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Ausprobiert: Sony Planar T* FE 50 mm F1.4 ZA und FE 70–200 mm F2.8 GM OSS
von Martin Vieten
Veröffentlicht: 14.07.2016 - 18:57
Am Montag hat Sony mit dem Planar T* FE 50 mm F1.4 ZA ein weiteres Normalobjektiv für seine spiegellosen Systemkameras aus dem Hut
gezaubert. Ich hatte bereits für rund zwei Stunden die Gelegenheit, damit zu fotografieren. Mit von der Partie war das lichtstarke Telezoom FE
70–200 mm F2.8 GM OSS, das schon länger angekündigt ist und nun endlich in Handel kommt. Hier meine allersten Eindrücke von den beiden
nicht ganz günstigen Neuheiten.
Mit einem weiteren 50er für E-Mount hat wohl kaum einer gerechnet:
Am Montag hat Sony das Planar T* FE 50mm F1.4 ZA vorgestellt.
Dass Sony mit dem Planar T* FE 50 mm F1.4 ZA ein weiteres Normalobjektiv für seine Alpha-7-Familie bringt, darf als echte Überraschung
gelten. Schließlich gibt es seit Einführung der spiegellosen Systemkameras mit Kleinbildsensor das gut beleumdete Sonnar T* FE 55 mm F1.8
ZA (Straßenpreis ab ca. 700 Euro), vor ein paar Wochen erst ist das günstige FE 50mm F1.8 für rund 300 Euro Listenpreis hinzugekommen.
Nun also noch ein weiteres 50er, das sich in Sachen Lichtstärke und Preis (ca. 1800 Euro) an die Spitze des Trios setzt. Braucht es diesen
Dritten im Bunde wirklich? Dazu gleich mehr.
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Wie groß und wuchtig das FE 70–200 mm F2.8 GM OSS ist,
fällt besonders auf, wenn es an die zierliche Alpha 7R II angesetzt ist.
Eine kleine Überraschung ist es aber auch, dass das schon seit Monaten angekündigte Telezoom FE 70–200 mm F2.8 GM OSS noch in
diesem Monat in den Handel kommen soll – wie jetzt feststeht zu einem Preis von 3.000 Euro. Ebenfalls bekannt sind jetzt die Preise für die
passenden Telekonverter: SEL14TC (1,4fache Brennweitenverlängerung) und SEL20TC (2fache Verlängerung) sollen je 650 Euro kosten. Bei
diesen Preisen dürfte so mancher Interessent wohl heftig schlucken. Hinter vorgehaltener Hand war von Sony zu erfahren, dass der Kursverlust
des Euro gegenüber dem Yen infolge des Brexit-Votums bereits eingepreist ist. Durchaus plausibel, denn das Teleobjektiv kommt in den USA
zu einer unverbindlichen Preisempfehlung von 2600 Dollar auf den Markt – das erste Mal, dass eine Neuvorstellung von Sony in Dollar spürbar
günstiger ist als in Euro.
FE 70–200 mm F2.8 GM OSS
Das FE 70–200 mm F2.8 GM OSS gehört zu Sonys erst jüngst eingeführter Top-Serie der „G Master“-Objektive. Sie will eine knackscharfe
Wiedergabe der Bildpartien im Fokus verbinden mit einer sehr weichen Darstellung der Bereiche außerhalb der Fokusebene. Ein Schlüssel
dazu ist ein spezielles XA-Element, das mittels eines von Sony entwickelten Produktionsverfahrens eine besonders glatte Oberfläche aufweist.
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Für die angenehm weiche Bokeh-Wiedergabe zeichnet das von Sony
entwickelte XA-Element (orange) verantwortlich.
Dass das funktioniert, hat das FE 85 mm F1.4 GM bereits bewiesen. Mit dem neuen Telezoom konnte ich zwar nur eine Handvoll Fotos
schießen – die aber belegen für meinen Geschmack bereits eindrucksvoll, dass das FE 70–200 mm F2.8 GM OSS alle Qualitäten der „G
Master“-Familie aufweist: Das Bokeh ist herrlich weich, cremig und frei von störenden CAs. Das alles geht nach meinem ersten Eindruck
keinesfalls zulasten des Auflösungsvermögens oder der Schärfe. Objekte in der Fokusebene werden an der Alpha 7R II mit ihrem
42,5-Megapixel-Sensor so fein aufgelöst, dass ich dem Objektiv durchaus Sensoren mit noch höherer Auflösung zutraue. Kurzum: nach
meinem allersten Eindruck stehen die Abbildungsleistungen der „Gummilinse“ denen entsprechender Festbrennweiten praktisch nicht nach.
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Das FE 70–200 mm F2.8 GM OSS vereint eine hohe Auflösung mit einer sehr schönen Bokeh-Wiedergabe.
(Klick ins Bild öffnet Originalgröße.)
Doch wie steht's um den Autofokus? Spiegellose Kamerasystem haben ja das Problem, dass ihre Kontrast-basierte Entfernungsmessung die
Fokusebene mehrfach überfahren muss, um sie korrekt ermitteln zu können. Dieses Hin und Her dauert unter anderem umso länger, je größer
die Masse der zu bewegenden Linsenelemente ist. Die lässt sich theoretisch nicht verringern (sie ist ja durch die Größe der Eintrittspupille
vorgegeben). Sony hat das mit einem cleveren Trick dennoch geschafft: Im FE 70–200 mm F2.8 GM OSS gibt es gleich zwei Fokusgruppen.
Die vordere, mit den schwereren Linsen, wird von einem durchzugsstarken „Ring Drive SSM“ angetrieben, die hintere von einem besonders
feinfühlig agierenden Linearantrieb. Letztere übernimmt flink die Feinarbeit und führt den Fokus nicht nur bei Videoaufnahmen zuverlässig nach.
Es kann zwar etwas dauern, bis eine Alpha 7R II mit dem neuen Zoom den Fokus gefunden hat. Dann aber führt sie ihn beim AF-Tracking
schnell, leise und sicher nach. Ohne Frage: Eine Nikon D500 kann das deutlich besser – aber Sony ist mit dem neuen AF-System auf einem
guten Weg.
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Sonys neues Telezoom für E-Mount ist mit gleich zwei Autofokusgruppen ausgestattet.
Als sehr wirkungsvoll hat sich der optische Bildstabilisator des FE 70–200 mm F2.8 GM OSS erwiesen, der an der Alpha 7R II im Team mit
dem integrierten Stabi der Kamera arbeitet. Trotz deren sehr hoher Sensorauflösung sind mir mit 200 Millimeter Brennweite selbst bei 1/60 sec.
unverwackelte Aufnahmen gelungen. Allerdings erfordern Aufnahmen aus der Hand schon einen gewissen Kraftaufwand, das Objektiv alleine
wiegt inklusive abnehmbarer Stativschelle gut 1,5 Kilo. Die Stativgondel lässt sich übrigens bei angesetztem Objektiv entfernen, weil die
eigentliche Schelle am Tubus verbleiben kann.
Planar T* FE 50 mm F1.4 ZA
Das brandneue Planar T* FE 50 mm F1.4 ZA gehört zur Familie der Zeiss-Objektive von Sony und setzt das klassische Planar-Design fort.
Bestand dieses noch aus sechs Linsen, sind es im neuen 50er von Sony gleich zwölf. Für ein Normalobjektiv ist das Planar T* FE 50 mm F1.4
ZA mit einem Gewicht von rund 780 Gramm recht schwer und baut mit fast elf Zentimeter recht lang – auch gemessen an der hohen Lichtstärke
F/1.4.
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Das Planar T* FE 50 mm F1.4 ZA ist eine aufwändige Weiterentwicklung
des klassischen Planar-Designs.
Wie bei Objektiven von Zeiss üblich, zeichnet sich auch das Planar T* FE 50 mm F1.4 ZA durch ein sehr hohes Auflösungsvermögen und eine
prickelnde Wiedergabe von Mikrokontrasten aus. Das kann bei der Porträtfotografie für meinen Geschmack schon fast zu viel des Guten sein.
Bei der Bokeh-Darstellung kommt es nicht ganz an die hervorragende Leistung des FE 85 mm F1.4 GM heran. Zwar werden Spitzlichter im
Unscharfen dank der elf Blendenlamellen kreisrund wiedergegeben, aber eben nicht so wunderschön gleichmäßig wie bei den GM-Objektiven.
Auch ist es nicht ganz frei von longitudinaler chromatische Aberration (LoCA), wobei Farbsäume an Kontrastkanten allerdings in meinem kurzen
Test nur sehr vereinzelt auftraten.
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Das Planar T* FE 50 mm F1.4 ZA bildet schon fast beängstigend scharf ab.
Spitzlichter im Unscharfen sind allerdings nicht ganz frei vom Zwiebelring-Effekt.
(Klick ins Bild öffnet Originalgröße.)
In der Praxis hat mir der dedizierte Blendenring beim Planar T* FE 50 mm F1.4 ZA gefallen, der offenbar jetzt bei den Top-Objektiven von
Sony üblich geworden ist. Er lässt sich auf stufenlose Blendensteuerung umstellen, was Videofilmern weiches Ein- und Ausblenden ermöglicht.
Videographen werden zudem den flüsterleisen AF-Antrieb per SSM-Motor schätzen, Fotografen, dass er recht zügig scharf stellt.
Mein Fazit
Mit dem Planar T* FE 50 mm F1.4 ZA und dem FE 70–200 mm F2.8 GM OSS hat Sony zwei Top-Objektive für das E-Mount vorgestellt, die
bei mir einen ganz unterschiedlichen Eindruck hinterlassen haben. Beiden gemeinsam ist zunächst ein recht hoher Preis. Den finde ich im Falle
des Telezooms aus der G-Master-Reihe aber mehr als akzeptabel, beim lichtstarken 50er lässt er mich hingegen grummeln.
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Das Planar T* FE 50 mm F1.4 ZA ist nicht ganz frei von „Bokeh-CAs“.
(100%-Ausschnitt aus 42,5-Megapixel-Datei)
Keine Frage: Das Planar T* FE 50 mm F1.4 ZA ist ein hervorragendes Objektiv mit einem sichtbaren Schwerpunkt auf hohe Auflösung und
knackige Kontrastwiedergabe. Aber in dieser Hinsicht ist das Sonnar T* FE 55 mm F1.8 ZA kaum schlechter. Ihm hat das neue 50er neben der
etwas höheren Lichtstärke vor allem den praktischen Blendenring voraus, ist dafür aber auch deutlich schwerer – und doppelt so teuer. Gar
nicht davon zu reden, dass sich an die Alpha-7-Familie von Sony so ziemlich jedes Objektiv adaptieren lässt – und da ist das Angebot an
lichtstarken Normalobjektiven schier unerschöpflich.
Ganz anders sieht es mit dem FE 70–200 mm F2.8 GM OSS aus, denn das ist praktisch konkurrenzlos fürs E-Mount. Das gilt insbesondere für
seine Bokeh-Wiedergabe, wie ich sie bei Telezooms so angenehm soft noch nicht gesehen habe. Aber auch der schnelle Autofokus verdient
Lob, ebenso der wirkungsvolle Bildstabilisator. Das FE 70–200 mm F2.8 GM OSS ist zwar kein Schnäppchen, in der Summe der Eigenschaften
für mich jedoch klar seinen Preis wert.
(Martin Vieten)
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