Technische Universität Dortmund Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät Lehrstuhl Volkswirtschaftslehre (Makroökonomie) Prof. Dr. Philip Jung Probeklausur von 90 Minuten Dauer zur Veranstaltung Beschäftigungstheorie und Arbeitsmärkte Semester: SS2016 Prüfungstermin: 18.07.2016 Zugelassene Hilfsmittel: Taschenrechner (nicht programmierbar) Vom Prüfungskandidaten auszufüllen: Prüfungskandidat Name, Vorname: Matrikelnummer Fachrichtung Fachsemester Von Prüfungsaufsicht auszufüllen: Prüfungsunterbrechung von bis Ende der Prüfung Uhr Uhr Von Prüfer auszufüllen: Teilaufgabe 1 2 3 Punkte Gesamtpunktzahl: Note: 1 4 5 Hinweis: Die vorliegende Klausur enthält Aufgaben, deren Lösungen direkt in den Aufgabenteil eingetragen werden sollen. Bitte geben Sie Ihre Klausur daher unbedingt vollständig mit allen Aufgabenzetteln wieder ab und trennen Sie die Zettel möglichst nicht! 1. Arbeitsangebot (35 Punkte) Ein repräsentativer Haushalt habe die Nutzenfunktion U (C, L) = (C − 120) ∗ (L − 26) wobei C den Konsum und L die Freizeit bezeichnen. Das maximale wöchentliche Zeitbudget sei 90 Stunden. Die reale Lohnrate sei 10 Euro. Haushalte genießen ein bedingungsloses Grundeinkommen in Höhe von 440 Euro, das sie unabhängig von ihrem Arbeitseinsatz erhalten. (a) Berechnen Sie die Budgetgerade sowie die Grenzrate der Substitution. (4 Punkte) (b) Ermitteln Sie die optimale Wahl von Konsum und Freizeit für diesen Haushalt. Wie hoch ist der Reservationslohn? (6 Punkte) (c) Zeigen Sie grafisch, wie sich das Grundeinkommen auf den Reservationslohn auswirkt! Nutzen Sie dafür den vorgefertigten Grafen! (4 Punkte) 2 Die Kanzlerin der Volkswirtschaft, in der sich der Haushalt befindet, hat gerade einen interessanten Ausflug nach Amerika gemacht und bringt frische Ideen zur Belebung des Arbeitsangebots mit! Sie möchte auch hier einen so genannten Earned Income Tax Credit einführen, und stellt sich das wie folgt vor: tatsächliches Einkommen von bis 0 10.000 10.000 15.000 15.000 36.000 EITC 40% 4000 - 20 Cents/$ Nettoeinkommen von bis 14.000 14.000 19.000 19.000,20 36.000 Bis zu einem Einkommen von 10.000 $ wird eine negative Einkommensseteuer von 40% gezahlt. Dieser Betrag bleibt dann bis zu einem Einkommen von 15.000 $ konstant. Bei Einkommen zwischen 15.000 und 36.000 wird pro $, der mehr als 15.000 $ verdient wird, 20 Cents von der negativen Steuer abgezogen. (d) Zeichnen Sie die neue Budgetgerade, die durch das zusätzliche Einführen einer EITC entsteht! Nutzen Sie den vorgefertigten Grafen! (4 Punkte) (e) In der Opposition macht sich Kritik an der Einführung breit. Es heißt, es werde negative Arbeitsanreize geben, wenn die negative Einkommenssteuer eingeführt wird. Nehmen Sie zu dieser Kritik Stellung und zeigen Sie grafisch, wann positive Arbeitsanreize erzielt werden können! Nutzen Sie dafür Ihren Grafen aus Aufgabenteil (d). (6 Punkte) 3 Um feststellen zu können, ob ein EITC die gewünschten positiven Arbeitsanreize setzt, wird probehalber nur in einer Region namens ”Workwell” der Volkswirtschaft eine negative Einkommenssteuer eingeführt. Versierte Empiriker setzen sich dann an die Evaluation der Politikmaßnahme und kommen zu folgenden Ergebnissen: Workwell Andere Regionen Partizipationsrate vor der Reform (%) 70,5 90,4 Partizipationsrate nach der Reform (%) 75,3 92,1 (f) Welches Verfahren soll hier offenbar angewendet werden, um die Wirksamkeit des EITC zu überprüfen? (1 Punkt) (g) Erläutern Sie kurz die Eigenschaften eines natürlichen Experiments! (4 Punkte) (h) Berechnen Sie den Estimator und interpretieren Sie Ihr Ergebnis! (4 Punkte) (i) Nennen und erläutern Sie ein zentrales Problem, as bei Schätzungen dieser Art häufig auftritt! (2 Punkte) 4 2. Arbeitsnachfrage (25 Punkte) In weiner Volkswirtschaft gelte für ein repräsentatives Unternehmen folgende Produktionsfunktion: Y = [(AL L) σ−1 σ + (AH H) σ−1 σ σ ] σ−1 Die Substitutionselastizität sei gegeben durch σ = 2, es gebe L = 4000 geringqualifizierte Arbeiter und H = 1000 hochqualifizierte Arbeiter auf dem Arbeitsmarkt. Die Fakorverstärkenden Technologien seien bestimmt durch AL = 2 und AH = 8. (a) Berechnen Sie die Qualifikationsspezifischen Löhne und den Output. Gehen Sie davon aus, dass der Arbeitsmarkt geräumt wird. (7 Punkte) Betrachten Sie außerdem die so genannte College-Prämie: $= AH σ−1 H − 1 wH =( ) σ ( ) σ wL AL L (c) Wie hoch ist die College-Prämie in diesem Fall? (2 Punkte) (d) Um eine zu starke Lohnungleichheit zwischen den beiden Arbeitergruppen zu verhindern, wird die Einführung eines Mindestlohns in Höhe von 20% des Lohnes der Hochqualifizierten vorgeschlagen. Nehmen Sie unter Bezugnahme des oben beschriebenen Modellrahmens Stellung zu diesem Vorschlag. (2 Punkte) (e) Es wird beschlossen, dass eine Arbeitslosigkeit in Höhe von bis zu 5% in Kauf genommen werden kann, um den Lohn der Geringqualifizierten auf ein sozial faires Niveau anzuheben. Wie hoch wäre dann der Mindestlohn? (10 Punkte) Tipp: Nehmen Sie zur Berechnung zunächst an, dass die Anzahl der insgesamt in der Volkswirtschaft vorhandenen Geringqualifizierten gleich 4000 ist und unterscheiden Sie diese von den beschäftigten Geringqualifizierten. Der Mindestlohn sei ein fixer Anteil an dem Lohn der Hochqualifizierten! (f) Erläutern Sie kurz allgemein, wie der Lohn der Geringqualifizierten reagiert, wenn i. der Anteil an Hochqualifizierten steigt (2 Punkte) ii. der Skill-Bias steigt. (2 Punkte) 5 3. Bildung (12 Punkte) (a) Unterscheiden Sie die Bedeutung von Bildung in der Humankapitaltheorie von dessen Bedeutung in der Signaling-Theorie! (2 Punkte) (b) Unterscheiden Sie soziale von privaten Bildungserträgen. Nennen Sie eine Bildungsexternaltiät!. (3 Punkte) (c) Beschreiben Sie, welches Problem der empirischen Forschung mit dem Ability Bias beschrieben wird. (3 Punkte) (d) Nennen Sie zwei Methoden, diesem Problem zu begegnen. (2 Punke) (e) Was ist im Rahmen der Signaling-Theoirie mit Überausbildung gemeint? (2 Punkte) 6 4. Aufgabentitel (18 Punkte) Betrachten Sie das Mortensen-Pissarides-Modell mit der Lohnsetzungs-Kurve und der Job-Creation Bedingung w = (1 − η)b + η(y + θc) (1) β c = (y − w) q(θ) 1 − (1 − λ)β (2) wobei c die Vakanzkosten, η die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer, b die Aussenoption, y Produktivität, λ die Separationswahrscheinlichkeit und β der Diskontfaktor, w der Lohn, q die Wahrcsheinlichkeit aus Firmensicht mit einem Arbeitnehmer zu matchen, θ die Marktenge, v die Vakanzen und u die Arbeitslosen darstellt. uv Die zugrundeliegende Matching-Funktion sei M (u, v) = 1 mit γ einem (uγ +v γ ) γ Matching Elastizitätsparameter. (a) Zeichnen Sie die die Lohnsetzungs-Kurve und die Job-Creation-Bedingung in einem (θ,w)-Diagramm. (4 Punkte) (b) Zeigen Sie grafisch, was bei einer Erhöhung von η im (θ,w)-Diagramm geschieht. Erläutern Sie den Wirkungsmechanismus. (6 Punkte) 7 (c) Zeichnen Sie eine Beveridge-Kurve in ein geeignetes Diagramm. Wie lässt sich hier grafisch θ zeigen? (5 Punkte) (d) Wird auch in diesem Diagramm die Wirkung einer Erhöhung der Verhandlungsmacht von Arbeitern sichtbar? Wenn ja, wie? (3 Punkte) 8 Philip Jung - Beschäftigungstheorie und Arbeitsmärkte - Probelausur SS2016 9 Philip Jung - Beschäftigungstheorie und Arbeitsmärkte - Probelausur SS2016 10 Philip Jung - Beschäftigungstheorie und Arbeitsmärkte - Probelausur SS2016 11 Philip Jung - Beschäftigungstheorie und Arbeitsmärkte - Probelausur SS2016 12 Philip Jung - Beschäftigungstheorie und Arbeitsmärkte - Probelausur SS2016 13 Philip Jung - Beschäftigungstheorie und Arbeitsmärkte - Probelausur SS2016 14
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