Das Gebet eines Enthusiasten Predigt über Apg. 7, 54-60 17. Juli 2017, Chile Grüze, Christoph Candrian Die EM Zeit war was für Enthusiasten. Wie stellen wir uns einen Enthusiasten vor? Zum Beispiel so ähnlich wie den Isländischen Fussballkommentator Gudmundur Benediktsson: Clip Isländischer Fussballkommentator EM Füllen wir dieses Wort Enthusiasmus wirklich richtig? (auf Flipchart schreiben). Wir werden diesem Begriff heute morgen auf die Spur gehen und füllen ihn neu. Wir beschäftigen uns nämlich mit dem Gebet eines Enthusiasten. Ich rede von Stephanus. Apostelgeschichte 7. Die erste christliche Kirche in Jerusalem stellt fest, dass mit der Grösse auch die Strukturen wachsen müssen. Also stellen sie sieben Sozialarbeiter ein. Ihr Job war es, die Armen, Wittwen und Waisen zu betreuen. So eine Art Spitex. So konnten die Apostel sich wieder mehr der Lehre und den Leitungsaufgaben widmen. Diese Sozialarbeiter nennen sie Diakone und es gab drei Voraussetzungen (Apg. 6,1): „Männer von gutem Ruf, voll Geist und Weisheit.“ Einer dieser sieben war eben Stephanus. Wenn ich jetzt diesen Stephanus als Enthusiast bezeichne, dann sind wir jetzt am Punkt, wo wir diesen Begriff neu füllen müssen. Vergesst mal kurz den isländischen Fussballkommentator. Der Begriff „Enthusiasmus“ kommt von den griechischen Wörter n „en“=in, „theos“=Gott. Das heisst wörtlich übersetzt: „in Gott sein“. Wenn ich Stephanus als Enthusiast bezeichne, dann meine ich damit einen Mann, der mit Haut und Haar „in Gott verankert ist“. Der von Gott inspiriert ist. Das gibt ihm übernatürliche Kraft. Gott ist sein Antrieb in allem was er tut! Er baut Reich Gottes voller Enthusiasmus! Das meint nicht in erster Linie das Jubeln auf den Zuschauerrängen. Sondern: In allem versuche ich in den Fusstapfen von Jesus zu laufen. Ein Enthusiast ist nichts anderes als ein Nachfolger von Jesus. Neben seinen diakonischen Aufgaben predigte Stephanus auch gerne - und as ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen und ohne auf die Uhr zu schauen. Ein Enthusiast hört auf die Inspirationen die von Gott kommen. Und da spürt er den Auftrag und bekommt den Mut, Klartext zu reden. Unter anderem bezeichnete er Jesus öffentlich als Gottessohn. Ds wäre heute nichts schlimmes - damals war das verboten, weil es unter den Straftatbestand „Gotteslästerung“ fiel. Also schleppte ihn die Religionspolizei vor den Richter und jetzt kommt die längste Predigt, die es ins neue Testament geschafft hat. Zugegeben, er provoziert schon. Auf jeden Fall so heftig, dass nun Folgendes passierte: Apostelgeschichte 7,54-56: Über diese Worte des Stephanus gerieten seine Zuhörer in masslose Wut. Stephanus aber blickte, erfüllt vom Heiligen Geist, zum Himmel auf und sah dort Gott in seiner Herrlichkeit und Jesus an seiner rechten Seite. »Ich sehe den Himmel offen!«, rief Stephanus, »und Jesus, den Menschensohn, auf dem Ehrenplatz an der rechten Seite Gottes stehen!« Als Enthusiast schaut Stephanus gerade in den heissen Momenten des Lebens zum offenen Himmel. Er lässt sich erfüllen mit dem Geist Gottes und sucht seine Herrlichkeit! Das beflügelt ihn regelrecht und er sieht den Himmel über sich weit aufgerissen! Er sagt seinen Zuhörern im Gerichtssaal nicht „Ihr meint es so ernst? Das habe ich vorhin schon nicht ganz so deutlich gemeint, mit Gottes Sohn und so…!“ Ich finds bezeichnend, dass er jetzt zum Himmel hochschaut. Sein Blick geht weg von den Menschen. Er fokussiert auf Jesus, der an der Seite Gottes sitzt! Er sieht die Herrlichkeit Gottes! Herrlichkeit ist auch so ein frommes Wort. Man könnte auch sagen: Gottes überstrahlt alles mit Ehre und Liebe! Lukas der Autor, braucht das Wort „Herrlichkeit“ übrigens auch, als die Engel auf dem Feld zu den Hirten kamen und ihnen vom Retter erzählen. Als Enthusiast und Nachfolger hat Stephanus einen Draht zum Himmel. Immer wieder sieht er vor sich etwas von dieser Herrlichkeit Gottes aufblitzen. Wie ein Schatz der funkelt. Und das nicht nur im Tempel, sondern mitten im Leben weiss er dass Gott da ist. Kurz gesagt: Stephanus ist bei Gott daheim. Er ist angekommen. Nun gehts weiter: Apostelgeschichte 7,54-56: Jetzt schrien sie ihn nieder, hielten sich die Ohren zu, um seine Worte nicht länger hören zu müssen, und stürzten sich auf ihn. Sie zerrten ihn aus der Stadt und steinigten ihn. Die Zeugen, die an der Steinigung beteiligt waren, legten ihre Obergewänder ab und gaben sie einem jungen Mann, der Saulus hiess. Als sie Stephanus steinigten, betete er laut: »Herr Jesus, nimm meinen Geist zu dir!« Er kniete nieder und rief: »Herr, vergib ihnen diese Schuld!« Mit diesen Worten starb er. Stephanus ist der erste Märtyrer. Das heisst, ein Zeuge für Jesus der dafür mit seinem Leben bezahlt. Ein Enthusiast. Einer der handelt wie Jesus. Und das wird jetzt in diesen letzten Worten mehr als deutlich. Sein enthusiastisches Gebet: „Herr Jesus, nimm meinen Geist zu dir!“ Das sind die selben Worte die Jesus am Kreuz gebetet hat. Stephanus ist bei Gott daheim. Und da legt er seinen Geist in die Hand seines himmlischen Vaters. Ich glaube, das ist eine Hauptfrage des Lebens: „Wo bist du daheim?“ Gerade in den Tiefpunkten des Lebens. Und das war ohne Zweifel einer, bei Stephanus, als er in die Runde blickt und die wütende Menge sah, die Steine suchten! Der zweite Teil des Gebets übertrifft nun noch einmal alles an Enthusiasmus. Denn solche ehrlichen Worte können nicht aus einem Menschen heraus kommen: Er kniete nieder und rief: „Herr vergib ihnen diese Schuld!“ Dieser Mann muss Jesus verinnerlicht haben. Er betet, liebt und schenkt wie Jesus. Und vor allem vergibt er. Das ist die höchste Form des Gebens. Die höchste Form der Diakonie. Quasi der Gipfel seines Dienstes. Enthusiast zu sein, heisst nicht: Ich bin begeistert von Jesus, wenn es mir gerade blendend geht. Und die Mannschaft ein Tor schiesst. Dann auch ja, aber Stephanus folgt in den letzten Sekunden seines Lebens, mitten im Steinhagel, den Fusstapfen von Jesus. Das ist Enthusiasmus. Und das hat Auswirkungen! Hast du gehört, wer auch dabei stand? Saulus. Ein Mann, der mit grossem Hass die Christen verfolgt (Apg. 8,3). Er hütet die Kleider von denen die Steine warfen. Der Paulus, der nur ein Kapitel später diese Begegnung mit Jesus hat und danach dem Christentum weltweit Schub gegeben hat, wie kein anderer - der hat jetzt in diesem brutalen Moment, Vergebung von Stephanus empfangen. Ich bin sicher, dass diese Vergebung die er da von diesem enthusiastischen Mann zugesprochen bekommen hat, den späteren Dienst von Paulus ermöglicht. Also denke nicht: Was macht es schon für einen Unterschied, wenn ich Gott bitte, einem Menschen zu vergeben… es macht einen gewaltigen Unterschied. Du pflanzt damit in anderen Menschen ein feines Plänzchen von Enthusiasmus. Menschen um uns herum erfahren unsere Vergebung. Und werden selbst zu Vergebern! Im Glauben vorankommen heisst, enthusiastisch sein! In Gott sein. Mich auf seine Herrlichkeit fokussieren und seine Vergebung selber zu empfangen. Dann werde ich bereit, alles zu vergeben. Nicht easy. Auch für Stephanus nicht. Vermutlich konnte er nicht mehr deutlich sprechen und doch wurde es verstanden… Wo beginnt das Gebet eines Enthusiasten? Wenn du Ungerechtigkeit erlebst oder dir Verletzungen zugefügt werden, besprichs doch einfach mit Gott: „Herr ich bitte dich für Klaus, der mich gerade so gewaltig nervt…!“. Das ist wahrer Enthusiasmus - nicht am Rand des Spielfelds, sondern mitten im Leben! Ich wünsche dir ein enthusiastisches Leben!
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