Juli 2016 Der Bankerlsitzer Seite 1 Der Bankerlsitzer Rudersdorfer Dorfzeitung www.bankerlsitzer.at [email protected] Herausgegeben von Peter Sattler Rudersdorf im Juli 2016 Einmal gehts noch. Die Periode des Bankerlsitzers neigt sich aus Altersgründen dem Ende zu. In der Dörflichkeit blieb in der raschen Entwicklung der letzten Jahre kein Stein auf dem andern. Noch gibt es Erinnerungen an das alte Dorf, die erzählt werden sollen. Noch kennt sich ein Teil der Rudersdorfer, wenigstens vom Vorbeifahren. Eine siebzigjährige Friedensperiode verwöhnte die Menschen. Die Arbeit am schönen gemeinsamen Rudersdorf ist den Leuten egal. Landschaftsverbauungen tragen neue egoistische Blüten, die Lafnitz und der Mühlenbereich wurden zugrunde gerichtet. Was der Bürgermeister und der Rat der Ahnungslosen beschließen, ist den meisten auch gleichgültig, nur wenn es um Nachzahlungen geht, hört man ein gewisses Ächzen. Die Baukultur trägt zum größten Teil die Siedlungsgenossenschaft Oberwart. Sie schafft leistbare Wohnungen, die sich vom Dorf abwenden und in sich kehren. Wohnzimmer, Bad, Großflachbildfernseher und alles zum Träumen von Urlaub und Swimmingpool. Die Jugend zeigt sich an alldem nicht interessiert. Sie strebt ihre unverbindliche Existenz anderswo an. In Wien, Hongkong, NY, LA, Silicon Valley, Seattle, Kopenhagen oder so. Triste für die Daheimbleibenden aber vielleicht frei werdender Lebensraum für neue Kulturen. Peter Sattler Lange Zeit nicht einmal ein Knallfrosch und dann ist doch noch was Die Dorfpolitik plätschert ruhig dahin. Es gibt kaum diskussionswürdige Ereignisse, keinen Aufreger, keinen Knaller, nicht einmal Knallfrösche. Höchstens das müde Fauchen eines nass gewordenen Schweizerkrachers. Die S 7 ist in Warteposition. Hinausgeschoben ist nicht aufgehoben. Die Pläne sind fertig, der Wald am Tunnelausgang gerade noch vor dem Ablauf des Rodungsbescheides gerodet. Die Markierungselemente neigen sich aus dem Lot und werden im Boden versinken. Der UVP - Bescheid liegt wenig behandelt seit März 2015 beim Bundesverwaltungsgerichtshof. Am Geld fehlt es nach wie vor. Baubeginn soll 2016/17 sein, heißt es. Fertigstellung, so haben wir gelesen, soll 2014 gewesen sein. Alles andere steht in den Sternen. Das gilt zunächst für den Bauabschnitt Großwilfersdorf - Dobersdorf. Dasselbe Theater wird für den Bauabschnitt Dobersdorf - Heiligenkreuz gespielt werden, wenn die Allianz gegen den Bau der S7 nicht einschläft. Oder aber das Projekt wird demnächst überhaupt aus dem Bundesstraßengesetz genommen. Die bisher aufgelaufenen Kosten sind noch immer ein Lercherldarmwind gegen die eines tatsächlichen Straßenbaues und einer Dorfumtunnelung. Die Verkehrszählungen müssten ein vermindertes Verkehrsaufkommen feststellen, denn in Rudersdorf kann die Straße von Fußgängern wieder überquert werden. Nachts ist es überhaupt ruhig. Dass der neue Bundeskanzler ein Eisenbahner ist, könnte einen Einfluss auf die Vorrangigkeit des S7 Seite 2 Der Bankerlsitzer Projektes haben. Und die Flüchtlingsintegrationspolitik, die Wohnungen für die Neuankömmlinge bereitstellen muss. Die Schulden der Gemeinde haben noch nie jemanden gekratzt. Das Aufzeigen der roten Zahlen hat noch nie der Opposition geholfen. Die Zinszahlungen in der Höhe der Kosten eines Feuerwehrautos gleichfalls nicht. Der Gemeinderat ist bis auf sehr wenige Ausnahmen wie üblich auf Tauchstation. Künftige Wahlen werfen noch keine Juli 2016 Schatten voraus. Es gibt keine erkennbaren Fürund Gegenströmungen zu irgendwelchen Themen. Die Gleichgültigkeit der Bevölkerung wird als Zustimmung angesehen, dass man so weitermachen soll. Und dann sickert durch, dass der BGM F. E. Tauss in den nächsten Tagen seinen Rückzug einzuleiten scheint. Pension als Oberamtsrat, Elfipension, Parteiobmann - Aus und Nachfolgerfrage stehen vor der Tür. Kollege Erwin Hafner hat ähnliche Pläne. Gastronomen in Ruhe FAQ, die häufig gestellte Frage lautet: „Was macht denn der/die… eigentlich jetzt?“ Gemeint sind die alten Gastwirte, der Schabhüttl Hermann, die Sifkovits Wittie, die Leitgeb Christl, der Kogelmann Ewald, der Pfingstl Karl, der Rinnhofer Bruno. Sie haben allesamt das Dorf jahrzehntelang geprägt bzw. haben es durch die Zeiten begleitet. Erfreulicherweise darf man antworten, dass es ihnen allen gut geht und sie alle im Dorf ihren Ruhestand genießen. Die altgedienten Wirte schafften es nicht, sich ganz vom Dorf zu lösen. Es tut ihnen scheinbar gut, ihre ehemaligen Gäste um sich zu wissen. Hermann Schabhüttl lebt mit Mutter Ella im hinteren Teil des Gasthofes, den er an die Familie Balazsic verpachtet hat. Er besucht gelegentlich den alten Rudersdorfertisch im Haus. Seine Lebensabschnittspartnerinnen bezog er aus dem Ostblock. „Sie sind in der Erhaltung billiger“, glaubt er. Die gegenwärtige Freundin Renate besucht er per Eisenbahn in Prag. Hermann hat kein Auto. Einen Fettabscheider, wegen des er in Pension gegangen ist, gibt es noch nicht im Hausabflusssystem. Wittie Sifkovits feierte am 12. Juni den 69er. Sie lässt mit ihrem Franzi (80), kein Fest in Rudersdorf aus und unterstützt immer noch einige Vereine mit Hilfe ihrer vielen Kontakte. Christine Leitgeb ist verwitwet und arbeitet im „alten Weinstock“ als Frühstücksbetreuerin und Kräuterlieferantin mit. „Nebenbei“ macht sie viele Reisen in alle Welt. Sie war die erste „moderne“ Wirtin, bei der es vor oder nach dem angeschlossenen Kino einen Wurlitzer zu bedienen gab. Für das kleine Essen wurden belegte Brötchen mit Schinken, Mayonnaise, Ei, Gurkerl und Seehasenrogen angeboten. Juli 2016 Der Bankerlsitzer Ewald Kogelmann, Pfeffermüller und Meister der kurzen Küche genießt sein Refugium und den Rotwein am Strobl Riegl. Vormittags macht er zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter mit Frau Edda Rundherumspaziergänge. Sonntagsvergnügen bereitet ihm die Einkehr beim Pfingstl, wo er auf alte Freunde trifft. Edith und Karl Pfingstl haben ihr Haus Neu im Tausoleum ist Judith Rosenberger. Sie wird ab 1. 1. 2017 die Amtsleiterin der Gemeinde Rudersdorf sein. Judith, geb. Kinzl, stammt aus der südburgenländischen Großfamilie Strauss. Die Rudersdorferinnen Mathilde Murlasits und Maria Kerschbaum darf sie ihre Großtanten nennen. Bekannte Stationen: Aufgewachsen in Stegersbach, Ausbildung zur Amtsfrau in Eisenstadt mit Abschluss der Gemeindeverwaltungsdienstprüfung. Dienststellen in Heiligenkreuz und Jennersdorf, Erwerb des Brunnerschusterhauses von Schimpl Christine (Norbert) und Hochzeit im Schlosspark Rudersdorf mit dem Musiker Martin Rosenberger. Alles hat sich einfach wie von selbst so ergeben, sagt sie. Seite 3 erfolgreich an Manuel und Kathy Weber übergeben. Sie dürfen sich freuen, dass sich die beiden so engagieren und dass es so gut weitergeht. Wenn nicht Urlaub oder Reisen angesagt sind, kommen Karl und Edith gern als Gäste „herüber“, denn sie wohnen gleich nebenan. Karl und Edith führten ihr Lokal am Pass zwischen Weichenberg und Kuhberg im Stil eines gepflegten Ausflugsrestaurantes mit Rudersdorfer, Neusiedler und Limbacher Stammpublikum. Der Bruno Rinnhofer ist aufgeblüht, nachdem er das Parkkcafe aufgegeben hat. Am Kartentisch, auf Reisen und mit seiner Enkelin, der „kleinen Gerti“ zieht er durch die Pensionszeit. Das Gastromanagement wie Grillabend, EM - Public Viewing oder Hausbälle vermisst er nicht. In Erinnerung ist er uns durch die vertrauenswürdige Art in der er uns wie ein alter Wiener Ober entgegenkam. Gelernt hat er das im altösterreichischen Hotel Südbahn am Semmering. Seite 4 Der Bankerlsitzer Juli 2016 Die Lahnkinder Ihr Spielplatz ist die Lahn unmittelbar vor oder hinter ihren Wohnhäusern. Sie haben dort erste elementare Erlebnisse mit Hitze, Frost, Hochwasser und drohenden Gefahren in der Natur, sie lernen Tiere und ihr Verhalten kennen, dürfen Pflanzen beobachten, im Sand graben und Wasser verschütten, soviel sie wollen. Sie immunisieren und therapieren sich gegen vielerlei Allergien und können sich nach Herzenslust und mit Geschrei austoben. Sie sollen sich, so wünschen wir es alle, später einmal an eine glückliche Kindheit erinnern. Emma Ebenberger, Eva Mayfurth, Nina Ebenberger, Lena Gamauf, Jana Spörk Pflegemutter Selbstjustiz Unbekannte haben dem gänsehaltenden Bankerlsitzer wie im Vorjahr eine erschlagene Junggans vor den Garten gelegt. Sie war vielleicht dort, wo sie nicht sein hätte sollen. Anzeige wegen Tierquälerei und Sachbeschädigung wurde erstattet. Alexandra durfte einen Tag lang Pflegemutter spielen. Ein Ganserl war beim Schlüpfen sehr geschwächt und sollte aufgepäppelt werden. Es wurde sehr zutraulich. Bedenken gab es wegen der Umprägung auf die Menschenmutter, aber das Kleine bedankte sich bei der Rückgabe mit einem rührenden Blick bei Alexandra und lief zu den Geschwistern. Juli 2016 Der Bankerlsitzer Haus für Bienen Bruno Germann war Obmann des Imkervereines Rudersdorf. Nach der Amtsübergabe an Alfred Bischof begann er mit dem Bau eines besonders ausgeformten Bienenhauses, das nach historischen Plänen als Grundriss annähernd ein Schweizerkreuz aufweist. In viereinhalbjähriger Bauzeit schaffte es der prä- Bruno und Pepsch Germann - König vor dem Bienenluxushotel. Seite 5 zisionsgewohnte Schweizer bei Einsatz von nur 700 Euro, das Haus zusammenzubauen. Mehrmals zusammenzubauen, denn die einzelnen Teile wurden schon im Keller genau aneinandergepasst, sodass für den reibungslosen Aufbau im Freien nur mehr 8 Stunden notwendig waren. Auflagen für Bruno waren, dass ein Einzelteil nur 10 kg wiegen durfte, mehr soll er nicht heben, und dass der Materialaufwand möglichst gering gehalten wurde. Das Haus beherbergt 9 mehrstöckige Bienenbeuten, die von einem Drehsessel aus bedient werden. Der Eingang liegt nordseitig. Die Fenster sind so konstruiert, dass Bienen, die beim Öffnen des Stockes herausfliegen, durch Schlitze ins Freie finden. Der aufgesetzte bunte „Wespenturm“ sorgt für Belüftung und Kühlung. Die Installierung der Völker, die noch daneben stehen, ist gerade deswegen gar nicht so einfach. Ein Umstellen der Stöcke um wenige Meter würde größte Verwirrung auslösen. Daher werden die Bienen nach dem Honigschleudern für mehrere Tage 3 km weit weggesiedelt, um später wieder in der Nacht ins neue Heim zurück gebracht zu werden, wo sie sich frisch orientieren. Limbach Das ist Limbach heute. Leute, die vor 20 Jahren ausgewandert sind, würden ihren Ort nicht mehr wieder erkennen, so schnell ging die Ablöse der Bauernhäuser durch komfortable, poolausgestattete Siedlungen vor sich. Hier blühte einst die Trollblume auf der Wiese, jetzt tut es der Beton. Ganz links stehen noch Reste vom ehemals stattlichen Neubauerhaus. Gegenüber stehen OSG Siedlungsblöcke. Davor passieren bunte Nordic Walker, Zwerg- und Riesenhunde. Seite 6 Der Bankerlsitzer Juli 2016 Alte und neue Dorfansichten Keine Freundlichkeit bieten die neuen Bauten in Rudersdorf dem Vorbeiziehenden. Im totalen Antistyling wenden sie der Straße das Hinterteil zu, sie verstecken sich hinter Autoschuppen und angelegten Betonwüsten. Bilder aus der Bronx zeugen von Abschottung und totalem Rückzug in heimliche Hinterhöfe. Von einem Dorf will man, so sieht es aus, nichts wissen. Verglichen mit der Postdorferneuerungsbauweise strahlen die alten Häuser noch Vertrautheit aus. Sie wenden ihr Gesicht der Öffentlichkeit zu und versprechen trotzdem heimeliges Wohnen, was sie auch halten. Unansehnliche, ja hässliche Dorfansichten sind das Ergebnis einer nichtssagenden planlosen Dorferweiterungskultur. Diese hat mit Dorferneuerung nichts zu tun. Baubehörden und Raumplanungen wurden bei der Schaffung solcher unfreundlicher Grässlichkeiten bestimmt nicht übergangen. Jetzt wissen wir wenigstens, wie schön unsere alten Häuser sind. Juli 2016 Der Bankerlsitzer Seite 7 Am deutlichsten zeigt sich die Disharmonie in der Gegenüberstellung der alten und neuen Bauten im Ortszentrum. Sie kommunizieren trotz Spiegelfenster nicht miteinander. Wie vom Rat der Ahnungslosen beschlossen, wird nun dem Weichenberg der Garaus gemacht. Der einstmals grüne Hügel, mit 380,2 m die höchste Erhebung des Dorfes, hat keinen Sinn mehr in unseren Tagen und wird zur exklusiven Wohnsiedlung degradiert, für die, die allen Stürmen trotzen und weit in unsere Landschaft schauen wollen. Möglichst vom Pool aus, der zum wichtigsten Bauelement zu werden scheint. Die skurrile Situation des zweiten Häuslbauers nach der Gipfelbesetzung: Sein Bauplatz liegt etwas tiefer, und er muss höher bauen um den Styrian Sunsplash hinter den Hügeln zu erblicken, was mit sich bringt, dass er den Nachbarn auch in „das“ Pool schauen könnte, was wieder nur mehr mit einer Aufstockung oder Abdeckung zu verhindern wäre. Würde sich der unterhalb Liegende selbst einen Pool auf dem Dach leisten, bliebe er uneingesehen Textilfreikönig, könnte ganzjährig baden und sich sprichwörtlich freuen wie sein schneeiger Kollege. Die landschaftsliebenden sanften Touristen werden sich in Bewunderung ergehen, wenn sie mit dem E-Bike aus Neusiedl kommend bergaufblickend den Weichenbergpass anstreben und - auch sowas wollen. Ein paar Plätze sind ja noch frei auf der grünen Wiese. Um den Preis eines Mittelklassewagens sind sie zu haben. Ist der Berg dann zur Gänze zersiedelt, nimmt er seine Würde zurück und übrig bleibt der Eindruck von Badehütten und Schrebergartenhäuserln. Seite 8 Der Bankerlsitzer Juli 2016 Leute Erich Brunner Seine Geschichte ist zu Ende. Erich Brunner wurde am 14. 12. 1932 in Wien geboren und er verstarb am 30.12. 2014 in Havanna. Sein außergewöhnlicher Lebenslauf machte auf ihn aufmerksam. Aurelia Brunner gebar ihn nach einem Aufenthalt in Kuba in Österreich. Die Kinderzeit verbrachte er bei seinem Großvater in Rudersdorf, weil seine Mutter an einer Geisteskrankheit litt und einem Euthanasieprogramm zum Opfer fiel. Ihre letzten Stationen waren Baumgartnerhöhe, damals Wagner - Jauregg Krankenhaus, Ybbs und die Tötungsanstalt Hartheim. Erich lernte nach dem Krieg den Beruf eines Kaufmannes in Gleisdorf und wurde vom Vater als 20jähriger nach Kuba geholt, weil dieser seinen Sohn nicht in dem damals ärmlichen Österreich aufwachsen lassen wollte. Erich wurde Kubaner, lernte die Sprache und verdingte sich als Übersetzer und Lehrer für Maschinschreiben. Er blieb aber auch Österreicher. Die Frau verstarb, der Sohn wanderte nach Spanien aus und die Tochter lebt zurzeit in Graz. Seinem Wunsche gemäß soll seine Asche in Rudersdorf beigesetzt werden. Bürgermeister F. E. Tauss ließ auch schon eine Urnenstelle vorbereiten. Der Transport der Asche ist aber sehr teuer und es werden offizielle Wege gesucht, diesen auch baldigst durchzuführen. Ist die Botschaft dazu imstande? Beim Heimatbesuch 1994, Erich wurde von der Gemeinde eingeladen, intensivierten sich die Kontakte der Rudersdorfer zu ihm wieder und bestanden bis zu seinem Ableben. Aufgrund der wieder veröffentlichten Geschichte Erich Brunners im Profil dieses Jahres erreicht den Bankerlsitzer über den Profilredakteur Clemens Neuhold folgendes Schreiben: Datum: 25. Jänner 2016 14:51:36 MEZ An: „‘[email protected]‘“ <neuhold. [email protected]> Betreff: Erich Brunner: Ein Leben zwischen Hitler und Che Sehr geehrter Herr Neuhold, Juli 2016 Der Bankerlsitzer ich habe den interessanten Beitrag über Erich Brunner gelesen. Leider sind Ihnen bezüglich seiner Mutter Aurelia einige historische Fehler unterlaufen. Sie schreiben, dass sie vom AKH in die Nervenklinik Wagner-Jauregg in Linz überstellt wurde. Die Baumgartnerhöhe war damals nach Wagner-Jauregg benannt, nicht jedoch die Einrichtung in Linz, die hieß damals Niedernhart. Weiters schreiben Sie, dass Aurelia Brunner als „lebensunwert“ in Dachau getötet wurde. Sie war Patientin Am Steinhof in Wien, wurde nach Ybbs überstellt und von dort am 9. Oktober 1940 in die Tötungsanstalt Hartheim, wo sie ermordet wurde. Herzliche Grüße, Peter Eigelsberger Seite 9 Dokumentationsstelle Hartheim des OÖLA/ Documentation Centre Hartheim Mag. Peter Eigelsberger Schlossstraße 1 A-4072 Alkoven Tel.: +43/(0)/7274/6536/574 Fax.: +43/(0)7274/6536/548 Öffnungszeiten/office hours: Mo-Di 09:00 - 17:00 Uhr, Mi 08:30 - 12:30 Bilder gegenüberliegende Seite: Erich Brunner in Havanna (l. u.). In Rudersdorf hatte er viel Interessantes zu erzählen (r. o.). Auf dem Krankenbett, eine Woche vor seinem Ableben, las er einen Brief des Bankerlsitzers (r. u.). Das Handyfoto übermittelte sein Nachbar Jose Reyes Zamora. Kaltenbrunner Jägerfrauen bereiten Wild zu Jagdleiter Hermann Deutsch machte den Jägerfrauen des Jagdvereines Deutsch Kaltenbrunn das Angebot, sich von Meisterkoch Helfried Reichl in der Wildzubereitung unterweisen zu lassen. Die Nachfrage war groß und im ersten "Seminar" machten 6 Teilnehmerinnen mit, die gemeinsam Rehrücken zubereiteten. Auf herbstlichen Salaten an Himbeervinaigrette. Dazu gab es Lasagne mit Pilzen und eine auf Heu geschmorte Rehkeule. Nachspeise waren Topfenknödel mit Kastanienfülle. Gemeinsam mit den Jägern setzten sich die Köchinnen dann an den Tisch, um darüber ausführlich zu plaudern. Hermann Deutsch: "Dem Pilotprojekt müssen bei so einem Zuspruch weitere folgen. Unser Wildfleisch hat hohe Qualität und ist ein knappes Gut". Rotweine rundeten den Abend ab. Im Bild Helfried Reichl und die Jägerfrauen: Kerstin Lang, Brigitte Staber, Gabi Deutsch, Berti Issovits, Anita Wolf, Sabine Sattler. Seite 10 Der Bankerlsitzer Juli 2016 Fleischweihe 2016 Die Menschen in Rudersdorf stimmten sich auf das Osterfest ein. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung segnete Pfarrer Viktor Oswald am Karsamstagnachmittag die mitgebrachten Fleischkörbchen in und vor der Kirche. Abends wurde noch das Osterfeuer der Feuerwehr bestaunt. Artinger Ingrid, Prinner Gerhild, Eichner Anna, Weber Luisi, Weber Gerti und Paczona Sigrid haben ihr Fleischkörberl mit schönen Sticktücherln abgedeckt. Josef Kainz, 1929 - 2016 Josef Kainz kam einjährig mit dem Namen Josef Wagner nach Rudersdorf und wurde im Hause Kainz am Portal des Schattentales (Hollergraben) aufgenommen. Er wuchs als Jungbauer in die Dorfgemeinschaft und stellte ihr langjährig seine Dienste zur Verfügung. Bei der Feuerwehr wurde er tragendes Mitglied. Zuerst Maschinist und dann einer der ersten Sanitäter, was er auch beim Roten Kreuz war. Die soziale Gesinnung wurde vom Enkel Patrick übernommen, der schon seit einigen Jahren der Kommandant der Rudersdorfer Feuerwehr ist. Der Rudersdorfer Jägerschaft stellte er das geeignete Grundstück für den Bau der Hubertuskapelle zur Verfügung, die er als gläubiger Mensch selbst gerne zum Gebet nutzte. In einem Winkel der Kapelle stellte er eine Marienstatue zur Meditation auf. Leider bescherte das Schicksal dem im Leben sehr rechtschaffenen und aktiven Menschen am Ende eine lange leidvolle Krankheit. Den Jägern fiel beim Begräbnis dazu kein Wort ein. Vielmehr reagierten sie mit Stumpfsinn. Jagdleiter Weber schwieg, Die Pächter Wogg und Sach fehlten. Als die Waidmänner dann zum Totenmahl geladen wurden, war es nur mehr peinlich und beschämend für sie. Oberst Walter Fritz bereitete dem Verstorbenen einen würdigen Nachruf. Josef Kainz 24. Jänner 1929 8. April 2016 Juli 2016 Der Bankerlsitzer Seite 11 Rudolf Hartl, 14. 08. 1918 - 27. 03. 2008 Hartl Rudolf kam aus Deutsch Kaltenbrunn und heiratete die Rudersdorferin Winter Maria. Diese war die Tochter der Kauffrau Winter Julie, die am Ende der heutigen Sattlerstraße ihr Geschäft hatte. Das Hartlgeschäft war an der Stelle der heutigen Glaserei Bauer. Rudolf Hartl war leidenschaftlicher Kaufmann. Gemischtwarenhändler. Der Laden war von 0600 Uhr morgens bis 1800 Uhr abends geöffnet. Es gab alles, was man als Dörfler brauchte. Lebensmittel, Getränke, Schrauben, Kleider, Wäsche, Wolle, Wetzsteine und Kuhketten, Nägel und Sensen, Hämmer und Zangen, Maulkörbe und Kälberstricke. Peitschen, Wagenschmiere, Marmelade, Textilien, Petroleum, Rum und zu jeder Zeit Wurstsemmeln und Coca Cola in Dosen. Rudolf Hartls Liebe galt der Violine. Der Sohn Hannes verwahrte sie bis 2016 und übereignete sie den Rudersdorfer Streichern, bei denen er sie würdig behandelt weiß. Die Geige hat keine Meistersignatur, ist aber im Klang hervorragend und wird bei einem der nächsten Auftritte des Ensembles zu hören und zu sehen sein. Verschönerungsverein Die Frauen des Verschönerungsvereines Rudersdorf pflegen die im Dorf verteilten Blumenbeete. Sie beweisen die richtige Hand dafür und den besagten grünen Daumen. Für jede Jahreszeit gibt es die geeignete Dekoration. Dafür ernten sie Lob, Bewunderung und Nachahmung. Renate Mautner ist die Obfrau des aktiven Verschönerungsvereines, der sich mit Gemeindeunterstützung und Mitgliedsbeiträgen erhält. Renate wird von ihrem Mann Josef kräftig unterstützt. Im Bild Renate Mautner und Gerti Rinnhofer beim Auspflanzen der Sommerblumen. Seite 12 Der Bankerlsitzer Juli 2016 Feuerwehrdamen Rdf. - Berg präsentieren Erfolge Die Damen der FF-Rudersdorf-Berg dürfen stolz auf eine sehr erfolgreiche Wettkampfsaison 2015 zurückblicken. Siege, persönliche Bestleistungen, die schnellste Angriffszeit einer österreichischen Damengruppe von 35,9 sec und als Höhepunkt die Titelverteidigung des doppelten Bezirks- und Landessieges 2016 zählen dazu. Vorbereitungen auf das Großereignis Bundesbewerb im September in Kapfenberg sind bereits in vollem Gange. V. l: Thier Kathrin, Weber Klaus, Seinitz Birgit, Weber Silke, Holler Lisa, Weber Karin, Weber Nina, Bruckner Jessica, Ernst Lena, Leitgeb Natascha, Schnecker Steffi. Tag des Pferdes Am 1. Mai wurde wieder zu faszinierenden Vorführungen mit Pferden auf den Zuchthof Winter geladen. Patronanz Dietrich Sifkovits. Unten links Corina Knittelfelder mit ihrem Traumandalusier Negro bei der Levade am langen Zügel. Rechts unten Tierarzt Klaus Fischl mit seinen feurigen Noriikern und dem Marathonwagen unterwegs auf der Sandpiste. Juli 2016 Der Bankerlsitzer Seite 13 Maibaumaufstellen hat sich zum gesellschaftlichen Ereignis entwickelt. Während man in Rudersdorf mit neuen Traktoren und Hydraulikhebern arbeitet, haben die Dobersdorfer den Ehrgeiz, es mit Muskelkraft und herkömmlichen Stützstangen zu schaffen. In Dobersdorf spielten, das Geschehen begleitend, zwei Musikanten, in Rudersdorf die ganze Marktmusikkapelle und sogar der Schülerchor sang. Steht der Maibaum, gibt es einen kleinen Um- trunk und die Walpurgisnacht bricht aus. Die Blocksberge, wo sich Hexen und Teufel in dieser Nacht treffen, sind in Rudersdorf wegen Verbauung nicht mehr verfügbar, Dobers- dorf hat keine Berge. Die Romantik muss Abstriche machen oder die Hexen müssen weiter wegfliegen, um zum Tanze aufgeführt zu werden. Nach Henndorf, Maria Bild oder Krobotek. Seite 14 Der Bankerlsitzer Juli 2016 Tobias Schweinzer bringt frischen Schwung in den Gemischten Chor Rudersdorf Obmann Norbert Führenstahl und der neue Chorleiter Tobias Schweinzer. Der Gemischte Chor Rudersdorf blüht auf. Er hat durch den jungen Chorleiter neuen Schwung und eine ansehnliche Stärke bekommen. Am 4. Juni fand im Kulturhaus Rudersdorf mit der Dobersdorfer Klangwolke ein Liederabend statt. Kleine Vorgeschichten dazu gibt es schon. Der Männergesangverein ist schon vor Jahren auf ein Doppelquartett geschrumpft. Die Sänger wurden bald darauf in den Gemischten Chor aufgenommen. Das ging überraschend gut. Als sich die Chorleiterin Grete Goger in den Sopran zurückzog wurde intensiv ein Dirigent gesucht. Nach vorübergehender ungarischer Aushilfe probte der Musikstudent Tobias Schweinzer mit den Sängern und sein erster Auftritt war sogleich ein großer Erfolg. Es war “Griechischer Wein”, bei dem Tobias Hörer und Sänger in seinen Bann zog, indem er den Chor und das Lied auf den Händen trug. So versuchte man ihn zu halten so gut es ging und es gelang. Sein Charisma für die Musik ist spür- und hörbar auf den Chor übergegangen. Proben sind seither sogar am Sonntag möglich. Alle Sänger bemühen sich, die musikalischen Vorstellungen des jungen Meisters zu verwirklichen. Tobias Schweinzer ist ein sehr engagierter Chorleiter und in diesem Zeichen fand auch der heurige Frühlingsliederabend statt. Filmmusik bestimmte das Programm, von „True Love“ bis zur „Biene Maya“ gab es viel Leinwand- und TV-Erinnerungen. Älteste Volkslieder wie „In die Berg bin i gern“ und „Kein schöner Land“ regten zum Mitsingen an. Als Gast war die Dobersdorfer „Klangwolke“ unter Peter Lorenz auf der Bühne. Peter begleitete den Chor auf dem Klavier selber. Moderatorin war Erika Venus, die eigene Gedichte las. Ein schöner gemeinsamer Ausklang im Kulturhaus erneuerte alte Dorffreundschaften. Tobias Schweinzer hat einen mitreißenden Dirigierstil, die Sänger folgen ihm gerne. Die Klangwolke rechts ist ein dankbarer Gastchor, der viel dazu beiträgt, dass die Dobersdorfer und die Rudersdorfer näher aneinanderrücken können. Juli 2016 Der Bankerlsitzer Seite 15 Aktuelle Stammtische Stammtische sind ein Segen für die Dorfgeselligkeit. Der Tratsch dort ist nicht als solcher zu werten. Eher bedeutet er Anteilnahme am öffentlichen Leben, Information, Meinungsaustausch und vor allem sozialen Kontakt. Der angenehme Nebeneffekt der Stammtische: Sie halten unsere Wirte am Leben und sichern so öffentliche Räume. Die Gesellschaften sind meist nach allen Seiten offen und wer daran teilnehmen will, braucht nur hingehn und sich einbringen. Morgens, mittags oder abends, von Montag bis Sonntag je nach Belieben und Interessen. Alkohol wird wenig konsumiert. Dass dort ausschließlich Pensionisten philosophieren, setzt ein Signal, das auf die dörfliche Zukunft schließen lässt. Auffallend ist, dass aus der Bronx kaum jemand angetroffen wurde. Ist der Stammtisch auch ein Auslaufmodell? Montag, La Perla Mit Regelmäßigkeit treffen sich Spätmorgenmenschen an der Muschelschank beim Perl, Kaffee und Mirto werden begehrt. Am 06.06. 2016 um 0930 Uhr waren es Othmar Neubauer, Walter König mit Zwergspitz Georg und Manfred Schober. Georg alias „Schurli“ gehört zu den smartesten Hunden der Welt. Er ist brav, gelehrig, naschhaft, kann sich auch im Gasthaus benehmen und würde jeden Schön- Manfred Schober, Walburga Perl, Othmar heitswettbewerb gewinnen. Walter König hat Neubauer und Walter König. ihn immer dabei. Dienstag, Pfingstl Eine Kartenrunde mit Kiebitz: Helmut Geschl, Walter Peischl, Bruno Rinnhofer, Othmar Neubauer. Bautechniker, Eisenbahner, Gastronom und Lehrer i. R.. Treffpunkt 0930 Uhr, Vorrunde Rinnhofer - Neubauer, dann ein Dreier mit Peischl. Es geht um nichts anderes als um Unterhaltung und geistige Wendigkeit. Die Behauptung, dass einer einem anderen auf Dauer etwas abgespielt hätte, kann nicht aufrecht erhalten werden. Jeden 2. Sonntag nach dem Gottesdienst finden sich die Evangelischen im GH Leitgeb ein. V. l Kurator Harald Fuchs, Salber Franz, Salber Lucia, Walitsch Reinhard und Sonja, Unger Johanna und Herbert, Pfarramtskandidatin Sandra Böhm, Othmar Neubauer, Gerlinde Raschke, Heinz Raschke und ganz vorne Gabi Schwarz aus Fürstenfeld. Die Gesprächsthemen sind universal und allumfassend. Seite 16 Der Bankerlsitzer Juli 2016 Samstag und Sonntag vormittags gibt es beim Pfingstl und Antonyus einen echten Sportstammtisch mit Persönlichkeiten, die noch aktiv im Berufsleben stehen. Christian Pokits, Ingo Marini, Siegi Brunner, Gerhard Fitz, Joachim Sifkovits und Harald Brandstätter. Geredet wird über Fußball, über den Motorsport und im Speziellen über die Vespa des Ingo Marini. Freilich würde man nach Möglichkeit auch die Teamaufstellungen von Rudersdorf bis Bayern München beratend beeinflussen. Für Geld selbstverständlich. Der Club 66 ist der älteste Stammtisch des Dorfes. Bauer Fritz, Sauerborn Rolf Franz Rudolf, Peischl Walter und Pfingstl Karl. 33 Jahre lang schon schnapsen sie jeden Sonntag beim Pfingstl. Schon der Schnecker Bernd war dabei. Der Ehrenvorsitzende Dieter Kussian fehlt auf dem Foto. Er muss viel und oft urlauben. So ist er nicht jeden Feiertag verfügbar und hat wie viele seiner Pensionistenfreunde einfach wenig Zeit. Mehrmals wöchentlich beim Antonyus sind Koch Fritzl, Braun Sepp und Pacher Walter. Die Pensionisten schätzen das schnelle Service der Wirtin Miriam, das kühle Bier, den Meinungsaustausch über das Landleben und die Erzählungen über das vergangene reichhaltige Berufsleben. Der Braun Seppl war z. B. Gatterist in einem Kufsteiner Sägewerk. Er kannte noch Karl Ganster, den Komponisten des Kufsteinliedes. Nun verbringt seine Pension sportlich in Rudersdorf. Sonntag vormittags beim Pfingstl: Koglmann Edi, Berner Franz und Lewitsch Karl, ohne ihren Lehrmeister Kobalter Fritz. Für sie ist das Kartenspiel reine Entspannungs- und Unterhaltungstherapie. Dieser Tisch nicht ihr einziger Stammtisch, den sie immer wieder aufsuchen. Sie sind ein Ableger des alten Pfeffermüllers Ewald Kogelmann, der sie bestens betreute und z. B. dafür sorgte, dass der Berner Franz jeden Donnerstag, und das 35 Jahre lang, ein Pfefferkotelette zum Abendessen erhielt. Juli 2016 Der Bankerlsitzer Turnerinnen halten sich fit. Anschließend an die Dehnungsübungen sind Flüssigkeitshaushalt und Meinungsaustausch wichtig. Geburtstagsfeiern mit Brötchen sind in der Runde obligat. Zu bewundern ist, dass sie sich verstehen, auch wenn alle gleichzeitig miteinander reden: Anita Fritz, Sigrid Heuberger, Elke Kracher, Lotte Damhösl, Wittie Sifkovits, Gerti Rinnhofer und Margit Himler im Bild. Nicht am Foto zu erkennen sind Vorturnerin Jutta Klasinc und Daniela Braun. Montags 2030 Uhr, Leitgeb. Allabendlich außer montags findet sich im ehemaligen GH Schabhüttl eine Runde zum Kommentar des Tages ein. Expertenmeinungen, Beratungen und Gutachten gibt es bei dieser Gelegenheit aus den Fachgruppen Politik, Landwirtschaft, Gewerbe und Industrie gratis. Beim alten Hermann Schabhüttl hieß der Tisch Sterbetisch, „weil noch jeder sterben musste, der dort gesessen ist“. Manche Gäste nennen ihn dem Altgriechen Siegi Riedlsperger nach den Fliegentisch, weil sich die Plagegeister dort am liebsten aufhielten und ihm ins Bier fielen. Seite 17 Salzstangerl gibt es für die Thekensteher natürlich gratis. Werner Barovsky, Karl Pfingstl und Ewald Kogelmann verkosten die ofenfrischen knusprigen Germmehlspeisen und bereiten dabei ihren Gaumen für den Genuss der würzigen steirischen Weißweine vor, über die hauptsächlich diskutiert wird. Nicht außer acht lassend, dass der Wein des benachbarten Weingutes Kleber dem Vergleich locker standhält. Albin und seine Freunde treffen sich morgens um 0830 Uhr beim alten Schabhüttl (Balazsic). Sie trinken nicht, sie rauchen nicht, sie haben ausschließlich gesellschaftliche Bedürfnisse und wollen nur ein bisserl unter die Leut kommen. Viele Leut sind um diese Zeit noch nicht unterwegs, aber Neuigkeiten gibt es oft in aller Frühe schon. Wirtin Angelina Balazsic, Albin Freißmuth, Oswald König und Wilfried Gröller. Freißmuth war Betriebsrat, König erfolgreicher Landwirt, Gröller ist Holzfachmann und zuständig für Schlägerungen u. a. bei Borkenkäfergefahr. Werner Svetits, Peter Springer, Franz Berner, Willi Piller, Fredi Weiland und Sepp Poltrum, dahinter Angela Balazsic in der Sommerresidenz auf der Veranda. Seite 18 Der Bankerlsitzer Juli 2016 An Wochentagen außer Dienstag bis 1100 Uhr beim Antonyus anzutreffen sind Franz Pokits, Karl Kofler und Fritz Kogelmann. Pokits und Kogelmann waren in ihren aktiven Zeiten Techniker in der Textilfirma Sattler, Kofler fuhr lange Zeit als Koch zur See, bis er heimkehrte und in Fürstenfeld u. a. das Gasthaus „zum Seeteufel“ führte. Alle drei sind Rudersdorfer Urgestein mit sportlichen Interessen. Der Sommeliertisch beim Antonyus beschäftigt sich jeden Mittwoch mit Weinen aus Österreich. Als gesunde Pensionisten sind sie fortgeschritten im Beurteilen und der begleitenden Kontrolle von Rot- und Weißweinen, die ihr Gastgeber führt. Am Großbildschirm über dem Tisch werden europäische Fußballspiele verfolgt und dabei eingehend besprochen. Fredi Sach, Walter Ficzko, Werner Damhösl, Karl Prath und Heinz Dalkner. Othmar Neubauer fehlt nur am Foto. Modelleisenbahn Viel Liebe zur Technik und zum Gestalten sind notwendig, dass man das Hobby Modelleisenbahn ausüben kann. Ferdinand Schönfelder(l) und Manfred Kloiber haben phantasievolle Modelllandschaften in Zimmergröße, an denn sie fortlaufend arbeiten. In Manfred Kloibers Modell sind auf ca. 30 m² Wohnfläche 400 (!) m Schienen, 60 Signale und 60 Weichen verbaut. „Schienendimension H0 Wechselstrom, Maßstab 1 : 87“, sagt Manfred Kloiber dazu. „Das Schöne ist das Bauen und die Einstellungen, dass alles funktioniert“, meint Ferdinand Schönfelder. Die „Bahnmeister“ arbeiten mit digitalen Schaltkreisen, dünnsten Drähten und winzigsten Lichtern an ihren Anlagen. Kontakte mit der Materie unterhalten sie bei Messen, Ausstellungen, Tauschbörsen, Gegenbesuchen von Kollegen und in Fachgeschäften. Dass Modelleisenbahnbau ein Wirtschaftszweig ist, lässt sich am Preis einer kleinen E-Lok ablesen. Sie kostet von 180 - 700 Euro. Dabei gibt es verschiedene Systeme und Spurweiten. Viel bewundert werden maßstabgetreue Nachbauten von realen Landschaftsabschnitten und den dazugehörigen Bahnanlagen, wie das Weltkulturerbe Semmeringbahn. Juli 2016 Der Bankerlsitzer Seite 19 Wie zu Beethovens Zeiten wollten die Rudersdorfer Streicher unter dem Blätterdach des alten Weinstockes im Leitgebhof musizieren, doch grad im Moment der angesagten Zeit ging ein Platzregen über dem Dorf nieder. Das Konzert fand bei geänderten Verhältnissen dennoch in den Gasträumen des Hauses bei einem aufmerksamen Publikum und Schmankerl aus der Küche statt. Beim Gasthaus Pfingstl am Kuhbergpass in Rudersdorf ließ sich die heurige Sommersonnenwende samt Sunsplash, Sundowner und Sonnwendfeier unter Freunden genießen. Musik wurde von Markus Nehammer, Gernot Tauss und Manfred Knebel dazugemacht. Manuel Weber entzündete einen, einem „Funken“ ähnlichen Holzstoß, der von Peter Hausberger aus 3,5 m³ Scheiterholz konstruiert wurde.. Ein Bienenschwarm „saß“ auf einem Baumwipfel in der Hintergasse. Das Bedrohungspotenzial auf die Anrainer und Büros rundum war immens. Er hätte sich ja auf einem PC oder einem Marienbild im Schlafzimmer niederlassen können. Schocklähmungszustände stellten sich ein: Killerbienen! Die Feuerwehr wurde gerufen. Für Gregor und Wilfried Gröller war die Hilfe selbstverständlich. „Il presidente“, der Imkerobmann Alfred Bischof legte selbst Hand an. Er wurde mit einem Kran hochgehoben. Kurzärmelig und ohne Schutzkleidung musste er aber wimmernd wieder abgeseilt werden. Die Bienenverteidigung war zu stark. Erst seiner Frau Andrea gelang es, den Schwarm zu fangen, indem sie - vermummt natürlich - den Aufsitzast kappte und zu Boden brachte. Großes Aufatmen. Einem erfahrenen Imker wären die Trauben zu sauer gewesen. Er hätte den Schwarm „abhängen“ und weiterziehen lassen. Die Bankerlsitzer sitzen schon fast zwei Jahre lang da und beobachten die Passanten. Liebevoll werden sie vom Verschönerungsverein mit Blumen geschmückt. Nur wenn es Nacht wird, umhüllt sie die Dunkelheit. Ein Lichtspot, wie er für viele Denkmäler üblich ist, würde sie aus dem Finstern heben. Es wäre kein Problem, diesen einzurichten. Das will man von offizieller Seite aber nicht. Warum nicht? Seite 20 Der Bankerlsitzer Juli 2016 Nur ein Spaziergang Wenn auch bei eingeschränkter Mobilität wollen unsere drei dorfältesten Damen nicht auf das öffentliche Leben verzichten. Ihr Interesse daran bekunden sie immer wieder, wenn sie bei verschiedenen Veranstaltungen zugegen sind, alleine oder in Begleitung. Sie lieben ihr Dorf. Bild aus einer Zufallsbegegnung am 9. Juni auf der Hintergasse: Hinten im Rollstuhl Ella Schabhüttl(1927) und am Rollator Ernestine Schimpl (1928) und Maria Winter (1927). Kindergartenwandertag Ein schöner Tag für glückstrahlende Jungbürger am 07.06.2016 um 1030 Uhr beim Pfingstl. Juli 2016 Der Bankerlsitzer Seite 21 Dobersdorfer auf Wallfahrt Dobersdorf hatte bis in die späteren Jahre des vorigen Jahrhunderts ausschließlich katholische Einwohner. Warum Dobersdorf keine „Bergen“ wie alle anderen Dörfer im Lafnitztal hat, ist nicht eindeutig geklärt. Die Glaubenstraditionen sind aber stark verankert, wie man an häufigen Bischofsbesuchen bemerken kann. Heuer gab es eine Wallfahrt nach Unterlamm, an der 20 Radfahrer und 35 Autofahrer teilnahmen. Die Hl. Messe wurde gemeinsam mit der „Klangwolke“, dem Erfolgschor der Dobersdorfer, gefeiert. Gemeinsam stellte man sich einem Foto vor der Gnadengrotte, die Pfarrer Brei bauen ließ. Franz Brei war von 2003 bis 2013 Seelsorger in Unterlamm und gehört nunmehr dem Pfarrverband Deutschkreuz an. Unterlamm verließ er, weil es Streitigkeiten um zu heftiges und langes Glockengeläut gab. Brei liebte es, das Läutwerk, das er ebenfalls mit Hilfe eines Sponsors neu einbauen ließ, hörbar zu machen. Neben seiner erfolgreichen seelsorgerischen Tätigkeit beteiligte sich der singender Pfarrer am Grand Prix der Volksmusik 2009 aktiv. 6 CD Produktionen kommen seither von ihm. Die Messfeier bei der Dobersdorfer Wallfahrt fand mit Pfarrer Rainer Geuder statt. Fronleichnamsprozession 2016 Es ist nicht mehr das was es einmal war. Das Hämmern auf das Meisel in aller Frühe zum Aufstellen der Birken- und Erlenmeulen, die die Straße säumten, reich geschmückte Hausaltäre mit Heiligenbildern, die rosenblätterstreuenden Kommunionskinder in weißen Kleidern und weißen Strümpfen, die Schulkinder, die Lehrerin, die Kindergartenkinder, die Kindergartentanten, die Feuerwehr, der Kirchenchor, die Blasmusik, der Bürgermeister, die Gemeinderäte, die Himmelträger, der Herr Pfarrer, die Ministranten, der Weihrauch und die Monstranz, die zur Straßenseite hin geschmückten Fenster mit sidolgeputzten, glänzenden Messingklinken, brennenden Kerzen und leuchtenden Pfingstrosensträußen, Jasmin und Schusterpalmen, die lange Prozession und die Gesänge. Vieles ist nur mehr ansatzweise vorhanden. Zu Fronleichnam begann die Heuernte, weil meistens Schönwetter war und die Sonnenstrahlen schon kräftig wärmten. Pfarrer war Viktor Oswald. Den Himmel trugen treue Kirchengeher: Musser Andreas, Sach Franz, Gaal Stefan und Paczona David. Seite 22 Der Bankerlsitzer Juli 2016 Von besseren Weinen Gerti und Siegfried Kleber erzeugten die ersten Qualitätsweine im Bezirk Jennersdorf. Das kleine Weingut keltert aus ca. einem ha Weingarten Rheinriesling, Pinot Noir und Blaufränkisch. Modernste Edelstahlgärkessel und neue Bordeauxfässer werden eingesetzt. Bei intensiver Saisonarbeit im Garten und im Keller ist man schon zu Martini (11. 11.) oder Leopoldi (15. 11.) recht neugierig, was die aktuelle Ernte verspricht. Die Kellertür wird zu diesen gegebenen Anlässen geöffnet und der Wein zwischen Fässern und Tanks im Presshaus mit den Liebhabern diskutiert, gelobt oder in Frage gestellt. Rheinriesling ist im Südburgenland eine Seltenheit. Bei Kleber schöpft er auf sandigem muschelkalkschlierigen Grund breiten Geschmack und füllige Säure. So war es heuer schon im November zu vernehmen. Pinot Noire und Blaufränkisch 2015 waren noch nicht reif, doch die Jahrgänge 2011 - 2014 schufen sich den besten Ruf und Goldmedaillen, wie sich Kenner überzeugen konnten. Der Jahrgang 2016 wurde in den Frosttagen Ende April schwer dezimiert. Joachim Wolf und Siegfried Kleber im Reich der Kleberweine: Die beiden DI kamen schnell auf einen gemeinsamen Nenner: Rheinriesling, Blaufränkisch und Pinot Noir standen nicht nur aufgrund ihrer hohen amtlichen Qualifizierungen (Goldmedaillen für die Roten) in der Diskussion. Sie schmeckten einfach.. Die Rudersdorfer Streicher Ein Steicherensemble ist auf dem Land ein seltener Edelstein der Musikkultur. Die Rudersdorfer sind auch nicht in der Lage, aus den eigenen Dörflern eine Streichergruppe zu bilden, doch im Umkreis finden sich doch einige Geigenspieler, die sich in Rudersdorf zu einem gemeinsamen Spielen treffen. In letzter Zeit wurden sie öfter vom Grazer Musikwissenschaftler Harald Haslmayr begleitet. Mit der Violinlehrerin Reka Stanitz als Solistin gaben sie in der Raffelcsarda in Jennersdorf einen Abend, der einerseits Mozarts Adagio KV 261, andererseits Musik aus Pannonien galt. Bela Bartoks Orchesterminiaturen und Franz Grothes Filmmusik zu „Ich denke oft an Piroschka“ im Bankerlsitzerarrangement. Erfreulicherweise fand das Ereignis bei starker Publikumsbeteiligung statt. In Erinnerungs sind uns Harald Haslmayrs Ausführungen über Nikolaus Lenau und Karl Isidor Beck. Harald Haslmayr verstand es, angeregt Reka Stanitz und Harald Haslmayr von den Musikstücken mit Hilfe der Literatur tief in die pannonische Landschaft schauen zu lassen. Tatsächlich kamen viele Kulturinteressierte von Bregenz bis Wien angereist, um den Abend unter Freunden zu genießen. Juli 2016 stakkato das ende der eiszeit. pannonien illyrien noricum. was war. leerer raum. siedler kamen und gingen. fürsten ließen schlösser und mühlen bauen und verfallen, verkauften sie. abgabenlisten, urbarien, sessionen, holz stroh, vieh, eier, weizen, hafer, schmalz butter und geflügel. neue fundamente. die ersten dörfer. lehm, holz, stroh. eisen. haustierknochen, tonscherben. schwarze schichten in der erde. abgebrannt. keine hochkulturen. vegetationen. nebel, sumpf, hochwasser, feuer und türkengefahr. landaufteilung und lafnitzmäadner. auseinandersetzungen mit dem gegenüber des flusses. deutsche, ungarn, kroaten, österreich und ungarn. der kaiser ist tot. blumenwiesen. deutschland und österreich. bifangbau. geruch nach erde und schlamm. amerika die hoffnung. deutschland die enttäuschung. der mann blieb im krieg. als die frau von der frontevakuierung mit ihren kindern zurückkam, fand sie in einem winkel des geplünderten gehöftes eine gans, ihre Der Bankerlsitzer jungen hudernd. österreich und das leben ging weiter. fasching und fasten. selchspeck, krapfen und trockenes brot. kinder spielen im weichen rasen vor den häusern. im frühling kommen der storch und die schwalben. froschkonzerte. der kuckuck. hafer, weizen, kartoffel und mais. in kurzen hosen barfuss im flusse waten. erste gewitter. eine kuh, zwei kühe. eine dreschmaschine in gemeinschaft kaufen. grüner klee und minze. aus der stadt bringt die mutter einen hammer für den sohn. palmsonntag, ostern, fronleichnam. der himmel wird getragen. sonntag, sommertag, ein neues gewand. nudelsuppe, schnitzel und grüner salat. der schneider macht kleider, der schuster die schuh. der schmied, der wagner, der gastwirt, der kaufmann. das heu und das stroh. schnittzeit. schwielen an den händen, zerstochene waden. stoppelfelder. staub in der lunge. viel schweiß. erntewagen schwanken in der dorfstraße. die obertöne der dreschmaschine. stallgeruch und frischer dung. der heilige antonius. ein neuer traktor. Seite 23 herbstliches modern. rüben im keller, petroleumlicht. warme kuhmilch. winter und frostiges sein. weihnacht in kalten stuben. windringe und glaskugeln. engelhaar und fichtennadeln. eis und schnee. die schichtarbeit in der fabrik. das gymnasium. englisch und latein. und alles ist nichts. der sohn geht weg. die tochter auch. in die stadt. die letze kuh, das letzte schwein, ein paar hühner. der bürgermeister und der gemeinderat. im hof wird es still. feuchter keller, rundum verkehr. radio und fernsehen. der opernball, der bundeskanzler. buschenschank. im leeren kuhstall wird holz aufgeschlichtet. spinnweben und bröckelnde mauern. eine rostige sense und ein mostkrug. rasenmäher und gartenschlauch. trockene brunnen. überwachsene grabhügel. stiefmütterchen. wieder ist eine zeit vorbei. Seite 24 Der Bankerlsitzer Juli 2016 Sie alle raffte der Krieg dahin Elsa Bachkönig erzählt über die bittersten Stunden der Geschichte von Deutsch Kaltenbrunn am Ende des Krieges im April 1945. Geht man auf dem Friedhof in Deutsch Kaltenbrunn am Hauptweg Richtung Mazziriegel, kommt man an einem Grab vorbei, das 7 Personen birgt, die allesamt im Jahre 1945 verstorben sind. Man stößt damit auf die bittersten Ereignisse, die das Dorf durchleben musste. Zu bewältigen sind solche Katastophen nicht, vielmehr unterliegen sie der Verdrängung, denn kaum jemand weiß in DKB noch darüber Bescheid. Elsa Bachkönig, geb. Schnecker, war dabei: „Die Russen kamen mit der Frontlinie Mitte April nach Deutsch Kaltenbrunn Bergen. Artilleriefeuer ging in diesen Tagen über die Hügel hinweg. Nachts schlief man in einem selbst gebauten Bunker, der hinter einer Hecke versteckt war. Einmal suchten die Leute in der kleinen, finsteren Küche im Haus Wagner Schutz. Es waren 13 Personen im Raum. Karl und Theresia Wagner, der einjährige Sohn Karli, die Töchter Resi und Frieda. Karl war auf Fronturlaub zu Hause. Die Schwägerin Maria Wagner mit den Kindern Albert, Erich und Erna, ihr Mann Albert war im Krieg. Die verängstigten Nachbarskinder Resi Staber, Jussi Staber und Elsa Schnecker waren auch da, weil sie hofften, durch ihre Anwesenheit die Frauen im Hause vor Vergewaltigungen zu schützen. Ein russischer Soldat saß dabei, die Maschinenpistole zwischen den Beinen. Plötzlich stand der Soldat auf, schrie einige Sätze auf Russisch, die niemand verstehen konnte, ließ alle nebeneinander aufstellen, schlug Herrn Karl Wagner mit dem Gewehrkolben nieder und begann sofort zu schießen“. Elsa Schnecker ließ sich auch umfallen, als Theresia Wagner neben ihr zu Boden stürzte. Sie kann sich auf keinen Knall der Schüsse bewusst erinnern, so tief war sie geschockt. Nach dem Erwachen glaubte sie an verschüttete Flüssigkeit aus der Küche, die sich jedoch als Blut heraussstellte. Auf dem Bauch der toten Theresia Wagner fühlte sie noch eine heiße Patronenhülse. Erich und Erna Wagner waren unter den Tisch und Resi Staber unter das Bett gekrochen. Letzte wollte von dort aus übers Fenster nach außen fliehen, was ihr erst gelang, als der Soldat weg war. Sie verständigte weinend und schreiend die Nachbarn. Karl, Theresia und Karli Wagner blieben tot liegen, Resi Wagner erlitt einen Bauchschuss und Frieda Wagner einen Oberschenkeldurchschuss. Das Massaker endete mit 7 Toten, weil auch Resi Wagner mit ihrer Verletzung zum Nachbarn Josef Schnecker lief, der sie ins nächst gelegene Feldlazarett beim Haus Erkinger brachte. Sie überlebte nur einige Tage. Das Massaker wurde nie aufgeklärt, obwohl man bei der russischen Kommandantur aussagen durfte. Bei Gegenüberstellungen wurde kein Täter mit Sicherheit erkannt. Alle Toten wurden zuerst im Garten des Wagnerhauses bestattet, später exhumiert und auf dem Friedhof von Deutsch Kaltenbrunn beigesetzt. Das Wagnerhaus wurde später abgetragen. Die erschütternde Bilanz: Anwesend waren 13 Personen: Karl und Theresia Wagner und ihre Kinder Karli, Resi und Frieda. Schwägerin Maria Wagner und deren Kinder Albert, Erich und Erna. Die Nachbarkinder Resi Staber, Jussi Staber und Elsa Schnecker (8 - 10 Jahre) alt. Ein russischer Soldat. Tot: Karl 43, Karli 6 Monate, Theresia 35, Maria 38, Albert 12, Resi Wagner 11 und Jussi Staber 10. Juli 2016 Der Bankerlsitzer Seite 25 Überlebt haben: Erich, und Erna Wagner unter dem Tisch. Resi Staber floh unter das Bett und aus dem Fenster. Frieda Wagner blieb mit Oberschenkeldurchschuss liegen. Elsa Schnecker lag geschockt aber unverletzt zwischen den Toten. Erich Wagner verunglückte viele Jahre später bei einem Verkehrsunfall am Begleitweg nach Rohrbrunn, als ein Auto von der Straße abkam. Erna Wagner heißt heute Strobl und ist die Mutter der Unternehmerbrüder Strobl, Frieda Wagner soll in der Steiermark leben oder gelebt haben und Resi Staber in Wien. Franz (1926) und Elsa Bachkönig (1937, geb. Schnecker) leben in einem wunderschönen Gehöft in Moschendorf. Ihre Kinder sind erwachsen. Walter (1957) ist Opusgründer und Kontrabassist bei verschiedenen Orchestern, Edith (1958) ist ORF Wissenschaftsredakteurin und Gerd (1965) ist Lehrer in Eisenstadt. Franz Bachkönig war ein äußerst beliebter Lehrer und Schulleiter in Rohrbrunn und in Stegersbach. Seite 26 Der Bankerlsitzer Die Speis Die gute alte Speis gibt es nicht mehr. Sie wurde von Kühlschrank und Supermarkt abgelöst. Die neuen Lebensmitteldepots heben zeitgemäß die Lebensqualität, weil sie ungemeine Vielfalt und Frische anbieten, doch ein echter Ersatz für die alte Speis sind sie nicht. Sie war in den Häusern direkt von der Küche über eine Tür erreichbar. Nur ein dunkler, kühler Raum mit einem meist nordseitig ausgerichteten vergitterten Lüftungsloch. Darin ein Regal, auf dem alles stand, was zum Kochen und zum Essen gebraucht wurde. In Zeiten, bevor es Supermärkte mit allgegenwärtigem umfassenden Angebot von Nahrungsmitteln und Kochbehelfen gab, war die Speis genau das, was täglich mehrmals aufgesucht wurde. Sei es, um für das Kochen von den Vorräten zu nehmen oder um schnell aus dem Honigtopf, dem Marmeladeglas oder dem Rahmheferl zu naschen und Kraftstoff für den Körper zu tanken. In dem düsteren Vorratsraum standen auf dem Regal das Mehl, die Reindln, die Schnellsieder, die eiserne Pfanne, die Milchheferln, die Grammeln, das Dampfl, die Erdäpfelpresse, die Auslasspfanne, das Grammelsieb, der Sack mit dem türkischen Mehl, das Kernöl, der Essig, die eingelegten Kirschen, die Marmelade, der Honig, frisches Obst, das Eierkörberl, die kleine Milchkanne, der Mörser, Germ, Salz und Zucker. Backblech und Salatschüssel. Auf der Zinsen hingen die Schöpfer, das Nudelbrett, der Nudelwalker, manchmal das angebrauchte Geselchte und der Speck, ein Zwiebelzopf und Knoblauch. Reste vom Mittagessen waren abgedeckt am Speiskastl schnell herzunehmen. Ebenso Mehlspeisen, Torten und Käse. Im Kastl Fleischhaken, Bindfäden, Hanfspagat, Rexgummi, Flaschenkorken und Geschirrtücher. Am kühleren Fußboden standen die Steingutheferln mit der dicken Milch, die Butter, die Schmalzthese, Magertopfen, saurer und süßer Rahm im Stutzen, der Schnaps und der angebrauchte Doppelliter Wein, aus dem schnell auszuschenken war. Das reichte aus, um einen Haushalt in Gang Juli 2016 zu halten. Die Rohstoffe wurden schnell umgesetzt und immer wieder erneuert. Täglich gab es frische Milch, Obst und Gemüse kamen der Saison entsprechend dazu. Das Vermächtnis manch einer sterbenden Großmutter an ihre Schwiegertochter hieß: „… und wann i gstorben bin, schau, dass immer was Essbares in der Speis ist, was man schnell haben kann…“ Freilich kann das und viel mehr ein heutiger Supermarkt auch liefern. Er ist aber ungleich schwerer nur mit PKW und Einkaufswagen zu erreichen. Und Plastikmüll, wie er heute beim Kochen zuhauf anfällt, gab es überhaupt nicht. Apfelschalen, Gemüseverschnitt und Fleischreste wurden im Hühnerhof, von Katz, Hund oder von den Schweinen entsorgt. Aus der Speis musste gelegentlich nur ein nutzlos gewordenes, leicht modriges Verpackungspapierl herausgenommen werden, was beim Einheizen Verwendung fand. Von sehr schweren Arbeiten In periodischen Abständen musste sich der Bauer Arbeiten stellen, die seine ganzen verfügbaren körperlichen Kräfte forderten. Dazu gehörte ohne Zweifel das Mistführen und das Ausbringen der Jauche. Das geschah im zeitigen Frühjahr, im Sommer und im späten Herbst. Der Misthaufen war besonders den Winter über groß gewachsen. Er befand sich in dörflichen Gehöften meist im hinteren Hofteil, bei den Berglern war er außerhalb des Hauses in Stallnähe angeordnet. Er war nicht unangenehm. An den Geruch war man gewöhnt und als Entsorgungsstätte für Biomüll kann man sich nichts Besseres vorstellen. Welke Blumensträuße und kleine Tierkadaver waren in wenigen Tagen inhaliert. Die Jauchengrube war ganz in der Nähe und mit einem beringten Beton- oder Pfostendeckel verschlossen. In ihr wurden der Urin der Schweine und Rinder sowie die menschlichen Ausscheidungen gesammelt, die direkt über das Plumpsklo kamen. Im Frühjahr wurde nach der Winterruhe der Wagen in die Nähe des Misthaufens gestellt und der Bauer und sein Sohn bestiegen mit Gummistiefeln oder alten Schuhen den Mist- Juli 2016 Der Bankerlsitzer haufen, und machten sich daran, das Gefährt zu beladen. Die ersten Stiche mit der Mistgabel gingen leicht vonstatten. Doch der Mist wurde immer „fetter“ und schwerer, wenn man in die Tiefe des Haufens vordrang. Die ersten Blasen und Schwielen bildeten sich bei dieser Arbeit. Der Schweiß begann zu rinnen. Aus frisch gestochenen Löchern dampften inhaltsreiche Gase. Mancher Mistgabelstiel der im Winter zermürbte, zerbrach. War die Fuhre vollendet, legte man noch den letzten Putz an. Neben dem Misthaufen stand der Pracker bereit, mit dem die Fuhre glatt wie ein Satteldach geklopft wurde. Dann kam das Gespann davor, Pferde oder Rinder. Storchengeklapper und die ersten Schwalben begleiteten zwitschernd das Geschehen. Für die Tiere war es eine willkommene erste Ausfahrt im Frühjahr. Mit einigem guten Willen fanden sie sich wieder im Kummet oder unter dem Joch zurecht und hinaus ging es beim Tor. Einige schwarze Bröckerl abwerfend verließ die immer noch dampfende Fuhre den Hof. Hühner pickten nun die Asseln und die Würmer auf, die sich nicht schnell verkriechen konnten und der Bauer fuhr in die Frühlingslandschaft. Die ersten Veilchen dufteten schon, der Löwenzahn leuchtete vom Wegrand her und die Feldlerchen trillerten am hellblauen Himmel. Sie waren der Lohn für die schwere Arbeit. Auf dem Felde wurde der Mist häufelweise mit dem Krampen vom Wagen gezogen. Die Hasen hüpften vorbei, erste Kleeblätter suchend. Kiebitze schaukelten über die Brachfelder und der Turmfalke rüttelte über den Furchen. Der erste Kuckuck rief, und der Bauer griff nach seiner Hosentasche, um mit dem Geldbörserl zu reixeln. Denn wer beim ersten Kuckucksruf Geld eingesteckt hat, hat es das ganze Jahr über, hieß es. Vier Fuhren am ersten Tag, am nächsten wieder vier. Dann war die Grube bei kleineren Bauern meist leer. Und es war kein bisschen Zeit zum Verschnaufen, denn die Misthäufeln mussten zerteilt, „broatt“, werden, damit man sie einackern konnte. Da half schon die Bäuerin mit. Die Arbeit war aber kaum weniger leicht. Im Sommer und im Herbst passierte das ähnlich, bei leicht geänderten Bedingungen, ohne dass Seite 27 sich ein Muskelkater einstellte. Die Entleerung der Jauchengrube ging mit Schöpfern vor sich, die vom Spengler an einem langen Stiel angebracht waren. Alte Sechter oder Hefen. Die Jauche wurde in ein hölzernes Fass geschöpft, das auf dem Wagen stand. Der Deckel wurde verschlossen und der Fassinhalt wurde auf der Wiese vom fahrenden Wagen über einen Auslass verteilt. Mistwassergeruch verbreitete sich in der Umgebung. Die Jauche drang aber bald in die Erde und war der Wiese Nahrung für die nächste Saison. Dort, wo sie am intensivsten wirkte, wuchsen die Champignons. Die Felder bedankten sich für das Mistwasser in der Wachstumsphase und lieferten besseren Ertrag. Etwas leichter ging es mit Jauchepumpen, die händisch oder mit einem Elektromotor betrieben wurden. Sie standen aufrecht in der Jauchegrube und füllten ein Jauchefass in kürzerer Zeit, bedurften aber immer wieder technischer Betreuung. Der unangenehme Geruch, der an Körper und Kleidung verblieb, wurde mit Kernseife oder der Luxusduftmarke „Hirsch Zitronella“ im Waschtrog ausgetrieben. Obige Geschichten würde sich Flora Rosa Peischl gerne von den Bankerlsitzern erzählen lassen. Seite 28 Der Bankerlsitzer Juli 2016 Biber und Schwarzstorch an der Lahn Sehen kann man ihn kaum, aber seine Arbeit lässt sich sehen. Der Biber baut an seiner Burg. Dazu fällt er Bäume und verflicht die Zweige so im Wasser, dass ein kleiner Stausee entsteht. Schon öfter haben es Biber probiert, an der Lahn heimisch zu werden, aber wenn ein größeres Hochwasser kommt, schwemmt es ihre Staudämme weg. Momentan lassen sich die Arbeiten, Fressspuren, die Rutschn und die Architektur gut von Spaziergängern beobachten. Nachts, wenn der Biber ans Werk geht, ist es dort ruhig und die Tiere können ungestört an den Bäumen nagen. Schaden entsteht kaum einer, denn die Uferbäume gehören keinem privaten Grundbesitzer sondern zum Gewässer und wachsen leicht nach. Es handelt sich nur um knorrige Weiden und Erlen, die wieder austreiben und mit den Wurzelstöcken zur Uferbefestigung beitragen. Dem Bankerlsitzer gelang es, den an sich sehr scheuen Schwarzstorch beim Fischen in der Lahn vom Steg aus zu fotografieren. Ciconia nigra ist ein sehr seltener Vogel, von dem man weltweit nur 22.000 Brutpaare schätzt, die sich in Eurasien aufhalten. Er ist nur etwas kleiner als sein weißer Bruder Ciconia ciconia und nistet Wäldern auf alten Baumbeständen. In der Brutzeit leuchten Schnabel und Beine hellrot. Nahrung sucht er auf extensiv genutzten Wiesen und in Gewässern. Weißstorchbeobachtung am Pfarrhaus 2016 Ciconia Ciconia Ankunft 1. Storch 21. März (männlich) Ankunft 2. Storch 29. März (weiblich) Brutbeginn 6. April Datum des Schlüpfens ca. 5. Mai Jungvögel: 3 Zu Redaktionsschluss noch offen sind Umgekommene Vögel: Datum des Ausfliegens: Abflug Jungvögel: Abflug Altvögel: Juli 2016 Der Bankerlsitzer Die große Gänsegefahr Gänse brauchen viel Arbeit, pflegten wissende Städter auf ihren Landbesuchen im vorigen Jahrhundert zu sagen. Sie hatten noch eine Ahnung vom Füttern, Schoppen, Stallaufenthalten usw. Heute haben sie meist nur mehr mit ihren Geschmacksorganen Gänsekontakt. Sogar die Landbewohner. Wenn eine Schar Gänse frei herumlaufen kann, wie auf dem Lahngelände in Rudersdorf, finden es alle nett. Dort machen sie kaum einen Schaden, der Mist vergeht biologisch und die Welt scheint in Ordnung. Die Gänse werden herangelockt, gefüttert, fotografiert und gefilmt. Nur sind Gänse, oftmals dumm und uneinsichtig im Verhalten, in gewissen Situationen aber auch sehr intelligent. Sie entdecken eingezäunte Salatbeete in angrenzenden Gärten und merken sich das gut. Sobald sich eine Gelegenheit ergibt und ein offenes Gartentürl Einlass gebietet, nehmen sie das wahr und im Handumdrehn ist der Salat wurzeltief aufgefressen. Das geht ja noch, denn Salat ist billig und im eigenen Garten meist von Schnecken befallen. Aber man stelle sich vor, eine Gänseschar entdeckt einen der Hightec - Swimmingpools. Sie stürzen sich hinein, und auch wenn sie die Chlorchemie überleben, wäre der Schock und der Schaden unermesslich. Kaum auszudenken sind die Reaktionen der Poolpfleger, wenn diese ein grün beflocktes Becken vorfinden. Und dazu einen olivgrün gedüngten Golfrasen. Jedes Strafausmaß wäre zu gering für den Beschuldigten (Gänsehalter). Die Poolchemie käme arg ins Wanken. Das Wasser wäre auszutauschen, die Chlorkloake wäre zu entsorgen, der Schaden wäre der größte. Kurz gemähte Rasenflächen und Portalpflasterungen werden mit Vorliebe aufgesucht, weil die Tiere weit um sich sehen können und sich in Sicherheit wiegen. Von schönen Seite 29 Rasenflächen oder vorgewärmten Portalpflasterungen fühlen sie sich sogar auf eine Sitzrast bei includierter Düngerproduktion eingeladen. Solch seltene idyllische Bilder haben halt zwei Seiten. Hat man sie in alten Zeiten einfach weggejagt, so ist heutzutage der Gänsehalter, die Feuerwehr oder die Polizei gefordert. Teens fürchten sich und gehässige Altweiber realisieren Todesdrohungen. Sie erschlagen die armen Tiere mit langen Stecken. Weiße Nordic Walking Boots, Pools, Rasen und Pflasterungen sind die neuen Götzen. Nach Martini ist die Lage entspannter. Der reduzierte Schock ist weniger gefährlich. Im Winter wird er vom Fuchs, der im Dorf heimisch zu sein scheint, bedroht. Die Gänse bleiben in der Nähe des Wassers und flüchten in die Fluten, wenn Reineke naht. Überleben sie den Winter ohne Angriffe, so werden sie sich daranmachen, wieder eine neue Generation zu erbrüten. So sorgen sie das ganze Jahr für einen guten, ja erhebenden Anblick, für Diskussionsthemen rund um den Heiligen Martin, den Weihnachtsbraten, um Federn, Kücken, olivgrüne Würstchen, Geschnatter und Geschrei. Seite 30 Der Bankerlsitzer Juli 2016 Wie die Mühle trocken gelegt wurde Das Schicksal von Rudersdorfs einstigem Landschaftsjuwel lässt sich in Bildern erzählen. Sie stammen aus den Archiven von Karl Werner Damhösl. Nach dem Tode des letzten Müllers Wolfgang Fritz war niemand mehr interessiert oder imstande, den Mühlenbetrieb und die Sandgewinnung aufrecht zu erhalten. Das Wasserrecht wurde vom Bund zurückgekauft. Die Lafnitz trägt bei jedem Hochwasser viel Geschiebe mit sich, was dazu führte, dass der Tumpf schnell verlandete. Die Turbine wurde Abmontiert und das Mühlengebäude verkauft. Das Haus sieht einer bröckelnden Zukunft entgegen. Das Wasserbauamt schuf für viel Geld ein Umleitungsrerinne, das diese Entwicklung beschleunigte. Das Ereignis wurde sogar mit einem Volksfest gefeiert. Seither gibt es kein Baden und kein Fischen mehr. Die damalige Antwort der Wasserbauer auf befürchtete landschaftliche Veränderungen war: „Das lasst nur unsre Sorge sein!“ Dass die romantische Anlage der Mühle die Besucher begeisterte, drücken die künstlerischen Darstellungen aus, die von Johannes Wanke und Eduard Sauerzopf geschaffen wurden. Juli 2016 Der Bankerlsitzer Seite 31 Seite 32 Der Bankerlsitzer Juli 2016 Oben: Eine Abordnung der Marktmusikkapelle Rudersdorf beim Besuch des Liederabends im Kulturhaus: Manfred Knebel, Diana Sodl, Karlheinz Frischer, Franz Unger, Jessica Knebel, (Manfred Schober), Tobias Schweinzer, Thomas Knebel und Sophie Weber. Unten: Dobersdorfer Klangwolkenteil mit Maria Weiland, Michaela Lorenz, Peter Lorenz, Erika Venus.
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