Portfolio August 2016 Marktüberblick und Positionierung Die Investoren an den Aktienmärkten haben ihren Optimismus wiedergefunden und hoffen auf die Zentralbanken als regulative Kraft. Gold dürfte seine bisherige gute Performance fortsetzen. Für Anleihen ist das Umfeld dagegen nochmals reizloser geworden. Angesichts neuer Erwartungen passen wir unsere Portfolios selektiv an. Vor dem Hintergrund der politischen Unsicherheiten in Europa ist die Stimmung an den Aktienmärkten erstaunlich optimistisch. Die Leitindizes der Eurozone zeigten im Juni kaum Schwächen und erholten sich im Juli weiter. In den USA erreichten die Aktienmärkte erneut Rekordniveaus. Neue Kriterien beim Aktienkauf Die Anleger sind jedoch nicht so ruhig wie es die freundlichen Markttendenzen glauben machen. An der Renditeentwicklung der Aktienmärkte kann eine defensivere, vorsichtigere Verhaltensweise abgelesen werden. Viele Anleger engagieren sich jetzt in weniger konjunkturempfindlichen Sektoren. Im vergangenen Monat führte das zu überdurchschnittlichen Renditen bei Telekom-, Versorger-, Ver brauchsgüter- und Gesundheitstiteln. Stabile und defensive Aktien titel verbuchten im Juni und Juli die beste Kursrendite. Das Anlegerverhalten lässt sich neben der höheren Risikoaversion auch mit der Erwartungshaltung gegenüber den Zentralbanken begründen. Nach den Zentralbank-Interventionen im Zuge des Brexit sind die Zinsen für sämtliche Laufzeiten auf Rekordtiefs gefallen. Die Erwartung steigender Leitzinsen hat sich in die Zukunft verschoben. In den USA soll es erst 2018 so weit sein. Die weiterhin expansive Geldpolitik der Zentralbanken wirkt beruhigend auf die Aktienmärkte. Sie reagieren deshalb kaum auf aktuelle Risiko faktoren. Die vorherrschende Meinung ist, dass es die Zentralbanken im Zweifelsfall richten werden. «Die Aktienmärkte lassen sich durch Brexit und den Putschversuch in der Türkei nicht aus der Ruhe bringen.» Alex Müller, Chief Investment Officer Dividendenstarke Aktien als bessere Anleihen Im Umfeld anhaltend tiefer Zinsen suchen Anleger verstärkt nach Alternativen zu Anleihen. Sie möchten die oft nur marginalen oder sogar negativen Anleiherenditen nicht im Portfolio haben. Deshalb bevorzugen sie Aktien von Unternehmen mit einem stabilen Geschäftsmodell und attraktiver Dividendenrendite. Diese über zeugen – trotz des im Vergleich zu Anleihen grösseren Verlustrisikos – mit einem höheren Renditepotenzial. Den Investoren ist zudem wichtig, dass das Wirtschaftswachstum nicht einbricht. Sie wünschen sich eine leicht positive Konjunktur entwicklung, die aber nicht so gut sein darf, dass die Konjunkturspritzen der Zentralbanken ausbleiben. In den USA deuten die Konjunkturindikatoren zumindest auf eine solche robuste Wirtschaftsentwicklung hin. Gleichzeitig wird die US-Zentralbank in den kommenden Monaten wohl kaum eine Zinserhöhung vornehmen. Das ist ein für Aktienanlagen vorteilhaftes Umfeld. Marktüberblick und Positionierung Mehr Gewicht für US-Aktien Eine untergewichtete US-Aktienposition erachten wir deshalb als nicht mehr gerechtfertigt. Aktien aus den Vereinigten Staaten sind jetzt mit dem Strategiegewicht in unseren Portfolios. Im Portfoliokontext reduziert diese Aktion auch unser starkes Untergewicht gegenüber dem US-Dollar. Auch wenn die Zentralbanken ein Sicherheitsnetz für die Märkte spannen, bleiben wir bei Aktienanlagen vorsichtig. Die Aktien bewertungen sind moderat bis hoch. Wir können auch keine Trendwende bei den sinkenden Unternehmensgewinnen feststellen. In der Eurozone bleibt das Risiko für Rückschläge am Aktienmarkt hoch. Dahinter stehen vom Brexit verursachte Unsicherheiten und die Risiken im italienischen Bankensektor. Anlegern raten wir deshalb zu einem Untergewichten von Aktien aus der Eurozone. Gewinne bei Staatsanleihen realisieren Bei Anleihen hat sich das Chancen-Risiko-Profil weiter verschlechtert seit die Zinsen nochmals gesunken sind. Aus mehreren Gründen bauten wir im Juli festverzinsliche Anlagen in den defensiven Portfolioprofilen ab. Wir beobachteten eine Stabilisierung der Zinsmärkte und eine robuste Konjunktur in den Industrienationen. Ausserdem rechnen wir wegen steigender Energiepreise mit höheren Inflationsraten. Schon ein vorübergehender Zinsanstieg könnte zu sinkenden Anleihekursen und Verlusten in gemischten Portfolios führen. Mit der Verkleinerung der Anleihenquote in den defensiven Portfolios realisieren wir Kursgewinne auf Anleihen und senken das Zinsrisiko der Portfolios. Strategische Positionierung (Basis ausgewogene Anlagestrategie) Schweizer Franken weiterhin überbewertet Der Schweizer Franken ist gegenüber den meisten Währungen weiterhin überbewertet. Die jüngsten politischen Unsicherheiten in Europa brachten ihn nochmals unter Aufwärtsdruck. Dank Devi senmarktinterventionen der Schweizerischen Nationalbank hielt sich die Aufwertung des Frankens aber in Grenzen. Gegen Mitte Juli wertete sich der Schweizer Franken wieder ab, weil der Optimismus an die Finanzmärkte zurückkehrte. Wir erwarten nun eine weitere Abschwächung des Frankens gegenüber den meisten Fremdwährungen. Wegen bestehender Unsicherheiten gegenüber dem britischen Pfund haben wir dessen vorübergehende Stärke jedoch zu einem Abbau unserer entsprechenden Position genutzt. Gold dürfte nochmals teurer werden Bei den alternativen Anlagen halten wir an der Goldposition fest. Zunehmende politische Spannungen und mögliche Inflationsanstiege machen Gold zu einem sehr guten Diversifikator in gemischten Portfolios. Der Kurs des Edelmetalls entwickelte sich seit Jahres anfang sehr positiv – Gold gehört 2016 zu den besten Anlagen. Der positive Preistrend dürfte anhalten. Bei Immobilienanlagen setzen wir wie bisher auf eine differenzierte Strategie: Wir favorisieren Schweizer Immobilienfonds wegen ihrer attraktiven Ausschüttungsquote und meiden ausländische Immobilienanlagen, die Aktienrisiken beinhalten und zinssensitiver sind. Taktische Positionierung Edelmetalle 7,5 % Immobilien Welt 2,5 % Liquidität 7,5 % Immobilien Schweiz 5 % Obligationen 27,5 % Aktien Welt 25 % Aktien Schweiz 25 % Liquidität Obligationen Obligationen CHF Obligationen Welt ex CHF Aktien Aktien Schweiz Aktien Welt ex Schweiz Aktien Emerging Markets Immobilien Immobilien Schweiz Immobilien Welt Alternative Anlagen Rohstoffe Gold – = + + Quelle: Zuger Kantonalbank – Rohstoffe 0 % Anlagethema des Monats Italiens Haushalte fürchten um ihre Bankanleihen Italienische Bankaktien haben seit Jahresbeginn mehr als 40 Prozent an Wert verloren. Dahinter stehen gravierende Probleme der Branche. Die vom Brexit ausgelöste Unsicherheit an den Finanzmärkten hat den Einbruch der Aktienkurse nochmals akzentuiert (siehe Grafik 1). Alle europäischen Banken haben Ende Juni stark gelitten, die italienischen Bankaktien wurden aber am heftigsten verkauft. In den Bilanzen italienischer Banken befinden sich notleidende Kredite mit einem Volumen von rund 360 Milliarden Euro. Das sind gegen 18 Prozent des insgesamt vergebenen Kreditvolumens. Grafik 2 illustriert deutlich, wie stark sich die Lage der italienischen Banken von der ihrer europäischen Branchenkollegen unterscheidet. Die Schweiz und Spanien zeigen die geringsten Quoten notleidender Kredite. Aber auch die Nummer zwei, Frankreich hat eine weit geringere Quote an «faulen» Krediten. Es sind dort beispielsweise gerade mal 4 Prozent der Kredite in einem beunruhigenden Zustand. Den italienischen Banken stehen daher existenzbedrohende Verluste ins Haus. Bei der Mehrheit der 15 grössten italienischen Banken ist mit dem Ausfall nachrangiger Anleihen zu rechnen. Bei einem Drittel der überschuldeten Banken dürften auch vorrangige Anleihen betroffen sein. EU-Richtlinie verhindert Einsatz von Steuergeld Die italienischen Banken sind jetzt eigentlich auf Staatshilfe an gewiesen. Allerdings verlangt eine erst kürzlich in Kraft getretene EU-Richtlinie, dass bei der Überschuldung einer Bank zuerst die Aktionäre und dann die Anleihegläubiger haften müssen, bevor der Staat mit Steuergeldern einspringen darf. Würde Italien den EURichtlinien folgen, wären zahlreiche Kleinanleger von diesen Aus- fällen betroffen. Sie würden Ersparnisse verlieren, die sie in Bankanleihen investiert haben. Private Haushalte besitzen vorrangige Bankanleihen für rund 200 Milliarden Euro und nachrangige für rund 30 Milliarden Euro. Ministerpräsident Matteo Renzi sucht deshalb nach einer für die privaten Haushalte weniger verlustreichen Lösung. Dies könnte aber noch dauern. Die Lage der italienischen Banken wird sich deshalb kaum rasch verbessern. Sollten die EU-Richtlinien befolgt werden, erscheint es unwahrscheinlich, dass sich Italiens politische Führung halten wird. Das Problem bleibt in der Bankbranche Wir erwarten, dass der italienische Staat zumindest einen Teil der Bankschulden übernehmen muss und damit die Staatsverschuldung weiter ansteigt. Die neuen Schulden dürfte es wohl nur zu einem höheren Preis, also für höhere Zinsen geben. Dies würde die Kurse italienischer Staatsanleihen belasten. Derzeit ist aber noch nicht absehbar, wie stark die Staatsverschuldung steigt und wie die Finanzmärkte darauf reagieren würden. Marktindikatoren wie die Ausfallwahrscheinlichkeit für Staatsanleihen haben sich kaum bewegt und deuten aktuell nicht auf ein grösseres Problem hin. Wir gehen davon aus, dass sich die Verwerfungen auf Bankaktien beschränken. Neben den italienischen könnten aber auch euro päische Bankentitel unter der schlechten Stimmung leiden. Sollten italienische Bankanleihen wirklich ausfallen, dürfte das aber einen begrenzten Effekt auf andere europäische Banken haben. Die italienischen Banken sind unterdurchschnittlich mit anderen Instituten in Europa vernetzt. Performance Banken (Grafik 1) Notleidende Kredite europäischer Banken (Grafik 2) Performance (TR) indexiert Notleidende Kredite in % sämtlicher Ausleihungen 100.00 20 90.00 15 Quelle: Wellershoff & Partners 80.00 10 70.00 5 60.00 50.00 Jan Italien Banken Mar Eurozone Banken May MSCI Eurozone Jul 2006 Italien 2009 Deutschland 2012 Frankreich 2015 Spanien Schweiz Marktdaten (Börsen & Märkte) Rendite Anlageklassen (in CHF) Geldmarkt CHF Geldmarkt CHF CH Unternehmensanleihen CH Unternehmensanleihen Anleihen CH Eidgenossenschaft Anleihen CH Eidgenossenschaft Swiss Market Index (SMI) Swiss Market Index (SMI) Swiss Performance Index (SPI) Swiss Performance Index (SPI) MSCI Europe MSCI Europe DAX DAX S&P 500 S&P 500 Nasdaq Nasdaq Nikkei Nikkei MSCI China MSCI China Schweizer Immobilienfonds Schweizer Immobilienfonds Internationale Immobilienaktien Internationale Immobilienaktien Rohstoffe Bloomberg Index Rohstoffe Bloomberg Index Brent $/bbl Brent $/bbl Gold $/Unze Gold $/Unze EUR pro CHF EUR pro CHF USD pro CHF USD pro CHF EUR pro USD EUR pro USD 10 % 15 % 20 % 25 % -6 % 30 % -4 % -2 % 0% 2% 4% 6% 8% Vorlaufindikatoren der Industrieentwicklung Werte > 50 deuten auf eine Expansion hin, Werte < 50 auf eine Kontraktion Zurich -1,75 % / CHF 234.2 Novartis -1,97 % / CHF 82 Roche GS -5,52 % / CHF 253 Swiss RE -10,3 % / CHF 83.7 LafargeHolcim -10,94 % / CHF 43.3 Swiss Life -15,4 % / CHF 221.8 Julius Bär -15,48 % / CHF 40.03 Adecco -19,71 % / CHF 53.25 Richemont -20,11 % / CHF 57.6 Swatch Group -23,76 % / CHF 260.6 UBS -28,87 % / CHF 13.12 Credit Suisse -44,91 % / CHF 11.35 47 49.4 49.6 50.4 Eurozone 52.5 52.4 52.3 52 52.3 52.8 53.2 52.3 51.2 51.6 51.7 51.5 52.8 Deutschland 51.9 51.8 53.3 52.3 52.1 52.9 53.2 52.3 50.5 50.7 51.8 52.1 54.5 51 50.7 50.9 Grossbritannien 51.2 51.9 51.7 51.6 55.2 52.4 51.8 USA 53.1 51.9 51 48 50 53 50 50.6 50.2 50 50.4 51.6 53.2 54.7 55.8 51.6 50.8 50.9 49.6 50.4 52.1 50 49.4 48.4 48.2 49.5 51.8 50.8 51.3 53.2 51 52.4 52.6 52.6 52.3 50.1 49.1 48.2 47.7 48.1 Japan 50.1 51.2 51.7 Schwellenländer 49.5 48.9 48.4 48.3 48.9 49.2 49.2 49.3 48.8 50.1 49.5 49.5 49.3 China 49.4 47.8 47.3 47.2 48.3 48.6 48.2 48.4 Brasilien 46.5 47.2 45.8 47 44.1 43.8 45.6 47.4 44.5 46 48 49.7 49.4 49.2 48.6 42.6 41.6 43.2 Die in diesem Dokument publizierten Informationen, die einzig für natürliche und juristische Personen mit Wohnsitz bzw. 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Allfällige in dieser Publikation vertretene Ansichten reflektieren ausschliesslich diejenigen der Zuger Kantonalbank zum Zeitpunkt der Veröffentlichung (Änderungen bleiben vorbehalten). Research-Partner Quelle: Bloomberg, Zuger Kantonalbank Swisscom -0,29 % / CHF 480.5 50.2 49.5 50.3 Juni 2016 Syngenta 1,62 % / CHF 387.7 50.9 50.8 50.4 50.4 51.1 Schweiz Apr 2016 Nestle 8,13 % / CHF 78.1 Global Mai 2016 Geberit 13,11 % / CHF 375.9 März 2016 Givaudan 14,22 % / CHF 2023 Jan 2016 ABB 16,07 % / CHF 20.07 Feb 2016 SGS 17,62 % / CHF 2174 Juni 2015 Actelion 25,7 % / CHF 173.8 Dez 2015 Aktien Schweiz SMI (seit Jahresbeginn) Nov 2015 5% Okt 2015 0% Sep 2015 -5 % Juli 2015 -10 % letzter Monat (per 21.07.2016 rollend) Quelle: Bloomberg, Zuger Kantonalbank seit Jahresbeginn (per 21.07.2016) Aug 2015 Rendite Anlageklassen (in CHF)
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