Dossier Kühne Zeugen ww Juli 2016

Kühne Zeugen
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wort+wärch
Juli 2016
Magazin des Evangelischen Gemeinschaftswerks
In dieser Nummer:
3 Editorial
4-10 Kühne Zeugen
10Gebetsimpulse | Gaben-Barometer
11Dankgottesdienst Wyssachen
12-13Eigen-Konferenz
14-15Teenie-Pfingsttreffen
16 Jugend-Pfingsttreffen
17Neue Mitarbeiter
18-19Roli Streit schaut zurück
20 Jubilare Pensionierte
21Kolumne
22 Menschen
23Inserate
24Schlusspunkt
Kraft aus dem Lobpreis:
Christen in einer
nicht erlaubten
Gemeinde in Vietnam.
Quellenangaben [Bilder]
Titelseite: HMK
Seiten 3, 4, 5: Peter Schmid (ps); Seiten 6, 7: Netzwerk Bern;
Seite 8: [1] Bild: Michael Bachmann; Copyright: Alphavision,
Fenster zum Sonntag, [2] Copyright Destination Davos Klosters;
Seite 9: Roli Streit; Seite 10: ps; Seiten 11, Seite 13: zVg;
Seite 14: [1] Peter Liechti [4] Joel Liechti; Seite 15: Roli Streit;
Seite 16: Lukas Kaufmann, Philipp Jampen; Seite 17: zVg;
Seite 18: [1] Archiv Medienstelle, [2] zVg; Seite 19: ps;
Seite 20: Archiv Medienstelle; Seite 22: pixabay_unplash;
Seite 24: Internet.
Zweijahres-Thema
In Christus verwurzelt Neues wagen
In Christus sind wir frei · zum kühnen Zeugnis
· zum versöhnten Leben · zum Tun und Lassen
Januar In Christus
Februar Verwurzelt
MärzNeues sehen
AprilNeues wagen
Mai
Jesus und Heiliger Geist
JuniFreiheit in Christus
Juli
Kühne Zeugen
August - SeptemberVersöhnt leben
OktoberTun und Lassen
November Wachen und Beten
DezemberLichter sein
EVANGELISCHES
GEMEINSCHAFTSWERK
in christus verwurzelt
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Impressum
wort+wärch erscheint elfmal pro Jahr als Magazin des Evangelischen Gemeinschaftswerks, Auflage: 2700, 45. Jahrgang.
Nächste Redaktionsschlüsse: 22. August für die September-Ausgabe; 20. September für die Oktober-Ausgabe
Redaktion: Peter Schmid (ps); Redaktionsteam: Ernst Liechti, Worb; Hans-Ulrich Wenger, Bärau; Ulrike Weininger, Oberrüti; Regula Sigrist, Worblaufen;
Autoren mit einer Standard-EGW-Adresse: [email protected]
Korrekturen: Matthias Künzi, Worblaufen.
Internet: Auf www.egw.ch finden Sie Texte aus wort+wärch, indem Sie sich mit dem Zugangswort glauben-wagen anmelden.
Adresse: EGW, Redaktion wort+wärch, Längackerweg 18, 3048 Worblaufen; 031 330 46 48/43, [email protected]
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3048 Worblaufen, 031 330 46 46, [email protected], www.egw.ch, Postkonto: 30-902-8
Abonnemente: wort+wärch wird den Mitgliedern des EGW zugestellt. Jahresabonnement für Nichtmitglieder: Fr. 59.– (Ausland Fr.69.–).
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8 Felder Fr. 356.– (233.–); 16 Felder (halbe Seite): Fr. 644.– (389.–). Die ermässigten Preise in Klammern gelten für Privatinserate von Mitgliedern
des EGW, Häuser und Dienste in Gesamtwerk und in den Bezirken. Weitere Preise (Wiederholungsrabatt, usw.) auf Anfrage.
* 1 Feld: 40 mm breit, 30 mm hoch (allenfalls plus Zwischenräume!).
Beilagen: bis 6 Seiten A4 pauschal Fr. 1170.– (Fr. 990.–), bitte Merkblatt verlangen.
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Druck und Spedition: Jordi AG, Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp.
2 – www.egw.ch
wort+wärch 2016 – 07
Licht im Wind
S prache zu haben und Zeugen zu sein hebt uns Menschen von anderen
Lebewesen ab. Wir sind geschaffen, Impulse und Botschaften aus Gottes
Wirklichkeit bewusst aufzunehmen, uns von ihnen verändern zu lassen und
sie weiterzugeben. Geschieht das, wenn um uns herum so viel los ist, Reize
und Infos uns überflutent? Hat Gott Priorität?
Die zentrale Gestalt der Menschheitsgeschichte ist der Messias. Gott macht ihn
zum Licht der Völker (Jesaja 49,6). «Ich bin das Licht der Welt», sagt Jesus
und zündet seine Jünger an. Es gibt nichts Grösseres, als von diesem Licht
angestrahlt und verwandelt zu werden und so zu leuchten. Johannes der Täufer
gab Zeugnis von dem Licht. Er erfuhr den Hass derer, die «die Finsternis mehr
lieben» [Johannes 3,19]. Licht arrangiert sich nicht mit Dunkelheit, sondern
vertreibt sie. Doch im Gegenwind braucht es Mut, eine Kerze hochzuhalten.
«In Christus sind wir frei zum kühnen Zeugnis»: Was bedeutet dieser Teil
des Zweijahres-Themas der Leitung EGW für uns in der Schweiz? Christus den
Auferstandenen, das Licht der Völker, wollen wir bezeugen in einer Gesellschaft, die jüdisch-christliche Grundlagen für einen irren Fortschrittsglauben
aufzugeben bereit ist. Wie strahlt da das Licht guter Werke und lichter Worte?
Bibel und Kirchengeschichte geben uns Leitplanken und Vorbilder (Seite 4
und 5). Auf den Plätzen Berns wird das Bezeugen kreativ geübt, in Familie
und Gemeinde gibt es viel Gelegenheit dazu (Seiten 6 und 7). Ist kühn, wer
verwegen agiert (Seite 8)? Das EGW will nicht durch eine Position, sondern in
Bewegung leuchten (Seite 9). Die kühne Vision einer Welt ohne Waisenkinder
schildert Barbara Rüegger in ihrer Kolumne (Seite 21).
Vom 6. bis 10. Juli sind Sie herzlich eingeladen auf den Eigen im Emmental.
Nehmen Sie Freunde mit! In der Mitte des Hefts finden Sie das Detail-Programm
und Referenten der Konferenz. Dazu einen Strauss von Berichten: Das EGW
Wyssachen feierte seinen letzten Gottesdienst (Seite 11). Teenies und junge
Erwachsene trafen sich an Pfingsten (Seiten 14 bis 16). Roli Streit hat als
Leiter des Kernteams Jugend die Balance von Glauben und Lebenskunst gesucht
(Seiten 18 bis 19). Im EGW angestellt wurden Vanessa Baumann und Dirk van
der Willik (Seite 17).
In diesem Heft finden Sie auch die Jubilare im August. Der Grund: Die nächste
Ausgabe von wort+wärch haben Sie erst am 20. August im Briefkasten.
Ich wünsche Ihnen gesegnete Sommerwochen und frischen Mut zum Zeugnis
für Jesus Christus, das Licht der Welt!
Peter Schmid
Redaktion
wort+wärch 2016 – 07
In Christus verwurzelt Ne
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Kühne Zeugen – 3
Auf kleinstem Raum
versammelt, bitten die
Christen in Nordindien
um Kraft fürs Zeugnis.
Etwas gesehen oder gehört?
Sind Sie Augenzeuge eines Ereignisses geworden? Dann
ist Ihr Bericht gefragt. Auf die Ereignisse um Jesus
trifft dies zu – bis heute.
« Sind Sie Augenzeuge eines aktuellen, interessanten oder
einmaligen Ereignisses?» fragt mich die App von SRF. Falls
ja, ist SRF interessiert an Fotos, Videos oder Texten. Dabei
spielt es keine Rolle, ob ich dieses Ereignis logisch erklären
kann. Wenn ich zur rechten Zeit am rechten Ort bin, kann ich
Zeuge werden: Von einmaligen Kunststücken, grossartigen
Wetterphänomenen oder unmöglichen Unfällen.
Johannes hat etwas gesehen ...
Auf ihre Frage antwortet Jesus: «Geht zu Johannes und
berichtet ihm, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde
sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden geheilt, Taube
hören, Tote werden auferweckt, und den Armen wird Gottes
gute Botschaft verkündigt …» [Lukas 7,22].
«…Und glücklich zu preisen ist, wer nicht an mir Anstoss
nimmt» [Lukas 7,23]. Es ist keine leichte Aufgabe für die
zwei Augenzeugen. Im Gefängnis wird Johannes von Zweifeln geplagt. Seine Aussichten sind düster. Ihm droht die
Hinrichtung. Was erzählen ihm die beiden Jünger? Am besten
einfach das, was sie gesehen und gehört haben.
Nun wäre es interessant, wenn Johannes
Wir lesen Zeugenberichte – und
Die Berichte gesammelt
Johannes wird aufgefordert, sein Vertrauen
der Täufer dem Medium SRF einen solchen
können selber Zeugen werden.
Augenzeugen-Bericht geben könnte. Denn
in Jesus Christus auf den Zeugenbericht
Johannes hat viel gesehen und gehört. Das prägnanteste
von zwei bewährten Menschen zu stützen. Das mag schon
eine Zumutung sein. Aber uns geht es heute nicht viel anders.
Ereignis findet am Ufer des Jordan statt. Hier, wo das Volk
Das Evangelium baut aus den verschiedenen Zeugenberichten
Israel vor langer Zeit mit Josua den Jordan überquert hat,
predigt und tauft Johannes. Er predigt von einem Neuanfang.
auf. Diese Berichte wurden gesammelt, sorgfältig kopiert
und mit dem Titel «Bibel» versehen. Sie sind die Grundlage
Und plötzlich steht er diesem Neuanfang gegenüber: Jesus
für den Glauben der Christen.
von Nazareth steht da. Er will sich taufen lassen. Johannes
Ob Johannes und wir diesen Zeugenberichten glauben wollen,
gehorcht. In dem Moment öffnet sich der Himmel. Gottes
liegt nicht mehr in der Hand der Zeugen. Sie haben lediglich
Geist kommt in Form einer Taube auf Jesus herab und eine
Stimme aus dem Himmel ertönt: «Du bist mein geliebter
mutig von den Ereignissen berichtet, die sie gesehen und
Sohn, an dir habe ich Freude» [Lukas 3,22]. – Wie beschreibt
gehört haben.
man ein solches Ereignis einer Nachrichtenagentur?
Zum Zeugen werden
... und beginnt zu zweifeln
Ab hier gerät Johannes in den Hintergrund. Jünger verlassen
ihn und folgen Jesus nach. Er selber wird verhaftet. Zweifel
ergreifen ihn. So beauftragt er zwei seiner Jünger, zu Jesus
zu gehen und ihn zu fragen: «Bist du der, der kommen soll,
oder müssen wir auf einen anderen warten?» [Lukas 7,19].
Die Frage irritiert. Hat Johannes denn nicht mit eigenen
Augen gesehen und mit eigenen Ohren gehört?
Der Zeugenbericht der Jünger
Die Jünger machen sich auf den Weg zu Jesus. Bevor sie ihn
fragen können, werden sie Zeugen: Sie sehen mit eigenen
Augen, wie Jesus Kranke, Leidende, Geplagte und Blinde
heilt (Lukas 7,21). – SRF wäre bestimmt interessiert an einem
Bericht.
4 – Kühne Zeugen
Auf eindrückliche Weise zeigen uns diese archivierten
Zeugenberichte aber auf, dass das Ereignis Jesus Christus
nicht abgeschlossen ist. Noch heute handelt Gott in unserer
Welt: Er heilt, weckt, spornt an und fordert heraus. Und
so kann man noch heute nicht nur Zeugenberichte lesen,
sondern selber zum Zeugen werden. Denn der Neuanfang in
dem, was Jesus Christus tat, zieht bis heute Kreise.
Darum meine Frage an Sie: Haben Sie etwas gesehen oder
gehört? Erzählen Sie …
In Christus verwurzelt Ne
Andreas Schmid
Pfarrer EGW Uetendorf
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wort+wärch 2016 – 07
Zeugnis in Stein: Der
wiederkommende
Christus im Portal der
Kirche von Conques in
Frankreich (12. Jhdt.).
«Muetig u frei use»
Die Umstände, in denen Menschen heute Jesus bezeugen, gleichen zunehmend jenen, die die Bibel
schildert.
Macht vor Vollmacht
In den bald 2000 Jahren seit Pfingsten ist das christliche
Zeugnis vom Auferstandenen meistens ohne staatliche
Stützung, oft gegen Staat und Mehrheitsgesellschaft ergangen. Die Zeugen waren machtlos, standen und stehen im
G ott ist ein Gott, der redet. Das Alte Testament zeigt, dass
er die Völker nicht einfach ihre Wege gehen lässt. Sie können
kulturellen Gegenwind. Den grossen Sonderfall für Europa
seine Güte und Grösse erahnen,1 während er in Treue zur
schufen die römischen Kaiser des 4. Jahrhunderts: KonsVerheissung an Abraham ein Volk erwählt, befreit und mit
tantin beendete die Verfolgung und anerkannte das Chrisdem Land Kanaan beschenkt. Um das Volk im Bund zu halten,
tentum; seine Nachfolger erhoben es zur einzigen Religion
sendet er ihm seine Diener, die Propheten.2 Vom Gott Israels,
des Reichs. Kirchenführer bekamen Macht, die Kindertaufe
dem Heiligen, ganz bestimmt und von seinem Geist erfüllt,
wurde normal, der Kirchgang befohlen, die Kirche reich. Und
rufen die Propheten als seine Sprachrohre den Israeliten ihre
die politische Instrumentalisierung des Glaubens begann.
3
Berufung in Erinnerung, miteinander Zeugen Gottes zu sein.
Eineinhalb Jahrtausende später haben es die europäKaum ein Prophet kommt zu Ehren; viele werden getötet.4
ischen Zeugen des Glauben mit den Schattenseiten des
Die Kühnheit der Zeugen entspringt der Sprengkraft ihrer
Sonderfalls zu tun: Ihnen schlagen heute Anklagen wegen
Botschaft. Jesus geht auf dem Weg der
Kreuzzügen und kirchlichem MachtmissPropheten, wenn er vom Vater im Himmel
Das Evangelium fordert
brauch, Heuchelei und Bigotterie entgegen.
Gleichgültigkeit und undankbares Leugnen
redet, seine Segensherrschaft verkündigt
Mächtige, Selbstgefällige
und tut, was er ihn tun sieht. Jesus
der christlichen Grundlagen unserer Ziviund Ausbeuter zur Umkehr
lisation nehmen zu. Die weitergehende
weiss, was ihm bevorsteht.5 Er kommt
und Demut auf.
Säkularisierung macht dem Sonderfall den
nach Jerusalem, um die Mächtigen mit
seinem messianischen Anspruch zu konfrontieren. Er lässt
Garaus. Es wird gar gefordert, religiöses Zeugnis aus der
Öffentlichkeit zu verbannen.
sich hinrichten. Gott beglaubigt sein Zeugnis, indem er ihn
In zahlreichen Staaten aber leben Zeugen des Auferstanauferweckt.
denen noch ähnlich wie die ersten Christen: Sie werden aus
Gehen und flehen
der Öffentlichkeit verdrängt und auch im Privaten bedroht,
Die Apostel sind Zeugen der Auferstehung, martyres.6 Sie
am Bezeugen gehindert, geächtet, verjagt, gefangenreden mit parrhäsia:7 öffentlich, unmissverständlich, dringgesetzt oder getötet. Der Islam hat es ein Jahrtausend
lich, ohne Umschweife und Abschwächungen. Das Wort wird
lang geschafft, das christliche Zeugnis in vielen Ländern
mit «Freimut, Freiheit, grosser Mut, Zuversicht» übersetzt, im
zu unterdrücken. Doch der auferstandene und erhöhte Herr
Nöie Teschtamänt Bärndütsch träf mit «muetig u frei use».
hat das letzte Wort. Christus steht zu denen, die alles daran
Die bedrängte Jerusalemer Urgemeinde erfleht parrhäsia und
gegeben haben, ihn zu bezeugen.10 Er belohnt ihre kühne
bekommt sie vom Heiligen Geist.8 Um Christus im Römerreich
Festigkeit.
zu verkündigen, scheut Paulus weder Mühe noch Gefahr.9
Die Apostel unterstreichen den öffentlichen Charakter der
Peter Schmid, Redaktion
Frohbotschaft von Jesus Christus. Während sie Familien
1 Vgl. Apostelgeschichte 14,17 mit Psalm 104. 2 Amos 3,7 3 Jesaja 43,10
und Gemeinschaften transformiert, will sie in allen Berei4 1. Könige 19,2; 22,8.27; Jeremia 26,23; 38,4-13; vgl. Matthäus 23,37;
chen des Lebens, auch in Schulen, Staat und Gesellschaft,
Wirtschaft und Kultur gehört und beherzigt werden.
Apg. 7,52; Hebräer 11,32-38; Offenbarung 6,9 5 Lukas 9,22; 11,47-50; 13,33-34
6 Apg. 1,22 7 Wörtlich: alles sagen; vgl. Johannes 10,24. 8 Apg. 4,29.31;
Wenn Zeugen «muetig und frei use» reden, erwächst
vgl. den Schlussvers 28,31 9 Epheser 6,19; 2. Korinther 11,23-27;
ihnen öfter Widerstand. Denn das Evangelium fordert
2. Timotheus 3,12! 10 Offenbarung 2,10; 3,10; 7,9-17; 19
Mächtige, Selbstgefällige und Ausbeuter zur Umkehr auf.
wort+wärch 2016 – 07
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Kühne Zeugen – 5
«Grosse Freude»: Rahel
Dolder. Kreative Aktion
3,16 auf dem Berner
Bahnhofplatz.
Zeugen in Berns Gassen
An einem Samstag im Monat bringen Berner Christen
das Evangelium auf die Strassen und Plätze. Rahel
Dolder vom Netzwerk Bern schildert, was es sie kostet
und was ihr geschenkt wird.
weisen. Wir vom Netzwerk kommen nicht als Mitglieder einer
Kirche daher; wir propagieren nicht eine Institution, sondern
bezeugen die persönliche Beziehung zu Ihm.
Diskutieren und beten. Viele sagen, von Gott persönlich
erwarteten sie nichts, trotzdem sagen manche, dass sie
Monats 30 bis 50 Christinnen und Christen. Man muss sich
beten. Zu Gott oder zu einer höheren Macht. Oder zu Engeln.
nicht anmelden. Nach einer gemeinsamen Anbetungszeit
Diese haben für viele eine spezielle Bedeutung. Ich äussere
gehen wir zu zweit oder zu dritt los. Wir wollen mit
in solchen Gesprächen, dass ich an die Existenz von Engeln
den Leuten in der Stadt über Gott sprechen und ihnen
glaube, dass sie im Dienst Gottes stehen und uns dienen,
ich sie jedoch nicht anbete, da wir mit Gott
das Evangelium erklären. Am Ende des
Gesprächs fragen wir sie oft, ob wir für
Nicht schwammig reden,
selbst sprechen können. Sind Menschen
sie beten dürfen. Unser Ziel ist, dass Gott
offen fürs Übernatürliche, ergibt sich oft
sondern einen Aspekt des
Gesprächsthema ist und erfahren wird.
ein guter Austausch. Anders ist es bei
Evangeliums weitergeben –
denen, die uns als naiv abstempeln und
Das Netzwerk Bern bringt Christen von
egal wie die Reaktion ausfällt.
verschiedenen Gemeinden zusammen. An
den ganzen Glauben als Märchen sehen
diesen Nachmittagen ist auch der «Healing Room» offen. Der
– als wäre er eine Krücke. Da bahnen sich oft fruchtlose
Stadtanzeiger weist darauf hin; meistens kommen 15 bis 20
Streitgespräche an.
Personen in die Nägeligasse, um für sich beten zu lassen.
Kühnheit ist mehrfach gefordert. Es braucht Mut, dass
Nicht suchend. Im letzten Einsatz überraschten mich
man überhaupt auf die Strasse geht. Was kann ich da schon
gleich drei Personen mit der Aussage, sie hätten gefunden,
bewirken? Das ist jedes Mal eine Herausforderung für mich.
was sie suchten. Da war keine Ablehnung zu spüren, keine
Auf der Strasse ringe ich mit Stimmen, die mir sagen, dass
jene Person zu beschäftigt ist und diese nichts hören
Enttäuschung, sondern Zufriedenheit, vielleicht eine Prise
Resignation. Eine Frau erzählte, sie habe durch Leiden
will. Ich brauche die Leitung durch den Heiligen Geist. Im
nun zu sich gefunden; alles sei ein Geschenk. Sie scheint
Gespräch kommt es darauf an, nicht schwammig zu reden
über das gegenwärtige Leben hinaus nichts zu erwarten;
und im Ungefähren zu bleiben, sondern Position zu beziehen
letzte Fragen lassen sie gleichgültig. Ich frage mich: Geht
und einen Aspekt des Evangeliums weiterzugeben, egal wie
die Reaktion ausfällt. Wenn wir Gebet anbieten, wird es sehr
es den Schweizern einfach zu gut? Wenn Gefahren drohen,
persönlich. Manche sind fast perplex, jedenfalls überrascht,
betreffen sie einen oft nicht direkt. Man konzentriert sich
wenn wir sagen, dass wir etwas hier und jetzt mit Gott
aufs momentane Wohlbefinden.
besprechen können. All dies kostet Kraft. Doch wenn ich
Teenies und junge Erwachsene geben oft vorgefertigte
die inneren Widerstände überwinde, habe ich jeweils eine
Meinungen wieder, in der Schule Gelerntes, namentlich die
grosse Freude in mir.
Evolutionstheorie. Fordern wir sie heraus mit dem, was wir
Sünde. Kommt das Gespräch auf den heiligen und gerechten
glauben, kommen sie ins Fragen. Wenn Kirche erwähnt wird,
Gott und unser Ungenügen, meinen viele, es irgendwie
reagieren viele negativ. Eine von den dreien sagte, mit der
gutmachen zu müssen, um Gott zufriedenzustellen. An «Gott»
katholischen Kirche, in der sie aufwuchs, habe sie definitiv
abgeschlossen. Für uns geht es indes darum, auf Gott hinzuglauben ist eines – dass Jesus für unsere Sünden gestorben
I n der Nägeligasse treffen sich am dritten Samstag des
Fortsetzung auf Seite 10 >
6 – Kühne Zeugen
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wort+wärch 2016 – 07
Auf der Strasse überraschen und im Gespräch
Position beziehen.
Kühne Zeugen
Europa braucht heute wieder viele kühne Zeugen.
Bist du dabei?
nach einer tiefgreifenden, alles verändernden Begegnung
mit dem Auferstandenen, zu Wahrheitszeugen geworden.
Ich glaube, wir alle sind vom Heiligen Geist zu mutigen
und unerschrockenen Zeugen der Wahrheit und Wirklichkeit
Gottes ausgerüstet worden. Aufkommende Menschenfurcht
wird überwunden, weil Gottes Geist in seiner Kraft (Apostelgeschichte 1,8; Römer 8) bei uns wohnt.
« Ich bin zutiefst überzeugt, dass Europa tatsächlich der
Sturz in den Abgrund droht. Aber ich glaube auch, Gott gibt
Europa noch eine Chance, wenn sich viele ihm zuwenden und
ihn um die Gnade zu einer Wende bitten, damit nach dem
Verrat neue Dankbarkeit und Glaubenstreue Raum gewinnen.»
So schreibt Pfarrer Hansjürg Stückelberger in einem Artikel.
Unscheinbar und hellwach
Menschen haben uns den Glauben gebracht. Wir dürfen nicht
Nicht jeder Christ ist ein Evangelist, aber jeder Christ ist
zu «Endverzehrern» des Evangeliums werden.
ein Zeuge Jesu. Das Zeugniswort, davon bin ich überzeugt,
In der Kindheit kamen mir Büchlein in
bringt etwas in Gang und setzt in Bewedie Hände, die das Leben tapferer Männer
Jeder, der Jesus und das
gung. Nicht die mächtigen römischen
und Frauen Gottes beschrieben. Eine LebensEvangelium bezeugt, ist kühn.
Kaiser wie Augustus, Nero und Hadrian
spur war gelegt. Als Jugendlicher bin ich
haben letztlich den Weltkreis entschieden
beeinflusst, sondern unscheinbare, oft ungebildete Zeugen
durch das Christuszeugnis eines indonesischen Studenten,
der in unserer Stuttgarter Gemeinde mitarbeitete, zum
und Botinnen Jesu. Trotz und gerade wegen Widerständen
Glauben an Jesus gekommen.
drang und dringt das Evangelium bis an die höchsten
Adressen vor.
Ganz normal
Zeugen Jesu sind im Alltag geistlich hellwach. Es muss
Han Kuo lehrte uns, dass das «Zeugnisgeben», das Von-Jesusdabei nicht das volle Evangelium gepredigt werden. Das
Erzählen, ganz normal zum Christsein gehört. Er nahm uns
Mädchen in der Schule bekennt, dass es an den Schöpfer
glaubt und die Welt als Schöpfung sieht. Der Landwirt
mit zu Jugendevangelisationen. Auf der Strasse versuchten
beteuert im Kreis seiner Berufskollegen, dass er Gott fürs
wir junge Menschen anzusprechen. Auf diese Weise lernten
wir praktisch, unseren Glauben natürlich zu bekennen. Jesus
Gedeihen seiner Kulturen vertraut. Zeugnis geben ist ein
zu bezeugen wurde für mich zu einer Quelle der Freude. Seit
würdiger Auftrag unsres Herrn und Meisters.
einiger Zeit bete ich wieder vermehrt: Herr, erwecke mich
Anregungen für die Praxis
zu einem kühnen Zeugen und schenke es, dass ich andere
1.Formuliere dein persönliches Zeugnis und schreibe es
anstecken kann.
Die Apostelgeschichte fasziniert und fordert uns heraus.
auf, damit du es für alle Fälle später im Kopf und Herz parat
Eingeschüchterte Jünger und Jüngerinnen Jesu wurden vom
hast. Es besteht aus drei Teilen: a) was war, bevor ich Jesus
Geist erfüllt. Sie wurden brennende, mutige Zeugen, die
kennenlernte, b) wie ich Jesus kennenlernte, c) wie sich
durch nichts mehr zu stoppen waren. Unter grösstem Druck
mein Leben veränderte und wie ich heute mit Jesus lebe.
hielten sie fest: «Wir können’s ja nicht lassen, von dem
2.Versuche bewusst zusammen mit dem Heiligen Geist die
zu reden, was wir gesehen und gehört haben» [Apostellaufende «Aktion 3,16» (Johannes 3,16) zu nützen.
geschichte 4,20].
3. Betet als ganze Familie zusammen für ein «kühnes
Zeugnis» in den kommenden Tagen und erzählt einander
Durch den Auferstandenen verändert
von eurem Ergehen. Das kann man auch als Ehepaar, als
Auf die Vertrauenswürdigkeit dieser ersten treuen AugenJugendgruppe oder als Hauskreis miteinander abmachen.
zeugen, die zum Teil Märtyrer, Blutzeugen, wurden, stützt
sich alles spätere Zeugentum. Wir Heutigen sind zwar keine
Reiner Siebert
Augenzeugen, die Jesus sterben sahen und denen er später
Pfarrer EGW, Biberen
leibhaftig als Auferstandener erschienen ist. Aber wir sind,
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Kühne Zeugen – 7
1
2
Kühn und auch verwegen?
Kühnheit ist überraschend gezeigter Mut. Wir verehren
Helden, die sich durch Wagemut auszeichnen. Lassen
wir uns aufrütteln – oder lehnen wir uns als Zuschauer
und Bewunderer zurück? Eine Spurensuche in der
Kulturgeschichte.
D as Wort «kühn» hat in seinem Ursprung eine enge Wortverwandtschaft zu «künne», was so viel heisst wie Abstammung, Sippe. Kühnheit verpflichtete insofern ursprünglich
zur Wahrung der Stammesehre und galt als angeboren und
als Ausdruck «edlen Blutes».
Kühn bis zur Tollheit?
Tollkühnheit ist eine Charaktereigenschaft, die zum Eingehen
aussergewöhnlicher, höchster Risiken befähigt, die das
Mass des rational Sinnvollen, Vernünftigen und Nützlichen
sprengt. Positiv gesehen kann dies jedoch auch Bereitschaft
zur Bewältigung einer hoch gefährlichen Aufgabe, etwa
extrem schwieriger Hilfe in einer Notsituation, bedeuten.
In der erweiterten Wortbedeutung bezeichnet Kühnheit
eine den Fortschritt fördernde innovative Eigenschaft,
zum Beispiel in der Forschung. Oder gefährliche, aber
zukunftsweisende Taten von Pionieren – Otto Lilienthal
wagte Flüge mit einem Gleitflugzeug. Ingenieure haben
kühn geschwungene Brücken entworfen.
Auch im Zusammenhang mit den Treueversprechen eines
Vasallen zu seinem Fürsten begegnet uns die Kühnheit. Für
den Vasallen bedeutete sie in kriegerischen AuseinanderKühnheit im Christsein
setzungen unbedingte Gefolgschaft mit und für seinen
Ausgehend von diesen Zusammenhängen bewegt sich auch
das kühne Leben der Christin und des
Kriegsherrn. Kühnheit ist somit im Ursprung eine Krieger- und Kämpfertugend.
Kühnheit kann die Bereitschaft
Christen irgendwo zwischen mutigem
Bekennen und dreister Taktlosigkeit. Die
zur Bewältigung einer hoch
Unerschrocken
gefährlichen Aufgabe bedeuten. Bremskraft Angst zu überlisten, bedeutet
Kühnheit ist verwandt mit Courage,
dann, immer wieder mutig einzustehen für
Wagemut, Tapferkeit, Beherztheit, Furchtlosigkeit,
Menschen, für die Barmherzigkeit, für Werte, für die Liebe,
Heldenmut, Forschheit, Unerschrockenheit, Unverzagtheit
für die Wahrheit und für die Botschaft vom Kreuz. Es heisst
und Verwegenheit, aber auch mit Vermessenheit und
aber auch, Beherztheit mit Besonnenheit auszubalancieren,
Anmassung. Der Kühne wagt etwas in risikoreichen Situawenn sie in lästigen Hochmut oder unkalkulierbares Risiko
tionen, gegen Widerstände und Gefahren. Im Gegensatz
umzuschlagen droht.
zum komplexen Oberbegriff Mut fehlt der Kühnheit die
Heldinnen und Helden der Bibel inspirieren uns: David
Verweigerung einer verwerflichen Risikohandlung, die zum
liess sich von der Furcht und vom Spott der andern nicht
stoppen. Er ging Goliath entgegen im Vertrauen, dass der
Mut gehörige Charakterstärke des Nein-Sagens.
Gott Israels, vom Riesen geschmäht, ihm den Sieg schenken
Kühnheit ist überraschender Mut, der bewundert wird
würde. Und wagte dann auch, vor dem unberechenbaren
und gelegentlich sehr erwünscht ist. In übertriebener Form
König Saul Harfe zu spielen (1. Samuel 16-18). Deborah nahm
wird sie jedoch als Tollkühnheit oder Dreistigkeit getadelt.
Die Verben «sich erkühnen/erdreisten» beschreiben forsche
es mit einem übermächtigen Feind auf (Richter 4-5). Paulus
Taktlosigkeit.
war so kühn, dass er sich dem Mob der Diana-Verehrer in
Nach der Mesoteslehre des griechischen Philosophen
Ephesus zeigen wollte; seine Freunde hielten ihn davon ab
Aristoteles liegt das Gute im Mass, in der Mitte zwischen
(Apostelgeschichte 19).
Extremen. In dieser Tradition wurde Kühnheit im Mittelalter
Wie so oft im Leben, liegt der schmale Pfad irgendwo
als Tugend des Masshaltens zwischen den Extremformen
in der goldenen Mitte, den jeder zusammen mit Gott und in
der Tollkühnheit und der Feigheit angesiedelt. Es galt, sie
Verantwortung vor seinen Mitmenschen selbst erforschen
darf.
unter der Leitung von Vernunft und Besonnenheit sorgsam
auszubalancieren.
Ulrike Weininger
Redaktionsteam
8 – Kühne Zeugen
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wort+wärch 2016 – 07
1: Klippenspringer
Daniel Locher.
2: Kühn geschwungene
Brücke im Prättigau.
3: Wächst in der Gruppe
der Mut?
3
Kühn bleiben!
Wie gelingt es dem EGW mit seiner Geschichte und
Prägung als landeskirchliche Gemeinschaft, Christus
prägnant zu bezeugen?
sein …» [Apostelgeschichte 1,8]. Sie sind Zuspruch und
Anspruch an alle, die in seinen Fussstapfen gehen wollen.
Sie sind verbindend und verbindlich für Sie und mich, für
Bezirke, für unser Werk. Doch wie kann das EGW als Werk
ein kühnes Zeugnis für Jesus sein? – Es fängt bei Ihnen und
N ach einer Vorstandssitzung des Verbands Freikirchen
und Gemeinschaften VFG fragt mich ein Freund aus einem
mir an. Ein paar Gedanken dazu:
• Es ist in unseren Genen und auch in den Statuten drin:
anderen Gemeindeverband: «Du, sag mal: Ihr als EGW seid
Das EGW hat den Zweck, das Wort Gottes zu verbreiten und
ja grundsätzlich keine Freikirche. Aber ihr habt Strukturen
wie eine Freikirche. Und du sprichst wertschätzend und
aus der erfahrenen Liebe Gottes anderen zu dienen. In der
doch kritisch über die Landeskirche … Wie versteht ihr euch
Kurzversion heisst das Evangelisation und Diakonie. Tun wir
eigentlich als EGW?»
alles, was Jesus bekannt macht. Und nehmen wir dafür auch
zusätzlichen Aufwand in Kauf.
In Motion statt auf Position
• Lassen wir uns nicht einschüchtern, wenn es darum
Diese Frage wird in unterschiedlichen Färbungen immer
geht zu sagen, wer wir sind. Aus eigener Erfahrung weiss
ich, dass es bedeutend einfacher ist,
wieder mal gestellt. Aber mein Freund
jemandem zu erklären: «Ich bin Mitglied
Das Schärfen unserer Identität
machte diese Frage zu einer «Gretchenfrage», so wie Goethe in seinem Werk die
einer Erneuerungsbewegung innerhalb
geschieht in der Begegnung
Margarete Faust fragen lässt: «Nun sag,
der Landeskirche» als zu sagen: «Ich bin
mit Gott.
wie hast du’s mit der Religion?»
einer, der Jesus Christus nachfolgt und so
leben und handeln will wie er.» Bleiben wir kühn in unserer
Es ist eine Frage, deren Antwort ein Bekenntnis erfordert,
Sprache.
• Ob wir es wollen oder nicht: Wir werden als Werk in der
ein Festlegen, eine Position. Aber sind wir als EGW nicht
eine Bewegung, in Bewegung und bewegt vom Geist Gottes?
Mitte von Landes- und Freikirchen gesehen. Nutzen wir dies
Müssen wir (und lassen wir uns) festlegen, welche Position
zu Gottes Ehre aus und treten wir in den Dialog von Landeswir im frei- und landeskirchlichen Umfeld einnehmen? Was
und Freikirchen. Oder suchen wir vor Ort den Kontakt mit
wäre der Gewinn, wenn wir uns positionieren und festlegen
kirchlichen Vertretern und fragen sie, wo sie einen Auftrag
würden? Wer sich festlegt, ist nicht mehr beweglich, verliert
fürs EGW sehen. Die Antworten dürften aufschlussreich sein.
eine gewisse Freiheit – und ja, auch eine «Frechheit»
• Ein kühner Zeuge sein heisst, sich hinzugeben und
gegenüber der landläufigen Meinung, wie EGWler denken
bereit zu sein, einen hohen Preis zu bezahlen, damit die
und handeln müssten.
beste Botschaft die Menschen erreicht. Ein Zeuge steht nach
dem ursprünglichen griechischen Wort mit seinem Leben für
Die Kehrseite ist, dass es ganz bequem sein kann, sich
das ein, was er vertritt. Was ist uns die Botschaft von Jesus
nicht festlegen zu müssen. Um nicht eine Gemeinschaft
Christus wert?
mit diffusem Profil zu werden, brauchen wir immer wieder
• Und bleiben wir mutig in der Beziehung zu Jesus:
eine Schärfung unserer Identität. Das Schärfen passiert
Fragen wir ihn immer wieder, wo er Gelegenheiten sieht, in
nicht mit der Geschichte, nicht in Formen und nicht in der
die wir uns als Werk investieren sollen. Wo können wir uns
einbringen in Gesellschaft und Kirche? Wozu beruft Gott
Abgrenzung zu andern. Dieses Schärfen unserer Identität
uns EGWler wieder? Schwierige Fragen … deren Antworten
geschieht in der Begegnung mit Gott: Wer sind wir in Jesus
uns aber zu kühnen Zeugen machen. Garantiert.
Christus? Wozu hat er uns berufen und bevollmächtigt?
Kühn in der Haltung, in Worten, im Auftrag, im
Leben, im Fragen
Thomas Gerber
Die letzten Worte Jesu sind eine Antwort für Einzelne, für
Bezirke wie für unser Werk: «Ihr werdet meine Zeugen
wort+wärch 2016 – 07
In Christus verwurzelt Ne
Pfarrer EGW
Ressortleiter Organisation und Kontakte
w
ues
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ag
Kühne Zeugen – 9
Welchen Preis
zahlen wir heute?
Leitung und Geschäftsstelle EGW in der
Retraite im Emmental.
Gebetsimpulse
« Dass Christen so normal geworden sind, ist ein Armuts-
Bekennen wir:
zeugnis», schreibt der Buchautor und politische Aktivist
Shane Claiborne. Er vermisst den Mut der ersten Christen,
nicht normal zu sein und Jesus gegen den Strom zu bekennen.
Wie finden wir diese urchristliche Kühnheit wieder?
•dass uns manchmal der Mut fehlt, Zeugen von Gottes Gnade
zu sein.
•wo wir unseren Auftrag, Zeugen zu sein, vergessen haben.
In Apostelgeschichte 1,8 lesen wir: «Aber ihr werdet mit
dem Heiligen Geist erfüllt werden, und dieser Geist wird
euch die Kraft geben, überall als meine Zeugen aufzutreten: in Jerusalem, in ganz Judäa und Samarien und
bis ans äusserste Ende der Erde.» Gottes Geist befähigt
uns, kühne Zeugen zu sein. Er hilft uns, angefangen vor
unserer Haustüre bis in die entferntesten Länder, von Jesus
zu erzählen.
•um die Kraft des Heiligen Geistes in unserem Zeugen-Sein.
•für Gelegenheiten, im Alltag unseren Glauben zu bezeugen.
•dass wir mutig neue Wege in der Evangelisation suchen.
•damit die Menschen in unserer Nachbarschaft Jesus kennen
lernen dürfen.
•für die Christen, die einen hohen Preis für ihr Zeugnis
bezahlen.
•für Missionare, die Jesus in aller Welt bezeugen.
Bitten wir:
Danken wir:
•dass wir in der Kraft des Geistes unterwegs sein können.
•für Gottes Gnade, die gerade in unserer Schwachheit
Grosses bewirkt.
•für die vielen Möglichkeiten und Freiheiten, die wir als
Christen in unserem Land haben, Jesus zu bezeugen.
Rahel Dolder: Zeugen in Berns Gassen
Thomas Oesch
Pfarrer EGW Konolfingen
Mitglied Leitung EGW
Gaben-Barometer
Fortsetzung von Seite 6
ist, was anderes. Oft meldet sich da Selbstgerechtigkeit. Im
letzten Einsatz unterhielt ich mich mit einem älteren Mann,
der Jesus als Marketinggag der Kirche bezeichnete. Diese
habe daraus Kapital geschlagen, dass er auch noch «Tricks»
beherrschte. Bei Jüngeren stelle ich insgesamt grössere
Offenheit fest als bei Älteren. Viele haben mit Religion und
Kirche keinerlei Erfahrungen gemacht, sind ohne Prägung,
unbelastet und dadurch oft neugierig.
Nach der bedingungslosen Liebe Gottes des Vaters sehnen
sich viele Menschen. Daran können wir oft anknüpfen. Und
dann Jesus hineinbringen als den Beweis dieser Liebe. Es
fasziniert doch immer wieder Leute, von dem zu hören,
der pure Liebe ist und der sich danach sehnt, sich mit uns
Menschen zu versöhnen.
Aufgezeichnet von Peter Schmid
10 – Gebetsimpulse - Gabenbarometer
Gemessen am Jahresgabenziel beträgt der Referenzbeitrag
bis Ende Mai 1‘482‘000 Franken. Bis zu diesem Zeitpunkt
konnten wir 1‘388‘000 Franken verbuchen, was 93,7 Prozent
entspricht und 94‘000 Franken unter dem Zielwert liegt. Das
ist an sich ein ansprechender Erreichungsgrad, doch liegt
er 60’00 Franken oder vier Prozent hinter der Vorjahresperiode. Allen regelmässigen Spenderinnen und Spendern ein
herzliches Dankeschön.
Martin Schenk, Leiter Finanzen
4'000'000
3'500'000
3'000'000
2'500'000
2'000'000
1'500'000
1'000'000
500'000
0
Differenz zum Gabenziel
Gabeneingang bis Monatsende
März
April
Mai
wort+wärch 2016 – 07