Wort für die Woche

Datum: Jahreskreis: Schriftstelle: 10. Juli 2016 15. Sonntag im Jahreskreis Lk 10, 25‐37 Impuls:
„Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?“ Lk 10, 25 Die Frage, die der Schriftgelehrte an Jesus richtet, um diesen „auf die Probe zu stellen“ ist die zentrale Frage, die einem Rabbi gestellt werden kann. Und Jesus beweist seine Treue zum jüdischen Gesetz, der Tora, indem er erklärt, dass diese Frage bereits beantwortet ist bei Mose: Es ist das Doppelgebot der Gottes‐ und Nächstenliebe (Dtn 6, 5 und Lev 19, 18), das uns allen – wie dem jüdischen Schriftgelehrten‐ vertraut ist. Ich bin kein Schriftgelehrter, der Jesus „prüfen“ will auf die Rechtmäßigkeit seiner Lehre‐ aber die Frage, vielleicht in andere Worte gekleidet, stelle ich mir zutiefst auch: Wie soll ich leben, damit ich auf Dauer und wahrhaft „glücklich“ bin? Bin ich mit meiner Sehnsucht nach erfülltem Leben nicht ein wenig enttäuscht von der Antwort Jesu? Ich wünschte mir, er könnte mir etwas Neues sagen‐ das Geheimnis enthüllen, wie mein Leben gelingen kann. Die zweite, nachgeschobene Frage des Schriftgelehrten erscheint wie eine „Verlegenheitsfrage“‐ eben „um seine Frage zu rechtfertigen“ (V 29). Aber auch ich würde gern noch eine Frage nachschieben: Was meint Jesus mit „Lieben“? Ist Lieben möglich? Wie kann ich lieben? Darauf gibt mir Jesus mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter eine konkrete Antwort (V 30‐35). Aus unseren Erfahrungen mit Freundschaft wissen wir, was „Lieben“ meint: dem anderen Ansehen schenken, ihm aufmerksam begegnen, uns in ihn hineinfühlen, sein Leid spüren, ihm das geben, was er jetzt von uns braucht. Das erfordert die Bereitschaft, von mir weg zu sehen‐ meine Bedürfnisse und Pläne zugunsten des anderen zurück zu stellen. Bei einem Freund/einer Freundin fällt uns das meist nicht schwer, denn wir haben ja auch die Erfahrung, dass umgekehrt der/die andere “für uns da ist“. Jesus will für unser Glück, dass wir ohne die Unterscheidung zwischen “Fremder“ und “Freund“ auskommen‐ dass wir bedingungslos das Gute verwirklichen, zu dem wir in einer Situation in der Lage sind. Die Nächstenliebe ist der Schlüssel zum Glück‐ zumindest für uns Christen, wenn wir mit Christus verbunden leben. Denn: „Wir können lieben, weil er uns zuerst geliebt hat“ (nach 1 Joh 4,19) Baustein für die Woche:
Wenn mir „das Lieben“ schwer fällt, mache ich mir bewusst:  Ich bin durch die Taufe Gottes geliebtes Kind. Die göttliche Eigenschaft barmherzig handeln zu können, ist bereits vom Schöpfer in mich hinein gelegt.  Ich muss nichts aus mir leisten: Es geht darum, die von Christus empfangene Liebe weiterzugeben.  Ich soll mich auch selber lieben: Ich darf mich bejahen mit allem, was ich bin. Ich soll nicht nur das „lieben“, was die anderen an mir mögen und von mir wollen, sondern darf barmherzig mit meinen Grenzen und Schwächen sein. Der Impuls kommt in dieser Woche aus Sießen