Bolivien und China - Konrad-Adenauer

LÄNDERBERICHT
Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.
BOLIVIEN
FRANZISKA ENGLERT
MAXIMILIAN HEDRICH
Juli 2016
www.kas.de/bolivien
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Bolivien und China – Chancen und
Risiken der ungleichen „Süd-SüdKooperation“
Das
rasante
Wirtschaftswachstum,
das
operationen zwischen Ländern des globalen
Bolivien in den letzten Jahren erfahren
Südens, häufig als „Süd-Süd-Kooperation“
hat,
zum
bezeichnet, scheinen auf den ersten Blick
interessanten Partner für internationale
für beide Länder Vorteile zu bringen und
macht
den
Kooperationen.
beispiellos
Andenstaat
China
zum
hat
sich
dabei
Handels-
und
Kooperationspartner Boliviens entwickelt
und
Europa
abgehängt.
und
Diese
die
USA
längst
Form der „Süd-Süd-
Kooperation“,
an
die
Entwicklungswissenschaftler
große
Hoffnungen
jedoch
für
das
anfangs
knüpften,
bergen
rohstoffreiche
Bolivien
eine Möglichkeit darzustellen, sich von Zahlungen der Länder des Nordens unabhängig
zu machen. Es wird in diesem Zusammenhang häufig der komplementäre Charakter
der Wirtschaftssysteme der Länder betont:
China benötigt dringend Rohstoffe, um seine Entwicklung für die nächsten Jahre zu
garantieren, während Lateinamerika Roh-
viele Risiken. Es handelt sich bei dem
stoffe
kleinen Andenstaat und dem Reich der
Know-How und Investitionen angewiesen
Mitte
ist. 2
nicht
nur
um
„komplementäre“,
exportiert
und
auf
Technologie,
sondern schlicht ungleiche Partner und in
der
asymmetrischen
diktiert
China
Interessen
in
die
Machtbeziehung
Spielregeln.
Bolivien
sind
Chinas
Prinzipien und Logik der chinesischen Kooperation mit Lateinamerika
rein
wirtschaftlich und zielen nicht auf die
Der „Linksruck“, der etwa die letzten 15
Entwicklung des Landes ab, so dass die
Jahre Lateinamerika prägte, fiel zeitlich mit
aktuellen Beziehungen die Abhängigkeit
der
des Landes langfristig verfestigen könnte.
lateinamerikanischen
Chinas Aktivitäten in Lateinamerika
In einer knappen Dekade hat sich China
zum bedeutendsten Handelspartner und Investor Lateinamerikas entwickelt. Innerhalb
von weniger als 15 Jahren hat sich Lateinamerikas Außenhandelsvolumen mit China
von zehn Milliarden auf 257 Milliarden USDollar gesteigert. Im Jahr 2013 wuchsen die
Direktinvestitionen Chinas in Lateinamerika
um 132%. 1 China hat damit die USA und
auch Europa als wichtigste Handelspartner
Lateinamerikas abgelöst. Diese neuen Ko-
verstärkten
chinesisch-
Kooperation
zusam-
men. Es ist jedoch falsch, hier einen Zusammenhang zu sehen und ein von ideologischer Ähnlichkeit geprägtes Bündnis zu
vermuten.
Grundlage für Chinas Kooperation mit Lateinamerika sind in erster Linie wirtschaftliche Interessen. Die ideologische Ausrichtung der Regierung spielt dabei keinerlei
Rolle. So kooperierte China beispielsweise in
den 1980er Jahren mit dem rechten Militärdiktator Pinochet und unterhält momentan
florierende Beziehungen mit der linkspopulistischen venezolanischen Regierung.
3
2
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China verfolgt in Lateinamerika schon lange
zahlt werden musste, führten im frühen 16.
eine systematische, langfristige Strategie,
Jahrhundert zur weltweiten Nachfrage nach
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um Beziehungen zu diesen Staaten aufzu-
dem Edelmetall und dem Silberboom der
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bauen und zu festigen. Ab den 1980er Jah-
Stadt Potosí. Der abgebaute Rohstoff wurde
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ren begann Peking, in die Ausbildung von
über Acapulco und Manila nach China ver-
Fachkräften für die Region Lateinamerika zu
schifft und begründete so die Handelsbezie-
investieren, die Forschung über die Region
hungen zwischen dem heutigen Bolivien und
zu fördern und hochprofessionelle, spezi-
dem Reich der Mitte. Wie überall in Latein-
fisch
auszubilden.
amerika, verfolgt China auch in Bolivien
China positioniert sich im Diskurs mit den
schon lange eine systematische Strategie,
Staaten Lateinamerikas als Option für diese,
um die Länder einander näherzubringen.
sich von der Abhängigkeit und Hegemonie
1960 wurde mit der Asociación de Amistad
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geschulte
Diplomaten
4
der USA zu befreien. Diese Rhetorik wird in
entre China y América Latina (Aacal) die
der Öffentlichkeit gepflegt und das Image
erste Institution geschaffen, die die kultu-
einer Nation geschaffen, die die Selbstbe-
rellen Kontakte zwischen den Ländern för-
stimmung
anderer
dern und eine Brücke zwischen den Konti-
und
5
Unabhängigkeit
In einem 2008 veröffent-
nenten schaffen sollte. Auch auf politischer
lichten Strategiepapier der chinesischen Re-
Ebene suchte China schon früh die Annähe-
gierung zur Politik mit Lateinamerika wer-
rung an Bolivien: Noch vor der Aufnahme
den dieser Logik folgend unter anderem die
der diplomatischen Beziehungen zwischen
Zusammenarbeit auf Grundlage von Res-
den Staaten unterhielt die kommunistische
pekt und Gleichberechtigung, politischem
Partei Chinas Kontakte zu den wichtigen
Vertrauen und strategischem Konsens, Ko-
Parteien Boliviens, bis 1985 die diplomati-
operation mit wechselseitigem Nutzen und
schen Beziehungen amtlich gemacht wur-
wechselseitigem Austausch als Ziele der Zu-
den. 7
Staaten achtet.
sammenarbeit genannt.
Die aktuelle Regierung Morales hat die BeDarüber hinaus verfolgt China in seiner Au-
ziehung zu China intensiviert. Vor seiner
ßenpolitik noch ein weiteres strategisches
Amtseinführung im Januar 2006 besuchte
Ziel: Durch die „Ein-China-Politik“, die vor-
Evo Morales Peking. Er ermutigte chinesi-
gibt, dass China keine diplomatischen Be-
sche Investitionen im bolivianischen Ener-
ziehungen mit Staaten unterhält, die Taiwan
giesektor und positionierte sich, ähnlich wie
als Staat anerkennen, bewegt China seine
zuvor Hugo Chávez, auch ideologisch, in-
Kooperationspartner dazu, sich in dieser
dem er sich als “ideologischer Verbündeter”
Frage zu positionieren. Zwölf der 22 Staa-
Chinas bezeichnete. 8 Auch bei späteren dip-
ten, die Taiwan noch offiziell anerkennen,
lomatischen Treffen betonten bolivianische
liegen in Lateinamerika und der Karibik,
und chinesische Vertreter ihre ideologische
weshalb es für China in dieser Region be-
Nähe und die Komplementarität beider Län-
sonders wichtig ist, die Länder in seinem
der. Im Jahr 2014 wurden auch die Visa-
Kampf gegen die Segregation Taiwans zu
Bestimmungen für Bolivianer gelockert, die
gewinnen.
6
seither einfacher als Touristen nach China
einreisen können. 9 Der gestiegene Lebens-
Die Beziehungen zwischen Bolivien und
standard der Chinesen bringt auch die Ent-
China
wicklung des chinesischen Tourismus mit
Die historische Beziehung zwischen Bolivien
und China reicht weit zurück: Reformen des
Ming-Kaiserreiches, die die Einführung einer
Steuer umfassten, die in Silbermünzen ge-
sich und Bolivien wird zum interessanten
Ziel für Reisende aus Asien. Die Salzwüste
Salar de Uyuni und der Titicacasee zählen
zu den beliebtesten Zielen chinesischer Tou-
3
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risten. Besonders wichtig ist jedoch die
ens.
14
In den letzten Jahren hat die Zahl
wirtschaftliche Kooperation zwischen beiden
der chinesischen Migranten nach Bolivien
BOLIVIEN
Staaten. Die Regierung Morales unterzeich-
deutlich zugenommen. Es handelt sich dabei
FRANZISKA ENGLERT
nete zahlreiche Abkommen über Tourismus
um qualifizierte Fachkräfte, die sich das
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und Rohstoffförderung mit China, insbeson-
wirtschaftliche Potenzial zunutze machen
dere von Lithium und Eisenerz. 10 Eines der
wollen, das Bolivien bietet. Die aktuellen
öffentlichkeitswirksamsten
Migrationsbewegungen wirken sich auf die
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trächtigsten
Projekte
und
der
prestige-
bolivianisch-
Wirtschaftsbeziehungen
zwischen
beiden
chinesischen Kooperation war die Inbetrieb-
Ländern aus, da die chinesische Migration
nahme des ersten bolivianischen Satelliten
nach Bolivien mit niedrigeren Transaktions-
Tupac Katari, welcher die Kommunikation
kosten für Wirtschaftsaktivitäten, einfache-
im ganzen Land verbessern soll, indem er
rem Marktzugang und Wissen über Konsu-
Fernsehen,
Handyempfang
mentenpräferenzen und den bolivianischen
auch in weit abgelegen Regionen ermög-
Markt einhergeht. 15 Im Jahr 2015 intensi-
licht. Der Satellit wurde mit Mitteln der chi-
vierten und formalisierten China und Bolivi-
nesischen Entwicklungsbank finanziert, von
en
chinesischem Territorium aus abgeschossen
Gründung der Kammer chinesischer Unter-
und wird von in China ausgebildeten Exper-
nehmen, der zur Zeit 35 Unternehmen an-
Internet
ten bedient.
11
und
Der Nutzen des Satelliten ist
jedoch eher fraglich und genauere Informa-
ihre
Handelsbeziehungen
durch
die
gehören, von denen etwa die Hälfte im Bereich der Infrastruktur tätig ist. 16
tionen darüber, wie er eingesetzt wird, gibt
Komplementäre Interessen
es nicht.
Sino-bolivianische
Wirtschaftsbeziehun-
Bolivien verfügt über große Erdgas- und
Erdölvorkomnisse, die jedoch auf Grund des
gen
geringen Industrialisierungsgrades des LanDie wirtschaftlichen Beziehungen zwischen
des hauptsächlich als Primargüter exportiert
China und Bolivien haben sich in den letzten
werden. China ist weltweit einer der größten
Jahren enorm verdichtet. Zwischen 2001
Abnehmer
und 2014 stiegen die Exporte Boliviens nach
stark darum bemüht, durch Diversifizierung
China um 8.500%, während die Importe
der Quellen seine Abhängigkeit von arabi-
aus China im gleichen Zeitraum um 2.000%
schen Ölimporten zu verringern. Darüber
anwuchsen. Dabei werden aus China haupt-
hinaus befinden sich in Bolivien die größten
dieser
Rohstoffe
und
derzeit
sächlich Elektrogeräte und Autos importiert,
bekannten Lithiumvorkommen, ein Rohstoff,
Bolivien exportiert in erster Linie Rohstoffe.
der im Zuge der steigenden Nachfrage nach
Insbesondere Erdöl, Erdgas und Bergbau-
Elektroautos und entsprechenden Batterien
produkte sind zu nennen, aber auch Le-
immens an Wert gewinnt. 17
bensmittel wie Quinoa, Kaffee oder Chia.
Bolivien und China kooperieren vor allem in
Gleichzeitig stellt Bolivien mit dem rasanten
den Bereichen Energie, Bergbau und Infra-
Wirtschaftswachstum der letzten Jahre und
struktur.
12
Den vorläufigen Höhepunkt der
damit steigendem Wohlstand in breiten Be-
Kreditoffensive Chinas bildete ein im Okto-
völkerungsschichten
einen
interessanten
ber 2015 vergebener Rekordkredit in Höhe
Absatzmarkt für chinesische Produkte dar,
von sieben Milliarden US-Dollar für den
vor allem für Haushaltselektronik, Handys
Ausbau des Straßennetzes. 13
oder Computer. 18 Darüber hinaus hat Bolivien, der Binnenstaat im Herzen Südameri-
Momentan leben circa 3.000 chinesische
kas, eine strategische Lage für Chinas ge-
Staatsbürger in Bolivien, davon 90% in
planten Bau einer
Santa Cruz, dem Wirtschaftszentrum Bolivi-
senbahnlinie von Brasilien an die Pazifikküs-
transkontinentalen Ei-
4
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te Perus, um Güter von dort schneller nach
China transportieren zu können.
19
Das Pro-
zusammenarbeit und technologische Unterstützung zur Verfügung. Im Rahmen der
BOLIVIEN
jekt ist immer noch aktuell, jedoch derzeit
Entschuldungsinitiative
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mehr in Bolivien als in Peru oder Brasilien
Indebted-Poor-Countries wurden dem An-
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ein Thema.
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für
Heavily-
denstaat außerdem die Schulden von Seiten
Chinas erlassen. 20 Der wachsende technolo-
Auch die bolivianischen Interessen an der
gische und wirtschaftliche Einfluss Chinas
Kooperation mit China sind in erster Linie
auf Bolivien birgt jedoch auch Risiken. Eine
wirtschaftlich: China bietet dem Land Kredi-
große Gefahr liegt darin, dass Bolivien in
te für Infrastrukturprojekte und stellt Tech-
eine neue Abhängigkeit rutschen könnte.
nologie und Know-How zur Verfügung, wo-
Nach dem anfänglichen Aufschwung, den
ran es in Bolivien mangelt. Durch die Zu-
die bolivianische Volkswirtschaft durch die
sammenarbeit mit China will Bolivien seine
Kooperation mit China erfährt, verschärft
Industrialisierung vorantreiben. Die Koope-
sich langfristig die Abhängigkeit von den
ration mit der Regierung in Peking hat dabei
Rohstoffexporten. 21 Im Gegensatz zur ei-
für Bolivien einen entscheidenen Vorteil: die
gentlichen Intention, die Industrialierung
Indifferenz Chinas gegenüber der Politik ih-
voranzutreiben, könnte das Gegenteil ein-
rer Kooperationspartner. Im Gegensatz zu
treten und sich die bestehende Abhängigkeit
europäischen Gebern koppelt China seine
von Exporten unverarbeiteter Rohstoffe ze-
Zahlungen an keine Bedingungen, wie etwa
mentieren. Statt Diversifizierung und In-
Demokratisierung und Rechtsstaatlichkeit.
dustrialisierung voranzubringen, würde Bo-
China verurteilt beispielsweise keine Men-
livien auf dem Level eines Rohstoffexpor-
schenrechtsverletzungen,
keinen
teurs stagnieren. Unverarbeitete Rohstoffe
Einfluss auf die Drogenpolitik und legt bei
machen 93% der Exporte Boliviens nach
Bergbauprojekten seine eigenen, sehr nied-
China aus, während Bolivien über 4.000
rigen Umweltstandards an. Nicht zuletzt
Produkte aus China importiert, die allesamt
bietet die Zusammenarbeit mit China Bolivi-
eine Wertschöpfung erfahren haben. Dies
en eine Möglichkeit, sich aus der Abhängig-
führt dazu, dass Bolivien momentan eine
keit von den USA zu lösen. Dies kommt vor
negative Handelsbilanz von vier Milliarden
allem dem aktuellen Präsidenten Morales zu
US-Dollar 22 mit China aufweist.
nimmt
Gute, der in seinem populistischen Diskurs
gegen die Einmischung des großen Nach-
Nicht zuletzt stellt die Kooperation mit Chi-
barn wettert, die er für alles Übel Latein-
na auch eine Gefahr für den zwar sehr
amerikas verantwortlich macht. Die wirt-
schwach ausgeprägten, aber bestehenden
schaftliche Annäherung an China macht es
bolivianischen Mittelstand dar: In den letz-
Morales möglich, anscheinend unabhängiger
ten Monaten zeigte sich immer deutlicher,
vom US-amerikanischen Einfluss agieren zu
dass chinesische Firmen den Markt in Bolivi-
können.
en immer stärker beherrschen. Mehrere Infrastrukturprojekte wurden statt an einhei-
Chancen und Risiken der Beziehungen
mische an chinesische Firmen vergeben,
obwohl deren Kernkompetenz gar nicht im
Die Kooperation mit China birgt für Bolivien
Bereich der Infrastruktur liegt. 23 Besonders
einige Chancen, jedoch vor allem auch viele
brisant ist die Situation in der Textilbranche.
Risiken. Auf den ersten Blick überwiegen für
Hier scheint den Andenstaat das gleiche
Bolivien die Vorteile: In China wurde ein
Schicksal zu ereilen, wie vor einigen Jahren
Partner gefunden, der einen stabilen Ab-
Mexiko: billige chinesische Importe ver-
satzmarkt für die exportierten Rohstoffe
drängen die einheimische Ware vom Markt.
bietet. Außerdem stellt China Bolivien Kredi-
Laut Angaben des Generalsekretärs der
te, Zahlungen im Bereich der Entwicklungs-
5
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Vereinigung der Textilarbeiter von La Paz
ressiert zu sein, die wirtschaftliche Entwick-
mussten im Zuge der Textilkrise bereits
lung und Industrialisierung Boliviens voran-
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sechs Unternehmen Insolvenz anmelden.
zutreiben. Die Kredite Chinas werden für
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Die Textilbranche fordert dringend Zollre-
konkrete, zweckgebundene Projekte bewil-
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formen, um sich weiterhin auf dem bolivia-
ligt. Dies fällt besonders im Bereich der Inf-
nischen Markt gegen die chinesische Billig-
rastruktur auf: Die Gelder aus China werden
ware behaupten zu können, doch die Politik
für Autobahnen und Eisenbahnen vergeben,
reagiert bis jetzt nicht. Im Mai 2016 wurde
die den chinesischen Wirtschaftsinteressen
mit ENATEX das letzte große bolivianische
nutzen und nicht zwangsläufig den bolivia-
Textilunternehmen geschlossen.
24
Hier wird
nischen Bedürfnissen entsprechen.
deutlich, dass die engen Beziehungen mit
China nicht für alle Bolivianer Chancen
Die ungleiche Partnerschaft scheint sich in-
birgt: die Kooperation war vor allem für die
des noch zu vertiefen: China schenkte der
Eliten von Vorteil, jedoch nicht für kleine
bolivianischen Armee im März Ausrüstung
und mittlere Unternehmen.
im Wert von sieben Millionen US-Dollar und
zementiert mit derartigen Projekten die Ab-
Auch wenn Morales von einer „Beziehung
hängigkeit des Andenstaates. Zwar kann
auf Augenhöhe“ spricht, kann man nicht
sich Bolivien vielleicht durch die engere Ko-
leugnen,
sino-
operation mit China aus der Abhängigkeit
bolivianischen Kooperation um eine sehr
von den USA befreien – rutscht jedoch al-
ungleiche Partnerschaft handelt. Die ge-
lem Anschein nach direkt in die nächste.
dass
es
sich
bei
der
nannten Zahlen zeigen, dass Bolivien dabei
ist, in eine neue einseitige Abhängigkeit zu
geraten. 25 Auch in anderen Bereichen sind
die Beziehungen zwischen den Ländern ungleich: Insbesondere China investiert schon
lange in die akademische Ausbildung von
Fachpersonal, die sich durch das Studium
der Sprache und der Kultur, zum Beispiel an
Lehrstühlen für Regionalwissenschaften Lateinamerika, und durch Austausche in Bolivien für die Zusammenarbeit mit dem Andenstaat qualifizieren. China betreibt eine
auswärtige Kulturpolitik in Bolivien, mit dem
Ziel, die chinesische Kultur aktiv in Bolivien
zu verbreiten. Die Bemühungen im Bereich
des
kulturellen
Austauschs
sind
jedoch
asymetrisch: Bolivien nutzt das Potential
seiner chinesischen und chinesischstämmigen Bevölkerung als Brücke zwischen den
Handelspartnern bisher kaum, fördert wenig
Austauschprojekte, Studenteninitiativen oder das Erlernen von Mandarin und betreibt
selber keine Kulturpolitik in China. 26 Diese
auf allen Ebenen zutiefst unausgeglichenen
Beziehungen führen dazu, dass vor allem
China die Spielregeln der Kooperation diktiert und es scheint keinesfalls daran inte-
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Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.
Endnoten
BOLIVIEN
16
FRANZISKA ENGLERT
MAXIMILIAN HEDRICH
Juli 2016
www.kas.de/bolivien
www.kas.de
1
Busch, Alexander (2014): „China als weißer Ritter“ in Neue Züricher Zeitung,
http://www.nzz.ch/wirtschaft/china-als-weisserritter-1.18399197
2
Jiang Shixue (2006) „Una mirada china a las relaciones con América Latina” in Nueva Sociedad,
http://nuso.org/articulo/una-mirada-china-a-lasrelaciones-con-america-latina/
3
Dominguez, Jorge I. (2006): “China’s Relations
With Latin America: Shared Gains, Asymmetric
Hopes”, Interamerican Dialogue
4
Ebd.
5
Sangmeister, Hartmut (2011): China, Lateinamerika und die Karbik – eine etwas andere Art
von
Entwicklungshilfe,
https://www.gigahamburg.de/en/system/files/publications/gf_lateiname
rika_1107.pdf
6
Ebd.
7
Dominguez, Jorge I. (2006): “China’s Relations
With Latin America: Shared Gains, Asymmetric
Hopes”, Interamerican Dialogue
8
Ebd.
9
http://www.migracion.gob.bo/web/not125.html
http://www.eldiario.net/noticias/2016/2016_03/nt
160327/economia.php?n=29&-bolivia-registramillonario-deficit-comercial-con-china
17
Balderrama Santander, Renato / Martinez, Selene (2010): “China, América Latina y el Caribe: el
doble filo de una relación positiva” in UNISCI Discussion Papers, Nº 24 (Oktober 2010) ;
http://www.faz.net/agenturmeldungen/unternehm
ensnachrichten/china-gibt-milliarden-kredit-anbolivien-13861426.html
18
Busch, Alexander (2014): „China als weisser
Ritter“
in
Neue
Zürcher
Zeitung,,
http://www.nzz.ch/wirtschaft/china-als-weisserritter-1.18399197
19
http://www.faz.net/agenturmeldungen/unternehm
ensnachrichten/china-gibt-milliarden-kredit-anbolivien-13861426.html
20
Sangmeister, Hartmut (2011): China, Lateinamerika und die Karbik – eine etwas andere Art
von
Entwicklungshilfe,
https://www.gigahamburg.de/en/system/files/publications/gf_lateiname
rika_1107.pdf
21
Ruiz Marrero, Carmelo (2011): “Das ChinaSyndrom – wie der Einfluss Chinas auf Lateinamerika
zunimmt“http://www.quetzalleipzig.de/lateinamerika-im-ueberblick/das-chinasyndrom-wie-der-einfluss-chinas-in-lateinamerikazunimmt-19093.html
22
10
Buttkereit, Helge (2011): „Bolivien und China
wollen
Kooperation
vertiefen“,
https://amerika21.de/nachrichten/2011/08/39111
/bolivien-china-kooperation
http://www.laprensa.com.bo/diario/actualidad/eco
nomia/20140125/la-presencia-china-se-consolidaen-bolivia_54033_88448.html
23
11
Beutler, Benjamin (2013): „Bolivien feiert ersten
Satelliten
im
All“,
https://amerika21.de/2013/12/95826/boliviensatellit-china
http://boliviaprensa.com/index.php/portada/item/
1470-empresas-chinas-ejecutan-varias-obras-enbolivia
24
12
http://www.paginasiete.bo/inversion/2015/6/14/b
olivia-debe-crecer-como-socio-comercial-china59855.html
http://www.paginasiete.bo/economia/2016/6/7/cu
atro-empresas-textileras-crisis-ingreso-ropachina-98883.html
25
13
http://www.faz.net/agenturmeldungen/unternehm
ensnachrichten/china-gibt-milliarden-kredit-anbolivien-13861426.html
14
http://www.cambio.bo/china-y-bolivia-celebran30-a%C3%B1os-de-relaciones
15
Canavire Bacarreza, Gustavo Javier / Ehrich,
Laura (2006): “The Impact of Migration on Foreign
Trade in Bolivia” in Revsta Latinoamericana de
Desarrollo
Económico,
http://www.scielo.org.bo/scielo.php?pid=S207447062006000100005&script=sci_arttext&tlng=es
http://www.lostiempos.com/diario/opiniones/edito
rial/20140120/desigual-relacion-entre-bolivia-ychina_242348_527502.htm
26
Balderrama Santander, Renato / Martinez, Selene (2010): “China, América Latina y el Caribe: el
doble filo de una relación positiva” in UNISCI Discussion Papers, Nº 24 (Oktober 2010)