ABS. LOGISTIK express / 08Z037679 M / Markus Jaklitsch, Sky 360, Operngasse 17-21, 1040 Wien LOGISTIK EXPRESS 3/2016 „Neue Strategien für den Handel” „SUBSTANZ ENTSCHEIDET” Blickpunkt: Europa / Industrie 4.0 Handel + Industrie / Intralogistik + Transport & Logistik AN WELCHER UNI KANN MAN EIGENTLICH RESTLENKZEITEN STUDIEREN? Geht schneller als ein Studium: WEBFLEET® Restlenkzeiten. Damit sparen Sie sich umständliche Berechnungen von Hand. Und dank Live-Daten haben Fahrer und Zentrale stets den Durchblick. Wir erzählen Ihnen gerne mehr. HALLE 11, STAND C29 Jetzt eBook downloaden unter http://telematics.tomtom.com/restlenkzeiten INHALT / EDITORIAL / IMPRESSUM LEITARTIKEL / BLICKPUNKT 04 Frau Minister setzt den Hobel an 06 Deutsche Logistikkonjunktur zieht an 07 Britischer EU-Austritt HANDEL / HANDEL 4.0 08 Wer hoch steigt, kann tief fallen 11 Rechtssicherheit sieht anders aus 12 Veränderung als Konstante 14 Kunde entscheidet die Lieferfrist 15 Systeme in einer digitalen Welt "Leobener Logistiksommer 2016" 16 Ein neues Veranstaltungsformat für die Logistik im E-Commerce INTRALOGISTIK / INDUSTRIE 4.0 18 „World of Material Handling“ - voller Erfolg für Linde MH 20 CeMAT rückt IT stärker in den Fokus 22 Kleine Welt ganz groß im Kommen 24 SPAR: Modernstes Lager in Österreich eröffnet 26 ŠKODA erweitert sein European Spare Parts Center 30 Elektrokleinteile effizient lagern 32 Kompetenter Partner für höchste Anlagenverfügbarkeit FINANZMARKT LOGISTIK 34 Wo gehts ab? TRANSPORT & LOGISTIK 36 Nachhaltige Logistik in Asien: Die Zeit drängt in Fernost 40 TTIP - »Gehts machts doch nicht so an Pahöll!« 44 Ruhig und besonnen ans Werk 46 „Friends on the Road“ Trottel der Nation? 50 Entwicklung der Logistik in Österreich 52 Schweiz eröffnet den Supertunnel - durch den Gotthard 54 Flughafen Wien baut Cargo-Kapazitäten aus 56 Smart Mobility aus Graz JOB & KARRIERE 58 Die Qualität eines Unternehmens beweist sich im Kundendialog 60 Menschen in Bewegung 62 Messen & Events Liebe Leserin, lieber Leser! D ie Briten haben sich entschieden. Doch Brexit bedeutet nunmal schlichtweg: Großbritannien möchte die zunehmende Fremdbestimmung durch Beamte in Brüssel nicht mehr mitmachen und stattdessen perspektivisch an einem europäischen Binnenmarkt teilhaben, der den Wohlstand für alle Nationen mehrt. Das ist demokratisch legitim und kein Grund, ein Drama zu machen und den Briten für künftige Handelsbeziehungen Steine in den Weg zu legen. Entscheidend ist nun ein ehrlicher Dialog sowie die Balance der Wirtschaftsräume - in Anbetracht der Globalisierung und des wachstumsstrebens Asiens - zur Wahrung unserer Wirtschaftsstandorte, zum Wohle der Bevölkerung sowie des sozialen Friedens. Wachsen - auch ohne TTIP. Markus Jaklitsch IMPRESSUM: Medieninhaber, Herausgeber: Markus Jaklitsch | Redaktion: Angelika Gabor, Peter Baumgartner, Karin Walter, Dirk Ruppik, Thomas Whörle, Bijan Peymani Lektorat: Berenika Sterba | Layout: Marion Lindert | Key Account: Meike SwobodaHilger | Fotos: thinkstockphotos.com Zielgruppe: Entscheidungsträger Industrie/Handel/Transport/Logistik Heftpreis: Inland 12 Euro LOGISTIK express Fachmedium Operngasse 17-21, 1040 Wien DiE Printausgabe wird gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnis des Öster- Tel.: (+43 676)7035206 reichischen Umweltzeichens. [Medienfabrik Graz, UW-Nr.812] Dieses Produkt E-Mail: [email protected] stammt aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und kontrollierten Quellen www.logistik-express.com und ist PEFC zertifiziert. www.pefc.at. 3 LEITARTIKEL Frau Minister setzt den Hobel an Wer die Schlagzeilen über die desaströse Zentralmatura und die Entwicklungen im Bildungssystem verfolgt, wird unweigerlich an Ferdinand Raimunds Hobellied erinnert. Allerdings im Gegensatz zum Original nicht im positiven Sinne. Eine Nivellierung nach unten auf den kleinsten gemeinsamen Nenner produziert Heerscharen von Jugendlichen, die am Arbeitsmarkt keine Chancen auf hochwertige Jobs haben und ihr Leben lang am sozialen Tropf hängen werden. AUTORIN: ANGELIKA GABOR ANGELIKA GABOR S eit Jahren wird in Österreich über das Bildungssystem gestritten. Einigkeit herrscht darüber, dass der Ist-Zustand nicht ausreicht, um im internationalen Vergleich wettbewerbsfähige Absolventen zu „produzieren“ – das zeigt jedes Mal aufs Neue das Ergebnis des PISA-Tests. Die soeben beschlossene Ausbildungspflicht für Jugendliche bis 18 Jahre ist genau genommen nur Symptombekämpfung: wird jemand, der nach 9 Jahren Pflichtschule nicht sinnerfassend lesen kann, diesen Mangel noch ausgleichen (wollen)? Die Idee mag ja nett sein – und angesichts der drohenden Strafen für „Schwänzer“ auch in einigen Fällen Erfolg bringen – sie ist aber keine Lösung für das Problem. Im Gespräch mit Lehrern fällt auf, dass häufig über mangelnden Respekt geklagt wird. Ein Grundproblem, das sich im letzten Jahrzehnt massiv verstärkt hat. Ein Beispiel: wenn jemand vor 30 Jahren einen „Fleck“ auf eine Schularbeit nach Hause gebracht hat, dann gab es von den Eltern Hausarrest, weniger Taschengeld oder andere Konsequenzen. Heute marschieren die Eltern zur Direktion und beklagen sich über unfaire Benotungen oder Diskriminierung. Vor 30 Jahren waren Aufforderungen des Lehrers so etwas wie Gesetz und wurden befolgt – egal ob die Lehrperson weiblich oder männlich war. Und heute? Schüler, die Lehrerinnen auslachen, sie beschimpfen oder gar anspucken. An Unterricht ist da nicht zu denken. Bestrafungen sind nicht mehr erlaubt (der Rohrstab hat aber aus gutem Grund ausgedient), die Kinder werden von ihren Eltern gedeckt. Respekt? Fehlanzeige. Doch wie sollen Menschen, die keinen Respekt vor Vorgesetzten oder Ausbildern haben und dementsprechend auch nichts lernen, in der Arbeitswelt zurecht kommen? 4 LOGISTIK EXPRESS 3/2016 Angebot und Nachfrage Es ist wie verhext: auf der einen Seite die Wirtschaft, die sich mit Nachwuchssorgen und Fachkräftemangel herumschlagen muss, und auf der anderen Seite steigende Arbeitslosigkeit quer durch alle Altersgruppen. Die AMS-Statistik vom Mai 2016 zeigt, dass 334.389 Personen arbeitslos vorgemerkt waren (+1,2 % zu Mai 2015) und sich 71.081 Personen in einer Schulung befanden (+9,0 %). Insgesamt betrug die nationale Arbeitslosenquote im Mai rund 8,6 %. Parallel dazu gab es 41.591 als sofort verfügbar gemeldete offene Stellen – das bedeutet ein Plus von satten 41,0 % gegenüber dem Vorjahresmonat! Es gibt also Jobs, nur keine passenden Bewerber dafür. Übrigens hat sich die Anzahl der Langzeitarbeitslosen (mehr als 12 Monate) um sage und schreibe +86,5 % erhöht! Das Hauptproblem: die mangelnde Qualifikation. Knapp die Hälfte aller Arbeitslosen verfügen lediglich über einen Pflichtschulabschluss - wenn überhaupt. Doch Arbeitsplätze für ungelernte Hilfskräfte werden immer weniger. Roboter und Automationsanlagen übernehmen diese einfachen Tätigkeiten und das meist schneller und fehlerfreier als ihre menschlichen Vorgänger. Sozialstaat In Österreich leben wir im internationalen Vergleich wirklich in einem Sozialparadies – auch wenn immer einige Härtefälle durch den Rost fallen. Die bedarfsorientierte Mindestsicherung ist von der Idee her eine durchaus soziale Erfindung, die verhindern soll, dass Menschen in Notsituationen auf der Straße landen. Wenn nun Schulabbrecher oder Pflichtschulabsolventen (und natürlich auch andere) keinen Job finden, werden sie aufgefangen. Das ist prinzipiell auch gut so – das Abrutschen in mögliche Kriminalität oder Abhängigkeiten soll unbedingt vermieden werden. Angesichts an den Schulen bestätigter Weise unterschiedliche technologische Hilfsmittel zugelassen waren und somit ohnehin keine Vergleichbarkeit besteht. Wenn es nach dem Bildungsministerium ginge, würden wohl alle komplett die selbe Ausbildung genießen und nach dem Schulabschluss alle über das selbe Wissen verfügen. Um das zu erreichen, kann ja ruhig der Standard ein bisschen abgesenkt werden, oder? Die Lebenserhaltungskosten steigen schneller als die Löhne. Die Motivation, arbeiten zu gehen, sinkt. Je mehr Menschen vom System erhalten werden, desto mehr Einnahmen braucht der Staat. Mehr Steuern bedeuten aber weniger Kaufkraft und somit ein Schrumpfen der Wirtschaft, was weniger Beschäftigte nach sich zieht. Ein Teufelskreis – was bin ich froh, kein Politiker zu sein, der hier Entscheidungen treffen muss! Denn es gibt keine Lösung, die alle berücksichtigt und jede Interessensgruppe zufrieden stellt. Doch kommen wir zurück zum Thema: die besten Chancen auf gute Jobs haben Menschen mit guter Ausbildung. Natürlich ist ein Universitätsabschluss auch heute kein Garant mehr dafür, sofort eine gut bezahlte Stelle zu finden. Aber die Auswahl ist besser und auch die Bezahlung. Sieht man sich die Ergebnisse der Zentralmatura 2016 VOR den Kompensationsprüfungen an, kommen einem unweigerlich die Tränen. Das System wurde geschaffen, um die Schulen österreichweit vergleichbar zu machen und ist angeblich super objektiv. Die mündlichen Kompensationsprüfungen – durchgeführt von den eigenen Lehrern – retteten das Ergebnis. So fielen beispielsweise in Vorarlberg 33,2 % der AHS-Maturanten in Mathematik durch. Nach der Kompensation waren es nur noch 8,4 %. In Kärnten änderte sich das Ergebnis von 17 % auf 2,7 %. Ist es nicht verwunderlich, dass plötzlich so viele in so kurzer Zeit ihr Wissen so gravierend steigern konnten, um Mathematik-Aufgaben mündlich zu lösen? Ganz abgesehen davon, dass Aber Einheitsbrei war noch nie gut. Gefragt sind kreative, motivierte, selbstständig denkende Menschen, die sich für unterschiedliche Berufe interessieren und diese gemäß ihrer Begabungen auch ergreifen. Die bereit sind, zu lernen, sich für etwas einzusetzen und diszipliniert zu arbeiten. In unserer Gesellschaft und Wirtschaft stehen viele wichtige und anerkannte Leistungsträger kurz davor, in ihren wohlverdienten Ruhestand zu treten. Wer soll hier die Nachfolge antreten? Es braucht dringend die Überarbeitung des Lehrerdienstrechts, damit junge und motivierte Lehrer mehr Chancen haben – und eine Leistungsbeurteilung für Lehrpersonen, damit die Qualität stimmt. Dann noch kleine Klassen und individuelle Förderung der Stärken! Man wird ja wohl noch träumen dürfen… [AG] !* ab t inklusive iPad2016 JetzSeptember r Einschreiben unte .de m diu tu ns www.iubh-fer *siehe: http://www.iubh-fernstudium.de/ipad schwachen Wirtschaftswachstums ist allerdings die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dieser Zustand dauerhaft ist und somit diese Leistungen für die nächsten 70 Jahre oder noch mehr anfallen. Gehen wir von einer alleinstehenden Person ohne Kind aus, ist das immerhin ein Basisbetrag von 837,76 Euro pro Monat (Grundbetrag + Wohnkostenanteil). Hinzu kommen diverse Gebührenbefreiungen und mögliche Beihilfen. Ein Handelsangestellter verdient lt. KV bei Vollzeitbeschäftigung 1.213 Euro netto pro Monat, also rund 400 Euro mehr – und kann von Gebührenbefreiungen nur träumen. FERNSTUDIUM LOGISTIKMANAGEMENT 5 BLICKPUNKT Deutsche Logistikkonjunktur zieht an Nach Rückgängen in den vergangenen Quartalen nimmt die Logistikkonjunktur in Deutschland wieder deutlich an Fahrt auf. Das ergab die jüngste Erhebung vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) an der Universität Kiel im Auftrag der Bundesvereinigung Logistik e.V. (BVL) im Juni 2016. AUTORIN: PI/BERENIKA STERBA Für die große Mehrzahl der Unternehmen ist Markenführung offenbar ein wichtiges Thema – bei Logistikdienstleistern noch etwas mehr als in Industrie und Handel. Das Thema fällt bei der Mehrzahl der befragten Unternehmen in den Aufgabenbereich der Geschäftsführung bzw. des Vorstandes, während knapp 40 % dazu eine Abteilung für Marketing unterhalten. D TANZ: BULLE & BÄR as Prognosezentrum vermeldet einen Zuwachs beim Gesamtklima um gut 18 auf nunmehr 133,3 Punkte. Die günstigere Konjunkturbeurteilung ist sowohl auf eine deutlich verbesserte Lageeinschätzung zurückzuführen (Anstieg um gut 14 auf 130 Zähler) als auch auf erheblich optimistischere Erwartungen für die kommenden 12 Monate (Anstieg um knapp 22 Punkte auf 136,5 Indexpunkte). Die Anbieterseite (Logistikdienstleister) trug maßgeblich zur konjunkturellen Aufhellung bei: So verbesserte sich das Dienstleisterklima kräftig um 30 auf jetzt 137,8 Zähler, währenddessen erhöhte sich der Wert für die Logistikanwender in Industrie und Handel nur leicht (Anstieg um gut 6 auf 128,7 Zähler). Nachdem die gemessene Stimmungslage in der deutschen Logistikwirtschaft in den vergangenen drei Quartalen jeweils tendenziell nach unten zeigte, ist mit der jüngsten Befragung der Optimismus erkennbar zurückgekehrt. Markenpflege im Wirtschaftsbereich In der Sonderfrage wurden die Unternehmen der deutschen Logistikwirtschaft zudem zur Bedeutung der Unternehmensmarke befragt. 6 LOGISTIK EXPRESS 3/2016 Bei immerhin 35 % der Logistikdienstleister wird die Markenpflege zudem von einem externen Dienstleister unterstützt, in Industrie und Handel sind es nur 10 %. Etwa 20 % der Unternehmen beider Marktseiten unterhalten eine Abteilung für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Hinsichtlich der Strategien unternehmerischer Markenführung setzen die Befragten vor allem auf einen einheitlichen Unternehmensauftritt (80-90 % der befragten Unternehmen). Eine wichtige Rolle spielt zudem das Unternehmensleitbild (bzw. Vision / Mission), welches an Führungskräfte und Mitarbeiter vermittelt wird, um diese als Botschafter der Unternehmensmarke einzusetzen (70 - 80 %). Deutlich geringere Bedeutung haben ein „Tag der offenen Tür“ (knapp ein Viertel) und regelmäßige Befragungen zum Unternehmensimage (unter 20 %). [BS] BVL e.V. Die 1978 gegründete Bundesvereinigung Logistik (BVL) e. V. ist eine gemeinnützige, neutrale und überwiegend ehrenamtliche Organisation. Als Plattform für Manager der Logistik in Industrie, Handel und Dienstleistung, für Wissenschaftler und Studierende bildet sie mit heute mehr als 10.000 Mitgliedern eine Brücke zwischen Wirtschaft und Wissenschaft und ist Podium für den nationalen und internationalen Gedankenaustausch zwischen Führungskräften aus Logistik und Supply Chain Management. RAIMUND KLINKNER THOMAS WIMMER Britischer EU-Austritt Beigetreten sind die Briten am 1. Januar 1973, damals noch in die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) mit zwölf Mitgliedern. Das Brexit-Votum – und damit veränderte Spielregeln im Umgang mit dem drittwichtigsten Exportmarkt Deutschlands nach den USA und Frankreich – trübte bis dato die Stimmung des Wirtschaftsbereichs Logistik im 2. Quartal 2016 jedoch nicht - ganz im Gegenteil. AUTORIN: PI/BERENIKA STERBA D er Logistik-Indikator, der im Mai 2016 erhoben wurde, zeigt nach drei Quartalen der Unentschlossenheit wieder eindeutig nach oben. Er erreicht sogar den optimistischen Wert aus dem Juni 2015 – so der Kommentar von Prof. Dr.-Ing. Raimund Klinkner, Vorsitzender des Vorstands der Bundesvereinigung Logistik (BVL). An den Brexit schienen die Logistiker bei der Erhebung aber nicht geglaubt zu haben: sowohl die Einschätzung der aktuellen Lage als auch die Erwartungen für die Zukunft in Industrie, Handel und Logistikdienstleistung war gleichermaßen nach oben gerichtet – sowohl in der kurzen Dreimonatsperspektive als auch beim längerfristigen Blick auf die kommenden zwölf Monate. Mit Ausnahme des Seefrachtbereichs berichten die Dienstleister von insgesamt guter Auftragslage und insbesondere von einem starken Auftragseingang aus dem Ausland. Industrie und Handel spüren bei steigender Nachfrage eine Verknappung der Logistikkapazitäten. Anders als noch im ersten Quartal gehen die Logistikdienstleister davon aus, dass Personal eingestellt werden muss. Industrie und Handel, die vor drei Monaten schon recht optimistisch gestimmt waren, signalisieren nochmals verstärkten Personalbedarf. Nicht zuletzt bei der Suche nach qualifiziertem Personal setzen die Unternehmen des Wirtschaftsbereichs verstärkt auf Markenführung. Die Antworten auf die Zusatzfrage zum Logistik-Indikator zeigt: Der Aufbau und die Pflege von Unternehmensmarken ist als strategisches Thema erkannt und wird überwiegend auf Top-Managementebene vorangetrieben. So ist ein einheitlicher Unternehmensauftritt mittlerweile fast selbstverständlich. Führungskräfte sind mit dem Unternehmensleitbild vertraut und die Mitarbeiter werden als Botschafter ihres Unternehmens und der Marke geschätzt. Spitzenplatz Logistik in der EU? Mit dem Austritt wird sich der LogistikIndikator im kommenden Quartal wohl ändern. Die BVL nimmt das Ergebnis des EU-Referendums in Großbritannien mit Sorge zur Kenntnis und wertet es als schlechte Nachricht für Wirtschaft und Logistik in Deutschland und Europa. Von der Entscheidung Großbritanniens, aus der EU auszutreten, wird auch die deutsche Wirtschaft betroffen sein. Zwar werden die Warenströme nach dem EU-Austritt zunächst weiterfließen wie bisher, da die Verträge zwischen Großbritannien und seinen Handelspartnern neu verhandelt werden müssen. Dafür ist ein Zeitraum von zwei Jahren vorgesehen. Doch danach sind aus Sicht der BVL-Experten viele unterschiedliche Szenarien möglich: ein deutliches Wachstum des Wirtschaftsbereichs Logistik in Deutschland oder ein weiteres Auseinanderfallen der Europäischen Union. BVL-Vorstandsvorsitzender Klinkner betont: „Die EU-Mitgliedschaft war und ist der richtige Weg. Die EU hat sich im Jahr 2015 mit 17 % Anteil am globalen BIP zu einem der stärksten Wirtschaftsräume der Welt entwickelt – auf Augenhöhe mit den USA und China." Zur Logistik sagt er: „Die Logistik nimmt in Europa Spitzenplätze ein – auf Augenhöhe mit der Metallverarbeitung (1,2 Billionen Euro Jahresumsatz), der Lebensmittelwirtschaft (900 Milliarden Euro) und der Automobilindustrie (800 Milliarden Euro). Deutschland, BeNeLux und Frankreich haben Schlüsselpositionen in der Logistik in Europa, die skandinavischen Länder sind im Markt bestens positioniert und die logistischen Dienstleistungen in Polen sind exzellent. Diese Vorteile im weltweiten Wettbewerb sollten die Mitgliedsstaaten gemeinsam weiter ausbauen.“ Auch der Vorsitzende der BVL-Geschäftsführung, Prof. Dr.-Ing. Thomas Wimmer, betont die Bedeutung einer EU-Mitgliedschaft: Der freie Verkehr von Waren, Personen, Dienstleistungen und Kapital. Allein der Logistik-Markt Europa umfasst rund 960 Milliarden Euro Umsatz. Daran hat Deutschland mit 25 % einen hohen Anteil. Das liegt nicht nur an der geografischen Lage im Herzen Europas - Deutschland nimmt eine internationale Spitzenposition in Infrastrukturqualität und Logistiktechnologie ein. [BS] 7 HANDEL Wer hoch steigt, kann tief fallen Lebensmittel-Discounter, Modefilialisten, DIY-Märkte: Ungeachtet seiner Positionierung bemüht sich der Handel marktbreit darum, den eigenen Auftritt aufzuwerten. Das bezieht nicht nur die Ladengestaltung mit ein, sondern auch die Art, wie und in welcher Tonalität für Marke und Sortimente geworben wird. Angesichts wachsender Kundenerwartungen halten Experten dies für eine zwangsläufige Entwicklung – und für einen schwierigen Spagat. AUTOR: BIJAN PEYMANI LIDL MIT SEINEM NEUEN FILIALKONZEPT E OLAF ROIK MARKUS WOTRUBA 8 LOGISTIK EXPRESS 3/2016 s ist eine der ersten Filialen nach dem neuen Konzept: In Offenau bei Heilbronn zeigt Lidl in doppeltem Sinn, wie der Lebensmittel-Discounter sein Geschäft zeitgemäß interpretiert. Helle Räume, breite, aufgeräumte Gänge und eine klare Orientierung prägen den Muster-Store des Unternehmens aus Neckarsulm. „Mit dem neuen Filialkonzept wollen wir für die Kunden ein Einkaufserlebnis schaffen“, betont ein Lidl-Sprecher. Denn nicht mehr nur die günstigen Preise stünden im Mittelpunkt, sondern auch die Atmosphäre im Laden. „Der weiter zunehmende Wettbewerb im Einzelhandel führt einerseits dazu, dass sich die Händler attraktiver aufstellen müssen“, erklärt Markus Wotruba, Leiter Standortforschung beim Beratungsspezialisten BBE in München. Andererseits steigen die Ansprüche der Kunden. Wotruba: „Wenn die Supermärkte als Reaktion der Marktanteilsgewinne der Discounter immer schicker werden, dann zieht der Discounthandel nach.“ Auch im Modebereich gehe der Trend zu großen Erlebnisfilialen. So hat Zara in Köln gerade einen Flagship-Store eröffnet. Dafür wurden zwei kleinere Zara-Läden in der näheren Umgebung geschlossen. HOHE RÄUME MOTIVE AUS DER ADLER-TV-KAMPAGNE „Uptrading“: Losung und Gratwanderung Verbesserung des Leistungsangebots zum Edel-Discounter? Eine Strategie, die auch helfen kann, sich aus der unbequemen Preisund Qualitätsmitte zu lösen. „Hier gibt es oft das Problem, sich mit Mehrwerten gegenüber den vielfach sehr guten Angeboten im Preiseinstieg zu profilieren“, sagt Olaf Roik, Bereichsleiter Wirtschaftspolitik beim Handelsverband Deutschland (HDE) in Berlin. Ziel des Strebens nach Höherem sei vor allem, mit wertsteigernden Angeboten ein Preispremium zu erzielen, so Dr. Gerrit Heinemann, Professor für BWL, Management und Handel an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach. Uptrading bleibt eine Gratwanderung und sei „sicherlich kein Selbstläufer“, bestätigt HDE-Experte Roik. In der ersten Phase seien häufig höhere Renditen zu beobachten, die auch einen besseren ROI der Anfangsinvestitionen ermöglichen könnten, analysiert Wirtschaftswissenschaftler Heinemann. Uptrading eröffne Firmen die Chance, „für einen gewissen Zeitraum den vergleichbaren Umsatz pro Filiale zu steigern oder zumindest zu stabilisieren“. Markenkern zu entfernen und dauerhaft Potenziale des Aktionsgeschäftes aufzugeben, ist riskant. „Diese Gefahr besteht, weshalb es ein Spagat ist, das richtige Maß zu finden“, bestätigt Wotruba. So lange die Konsumlaune gut ist, sei das Risiko geringer. „Es ist aber eben nicht so, dass schickere Läden automatisch ein höheres Preisniveau oder eine höhere Preiswahrnehmung bedeuten“, relativiert der BBE-Experte. Oft gingen Verbesserungen für Kunden zudem mit Einsparpotenzial beim Händler einher. Dennoch erkennt Heinemann gerade bei den LEH-Discountern ein Dilemma: „Das Trading-up führt dazu, dass Aldi, Lidl & Co. teurer werden müssen.“ Die beiden Marktführer stecken mittelfristig Milliardensummen in die Aufwertung ihrer Filialen. Allein Lidl wolle bis 2020 für mehr als drei Milliarden Euro fast alle 3.200 Verkaufsstellen in Deutschland modernisieren, verdeutlicht er. Auch Aldi plane, binnen drei Jahren allen 1.860 Filialen bundesweit einen freundlicheren, modernen Auftritt zu verpassen. GERRIT HEINEMANN WOHLFÜHLATMOSPHÄRE WIRD GESCHAFFEN Grundsätzlich müsse man unterscheiden, ob ein Händler seine Filialen nur schick mache oder ob er auch die Preislagen seiner Produkte anhebe, so BBE-Berater Wotruba. Könne ersteres dem Erhalt der Marktanteile und der Gewinnung zusätzlicher Zielgruppen dienen, sei die Erschließung einer neuen Preislage „sehr viel riskanter“. Viele Anbieter gehen hier über eine Zweitmarke – im Modebereich etwa H&M mit „COS“, Zara mit „Massimo Dutti" oder S.Oliver mit „Collection“. Wotruba: „Die Gefahr, Kunden zu verlieren, ist sonst hoch.“ Auch, sich mit Uptrading vom eigenen 9 HANDEL BLICK IN EINEN ADLER-MODEMARKT (GALT EHEMALS UPTRADING-STRATEGIE ALS BILLIGHEIMER UND GRAUE MAUS UNTER DEN MODE-DISCOUNTERN) FRANK MAYERHOFER W „Mehr Tageslicht, warme Holzverkleidung, Kundentoiletten, Kaffeeautomaten, Service – Wohlfühlatmosphäre eben“, illustriert der Handelsprofessor. Damit rücken Supermärkte und Discounter einander näher. Heinemann: „Am Ende wird es Händler geben, aber keine Trennung zwischen den Formaten mehr, zumal die Vollsortimenter selbst genug Discount-Angebote machen.“ Lidl kontert, das eigene Konzept werde lediglich konsequent entlang der Kunden- und Mitarbeiterbedürfnisse weiterentwickelt. Man bleibe seinen Wurzeln treu. In diesem Sinne will auch Modefilialist Adler seine aktuelle Kampagne verstanden wissen. Das Unternehmen aus dem unterfränkischen Haibach hat sich in den vergangenen Jahren zu einem modernen Anbieter entwickelt, der nach eigener Überzeugung alle Altersgruppen und jeden Geschmack bedienen kann. Doch das hätten viele potenzielle Kunden noch gar nicht auf dem Zettel, räumt Adler-Marketingchef Frank Mayerhofer ein: Der neue Auftritt soll „unsere Markenbotschaft an eine längst bestehende Realität anpassen“ [BP]. 10 LOGISTIK EXPRESS 3/2016 ie schon der deutsche Wirtschaftswissenschaftler Robert Nieschlag, einer der Väter der modernen Handelsbetriebslehre, in seinem Werk „Dynamik der Betriebsformen“ ausführte, ist das Uptrading eine geradezu natürliche Entwicklung, der alle Betriebsformen folgen. In der ersten Phase nach Gründung (Entstehung und Aufstieg) wird demnach in aller Regel eine Niedrigpreisstrategie gewählt. In der zweiten Phase des Unternehmens (Reife und Assimilation) erfolgt laut Nieschlag ein „Trading-up“. Mit dem, neben dem Preis, weitere marketingpolitische Instrumente wie Angebotsgestaltung oder Serviceorientierung in den Vordergrund rücken. Kostenintensivere Maßnahmen führen zu höheren Preisen dieses Anbieters, woraufhin neue Betriebsformen in die so entstehende Nische für niedrigere Preise vordringen können. Eine Uptrading-Strategie ist auch deshalb nicht ohne Risiko: Sie birgt die Gefahr, sich vom ursprünglichen Markenkern zu entfernen und dauerhaft Kundenpotenziale zu verlieren. „Rechtssicherheit sieht anders aus“ Nach über sechs Jahren heftiger Diskussionen hat der deutsche Bundestag Anfang Juni 2016 ein Gesetz beschlossen, das die Verbreitung freier WLAN-Netze fördern soll. Wer seine Hotspots für Dritte öffnet, soll nicht mehr für deren Verhalten einstehen. Die so genannte "Störerhaftung" gilt bisher als größter Hemmschuh für den Handel, seinen Kunden Online-Services über öffentliches Internet anzubieten. LOGISTIK Express sprach mit dem netzpolitischen Aktivisten und Journalisten aus Berlin, Markus Beckedahl. AUTOR: BIJAN PEYMANI LOGISTIK express: Mit einem neuen Gesetz stellt die Bundesregierung die Weichen für die Abschaffung der Störerhaftung. Warum überwiegt allgemein dennoch die Skepsis? Markus Beckedahl: Die Bundesregierung suggeriert, dass man in Deutschland nach Inkrafttreten seine WLANs öffnen kann und das Problem der Störerhaftung damit gelöst sei. Allerdings befürchten wir, dass weiterhin Abmahnungen verschickt werden und man trotzdem, um sich zu wehren, Anwälte einschalten muss und vielleicht vor Gericht Recht erhält. LOGISTIK express: Wie muss man verstehen, dass die Befreiung von der Störerhaftung nicht explizit im Gesetzestext auftaucht, sondern nur in der Begründung des Entwurfs? Beckedahl: Tatsächlich besagt die geänderte Telemediengesetz -Vorschrift nur, dass das sogenannte Providerprivileg auch für WLAN-Anbieter gilt. Da die Begründung - anders als der eigentliche Gesetzestext - für die Gerichte nicht bindend ist, ist keineswegs sichergestellt, dass die Rechtsprechung dem Wunsch des Gesetzgebers auch Folge leisten wird. Rechtssicherheit sieht anders aus. LOGISTIK express: Was ist der Entwurf letztlich wert? Die Haftung für öffentliche WLANs spielt sich doch vollständig im Bereich von vollharmonisiertem EU-Richtlinienrecht ab. Beckedahl: Wir lassen uns mal überraschen, welchen Eindruck dieses Gesetz Markus Beckedahl wurde vor allem als Chefredakteur des 2002 von ihm gegründeten Blogs Netzpolitik.org bekannt, in dem Themen der Informationsgesellschaft behandelt werden. Die Plattform gilt als einer der bekanntesten Blogs im deutschsprachigen Raum und wurde 2014 mit dem Grimme-Online-Award ausgezeichnet. auf Richterinnen und Richter machen wird. Möglicherweise behalten wir aber auch Recht, dass es sich eher um eine Mogelpackung handelt. Der Hinweis auf das Europarecht hilft jedenfalls leider nicht wirklich weiter, denn wenn das in Deutschland beachtet würde, dann hätte es nie Abmahnungen gegen WLAN-Betreiber geben dürfen – die entsprechenden Richtlinien gibt es ja schon seit mehr als zehn Jahren. nicht greift. Zugleich sind Spenden an Freifunker für Unternehmer auch aus PR-Gründen attraktiv, weil sie damit eine gute Sache unterstützen - womit sie wiederum werben können. LOGISTIK express: Gerade der deutsche Einzelhandel drängt darauf, Kunden endlich rechtssichere Services per Internet anbieten zu können. Wie soll er sich nun verhalten? Beckedahl: Eine Pflicht zur Verschlüsselung dürfte mit dem Europarecht nicht zu vereinbaren sein – das haben die Anträge des Generalanwalts beim Europäischen Gerichtshof deutlich gemacht. Was Netzsperren angeht, ist die Lage nicht ganz so eindeutig. Hier hoffen wir, dass der EuGH schlauer ist als der Bundesgerichtshof und einsieht, dass Netzsperren wirkungslos und daher kein verhältnismäßiges Mittel sind, um Urheberrechtsverletzungen zu verhindern. [BP] Beckedahl: Wir raten derzeit dazu, WLAN in Kooperation mit einer lokalen Freifunk-Initiative anzubieten. Dadurch werden rechtliche Risiken minimiert, weil die Freifunker als Provider auftreten oder den Datenverkehr über das Ausland leiten, so dass die Störerhaftung LOGISTIK express: Selbst wenn der europäische Gerichtshof Rechtssicherheit für WLAN-Betreiber schafft: Könnten Verschlüsselung und Zugriffskontrolle dennoch Pflicht werden? 11 HANDEL Veränderung als Konstante "Alles bleibt anders“ – unter diesem Motto lassen sich aktuelle Situation und Perspektiven in der deutschen Handelslandschaft zusammenfassen. Um die Potenziale zu heben, werden stationären und Online-Händlern gleichermaßen Innovationskraft, Reaktionsvermögen und Flexibilität abverlangt. Was das für die Praxis bedeutet und wie man Kunden erfolgreich an sich bindet, wird die Branche im November auf dem Deutschen Handelskongress 2016 in Berlin diskutieren. AUTOR: BIJAN PEYMANI T raditionell wird die Leitveranstaltung für den deutschen Einzelhandel und seine Partner im Maritim-Hotel in Berlin abgehalten. In diesem Jahr tanzt der Kongress in knapp vier Monaten am 16. und 17. November. Mit über 40 Stunden Programminhalten befasst sich die Agenda einmal mehr mit Kernthemen der Branche – von den Auswirkungen der fallenden „Störerhaftung“ auf die fortschreitende Digitalisierung über Zukunftsstrategien für den Handel in verödeten Innenstädten bis zu veränderten Wertschöpfungsketten und Mitarbeiterqualifikationen. RETAIL TRANSFORMATION Gemeinsam Zukunft denken An den beiden Kongresstagen werden mehr als 100 renommierte Experten aus Handel, Industrie, Politik und Wissenschaft als Referenten und auf den Panels auftreten. Zu den Höhepunkten dürften die Vorträge des deutschen Vize-Kanzlers und Bundeswirtschaftsministers Sigmar Gabriel sowie Kanzleramtschef Peter Altmaier zählen. Beide werden auf dem Deutschen Handelskongress deutlich machen, mit welchen Rahmenbedingungen die Politik den Wandel der Branche flankiert und wo sie die Unternehmen in der Pflicht sieht. Wie in jedem Jahr wird die Jahres-Fachtagung zudem auf aktuelle Themen und ihre Auswirkungen auf die Branche eingehen: etwa den zum 1. Januar 2017 steigenden Mindestlohn, die im Mai dieses Jahres erfolgte Neuregelung gegen den Missbrauch von Leiharbeit oder die immense Herausforderung auch für den Handel, Flüchtlinge in den deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren. Traditionellerweise ergänzen den Kongress bzw. die Messe an beiden Tagen noch Fachforen – für umfangreiches Praxis-Wissen. Weitere hochkarätige Referenten sind Dr. Frank Appel, Vorstandsvorsitzender Deutsche Post DHL und Dr. Stephan Fanderl, Vorsitzender der Karstadt-Geschäftsführung. Als ein neues Element haben die Veranstalter für dieses Jahr die „Retail Tech Suite“ entwickelt. Hier wird die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG praxiserprobte Lösungsansätze und Technologien der End-to-End-Wertschöpfungskette vorstellen. Ebenso wie die etablierte Messe „Retail World“ wird die „Retail Tech Suite“ parallel zum Kongress abgehalten. Seit 2002 verleiht der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) im Rahmen des Events außerdem den „Deutschen Handelspreis“ und den „Lifetime Award“. Während eines Gala-Dinners erfolgt die Preisverleihung an Unternehmen, die herausragende Managementleistungen in einem schwierigen Umfeld gezeigt haben. Mit dem „Lifetime Award des Deutschen Handels“ wird dagegen eine Persönlichkeit ausgezeichnet, deren Lebenswerk den deutschen Handel überragend geprägt hat. [BP] 12 LOGISTIK EXPRESS 3/2016 DEUTSCHER HANDELSKONGRESS 16. - 17. NOVEMBER 2016 BIJAN PEYMANI 16./17. November 2016 maritim Hotel berliN www.handelskongress.de Jetzt anMelden Josef saNktJoHaNser, Präsident, Handelsverband Deutschland (HDE) sigmar gabriel, Bundesminister für Wirtschaft und Energie Peter altmaier, Bundesminister für besondere Aufgaben & Chef des Bundeskanzleramtes DuNJa Hayali, ZDF Dr. fraNk aPPel, Vorstandsvorsitzender, Deutsche Post DHL Group Dr. stePHaN faNDerl, Vorsitzender der Geschäftsführung, KARSTADT Warenhaus GmbH HaNNeke faber, Chief Commercial Officer & Member of Executive Committee, Ahold N.V. Jörg WaHlers, CFO/COO, ESCADA SE oliver bierHoff, Manager, Deutsche Fußball-Nationalmannschaft Prof. Dr. miriam meckel, Chefredakteurin, WirtschaftsWoche ericH HarscH, Vorsitzender der Geschäftsführung, dm-drogerie markt GmbH + Co. KG Dr. DaviD bossHart, CEO, Gottlieb Duttweiler Institute (GDI) Eine gemeinsame Veranstaltung von © Jennifer Fey MOdERATION © Bundesregierung Kugler © BMWi/Maurice Weiss RETAIL TRANSFORMATION – GEMEINSAM ZukuNFT dENkEN u.A. MIT HANDEL Kunde entscheidet die Lieferfrist Kaum hat Amazon für seine Premiumkunden in 20 deutschen Städten die taggleiche Zustellung ausgerollt, umwirbt auch eine steigende Zahl unter den Multichannel-Anbietern seine Kunden mit blitzschnellen Lieferservices. Auch auf dem österreichischen Markt wächst das Interesse. AUTORIN: KARIN WALTER S ervices rund um den Bestellvorgang sind im interaktiven Handel ein erfolgsentscheidender Faktor. Doch was gibt einem Kunden den ausschlaggebenden Impuls, damit er einem bestimmten Online-Händler längerfristig die Treue schenkt: Eine große Vielfalt bei den Bezahlmöglichkeiten? Die blitzschnelle Lieferung, möglichst noch am selben Tag der Bestellung? Oder eine gute Lieferqualität mit Zeitfensterzustellung oder Lieferung an einen bestimmten, im Bestellprozess angegebenen, Abholpunkt? Aktuelle Befragungen unter Kunden und Anbietern kommen in dieser Frage zu keinem eindeutigen Schluss. Während die internationale Unternehmensberatung AT Kearney in einer aktuellen Marktuntersuchung zu dem Ergebnis kommt, dass sich rund ein Viertel der Online-Shopper grundsätzlich mit einer Lieferung innerhalb von drei Tagen zufrieden gibt, bewerten die Händler das Thema „Same Day Delivery“ offensichtlich wichtiger: Laut den Ende Juni veröffentlichten Ergebnissen des vom Kölner ECC Institut gemeinsam mit ebay erhobenen Marktplatz-Konjunkturindex (KIX) spricht sich jeder vierte Online-Händler dafür aus, das Thema innerhalb der nächsten drei 14 LOGISTIK EXPRESS 3/2016 MICHAEL LÖHR bis fünf Jahre auf die Agenda zu nehmen. Auch bei den österreichischen Händlern steigt das Interesse. Nach Einschätzung der Wirtschaftsberatung McKinsey könnte der Markt für "Same Day Delivery Services" (SDD) bis zum Jahr 2020 europaweit auf ein Umsatzvolumen von drei Milliarden Euro wachsen. "Same Day Delivery": nicht nur ein Thema für den Online-Handel „Same Day ist gerade mit dem Vorstoß von Amazon und Zalando ein notwendiges Alleinstellungsmerkmal für den Handel. Clever umgesetzt bietet SDD ein großes Potenzial, die Customer Journey für den bestehenden und potentiellen Kunden noch interessanter zu gestalten“, sagt Michael Löhr, einer der beiden Geschäftsführer des Same Day-Serviceanbieters tiramizoo.com. Er weist darauf hin, dass aber längst nicht nur die Online-Händler zu den Profiteuren taggleicher Zustellservices zählen. „Wir verfolgen das Ziel, auch den lokalen Handel in den Städten weiter zu stärken. Wer in der Filiale vor Ort beispielsweise einen großformatigen LED-Fernseher kauft, ist nicht selten froh darüber, wenn ihm auch der Laden vor Ort die Möglichkeit bietet, die taggleiche Kurierzustellung zu buchen.“ Entscheidendes Kriterium für die Nachfrageentwicklung ist in den allermeisten Fällen der Wert des gekauften Artikels. „Es gibt eine vorherrschende Meinung, dass Kunden im Check-out des Bestellvorgangs die Same Day wählen, solange der Preis dafür bei zirka 10 % des Warenwertes liegt“, sagt der tiramizoo-Geschäftsführer Löhr. Besonders groß ist die Nachfrage nach Abendzeitfensterlieferungen und Retourenabholungen – Zustell- bzw. Abholarten, die sich nach den Lebensgewohnheiten der Endkunden richten und diesen dann anfahren, wenn er auch wirklich zu Hause ist. Dementsprechend hat sich der im Jahr 2010 gegründete SDD-LogistikServiceanbieter tiramizoo in den vergangenen Jahren höchst erfolgreich entwickelt. In Deutschland ist das Unternehmen unter anderem für Branchengrößen wie Zalando, Media Markt, Saturn, Cyberport und Nespresso aktiv. Das Kuriernetz erstreckt sich deutschlandweit bereits über 100 Städte. Neben Ländern wie den Niederlanden oder Schweben treibt tiramizoo zurzeit auch die Ausweitung seines 1-StundenBelieferungsservices vor allem auch in Österreich weiter voran. Auslöser war im vergangenen Jahr die Ausweitung des „Eilt!“-Lieferservices von Cyberport auf Österreich. Mittlerweile ist das lokale Netzwerk bei den Partnerkurierdiensten bereits in 34 österreichischen Städten aktiv. „Österreich ist neben Deutschland unser wichtigster Markt und viele Händler haben großes Interesse, ihren Kunden die Waren schnell, zuverlässig und bequem zuzustellen.“, sagt Thomas Bluth, zweiter Geschäftsführer von tiramizoo, der vorrangig die Expansion vorantreibt. [WAL] Systeme in einer digitalen Welt Mit Top-Referenten aus Wirtschaft, Wissenschaft und einer Live-Schaltung ins neue Spar-Logistikzentrum in Ebergassing erwarten Sie am Leobener Logistik-Sommer am 15. und 16. September 2016 exklusive Highlights und Networking. BEITRAG: PI/REDAKTION W as bedeutet die vierte industrielle Revolution für jeden Einzelnen? Wie wirkt sich Industrie 4.0 auf den Menschen aus? Welche Lösungen prägen die Logistik in den nächsten zehn Jahren? Diesen Fragen geht der zweitägige Logistikkongress "Dynamische Systeme in einer digitalen Welt" Mitte September im Audimax der Montanuniversität Leoben auf den Grund. Experten von Robert Bosch und Siemens zeigen an Hand von Best Practice-Beispielen die Vision in der Praxis von Industrie 4.0 sowie die Erfassung von Daten mittels RFID. Dirk Jodin vom Institut für Technische Logistik an der TU-Graz moderiert den Workshop "Logistik im Zeichen von Industrie 4.0". Eine Live-Schaltung ins modernste Lebensmittel-Logistikzentrum Europas erlaubt Blicke der verwendeten Technologien - made by KNAPP. [RE] ERNST ULRICH WEIZSÄCKER Von der Theorie der langen Wellen zu Assist 4.0 Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker, ein Mann der Politik und Wissenschaft, Umweltwissenschaftler und Klimaexperte, stellt in seiner Keynote "Der nächste Kondratieff-Zyklus" seine Sichtweise über die "Theorie der langen Wellen" vor. „Leben 4.0 oder das vollautomatisierte Warentracking in der Schwerindustrie“ sind die Vortragsthemen von Heinz Moitzi, COO AT&S und Christian Hiebl von der ABF Industrielle Automation. Die Montanuniversität Leoben setzt die Vortragsserie über „Cyber-Physical Systems“ fort. Daniela Wurhofer und Thomas Menewege vom Center for Human-Computer Interaction der Universität Salzburg präsentieren die Ergebnisse des Forschungsprojektes "Assist 4.0" und erläutern ihre Erkenntnisse aus den Feldversuchen. Das Forschungsprojekt wurde vom Styrian Service Cluster initiiert. Teamplay zählt. Kick it like Robert. Wer sich in seinem Job wohlfühlt, kann 100 Prozent geben: So wie Robert, der nicht nur als Sales Manager Gas gibt, sondern auch als Familienvater und Freizeitkicker. Bringen Sie Bewegung in Ihre Karriere. Werden Sie Teil unseres internationalen Teams und arbeiten Sie an Logistikprojekten für Kunden weltweit. KNAPP zählt zu den Global Playern in der Intralogistik und gestaltet mit 3.000 Mitarbeitern die Zukunft der Logistik. Ein familienfreundliches Arbeitsumfeld, Freiraum für Kreativität und vielfältige Karrierewege sind Teil unserer positiven Unternehmenskultur. Kick_it_125_180.indd 1 KNAPP AG 8075 Hart bei Graz | Austria [email protected] www.knapp.com 23.06.2016 11:04:59 15 HANDEL Ein neues Veranstaltungsformat für die Logistik im E-Commerce Initiiert vom Institut des Interaktiven Handels GmbH in Berlin (IDIH) und medial begleitet durch den LOGISTIK express startet am 10. November 2016 in Wien ein völlig neues Veranstaltungsformat, das die Logistikprozesse der E-Commerce-Branche unter die Lupe nimmt. Im Interview gibt der E-CommerceExperte und Co-Organisator der Veranstaltung, Bernd Kratz, einen Überblick über Themen, die den Distanzhandel in Österreich derzeit bewegen. AUTORIN: KARIN WALTER LOGISTIK express: Wenn man sich umsieht, gewinnt man schnell den Eindruck, dass der österreichische Veranstaltungs-, Ausbildungs- und Seminarmarkt regelrecht mit Events zum Thema E-Commerce überflutet wird. Warum halten Sie es trotzdem für angebracht, ein neues Veranstaltungsformat für die österreichische E-Commerce- und Multichannel-Branche zu launchen? BERND KRATZ BERND KRATZ IST LANGJÄHRIGER E-COMMERCE-EXPERTE UND INHABER DER EMA GMBH EXECUTIVE MANAGEMENT ADVISORS Bernd Kratz: In Österreich ist wirklich schon ein sehr großes Veranstaltungsangebot für die E-Commerce-Branche vorhanden. Die meisten der Events und Ausbildungsangebote konzentrieren sich allerdings auf das „Order-Getting“ – also die Frage, wie es möglich ist, über die diversen Vertriebskanäle hinweg die höchstmöglichen Umsätze zu generieren bzw. eine möglichst hohe Conversion Rate in den Shops zu erzielen. Der Ansatz des „Order-Processing“, also der effizienten Auftragsabwicklung, kommt in der Betrachtung sämtlicher Veranstaltungsanbieter grundsätzlich viel zu kurz - und das, obwohl die Themen der physischen Auftragsabwicklung für die erfolgreiche Geschäftsentwicklung der Player der Branche aus meiner Sicht von aller höchster Wichtigkeit ist. LOGISTIK express: Denken Sie, hier wird nicht nur von den Veranstaltungsanbietern, sondern wirklich auch von Seiten der österreichischen On- und Offline-Händler bisweilen noch zu kurz gedacht? Bernd Kratz: Ein Geschäftspartner von mir stellte vor einiger Zeit die These in den Raum, dass der österreichische E-Commerce-Markt den Entwicklungen des deutschen Marktes um etwa drei Jahre 16 LOGISTIK EXPRESS 3/2016 hinterherhinkt. Leider hat es bis heute noch niemand geschafft, den Wahrheitsgehalt dieser Behauptung mit handfesten Thesen zu belegen. Fakt ist, dass die Anforderungen an die logistische Abwicklung im Distanzhandel permanent steigen – Amazon & Co setzen hier Meilensteine. Das fängt bei der Lagerlogistik an und zieht sich hinein bis in die Zustell-Prozesse. Meine Beobachtung ist, dass die Auftragsabwicklung von vielen Anbietern noch immer viel zu sehr als Nebensächlichkeit angesehen wird. Dabei schaffen die logistischen Prozesse doch die Grundlage für florierende Auftragseingänge in der Zukunft. LOGISTIK express: Woran machen Sie es denn konkret fest, dass E-Commerce-Logistik in Österreich noch nicht so gut aufgestellt ist? Bernd Kratz: Zunächst muss man ganz nüchtern feststellen: Prime-Services, wie sie in anderen Ländern oftmals ohne Mehrkosten für den Kunden längst üblich sind und sich immer größer werdender Nachfrage erfreuen, werden in Österreich von einzelnen Händlern bis dato entweder gar nicht, nur mit einer sehr überschaubaren Flächendeckung angeboten oder zu deutlichen Mehrkosten für die Paketzustellung am gleichen oder am Folgetag. Hier hätte Österreich den infrastrukturellen Vorteil durch die Konzentration der E-Commerce-Umsätze auf wenige Regionen. LOGISTIK express: Sie meinen, dass es für einen KEP-Dienstleister eigentlich ein Leichtes sein müsste, in einem Land, das in der Fläche nur etwas größer als Bayern ist, flächendeckend Next-Day-Belieferungsservices anzubieten? Bernd Kratz: Next-Day muss Standard werden. Ich möchte aber sogar noch etwas provozieren. Wenn Sie berücksichtigen, dass sich allein auf Wien mit seinen über 1,8 Millionen Einwohnern etwa 50 % der Online-Nachfrage konzentriert und mit den Städten Graz, Linz, Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt schon etwa 90 % der Nachfrage abgedeckt sind, dann bietet sich hier durch die räumliche Konzentration sogar die Möglichkeit einer kostengünstigen „Same-Day-Delivery“ an. In den USA, in UK aber auch in Deutschland ist Next-Day ein Standard, aber trotz der infrastrukturellen Dezentralisierung der Kunden erkennen wir hier eine deutlich zunehmende Kundennachfrage nach taggleichen Zustellungsservices, die es logistisch zu befriedigen gilt. LOGISTIK express: Nun zielt die Veranstaltung am 10. November nicht nur auf die logistischen Optimierungspotenziale im Zustellnetz der Paket- und Kurierdienste ab, sondern hauptsächlich auf die Interessen der Händler auf dem Markt. Warum sollten sich E-Commerce- und Multichannel-Anbieter auch mit Themen auseinandersetzen, für die streng genommen doch die Dienstleister verantwortlich sind? Bernd Kratz: Weil sie in all ihrem Handeln die logistischen Voraussetzungen für die schnelle und reibungslose Auftragsab- wicklung schaffen müssen - zu geringstmöglichen Kosten. Ein Online-Versender wird sich auf Dauer nur dann erfolgreich auf dem Markt bewegen können, wenn er die Optimierung seiner Intralogistiksysteme beherrscht, auch wenn die Peaks wie etwa im Weihnachtsgeschäft deutlich nach oben ausschlagen. Zu einem erfolgreichen Online-Angebot gehört heutzutage aber auch ein ausgereiftes und flexibles Zustellsystem dazu - mit Zeitfenster-Zustellung, der Zustellung an eine gewünschte Abholadresse oder für ganz eilige Warensendungen sogar die Zustellung binnen 90 Minuten nach der Bestellung. Last but not least müssen von den Playern auf dem E-Commerce-Markt aber auch die Voraussetzungen für eine schnelle Reverse-Logistik geschaffen werden. Kunden bevorzugen es heutzutage immer mehr, Retouren auch in der Handelsfiliale abgeben zu können. Oder an ihrer Haustüre selbst - um nach Feierabend nicht mehr extra das Haus verlassen zu müssen. Für all diese Dinge braucht es logistische Konzepte und Systeme, die nicht zuletzt auch die kostengünstige und dynamische Retourenbearbeitung beinhalten. LOGISTIK express: Wenn man sich die Marktentwicklung in Österreich genauer ansieht, kann man feststellen, dass die Multichannel-Angebote des Han- dels im Aufstreben sind. Sind deren Aufgabenstellungen denn deckungsgleich mit den Herausforderungen der reinen Internet-Pure-Player? Bernd Kratz: Teilweise sind die Herausforderungen wirklich deckungsgleich. Zum Teil sind Multi- oder Omnichannel-Händler jedoch noch größeren Herausforderungen ausgesetzt. Händler, die über ein Filialnetz verfügen, müssen zum Beispiel seit Jahren deutlich anziehende Mietpreise hinnehmen. Parallel dazu erkennen diverse Studien, dass der Flächenumsatz, der Umsatz pro Quadratmeter Ladenfläche, in den letzten Jahren kontinuierlich sinkt. Für den Multichannel-Markt braucht es daher neue, noch umfassendere Urban-Logistics-Ansätze, die nicht nur den Versand aus Filialen oder die Retourenrückgabe in Filialketten beleuchten, sondern auch die Möglichkeiten der Bestandsreduzierung vorgehaltener Artikel durch taggleiche Nachschubversorgung. LOGISTIK express: Und wann wird es ein solches Urban-Logistics-Konzept geben? Bernd Kratz: Wir arbeiten daran und führen mit allen Beteiligten entlang der Logistikkette des E-Commerce und Multichannel-Handels intensive Gespräche. Erste Ergebnisse werden am Event in Wien präsentiert. [WAL] Ihre neue Masche: mit uns mehr Kunden anziehen. Zu wissen, welcher Trend gut ankommt, ist das Eine. Eine durchstrukturierte Lagerung und Verteilung von Versandartikeln und Bekleidung zu erfüllen das andere. Dabei unterstützen wir Sie mit Intralogistik-Lösungen, die bereits bei namhaften Onlinehändlern und Bekleidungsherstellern große Erfolge verzeichnen. Unser Produktportfolio ergänzt sich und bietet Ihnen dadurch noch bessere Gesamtlösungspakete. www.dematic.com Wir optimieren Ihre Supply Chain 17 INTRALOGISTIK „World of Material Handling“ Voller Erfolg für Linde MH Über 7.000 Besucher konnten sich auf der zweiten Hausmesse von Linde Material Handling eingehend mit den Neuheiten des Intralogistikspezialisten beschäftigen, testen und vergleichen. Damit zeigt sich, dass das Unternehmen mit dem Kundenevent im Vorfeld der CeMAT 2016 eindeutig ins Schwarze getroffen hat. Sie haben es verpasst? Keine Sorge, LOGISTIK express hat die Highlights zum Nachlesen. AUTORIN: ANGELIKA GABOR I m Jahr 2014 erschien es manchen wohl noch gewagt, Gäste aus aller Welt zu einer Hausmesse einzuladen, anstatt sich wie der Rest der Branche auf der CeMAT einzufinden. Doch mit der eigenen Kunden-Veranstaltung „World of Material Handling“ (WoMH) von 9. bis 25. Mai 2016 hat das Unternehmen einen Nerv getroffen. Waren es bei der Premiere rund 6.000 Gäste aus über 40 Ländern, reisten zur Neuauflage bereits über 7.000 Gäste aus rund 50 Ländern nach Offenbach an. „Das Feedback unserer Kunden war sehr gut, darum war die zweite Veranstaltung der logische Schritt. Das große Interesse unserer Kunden, Händler, Geschäftspartner, aber auch Mitarbeiter, mit uns gemeinsam einen Blick auf Übermorgen zu werfen, zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, freut sich Dipl.-Kfm. Sven Kaulbach, Geschäftsführer der Linde Fördertechnik GmbH. Fokus: die sich zunehmend vernetzende, digitalisierte und automatisierte innerbetriebliche Logistik selbst erleben. Touch & Feel in Landessprache Die Unterschiede zu den üblichen Branchen-Großevents liegen klar auf der Hand: die Führungen und Vorträge, Live-Präsentationen und sogar die anwesenden Kundenbetreuer sind individuell auf die Besucher des jeweiligen Tages abgestimmt. Die Einteilung erfolgt dabei nach Herkunft und Sprache. „So können sich die Gäste den ganzen Tag mit dem Thema in ihrer eigenen Sprache fokussiert 18 LOGISTIK EXPRESS 3/2016 und praxisnahe beschäftigen“, streicht Kaulbach hervor. Ein klarer Vorteil gegenüber einer normalen Messe, wo beispielsweise ein Besucher aus Spanien nicht davon ausgehen kann, gleich einen fachkundigen Berater mit spanischen Sprachkenntnissen vorzufinden, der sich für ihn Zeit nimmt. Bei der WoMH hingegen können nicht nur Fragen gestellt, sondern auch nach Herzenslust die Fahrzeuge ausprobiert und verglichen werden. „Bei einer Veranstaltung wie der CeMAT hätten wir gar nicht den Platz für solche Tests. Als Innovationsführer ist es schwierig, das gesamte Spektrum auf begrenztem Raum in solch kurzer Zeit zu präsentieren – schließlich wollen die Besucher auch die anderen Anbieter sehen“, bringt Kaulbach es auf den Punkt. Ergänzend sorgten 18 Partnerunternehmen dafür, dass sich die Besucher neben einer Vielzahl an neuen Hard- und Softwarelösungen für Flurförderzeuge auch über neuste Entwicklungen aus angrenzenden Bereichen informieren konnten. Wartungsfreie Antriebe der Zukunft Eines der gefragtesten Themen: Antriebstechnologien. Sowohl LithiumIonen, als auch Brennstoffzellen weckten reges Interesse. Gilt es doch, elektrisch betriebene Flurförderzeuge effizienter zu machen. Besonders im Mehrschichtbetrieb führen lange Ladezyklen von Blei-Säure-Batteriesystemen oft zu unangenehmen Verzögerungen. Die wartungsfreien Lithium-Ionen Batterien AUTOMATISIERUNG IN DER „SMART FACTORY“ hingegen sind in kurzer Zeit vollständig geladen und erlauben Zwischenladungen ohne Beeinträchtigung der Lebensdauer – wodurch teure Ersatzbatterien hinfällig werden. Wie praktisch, dass Linde auf der WoMH den Familienzuwachs für die LithiumIonen-Batterie-Flotte präsentierte: einen Hochhubwagen sowie Gegengewichtstapler für Traglasten von 1,4 bis 1,8 Tonnen. Übrigens können künftig Fahrzeuge mit Lithium-Ionen-Batterie auch induktiv geladen werden. Auch bei den Brennstoffzellen gibt es News. Wasserstoffbetriebene Linde Stapler und Lagertechnikgeräte haben sich in verschiedenen Langzeiteinsätzen bei Kunden wie DB Schenker, BMW und Daimler bewährt. In Offenbach zeigte Linde unter anderem einen T 20 SP Niederhubwagen, der in einem Umschlaglager von DB Schenker in Linz drei Jahre im Mehrschichtbetrieb erfolgreich eingesetzt wurde. Bei der Kundenveranstaltung auf einer Ausstellungsfläche von 12.000 Quadratmetern wurde auch gezeigt, wie Firmen eine nachhaltige Wasserstofferzeugung und die notwendige Infrastruktur für die Betankung aufbauen können. LINDE MH- WORLD OF MATERIAL HANDLING Automatisierung in der „Smart Factory“ Ein Schwerpunktthema der Veranstaltung war der bevorstehende Paradigmenwechsel im Lager. Wie lässt sich die „Smart Factory“ umsetzen und wie hängen Automatisierung und Vernetzung zusammen? Anhand mehrstufiger, vollautomatischer Arbeitsspiele konnten sich die Besucher vor Ort ansehen, was mit autonom fahrenden und agierenden Flurförderzeugen bereits denkbar wäre und wie eine automatisierte Übergabe von Ladungen zwischen selbstfahrenden Fahrzeugen stattfinden kann. Die Herausforderung liegt im reibungslosen, komplett automatisierten Zusammenspiel verschiedener Fahrzeugmodelle mit unterschiedlichen Aufgaben inklusive einer Anbindung an das Warehouse Management System. Dazu präsentierte Linde den Schmalgang-Hochregalstapler K-MATIC mit dem neuen Linde Robotics-Gerät „driven by Balyo“, welches Ende des Jahres auf den Markt kommen soll. Somit umfasst die Linde Robotics-Flotte bereits fünf Modelle, Tendenz steigend. Dank Geo-Navigation können sich die Robotics-Geräte ohne weitere Infrastruktur frei im Raum orientieren. Digitale Vernetzung für die Gäste Die Digitalisierung macht vor der Logistik nicht halt – auch Materialströme werden zunehmend digital gelenkt. Das weiß auch Linde und unterstützt diesen Trend mit durchgängig elektronisch gesteuerten Fahrzeugen, innovativer Sensorik wie im Linde Safety Pilot, der Flottenmanagementlösung connect: und anderen digitalen Lösungen. Cool: Lindes neue Lokalisierungstechnologie zur zentimetergenauen Echtzeit-Lokalisierung von Fahrzeugen oder Transportbehältern innerhalb von Lagern und Produktionshallen. Zum Vorzeigen trugen Führer und Fachexperten auf der Veranstaltung entsprechende Sender bei sich. Ihr Standort auf dem Gelände wurde in einer App auf dem Tablet angezeigt, das jeder Gast zu Beginn seines Besuchs erhielt. Auf Basis dieses Ortungssystems plant Linde, die Funktionalität der connect: Produktfamilie auszuweiten und neue Anwendungen zu entwickeln, die über das Flottenmanagement hinausgehen. SVWEN KAULBACH Weitere Neuvorstellung: die connect: App „pre-op check“ fürs Smartphone zur Prüfung des Fahrzeuges vor Fahrtantritt. In einer Testphase befindet sich derzeit noch die Mobile Service Manager-App, mit deren Hilfe Betreiber von Linde Fahrzeugen künftig ihre Anfragen direkt mit dem QR-Code des Fahrzeuges und einem Foto der Fehlfunktion an die Serviceorganisation von Linde richten können. „Damit Kunden sich die Zeit nehmen, zu einer Hausmesse eines einzelnen Herstellers zu kommen, muss man wirklich sehr viele Innovationen anbieten – das ist uns gelungen, und die gestiegenen Teilnehmerzahlen sprechen für sich. Ich gehe davon aus, dass wir in zwei Jahren die nächste WoMH veranstalten werden“, so Kaulbach. Der Erfolg gibt ihm Recht. [AG] 19 INTRALOGISTIK CeMAT rückt IT stärker in den Fokus Rund 40.000 Besucher kamen 2016 zur Intralogistik-Weltleitmesse nach Hannover. 1.000 Aussteller aus 44 Ländern präsentierten vom 31. Mai bis 3. Juni ihre Lösungen für eine effiziente und intelligente Steuerung der Logistikketten. AUTOR: THOMAS WÖHRLE DIE „INTRALOGISTIK, IST DAS RÜCKGRAT FÜR INDUSTRIE 4.0“ Im Rahmen der CeMAT 2016 wurde der „International Forklift of the Year“ (IFOY) Award verliehen. Den Sieg in der Kategorie „Counter Balanced Truck bis 3,5 Tonnen“ holte sich in einem knappen Finish der 1,8-Tonnen-Elektrostapler ECB 18C von BYD. Gleich zweimal konnte Jungheinrich in diesem Jahr jubeln. In der heuer erstmals ausgetragenen Kategorie „Special Vehicle“ siegte der EJQ 325. Den zweiten IFOY holten sich die Hamburger in der Kategorie „Warehouse Truck highlifter“ für den im Frühjahr 2015 vorgestellten 80-VoltHochregalstapler Jungheinrich EKX 516. In der Kategorie „Warehouse Truck lowlifter“ ging 2016 der neu entwickelte Crown RT 4020 Gabelhubwagen mit Fahrerstand als Sieger über die Linie. Den IFOY in der Kategorie „Intralogistics Solution“ holte sich in einer starken Konkurrenz SSI Schäfer. Das Unternehmen realisierte für die innerbetriebliche Logistik der NextLevel Logistik GmbH bei Schweinfurt eine Flottenlösung mit fahrerlosen Transportsystemen (FTS) vom Typ Weasel. Mehr auf www.cemat.de 20 LOGISTIK EXPRESS 3/2016 S mart Supply Chain Solutions – so lautete in diesem Jahr das Messemotto der CeMAT in Hannover, dem internationalen Branchentreff der Intralogistik. Und dabei haben sich die Messemacher etwas gedacht: Im Mittelpunkt stand die digitalisierte und vernetzte Wertschöpfungskette rund um das aktuelle Trendthema Industrie 4.0. Dabei wird Logistik eine immer wichtigere Rolle einnehmen, da die Ansprüche an Liefergenauigkeit und -flexibilität weiter steigen. In Hannover zeigten zahlreiche Aussteller, wie Logistikprozesse in Zukunft automatisiert und vernetzt gesteuert werden können. Systemanbieter im Zeichen von Industrie 4.0 So präsentierte die österreichische Knapp AG an ihrem Messestand bereits heute die Technik von morgen: das flexible Ylog-Shuttle, das intelligente, freifahrende Open Shuttle, die neue Arbeitsplatz-Generation Pick-it-Easy, das flexible und robuste Taschensortersystem und Roboter- ANDREAS GRUCHOW Kommissionierung auf Basis der Bilderkennungslösung Kisoft Vision. Denn bei aller notwendigen Flexibilisierung der logistischen Prozesse, dürfe die ultimative Flexibilität nicht zu Lasten von Leistung und Kosten gehen. In diesem Spannungsfeld seien innovative, smarte und umsetzbare Systemlösungen gefragt, die diese Anforderungen miteinander vereinen und die Basis für langfristigen Erfolg und Investitionssicherheit schaffen. Und auch SSI Schäfer treibt die Entwicklung in Richtung Industrie 4.0 weiter voran. In Hannover gab der Intralogistiker nicht nur die Übernahme einer MehrheitsbeteilIgung an dem RobotikSpezialisten Ro-Ber bekannt, sondern zeigte darüber hinaus ein breites Spektrum an manuellen, teil- und vollautomatischen Lösungen für eine effiziente Intralogistik. Ob das neue fahrerlose Transportsystem Weasel das EinebenenShuttle Cuby oder der Lagerlift Logimat – zahlreiche branchenspezifische Lösungen und Prozesse wurden am SchäferStand visuell und interaktiv dargestellt. IMPRESSION CEMAT 2016 Bei Viastore standen smarte, vernetzte Intralogistik-Lösungen mit hohem konkreten Anwendernutzen im Mittelpunkt – die das Unternehmen sowohl als technologieunabhängiger Systemintegrator wie auch als Anbieter innovativer Intralogistik-Software für seine Kunden bereitstellt. Staplerhersteller entwickeln Energieeffizienz weiter Auch für die großen Staplerhersteller standen die Digitalisierung und Industrie 4.0 im Mittelpunkt ihres CeMAT-Auftritts. Bei Still beispielsweise drehte sich alles um die Themen Automatisierung, intelligente Software für Flottenlösungen und Energieeffizienz, die „smarte" Verknüpfung von Mensch und Maschine sowie Maschinen untereinander. Dazu zählt auch die intelligente Steuerung von Gabelstaplern und Lagertechnik, Software, Dienstleistungen und Service. Mit Still Nexxt Fleet, das aus einer Vielzahl von Web-Anwendungen (Apps) besteht, stellte der Intralogistikspezialist ein neues Tool vor, mithilfe dessen eine intelligente und effiziente Flottensteuerung möglich ist. Fotos: CeMAT.de Für Jungheinrich spielte neben den alternativen Antrieben insbesondere die intelligente Verknüpfung zwischen Softund Hardwarekomponenten im Lager eine wichtige Rolle. Aus diesem Grund hat das Unternehmen ein Logistik-Interface entwickelt, das als Middleware eine reibungslose Kommunikation zwischen Lager-Equipment und Unternehmenssoftware sicherstellt. Damit wurde eine Schnittstelle zwischen Stapler und Lagerverwaltungssystem geschaffen, bei der die Vielfalt von Lager-IT, Intralogistikprozessen und Anwendungen berücksichtigt werden kann. Zu den Highlights in Hannover zählte das neue Remote-System Jungheinrich Easy Pilot zur Unterstützung der manuellen Auftragsbearbeitung mit Horizontal-Kommissionierern. Die semiautomatische Lösung arbeitet mit einer neuartigen Fernbedienung, die in einer Halterung am Gürtel getragen werden kann und das Fahrzeug über Antippen in Bewegung setzt. Auch Toyota Material Handling (TMH) sprach auf der CeMAT nicht nur über neue Energiequellen – das Unternehmen lieferte sie auch. Zu sehen war die Lithium-Ionen-Technik, die nicht nur für die gesamte Serie der Lagertechnik, sondern auch für den Gegengewichtsstapler Traigo 48 angeboten wird. TMH zeigte außerdem einen mit Brennstoffzellen ausgestatteten Gabelstapler, der auf Wasserstoffbasis betrieben wird. Und die Besucher konnten sich auch ein alltagstaugliches Fahrzeug mit Brennstoffzelle anschauen: den Toyota Mirai der Konzernschwester Toyota Motor. Eine Neuerung zur Zukunft der CeMAT wurde bereits im Vorfeld bekannt. Ab 2018 läuft die Weltleitmesse der Intralogistik zeitgleich zur weltweit wichtigsten Industriemesse, der Hannover Messe, im zwei-Jahres-Rhythmus. Die CeMAT 2018 wird vom 23. bis zum 27. April auf dem Messegelände in Hannover in den Pavillons 32 bis 35 sowie in den angrenzenden Hallen ausgerichtet. „Intelligente Intralogistik ist das Rückgrat und der Enabler von Industrie 4.0“, sagt dazu Dr. Andreas Gruchow, Mitglied des Vorstandes der Deutschen Messe AG. „Wenn es darum geht, die komplette industrielle Wertschöpfungskette zu zeigen, dann ist die Intralogistik ein wesentlicher Teil – dass Teile überhaupt bewegt und transportiert werden.“ [TW] 21 INTRALOGISTIK Kleine Welt ganz groß im Kommen Die Zunahme des E-Commerce-Geschäftes veranlasste NOCH GmbH & Co. KG, Spezialist für Modell-Landschaftsbau aus Wangen im Allgäu, sein manuelles Lager zukunftsfit zu machen. Die neue Shuttle-Lösung von KNAPP Industry Solutions sorgt dafür, dass Miniatur-Pflanzen, -Brücken, -Gebäude und vieles mehr rasch und zuverlässig ihren Bestimmungsort erreichen. AUTORIN: ANGELIKA GABOR Einzigartig: NOCH bindet Online-Shops der Partner mit ein NOCH Modellbauprodukte N icht nur Kinder und Eisenbahnfans träumen von Modell-Landschaften, auch Tabletop-Spiele erfreuen sich steigender Beliebtheit. Seit mehr als 100 Jahren erwecken die Produkte des Allgäuer Unternehmens diese Träume zum Leben. Das Inhaber-geführte Familienunternehmen erzeugt mit 80 Mitarbeitern in Deutschland und 120 in Vietnam über 3.000 verschiedene Modellbau-Produkte, die via Fachhandelspartner und deren Online-Shops weltweit vertrieben werden. Schon 2012 wurde bei einer Strategietagung der Entschluss gefasst, die Logistik neu aufzustellen. So begannen die Planungen für den Bau einer weiteren Halle, die heute via Steg direkt mit der alten Halle verbunden ist. 22 LOGISTIK EXPRESS 3/2016 „HOHE LEISTUNG AUF KLEINEM RAUM“ „Das alte Mann-zur-Ware-System konnte mit den Anforderungen steigender Volumen nicht mehr mithalten, die Geschwindigkeit war einfach zu gering“, erklärt Prokurist Dipl. Betriebswirt (BA) Jürgen Hauser, zuständig für E-Commerce und IT-Intralogistik der NOCH GmbH & Co. KG. „Die besondere Herausforderung war, dass wir ein System entwickelt haben, das auch unsere 85 Fachhandelspartner und deren Online-Shops mit einbezieht – das ist einzigartig in der Spielwarenbranche.“ Bei der Suche nach einem schnellen, effizienten System prüften sie mit Hilfe eines Logistikberaters unterschiedliche Konzepte, ehe sich NOCH für ein skalierbares YLOG-Shuttle-System aus dem Hause KNAPP entschied. Schneller, höher, weiter Hohe Leistung auf kleinem Raum muss sich nicht unbedingt ausschließen, denn wenn moderne Technik auf rationelle Abläufe trifft, lassen sich wesentliche Leistungs- und Kapazitätserhöhungen erzielen, ohne dass die Sicherheit auf der Strecke bleibt. So entstand auf einer Grundfläche von nur 21 x 10 Metern ein 18 Meter hohes, automatisches Kleinteilelager mit 12.600 Stellplätzen für Behälter auf zwei Ebenen. Aus Mann-zur-Ware wurde kurzerhand ein Ware-zum-Mann-System. Acht YLOG-Shuttles, die aufgrund schwenkbarer Räder sowohl längs als auch quer im Regal fahren und mittels zweier YLOG-Shuttle-Lifte auch die Ebenen wechseln können, werden ABGABE UND AUFNAHME VON BEHÄLTERN AUF DAS SHUTTLE KOMMISSIONIERUNG DER VERSANDPAKETE YLOG-SHUTTLE MIT VORZONE WARENEINLAGERUNG aus derselben Einlagerungs-Ebene bedient. Dank dieser Wendigkeit kann jedes Shuttle bei Bedarf jede einzelne Regalposition erreichen – ein Bonus hinsichtlich der Ausfallsicherheit. Je nach Anforderung wechseln die Shuttles zwischen den Geschoßen, was eine sehr hohe Lagerdichte auf kleinstem Raum sowie eine maximale Anlagen- und Artikelverfügbarkeit garantiert – und das bei beachtlichen 260 Doppelspielen pro Stunde. „Bei Bedarf könnten wir um einen weiteren Lift oder zusätzliche Shuttles ergänzen, das war uns besonders wichtig“, erwähnt Hauser. Modernste IT in der Lagerlogistik Bei der Steuerung wird nichts dem Zufall überlassen: die Steuerungssoftware KiSoft YIS von KNAPP Industry Solutions GmbH - eine KNAPP-Tochter - verwaltet Transportbewegungen, Stellplätze, Auslager-Aufträge und steuert das Energiemanagement der Shuttles. Zudem steuert sie die gesamten Ein-/Auslagerpunkte bzw. die Punkte außerhalb des Systems, die durch Shuttlebewegungen bzw. Liftbewegungen erreicht werden können. Das vorhandene ERP-System Microsoft Dynamics NAV 2013 (Navision) des Kunden NOCH wurde mittels eines Materialflussrechners an KiSoft YIS gekoppelt. Chaotische Lagerhaltung für dynamisch optimiertes Rein-Raus Im Bestandsgebäude werden die Artikel in Behälter gelagert und über eine bestehende Fördertechnik in das neue Lager transportiert. Die Übergabe an das Shuttlesystem erfolgt über einen der beiden Lifte im ersten Obergeschoß. Die Behälter werden von den Shuttles am Lift aufgenommen und in einen der beiden Regalblöcke an einem geeigneten Lagerplatz eingelagert. Durch die smarte Store-near-next-load-Einlagerstrategie landet der Behälter in der Nähe eines geeigneten Auslagerauftrages. Somit ergibt sich eine Systemoptimierung bei chaotischer Lagerung. Kommt ein Auslagerauftrag vom ERP-System, wird der Behälter zu einem der beiden Shuttle-Lifte gefahren. Danach auf die Fördertechnikebene im ersten Obergeschoß transportiert und an die Kundenfördertechnik übergeben. Im Bestandsgebäude erfolgen dann die Warezur-Person-Kommissionierung und das Verpacken für den Versand. Hauser: „Das System ist nun seit Juli 2015 in Vollbetrieb und es ist schön zu sehen, dass alles so läuft wie geplant und die gewünschte Performance erreicht wird. Wir haben auf's richtige Pferd gesetzt.“ [AG] 23 INTRALOGISTIK SPAR: Modernstes Lager in Österreich Nach Abschluss der dritten Baustufe hat das lang ersehnte SPAR-Zentrallager in Wels den Vollbetrieb aufgenommen – und damit das modernste und effizienteste Logistikzentrum seiner Art. Mit dem Ausbau reagierte das Unternehmen auf das permanente Wachstum und gestiegene Warenflüsse. REDAKTION: ANGELIKA GABOR SPAR REALISIERT MODERNSTE UND EFFIZIENTESTE LOGISTIKZENTRUM SEINER ART Z wei Jahre nach Ausbaubeginn und nach Investitionen von rund 45 Millionen Euro spielt das neue Zentrallager alle Stückeln: bis zu 300.000 Einheiten Pickleistung pro Tag und 50 Millionen Colli pro Jahr schafft das von WITRON Logistik + Informatik geplante Lager locker, um alle 1.600 SPAR-Standorte in ganz Österreich zu versorgen. 120 + 60 = 200? Obwohl das Logistikzentrum, Drehscheibe für alle 1.600 SPARStandorte in Österreich, ursprünglich nur für 80.000 Einheiten täglich ausgelegt war, wurden im Jahr 2013 beachtliche 155.000 Einheiten ausgeliefert. Das Lager hatte eindeutig seine Kapazitätsgrenzen erreicht. Durch den Bau der 24 LOGISTIK EXPRESS 3/2016 vollautomatischen dritten Stufe gelang nun ein besonderes Kunststück: „Obwohl wir die Kapazität von 120.000 Collis nur um 60.000 weitere Collis ergänzt haben, schaffen wir die Abwicklung von 200.000 - in Spitzenzeiten sogar 300.000 Collis. Denn die neue Baustufe hat die bisherige Anlage effizienter gemacht“, freut sich Martin Gleiss, Leiter SPAR-Logistik. Während in den ersten beiden Teilen die Kommissionierung in Kisten erfolgt, um das Rückfrachtvolumen möglichst gering zu halten, werden nun die großvolumigen Artikel im neuen Teil auf Rollbehälter kommissioniert. „Die neuartigen Rollbehälter sind nicht nur nestbar, sondern auch fördertechniktauglich“, erklärt Gleiss. Da die sperrigen Artikel nun nicht mehr in die Kisten kommen, passen viel mehr kleine Artikel hinein, wodurch sich die Anzahl der Collis pro Auftrag verringert. Tetris für Fortgeschrittene Wer kennt es nicht, das Kultspiel mit dem Passgenauigkeitsproblem? Nur wer die Teile ohne Zwischenräume unterbringt, gewinnt. Das vollautomatische Lager- und Kommissioniersystem OPM (Order Picking Machinery) ist ein Meister in diesem Spiel: „Im System sind rund 4.000 verschiedene Artikel, die im vollautomatischen Bereich lagern, genau erfasst – nicht nur mit ihren Maßen und Gewichten, sondern auch mit anderen Restriktionen, etwa wenn ein Artikel nicht unten liegen darf, um nicht zerdrückt zu werden. Kommt ein Auftrag, überprüft das System alle Artikel und baut daraus ein Schlichtmuster für den perfekten Rollbehälter. Anschließend werden die Artikel genau in der richtigen Reihenfolge kommissioniert – passgenau, perfekt geschlichtet. Gleiss: "Kein Mensch könnte das in dieser Zeit so exakt berechnen.“ Die Vorteile liegen klar auf der Hand: abgesehen davon, dass es ohne Zwischenräume keine Beschädigungen der einzelnen Artikel gibt, passen mehr Collis auf jeden einzelnen Rollbehälter, wodurch weniger einzelne Transporte nötig sind. Das wirkt sich nicht nur auf die Transportkosten, sondern auch auf die Umwelt positiv aus. Pro Tag sind es nun bis zu 66.000 Versandeinheiten, die im dritten Bauabschnitt des Zentrallagers Wels kommissioniert und auf die Reise geschickt werden. „Der nun fertiggestellte Ausbau bewirkt eine deutliche Leistungs- sowie Umschlagserhöhung und gewährleistet eine hochmoderne Abwicklung der Verladungen. Das Resümee nach den ersten Wochen im Vollbetrieb ist mehr als zufriedenstellend“, betont Jakob Leitner, Geschäftsführer der SPAR-Zentrale Marchtrenk. Vernetzte Technik Die 30.000 m² Gesamtfläche ist über ein Netz an Fördertechnik-Strecken erschlossen. Im neuen Lager stehen nun statt 22.500 beachtliche 40.000 Palettenstellplätze im automatischen Hochregallager zur Verfügung. Im tiefergelegten Hochregallager können bestimmte Warengruppen wie Wein bei konstanter Temperatur gelagert werden. Bei der Entscheidung für diese Anlagenform spielte auch die Ergonomie eine Rolle, durch das neue System – dass alle schweren und sperrigen Artikel automatisch kommissioniert werden – und die Fördertechnik werden auch die Lagermitarbeiter entlastet. Nachdem WITRON Logistik + Information GmbH bereits für die Baustufe eins (1998) und Baustufe zwei (2002) verantwortlich war, realisierte das Unternehmen auch die dritte und vorerst letzte Baustufe. Das Lieferund Leistungsspektrum umfasst die Konzeption und Realisierung sämtlicher Materialfluss-, IT-, Steuerungs-, Warehouse-Management-, Stahlbauund Mechanik-Komponenten. Zusätzlich dazu sorgt ein 55 Mitarbeiter starkes WITRON-On-Site-Team direkt vor Ort für den kompletten Service und die Wartung der Anlage, um eine permanent hohe Verfügbarkeit aller Logistik-Komponenten zu gewährleisten. Dass alles so reibungslos geklappt hat, freut auch den für Logistik zuständigen SPAR-Vor- Geschäftsführer der SPAR-Zentrale Marchtrenk Jakob Leitner, Witron-Vertriebsleiter Ulrich Schlosser, SPAR-Vorstandsdirektor Fritz Poppmeier, Witron-Geschäftsführer Martin Stich, der Leiter der SPARLogistik Martin Gleiss und der Leiter des Zentrallagers Wels Bernhard Thallinger (v.l.). stand Mag. Friedrich Poppmeier: „Die SPAR Logistik dient der optimalen Warenversorgung unserer Kundinnen und Kunden - menschengerecht, umweltgerecht und ständig auf der Suche nach Verbesserungen lautet unser Motto. Mit unseren neuen Lagerhäusern in Wels und Ebergassing setzen wir auch in den Bereichen Lagertechnik und IT/Prozesse neue Standards - darauf sind wir stolz, das macht richtig Spaß“. [AG] SPAR UND LOGISTIK Für die Betreuung und Belieferung der österreichischen SPAR-Standorte in der jeweiligen Region verantwortlich sind die sechs Regionalzentralen mit jeweils einem Logistikzentrum in Dornbirn (Vbg.), Wörgl (T), Marchtrenk (OÖ), St. Pölten (NÖ), Graz (Stmk.) und Maria Saal (Ktn.). Diese aus der Geschichte gewachsene und regional verankerte Struktur ist einzigartig und erweist sich als Wettbewerbsvorteil von SPAR. Aufgrund der laufenden Expansion erweitert SPAR das Logistiknetzwerk laufend. Ziel ist es, möglichst kurze Transportwege zu forcieren, Versorgungssicherheit der SPAR-Märkte in ganz Österreich zu gewährleisten und die Regionallager österreichweit nachhaltig zu entlasten. Mit dem Ausbau des Zentrallagers Wels wie auch mit dem Neubau des siebten SPAR-Lagers in Österreich – das Logistikzentrum Ebergassing (NÖ) – ist SPAR bestens für zukünftige Herausforderungen 25 INTRALOGISTIK ŠKODA erweitert sein European Spare Parts Center Der tschechische Automobilhersteller ŠKODA beliefert weltweit aus seinem European Spare Parts Center in Mladá Boleslav Vertragspartner in 106 Ländern. Pro Tag werden dort mehr als 26.000 Bestellungen abgewickelt. Das Sortiment umfasst 185.000 verschiedene Artikel. Eine zentrale Aufgabe weist dabei das Automatische Kleinteilelager (AKL) auf. REDAKTION: THOMAS WÖHRLE „ŠKODA ERWARTET VON STRATEGISCHEN PARTNER INNOVATIVE IDEEN.“ A ufgrund der zunehmenden Artikelvielfalt wurde die bestehende Anlage nun für mehr Flexibilität und einer Verbesserung der logistischen Prozesse und Abläufe - erweitert. Auch das bestehende Stapler-Leit-System wurde durch eine moderne ITM-Anwendung auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Planungs- und Realisierungspartner in beiden Projekten ist der Parksteiner Generalunternehmer Witron Logistik + Informatik GmbH. Für einen erfolgreichen Automobilhersteller spielt heute nicht mehr ausschließlich der Verkauf von Neuwagen eine Rolle. Immer wichtiger ist mittlerweile das Ersatzteil- beziehungsweise AfterSales-Geschäft geworden. Denn eine hohe Professionalität bei der Kundenbetreuung, der Qualität, der Reparatur 26 LOGISTIK EXPRESS 3/2016 oder dem Service sorgt in Zeiten immer intensiveren Wettbewerbs nicht nur für eine hohe Kundenbindung. Die daraus generierten Umsätze sind im Laufe der vergangenen Jahre immer weiter gestiegen. ŠKODA etwa erwirtschaftet heute mit dem Verkauf von Originalteilen und Originalzubehör (OT/OZ) mehr als 600 Millionen Euro Umsatz pro Jahr. Erfolgsquote aller After-Sales-Lieferungen im Rahmen der ersten Zustellung messen.“ Das Ziel für die Logistik bestehe vor allem darin, stabil einen Wert von 98 % bei der ersten Lieferung nach Bestellung zu erreichen und somit die Konzernziele zu erfüllen, die für Schnell- und Lageraufträge festgelegt sind. Um dies dauerhaft sicherstellen zu können, ist ein hoch leistungsfähiges und flexibles Logistiksystem absolute Grundvoraussetzung. „Im Servicegrad enthalten ist natürlich auch die Kommissionierqualität“, so Petr Jira. Hier liegt das Konzernziel bei maximal drei Reklamationen bei 1.000 gelieferten Teilen. „Aufgrund unserer modernen Logistiksysteme liegen wir unter diesem Wert.“ „Die größte Herausforderung für die Logistik im Bereich der Lieferungen von OT/OZ im Verkauf sind deren Qualität, die Liefergeschwindigkeit, die Termintreue und die Sortimentskomplexität (Verfügbarkeit) - und natürlich auch der Preis“, sagt Petr Jira, Betriebssysteme und Resources After Sales ŠKODA. „Der wichtigste Parameter für die Messung der Logistikleistung ist der sogenannte Servicegrad (SG), mit dem wir die Hohe Flexibilität, Geschwindigkeit und Verfügbarkeit „Leistung ist gleich Produktivität“, bringt es Petr Jira auf den Punkt. Denn insbesondere die optimale Nutzung der maximal möglichen Lagerkapazitäten bei gleichzeitiger Senkung der Betriebskosten sowie andererseits die Beibehaltung beziehungsweise Steigerung des Servicegrades ist für ŠKODA von zentraler Bedeutung. PETR JIRA Die hohe Flexibilität in der Logistik ist deshalb so wichtig, weil im Ersatzteilzentrum in Mladá Boleslav im Drei-SchichtBetrieb zwei ganz unterschiedliche logistische Grundprozesse ablaufen: Zum einen werden im Sinne eines Einzelhandelsgeschäfts von hier aus sämtliche Ersatzteile der Konzernmarken VW, Audi und Seat an alle 460 Servicepartner beziehungsweise Vertragswerkstätten in Tschechien, der Slowakei und dem Baltikum verschickt. Dabei gilt: Bestellung bis 18 Uhr, Lieferung im Verlauf des darauffolgenden Vormittags. Zum anderen beliefert man aus Mladá Boleslav ŠKODA-Großhändler in 106 Ländern weltweit mit dem gesamten ŠKODA Ersatzteilsortiment. In Zahlen bedeutet dies, dass der Einzelhandel durchschnittlich 65 Prozent aller kommissionierten Teile erhält, der Großhandel hingegen rund 65 % des kommissionierten Volumens. ŠKODA EUROPEAN SPARE PARTS CENTER IN MLADÁ BOLESLAV dem Planungs- und Realisierungsspezialisten Witron zusammen. „ŠKODA erwartet von seinen strategischen Partnern innovative Ideen und Witron liefert uns diese innovativen Ideen“, hebt Petr Jira hervor. Diese vollkommen unterschiedlichen Prozessabläufe müssen in der Struktur des European Spare Parts Centers durch ein effizientes logistisches Gesamtkonzept wirtschaftlich abgebildet werden. „Denn einer der Hauptvorteile unserer OT/OZ-Lieferungen gegenüber der Konkurrenz ist, dass wir das komplette Sortiment in unseren Lagern vorrätig haben und es unseren Kunden weltweit schnell zur Verfügung stellen können. Das hebt uns von den freien Werkstätten und Autoteileanbietern ab, die häufig nur Schnelldreher anbieten.“ Insgesamt werden von Mladá Boleslav aus mehr als 550 Händler, Servicepartner und Importeure beliefert. Herzstück des Ersatzteillogistikzentrums: das Automatische Kleinteilelager (AKL) zur Lagerung von kleinen und mittelgroßen OT/OZ mit hoher Umschlagsgeschwindigkeit. Dieses wurde seit 1998 permanent erweitert. Die abgeschlossene Erweiterung beinhaltet drei Gassen mit insgesamt 34.560 Behälterplätzen. Fünf verschiedene Behältertypen – bis zu vierfach unterteilt – sorgen für eine maximale Raumausnutzung im AKL. Es befindet sich in einem baulich separaten Bereich, in unmittelbarer Nähe zum bestehenden AKL – verbunden durch Fördertechnik. Integriert wurden auch drei neue Arbeitsplätze, gestaltet nach höchsten ergonomischen Vorgaben. Die Umsetzung erfolgte bei vollem Betrieb des ŠPC, ohne das laufende Tagesgeschäft zu beinträchtigen. Automatisches Kleinteilelager mit zukunftsweisenden Arbeitsplätzen Mit ausschließlich manuellen Lagerbereichen ist eine solche hohe logistische Komplexität nicht abzubilden. Aus diesem Grund arbeitet ŠKODA seit 1998 im Bereich der Lagerautomatisierung mit „Die Erweiterung des AKL war für uns einer der strategischen Schritte zur Absicherung einer hinreichenden Kapazität und Bearbeitungsgeschwindigkeit der Kundenaufträge“, erklärt Jira. „Dabei ging es nicht nur um die Erhöhung der Lagerkapazität, sondern auch um die Absicherung der Kommissionierungsleistung und Bearbeitungsgeschwindigkeit der Aufträge.“ Denn für die Erweiterung der Kapazitäten und die Entwicklung des Niveaus der Lagerautomatisierung im ŠPC gebe es im Wesentlichen zwei Gründe: Zum einen befindet man sich in einer Modelloffensive bei der Fahrzeugproduktion von ŠKODA und die Produktionskapazität wächst beständig – dies führt auch zu einem Anstieg im Sortiment von OT/OZ. Zum anderen bestellen die Kunden heute öfter, bedarfsgerechter, in immer kleineren Mengen. „Manche Kunden würden am liebsten komplett auf eine eigene Lagerhaltung verzichten und stattdessen die Teile in noch kürzeren Frequenzen aus Mladá Boleslav abrufen“, so Jira. Im 13-gassigen AKL verfügt ŠKODA inklusive der Erweiterung über rund 140.000 Lagerplätze. Der Füllgrad liegt durchschnittlich bei 85 bis 90 %. Über 40 % der täglichen Bestellpositionen werden hier bearbeitet. OPS beherrscht breites Artikelspektrum problemlos ŠKODA vertraut im SPC dem integrierten Lager- und Kommissioniersystem OPS (Order Picking System), welches sich weltweit bei zahlreichen Projekten im Bereich der Teile-Distribution sowie in der E-Commerce-Logistik bewährt hat. 27 INTRALOGISTIK JOSEF GALLERSDÖRFER, PROKURIST WITRON So kann mittels OPS ein sehr breites Artikelspektrum mit einer Vielzahl an Klein- und Kleinstartikeln problemlos beherrscht werden. Pufferstrecken vor den Arbeitsplätzen ermöglichen die sequentielle Bereitstellung der Lagerbehälter und entlasten diese gleichzeitig von der Geschwindigkeit der hochdynamischen Regalbediengeräte der Witron-Tochter FAS (Förder AnlagenSysteme GmbH). Für die in Mladá Boleslav durchgeführte Erweiterung hat Witron gemeinsam mit ŠKODA und dem TÜV Rheinland patentierte Pick-Arbeitsplätze entwickelt, welche in Bezug auf Arbeitsplatzergonomie die hohen Konzernanforderungen vollumfänglich erfüllen. „Diese beinhalten das Bereitstellen der Ware nach dem Waren-zur-Person-Prinzip, um 45 Grad geneigte Behälter, die Höhenverstellbarkeit des Arbeitsplatzes mittels eigenentwickelter Bodenplatten, sowie eine signifikante Geräuschreduktion am Arbeitsplatz und in der ganzen Anlage. Ebenso müssen aufgrund der komplett automatisierten Zu- und Abführung die Behälter nicht mehr gehoben bzw. getragen werden“, erklärt Witron-Prokurist 28 LOGISTIK EXPRESS 3/2016 Josef Gallersdörfer. „Des Weiteren besteht für den Kommissionierer die Möglichkeit, wahlweise während der Arbeit zu sitzen oder zu stehen beziehungsweise Touch-Screens oder ein Fußpedal zum Quittieren der Aufträge zu nutzen.“ Zudem sind die Arbeitsplätze hell und optisch ansprechend gestaltet, um so eine gewisse Wohlfühlatmosphäre für den Mitarbeiter zu schaffen. Denn gute und zufriedene Mitarbeiter sind für ŠKODA die Basis für langfristigen wirtschaftlichen Erfolg. An jedem der drei neuen Arbeitsplätze können bis zu zehn Aufträge parallel kommissioniert werden. Ein Lagerbehälter kann hier bis zu vier verschiedene Produkte gleichzeitig enthalten. Die weitestgehend fehlerfreie Kommissionierung ist durch den Einsatz von Pick-by-Light-Anzeigen sowie integrierte Flächenscanner gewährleistet. Ebenso wird der Mitarbeiter durch akustische Signale auf Kommissionierfehler aufmerksam gemacht. Jeder Prozessschritt wird mit Terminal-Dialogen transparent dargestellt. Die durchschnittliche Kommissioniergeschwindigkeit liegt bei 220 Picks pro Arbeitsplatz / Stunde. Neue Technologie ermöglicht maximale Lagerverdichtung Um eine maximale Verdichtung im Lager zu erreichen, kommt bei ŠKODA eine weitere technische Witron-Innovation zum Tragen. Die im neuen AKL verwendeten Behälter unterschiedlichster Größe und Höhe werden auf Trays transportiert. Dabei ist der Boden der Tray-Trägerplatte so flexibel konzipiert, dass damit zwischen einem und vier Behältern gleichzeitig transportiert werden können. Erkennt das OPS-System, dass sich beispielsweise auf Trays mit zwei bzw. vier Behältern eine gewisse Anzahl an leeren Behältern im AKL befindet, werden diese automatisch an einen Verdichtungsplatz ausgeschleust. Hier erfolgt die mechanisierte Trennung von vollen und leeren Behältern. Volle werden mechanisiert auf einem Zweier- bzw. Vierer-Tray zusammengeführt und gehen zurück ins AKL. Leere werden ebenso mechanisiert auf einem Zweier-bzw. Vierer-Tray gebündelt und kommen in den Wareneingang, wo sie unmittelbar wieder befüllt werden können. Am Verdichtungsplatz erfolgt die Verdichtung jedoch nicht nur mechanisch, sondern wird unmittelbar im Lagerverwaltungssystem aktualisiert. Eine manuelle Unterstützung ist für diesen Prozess nicht mehr notwendig. „Diese systemseitige Verdichtung ermöglicht es, volle und leere Behälter zu trennen sowie automatisch und softwaretechnisch wieder zusammenzuführen, um die vorhandenen Lagerkapazitäten optimal auszunutzen“, sagt Gallersdörfer. „Durch die dadurch erreichte Kompaktheit in der Anlage kann so ein noch größeres Sortiment im AKL logistisch effizient abgearbeitet werden.“ Modernes Witron-Staplerleitsystem ITM erfolgreich realisiert Im Rahmen eines durchgängigen, ganzheitlichen Logistik-Gesamtkonzeptes hat ŠKODA mit Witron auch ein neues Staplerleitsystem erfolgreich integriert. Nach 15 Betriebsjahren wurde das bestehende Staplerleitsystem M.O.B durch die aktuelle, datenbankbasierende Produktlösung ITM (Integrated Transfer Management) für die Transportoptimierung in den manuellen Lagerbereichen abgelöst. Bereits zwei Tage nach Hochlauf wurden 100 Prozent der definierten Leistung erreicht. ITM kommuniziert bei ŠKODA direkt mit der SAP-Lagerverwaltung. Mittels ITM werden nicht nur große und sperrige Produkte transportiert, die im AKL nicht verwaltet werden können. Auch der komplette Warentransport zwischen verschiedenen Lagerbereichen des insgesamt 74.000 m² großen ŠKODAAreals wird über ITM gesteuert. Eine Vielzahl an Funktionalitäten für die Wareneingangserfassung, Einlagerung, Umlagerung, Kommissionierung sowie den Warenausgang optimieren die Prozesse in den unterschiedlichsten manuellen Lagerbereichen von ŠKODA. Ausgereifte Funktionalitäten unter anderem für die automatische Auftragszuteilung, Wegeoptimierung oder auch die Einbindung eines Hochregallagers eines Fremdanbieters für den Nachschub schaffen einen hohen Benefit für das Personal. Aktuell sind circa 160 Logistik-Arbeiter im Dreischichtbetrieb mit Stapler- und Handterminals ausgestattet – ein weiterer Ausbau ist geplant. Des Weiteren verfügt ITM auch über eine nahtlose Integration zum Witron-AKL, damit beispielsweise Auftragsbehälter unmittelbar nach Kommissionierung gebündelt in den Warenausgang bzw. Leerbehälter in den Wareneingang gelangen. Generell kommuniziert ITM als Subsystem über offene Schnittstellen und kann sowohl an SAP als auch an alle weiteren Warenwirtschaftssysteme angebunden werden. Auch die Anbindung an kundenspezifische Lagerverwaltungssysteme ist in der Praxis problemlos möglich. Die beleglose Abwicklung der Transportaufträge erfolgt je nach Kundenwunsch mittels Handterminals, Gabelstapler-Terminals oder Pickby-Voice-Geräten. „Die Firma Witron ist für ŠKODA AUTO a.s. und den Bereich OT/OZ bereits über Jahre hinweg ein wichtiger Lieferant von automatisierter und konventioneller Lagertechnik“, sagt Jira. „Während dieser gesamten Zeit sind unsere Erfahrungen in beiden Bereichen durchweg positiv.“ Seit 1998 sind mit Witron mittlerweile weitere fünf größere Projekte erfolgreich umgesetzt worden. „Wir sind davon überzeugt, dass unser Logistikzentrum ein weltweites Benchmark für ähnliche Depots im Bereich OT/OZ-Verkauf ist“, so Jira. Und für die Zukunft hat ŠKODA bereits weitere Pläne: Im Verlauf der kommenden Jahre soll das Ersatzteilzentrum in Mladá Boleslav im großen Stil strategisch erweitert und um eine weitere Halle ergänzt werden. Kurzfristig können dann zwei zusätzliche AKL-Gassen installiert werden. Langfristig sollen die zehn älteren Gassen modernisiert und auf den neuesten Stand der Witron-Technologie umgestellt werden. „Bei diesen geplanten Erweiterungen muss man unbedingt auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter eingehen“, sagt Jira. „Unser Anspruch ist es dabei, gemeinsam mit Witron sämtliche Kommissionierarbeitsplätze so modern und ergonomisch wie nur möglich zu gestalten.“ [TW] „NEUE TECHNOLOGIE ERMÖGLICHT MAXIMALE LAGERVERDICHTUNG“ Die ŠKODA AUTO a.s. mit Sitz in Mladá Boleslav rund 60 Kilometer nördlich von Prag ist einer der traditionsreichsten Autobauer weltweit. In Tschechien produziert der Hersteller in den drei Werken Mladá Boleslav, Kvasiny und Vrchlabí. Gegründet im Jahr 1895, gehört die tschechische Marke seit 1991 zum VolkswagenKonzern. Seitdem hat sie ihre Auslieferungen mehr als versechsfacht. 2014 hat ŠKODA einen neuen Rekord erzielt und erstmals in seiner Unternehmensgeschichte mehr als eine Million Fahrzeuge in einem Jahr verkauft. Knapp 26.000 Mitarbeiter sind aktuell bei ŠKODA beschäftigt. Das ŠKODA Spare Parts Center (ŠPC) in Mladá Boleslav mit einer zur Verfügung stehenden Lagerfläche von 74.000 Quadratmetern ist eines von acht konzernweiten Zentraldepots für Lieferungen von Originalteilen und Originalzubehör. Die Tagesleistung der Logistik liegt hier bei mehr als 26.000 kommissionierten Bestellpositionen und über 1.300 Positionen im Wareneingang. Das ŠPC stellt die Lieferungen für rund 185.000 aktive Sortimentspositionen sicher, im Lager liegen durchschnittlich etwa 137.000 Sortimentspositionen. 29 INTRALOGISTIK Elektrokleinteile effizient lagern Fega & Schmitt setzt beim Zugriff auf die automatisierten Lagersysteme von Kardex Remstar. ANWENDERBERICHT: PI/REDAKTION W er sein Sortiment im Elektrobereich erweitert, steht oft vor komplexen Herausforderungen. Kosteneffizienz und Schnelligkeit zählen mehr denn je und die Wahl der richtigen Logistikstrategie krönt oft den Erfolg. Seit einem Jahr setzt der Elektrogroßhändler Fega & Schmitt im Zentrallager in Heilsbronn automatisierte Lagersysteme von Kardex Remstar ein. Sie erlauben einen schnellen Zugriff auf ein umfassendes Sortiment. Artikel, die maximal einmal im Monat bestellt werden, lagern bei Fega & Schmitt nun platzsparend auf 30 Meter Höhe. „Wer Kleinartikel im Elektrogroßhandel miteinander vergleicht, entscheidet sich oft für den günstigsten Preis“, erklärt Bernd Eberlein, Logistikleiter von Fega & Schmitt im fränkischen Heilsbronn. Der Logistikfachmann ist seit über zehn Jahren bei einem der führenden Elektrogroßhändler in Deutschland für die Planung, Kommissionierung und den Versand sowie für die Distribution verantwortlich. Nur noch wenige Elektroinstallateure lagern viele unterschiedliche Kleinteile selbst ein. Die schnelle und kostengünstige Verfügbarkeit von Artikeln ist jedoch das A und O. Mit seinem breit gefächerten elektrotechnischen Produktsortiment mit 40.000 lagerführenden Artikeln im 24-Stunden-Zugriff, aus dem Bereich Installation sowie Kabel und Prüfgeräte für die Lichtinstallation oder Daten- und Netzwerktechnik, sieht sich Fega & Schmitt mit Hauptsitz in Ansbach auch als Partner der Energiewende. Von seinem Zentrallager bei Nürnberg kann der Großhändler Elektroinstallateure, Solarteure und Baustellen in seiner Kernregion, die sich von der Mitte Deutschlands bis nach Süddeutschland erstreckt, innerhalb von 24 Stunden beliefern. Zu seinem be- 30 LOGISTIK EXPRESS 3/2016 „MEHR VIELFALT BEI GERINGEREN KOSTEN“ sonderen Service gehört die individuelle Anfertigung von Kabelschnitten für alle Kabeltypen und -längen inklusive der gewünschten Isolation. Im 24-Stunden-Service bis 19 Uhr bestellen Ein häufig auftretendes Beispiel aus der Praxis ist die kurzfristige Bestellung von konfektionierten Kabeln für die Baustelle: „Typischerweise wird der Bedarf erst im Laufe des Tages festgestellt und oft erfolgt die Bestellung nicht vor 16 Uhr“, beschreibt Bernd Eberlein die Situation, mit der er und seine Kunden täglich konfrontiert sind. „Der Kunde kann bei uns im Kerngebiet bis 19 Uhr in einer unserer 58 Vertriebsfilialen, bei unserem Außendienst oder online bestellen und der Artikel ist rechtzeitig am nächsten Tag vor Ort. Mit unserem Zweischichtbetrieb können wir die tagfertige Bearbeitung aller eingegangenen Aufträge sicherstellen. Bei Bestellungen außerhalb des Kerngebiets erreicht der Artikel den Kunden maximal in 48 Stunden“, erläutert Bernd Eberlein das Geschäftsmodell. Die richtige Logistikstrategie ist hierbei ein wichtiger Erfolgsfaktor für sein Unternehmen. Seit September 2014 unterstützen zwei 30 Meter hohe Lagerlifte des Typs Shuttle XP 500 von Kardex Remstar die Abläufe in der Intralogistik in Heilsbronn. Der eigens dafür entworfene Anbau direkt neben der Packstation ragt vertikal in die Höhe. Auf dem begrenzten Areal sollte das Sortiment möglichst platzsparend erweitert werden. Pro Lift können bis zu 3.000 verschiedene Artikel vorrätig gehalten werden. Mit dem Anbau wurde bereits in die Zukunft gedacht: Sechs weitere Lagerlifte sind in Planung. Langsamdreher lagern platzsparend und kostengünstig auf 30 m Höhe In Heilsbronn werden täglich mehr als 16.000 Auftragspositionen bearbeitet. Wenn die Bestellung vom Kunden eingeht, beginnt die Reise durch das Zentrallager. Der Auftrag wird gescannt und mittels moderner Fördertechnik zu den unterschiedlichen Lagerbereichen weitergeleitet. Dort kommissionieren die Mitarbeiter von Fega & Schmitt dann die gewünschte Ware. „2014 war die Erweiterung unseres Sortiments im Bereich der Kleinteile geplant, doch die Grundfläche unseres Areals war begrenzt. Deshalb mussten wir uns etwas einfallen lassen und es blieb nur der Weg in die Höhe“, so Bernd Eberlein über die Gründe für die Investition in das 30 Meter hohe automatisierte Lagersystem von Kardex Remstar. Die neue Technologie hilft dabei, langsam drehende Elektrokleinteile kostengünstig zu lagern und sie für den 24-Stunden-Service verfügbar zu machen. Langsamdreher sind Artikel, die vom Kunden maximal einmal pro Monat bestellt werden. Zunächst startete der erste der beiden Lagerlifte Shuttle XP 500 im September 2014. Um die Lagerlifte mit den übrigen Teilen des Zentrallagers zu verbinden, werden Kommissionierwagen eingesetzt. Als Arbeitsplatz sind die Lagerlifte auch bei den Mitarbeitern sehr begehrt: „Übersichtlich, ergonomisch und mit der neuesten Software zu bedienen“, freut sich ein Mitarbeiter des geschulten zehnköpfigen Lagerlift-Teams über das System. Mit nur wenigen Handgriffen ist er in der Lage, die Station eigenständig VERFÜGBARKEIT DER KLEINTEILE SIND DAS A UND O BEI FEGA & SCHMITT zu bedienen und Sammelaufträge - durch das sogenannte Batch-Picking - versandfertig zu machen. Fünf Aufträge sind ein Batch und diese können gleichzeitig an einem Packplatz bearbeitet werden. Täglich sind an den beiden Shuttle-Lagerliften etwa 500 Picks zu verzeichnen. Mehr Vielfalt bei geringeren Kosten Für die Auftragskommissionierung in Heilsbronn wird die Lagerverwaltungssoftware Power Pick Global eingesetzt. Die Software von Kardex Remstar ist an das Warenwirtschaftssystem angeschlossen und priorisiert die Reihenfolge der Aufträge. Mit der softwaregestützten Logistikstrategie sind auch eine genaue Klassifizierung der Artikel von A bis Z sowie ein kollektives Platzieren von ähnlich drehenden Artikeln möglich geworden. Denn diese werden jetzt automatisch nach der Anzahl der Zugriffe sortiert und gelagert. „Der Log-in am Bildschirm macht alle Eingriffe durch den Mitarbeiter an der Station im System nachverfolgbar und bietet somit einen Zugriffsschutz im Gegensatz zum offenen Fachbodenregal. Durch die Lagerung im Shuttle sind die Kleinteile zudem besser vor Staub und Verunreinigungen geschützt“, so der Lagerleiter Marco Drieselmann. Auch die Laufwege in der Kommissionierung entfallen damit gänzlich. Seit der Inbetriebnahme des automatisierten Lagersystems von Kardex Remstar konnten die langsam drehenden Kleinteile bis heute bereits um 3.000 Artikel erweitert werden. Insgesamt ist eine Sortimentserweiterung um bis zu 6.000 Artikel geplant. Der Ausbau sechs weiterer Lagerlifte wird die erfolgreiche Logistikstrategie im Bereich der Langsamdreher im Laufe der nächsten Jahre Schritt für Schritt ergänzen. [RE] • • • • • Automatisches Lagersystem für Fega & Schmitt Elektrogroßhandel GmbH Lieferumfang: 2 Shuttle XP 500, Kapazität für 6 weitere Lagerverwaltungssoftware: Power Pick Global von Kardex Remstar Inbetriebnahme: 09/2014 ROI: 1,5 Jahre • Leistung: Sortimentserweiterung im Kleinteilebereich um bis zu 6.000 Artikel • Zentrallager mit zweistufigem Distributionskonzept für deutschlandweiten 24-Stunden-Service im Elektrogroßhandel 31 INTRALOGISTIK Kompetenter Partner für höchste Anlagenverfügbarkeit Damit Intralogistik-Betreiber sich ganz auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren können, übernimmt viastore bei Bedarf sämtliche Aufgaben, die mit dem Betrieb und der Instandhaltung von Anlagen und Systemen einhergehen. BEITRAG: ANWENDERBERICHT: PI/REDAKTION „DAS IDEALE SERVICE-KONZEPT“ B etreiber von Lagern, Logistik- und Distributionszentren haben in der Regel nur ein Ziel: sämtliche Waren möglichst schnell und im gewünschten Umfang für die Produktion oder die Kunden bereitzustellen. Denn die Lieferfähigkeit entscheidet in Zeiten von Industrie 4.0 und weltweitem Wettbewerb immer häufiger über Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens. Dies erfordert eine Lagertechnik, die nicht nur flexibel und leistungsfähig ist, sondern auch zuverlässig und dauerhaft verfügbar. Der internationale Intralogistik-Systemintegrator viastore bietet seinen Kunden daher ein umfangreiches Dienstleistungs- und Service-Portfolio. Im Rahmen einer „Lifetime Partnership“ übernimmt der Spezialist auf Wunsch sämtliche Aufgaben rund um den internen Materialfluss – von der laufenden Betreuung über Wartung und Instandhaltung, Hotline, Troubleshooting, Training, Optimierung bis zu Updates und Reorganisation. Anwender können sich damit auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und profitieren von einer langfristigen Anlagenverfügbarkeit von nahezu 100 %. Die meisten Autofahrer benutzen ihr Fahrzeug, ohne sich jemals eingehend mit dessen Technik befasst zu haben. Wer einen Aufzug benutzt, interessiert sich üblicherweise nicht für die Einzelheiten der Steuerungen oder Antriebe. Maschinen und Anlagen funktionieren heutzutage bequem, benutzerfreundlich und selbsterklärend. Die Intralogistik ist hier keine Ausnahme: Solange ein Lager oder Distributionszentrum seine Anforderungen erfüllt – nämlich Schnelligkeit, Flexibiliät, Effizienz, Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit – sind dem Betreiber die technischen Details in der Regel gleichgültig. Damit er sich auf seine eigentliche Aufgabe konzentrieren kann – Produktion und Kunden zur richtigen 32 LOGISTIK EXPRESS 3/2016 Zeit mit den benötigten Waren in der richtigen Menge zu versorgen – muss zum einen die Bedienung der intralogistischen Systeme und Anlagen einfach und verständlich sein. Zum anderen braucht er einen kompetenten Partner, der ihm bei Bedarf sämtliche Aufgaben abnimmt, die mit dem Betrieb und der Instandhaltung dieser Systeme einhergehen. Für jede Anforderung das ideale Service-Konzept Das Service-Portfolio von viastore ist komplett auf den Anwender abgestimmt und schließt von der Planung über die Realisierung und das kontinuierliche Monitoring sowie die Instandhaltung bis zum periodischen Upgrade sämtliche Schritte im Lebenszyklus eines Intralogistik-Systems ein. viastore bietet unter anderem eine präventive Wartung, eine rund um die Uhr erreichbare Hotline und einen schnellen, kompetenten Service. Zusätzlich wird die bestehende Anlage regelmäßig optimiert, bei Bedarf modernisiert und umgebaut, so dass ihre Leistungsfähigkeit auch in Zukunft erhalten bleibt. Defekte und Störungen an Lager- und Fördersystemen – und damit teure Stillstandzeiten – lassen sich so auf ein Minimum reduzieren. Regelmäßige Überprüfungen sorgen zudem dafür, dass die Anlage allen gängigen Vorschriften entspricht. Auf Wunsch übernimmt viastore für den Anwender die komplette Betreuung und Instandhaltung der Intralogistik – mit speziell geschulten, kundenspezifischen Service-Teams direkt vor Ort. Ob Lagertechnik, Steuerung, Software oder Prozesse: Die viastore-Experten sorgen für einen reibungslosen Betrieb der Anlage und stehen den Mitarbeitern im Lager jederzeit als Ansprechpartner zur Verfügung. Das sichert eine optimale Verfügbarkeit und Lieferfähigkeit. Aber auch aus der Ferne ist der viastore-Service eine zuverlässige und kompetente INTELLIGENTE ÜBERWACHUNG UND MONITORING FÜR ZUFRIEDENE KUNDEN Unterstützung: Über die Hotline oder den Helpdesk sind die entsprechenden Fachleute 365 Tage im Jahr rund um die Uhr erreichbar – und das international in der jeweiligen Landessprache. Per Remote-Zugriff lässt sich ein Großteil der auftretenden Störungen innerhalb von nur wenigen Minuten beheben. Dank des flächendeckenden, internationalen Service-Netzwerks von viastore sind Mitarbeiter zudem bei Bedarf in kürzester Zeit beim Kunden – egal ob er sich in Deutschland, China, Brasilien oder den USA befindet. Software und Vernetzung für intelligente Anlagenüberwachung Eine große Stärke des Unternehmens ist dabei seine hohe Software-Kompetenz: viastore ist nicht nur führender Systemintegrator mit mehr als 45 Jahren Erfahrung, sondern auch auf innovative Intralogistik-Software spezialisiert – seit 2015 sogar mit einer eigenen Gesellschaft. Dies ist in Zeiten weltweiter Vernetzung von Maschinen, Prozessen, Waren und Produktionsmitteln ein entscheidender Vorteil. In einer Intralogistik, die immer mehr zum IT-Thema wird, liefert viastore nicht nur maßgeschneiderte Lösungen aus einer Hand, sondern stattet die alles verbindende Software zugleich mit sämtlichen benötigten Monitoring-Funktionen aus. Systeme und Anlagen lassen sich damit transparent und übersichtlich darstellen sowie einfach und zuverlässig steuern und überwachen. Unregelmäßigkeiten, Störungen oder Defekte werden frühzeitig erkannt und entweder dem Benutzer angezeigt – oder gleich intern selbst behoben. Dies steigert die Anlagenverfügbarkeit deutlich. Und sollte der Anwender doch einmal nicht weiter wissen, stehen ihm die Experten des viastore Software-Helpdesk mit Rat und Tat zur Seite. Die Monitoring-Tools von ermöglichen zudem eine kontinuierliche automatische Anlagenüberwachung – sowohl auf Hardware- als auch auf Software-Ebene. Lagertechnik, Datenbanken, Betriebssysteme und Backups lassen sich damit überprüfen und optimieren, auftretende Probleme werden genau diagnostiziert und proaktiv beseitigt. Das System erstellt zudem selbstständig Kenn- zahlen wie Auslastung, Buchungszeiten oder Anzahl der Bewegungen, die den Anwender bei relevanten Entscheidungen unterstützen können. Patches lassen sich regelmäßig automatisch aufspielen, Aufträge zur Wartung von Hardware-Komponenten eigenständig anstoßen. Betreiber können somit ihre Intralogistik bei geringem Aufwand konsequent optimieren. Hohe Lieferfähigkeit = zufriedene Kunden Ganz gleich, für welches Service-Konzept sich der Anwender entscheidet: Er profitiert durch die Unterstützung von viastore von kürzeren Stillstandzeiten sowie geringeren Folgekosten durch Ausfälle seiner Intralogistik. Die Anlagenverfügbarkeit lässt sich auf nahezu 100 % steigern, die Lieferfähigkeit ist damit jederzeit gegeben – sowohl für die eigene Produktion wie auch für die Kunden. Das wiederum bedeutet einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil – denn schließlich sind Kunden dann am zufriedensten, wenn sie genau die benötigten Waren in der richtigen Menge und zur richtigen Zeit erhalten. [RE] 33 FINANZMARKT LOGISTIK Wo gehts ab? Globale Megatrends wie Industrie 4.0, Digitalisierung und E-Commerce schieben die Nachfrage nach Automatisierungslösungen in der Logistik an. Mit dem Dematic-Kauf stieg Kion zum führenden Intralogistik 4.0-Anbieter auf. Und KUKA liebäugelt mit dem Ausverkauf deutscher Hightech-Technologien an den chinesischen Haushaltsgeräte-Hersteller Midea. BEITRAG: PI/REDAKTION [AKTIONÄR] I ndustrie-4.0-Aktien gehören zu den Stars am Aktienmarkt. Kein anderer Anlagetrend ist so markant ausgeprägt. Die zunehmende Automatisierung in Industrie und Logistik sowie die Vernetzung und Digitalisierung sorgen in den nächsten Jahren für deutliche Umsatz- und Ertragschancen. Potenzial wird dabei der Intralogistik zugetraut. Darunter wird der logistische Material- und Warenfluss innerhalb eines Betriebsgeländes subsumiert. Der E-Commerce-Boom, Just-inTime-Lieferungen und Erwartungen an immer schnellere Warenlieferungen sorgen dafür, dass das Marktwachstum für sogenannte Lösungen zur Automation von Lieferketten bis 2019 um rund 10 % p. a. überdurchschnittlich stark zulegt. Von diesem Nachfrageboom nach Intralogistik wird Kion als ein marktführendes Unternehmen nach der DematicÜbernahme profitieren. Beflügelt von steigender Automation und E-Commerce-Boom Im Einzelhandel vollzog sich über die letzten Jahre ein radikaler Wandel. Online-Händler jagen dem stationären Handel die Kunden ab. E-Commerce-Anbieter wie Amazon schaffen es, die Lieferzyklen drastisch zu reduzieren und Waren am nächsten Tag zuzustellen. Gleichzeitig lockt die enorme Produktauswahl immer mehr Käufer an. Traditionelle Einzelhändler wie Wal Mart, Macys, Kaufhof oder Saturn kommen in Bedrängnis. Dieser Trend wird in den nächsten Jahren weitergehen. Online-Handel mit kurzen Lieferzeiten wird bedeutsamer. Schon in wenigen Jahren dürften Lebensmittel auch außerhalb von Bal- 34 LOGISTIK EXPRESS 3/2016 lungsgebieten innerhalb eines Tages zugestellt werden. Die Lieferung von Elektronikgeräten, Schuhen, Kleidung oder Autoersatzteilen erfolgt binnen Stunden. kommen, sind es in China erst 170 und in Indien nur 10. Der E-Commerce-Boom in den Schwellenländern sollte die dortige Nachfrage nach LogistikLösungen spürbar anschieben. Hohes Potenzial wird der Online-Lebensmittelbestellung zugetraut Sie können ihren Einkauf am Abend in Ruhe zu Hause planen, die Liste digital bei Amazon hinterlegen und nach Bedarf bearbeiten. Sobald der Einkauf am Freitagmittag freigegeben ist, wird er bearbeitet und am Abend erhalten Sie die Produkte bequem nach Hause geliefert. Die Mehrkosten werden sich wahrscheinlich auf wenige Euro belaufen, aber die Zeit- und Stressersparnis ist enorm. Immer mehr Anbieter strömen in den schnell wachsenden Markt Das moderne Zeitalter, das sich dank der voranschreitenden Digitalisierung im ständigen technologischen Wandel befindet, stößt immer öfter in konservative Lebensbereiche vor und verändert diese grundlegend. Kreditkarten, die ihren festen Platz in fast jedem Portemonnaie gefunden haben oder die steigende Popularität der internetbasierten Bezahldienste wie PayPal und Co., die aus dem modernen E-CommerceGeschäft kaum wegzudenken sind. Um genau solche Prozesse umzusetzen, sind Veränderungen in der Intralogistik notwendig. Teilautomatisierte Lager werden tendenziell abnehmen. Vollautomatisierung mit intelligenten Regalsystemen, autonomen Flurförderzeugen und einer Software, die den Warenfluss kosteneffizient steuert, wird einen hohen Stellenwert einnehmen – sprich Intralogistik 4.0. Schließlich muss der Warenfluss schneller erfolgen und großer Wert auf Kostendisziplin gelegt werden. Mitarbeiter nehmen in diesem Szenario eine Kontrollfunktion ein, welche nur bei sich abzeichnenden Störungen korrigierend eingreifen. Neue Lager- und Distributionszentren entstehen und bestehende werden aufgerüstet, weil eine dezentralisierte Verteilstruktur notwendig ist. So lauert auch ein hohes Automationspotenzial noch in den Emerging Markets. Während in Deutschland auf 1 Mio. Einwohner schon 1.010 Gabelstapler Die Entwicklung geht unaufhaltsam weiter und wird mit zunehmender Etablierung des E-Geld-Systems in der zukünftigen Perspektive das Papier- und Metallgeld überflüssig machen und auch die Entstehung neuartiger Bezahldienste fördern. Zu den neuen Bezahldiensten gehören kontaktlose Transaktionsmöglichkeiten, die mithilfe mobiler Endgeräte durchgeführt werden können. Das Mobile-Payment-System Laut Analyse eines internationalen Beratungsunternehmens wird das Transaktionsvolumen via verschiedener mobiler und internetbasierter PaymentSysteme bis zum Jahr 2019 eine Größe von bis zu 2,3 Bill. USD betragen und ein rund 6 %iges jährliches Wachstum aufweisen. Die Erlöse der Payment-Industrie nehmen von Jahr zu Jahr zu und liegen fast regelmäßig über den Markterwartungen. [RE] „Logistik bewegt“ IN DIE LOGISTIK INVESTIEREN MIT DER LOGISTIK EXPRESS STRATEGIE Alternative zu direkter Geldanlage in Aktien, Anleihen und Fonds wikifolio.com ist Marktführer bei Social Trading Handelsaktionen in Echtzeit einsehbar Trader Aktivität Kauf und Verkauf über die Börse Bei allen Banken, Sparkassen, Online Brokern erhältlich Informationen erhalten Sie über www.logistik-express.com sowie über www.wikifolio.com/de/LOGEXP 35 TRANSPORT & LOGISTIK Nachhaltige Logistik in Asien: Die Zeit drängt in Fernost Die Wirtschaften in Asien wachsen rasant. Aus Asien stammen bereits 60 Prozent der Treibhausgasemissionen - dies wurde im Mai 2016 auf der 49. Jahrestagung der größten Entwicklungsbank Asiens, die Asian Development Bank (ADB) verlautbart. Maßnahmen zur Minderung des Ausstoßes von Gasen, die zum Treibhauseffekt beitragen, müssen schnell auch im Logistikbereich umgesetzt werden. AUTOR: DIRK RUPPIK D as Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hat in diesem Zusammenhang das Projekt „Transport and Climate Change (TCC)“ für die ASEAN-Region initiert. Auch Logistikdienstleister wie Agility arbeiten intensiv an der „Grünen Logistik“. DIRK RUPPIK Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind für Asien wichtig Die Nachhaltigkeit von Logistik- bzw Versorgungsketten überspannt naturgemäß sehr unterschiedliche Einzelbereiche. Der Begriff Nachhaltigkeit bezieht sich in erster Linie auf die Reduzierung des Energieverbrauchs, von CO2 und anderen Treibhausgasen sowie Rußpartikeln. Die Bereiche umspannen das Fahrtraining für Lkw-Fahrer, die Aerodynamik von Fahrzeugen, Gewichtseinsparung, treibstoffeinsparende Bereifung, Routenplanung, Ausbau von Infrastruktur bis hin zu politischen Anreizen für die Umsetzung von Umweltrichtlinien. Laut der Studie „Delivering Tomorrow – Zukunfstrend Nachhaltige Logistik“ der Deutschen Post AG liegen „vier der zehn Länder mit den höchsten CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoffen in Asien. An erster Stelle steht China, aber auch Indien, Japan und Südkorea gehören zu den zehn größten Emittenten. Obwohl nur 5,5 Prozent aller motorisierten Fahrzeuge in China in der Transportindustrie eingesetzt werden, verursacht der Sektor mehr als 30 % des gesamten Erdölverbrauch des Landes.“ China hat beschlossen, seinen Energieverbrauch pro BIP-Einheit bis 2020 um 40 bis 45 % gegenüber 2010 reduzieren. Ein erstes Pi- 36 LOGISTIK EXPRESS 3/2016 lotprojekt im Bereich „Grüne Lkw- und Frachtlogistik“ startete im südchinesischen Guangzhou in 2009, das zu einem größerem Projekt in Guangdong und zu einem chinaweitem Programm führte. BMZ-Projekt für die ASEAN-Region in Phase 2 Um die Auswirkung einer zunehmenden Mobilität zu mildern, hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in 2012 beauftragt, das Projekt „Energy Efficiency and Climate Change Mitigation for the Land Transport Sector of the ASEAN Region“ (Kurz: Transport and Climate Change (TCC)) in Kooperation mit dem Generalsekretariat für die ASEAN-Region durchzuführen. Ende 2015 wurde die erste Phase des Projekts beendet. In dieser Phase wurden seit 2012 die Strategien und Aktionspläne der einzelnen Länder für die Verbesserung der Energieeffizienz und der Reduzierung von Treibhausgasen für den Landtransport entwickelt, eingeführt und überwacht. Die zweite Phase wird bis Ende 2018 implementiert. An dem Projekt nehmen direkt Malaysia, die Philippinen, Thailand und Vietnam teil. Das Projekt ist Teil des regionalen Programms „Cities, Environment and Transport in the ASEAN Region”. Die zweite Projektphase, die in diesem Jahr begann, fokussiert auf die Zusammenführung der Aktivitäten aus der ersten Phase und der Unterstützung konkreter Maßnahmen zur Energieeffizienz und Reduzierung von Treibhausgasen sowie der Verbesserung der Einführung der Maßnahmen auf regionaler und nationaler Ebene. Auf der Projekt-Webseite (http://transportandclimatechange.org) können Veranstaltungen, Publikationen und Ergebnisse des Projektes eingesehen werden. Rahmenwerk für „Grüne Fracht und Logistik“ gefragt Der Energieaufwand für den Frachttransport beläuft sich weltweit bereits auf 35 % des globalen Energieverbrauchs für Transport. In Asien soll sich der Straßenfrachttransport um 645 % bis 2050 steigern (verglichen mit 2000) und damit den Schienenfrachttransport hinter sich lassen. In Indonesien wuchs er zwischen 2000 und 2010 um 530,5 % und in China um 600 Prozent. Indonesien plant laut dem stellvertretenden Präsidenten für Wissensmanagement und nachhaltige Entwicklung bei der Asian Development Bank (ADB) Bambang Sosantono seine Treibhausgase bis 2020 um 41 % durch die Umsetzung von Aktionsplänen und die Ausweitung von intermodalem Transport zu senken. Laut Tran Anh Duong, stellvertretender Generaldirektor des Transportministeriums Vietnams, hat die Volksrepublik eine nationale Green Growth Strategy ausgefertigt, die die Steigerung der Energieeffizienz, die Nutzung von erneuerbaren Energien sowie die Einführung des Frachttransports entlang der Küste und entlang der Inlandswasserwege vorsieht. Auf Thailands Straßen bewegen sich rund 140.000 Busse, 6,5 Millionen Kfz und sechs Millionen Dieselpickups. Gemäß Thibodee Harnparasert, Beiratsmitglied der Federation of the Thai Industries (FTI), verschlingt der Transportbereich alleine 36 % der Energie des Landes. Daher hat die FTI der Regierung ein Energieeffizienzprogramm für Logistik und Transportmanagement vorgeschlagen, durch das 2.500 Angestellte von 240 Unternehmen trainiert wurden. Dazu gehört die Verkürzung der Ladezeiten, Reduzierung des Treibstoffs durch die richtige Reifenwahl und -druck, Senkung der Anzahl von Leerfahrten. Zudem kann mittels GPS und der Überwachung der LkwBewegungen die Beladung optimiert werden. Singapur ist in der ASEAN-Region im Bereich der Technologiestandards für Lkw führend und will bis 2017 die Euro VI-Emissionsstandards implementieren. Allerdings bestehen Probleme mit dem grenz-überschreitenden Verkehr aus Nachbarländern, denn die meisten ASEAN-Länder erfahren große Herausforderungen bei der Einführung von Treibstoff- und Fahrzeugstandards. Zudem müssen die Regierungen Lkwund Fuhrparkbesitzer bei der Modernisierung der Lkw finanziell unterstützen. Laut Martin Schmied, Leiter der Abteilung I 3 Verkehr, Lärm und räumliche Entwicklung beim deutschen Umweltbundesamt, ist grundsätzlich eine Strategie für Grüne Logistik von Nöten, die alle Gebiete umfasst. Um Lösungen zur Verminderung von Emissionen zu finden, sollte die Methode der Treibhausgasemissions-Berechnung berücksichtigt werden. (Emissionen = Gewicht x Distanz x Emissionen pro Tonnenkilometer für den jeweiligenTransportmodus). Daraus ergeben sich folgende emissionsvermindernde Maßnahmen: Gewichtsreduzierung von Versendungen und Verpackungen, Reduzierung der zurückgelegten Distanzen (z. B. Near Sourcing, Routenmanagement), Reduzierung der spezifischen CO2-Emissionen des Fahrzeugs (Verminderung von Leerfahrten, Erhöhung des Ladungsfaktors und der Effizienz des Lkw, Nutzung von kohlenstoffarmen Treibstoff. „KLIMASCHUTZ & NACHHALTIGKEIT SIND FÜR ASIEN JETZT WICHTIG" B2B.LOGISTIK-EXPRESS.COM INTERNATIONALES UNTERNEHMENSPORTAL FÜR LOGISTIKER WERDEN SIE TEIL UNSERES NETZWERKS! 37 TRANSPORT & LOGISTIK Mit wenigen Klicks: Werden Sie Teil unseres neuen B2B-Netzwerks! b2b.logistik-express.com Maßnahmenkatalog zur Förderung von „Grüner Fracht“ Weitere Maßnahmen zur Förderung von „Grüner Fracht“, die durch die Teilnehmer des Workshops „Green Freight and Logistics in Asia“ der ADB und GIZ zusammengetragen wurden, sind z. B. auf der technischen Seite die Verbesserung des Dieselantriebs und die Nutzung von Hybridantrieben. FRANK CLARY Die Optimierung der Logistik umfasst die Verbesserung der Stadtlogistik, Einführung von Verkehrsmanagmentsysteme und Routenplanung, die Ladungsoptimierung, das Bilden von Konsortien aus Fuhrunternehmen sowie die Schaffung einer FrachtlogistikInformationsplattform. Im Bereich der Verlagerung von Straßenfracht auf andere Transportmodi wurden u. a. folgende Lösungen gefunden: Einsatz von längeren Zügen bzw. Doppeldecker-Zügen, Anpassung der Schienenfahrzeuge an Markterfordernisse, Verbesserung der Infrastruktur (Schaffen von gesonderten Schienenfrachtverbindungen, Elektrifizierung der Schienenwege, Beseitigung von Verkehrsengstellen), Erstellen von Logistikkonzepten (Schaffen eines Netzwerkes von multimodalen Frachtzentren, Einsatz von Blockzügen, Palettendurchlaufsystemen, Konzentration auf Marktsegmente, die Schienentransport favorisieren) sowie die staatliche Regulierung (Besteuerung, Ermöglichen von Hafenwettbewerb und -moderni- 38 LOGISTIK EXPRESS 3/2016 Finden Sie Betriebe nach Nam Standort / Kategorie / Firmen Speziell auch für Messen geeig B2B Betriebssuche / Matchfind sierung, Aufbau von Schifffahrtsnetzwerken, Beseitigung von physischen und Organisationsbarrieren). Agility reduziert Emissionen für APAC-Kunden Der schweizer Logistikdienstleister Agility nimmt an einer strategischen Partnerschaft im Bereich Nachhaltigkeit in der APAC-Region mit dem World Economic Forum teil. Laut Frank Clary, Leiter des globalen Corporate Social Responsibility-Programms beim Unternehmen, hilft Agility seinen Kunden bei der CO2-optimierten Versendung von Gütern. „Für den AsienPazifik-Raum haben wir sehr effektive „grüne Lösungen“ entwickelt. Im Luftfracht-Programm konsolidieren und optimieren wir die Ladung und erreichen dadurch zehn Prozent Kosteneinsparung und CO2-Minderung. Ähnliches gilt für den Seefrachtbereich. Für einen Bekleidungshersteller verwenden wir Verpackungsmaterial wieder. Zudem haben wir diesem Kunden hunderttausende von Dollars durch die Reduzierung der Umweltauswirkungen des Unternehmens bei gleichzeitig hoher Servicequalität über einen Zeitraum von sechs Jahren eingespart“, sagte Clary. Einem globalen Telefonkonzern half der Logistiker die Emissionen um neun Prozent pro Jahr bei der Versendung von einer Million Kilogramm Luftfracht zu verringern. Dabei wurden die Güter im Transitbereich konsolidiert und dichter gepackt, um Totraum zu vermeiden. Weiterhin wurde das Packgewicht und die Anzahl der Paletten reduziert. Dadurch verringerten sich die Emissionen als auch die Transportkosten. [DR] Digitalisierung Compliance Die Macht der Informationen „Korruption? Nein danke!“ Supply Chain Finance Die neue Seidenstraße Weshalb werden so viele Milliarden Euro nicht besser genutzt? Wie ändert das Projekt „One Belt, One Road“ die globalen Supply Chains? The Supply Chainers’ Conference 4. Internationale Fachkonferenz 6. – 7. Oktober 2016 Frankfurt am Main Die Supply Chain von morgen gestalten und beherrschen Keynotes: Prof. Dr. Andreas Aulinger, Direktor, Institut für Organisation & Management (IOM), Steinbeis-Hochschule Berlin Willy Lin, Member of the Hong Kong Logistics Development Council Award Night: 11. Jetzt anmelden! www.exchainge.de PREISVERLEIHUNG SUPPLY CHAIN MANAGEMENT AWARD Diskutieren Sie mit Experten u. a. von Axel Springer, Bilfinger, Deutsche Umschlaggesellschaft Schiene-Straße (DUSS), DHL Global Forwarding, ERT – eResearchTechnology, EffizienzCluster Management, Fraunhofer IML, IMPERIAL Logistics, Mapudo, Nokia Solutions and Networks, Orion Engineered Carbons und unu. Supply Chain Management | Finanzen | Logistik | Einkauf Entscheidungsträger aus Start-ups, dem Mittelstand und der Konzernwelt Kooperationspartner Gesellschaft für technische Entwicklung Brandschutz AG Medienpartner I TRANSPORT & LOGISTIK TTIP - »Gehts machts doch nicht so an Pahöll!« Ruft der besoffene Generalstäbler in Karl Kraus’ Die letzten Tage der Menschheit bevor er unter den Tisch fällt. Wie die Geschichte ausgegangen ist, wissen wir. Was der “Pahöll” um das Abkommen zur Transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP) für die Logistik bringt, wissen wir auch - oder? REDAKTION: PETER BAUMGARTNER T TIP ist jedenfalls nicht das einzige geplante Vertragswerk, das uns angeblich Sorgen machen soll. Zwar ist der „Pahöll“ darum ungleich größer als um andere internationale Verträge, aber durch CETA (Comprehensive Economic and Trade Agreement) und TISA (Trade in Services Agreement) sind nicht weniger weitreichende Veränderungen zu erwarten. Verschwörungstheoretiker könnten zum Schluss kommen, man will verhindern, dass der Teufel durch die Eingangstür kommt und gleichzeitig lässt man den Beelzebub beim Hintereingang rein. Der formelle Startschuss für die Verhandlungen über ein EU-USA-Freihandelsabkommen (Transatlantic Trade and Investment Partnership/TTIP), erfolgte bereits 2013 mit dem Beschluss des Verhandlungsmandates aller EUMitgliedsländer. Damit wurde die EU einvernehmlich zum Verhandlungspartner mit den USA nominiert und alle Mitgliedsstaaten - allen voran die nun abtrünnigen Briten - haben bereits vorweg grundsätzliche Verhandlungspositionen deponiert. EU-Chefverhandler Ignacio Garcia Bercero verhandelt jetzt also auch im Auftrag von UK und er vertritt Positionen, die auch Österreich eingebracht hat. Sein US-Gegenüber ist Dan Mullaney. Über beide zentrale Figuren ist öffentlich ungefähr so viel bekannt, wie über das Wasservorkommen am Jupiter. Was TTIP-Kritiker als Geheimverhandlung bezeichnen, ist dennoch in Wahrheit eigentlich nichts anderes, als eine Verhandlungspraxis mit dem Ziel zuerst 40 LOGISTIK EXPRESS 3/2016 TTIP UND DIE FOLGEN FÜR DIE DEMOKRATIE Quelle: Greenpeace zu einem Ergebnis zu kommen, dass dann von den Auftraggebern, also von allen EU-Ländern, akzeptiert werden kann - oder auch nicht. Geheim sind die Verhandlungen nur insofern, dass interessierte Gruppen und die Öffentlichkeit schlechte Karten haben, wenn jemand nicht Englisch versteht. Denn außer einigen grundsätzlichen Informationen in den Landessprachen wird nur in Englisch verhandelt und kommuniziert. Da helfen auch die von Greenpeace veröffentlichten „Geheimdokumente“ auf der Website Ttip-leaks.org wenig, weil sie ebenfalls nur auf Englisch veröffentlicht sind. Das ist aber kein typisches TTIP-Problem, sondern ein generelles EU-Problem. Denn obwohl Deutsch die am häufigsten verwendete Muttersprache in der EU ist (20 %), wird innerhalb der EU hauptsächlich Englisch und Französisch (13 bzw. 12 % Muttersprache) kommuniziert. Mit dem Austritt Großbritanniens wird sich das Verhältnis noch dramatisch verändern. Der österreichische Richter Viktor Kreuschitz in Luxemburg bedauert, dass gerade wegen dieser Sprachbarrieren, viele hochbegabte junge Bürger in Brüssel scheitern. Damit ignoriert die EU ihren eigenen Anspruch, nämlich von den Unionsbürgern ver- standen zu werden. Kein Wunder also, dass die Bevölkerung auch im Zusammenhang mit TTIP von „Geheimverhandlungen“ spricht. Das wird sich aber auch nicht ändern, wenn der fertig verhandelte TTIP-Text am Tisch liegt. Der Unterschied zwischen den angeblich zu erwartenden Auswirkungen durch TTIP und der EU-Politik ist in Wahrheit nur der, dass man die Auswirkungen der EU-Politik schon lange auf der eigenen Haut spüren kann. Unweigerlich kommt einem der „Turmbau zu Babel“ in den Sinn, berücksichtigt man die aktuelle Entwicklung der Union mit dem Austritt von UK. Futtertrog oder Futterneid? TTIP soll angeblich grundsätzlich etwas mit „freiem Handel“ zu tun haben. Was aber so aus dem Verhandlungsprozess an das Licht der Öffentlichkeit kommt, umschreibt eher den Handel unter einer allgemeinen Regulierungsangst der Regierenden, wie wir das schon über weite Strecken in Europa gewohnt sind. Ins Österreichische übersetzt wäre das ungefähr so, wie in Kärnten jahrelang Politik gemacht wurde: „moch ma amol, don sehg ma schon“(wir machen es einfach und schauen dann, ob sich jemand aufregt). Realpolitisch ist TTIP sehr ähnlich mit dem, was es in Europa schon fast flächendeckend gibt oder zumindest angestrebt wird. Es geht bei Licht betrachtet darum, die „europäischen TTIPs“ um ein „US-EU-TTIP“ zu ergänzen. Anders gesagt, wir machen mit den USA, was wir mit anderen Ländern schon hundertfach gemacht haben. Und es geht um die Frage. Lassen wir Europäer die Amis auch an den Futtertrog oder fressen wir ihn alleine leer? Plakativ gesagt. TTIP Gegner gönnen den Amis nicht, am europäischen Futtertrog zu sitzen. Futterneid! Was grundsätzlich ja auch verständlich ist. Nur dass es jenen in der EU, denen etwas weggefressen wird, letztlich egal sein kann, wer ihren Teil vom Kuchen verschlingt. Befürworter sagen, dass durch TTIP die Wirtschaftsleistung in Europa wachsen wird. TTIP Gegner bezweifeln das eher und wenn überhaupt, wird Wachstum nur auf Kosten anderer Leistungen stattfinden können. Wie auch immer, mehr Wirtschaftsleistung bedeutet mehr Handel, mehr Verkehr und demnach auch mehr Logistik. Ist TTIP also gut für die Logistik? Ja, etwa weil Waren aus den USA trotz Transportkosten billiger in Europa verkauft werden können. Folglich nimmt der Warenaustausch zu und die Logistik profitiert. Den Grünen in der EU ist das jedoch zu kurzsichtig. Ihnen geht es um Qualität und nicht um Quantität. Da haben sie zwar grundsätzlich Recht, allerdings stört es in der EU nicht mal die Grünen, dass jeder transportierte Container 40 % Luft enthält und der schlimmste Verkehrstreiber Leerfahrten sind. Mangelnde Transportqualität spielt also schon innerhalb der Union keinerlei Rolle. Logistiker halten sich deshalb mit ihrer Einschätzung zu TTIP auch sehr bedeckt. Warum soll sich auch eine Branche um eine Qualität kümmern, die sie selber nicht beeinflussen kann? Es wird wohl niemand ernsthaft erwarten, dass ein Spediteur den Transport von Hendln ablehnt, nur weil sie nicht biologisch sondern mit Chlor gewaschen sind. KMU unter Druck Als gesichert kann jetzt schon gelten, dass kleine Betriebe zunehmend unter Druck geraten werden und allfällige Handelserleichterungen durch TTIP keineswegs generell ein Segen für KMU sein werden. Zwar verspricht die EU den KMU einen Ausbau der direkten und kostenlosen Unterstützung zu, aber mehr Zeit kann den Unternehmen wohl niemand geben. Genau die werden sie jedoch brauchen, allein schon, um englische Verträge zu studieren. Vielleicht werden aber als Konsequenz daraus, die in der EU ohnehin schon flächendeckend vorhandenen Verbandsstrukturen weiter wachsen und ausgleichend wirken. Gibt es doch in der Union praktisch schon jetzt nichts mehr, was nicht in irgendeinem Verband organisiert und geregelt wird. Oft sogar mehrfach. Ein geflügeltes Wort besagt deshalb, dass jeder Werktätige sogar eine Durchschrift seines Klopapiers an die Gewerkschaft oder Wirtschaftskammer senden muss. Wenn kleine Unternehmen darauf bauen können, dass die bestehenden Strukturen in der Union mit TTIP mitwachsen – und das werden sie ganz sicher – dann werden durch TTIP provozierte Nachteile auch nicht mehr Kleinbetriebe oder Bauern zugrunde gehen, als das jetzt schon dank EU-Politik der Fall ist. Das österreichische Verbandswesen ist ja geradezu verfassungsmäßig gezwungen, sich Herausforderungen immer wieder neu anzupassen. Könnte höchstens sein, dass die Zwangsmitgliedsbeiträge steigen. Industrie, Finanz, Handel – wer durch TTIP gewinnt Für den Verkehrsbereich und sicher für den Flugverkehr ist parallel zu TTIP vielmehr ein Abkommen EU / USA über den Flugverkehr relevant, gestehen grüne TTIP Gegner zu. Die Inhalte dieses Abkommens verleihen den US Airlines mehr Zugang zum EU Markt, als umgekehrt. Darüber hinaus, werden Emissionen und Grenzwerte nicht hin zu einer Verbesserung geregelt. Aber dieses Abkommen wollte die EU und wurde nicht von den USA initiiert. Ein vollständig offener Luftverkehrsraum zwischen EU und USA muss unser Ziel bleiben“, erklärte Jaques Barrot als EUVizepräsident bereits 2008, als das erste Luftverkehrsabkommen gefeiert wurde. Zusätzliche Emissionen durch „Open Skies“ waren den Europäern damals egal. Jetzt soll es plötzlich böse sein? Denken wir an den Maschinenbau oder die Autoindustrie, dann heißt das, die Logistik würde klar zu den TTIP Gewinnern zählen. Die Autoindustrie in den USA hat noch ungeahntes Wachstumspotential und endlich könnten auch mehr Dieselfahrzeuge in die USA exportiert werden. Mag sein, dass die Sonne Floridas plötzlich hinter dem importierten Ruß verschwindet, aber die Logistik hat damit ja nichts zu tun. Die VOEST schert sich ja auch nicht darum, welche Auswirkungen ihr Profitstreben LOGISTIK express 3|2014 41 TRANSPORT & LOGISTIK Quelle: Greenpeace TTIP KÜMMERT SICH UM MENSCH & UMWELT in den USA verursacht, wenn sie vor Ort auf billige Fracking-Energie setzt. Es würde auch keinen Unterschied mehr machen, die so gewonnene Energie dank TTIP gleich nach Linz zu importieren. Billige Energie Made in USA frei Haus sozusagen. Geradezu ein Schlaraffenland für alle Schiffslogistiker. Denken wir an die Ölindustrie, die über eine salonfähige und billige FrackingEnergiegewinnung plötzlich wieder Unmengen Handel betreiben könnte. Geradezu ein Glücksfall für die Logistik. Die Finanzindustrie wäre bedenkenlos ebenfalls ein großer Profiteur von TTIP. Die gewinnt ja immer. Nun zählt die Finanzindustrie zwar nicht gerade zu unseren liebsten Kindern. Aber wir Europäer haben sie mit unseren Gesetzen zu dem gemacht, was sie ist. Allein wenn man bedenkt, dass der Marktwert des Pissoirs im Commerzbank-Tower um ein Vielfaches höher ist, als ein Einfamilienhaus in Hietzing, kann es durch TTIP auch nicht viel schlimmer kommen. Aber dank prall gefüllter Tresore würden die Banken plötzlich wieder über eine Investitionskraft verfügen, die viele im Dornröschenschlaf liegende Logistikprojekte wach küssen könnte. Was kümmert es also die Logistik, dass dabei vielleicht bessere 42 LOGISTIK EXPRESS 3/2016 Bankenregulierungen in den USA den Bach runter gehen? Hauptsache die Finanzgewinne werden richtig – nämlich in Logistik fördernde Maßnahmen investiert. Der Handel, den sich in Europa eine Handvoll Player unter sich aufteilen und mit einer schonungslosen Preispolitik kleine Produzenten und Bauern in den Ruin treiben, bekäme durch TTIP plötzlich einen enormen Druck aus den USA, weil auch amerikanische Handelsketten auf den Markt drängen würden. Für REWE und Co könnte es dann heikel werden. Der Konsument und der Kleinproduzent würde jedoch nur merken, dass er von mehr Vampiren umzingelt ist. Die Folgen für die Logistik: ein enormes Wachstum. Alles was Recht ist Ein beliebtes Totschlagargument gegen TTIP sind die geplanten Investitionsschutzmaßnahmen und ganz besonders die darin vorgesehenen Schiedsgerichte, denen sehr weitreichende Machtbefugnisse eingeräumt werden sollen. „Vor diesen Schiedsgerichten sollten wir uns fürchten“ sagt man, weil plötzlich jede US Firma in der EU einzelne Mitgliedsstaaten direkt verklagen könnte. Allerdings, genau das machen EU Firmen und andere Firmen weltweit ja bereits seit vielen Jahren - meist zu Lasten ärmerer Länder. Und Deutschland gilt sogar als Erfinder dieser juristischen „Errungenschaft“ Allein Österreich pflegt Investitionsschutzabkommen mit über 60 Ländern und noch weit mehr Handelsabkommen! Eine Streitschlichtung findet, wie bei TTIP vorgesehen, oft vor dem Schiedsgericht in den USA statt. Das Internationale Zentrum zur Beilegung von Investitionsstreitigkeiten (International Centre for Settlement of Investment Disputes kurz: ICSID) wird von Frau Meg Kinnear geführt. Ob sie oder Angela Merkel die mächtigste Frau der Welt ist, darüber herrscht keine Einigkeit. ICSID wurde jedenfalls schon 1966 gegründet und sichert seither weltweit das Recht von Investoren gegenüber allzu eifriger Regierungswut. Allerdings wurde damals auch versprochen, dass der weltweite Investorenschutz bessere Lebensbedingungen und mehr Arbeitsplätze bringen wird. Die Weltgeschichte der letzten 50 Jahre lehrt uns allerdings das Gegenteil. Warum das durch einen TTIP-Investorenschutz anders werden soll, konnte noch nicht überzeugend dargestellt werden. Vielleicht würde sich die geheime Gerichtsbarkeit mehr nach Europa verlagern und europäische Konzerne müssten nicht mehr den Umweg über die USA nehmen, wenn sie Staaten in Europa verklagen wollen. Man denke nur an den nicht mehr ganz so geheimen Fall, wo ein schwedisches Unternehmen (Vattenfall) Deutschland vor dem US Schiedsgericht verklagt. TTIP? Haben wir doch schon! Es ist ganz egal, welches Argument der TTIP Gegner man auch aufgreift, die Erkenntnis ist immer wieder gleich: Die prognostizierten Probleme haben wir bereits in allen Schattierungen im eigenen Haus Europa. TTIP bringt Handel nur auf Kosten von Sozial-, Umwelt- und Arbeitsstandards sagen die Gegner – diese Probleme gibt es aber in der EU bereits an jeder Ecke. Warum soll die Logistik dafür verantwortlich sein, wenn sie Gen verseuchte Produkte aus den USA importieren muss? Sie wird ja auch nicht verantwortlich gemacht, wenn sie Blumen aus Afrika importiert, wo europäische Produzenten Methoden anwenden, dass Kinder bei der Arbeit umfallen wie die Fliegen. Menschenrechte müssen Vorrang vor den Interessen privater Investorinnen und Investoren haben. Ein schönes Ziel, aber wir Europäer dürfen weiterhin Totschlagabkommen mit Ländern der Dritten Welt ratifizieren und dort den Markt derart kaputt machen, dass es für die örtlichen Bauern billiger ist, die importierten Waren aus Europa zu kaufen, anstatt selber zu produzieren. Wir wollen keine Chlorhendl, aber auf das Glyphosat Gemüse im „Feinkostladen Österreichs“ wollen wir nicht verzichten. Wir wollen, dass die kleinstrukturierte Landwirtschaft erhalten bleibt, aber sie soll sich gefälligst daran gewöhnen, dass man sie eigentlich nur zur Landschaftspflege und für das wöchentliche Marktstandl in der Innenstadt und nicht für die Milchproduktion braucht. Noch ein Beispiel aus der Binnenschifffahrt: Was TTIP Gegner befürchten, ist in der europäischen Binnenschifffahrt dank europäischer Gesetzgebung schon längst Standard. Zum Beispiel nützen auch nicht EU Reeder die laxen Sozialgesetze in der EU, um an Bord Schiffspersonal billig beschäftigen zu können. Umgekehrt dürfen auf Schiffen unter US-Flagge grundsätzlich keine ausländischen Arbeitnehmer beschäftigt werden. Ausflaggen und das Wechseln der Flagge wie die sprichwörtliche Unterhose, ist durch EUGesetze legitimiert. Schiedsgerichtsbarkeit gibt es schon. Sogar eine abgekoppelte Gesetzgebung durch und mit der Schweiz als nicht EU-Mitglied gibt es schon. Und mit der Schweiz wird Recht über europäische Binnenschiffer gesprochen. Die Schiffe werden von Billigarbeitern gebaut, die in europäischen Massenquartieren sogar verbrennen können, weil es keine ausreichenden EU-Gesetze und Kontrollen gibt. Oder die Schiffe werden gleich zollfrei als billige Massenware aus China importiert. Selbst die mangelnde Transparenz, die durch TTIP herbeigeredet wird, gibt es in der Binnenschifffahrt längst flächendeckend, weil nur ein paar handverlesene Experten als Sachverständige und Juristen entscheiden und die Medien als 4. Macht völlig abgemeldet sind. Und wenn es bei einem Rechtsstreit infolge eines Schiffsunfalls mal so richtig teuer wird, dann zahlt – wie bei TTIP zu erwarten – der Steuerzahler. Der Binnenschifffahrt könnte TTIP in Europa also nicht mehr Sonderbarkeiten bringen, als es eh schon gibt. Höchstens könnte TTIP zu neuen Transportprodukten verhelfen. Zum Beispiel, würde durch TTIP Fracking in Europa erlaubt, könnten allein die dabei entstehenden Abfallmengen den mittelfristig vorhersehbaren Ausfall der Kohletransporte lückenlos ersetzen. “Die letzten Tage der Menschheit” – der TTIPKreis schließt sich Wir alle sind betroffen, rufen die TTIP Gegner und warnen vor „den letzten Tagen der Menschheit“. TTIP bedeutet das Aus für ein demokratisches Rechtssystem. Das Ende von Umwelt-, Verbraucher- und ArbeitnehmerInnenschutz und das Ende der Lebensmittelsicherheit sowieso. Unsere unglücklichen Bundespräsidentschaftskandidaten wollen sogar das Volk über TTIP abstimmen lassen. Ja genau, wir stimmen gegen TTIP aber als Patrioten für Europa. Weil unsere Errungenschaften schaffen wir schon selber ab. Dafür brauchen wir keine Amis. Wir schaffen das! Wir haben ja unsere eigenen „Experten“ in der EU sitzen. Angela Merkel sagt die Wahrheit, wenn sie behauptet, TTIP wird keine Standards in Europa absenken. Vielleicht wird aber auch nur die schon laufende Absenkung beschleunigt – danach wurde Merkel ja nicht befragt. Bei aller Zurückhaltung vor dem Hintergrund, dass wir über die Geheimakte TTIP noch sehr wenig Fakten wissen, weil es eben noch nicht fertig verhandelt ist, eine gesunde Skepsis ist jedenfalls angesagt. Insbesondere dann, wenn man sich erinnert, dass uns bei der schrankenlosen Öffnung der Finanzindustrie versprochen wurde, wir werden danach in einem Land leben, wo Milch und Honig fließen. Wie sich die EURegierungen letztlich zu TTIP entscheiden mag, entkoppeln darf man die eigenen Sauereien von aufgezwungenen US-Schweinereien infolge von TTIP nicht. Das trägt nicht zur Glaubwürdigkeit bei. Denn im Ergebnis macht es für den Bürger keinen Unterschied, ob man von der EU-Misswirtschaft oder von den TTIP Folgen über den „großen Teich“ gezogen wird. Man könnte es auch drastischer formulieren, der EU Bürger hat die Wahl zwischen erschießen oder aufhängen lassen. Weiß oder ungültig wählen hilft da leider gar nichts. Die Briten haben den dritten Weg gewählt. [PB] PETER BAUMGARTNER „TTIP & EU-PROJEKT GEWINNER HABEN GLEICHE ADRESSE" 43 TRANSPORT & LOGISTIK Ruhig und besonnen ans Werk Der neue Verkehrsminister Jörg Leichtfried avisiert eine „weitsichtige Verkehrspolitik“ mit dem Menschen im Mittelpunkt. BEITRAG: PI/REDAKTION Im EU-Parlament fiel der studierte Jurist Leichtfried – der sehr gut Englisch und passabel Französisch spricht – vor allem durch seine radikale Ablehnung der Zulassung von LangLkw auf EU-Straßen auf. Noch ist in Erinnerung ist, wie Leichtfried als Chefverhandler des EU-Parlaments im Jahr 2013 den damaligen EU-Verkehrskommissar Siim Kallas verbal attackierte und dessen Vorschlag zum Thema Lang-Lkw als „gesetzgeberischen Pfusch und frech“ bezeichnete, weil einzelne Punkte seiner Ansicht nach die Handschrift wirtschaftlicher Interessensgruppen trugen und im krassen Widerspruch zu früheren Aussagen von Kallas zum Lang-Lkw standen. s wird ein „Schulter an Schulter“ geben zwischen ihm, den neuen Bundeskanzler und dem von ihm ausgewählten neuen Verkehrsminister für Österreich, kündigte Christian Kern bei der Angelobung seines Kabinetts am 18. Mai im posthöfischen Ambiente in der Wiener Hofburg an. Diese Schulter neben ihm ist neben noch weiteren drei neu bestellten Ministern Jörg Leichtfried, 49 Jahre alt, und seit diesem Zeitpunkt Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie der Republik Österreich. Ein MammutMinisterium, in dem nicht nur Verkehrspolitik gemacht wird, sondern auch alle Agenden in Sachen Innovation und Technologie angesiedelt sind. In Brüssel hat sich Leichtfried mit Europa vernetzt, was ihm in seiner jetzigen Funktion als Minister sicherlich zugute kommt. Er kennt sich in Verkehrsfragen aus, kennt die Möglichkeiten und Vorgaben und bildet sich seine Meinung nach ausgiebiger Faktenprüfung. Leichtfried ist kein Mann der Schnellschüsse und des euphorischen Aktionismus, er agiert ruhig, besonnen, denkt nach bevor er im ausgewogenen österreichischen Tonfall spricht und mag keine überhastete Entscheidungen, damit „die Sache nicht den Bach hinuntergeht“, attestieren ihm politische Weggefährten zwischen Brüssel und Graz. Als Landesrat hat er sich für die Einführung einer flächendeckenden Lkw-Maut in Österreich sehr stark gemacht und damit landesweit für heftige Diskussionen gesorgt und sich zum Buhmann der Transportwirtschaft gemacht, die eine solche Maut strikt ablehnt. Diesen Schulter an Schulter-Anspruch leitet Kern aus seinen bisherigen Begegnungen und Erfahrungen mit Leichtfried im Europäischen Parlament ab, wo Leichtfried von 2004 bis 2015 die österreichische Flagge für seine sozialdemokratische Partei (SPÖ) hochhielt und zuletzt als SPÖ-Delegationsleiter agierte, bevor in seine steirische Heimat zurückkehrte und in der dortigen steiermärkischen Landesregierung in die Position des Landesrates für Verkehr, Umwelt, Sport und Tierschutz geholt wurde. Als SPÖ-Mann hat er in seinen ersten Statements angekündigt, dass er am bisherigen politischen Weg, nämlich möglichst viel Gütertransporte von der Straße auf die Schiene zu verlagern festhalten will. Er wolle eine Verkehrspolitik für Menschen machen und einen Dialog mit allen am Verkehr involvierten Akteuren führen. Wobei er die Zusammenarbeit mit der Transportbranche im gleichen Atemzug betonte. Diese wünscht ihm freilich viel Fortune in sei- JÖRG LEICHTFRIED „SCHULTER AN SCHULTER TUN STATT REDEN“ CHRISTIAN KERN 44 LOGISTIK EXPRESS 3/2016 E nem neuen Job und gibt ihm ganz deutlich zu verstehen, dass er seinen Ton in Sachen Lkw-Flächenmaut mäßigen sollte. „Minister Leichtfried ist nicht gut beraten, wenn er bei der Flächenmaut einen voreiligen Vergleich von Österreich mit Deutschland zieht“, so Alexander Klacska, Obmann der Bundessparte Transport und Verkehr in der Wirtschaftskammer Österreich. Die Verantwortlichkeiten bzw. Aufteilungen in Deutschland seien nicht mit Österreich vergleichbar. Zum gesamten deutschen Straßennetz von 620.000 Kilometer gehörten fast 13.000 Kilometer Autobahnen, 41.000 Kilometer Bundesstraßen sowie Landes-, Kreis- und Gemeindestraßen. Klacska: „Selbst wenn in Deutschland alle Bundesstraßen bemautet werden, wären noch rund 570.000 Kilometer Straßen, sprich mehr als 90 % der Straßen unbemautet.“ Bundeskanzler Kern hatte bei seinem Amtsantritt einen „New Deal“ in der Politik angekündigt und an diesen wird Leichtfried schon nach wenigen Tagen im Amt vom österreichischen Zentralverband Spedition & Logistik erinnert. Österreich habe im Vergleich zu Deutschland gerade im Logistikbereich großen Nachholbedarf und daher reiche die Branche Leichtfried die Hand und erwarte von ihm das gleiche, um Österreich als attraktiven Logistikstandort weiter auszubauen. Die 11.000 Speditionsunternehmen des Landes geben 160.000 Menschen Brot und erwirtschaften einen Umsatz von 34 Mrd. Euro pro Jahr. Darin enthalten sei eine direkte Wertschöpfung von mehr als acht Mrd. Euro, weist Verbandspräsident Wolfram Senger-Weiss ausdrücklich hin. Noch vor seiner Angelobung als Minister hatte sich Leichtfried noch einmal mit der Forderung für eine Flächenmaut aufgebäumt, doch danach antwortete er auf Journalistenfragen in dieser Causa schon sehr zurückhaltend und war um eine klare Aussage verlegen. Was freilich damit zusammenhängt, dass die Entscheidung für eine Flächenmaut eine ist, die auf Ebene der Bundesländer getroffen wird. Und diese sind sich in dieser Frage gar nicht einig. [RE] „11.000 SPEDITIONSUNTERNEHMEN GEBEN 160.000 MENSCHEN BROT & ERWIRTSCHAFTEN 34 MRD. EURO/JAHR“ Jörg Leichtfried, geboren 1967 in Bruck/ Mur (Bundesland Steiermark), ist studierter Jurist und begann 1995 seine berufliche Karriere als Rechtsreferent in der Arbeiterkammer Steiermark. Ab 1982 war in verschiedenen sozialistischen Jugendorganisationen tätig und ab 2004 EU-Parlamentarier bis 2015. Zuletzt als Delegationsleiter der Sozialdemokratischen Partei (SPÖ) in Brüssel und Vize-Präsident der Sozialdemokratischen Fraktion im EU-Parlament. Von 2015 bis Mai 2016 war er Landesrat für Verkehr, Umwelt, Sport und Tierschutz in der steiermärkischen Landesregierung und seit 18. Mai 2016 ist er Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit). WIR HABEN IHRE EUROPAWEITEN LANDVERKEHRE FÜR SIE IM GRIFF Der Spezialist für Stückgut, Teil- und Komplettladungen, Gefahrgut und Sondertransporte, Zoll und Steuerfragen, Messen sowie Umzüge. DHL Freight – Excellence. Simply delivered. www.dhl-freight.at [email protected] 0043 (0) 3135 9020 8300 45 TRANSPORT & LOGISTIK „Friends on the Road“ Trottel der Nation? Die Begriffe Verursacherprinzip und Verursachungsprinzip – also das Kostenzurechnungsprinzip - werden in der Umweltdebatte innerhalb der Logistik oft vermischt. Daraus entwickeln sich ganz eigenartige, am Thema vorbei laufende Diskussionen, die letztlich mit der Sache nichts mehr zu tun haben. AUTOR: PETER BAUMGARTNER PETER BAUMGARTNER E in typisches Beispiel ist die Forderung nach einer flächendeckenden Maut. Sie soll den Verkehrsweg von der Straße auf die Schiene bringen und die „Verursacher“ von Straßenschäden – die Trucker – zur Kasse bitten. Ein Schuss ins Knie, wenn nicht begleitende Maßnahmen getroffen werden. Denn allein durch eine zusätzliche Maut wird im Sinne der Umwelt kein einziger Transport effizienter und kein Lkw wird deshalb von der Straße verschwinden – ganz im Gegenteil. So sinnbefreit kann nur argumentieren, wer zum Beispiel unter dem Artenschutz der Verfassung steht. Aber auch andere Eigenheiten lassen sich feststellen, betrachtet man Logistikdebatten aus der Vogelperspektive: Es gibt Berufsgruppen, die haben ein Imageproblem und es gibt welche, die haben überhaupt kein Image. Letztere können praktisch nichts Recht machen. Egal wie gut sie ihren Job machen oder wie wichtig sie für die Gesellschaft sind, sie werden immer die „Trottel der Nation“ sein. In der Logistik führen die Berufskraftfahrer die Trottel-Skala mit großem Vorsprung an. Schuld daran, so die Betroffenen, sind hauptsächlich die Medien, die nur den Fahrer auf „rollenden Zeitbomben“ und als Stauverursacher sehen oder ihn einfach als „Täter“ abstempeln und zur allgemeinen Bedrohung erklären. Kein Wunder, dass kaum noch qualifizierte Fahrer auf den „Bock“ steigen wollen. Johannes Hödlmayr, Vorstand der Hödlmayr International AG, plädiert dafür, dass der Lkw-Fahrer vom Image her einmal dort landen möge, wo der Pilot ist und die gleiche Wertschätzung erfährt. Ein frommer Wunsch, der wie andere Imageaktionen auch ins Leere läuft, wenn sich nicht grundlegende Änderungen bei der Auslegung des Verursacherprinzips finden. 46 LOGISTIK EXPRESS 3/2016 „ROTER TEUFELSSTEIN" FÜR SINNLOSE TRANSPORTE“ Schweiz vergibt Award für sinnlose Fahrten Ohne die Medien in Schutz nehmen zu wollen, oberflächlich betrachtet, gibt es tatsächlich Anlass zur Kritik am Fahrerberuf. Aber nach dem Verursacherprinzip ist der Kraftfahrer nur selten „schuld“. An dieser Stelle soll nicht näher eingegangen werden auf auslösende, negative Faktoren wie zum Beispiel: Lärmverursacher, Luftverpester, Schrott-LKW, Arbeitszeitüberschreitungen, zu wenig Pausen usw. Alle genannten Faktoren tragen in der Konsequenz zur Imageverschlechterung eines Truckers bei, machen ihn aber nicht zum Verursacher. Genauer hinterfragt soll an dieser Stelle das Thema „sinnlose Fahrten“ werden und ob LkwFahrer (oder ihre Chefs) die Verursacher sind. Das Problem wird den Truckern umgehängt wofür sie mit ihrem Image bezahlen – und fällt praktisch nie in den Verantwortungsbereich derselben. Dennoch ist es ein Problem mit sehr weitreichenden Folgen und es ist praktisch über das ganze Unionsgebiet verteilt. Die Schweizer Alpen-Initiative hat den Verursachern solcher Fahrten sogar einen eigenen Award namens „Roter Teufelstein“ gewidmet. Konsument, Industrie und das Dilemma mit der Verpackung Auslöser von „sinnlosen Fahrten“ ist in zunehmendem Maß jedoch der Konsument selber. Man denke nur an die leichtfertige Bestellung per Mausklick, die dann einen Tsunami von Retoursendungen auslöst und halb ARIEL PACKUNGSHÖHE SOMAT PACKUNGSHÖHE GESAMT 43 CM GESAMT 25 CM Bild: IBBS PREISVERDÄCHTIG - Bild: IBBS DIE LUFTGESCHÄFTE! PERSIL PACKUNGSHÖHE Bild: ALPEN-INITIATIVE GESAMT 46 CM leere Pakete im Kreis wandern lässt. Manche Online-Händler versuchen die Hohlräume zu nutzen und legen Werbematerial bei - das von den Empfängern gar nicht wahrgenommen wird und umgehend im Müll landet. Ein absolut perfektes Lehrstück, wie man nicht nur Hohlräume transportiert, sondern auch noch nutzlose Tonnage. Extrem hinderlich auf dem Weg zur intelligenten Verpackung und damit zur Vermeidung von „sinnlosen Transporten“ ist das Lagerdenken. Soll sich ja niemand getrauen, sich Gedanken über die Aufgabe des jeweils anderen im Spiel zu machen. Schön im „Kastl“ bleiben, lautet die Losung – auch wenn buchstäblich Millionen Euro auf der Straße verstreut werden. Außer den Konsumenten zählt auch die verladende Industrie zu Verursachern von sinnlosen Fahrten. Sie schickt den Frächter und mit ihm den „dummen“ Lkw-Fahrer mit Aufträgen auf die Reise, die an Sinnlosigkeit nicht mehr zu überbieten sind. Die Rede ist von Gütern, die so verpackt sind, dass sie dreißig und mehr Prozent Luft beinhalten. Auch wenn es dem Frächter - dank Computer gestützter Optimierungsprogramme – gelingt, den Lkw bis auf den letzten Zentimeter auszulasten, verbleiben immer noch große Hohlräume. Den größten „Roten Teufelstein“ dürften wohl Luftpolster Verpackungssysteme verdienen, die wahrscheinlich auch Auslöser für das Verlangen nach „Monstertrucks“ und „GigaLiner“ sind. Kunden kaufen Verpackung und weniger die Produkte, sagt die Motivforscherin Helene Karmasin dazu und sie drückt damit genau das aus, worauf Hersteller achten, damit sie ihr Produkt verkaufen können. Da kann eine Verpackung schnell auch einmal so groß oder noch größer sein, als das eigentliche Produkt. Mit Informationspflicht auf der Verpackung oder Produktschutz hat das dann nichts mehr zu tun und der Trucker weiß gar nicht, dass er hinter seiner Fahrerkabine hauptsächlich sinnlos Verpackung durch die Gegend transportiert. Bild: IBBS Oft kommt es auch vor, dass die Industrie ihren Kunden einfach etwas vorgaukelt und zum 47 TRANSPORT & LOGISTIK Beispiel „große“ Waschmittelkartons auf die Reise um den Globus schickt, die zwar exakt das angegebene Gewicht beinhalten, aber auch ein Drittel Luft. Dass die Hülle um das Produkt auch eine logistische Herausforderung ist und oftmals zur Logistikkatastrophe führt, die der Trucker ausbaden muss, fällt dabei unter den Tisch und kein Mensch kümmert sich darum. Kein Umweltschützer, kein Konsumentenschützer und schon gar kein Verkehrspolitiker hat anscheinend Interesse daran, sich mit den Löchern im Logistik-Käse zu beschäftigen oder diese gar zu hinterfragen. Da ist es doch viel einfacher, auf den LkwFahrer einzudreschen, wenn mal wieder die Straßen überlastet sind. Die Kunden haben sich daran gewöhnt und fragen auch nicht nach. Man will ja nur ein schön verpacktes Produkt, möglichst schnell vor der Haustüre und billig soll es auch sein. Und zahlen muss der Kunde zumindest als Steuerzahler ohnehin immer irgendwie. Die Holländer haben für Steuerzahler deshalb ein Wort, dass dessen Schicksal sehr gut beschreibt: „Belastingbetaler“. Für alle daraus resultierenden Verkehrsprobleme gibt es einen anerkannten „Schuldigen“ (Trucker) und alle sind zufrieden. Warum zum Beispiel das Waschpulver ARIEL seine Verpackung mit einem Drittel Luft teilen muss, lässt sich vielleicht noch mit einer Opfergabe an den gleichnamigen Luftgeist aus der Mythologie erklären. Bei PERSIL oder ähnlichen Produkten wird es schon schwieriger, plausible Erklärungen für „sinnlose Transporte“ provozierende Verpackungen zu finden. Wasser statt Kohle Betrachtet man das Binnenschiff als Verpackung, was im Schweizer Zollrecht durchaus der Fall sein kann, findet man ebenfalls genügend Hohlräume, die es zu füllen gäbe, um „sinnlose Fahrten“ zu vermeiden. Wenn auch in einer größeren Dimension, spielt Lufttransport in der Schiffslogistik eine ebenso entscheidende Rolle, wie in der Straßenlogistik. 48 LOGISTIK EXPRESS 3/2016 “STAATSPREIS SMART PACKING” BILD: BMWFW/BMLFUW Karl Nowak von der Robert Bosch GmbH. erklärt, dass derzeit weltweit 40 % Luft in den beladenen Containern transportiert wird. Dazu kommt noch die globale Leercontainerproblematik mit durchschnittlich 20 % leeren Boxen, die repositioniert werden müssen, weil es kaum paarigen Verkehr gibt. Berücksichtigt man, wie rar und teuer Frachtraum von Schiffen ist, wird schnell klar, welche Problemeisberge da die Flüsse und Weltmeere entlang schwimmen. Mit der raschen Zunahme der Schiffsgröße, haben sich nämlich „sinnlose Transporte“ etabliert, die Unsummen kosten und dramatische Auswirkungen auf die Umwelt haben. Leider ist es auch so, dass die nasse Infrastruktur längst nicht mit der Entwicklung im Schiffsbau wächst. Die Folge ist, dass zum Beispiel Binnenschiffe sechstausend und mehr Tonnen sinnlos zig-Kilometer weit bis zum nächsten Wendeplatz transportieren müssen, nur weil sie sonst nicht den Kurs ändern könnten. Ähnlich verhält es sich mit den Brückenbauwerken, die nicht schnell genug an größere Schiffe angepasst werden können. Schon beladene Schiffe haben Probleme diese Brücken zu passieren. Damit jedoch ein ungeladenes Schiff solche Stellen passieren kann, muss es zuerst Unmengen Wasserballast aufnehmen, bis die entsprechende Durchfahrtshöhe erreicht wird. In solchen Fällen wird nicht nur sinnlos Luft, sondern auch unsinnigerweise Wasser im 4-stelligen Tonnenbereich über hunderte von Kilometer transportiert. Statistik vs. Effizienz im Güterverkehr Geht es darum, Aussagen über die Fahrzeugproduktivität zu machen, hat die Statistik belastbare Daten zur Hand. Aber das reicht nicht aus. So weiß man ziemlich genau, dass rund ein Viertel aller Lkw-Fahrten in der EU von leeren Fahrzeugen durchgeführt wird. Der Hafen Hamburg nimmt an, dass allein den Hafen betreffend, jährlich eine Million leere Container per Lkw ankommen oder verlassen. Zumindest die Bedeutung über die Kenntnis des Beladungsfaktors hat sich schon herumgesprochen, denn an der Optimierung der vorhandenen Infrastruktur führt kein Weg vorbei. Effizient beladene Fahrzeuge führen zu weniger Fahrzeugkilometern bei gleicher Tonnage. Folglich ist auch die Umweltbilanz besser. Findige Unternehmen entwickeln daher Ideen und Lösungen, wie der Beladungsfaktor optimiert werden kann. Die Erfolge sind auch durchaus respektabel. Absolut keine statistischen Angaben existieren jedoch über den Hohlraum, der in einzelnen Frachtstücken transportiert wird. Folglich ist jede statistische Aussage im Güterverkehr und die daraus abgeleitete politische Handlungen sinnlos. Allein die Kenntnis, ob ein Fahrzeug beladen oder leer ist und wie hoch der Beladungsfaktor ist, sagt noch nichts über die tatsächliche Effizienz des Transportes aus. Den tatsächlich optimalen Beladungsfaktor eines Transportes, bestimmt allein die Industrie oder die verladende Wirtschaft. Ohne die Mitwirkung der Industrie und der verladenden Wirtschaft, werden selbst das beste Transportmanagement und die beste Verpackungslogistik auf ein Verwalten von Misswirtschaft reduziert. Verantwortung der Verkehrspolitik Transport von warmer Luft oder Leerfahrten wirken wie Verkalkungen im Blutkreislauf. Verkehrsträger können die Güter nicht mehr effizient und ressourcenschonend transportieren. Anstatt die Kostenwahrheit immer nur bei der Transportwirtschaft einzufordern, braucht die Transportlogistik endlich Rückendeckung von der Verkehrs- und Wirtschaftspolitik, damit die Laderaumverfügbarkeit nicht durch Industrie und verladende Wirtschaft verplempert wird. Wenn die Verkehrspolitik verlangt, dass die Straßenschäden von den Verursachern zu zahlen sind, dürfen die Verlader nicht aus ihrer Verantwortung entlassen werden. Sie sind es, die mit „Lufttransporten“ sinnlosen Verkehr verursachen und den Transporteuren die Möglichkeit zur optimalen Nutzung der Infrastruktur nehmen. Eine Kostenwahrheit, die alle Verursacher mit einbezieht, muss daher das Ziel haben, dass die wertvolle Verkehrsinfrastruktur und der begrenzt verfügbare Laderaum ausschließlich für reale Waren und nicht für Marketingspinnereien genützt werden kann. Der „Staatspreis Smart Packaging“ versucht es mit Zuckerbrot. Nur wer Verpackungen so gestaltet, dass sie einerseits den notwendigen Produktschutz gewährleisten und anderseits auf das unbedingt erforderliche Mindestmaß an Volumen, Gewicht und Umweltkosten reduziert werden, kann Gewinner werden und erhält die begehrte Trophäe. Jetzt bräuchten wir nur noch die Peitsche. [PB] POSITIVE BEISPIELE GIBT ES AUCH! • pamyra.de = Frachtbörse mit dem Anspruch auf ökologische Aspekte • IML-Fraunhofer = entwickelt Programme für Verpackungslogistik • Tworty Box = Container Konzept zur Vermeidung von Leerfahrten Was noch helfen könnte eine optimale Transportlogistik zu erreichen? Zuckerbrot und Peitsche! • Ceckrobin (Jagerhofer) = Mitfahrgelegenheit für Pakete KONZENTRIEREN SIE SICH WIEDER AUF DAS WESENTLICHE. MIT LOGISTIK-OUTSOURCING VON LOGSERV. Wir verbinden, was zusammen gehört. Wirtschaftliche Abläufe und effiziente Transporte sind heute wichtiger denn je. Als Full-Service-Spezialist für industrielle Logistik sind Ihre Herausforderungen bei uns bestens aufgehoben. Kontrakt- und Projektlogistik Zolldienstleistungen Eisenbahn-Infrastruktur Werkstätten Rolling Stock Werkstätten Schwer- und Sonderfahrzeuge Fuhrparkmanagement Werksinterne Logistik Bahnakademie Private Eisenbahntraktion via CargoServ Logistik Service GmbH, Lunzer Straße 41, A-4031 Linz Tel: +43-732-6598-2000, E-Mail: [email protected] www.logserv.at Logistik in Bewegung. 49 TRANSPORT & LOGISTIK Entwicklung der Logistik in Österreich Die moderne Logistik ist eine Branche, ohne die eine Globalisierung unmöglich wäre. Dass wir heute in jedem Supermarkt Bananen finden, ist eine Selbstverständlichkeit – kaum jemand denkt darüber nach, wie weit sie gereist sind. Arbeitsteilung über Kontinente hinweg – undenkbar mit Pferd und Wagen. Doch wie fing es an, und wie wird es weitergehen? Logistik express auf Spurensuche und im Gespräch mit Wegbereitern. REDAKTION: ANGELIKA GABOR H aben Sie gewusst, dass der Ausbau der europäischen Schieneninfrastruktur auf eine Initiative Österreichs zurückzuführen ist? Schon im vorletzten Jahrhundert wollte das Kaiserhaus die Welt verbinden. „Triest per Südbahn mit dem k. u. k. Reich zu verbinden, war sehr mutig, und auch sehr fortschrittlich“, erklärt Univ. Prof. Dr. Sebastian Kummer, Vorstand des Instituts für Transportwirtschaft und Logistik an der WU Wien. 1857 wurde die Südbahn Wien–Triest eröffnet, die auch über den Semmering führte – der Bereich von Gloggnitz nach Mürzzuschlag wurde 1854 als erste Hochgebirgseisenbahn der Welt dem Verkehr übergeben worden. Das war nach der Nordbahn, die bereits 1851 vollendet wurde, eines der wichtigsten k.u.k. Eisenbahnbauprojekte. „Ein Großteil der Bauprojekte wurde von privaten Gesellschaften durchgeführt, die danach verstaatlicht wurden. Das Bahnnetz war lange Zeit das Rückgrat für Verkehr und Logistik“, so Kummer. Schon damals entwickelte sich ein erstes Stückgutnetzwerk, die Waren wurden per Pferdekarren zur Bahn gebracht, gesammelt transportiert und die „letzte Meile“ fand wieder per Pferdekarren statt. „Gottfried Schenker hat 1872 in Wien die Idee des Stückgutnetzwerkes (Bahnsammelverkehre, Anm.) entwickelt und ausgebaut, ehe es von der deutschen Bahn aufgekauft wurde“, erzählt Kummer. So fand 1872 der erste Sammeltransport Paris-Wien statt – auch heute hat Österreich noch eine wichtige Position innerhalb Europas bei Stückguttransporten und der Eisenbahn. 50 LOGISTIK EXPRESS 3/2016 Von der Eisenbahn zum Lkw Während der Lkw vor dem ersten Weltkrieg noch kaum eine Rolle spielte – bis zu diesem Zeitpunkt stellten die Eisenbahn und die Kutsche die wichtigsten Transportmittel darf – gewann er im Krieg und danach an Bedeutung. „Zur Besatzungszeit war es aufgrund der unterschiedlichen Zonen sehr schwierig, Transporte zu organisieren, hier war viel diplomatisches Geschick nötig“, meint Kummer. Viele Lkw und Lokomotiven wurden im Krieg zerstört, zudem war Treibstoff knapp, weswegen die Pferdefuhrwerke vorerst vermehrt eingesetzt wurden. „Anfangs waren die Fahrzeuge noch mit Holz betrieben, das vergast wurde“, nennt Kummer ein interessantes Detail. Die folgenden Jahre waren vom Wiederaufbau geprägt. Durch die Unterzeichnung des Staatsvertrages 1955 und den Wegfall der alliierten Zonen kam Schwung in die Szene: statt vorher nötiger Einzelgenehmigungen pro Transport gab es nun allgemeine Lizenzen. Kummer: „Die Aufbruchsstimmung war eindeutig spürbar.“ Hier begann auch die internationale Erfolgsgeschichte heimischer Unternehmen wie etwa LKW Walter, die Transporte nach Osteuropa und in den arabischen Raum anboten. „Früher gab es noch eine starke Trennung zwischen Nahund Fernverkehr, da Lizenzen für den Nahverkehr einfacher zu bekommen waren“, blickt Kummer zurück. Besonders Werksverkehre waren weniger streng reglementiert, viele Unternehmen setzten eigene Fuhrparks ein. „Die 60er und 70er Jahre kann man getrost als das „goldene Zeitalter des Verkehrs“ bezeichnen. Nicht nur, dass die Infrastruktur gut ausgebaut wurde, auch die Margen für die Frächter waren damals sehr hoch“, so Kummer. So entstanden beispielsweise durch den Bau der Brennerautobahn und damit verbundene Betriebsansiedlungen neue Jobs in Tirol. Ist „Logistik“ wirklich neu? Wenn man ehrlich ist, wurden seit Menschengedenken Güter von A nach B transportiert. Es stellt sich – insbesondere bei Gesprächen mit Logistikern der älteren Generation – die Frage, ob Logistik für Österreich eigentlich etwas inhaltlich Neues war. Vielleicht fehlte ja nur die „richtige“ Bezeichnung? Die Antwort von em.o. Univ.-Prof. Dr. Peter Faller, WU Wien, fällt nicht eindeutig aus, er meint: „Sowohl als auch! Denn in den deutschsprachigen Ländern gab es bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts eine reichhaltige Fachliteratur zu den TUL-Prozessen (TUL = Transport + Umschlag + Lagerung). Unter dieser – nicht gerade plakativen – Bezeichnung vermittelten Universitäten, Technische Hochschulen und Fachschulen über viele Jahrzehnte hinweg jene Kenntnisse, die der Nachwuchs für eine Karriere im Verkehrssektor oder in transportnahen Bereichen der Industrie benötigte. Demnach war das materielle Substrat für eine solide Logistikausbildung in Europa durchaus vorhanden, als nach dem Zweiten Weltkrieg der Begriff Logistics aus den USA importiert wurde und sich erfolgreich durchsetzte. (in UK wurde lange „„Physical Distribution Management“ bevorzugt, Anm.). „Das eigentlich Neue, das mit dem Begriff „Logistics“ in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nach Europa kam, war der damit quasi automatisch verbundene Zwang zur gesamthaften Analyse und Beurteilung von Objektflüssen und Objektflusssystemen. Selbstverständlich hatten die Verkehrsfachleute auch vor der Einführung des Logistikbegriffs schon gewusst, dass die isolierte Ermittlung von Transportkosten, Umschlagskosten, Lagerkosten und Verpackungskosten für sich allein nicht das Nonplusultra sein kann. Mit dem Begriff „Logistikkosten“ hatten sie aber nun jenen Rückenwind, der innerbetrieblich notwendig war, um die Vorstandsebene davon zu überzeugen, dass es sich bei Logistics um eine Querschnittsmaterie handelt, deren Beobachtung den Vorteil hat, dass nahezu alle betrieblichen Schwachstellen sofort sichtbar werden. Aus heutiger Sicht ist es schwierig, sich die gespannte Erwartungshaltung vorzustellen, mit der das Wort „Logistik“ vor einem halbe Jahrhundert im deutschen Sprachraum aufgenommen, herumgereicht und zu enträtseln versucht wurde, zumal eine Ausgabe des Brockhaus bei dem Begriff „Logistik“ mit der Erklärung „Buchstaben-Mathematik“ auch nicht gerade zu einem besseren Verständnis beitrug. Um den damals sehr hohen Aufmerksamkeitswert des Wortes „Logistik“ zu erfassen, müsste man heute ein Wort wie beispielsweise „Narrativ“ herausgreifen, das momentan zwar noch relativ sparsam verwendet wird, dessen Wiederholungsdichte in den Printmedien aber bereits deutlich zunimmt“, führt Faller aus. Jedermanns Liebkind? Nicht alle waren mit dem neuen Konzept „Logistik“ glücklich, weiß Faller zu berichten. Demnach fühlten sich besonders die Vertreter der Verkehrsbetriebslehre, deren Know-how auch seine wissenschaftliche Ausbildung maßgeblich geprägt hatte, herausgefordert. Faller: „In der Betriebswirtschaftslehre war damals schon seit längerem ein Gliederungsstreit im Gange: In welcher Unterteilung soll die BWL an den Universitäten anzutreffen sein: institutionell oder funktional gegliedert? Die institutionelle Gliederung war die ältere; bei ihr ließ der Lehrstuhl- oder Institutsname den jeweiligen Hauptansprechpartner auf Seiten der Praxis unmittelbar erkennen. Aber die funktionale Gliederung war bereits im Vormarsch, als der Begriff „Logistics“ nach Europa kam.“ Die Wiener Hochschule für Welthandel reagierte bemerkenswert rasch, durch die Umbenennung des 1921 von Prof. Franz Dörfel gegründeten „Instituts für Verkehrs- und Versicherungswesen“ in „Institut für Transportwirtschaft“ bereits im Jahr 1951 war das Institut für die Verbreiterung des Blickfeldes, die im universitären Bereich für die Beschäftigung mit Logistics erforderlich ist, gerüstet. Andere Institutionen hatten mehr Schwierigkeiten, sich mit den neuen Trends anzufreunden. Welche genau das waren, wie Praktiker die Entwicklungen miterlebt haben und wie es in der Branche weitergehen wird, erfahren Sie in der LE 4/2016 im Oktober. 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BEITRAG: PI/REDAKTION kam von den Schweizer Bürgern direkt, die in einer Volksabstimmung im Jahr 1998 ihr Okay zu diesem wegweisenden Bahnprojekt gaben. 1999 wurde mit den Bauarbeiten der zwei Tunnelröhren durch den Gotthard begonnen. Insgesamt waren 2.400 Personen im Berg beschäftigt. In den 17 Jahren Bauarbeit verloren neun Menschen ihr Leben, einer davon auch aus Österreich. BILD: ALPTRANSIT AG SEDRUN NOTHALTESTELLE NORD A n die 3.000 Personen standen im Einsatz, damit die Eröffnung mit eidgenössischer Präzision glatt über die Bühne gehen konnte. Der neue Tunnel mit einer Länge von 57 Kilometern ist das Herzstück der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT) durch die Schweiz und soll künftig viel mehr Güter auf der Schiene durch die Schweiz befördern. JÖRG LEICHTFRIED 52 LOGISTIK EXPRESS 3/2016 Dank des neuen Basistunnels verkürzt sich die Reise von Altdorf im Kanton Uri nach Bellinzona im Tessin um 30 Kilometer. Die Fahrt dauert im Personenzug noch rund 17 Minuten, wenn der Zug mit den erlaubten 200 km/h fährt. Weil die Steigung zwischen Altdorf und Lugano mit dem neuen Tunnel auf 12,5 Promille reduziert wird, gilt die Strecke als erste sogenannte Flachbahn durch die Schweizer Alpen. Damit kann der Güterverkehr auf Schiebeloks verzichten und bis 740 Meter lange und mehr Züge einsetzen. Die Kosten für dieses Mammut-Projekt liegen bei 11 Mrd. Euro. Das grüne Licht für dieses Investment Wenn die Züge durch den Tunnel fahren, so befinden sich darüber noch 2.300 Meter hartes Felsgestein. 28 Mio. Tonnen Material wurden aus dem Berg gebrochen. Ein großer Teil des Gesteinsausbruchs kam in Form von Beton wieder in den Berg hinein. Das Tunnelsystem mit Verbindungs- und Zugangsschächten misst 152 Kilometer. Die Felsschicht über den Tunnelröhren macht den Tunnel derzeit zum tiefsten der Welt. Den Weltrekord werden die Schweizer aber nur zehn Jahre lang halten können, denn schon 2026 soll der Brennerbasistunnel in Betrieb gehen. Mit 64 Kilometer Länge wird er wie der Gotthard-Tunnel dazu beitragen, dass sich der Transport von Menschen und Fracht noch mehr auf die Schiene verlagert. Die Kosten für den Brennertunnel werden ähnlich hoch wie jene für den Gotthard-Tunnel prognostiziert. Doch trotz der Tunnel-Eröffnung bleibt das Verlagerungsziel für den Güterverkehr in der Schweiz noch in weiter Ferne. Laut Umweltschützern fehlt es am politischen Willen, in den Augen der Regierung in Bern liegt es am Ausland. In Italien sollen die drei großen Zufahrtsstrecken zur NEAT bis Ende 2020 angepasst sein. In Deutschland dauert der Ausbau aber noch nahezu zwanzig Jahre, womit die Bedeutung des Tunnels stark relativiert wird. Es gibt noch einige Lücken im Bahnnetz von Rotterdam nach Genua. BILD: BMWFW/BMLFUW /ALPTRANSIT AG INBETRIEBSETZUNG NORDPORTAL & ERSTE ELEKTRISCHE FAHRT So gibt man im deutschen Verkehrsministerium auch zu, dass die Planungen für die Zulaufstrecken ins Stocken geraten sind und sich der Aus- und Neubau der Strecke Karlsruhe–Basel auf vier Spuren bis in das Jahr 2025 verzögern wird. Grund dafür seien umfangreiche Neuplanungen nach 170.000 Einsprüchen von Anrainern entlang der geplanten Strecke. Auf italienischer Seite gibt es Ausbauvorhaben, um das Fahren von 740 Meter langen Zügen Richtung Schweiz möglich zu machen. Doch generell ist es um den Bahngüterverkehr in Italien nicht gut bestellt. Laut italienischem Verkehrsminister Graziano Delrio werden gerade mal fünf bis 10 Prozent aller Gütertransporte in Italien auf der Schiene abgewickelt. Der Chef der Deutschen Bahn, Rüdiger Grube, bedankte sich bei den Schweizern für den Tunnel und verteidigte zugleich den Rückstand beim Ausbau der Zulaufstrecken in Deutschland. Es liege daher in der Natur der Abläufe, dass Zeitziele nicht immer eingehalten werden könnten. Es gehe Schritt für Schritt weiter beim Bahnausbau in Richtung Gotthard. Deutschlands Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt versprach, dass Deutschland alles daran setzen werde, den Güterverkehr Richtung Gotthard zu steigern. In den Ausbau der Rheintalstrecke seien bisher zwei Mrd. Euro investiert worden, weitere 6,5 Mrd. Euro stünden bereit, sagte der Politiker. Auch der österreichische Bundeskanzler hat der Schweiz zur Realisierung eines "außergewöhnlichen Projekts" gratuliert. Das sei nicht nur ein großer Tag für die Schweiz sondern auch ein großer Tag für Europa. Denn die Schweiz habe eine Infrastruktur geschaffen, von der noch viele Generationen profitieren könnten, sagte Kern, der vor seinem Umstieg in die Politik bekanntlich selbst Chef der Österreichischen Bundesbahnen war. Bei den Feierlichkeiten vor Ort ins Schwärmen geriet auch der heimische Minister für Verkehr, Innovation und Technologie Leichtfried: „Durch die großen Tunnelprojekte im Alpenraum verbessern wir das Angebot für die Bahnreisenden und schaffen die Grundlage, um so viel Güterverkehr wie möglich von der Straße auf die Schiene zu verlagern.“ Der Gotthard-Tunnel bringe die Chance, einen Teil des Lkw-Transits von der Brenner-Route auf die Bahn zu verlagern. Auch aus wirtschaftlicher Sicht habe der Gotthard-Basistunnel eine große Bedeutung für Österreich. CHRISTIAN KERN „EIN GROSSER TAG FÜR DIE SCHWEIZ UND FÜR EUROPA“ Zahlreiche österreichische Firmen sind an diesem Jahrhundertprojekt beteiligt. Das beweist die herausragende Expertise der heimischen Unternehmen im Tunnel- und Schienenbau. Neben der Voestalpine, die Schienen und Weichen für den Tunnel lieferte, waren auch die Baukonzerne Strabag und Porr an der Errichtung beteiligt. Das Hightech-Unternehmen Frequentis sorgt für ausfallsichere Kommunikation im Tunnel. [RE] 53 TRANSPORT & LOGISTIK Flughafen Wien baut CargoKapazitäten aus Luftfracht ist auf dem Wiener Flughafen Schwechat eine tragende Säule des Airport Geschäfts. Das Gros der heimischen Luftfracht wird hier abgefertigt. Das nach und von Wien geflogene Gütervolumen lag im Vorjahr bei knapp 200.000 Tonnen. BEITRAG: PI/REDAKTION „LUFTFRACHT GEWINNT DAZU“ U m für die Anforderungen der nahen Zukunft gewappnet zu sein, wird derzeit kräftig investiert und das bestehende Luftfracht-Center um eine Fläche von 13.000 m2 für den Luftfrachtumschlag erweitert. Wie Flughafen-Vorstand Günther Ofner bei der Vorstellung der Terminalpläne für den Flughafen kürzlich ankündigte, werden dafür 16 Mio. Euro allein für das Cargo-Investment in die Hand genommen. Derzeit verfügt der Airport für die Luftfracht über ein Handling-Areal von rund 30.000 m2. Expandiert wird aus zwei Gründen: Spediteure und Airlines sollen bessere Handling-Bedingungen auf dem Vorfeld erhalten und für niederlassungswillige Unternehmen im Einzugsbereich des Flughafens werden mit der Erweiterung optimale Bedingungen beim Zugang zum Cargo-Handling geschaffen. Wien als Cargo-Drehscheibe auszubauen ist nicht zuletzt notwendig, weil Luftfracht global ein Wachstumsmarkt ist und die Anforderungen an die Airports für den Frachtumschlag immer komplexer werden, weiß Julian Jäger, Vorstandsmitglied des Wiener Flughafens: „Mit dieser Expansion können wir uns besser aufstellen“. Als Standortkriterium für Spediteure, aber auch für die Fluglinien mit hohem Frachtaufkommen ist die schnelle und qualitativ 54 LOGISTIK EXPRESS 3/2016 hochwertige Frachtabfertigung wichtiger Bestandteil beim Warenversand rund um den Globus. Der Ausbau der Cargo-Kapazitäten in Schwechat ist Teil eines ambitionierten 500 Mio. Euro Investitionsprogramms in den Infrastrukturausbau im gesamten Flughafenareal. Realisiert werden die Pläne bis zum Jahr 2023. Seit Anfang dieses Jahres bietet der Flughafen ein Dokumenten-Handling an. Schon im Vorjahr wurde das Airport-CityKonzept gestartet. Im Mittelpunkt dieses Konzepts steht neben der Vielfalt der Dienstleistungen am Standort vor allem die ganzheitliche Betrachtung und das Zusammenwirken der einzelnen Partner entlang der Wertschöpfungskette, betont Ofner. Im Frachtbereich bedeutet das etwa, dass man sich beispielsweise nicht nur auf die eigene Logistikkompetenz am Flughafen konzentriert, sondern darüber hinaus auch auf das Teilen von Synergien potenzieller Partner und Dienstleister. Für diese ist ein gut aufgestellter Logistikstandort wie der Flughafen von Nutzen. So hat etwa der Logistikdienstleister Kühne + Nagel seine österreichische Unternehmenszentrale nach Wien-Schwechat verlegt. Ausschlaggebend für die Ansiedlung waren die Nähe zu den Logistikeinrichtungen am Flughafen und die gute Infrastruktur durch die Airport City. Die Bedeutung der Luftfracht gerade im Außenhandel befindet sich im Steigflug. In Deutschland wurden im vergangenen Jahr Waren im Wert von 234 Mrd. Euro mit dem Flugzeug befördert. Das entspricht einer Steigerung von mehr als zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit wird eine Entwicklung bestätigt, die seit 2007 anhält. Während der gesamte deutsche Außenhandel um 24 % wuchs, stieg der Wert der per Luftfracht beförderten Waren im selben Zeitraum um 44 Prozent und somit fast doppelt so schnell. Generell herrscht im Luftfrachtgeschäft ein scharfer Wettbewerb, buhlen doch die Fluglinien mit zahlreichen zusätzlichen Dienstleistungen um jeden Kilogramm Fracht. Im vergangenen Jahr wurden rund um den Globus knapp mehr als 51 Mio. Tonnen Güter als Luftfracht transportiert. Die Schattenseite dabei: Die Umsätze fielen auf 52 Mrd. US-Dollar zurück, im Rekordjahr 2011 lagen sie bei 67 Mrd. US-Dollar. Beim Wert der beförderten Waren liegt Air Cargo weltweit vor allen anderen Transportarten. Sechs Billionen Euro sind die Güter wert, die jährlich per Luftfracht um den Erdball geflogen werden. In Österreich lässt sich die steigende Bedeutung der Luftfracht zwar nicht nach dem Warenwert, sondern nur mit dem geflogenen Gewicht belegen. Mehr als 330.000 Tonnen Fracht wurden im Vorjahr auf Österreichs Flughäfen abgefertigt. Gegenüber 2014 war das laut der Arbeitsgemeinschaft der Österreichischen Verkehrsflughäfen ein Plus von 1,8 % und verleiht der österreichischen Luftfrachtbranche Flügel. Trotz der Unruheherde in der Welt sieht Mario Rehulka, Präsident des österreichischen Luftfahrtverbandes, die Entwicklung für Luftfracht in Österreich grundsätzlich positiv. Er verweist dabei auf Prognosen im World Cargo Fore- cast, in dem bis zum Jahr 2034 mit einem jährlichen globalen Wachstum beim Luftfrachttransport von fünf Prozent gerechnet wird. „Das ist auch auf transkontinentalen Routen von/aus Österreich zu erwarten“, sagt Rehulka, der seiner beruflichen Aktivzeit u. a. im Vorstand bei Austrian Airlines war. Obwohl die Flughäfen in Wien und Linz sichtbar in Luftfrachtumschlagsanlagen investieren, „sind wir im internationalen Konkurrenzvergleich zu staatlichen Flughäfen und Staatsfluglinien im Nahen Osten nur kleine Mitbewerber.“ Im Report „Luftfahrt und Wirtschaft“ des österreichischen Luftfahrtverbandes aus dem Vorjahr werden die signifikanten Nachteile der europäischen Länder und so auch Österreichs gegenüber den staatlich regulierten Airports und Airlines in Dubai, Abu Dhabi, Doha und in der Türkei aufgezeigt. Die Perspektiven für Europas Airlines und Flughäfen sind in diesem Report keine rosigen, weil die Wettbewerbsbedingungen extrem unterschiedlich sind. Österreichs Airports setzen auf Luftfracht Nicht nur auf dem Wiener Flughafen spielt Luftfracht eine wichtige Rolle, auf den Bundesländerairports ist sie nicht weniger eine tragende Säule des Flughafengeschäfts. Der Linzer Flughafen Hörsching verzeichnete 2015 bei der Luftfracht ein Plus von 3,5 Prozent. Mit rund 46.000 Tonnen sei man durchaus zufrieden, zieht Ingo Hagedorn, Leiter Marketing und Vertrieb des Flughafens eine positive Bilanz. Bemerkenswert für Linz ist, dass hier geflogene Fracht um sechs Prozent sank, während die Road-Feeder-Services um beinahe sieben Prozent anzogen. Zu den Highlights des Vorjahres zählen neben der Abfertigung zahlreicher Frachtcharter auch das Handling von Pferden aus dem arabischen Raum, die für ein Turnier nach Österreich geflogen wurden. Linz ist eine exklusive EU-zertifizierte Grenzkontrollstelle für Tiere. Oberösterreichs Hauptstadt hat sich zu einem Regionalflughafen mit Profil gemausert, WIR BEFÖRDERN ... den die Airlines mit Vorliebe für den lokalen Umschlag bzw. für Transshipment-Transporte nutzen. Die Ansprüche der Airlines an die Flughäfen im Aircargo-Geschäft steigen und werden immer spezieller - darauf muss man reagieren. Beispielsweise ist ein Trend zur Speziallogistik zu bemerken: sprich temperaturgeführte, verderbliche Waren bedürfen eines speziellen Handlings. Nach einem sensationellen Jahr 2013 ging es auf dem Flughafen Graz im Vorjahr bei Luftfracht bergab. Es wurde um 10 Prozent weniger Güter umgeschlagen. Mit 8.696 Tonnen lag das Volumen um beinahe 1.000 Tonnen niedriger als im Jahr zuvor. Während das Trucking um 10 Prozent verlor, legte die geflogene Fracht um einen halben Prozent zu, erklärt Gerhard Widmann, CEO des Flughafens. Um das Luftfrachtgeschäft zu forcieren gründete der Airport mit dem Dienstleister Swissport Anfang Februar dieses Jahres ein Joint-Venture. Die Verlader in Graz „werden von den verbesserten Qualitätsstandards, gepaart mit dem lokalen Know-How und etablierten Infrastrukturen profitieren“, erklärt Dirk Schmitt, CEO von Swissport Cargo Services Deutschland und Österreich. Die operative Abwicklung bleibt so wie bisher, allerdings wird das Speditionshandling als zusätzlicher Service für die ansässigen Spediteure intensiviert, ergänzt Schmitt. Viele Speditionsunternehmen zentralisieren, was dazu führt, dass große Frachtdrehscheiben bedient werden und Luftfracht teilweise an kleinen Regionalflughäfen vorbeigezogen wird. Schmitt: „Dem versuchen wir mit einer raschen, unkomplizierten Abfertigung und der Möglichkeit, auf Sonderwünsche der Kunden gut eingehen zu können, entgegenzuwirken.“ Zugelegt auf mehr als 11.000 Tonnen hat Fracht im Vorjahr auf dem Salzburg Airport W. A. Mozart. „Die Entwicklung bei der Luftfracht können wir positiv bewerten“, sagt Alexander Klaus, Flughafensprecher des Airports. Geflogene Fracht legte um sechs Prozent zu, die Lkw-Trucking-Verkehre erhöhten sich um elf Prozent. Über den Innsbrucker Flughafen wurden im Vorjahr rund 1.300 Tonnen Fracht umgeschlagen, „was ein Minus von 25 Prozent gegenüber 2014 war und den negativen Trend der vergangenen Jahre fortgesetzt hat“, bilanziert Marco Pernetta, Geschäftsführer des Flughafen Innsbruck. Für Regionalflughäfen ohne IntegratorVerkehre wird es schwieriger, sich als Umschlagsplatz für Luftfracht zu behaupten. Die in Tirol generierten Volumina zieht es größtenteils direkt zu jenen Airports, die als Hubs fungieren, was auf Innsbruck weniger zutrifft. [RE] 55 TRANSPORT & LOGISTIK Smart Mobility aus Graz Die Entwicklung in der Automobilindustrie geht mit Riesenschritten in Richtung Vernetzung und Automatisierung: das Auto soll uns sicher, entspannt und effizient zu unserem Zielort bringen. Um dies zu erreichen, entwickelt das Forschungszentrum VIRTUAL VEHICLE eine Reihe innovativer Technologien wie beispielsweise einen „virtuellen Führerschein“ für den automatisierten Chauffeur oder eine garantiert grüne Ampel-Welle. Gemeinsam mit lokalen und internationalen Forschungspartnern arbeiten die Grazer Experten daran, dass das hochautomatisierte Fahrzeug auf die Straße kommt. BEITRAG: PI / REDAKTION E inparkhilfe, Spurwechselassistent, automatischer Abstandswarner: Fahrerassistenz-Funktionen in Autos sind ein immer wichtigeres Kaufargument für Endkunden. Sie machen das Fahren komfortabler und versprechen mehr Sicherheit im Straßenverkehr. Doch es geht in Zukunft noch viel weiter. Die Fahrzeuge werden mit der Außenwelt vernetzt und zu intelligenten Computern auf Rädern. Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, vernetzte, kooperative und automatisierte Fahrzeugtechnologien zu stärken und zu forcieren, um eine hohe lokale Wertschöpfung zu erzielen. Auch in Österreich wurde zu diesen Themen eine Forschungs-Roadmap erarbeitet. Sie soll dazu beitragen, dass die österreichische Erfolgsgeschichte der Industrie und Forschungslandschaft als Partner der weltweiten Automobilindustrie auch weiter fortgesetzt wird und gezielt Lösungen für vernetztes und automatisiertes Fahren entwickelt werden. Wandel der Automobilindustrie Hochautomatisiertes Fahren bekommt nicht nur in der Automobilindustrie sondern auch in der Gesellschaft immer mehr Aufmerksamkeit. Zahlreiche Herausforderungen müssen bewältigt werden, bevor vollautomatisiertes Fahren Wirklichkeit wird. Am VIRTUAL VEHICLE Forschungszentrum arbeiten unterschiedlichste Arbeitsbereiche mit lokalen und internationalen Partnern daran, hochautomatisiertes Fahren in den kommenden Jahren Realität werden zu lassen. 56 LOGISTIK EXPRESS 3/2016 VOLLAUTOMATISIERTES FAHREN GEWWINNT AN BEDEUTUNG Führerschein für den virtuellen Chauffeur Eines der umfangreichsten Forschungsprojekte der Grazer zum Thema automatisiertes Fahren befasst sich mit der Frage: Wie können automatisierte Fahrfunktionen validiert und sicher bewertet werden? Da eine zuverlässige Validierung von Funktionen aufgrund ihrer Komplexität nicht mehr allein mit rein physischen Komponenten- und Fahrzeug-Tests erfolgen kann, setzt das Projekt den Schwerpunkt auf ergänzende virtuelle Testmethoden und dafür notwendige Entwicklungswerkzeuge. Der automatische Chauffeur legt sozusagen vorab in der Entwicklung virtuell einen Teil seiner Verkehrsreifeprüfung ab. An erster Stelle stehen dabei vor allem die Sicherheit des Systems und das schnelle Erreichen der Entwicklungsziele unter Berücksichtigung und Einhaltung sämtlicher Normen und Vorgaben in der Fahrzeugentwicklung. Dies umfasst die Auslegung der Hardware (wie Steuerungen, Sensoren, etc.) und Software-Architektur für Fahrfunktionen hoher Automatisierungsgrade und auch untergeordneter Regelungen wie beispielsweise Abstandsregelsysteme oder Spurhalteassistenz. Die Modellierung und Gesamtbetrachtung unterschiedlicher Sensorsysteme mit der Fahrzeugumgebung sind wichtige Bausteine zur Simulation des Gesamtsystems. Dieses komplexe Thema zählt ebenso zu den Aufgaben des Forschungsteams wie die Entwicklung einer lückenlosen Kette von Simulations-Werkzeugen und Testmethoden zur zuverlässigen virtuellen Prüfung zukünftiger Fahrfunktionen wie beispielsweise dem Autobahn-Chauffeur. Smart Mobility: Vernetzung und Automatisierung: das Auto der Zukunft PROJEKTPARTNER DES VIRTUAL VEHICLE IN DIESEM FORSCHUNGSBEREICH SIND NEBEN DER AVL LIST UND MAGNA AUCH DAS INSTITUT FÜR REGELUNGS- UND AUTOMATISIERUNGSTECHNIK DER TU GRAZ. Ein Traum wird Realität. Die „garantierte Grüne Welle“ Im Projekt „TASTE“ untersucht das Forschungszentrum mit den Projektpartnern AVL, SIEMENS, der Johannes Kepler Universität Linz und dem Austrian Institute of Technology unter anderem einen intelligenten und adaptiven Tempomat, der dem Fahrer durch automatische Regelung von Geschwindigkeit und Abstand eine möglichst verbrauchsoptimale und komfortable Fahrt ermöglicht. Darüber hinaus wird an einem Ampel-Assistenten gearbeitet, der dem Fahrer anzeigt, was er tun muss, um stets auf einer „Grünen Welle“ zu segeln. In der 18-monatigen Projektlaufzeit wird eine virtuelle Testumgebung zur Validierung dieser automatisierten Fahrfunktionen erstellt. Die Fahrzeugsimulation, die Regelungssoftware und die Umgebungssimulation stehen als Hardware oder Softwaremodelle einzeln zur Verfügung. Die große Herausforderung besteht darin, diese Komponenten in der Entwicklung modular zusammenzuführen. Smart Mobility: Testregion Steiermark für automatisiertes Fahren Nach Bayern mit der A9 baut auch Niedersachsen eine Teststrecke fürs autonome Fahren. In vier US-Bundesstaaten, wie z. B. in Kalifornien, fahren „Driverless Cars“ bereits auf öffentlichen Straßen. Führende Technologieunternehmen in Österreich und der Steiermark haben einen wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung und bauen dadurch ihre starke Marktposition weiter aus. Was hierzulande jedoch noch fehlte, war die Infrastruktur, um die neuen Technologien zu testen. Mit ein Grund, die Steiermark gezielt als Testregion für autonomes Fahren zu positionieren. [RED] Das VIRTUAL VEHICLE am Standort Graz/Österreich ist international etabliert und arbeitet als Forschungs- und Entwicklungszentrum an Methoden und Konzepten für das Fahrzeug der Zukunft. Basis ist das langfristig aufgesetzte COMET K2 Forschungsprogramm. In den letzten Jahren setzt das Forschungszentrum außerdem verstärkt auf Förderprojekte der europäischen und nationalen Ebene und tritt häufig als Koordinator von branchenübergreifenden EU-Projekten auf. Rund 200 Experten bieten fundiertes und weitreichendes Know-how im Bereich virtuelle Entwicklung, Hardware-Software-Co-Simulation und funktionale Prototypenerprobung bis hin zur Validierung neuer Konzepte und Methoden. In Kooperation mit der TU Graz steht dafür eine umfassende Test- und Prüfstands-Infrastruktur konzentriert an einem Standort zur Verfügung. Das VIRTUAL VEHICLE schafft eine effiziente Brücke zwischen universitärer Forschung und industrieller Entwicklung. Durch die enge Kooperation mit renommierten Universitäten (allen voran mit der TU Graz als bedeutendstem wissenschaftlichen Partner) und führenden Industrieunternehmen wird eine neue Form der Kooperation realisiert. Das hochkarätige internationale Netzwerk des VIRTUAL VEHICLE umfasst mittlerweile mehr als 150 Industriepartner sowie über 30 universitäre Forschungsinstitute weltweit. PI/REDAKTION 57 JOB & KARRIERE Die Qualität eines Unternehmens beweist sich im Kundendialog Im deutschsprachigen Raum suggerieren oftmals die Medien, dass Kunde und Verbraucher sehr produktfokussiert seien und es ausschließlich um Produkt und Preis geht. Unternehmen stellen ihre Waren und Dienstleistungen in den Vordergrund und sehen dies als ausreichenden Anreiz für einen Kauf. Aber reicht das wirklich aus? Kauft der Kunde nur das Produkt oder hat er weit mehr Anforderungen? Fakt ist: Durch fehlende Kundenund Verkaufsorientierung werden positive Kaufentscheidungen verhindert. AUTOR: HOLGER GLOSZEIT Holger Gloszeit, ist Trainer, Coach, Buchautor und Inhaber der train4results Trainergruppe und ist seit 25 Jahren in und für mittelständische sowie große Unternehmen z.B. in der Transport- und Logistikbranche tätig. Der Fokus richtet sich auf Management, Vertrieb, Marketing und Service. www.train4results.de 58 LOGISTIK EXPRESS 3/2016 P roduzenten streichen gerne die technischen Features hervor und sehen dies als einen ausreichenden Köder zum Kauf. Da hat das eine Produkt zahlreiche Innovationen und das andere Produkt bekommt man sogar zu einem günstigeren Preis. Ähnliches stelle ich auch bei Dienstleistern wie Transport- und Logistikunternehmen fest. Beispielsweise werden die Anzahl der Fahrzeuge im Fuhrpark, der moderne Lagerumschlag oder die Track & Trace-Möglichkeit vordergründig als Argumente angeführt, um den Kunden von der Leistungsfähigkeit des Unternehmens zu überzeugen. Leider habe ich oftmals den Eindruck, dass der Kunde dabei selbst vergessen wird. Dieser hat oftmals weit mehr Erwartungen an eine Geschäftsbeziehung als nur den Kauf eines einwandfreien Produktes oder einer technischen Dienstleistung. Denn was hilft es dem Kunden wenn er bei einem Anbieter tolle Dinge einkaufen kann, wenn dieser in der Pre-Sales-Phase (vor der Kaufentscheidung) bereits massive Defizite aus seiner Sicht aufweist? Beispielsweise weil der Marktauftritt den potenziellen Kunden nicht anspricht oder der erste Kontakt mit dem Call-Center, Kundendienst oder Vertrieb ihn eher vergrault als überzeugt. „Der Kunde kauft, bevor er kauft“ In der Pre-Sales-Phase kann der Kunde bereits eine Entscheidung für den Kauf eines bestimmten Produktes oder einer Dienstleistung getroffen haben und sucht nur den richtigen Anbieter. Oder aber er ist noch unentschlossen, ob er überhaupt das anvisierte Teil kaufen muss oder will. Dies hängt von seinem grundsätzlichen Bedarf ab. Aber in beiden Fällen in denen der Kunde noch keine definitive Kaufentscheidung getroffen hat, sucht der Kunde nach Orientierung, braucht Beratung, Betreuung und will zielgruppenorientiert angesprochen werden. Wenn beispielsweise den Kunden beim Bäcker ein attraktives Ladenlokal, eine einladende Atmosphäre, eine optimale Warenpräsentation und freundliches Personal beeindruckt und er dies bei seinem ersten Besuch sogar voraussetzt, sind bei Herstellern und Dienstleistern im B2B-Umfeld mindestens zehn Punkte im Vorfeld zu beachten. Pre-Sales: 10 Beispiele eines professionellen Verhaltens gegenüber Kunden in der PreSales-Phase: Klare Positionierung des Unternehmens Einfache Übersicht über Produkte und Dienstleistungen 3. Selbsterklärende Nutzenargumentation 4. Möglichkeit unkompliziert Kontakt zum Anbieter aufzunehmen 5. Keine oder geringe Wartezeit am Telefon 6. Freundliche Ansprache am Telefon durch geschulte Mitarbeiter 7. Mitarbeiter die Interesse am Kunden und seinen Bedürfnissen zeigen 8. Konditionen, die nicht als „Preisdschungel“ wahrgenommen werden 9. Ein Kauf-und Bestellprozess, der nicht unnötig kompliziert ist 10. Mitarbeiter, die sich um den Kunden aktiv kümmern 1. 2. Und bekommt er diese bei Ihnen? Wenn nicht, ist Handeln empfehlenswert! Denn „der Kunde kauft, bevor er kauft“ bedeutet, dass er eine Entscheidung für oder gegen den Kauf trifft - und zwar bei Ihnen. Werden die genannten Punkte nicht eingehalten, kann es dazu kommen, dass eine positive Kaufentscheidung verhindert wird. Es sind alle Mitarbeiter im Dialog mit Kunden aufgefordert, sich entsprechend zu verhalten. Dieser Umstand gilt für den Empfang, Vertrieb, den Kundendienst, das Call-Center oder die Disposition. Gelingt dies, haben Sie gute Chancen den Kunden für sich zu gewinnen und nicht an einen Ihrer Mitbewerber zu verlieren. Denn wenn der Kunde anruft, nehmen Sie es als Geschenk und Kaufsignal an. HOLGER GLOSZEIT Lösungen und Wohlfühleffekt Ganz gleich ob Produkte, Dienstleistungen oder beides: Als Anbieter sollten Sie und Ihre Mitarbeiter in der Lage sein, Lösungen für den Kunden zu gestalten, diese aktiv anzubieten und ihre Kunden damit überzeugen. Grundlage sind gutgeschulte Mitarbeiter - nur so gelingt es, dass aus einem Erstkontakt nicht nur ein Neukunde wird, sondern dieser auch überzeugt von ihren Leistungen weiterhin bei Ihnen kauft. Fazit: Die Qualität eines Anbieters von Produkten und/oder Dienstleistungen beginnt im ersten Kundendialog. Eine Aufgabe von allen Mitarbeitern, die im Kundenkontakt stehen. Und wie ist es um Ihre Kundenorientierung bestellt? [HG] B2B.LOGISTIK-EXPRESS.COM INTERNATIONALES UNTERNEHMENSPORTAL FÜR LOGISTIKER WERDEN SIE TEIL UNSERES NETZWERKS! 59 JOB & KARRIERE Menschen in Bewegung Mehr Informationen zu Job & Karriere auf www.logistik-express.com PATRICK MALEY MARKETING & STRATEGY KEWILL MONIKA RIBAR VERWALTUNGSPRÄSIDENTIN SBB SÖREN STARK VORSTANDSVORSITZ AIR CARGO COMMUNITY DES HAMMOND FINANCIAL OFFICER ROHLIG AUSTRALIA BERND RÖGNER GESCHÄFTSFÜHRER KARDEX DEUTSCHLAND IULIAN ALEXE COUNTRY MANAGER UTA ROMANIA JOHANNES GAISMAYER BETRIEBSLEITER HERMES FULFILMENT 60 LOGISTIK EXPRESS 3/2016 Logistik-Software-Anbieter Kewill verstärkt sein Führungsteam im Bereich Marketing. Ab dem 18. Juli 2016 übernimmt Patrick Maley die Position des Chief Marketing Officers und verant- wortet die globale Marketingstrategie des Unternehmens. Maley verfügt über weitreichende Branchenerfahrung im Bereich Supply Chain. Auf der 17. ordentlichen Generalversammlung der SBB in Bern wurde Monika Ribar (57) zur Verwaltungsratspräsidentin gewählt. Die bisherige Vizepräsidentin (seit 2014) folgt auf Ulrich Gygi. Ribar ist Mitglied des Verwaltungsrats der Lufthansa AG, des Bauzulieferers Sika AG und des Dienstleistungsunternehmens Chain IQ AG. Im Rahmen ihrer jüngsten Mitgliederversammlung hat die Air Cargo Community Frankfurt zwei neue Mitglieder in den Vorstand berufen. So wurde Sören Stark, Vorstand Operations bei Lufthansa Cargo, neu in den Vorstand und auch zum Vorsitzenden des Gremiums gewählt. Ebenfalls neu im Vorstand ist Götz Wendenburg, Branch Manager von Kühne + Nagel. Rohlig Australia ernennt Des Hammond zum neuen Chief Financial Officer (CFO) für Australien und Neuseeland. Mehr als 18 Jahre Erfahrung im Finanzwesen zeichnen den Leeds- Absolventen aus. Seine Ziele: Strategie entwickeln, Finanzprozesse rationalisieren, sowie Leistung und Effizienz zu maximieren. Zum 1. Mai 2016 hat Bernd Rögner (52) die Position des Geschäftsführers New Business der Kardex Deutschland GmbH übernommen. Er leitet gemeinsam mit Martin Heinemann, der den Bereich Life Cycle Services verantwortet, die Deutschlandgesellschaft von Kardex Remstar. Die rumänische Niederlassung der UNION TANK Eckstein GmbH & Co. KG (UTA) hat einen neuen Country Manager: Iulian Alexe (45) führt seit dem 1. Juni 2016 die Geschäfte in Buka- rest und wird insbesondere die vertrieblichen Aktivitäten von UTA Rumänien weiterentwickeln. Er berichtet an Gabriel Moulènes, den Area Manager für Zentral- und Osteuropa. Seit Mai ist Dr. Johannes Gaismayer (39) für die Betriebsstätte im Südhafen verantwortlich. Er verstärkt die Leitung des Versandzentrums von Hermes Fulfilment in Haldensleben (Sachsen- Anhalt). Wichtigste Aufgaben: Ausbau im Geschäft mit Modeunternehmen außerhalb der Otto Group und die Optimierung der operativen Abwicklung. Jacques Vandermeiren (52) ist mit Wirkung zum 1. Januar 2017 zum neuen CEO der Antwerp Port Authority ernannt worden. Er folgt auf Eddy Bruyninckx, der am 31. Dezember 2016 nach 25 Jahren am Steuer der Antwerp Port Authority in den Ruhestand geht. Vandermeiren nimmt zum 1. November 2016 seine Arbeit als designierter CEO auf. JACQUES VANDERMEIREN DHL Group, hat Oscar de Bok zum neuen CEO für Mainland Europe, Middle East & Africa. (MLEMEA) ernannt. De Bok ist seit 1992 für DHL tätig und war zuletzt CEO Asia Pacific DHL Supply Chain. Jetzt übernimmt er die Verantwortung von seinem Vorgänger Paul Graham, der das Unternehmen aus persönlichen Gründen verlassen hat. OSCAR DE BOK Zum 1. Oktober 2016 übernimmt der Norweger Yngve Ruud (52) als neues Geschäftsleitungsmitglied die globale Verantwortung für den Geschäftsbereich Luftfracht und folgt damit Tim Scharwath, der das Unternehmen 2017 verlassen wird. Die versierte Führungskraft Ruud gehört bereits 26 Jahre zur Logistik-Gruppe und will als Luftfrachtchef den Erfolgskurs fortsetzen. Henning Goedecke, seit September 2015 Geschäftsführer der CargoSoft GmbH, leitet nun den Bereich Vertrieb & Marketing. Der 44-jährige war zuvor knapp 10 Jahre in der A.P. Moeller- Maersk Gruppe mit regionaler und globaler Verantwortung im Key Account Management tätig. Insgesamt bringt er 24 Jahre Erfahrung aus den Bereichen Logistik und Schifffahrt mit. HENNING GOEDECKE Der Aufsichtsrat der ÖBB-Holding AG hat Andreas Matthä, seit über drei Jahrzehnten für die ÖBB tätig, Anfang Juli zum neuen Vorstandsvorsitzenden bestellt. Gemeinsam mit Finanzvor- stand Josef Halbmayr wird er die Geschäfte der ÖBB-Holding AG ab sofort leiten. Seine bisherige Vorstandsposition in der ÖBB-Infrastruktur wird neu ausgeschrieben. ANDREAS MATTHÄ VORSTANDS- Christian Baerwolff hat zum 1. Mai 2016 die Position des Senior Directors European Engineering & Product Development bei Crown übernommen. In dieser Funktion leitet er die europäis- che Entwicklungsorganisation und ist Bindeglied zur weltweiten Entwicklung in New Bremen, USA. Er folgt auf Walter Weinzettl, der nach 23 Jahren in den Ruhestand geht. Citizen Systems Europe ernennt Mark Moore zum Geschäftsführer Europa, Middle East & Africa (EMEA). Er war in den vergangenen zehn Jahren Vertriebs- und Marketingleiter des Unternehmens und ist weltweit der erste Geschäftsführer, der kein Japaner ist. Die Mosolf-Gruppe erweitert mit Wolfgang Göbel (52) ihre Geschäftsführung. In der neu geschaffenen Funktion des Chief Sales Officer (CSO) soll er den nachhaltigen Erfolg des Unternehmens sicherstellen. Göbel, seit mehr als 36 Jahren im Unternehmen, verantwortet alle Vertriebsaktivitäten sowie die langfristige Sales-Strategie der Gruppe. CEO HAFEN ANTWERPEN CEO MAINLAND EUROPE, MIDDLE EAST & AFRICA DHL SUPPLY CHAIN YNGVE RUUD MITGLIED GESCHÄFTSLEITUNG KÜHNE + NAGEL LEITUNG VERTRIEB & MARKETING CARGOSOFT VORSITZENDER ÖBB-HOLDING AG CHRISTIAN BAERWOLFF ENGERNEERING & DEVELOPMENT CROWN MARK MOORE GESCHÄFTSFÜHRER CITIZEN SYSTEMS EUROPE WOLFGANG GÖBEL CHIEF SALES OFFICER MOSOLF-GRUPPE 61 TERMINE Messen & Events 11. Februar 2016 11. April 2016 13. Juli 2016 11. Oktober 2016 LOGISTIK express Ausgabe 1/2016 LOGISTIK express Ausgabe 2/2016 LOGISTIK express Ausgabe 3/2016 LOGISTIK express Ausgabe 4/2016 www.logistik-express.com/e-paper-uebersicht/ 2016 VERANSTALTUNG ORT INTERNET 15. bis 16. September INTERN. LEOBENER LOGISTIKSOMMER Leoben www.logistiksommer.at 15. September AUTOCONTACT Bad Radkersburg www.acstyria.com 27. bis 29. September FACHPACK Nürnberg www.fachpack.de 29. bis 30. September ÖSTERR. EINKAUFSFORUM Wien www.bmoe.at 6. bis 7. Oktober EXCHAiNGE Frankfurt www.huss-verlag.de 10. bis 13. Oktober MOTEK Stuttgart www.motek-messe.de 12. bis 13. Oktober NEOCOM Düsseldorf www.neocom.de 19. bis 21. Oktober DEUTSCHER LOGISTIK KONGRES Berlin www.bvl.de 20. Oktober A-COMMERCE DAY & NIGHT Wien www.a-commerce.at 9. November TECHNOLOGIE TREIBT HANDEL Wien www.handelsverband.at 10. November LOGISTIK IM HANDEL 4.0 Wien www.idih.de 16. bis 17. November DEUTSCHER HANDELSKONGRESS Berlin www.handelskongress.de 23. bis 24. November TRANSLOG CONNECT CONGRESS Budapest www.translogconnect.eu 14. bis 16. März LOGIMAT 2017 Stuttgart www.logimat-messe.de 62 LOGISTIK EXPRESS 3/2016 33. DEUTSCHER LOGISTIK-KONGRESS 19.-21. Oktober 2016 Den Wandel gestalten Im Plenum sprechen und diskutieren u. a.: Günther H. Oettinger Kommissar für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft, Europäische Kommission Ulrich Grillo Präsident, Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI) Sabine Bendiek Joachim Drees Vorsitzende der Vorstandsvorsitzender (CEO), Geschäftsführung , MAN SE Microsoft Deutschland GmbH Christoph Behrendt Executive Vice President Industry & Custom Development, SAP SE Karl-Theodor zu Guttenberg Chairman, Spitzberg Partners LLC Aus den Themen 2016: ■ Digitales Transportmanagement ■ Cloud und Sicherheit ■ Automotive-Logistik ■ Neue Geschäftsmodelle in der Logistik ■ Urbane Logistik ■ Treffpunkt für Fach- und Führungskräfte aus Industrie, Handel, Dienstleistung und Wissenschaft ■ Vorträge, Diskussionen mit namhaften Referenten, interaktive Formate ■ über 3.200 Teilnehmer aus über 40 Nationen ■ über 200 Aussteller Info und Anmeldung unter www.bvl.de/dlk 1001 faces of digital commerce 16 ConneCting CommerCe 12./13. oktoBer 2016 düsseldorf, areal Böhler mit Beiträgen u.a. von… Amazon Otto Metro bonprix Alexander Birken Gabriele Riedmann de Trinidad Dr. Marcus Ackermann Konzern-Vorstand Multichannel Group Director Business Innovation Vorsitzender der Geschäftsführung QVC Deutschland DHL Hermann Scherer Gruppe Nymphenburg Mathias Bork Dr. Achim Dünnwald CEO CEO DHL Parcel ©Anja Wechchler Ralf Kleber Deutschland-Chef Eine Veranstaltung von: www.neocom.de Hermann Scherer Dr. Hans-Georg Häusel Speaker und Business Expert Partner Träger:
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