht enttäuscht: Die beliebtesten
Charaktere geben so manches ihrer Rezepte preis.
Sara Claeys
Natalie Meg Evans: Die Kleiderdiebin
(Heyne, 9.99 €)
Die junge Alix Gower lebt mit ihrer Großmutter Danielle im Paris
der dreißiger Jahre. Um die Miete der schäbigen Wohnung und den
Lebensunterhalt zu bestreiten, verdingt sie sich als Telefonistin, ihr
großer Traum bleibt aber die Haute Couture. Als ihr der charmante
Paul die einmalige Chance bietet, eine Stelle als Näherin im
berühmten Modehaus Javier zu bekommen, ist Alix Feuer und
Flamme. Aber die Sache hat einen Haken. Sie soll dort als Spionin
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die Entwürfe der neuesten Kollektion kopieren, damit sie noch vor Erscheinen der
Konkurrenz in New York zugespielt werden können. Schweren Herzens nimmt
Alix die Stelle trotzdem an und gerät immer tiefer in den Strudel des Betrugs.
Glamouröse Mode, Erpressung, Politik und ein längst verjährter Mordfall machen
diesen Roman zu einer außergewöhnlichen Geschichte. Alix deckt Ungereimtheiten aus ihrer eigenen Kindheit auf, findet einen Weg sich selbst zu
verwirklichen und begegnet ihre großen Liebe. Spannend und romantisch
zugleich!
Ute Beucher
Iona Grey: Als unsere Herzen fliegen lernten
(Blanvalet, 9.99 €)
London, 1943. In einer zerbombten Kirche treffen der
amerikanische Bomberpilot Dan Rosinski und die junge
Engländerin Stella Thorne zum ersten Mal aufeinander. Aus einer
kurzen Begegnung entwickelt sich erst ein langer und zunehmend
intimer Briefwechsel, dann eine allumfassende, innige, jedoch auch
aussichtslose Liebe, denn Stella ist verheiratet, Frau eines
Reverend. Aber für die beiden Liebenden zählt nur das heute, denn
für Dan kann jeder Einsatz der letzte sein. Siebzig Jahre später: Die junge Jess
rettet sich auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Freund in ein offenbar seit
längerem leer stehendes Haus. Durch Zufall findet sie in einer alten Schachtel,
sorgfältig geordnet, Dans Briefe an Stella. Sie beginnt zu lesen und wird gefangen
von der Tiefe und Intensität der Liebe der beiden. Das Schicksal will es, dass ein
neuer Brief Dans gerade während Jess’ Anwesenheit eintrifft, und nun ist sie wild
entschlossen, Stella für Dan aufzuspüren.
Ein zauberhafter Roman, zu Herzen gehend, anrührend und süß-melancholisch.
Der Leser lebt und leidet mit den Protagonisten und wünscht sich, das Buch ginge
noch ein bisschen weiter, auch wenn es längst zu Ende ist.
Sybille vom Dorp
Jennifer Niven: All die verdammt perfekten Tage
(Limes, 14.99 €)
Theodore Finch ist ein Außenseiter, ein Freak in seiner Schule. Vor
allem seine hohe Affinität zum Tod kann niemand nachvollziehen
und seine diversen Fehlversuche, sich das Leben zu nehmen,
wirken befremdlich auf die anderen Mitschüler. Als er auf den
Glockenturm der Schule klettert, da der Tag perfekt zum Sterben
geeignet scheint, trifft er dort Violet Markey, das beliebteste Mädchen der Schule, die den entsetzlichen Unfalltod ihrer Schwester
nicht verkraften kann. Finch rettet sie, von nun an fühlt er sich für sie verantwortlich und wählt sie bei einem Geographieprojekt als Partnerin aus. Anfänglich
nicht sonderlich begeistert über diese gemeinsame Arbeit, lernt Violet Finch im
Laufe der Zeit immer besser kennen, entdeckt einen witzigen, lebenslustigen Typ
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und eine zarte Liebesgeschichte nimmt ihren Lauf. Doch während Violet Stück für
Stück wieder Lebensmut fasst, entgleitet Finch immer mehr sein Leben.
Eine einzigartige Liebesgeschichte mit zwei sehr unterschiedlichen Charakteren,
die auf der Suche nach all den perfekten Tagen ihre Liebe zueinander finden.
Sehr berührend!
Ute Beucher
Charity Norman: Die andere Seite der Wahrheit
(Bastei Lübbe, 9.99 € )
Eine Tragödie zerstört auf einen Schlag eine ganze Familie: Bei
einem heftigen Streit schlägt Joseph seine Frau, diese stürzt
unglücklich und stirbt. Joseph kommt ins Gefängnis, seine drei
Kinder leben seitdem bei den Schwiegereltern, die sich liebevoll
und aufopfernd um die Kinder kümmern, jedoch alles tun, um die
Erinnerung der Kinder an den Vater auszumerzen. Nun wird
Joseph nach drei Jahren entlassen und wünscht sich verzweifelt,
seine Kinder wieder zu sehen. Die Großeltern wollen das unter allen Umständen
verhindern, sie sehen in ihm nur den Mörder ihrer Tochter. Aber Joseph gibt nicht
auf, er geht vor Gericht und will sein Umgangsrecht durchsetzen. Scarlet, seine
vierzehnjährige älteste Tochter, lehnt den Kontakt zu ihrem Vater vehement ab,
denn sie kennt nur die Seite der Wahrheit, die ihre Großeltern ihr erzählen. Aber
langsam erkennt sie, dass es auch eine andere, noch schrecklichere Seite gibt.
Aus der Sicht dreier Personen − Großmutter, Scarlet und Joseph − entwickelt die
Autorin in Rückblenden die Geschichte dieser sich unausweichlich anbahnenden
Familientragödie. Ein spannender, einfühlsamer und ergreifender Roman mit
einem wunderbaren Ende voller Hoffnung.
Sybille vom Dorp
Stephanie Quitterer: Hausbesuche – Wie ich mit 200 Kuchen meine
Nachbarschaft eroberte
(Knaus, 16.99 €)
Stephanie führte ein lebendiges, ausgefülltes Leben mit vielen
Kontakten am Theater und einer 60-Stunden-Woche. Nun hat sie
als einzige im Freundeskreis ein Baby, sitzt mit ihrer Tochter Marie
stillend zu Hause oder schiebt den Kinderwagen stundenlang durch
die Straßen ihres Berliner Viertels, damit die Kleine genügend UVLicht abbekommt. Als Mama ist sie überaus glücklich, doch als
Stephanie fühlt sie eine große Leere. Und da kommt ihr die Idee zu
den Hausbesuchen, obwohl sie nicht gerade eine begnadete Bäckerin ist. Von
ihrem Partner Tom wird sie zwar belächelt, aber sie krempelt die Ärmel hoch und
macht sich trotzdem auf den Weg: Zweihundert mal will sie mit Kuchen, Kaffee,
Milch und Zucker im Korb an den Türen der Nachbarschaft klingeln und
ausprobieren, wer bereit ist, sie hineinzulassen und sich spontan auf einen
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Kaffeeklatsch mit einer fremden Frau einzulassen.
Bereits als ich den Titel gelesen habe, war mir klar: Dieses Buch muss ich lesen,
denn die Idee mit den Kuchenbesuchen finde ich einfach wunderbar. Und wirklich:
Das Lesen dieses herzerfrischenden Experiments hat mir mehr als einmal ein
Lächeln ins Gesicht gezaubert. Lasst uns einfach mehr Kuchen backen und
unsere Nachbarn spontan beglücken, denn das wird auch unser Leben
bereichern!
Beate Laufer-Johannes
Hermien Stellmacher: Cottage mit Kater
(Insel, 8.99 €)
Ein Cottage an der Küste Cornwells soll für die Krimiautorin Nora
das Refugium werden, in dem sie sich von den schweren Zeiten, die
hinter ihr liegen, erholen und vor allem ihren neuen Krimi fertig
stellen kann. Auf einem Spaziergang rettet sie einen kleinen Kater
aus einer misslichen, lebensbedrohlichen Lage und fortan weicht ihr
das dankbare Tierchen nicht mehr von der Seite bzw. hat ihr Haus
zu seinem Wohnort und Nora zu seiner vor allem für einen stets
gefüllten Futternapf verantwortlichen Person erkoren. Noras Nachbar Phil,
anfangs etwas unwirsch, erweist sich als humorvoller Mensch mit großem
Kochtalent und wird zunehmend zum Helfer und Unterstützer bei Kater und
Schreibblockade. Unter diesen Umständen heilt Noras geplagte Seele schneller
als erwartet und das Buchprojekt kommt zu einem guten Ende.
Ein charmanter, warmherziger und humorvoller Roman, ganz besonders für
Katzen- und Südenglandliebhaber, hervorragend geeignet als Urlaubslektüre.
Sybille vom Dorp
Emma Sternberg: Fünf am Meer
(Heyne, 9.99 €)
Linn erwischt ihren Freund mit einer Kollegin in flagranti und wirft
ihn kurzerhand aus der Wohnung raus. Dumm nur, dass diese
eigentlich ihm gehört und Linn zudem noch für seine Eltern
arbeitet. Da kommt ihr dieser amerikanische Anwalt genau recht,
der ihr verkündet, dass sie von einer entfernt verwandten Tante ein
Haus in New York geerbt hat, ein Kaufinteressent sei auch schon
vorhanden. Linn packt kurz entschlossen das Nötigste zusammen
und fliegt in die USA, um ihren zukünftigen Besitz zu begutachten. Doch die
derzeitigen Bewohner, fünf überaus lebenslustige Senioren, wachsen ihr derart
ans Herz, dass sie den Verkauf immer weiter hinausschiebt.
Locker-leichte Lektüre mit sympathischen Charakteren, genau das Richtige für
den Strand oder einen verregneten Urlaubstag.
Beate Laufer-Johannes
7
Bettina Storks: Das Haus am Himmelsrand
(Berlin, 9.99 €)
Lizzy Tanner lebt mit Tochter und Lebensgefährten ein angenehmes
Leben in Freiburg. Als Teil einer alt eingesessenen, angesehenen
und wohlhabenden Familie sind ihr Sorgen des täglichen Lebens
unbekannt. Nun liegt ihr Großvater im Sterben, der Patriarch der
Familie, der über viele Jahre die Stelle des Vaters in Lizzys Leben
eingenommen hat. Er bittet seine Enkelin aus dem familieneigenen
Gut „Rosshimmel“ in den Vogesen unverzüglich einige Gegenstände
aus einem Sekretär zu holen. Und kurz vor seinem Tod ringt er Lizzy das
Versprechen ab, die Wahrheit herauszufinden und für Gerechtigkeit zu sorgen.
Bei der Testamentseröffnung erlebt die Familie eine unangenehme
Überraschung: Der Patriarch hat das wertvolle Gut „Rosshimmel“ zwei
vollkommen Fremden vermacht. Nun beginnt Lizzy ihre Recherchen, zum einen
um den Wunsch des Großvaters zu erfüllen, zum anderen um herauszufinden,
was es mit dem geheimnisvollen Erbe auf sich hat. Ihre Forschungen führen sie
bis in die dreißiger Jahre, die Zeit der Machtübernahme der Nazis und den
schwerwiegenden Folgen für ihre Familie.
Ein Roman um eine erfolgreiche Familie in einer politisch brisanten Zeit und das
Suchen und Finden der eigenen Identität einer jungen Frau. Spannend, anrührend
und zu Herzen gehend.
Sybille vom Dorp
Fabio Volo: Der Weg nach Hause
(Diogenes, 16.00 €)
Die Brüder Marco und Andrea verleben eine glückliche Kindheit.
Der pflichtbewusste Vater versorgt die Familie finanziell, die sanfte,
freundliche Mutter kümmert sich liebevoll um ihre Söhne. Als die
beiden fünfzehn und zwölf sind, erkrankt sie jedoch schwer und
stirbt nach kurzer Zeit. Das Familiengefüge bricht auseinander:
Jeder sucht eine andere Möglichkeit mit dem Schmerz und der
neuen Situation umzugehen. Andrea und Marco gehen unterschiedliche Wege. Andrea strebt nach Sicherheit, sucht sich einen gut bezahlten
Job und heiratet, Marco hingegen sucht das Abenteuer, zieht nach London und
eröffnet ein Restaurant. Jahre später erkrankt der Vater und die beiden Brüder
müssen sich um ihn kümmern. Sie kehren in ihr Elternhaus zurück und werden
von den Ereignissen aus ihrer Kindheit eingeholt. Jetzt erst versuchen sie diese
aufzuarbeiten.
Fabio Volo gelingt es mit Bravour eine zu Herzen gehende Familiengeschichte zu
erzählen und mit literarischer Leichtigkeit ins rechte Licht zu rücken: Im
Mittelpunkt steht immer die Liebe, zu den Frauen, dem Bruder und den Eltern.
Ute Beucher
8
Robert Williams: Tief in den Wald hinein
(Berlin Verlag, 9.99 €)
Alles beginnt mit einem schreienden Baby. Die kleine Harriet lässt
sich einfach nicht beruhigen, ihr Schreien bringt ihre Eltern Ann und
Thomas Norton an ihre Grenzen. Thomas fährt oft nächtelang mit
ihr durch die Gegend, damit Ann wenigstens ein paar Stunden
Ruhe finden kann. Dabei macht er eine erstaunliche Entdeckung:
Im Wald wird Harriet ruhig und schläft friedlich. Die Konsequenz
liegt auf der Hand, die Nortons verkaufen ihr Haus in der Stadt und
bauen sich eine alte Scheune, die einsam mitten in einem Waldgebiet liegt, zum
Wohnhaus aus. Harriets Schreianfälle gehören fortan der Vergangenheit an.
Thomas genießt die Ruhe und Stille im Wald, freundet sich sogar mit dem
ebenfalls sehr isoliert lebenden, schüchternen Landarbeiter Raymond an, Ann
dagegen ist die Einsamkeit nicht ganz geheuer. Und wirklich passiert eines Tages
das Undenkbare: Vier maskierte Männer schleichen sich an:
Wie sehr ein traumatisches Erlebnis die Persönlichkeit verändern kann, wie
unterschiedlich Menschen damit umgehen, das zeigt dieser atmosphärisch dichte
Roman, mit einem unterschwellig spürbar bedrohlichen Ton, jedoch ruhig und
unaufgeregt geschrieben.
Beate Laufer-Johannes
Ellen Marie Wiseman: Die dunklen Mauern von Willard State
(Piper, 9.99 €)
Die fast achtzehnjährige Isabell Stone lebt bei Pflegeeltern, seitdem
ihre Mutter ihren Vater anscheinend in einem Anfall geistiger
Umnachtung erschoss. Nun soll Isabell mit ihrer Pflegemutter, einer
Museumskuratorin, die Hinterlassenschaft der alten, vor Jahren
geschlossenen psychiatrischen Anstalt Willard State untersuchen
und daraufhin prüfen, was für das Museum Verwendung finden
könnte. Dabei stoßen sie auf einen großen, gepackten Koffer und
das Tagebuch einer jungen Frau namens Clara Cartwright, die 1929 als angeblich
geisteskrank in die Anstalt eingewiesen worden war. Isabell ist fasziniert von dem
Tagebuch, klingt es doch nach einer ganz normalen jungen Frau. Was ist
geschehen, dass sie verrückt wurde? Sie beschließt, dem Schicksal Claras auf
den Grund zu gehen und damit vielleicht auch Fragen, die ihre eigenen
traumatischen Kindheitserlebnisse betreffen, zu beantworten.
Die Autorin erzählt die Geschichte der beiden jungen Frauen in zwei sehr
spannenden Handlungssträngen, die letztendlich zusammenlaufen, als sich die
beiden Frauen treffen. Herzzerreißend und unter die Haut gehend, wird dem
Leser bei diesem Roman bewusst, wie viel Glück wir haben in unserer heutigen
Zeit zu leben.
Sybille vom Dorp
Atemlose Spannung und Fantastisches
Tammy Cohen: Während du stirbst
(Blanvalet, 9.99 €)
Jessica Gold weiß eigentlich genau, dass man so was nicht macht:
Einen Mann in einem Café kennen lernen und gleich bereitwillig in
sein Auto steigen, weil man noch auf einen Drink zu ihm nach
Hause eingeladen wird. Aber dieser Dominic Lacey ist wirklich
wahnsinnig attraktiv und wirkt so sympathisch und völlig normal. In
seiner Wohnung angekommen zeigt er ihr sein wahres Gesicht: Er
hält sie fortan gefangen, lässt sie angekettet zu Füßen seines
Bettes schlafen und quält sie mit perfiden Spielchen, die in der Übergabe von
Geschenken gipfeln, die immer grauenvoller werden. Nach zwölf Tagen wird
Jessica klar, dass nur einer von ihnen das Apartment lebend verlassen wird:
Jessicas Geschichte klingt plausibel, doch stimmt sie auch? Dieser Thriller gleicht
einem Vexierspiegel: Immer dann, wenn man glaubt zu wissen, was wirklich
passiert ist, wird die Welt völlig auf den Kopf gestellt. Gut aufgebaut, fesselt der
Thriller von Anfang an. Im zweiten Teil dreht sich die Geschichte und entwickelt
sich zu einer komplex konstruierten, raffinierten Falle. Für alle Leser geeignet, die
psychologische Spannung mögen.
Beate Laufer-Johannes
Sandrone Dazieri: In der Finsternis
(Piper, 9.99 €)
Elf Jahre, so lange war Dante Torre als Kind entführt und in einem
Silo weggesperrt gewesen. In dieser Zeit war er gezwungen, ein
ausgezeichneter Beobachter zu werden, Menschen „lesen“ zu
können, denn davon hing sein Überleben ab. Als nun nach langer
Zeit wieder Kinder verschwinden, soll Dante sein erworbenes Talent
zur Verfügung stellen und bei den Ermittlungen helfen. Schon nach
kurzer Zeit ist er felsenfest davon überzeugt, dass sein ehemaliger
Entführer, „Vater“ genannt, hinter den neuen Fällen steckt. Gemeinsam mit
Colomba Caselli, einer nach einem Trauma suspendierten Ermittlerin, beginnt die
Jagd auf ein Phantom, denn angeblich hat der Entführer damals Selbstmord
begangen. Dante und Caselli bilden ein bizarres Team, denn beide haben
aufgrund ihrer Traumata große Probleme, ergänzen sich jedoch in ihren gestörten
Persönlichkeiten sehr erfolgreich.
Ein düsterer ungewöhnlicher und sehr spannender Thriller, der durch die
ausgezeichnete Charakterzeichnung der Protagonisten und eine atmosphärisch
dichte Story besticht.
Sybille vom Dorp
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Andreas Gruber: Racheherbst
(Goldmann, 9.99 €)
In Leipzig wird unter einer Brücke die verstümmelte Leiche einer
jungen Frau gefunden. Als ihre Identität feststeht, bricht für ihre in
Berlin lebende Mutter Mikaela regelrecht eine Welt zusammen, ist
doch ihre zweite Tochter zeitgleich spurlos verschwunden. Für die
Polizei hat der Fall keine oberste Priorität, denn das Opfer war
offenkundig drogenabhängig und hat sich prostituiert. Walter
Pulaski vom Kriminaldauerdienst lässt der Fall einfach nicht los, für
ihn gibt es zu viele Ungereimtheiten, die seinen Ermittlerinstinkt wecken.
Zusammen mit Mikaela, die direkt und impulsiv handelt, macht er sich außer
Dienst auf die Jagd nach dem Täter und stößt dabei auf die Fährte eines
Serienmörders, die bis nach Wien reicht. Dort hat gerade die Anwältin Evelyn
Meyers, eine gute Bekannte von Pulaski, einen neuen Fall als Strafverteidigerin
übernommen, nicht ahnend, dass sie ebenfalls in das Visier des Täters geraten
ist:
Andreas Grubers Krimis sind wahre Garanten für schlaflose Nächte: Hart und
zupackend schildert er menschliche Abgründe wie kein zweiter!
Beate Laufer-Johannes
Ule Hansen: Neuntöter
(Heyne, 14.99 €)
In einem verkleideten Baugerüst am Potsdamer Platz in Berlin
werden drei Leichen gefunden, mumiengleich verpackt in mehrere
Lagen unzerreißbares, silberfarbenes Panzerband. Es ermittelt die
Mordkommission, die die Fallanalytikerin Emma Carow mit
einbezieht. Emma war selbst vor einigen Jahren Opfer einer
Gewalttat und obwohl selber schwer traumatisiert, findet sie leicht
Zugang zur Psyche von Serientätern. Dieser Fall jedoch stellt sie
vor eine besondere Herausforderung, denn die Vorgehensweise des Mörders ist
äußerst ungewöhnlich: Die Opfer verbindet zunächst einmal gar nichts, doch in
mühseliger Kleinarbeit gelingt es Emma, die Zusammenhänge herzustellen und
damit einer unglaublichen Mordserie auf die Spur zu kommen.
Ein perfider Thriller über Macht und Kontrolle, aus der Sicht einer traumatisierten
Fallanalytikerin, die alles und jeden mit Misstrauen beobachtet. Nichts für
Zartbesaitete.
Sybille vom Dorp
Affäre im Internet. Und obwohl diese umgehend gelöscht werden,
zieht Astrids Kurzschlusshandlung ihre Beurlaubung aus dem
diplomatischen Dienst nach sich. Da kommt es ihr gerade recht,
dass ihr kürzlich verstorbener Onkel ihr sein kleines Häuschen in
Dalarna vererbt hat. Dorthin kann sie sich zurückziehen und in Ruhe
über ihre Zukunft nachdenken. Doch ein merkwürdiger Fund lässt in
ihr den Verdacht aufkommen, dass ihr sanftmütiger Onkel etwas mit
dem nie aufgeklärten Verschwinden eines Jungen aus der Nachbarschaft vor
zwanzig Jahren zu tun hatte. Astrid forscht nach und kommt einer düsteren
Geschichte und beängstigenden Machenschaften auf die Spur, deren
Auswirkungen bis in die heutige Zeit reichen.
Eine komplexe Geschichte, die geschickt dunkle Ereignisse aus der
Vergangenheit und kommerzielle Intrigen heutzutage verknüpft, dazu eine
sympathische Protagonistin in einer Lebenskrise – dieser Thriller entwickelt einen
Sog, dem ich mich nicht entziehen konnte.
Beate Laufer-Johannes
Elisabeth Herrmann: Totengebet
(Goldmann, 9.99 €)
Joachim, Daniel, Rudolph und Mike arbeiten als freiwillige Helfer in
einem Kibbuz in Haifa, Israel. Zusammen mit den Mitgliedern der
Kibbuzgemeinde wollen sie einen alten Pool renovieren. Es wird
geschuftet, getrunken, gepokert und versucht den Mädchen nahe
zu kommen. Vor allem die jüdische Rebecca wird von allen
umschwärmt, aber nur Daniel gewinnt ihr Herz. Als sie mit ihm
nach Zypern flüchten will, weil sie schwanger ist und deshalb aus
der Kibbuzgemeinde ausgestoßen wird, verschwindet Daniel spurlos. Fast dreißig
Jahre später taucht plötzlich Rachel, die Tochter von Rebecca, in Berlin auf und
sucht nach ihrem Vater. Sie will sich an ihm rächen, weil er damals ihre Mutter
sitzen ließ und sie dadurch in den Selbstmord getrieben hat. Als Rudolph von
seinem Balkon in den Tod stürzt und Mike einen Autounfall aufgrund manipulierter
Bremsen hat, weiß Joachim, dass er selbst in Lebensgefahr schwebt und will alles
aufklären.
Ein wirklich sehr gut konstruierter Krimi, der von der ersten bis zur letzen Seite
äußerst spannend zu unterhalten weiß. Interessant ist der Einblick in die
Gesellschaftsform des Kibbuz mit all ihren positiven wie negativen Seiten.
Ute Beucher
Ingrid Hedström: Rosenkind
Steffen Jacobsen: Bestrafung
(Bloomsbury, 14.99 €)
Astrid Sammils berufliches und privates Leben fällt urplötzlich in sich zusammen,
als sie in Bukarest ihren Mann mit ihrer Chefin, der schwedischen
Außenministerin, in flagranti erwischt. Wütend postet sie im Affekt Fotos der
(Heyne, 9.99 €)
Alle Vorsichtsmaßnahmen und polizeilichen Ermittlungen konnten das
Unvorstellbare nicht verhindern: Ein islamistischer Selbstmordattentäter hat sich
mitten im Tivoli in die Luft gesprengt. Der Anschlag im beliebten und gut
besuchten Vergnügungspark in Kopenhagen kostet über 1000 Menschen das
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Leben, Unzählige werden schwer verletzt. Ein Jahr später wird
Kommissarin Lene Jensen in den angeblichen Selbstmord einer
jungen Migrantin verwickelt, die sie von ihrer ehrenamtlichen Arbeit
bei der Telefonseelsorge kennt. Lene forscht nach und stellt schnell
fest, dass ihre Ermittlungen von höchster Stelle torpediert werden.
Dies kann Lene nicht aufhalten, immer mehr verbeißt sie sich in den
Fall und findet zusammen mit dem Privatdetektiv Michael Sander
heraus, dass die Bedrohung für Dänemark noch lange nicht vorbei ist.
Auch der zweite Fall für Lene und Michael ist genauso fesselnd und
atemberaubend wie der erste, der die beiden auf der Spur von Menschenjägern
unfreiwillig zusammengeführt hat. Jacobsen hat einen unglaublich packenden Stil
und eine erschreckend realistisch erscheinende Geschichte konstruiert, so dass
es dem Leser schwerfällt, das Buch vor dem Ende aus der Hand zu legen.
Beate Laufer-Johannes
Stephen King: Mr. Mercedes
(Heyne, 14.99 €)
Der pensionierte Detective Hodges hat Schwierigkeiten mit seinem
Ruhestand zurechtzukommen. Seine Tochter lebt weit weg, er
leidet unter Antriebslosigkeit und seine Tage ziehen sich öde dahin.
Bis er Post bekommt von einem Unbekannten, der sich selbst als
der Mercedes-Killer bezeichnet und eine weitaus größere Tat
ankündigt. Diesen Fall konnte Hodges während seiner Dienstzeit
nämlich nicht aufklären: Der Täter fuhr mehrfach mit einem
Mercedes S 600 in eine Menschenmenge, es gab viele Tote und Verletzte, er
konnte unerkannt entkommen. Lediglich eine Clownsmaske lag auf dem
Beifahrersitz des später aufgefundenen Wagens, das Lenkrad war mit einem
zynischen Smiley bemalt. Hodges erwacht aus seiner Lethargie und macht sich
mit ein paar ungewöhnlichen Verbündeten auf die Jagd nach dem Killer.
Dieser beunruhigende Einblick in die Psyche eines skrupellosen Serientäters ist
wirklich beeindruckend. Stephen King schafft es, den Leser nachhaltig zu
faszinieren – und das ganz ohne übernatürliche Horror- oder Schockeffekte, was
den Thriller umso eindringlicher macht.
Beate Laufer-Johannes
war erst der Anfang eines offenbar perfiden Rachefeldzuges, denn der Autor
dringt mehr und mehr in Catherines Arbeitsplatz und Familie ein, sät Misstrauen,
Argwohn und Abscheu. Er ist auf Vernichtung aus und sein Opfer muss sich mit
allen Mitteln dagegen zur Wehr setzten.
Dadurch, dass die Autorin sowohl die Geschichte der Gegenwart als auch der
Vergangenheit aus der Sicht verschiedener Personen inklusive des tückischen
Buchautors erzählt, erzeugt sie mit großem Geschick
eine mitreißende
Spannung, einen Lesesog, der bis zum Schluss die Spannung hält und den Leser
förmlich an die Seiten fesselt.
Sybille vom Dorp
Michael Koryta: Die mir den Tod wünschen
(Heyne, 12.99 €)
Der dreizehnjährige Jace ist Zeuge eines Mordes geworden,
ausgeführt von zwei professionellen psychopathischen Killern.
Seine Eltern trauen den Behörden nicht, die ihren Sohn in ein
Zeugenschutzprogramm aufnehmen wollen, und bringen ihn in
Montana bei Ethan Serbin unter. Ethan ist Survival-Spezialist und
führt eine Gruppe Jugendlicher durch die Bergwildnis. Aber die
Killer sind fest entschlossen, den unfreiwilligen Zeugen zu
eliminieren und haben die Spur aufgenommen. Indem sie Ethans Frau bedrohen,
erfahren sie den ungefähren Aufenthaltsort der Gruppe in den Bergen und
begeben sich umgehend auf die Jagd. Jace weiß, dass seine Anwesenheit die
ganze Gruppe in Gefahr bringt, und setzt sich im Schutz der Dunkelheit ab, um
sich auf eigene Faust und mithilfe seiner neu erworbenen Survivalfähigkeiten in
Sicherheit zu bringen. Unerwartet bekommt er Unterstützung von der jungen
Brandmelderin Hanna. Die beiden versuchen nun, nicht nur den Killern, sondern
auch dem von den Mördern absichtlich verursachten, sich immer weiter
ausbreitenden Waldbrand zu entkommen.
Ein fulminanter, spannender und atemberaubender Thriller in der einsamen und
erbarmungslosen Wildnis Montanas. Sehr empfehlenswert!
Sybille vom Dorp
Dennis Lehane: In der Nacht
(Goldmann, 12.99 €)
Catherine Ravenscroft, erfolgreiche Journalistin, glücklich
verheiratet, ist gerade in ein neues Haus umgezogen, als ihr ein
Buch in die Hände gespielt wird, in dessen Hauptfigur sie sich
selbst erkennt und das auf einem Ereignis basiert, das zwanzig
Jahre zuvor geschehen ist und von ihr sorgfältig vor ihrem Mann
verborgen wurde. Anders als in Wirklichkeit endet das Buch mit
dem grausamen Tod der Protagonistin. Das Buch in ihren Händen
(Diogenes, 14.- €)
Lohnt es sich, sein Leben für den kurzen Anblick der Augen einer
Frau zu riskieren? Joe Coughlin denkt nicht lange darüber nach, er
tut es einfach. Schauplatz dieses Romans sind die USA während
der Prohibition Anfang des letzten Jahrhunderts. Joe schlägt sich
als Handlanger eines Rumschmugglers durch. Bis er Emma, die
Gespielin des Konkurrenten auf dem illegalen Alkoholmarkt, kennen
lernt. Auf der Flucht vor der Polizei kann er es nicht lassen, statt zu
fliehen, trifft er sich mit ihr. Dies stellt sich jedoch als Hinterhalt heraus, woraufhin
er seine Strafe im berüchtigsten Gefängnis weit und breit absitzen muss. Kaum
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Renée Knight: Deadline
entlassen, mausert sich Coughlin zu einem der einflussreichsten Fädenzieher des
Rumschmuggels, doch die Augen der geheimnisvollen Emma kann er nicht
vergessen. Was ist aus ihr geworden, lebt sie denn noch? Soll er nach ihr suchen
und dabei wieder alles auf eine Karte setzen?
Lehane wurde mit seinen Romanen „Mystic River“ und „Shutter Island“ berühmt,
die den meisten wohl als Verfilmung bekannt sind. In diesem Thriller fasziniert vor
allem die gewaltige, teils brutale, teils philosophische Sprache. Kombiniert mit
einer mitreißenden Story entstand hier ein Buch, das es lohnt, gelesen zu werden.
Sara Claeys
Inge Löhnig: Gedenke mein
(Ullstein, 9.99 €)
Gina Angelucci arbeitet bei der Münchner Polizei in der Abteilung
der „Cold Cases“, darunter versteht man Mordfälle, die nie geklärt
wurden. Kurz nach der erfolgreichen Lösung eines Jahrzehnte alten
Falles wird sie von einer Frau kontaktiert, deren Tochter zehn Jahre
zuvor angeblich von ihrem Vater ermordet worden war, der danach
Selbstmord begangen hat. Aber die Leiche des Kindes wurde nie
gefunden und die Mutter ist nach wie vor überzeugt, dass ihre
Tochter noch lebt. Nach anfänglichem Zögern beschließt Gina sich des Falles
anzunehmen, und schon nach kurzer Zeit stößt sie auf einige Ungereimtheiten,
die den damaligen Ermittlern leider nicht aufgefallen waren. Mit viel Geduld und
Scharfsinn, unterstützt von einem jungen und ambitionierten Kollegen, setzt sie
beharrlich die gefundenen Puzzleteile zusammen und kommt einer abscheulichen
Untat auf die Spur.
In ihrem neuen Kriminalroman lässt die Autorin statt des Kommissars Dühnfort
seine Lebensgefährtin Gina die Hauptprotagonistin sein. Und diese kann es
durchaus mit dem altbewährten Kommissar aufnehmen.
Sybille vom Dorp
Jo Nesbo: Der Sohn
(Ullstein, 10.99 €)
Der drogenabhängige Sonny Lofthus sitzt seit zehn Jahren wegen
Mordes im Gefängnis. Er hat gestanden, obwohl er unschuldig ist,
im Gegenzug für eine permanente Versorgung mit Heroin. Sonny
will sich nur noch betäuben, denn seit sein Vater, anscheinend ein
untadeliger Polizist, sich umbrachte und dabei in einem
Abschiedsbrief gestanden hat, für ein Gangstersyndikat gearbeitet
zu haben, ist Sonnys Welt zusammengebrochen. Gleich-mütig im
Drogendauerzustand befindlich wird er für seine Mitgefangenen zu einer Art
Beichtvater, ein Erlöser, dem alle Sünden anvertraut werden. Eines Tages hört er
ein Geständnis, das alles ändert: Sein Vater war nicht korrupt, sondern wurde im
Auftrag des Zwillings, eines Syndikatbosses, ermordet, um als Sündenbock zu
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dienen. Sonny bricht aus dem Gefängnis aus und macht sich daran, alle zu
richten, die seinem Vater Unrecht getan haben.
Marcellus berühmter Satz aus "Hamlet" über Dänemark trifft auch auf Norwegen
zu: Etwas ist faul im Staate. Auch ohne seinen langjährigen Ermittler Harry Hole
schafft es Nesbo jede Menge Verstrickungen zwischen Unterwelt, Justiz,
Gefängnispersonal und Polizei unterzubringen. Korruption, Bestechung und
Manipulation sind überall vorhanden. Die Hauptfigur macht es einem zunächst
nicht leicht, aber sobald Sonny zu seinem Rachefeldzug aufbricht, hat er alle
Aufmerksamkeit des Lesers. Und auch die Ermittler sind gut gezeichnete
Persönlichkeiten mit Ecken und Kanten. Ein hoch spannender Thriller, der
ausgezeichnet unterhält und mit einem atemberaubenden Schluss aufwartet.
Beate Laufer-Johannes
Michael Robotham: Der Schlafmacher
(Goldmann, 14.99 €)
Es sind zwei überaus brutale Morde, auf die Chief Superintendent
Ronnie Cray in einem abgelegenen Bauernhaus in Somerset stößt:
Mutter und Tochter wurden regelrecht hingerichtet, die Mutter mit
unzähligen Messerstichen zerfetzt, die Tochter im Bett erstickt. Als
die Ermittlungen ins Leere laufen, zieht die Polizei zunächst einen
jungen Psychologen zu Rate, dessen Hilfe sich aber als
kontraproduktiv erweist, da er Details der Taten an die Presse
verrät. Cray bittet daher Joe O’Loughlin um Hilfe, einen erfahrenen Profiler. Dieser
sieht sich gleich mit mehreren verdächtigen Personen konfrontiert. Die
Nachforschungen rücken aber auch Joes Familie gefährlich in den Fokus des
Täters:
Mit Joe O’Loughlin hat der Autor einen ungewöhnlichen Helden geschaffen, der
sich sowohl seiner Parkinson-Erkrankung stellt, als auch immer wieder versucht,
sein familiäres Leben in den Griff zu bekommen. Robotham hat einen
verschachtelten Plot und die Gedanken des Täters zu einem nervenaufreibenden
Thriller verwoben, der den Leser mehr als einmal in die Irre führt. Trotz einiger
ruhigerer Passagen im Mittelteil und einem Schluss, den ich dem Autor sehr übel
nehme, ein Muss für Thriller-Fans.
Beate Laufer-Johannes
John Sandford/Ctein: Das Objekt
(Piper, 16.99 €)
Sandy Darlington, ein reicher Sunnyboy, der gerne kifft, surft und
Frauen aufreißt, hat durch seinen Großvater eine Praktikantenstelle
am Caltech-Institut für Astrophysik vermittelt bekomme, dort ist er
für
öde
Routineüberwachungsarbeiten
zuständig.
Dass
ausgerechnet dieser Luftikus eine sensationelle Entdeckung macht,
wurmt die wissenschaftlichen Mitarbeiter außerordentlich: Sandy
entdeckt ein gigantisches Objekt in der Nähe des Saturn, das
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offensichtlich künstlichen Ursprungs ist. Schnell sind sich alle einig, dass es sich
um ein Sternenschiff handeln muss. Und obwohl die technischen
Herausforderungen für eine Mission sehr anspruchsvoll sind, setzt die
amerikanische Präsidentin alles daran, dass ihr Team zuerst das Objekt erreicht.
Aber sie hat nicht mit den Chinesen gerechnet, die eine geplante Marsmission
kurzerhand neu definieren.
Ein überwältigendes Epos mit einer originellen Auflösung, das mehr als deutlich
die Schwächen von uns Menschen aufzeigt; für alle Science-Fiction-Fans
geeignet, die sich nicht von ausführlichen technischen Details irritieren lassen.
Beate Laufer-Johannes
Wolfgang Schorlau: Die schützende Hand
(Kiepenheuer & Witsch, 14.99 €)
Zwei
radikalisierte
Neonazis
haben
bereits
mehrere
türkischstämmige Mitbürger auf brutale Weise ermordet. Jetzt
verstecken sie sich nach einem Bankraub in einem Wohnmobil, das
in einem Eisenacher Wohngebiet abgestellt ist und vor Waffen nur
so strotzt. Als sich zwei Streifenbeamte nähern, erschießt einer den
anderen, begeht Selbstmord und setzt zeitgleich noch das
Wohnmobil in Brand – alles innerhalb einer halben Minute. Die
entscheidende Frage ist: Warum haben die beiden kaltblütigen Killer so reagiert
anstatt sich den Weg einfach freizuschießen? Die Geschichte kommt Ihnen
bekannt vor? Das ist kein Zufall, sondern Absicht! Der Autor kreiert in seiner
"literarischen Ermittlung" eine Story mit seinem Privatermittler Georg Dengler, der
von einem Unbekannten den Auftrag bekommt, herauszufinden, wer Mundlos und
Böhnhard getötet hat. Was zunächst als "unsinnige Recherche" beginnt, da jeder
in der Republik zu wissen scheint, was sich in dem Wohnmobil abgespielt hat,
entpuppt sich nach einigen Details aus internen Polizeiberichten als spannende
Ermittlung. Da treten krasse Fehler in der sonst so routinierten Spurensicherung
auf, überzählige Patronenhülsen werden gefunden und merkwürdige "Zufälle"
legen eine ganz andere Interpretation der Geschehnisse nahe.
Schorlau schafft es, eine neue Mischung von Dokumentation und Kriminalroman
zu erzeugen, die höchst lesenswert ist, sowohl für Krimileser als auch politisch
Interessierte. Anders als andere Autoren benutzt er dabei die Fiktion nur, um
einen roten Faden zu knüpfen, um die Präsentation seiner Ermittlungsresultate
und die Schlussfolgerungen lesbarer und nachvollziehbarer zu machen. Bei den
Fakten greift er auf Originaldokumente und viele Fotos vom Tatort zurück, was
seine Lesart der Ereignisse nur umso plausibler erscheinen lässt. Nach dieser
Lektüre, denke ich, wird man auch sensibler mit dem Wort
"Verschwörungstheorie" umgehen müssen.
Norbert Johannes
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Liebe Freunde der BücherInsel,
wir haben mit Freude gelesen und ausgewählt, manches verworfen und vieles für
gut befunden! Diese Taschenbücher finden Sie hier mit kurzer Zusammenfassung
des Inhalts und einer ganz persönlichen Bewertung. So sind Sie wunderbar
ausgestattet für gemütliche Lesestunden im Garten und auf dem Balkon, während
eines Fluges und am Strand oder einfach zum Zeitvertreib für gelegentliche
Regentage.
Auf unserer Website finden Sie nicht nur weitere Buchbesprechungen, sondern
auch allerlei Wissenswertes rund um die BücherInsel in Frauenaurach. Wenn Sie
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Wir wünschen Ihnen einen wunderbaren Sommer und freuen uns auf Ihren
Besuch bei uns! Falls Sie spontan außerhalb der Öffnungszeiten stöbern wollen,
können Sie gerne über unseren Webshop bestellen.
Ihr BücherInsel-Team
Auch wir brauchen ein bisschen Entspannung, sind aber trotzdem den ganzen
Sommer für Sie da. Beachten Sie deshalb bitte, dass wir in den Sommerferien
eingeschränkte Öffnungszeiten haben: Vom 8. August bis 3. September 2016
ist die BücherInsel daher täglich von 9.00 bis 13.00 Uhr geöffnet.
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Impressum
Ein herzliches Dankeschön geht an meine vielen „Mitleser“, die sich
immer wieder mit mir aufmachen, die Perlen aus dem Büchermeer zu
fischen!
Erlangen, im Juli 2016
Beate Laufer-Johannes
(verantwortlich im Sinne des Presserechts)
BücherInsel in Frauenaurach
Wir fischen für Sie die Perlen aus dem Büchermeer!
Inhaberin: Beate Laufer-Johannes, Wallenrodstr. 1, 91056 Erlangen
Tel.: 09131/991905, Fax: 09131/991915
Öffnungszeiten: Mo – Fr 9.00 – 18.00 Uhr, Sa 9.00 – 13.00 Uhr
www.buecherinsel-frauenaurach.de/ [email protected]
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