FAN-Post_2016

Inhalt
2 - Editorial
5 - Ausstellung „Alles im Eimer“ in Scharnebeck
6 - 10 Points! Großer Spaß mit Google Earth
6 - Ein Römerlager bei Hannover
7 - Römische Marschlager im Luftbild
8 - Lange Rollbahn, kurzer Flug
8 - Exkursion nach Hildesheim
9 - Exkursion nach Kalkriese
10 - Exkursion „Ptolemaios“ nach Marienmünster
und Corvey
12 - Buchtipps: Eine Burg im Moor - die Arkeburg /
Kochen wie im Mittelalter
Editorial
Liebe Vereinsmitglieder!
Im vergangenen Jahr sind dem Vorstand über Luftbildaufnahmen
auch Informationen weitergegeben worden, die nach unserer
Meinung eine sehr unerfreuliche Wertschätzung archäologischer
Denkmalen durch die untere Denkmalschutzbehörde offenbaren.
Betroffen ist ein ehemals hervorragend erhaltenes Hügelgräberfeld in der Gemarkung Stühren, Stadt Bassum, im
Landkreis Diepholz. Das in den 50er Jahren des vorigen
Jahrhunderts fast unberührte Gräberfeld, das wegen der
imposanten großen Hügel zum Flurnamen „Sieben Berge“
geführt hat, musste im Verlauf der immer intensiveren landwirtschaftlichen Nutzung große Verluste hinnehmen. Für die
Eigentümer bzw. Pächter oder Nutzer waren die Grabhügel
immer nur ein Hindernis bei der Feldbestellung und so wurden
im Verlauf der Zeit zahlreiche Hügel abgetragen und überpflügt.
Andere Bereiche, in denen die Grabhügel noch geschützt waren,
weil sie im Wald lagen, wurden durch die Rodung von
Waldflächen ebenfalls der landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt. Bis auf einen großen Grabhügel aus der Gruppe der
„Sieben Berge“ sind die meisten heute an der Oberfläche nicht
mehr auszumachen, ihre ehemalige Lage ist aber in Luftbildaufnahmen noch zu erkennen (Abb. 1).
13 - Römische Buchstaben in Corvey?
14 - Römischer Mörtel in Corvey?
16 - FAN-Mitglied Professorin in Oxford/GB
16 - Germanicus im Spiegel der Münzprägung
20 - Römische Münzen aus dem Emsland
21 - Römische Neufunde im Oldenburger Land
22 - Ausgrabungen denkmal3D in Ganderkesee
26 - Ehrenamtliche Mitarbeit bei Ausgrabungen Dünsberg und Liebenau
29 - Treffen und Exkursionen des ArchAN in
Lingen und Wagenfeld
31 - Nachrufe
32 - Über den FAN
32 - Veranstaltungskalender 2016 / 2017
Abbildungen Titelseite:
oben: zusammengesetztes Gefäß aus Bef. 7906 der
Grabung in Ganderkesee (S. 22, Foto: A. Thümmel),
unten: Goldring und Bronzenägel aus dem
Bronzeeimer von Sasendorf und Detail Henkel (S. 5,
Fotos: W. Gebers)
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Abb. 1: Stühren, Drohnen-Luftbild mit Spuren von Grabhügeln und anderen Bodendenkmalen (Foto: E. Meininger)
Die Zerstörung der Grabhügel betrifft allerdings nur die oberirdisch sichtbaren Hügelschüttungen, die sich über den tiefer im
Boden liegenden Gräbern der späten Steinzeit und der frühen
Bronzezeit befunden haben. Notgrabungen des Landesamtes für
Denkmalpflege im Bereich widerrechtlich abgetragener Hügel
belegen, dass sich die meisten der ehemaligen Grablegen im
Untergrund noch weitgehend unbeschädigt erhalten haben, so
dass die gesamte Fläche, die vom ehemaligen Hügelgräberfeld
eingenommen wurde, auch heute noch schützenswert ist.
Der endgültige Verlust war absehbar, als diese Fläche in der
Gemarkung Stühren durch die Änderung des Flächennutzungsplanes von einem Gebiet mit „bevorzugt Naherholung“ in ein
Gebiet mit „bevorzugt Bodenabbau“ umgewandelt werden sollte.
Angesichts der uns vorliegenden älteren und neueren Luftbilder,
auf denen nicht nur die Lage der ehemaligen Grabhügel, sondern
auch Grabenanlagen einer mutmaßlich noch nicht erkannten
Befestigung zu erkennen waren, hat der Vorstand sich dazu
entschlossen, in dieser Angelegenheit einen Brief an den
Ministerpräsidenten Stephan Weil mit der Bitte um Unterstützung
zu senden. Ziel war es, die Änderung des Flächennutzungsplanes vorerst auszusetzten, um durch Forschungsgrabungen
eine fundierte Neubewertung des Denkmalensembles zu
erreichen. Unsere Anfrage und die Antwort des zuständigen
Ministeriums für Wissenschaft und Kultur sind nachfolgend
wiedergegeben.
Aus unserer Sicht ernüchternd. Ganz offensichtlich sind
archäologische Belange immer dann von geringer Bedeutung,
wenn wirtschaftliche Interessen eine Rolle spielen. Mit Verlaub:
Sand lässt sich auch an Stellen abbauen, an denen keine
archäologischen Denkmale vorhanden sind. Das Trostpflaster,
dass bei derartigen Verfahren das „Veranlasserprinzip“ gilt, so
dass der mögliche Veranlasser der Denkmalzerstörung für die
Kosten der notwendigen, fachgerechten archäologischen
Bergung und Dokumentation aufkommen muss, erniedrigt das
Denkmalschutzgesetz zu einem „Denkmalbeseitigungsgesetz“.
Freundeskreis für Archäologie in Niedersachsen e.V.
c/o Dr. Wilhelm Gebers, Nieders. Landesamt für Denkmalpflege
Scharnhorststr. 1, 30175 Hannover
Es ist zu befürchten, dass im Verlauf der Zeit mit dem Sandabbau in Stühren begonnen werden wird und die staatliche
Denkmalpflege - wie bislang - nur Notgrabungen in einem teilzerstörten Areal durchführen kann.
Noch eine Frage sei erlaubt: Wer kümmert sich eigentlich um die
Publikation der zahlreichen, nach dem Veranlasserprinzip
durchgeführten Ausgrabungen?
Wir hätten uns vom Ministerium für Wissenschaft und Kultur
etwas mehr Empathie erwartet. Wir lassen uns aber nicht
entmutigen und werden dieses Denkmalgebiet beobachten und
versuchen, mit Hilfe von Luftbildern die ehemaligen Anlagen
weiter zu dokumentieren.
Wilhelm Gebers
Hier unser Schreiben an den niedersächsischen
Ministerpräsidenten Stephan Weil ...
Hannover, den 18.09.2015
An den Ministerpräsidenten
Herrn Stephan Weil
Niedersächsische Staatskanzlei
Presse- und Informationsstelle der Landesregierung
Planckstr. 2
30169 Hannover
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
wir wenden uns in einer dringenden Angelegenheit der archäologischen Denkmalpflege an Sie und bitten um Ihre
Unterstützung.
Es handelt sich um die Änderung des Flächennutzungsplanes in der Gemarkung Stühren, Stadt Bassum, Ldkr. Diepholz.
Ziel der Änderung des Flächennutzungsplanes ist es, ein Gebiet mit „bevorzugt Naherholung“ in ein Gebiet mit „bevorzugt
Bodenabbau“ zu ändern. In diesem Bereich befinden sich zahlreiche archäologische Bodendenkmale, die durch den
geplanten Bodenabbau zerstört würden.
Die Denkmale befinden sich auf einem Gebiet, das bereits mit den Flurnamen „Sieben Berge“ auf ehemals sieben große
Grabhügel bezogen ist. Die Gruppe „Sieben Berge“ ist jedoch nur der besonders auffällige Teil einer Hügelgräbergruppe von
ehemals mindestens 46 Grabhügeln, die alle im Abbaugebiet liegen und nun in ihrem Bestand gefährdet sind.
Sechs der ehemals „sieben Berge“ sind durch die Landwirtschaft widerrechtlich zerstört worden. Die Zerstörungsabschnitte
sind in den Anlagen chronologisch aufgelistet.
In den Luftbildaufnahmen, die von unserer Luftbild AG in diesem Jahr erstellt wurden, sind außer den an der Oberfläche noch
sichtbaren Grabhügeln zahlreiche überpflügte Hügel zu erkennen. Die Schüttung dieser Hügel ist durch den Pflug zwar stärker eingeebnet, im Luftbild aber noch gut zu erkennen. Die ursprünglich tief unter den Grabhügeln angelegten Körpergräber
der jüngeren Stein- und Bronzezeit sind noch ungestört im Untergrund erhalten.
Die Luftbilder zeigen aber noch viel mehr als die Lage der Grabhügel: eine quadratische Befestigungsanlage mit etwa 400
Metern Seitenlänge befindet sich ebenfalls im Abbaubereich. Diese ist der staatlichen Denkmalpflege bislang noch unbekannt
und in der Kombination mit Hügelgräbern einmalig. Ein archäologisches Ensemble dieser Art darf nicht dem Sandabbau
geopfert werden! Diese Denkmale gehören nicht dem Unternehmer, der nach und nach die Grundstücke erworben hat. Sie
sind vielmehr Eigentum aller Bürger.
Es hat schon ein „Geschmäckle“, wenn man die Zielstrebigkeit und Rücksichtslosigkeit bedenkt, mit der hier vor Ort die
Eigeninteressen eines Einzelnen bis zur Änderung des Flächennutzungsplanes von langer Hand vorangetrieben wurden.
Wir haben alle die schrecklichen Taten des IS vor Augen, der wahllos Kulturstätten zerstört. Aber gibt es einen Unterschied?
Ja! Er liegt in der Gewinnsucht Einzelner, hat aber das gleiche Ergebnis.
Wir fordern den Vorrang für die archäologischen Denkmale vor der Gewinnmaximierung verantwortungsloser Mitbürger!
Die Änderung des Flächennutzungsplanes muss ausgesetzt werden, weil die Voraussetzungen zur Änderung nicht gegeben
sind. Eine Änderung ist erst möglich, nachdem die auf der Fläche vorhandenen vorgeschichtlichen Denkmale (Grabhügel,
Siedlungen und Befestigungsanlagen) im Rahmen einer Forschungsgrabung durch ein renommiertes wissenschaftliches
Institut dokumentiert worden sind.
Mit freundlichen Grüßen
Freundeskreis für Archäologie in Niedersachsen e. V.
Der Vorstand
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Abb. 2: Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte
(NNU) Band 65(1)/1996.
Der damalige Bezirksarchäologe Dr. Erhard Cosack dokumentierte die fortschreitende Zerstörung des Hügelgräberfeldes in
seinem Beitrag „Die Untersuchung spätneolithischer und altbronzezeitlicher Gräber bei Stühren, Stadt Bassum, Ldkr. Diepholz“
(S. 37-68)
... und hier die Antwort des Niedersächsischen
Ministeriums für Wissenschaft und Kultur:
Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur
Postfach 261, 30002 Hannover
Freundeskreis für Archäologie in Niedersachsen e.V.
c/o Herrn Dr. Wilhelm Gebers
Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege
Scharnhorststr. 1
30175 Hannover
Bearbeitet von v. Reitzenstein
Mein Zeichen 35-57 731 / 1 Bassum-Stühren
Hannover, den 30.10.2015
Bodendenkmale in Stühren, Stadt Bassum, Lk. Diepholz
Hier: Gefährdung durch neue Nutzung der Flächen (Raumordnungsverfahren)
Bezug: Ihr Schreiben an den Ministerpräsidenten des Landes Niedersachsen vom 18. September 2015
Sehr geehrter Herr Dr. Gebers,
sehr geehrte Damen und Herren,
Ihr o.g. Schreiben an Herrn Ministerpräsidenten wurde dem für die Denkmalpflege zuständigen Ministerium für Wissenschaft
und Kultur übergeben. Deshalb antworte ich Ihnen.
Sie bitten um Unterstützung beim Erhalt der komplexen archäologischen Kulturlandschaft in der Gemarkung Stühren, Stadt
Bassum, Lk Diepholz.
Es handelt sich um ein Areal, auf dem sich u.a. ein Friedhof mit zahlreichen Hügelgräber befindet, von denen schon die
Mehrzahl durch landwirtschaftliche Aktivitäten eingeebnet wurde. Die archäologischen Spuren einer Befestigungsanlage unbekannter Zeitstellung erweitern das Spektrum archäologischer Zeugnisse auf den Flächen.
Bisher ist das Areal als „bevorzugtes Naherholungsgebiet" ausgewiesen.
Die von Ihnen genannte Nutzungsänderung von „Naherholung" zu „Sandabbau" findet sich im Raumordnungsverfahren
(ROV), das der Landkreis Diepholz als untere Landesplanungsbehörde durchführt.
Die Denkmalfachbehörde, das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege (NLD), hat mit Planungsbeginn die Belange
der archäologischen Denkmale eingebracht. Sie sind in vollem Umfang in der Planfeststellung des ROV aufgenommen.
Es ist darauf zu verweisen, dass bei derartigen Verfahren das Veranlasserprinzip gilt. Der mögliche Veranlasser der Denkmalzerstörung durch Sandabbau muss gemäß § 6 Abs. 3 des Niedersächsischen Denkmalschutzgesetzes für die Kosten der
durch Sandabbau notwendigen, fachgerechten archäologischen Bergung und Dokumentation aufkommen.
Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrage
v. Reitzenstein
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Sonderausstellung in Scharnebeck
Nur noch sieben Bestattungen verfügten über Beigaben wie
Rechteckfibeln, Rollenkappenfibeln, Bronze- und Knochen-
Der Bronzeimer aus Sasendorf stand im Mittelpunkt der
nadeln und Gürtelteile.
Ausstellung „Alles im Eimer“, die vom 12.09.2015 bis zum
11.10.2015 auf dem „Kulturboden“ in Scharnebeck bei Lüneburg
„Ein Friedhof nur für Frauen?“
gezeigt wurde. Veranstalter waren neben dem Verein für
Eine zehnjährige Oberflächenabsuche in Sasendorf ergab bis
Heimatkunde im Raum Scharnebeck e. V. der F.A.N. e.V. sowie
2013 rund 80 Buntmetallbeigaben, davon über 50 Fibelfragmente
das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege. Inhaltlich
(Gewandschließen), jedoch keine Schwerter, Lanzen, Sporen
vorbereitet wurde die Präsentation von Christian Krohn, Heinz-
und Schildbeschläge. Nach alter Bezeichnung handelt es sich
Dieter Freese, Dr. Wilhelm Gebers und Agata Michalak. Für alle,
somit um einen Frauen-Friedhof vom „Typ Darzau“. Trotzdem
die aus zeitlichen Gründen nicht nach Scharnebeck kommen
könnten hier auch Männer bestattet worden sein, wie der Inhalt
konnten, wollen wir hier kurz die Ausstellung beschreiben.
der Bronzeurne eindrücklich zeigt.
In der Mitte des Raumes hatten die Mitglieder des
„Top(p) oder Flop?“
Heimatvereines Scharnebeck einen Scheiterhaufen aufgebaut,
Die Fundgeschichte des Bronze-Eimers. F.A.N.-Mitglied Heinz-
auf dem ein „Verstorbener“ aufgebahrt lag (Abb. 1). Er trug
Dieter Freese stieß am 4. Oktober 2005 bei der Oberflächen-
zwar wikingerzeitliche Kleidung, dennoch wirkte er ziemlich
prospektion auf den Fundort des Bronzeeimers. Aber erst am 19.
lebensecht. Umgeben war er mit Grabbeigaben: Blumen,
August 2006 fand unter dem Motto „Top(p) oder Flop?“ die lang
Nahrungsmittel, eine hölzerne Maske, Lederbecher und
ersehnte Grabung statt. Tatsächlich stieß die Kelle auf die
Schmuckscheiben aus Holz.
Wandung eines römischen Eimers, riesige Freude! Bis
nachmittags gegen 16.30 Uhr konnte die Bronze-Eimer-Urne
fast unbeschadet en bloc geborgen werden.
Abb. 1: Eröffnung der Ausstellung mit H.-D. Freese und Chr.
Abb. 2: Fragment einer silbernen, kräftig profilierte Fibel,
Krohn hinter dem Scheiterhaufen mit dem aufgebahrten
rechts Darstellung einer vollständigen Fibel mit Ausschnitt des
„Toten“ (Foto: Chr. Krohn)
Fragmentes (Foto: W. Gebers)
Die Besucher sollten sich bei diesem Anblick fragen, welche
„Und die Grab-Beigaben?“
Grabbeigaben wohl restlos im Feuer verbrennen. Außerdem galt
Fast sechs Jahre später, am 14. Juni 2012, übernahm F.A.N.-
es das Rätsel zu lösen, welchen Gegenstand ein Toter im ersten
Mitglied Gerd Lübbers die Freilegung des Erdblockes. Nach 20
Jahrhundert ganz bestimmt NICHT mit auf den Scheiterhaufen
Arbeitsstunden war der Eimer äußerlich komplett freigelegt, er
bekommen hat. Die richtige Antwort lautete: eine Kartoffel.
ist 25 cm hoch. Im Innern wurden zwischen Sand und
An den vier Wänden zeigten Vitrinen mit Objekten sowie
Leichenbrand als besondere Fundstücke freigelegt:
erläuternde Text- und Fototafeln die Fundgeschichte des
eine eiserne Kniefibel, eine Eisenschere, ein Eisenmesser, ein
Urnenfriedhofes
Rasiermesser, vier Bronzenägel mit halbrundem Kopf, drei
Sasendorf
und
als
Besonderheit
den
importierten Bronzeeimer.
Fragmente von Knochennadeln, zwei Bruchstücke eines
Steingefäßes, ein Kasserollen-Rand, 112 Bronzeschmelz-
Es gab folgende Stationen:
fragmente, ein Silberfibel-Fragment (Abb. 2), eine Bronzegefäßhalterung, ein Goldring, zwei flache Holzfragmente.
„Überraschung beim Pipelinebau“
Beim Bau einer Pipeline wurde im Jahre 2003 in Sasendorf, Ldkr.
„Anthropologische und paläopathologische Untersuchung“
Uelzen, ein Brandgräberfeld aus dem 1. und 2. Jahrhundert nach
Gerd Lübbers fand in der Urne insgesamt 1032 g Knochenbrand,
Christus entdeckt. Das Grabungsteam unter der Leitung von
der von Kristina Scheelen M.A. vom Zentrum für Anatomie der
Christoph Sommerfeld legte insgesamt 22 Bestattungen in Urnen
Universitätsmedizin Göttingen untersucht und gewogen wurde.
frei. Der Friedhof erstreckt sich über 100 m von NW nach SO.
Alle auswertbaren Merkmale deuten auf einen älteren Mann
5
hin, wobei leider viele der sonst zur Beurteilung genutzten
Südwestlich von Wilkenburg sehen Sie die feinen linearen
morphologischen Strukturen nicht im Knochenmaterial überliefert
Gräben, die zur Entdeckung des Römerlagers führten.
sind. Der Verstorbene war zwischen 60 und 70 Jahre alt. Er litt
Zwischen Ahlten und der Autobahn erkennen wir einen
unter schwerer Arthrose und Parodontose und war lange Zeit
flächendeckenden Bombenteppich. Die doppelte Kreisgraben-
bettlägerig.
anlage am nördlich Ortsausgang von Rodewald in Richtung
Lichtenmoor misst 80 Meter im Durchmesser, vermutlich handelt
Am Ende des Rundganges durch die Ausstellung konnten die
es sich um einen Vieh-Kral. Und genau mittig zwischen den
Besucherinnen und Besucher noch zu einem Meinungsbild
Ortschaften Stöckendrebber und Norddrebber ist der große
beitragen. Die Frage lautete: Was soll mit dem Leichenbrand
Ringgraben (50 Meter) wieder zu sehen, den ich einmal in einem
dieses Menschen geschehen?
Erbsenfeld dokumentiert hatte. Also so was! Zwischenzeitlich war
ich zu der festen Ansicht gelangt, dass das Bewuchsmerkmal nur
A: Er soll mit der Bronze-Urne und mit den Grabbeigaben wieder
durch einen defekten Beregner zustande gekommen war. Da
in Sasendorf beigesetzt werden. (JA: 4 mal)
passt wieder mal mein Lebensmotto: „Einmal dachte ich, ich
B: Der Leichenbrand soll in Sasendorf wieder beigesetzt werden,
hätte mich geirrt, aber ich hatte mich getäuscht." Viel Spaß mit
die Urne und die Beigaben bleiben zur Ausstellung im Museum.
Google Earth!
(JA: 49 mal)
C: Der Leichenbrand soll mit Urne und mit Beigaben ausgestellt
Heinz-Dieter Freese
werden. (JA: 49 mal)
D: Der Leichenbrand soll im Magazin aufbewahrt werden für
spätere Untersuchungen, Urne und Beigaben kommen in die
Ausstellung. (JA: 29 mal)
Ein Römerlager bei Hannover
Zur Eröffnung der Ausstellung am 12. September fanden sich
Am 27. Oktober 2014 erhielt ich in Aachen den „Deutschen Preis
trotz herrlichem Herbstwetter rund 80 Personen auf dem
für Denkmalschutz". In seiner Laudatio betonte der Landes-
„Kulturboden“ ein, weitere 200 Besucher sahen die Ausstellung
archäologe Dr. Henning Haßmann: „Wo viele sofort ein
bis zum 11. Oktober 2015.
Römerlager erkennen wollen, hält er (Freese) sich zurück." Bei
diesen Worten hat das Schicksal sicher milde gelächelt, denn
Heinz-Dieter Freese
keine drei Wochen später erkannte ich auf alten Luftbildern ...
„ein Römerlager!"
Eigentlich hatte ich nur alte Luftfotos aus der Gegend von
10 Points! Großer Spaß mit Google Earth
Hannover durchsucht, um sie bei der jährlichen Luftbildschau im
Januar 2015 präsentieren zu können. Dabei fiel mir die
Bei der Luftbildschau am 9.1.2015 im NLD zeigte ich „10 Points"
abgerundete Ecke eines Grabens als Bewuchsmerkmal im
auf Google Earth-Bildern vom 1. Juli 2015. Großartige, schöne
Getreide auf. Der Ort liegt gegenüber der Hannover-Messe am
Fotos von archäologischen Fundstellen, aber auch von
Westufer des Flusses Leine in der Gemarkung Wilkenburg, Stadt
Gemüsefeldern, Versuchsbeeten, Eiskeilen. Und das alles in
Hemmingen. Und es gab in einigen hundert Metern Abstand
einer wunderbaren, klaren graphischen Auflösung - 10 Points
noch weitere gleichartige Grabenstücke, darunter eines mit
dafür! Außerdem sind die Fotos entstanden zur besten
einem Tordurchlass. Alle Luftaufnahmen stammten aus der Hand
archäologischen Luftbildzeit nach mehrwöchiger Trockenheit -
von Otto Braasch, aufgenommen in den Flugsommern 1990 bis
wie oft haben wir uns solch eine Befliegung durch Google Earth
1992. Auf alten Karteikarten war vermerkt, dass Otto Braasch
gewünscht! Dennoch zeigte sich leider, dass die archäologischen
hier selbst ein „kaiserzeitliches castellum" vermutete. Aber bei
Strukturen weiterhin viel verwaschener und schwerer zu deuten
einer Ortsbegehung in den 90er Jahren erhärtete sich dieser
sind als vergleichbare Handaufnahmen aus dem Flugzeug-
Verdacht nicht. Es wurde nur ein wenig vor- und frühgeschicht-
fenster. Dieses Manko wird ein bisschen wettgemacht durch die
liche Keramik aufgelesen. Und welcher seriöse Archäologe hätte
riesengroße Fläche zwischen Hoya und Hameln, die ein
damals ernsthaft römische Truppen in Hannover vermuten wollen
Privatflieger unmöglich in so kurzer Zeit prospektieren kann.
- das war einfach zu fantastisch.
Aber schauen Sie selbst einige Beispiele bei Google Earth nach:
Auch nach meiner Identifizierung der Luftbildstrukturen war die
Den Doppelgraben des jungsteinzeitlichen Erdwerkes in Rössing
Sache so eindeutig weiterhin nicht. Ich habe deshalb am 14.
(1,5 km südöstlich des Ortskerns) sieht man selbst aus 2000
März 2015 auf der Jahreshauptversammlung des FAN bei
Metern Höhe! Etwa 2 km nordnordöstlich der Ortschaft
meinem Vortrag „Das Geheimnis von XXXXenburg" nur von
Schwicheldt stoßen wir auf ein perfektes Rondell mit Kreisgraben
einer 70-prozentigen Wahrscheinlichkeit eines Römerlagers
von 120 Metern Durchmesser. Leider nicht steinzeitlich, sondern
gesprochen. Denn die von mir im Vorfeld konsultierten
wohl nur eine mittelalterliche Burgstelle.
hauptamtlichen Luftbildarchäologen äußerten sich angesichts
6
der zugesandten Fotos eher skeptisch bis ablehnend. Außerdem
Wilkenburger Spitzgräben jedoch kaum vorhanden. Warum so
waren die linearen Grabenverläufe auf den Luftfotos nicht
flach? Ich möchte vermuten, dass solch ein großer Heeres-
eindeutig in einen Zusammenhang zu bringen. Und vor allem
verband es gar nicht für erforderlich hielt, besonders tief zu
störte ein breiter bewaldeter Bruchgraben, der das angebliche
graben. Auf jeden Fall schlechte Voraussetzungen für die
Römerlager in zwei Teile zerlegte.
Luftbild-Archäologen!
An zwei Stellen in Wilkenburg war der Grabenverlauf als
schwache, exakt lineare Verfärbung im Getreide zu sehen, sogar
am 1. Juli 2015 bei Google Earth. Schauen Sie es sich dort an,
finden Sie die Gräben? Und wenn Sie an anderen Orten
vergleichbare Verfärbungen im Luftbild entdecken - welche
Schlussfolgerungen ziehen Sie daraus?
H.-D. Freese vor dem Römerlager Wilkenburg
(Fotomontage: H.-D. Freese)
Diese Geländesituation hatte ich mir im Januar und Februar ganz
in Ruhe vor Ort angeschaut, begleitet nur von meinem Hund
Bobby. Das waren zwei schöne Nachmittage, in denen das
Römerlager Wilkenburg, Ausgrabungsfläche mit markier-
hannoversche „Römerlager" mir ganz allein gehörte, getreu dem
tem Spitzgrabenverlauf (Foto: H.-D. Freese)
„Rumpelstilzchen"-Motto: „Ach wie gut, dass niemand weiß..."
Bei der Jahreshauptversammlung des FAN am 15. März wurde
Typisch „römisch" ist daran jedenfalls gar nichts! Meist handelt
das „Geheimnis von XXXXenburg" aber schließlich gelüftet, und
es sich um normale Spuren vom Ackerbau. Erst die Ecke macht
ich übergab das Römerlager für weitere Nachforschungen an das
die Sache rund, so paradox es klingt. Denn ein typisches
NLD und symbolisch an die Römer-AG im FAN.
„Römerlager" hat abgerundete Ecken in der Form einer Spielkarte. In einer Google Earth-Luftaufnahme aus dem Jahre 2004
Sie, liebe Leserinnen und Leser, wissen ja, wie die Geschichte
sieht man die südwestliche, abgerundete Ecke des Wilkenburger
dann weiterging: der Landesarchäologe Dr. Henning Haßmann
Lagers, aber man sieht halt nur eine einzige abgerundete Ecke.
hat sich der Sache intensiv angenommen. Und schon nach
Was ist daran speziell römisch? Gar nichts! Es gibt abgerundete
sieben Monaten, am 14. Oktober 2015, gab es eine große
Ecken in ganz normalen Ackerflächen oder beispielsweise auch
Pressekonferenz, auf der meine anfänglichen Vermutungen
in einem Erdwerk in Sachsen-Anhalt.
anhand von Fundobjekten in vollem Umfang bestätigt wurden.
Wirklich ungewöhnlich ist nur die präzise Ausführung der
Wilkenburger Ecke, die Otto Braasch im Jahre 1992 zum ersten
Heinz-Dieter Freese
Mal fotografiert hat. So präzise ausgeführt, dass meines
Erachtens nur "Militär" dafür infrage kommt.
Aber welches Militär? Allein das römische? Das ist jetzt eine
Römische Marschlager im Luftbild
Anfrage an die Militärexperten im FAN: gibt es Beispiele für
mittelalterliches oder neuzeitliches Militär, das eben solch perfekt
„Davon gibt es hunderte, man muss sie nur noch finden", heißt
abgerundete Ecken ausgeführt hat? Das würde ich sehr gern
es immer wieder. Aber so einfach es klingt, so schwer ist es in
wissen. Für Wilkenburg kann man jedenfalls festhalten, dass erst
der Realität, wie man jetzt bei dem neu entdeckten Marschlager
die Kombination von Luftbildern aus verschiedenen Jahren und
Wilkenburg nachvollziehen kann. Denn die Gräben, die der
die anschließende Grabung sowie die Begehung mit Metall-
römische Heeresverband dort hinterlassen hat, waren für
detektor den Nachweis erbracht hat, dass es sich um ein
Luftbildzwecke viel zu flach. Es geht ja stets darum, dass das
römisches Marschlager handelt. Deshalb zweifele ich sehr daran,
Sommergetreide in den alten Gräben mehr Feuchtigkeit findet
dass wir auf die schnelle noch weitere hundert Lager entdecken.
und deshalb höher wächst und länger grün bleibt. Die Kapazität,
Wasser zu speichern, war in den schmalen und flachen
Heinz-Dieter Freese
7
Lange Rollbahn, kurzer Flug
Nach wechselhaftem Wetter im Mai 2015 kam Anfang Juni eine
richtige Hitzewelle. Drei Wochen lang Sonnenschein! Endlich mal
Exkursion der Römer-AG mit der
Numismatischen Gesellschaft zu Hannover
nach Hildesheim
wieder stand ein Luftbildjahr ins Haus! Ich informierte die Piloten
der Luftbild-AG und das NDR-Fernsehen, das schon 2014 einen
Hildesheim feierte im Jahr 2015 das 1200-jährige Jubiläum der
Beitrag über die Luftbildarchäologie bringen wollte. Grünes Licht
Bistumsgründung. Die Römer-AG und die NGH nutzten mit 30
auch vom Landesarchäologen für die mögliche Erstattung von
Teilnehmern die besondere Gelegenheit der Wiedereröffnung
Benzinkosten. Und weil in der dritten Hitzewoche alles auf eine
des renovierten Domes und der Neugestaltung und Erweiterung
SUPER-Luftbildsaison hindeutete, gab es sogar einen landes-
des Dommuseums mit dem berühmten Domschatz (Weltkultur-
weiten Aufruf von Radio FFN an alle Piloten, in den kommenden
erbe!) und zusätzlich der Sonderausstellung zum Jubiläum im
Wochen nach auffälligen Verfärbungen auf den Äckern zu
Roemer-Pelizaeus-Museum zu einer Ganztagsexkursion am
suchen. Doch dann war alles ziemlich schnell wieder vorbei.
4. Juli 2015 bei herrlichem (bei 32 Grad sogar ein wenig zu
gutem) Sommerwetter.
Am 26. Juni haben wir noch den Filmbeitrag für „Hallo
Niedersachsen“ des NDR-Fernsehens fertiggestellt (http://
www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hallo_niedersachsen/EinLuftbild-Archaeologe-erkundet-Niedersachsen,hallonds27936
.html). Und schon zum Sendetermin am 6. Juli hatte wechselhaftes Wetter mit vielen kräftigen Schauern eingesetzt und die
SUPER-Luftbildsaison endete abrupt. Wahrscheinlich können
Sie sich gar nicht vorstellen, wie empfindlich das Getreide auf
Trockenheit reagiert und wie schnell es sich wieder erholt? „Zum
Glück!" würden die Bauern sagen.
Schanze bei Wienbergen (Foto: H.-D. Freese)
Die Exkursionsteilnehmer vor dem Dom in Hildesheim
(Foto: W. Pollak)
Trotzdem haben Erich Schwinge, Ernst Meininger, Günter Lange,
Der Vormittag galt überwiegend dem Dom mit Bernwardstüren,
Andreas Grüttemann und ich einige Flüge durchgeführt und
Christussäule, Heziloleuchter und - in der Krypta (mit Gründungs-
dabei auch einige schöne Entdeckungen gemacht. Bei der
reliquiar) - dem Godehardschrein, zu dem Daniel Fellenger MA
Schanze von Wienbergen, Ldkr. Nienburg, dokumentierte Günter
aus seiner Dissertation die eigenen metallurgischen Unter-
Lange beispielsweise einen Pfostenbau. Unglaublich, dass wir
suchungsergebnisse referierte. Dr. Robert Lehmann führte
den nicht schon vorher gesehen haben! Vielleicht waren darin
souverän durch die neue Domschatzpräsentation und wusste
Pulver, Munition und Vorräte gelagert. Alle Fotos aus 2015
das besondere Interesse der Teilnehmer in jeder Phase wach-
wurden in der F.A.N.-Luftbildschau am 9. Januar 2016 im NLD
zuhalten. Sogar römische Spuren konnte er - wenn auch nicht
vorgestellt.
ganz unumstritten - auf dem Kreuzgang ausmachen, von dem
Heinz-Dieter Freese
Unumstritten war dann jedoch die sensationelle Entdeckung
aus ein Blick auf den Tausendjährigen Rosenstock dazugehörte.
der Stelle vor dem Südteil des Domes, an der mittelalterliche
Gußaktivitäten archäologisch nachgewiesen wurden und wo sehr
wahrscheinlich auch die Bernwardstüren gegossen wurden.
8
Wolfgang Meyer, der schon eine frühere Hildesheimexkursion
Hierauf nahmen wir uns eine gute Stunde Zeit, den Oberesch
der Römer-AG vorbereitet hatte, führte dann vor der Mittags-
selbst unter die Füße zu nehmen: dem Metallplattenweg mit den
pause noch in die sog. „Katakomben“ seiner alten dem Dom
Infos am durch Stangen markierten viel diskutierten „Wall“
benachbarten Bildungsstätte, des Gymnasium Josephinum, in
folgend bis zum tiefen Bacheinschnitt im Westen, wo die
der die in Südeuropa gebräuchlicheren Bestattungssitten eine
Gespräche notwendigerweise bestimmte Kontroversen um den
Besonderheit darstellen.
Charakter der Wallanlage (germanischer Hinterhalt oder doch
Nach der verdienten Mittagspause trafen alle am Denkmal der
Berichterstattung der FAN-Post 2015 zum Ausdruck kamen.
eher Römerlager?) aufleben ließen, die ja auch schon in der
Entdeckung des Hildesheimer Silberfundes wieder zusammen
Vor einer kleinen Cafeteria-Rast wurde individuell die
und informierten sich bei dieser Gelegenheit auch über die
Dauerausstellung besucht, wobei einige Teilnehmer sich
Anstrengungen, die sich der FAN unter Leitung von Dr. Gebers
besonders für die Funde unseres im Vorjahr verstorbenen
und Alf Metzler MA vor etlichen Jahren um die Wiederentdeckung
Mitglieds Tony Clunn interessierten, dem die Römer-AG
der alten Fundstelle und deren erneute Untersuchung gemacht
verbunden bleibt.
hatte.
Den Abschluß bildete dann die Sonderausstellung „Die Wurzeln
Der Nachmittag galt ganz der Geländeerkundung: zuerst der
der Rose“ im Roemer-Pelizaeus-Museum, und zwar wieder unter
natürlich neuzeitliche, aber idyllisch im Wald gelegene ehemalige
der bewährten Führung durch Dr. Lehmann. Herausragend
Eiskeller des Gutes Alt-Barenau, bei dem bei jedermann
waren z.B. die Modellrekonstruktionen des Domes nach
Assoziationen zum mutmaßlichen Aussehen des seit Jahr-
Abschluß der Grabungen, die endlich bestimmte wichtige
hunderten vergeblich gesuchten von Germanicus angelegten
Fragen klären konnten.
Tumulus unvermeidlich waren. Dann parkten wir die stattliche
Sicher weniger wichtig, aber für die Corvey-Interessierten
bequemer Sitzecke u.a. das Problem der Herkunft der drei dort
besonders interessant war eine Vitrine mit ziemlich unschein-
von Clunn gefundenen römischen Schleuderbleie, die vor über
baren Objekten, die bei Grabungen im Innern der Kirche der
einem Vierteljahrhundert Auslöser der Kalkriesegrabungen
ehemaligen
wurden.
PKW-Reihe vor dem Tor von Alt-Barenaue und diskutierten in
Corveyer
Benediktiner-Reichsabtei
geborgen
wurden: neben einigen Fliesen (römische Spolien?) vor allem
Danach ging die Fahrt zu insgesamt vier Stationen weiter: zur
zwei vergoldete Metallbuchstaben, die aus einer „imperialen“
Stelle des umfänglichen von Clunn entdeckten Denarhortes an
verlorenen Inschrift stammen und unbedingt metallurgisch (in
der Alten Heerstraße (Lutter Damm) - zum vermutlichen Anlass
Hannover!) beprobt werden sollten (vergleiche dazu Bericht Dr.
der Niederlegung dieses Hortes und der beiden weiteren Horte
R. Lehmann zu Buchstaben aus Corvey, hier S. 13).
in unmittelbarer Nachbarschaft längs dieser Heerstraße hat
Einige Unentwegte ließen es sich schließlich nach offiziellem
Gerhard Steinborn spontan eine hochinteressante These
Veranstaltungsende nicht nehmen, noch in Ruhe in einer
entwickelt -, dann wieder auf die andere Seite des Mittelland-
gemütlichen Eisdiele einen schönen, aber ungewöhnlich heißen
kanals zum Hof Dröge, wo unser Mitglied Dr. Joachim Harnecker
Tag ausklingen zu lassen.
vor nunmehr bereits etlichen Jahren so erfolgreich wichtige
Funde und sogar Befunde in einer kaiserzeitlichen Siedlung
Wilhelm Dräger
zutage gefördert hat, hierauf zur „Varusdeele“ auf dem Hof
Sommerfrüchte, der unmittelbar an den Oberesch und an
wichtige römische Fundstellen (an denen zwei Aurei gefunden
wurden) grenzt.
Die letzte Station war dann das „Felsener Feld “in Schwagstorf,
Exkursion der Römer-AG nach Kalkriese
nur 7 km vom Oberesch entfernt und lange Zeit nach einem
Braasch-Luftfoto in „Verdacht“, eines der bei Kalkriese vermute-
Samstag, 1.8.2015
ten römischen Marschlager zu sein. Leider ist inzwischen ein
Nach der Begrüßung an der Museumsrezeption besuchten wir
erheblicher Teil, und zwar gerade der „verdächtige“, total
zunächst die Germanicus-Sonderausstellung, die vor allem
überbaut. Immerhin ist der genaue Fundort einer derzeit wieder
wegen der vielen Leihgaben antiker Portraits bestach.
untersuchten subferraten römischen Münze bekannt.
Dann verschafften wir uns von der Aussichtsplattform des
Auch der Abend im einsam im Campemoor gelegenen Gasthaus
Museums einen Überblick: einmal in die Weite bis zu den
Beinker, dem FAN von vorangegangener Einkehr vertraut, diente
Dammer Bergen und der Dümmerregion, dann aber vor allem
nicht nur der Erholung. Das Gespräch nach einem konzentrierten
über den berühmt gewordenen sog. „Oberesch“, dem das
Fachvortrag von Dr. Robert Lehmann über seine metallurgischen
Hauptinteresse der Forschung gilt und dem das archäologische
Untersuchungen an einem für die Datierung des Kalkrieser
Abschlußwerk „Kalkriese VI“ mit 35 eindrucksvollen Fund-
Fundareals wegen einer äußerst schwer zu lesenden Ritzinschrift
verbreitungskarten gewidmet ist.
besonders wichtigen Fundstück wurde erst Schlag Mitternacht
abgebrochen.
9
bestandes Ptolemaios“ von 8.000 (!) Koordinaten (Orte,
Flussmündungen, -quellen und Gebirge) verwies: wie groß ist die
Heterogenität der ursprünglichen Messdaten, die wohl zum Teil
von römischen Agrimensoren vor fast 2000 Jahren zusammengetragen wurden? Ptolemaios stützte sich jedoch auch auf
Reiseberichte und astronomisch-geographische Fachliteratur
aus der Bibliothek von Alexandria. Wie genau bzw. wie fehlerhaft
sind diese Daten übertragen und weiterverarbeitet worden?
Welches Ausmaß haben grobe Fehler hierbei? Wo liegt der
eigentliche Nullmeridian der Längengradeinteilung?
K.-H. Schulze führte beispielhaft vor Augen, wie plausiblere
Ergebnisse für Ortskoordinaten zustande kommen können, z.B.
Abb. 2: Die Exkursionsteilnehmer im Römerpark Kalkriese
durch Zahlendreher oder unter Annahme variierter Daten, die
(Foto: W. Pollak)
dann zu eindeutigen, plausiblen Ortsidentifizierungen führen
(können). Dieses Prinzip verdeutlichte er dadurch, statt der
Sonntag, 2.8.2015
Flussquellen die Punkte der Schiffbarkeit weiter flussabwärts als
Auch das Frühstück bot reichlich Zeit zum Gedankenaustausch
Referenzpunkte anzunehmen. Zudem legt Herr Schulze allen
und zu darauf aufbauenden Verabredungen. Dann war die
seinen Berechnungen eine Maßstabsanpassung um den Faktor
spannende Frage, ob es uns gelingen würde, die der Römer-AG
0.8 vor, weil Ptolemaios die zu kleine Erdkugel des Marinos
durch diverse Grabungsführungen von Alf Metzler vertraute
(Äquatorumfang nur 32006 km statt 40000 km) zugrunde gelegt
Fundstelle der neolithischen Wege im riesigen Campemoor
hatte. Allein hieraus resultiert für das gesamte „Rechenwerk“ eine
wiederzufinden, aber es gelang erstaunlich mühelos. Verständ-
systematische Verfälschung.
licherweise sind nach Grabungsabschluss nur noch Spuren der
jahrelangen Tätigkeit schwach auszumachen.
Diese „Maßstabsverschiebung“ konnte dann auch Peter Oppitz,
Der Abschluss wurde dann wie geplant zur Mittagszeit am
der aus dem Rhein-Main-Gebiet nach Marienmünster gekommen
Dümmer gemacht, und zwar nicht wie ursprünglich geplant in
war, in seinem anschließenden Vortrag bestätigen. Könne man
Lembruch, wo der FAN so gute Erinnerungen an die „Strandlust“
in den „bekannten“ Bereichen westlich des Rheines und südlich
hat, sondern praktischerweise schon auf der Durchreise am
der Donau von konkreten zivilisierten Lokationen ausgehen, so
Oldenburger Ufer im Olgahafen in Dümmerlohausen, wo wir
sei es für die „Germania Libera“ schwieriger, auf der Basis
den einzigen freien Tisch mit Seeblick erspähten bei einem dem
unsicherer Koordinaten/Messwerte die entsprechenden wahren
herrlichen Sommerwetter angepassten Publikumsandrang.
(heutigen) Orte zu identifizieren.
Wilhelm Dräger
Für seine Berechnungen nahm er so die „wahrscheinlich
sicheren“ Flussmündungen von Weser und Weichsel und am
Hochrhein das alte „Augusta Raurica“ als feste Referenzpunkte.
Diesen Gedanken schickte er eingangs die Vita von Ptolemaios
Exkursion der Römer-AG zu PTOLEMAIOS
- Marienmünster und Kloster Corvey
mit seiner „Geographike Hyphegesis“ voraus. Er sprach von den
neun Büchern mit Listen von Orten aus der Zeit um das Jahr 160
Am 12. September 2015 traf sich unsere Römer-AG zu ihrer
schon länger geplanten Veranstaltung im bewährten Tagungslokal „Klosterkrug“ in Marienmünster, Kr. Höxter, Weserbergland.
Nach einer herzlichen Begrüßung führte Gerhard Steinborn, für
den es ein Heimspiel war, die „internationalen“ Teilnehmer aus
Hessen, NRW und Niedersachsen durch diese gemütliche
Atmosphäre. Im Mittelpunkt stand die Diskussion um den Beitrag
von Peter Oppitz (Co-Autor Gerhard Steinborn) „Der Quellcode
des
Ptolemaios“,
veröffentlicht
in
der
Geographischen
Rundschau. (1)
Eingeleitet wurde das Thema durch den Beitrag von Karl-Heinz
Schulze, der aus Dortmund angereist war. In ausführlicher Weise
ging er auf die hochkomplizierte Thematik ein, indem er auf die
vielen Aspekte, „Fallstricke“ und Unsicherheiten des „Daten-
10
Abb. 1: Die Runde „Ptolemaios“ in Marienmünster,
vorne: P. Oppitz, rechts: K.-H. Schulze. (Foto: E. Heller)
n. Chr., er erklärte das geographische Koordinatensystem und
mit dem mehr als 20-fachen die große innere Unruhe der BIG
ging auf die Klimata des Marinos von Tyros ein. P. Oppitz stellte
DATA des Ptolemaios. Im günstigsten Fall entsprechen
ebenso wie K.-H. Schulze den Längengrad-Nullbezug vom
5 Bogenminuten bei den Breitengraden 7,4 km. Der SPIEGEL
Ptolemaios in Frage. Seiner Meinung nach liege dieser in Puerto
dokumentiert dazu in seiner Ausgabe 39/2010 über die
Rico auf Gran Canaria, abweichend von K.-H. Schulze, der
„Berliner Kartografen“ eine Verortungsgenauigkeit im Bereich
diesen in Madeira sieht. Welche Länge zwischen 150 bis 210 m
von 10 bis 20 km. (2)
legte Ptolemaios dem Stadion zugrunde?
Die Analyse von Dr. Lehmann ließ weiterhin die Aussage zu,
Wie umfangreich sind die Abschreibfehler der Textbe-
dass 68% aller Daten stark fehlerhaft seien. Diesen Tatsachen
schreibungen in der Majuskel-Schreibweise vor dem 9. Jh.?
gelte es bei der weiteren Betrachtung dieser Thematik ins Auge
Eine (positive) Prüfung seiner Berechnungsmethode auf Zuver-
zu sehen. Vorläufig zusammenfassend konnte an dieser Stelle
lässigkeit erfolgte durch einen Vergleich mit den Aussagen von
gesagt werden, dass es das Ziel aller Ptolemaios-Forschungen
„Berlin“ (Kleineberg et. al.). (2) (3)
ist, durch entsprechende „Aufbereitung“ der 2000 Jahre alten
heterogenen Messdaten die wahren (heutigen) Zielorte zu
identifizieren unter Berücksichtigung/Elimination aller Fehler
kategorien – soweit dies überhaupt möglich ist.
„Unterbrochen“ wurden die Vorträge durch eine der schönsten
„Nebensächlichkeiten“: fleischige und nicht-fleischige Gastronomie in der Mittagspause im Refektorium des Klosterkruges,
begleitet von einem regen wie „PTOL-Len“ bratkartoffelmäßigen
Gedankenaustausch.
Nach der klösterlichen Mahlstärkung zog uns Dr. Lehmann
erneut in seinen Bann, als er über Römischen Mörtel referierte –
den Mörtel (Cementum), von dem gelegentlich vermutet wird,
dass dieser seit 2000 Jahren nicht nur das römische Fundament
zusammenhält.
Wir hörten u.a., dass es möglich ist, mit den Mitteln der
Abb. 2: Alte kartografische Darstellungen PTOL (4)
Mikroskopie und des Raster-Elektronen-Mikroskops (REM)
(Grafik: E. Heller)
visuell die typischen Strukturen eines römischen Mörtels (mehr
Tuffgestein) zu erkennen. Eine Besonderheit ist, dass sich
Noch vor der Mittagspause referierte Dr. Robert Lehmann unter
Risse im Mörtel, die z.B. durch Erschütterungen/Erdbeben
dem Titel „Anmerkungen zu Ptolemaios“: Er ging auf die Güte
entstehen, anschließend selbständig wieder verschließen!
der Originalmessdaten und deren Weiterverarbeitung ein.
Die
abschließende,
übergreifende
Diskussion
über
die
Ausgehend vom Stand der damaligen „Technik“ führte er aus,
fruchtbaren Beiträge machte noch einmal die Vielfalt aller
dass die um 200 v. Chr. unbekannten trigonometrischen
Unwägbarkeiten deutlich, die es durch weitere Forschungen
Rechenformeln um 200 n. Chr. noch Abweichungen von den
einzugrenzen gilt, soweit überhaupt möglich.
endgültigen fehlerfreien Formeln gehabt hätten, derer Ptolemaios sich bedient habe. Diese resultierten in eine weitere
Im Anschluss folgte ein „Außentermin“ in Corvey/Höxter, dem
Verschlechterung der Ergebnisqualität.
sich noch zahlreiche Teilnehmer anschlossen. Wenn wir es auch
nicht wagten, uns heimlich in die Fugen des Westwerkes hinein
Um dieser ganzen Unwägbarkeiten besser Herr werden zu
zu kratzen, um auf den vermutlichen römischen Mörtel zu stoßen,
können, stellte Dr. Lehmann ein computergestütztes Verfahren
so gab es doch einen Trost: Der „moosbegrünte“ Verschluss
vor, wie man es heute bei großen (digitalen) Datenmengen
einer rezenten Trinkflasche - gefunden vom Verfasser dieses
jeglicher Art – BIG DATA - anwendet: Cluster-Analyse. Dieser
Berichtes – konnte mit seinem römischen Aufdruck einen
Rechenprozess bringt Licht in die verborgenen Datenstrukturen.
„signifikanten“ Schatten auf das „Karolingische Westwerk“ von
Es gelte, zur Prüfung auf Konsistenz - unter Einbeziehung von
Kloster Corvey (auf der Eintrittskarte) werfen. Ergänzend sei in
Ähnlichkeiten und Differenzen dieses BIG DATA-Komplexes -
diesem Zusammenhang erneut eine alte Frage aufgeworfen:
Strukturen und Systematiken zu erkennen. Der erste Schritt der
gibt es mit dem Westwerk vielleicht doch eine vorkarolingische
Vorverarbeitung – die Ausreißer-Elimination - verlief erst
bzw. vorchristliche Vergangenheit, die in der Römischen
störungsfrei nach Vorgabe einer Varianz von 2°! Man bedenke,
Kaiserzeit ihren Anfang nahm?
dass den Orts-Koordinaten Entfernungsangaben in den Größenordnungen zwischen „Stadion“ und „Tagesreise(n)“ zugrunde
Ein schöner Tag bei sonnigem Wetter ging zu Ende – und:
gelegt werden. „Liefert“ Ptolemaios als Genauigkeit seiner
gedankt sei ausdrücklich Wilhelm Dräger für die „Vorfeld-
Ortskoordinaten 5 Bogenminuten im Ergebnis, so erkennen wir
organisation“ und Gerhard Steinborn für die „Vorortorganisation“
11
inclusive Führung durch den schönen Tag in Marienmünster, den
Buchtipps
Vortragenden und allen Interessierten, die ins Weserbergland
gekommen waren.
Eckhard Heller
Bernd U. Hucker (Hrsg.):
Eine Burg im Moor - die Arkeburg
Anmerkungen/ Literatur:
[1] Oppitz, Peter u. Steinborn, Gerhard: Der Quellcode des
Ptolemaios. Geographische Rundschau 5/2015
[2] Kleineberg, Andreas et. al.: Germania und die Insel Thule.
Darmstadt 2010.
[3] Nüsse, Hans-Jörg / Marx, Christian / Lelgemann, Dieter:
Germania magna – Ein neuer Blick auf eine alte Karte. Germania
– Anzeiger der Römisch-Germanischen Kommission des
Deutschen Archäologischen Instituts, Verlag Philipp von
Zabern, Jahrgang 89, 2011.
[4] Heller, Eckhard: Die „Germania Magna“ des Ptolemaios –
Entsprang die Weser für die Römer am Harz? VDVmagazin
6/2012.
Solivagus-Verlag, 2015, 152 S., 19,90 €,
ISBN 978-3-943025-25-5
Prof. Dr. Bernd U. Hucker lehrt Landesgeschichte an der
Universität Vechta; er ist habilitierter Mediävist und FAN-Mitglied.
Die Arkeburg bei Goldenstedt zählt zu den wichtigsten archäologischen Bodendenkmalen im norddeutschen Raum. Als größte
bekannte Ringwallanlage Nordwestdeutschlands beeindruckt sie
noch heute jeden Besucher. In einem institutionenübergreifenden
Forschungsprojekt wurde 2014 damit begonnen, die Arkeburg
archäologisch wie historisch zu erforschen.
Fischer, Doris / Besau, Gisela:
Kochen wie im Mittelalter Geschichte, Zutaten, Rezepte
128 S.,122 farb.
und 2 s/w Abb.,
Theiss-Verlag/WBG,
Darmstadt, 2015,
16,95 €, ISBN:
9783806228540
Doris Fischer ist
Grabungstechnikerin,
FAN-Mitglied und
Autorin weiterer
Bücher zum Leben
Abb. 3: Das karolingische Westwerk von Kloster Corvey
(Foto: W. Pollak)
12
im Mittelalter.
Archäometallurgische Beiträge:
Römische Buchstaben in Corvey?
sogenannte charakteristische Fluoreszenzstrahlung erzeugt wird,
Im Weltkulturerbe Kloster Corvey wurden im Füllschutt der
Bündelung der Röntgenstrahlung auf einen winzigen Messfleck
ersten Außenkrypta, mit dem Westwerk wohl einem der ältesten
von 50 µm kann sogar die ganze Probe abgerastert werden, so
Bereiche des Klosters, in den Jahren 1975-77 bei Ausgra-
dass sogenannte Elementverteilungskarten generiert werden
bungen zwei verbogene, vergoldete Buchstaben aus Buntmetall
können. Diese stellen die lokale Verteilung der Elemente als eine
gefunden (Abb. 1). Es handelt sich um ein I oder abgebrochenes
farbige Karte dar. Die Technik wird dann µRFA genannt, die
T (Befund 20&22 F18, KI18, Phase B: Erweiterung des Chores,
Ergebnisse sind in der Abbildung 2 dargestellt. Hellere Bereiche
vor 873) sowie ein O (Bef. 17&22 F17, KI18, Phase A: Gründung
stehen hierbei für höhere Konzentrationen des jeweiligen
der ersten karolingischen Kirche, 822–840).
Elements, dunklere Bereiche für niedrigere.
welche anschließend gemessen wird. Diese erlaubt Aussagen
zu den enthaltenen Elementen und deren Gehalten. Durch
Die pRFA-Messung ergab, dass beide Buchstaben aus Kupfer
(> 96% Cu) bestehen. Diese enthalten als wichtigste
Verunreinigung Blei (um 3 % Pb). Die Nägel bestehen aus einer
Bleizinnbronze. Auf der Oberfläche der Buchstaben und der
Nagelköpfe liegt eine dicke Vergoldung auf. Der Nachweis von
größeren Mengen Quecksilber (bis zu 10% in der Oberfläche)
Abb. 1: Die beiden in Corvey bei Ausgrabungen gefunden
Abb. 2: µ-RFA Elementverteilungskarte für einen Ausschnitt
vergoldeten Buchstaben (O und I oder abgebrochenes T)
des Buchstabens O mit Halterungsnagel. Rot = Kupfer, gelb
nach römischem Stil (Analysenr. 4350-51).
= Gold, grün = Quecksilber. (Fotos: R. Lehmann)
belegt eine Feuervergoldung, bei welcher auf das gebeizte
Die Buchstaben enthalten Reste von Nägeln, mit welchen sie in
Kupfer Goldamalgam aufgetragen wird, welches durch Erhitzen
eine Tafel eingeschlagen waren. Allerdings passen sie von der
anschließend umgewandelt wird. Dabei verdampft das flüchtige
Größe her nicht in die Inschriftentafel aus der Gründungszeit im
Quecksilber zum Großteil und lässt eine poröse Goldoberfläche
Westwerk (ehemalige Klosterkirche), wo ursprünglich doppelt so
zurück. Die Oberfläche wird anschließend poliert, um den
große Buchstaben eingesetzt waren. Da der karolingische Stil
Glanzeffekt zu erzielen. Die Goldschicht weist keine nennens-
der Buchstaben (capitalis quadrata) dem römischen angelehnt
werten Verunreinigungen von Silber oder Kupfer auf, d.h. es
ist, wurde oftmals hinterfragt, ob die Buchstaben vielleicht sogar
wurde kein legiertes Gold, sondern relativ reines Gold zur
doch römisch sein könnten und damit einen Hinweis dafür liefern
Vergoldung eingesetzt. Die Elementverteilungskarten bestätigen
würden, dass Corvey tatsächlich römische Wurzeln haben
dies bei beiden Buchstaben.
könnte. Diese Frage sollte nun durch archäometrische Analysen
näher beleuchtet werden. Die Analysen wurden vermittelt durch
Der Einsatz von reinerem Gold zur Feuervergoldung erlaubt eine
Birgit Mecke (LWL-Archäologie für Westfalen, Münster), Markus
abschätzende Datierung. Aus hunderten Analysen von mittel-
C. Blaich (RPZM, NLD) und Wilhelm Dräger (FAN).
alterlichen Kirchenschätzen kann geschlossen werden, dass
reines Gold auf Kupfer in der Regel nur bis etwa 1175 n.Chr.
Die archäometrische Analyse der beiden Buchstaben erfolgte
eingesetzt wurde. Auf Grund der Abnahme von Goldimporten aus
durch den Autor im Arbeitskreis Archäometrie des Instituts für
Afrika im 12. Jh. wurde Gold in Europa noch rarer und musste
Anorganische Chemie der Leibniz Universität Hannover. Die
gestreckt werden. Dies lässt sich an den Kirchenschätzen gut
Ermittlung der groben Zusammensetzung erfolgte mittels der
beobachten. Ab dem letzten Viertel des 12. Jhs. weisen die
portablen Röntgenfluoreszenzanalyse (pRFA). Die Röntgen-
Vergoldungen erhöhte Anteile von Silber, seltener Kupfer auf.
fluoreszenzanalyse erlaubt es, zerstörungsfrei und ohne
Dieses gestreckte Gold musste dann nach der Vergoldung mit
Berührung die Zusammensetzung zu ermitteln. Hierbei wird
Säure gebeizt werden, um einen reinen Goldton zu erzeugen.
weiche Röntgenstrahlung auf die Buchstaben eingestrahlt. Diese
Nach dem 12. Jh. wurde immer häufiger Silber statt Kupfer
tritt mit den Atomen der Buchstaben in Wechselwirkung, wobei
vergoldet, wohl weil der Silberpreis sank und die Kirchen reicher
13
Römischer Mörtel in Corvey?
wurden. Deshalb ist vergoldetes Kupfer typisch für das
Frühmittelalter bis zum 12. Jh., danach wurde es durch
vergoldetes Silber verdrängt.
Bei Ausgrabungen im Westwerk des Klosters Corvey, seit 2014
Die Anwesenheit von Blei im Kupfer im Prozentbereich stört
Weltkulturerbe, wurde ein zusammengebackener Klumpen
dabei die Vergoldung massiv. Dies wussten bereits die Römer.
gefunden, welcher Rätsel aufgab. Manche sehen darin
So tritt beim Erhitzen des Amalgams auf bleihaltigem Kupfer
römischen Beton. Ebenso wurden ungewöhnlich harte Mörtel-
das Blei tropfenförmig aus und erzeugt in der Goldschicht
reste aus sekundär verbauten Steinen in der Mauer an der
unansehnliche graue Flecken. Um diese Flecken zu kaschieren,
Weserseite (äußere Ostmauer, sog. „Düstere Pforte“) festgestellt.
war eine mehrfache und dicke Vergoldung notwendig, was sehr
Die ungewöhnliche Härte ließ auch hier mögliche Reste von
kostenintensiv war. Dies ist der Grund, wieso die Römer derartige
römischer Technik vermuten. Mit archäometrischen Analysen
Vergoldungen von bleihaltigen Objekten in der Regel mieden.
am Institut der Anorganischen Chemie der Leibniz Universität
Diese Vergoldungen waren qualitativ minderwertig und ver-
Hannover sollte geklärt werden, ob diese Auffälligkeiten auf
brauchten viel Gold. Das Wissen um die schädliche Wirkung von
römisches Baumaterial schließen lassen könnten. Die Klärung
Blei bei Vergoldungen ist jedoch im frühmittelalterlichen Europa
dieser Frage sollte einen Beitrag zur Diskussion liefern, ob
verloren gegangen. Erst im Hochmittelalter wurde dieses Wissen
Corvey nicht nur auf karolingische Gründung zurückgeht,
neu entdeckt. Der berühmte Goldschmied Theophilus Presbyter
sondern möglicherweise sogar römische Wurzeln haben könnte.
(wohl identisch mit Rogerus von Helmarshausen) schrieb erst im
Der Nachweis von opus caementitium wäre hier ausschlag-
12. Jh. nieder, dass Blei im Kupfer bei der Vergoldung massiv
gebend.
stört und deshalb sehr reines und deshalb teureres Kupfer
eingesetzt wurden muss. Nur reines Kupfer kann dünn vergoldet
Opus caementitium bezeichnet römischen Beton, welcher zu den
und so Gold eingespart werden. Dieses Wissen setzte sich erst
innovativsten Baustoffen der Antike zählte und architektonische
ab Ende des 12. Jh. wieder durch.
Experimente erlaubte. Während heute weit mehr als 50 % der
Bauwerke aus Beton sind, etablierte sich der römische Beton erst
Der Nachweis von bleihaltigem Kupfer und einer dicken
im 1. Jh. n.Chr. Der erste Nachweis für römischen Beton wurde
Vergoldung bei den vorliegenden Buchstaben erlauben unter der
für 273 v.Chr. in Cosa (Spanien) geliefert. Die besterhaltenen
Berücksichtigung der geschichtlichen Überlieferungen und
antiken Bauwerke, wie das Pantheon in Rom (114-118 n.Chr.)
Reihenanalysen die Einschätzung, dass die beiden Buchstaben
und das Grabmal des Theoderich des Großen (6 Jh. n.Chr.) in
wohl NICHT römischen Ursprungs sind. Sie sind mit hoher
Ravenna, wurden aus opus caementitium hergestellt. Dieser
Wahrscheinlichkeit im Frühmittelalter, genauer vor 1175 n.Chr.,
hochqualitative Beton hat eine Lebensdauer von über 2000
entstanden. Dies bedeutet, dass sie trotz der römisch
Jahren, während im Vergleich dazu moderne Betonbauten in der
aussehenden Schriftart keine Bestätigung der erwogenen
Regel eine Lebenszeit von 70-120 Jahren haben. Der Grund
Datierung der alten Klosterkirche, insbesondere des Kerns des
hierfür liegt in der Zusammensetzung des modernen Betons. Ab
sog. "Westwerks", in die römische Zeit liefern können. Vielmehr
1950 wird immer mehr günstigeres Kaliumoxid statt Calciumoxid
bestätigen die Ergebnisse eine Einordnung der Bauphase, in der
beigemischt, welches wasserlöslich ist und so den Beton
diese Buchstaben verwendet wurden, in das Frühmittelalter.
kurzlebiger macht. Beton wird allgemein aus Zement, Wasser
Um zu erfahren, woher das Metall für die Buchstaben stammt
und Zuschlägen (Sand, Steine usw.) hergestellt. Das Bindemittel
(sowohl das Kupfer als auch das Gold), wird eine Bleiiso-
(Zement, Kalk u.a.) ist dabei entscheidend für die Qualität und
topenanalyse angestrebt. Dann kann auch diskutiert werden, wie
Langlebigkeit.
groß das Einzugsgebiet für Metall in Corvey war und wer diese
Römischer Beton besteht im Wesentlichen aus gebranntem
Inschrift möglicherweise stiftete. Die Metallherkunft kann zudem
Kalkstein (Calciumcarbonat wird durch Hitze zu Calciumoxid) mit
eine bessere zeitliche Einordnung erlauben, da die Bezugs-
oder ohne Ton und ggf. Puzzolan (vulkanische Asche/Tuff,
quellen sich im Laufe des Frühmittelalters häufig drastisch
Ziegelmehl). Dabei ist eine sehr feine Mahlung der Bindemittel
änderten, sei es durch Konflikte oder neu entdeckte Lagerstätten.
und des Puzzolans entscheidend, da dadurch die chemische
Reaktionsoberfläche vergrößert und der resultierende Beton so
Dr. Robert Lehmann
druckfester (stabiler) und enorm langlebig wird. Der Vorteil des
Einsatzes von Tuff (Vulkangestein) ist, dass der Beton selbst
Literatur:
unter Wasser aushärtet und durch Erdbeben entstehende
A. S. Gai, K. H. Krüger, B. Thier, Die Klosterkirche Corvey.
Mikrorisse sich selbstständig schließen. Dadurch kann der Beton
Geschichte und Archäologie (Denkmalpfl. u. Forsch. in Westfalen
bei optimalen Bedingungen Jahrtausende überdauern.
43.1.1), Darmstadt, Verlag Philipp v. Zabern, 2012, S. 438 – 440,
Das Geheimnis liegt u.a. in der Bildung des Minerals Strätlingit,
U. Lobbedey, Vergoldeter Buchstabe einer Inschrift. In:
eines Kalzium-Aluminium-Silikats, welches die Risse ausfüllt. Der
Ausstellungskatalog Paderborn 1999, Bd. 2, S. 571-572
Tuff kann auch durch sehr fein gemahlenes Ziegelmehl ersetzt
werden, allerdings ist der resultierende Beton weniger hochwertig. Im Rheinland nutzen die Römer Tuff aus der Eifel, in
Italien meist vom Vesuv.
14
In der karolingischen Zeit, in welche das Kloster Corvey
Proben aus Corvey (Abb. 1-2) keinerlei Spuren dieser
allgemein datiert wird, baute man dagegen mit gebranntem,
besonderen Minerale auf. Im Gegenteil, die gefundenen
gelöschten Kalk, welcher mit feinem Sand und organischen
Strukturen weisen einen Mörtel aus, welcher typisch für
Zuschlägen vermischt wurde. Der resultierende Mörtel hatte
mittelalterliche und spätere Produktion ist. Die besondere Härte
jedoch keine so dauerhafte Bindekraft wie römischer.
erklärt sich durch teilweise Rekristallisation und Versteinerung/
Für die Untersuchung standen mehrere Proben aus Corvey zur
Sinterprozesse (Abb. 2).
Verfügung, welche in unterschiedlichen Jahrzehnten und
Im Mörtel aus Corvey konnten demnach keinerlei Spuren
Lokalitäten an verdächtigen Stellen entnommen wurden. Die
römischen Mörtels oder Betons identifiziert werden. Die
Analysen wurden durch Peter Oppitz und Wilhelm Dräger
Bausubstanz passt zu den im Vergleich zu römischen Techniken
vermittelt und durch den Autor ausgeführt. Peter Oppitz besorgte
geringeren Qualitäten des Mittelalters.
zudem mehrere Vergleichsproben aus der Eifel (Abb. 3), der
Autor reiste nach Sizilien, um italienische römische Mörtelproben
Dr. Robert Lehmann
vor Ort zu nehmen (Abb. 4).
Als Analysetechnik kam die Rasterelektronenmikroskopie (REM-
Literatur:
EDX) zum Einsatz. Die Ergebnisse sind in den Abbildungen 1-4
P. Oppitz, Römischer Mörtel: http://www.roemerfreunde-weser.
dargestellt. Während in den Vergleichsproben mit Tuff aus der
info/römischer-mörtel.pdf
Eifel eindeutige Marker von römischem Beton (z.B. das Mineral
H.-O. Lamprecht, opus caementitium Bautechnik der Römer,
Strätlingit u.a.) identifiziert werden können (Abb. 3), weisen alle
Beton-Verlag 2001
Abb. 1: REM-Aufnahme einer Mörtelprobe aus der Ausgra-
Abb. 3: Römische Mörtelprobe mit Tuff aus der Eifel. REM-
bung 1975-77, zusammengebackener Klumpen. Typische
EDX- Aufnahme. Deutlich sind die Strätlingit-Kristalle
Calicit-Kristallisationen und Mörtelbestandteile, jedoch keine
(Ca2Al[(OH)6AlSiO2(OH)4]·2.5 H2O) in den Tuffporen zu er-
Hinweise auf römische Rezepte erkennbar.
kennen, welche typisch für opus caementitium sind.
Abb. 2: REM-Aufnahme einer Mörtelprobe von den sekun-
Abb. 4: Römische Mörtelprobe mit massiven Tuffanteilen
där verbauten Steinen in der Außenmauer zur Weser. Typi-
aus dem Vulkan Ätna (Etna, Sizilien). Deutlich sind die Mi-
sche Versinterungen von Mörtelbestandteilen, jedoch keine
kroporen des Vulkanglases erkennbar, welche im Corvey-
Hinweise auf römische Rezepte erkennbar.
Mörtel nicht vorkommen. (Fotos: R. Lehmann)
15
„Etwas Rullstorf ist immer mit dabei“
Germanicus im Spiegel der
frühkaiserzeitlichen Münzprägung *
Dr. Anke Hein, Familienmitglied des FAN und manchem noch
bekannt durch ihren Vortrag im Jahre 2004 und ihren Beitrag in
Nero Claudius Drusus Germanicus wurde am 24. Mai des
der FAN-Post 2-2007 zu ihren Grabungserlebnissen in China,
Jahres 15 v.Chr. geboren. Er trug den Namen seines Vaters, der
wird ab Januar 2016 an der School of Archaeology der
im Jahre 12 v.Chr. das Oberkommando in Germanien erhalten
Universität Oxford in England Chinesische Archäologie lehren.
hatte und dafür posthum mit dem erblichen Ehrentitel
Oxford ist in der Geschichte der Archäologie mit berühmten
"Germanicus" ausgezeichnet wurde. Als Mitglied des Kaiser-
Namen verbunden. Auch bei uns bekannt sind Sir Arthur
hauses durchlief Germanicus die für die römische Oberschicht
Evans, der Ausgräber von Knossos, Thomas Edward Lawrence
übliche Karriere wesentlich schneller. Am Beginn stand das Amt
(Lawrence of Arabia) und Dame Kathleen Kenyon, die Ausgräbe-
des Quästors, welches er im Jahre 6 bekleidete. Zwischen 7 und
rin von Jericho; sie war auch Prinzipalin des St. Hugh's College,
8 befehligte er eine militärische Einheit im pannonischen Krieg
dem Anke Hein angehören wird.
und übernahm 9 den Oberbefehl als Nachfolger seines Adoptivvaters Tiberius. Bald jedoch musste er dieses Oberkommando
wieder abgeben und Tiberius erhielt erneut den Oberbefehl und
beendete diesen Krieg.
Die Meutereien der Rheinarmeen nach Augustus Tod im Jahre
14 und die Thronbesteigung des Tiberius brachten Germanicus
erneut ins Zentrum der Ereignisse. Nachdem die Aufstände
beendet worden waren, zog er mit rund 30.000 Mann erneut ins
germanische Gebiet. Dieser Feldzug endete im Jahre 17 und
damit auch die Pläne, Germanien dauerhaft dem römischen
Reich territorial einzuverleiben, ging nun doch keine unmittelbare
Gefahr mehr von den rechtsrheinischen Gebieten aus. Das
politisch wichtigste Ereignis dieser Feldzüge war dabei sicherlich
die Rückgewinnung von zwei der drei unter Varus verlorenen
Es ist die erste Professur dieser Art in Europa, die ausschließ-
Feldzeichen. Germanicus wurde nun die Erlaubnis zum Triumph
lich unter archäologischen Aspekten ausgeschrieben wurde,
gegeben, ein Ehrenbogen für ihn errichtet und ein zweites
während sonst eine Einbindung in die Ostasiatische Kunst-
Konsulat gewährt. Bis zu seinem Tode im Jahre 19 hielt er sich
geschichte oder auch die Sinologie (für die ältere Schriftkultur
im Osten des Reiches auf, mit dem Ziel, die Verhältnisse in
Chinas) die Regel ist. Man wollte also eine "echte" Prähisto-
Armenien neu zu regeln, um dort politische Stabilität zu
rikerin, die auch "fieldwork" betreiben kann und lehrt. Kernbereich
erreichen.
ist die Bronzezeit bis zu den ersten Kaisern, auch wenn die
Vertretung des Fachs weiter gespannt ist vom Neolithikum bis
zum Hochmittelalter (nach mitteleuropäischen Maßstäben).
Leider sind deutsche Universitäten bisher über die Planungsphase für vergleichbare Stellen nicht hinausgekommen.
Anke Hein hat unter der Leitung von Dr. Wilhelm Gebers 2003
an der Pipelinetrassengrabung zwischen Stade und Teutschenthal teilgenommen, war im gleichen Jahr im NLD an der
Fundaufarbeitung beteiligt und 2005 auch bei den Grabungen in
Rullstorf dabei. Sie betrachtet diese "Lehrzeit" als Basis für ihre
eigene Grabungstätigkeit; etwas "Rullstorf" und Archäologie
Niedersachsens sind also auch im fernen China und im
Lehrbetrieb der altehrwürdigen Universität Oxford immer mit
dabei.
Der Freundeskreis für Archäologie in Niedersachsen e.V.
wünscht seinem Mitglied Dr. Anke Hein auch weiterhin viel
Erfolg im Beruf, Freude an der Archäologie sowie bei der
Vermittlung von Kenntnissen zu den ostasiatischen Kulturen. Wir
sind stolz, nun auch an der ehrwürdigen Universität in Oxford ein
Mitglied zu haben, und freuen uns auf ihren Besuch in Hannover.
Dr. Manfred Hein, Dr. Wilhelm Gebers
16
Abb. 1: Fürprägungen der iulisch-claudischen Zeit
Abb. 1 gibt einen Überblick über die Prägungen von Augustus
Auf dem Avers eines Dupondius erscheint Germanicus in einer
bis Claudius, auf denen die Mitglieder der domus augusta, des
Quadriga, die Legende verweist auf die Rückgewinnung der
Kaiserhauses, dargestellt werden. Diese Stücke werden als
Feldzeichen im Jahre 17 (Abb. 3). Auf Assen, die bildtypengleich
Fürprägungen angesprochen. In der linken Spalte sind die
mehrfach wiederholt werden, ist sein Bild auf der Vorderseite zu
Kaiser, in der Zeile blau unterlegt, und darunter die
sehen (Abb. 4).
Familienmitglieder gelistet. In den nachfolgenden fünf Spalten
mit den Nominalen (Aureus, Denar, Sesterz, Dupondius und As)
sind die männlichen Mitglieder des Kaiserhauses gelb und die
weiblichen grau unterlegt.
Es ist von Bedeutung, in welchem Nominal bzw. Münzmetall ein
Angehöriger des Kaiserhauses dargestellt wird, waren doch rund
95 % des umlaufenden Geldes in Edelmetall. Hier sollen nun
einzig die Darstellungen des Germanicus näher betrachtet
werden.
Früh werden unter der Herrschaft des Augustus in Nemausus,
dem heutigen Nîmes, die sogenannten Nemausus-Asse geprägt.
Sie zeigen auf der Vorderseite die voneinander abgewandten
Bildnisse des Augustus und des Agrippa. In der Edelmetallprägung wird auf Divus Iulius, den vergöttlichten Iulius Caesar,
Abb. 2: RIC (2) 17 Aureus des Caligula, auf der Rückseite
das Bildnis des Germanicus, London, British Museum
R.6334; Dm 18 mm
den Stammvater des iulischen Hauses verwiesen. Ebenso
werden die potentiellen Nachfolger Caius und Lucius Caesares
im Münzbild aufgebaut und einzig in der Edelmetallprägung
thematisiert.
Nach deren unerwartetem Tod wird Tiberius nach seiner Adoption
im Jahre 4 nun als potentieller Nachfolger aufgebaut. Sein Bildnis
begegnet dabei gleichermaßen in der Edel- und in der
Buntmetallprägung.
Während der Regierung des Tiberius ist die Zahl der
dargestellten Familienmitglieder auf Divus Augustus, den
Adoptivvater, Livia die Mutter und Drusus den Sohn beschränkt.
Ihre Darstellungen sind jedoch nicht gleichermaßen auf die
Abb. 3: RIC (2) 35 As des Caligula, auf der Vorderseite das
Bildnis des Germanicus nach links, Münzkabinett Berlin
18214268; Dm 30 mm
Edelmetall- und Aesprägung verteilt. Dem vergöttlichten
Augustus sind allein die aurei und denarii vorbehalten. In der
Aesprägung ist seine Person ebenso auf Sesterzen, Dupondien
und Assen thematisiert. Während Livia, als Iulia Augusta, nur auf
Sesterzen zu finden ist, wird der Sohn Drusus auf Sesterzen,
Dupondien und Assen wiedergegeben.
Mit der Herrschaft des Caligula wird das Prägeprogramm zur
familiären Selbstdarstellung wesentlich umfangreicher.
Wiederum werden nicht alle Angehörigen gleichermaßen in der
Abb. 4: RIC (2) 57 Germanicus Dupondius, Münzkabinett
Edelmetall- und Buntmetallprägung berücksichtigt. Den Brüdern
Berlin, 18212923; Dm 28 mm
und Schwestern ist allein die Aesprägung vorbehalten: Agrippina
minor, Drusilla und Iulia sind auf Sesterzen, Nero und Drusus
Caesares auf Dupondien und Assen abgebildet. Der Großonkel
Agrippa ist jedoch nur auf Assen zu finden. Divus Augustus und
Agrippina maior und Germanicus sind hingegen in der Edel- und
Buntmetallprägung repräsentiert. Diese aurei und denarii sind
alle von gleichem Aufbau. Auf der Vorderseite ist immer das
Bildnis des Caligula wiedergegeben, auf der Rückseite eines der
drei Familienmitglieder (Abb. 2). Diese werden mehrfach
während der Herrschaft des Caligula thematisiert und stets
Abb. 5: RIC (2) 106 As des Claudius, auf der Vorderseite
zeitgleich geprägt. Sie sind somit als ein Prägeprogramm
Bildnis des Germanicus nach rechts, Münzkabinett Berlin
anzusprechen, welches mehrfach wiederholt wurde.
18214305; Dm 30 mm
17
In der Münzprägung des Claudius werden die Mutter Antonia
in der Nominalverteilung Unterschiede. Neben den Assen sind
minor, der Vater Nero Claudius Drusus Germanicus, die Ehefrau
Dupondien nur in Neuss und Augusta Raurica anzutreffen.
Agrippina minor und der Sohn Nero Claudius Drusus, der spätere
Die deutlichsten Unterschiede in geographischer Verteilung und
Kaiser Nero, in der Edelmetallprägung und teilweise auch in der
prozentualem Anteil sind bei den Fürprägungen des Claudius zu
Buntmetallprägung thematisiert. Germanicus erscheint nur auf
erkennen. Einzig Germanicus und Antonia minor sind merklich
einem As (Abb. 5) und einem Sesterz. Auf dem größten der
im Fundgut der untersuchten Plätze vertreten.
Aesnominale ist auch Agrippina maior zu finden. Divus Augustus
Während die Dupondien für Antonia minor nur an den beiden
begegnet nur zusammen mit Livia, die im Jahre 42 vergöttlicht
Fundorten in Rheingebiet erscheinen, zeigen die Asse für
wurde, auf einem Dupondius. Die starke Bindung an Augustus,
Germanicus das gegenteilige Bild; im Rheingebiet sind sie nicht
den Begründer der iulisch-claudischen Kaiserdynastie, wird unter
vorhanden, wohl aber in den Funden von Carnuntum und vom
Claudius somit aufgegeben. Dafür wird ein potentieller
Magdalensberg.
Nachfolger massiv im Münzbild aufgebaut.
Um einen Eindruck vom Anteil der Fürprägungen innerhalb der
Um den Anteil der Fürprägungen im Münzumlauf zu ermitteln,
Edelmetallprägung zu gewinnen, müssen Hortfunde untersucht
werden die Einzelfunde aus Novaesium (Neuss), Augusta
werden. Im Gegensatz zu den Einzelfunden sind hier die Münzen
Raurica (Augst/Kaiseraugst), Carnuntum und dem Magdalens-
bewußt niedergelegt worden, um später wieder gehoben zu
berg untersucht (Abb. 6a). Da die Einzelfunde zumeist aus
werden. Hortfunde enthalten in der Regel fast ausschließlich
kleineren Nominalen bestehen, vermitteln sie uns nur ein Bild
Prägungen aus Edelmetall. Unter den wenigen aussagekräftigen
vom Anteil der Familienmitglieder, die in der Buntmetallprägung
Schatzfunden der frühen Kaiserzeit wurden die Funde aus der
dargestellt wurden (Abb. 8).
Villa in Boscoreale bei Pompeji und von Pudokota im heutigen
Die Prozentzahlen in der Abbildung 8 beziehen sich auf die
Indien herangezogen (Abb. 6b und 7).
Gesamtzahl der Funde jeweils eines Kaisers und seiner
Angehörigen, bezogen auf den jeweiligen Fundort.
Von den Mitgliedern der domus augusta sind in der Aesprägung
des Augustus lediglich Tiberius sowie er selbst und Agrippa
wiedergegeben. Anteilig sind diese sogenannten NemaususAsse in Novaesium und Augusta Raurica mit rund 20 % nahezu
gleich. In Carnuntum sind sie nicht vorhanden; auf dem
Magdalensberg liegt ihr Anteil bei knapp 10%. Ähnliches gilt für
die Münzen, die Tiberius zeigen: Ihr Anteil ist in den Fundorten
am Rhein am höchsten.
In der Münzprägung des Tiberius sind von den Angehörigen der
kaiserlichen Familie nur Divus Augustus, Drusus und Livia in der
Aesprägung vorhanden. Je nach untersuchtem Fundort ist auch
ihr Anteil unterschiedlich hoch im Fundgut vertreten. Die Divus
Augustus Prägungen sind in Augusta Raurica, Neuss und
Carnuntum die weitaus häufigsten Gepräge. Auf dem
Magdalensberg entspricht ihr Anteil etwa dem der übrigen
Prägungen des Tiberius. Die Gepräge für Drusus Caesar treten
demgegenüber nur in Carnuntum und auf dem Magdalensberg
deutlich hervor.
Unter den Fürprägungen für Caligula sind einzig die Dupondien
für Divus Augustus, die Agrippa-Asse und die Dupondien und
Asse für Germanicus in bedeutenden Anteilen unter den Funden
anzutreffen. Die Münzen der übrigen in der Aesprägung
vertretenen Familienmitglieder spielen bis auf die für Nero und
Drusus Caesares keine Rolle. Diese sind lediglich in Neuss
erkennbar vorhanden.
Bei den übrigen Fürprägungen finden sich ebenfalls geographisch bedingte Unterschiede in der Verteilung. Die Divus
Augustus Prägungen sind nur anteilig stark mit rund 17% in
Neuss und Augusta Raurica. In Carnuntum machen sie dagegen
nur knapp 5% aus. Während die Münzen mit Germanicus an
allen Orten hinreichend deutlich vertreten sind, gibt es lediglich
18
Abb. 6a und b: Fundorte mit Germanicus-Prägungen
Die augusteischen Fürprägungen werden in beiden Funden von
Die "Germanicus"-Thematik spielt somit nur in den Jahren
den Münzen für Caius und Lucius Caesares dominiert. Unter der
zwischen 37 und 41 eine wichtige Rolle.
Herrschaft des Tiberius sind die Edelmetallprägungen für
Augustus in geringem Anteil vorhanden. Die caliguläischen
Ulrich Werz
Prägungen für Germanicus dominieren in der Villa von
Boscoreale und Pudokota und kommen in etwa gleichen Anteilen
vor. Die deutlichsten Unterschiede zwischen beiden Schätzen
finden sich bei den Münzen der Regierung des Claudius:
* Der Artikel beruht auf einem Vortrag am 9.9.2015 bei der
Numismatischen Gesellschaft zu Hannover. Der vollständige
Vortrag ist - mit weitere Arbeiten - zum Download unter
https://independent.academia.edu/Werz verfügbar.
Übereinstimmungen gibt es nur bei dem Anteil der Gepräge für
Nero Claudius Drusus, dem zum Nachfolger aufgebauten Sohn.
Fürprägungen werden von den einzelnen Kaisern in unterschiedlichen Anteilen geprägt und sind dementsprechend nicht
an allen Orten zu gleichen Teilen im Münzumlauf anzutreffen. Ihr
Zweck liegt in erster Linie in der familiären Selbstdarstellung.
Augustus beschränkt sich auf die Wiedergabe der potentiellen
Nachfolger. Unter Tiberius ist der Verweis auf den Adoptivvater,
den vergöttlichten Augustus, von besonderer Bedeutung. Erst mit
Caligula wird der Kreis der im Münzbild thematisierten Mitglieder
der domus augusta sehr stark erweitert und bezieht sich dabei
in erster Linie auf die Vorfahren. Nun wird Germanicus erstmals
und besonders hervorgehoben. Sein Bild ist auf den Edelmetallwie auf den Aesprägungen zu finden. Im Münzumlauf haben
diese Prägungen jeweils einen hohen Anteil.
Mit Claudius ändert sich der Kreis der bevorzugten Familienmitglieder. Wie unter Augustus wird wieder der aktuelle
Nachfolger besonders berücksichtigt. Im Gegensatz zu Caligula
ist somit unter seiner Regierung der dynastische Gedanke auf
den zukünftigen Herrscher projiziert.
Abb. 7: Anteil der Fürprägungen in den Hortfunden aus der
Villa in Boscoreale und aus Pudokota
Abb. 8: Anteil der Fürprägungen in den Einzelfunden ausgewählter Fundorte
19
Aus dem Emsland:
18 römische Neufund-Münzen
Faustina I, Denar, 141 n.Chr.,
Hadrianus, Denar, 117-122 n.Chr. (Abb. 11),
Faustina II, Denar, 152-154 n.Chr.,
Wir bleiben am „Ball“, und so möchte die Archäologische Gruppe
Marcus Aurelius, Denar, 174-175 n.Chr.,
Lingen (AGL) mit diesem Bericht auf die Funde der letzten
Septimius Severus, Denar, 197-198 n.Chr.,
anderthalb Jahre eingehen, mit einem Unterschied, dass nicht
Sabina, Denar, 128-136 n.Chr.,
von einer Fundstelle berichtet wird, sondern von mehreren
Gordianus III, Antoninian, 243-244 n.Chr. (Abb. 9),
Fundstellen und deren römischen Münzen.
Aurelianus, Antoninian, 274-275 n.Chr.,
Dank der schnellen und urteilssicheren Bestimmung der Münzen
Constantinus I, Follis, 321 n.Chr. (Abb. 1),
durch Bernd Hamborg, die uns immer wieder verblüfft, konnte
Commodus?, Denar, 177-192 n.Chr.,
auch schlecht erhaltenes Fundmaterial noch identifiziert und
Magnentius, AE, 350-353 n.Chr., Kaiser RS nach links,
damit nahezu alle Münzen bestimmt werden. Wenn man nun die
hält Victoria und Labarum, AE, nicht näher bestimmbar,
anderen Artefakte wie Keramik, Fibeln, Glasperlen, Bronze-
Antoninus Pius, Sesterz, 138-161 n.Chr.
schmelzen,
Holzkohle
von
hochgepflügten
Feuerstellen,
gebrannten Flint usw. mit einbezieht, kann man sich schon ein
Interessantes Bild von den Fundstellen machen, deren Funde in
der Pflugschicht vorhanden sind. Durch unsere sorgfältige
Dokumentation der Funde bzw. der Fundstellen können wir
zumindest festhalten und aufzeigen, wie in Zukunft mit den
Flächen von Seiten der Amtsarchäologie umzugehen sein sollte.
Aber nun zu den Münzen.
Aus den Fundstellen vom nördlichen Emsland (Hümmling) sind
in dem oben erwähnten Zeitraum folgende römische Münzen
geborgen worden (Fotos: R. Kopprasch):
Abb. 5+6: Antoninus Pius, Denar, 139 n.Chr., Rom,
VS: IMP T AEL CAES HA(DR ANTONINVS), Belorbeerter
Kopf des Marcus Aurelius nach rechts, RS: (AVG PIVS PM
T)R(P COS II o. …PP), Pax steht nach links, hält Zweig und
Füllhorn, AR, 2,51 g, 6, 18 mm, RIC 23 o. 35, gelocht.
Abb. 1+2: Constantinus I, Follis, 321 n.Chr. Trier,
VS: CONSTANTINVS AVG, Gepanzerte Büste des Constantinus I mit Helm nach rechts,
Abb. 7+8: Lucius Verus, Sesterz, 161-169 n.Chr., Rom,
RS: BEATA TRANQVILLITAS, Globus auf Altar, darauf
VS: Drapierte Büste des Lucius Verus nach rechts,
VOTIS XX, oben drei Sterne, im Abschnitt STR,
AE, 17,90 g, 30 mm, in der Mitte ein Loch von 9x9 mm,
Bil, 1,49 g, 12, 19 mm, RIC VII/S. 190,303
nicht näher bestimmbar
Abb. 3+4: Septimius Severus, Denar, 194-195 n.Chr.,
Abb. 9+10: Gordianus III, Antoninian, 243 - 244 n.Chr., Rom,
Emesa, VS: (IMP CAE L SEP SEV PERT AVG COS II), Be-
VS: IMP GORDIANVS PIVS FEL AVG, Drapierte und gepan-
lorbeerte Büste des Septimius Severus nach rechts, RS:
zerte Büste des Gordianus III mit Strahlenkrone nach rechts,
(FORTVN REDVC), Fortuna (Hilaritas) steht nach links, hält
RS: FORT REDUX, Fortuna nach links, hält Steuerruder und
lg. Palmzweig und Füllhorn, AR, 1,57 g, 11, 17 mm, RIC 383
Füllhorn, unter d. Sitz Rad, AR, 1,78 g, 12, 20 mm, RIC 143
20
Aus den Fundstellen im südlichen Emsland sind folgende
Münzen geborgen worden:
Vespasianus oder Titus, Denar, nicht weiter bestimmbar,
Septimius Severus, Denar, 194-195 n.Chr. (Abb. 3),
Commodus, Denar, 187-188 n.Chr.,
Lucius Verus, Sesterz, 161-169 n.Chr. (Abb. 7),
Antoninus Pius, Denar, 139 n.Chr. (Abb. 5).
Abb. 1: Marcus Aurelius, Denar, 163-164 n.Chr., Rom,
VS: M ANTONINVS AVG IMP II, Kopf des Marcus Aurelius
nach rechts, RS: TR(P X)VIII (COS III), Minerva steht nach
links, hält Zweig und Speer, linke Hand an Schild, 2,09 g,
6 h, 17 mm, RIC 102.
Abb. 11+12: Hadrianus, Denar, 117-122 n.Chr., Rom,
VS: (IMP CAESAR TRAIAN HADRIANVS AVG), Belorbeerte
Büste des Hadrianus, linke Schulter drapiert nach rechts,
RS: PM TR(P COS DES II o. COS II o. COS DES III o. COS
III), Concordia sitzt na. links, hält Patera u. stützt Ellenbogen
auf Spesstatue, unter dem Sitz Füllhorn, im Abschnitt CONCORD, AR, 2,69 g, 7, 18 mm, RIC 17 o. 39b o. 49 o. 118
Diese Münzen stammen wahrscheinlich alle aus germanischen
Siedlungsbereichen. Nun könnte man annehmen, dass durch die
Datierung der Münzen auch die Zeit der Besiedlung einzugrenzen ist. Aber wenn man die Altfunde einbezieht, kann man
feststellen, dass durch Funde einzelner Münzen nicht unbedingt
eine genaue Datierung der Fundstelle möglich ist. Die meisten
Abb. 2: Sabina, Denar, 136 n.Chr., Rom,
VS: (SABINA AVGVSTA), Drapierte Büste der Sabina mit
Diadem und Zopf nach rechts, RS: VENE(RI GENETRICI),
Venus steht nach rechts, hebt ihr Gewand und hält Apfel,
2,36 g, 6 h, 18 mm, RIC 396.
oben genannten Fundmünzen stammen von Fundstellen, auf
dem auch ältere Artefakte zum Vorschein kamen, wie Steinbeil,
Pfeilspitze der älteren Bronzezeit oder Fibeln wie Almgren 19,
Frühlatène-Fibeln, Stufe Latène B2, oder Funde aus dem 4. bis
5. Jahrhundert der sächsischen Zeit auf einem Feld. In diesem
Sinne ist es für uns wichtig, die Gesamtheit der Fundstelle unter
die Lupe zu nehmen.
Ralf Kopprasch
Archäologische Gruppe Lingen (AGL)
Abb. 3: Antoninus Pius, AS, 138 – 161 n.Chr., Rom,
VS: Belorbeerte Büste des Antoninus Pius nach rechts,
7,66 g, 28 mm, nicht weiter bestimmbar.
Römische Neufunde im Oldenburger Land
In Anbetracht dessen, dass in Südoldenburg (Ldkr. Cloppenburg)
in der jüngeren Vergangenheit kaum römische „Neufunde“
gemeldet wurden, freut es mich, im Folgenden einige Funde aus
2014 und 2015 präsentieren zu können. Ich habe es mir zur
Aufgabe gemacht, die aktive Suche nach den Zeugnissen
römischer Aktivitäten in unserer Heimat aufzunehmen. Mit aktiver
Suche ist gemeint, dass nicht nur in der Theorie geforscht wird,
sondern dass diese Theorien mit Befunden und Funden belegt
werden. Die hier gezeigten Münzfunde (Fotos: U. Kansy)
wurden von Bernd Hamborg, Numismatische Gesellschaft zu
Hannover, bestimmt.
Abb. 4: Dupondius, VS: Belorbeerte Büste oder Büste mit
Strahlenkrone nach rechts, 9,97 g, 28 mm, nicht weiter bestimmbar.
21
Von Langhäusern, Gräberfeldern und
Rennfeueröfen - Die Ausgrabungen in
Ganderkesee, Ldkr. Oldenburg,
2012 bis 2015
Trompeterfund
Dieser Fund hat in den archäologischen Reihen für etwas
Aufsehen gesorgt. Ein weiterer „Trompeter“ wurde im Cloppenburger Stadtgebiet gefunden. Schon 2001 hatte Dr. Wilhelmi in
den Archäologischen Nachrichten aus Nordwestdeutschland 21
(2001) den Trompeter thematisiert, nachdem ein Exemplar im
Aufgrund der Nähe zu einer Ende des Jahres 2009 ausge-
Ldkr. Osnabrück gefunden wurde. Dr. Wilhelmi hatte den
grabenen archäologischen Fundstelle wurde in Ganderkesee,
Trompeter zeitlich nicht eingrenzen können, und daher war die
Ldkr. Oldenburg, ein geplantes, 26 Hektar großes Gewerbe-
Frage der Datierung lange Zeit offen. (1)
gebiet nordöstlich der Autobahnauffahrt „Ganderkesee-West“ von
den Denkmalbehörden mit einer archäologischen Voruntersuchung beauflagt. Während bei dieser ersten Maßnahme
bereits zahlreiche steinhaltige Gruben und viele Keramikscherben zu Tage kamen, erbrachten auch die vom Landesamt
für Denkmalpflege und Archäologie, Stützpunkt Oldenburg,
durchgeführten Prospektionen auf der großen, westlich davon
gelegenen Bebauungsfläche im Folgejahr viele archäologische
Befunde. Siedlungs- und Schlackengruben ließen dabei u. a.
einen Verhüttungsplatz vermuten. Die Keramikfunde deckten zu
diesem Zeitpunkt bereits den Zeitraum von der älteren
vorrömischen Eisenzeit bis hin zur römischen Kaiserzeit ab.
Um
das
erkannte
Bodendenkmal
im
Vorfeld
jeglicher
Bauvorhaben sachgemäß zu dokumentieren und auszugraben,
war somit eine Flächengrabung unerlässlich.
Trompeter-Figur aus Cloppenburg (Foto: U. Kansy)
Die Ausgrabungen des Areals, welche die Vechtaer GrabungsErst als der dritte Trompeter gefunden wurde, ist auf Anregung
firma denkmal3D durchführte, begannen im November 2012
von Wilhelm Dräger eine metallurgische Untersuchung an der
(Abb. 1) und endeten nach über 300 Arbeitstagen zunächst im
Leibniz-Universität Hannover durch Dr. Lehmann durchgeführt
März 2014. Ein schmaler, etwa 5000 m2 großer Streifen im
worden. Das Ergebnis war ernüchternd, aber eindeutig:
Norden konnte in dieser Zeit noch nicht bearbeitet werden. Dies
"Das Objekt besteht aus hochwertigem Messing, mit 25 %
erfolgte im Sommer 2015, wobei durch die vorangegangene
Zinkanteil und etwa 2 % Blei, Rest Kupfer. Diese Legierungs-
Maßnahme bereits sicher war, dass auch diese Fläche voller
qualität und Legierungsreinheit ist für derartige Objekte ab der
Befunde sein würde.
frühen Neuzeit üblich, kommt jedoch vereinzelt auch früher vor.
Trotz sehr unterschiedlicher Witterungsbedingungen über diese
Die Herkunft des Kupfers konnte dem Alten Lager im
Zeit hinweg erfolgten die Grabungsarbeiten ohne größere
Rammelsberg zugeordnet werden. Die Isotopie des Trompeters
Unterbrechungen. Mit einer parallelen Kampfmitteluntersuchung
ist typisch für Objekte vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit.
im Winter/Frühjahr 2013, zweier neu ausgewiesener Flächen im
Eine zeitliche Einordnung in diese Phase ist deshalb sehr
Osten des Untersuchungsareals oder der Dokumentation nicht
wahrscheinlich.
zu erwartender Gräberfelder sollen nur einige Umstände genannt
Eine nähere stilistische Betrachtung seitens der NLD-
sein, die für das Grabungsteam bei einem Projekt dieses
Archäologen (Wulf, Haßmann u.a.) brachte die frühere Neuzeit
Ausmaßes durchzuführen und zu bewältigen waren.
in den Fokus der Diskussion. Nach späteren Erkenntnissen
Um die Größe der Grabung vor der Präsentation der Ergebnisse
seitens der Archäologen und Vergleichsanalysen an den anderen
noch einmal vor Augen zu führen, sind folgende Rahmendaten
bekannt gewordenen "Trompetern" könnte es sich wahr-
zu nennen: von der etwa 20 Hektar großen, beauflagten Fläche
scheinlich um ein Objekt um das 18. Jahrhundert herum handeln.
wurden fast 16 Hektar, der Befundsituation entsprechend, im
Näheres soll von den Archäologen separat diskutiert und
rollierenden Bauverfahren aufgedeckt. Es konnten in über 350
publiziert werden.“ (Dr. R. Lehmann)
Arbeitstagen etwa 8000 Befunde dokumentiert und ausgegraben
werden. Die angelegten Profile wurden auf über 210 A3-
Ulrich Kansy
Zeichenblättern maßstabsgerecht gezeichnet und in etwa 18.000
Fotos dokumentiert. Insgesamt waren über 30 Mitarbeiter,
(1) Archäologischen Nachrichten aus Nordwestdeutschland 21
darunter Grabungstechniker, Archäologen, Vermessungsinge-
(2001), 33 ff
nieure, Historiker und Biologen im Einsatz. Die Öffentlichkeit
wurde bei mehreren Informationsveranstaltungen und in etwa 30
Presse- und Fernsehberichten über das aktuelle Geschehen
informiert.
22
Abb. 1: Der Beginn des Flächenabzugs im November 2012 (Foto: D. Behrens)
Innerhalb der etwa 8000 Befunde wurden insgesamt 200
weitere, dicht gesetzte Pfostengruben differenziert werden. Die
Befundkomplexe herausgestellt. Dabei waren einige der
Wandgräbchen treten an den Schmal-, aber auch an den
Komplexe
Langseiten der Häuser auf. Einige Häuser sind fast durch-
von
Hausgrundrisse
2015
der
Fortsetzungen
bekannter
gehend von Wandgräbchen umgeben. Bei den niederländischen
Besonderheit in Ganderkesee ist nicht nur die Größe der
Vergleichsbeispielen finden sich die umlaufenden Wandgräben
aufgedeckten
nur bei den kaiserzeitlichen Beispielen. Mit wenigen Ausnahmen
sondern
von
bereits
Die
Fläche,
Maßnahme
auch,
2012-2014.
dass
man
hier
verschiedene Fundstellenarten im Untersuchungsareal auf-
haben die Gebäude in Ganderkesee drei Schiffe. Häufig ist diese
decken konnte. Neben einer dichten Siedlung im Nordwesten
Mehrschiffigkeit jedoch nur im östlichen Gebäudeteil zu
fanden sich ein Eisenverhüttungsplatz, zwei Gräberfelder und
beobachten. Ein Gebäude schneidet eine Abfallgrube, in der
eine Feuerstellenreihe.
wenige Bruchstücke von Terra Sigillata aufgefunden worden sind.
Eine Datierung in die römische Kaiserzeit ist demnach sehr
Innerhalb der Siedlung wurden 20 Gebäude erfasst, die vorerst
wahrscheinlich.
als Wohnhäuser oder Wohn-Wirtschaftsbauten zu interpretieren
sind. Sie sind weitestgehend West-Ost ausgerichtet, wobei
bestimmte Hausgruppen leicht nach Norden oder Süden
abweichen. Die Gebäudelängen der oft vollständig erhaltenen
Häuser betragen bis zu 47 m. Führt man einen Haustypenvergleich mit anderen Fundstellen durch, gerät man unweigerlich
in das in dieser Hinsicht besser erforschte niederländische
Gebiet. Fundplätze wie Noordbarge und Peelo-Haverland (Typ
Fochteloo B) bieten beispielsweise vergleichbare Hausgrundrisse. Allgemein stellt man fest, dass mehr Charakteristika
kaiserzeitlicher als eisenzeitlicher Häuser in Ganderkesee
wiederzufinden sind. Eisenzeitliche Häuser sind häufig durch mit
Doppelpfosten markierte Eingangsbereiche bzw. korridorartige
Gebäudeteile gekennzeichnet. In der römischen Kaiserzeit und
auch in Ganderkesee sind diese Eingangsbereiche weniger stark
ausgeprägt.
Viele Häuser der Fundstelle weisen auch Wandgräbchen an den
Außenseiten auf. Beim Abtiefen konnten diese teilweise in
Abb. 2: Mit Keramik verfüllte Grube eines Vier-PfostenSpeichers (Foto: A. Thümmel)
23
Neben den 20 Gebäuden wurden auf der gesamten Fundstelle
65 Nebengebäude erkannt. Dabei handelt es sich um kleine
Speichergebäude, Arbeitshütten oder Ställe, wenngleich erstere
den Großteil ausmachen (Abb. 2). Auch konnten parallel zu den
Gebäuden palisadenartige Pfostenreihen erfasst werden, bei
denen es sich um Gehöftbegrenzungen oder Zäune handeln
dürfte. Die grabenartigen Strukturen erreichen Längen von über
50, teilweise über 100 m.
Zum Siedlungskomplex Ganderkesee ist schließlich noch eine
Vielzahl Gruben unterschiedlicher Funktion zu zählen. Einerseits
wurden zahlreiche, mehrere Meter durchmessende Materialentnahmegruben dokumentiert. Sie reichten teilweise mehrere
Meter in den anstehenden Lehmboden. Weiter wurden Abfall-,
Abb. 4: Urne aus dem nördlichen Gräberfeld, Profilansicht
(Foto: D. Behrens)
Vorrats- und Schuttgruben sowie brunnenartige Wasserschöpfstellen erfasst. Die Funktion der Gruben wird mehrfach
Eine Besonderheit stellt eine Feuerstellenreihe östlich des
auch in einer Kombination wie beispielsweise die anfängliche
Gräberfeldes im Süden dar. Sie wurde bereits im Vorfeld durch
Materialgewinnung und sekundäre Nutzung als Abfallgrube
geomagnetische Messungen durch das Niedersächsische Institut
bestanden haben.
für historische Küstenforschung in Zusammenarbeit mit dem
Deutschen Archäologischen Institut, Berlin, erkannt. Sie besteht
In Ganderkesee tritt nun der in der Archäologie eher seltene
aus 27 perlenschnurartig aufgereihten Feuerstellen in Nord-Süd-
Fall auf, dass auch ein Bestattungsplatz in unmittelbarer Nähe
Richtung. Die Feuerstellen sind durchschnittlich 1,30 m groß und
zur Siedlung gefunden wurde. Es handelt sich um Brand-
weisen neben einer schwarzen Brandschicht zahlreiche faust-
bestattungen, bei denen die verbrannten Knochen, teilweise
bis kopfgroße Steine als Verfüllung auf. Die Interpretation dieses
noch mit erhaltenen Beigaben, in einer Urne aus Keramik oder
Phänomens und die eigentliche Funktion der regelmäßig
aus organischem Material lagen. Letztere haben sich in
angeordneten Feuerstellen sind in der Forschungsliteratur noch
Ganderkesee weitestgehend nicht erhalten. Die über 80
nicht hinreichend geklärt. Am plausibelsten erscheint im Falle
Befunde, die als Urnengräber, Gräber mit Leichenbrandnestern
Ganderkesees jedoch die Deutung als Abgrenzung eines
und urnenlose Brandgräber angesprochen wurden, waren
Grabbezirks.
ehemals teilweise überhügelt, worauf wenige kreisförmige oder
ovale Strukturen verweisen.
Prägend für die Fundstelle Ganderkesee ist schließlich noch der
Die beiden Gräberfelder (Abb. 3 und 4), die jeweils noch
Eisenverhüttungsplatz. Die 200 Schlackengruben, die sich
einmal in zwei Gruppen unterteilt werden können, scheinen in
weiträumig verteilt vor allem im Westen und Norden der
Ganderkesee die größte Zeitspanne widerzuspiegeln. Sie
Untersuchungsfläche
datieren einerseits in die ausgehende Bronze- und beginnende
konzentrationen vor. Die Betreiber dieser Werkplätze waren mit
befinden,
liegen
in
acht
Befund-
Eisenzeit (8./7. Jh. v.Chr.), andererseits in die jüngere vorrö-
hoher Wahrscheinlichkeit die Bewohner der beschriebenen
mische Eisenzeit und die römische Kaiserzeit (Jahrhunderte um
Gehöfte. Insgesamt konnten etwa zwei Tonnen Verhüttungs-
Christi Geburt). Es ist also anzunehmen, dass unter anderem die
schlacke geborgen werden (Abb. 5). Diese Größe eignet sich
in den Gebäuden lebenden Menschen in Sichtweite auf den
jedoch nicht zur Berechnung der ursprünglichen Eisen-
genannten Gräberfeldern bestattet wurden.
produktion.
Abb. 3: Urne aus dem südlichen Gräberfeld, Profilansicht
Abb. 5: Schlackengrube in Planum 1
(Foto: A. Hummel)
(Foto: D. Behrens)
24
Vielmehr müsste man pro Ofen 100 kg Schlacke bzw. 10 kg
Luppeneisen kalkulieren, so dass man in Ganderkesee auf über
zwei Tonnen gewonnenes Luppeneisen käme. Neben der
Eisenproduktion konnte 2012-2014 auch die Weiterverarbeitung
in Form einer Schmiedetätigkeit nachgewiesen werden, da man
auch Hammerschlagpartikel gefunden hat. Holzkohle, die für all
diese Prozesse benötigt wurde, stellte man in Meilern her. So
wurden auch 63 Meiler dokumentiert, deren 14C-Datierung aber
noch aussteht. Geht man von einer Besiedlungszeit von 200 bis
300 Jahren aus, hätte man im Jahr durchschnittlich eiserne
Gegenstände mit einem Gewicht von wenigen Kilogramm
herstellen können. Von einer auf Überproduktion oder auf den
Handel ausgerichteten Eisenproduktion kann also keine Rede
sein. Vielmehr wird sie eher den lokalen Bedarf der hier
Abb. 7: Nahezu vollständiges Gefäß aus Bef. 3267 in situ
siedelnden Menschen gedeckt haben.
(Foto: A. Thümmel)
Der Blick auf das keramische Material bestätigt den bisher
gewonnen Datierungsansatz. Der Großteil der Keramik, zu der
auch viele nahezu vollständige Töpfe, Tassen, Schalen und Teller
zählen, datiert in die jüngere vorrömische Eisen- und die
römische Kaiserzeit, vor allem jenes Material aus dem
befundreichsten Teil der Untersuchungsfläche im Nordwesten
(Abb. 6 - 9). Kurze Halsformen, glatt abgestrichene oder
facettierte Ränder, ausbiegende Ränder, pokalartige Gefäße,
nachgedrehte und gepichte Ware, hohe Schulterumbrüche an
den Gefäßen, flächig mit Kniffen verzierte Stücke oder
Stempelverzierung sind Merkmale, die hauptsächlich in dieser
Zeitstufe vorzufinden sind.
Abb. 8: Zwei Gefäßreste aus Bef. 5608 in situ
(Foto: D. Behrens)
Abb. 9 (Titelseite): Grabungskampagne 2015, zusammengesetztes Gefäß aus Bef. 7906 (Foto: A. Thümmel)
Zu den Funden zählen weiterhin Webgewichte und teils verzierte
Spinnwirtel sowie Mahl- und Klopfsteine. Unter den Metallfunden,
u.a. als Beigaben der Brandgräber, sind Fibeln, eine Kette,
Nadeln oder eine Perle aus Eisen und Bronze zu nennen,
wobei noch weitere Beigaben beim Öffnen der Blockbergungen
der Urnen zu erwarten sind.
Abb. 6: In den Boden eingetieftes Vorratsgefäß
Mit der Flächengrabung von Ganderkesee wurde ein detaillierter
(Foto: E. Riemann)
Einblick in das Siedlungsgeschehen vor 2000 Jahren gewährt.
Es konnte eine für die Region einmalige Siedlungs- und
Befundkomplexe, die eher der frühen Eisenzeit zuzuweisen sind,
Bestattungslandschaft aufgedeckt werden, die für die Er-
liegen beispielsweise am östlichen Rand der Siedlung. Eine
forschung der Region und auch Nordwestdeutschlands wichtige
charakteristische Keramikform ist die Nienburger Tasse, Leitform
Erkenntnisse erbringen wird.
der Harpstedt-Nienburger Gruppe. Häufig sind sie mit Rillen,
Es ist zu wünschen, dass die bisherigen Ergebnisse in Zukunft
Dellen oder Strichbündeln in Winkelform an der Gefäßschulter
einer ausführlichen, wissenschaftlichen Bearbeitung zugeführt
verziert. Gefäßtypen aus dieser Zeit weisen oft lange Zylinder-
werden, wozu beispielsweise die umfassende Vorlage der
oder Kegelhälse mit einfachen Rändern auf. Doppelkonische
dokumentierten Hausgrundrisse zählt. 14C-Datierungen von
Gefäßformen, flache einhenklige Deckschalen in Urnengräbern
Holzkohleproben könnten vor allem die Gräber, den Ver-
sowie Steineinbauten in den Brandgräbern sind ebenfalls hier zu
hüttungsplatz und die Feuerstellenreihe auf ein naturwissen-
verorten.
schaftliches Fundament stellen und damit die Zusammenhänge
25
der Befundkomplexe noch genauer beleuchten. Die ohnehin
87 Jahre alt und seit 1999 immer dabei, und Henning Kurzke,
schon ertragreichen Ergebnisse würden weiter aufgewertet
64, Vermessungsingenieur aus Flensburg, der seit 2001 die
und könnten noch präziser in die Vor- und Frühgeschichte
Grabungen, Fundstellen und Waldwege vermisst.
Ganderkesees eingebettet werden.
Ich konnte acht Tage im Juli und August teilnehmen. Organisiert
Ein so umfassendes Bild kann bei kleineren Kampagnen von
wurde die Grabung von Arnold Czarski, dem 2. Vorsitzenden des
10.000 m2 Fläche oder weniger zumeist nicht erstellt werden.
AGL e.V.
Mit den in Ganderkesee von 2012 bis 2015 erfolgten Grabungen
wurde der Wissenschaft nun diese Möglichkeit eröffnet.
Andreas Hummel / Daniela Behrens / Andreas Thümmel
Literatur:
Behrens u. a. 2015
D. Behrens, A. Hummel, A. Thümmel, H. Jöns, Ein
mehrperiodiger Siedlungs-, Begräbnis- und Eisenverhüttungsplatz – entdeckt im Gewerbegebiet von Ganderkesee, Ldkr.
Oldenburg, in: Marschenratsbeiheft 52 (Wilhelmshaven 2015)
30-36.
Waterbolk 2009
H. T. Waterbolk, Getimmered Verleden. Sporen van voor- en
vroeghistorische Houtbouw op de Zand- en Kleigronden tussen
Eems en Ijssel, Groningen archaeological studies 10 (Groningen
2009).
Abb. 1: GrabungsteilnehmerInnen beim Putzen des ersten
Planums nach dem Abtrag von Laub und Humus, Fläche 1,
v.l.n.r.: Werner Rüspeler, Heide Sänger, Werner Bender,
Thomas Wolf und Kerstin Fuchs.
Ehrenamtliche Mitarbeit bei
Ausgrabungen 2015 – zwei Beispiele
aus Hessen und Niedersachsen
Es wird hier über die Mitarbeit von ehrenamtlichen Helferinnen
und Helfern an Ausgrabungen in Hessen und Niedersachsen
berichtet (Fotos: G. Lübbers).
Keltische Stadt (Oppidum) Dünsberg,
Gem. Biebertal-Fellingshausen, Kr. Gießen, Hessen
Von 1999 – 2004 hat die Römisch-Germanische Kommission des
Deutschen Archäologischen Instituts, Frankfurt/M., Forschungsgrabungen in der keltischen Stadt auf dem Dünsberg
durchgeführt. Der Verein Archäologie im Gleiberger Land e.V.
(AGL) hat sich die weitere Erforschung von Siedlung und
Gräberfeldern zum Ziel gesetzt, die u.a. durch Raubgräber und
Abb. 2: Jeder gelbe Stecker markiert eine Fundstelle, meist
von Scherben.
forstwirtschaftliche Tätigkeiten gefährdet sind (siehe auch Bericht
in der FAN-Post 2015: Ehrenamtliche Mitarbeit an Ausgra-
Auf der Grabungsfläche, eine Siedlungsterrasse in der Kelten-
bungen - das Beispiel Dünsberg, Kreis Gießen).
stadt knapp unter dem Berggipfel, wurde ein Areal von 28 m
Nach zehnjähriger Grabungspause im Oppidum wurde im
Länge und 5 m Breite auf dem Rückeweg abgesteckt und in
Sommer 2015 eine vierwöchige Rettungsgrabung auf dem
sechs gleichgroße Felder eingeteilt. So ergaben sich zwei
Berg angesetzt, um einen Rückeweg der Forstwirtschaft auf
Reihen mit den Flächen 1, 3 und 5 sowie 2, 4 und 6, von denen
archäologische Befunde und Funde hin zu untersuchen.
schachbrettartig versetzt die Flächen 1, 4 und 5 ausgegraben
An der Ausgrabung vom 13.7. bis 7.8.2015 unter Leitung der
Humus befreite Geländeoberfläche, Planum 2 und 3 ergaben
Archäologin Dr. des. Regine Müller nahmen 27 ehrenamtliche
sich nach dem Abspaten und -schaufeln von jeweils etwa 10 cm
HelferInnen teil, von denen viele seit Jahren an Grabungen am
Erde und vielen kleinen und größeren Steinen, z.T. waren
und um den Dünsberg mitarbeiten. Hier möchte ich zwei AGL-
zahlreiche Baumwurzeln „im Weg“; an einigen Stellen mit
Mitglieder hervorheben: Werner Rüspeler aus Biebertal, schon
Befunden wurde bis auf Planum 4 abgegraben.
wurden. Das erste Grabungsplanum bildete die von Laub und
26
Einsatzfreude und Begeisterung der TeilnehmerInnen beim
Siedlung angesetzt, die mit weiteren kleinen Grabungen bis 1973
Abtragen der Erde und Freilegen der Befunde wurden belohnt
drei sehr dicht beieinanderliegende Grubenhausbefunde mit
durch den Fund von zahlreichen Keramikscherben. Aber auch
einer hohen Anzahl an Scherbenfunden freigelegt haben. Die
gebrannter Hüttenlehm, verkohlte Getreidereste und einige
ehemalige Oberfläche zur Zeit der Besiedlung war noch erhalten,
Metallgegenstände (Nägel, Eisenfibel, Tüllenbeil) konnten
da sich nach Aufgabe der Siedlung eine Sandverwehung über
entdeckt und geborgen werden. Unter den Befunden sind einige
das Gelände gelegt hatte und dieses niemals umgepflügt wurde.
Pfostengruben sowie größere Gruben oder Schichten zu nennen
Der Sandabbau wurde nach der ersten Probegrabung gestoppt
und als „Highlight“ ein verkohlter Holzbalkenrest aus Fläche 1,
und das Gelände der Sandgrube wird heute von der Gemeinde
der im Block geborgen wurde und möglicherweise ein Dendro-
Liebenau als Lagerplatz für Grünschnitt genutzt.
Datum liefern kann.
Abb. 3: Andreas Schmickler untersucht einen Wurzelteller
Abb. 1: Stelle 7, vom Bewuchs befreit.
nach Funden.
Auch die Wurzelteller einiger bei Stürmen umgestürzter Bäume
Die aktuelle Grabung 2015 war eine Lehrgrabung des Semi-
in der Nähe der Grabungsflächen wurden darauf untersucht, ob
nars für Ur- und Frühgeschichte der Georg-August-Universität
Funde mit aus dem Boden gerissen worden sind.
Göttingen und gleichzeitig ein Angebot für Ehrenamtliche im
Im unteren Bereich des Dünsberges wurden außerdem die
Projekt „ehrenWERT“ der Klosterkammer Hannover. Sie wurde
neuen Rückewege systematisch eingemessen; diese Arbeit ist
in Kooperation mit dem Kommunalarchäologen der Schaum-
recht wichtig für weitere Tätigkeiten am Berg, da sie zusammen
burger Landschaft, Dr. Jens Berthold, und den Gemeinden
mit Lesefunden schlaglichtartige Einblicke in das Siedlungs-
Liebenau und Steyerberg durchgeführt. Das Projekt richtete sich
geschehen ermöglichen.
an ehrenamtliche Helfer im Kulturbetrieb und ermöglichte diesen
Die Grabungsteilnehmer wurden, wie seit vielen Jahren üblich,
die Teilnahme an verschiedenen archäologischen Übungen und
täglich durch die örtliche Bäckerei Volkmann mit Brot und
Seminaren.
Brötchen und die Firma Schunk mit Mittagessen versorgt. Die
An der dreiwöchigen Lehrgrabung vom 20.7.-7.8.2015 unter der
Unterkunft für Grabungsteilnehmer aus entfernten Teilen der
Leitung von Tobias Scholz M.A., wissenschaftlicher Mitarbeiter
Bundesrepublik stellte der Verein AGL e.V. bereit.
am o.g. Seminar, haben neben acht Studierenden der
Für die Möglichkeit zur Grabungsteilnahme, das Korrekturlesen
Universitäten Göttingen, Marburg und Münster auch 12 freiwillige
und die Genehmigung zur Publikation dieses kurzen Berichtes
Helferinnen und Helfer meist aus Stadt und Kreis Nienburg
danke ich Regine Müller und Arnold Czarski ganz herzlich.
teilgenommen, ich habe eine Woche ab 27.7. mitgearbeitet.
Mittelalterliche Siedlung bei Liebenau,
Auf der einige Meter hohen bewaldeten Sanddüne waren vor
LK Nienburg, Niedersachsen
einiger Zeit mehrere Bäume gefällt worden, deren Wurzeln aber
Die sächsisch-karolingische Siedlung des 8. und 9. Jh. n.Chr.
noch im Boden steckten. Um diese herum musste an den ersten
bei Liebenau liegt auf einem Sanddünenrücken zwischen Weser
Grabungstagen die dichte Bodenvegetation aus Dornen-
und der „Großen Aue“. Ein vermutlich zu dieser Siedlung
gewächsen auf der geplanten Grabungsfläche von Hand
gehörendes Gräberfeld mit 520 Urnen- und Körperbestattungen
beseitigt und die Humusschicht abgetragen werden (Abb. 1).
wurde ab 1953 über 35 Jahre lang vom Niedersächsischen
Landesmuseum Hannover ausgegraben. Im Zug des Sand-
Anschließend wurden einige Grabungsstellen eingemessen (5 x
abbaus an der Düne und zum Zeitpunkt der Ausgrabungen am
5 m) und zwei dieser Teilflächen (Stellen 4 und 5) in spatentiefen
Gräberfeld von Liebenau wurde 1971 aufgrund von Keramik-,
Schichten bis auf Planum 1 und 2 abgegraben. Die dabei
Knochen- und Schlackefunden eine Probegrabung in der
anfallenden Funde, meist Keramikscherben, wurden gewaschen,
27
einem Tachymeter genauestens eingemessen, sodass später
eine dreidimensionale Darstellung der Ausgrabung möglich ist.
Auch die in den beiden Teilflächen 4 und 5 verbliebenen großen
Wurzeln wurde von Hand soweit freigelegt, dass Michael sie
mit einer Kettensäge ohne Probleme abschneiden konnte,
anschließend wurden sie aus der Fläche gehoben.
Gelegentlich sorgte ein Regenschauer für eine Unterbrechung
der Arbeiten, dann konnte unter einem Grabungszelt anderes
getan werden, z.B. Scherben waschen oder ein „Keramikseminar“ von Michael Wesemann erleben; er stellte eigene
nachgetöpferte Tassen und Töpfe mittelalterlicher Form - mit und
ohne Standboden und unterschiedlichen Rändern - vor und
erklärte die sich daraus ergebenden Datierungen und die
Bedingungen beim Brand der Gefäße (oxydierend oder
Abb. 2: Heike Schüttler beim Scherbenwaschen.
reduzierend).
Eine dritte Teilfläche (Stelle 12) wurde Mithilfe eines vom
örtlichen Bauhof bereitgestellten Kleinbaggers vom niedrigen
getrocknet, und für jeden Befund gesondert eingetütet und mit
Bewuchs samt Humus durch den Grabungsleiter freigelegt
Fundzetteln versehen (Abb. 2). Im Fundgut besonders zu
(Abb. 4), der, nach einer Einweisung, an den folgenden Tagen
erwähnen sind eine Messerklinge, eine Pfeilspitze, eine kleine
eine beachtliche Fertigkeit mit dem Gerät entwickelte, gleichzeitig
blaue Glasperle und eine kleine Rechteckfibel.
aber immer den Fortgang der Grabungstätigkeiten im Griff hatte.
In dem anstehenden gelben Boden zeichneten sich nach dem
Am „Tages des offenen Denkmales“ am 30.7. besichtigten etwa
„Abziehen“ der Plana unterschiedlich große Verfärbungen von
50 BesucherInnen die Grabung und erhielten von T. Scholz, J.
Pfosten- und anderen Gruben meist nur schwach ab.
Berthold und einigen Studierenden ausführliche Erläuterungen.
In Stelle 5 haben sich Rillen unter der relativ mächtigen
Die Gemeinden Liebenau und Steyerberg sind für einen Großteil
Kulturschicht erhalten, die man als Wagenspuren deuten kann
der Grabungskosten aufgekommen, der Heimatverein Liebenau
(Abb. 3). Diese können nach Tobias Scholz allerdings erst ganz
hat die Restaurierungskosten der Metallfunde getragen.
am Ende des Besiedlungszeitraums entstanden sein oder, was
wahrscheinlicher ist, auch noch jünger sein.
Zum Schluss danke ich Tobias Scholz und Jens Berthold ganz
Diese Befunde wurden anschließend vom Grabungsleiter
herzlich für die Gelegenheit zur Mitarbeit, das Korrekturlesen und
fotografiert und beschrieben sowie von den Studierenden von
die Genehmigung zur Veröffentlichung dieses kleinen Berichts.
Hand eingemessen und im Maßstab 1:20 gezeichnet - hierbei
Für mich war es eine weitere lehrreiche Erfahrung und eine
zeigte auch die Museumspädagogin Gundula Tessendorf, dass
schöne Woche, in einem Team mit jungen Studierenden und
sie das archäologische Zeichnen beherrscht. Die Grabungs-
ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern mitarbeiten zu können.
stellen und Befunde wurden außerdem vom Grabungstechniker
des NLD-Stützpunktes Oldenburg, Michael Wesemann, mit
Gerd Lübbers
Abb. 3: Die Ehrenamtlichen Hans-Albert Bremer, Henning
Abb. 4: Der Grabungsleiter Tobias Scholz als versierter
Dormann und Sandra Wiemann arbeiten an Stelle 5, die
Baggerführer, Vincent Niestlé, Student der Universität
„Spurrillen“ sind bereits „ausgelöffelt“.
Münster, fährt die vollen Schubkarren ab.
28
Frühjahrstreffen und Exkursion des
Archäologischen Arbeitskreises
Niedersachsen (ArchAN) in Lingen
Das zu untersuchende Gebiet erstreckt sich über 30 km², von
denen nur ein kleiner Teil mit Metalldetektoren prospektiert
werden konnte. Da aufwändige Ausgrabungen die Ausnahme
bilden, können nur die systematischen Begehungen mit
Detektoren ein weiträumiges Bild der Truppenbewegungen,
Das diesjährige Frühjahrstreffen des Archäologischen Arbeits-
Kampfzonen, Deponierungen von Münzen (Hortfunde) oder gar
kreises
Niedersächsischen
Bereichen mit Hinweisen auf Weiterverarbeitung von Beutegut
Heimatbund (NHB) fand am 30. Mai 2015 in Lingen, Ldkr.
Niedersachsen
(ArchAN)
im
erbringen. Anhand von Karten wurden die schon prospektierten
Emsland, statt. Gastgeber waren der Heimatverein Lingen und
Flächen und die mittlerweile 40 Grabungsflächen und deren
die Archäologische Gruppe Lingen (AGL), die mittlerweile auf
Verhältnis zu dem riesigen Areal dargestellt. Da die Sonden nur
30 erfolgreiche Jahre zurückblicken kann. Mit einleitenden
25-30 cm in den Boden reichen und die Fundzonen vielerorts
Grußworten eröffneten der 1. Sprecher des ArchAN, Peter
unter einem mächtigen landwirtschaftlichen Bodenauftrag (Esch)
Kewitsch, und die Vertreterin der Archäologischen Fachgruppe
liegen, können nur anschließende Grabungen das tatsächliche
im NHB, Dr. Jutta Precht, den Vortragsteil des Tages.
Fundaufkommen erfassen.
Es begann Renate Rayer mit einer kurzen Beschreibung der
Ein aktuelles Forschungsprojekt (Conflict Landscape) untersucht
AGL, in enger Zusammenarbeit mit den Denkmalschutz-
die Einflüsse der damaligen Kulturlandschaft mit ihren
behörden leistete diese Gruppe von archäologisch Interes-
Siedlungen und Wegenetzen sowie der gesamten germanischen
sierten in den letzten Jahren einen wesentlichen Beitrag zur
Infrastruktur auf die militärischen Aktivitäten der Römer.
Erschließung neuer Fundstellen im Emsland. Die Ergebnisse
Die Forschungsarbeit in Kalkriese wird fortgesetzt, so besteht
dieser erfolgreichen Arbeit konnten letztes Jahr in einer
auch zukünftig die Chance, weitere neue Erkenntnisse zu
beeindruckenden Ausstellung mit römischen Fundstücken,
gewinnen. Besonders Neufunde mit Inschriften und Münzen
besonders von zahlreichen Fundmünzen, präsentiert werden.
könnten zur weiteren Auflösung des großen Rätsels führen.
Die AGL, die seit 2004 von Hartmut Oosthuys bis zu seinem Tode
Das letzte Kapitel zum Fundplatz „Kalkriese“ ist noch lange nicht
im Juni 2015 geleitet wurde, hatte bisher große Erfolge im
geschrieben.
Bereich der Prospektion mit Metalldetektoren. Die Fülle an
Funden wirft ein Licht auf die Aktivitäten des römischen Militärs
Es folgte ein Vortrag von Dr. Robert Lehmann zum Thema
der Okkupationszeit in dieser Region.
„Neues zum Harzhorn - erste Ergebnisse eines interdisziplinären
Hierzu passend bezog sich der folgende Vortrag von Dr. Achim
Forschungsprojektes“.
Rost, Universität Osnabrück, und Dr. Susanne Wilbers-Rost,
Dieser Vortrag bezog sich auf das zweite große in Nieder-
Museum und Park Kalkriese, auf „Die Prospektionen im
sachsen entdeckte Schlachtfeld aus römisch-germanischer
Kampfareal von Kalkriese“.
Zeit. Offensichtlich war im Jahre 235 n.Chr. (Zeit des Kaisers
Maximinus Thrax) ein größerer römischer Heeresteil nach einem
wohl siegreichen Straffeldzug auf dem Rückweg zu seinen
Hauptbasen am Rhein von einem germanischen Verband
angegriffen worden. Wie in Kalkriese über 200 Jahre zuvor lässt
sich auch hier ein geeigneter Landschaftraum für einen Hinterhalt
erkennen. Die überaus gut erhaltenen reichhaltigen Funde
deuten auf ein intensives Kampfgeschehen zwischen Einheiten
unterschiedlicher römischer Waffengattungen und germanischen
Kriegern hin. Über die Anzahl der Kombattanten wird noch
kontrovers diskutiert.
Die germanischen Krieger waren wohl zahlenmäßig und
waffentechnisch stark unterlegen, nutzten aber die Vorteile des
Geländes und das Überraschungsmoment. Dass es zu keiner
systematischen Plünderung des Schlachtfeldes gekommen war,
Dr. Achim Rost referiert über Prospektionen in Kalkriese.
deutet auf einen kurzen erfolgreichen Abwehrkampf der Römer
(Foto: E. Heller)
hin. Die Menge und der sehr gute Erhaltungszustand der Funde
gibt Gelegenheit, mit Hilfe von naturwissenschaftlichen Analysen
Nach
über
25
Jahren Ausgrabungen
mit
über
5.000
Antworten auf viele der Fragen zu finden.
Fundstücken, darunter neben römischen Militaria auch
Aus welchen Teilen des römischen Reiches kamen die Truppen
Knochenreste und tausende Fundmünzen, gaben die beiden
und deren Ausrüstung und wie groß ist der Anteil an
Wissenschaftler einen Einblick in die aktuellen Forschungs-
germanischen Funden? Typologisch lassen sich, so der Leiter
arbeiten
der Ausgrabungen Dr. Michael Geschwinde, nur 4 % der Funde
zur
geschehens.
Rekonstruktion
des
vergangenen
Kampf-
eindeutig als germanisch bezeichnen.
29
Hierzu wurden etliche Fundstücke von Dr. Robert Lehmann von
Ausstattung einen eindrucksvollen Tagungsort für die mit 42
der Universität Hannover (Abteilung Archäometrie) untersucht.
Gästen gut besuchte Veranstaltung. Passend zum Vortragsort
Mit traditionellen sowie modernsten Analysemethoden konnten
konnte der ArchAN ein umfassendes Vortragsprogramm zum
Produktionsverfahren und chemische Besonderheiten des
Thema Moorarchäologie in Niedersachsen anbieten. Namhafte
Materials unterschieden werden. In einer kurzen Zusammen-
Wissenschaftler/innen konnten für die Veranstaltung gewonnen
fassung (die endgültigen Ergebnisse sind noch nicht hinreichend
werden.
diskutiert und publiziert) verwies Lehmann auf hochwertige
Vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege waren
komplexe Härtungstechnologien, welche auch die gute Erhaltung
Dr. Andreas Bauerochse und Dr. Marion Heumüller angereist.
erklären können.
Vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf kam Dr. Eilin Jopp
Hohe Qualität und aufwändige Messingapplikationen deuten
als Spezialistin für forensisch–anthropologische Untersuchungen
auf eine nahöstliche Provenienz einiger Objekte hin. Ein Teil
an Moorleichen.
der Truppen kam wohl aus dem syrischen Raum. Die
Nach einleitenden Worten von Peter Kewitsch (1. Sprecher
Herkunftsbestimmung
Osmium-
ArchAN) und Dr. Jutta Precht (Fachgruppe Archäologie im
isotopenverhältnissen versucht, dieses ist bisher jedoch noch
des
Eisens
wurde
mit
Niedersächsischen Heimatbund) gab Jan Grabowsky (Leiter des
nicht zufriedenstellend gelungen. Im Rahmen von wissen-
Fachzentrums) einen Einblick in die Aktivitäten des Hauses.
schaftlichen Qualifizierungsarbeiten werden die Forschungen
Zu Beginn der Vorträge gab Dr. Robert Lehmann einen kurzen
weitergeführt, weitere faszinierende Details sind zu erwarten.
Überblick über die aktuellen Erkenntnisse rund um die
Nach dem Vortragsprogramm im Kolpinghaus und einem
anschließenden Mittagessen gab es noch eine Exkursion zum
Großsteingrab „Thuine“. Diese beeindruckende Grabkammer mit
einer Länge von 27 Metern ist an die 4.000 Jahre alt. Ebenfalls
Entdeckung eines großen römischen Marschlagers südlich von
Hannover bei Wilkenburg an der Leine. Die Öffentlichkeit war erst
wenige Tage zuvor über diesen sensationellen Fundort informiert
worden. Anschließend dominierte das Thema Moorarchäologie.
bei Thuine überraschte die AGL mit einer neu entdeckten
Frau Dr. Heumüller, die neue hauptamtliche Moorarchäologin für
Wallanlage, deren Ursprung und Bedeutung zu anhaltenden
Niedersachsen, zog Vergleiche zwischen der süddeutschen
Diskussionen führte.
Moor- und Gewässerarchäologie und deren bedeutenden
So fand diese übrigens gut besuchte Veranstaltung des ArchAN
Fundorten wie die Ufersiedlungen (Pfahlbaudörfer) an den
ihren Abschluss.
großen Seen und ihrem neuen Tätigkeitsfeld in Niedersachsen.
Werner Pollak
Norddeutschland, das noch im 19. Jahrhundert zu über 30 %
von Moorflächen überzogen war, kann bis in die jüngste Zeit mit
einer großen Anzahl an außergewöhnlichen und gut erhaltenen
Herbsttreffen des ArchAN in
Wagenfeld, Ldkr. Diepholz
Feuchtbodenfunden aufwarten. Funde aus sonst leicht vergäng-
Am 17. Oktober 2015 fand das diesjährige Herbsttreffen des
neue Geheimnisse preis. Das Fundspektrum spannt sich von
Archäologischen Arbeitskreises (ArchAN) im Europäischen
Achs- und Radfunden, Bohlenwegen und Resten von Ufer-
lichen Materialien wie Holz, Textilien und menschliche Körper
geben auch dank der neuesten Untersuchungsmethoden immer
Fachzentrum für Moor und Klima in Wagenfeld, Ldkr. Diepholz,
statt. Das Forschungs- und Informationszentrum gab mit seinem
TeilnehmerInnen des ArchAN-Herbsttreffens vor dem Euro-
großen Vortragssaal und der entsprechenden technischen
päischen Fachzentrum für Moor und Klima. (Foto: W. Pollak)
30
siedlungen (Dümmer) bis hin zu den faszinierenden Moorleichen.
Archäologie gewidmet. Er gehört zu den Gründungsmitgliedern
So handelt es sich bei dem Bohlenweg „PR31“ aus dem
der seit über 30 Jahren bestehenden Archäologischen Gruppe
Campemoor mit Fälldaten um 4530 v.Chr. um den wohl ältesten
Lingen (AGL) und hat mit seinem beispielhaften Engagement die
von Menschen errichteten Verkehrsweg überhaupt. Da nur noch
Gruppe maßgeblich geprägt und weiterentwickelt. Sein
etwa 3 % der ehemaligen Moorflächen heute erhalten sind, ist
geschärfter Blick für archäologische Artefakte hat uns immer
jeder Neufund von allergrößter Bedeutung für die Wissenschaft.
wieder bei Feldbegehungen und den Lesefunden fasziniert. Der
Der zweite Beitrag von Dr. Andreas Bauerochse, dem
Einsatz von technischen Hilfsmitteln führte ihn und damit die AGL
zur Schwerpunktverlagerung hin zur
Forschungskoordinator für Moorprojekte in Niedersachsen,
römische Okkupationszeit und deren
handelte vom “Nachweis klimatischer Veränderungen anhand
Spuren im Emsland. Zahlreiche
von Holzfunden aus Mooren und deren Auswirkungen auf das
Ausstellungen der AGL, die Hartmut
Siedlungsgeschehen in den Moorregionen Norddeutschlands“.
federführend organisierte, machten
Die damalige Anlage von Bohlenwegen als Reaktion auf
auch der Öffentlichkeit die vielen
klimatische Veränderungen gibt dank der sehr exakten Datie-
Ergebnisse allgemein zugänglich.
rungsmöglichkeiten der Dendrochronologie Hinweise auf z.B.
Durch Vorträge in Fachkreisen und
niederschlagsreiche siedlungsfeindliche Phasen. Mit Hilfe von
Beiträge
Zeittabellen, basierend auf den Wuchs- und Lebensphasen der
umgebenden Hölzer, bis hin zu Wachstumsanomalien und
regionalen Absterbeereignissen von Kiefern und Eichen lassen
sich immer exaktere klimatische, nicht nur regionale, Klimamodelle der vergangenen Jahrtausende erstellen.
in
Zeitschriften
den
heimatnahen
gewährte
er
dem
interessierten Publikum einen spannenden Einblick in die
emsländische Frühgeschichte. Die gute Zusammenarbeit mit den
Denkmalschutzbehörden und dem Landesamt sowie der enge
Kontakt zum FAN e.V., dem er seit 16 Jahren angehörte, sowie
Der dritte Vortrag von Dr. Eilin Jopp widmete sich ausführlich
zum ArchAN, war ihm immer ein großes Anliegen. Zu der
und spannungsvoll den neuen Erkenntnissen zum Thema Moor-
Anerkennung, die die AGL im Laufe der Jahrzehnte erfahren
leichen. Auch hier erbringen neueste Forschungsmethoden mit
durfte, hat Hartmut sehr viel beigetragen.
kriminalistischer Akribie an den in den letzten zwei Jahrhunderten
Wir haben mit ihm nicht nur ein großes Fachwissen, sondern
oft falsch geborgenen und unzureichend konservierten Körpern
auch einen unermüdlichen Streiter für die Belange der
noch neue Erkenntnisse. Natürlich durfte „Moora“, die aktuelle
Archäologie und einen stets hilfsbereiten Freund verloren.
Moorleiche aus dem Uchter Moor und sicherlich der am besten
Renate Rayer
untersuchte Fund, nicht fehlen. Hier sind die langjährigen
Nachruf Wolfgang Blankau
interdisziplinären Untersuchungen noch im vollen Gange.
Kriminalistisches „Highlight“ stellen sicherlich die forensischen
29. Mai 1931 bis 8. Dezember 2015
Untersuchungen von Dr. Jopp an der Oldenburger Moorleiche
Wolfgang Blankau gehörte seit dem 18.11.2000 dem Freundes-
dar, dem „Jungen von Kayhausen“. Bei diesem an die 2000
kreis für Archäologie in Niedersachsen an. Der Denkmalpflege
Jahre alten Fund konnte die Anthropologin mit den Mitteln der
und der Archäologie war er in den letzten Jahrzehnten seines
operativen Fallanalyse einen Tathergang rekonstruieren, der
Lebens sehr zugetan. Solange es seine körperlichen Kräfte
starke Parallelen zu heutigen Sexualmorden aufweist.
zuliessen, war er sowohl beim Freundeskreis als auch beim
Trotz der unheimlichen Thematik ließ sich niemand den Appetit
Niedersächsischen Landesverein für Urgeschichte bei vielen
verderben und so fand ein veritables Mittagsmahl im Moor-
Ausgrabungen mit dabei. Beim Landesverein gehörte er Anfang
zentrum statt. Die Cafeteria bot sogar „moortypische Gerichte“
der 90er Jahre zu den Gründern der
an. Ein Ausflug mit der Moorbahn unter der sachkundigen
noch immer aktiven Gruppe ehren-
Leitung von Peter Germer vom B.U.N.D. brachte zum Abschluss
amtlicher Mitarbeiter, die sich auch
der Veranstaltung noch einen großen Teil der Teilnehmer in
außerhalb der Grabungen an jedem
unmittelbaren Kontakt mit diesem interessanten Naturraum.
Montag im Landesmuseum Hannover
Dem Thema Moorleichen und Mumien will sich der ArchAN im
zu den unterschiedlichsten Tätig-
Jahr 2016 noch stärker widmen
keiten für die Archäologie trafen.
Dazu
Werner Pollak
gehörten
Nachbereitungs-
arbeiten in der Folge von Ausgrabungen, die Übersetzung älterer, in
altdeutscher Schreibweise geschriebener Archivbücher, die
Nachruf Hartmut Oosthuys
Erfassung
von
dem
Museum
überlassener
bzw.
zur
22. Juni 1949 bis 20. Juni 2015
Dokumentation übergebener Felsbilder, um nur Einiges zu
Am 22.06.2015 mussten wir uns von Hartmut Oosthuys
nennen. Wolfgang Blankau verstarb am 8. Dezember 2015 nach
verabschieden. Eine schwere Krankheit hat den Leiter unserer
langer schwerer Krankheit. Wir werden ihn in unserer Erinnerung
Archäologischen Gruppe nur 66 Jahre alt werden lassen.
behalten. Er wird uns fehlen.
Hartmut hat seit seiner frühen Jugend seine Freizeit der
Horst Leskova
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Über den FAN
FAN – Post – Kalender 2016
Der "Freundeskreis für Archäologie in Niedersachsen e. V."
und Frühjahr 2017
hat das Ziel, archäologische Denkmalpflege und Forschung in
09. 01. 2016, 10.30 Uhr, Luftbildschau mit H.-D. Freese im
Niedersachsen zu fördern. Dabei arbeiten wir zusammen mit
Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege (NLD),
dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege in
Scharnhorststr. 1, 30175 Hannover.
Hannover. Unser Verein informiert über Aufgaben und Ziele
20. 02. 2016, 13.00 Uhr, Archäologischer Stammtisch im
archäologischer Denkmalpflege.
“Paulaner am Thielenplatz“, Prinzenstr. 1, 30159 Hannover.
Heimatkundlich interessierten Bürgern und Laienforschern
12. 03. 2016, 09.30 Uhr, FAN-Jahreshauptversammlung,
wird die Möglichkeit gegeben, aktiv gestaltend an den
NLD, Scharnhorststr. 1, 30175 Hannover, 10.00 - 12.30 Uhr,
Aufgaben der Denkmalpflege mitzuwirken. Dies geschieht in
Vorträge: Dr. F. Both: Grabung in der Arkeburg bei Golden-
Arbeitsgruppen, bei Studientagen und Vorträgen, bei
stedt, F.-W. Wulf, MA: das neu entdeckte Römerlager bei
Exkursionen, Feldbegehungen und Ausgrabungen sowie in
Hannover, H.-D. Freese u. Dr. R. Lehmann: Pro und Kontra
Zusammenarbeit mit anderen archäologisch tätigen Vereinen
zur antiken Herkunft einer Bronzestatuette; ab 14.00 Uhr
oder durch Veröffentlichungen und Museumsbesuche.
Mitgliederversammlung (ges. Einladung an die Mitglieder).
Auch eigene Schwerpunktsetzungen sind möglich.
04.06.2016, 11.00 Uhr, Frühjahrstreffen der Römer-AG in der
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Gaststätte „Paradiek“, Vechtaer Str. 28, 49356 Diepholz-
Freundeskreis für Archäologie
in Niedersachsen (FAN) e. V.
c/o Dr. W. Gebers, Niedersächsisches Landesamt
für Denkmalpflege, Scharnhorststr. 1, 30175 Hannover
Vorstand: Dr. W. Gebers (Vors.; 0511- 925 5345),
W. Haase, A. Gebers, G. Lübbers,
Aschen, Vorträge von E. Heller, Dr. R. Lehmann und W. Pollak,
archäologischer Spaziergang nach Mehrholz, Anmeldung zum
Spargelessen erforderlich bis 28.5.: 05042-1380 (Dräger).
09. 07. 2016, 10 - 17 Uhr, Exkursion der Römer-AG in den
Solling, mit G. Steinborn, Treffpunkt vor Schloß Bevern (mit
Marschverpflegung), Abschluss in der Gaststätte "Zum kühlen
Grunde", Gestütstr. 14, 37586 Dassel-Hunnesrück, Anmel-
W. Dräger, Dr. K. Hagemann
www.fan-niedersachsen.de, Email: [email protected]
Bankverbindung: Sparkasse Hannover,
IBAN: DE19 2505 0180 0000 0499 08
SWIFT-BIC: SPKHDE2HXXX
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Ich möchte Mitglied werden im Freundeskreis
für Archäologie in Niedersachsen e. V.
dung bis 1.7.: 05042-1380 (Dräger).
23. /24. 09. 2016, 2-Tage-Exkursion der Römer-AG zum
Römerlager
Hachelbich
nach
99706
Kyffhäuserland-
Hachelbich, Kyffhäuserkreis/ Thüringen; unter Vorbehalt,
dass eine Grabung stattfindet!
Alternativ: am 24. 09.
Exkursion nach Haltern am See, Römerpark Aliso.
19. 11. 2016, 13.00 Uhr, Archäologischer Stammtisch im
“Paulaner am Thielenplatz“, Prinzenstr. 1, 30159 Hannover.
Ich habe Kenntnis von der Satzung genommen.
Ich bitte, mir die Satzung zu übersenden.
14. 01. 2017, 10.30 Uhr, Luftbildschau im Nieders. Landesamt
Den Jahresbeitrag in Höhe von ............ Euro
für Denkmalpflege (NLD), Scharnhorststr. 1, 30175 Hannover,
Einzelpersonen
15 Euro
H.-D. Freese zeigt Aufnahmen aus dem Jahr 2016.
Familienbeitrag
20 Euro
18. 02. 2017, 13.00 Uhr, Archäologischer Stammtisch im
Studenten
“Paulaner am Thielenplatz“, Prinzenstr. 1, 30159 Hannover.
6 Euro
juristische Personen / fördernde Mitglieder
(ggf. plus Spende)
ab 50 Euro
zahle ich durch
Überweisung auf Konto bei der Sparkasse Hannover
IBAN: DE19 2505 0180 0000 0499 08
SWIFT-BIC: SPKHDE2HXXX
11. 03. 2017, ab 09.30 Uhr, FAN-Jahreshauptversammlung,
NLD, Scharnhorststr. 1, 30175 Hannover, 10.00 - 12.30 Uhr
Vorträge und Diskussionen, ab 14.00 Uhr Mitgliederversammlung (gesonderte Einladung an die Mitglieder).
oder durch
Einzugsermächtigung von
Veranstaltungen anderer Vereinigungen:
Bank/Sparkasse: .............................................................
21. 05. 2016, 10 - 17 Uhr, Archäologischer Arbeitskreis
IBAN: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
Niedersachsen (ArchAN) im NHB, Frühjahrssymposium
SWIFT-BIC: .....................................................................
„Mumien- und CT-Forschung in Niedersachsen“, Roemer-
Name: .................................... Vorname: ...........................
Pelizaeus-Museum, Am Steine 1, 31134 Hildesheim.
PLZ: ................... Ort: ........................................................
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Straße: ...............................................................................
Die "FAN-Post", das Mitteilungsblatt des Freundeskreises
Datum: ............................ Unterschrift: .............................
für Archäologie in Niedersachsen e. V., erscheint jährlich,
Sie erkennen unsere Beitragseinzüge an unserer Gläubiger-
Auflage: 800. Redaktion: Dr. W. Gebers, G. Lübbers.
Identifikationsnummer DE26 ZZZ0 0000 6564 82 und an
V.i.S.d.P.: Der Vorstand.
Ihrer persönlichen Mandatsreferenz (dreistellige Zahl).
Druck: H.-J. Rießelmann GmbH, 49393 Lohne.
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