Inhaltsverzeichnis Für Junge und Junggebliebene James Dashner: Der Game Master – Gegen die Spielregeln Sharon M. Draper: Out of my mind - Mit Worten kann ich fliegen Karen Foxlee: Das nachtblaue Kleid Reif für die Insel?! Seite 1 1 2 Schmöker zum Träumen und Versinken Mara Andeck: Natural Born Chillers Katrin Bauerfeind: Hinten sind Rezepte drin Jennifer Benkau: Mit Rosen bedacht Eve de Castro: Der König der Schelme Petra Durst-Benning: Kräuter der Provinz Natalie Meg Evans: Die Kleiderdiebin Iona Grey: Als unsere Herzen fliegen lernten Jennifer Niven: All die verdammt perfekten Tage Charity Norman: Die andere Seite der Wahrheit Stephanie Quitterer: Hausbesuche – Wie ich mit 200 Kuchen: Hermien Stellmacher: Cottage mit Kater Emma Sternberg: Fünf am Meer Bettina Storks: Das Haus am Himmelsrand Fabio Volo: Der Weg nach Hause Robert Williams: Tief in den Wald hinein Ellen Marie Wiseman: Die dunklen Mauern von Willard State 2 3 3 3 4 4 5 5 6 6 7 7 8 8 9 9 Atemlose Spannung und Fantastisches Taschenbücher für den Urlaubskoffer 2016 Tammy Cohen: Während du stirbst Sandrone Dazieri: In der Finsternis Andreas Gruber: Racheherbst Ule Hansen: Neuntöter Ingrid Hedström: Rosenkind Elisabeth Herrmann: Totengebet Steffen Jacobsen: Bestrafung Stephen King: Mr. Mercedes Renée Knight: Deadline Michael Koryta: Die mir den Tod wünschen Dennis Lehane: In der Nacht Inge Löhnig: Gedenke mein Jo Nesbo: Der Sohn Michael Robotham: Der Schlafmacher John Sandford/Ctein: Das Objekt Wolfgang Schorlau: Die schützende Hand 10 10 11 11 11 12 12 13 13 14 14 15 15 16 16 17 Karen Foxlee: Das nachtblaue Kleid Für Junge und Junggebliebene James Dashner: Der Game Master – Gegen die Spielregeln (cbt, 9.99 €) ab zwölf Jahren Michael ist es gelungen, die Identität des geheimnisvollen CyberTerroristen Kaine zu lüften. Dieser bedroht und manipuliert das VirtNet, die virtuelle Welt, in der sich viele Spieler länger aufhalten als in der Realität, weil sie weitaus bunter und aufregender ist. Dabei musste Michael auch erschreckende Erkenntnisse über sich selbst verkraften. Doch mit der Enttarnung Kaines ist es nicht getan, denn dahinter verbirgt sich kein Mensch, sondern ein mutierter Tangent, ein Computerprogramm, das sich immer weiter entwickelt hat, bis hin zu einem eigenen Willen und Bewusstsein. Kaine will die alleinige Herrschaft erringen, nicht nur über das VirtNet, sondern auch in der Realität, und hat dazu bereits entscheidende Prozesse in Gang gesetzt. Michael und seine Freunde Sarah und Bryson versuchen gegen sämtliche Widerstände alles, um sich der Übernahme entgegenzustemmen. Auch im zweiten Band der Game-Master-Trilogie hält der Autor die Spannung auf einem hohen Level, atemlos verfolgt der Leser die Jagd nach Kaine. Und das Ende lässt viele Möglichkeiten offen: Zum Glück müssen wir nicht allzu lange auf die Fortsetzung warten: Der abschließende Teil der Trilogie erscheint im August 2016. Beate Laufer-Johannes Sharon M. Draper: Out of my mind - Mit Worten kann ich fliegen (Fischer, 7.99 €) ab zwölf Jahren Die elfjährige Melody Brooks ist von Geburt an schwer behindert und an den Rollstuhl gefesselt. Sie leidet an Zerebralparese, jeder Körperteil ist gelähmt. Sprechen können wäre ihr größter Wusch. Nur ihre beiden Daumen funktionieren vorbildlich. Aber die aufgeweckte, hochintelligente Melody gibt nicht auf, ihr größtes Vorbild ist Stephen Hawking. Als ihre Schule an einem überregionalen Intelligenzquiz teilnimmt, zeigt Melody, was in ihr steckt. Die Schule gewinnt und darf nach Washington D.C. reisen, um ihr Können landesweit mit anderen Schulen zu messen. Dank eines Spezialcomputers kann sich Melody nun mithilfe der Tastatur eine Stimme geben und ist überglücklich. Doch die Klassenkameraden fliegen ohne Melody und ihr wird klar, dass eine Stimme allein nicht reicht, um ihnen die Angst vor ihrer Andersartigkeit zu nehmen. Ein sehr berührendes Buch mit einer mutigen Heldin, die tapfer gegen die Schwellenangst gegenüber Behinderten ankämpft und Toleranz mit viel Sympathie einfordert. Ute Beucher 1 ab vierzehn Jahren (Beltz & Gelberg, 8.95 €) Rose Lowell ist mit ihrem Vater im Wohnwagen unterwegs, ein festes Zuhause gibt es für die beiden nicht, da der Vater alkoholkrank ist und immer wieder die Arbeitsstelle und somit auch den Ort wechselt. Diesmal stranden die beiden in einem kleinem Kaff auf einem Wohnwagencampingplatz, genannt „Paradise“, mitten im tropischen Regenwald Australiens. Die unnahbare Rose muss dort zur Schule und lernt Pearl Kelly kennen. Schnell schließen die beiden Mädchen Freundschaft, die allseits beliebte, sonnige Pearl nimmt die verschlossene, unangepasste Rose unter ihre Fittiche und überredet sie sogar auf den Ball der Zuckerrohrernte mitzukommen. Doch Rose hat kein Geld für ein Ballkleid, deshalb schickt Pearl sie zur alten Edie Baker, die angeblich magische Fähigkeiten hat und im Ort zwar gefürchtet, aber eine erstklassige Schneiderin ist. Rose freundet sich mit Edie an und erfährt von den Geheimnissen der Eukalyptuswälder. Zusammen nähen sie ein wunderschönes nachtblaues Ballkleid, doch dann passiert das Unfassbare: Ein Mädchen, das dieses wunderschöne Kleid trägt, verschwindet in der Ballnacht spurlos, doch ist es wirklich Rose? Eine außergewöhnliche Geschichte, die in spannenden Rückblicken das Verschwinden eines Mädchens aufklärt. Die Kulisse des verwunschenen Regenwaldes erzeugt zusätzlich magische Stimmung und fesselt bis zur letzten Seite. Ute Beucher ******* Schmöker zum Träumen und Versinken Mara Andeck: Natural Born Chillers (Bastei Lübbe, 8.99 €) Die allein erziehende Janna, die Karriefrau Helen und die Öko-BioAktivistin Lou sind Freundinnen seit Studentenzeiten. Obwohl sie vollkommen unterschiedlich sind, halten sie immer zusammen und sind sich gegenseitig Stütze und Stab in den Wirren des Lebens. Im Augenblick sind alle drei von ihrem Leben frustriert, aber da kommt ihnen das Schicksal zu Hilfe: Ein alter Gutshof auf dem Land soll für die nächste Zeit ihr gemeinsames Zuhause werden. Fortan schlagen sie sich mit widerspenstigen Tieren, ungewöhnlichen Nachbarn, skurrilen Künstlern, ungebetenen Besuchern und Teilnehmern einer Steinzeitkostgruppe herum. Ein schwungvoller, romantischer und erheiternder Roman, mit viel Sommer und einem wunderschönen Ende. Sybille vom Dorp 2 Katrin Bauerfeind: Hinten sind Rezepte drin (Fischer, 14.99 €) Unterschiede zwischen Männern und Frauen? Klar gibt es die! Katrin Bauerfeind beantwortet nicht nur diese Frage, sondern widmet sich auch so wichtigen Dingen wie: Sind Reifen wirklich Männersache? Wieso ist Humor in Deutschland vermintes Gelände? Warum ist man als Frau ungeschminkt unsichtbar? Diese und noch mehr weltbewegende Probleme wie zum Beispiel der Sex TÜV werden von der Autorin in erfrischend schwungvoller Weise in kurzen Kapiteln mit viel Humor und unter Zuhilfenahme des Omaorakels behandelt. Ein launiges, unterhaltsames und sehr kurzweiliges Buch von der Kunst, über sich selbst zu lachen ̶ angereichert mit der ein oder anderen Weisheit des schwäbischen Mama-Oma–Gipfels. Und hinten sind natürlich keine Rezepte drin. Sybille vom Dorp Jennifer Benkau: Mit Rosen bedacht (Bastei Lübbe, 10.99 €) Die junge Lehrerin Wanda steht kurz vor ihrer Hochzeit mit ihrem Verlobten, als ein entsetzlicher Unfall alles zunichte macht: Karim verunglückt mit dem Fahrrad und fällt ins Koma. Die Ärzte machen Wanda keine großen Hoffnungen, niemand weiß, ob Karim je wieder aufwachen wird. Sie muss jetzt seine Angelegenheiten klären und macht sich auf die Suche nach seiner Familie, zu der er keinen Kontakt mehr hatte. Dabei wird Wanda erschreckend klar, wie unbedarft sie war und dass sie trotz aller Vertrautheit nichts über Karims Vergangenheit weiß. Ein eindringlicher psychologischer Spannungsroman, in dem eine ergreifende Liebesgeschichte mit bedrohlichen Krimielementen gemischt wird. Beate Laufer-Johannes Eve de Castro: Der König der Schelme (Bastei Lübbe, 9.99 €) Der neunjährige Józef wächst mit fünf Geschwistern in Polnisch Ruthenien auf. Als sein Vater Selbstmord begeht, wird die finanzielle Lage für seine Mutter Zofia ausweglos, so dass sie Józef an die wohlhabende Gönnerin Karolina von Caroliz verkauft, denn er ist etwas ganz besonderes, ein Miniaturkind. Er misst gerade mal fünfzig Zentimeter, ist aber außergewöhnlich begabt. Karolina betrachtet ihn als ihr Schoßhündchen, das überall herumgezeigt wird, sozusagen ein lebendiges Spielzeug, das „Kunststückchen“ vorzeigen soll. Glücklicherweise wird die Gräfin Humieska auf ihn aufmerksam und nimmt ihn zu sich. Sie kümmert sich um seine Bildung und Erziehung, lässt ihn das Geigenspiel 3 erlernen und macht einen Edelmann aus ihm. Bald werden Adlige in ganz Europa auf ihn aufmerksam, Józef wird bewundert und reist nach Wien, London und Paris. Als er sich in die Hofdame Isaline verliebt, beginnt eine bittersüße Liebe, die ihn fast in die Verzweiflung treibt. Józef Boruwlaski hat wirklich gelebt, wurde 98 Jahre alt und nur 99 Zentimeter groß. Die facettenreiche Geschichte verknüpft Wahrheit und Fiktion auf fesselnde Weise und wird somit zur abwechslungsreichen, historischen Lektüre, die auch sprachlich begeistert. Ute Beucher Petra Durst-Benning: Kräuter der Provinz (Blanvalet, 9.99 €) Maierhofen ist ein typischer Ort in der bayrischen Provinz im Allgäu: Nett, beschaulich und für seine Bewohner doch recht lebenswert. Da wären die emsige Wirtin Therese, die Kartoffelbäuerin Roswitha mit ihren schrulligen, zur partiellen Demenz neigenden Eltern, Christine mit ihren selbst gemischten Kräutersalzen und der verschrobene Metzgermeister Eddi. Doch von der geringen Kaufkraft und dem Zusammenhalt des Örtchens trägt sich Maierhofen leider nicht mehr. Therese beginnt, sich über die wirtschaftliche Zukunft Gedanken zu machen und erinnert sich zufällig an ihre Cousine Greta, die sie in Kindheitstagen öfters traf. Ob Greta als ausgebuffte Werbefachfrau ihr helfen kann? Und ob eine erfundene große EU-Kampagne mit bedeutenden finanziellen Mitteln die Großstädterin nach Maierhofen locken könnte? Nun ja, einen Versuch ist es wert und wer weiß, vielleicht entpuppt sich Maierhofen als unentdeckter Rohdiamant unter den Urlaubsorten! Der Roman versetzt sofort in Urlaubsstimmung. Man fühlt sich in diesen fiktiven Ort versetzt, in dem es voll herrlicher Gerüche und Geschmäcker nur so wimmelt vom Duft der getrockneten Kräuter, des selbst gemachten Käses bis hin zu den herrlichen Kräutersalzen. Lassen sie sich von diesem Buch mitreißen: Schöne Lesestunden sind garantiert! Und wer während des Lesens Lust auf Selbstgemachtes bekommt, wird am Ende nicht enttäuscht: Die beliebtesten Charaktere geben so manches ihrer Rezepte preis. Sara Claeys Natalie Meg Evans: Die Kleiderdiebin (Heyne, 9.99 €) Die junge Alix Gower lebt mit ihrer Großmutter Danielle im Paris der dreißiger Jahre. Um die Miete der schäbigen Wohnung und den Lebensunterhalt zu bestreiten, verdingt sie sich als Telefonistin, ihr großer Traum bleibt aber die Haute Couture. Als ihr der charmante Paul die einmalige Chance bietet, eine Stelle als Näherin im berühmten Modehaus Javier zu bekommen, ist Alix Feuer und Flamme. Aber die Sache hat einen Haken. Sie soll dort als Spionin 4 die Entwürfe der neuesten Kollektion kopieren, damit sie noch vor Erscheinen der Konkurrenz in New York zugespielt werden können. Schweren Herzens nimmt Alix die Stelle trotzdem an und gerät immer tiefer in den Strudel des Betrugs. Glamouröse Mode, Erpressung, Politik und ein längst verjährter Mordfall machen diesen Roman zu einer außergewöhnlichen Geschichte. Alix deckt Ungereimtheiten aus ihrer eigenen Kindheit auf, findet einen Weg sich selbst zu verwirklichen und begegnet ihre großen Liebe. Spannend und romantisch zugleich! Ute Beucher Iona Grey: Als unsere Herzen fliegen lernten (Blanvalet, 9.99 €) London, 1943. In einer zerbombten Kirche treffen der amerikanische Bomberpilot Dan Rosinski und die junge Engländerin Stella Thorne zum ersten Mal aufeinander. Aus einer kurzen Begegnung entwickelt sich erst ein langer und zunehmend intimer Briefwechsel, dann eine allumfassende, innige, jedoch auch aussichtslose Liebe, denn Stella ist verheiratet, Frau eines Reverend. Aber für die beiden Liebenden zählt nur das heute, denn für Dan kann jeder Einsatz der letzte sein. Siebzig Jahre später: Die junge Jess rettet sich auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Freund in ein offenbar seit längerem leer stehendes Haus. Durch Zufall findet sie in einer alten Schachtel, sorgfältig geordnet, Dans Briefe an Stella. Sie beginnt zu lesen und wird gefangen von der Tiefe und Intensität der Liebe der beiden. Das Schicksal will es, dass ein neuer Brief Dans gerade während Jess’ Anwesenheit eintrifft, und nun ist sie wild entschlossen, Stella für Dan aufzuspüren. Ein zauberhafter Roman, zu Herzen gehend, anrührend und süß-melancholisch. Der Leser lebt und leidet mit den Protagonisten und wünscht sich, das Buch ginge noch ein bisschen weiter, auch wenn es längst zu Ende ist. Sybille vom Dorp Jennifer Niven: All die verdammt perfekten Tage (Limes, 14.99 €) Theodore Finch ist ein Außenseiter, ein Freak in seiner Schule. Vor allem seine hohe Affinität zum Tod kann niemand nachvollziehen und seine diversen Fehlversuche, sich das Leben zu nehmen, wirken befremdlich auf die anderen Mitschüler. Als er auf den Glockenturm der Schule klettert, da der Tag perfekt zum Sterben geeignet scheint, trifft er dort Violet Markey, das beliebteste Mädchen der Schule, die den entsetzlichen Unfalltod ihrer Schwester nicht verkraften kann. Finch rettet sie, von nun an fühlt er sich für sie verantwortlich und wählt sie bei einem Geographieprojekt als Partnerin aus. Anfänglich nicht sonderlich begeistert über diese gemeinsame Arbeit, lernt Violet Finch im Laufe der Zeit immer besser kennen, entdeckt einen witzigen, lebenslustigen Typ 5 und eine zarte Liebesgeschichte nimmt ihren Lauf. Doch während Violet Stück für Stück wieder Lebensmut fasst, entgleitet Finch immer mehr sein Leben. Eine einzigartige Liebesgeschichte mit zwei sehr unterschiedlichen Charakteren, die auf der Suche nach all den perfekten Tagen ihre Liebe zueinander finden. Sehr berührend! Ute Beucher Charity Norman: Die andere Seite der Wahrheit (Bastei Lübbe, 9.99 € ) Eine Tragödie zerstört auf einen Schlag eine ganze Familie: Bei einem heftigen Streit schlägt Joseph seine Frau, diese stürzt unglücklich und stirbt. Joseph kommt ins Gefängnis, seine drei Kinder leben seitdem bei den Schwiegereltern, die sich liebevoll und aufopfernd um die Kinder kümmern, jedoch alles tun, um die Erinnerung der Kinder an den Vater auszumerzen. Nun wird Joseph nach drei Jahren entlassen und wünscht sich verzweifelt, seine Kinder wieder zu sehen. Die Großeltern wollen das unter allen Umständen verhindern, sie sehen in ihm nur den Mörder ihrer Tochter. Aber Joseph gibt nicht auf, er geht vor Gericht und will sein Umgangsrecht durchsetzen. Scarlet, seine vierzehnjährige älteste Tochter, lehnt den Kontakt zu ihrem Vater vehement ab, denn sie kennt nur die Seite der Wahrheit, die ihre Großeltern ihr erzählen. Aber langsam erkennt sie, dass es auch eine andere, noch schrecklichere Seite gibt. Aus der Sicht dreier Personen − Großmutter, Scarlet und Joseph − entwickelt die Autorin in Rückblenden die Geschichte dieser sich unausweichlich anbahnenden Familientragödie. Ein spannender, einfühlsamer und ergreifender Roman mit einem wunderbaren Ende voller Hoffnung. Sybille vom Dorp Stephanie Quitterer: Hausbesuche – Wie ich mit 200 Kuchen meine Nachbarschaft eroberte (Knaus, 16.99 €) Stephanie führte ein lebendiges, ausgefülltes Leben mit vielen Kontakten am Theater und einer 60-Stunden-Woche. Nun hat sie als einzige im Freundeskreis ein Baby, sitzt mit ihrer Tochter Marie stillend zu Hause oder schiebt den Kinderwagen stundenlang durch die Straßen ihres Berliner Viertels, damit die Kleine genügend UVLicht abbekommt. Als Mama ist sie überaus glücklich, doch als Stephanie fühlt sie eine große Leere. Und da kommt ihr die Idee zu den Hausbesuchen, obwohl sie nicht gerade eine begnadete Bäckerin ist. Von ihrem Partner Tom wird sie zwar belächelt, aber sie krempelt die Ärmel hoch und macht sich trotzdem auf den Weg: Zweihundert mal will sie mit Kuchen, Kaffee, Milch und Zucker im Korb an den Türen der Nachbarschaft klingeln und ausprobieren, wer bereit ist, sie hineinzulassen und sich spontan auf einen 6 Kaffeeklatsch mit einer fremden Frau einzulassen. Bereits als ich den Titel gelesen habe, war mir klar: Dieses Buch muss ich lesen, denn die Idee mit den Kuchenbesuchen finde ich einfach wunderbar. Und wirklich: Das Lesen dieses herzerfrischenden Experiments hat mir mehr als einmal ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Lasst uns einfach mehr Kuchen backen und unsere Nachbarn spontan beglücken, denn das wird auch unser Leben bereichern! Beate Laufer-Johannes Hermien Stellmacher: Cottage mit Kater (Insel, 8.99 €) Ein Cottage an der Küste Cornwells soll für die Krimiautorin Nora das Refugium werden, in dem sie sich von den schweren Zeiten, die hinter ihr liegen, erholen und vor allem ihren neuen Krimi fertig stellen kann. Auf einem Spaziergang rettet sie einen kleinen Kater aus einer misslichen, lebensbedrohlichen Lage und fortan weicht ihr das dankbare Tierchen nicht mehr von der Seite bzw. hat ihr Haus zu seinem Wohnort und Nora zu seiner vor allem für einen stets gefüllten Futternapf verantwortlichen Person erkoren. Noras Nachbar Phil, anfangs etwas unwirsch, erweist sich als humorvoller Mensch mit großem Kochtalent und wird zunehmend zum Helfer und Unterstützer bei Kater und Schreibblockade. Unter diesen Umständen heilt Noras geplagte Seele schneller als erwartet und das Buchprojekt kommt zu einem guten Ende. Ein charmanter, warmherziger und humorvoller Roman, ganz besonders für Katzen- und Südenglandliebhaber, hervorragend geeignet als Urlaubslektüre. Sybille vom Dorp Emma Sternberg: Fünf am Meer (Heyne, 9.99 €) Linn erwischt ihren Freund mit einer Kollegin in flagranti und wirft ihn kurzerhand aus der Wohnung raus. Dumm nur, dass diese eigentlich ihm gehört und Linn zudem noch für seine Eltern arbeitet. Da kommt ihr dieser amerikanische Anwalt genau recht, der ihr verkündet, dass sie von einer entfernt verwandten Tante ein Haus in New York geerbt hat, ein Kaufinteressent sei auch schon vorhanden. Linn packt kurz entschlossen das Nötigste zusammen und fliegt in die USA, um ihren zukünftigen Besitz zu begutachten. Doch die derzeitigen Bewohner, fünf überaus lebenslustige Senioren, wachsen ihr derart ans Herz, dass sie den Verkauf immer weiter hinausschiebt. Locker-leichte Lektüre mit sympathischen Charakteren, genau das Richtige für den Strand oder einen verregneten Urlaubstag. Beate Laufer-Johannes 7 Bettina Storks: Das Haus am Himmelsrand (Berlin, 9.99 €) Lizzy Tanner lebt mit Tochter und Lebensgefährten ein angenehmes Leben in Freiburg. Als Teil einer alt eingesessenen, angesehenen und wohlhabenden Familie sind ihr Sorgen des täglichen Lebens unbekannt. Nun liegt ihr Großvater im Sterben, der Patriarch der Familie, der über viele Jahre die Stelle des Vaters in Lizzys Leben eingenommen hat. Er bittet seine Enkelin aus dem familieneigenen Gut „Rosshimmel“ in den Vogesen unverzüglich einige Gegenstände aus einem Sekretär zu holen. Und kurz vor seinem Tod ringt er Lizzy das Versprechen ab, die Wahrheit herauszufinden und für Gerechtigkeit zu sorgen. Bei der Testamentseröffnung erlebt die Familie eine unangenehme Überraschung: Der Patriarch hat das wertvolle Gut „Rosshimmel“ zwei vollkommen Fremden vermacht. Nun beginnt Lizzy ihre Recherchen, zum einen um den Wunsch des Großvaters zu erfüllen, zum anderen um herauszufinden, was es mit dem geheimnisvollen Erbe auf sich hat. Ihre Forschungen führen sie bis in die dreißiger Jahre, die Zeit der Machtübernahme der Nazis und den schwerwiegenden Folgen für ihre Familie. Ein Roman um eine erfolgreiche Familie in einer politisch brisanten Zeit und das Suchen und Finden der eigenen Identität einer jungen Frau. Spannend, anrührend und zu Herzen gehend. Sybille vom Dorp Fabio Volo: Der Weg nach Hause (Diogenes, 16.00 €) Die Brüder Marco und Andrea verleben eine glückliche Kindheit. Der pflichtbewusste Vater versorgt die Familie finanziell, die sanfte, freundliche Mutter kümmert sich liebevoll um ihre Söhne. Als die beiden fünfzehn und zwölf sind, erkrankt sie jedoch schwer und stirbt nach kurzer Zeit. Das Familiengefüge bricht auseinander: Jeder sucht eine andere Möglichkeit mit dem Schmerz und der neuen Situation umzugehen. Andrea und Marco gehen unterschiedliche Wege. Andrea strebt nach Sicherheit, sucht sich einen gut bezahlten Job und heiratet, Marco hingegen sucht das Abenteuer, zieht nach London und eröffnet ein Restaurant. Jahre später erkrankt der Vater und die beiden Brüder müssen sich um ihn kümmern. Sie kehren in ihr Elternhaus zurück und werden von den Ereignissen aus ihrer Kindheit eingeholt. Jetzt erst versuchen sie diese aufzuarbeiten. Fabio Volo gelingt es mit Bravour eine zu Herzen gehende Familiengeschichte zu erzählen und mit literarischer Leichtigkeit ins rechte Licht zu rücken: Im Mittelpunkt steht immer die Liebe, zu den Frauen, dem Bruder und den Eltern. Ute Beucher 8 Robert Williams: Tief in den Wald hinein (Berlin Verlag, 9.99 €) Alles beginnt mit einem schreienden Baby. Die kleine Harriet lässt sich einfach nicht beruhigen, ihr Schreien bringt ihre Eltern Ann und Thomas Norton an ihre Grenzen. Thomas fährt oft nächtelang mit ihr durch die Gegend, damit Ann wenigstens ein paar Stunden Ruhe finden kann. Dabei macht er eine erstaunliche Entdeckung: Im Wald wird Harriet ruhig und schläft friedlich. Die Konsequenz liegt auf der Hand, die Nortons verkaufen ihr Haus in der Stadt und bauen sich eine alte Scheune, die einsam mitten in einem Waldgebiet liegt, zum Wohnhaus aus. Harriets Schreianfälle gehören fortan der Vergangenheit an. Thomas genießt die Ruhe und Stille im Wald, freundet sich sogar mit dem ebenfalls sehr isoliert lebenden, schüchternen Landarbeiter Raymond an, Ann dagegen ist die Einsamkeit nicht ganz geheuer. Und wirklich passiert eines Tages das Undenkbare: Vier maskierte Männer schleichen sich an: Wie sehr ein traumatisches Erlebnis die Persönlichkeit verändern kann, wie unterschiedlich Menschen damit umgehen, das zeigt dieser atmosphärisch dichte Roman, mit einem unterschwellig spürbar bedrohlichen Ton, jedoch ruhig und unaufgeregt geschrieben. Beate Laufer-Johannes Ellen Marie Wiseman: Die dunklen Mauern von Willard State (Piper, 9.99 €) Die fast achtzehnjährige Isabell Stone lebt bei Pflegeeltern, seitdem ihre Mutter ihren Vater anscheinend in einem Anfall geistiger Umnachtung erschoss. Nun soll Isabell mit ihrer Pflegemutter, einer Museumskuratorin, die Hinterlassenschaft der alten, vor Jahren geschlossenen psychiatrischen Anstalt Willard State untersuchen und daraufhin prüfen, was für das Museum Verwendung finden könnte. Dabei stoßen sie auf einen großen, gepackten Koffer und das Tagebuch einer jungen Frau namens Clara Cartwright, die 1929 als angeblich geisteskrank in die Anstalt eingewiesen worden war. Isabell ist fasziniert von dem Tagebuch, klingt es doch nach einer ganz normalen jungen Frau. Was ist geschehen, dass sie verrückt wurde? Sie beschließt, dem Schicksal Claras auf den Grund zu gehen und damit vielleicht auch Fragen, die ihre eigenen traumatischen Kindheitserlebnisse betreffen, zu beantworten. Die Autorin erzählt die Geschichte der beiden jungen Frauen in zwei sehr spannenden Handlungssträngen, die letztendlich zusammenlaufen, als sich die beiden Frauen treffen. Herzzerreißend und unter die Haut gehend, wird dem Leser bei diesem Roman bewusst, wie viel Glück wir haben in unserer heutigen Zeit zu leben. Sybille vom Dorp Atemlose Spannung und Fantastisches Tammy Cohen: Während du stirbst (Blanvalet, 9.99 €) Jessica Gold weiß eigentlich genau, dass man so was nicht macht: Einen Mann in einem Café kennen lernen und gleich bereitwillig in sein Auto steigen, weil man noch auf einen Drink zu ihm nach Hause eingeladen wird. Aber dieser Dominic Lacey ist wirklich wahnsinnig attraktiv und wirkt so sympathisch und völlig normal. In seiner Wohnung angekommen zeigt er ihr sein wahres Gesicht: Er hält sie fortan gefangen, lässt sie angekettet zu Füßen seines Bettes schlafen und quält sie mit perfiden Spielchen, die in der Übergabe von Geschenken gipfeln, die immer grauenvoller werden. Nach zwölf Tagen wird Jessica klar, dass nur einer von ihnen das Apartment lebend verlassen wird: Jessicas Geschichte klingt plausibel, doch stimmt sie auch? Dieser Thriller gleicht einem Vexierspiegel: Immer dann, wenn man glaubt zu wissen, was wirklich passiert ist, wird die Welt völlig auf den Kopf gestellt. Gut aufgebaut, fesselt der Thriller von Anfang an. Im zweiten Teil dreht sich die Geschichte und entwickelt sich zu einer komplex konstruierten, raffinierten Falle. Für alle Leser geeignet, die psychologische Spannung mögen. Beate Laufer-Johannes Sandrone Dazieri: In der Finsternis (Piper, 9.99 €) Elf Jahre, so lange war Dante Torre als Kind entführt und in einem Silo weggesperrt gewesen. In dieser Zeit war er gezwungen, ein ausgezeichneter Beobachter zu werden, Menschen „lesen“ zu können, denn davon hing sein Überleben ab. Als nun nach langer Zeit wieder Kinder verschwinden, soll Dante sein erworbenes Talent zur Verfügung stellen und bei den Ermittlungen helfen. Schon nach kurzer Zeit ist er felsenfest davon überzeugt, dass sein ehemaliger Entführer, „Vater“ genannt, hinter den neuen Fällen steckt. Gemeinsam mit Colomba Caselli, einer nach einem Trauma suspendierten Ermittlerin, beginnt die Jagd auf ein Phantom, denn angeblich hat der Entführer damals Selbstmord begangen. Dante und Caselli bilden ein bizarres Team, denn beide haben aufgrund ihrer Traumata große Probleme, ergänzen sich jedoch in ihren gestörten Persönlichkeiten sehr erfolgreich. Ein düsterer ungewöhnlicher und sehr spannender Thriller, der durch die ausgezeichnete Charakterzeichnung der Protagonisten und eine atmosphärisch dichte Story besticht. Sybille vom Dorp ******* 9 10 Andreas Gruber: Racheherbst (Goldmann, 9.99 €) In Leipzig wird unter einer Brücke die verstümmelte Leiche einer jungen Frau gefunden. Als ihre Identität feststeht, bricht für ihre in Berlin lebende Mutter Mikaela regelrecht eine Welt zusammen, ist doch ihre zweite Tochter zeitgleich spurlos verschwunden. Für die Polizei hat der Fall keine oberste Priorität, denn das Opfer war offenkundig drogenabhängig und hat sich prostituiert. Walter Pulaski vom Kriminaldauerdienst lässt der Fall einfach nicht los, für ihn gibt es zu viele Ungereimtheiten, die seinen Ermittlerinstinkt wecken. Zusammen mit Mikaela, die direkt und impulsiv handelt, macht er sich außer Dienst auf die Jagd nach dem Täter und stößt dabei auf die Fährte eines Serienmörders, die bis nach Wien reicht. Dort hat gerade die Anwältin Evelyn Meyers, eine gute Bekannte von Pulaski, einen neuen Fall als Strafverteidigerin übernommen, nicht ahnend, dass sie ebenfalls in das Visier des Täters geraten ist: Andreas Grubers Krimis sind wahre Garanten für schlaflose Nächte: Hart und zupackend schildert er menschliche Abgründe wie kein zweiter! Beate Laufer-Johannes Ule Hansen: Neuntöter (Heyne, 14.99 €) In einem verkleideten Baugerüst am Potsdamer Platz in Berlin werden drei Leichen gefunden, mumiengleich verpackt in mehrere Lagen unzerreißbares, silberfarbenes Panzerband. Es ermittelt die Mordkommission, die die Fallanalytikerin Emma Carow mit einbezieht. Emma war selbst vor einigen Jahren Opfer einer Gewalttat und obwohl selber schwer traumatisiert, findet sie leicht Zugang zur Psyche von Serientätern. Dieser Fall jedoch stellt sie vor eine besondere Herausforderung, denn die Vorgehensweise des Mörders ist äußerst ungewöhnlich: Die Opfer verbindet zunächst einmal gar nichts, doch in mühseliger Kleinarbeit gelingt es Emma, die Zusammenhänge herzustellen und damit einer unglaublichen Mordserie auf die Spur zu kommen. Ein perfider Thriller über Macht und Kontrolle, aus der Sicht einer traumatisierten Fallanalytikerin, die alles und jeden mit Misstrauen beobachtet. Nichts für Zartbesaitete. Sybille vom Dorp Affäre im Internet. Und obwohl diese umgehend gelöscht werden, zieht Astrids Kurzschlusshandlung ihre Beurlaubung aus dem diplomatischen Dienst nach sich. Da kommt es ihr gerade recht, dass ihr kürzlich verstorbener Onkel ihr sein kleines Häuschen in Dalarna vererbt hat. Dorthin kann sie sich zurückziehen und in Ruhe über ihre Zukunft nachdenken. Doch ein merkwürdiger Fund lässt in ihr den Verdacht aufkommen, dass ihr sanftmütiger Onkel etwas mit dem nie aufgeklärten Verschwinden eines Jungen aus der Nachbarschaft vor zwanzig Jahren zu tun hatte. Astrid forscht nach und kommt einer düsteren Geschichte und beängstigenden Machenschaften auf die Spur, deren Auswirkungen bis in die heutige Zeit reichen. Eine komplexe Geschichte, die geschickt dunkle Ereignisse aus der Vergangenheit und kommerzielle Intrigen heutzutage verknüpft, dazu eine sympathische Protagonistin in einer Lebenskrise – dieser Thriller entwickelt einen Sog, dem ich mich nicht entziehen konnte. Beate Laufer-Johannes Elisabeth Herrmann: Totengebet (Goldmann, 9.99 €) Joachim, Daniel, Rudolph und Mike arbeiten als freiwillige Helfer in einem Kibbuz in Haifa, Israel. Zusammen mit den Mitgliedern der Kibbuzgemeinde wollen sie einen alten Pool renovieren. Es wird geschuftet, getrunken, gepokert und versucht den Mädchen nahe zu kommen. Vor allem die jüdische Rebecca wird von allen umschwärmt, aber nur Daniel gewinnt ihr Herz. Als sie mit ihm nach Zypern flüchten will, weil sie schwanger ist und deshalb aus der Kibbuzgemeinde ausgestoßen wird, verschwindet Daniel spurlos. Fast dreißig Jahre später taucht plötzlich Rachel, die Tochter von Rebecca, in Berlin auf und sucht nach ihrem Vater. Sie will sich an ihm rächen, weil er damals ihre Mutter sitzen ließ und sie dadurch in den Selbstmord getrieben hat. Als Rudolph von seinem Balkon in den Tod stürzt und Mike einen Autounfall aufgrund manipulierter Bremsen hat, weiß Joachim, dass er selbst in Lebensgefahr schwebt und will alles aufklären. Ein wirklich sehr gut konstruierter Krimi, der von der ersten bis zur letzen Seite äußerst spannend zu unterhalten weiß. Interessant ist der Einblick in die Gesellschaftsform des Kibbuz mit all ihren positiven wie negativen Seiten. Ute Beucher Ingrid Hedström: Rosenkind Steffen Jacobsen: Bestrafung (Bloomsbury, 14.99 €) Astrid Sammils berufliches und privates Leben fällt urplötzlich in sich zusammen, als sie in Bukarest ihren Mann mit ihrer Chefin, der schwedischen Außenministerin, in flagranti erwischt. Wütend postet sie im Affekt Fotos der (Heyne, 9.99 €) Alle Vorsichtsmaßnahmen und polizeilichen Ermittlungen konnten das Unvorstellbare nicht verhindern: Ein islamistischer Selbstmordattentäter hat sich mitten im Tivoli in die Luft gesprengt. Der Anschlag im beliebten und gut besuchten Vergnügungspark in Kopenhagen kostet über 1000 Menschen das 11 12 Leben, Unzählige werden schwer verletzt. Ein Jahr später wird Kommissarin Lene Jensen in den angeblichen Selbstmord einer jungen Migrantin verwickelt, die sie von ihrer ehrenamtlichen Arbeit bei der Telefonseelsorge kennt. Lene forscht nach und stellt schnell fest, dass ihre Ermittlungen von höchster Stelle torpediert werden. Dies kann Lene nicht aufhalten, immer mehr verbeißt sie sich in den Fall und findet zusammen mit dem Privatdetektiv Michael Sander heraus, dass die Bedrohung für Dänemark noch lange nicht vorbei ist. Auch der zweite Fall für Lene und Michael ist genauso fesselnd und atemberaubend wie der erste, der die beiden auf der Spur von Menschenjägern unfreiwillig zusammengeführt hat. Jacobsen hat einen unglaublich packenden Stil und eine erschreckend realistisch erscheinende Geschichte konstruiert, so dass es dem Leser schwerfällt, das Buch vor dem Ende aus der Hand zu legen. Beate Laufer-Johannes Stephen King: Mr. Mercedes (Heyne, 14.99 €) Der pensionierte Detective Hodges hat Schwierigkeiten mit seinem Ruhestand zurechtzukommen. Seine Tochter lebt weit weg, er leidet unter Antriebslosigkeit und seine Tage ziehen sich öde dahin. Bis er Post bekommt von einem Unbekannten, der sich selbst als der Mercedes-Killer bezeichnet und eine weitaus größere Tat ankündigt. Diesen Fall konnte Hodges während seiner Dienstzeit nämlich nicht aufklären: Der Täter fuhr mehrfach mit einem Mercedes S 600 in eine Menschenmenge, es gab viele Tote und Verletzte, er konnte unerkannt entkommen. Lediglich eine Clownsmaske lag auf dem Beifahrersitz des später aufgefundenen Wagens, das Lenkrad war mit einem zynischen Smiley bemalt. Hodges erwacht aus seiner Lethargie und macht sich mit ein paar ungewöhnlichen Verbündeten auf die Jagd nach dem Killer. Dieser beunruhigende Einblick in die Psyche eines skrupellosen Serientäters ist wirklich beeindruckend. Stephen King schafft es, den Leser nachhaltig zu faszinieren – und das ganz ohne übernatürliche Horror- oder Schockeffekte, was den Thriller umso eindringlicher macht. Beate Laufer-Johannes war erst der Anfang eines offenbar perfiden Rachefeldzuges, denn der Autor dringt mehr und mehr in Catherines Arbeitsplatz und Familie ein, sät Misstrauen, Argwohn und Abscheu. Er ist auf Vernichtung aus und sein Opfer muss sich mit allen Mitteln dagegen zur Wehr setzten. Dadurch, dass die Autorin sowohl die Geschichte der Gegenwart als auch der Vergangenheit aus der Sicht verschiedener Personen inklusive des tückischen Buchautors erzählt, erzeugt sie mit großem Geschick eine mitreißende Spannung, einen Lesesog, der bis zum Schluss die Spannung hält und den Leser förmlich an die Seiten fesselt. Sybille vom Dorp Michael Koryta: Die mir den Tod wünschen (Heyne, 12.99 €) Der dreizehnjährige Jace ist Zeuge eines Mordes geworden, ausgeführt von zwei professionellen psychopathischen Killern. Seine Eltern trauen den Behörden nicht, die ihren Sohn in ein Zeugenschutzprogramm aufnehmen wollen, und bringen ihn in Montana bei Ethan Serbin unter. Ethan ist Survival-Spezialist und führt eine Gruppe Jugendlicher durch die Bergwildnis. Aber die Killer sind fest entschlossen, den unfreiwilligen Zeugen zu eliminieren und haben die Spur aufgenommen. Indem sie Ethans Frau bedrohen, erfahren sie den ungefähren Aufenthaltsort der Gruppe in den Bergen und begeben sich umgehend auf die Jagd. Jace weiß, dass seine Anwesenheit die ganze Gruppe in Gefahr bringt, und setzt sich im Schutz der Dunkelheit ab, um sich auf eigene Faust und mithilfe seiner neu erworbenen Survivalfähigkeiten in Sicherheit zu bringen. Unerwartet bekommt er Unterstützung von der jungen Brandmelderin Hanna. Die beiden versuchen nun, nicht nur den Killern, sondern auch dem von den Mördern absichtlich verursachten, sich immer weiter ausbreitenden Waldbrand zu entkommen. Ein fulminanter, spannender und atemberaubender Thriller in der einsamen und erbarmungslosen Wildnis Montanas. Sehr empfehlenswert! Sybille vom Dorp Dennis Lehane: In der Nacht (Goldmann, 12.99 €) Catherine Ravenscroft, erfolgreiche Journalistin, glücklich verheiratet, ist gerade in ein neues Haus umgezogen, als ihr ein Buch in die Hände gespielt wird, in dessen Hauptfigur sie sich selbst erkennt und das auf einem Ereignis basiert, das zwanzig Jahre zuvor geschehen ist und von ihr sorgfältig vor ihrem Mann verborgen wurde. Anders als in Wirklichkeit endet das Buch mit dem grausamen Tod der Protagonistin. Das Buch in ihren Händen (Diogenes, 14.- €) Lohnt es sich, sein Leben für den kurzen Anblick der Augen einer Frau zu riskieren? Joe Coughlin denkt nicht lange darüber nach, er tut es einfach. Schauplatz dieses Romans sind die USA während der Prohibition Anfang des letzten Jahrhunderts. Joe schlägt sich als Handlanger eines Rumschmugglers durch. Bis er Emma, die Gespielin des Konkurrenten auf dem illegalen Alkoholmarkt, kennen lernt. Auf der Flucht vor der Polizei kann er es nicht lassen, statt zu fliehen, trifft er sich mit ihr. Dies stellt sich jedoch als Hinterhalt heraus, woraufhin er seine Strafe im berüchtigsten Gefängnis weit und breit absitzen muss. Kaum 13 14 Renée Knight: Deadline entlassen, mausert sich Coughlin zu einem der einflussreichsten Fädenzieher des Rumschmuggels, doch die Augen der geheimnisvollen Emma kann er nicht vergessen. Was ist aus ihr geworden, lebt sie denn noch? Soll er nach ihr suchen und dabei wieder alles auf eine Karte setzen? Lehane wurde mit seinen Romanen „Mystic River“ und „Shutter Island“ berühmt, die den meisten wohl als Verfilmung bekannt sind. In diesem Thriller fasziniert vor allem die gewaltige, teils brutale, teils philosophische Sprache. Kombiniert mit einer mitreißenden Story entstand hier ein Buch, das es lohnt, gelesen zu werden. Sara Claeys Inge Löhnig: Gedenke mein (Ullstein, 9.99 €) Gina Angelucci arbeitet bei der Münchner Polizei in der Abteilung der „Cold Cases“, darunter versteht man Mordfälle, die nie geklärt wurden. Kurz nach der erfolgreichen Lösung eines Jahrzehnte alten Falles wird sie von einer Frau kontaktiert, deren Tochter zehn Jahre zuvor angeblich von ihrem Vater ermordet worden war, der danach Selbstmord begangen hat. Aber die Leiche des Kindes wurde nie gefunden und die Mutter ist nach wie vor überzeugt, dass ihre Tochter noch lebt. Nach anfänglichem Zögern beschließt Gina sich des Falles anzunehmen, und schon nach kurzer Zeit stößt sie auf einige Ungereimtheiten, die den damaligen Ermittlern leider nicht aufgefallen waren. Mit viel Geduld und Scharfsinn, unterstützt von einem jungen und ambitionierten Kollegen, setzt sie beharrlich die gefundenen Puzzleteile zusammen und kommt einer abscheulichen Untat auf die Spur. In ihrem neuen Kriminalroman lässt die Autorin statt des Kommissars Dühnfort seine Lebensgefährtin Gina die Hauptprotagonistin sein. Und diese kann es durchaus mit dem altbewährten Kommissar aufnehmen. Sybille vom Dorp Jo Nesbo: Der Sohn (Ullstein, 10.99 €) Der drogenabhängige Sonny Lofthus sitzt seit zehn Jahren wegen Mordes im Gefängnis. Er hat gestanden, obwohl er unschuldig ist, im Gegenzug für eine permanente Versorgung mit Heroin. Sonny will sich nur noch betäuben, denn seit sein Vater, anscheinend ein untadeliger Polizist, sich umbrachte und dabei in einem Abschiedsbrief gestanden hat, für ein Gangstersyndikat gearbeitet zu haben, ist Sonnys Welt zusammengebrochen. Gleich-mütig im Drogendauerzustand befindlich wird er für seine Mitgefangenen zu einer Art Beichtvater, ein Erlöser, dem alle Sünden anvertraut werden. Eines Tages hört er ein Geständnis, das alles ändert: Sein Vater war nicht korrupt, sondern wurde im Auftrag des Zwillings, eines Syndikatbosses, ermordet, um als Sündenbock zu 15 dienen. Sonny bricht aus dem Gefängnis aus und macht sich daran, alle zu richten, die seinem Vater Unrecht getan haben. Marcellus berühmter Satz aus "Hamlet" über Dänemark trifft auch auf Norwegen zu: Etwas ist faul im Staate. Auch ohne seinen langjährigen Ermittler Harry Hole schafft es Nesbo jede Menge Verstrickungen zwischen Unterwelt, Justiz, Gefängnispersonal und Polizei unterzubringen. Korruption, Bestechung und Manipulation sind überall vorhanden. Die Hauptfigur macht es einem zunächst nicht leicht, aber sobald Sonny zu seinem Rachefeldzug aufbricht, hat er alle Aufmerksamkeit des Lesers. Und auch die Ermittler sind gut gezeichnete Persönlichkeiten mit Ecken und Kanten. Ein hoch spannender Thriller, der ausgezeichnet unterhält und mit einem atemberaubenden Schluss aufwartet. Beate Laufer-Johannes Michael Robotham: Der Schlafmacher (Goldmann, 14.99 €) Es sind zwei überaus brutale Morde, auf die Chief Superintendent Ronnie Cray in einem abgelegenen Bauernhaus in Somerset stößt: Mutter und Tochter wurden regelrecht hingerichtet, die Mutter mit unzähligen Messerstichen zerfetzt, die Tochter im Bett erstickt. Als die Ermittlungen ins Leere laufen, zieht die Polizei zunächst einen jungen Psychologen zu Rate, dessen Hilfe sich aber als kontraproduktiv erweist, da er Details der Taten an die Presse verrät. Cray bittet daher Joe O’Loughlin um Hilfe, einen erfahrenen Profiler. Dieser sieht sich gleich mit mehreren verdächtigen Personen konfrontiert. Die Nachforschungen rücken aber auch Joes Familie gefährlich in den Fokus des Täters: Mit Joe O’Loughlin hat der Autor einen ungewöhnlichen Helden geschaffen, der sich sowohl seiner Parkinson-Erkrankung stellt, als auch immer wieder versucht, sein familiäres Leben in den Griff zu bekommen. Robotham hat einen verschachtelten Plot und die Gedanken des Täters zu einem nervenaufreibenden Thriller verwoben, der den Leser mehr als einmal in die Irre führt. Trotz einiger ruhigerer Passagen im Mittelteil und einem Schluss, den ich dem Autor sehr übel nehme, ein Muss für Thriller-Fans. Beate Laufer-Johannes John Sandford/Ctein: Das Objekt (Piper, 16.99 €) Sandy Darlington, ein reicher Sunnyboy, der gerne kifft, surft und Frauen aufreißt, hat durch seinen Großvater eine Praktikantenstelle am Caltech-Institut für Astrophysik vermittelt bekomme, dort ist er für öde Routineüberwachungsarbeiten zuständig. Dass ausgerechnet dieser Luftikus eine sensationelle Entdeckung macht, wurmt die wissenschaftlichen Mitarbeiter außerordentlich: Sandy entdeckt ein gigantisches Objekt in der Nähe des Saturn, das 16 offensichtlich künstlichen Ursprungs ist. Schnell sind sich alle einig, dass es sich um ein Sternenschiff handeln muss. Und obwohl die technischen Herausforderungen für eine Mission sehr anspruchsvoll sind, setzt die amerikanische Präsidentin alles daran, dass ihr Team zuerst das Objekt erreicht. Aber sie hat nicht mit den Chinesen gerechnet, die eine geplante Marsmission kurzerhand neu definieren. Ein überwältigendes Epos mit einer originellen Auflösung, das mehr als deutlich die Schwächen von uns Menschen aufzeigt; für alle Science-Fiction-Fans geeignet, die sich nicht von ausführlichen technischen Details irritieren lassen. Beate Laufer-Johannes Wolfgang Schorlau: Die schützende Hand (Kiepenheuer & Witsch, 14.99 €) Zwei radikalisierte Neonazis haben bereits mehrere türkischstämmige Mitbürger auf brutale Weise ermordet. Jetzt verstecken sie sich nach einem Bankraub in einem Wohnmobil, das in einem Eisenacher Wohngebiet abgestellt ist und vor Waffen nur so strotzt. Als sich zwei Streifenbeamte nähern, erschießt einer den anderen, begeht Selbstmord und setzt zeitgleich noch das Wohnmobil in Brand – alles innerhalb einer halben Minute. Die entscheidende Frage ist: Warum haben die beiden kaltblütigen Killer so reagiert anstatt sich den Weg einfach freizuschießen? Die Geschichte kommt Ihnen bekannt vor? Das ist kein Zufall, sondern Absicht! Der Autor kreiert in seiner "literarischen Ermittlung" eine Story mit seinem Privatermittler Georg Dengler, der von einem Unbekannten den Auftrag bekommt, herauszufinden, wer Mundlos und Böhnhard getötet hat. Was zunächst als "unsinnige Recherche" beginnt, da jeder in der Republik zu wissen scheint, was sich in dem Wohnmobil abgespielt hat, entpuppt sich nach einigen Details aus internen Polizeiberichten als spannende Ermittlung. Da treten krasse Fehler in der sonst so routinierten Spurensicherung auf, überzählige Patronenhülsen werden gefunden und merkwürdige "Zufälle" legen eine ganz andere Interpretation der Geschehnisse nahe. Schorlau schafft es, eine neue Mischung von Dokumentation und Kriminalroman zu erzeugen, die höchst lesenswert ist, sowohl für Krimileser als auch politisch Interessierte. Anders als andere Autoren benutzt er dabei die Fiktion nur, um einen roten Faden zu knüpfen, um die Präsentation seiner Ermittlungsresultate und die Schlussfolgerungen lesbarer und nachvollziehbarer zu machen. Bei den Fakten greift er auf Originaldokumente und viele Fotos vom Tatort zurück, was seine Lesart der Ereignisse nur umso plausibler erscheinen lässt. Nach dieser Lektüre, denke ich, wird man auch sensibler mit dem Wort "Verschwörungstheorie" umgehen müssen. Norbert Johannes 17 Liebe Freunde der BücherInsel, wir haben mit Freude gelesen und ausgewählt, manches verworfen und vieles für gut befunden! Diese Taschenbücher finden Sie hier mit kurzer Zusammenfassung des Inhalts und einer ganz persönlichen Bewertung. So sind Sie wunderbar ausgestattet für gemütliche Lesestunden im Garten und auf dem Balkon, während eines Fluges und am Strand oder einfach zum Zeitvertreib für gelegentliche Regentage. Auf unserer Website finden Sie nicht nur weitere Buchbesprechungen, sondern auch allerlei Wissenswertes rund um die BücherInsel in Frauenaurach. Wenn Sie per Mail rechtzeitig über unsere Veranstaltungen informiert werden möchten, dann lassen Sie sich in unser Newsletterverzeichnis eintragen. Wir wünschen Ihnen einen wunderbaren Sommer und freuen uns auf Ihren Besuch bei uns! Falls Sie spontan außerhalb der Öffnungszeiten stöbern wollen, können Sie gerne über unseren Webshop bestellen. Ihr BücherInsel-Team Auch wir brauchen ein bisschen Entspannung, sind aber trotzdem den ganzen Sommer für Sie da. Beachten Sie deshalb bitte, dass wir in den Sommerferien eingeschränkte Öffnungszeiten haben: Vom 8. August bis 3. September 2016 ist die BücherInsel daher täglich von 9.00 bis 13.00 Uhr geöffnet. ******* Impressum Ein herzliches Dankeschön geht an meine vielen „Mitleser“, die sich immer wieder mit mir aufmachen, die Perlen aus dem Büchermeer zu fischen! Erlangen, im Juli 2016 Beate Laufer-Johannes (verantwortlich im Sinne des Presserechts) BücherInsel in Frauenaurach Wir fischen für Sie die Perlen aus dem Büchermeer! Inhaberin: Beate Laufer-Johannes, Wallenrodstr. 1, 91056 Erlangen Tel.: 09131/991905, Fax: 09131/991915 Öffnungszeiten: Mo – Fr 9.00 – 18.00 Uhr, Sa 9.00 – 13.00 Uhr www.buecherinsel-frauenaurach.de/ [email protected] 18
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