SÜDWESTRUNDFUNK Anstalt des öffentlichen Rechts Radio Fernsehen Internet PRESSE Information Liebe Kolleginnen und Kollegen, nachfolgend bieten wir Ihnen eine Meldung an. Thomas Roth (FDP), Vorsitzender der FDP-LandtagsFraktion in Rheinland-Pfalz, gab heute, 14.07.16, dem Südwestrundfunk ein Interview zum Thema: „Abstimmung über den Misstrauensantrag gegen Ministerpräsidentin Dreyer“. Das „SWR2 Tagesgespräch“ führte Florian Rudolph. Mit freundlichen Grüßen Zentrale Information Chefredaktion Hörfunk Zentrale Information SWR Tagesgespräch Postadresse 76522 Baden-Baden Hausadresse Hans-Bredow-Straße 76530 Baden-Baden Telefon Telefax 07221/929-23981 07221/929-22050 Internet www.swr2.de Datum: 14.07.2016 FDP will Aufklärung des geplatzten Hahn-Verkaufs kritisch begleiten Baden-Baden: Kurz vor der Abstimmung des rheinland-pfälzischen Landtags über den Misstrauensantrag gegen Ministerpräsidentin Dreyer hat FDP-Fraktionschef Roth noch einmal betont, dass seine Abgeordneten geschlossen zur Regierungschefin stehen. Das schließe auch den für den Verkauf des Flughafens Hahn zuständigen Innenminister Lewentz mit ein. Er habe keinen Grund, anzunehmen, dass die Ministerpräsidentin schon vor der Regierungsbildung im März Zweifel an der Seriosität des chinesischen Käufers SYT gehabt habe. Er sei überzeugt, sie wusste es nicht. Roth sagte, seine Partei erwarte eine umfassende Aufklärung der Umstände des geplatzten Deals, bevor Konsequenzen, auch personelle gezogen werden, sagte Roth im SWRTagesgespräch. Er werde einen möglichen Untersuchungsausschuss unterstützen. Zunächst müsse man aber abwarten, bis alle Fakten auf dem Tisch liegen. Die FDP werde die Aufarbeitung und das Verkaufsverfahren an weitere Interessenten kritisch begleiten. Wortlaut des Live-Gesprächs: Rudolph: Herr Roth, die FDP-Fraktion hält zur Ministerpräsidentin. Gilt das auch jetzt noch, wo es gleich zum Schwur kommt? Roth: Ja, also das gilt auch heute. Wir werden geschlossen heute dem Antrag der CDU nicht zustimmen und werden für die Ministerpräsidentin stimmen. Rudolph: Warum ist der Misstrauensantrag denn aus Sicht der FDP unangebracht? Roth: Ein Misstrauensantrag selbst ist ja eines der schärfsten Schwerter unseres parlamentarischen Systems und der Respekt vor diesem Instrument gebietet auch einen verantwortungsbewussten Umgang mit dem Selben. Und wir erwarten zunächst einmal eine umfassende Aufklärung und dort, wo dann Versagen offensichtlich wird, muss es auch Konsequenzen haben. Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) Rudolph: Wie diese Aufklärung aus Ihrer Sicht vorwärts gehen könnte, darüber wir gleich noch. Ich frage aber noch mal: Gibt es keine Restzweifel, dass die Ministerpräsidentin vor der Regierungsbildung vielleicht doch mehr wusste, als sie heute sagt? Roth: Davon bin ich überzeugt, dass es so ist. Sie wusste es nicht. Rudolph: Ihr uneingeschränktes Vertrauen, genießt das denn auch der für den Verkauf verantwortliche Innenminister, Herr Lewentz? Roth: Man muss natürlich jetzt, wie gesagt, erst mal abwarten, bis alle Fakten auf dem Tisch liegen und dann muss auch, wie gesagt, Verantwortung übernommen werden. Dass heißt dann auch, Konsequenzen müssen gezogen werden. Aber erst dann, wenn wirklich gemachte Fehler nachgewiesen und eindeutig den handelnden Personen zugeordnet werden können. Auch in einem Gerichtsverfahren hängt man ja nicht zuerst den Angeklagten und steigt danach erst in die Beweisaufnahme ein. Rudolph: Fühlt sich denn die FDP durch diese Vorgänge um den geplatzten Verkauf an SYT getäuscht? Roth: Nein. Also ich bin sicher, dass das Innenministerium hier in dem Fall erst mal alles getan hat, was sie tun konnten. Sie hatten ein Expertenteam unter Leitung der KPMG, eine Beraterfirma, eingeschaltet, die die SYT ja gründlich geprüft hat oder haben sollte, und jetzt muss man einfach da auch Konsequenzen ziehen, wenn nicht richtig gearbeitet worden ist, sollte dies der Fall sein. Rudolph: Konsequenzen ziehen heißt dann? Was meinen Sie damit konkret? Roth: Das auch mögliche Schadenersatzforderungen gegenüber der KPMG geprüft werden müssen. Rudolph: Die soll aber, wenn es nach Herrn Lewentz geht, auch den weiteren Verkauf begleiten. Roth: Die muss jetzt erst mal den weiteren Verkauf begleiten, weil es wäre verfrüht, beziehungsweise das würde das Verfahren wahrscheinlich hinauszögern, wenn man jetzt eine neue Beratungsfirma mit einschalten würden, die natürlich auch irgendwo den Sachverstand mitbringen muss. Rudolph: Parallelen zum Nürburgring-Verkauf, die sind ja nicht von der Hand zu weisen. Denn auch da ist man 2009 auf einen Betrüger reingefallen. OK, da ist eine Menge Geld versenkt worden, aber was ist in der Sache denn anders, außer, dass die FDP jetzt im Parlament und in der Regierung sitzt? Roth: Zunächst mal, klar, Nürburgring hat auf jeden Fall eine ganz andere Dimension. Hier ist ja damals auch an den Betrüger direkt schon Geld geflossen. Hier bei dem Fall im Hahn hat SYT ja überhaupt gar kein Geld bekommen. Rudolph: Aber der Imageschaden für Rheinland-Pfalz ist enorm. Es ist Geld an KPMG gezahlt worden, dass ja mehr oder weniger auch verbrannt worden ist? Roth: KPMG musste ja zunächst erst einmal eingeschaltet werden, um eine Prüfung im Sinne der EU-Kommission auch durchzuführen. Um ein Verfahren irgendwo in Gang mit reinzubringen. Das konnte nur durch eine Beratungsgesellschaft gemacht werden, um ganz einfach EU-Konform zu sein. Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) Rudolph: ich frage jetzt noch mal: Sie wollten ja mit Eintritt in die Ampel-Koalition als FDP-eigene Akzente setzen. Was muss denn jetzt besser laufen? Wie macht sich die Handschrift der FDP in der weiteren Aufarbeitung dieser Hahn-Blamage bemerkbar? Roth: Wir werden mit Sicherheit jetzt auf jeden Fall den Prozess aufmerksam, kritisch und konstruktiv begleiten und werden dann auch die Notbremse ziehen müssen, in dem Moment wo man feststellt, dass die beiden anderen, die jetzt in der Prüfung stehen, die Käufer oder Interessenten, wenn die ebenfalls nicht seriös sind. Rudolph: Ja, ich rede aber jetzt vor allem über die Aufarbeitung dessen, was geschehen ist. Denn rund um SYT sind ja offenkundig Fehler gemacht worden, auf welcher Seite ist noch unklar. Wo wird die FDP da ihre Handschrift zeigen? Roth: Wir werden das natürlich kritisch mit begleiten, die Aufarbeitung, das hatten wir ja gesagt gehabt. Rudolph: Was heißt das? Roth: Wir werden versuchen oder beziehungsweise, wir sind alle bemüht, diesen Vorgang restlos aufzuklären, um dann auch die notwendigen Konsequenzen zu ziehen. Rudolph: Wann kommt denn der Untersuchungsausschuss? Roth: Das kann ich Ihnen nicht sagen, wann der Untersuchungsausschuss beantragt wird. Aber ich gehe davon aus, dass er von CDU beziehungsweise der AfD beantragt werden wird. Rudolph: Unterstützen Sie einen Untersuchungsausschuss? Roth: Aber selbstverständlich, das gehört ja in der Demokratie dazu, um dann eine Sache, die undurchsichtig ist, aufzuklären. Rudolph: Wie belastend würde denn so ein Untersuchungsausschuss für die weitere Zusammenarbeit in dieser Dreier-Koalition? Roth: Man muss ja erst mal abwarten, was dieser Untersuchungsausschuss als Ergebnis bringt. Vorher wird mit einer an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine Belastung hier stattfinden. - Ende Wortlaut - Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD)
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