OTC-X RESEARCH UNTERNEHMENSANALYSE Schilthornbahn AG Datum: 08.07.2016 by Branche: Bergbahnen Autor: Dr. Philipp Lütolf, IFZ Zern & Partner GmbH Einschätzung Aktie (Namen à 300 CHF) – Im Jahr 2015 hat die Schilthornbahn AG (SBAG) den höchsten Ertrag und EBITDA ihrer Geschichte erreicht. Aktienkurs bez. (30.06.16): 1’450.00 Valor: 227’626 Anzahl Aktien: 35’000 Marktkapitalisierung: 50.8 Mio. CHF Grösster Aktionär: n.a. – Die SGAB gehört daher zur Minderheit der Schweizer Bergbahnen, welche in den letzten Jahren ihre Ertragskraft verbessert hat. Möglich machte dies eine erfolgreiche Positionierung als Ausflugsberg bei asiatischen Gruppengästen. Kennzahlen je Titel – Verluste an Wintersportlern aus dem Euroland werden mit asiatischen Gruppengästen mehr als kompensiert. (in CHF) Kurs 16.12.15 / 29.12.14 20152014 1’300.01’180.0 56.250.3 – Im Vergleich zu den Mitbewerbern Titlis und Jungfrau weist die SBAG noch eine etwas schlechtere Grundauslastung übers Gesamtjahr aus. Darum liegt sie betreffend Ertragsstärke etwas im Hintertreffen. Reingewinn – Die Schilthornbahn AG ist nur sehr moderat verschuldet, schüttet eine attraktive Dividende aus und kann die Investitionen weitgehend aus eigener Kraft finanzieren. Sie gehört darum zu den finanziell solidesten Bergbahnen. KBV 2.42.3 Div.-Rendite in % 2.83.0 Ausgew. Buchwert 539.9520.0 Dividende/Ausschüttung 36.036.0 KGV 23.123.4 Kursentwicklung – Für die Zukunft besteht durchaus weiteres Entwicklungspotenzial. Das Wachstum im Gruppengeschäft wird derzeit etwas durch die Terrorgefahr gedämpft. Die SBAG hält sich jedoch gut und ist im Ausflugsgeschäft gegenüber dem Vorjahr leicht im Plus. – 2017 feiert die SBAG ihr fünfzigjähriges Jubiläum. Ob dies Anlass für eine Erhöhung der Dividende oder für die Ausschüttung einer Sonderdividende ist, ist ungewiss, jedoch durchaus möglich. Höchst/Tiefst 1 Jahr Unternehmenszahlen (Bergbahnen) Betriebsertrag ∆ zum 5-Jahresø Verkehrsertrag ∆ zum 5-Jahresø EBITDA ∆ zum 5-Jahresø Cashflow (Fonds NUV) In TCHF 5-Jahresdurchschnitt* 2015 24'364 26'716 n.a. 9.7% 17'117 18'860 n.a. 10.2% 6'195 8'023 n.a. 29.5% 5'632 7'491 n.a. 33.0% EBITDA-Marge 25.20% 30.03% Cashflow-Marge 22.90% 28.04% 17.2% 18.9% 4.0% 5.3% Nettofinanzschuld n.a. 5'701 Nettofinanzschuld / EBITDA n.a. 0.9 ∆ zum 5-Jahresø Betriebsertrag / Anschaffungswerte Anlagen Cashflow / Anschaffungswerte Anlagen 1’550/1’240 Performance 1 Jahr 12.0% Performance 3 Jahre 34.3% Termine n. bek. Generalversammlung Kontakt Höheweg 2 3800 Interlaken Phone +41 33 82 60 007 Fax +41 33 82 60 009 www.schilthorn.ch VRP: Peter Feuz CEO: Christoph Egger * Basis bilden die Jahre 2011 bis 2015. Für Bestandesgrössen werden keine 5-Jahresdurchschnitte gebildet, sondern die aktuellen Werte eingesetzt. OTC-X Research, Schilthornbahn AG, 08.07.2016 Seite 1 OTC-X RESEARCH by Unternehmensportrait Die Schilthornbahn AG betreibt im Berner Oberland 15 Transportanlagen. Hauptattraktionspunkt ist das Schilthorn bzw. Piz Gloria (2970 Meter über Meer). Von Stechelberg (922 Meter) wird das Schilthorn in mehreren Sektionen per Luftseilbahn erschlossen. Ein weiterer Attraktionspunkt ist der Allmendhubel (1907 Meter). Er wird von Mürren aus mit einer Standseilbahn erschlossen. Wie das Schilthorn ermöglicht der Allmendhubel eine wunderschöne Aussicht auf Eiger, Mönch und Jungfrau. Zusätzlich gehören mehrere Wintersportanlagen (7 Sesselbahnen und 2 Skilifte) zum Angebot der Schilthornbahn AG. Für den Wintersport bilden die Skigebiete „Grindelwald First“, „Männlichen – Kleine Scheidegg“ und „Mürren – Schilthorn“ einen Tarifverbund. Der gesamte Tarifverbund bietet 213 präparierte Pistenkilometer an und verfügt über 40 Transportanlagen. Im Teilgebiet „Mürren – Schilthorn“ (53 Pistenkilometer) gehören mit Ausnahme der Bergbahn Lauterbrunnen – Mürren sämtliche Transportanlagen zur Schilthornbahn AG. «Hauptattraktionspunkt ist das Schilthorn bzw. Piz Gloria View.» Die einzelnen Bahnsektionen zwischen Stechelberg und Schilthorn weisen Baujahre zwischen 1963 und 1967 auf. Die letzten grösseren Um- bzw. Neubauten erfolgten 1995, 1997 sowie 2003 und 2008. Die Standseilbahn auf den Allmendhubel wurde 1999 modernisiert. Die für den Wintersport genutzten Sesselbahnen haben Baujahre zwischen 1993 und 2009. Der Umsatz im Jahr 2015 der Schilthornbahn AG setzt sich wie folgt zusammen: Abb. 1: Umsatzanteile nach Geschäftsbereichen 2015 Verkehr Luftseilbahn: 59% Verkehr Sportanlagen und Standseilbahn: 12% Gastronomie: 20% Kioske: 5% Immobilien: 3% Quelle: Geschäftsbericht Neben dem Drehrestaurant Piz Gloria betreibt die Schilthornbahn AG zwei Restaurants und einen kleinen Hotelbetrieb. Drei weitere Restaurants werden verpachtet. Zur internationalen Berühmtheit des Schilthorns hat auch James Bond beigetragen. 1969 wurden auf dem Schilthorn spektakuläre Aufnahmen für den Film „On her Majesty’s Secret Service“ gedreht. Halsbrecherisch flüchtete Bond vor Bösewicht Blofeld vom Schilthorn nach Mürren. Im Jahr 2013 wurde eine interaktive Themenwelt (Bond-World) auf dem Schilthorn eröffnet. 2015 wurde der 007 Walk of Fame lanciert. «1969 wurden auf dem Schilthorn spektakuläre Aufnahmen für den James-Bond-Film «On her Majesty’s Secret Service» gedreht.» Die Schilthornbahn AG ist was das Sommer/Winter-Verhältnis betrifft relativ gut diversifiziert. Die Luftseilbahn erarbeitet etwas mehr als 60% des Ertrags im Sommer (Tendenz steigend). Die wichtigsten Gästekategorien (Sommer und Winter inkl. Skifahrer) sind aktuell: Schweiz ca. 35%, China ca. 25%, USA ca. 12%, Japan ca. 8%. Der Rest der Gäste ist breit diversifiziert. Steigende Bedeutung erlangen die arabischen Länder, welche einen Anteil von 4% erreichen. OTC-X Research, Schilthornbahn AG, 08.07.2016 Seite 2 OTC-X RESEARCH by Markt & Wettbewerb Im Geschäft mit den internationalen Gruppenreisenden (vornehmlich aus Asien), welches ebenfalls der Reduktion der Witterungsabhängigkeit dient, wird der Markt von wenigen Unternehmen dominiert. Bei den Japanern und Koreanern sind die Jungfraubahnen der Marktleader. Bei den chinesischen und indischen Gästen, welche in den letzten Jahren wohl das stärkste Wachstum aufwiesen, sind die Titlisbahnen neben den Jungfraubahnen hervorragend positioniert. Diese beiden Unternehmen stellen dann auch die grössten Konkurrenten der Schilthornbahn AG dar und sind am stärksten im Gruppenreisegeschäft tätig. Zu den weiteren beliebten Ausflugszielen asiatischer Gäste gehören: Pilatus, Glacier 3000/Les Diablerets, Klein Matterhorn/Zermatt, Rigi. Gerade die indischen Gäste besuchen teilweise auch mehr als einen Berg. Auch die Chinesen wollen gerne viel sehen und erleben. Die Aufenthaltsdauern der chinesischen Gäste sind jedoch oft zu kurz für zwei Bergerlebnisse. Die in den letzten Jahren rückläufige Anzahl Gäste aus dem Euroraum dürfte den Wettbewerb um die Wachstumsmärkte in Asien verschärfen. Zusätzliche Destinationen aus der Schweiz oder auch aus Österreich werden sich ebenfalls um die Asiaten bemühen. Die bereits in Asien etablierten Destinationen bzw. Berge, welche seit Jahren bzw. Jahrzehnten in den Aufbau dieser Märkte investieren, werden aber ihre starke Position halten können. Das Schilthorn bildet zusammen mit der Jungfrau und Interlaken eine starke und weltbekannte Destination. Eine wesentliche Zusammenarbeit praktizieren Jungfraubahn und Schilthornbahn nicht. Ihre beiden Angebote sprechen grundsätzlich die gleichen Gästegruppierungen an. Das Angebot unterscheidet sich jedoch in Bezug auf wichtige Aspekte: Gletscher (JB) vs. Nicht-Gletscher (SBAG), Schienenbahn (JB) vs. Luftseilbahn (SBAG), Aussicht auf Eiger, Mönch, Jungfrau (SBAG) vs. Mittendrin (JB). Es gilt zu berücksichtigen, dass zur Jungfraubahngruppe neben dem Jungfraujoch noch weitere Erlebnisberge gehören. Als Zweitausflug will sie darum vor allem ihre eigenen Berge vermarkten (und nicht das Schilthorn). Grösster Konkurrent der Region Jungfrau/Interlaken ist die Region Luzern/Vierwaldstättersee/Pilatus/ Titlis. Die Wachstumsgeschichte der chinesischen Gäste ist derzeit etwas ins Stocken geraten. Zum einen drückt die Terrorgefahr die Reiselust der Chinesen. Zum anderen wirkt sich negativ aus, dass Chinesische Gäste für den Eintritt in den Schengen-Raum seit 2016 ein biometrisches Visum benötigen. Derzeit gibt es nur sehr wenige Visa-Center, welche Visa ausstellen können. Diese Knappheit sorgt dafür, dass einige Chinesen mehrstündige Reisen zu den Visa-Centern unternehmen müssen. Hier ist eine Besserung absehbar, da zahlreiche Visa-Center neu eröffnet werden. Inwieweit sich die Angst vor Terroranschlägen in Europa auswirkt, hängt insbesondere davon ab, ob bzw. wie regelmässig weitere Anschläge passieren. Insbesondere chinesische Gäste haben ihre Reiseprioritäten etwas weg von Europa verlagert. Terroranschläge führen dazu, dass Reisepläne innert Wochenfrist geändert werden und es schnell zu Annulationen kommt. Umgekehrt erfolgt eine Beruhigung der Lage erst, wenn es wieder vier bis fünf Monate ruhig bleibt. «Im Geschäft mit internationalen Gruppenreisen wird der Markt von wenigen Unternehmen dominiert.» «Das Schilthorn bildet zusammen mit der Jungfrau und Interlaken eine starke und weltbekannte Destination.» «Die Wachstumsgeschichte der chinesischen Gäste ist derzeit etwas ins Stocken geraten.» Für asiatische Reisegruppen kann die Ausflugsdauer eine wichtige Rolle spielen. Das Schilthorn kann in einem halbtägigen Ausflug besucht werden. Für TouropeOTC-X Research, Schilthornbahn AG, 08.07.2016 Seite 3 OTC-X RESEARCH by rators, welche ihr Reiseprogramm spontan vor Ort zusammenstellen, kann dies von Vorteil sein, da dann mehr Zeit für Shoppingtouren in Interlaken oder Luzern zur Verfügung steht. Beim Shopping seiner Gäste kann der Touroperator von attraktiven Provisionen profitieren. Die Jungfraubahnen arbeiten deshalb auch auf eine Verkürzung ihrer Ausflugsdauer hin (V-Bahn, Rollmaterial, Kreuzungsmöglichkeiten usw.). Bei den Schweizer ästen steht das Schilthorn einer Vielzahl von „Konkurrenzbergen“ gegenüber. Erfolgsfaktoren im Ausflugsgeschäft sind neben der guten Erreichbarkeit eine schöne Aussicht sowie ein vielfältiges Angebot an Freizeitaktivitäten. Was die Aussicht betrifft, schneidet das Schilthorn sehr gut ab. Das Unternehmen wirbt mit dem Slogan „Swiss Skyline Eiger, Mönch Jungfrau“. Die Erlebnis- und Aktivitätenvielfalt konnte die Schilthornbahn in den letzten Jahren deutlich verbessern. Die Erreichbarkeit des Schlithorns aus dem Raum Mitteland/ Bern ist für Tagesausflüge als mittel einzuschätzen. «Bei den Schweizer Gästen steht das Schilthorn einer Vielzahl von Konkurrenzbergen gegenüber.» Die Jungfrauregion ist das grösste Skigebiet im Berner Oberland und weltbekannt. Innerhalb der Jungfrauregion erschliesst die Schilthornbahn die höchst gelegenen Pisten. Es kann darum von einer gewissen Schneesicherheit ausgegangen werden. Allerdings besteht im unteren Teil des Skigebiets noch Nachholbedarf betreffend technischer Beschneiung. Das Problem des Wintersportmarktes ist, dass er in den Stammmärkten Schweiz, Deutschland, Benelux stagnierend bis eher rückläufig ist. Die Destinationen überbieten sich hingegen mit dem Bau von modernen Anlagen, Kapazitätserweiterungen und neuen warmen Betten. Angesichts der stagnierenden Gästezahlen dürfte die Rechnung daher nicht für alle Destinationen aufgehen. Die Jungfrauregion kann sicherlich etwas von ihrer Bekanntheit profitieren. Ein Pluspunkt für Mürren ist sicherlich neben der schönen Landschaft die Autofreiheit. Vor allem für US-amerikanische und chinesische Gäste scheint dies wichtig zu sein. Geschäftsverlauf Das Geschäftsjahr 2015 war für die Schilthornbahn AG (SBAG) ein Rekordjahr. Gegenüber dem Vorjahr (Fünfjahresdurchschnitt 2011-2015) liegen Betriebsertrag und EBITDA 9.7% bzw. 11.5% (8.3% bzw. 29.3%) im Plus. Hauptursache der positiven Entwicklung sind die Nicht-Wintersportler, vornehmlich (Gruppen-) Gäste aus Asien. Dies zeigt sich etwa an der Entwicklung der Sommerfrequenzen der Luftseilbahnen, welche 2015 etwa 22.9% über dem Fünfjahresdurchschnitt liegen. Die Anzahl der Ankünfte auf dem Schilthorn (ohne Wintersportler) stieg gegenüber dem Jahr 2014 um 27.3%. Sorgenkind ist und bleibt das Wintersportgeschäft. Die Winterfrequenzen (ohne Luftseilbahnen) liegen 2015 rund 7.7% unter dem Fünfjahresdurchschnitt. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass sich der Fünfjahresdurchschnitt der Sommerfrequenzen in den letzten Jahren deutlich erhöht hat. Der Fünfjahresdurchschnitt der Wintersportfrequenzen ist hingegen kontinuierlich gefallen. «Das Geschäftsjahr 2015 war für die Schilthornbahn AG ein Rekordjahr.» «Sorgenkind ist und bleibt das Wintersportgeschäft.» OTC-X Research, Schilthornbahn AG, 08.07.2016 Seite 4 OTC-X RESEARCH by Tabelle 1: Ertrag, Gewinn und Ersteintritte im Fünfjahresvergleich ∆ zum 5JØ 5JØ (06-10) 5JØ (10-14) 5JØ (11-15) ∆ zum 5JØ Vorjahr ∆ zum 5JØ (06-10) 2014 2015 ∆ zum Vorjahr Betriebsertrag 24'673 26'716 8.3% 9.7% 23'786 23'650 24'364 3.0% 2.4% Verkehrsertrag 17'232 18'660 8.3% 9.0% 17'056 16'691 17'124 2.6% 0.4% 7'176 8'023 11.8% 29.5% 5'239 5'570 6'195 11.2% 18.2% Sommerfrequenzen LSB 1'452'613 1'709'896 17.7% 22.9% 1'205'213 1'273'568 1'390'785 9.2% 15.4% Winterfrequenzen (ohne LSB) 1'587'325 1'627'247 2.5% -7.7% 1'924'267 1'842'052 1'762'583 -4.3% -8.4% 26.7 26.8 0.4% 3.4% -0.3% 5.7% In TCHF EBITDA Verkehrsertrag pro Ersteintritt (CHF) 24.4 25.9 25.8 Quelle: Geschäftsbericht Die Konkurrenzunternehmen am Pilatus, am Titlis und an der Jungfrau haben im Gegensatz zur SBAG in den letzten Jahren deutlich schneller an Umsatz und Gewinn zugelegt. Die Titlis- und Jungfraubahnen sind im Vergleich zur SBAG noch deutlich stärker im Gruppenreisegeschäft tätig. Beide Unternehmen sind oft in den Reiseprogrammen der asiatischen Tour Operators fix eingeplant, was eine starke, witterungsunabhängige Grundauslastung sichert. Für die SBAG trifft dies noch weniger zu. Das Schilthorn wird von Reisegruppen noch eher spontan besucht und hat daher noch nicht denselben „Massengeschäftscharakter“. Die SBAG profitiert teilweise auch vom Massenandrang bei den beiden Konkurrenten, indem Gruppen aufs Schilthorn wechseln. Im Jahr 2015 ist der SBAG allerdings ein deutlicher Sprung im Geschäft mit den asiatischen (Gruppen-) Gästen gelungen. Das kräftigste Wachstum resultierte bei den chinesischen Gästen. 2012 besuchten 5000 Chinesen das Schilthorn, 2014 waren es schon 35‘000 und 2015 über 75‘000. Selbstverständlich hat auch das nahezu perfekte Sommer- und Herbstwetter zu den guten 2015er Zahlen beigetragen. Neben den Asiaten sind für die SBAG nämlich auch die witterungsabhängigen Nahmärkte von Bedeutung. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass die SBAG die Erlebnisvielfalt entscheidend verbessern konnte. Die SBAG setzt in der Vermarktung konsequent auf die Themen „James Bond“ und „Swiss Skyline“ (beste Aussicht auf Eiger, Mönch und Jungfrau). Die Themenausstellung Bond-World (2013) und der 007 Walk of Fame (2015) konnten auf dem Piz Gloria sehr medienwirksam inszeniert werden. James Bond ist international ein Dauerbrenner und steigert die Werthaltigkeit eines Ausflugs, insbesondere bei schlechtem Wetter. Mit dem Piz Gloria View hat die SBAG im Jahr 2013 eine zweite neue Attraktion in Betrieb genommen. Es handelt sich dabei um eine zusätzliche Aussichtsplattform, welche über einen 80 Meter langen Gipfelweg mit dem Drehrestaurant verbunden ist. Der neue Weg hilft die Gäste an Spitzentagen etwas besser zu verteilen und bietet dem Gast so einen Mehrwert. Diesem Ziel dient auch die Aufwertung der Zwischenstation Brig. Diese soll dem Gast zukünftig immer mehr zum Verweilen dienen. Dazu wurde 2014 eine senkrecht über dem Abgrund errichtete Aussichtsplattform (Skyline Walk) eröffnet. Per Anfang Juli 2016 wurde die Plattform um einen sehr exponierten Rundweg «Die Konkurrenzunternehmen haben im Gegensatz zur SBAG in den letzten Jahrend deutlich schneller an Umsatz und Gewinn zugelegt.» «Das grösste Wachstum erreichte die SBAG bei den Gästen aus China.» OTC-X Research, Schilthornbahn AG, 08.07.2016 Seite 5 OTC-X RESEARCH by ergänzt. Geplant ist auch, dass die Restauration auf der Station Birg mittelfristig im Sommer geöffnet wird. Gerade im Frühling und Frühsommer ist der Piz Gloria oft von Nebel umhüllt. Die Aussichtsplattform in der weniger vom Nebel umgebenen Station Birg soll darum dem Gast die schöne Aussicht besser gewährleisten können. Birg wird unter dem Motto „Thrill“ vermarket. Der Piz Gloria unter dem Motto „Bond“ und „View“. Der Allmendhubel steht hingegen unter dem Motto „Chill“. Auf dem Allmendhubel wurde im Sommer 2014 ein neuer Abenteuerspielplatz eröffnet. Tabelle 2: Unternehmenskennzahlen im Konkurrenzvergleich (in TCHF) Pilatus Rigi Jungfrau Titlis Säntis Schilthorn Betriebsertrag 27'385 17'617 162'761 67'364 13'649 24'364 Verkehrsertrag 16'108 14'428 120'473 42'263 5'157 17'117 EBITDA 7'540 4'193 66'109 31'093 2'146 6'195 Cashflow (Fonds NUV) 7'383 3'967 57'717 26'003 2'217 5'632 EBITDA-Marge 27.4% 23.6% 40.5% 45.6% 15.7% 25.2% Cashflow-Marge 26.9% 22.2% 35.4% 38.7% 16.2% 22.9% Betriebsertrag / AW AV 24.5% 15.0% 17.6% 21.9% 14.6% 17.2% 6.6% 3.4% 6.2% 8.4% 2.4% 4.0% <0 1.1 <0 <0 1.4 0.9 Cashflow / AW AV Nettofinanzschuld / EBITDA (alle Zahlen in TCHF, AW AV = Anschaffungswerte des Anlagevermögens, Ertrags- und Gewinnzahlen basieren auf 5-Jahresdurchschnitt 2011 bis 2015, Titlis: 2010/11 bis 2014/15) Quelle: Geschäftsberichte Die positive Ertragsentwicklung hat sich aufgrund des hohen Fixkostenanteils überproportional auf EBITDA und Cashflow übertragen. Der aktuelle Fünfjahresdurchschnitts-EBITDA liegt 18% über dem Wert vor vier Jahren. Für das Jahr 2015 resultierten Margen von 30.0% (EBITDA) und 28.0% (Cashflow). Diese Werte liegen deutlich über den Fünfjahresdurchschnitten von 25.2% und 22.9%, welche eine klar steigende Tendenz aufweisen. Im Vergleich zur Konkurrenz (Titlis & Jungfrau) liegen die Margen der SBAG deutlich tiefer. Es gilt jedoch bei einem Vergleich zwei Aspekte zu berücksichtigen. Zum einen steht die „nur“ nach den OR-Vorschriften erstellte Rechnungslegung der SBAG im Zeichen der Steueroptimierung. Kleinere Investitionen können direkt über die Erfolgsrechnung gehen und so den EBITDA drücken. Zum anderen haben die untersten beiden Sektionen der Luftseilbahn bis Mürren öffentliche Erschliessungsfunktion. Deren Erträge sind zwar stabil, werfen jedoch keinen Gewinn ab. Tägliche Präsenzzeiten von 18-19 Stunden führen zu hohen Personalkosten. Die ausgewiesenen Margen wiederspiegeln die Ertragskraft der SBAG darum nicht ganz wahrheitsgetreu. Zu berücksichtigen gilt es jedoch, dass die Titlis- und Jungfraubahnen über das Gesamtjahr noch über eine deutlich bessere Grundauslastung verfügen. Dass die SBAG ihre Investitionen weitgehend aus eigener Kraft finanzieren kann, nur eine geringe Schuldenlast aufweist und konstante attraktive Dividenden ausschüttet, bestätigt die starke finanzielle Situation der SBAG. Die zunehmende Verschiebung von Wintersportgästen hinzu Ausflugsgästen wirkt sich sicherlich auch «Die positive Ertragsentwicklung hat sich aufgrund des hohen Fixkostenanteils überproportional auf EBITDA und Cashflow übertragen.» «Titlis und Jungfraubahnen verfügen über das Gesamtjahr noch übere eine deutlich bessere Grundauslastung.» OTC-X Research, Schilthornbahn AG, 08.07.2016 Seite 6 OTC-X RESEARCH by positiv auf die Marge aus. Sowohl der Ertrag pro Gast als auch die Marge sind im Durchschnitt beim Ausflugsgast höher als beim Wintersportler. «Sowohl der Ertrag pro Gast als auch die Marge sind im Durchschnitt beim Ausflugsgast höher als beim Winter- Der Kapitalumschlag (gemessen als Betriebsertrag / Anschaffungswerte Infrastruktur) beträgt für das Jahr 2015 18.9% (5-Jahresdurchschnitt 2011-2015: 17.2%) Das heisst, für das Erzielen von CHF 18.9 Betriebsertrag muss die SBAG CHF 100 an Infrastruktur (Anschaffungswerte) investieren. Dabei handelt es sich um einen guten Wert (Pilatus und Säntis weisen einen deutlich höheren Wert auf. Beide haben allerdings einen deutlich höheren Ertragsanteil der weniger kapitalintensiven Gastronomie. Bei den Jungfraubahnen wirken sich die vielen kapitalintensiven, schienengebundenen Bahnanlagen eher nachteilig aus). Das Verhältnis Cashflow / Anschaffungswerte der Anlagen beträgt im Geschäftsjahr 2015 5.3%. Dies ist ein sehr guter Wert. Mit dem laufenden Cashflow könnten die Anlagen innert 19 Jahren (kontante Anschaffungswerte vorausgesetzt) erneuert werden. Der Fünfjahresdurchschnitt beträgt 4.0% und weist eine steigende Tendenz auf. Jungfraubahnen, Pilatus-Bahnen und Titlisbahnen schneiden noch besser ab. Dies zeigt, dass die erwähnten Konkurrenzunternehmen ihre Infrastruktur derzeit noch besser auslasten als die SBAG. Im Vergleich zu den stärker auf den Wintersport ausgerichteten Unternehmen, schneidet die SBAG allerdings mit einer sehr guten Kapitaleffizienz ab. Die SBAG verfügt über ein gesundes Verhältnis von Infrastruktur und Ertrag, welches teilweise sicherlich auch die Folge von „relativ einfachen“ Bahntypen ist. Per Ende 2015 weist die SBAG ein verzinsliches Fremdkapital von CHF 6.4 Mio. auf. Diesem stehen flüssige Mittel von rund CHF 0.7 Mio. gegenüber. Die Nettofinanzschuld ist somit deutlich geringer als der EBITDA. Die SBAG ist darum nur sehr massvoll verschuldet. Der Eigenkapitalanteil liegt per Ende 2015 bei 54.5%. Aufgrund der Bilanzpolitik der SBAG ist dieser Wert allerdings nur unter Vorbehalt zu betrachten. Im 2015er Jahresabschluss sind Teile der Wintersaison 2014/15 (Januar bis April) sowie Teile der Wintersaison 2015/16 (November, Dezember) enthalten. Über das Gesamtjahr 2015 haben die so genannten Skierdays um ein halbes Prozent zugenommen. Trotz wenig Schnee ist der Dezember 2015 sehr erfreulich für die SBAG verlaufen. Sowohl bei den Frequenzen als auch beim Umsatz resultierten Rekordwerte für den Monat Dezember. Dazu beigetragen haben einerseits sonnenhungrige Ausflugsgäste und andererseits Wintersportler, welche von den höchst gelegenen Pisten im Jungfraugebiet profitieren wollten. Für die gesamte Wintersaison 2015/16 fällt die Bilanz hingegen etwas schlechter aus. Gegenüber dem Vorjahr haben die so genannten Skierdays um 1.7% abgenommen. Schweizweit war der Rückgang -4.9% (Berner Oberland: -2.5%, Graubünden: -6.9%). sportler.» «Sowohl bei den Frequenzen als auch beim Umsatz resultierten Rekordwerte für den Monat Dezember.» Aussichten Im Ausflugsgeschäft ist die SBAG hervorragend positioniert. Als Teil der Destination Interlaken/Jungfrau/Schilthorn gehört die SBAG zu einem der Hotspots der internationalen Touristenströme. Ziel der SBAG ist ein ausgewogener Gästemix, «Im Ausflugsgeschäft ist die SBAG hervorragend positioniert.» OTC-X Research, Schilthornbahn AG, 08.07.2016 Seite 7 OTC-X RESEARCH by welcher eine möglichst hohe Unabhängigkeit von einzelnen Märkten gewährleistet. 2015 wurde die SBAG nun etwas «Opfer des eigenen Erfolgs». Der Anteil der chinesischen Gäste ist von 15% auf 25% gestiegen. Darum macht sich die Geschäftsleitung auch schon Gedanken über neue Märkte. In den USA und in Korea hat man die Marktbearbeitung stark ausgebaut. Zudem hat die SBAG in Südostasien und Australien Verkaufsaktivitäten aufgenommen. Das Ausflugsgeschäft der SBAG liegt per Ende Mai 2016 gegenüber dem Vorjahr leicht im Plus. Zwar spürt auch die SBAG die etwas gedämpfte Reiselust der Chinesen. Die SBAG hat auf dem chinesischen Markt noch eine deutlich schwächere Marktdurchdringung als die Jungfraubahnen oder Titlisbahnen. Entsprechend war sie 2016 bisher in der Lage, die generell schwächere Nachfrage von bestehenden Kunden aus China durch Neukunden aus China zu kompensieren. Bestehende Kunden bzw. Reiseveranstalter bringen weniger Gäste als im letzten Jahr. Dies konnte die SBAG jedoch mit der Akquisition von neuen Kunden kompensieren. Entscheidend für den Jahresabschluss 2016 werden jedoch die Sommermonate sein. Die Erwartungen der SBAG für den Sommer sind daher etwas gedämpft. Die Visa-Problematik der Chinesen wird sich zwar bald entschärfen, doch weitere Terrorattacken (und auch die Flüchtlingskrise) bleiben latente Gefahren. Ein weiterer Terroranschlag in Frankreich hätte auch für den Schweizer Tourismus sehr nachteilige Folgen. Dies vor allem weil der Grossteil der (chinesischen) Reisegruppen auf der Route Rom – Schweiz – Paris unterwegs ist. Sehr positiv entwickeln sich derzeit die Märkte USA und Südostasien. Und im Schweizer Markt ist das Schilthorn in diesem Sommer Teil einer grossen UBS-Promotion. Zudem wurde TV-Werbung geschaltet. Man erwartet daher eine positive Entwicklung bei den Schweizer Gästen. Entscheidend wird diesbezüglich vor allem das Wetter sein, welches im Vorjahr 2015 im Sommer und Herbst nahezu optimal war. Von Vorteil könnte weiter sein, dass Schweizer im Sommer 2015 vermehrt im Inland bleiben. «Die SBAG war in der Lage, die generell schwächere Nachfrage von bestehenden Kunden aus China durch Neukunden aus China zu kompensieren.» «Sehr positiv entwickeln sich derzeit die Märkte USA und Südostasien.» Das Wintersportgeschäft wird voraussichtlich sehr schwierig bleiben. Die letzten Saisons waren durch einen schwachen Euro und meteorologisch schlechte Wintersportverhältnisse geprägt. Was den Wechselkurs betrifft, ist wohl mindestens mittelfristig kaum mit einer spürbaren Erholung zu rechnen. Schnee und Wetter bleiben unberechenbar. Die Chance, dass die nächsten fünf Jahre im Durchschnitt bessere Bedingungen bringen als die letzten fünf Jahre ist zumindest für hoch über Meer gelegene Gebiete gross. Leicht positiv stimmt, dass die SBAG in den letzten beiden Saisons weniger Gäste verloren hat als sowohl die gesamte Jungfrauregion und das Berner Oberland. Gründe für das bessere Abschneiden der SBAG sieht die Geschäftsleitung einerseits in der Höhenlage ihres Skigebiets. Andererseits könnte sich die mit den jüngsten Sommerinvestitionen der SBAG erlangte Aufmerksamkeit auch positiv auf die Anzahl der Wintergäste ausgewirkt haben. Ein wichtiges Zukunftsprojekt ist das Appartement-Hotel „The Myrrhen“. Dieses wird in Mürren in vier Häusern 75 Wohneinheiten mit insgesamt 300 Betten beinhalten. Am 20. Mai 2016 hat der Interlakner Statthalter sämtliche Beschwerden abgewiesen und die Baubewilligung erteilt. Es sind nun drei Beschwerden gegen die Baubewilligung für das Apartmenthotel eingereicht worden. Erfreuli- «Ein wichtiges Zukunftsprojekt ist das Appartement-Hotel ‘The Myrrhen’». OTC-X Research, Schilthornbahn AG, 08.07.2016 Seite 8 OTC-X RESEARCH by cherweise ist Helvetia Nostra (Franz Weber) nicht darunter, sondern ausschliesslich angrenzende Grundbesitzer. Die SBAG ist optimistisch, dass die Regierung des Kanton Bern diese Beschwerden abweisen wird. Bauen soll das Hotel die sich in indischem Besitz befindende Steiner AG. Betreiber soll die MHDB Swiss Resort Management sein. Von Investoren gibt es positive Signale. Unterschriftsreife Absichtserklärungen liegen jedoch noch nicht vor. Dazu ist sicherlich auch die definitive Bewilligung erforderlich. Mit dem Bau würde die Anzahl der warmen Betten in Mürren um ca. 50% von 650 auf 950 steigen. In den letzten Jahren haben Konkurse und ungelöste Nachfragen die Anzahl der warmen Betten in Mürren rund halbiert. „Gute“ Appartement-Hotels scheinen derzeit Potenzial zum Anziehen von neuen Gästen (auf Kosten anderer Destinationen) zu haben. Vergleichbare Projekte wie etwa das Titlisresort in Engelberg oder das neue Reka-Dorf in Blatten/Belalp sind diesbezüglich erfolgreich. Die Region Mürren/ Schilthorn weist sicherlich den Vorteil auf, dass sie im Gegensatz zu vielen anderen Destinationen eine überdurchschnittliche Sommersaison aufweist, was die Jahresauslastung stabilisiert. Zudem sind die Autofreiheit und die relativ hohe Lage über Meer Pluspunkte. Vom Betreiber des Resorts erhofft sich die SBAG die Erschliessung neuer Absatzmärkte. Das Resort soll ca. 50‘000 neue Logiernächte nach Mürren bringen. Die Bergbahnen erhoffen sich davon rund 1 Mio. CHF mehr Verkehrsertrag pro Jahr. Die SBAG wird sich weder am Bau noch am Betrieb des Resorts beteiligen. Ihr gehört jedoch das Grundstück. Ob sie dieses an den Investor verkaufen wird oder im Baurecht abgibt, ist noch nicht klar. Bei einem Verkauf könnte ein Veräusserungserlös von rund 1-2 Mio. CHF anfallen. «Die Bergbahnen erhoffen sich von dem Resort rund CHF 1 Mio. mehr Verkehrsertrag.» In den nächsten Jahren stehen für die SBAG weitere Investitionen in die Angebotssicherung und die Angebotserweiterung an. 2016 ist folgendes geplant: THRILL WALK Felsensteg Birg, Fertigstellung Sanierung/Erweiterung Piz Gloria, Neugestaltung FLOWER TRAIL Allmendhubel. 2017 steht die Erweiterung der technischen Beschneiung in den unteren Regionen des Skigebiets an. Ab 2018 sind Erneuerungen bei den Pendelbahnen geplant. Grundsätzlich lassen sich diese Investitionen alle aus dem Cashflow finanzieren. Wie stark diese Erneuerungen anfallen, und welche Kosten resultieren, wird sich erst im Herbst 2016 zeigen. Bei einem Grossumbau müsste eventuell verzinsliches Fremdkapital in Anspruch genommen werden. Die derzeitige Bilanzsituation lässt dies sicherlich ohne Probleme zu. Im Falle des Baus eines Parkhauses in Stechelberg, was derzeit jedoch nicht zuoberst auf der Prioritätenliste steht, würde ebenfalls verzinsliches Fremdkapital eingesetzt. Aktienkapitalerhöhungen sind keine notwendig. Ob die 2015er Ergebnisse gehalten oder sogar ausgebaut werden können, dürfte wie bereits erwähnt in erster Linie vom Wetter abhängen. Mit ähnlichem gutem Wetter und einer anhaltenden Beruhigung der „Terrorlage“ liegt dies sicherlich im Bereich des Möglichen. Ansonsten wird es schwierig. Im Gegensatz zu einigen direkten Konkurrenten musste die SBAG in den ersten Monaten 2016 keine Rückschläge im Gruppengeschäft verzeichnen. Hier spielt sicherlich eine Rolle, dass die SBAG noch über ein gewisses Aufholpotenzial verfügt. «Ob die 2015er Ergebnisse gehalten oder sogar ausgebaut werden können, dürfte in erster Linie vom Wetter abhängen.» OTC-X Research, Schilthornbahn AG, 08.07.2016 Seite 9 OTC-X RESEARCH by Fazit Aufgrund der in der Bergbahnbranche verbreiteten OR-Jahresrechnungen ist eine Auswertung der Aktienkennzahlen „Kurs/Gewinn“ und „Kurs/Buchwert“ nicht zweckmässig und irreführend. Im Vergleich zu Cashflow und EBITDA (Fünfjahresschnitt) ist die SBAG ähnlich bewertet wie die Jungfrau- und Titlisbahnen. Die Titlisbahnen wären jedoch unter Ausklammerung von Einmaleffekten deutlich höher bewertet. Was die aktuelle Ertragskraft betrifft, kann die SBAG mit den zwei erwähnten Gesellschaften nicht ganz mithalten. Im Jahr 2015 hat man jedoch deutlich aufholen können. Zwei Argumente, welche für die SBAG sprechen, sind: Zum einen ist die Unternehmensführung im Branchenvergleich wohl eher risikoadvers. Ziel ist es, nicht zu abhängig von einzelnen Märkten zu werden. Die risikobedachte Vorgehensweise ist auch im Zusammenhang mit der Zusammensetzung des Verwaltungsrats zu sehen. Die Verwaltungsräte halten (über ihre Familien) die Mehrheit an der SBAG. Zum anderen verfügt die SBAG über Entwicklungspotenzial. Wachstum im Wintersportgeschäft dürfte machbar, aber eher schwierig sein. Im Ausflugsgeschäft besteht hingegen durchaus Potenzial die Kapazitäten noch besser auszulasten. Insbesondere im Frühling und Herbst sowie bei schlechtem Wetter dürfte man gegenüber der Konkurrenz Nachholpotenzial haben. Ein etwas stärkeres Engagement im Gruppengeschäft, welches anvisiert wird, würde die Grundauslastung erhöhen und die Witterungsabhängigkeit noch weiter reduzieren. Für die SBAG spricht weiter, dass sie aktuell im Branchenvergleich wohl am deutlichsten über dem Fünfjahresdurchschnitt liegt. Im Winter dürfte aufgrund der meteorologischen Verhältnisse mittelfristig eine Steigerung möglich sein. Im Bereich von Residenzgästen könnte das «The-Myrrhen-Projekt» eine gute Chance darstellen. «Im Vergleich zu Cashflow und EBITDA ist die SBAG ähnlich bewertet wie die Jungfrau- und Titlisbahnen.» Tabelle 3: Aktienbewertung im Konkurrenzvergleich Anzahl Aktien Kurs Pilatus Rigi Jungfrau Titlis Säntis Schilthorn 26'400 2'400'000 5'835'000 672'000 48'000 35'000 2'469 8 105 397 1'085 1'464 Verzinsliches FK n.a. 6'546 28'974 14'210 11'000 6'390 Enterprise Value 65'172 25'535 638'732 280'994 63'098 57'647 Equity Value 65'172 18'989 609'758 266'784 52'098 51'257 EV / Umsatz 2.38 1.45 3.92 4.17 4.62 2.37 EV / EBITDA 8.64 6.09 9.66 9.04 29.40 9.31 EV / Cashflow 8.83 6.44 11.07 10.81 28.46 10.24 EV / AW AV 0.58 0.22 0.69 0.91 0.68 0.41 Dividende 32.5 0.1 2 8 0 36 1.9% 2.0% 0.0% 2.5% Dividendenrendite 1.3% 1.3% (Kurs und Dividende in CHF, EV und Equity Value in TCHF, Multiples beziehen sich auf 5-Jahresdurchschnitt der Grössen Umsatz, EBITDA bzw. Cashflow, OTC-Kurs entspricht dem volumengewichteten Durchschnitt der letzten 10 Transaktionen) Quelle: Geschäftsberichte, otc-x.ch, money-net.ch Die aktuelle Dividende von 36 CHF ist im aktuellen Umfeld mit einer Dividendenrendite von 2.5% interessant. Hinzu kommt pro Aktionär ein Gutschein für eine Gratisfahrt auf das Schilthorn. Dieser ist in der Woche der Generalversammlung einlösbar. Für den Aktionär mit einem Halbtaxabo entspricht der Gutschein einer geldwerten Leistung von 51 CHF. «Die aktuelle Dividende von 36 CHF ist im aktuellen Umfeld mit einer Rendite von 2.5% gut.» OTC-X Research, Schilthornbahn AG, 08.07.2016 Seite 10 OTC-X RESEARCH by Die guten 2015er Zahlen haben sich auch auf den Aktienkurs der SBAG ausgewirkt. Im den Jahren 2012 bis 2014 schwankte der Kurs grösstenteils zwischen ca. 1050 und 1200 CHF, im Jahr 2015 zwischen ca. 1200 und 1400 CHF. In letzter Zeit wurden konstant Kurse um die 1500 CHF bezahlt. Im ausserbörslichen Markt ist die Ertragslage jedoch nicht der einzige Kurstreiber. Für deutliche Kurssteigerungen wäre sicherlich eine Dividendenerhöhung von Vorteil. Die SBAG gibt keine Auskunft über konkrete Dividendenpläne. Aber wenn sich die Ertragskraft in der Nähe oder leicht unter dem 2015er Niveau stabilisiert, könnte sich die SBAG eine Erhöhung durchaus leisten. 2017 wird sich die Erschliessung des Schilthorns zum fünfzigsten Mal jähren. Ob es dann eine Jubiläums-Sonderdividende gibt, oder ob die „normale“ Dividende auf 50 CHF erhöht wird, ist nur Spekulation. Eine Erhöhung von 36 auf 50 CHF entspräche einer Steigerung um 38%. Zum Vergleich: Das EBITDA-Wachstum der Periode 2010 bis 2015 beträgt ca. 80%. Die Kehrseite der Ausschüttung ist, dass diese Mittel nicht für Investitionen zur Verfügung stehen. Aktuell schüttet die SBAG ihren Aktionären pro Jahr 1.26 Mio. CHF aus. Mit einer Dividende von 50 CHF wäre die jährliche Belastung für die SBAG 1.8 Mio. CHF. Vereinfacht ausgedrückt heisst dies, fünf Jahresausschüttungen (auf erhöhtem Niveau) entsprechen in etwa einer modernen Sesselbahnanlage. Die Aktien der SBAG gehören zwar zu den liquidesten Bergbahnaktien im OTC-Markt. Im Gegensatz zur an der SIX kotierten Jungfraubahn ist die Marktliquidität jedoch gering. Auch die kotierten Titlisbahnen weisen deutlich mehr Marktliquidität auf. Die Aktien der Pilatus-Bahnen sind mit der SBAG vergleichbar in Bezug auf ihre Handelbarkeit. «Für deutliche Kurssteigerungen wäre sicherlich eine Dividendenerhöhung von Vorteil.» «Die Aktien der SBAG gehören zu den liquidesten Bergbahnaktiem im OTC-Markt.» OTC-X Research, Schilthornbahn AG, 08.07.2016 Seite 11 OTC-X RESEARCH by SWOT-Analyse Stärken Schwächen – Gute Sommer/WinterDiversifikation. – Schneesicherheit dank hoher Lage und künstlicher Beschneiung. – Solide Finanzlage, geringe Finanzschulden. – Stabile Ausschüttungspolitik. – Aktionärsfreifahrtsgutschein. – Für ausserbörsliche Verhältnisse reger Aktienhandel. – Kapitalintensität drückt auf Kapitalrentabilität. Chancen Risiken – Schaffung neuer warmer Betten in Mürren durch Verkauf von Grundstück. – Mit dem Grundstücksverkauf können ein substanzieller Veräusserungsgewinn sowie eine nachhaltige Steigerung des Verkehrsertrages erzielt werden. – Klimaerwärmung als Chance: vermehrte Ausflüge in die «kälteren» Bergregionen, hoch gelegene Skidestinationen profitieren. – Weiterer Ausbau im interkontinentalen Geschäft führt zu höherer Auslastung der Anlagen. – Klimaerwärmung als Gefahr: weitere rückläufige Anzahl an Wintersportlern, Steinschlaggefahr usw. – Faktoren, welche die internationale Reisetätigkeit einschränken: Epidemien, Pandemien, Weltwirtschaftskrise, Terror, Krieg usw. – Anhaltende Frankenstärke. OTC-X Research, Schilthornbahn AG, 08.07.2016 Seite 12 OTC-X RESEARCH by Schilthornbahnen AG Bilanz und Erfolgsrechnung nach OR (Auszug) Bilanz 2014 2015 Veränd. in % Flüssige Mittel & Wertschriften 1’278’804 688’710 -46.1 Übriges Umlaufvermögen 2’220’954 2’226’891 0.3 Anlagevermögen 30’456’060 31’779’819 4.4 Total Aktiven 33’955’818 34’695’420 2.2 135’184’599 141’364’021 4.6 kfr. Fremdkapital 7’110’000 8’453’044 18.9 lfr. Fremdkapital 8’656’779 7’346’000 -15.1 15’766’779 15’799’044 0.2 986’000 986’000 0.0 10’500’000 10’500’000 0.0 Allg. gesetzliche Reserven 5’258’155 5’258’155 0.0 Andere Reserven 1’168’356 1’862’846 56.4 0 0 0.0 1’262’528 1’967’338 55.8 Total Eigenkapital 18’189’039 18’896’376 3.9 Total Passiven 33’955’818 34’695’420 2.2 2014 2015 Veränd. in % 24’668’265 26’715’829 8.3 Verkehrsertrag 17’232’890 18’859’876 9.4 Personalaufwand 8’786’604 9’194’716 4.6 Aktiven Ergänzende Angaben Aktiven Gesamtinvestitionen Passiven Fremdkapital Total Fremdkapital Ergänzende Angaben Fremdkapital Rückstellungen Eigenkapital Aktienkapital Gewinnvortrag Jahresgewinn Erfolgsrechnung Nettoumsatz Ergänzende Angaben zum Umsatz Abschreibungen 5’367’103 5’523’419 2.9 EBITDA 7’747’997 8’022’769 12.9 Cashflow 7’127’609 7’490’757 5.1 Finanzaufwand 271’288 254’976 6.0 Steuern 348’522 371’309 6.5 1’760’506 1’967’338 11.8 Reingewinn Quelle: Geschäftsberichte 2014, 2015 OTC-X Research, Schilthornbahn AG, 08.07.2016 Seite 13 Disclaimer Dieses Dokument dient ausschliesslich zur Information. Es wurde durch die Zern & Partner GmbH erstellt und ist zur Verteilung in der Schweiz bestimmt. Es darf im Ausland nur in Einklang mit den dort geltenden Rechtsvorschriften verteilt werden. Personen, die in Besitz dieser Informationen und Materialien gelangen, haben sich über die dort geltenden Rechtsvorschriften zu informieren und diese zu befolgen. Alle Informationen und Daten aus diesem Report stammen aus Quellen, welche die Zern & Partner GmbH für zuverlässig hält. Trotzdem kann keine Gewähr für deren Richtigkeit übernommen werden. Darüber hinaus können Informationen unvollständig sein. Dieses Dokument stellt weder ein Angebot noch eine Einladung zur Zeichnung oder zum Kauf irgendeines Wertpapiers dar, noch enthält dieses Dokument oder irgendetwas darin die Grundlage für einen Vertrag oder eine Verpflichtung. Dieses Dokument wird Ihnen ausschliesslich zu Ihrer Information zur Verfügung gestellt und darf nicht reproduziert oder an andere Personen weiterverteilt werden. Eine Anlageentscheidung hinsichtlich irgendwelcher Wertpapiere des Emittenten muss auf Grundlage eines Verkaufsprospektes erfolgen, der vom Emittenten genehmigt und bei der zuständigen Aufsichtsbehörde hinterlegt ist, und darf nicht auf der Grundlage dieses Dokumentes erfolgen. Die in diesem Dokument besprochenen Anlagen können für den einzelnen Anleger je nach dessen Anlagezielen und finanzieller Lage nicht geeignet sein. Anleger sollten vor der Erteilung eines Auftrages in jedem Fall mit ihrer Bank, ihrem Broker oder ihrem Anlage- oder Vermögensberater Kontakt aufnehmen. Die Zern & Partner GmbH und/oder ihre Repräsentanzen, Anteilseigner, Führungskräfte und/oder deren Angestellte können eine Long- oder Shortposition in dem beschriebenen Wertpapier und/oder Optionen, Futures und andere Derivate, die auf diesem Wertpapier basieren, oder andere Anlagen, die sich auf in diesem Bericht veröffentlichte Ergebnisse beziehen, halten. Anteilseigner der Zern & Partner GmbH können diese Wertpapiere am offenen Markt für Kunden oder für eigene Rechnung kaufen und/oder verkaufen. Weiterhin können Zern & Partner und/ oder ihre Tochter- oder Beteiligungsgesellschaften die in diesem Bericht genannten Gesellschaften beraten oder bereits beraten haben und, soweit im Rahmen gesetzlicher Vorgaben erlaubt, die beinhalteten Informationen und/oder Analysen bereits vor deren Veröffentlichung für eigene Zwecke genutzt haben. Die Zern & Partner GmbH und die BEKB | BCBE sind nicht verantwortlich für Konsequenzen, speziell für Verluste, welche durch die Verwendung oder die Unterlassung der Verwendung aus den in diesem Bericht enthaltenen Meinungen und Rückschlüssen resultieren oder resultieren werden. Die Zern & Partner GmbH ist ein unabhängiges Medienunternehmen, an dem die BEKB | BCBE keinerlei Beteiligungen hält. Die Analysen werden von den Mitarbeitenden unabhängig und ohne Einfluss der BEKB | BCBE erstellt. Für den Inhalt ist einzig und allein die Zern & Partner GmbH verantwortlich. Der Wert der Anlage, auf den sich dieser Bericht bezieht, kann entweder direkt oder indirekt gegen die Interessen des Anlegers fallen oder steigen. Wenn eine Anlage in einer Währung oder basierend auf einer Währung getätigt wird, die sich von derjenigen Währung, auf die sich dieser Bericht bezieht, unterscheidet, können Wechselkursschwankungen einen nachteiligen Effekt auf den Wert, den Preis und den Erfolg der Anlage haben. Preise und Kursentwicklungen aus der Vergangenheit geben keine Hinweise auf die zukünftige Entwicklung der Anlage. Die Zern & Partner GmbH und die BEKB | BCBE übernehmen keine Garantie dafür, dass der angedeutete erwartete Ertrag oder allfällig genannte Kursziele erreicht werden. Änderungen in den relevanten Annahmen, auf denen dieser Bericht basiert, können einen materiellen Einfluss auf die erwarteten Erträge haben. Der Erfolg aus Anlagen unterliegt Marktrisiken. Weder dieses Dokument noch eine Kopie davon darf in die Vereinigten Staaten von Amerika oder in deren Territorien oder Besitzungen gebracht, übertragen oder verteilt werden. Die Verteilung dieses Dokuments in Kanada, Japan oder anderen Gerichtsbarkeiten kann durch Gesetz beschränkt sein und Personen, in deren Besitz dieses Dokument gelangt, sollten sich über etwaige Beschränkungen informieren und diese einhalten. Jedes Versäumnis, diese Beschränkung zu beachten, kann eine Verletzung der US-amerikanischen, kanadischen oder japanischen Wertpapiergesetze oder der Gesetze einer anderen Gerichtsbarkeit darstellen. Information zu Verflechtungen: Der Autor dieser Studie ist nicht mit dem untersuchten Unternehmen in irgendeiner Weise verflochten, weder über Beteiligungsbesitz, wesentliche Forderungen, Mandate oder verwandtschaftliche Verhältnisse. Der Verfasser dieser Studie sowie die damit vertrauten Personen dürfen vier Wochen vor Erscheinen der Studie sowie bis zu zwei Wochen nach Erscheinen dieser Studie keine Transaktionen in den Aktien tätigen.
© Copyright 2024 ExpyDoc