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DIE KASSETTE – EIN STÜCK MUSIKGESCHICHTE
Die Musikkassette war lange sehr beliebt und überall bekannt. Man konnte zum ersten Mal
seine Lieblingsmusik zusammenstellen und auch unterwegs Musik hören. Die erste Kassette
kam 1963 auf den Markt, mehr als 50 Jahre nach ihrer Entwicklung spielt sie kaum noch
eine Rolle. Doch es gibt Menschen, die der guten alten Kassette treu bleiben.
MANUSKRIPT
SPRECHER:
Es gab Zeiten, da war sie fast allgegenwärtig: die Musikkassette. Heute gehört sie zu den
aussterbenden Tonträgern. Der Autor und Journalist Jan Drees weiß, wo immer noch
Kassetten verkauft werden. Zum Beispiel im Plattengeschäft „Staalplaat“ in Berlin. Hier
gibt es Kassetten mit Musik aus aller Welt. Jan Drees lässt in seinem Buch „Kassettendeck –
Soundtrack einer Generation“ viele Musiker und Künstler ihre ganz persönlichen KassettenGeschichten erzählen.
JAN DREES (Autor und Journalist):
Das absolut Faszinierende an der Kassette war doch, dass auf einmal Leute ihr eigenes
Programm zusammenstellen konnten. Das war „Broadcast Yourself“, wie wir es jetzt
von YouTube kennen, in allererster Form.
SPRECHER:
Sandra Heinzelmann ist dem Tonträger aus Plastik bis heute treu geblieben. Sie legt
unter dem Künstlernamen „_SMH“ in Berliner Bars (mit) Kassetten auf. Ein Kassetten-DJSet vorzubereiten, ist aufwendig: Vor den Auftritten spult die DJane jede Kassette an
die richtige Stelle, um nicht vor Ort Zeit beim Suchen der Songs zu verlieren.
SANDRA M. HEINZELMANN (DJane „_SMH“):
Man muss halt durch die Musik blättern, so wie früher im CD-Laden oder Plattenladen,
und nimmt eben das Ding raus, den Tonträger, und setzt ihn ein und muss spulen und
damit arbeiten. Das hat was Haptisches, und das hat … das macht Spaß!
SPRECHER:
Die „Große Deutsche Funkausstellung“ in Berlin im Jahr(e) 1963. Die niederländische
Firma Philips stellt die erste Kassette samt Rekorder vor. Anfangs ist die Klangqualität
zwar noch bescheiden, doch durch verbesserte Technik werden auch anspruchsvolle
Hörer schnell zu Kassettenfans. Das Aufnehmen von sogenannten „Mixtapes“ mit
Lieblingsliedern, oft für den oder die Angebetete, entwickelt sich zur eigenen Wissenschaft
– samt liebevoller Covergestaltung. 1979 bringt die Firma Sony den Walkman auf den
Markt. Die Kassette bestimmt fortan das Lebensgefühl einer ganzen Generation.
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JAN DREES:
Dazu steckt in dieser Kassette auch eine Demokratisierung der Musik. Gerade im (im)
Osten, wo es ja nur zwei große Label gab, Staatslabel, da haben Kulturfunktionäre
bestimmt, wer da drauf kann. Und auf einmal konnten Bands vorbei an der Staatsräson
ihre Musik aufnehmen und auch einfach verbreiten.
SPRECHER:
Abseits der globalen Verkaufsstrategien der großen Plattenfirmen betreibt Conrad
Rodenberg in Berlin sein Kassettenlabel „Froggi Records“. In Kleinstauflagen von 20 bis
100 Stück wird eigene Musik oder die befreundeter Bands aus aller Welt vertrieben. Hier
entsteht alles in Handarbeit – von den Kopien bis zur Covergestaltung. Sie verkaufen
auch die Kassetten meist selbst, zum Beispiel bei Konzerten.
CONRAD RODENBERG (Gründer des Kassettenlabels "Froggi Records"):
Ich mag auch total gern daran, dass es… ja… dass es einfach hörbar vergänglich ist das
Ganze. Also dass… dass Abnutzung hörbar ist und dass das dadurch einfach auch ein
bisschen mehr Persönlichkeit kriegt.
SPRECHER:
In Deutschland hatte die Musikkassette ihr Rekordjahr 1991 mit 109 Millionen verkauften
Exemplaren. 2014 waren es nur noch rund 200.000.
JAN DREES:
[Sich an] die Kassette als Medium mit ihrer Aura zu erinnern, bedeutet auch, sich [an] ein
Stück Musikgeschichte zu erinnern. Ich weiß nicht, ob das auch für jedes
Komprimierungsformat gilt, mit dem wir jetzt unsere Musik kleinrechnen.
SPRECHER:
Ganz in Vergessenheit geraten wird die Kassette wohl erst mal nicht – zu viele
Erinnerungen hängen an ihr.
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GLOSSAR
allgegenwärtig – so, dass etwas immer und überall vorkommt
aus|sterben – hier: verschwinden; weniger werden; nicht mehr benutzt werden
Tonträger, - (m.) – etwas, auf das Musik gespeichert werden kann (z. B. CD, Kassette)
Platte, -n (f.) – kurz für: die Schallplatte; eine dünne, runde Scheibe mit Musik drauf, die
man mit einem Gerät abhören kann
absolut – hier: völlig; komplett; sehr
faszinierend – spannend; sehr interessant; beeindruckend (Substantiv: die Faszination)
etwas zusammen|stellen – hier: Teile für etwas suchen und miteinander kombinieren
„Broadcast Yourself“ – englisch für: mach deinen eigenen Sender
jemandem/etwas treu bleiben – hier: etwas weiter benutzen, obwohl es aus der Mode
ist
auf|legen – hier: Musik für eine Party auswählen und sie von einem Gerät abspielen
DJ, -s (m., aus dem Englischen) – Abkürzung für Discjockey; ein Mann, der bei Partys
Musik auswählt und sie von einem Gerät abspielt
Set, -s (n.) – hier: die Reihenfolge der Lieder, die auf einem Konzert/einer Party gespielt
werden
aufwendig – hier: so, dass etwas viel Zeit und Mühe braucht
spulen – hier: auf etwas, auf dem Musik gespeichert werden kann (z. B. CD, Kassette), eine
bestimmte Stelle heraussuchen
DJane, -s (f., aus dem Englischen) – eine Frau, die bei Partys Musik auswählt und sie von
einem Gerät abspielt
vor Ort – direkt dort, wo etwas passiert
blättern – eigentlich: in einem Buch die Seiten umdrehen
haptisch – so, dass man etwas anfassen kann
Funkausstellung, -en (f.) – eine Veranstaltung, auf der vor allem neue Radio- und
Fernsehprodukte gezeigt werden
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samt – hier: mit
Klang, Klänge (m.) – der Ton; das Geräusch
bescheiden – hier: schlecht
anspruchsvoll – so, dass man große Erwartungen hat
Mixtape, -s (n., aus dem Englischen) – eine Kassette, auf der verschiedene Lieder von
unterschiedlichen Musikern sind
Angebetete, -n (m./f.) – eine Person, die man besonders gerne mag und mit der man
zusammen sein will
Cover, -s (n., aus dem Englischen) – hier: die Titelseite eines Buches, das Deckblatt einer
CD o. Ä.
Walkman, -s (m.) – ein kleiner Kassettenrecorder mit Kopfhörern, den man unterwegs
benutzen kann
etwas auf den Markt bringen – etwas anderen Menschen zum Verkauf anbieten; etwas
verkaufen
etwas bestimmen – hier: etwas beeinflussen
fortan – ab einem bestimmten Zeitpunkt
Demokratisierung, -en (f.) – die Tatsache, dass etwas demokratisch wird
Label, -s (n.) – die Firma, die Musik produziert und z. B. CDs veröffentlicht
Funktionär, -e/Funktionärin, -nen – eine Person, die in einer Organisation in einer
Führungsposition arbeitet
Band, -s (f. ,aus dem Englischen) – eine Musikgruppe
Staatsräson (f., nur Singular) – die Tatsache, dass ein Staat etwas tun kann, das das Recht
einer Person verletzt
etwas verbreiten – etwas an viele Menschen weitergeben
abseits – außerhalb; fern von
global – die ganze Welt betreffend; weltweit
Verkaufsstrategie, -n (f.) – ein Plan, wie etwas am besten verkauft
werden kann
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etwas betreiben – hier: etwas führen; etwas leiten
Kleinstauflage, -n (f.) – hier: die sehr geringe Stückzahl, die von etwas veröffentlicht wird
etwas vertreiben – etwas verkaufen
Handarbeit (hier nur Singular, f.) – die Tatsache, dass etwas ohne Maschinen hergestellt
wird
Gestaltung, -en (f.) – hier.: der kreative Prozess, etwas optisch ansprechend zu
bearbeiten
vergänglich – so, dass etwas irgendwann aufhört zu existieren
Abnutzung, -en (f.) – die Tatsache, dass etwas mit der Zeit durch den Gebrauch langsam
kaputt geht
Exemplar, -e (n.) – das einzelne Stück von einer Menge
Medium, Medien (n.) – hier: das elektronische Mittel, mit dem man etwas wahrnehmen
und Informationen weitergeben kann
Aura (f., nur Singular) – die besondere Wirkung von etwas/jemandem auf Personen
Komprimierungsformat, -e (n.) – hier: die Größe einer elektronischen Datei, die kleiner
gemacht wurde, damit sie weniger Speicherplatz braucht
etwas klein|rechnen – gemeint ist hier: eine Datei am Computer kleiner machen
in Vergessenheit geraten – vergessen werden; nicht mehr beliebt und bekannt sein
Erinnerungen hängen an etwas – man hat viele Erinnerungen an etwas; etwas ist mit
Erinnerungen verbunden
Autoren: Jens von Larcher/Benjamin Wirtz
Redaktion: Suzanne Cords
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