Abschlussgottesdienst Katechetinnen 2016 St. Anton Zürich 10.7.2016 Predigt von Generalvikar Josef Annen Evangelium Markus 19,13-15 Liebe Katechetinnen Lasset die Kinder zu mir kommen … Denn Menschen wie ihnen gehört das Himmelreich. Das Motto zu eurer Abschlussfeier ist tiefsinnig. Zuerst sagt es uns allen: Vor Gott stehen wir mit leeren Händen da. Das ist nichts Beschämendes. Es ist gut, vor Gott ein Habenichts zu sein. Denn im Reich Gottes geht es zuerst um Gnade, um Geschenk, nicht um Leistung und Verdienst. Kinder können annehmen und empfangen. Sie haben ja keine eigene Leistung, keine Verdienste vorzuweisen. Sie sind auf die Zuwendung von Vater und Mutter angewiesen, sonst sind sie verloren. Wir Erwachsene tun uns da schon schwerer: „Oh, das habe ich doch nicht verdient – das wäre doch nicht nötig gewesen – sagen wir oft spontan, wenn wir beschenkt werden. Von einem Kind hören wir so etwas kaum. Kinder erwarten, dass wir ihnen etwas geben – sie haben ja nichts. Sie können annehmen. Menschen wie sie sollen wir werden vor Gott. Denn Menschen wie ihnen gehört das Himmelreich. Das Wort Jesu von den Kindern drückt im Weiteren eine Beziehung aus. Es zeigt uns die Liebe Jesu zu den Kindern und die Liebe der Kinder zu Jesus. Diesen Aspekt des Jesuswortes hat Emil Nolde in seinem Bild „Christus und die Kinder“ eindrücklich festgehalten. Über diese Liebe möchte ich mit Euch noch etwas nachdenken. Ihr habt in eurer bisherigen Tätigkeit als Katechetinnen gewiss schon selber beobachtet: Was den Kindern nach einem Schuljahr bleibt, sind weniger diese oder jene katechetischen Inhalte. Was den Kindern in Erinnerung bleibt, ist die Beziehung zwischen der Katechetin und den Kindern. Es mag manchmal für die Katechetin fast zum Verzweifeln sein: Jetzt habe ich doch den Kindern die Zehn Gebote so gut erklärt, jetzt haben wir die 7 Sakramente behandelt, jetzt haben wir das Vater unser auswendig gelernt. Wenn ich aber frage: „Wie heissen die Zehn Gebote, was für 7 Sakramente kennen wir, wem glauben wir als Christen?“, dann kommen die Antworten oft nur mühsam zustande. Einige Kinder sind vif und schnell mit einer Antwort bereit, andere 1 schweigen. Liebe Katechetinnen, wenn ihr solches erlebt, dürft ihr euch sagen: Gut, die Antworten könnten besser sein, aber ich habe die Kinder und Jugendlichen lieb. Und das zählt. Das nehmen sie mit in ihr junges Leben. Mein Zeugnis ohne Worte wird bleiben und Frucht bringen. Mir passiert es noch heute, dass ein ehemaliger Schüler aus meiner Pfarrerzeit anruft und sagt: „Ich war doch damals bei Ihnen im Unti. Wissen Sie, jetzt habe ich eine liebe Frau gefunden. Ich möchte heiraten. Würden sie mich trauen?“ Manchmal sage ich mir nach einem solchen Anruf: „Mein Gott. Was hat der mir im Unterricht für Mühe gemacht: Und jetzt ruft er an und fragt: Würden sie uns trauen? „ Das Zeugnis ohne Worte, das ist das Fundament jeder religiösen Erziehung, sei es durch die Eltern oder die Katecheten und Katechetinnen. Doch das allein kann natürlich nicht genügen. Sonst hättet ihr nicht eine mehrjährige Ausbildung zur Katechetin machen müssen. Auf das Zeugnis ohne Worte folgt die Verkündigung durch das Wort, folgen die Inhalte. Die Katechetin spricht von Jesus, seinen Worten und Taten, vom Leben in der Gemeinschaft der Kirche. Sie lehrt beten. Aber auch mit dem Zeugnis des Lebens und der Verkündigung durch das Wort ist es noch nicht getan. Zur Einführung in den Glauben braucht es noch den dritten Schritt: Es ist das Leben mit der Kirche, der Pfarrei am Ort, das Feiern des Gottesdienstes, das Erleben einer christlichen Gemeinschaft. Und da sind wir am Punkt, wo die Katechetin heute allein nicht weiterkommt. Die Katechetin kann die Kinder für den Glauben nur begeistern, wenn die Kinder den Glauben im Elternhaus und in der Pfarrei auch erleben können; wenn sie sehen, wie Christen heute miteinander umgehen, wie sie beten und feiern. Wir alle sind den neu ausgebildeten Katechetinnen äusserst dankbar, dass sie die Kinder im Glauben unterrichten. Damit ihr Unterricht aber auch Frucht bringt, brauchen sie Eltern, die mit den Kindern zum Gottesdienst kommen; sie brauchen eine Gemeinschaft, wo der Glaube gelebt und gefeiert wird. Allein ist die Katechetin auf verlorenem Posten. Sie braucht Eltern, die ihre Kinder im Glauben erziehen. Die ersten Katecheten ihrer Kinder sind immer die Eltern selber. Und sie braucht die Pfarrgemeinde, die im Glauben zusammenkommt, die Sakramente feiert, miteinander betet, einander in Leid und Freude trägt und begleitet. 2 Liebe Katechetinnen, ich wünsche euch in eurem schönen Dienst Zufriedenheit und Freude. Ich danke euch im Namen von uns allen für Euer Zeugnis ohne Worte und für Euer Wort der Unterweisung. Und ich wünsche euch Eltern und Pfarreien, die euren Dienst mittragen, euch unterstützen und nach Enttäuschungen auch immer wieder ermutigen. Dann haben wir miteinander das uns Menschenmögliche getan. Alles andere dürfen wir Gott und seiner Gnade überlassen. Amen. 3
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