Ausgabe Juli/ August 2016

Volkswirtschaft im Fokus.
Konjunktur und Märkte
Aus dem Makro Research der Deka-Gruppe
Konjunktur 2-7 Zinsen und Renditen 8-9 Aktien 10-11 Emerging Markets 12
Währungen 13-15 Rohstoffe 16-17 Szenarien 18 Zinsen und Renditen Industrieländer 19
Juli / August 2016
Hoppla, der Brexit kommt – und was nun?
Liebe Anlegerinnen
und Anleger,
viele Ökonomen und Nicht-Ökonomen rieben
sich am 24. Juni morgens wohl erst einmal
verwundert die Augen. Hatte sich das Vereinigte Königreich wirklich mehrheitlich gegen den
Verbleib in der Europäischen Union entschieden? Ja, es
war wahr! Und sofort gingen am Freitag nach dem Referendum vor allem das britische Pfund und die Aktienmärkte auf Talfahrt.
In der Zwischenzeit haben sich die Finanzmärkte wieder
etwas beruhigt. Allerorten sind die Konjunktur-, Aktienund Zinsprognosen zurückgenommen worden, auch bei
uns. Diese neue Makrowelt nach dem Brexit-Votum sieht
ernst aus für UK. Weniger dramatisch ist sie für die EU,
für die sich – auch dank der Europäischen Zentralbank –
der rein ökonomische Schaden in Grenzen hält.
Für den Moment lautet die gute Nachricht, dass die Konjunktur nicht umkippt. Allerdings lastet die BrexitEntscheidung auf den wirtschaftlichen Perspektiven,
mithin auf den Investitionsentscheidungen von Unternehmen, und damit dem Wachstumspotenzial in ganz
Europa. Vor diesem Hintergrund bleibt es ein herausforderndes Umfeld für die Geldanlage in bewegten Märkten.
Diese kritische Bewertung rührt entscheidend vom Anstieg der politischen Unsicherheit her. Wann, mit welchem zeitlichen Verlauf und mit welchem neuen Status
für die Briten endet der Austritts-Prozess? Wie wirkt sich
dies auf die politische Landschaft in den anderen europäischen Ländern aus? Wir rechnen mit einer Austrittswahrscheinlichkeit von 75 % sowie mit weiteren Belastungen
der Märkte durch die Politik.
Offenkundig hat sich der Krisenfokus in diesem Jahr
endgültig von den Finanzthemen hin zur Europapolitik
verschoben. Es scheint, als drohe Europa und dem Euro
der politische Unterbau zu erodieren. Der europäische
Wahlkalender ist für dieses und das kommende Jahr
dicht gefüllt, und zudem steht im Oktober ein wichtiges
Verfassungsreferendum in Italien an. In der aktuellen
politischen Gemengelage wird es jedes Mal darum gehen,
ob sich das politische Establishment behauptet oder ob
die neuen „alternativen“ Kräfte das Ruder übernehmen
und ihre europa- und/oder reformkritischen Ansätze
verfolgen können.
Wenn demgegenüber etwas Bestand hat, dann ist es die
Welt ohne Zinsen. Allein die amerikanische Notenbank
wird im Lauf der nächsten Quartale einzelne Zinsschritte
nach oben gehen. Eine erste Zinserhöhung beim Hauptrefinanzierungssatz trauen wir der Europäischen Zentralbank nunmehr erst 2020 zu. Wir bleiben bei unserer Einschätzung, dass der schrittweise Aufbau der Aktienquote
in diesem Umfeld politisch bedingter Schwankungen
sinnvoll ist. Denn es gilt nach wie vor, dass Aktien mittelbis langfristig solide Renditeaussichten bieten. Zwischenzeitliche Kursrücksetzer stellen langfristig gesehen
Chancen dar.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Ulrich Kater
Chefvolkswirt DekaBank
Juli / August 2016
Seite 2
Volkswirtschaft im Fokus
Konjunktur
Konjunktur Deutschland
Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorquartal)
2
1
0
-1
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Destatis, Prognose DekaBank
Arbeitslosenquote (%, saisonbereinigt, nationale Definition)
7,5
7,0
6,5
6,0
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Prognose DekaBank
Inflation (% ggü. Vorjahr)
3
2
1
0
-1
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Destatis, Prognose DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Deutschland
20 16 P
20 17P
Bruttoinlandsprod. (% ggü. Vorj.)
1,7
1,6
1,1
Inflationsrate (% ggü. Vorjahr)
0,1
0,4
1,4
Finanzierungssaldo*
0,7
0,1
0,4
71,2
68,6
66,3
8,5
7,8
7,6
Apr 16
Mai 16
Jun 16
Schuldenstandsquote*
Leistungsbilanzsaldo*
Inflation (% ggü. Vorjahr)
Arb.-losenquote (%, sb., nat. Def.)
ifo Geschäftsklima (Punkte)
20 15
-0,3
0,0
0,2
6,2
6,1
6,1
106,7
107,8
108,7
* in % des nominalen Bruttoinlandsprodukts
Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Destatis, ifo Institut,
Reuters, Prognose DekaBank (P)
Im Fokus
Das Vereinigte Königreich will die EU verlassen. Doch die
ersten deutschen Stimmungsindikatoren nach dem Referendum zeigten keinerlei Reaktion. Konnten sie auch
nicht, denn diese Umfragen fanden schon vor der Entscheidung der Briten statt. Mit den sentix-Konjunkturerwartungen kam nun der erste echte Nach-BrexitStimmungsindikator, und er zeigt deutlich nach unten.
Die anderen Umfragen dürften ihm auf diesem Weg folgen. Hintergrund ist die deutlich gestiegene politische
Unsicherheit. Diese ist auch letztlich dafür verantwortlich,
dass wir die Deutschlandprognosen nach unten revidiert
haben.
Perspektiven
Deutschland zählt zu den strukturell gut aufgestellten
Volkswirtschaften der Europäischen Währungsunion.
Über lange Jahre hinweg haben sich die deutschen Unternehmen fit für den Weltmarkt gemacht: durch Kostenbewusstsein, innovative Produkte und Neuausrichtung
auf die Wachstumsmärkte. Hinzu kamen die Reformen
der „Agenda 2010“, die den Arbeitsmarkt in Schwung
brachten. Zusammen mit den komfortablen Rahmenbedingungen einer exportstimulierenden Abwertung des
Euro und kaufkraftfördernder Rohstoffpreisrückgänge
lebt es sich derzeit immer noch gut in Deutschland. So
verursachte selbst das schwächere Wachstum der
Schwellenländer keinen Einbruch der wirtschaftlichen
Aktivität. Auch die bis Ende 2017 leicht ansteigende Arbeitslosigkeit ist keine wirklich negative Nachricht, denn
sie liegt weniger an einer zu schwachen Konjunktur als
vielmehr daran, dass zunehmend mehr Flüchtlinge auf
den Arbeitsmarkt drängen. Doch man sollte sich nicht
zufrieden zurücklehnen, denn die stimulierenden Effekte
werden in absehbarer Zeit auslaufen. Und dann wird sich
der langjährige „wirtschaftspolitische Dornröschenschlaf“ in Deutschland rächen. Um die Wachstumskräfte
Deutschlands zu erhalten, müssten der im internationalen Vergleich immer noch hoch regulierte Arbeitsmarkt
weiter flexibilisiert werden, die sozialen Sicherungssysteme effizienter und demografischer ausgestaltet werden
und bürokratische Hürden abgebaut werden. Stattdessen
wurden zuletzt viele Maßnahmen beschlossen, die in
Zukunft die Wettbewerbsfähigkeit belasten werden.
Juli / August 2016
Seite 3
Volkswirtschaft im Fokus
Konjunktur
Konjunktur Euroland
Im Fokus
Die Entscheidung der Briten, aus der EU auszutreten,
dürfte die gesamte europäische Wirtschaft negativ treffen. Allerdings noch nicht im zweiten Quartal. Im Vorfeld
des Brexit-Referendums im Vereinigten Königreich signalisierten die Stimmungsindikatoren eine große Gelassenheit der Konsumenten und der Unternehmer. Vielmehr hat sich das Wirtschaftsvertrauen im Vergleich zum
ersten Quartal sogar leicht verbessert. Im zweiten Quartal
ist mit einem Wachstum von 0,3 % im Vergleich zum
Vorquartal zu rechnen. Die solide gesamtwirtschaftliche
Entwicklung hat zu einem Rückgang der Arbeitslosenquote auf 10,1 % im Mai geführt. Dies ist die niedrigste
Arbeitslosenquote seit Juli 2011. Die Inflation hingegen
liegt weiterhin nahe Null. Ein Grund dafür ist die anhaltend schwache Energiepreisentwicklung. Im Juni lag die
Inflationsrate bei 0,1 % im Vergleich zum Vorjahr.
Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorquartal)
1,0
0,5
0,0
-0,5
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Eurostat, Prognose DekaBank
Arbeitslosenquote (%, saisonbereinigt, EU-Definition)
12
11
10
9
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2016
2017
Quellen: Eurostat, Prognose DekaBank
Inflation (% ggü. Vorjahr)
3
2
1
0
-1
2011
2012
2013
2014
2015
Quellen: Eurostat, Prognose DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Euroland
20 16 P
20 17P
Bruttoinlandsprod. (% ggü. Vorj.)
1,7
1,6
1,2
Inflationsrate (% ggü. Vorjahr)
0,0
0,3
1,3
Finanzierungssaldo*
-2,1
-1,9
-1,6
Schuldenstandsquote*
90,7
89,8
88,9
1,8
1,9
3,0
Apr 16
Mai 16
Jun 16
0,1
Leistungsbilanzsaldo*
20 15
Inflation (% ggü. Vorjahr)
-0,2
-0,1
Arb.-losenquote (%, sb., EU-Def.)
10,2
10,1
104,0
104,6
Economic Sentiment (Punkte)
* in % des nominalen Bruttoinlandsprodukts;
Quellen: Eurostat, Reuters, Prognose DekaBank (P)
104,4
Perspektiven
Euroland wächst zurzeit mit etwas mehr als „Normalgeschwindigkeit“. Die Erholung steht dabei auf einem breiten Fundament. Erstmals seit 2007 gab es 2015 wieder
positive Wachstumsbeiträge aus allen vier großen Volkswirtschaften der Währungsunion. Die fortgesetzte Erholung in den Peripheriestaaten wird in den kommenden
Jahren für das Wachstum in Euroland ein wichtiger Einflussfaktor bleiben. Daneben profitiert die Wirtschaft der
Währungsunion von niedrigen Energiepreisen, einer sehr
lockeren Geldpolitik und soliden Impulsen durch die
Weltwirtschaft. Es bleibt aber bei einem nur verhaltenen
Wachstumsausblick, denn die Aufräumarbeiten nach der
globalen Finanzkrise und der Euro-Schuldenkrise sind
mühsam und werden noch einige Zeit benötigen. Dies
betrifft vor allem den Schuldenabbau und die Strukturreformen. Beide kommen nur schleppend voran. Die Schuldenstandsquoten auf den in den Maastricht-Kriterien
definierten Zielwert von 60 % zu reduzieren, scheint für
die meisten Länder in den kommenden Jahren unerreichbar. In Frankreich, Italien, Spanien, Portugal und
Griechenland wurden zwar einige Strukturreformen angestoßen, aber der Weg ist noch weit. Dabei scheint derzeit der Reformeifer zu erlahmen. Dies liegt nicht zuletzt
am politischen Gegenwind durch erstarkende reformkritische Parteien in einigen Ländern.
Juli / August 2016
Seite 4
Volkswirtschaft im Fokus
Konjunktur
Konjunktur USA
Im Fokus
Ende Juli werden die Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt
im zweiten Quartal veröffentlicht. Derzeit zeichnet sich
eine im Vergleich zum Vorquartal etwas stärkere Wachstumsdynamik ab. Vor allem vom privaten Konsum ist mit
einem spürbaren positiven Wachstumsbeitrag zu rechnen. Hingegen erwarten wir für die Unternehmensinvestitionen nur ein marginales Plus. Besser als erwartet haben
sich im Juni die beiden wichtigsten Stimmungsindikatoren entwickelt. Das Verbrauchervertrauen (Conference
Board) erreichte mit 98 Punkten ein neues Jahreshoch,
und der nationale Einkaufsmanagerindex ISM für das
verarbeitende Gewerbe verbesserte sich auf 53,2 Punkte,
den höchsten Stand seit Februar 2015. Der Indikator
wurde in der Woche nach dem Brexit-Votum in UK erhoben. Offensichtlich bleiben die Unternehmen hinsichtlich
dessen Auswirkungen recht gelassen.
Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorquartal, annualisiert)
6
4
2
0
-2
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Bureau of Economic Analysis, Prognose DekaBank
Arbeitslosenquote (in %)
9
Perspektiven
Die US-Wirtschaft befindet sich seit Mitte 2009 in einem
konjunkturellen Aufschwung. Diese Phase ist geprägt von
einem ungewöhnlich schwachen Wirtschaftswachstum. In
diesem Zeitraum fanden notwendige Strukturanpassungen statt, die es der Zentralbank nun ermöglichen, die
Leitzinsen über einen längeren Zeitraum wieder auf ihr
Normalniveau anzuheben. Dies ist das deutlichste Signal
dafür, dass die US-Wirtschaft die Finanzmarktkrise überwunden hat. Die geldpolitische Normalisierung ist allerdings nicht ohne Risiken. So beginnt die US-Zentralbank
Fed verhältnismäßig spät mit ihrer geldpolitischen Straffung. Zudem wirken die quantitativen Maßnahmen der
Geldpolitik früherer Jahre noch sehr lange nach. Unerwünschte Entwicklungen wie beispielsweise eine zu hohe
Inflation sind daher im Prognosezeitraum nicht auszuschließen. Vorerst hat die Fed unter den wichtigsten
Zentralbanken mit dem Start der Leitzinserhöhungen ein
Alleinstellungsmerkmal. Infolgedessen können sich die
Fließrichtungen von internationalen Finanzströmen ändern, was bspw. eine starke Aufwertung des US-Dollars
zur Folge haben kann. In diesem Fall nähme das Risiko
eines schwächeren Wirtschaftswachstums sowie eines
Innehaltens der Fed bei ihren Leitzinserhöhungen zu.
7
5
3
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Bureau of Labor Statistics, Prognose DekaBank
Inflation (% ggü. Vorjahr)
4
3
2
1
0
-1
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Bureau of Economic Analysis, Prognose DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
USA
Bruttoinlandsprodukt (% yoy)
Finanzierungssaldo*
Schuldenstandsquote*
Leistungsbilanzsaldo*
Inflation (% yoy)
20 15
20 16 P
20 17P
2,4
2,0
2,3
-4,3
-4,0
-3,5
101,8
101,7
100,1
1,8
1,6
1,6
Apr 16
Mai 16
Jun 16
1,1
1,1
Arbeitslosenquote (%, saisonbereinigt)
Einkaufsmanagerindex (verarb. Gew.)
5,0
50,8
4,7
51,3
4,9
53,2
Verbrauchervertrauen (Conference Board)
94,7
92,4
98,0
* in % des nom. BIP; Quellen: Bureau of Ec. Analysis, Bureau of
Labor Statistics, ISM , Conference Board, Prog. DekaBank (P)
Juli / August 2016
Seite 5
Volkswirtschaft im Fokus
Konjunktur
Konjunktur China
Im Fokus
Die Abwertung des Renminbi gegenüber dem offiziellen
Währungskorb hat in den vergangenen Monaten bereits
darauf hingedeutet, dass die Zentralbank nicht anstrebt,
den Indexwert nahe 100 zu stabilisieren. Nach jüngsten
Äußerungen sieht sie stattdessen die Notwendigkeit
einer weiteren Abwertung. Bislang hat die Währungsschwäche nicht zu neuer Verunsicherung an den internationalen Finanzmärkten geführt. Dies dürfte auch darauf
zurückzuführen sein, dass sich die chinesischen Währungsreserven stabilisiert haben, womit die Gefahr eines
anhaltenden Kapitalabflusses nicht akut erscheint. In der
Wirtschaft zeigt sich weiterhin ein zweigeteiltes Bild: Die
Industrie leidet unter dem Abbau von Überkapazitäten,
während die Dienstleistungssektoren solide wachsen.
Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorjahr)
10
8
6
4
2
0
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Nationales Statistikamt, Prognose DekaBank
Einkaufsmanagerindex (Punkte)
54
53
52
51
50
49
48
2011
2012
2013
2014
2015
2016
Quellen: Nationales Statistikamt, DekaBank
Inflation (% ggü. Vorjahr)
8
6
4
2
0
2011
2012
2013
2014
2015
2016
Quellen: Nationales Statistikamt, DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
China
Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorjahr)
20 15
20 16 P
20 17P
6,9
6,5
6,4
Finanzierungssaldo*
-3,4
-3,6
-3,9
Schuldenstandsquote*
18,9
23,3
27,8
3,0
3,3
3,0
Apr 16
Mai 16
Jun 16
Inflation (% ggü. Vorjahr)
2,3
2,0
1,9
Industrieproduktion (% ggü. Vorjahr)
6,0
6,0
50,1
50,1
Leistungsbilanzsaldo*
Einkaufsmanagerind. (verarb. Gew., Punkte)
* in % des nominalen Bruttoinlandsprodukts
Quellen: EIU, Prognose DekaBank (P)
50,0
Perspektiven
Die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums auf ein
Niveau von 6-7 % ist nach unserer Einschätzung strukturell. Die Regierung hat als mittelfristiges Wachstumsziel
für die Jahre bis 2020 eine Rate von 6,5 % festgelegt.
Obwohl die Infrastrukturinvestitionen noch immer einen
wichtigen Beitrag zur Stützung der Konjunktur liefern,
kommt der angestrebte Umbau der Wirtschaft voran: Der
Dienstleistungssektor steuert mittlerweile über 50 % zur
Wirtschaftsleistung bei. Die hohe Verschuldung des Unternehmenssektors schürt Sorgen um die Stabilität des
Finanzsystems. Solange aber die Verschuldung überwiegend in Inlandswährung erfolgt, kann die Notenbank das
Finanzsystem stabilisieren und wird dies auch tun. Denn
eine Wirtschaftskrise würde die Stellung der Kommunistischen Partei gefährden. Zudem wird es nicht zu einer
Kreditklemme kommen, weil die Banken angewiesen
werden können, die Wirtschaft im notwendigen Umfang
mit Krediten zu versorgen. Die Regierung will den angestrebten Umbau der Wirtschaft durch eine schrittweise
Liberalisierung und Öffnung des Finanzsystems unterstützen. Doch sowohl beim Währungsregime als auch am
Aktienmarkt und im Schattenbankensystem wird immer
wieder deutlich, wie schwierig es ist, den Marktkräften ein
höheres Gewicht zu geben, wenn gleichzeitig die
Schwankungen gering gehalten werden sollen. Die Sorge
vor einer Abwertung des Renminbi führt immer wieder zu
Kapitalabflüssen. Die Zentralbank wird zwar bestrebt
sein, extreme Wechselkursschwankungen mit Hilfe von
Interventionen zu begrenzen. Sowohl gegenüber dem USDollar als auch gegenüber dem Währungskorb erwarten
im Trend wir jedoch einen schwächeren Renminbi.
Juli / August 2016
Seite 6
Volkswirtschaft im Fokus
Konjunktur
Konjunktur Em. Markets
Im Fokus
Wir erwarten, dass die Unsicherheit nach dem BrexitVotum außerhalb Europas nur geringen wirtschaftlichen
Schaden anrichten wird. Selbst für die mitteleuropäischen EU-Staaten haben wir unsere Wachstumsprognosen nur leicht nach unten revidiert. Die jüngsten Frühindikatoren deuten auf eine leichte konjunkturelle Belebung in einigen Schwellenländern hin. Doch gerade in
den großen Ländern bleibt die Lage schwierig. In China
schwächeln Industrie und private Investitionen. Brasilien
und Russland stecken noch immer in einer Rezession,
wenngleich die Abwärtsdynamik nachlässt. Die meisten
Zentralbanken verfolgen angesichts der schleppenden
konjunkturellen Entwicklung eine expansive Geldpolitik,
doch in Mexiko wurden zu Bekämpfung der Währungsschwäche die Leitzinsen in diesem Jahr schon um insgesamt 100 Basispunkte angehoben.
Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorjahr)
8
6
4
2
0
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: EIU, Prognose DekaBank
Einkaufsmanagerindex (Punkte)
55
50
45
40
2011
2012
Osteuropa
2013
2014
2015
Asien ex.Japan
2016
Lateinamerika
Quellen: Bloomberg, DekaBank
Inflation (% ggü. Vorjahr)
12
10
8
6
4
2
0
2011
2012
Osteuropa
2013
2014
Asien ex. Japan
2015
2016
Lateinamerika
Quellen: Bloomberg, DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorjahr)
20 15
20 16 P
20 17P
Brasilien
-3,9
-3,3
0,7
Russland
-3,7
-0,8
1,1
Indien
7,2
7,4
7,5
China
6,9
6,5
6,4
Inflation (% ggü. Vorjahr)
20 15
20 16 P
20 17P
Brasilien
9,0
8,4
5,5
Russland
15,5
6,7
5,3
Indien
4,9
5,4
5,0
China
1,5
1,9
2,1
Quellen: EIU, Bloomberg, Prognose DekaBank (P)
Perspektiven
Die Wachstumsdynamik ist in den meisten Schwellenländern unbefriedigend. Die Rohstoffexporteure leiden unter ihren Überkapazitäten und dem starken Rückgang der
Rohstoffpreise seit Mitte 2014. Die Schwäche des Welthandels belastet den Ausblick auch für jene Länder, die
stark auf den Export verarbeiteter Güter setzen. Angesichts der hohen Verschuldung im Unternehmenssektor
ist der zu beobachtende Rückgang des Kreditwachstums
stabilitätspolitisch erfreulich. Doch ein schwächeres Kreditwachstum bedeutet, dass der Rückenwind für die Konjunktur schwächer ausfällt als noch vor wenigen Jahren.
Trotz aller Probleme liegen die Wirtschaftswachstumsraten in den meisten Ländern über denen, die in den Industrieländern zu beobachten sind. Wichtige Treiber sind
der technische Fortschritt und die Urbanisierung, die
beide zu einem Produktivitätsanstieg führen. Zudem gibt
es eine wachsende Mittelschicht, die für einen stabilen
Anstieg der Konsumnachfrage sorgt.
Risiken
Die hohe Verschuldung im Unternehmenssektor ist ein
Risikofaktor, wenn sich die Finanzierungsbedingungen in
den kommenden Jahren verschlechtern. Unternehmensinsolvenzen dürften zunehmen, und ein erschwerter
Zugang zu Kapital drückt auf die Kreditentwicklung und
das Wirtschaftswachstum. Da der größte Teil der Schulden in lokaler Währung aufgenommen wurde, dürfte es
aber gelingen, systemische Schuldenkrisen zu verhindern. Gefahr droht zudem von Seiten geopolitischer Konflikte.
Juli / August 2016
Seite 7
Volkswirtschaft im Fokus
Konjunktur
Konjunktur Welt
Im Fokus
Die globalen Frühindikatoren deuten derzeit auf eine sich
belebende Wirtschaftsentwicklung hin. So stieg der globale Einkaufsmanagerindex im Juni verhältnismäßig
deutlich an und erreichte mit 50,9 Punkten seinen höchsten Stand seit Juni vergangenen Jahres. In nahezu allen
Regionen gab es Verbesserungen. Besonders ausgeprägt
waren diese in Nordamerika, aber auch in Westeuropa.
Hingegen sank der Indikator für Lateinamerika erneut
und erreichte damit ein weiteres Mal ein zyklisches Tief.
Das zuletzt mit Abstand wichtigste Wirtschaftsthema war
der Ausgang des EU-Referendums im Vereinigten Königreich. Nach dem Votum für den Ausstieg aus der EU hielten sich die Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten in Grenzen, sodass die Ausstrahleffekte dieses
europäischen Ereignisses auf die Weltwirtschaft begrenzt
sein dürften. Das Ausmaß der Unternehmensverunsicherung dürften die Stimmungsindikatoren im Folgemonat
aufzeigen. Insbesondere für das Vereinigte Königreich
und dessen engsten Handelspartner sind schwächere
Umfragewerte wahrscheinlich.
Welt: Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorquartal)
1,0
0,5
0,0
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Nationale Statistikämter, Prognose DekaBank
Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorquartal)
2,0
1,5
1,0
0,5
0,0
-0,5
2011
2012
2013
2014
2015
Schwellenländer
2016
2017
Industrieländer
Quellen: Nationale Statistikämter, Prognose DekaBank
Einkaufsmanagerindex (Punkte)
58
56
54
52
50
48
2011
2012
2013
2014
2015
2016
Quellen: Markit, ISM, Reuters, DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Bruttoinlandsprod. (% ggü. Vorj.)
20 15
20 16 P
20 17P
Welt
3,1
3,0
3,3
Industrieländer
1,9
1,7
1,8
Schwellenländer
6,1
5,9
5,9
-9,9
0,5
2,5
Lateinamerika
2,1
2,0
2,3
Asien (ohne Japan)
2,6
2,3
2,3
Mittel- und osteurop. Länder
Quellen: Nationale Statistikämter, Prognose DekaBank (P)
Perspektiven
Die Weltwirtschaft befindet sich seit dem zweiten Quartal
2009 in einem konjunkturellen Aufschwung. Dieser begann zunächst mit hohen Wachstumsraten des globalen
Bruttoinlandsprodukts. Seit 2011 hat sich jedoch die
globale Dynamik verringert auf Wachstumsraten zwischen 3,0 % und 3,5 %. Zu dieser Abschwächung trug
anfänglich die Euro-Schuldenkrise bei. Seit 2015 bremsten zudem die ausgeprägten Rezessionen in Russland
und Brasilien. Das absehbare Ende dieser Rezessionen
wird dazu beitragen, dass sich das Wachstum der Schwellenländer über das Jahr 2017 hinaus etwas beschleunigt.
Hingegen dürften die Industrieländer insgesamt nahezu
unverändert wachsen. Bei ihnen gilt es im Prognosezeitraum zu differenzieren zwischen Volkswirtschaften, in
denen die geldpolitische Straffung langsam beginnt
(bspw. die USA), und solche, in denen die geldpolitische
Straffung noch außerhalb des Prognosehorizonts liegt
(bspw. Euroland und Japan). In ersteren werden sich die
Wachstumsaussichten aufgrund des Zinsanstiegs leicht
eintrüben, letztere profitieren noch von der äußerst lockeren Geldpolitik.
Juli / August 2016
Seite 8
Volkswirtschaft im Fokus
Zinsen und Renditen
Geldmarkt Euroland
Im Fokus
Nachdem die Bevölkerung des Vereinigten Königreichs
für den Austritt aus der EU votiert hat, haben die Markterwartungen zugenommen, dass die EZB ihre Geldpolitik
noch weiter lockern wird. Die Marktteilnehmer richten ihr
Augenmerk sowohl auf umfangreichere Anleihekäufe als
auch auf eine erneute Senkung des Einlagensatzes. Letztere erwarten wir jedoch nicht, selbst wenn die Geldmarkt-Futures ein bis zwei Zinsschritte von je zehn Basispunkten einpreisen. Denn bereits vor dem Referendum argumentierte die EZB, dass die schädlichen Nebenwirkungen negativer Einlagensätze mit jedem Schritt
nach unten zunehmen würden, und auf der EZB-Pressekonferenz Anfang Juni wurde nicht über eine solche Politikoption gesprochen. Bei unveränderten Leitzinsen sollten die EONIA- und EURIBOR-Sätze ihre Untergrenzen
weitgehend erreicht haben. Demgegenüber dürfte die
baldige Ankündigung der EZB, ihre Wertpapierkäufe über
März 2017 hinaus fortzusetzen, die Marktteilnehmer in
der Erwartung bestärken, dass noch für lange Zeit mit
negativen Geldmarktsätzen zu rechnen ist.
EZB-Leitzins (Hauptrefinanzierungssatz; % p.a.)
2,0
1,5
1,0
0,5
0,0
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Europäische Zentralbank, Prognose DekaBank
EURIBOR-Sätze (% p.a.)
3
2
1
0
-1
2011
2012
2013
2014
2015
3 Monats-EURIBOR
2016
2017
12 Monats-EURIBOR
Quellen: European Banking Federation, Prognose DekaBank
EONIA-Swapkurve (% p.a.)
0,6
0,4
0,2
0,0
-0,2
-0,4
-0,6
0
12
24
36
Monate
Quellen: Bloomberg, DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Euroland: Zinsen (% p.a.)
EZB-Leitzins (Hauptrefin.-satz)
0 8.0 7.20 16
vor 1 Mon.
vor 1 Jahr
0,00
0,00
0,05
3 Monats-EURIBOR
-0,29
-0,26
-0,02
12 Monats-EURIBOR
-0,06
-0,02
0,16
EURIBOR-Future, Dez. 2016
-0,38
-0,28
0,06
EURIBOR-Future, Dez. 2017
-0,42
-0,31
0,25
Prognose DekaBank (% p.a.)
in 3 Mon.
in 6 Mon.
EZB-Leitzins (Hauptrefin.-satz)
in 12 Mon.
0,00
0,00
0,00
3 Monats-EURIBOR
-0,30
-0,30
-0,30
12 Monats-EURIBOR
-0,07
-0,08
-0,08
Quellen: Europäische Zentralbank, European Banking
Federation, Bloomberg, DekaBank
Perspektiven
Auf die sehr niedrigen Inflationsraten reagierte die Europäische Zentralbank mit einer Mischung aus konventionellen und unkonventionellen Maßnahmen. Den vorerst
letzten Schritt machte sie dabei im März 2016, indem sie
die Leitzinsen noch einmal senkte und das Tempo ihrer
Bilanzausweitung erhöhte. Allerdings gab sie zugleich zu
verstehen, dass sie den Einlagensatz voraussichtlich
nicht noch weiter reduzieren wird. Sie befürchtet, durch
zu stark negative Geldmarktsätze die Profitabilität von
Banken und damit letztlich die Kreditvergabe zu beeinträchtigen. Bei einem unveränderten Einlagensatz von
-0,40 % besitzen die EONIA- und EURIBOR-Sätze keinen
nennenswerten Spielraum mehr nach unten. Auch die
umfangreichen Wertpapierkäufe und Langfristtender der
EZB sollten kaum noch Auswirkungen auf den Geldmarkt
haben, da die Überschussreserven der Banken ohnehin
bereits extrem hoch sind. Dennoch hielten wir es für ein
wichtiges Signal, sollte die EZB ihr Wertpapierankaufprogramm über März 2017 hinaus verlängern. Es würde die
Akteure am Geldmarkt in ihrer Einschätzung bestärken,
dass die EZB selbst noch für mehrere Jahre mit unverändert niedrigen Leitzinsen rechnet. Denn deren Anhebung
wird erst dann zu einer realistischen geldpolitischen
Option, wenn die EZB ihre Wertpapierkäufe einschließlich
der Wiederanlage von Rückzahlungen eingestellt hat. Wir
erwarten deshalb die erste Erhöhung des Einlagensatzes
nicht vor dem Jahr 2019.
Juli / August 2016
Seite 9
Volkswirtschaft im Fokus
Zinsen und Renditen
Rentenmarkt Euroland
Im Fokus
Neben der anhaltend niedrigen Inflation im Euroraum hat
der Ausgang des EU-Referendums im Vereinigten Königreich die Erwartung einer weiteren Lockerung der Geldpolitik durch die EZB hervorgerufen. Wir gehen nicht von
einer erneuten Senkung des Einlagensatzes aus. Dennoch dürften die Renditen kurzlaufender Bundesanleihen
weiter unterhalb des Einlagensatzes von -0,40 % notieren, solange Abwärtsrisiken für Wachstum und Inflation
im Vordergrund stehen. Unseres Erachtens wird die EZB
schon bald ankündigen, ihre Wertpapierkäufe über März
2017 hinaus fortzusetzen. Sie dürfte das Kaufprogramm
dabei aber so weit flexibilisieren, dass sie, respektive die
Bundesbank, nicht gezwungen wird, immer mehr Käufe
von Bundesanleihen in den langen Laufzeitbereich zu
verlagern. Dadurch sollte sich die Bundkurve wieder etwas versteilern.
Deutschland: Renditen (% p.a.)
4
3
2
1
0
-1
2011
2012
2013
2014
2015
2-jährige
2016
2017
10-jährige
Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank
Frankreich und Niederlande: Renditen (% p.a.)
4
3
2
1
0
-1
2011
2012
2013
2014
Frankreich, 10-jährige
2015
2016
Niederlande, 10-jährige
Quellen: Bloomberg, DekaBank
Italien und Spanien: Renditen (% p.a.)
8
6
4
2
0
2011
2012
2013
2014
Italien, 10-jährige
2015
2016
Spanien, 10-jährige
Quellen: Bloomberg, DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Renditen (% p.a.)
0 8.0 7.20 16
vor 1 Mon.
vor 1 Jahr
Deutschland 2J
-0,69
-0,54
-0,26
Deutschland 10J
-0,19
0,06
0,67
Frankreich 10J
0,10
0,41
1,13
Italien 10J
1,19
1,39
2,22
Spanien 10J
1,15
1,43
2,22
in 3 Mon.
in 6 Mon.
in 12 Mon.
Deutschland 2J
-0,60
-0,55
-0,50
Deutschland 10J
-0,05
0,00
0,05
Prognose DekaBank (% p.a.)
Quellen: Bloomberg, DekaBank
Perspektiven
Die unkonventionellen Maßnahmen der EZB führen zu
steigenden Überschussreserven im Bankensystem, die
die kurzfristigen Marktzinsen in Richtung des EZB-Einlagensatzes drängen. Zudem haben niedrige Inflationsraten und der sich anbahnende EU-Austritt des Vereinigten
Königreichs die Erwartung genährt, dass die EZB den
Einlagensatz nochmals senken könnte. In der Folge sind
die Renditen kurzlaufender Bundesanleihen noch weiter
ins Negative gefallen. Wir rechnen nicht mit einem solchen Politikschritt, da die EZB auch die Risiken stark
negativer Zinsen hervorhebt. Dennoch sollten die Renditen am kurzen Ende vorerst nur wenig ansteigen, zumal
die EZB der Bundesbank bald erlauben dürfte, Bundesanleihen auch mit Renditen unterhalb des Einlagensatzes
von -0,40 % zu kaufen. Diese Flexibilisierung des Wertpapierkaufprogramms wird nötig sein, um es auch über
März 2017 hinaus fortsetzen zu können. Zusammen mit
der Anhebung der Obergrenze von derzeit 33 % pro ISIN
wird dadurch das zum Ankauf in Frage kommende Universum von Bundesanleihen deutlich verbreitert, sodass
die Bundesbank einen geringeren Teil ihrer Käufe in die
längeren Laufzeitbereiche allokieren muss. Dies sollte
einen wieder etwas steileren Verlauf der Bundkurve zulassen, auch wenn durch die Fortsetzung der quantitativen Lockerung Bundesanleihen knapp und ihre Renditen
grundsätzlich niedrig bleiben. Ein stärkerer Renditeanstieg wäre denkbar, falls die EZB die Staatsanleihekäufe
vom Eigenkapitalschlüssel löst und vermehrt auf die
Peripherieländer richtet. Dies halten wir jedoch aus politischen Gründen für sehr unwahrscheinlich.
Juli / August 2016
Seite 10
Volkswirtschaft im Fokus
Aktien
Aktienmarkt Deutschland
DAX (Indexpunkte)
12.000
10.000
8.000
6.000
4.000
2011
Wertentwicklung
DAX
von
bis
2012
08.07.10
08.07.11
22,65%
2013
08.07.11
08.07.12
-13,41%
2014
08.07.12
08.07.13
24,31%
2015
2016
08.07.13
08.07.14
22,64%
2017
08.07.14
08.07.15
9,97%
08.07.15
08.07.16
-10,40%
Quellen: Deutsche Börse AG, Prognose DekaBank
Kurs-Gewinn-Verhältnis DAX
16
12
8
4
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2015
2016
Quellen: Factset, DekaBank
Preis-Buchwert-Verhältnis DAX
2,0
1,5
1,0
0,5
2011
2012
2013
2014
Quellen: Factset, DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Aktienmarkt
0 8.0 7.20 16
vor 1 Monat
vor 1 Jahr
9.630
10.217
10.747
DAX (Indexp.)
DAX (Veränd. in % seit …)
Prognose DekaBank
DAX (Indexp.)
Kennzahlen*
DAX
in 3 Mon.
-5,75
-10,40
in 6 Mon.
in 12 Mon.
9.500
10.000
10.500
Kurs-Gew.-
Kurs-Buchw.-
Dividenden-
Verhältnis
Verhältnis
rendite %
11,28
1,32
3,69
* Konsensschätzung auf Basis der kommenden zwölf Monate
Quellen: Factset, Bloomberg, DekaBank
Im Fokus
Das unerwartete Votum der Briten, die EU verlassen zu
wollen, führt zu einer erhöhten politischen Unsicherheit
und damit zu einer Belastung am Aktienmarkt. Diese wird
in den kommenden Monaten kaum weichen und auf den
Kursen lasten. Der Kapitalmarkt wird allerdings sehr
schnell zwischen möglichen Verlierern und Gewinnern
unterscheiden. Deutsche Aktien sollten dabei, relativ zu
Unternehmen aus anderen Teilen Eurolands, gut abschneiden. Die deutsche Konjunktur wird durch das
Brexit-Votum nur geringfügig negativ betroffen sein.
Darüber hinaus profitieren die deutschen Unternehmen
von ihrer globalen Aufstellung. In diesem Umfeld kommt
der ab Mitte Juli startenden Berichtssaison für das zweite
Quartal eine ganz besondere Bedeutung zu. Der Markt
würde für den weiteren Jahresverlauf eine wichtige Unterstützung erhalten, wenn die Unternehmen die Auswirkungen der aktuellen politischen Veränderungen als
beherrschbar für ihr Geschäft einstufen.
Perspektiven
Die deutsche Volkswirtschaft kann sich dem strukturell
niedrigeren Wachstum der globalen Wirtschaft nicht
vollständig entziehen. Dennoch sind die konjunkturellen
Rahmenbedingungen insgesamt nach wie vor als solide
einzustufen. Dies signalisieren auch die über die Stimmungsindikatoren abgefragten Geschäftserwartungen
der Unternehmen. Die Unternehmen kommen mit dem
wirtschaftlichen Umfeld noch gut zurecht. Die Bilanzen
befinden sich in einem sehr guten Zustand, und Firmen
mit Zugang zum Kapitalmarkt können sich an den Anleihemärkten weiterhin zu rekordgünstigen Konditionen
finanzieren. Die operative Entwicklung hat sich leicht
eingetrübt, verläuft aber zufriedenstellend, und die Profitabilität der Unternehmen verharrt auf hohem Niveau. Die
extrem expansive Geldpolitik der EZB bleibt eine zentrale
Stütze für den Aktienmarkt. In den USA dürften die Erwartungen bezüglich der Leitzinserhöhungen in den kommenden Monaten noch zu keiner wesentlichen Veränderung der monetären Rahmenbedingungen führen. In
Euroland wird die Liquidität nach dem Brexit-Votum sogar für einen noch länger als zuvor angenommenen Zeitraum massiv ausgeweitet. Der Aktienmarkt dürfte in diesem Umfeld im zweiten Halbjahr kaum nachhaltig aus
seiner Handelsspanne zwischen 9.500 und 10.500 Punkten ausbrechen – weder nach oben noch nach unten. Die
erhöhte Verunsicherung wird aber zu deutlichen Schwankungen innerhalb dieser Bandbreite führen. Die Anleger
sollten für das Gesamtjahr keine zu hohen Renditeerwartungen haben.
Juli / August 2016
Seite 11
Volkswirtschaft im Fokus
Aktien
Aktienmärkte Welt
USA: S&P 500 (Indexpunkte)
2200
1800
1400
1000
2011
2012
Wertent- von 08.07.10
wicklung bis 08.07.11
25,56%
S&P 500
2013
2014
08.07.11
08.07.12
0,81%
2015
08.07.12
08.07.13
21,10%
2016
08.07.13
08.07.14
19,70%
2017
08.07.14
08.07.15
4,23%
08.07.15
08.07.16
4,07%
Quellen: Factset, Prognose DekaBank
USA: Kurs-Gewinn-Verhältnis S&P 500
Japan
Trotz massiver Unterstützung von fiskal- und geldpolitischer Seite werden die selbst gesteckten Wachstumsund Inflationsziele weiterhin deutlich verfehlt. Mit Spannung erwartet der Markt weitere expansive Schritte seitens der Geldpolitik. Dem Treffen der Notenbanker Ende
Juli ist somit eine hohe Aufmerksamkeit beizumessen.
Wir bezweifeln, dass die Notenbank die erhofften Impulse
setzen kann. Weder in der Realwirtschaft noch am Aktienmarkt rechnen wir mit einer Verbesserung der Rahmenbedingungen und bleiben daher für den Markt vorsichtig.
18
16
14
12
10
2011
2012
2013
2014
2015
2016
Quellen: Factset, DekaBank
Japan: Topix (Indexpunkte)
1800
1500
1200
900
600
2011
2012
Wertent- von 08.07.10
wicklung bis 08.07.11
1,55%
TOPIX
2013
2014
08.07.11
08.07.12
-11,72%
2015
08.07.12
08.07.13
51,92%
2016
08.07.13
08.07.14
8,79%
2017
08.07.14
08.07.15
24,05%
08.07.15
08.07.16
-23,55%
Quellen: Factset, Prognose DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Aktienmarkt
S&P 500 (Indexp.)
0 8.0 7.20 16
2.130
S&P 500 (Veränd. in % seit …)
Prognose DekaBank
in 3 Mon.
vor 1 Monat
2.119
0,5
in 6 Mon.
vor 1 Jahr
2.047
4,1
in 12 Mon.
S&P 500 (Indexp.)
2.050
2.000
2.050
TOPIX (Indexp.)
1.200
1.150
1.150
Kennzahlen*
Kurs-Gew.- Kurs-Buchw.Verhältnis
Verhältnis
USA
Der Aktienmarkt in den USA ist generell weit weniger
schwankungsanfällig als die Aktienmärkte anderer Regionen. Von dieser Eigenschaft kann der Markt in der aktuellen Phase hoher politischer Verunsicherung in Europa
besonders profitieren und Anlegergelder anziehen. Diese
Bewegung wird sich in den kommenden Monaten nicht so
schnell wieder umkehren, sodass die Kurse von US-Aktien
zunächst gut unterstützt bleiben sollten. Zudem hat die
US-Notenbank Fed die geplanten Zinsanhebungsschritte
weiter in die Zukunft verschoben, was die Aktienkurse
kurzfristig zusätzlich unterstützen sollte. Die hohe Bewertung des Marktes sowie das niedrige Wachstum der
Unternehmensgewinne werden sich allerdings langfristig
nach wie vor kursbegrenzend auswirken. Im aktuellen
Umfeld rücken sie aber zunächst in den Hintergrund.
Dividendenrendite %
S&P 500
16,7
2,6
2,2
TOPIX
12,9
1,1
2,5
* Konsensschätzung auf Basis der kommenden zwölf Monate
Quellen: Factset, Bloomberg, DekaBank
Perspektiven
Der US-Aktienmarkt wird sich in den kommenden Monaten stabil entwickeln. Langfristig wird die Kursentwicklung durch die abnehmende Gewinndynamik, die hohe
Bewertung sowie die Perspektive auf grundsätzlich weiter ansteigende Zinsen begrenzt. In Japan schwächt sich
das Gewinnwachstum der Unternehmen deutlich ab, und
die Aktienkurse bleiben durch die Eingriffe der Zentralbank stark verzerrt. Problematisch ist, dass die Skepsis
der Anleger hinsichtlich der mittelfristigen Wirksamkeit
der geldpolitischen Maßnahmen zunimmt und Vertrauen
verloren geht. Wir bleiben der Region gegenüber sehr
zurückhaltend.
Juli / August 2016
Seite 12
Volkswirtschaft im Fokus
Emerging Markets
Emerging Markets
Im Fokus
Der Schock der „Brexit“-Entscheidung im Vereinigten
Königreich und die Zuspitzung der Bankenkrise in Italien
haben zu neuer Verunsicherung geführt. Die Schwellenländeranlagen haben sich in diesem Umfeld aber recht
stabil gezeigt, was darauf hindeutet, dass die wirtschaftlichen Auswirklungen außerhalb Europas als begrenzt
betrachtet werden. Höhere Risiken in Europa mögen
Emerging Markets in relativer Betrachtung wieder etwas
attraktiver erscheinen lassen, doch haben auch in Asien
und Lateinamerika viele Volkswirtschaften mit Problemen
zu kämpfen, die durch einen Konjunkturabschwung in
Europa verschärft würden. Die kontinuierliche Abwertung
des chinesischen Renminbi (gegenüber dem offiziellen
Währungskorb) lässt erwarten, dass viele Zentralbanken
in Schwellenländern kaum bereit sein werden, starke
Aufwertungen ihrer Währung zu tolerieren. So spricht viel
für anhaltend niedrige Zinsen und weitere Währungsverluste in Schwellenländern. Die Spreads von Hartwährungsanleihen dürften sich auf ihren erhöhten Niveaus
stabilisieren. Gegen deutliche Spread-Einengungen
spricht das schwierige fundamentale Umfeld.
Aktien: MSCI Emerging Markets (Performanceindex)
2200
2000
1800
1600
1400
2011
Wertentwicklung
MSCI EM
2012
von 08.07.2010
bis 08.07.2011
26,94%
2013
08.07.11
08.07.12
-16,16%
2014
08.07.12
08.07.13
-1,46%
2015
08.07.13
08.07.14
20,74%
2016
08.07.14
08.07.15
-12,69%
08.07.15
08.07.16
-5,72%
Quellen: MSCI, DekaBank
Renten: EMBIG-Spread (Basispunkte)
600
500
400
300
200
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank
Renten: Performanceindizes EMBIG und GBI
140
120
100
80
2011
2012
2013
2014
EMBIG (Jan. 2011 =100)
2015
2016
GBI (Jan. 2011 =100)
Quellen: Bloomberg, DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
1739
% ggü.
Vormon.
-0,9
EMBIG Performanceind.
755
3,2
12,6
12,0
GBI Performanceindex
260
0,6
13,6
3,7
Emerging Markets
MSCI Emerging M. TR
0 8.0 7.20 16
% ggü.
Jahresanf.
6,0
% ggü.
Vorjahr
-5,7
zum Vergleich:
REXP Performanceind.
MSCI World TR
491
1,1
3,6
4,2
6464
-2,0
1,6
0,0
in 3 Mon.
in 6 Mon.
in 12 Mon.
420
410
390
Prognose DekaBank
EMBIG Spread (Basisp.)
397
Quellen: MSCI, Bloomberg, DekaBank
Perspektiven
Aufgrund des schwachen Wirtschaftswachstums werden
die Notenbanken in weiten Teilen Asiens und Mitteleuropas die Leitzinsen niedrig halten und teilweise noch weiter senken. Dadurch reduziert sich der Zinsabstand, und
Emerging Markets (EM)-Währungen verlieren gegenüber
dem US-Dollar an Attraktivität. Ein weiterer Belastungsfaktor ist der schwache Wachstumsausblick. Überkapazitäten in vielen Bereichen des Rohstoffsektors, ein schwächeres Kreditwachstum sowie der Strukturwandel der
chinesischen Wirtschaft dürften noch für einige Jahre
belasten. In vielen Ländern kommen politische Probleme
hinzu, die dafür sprechen, dass der Reformprozess nicht
so bald an Schwung gewinnt. Der Ratingtrend war in den
vergangenen Jahren negativ, doch erwarten wir hier eine
Stabilisierung. Trotz der verschlechterten Wachstumsaussichten sehen wir keine Wiederholung der EM-Krisen,
die Ende der Neunzigerjahre und Anfang des neuen Jahrtausends zu beobachten waren. Denn die Länder machen
nicht mehr den Fehler, ihre Währung an den US-Dollar zu
koppeln. Flexible Währungen verhindern, dass sich massives Abwertungspotenzial aufbaut. Zudem ist die Fälligkeitsstruktur der Auslandsverschuldung deutlich verlängert worden, und hohe Währungsreserven stärken die
Liquiditätsposition der meisten Länder.
Juli / August 2016
Seite 13
Volkswirtschaft im Fokus
Währungen
Währungen: EUR-USD
Im Fokus
Der Euro startete gegenüber dem US-Dollar mit 1,11
EUR-USD in den Juni. Bis zum Brexit-Referendum im
Vereinigten Königreich am 23. Juni konnte der Euro bis
auf 1,14 EUR-USD zulegen. Mit der unerwarteten Entscheidung der Briten für den EU-Austritt geriet auch der
Euro kurzfristig unter Druck. Am 24. Juni stürzte er innerhalb eines Tages von 1,14 EUR-USD bis auf 1,09 EUR-USD
ab. Mittlerweile hat sich der Euro aber wieder erholt. Am
5. Juli lag er mit 1,11 EUR-USD wieder auf dem Niveau
von Anfang Juni. Die neue Unsicherheit aufgrund der
Brexit-Entscheidung und nur mittelmäßiger US-Konjunkturdaten haben die Erwartungen an den Devisenmärkten
über eine kurzfristige Fortführung der US-Leitzinswende
gedämpft und so in den vergangenen zwei Wochen den
Euro gegenüber dem US-Dollar wieder gestärkt.
Wechselkurs EUR-USD
1,5
1,4
1,3
1,2
1,1
1,0
0,9
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank
Zinsdifferenz* 2-jähriger Staatsanleihen (Basispunkte)
Perspektiven
Für den Euro erwarten wir mit Blick auf die fundamentalen Faktoren gegenüber dem US-Dollar bis Ende 2017
eine schwache Entwicklung. Wir rechnen mit einem zunehmenden Zinsvorsprung von US-Treasuries gegenüber
deutschen Bundesanleihen. Zudem sind die Wachstumsaussichten für die US-Wirtschaft günstiger als für Euroland. Grundsätzlich stützend für den Euro ist dagegen die
von uns prognostizierte Verfestigung des moderaten
Aufschwungs in Euroland, die die südeuropäischen Sorgenkinder mit einschließt. In den USA hat die Notenbank
2015 das Anleihekaufprogramm beendet. Die US-Leitzinswende ist im Dezember 2015 erfolgt, während die
Europäische Zentralbank frühestens Ende 2019 die erste
Leitzinserhöhung beim Einlagensatz vornehmen wird.
Entsprechend belastet die Geldpolitik den Euro noch für
längere Zeit spürbar.
200
100
0
-100
-200
-300
-400
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
*Bundesanleihen minus Treasuries
Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank
Tausende
Nettopositionierung der Spekulanten*
100
50
0
-50
-100
-150
-200
-250
2011
2012
2013
2014
2015
2016
* Euro-Futures; in Tsd. Kontrakten
Quellen: CFTC, DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Prognose DekaBank
0 8.0 7.20 16
in 3 Mon.
in 6 Mon.
in 12 Mon.
Wechselkurs EUR-USD
1,11
1,10
1,07
1,03
Zinsdiff. 2J (Basisp.)
-130
-145
-165
-210
Zinsdiff. 10J (Basisp.)
-155
-180
-190
-220
EZB Leitzins (%)
0,00
0,00
0,00
0,00
Fed Leitzins (%)
0,25-0,50
0,25-0,50
0,50-0,75
0,75-1,00
Konjunkturdaten
20 15
20 16 P
20 17P
EWU Bruttoinlandsprod. (% ggü Vorj.)
1,7
1,6
1,2
USA Bruttoinlandsprod. (% ggü. Vorj.)
2,4
2,0
2,3
EWU Inflation (% ggü. Vorjahr)
0,0
0,3
1,3
USA Inflation (% ggü. Vorjahr)
0,1
1,4
2,8
Quellen: Bloomberg, EZB, Fed, Bureau of Economic Analysis,
Bureau of Labor Statistics, Eurostat, DekaBank
Juli / August 2016
Seite 14
Volkswirtschaft im Fokus
Währungen
Währungen: EUR-CHF
Im Fokus
Der Franken steht seit Anfang Juni unter Aufwertungsdruck. Der EUR-CHF-Kurs ist von zuvor 1,11 bis knapp
unter 1,08 gefallen. Doch die Schweizerische Nationalbank SNB hat durch Devisenmarktinterventionen den
EUR-CHF-Kurs über 1,08 stabilisieren können. Der Grund
für die Franken-Aufwertung war das britische EUReferendum vom 23. Juni. Bereits im Vorfeld des Referendums ist die Risikoaversion mit der Aussicht auf ein
knappes Ergebnis und die Unsicherheit bezüglich der
Zukunft der EU und Eurolands im Falle eines BrexitVotums gestiegen – und damit auch die Nachfrage nach
dem sicheren Hafen des Schweizer Franken. Da die Unsicherheit über die Umsetzung des Brexit-Votums der Briten noch länger bestehen dürfte (Einreichen der Austrittserklärung nicht vor 2017 erwartet), rechnen wir
aufgrund der anhaltenden Risikoaversion mit einer weiterhin erhöhten Nachfrage nach dem Franken. Der EURCHF-Kurs dürfte daher vorerst überwiegend seitwärts
tendieren.
Wechselkurs EUR-CHF
1,3
1,2
1,1
1,0
0,9
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank
Zinsdifferenz* 2-jähriger Staatsanleihen (Basispunkte)
120
90
60
Perspektiven
Der Druck auf den „sicheren Hafen“ Schweizer Franken
dürfte in unserem Prognosezeitraum bis Ende 2017 nur
langsam nachlassen und der Franken dabei noch stark
überbewertet bleiben. Voraussetzung für einen nachhaltig schwächeren Franken ist eine nachlassende Unsicherheit mit Blick auf das Brexit-Votum im Vereinigten Königreich sowie die erwartete wirtschaftliche Erholung in
Euroland. Letztere unterstützt die Europäische Zentralbank mit ihrem ultra-expansiven Kurs, der die Leitzinswende beim Hauptrefinanzierungssatz nicht vor 2020
erwarten lässt. Die Schweizerische Nationalbank (SNB)
kann indes nur reagieren. Sie wird mit Negativzinsen und
Devisenmarktinterventionen gegen die ausländischen
Kapitalströme und damit gegen die unerwünschte Frankenstärke vorgehen. Vor diesem Hintergrund dürfte der
EUR-CHF-Kurs langsam ansteigen.
30
0
-30
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
*Bundesanleihen minus schweizerische Staatsanleihen
Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Prognose DekaBank
0 8.0 7.20 16
in 3 Mon.
in 6 Mon.
in 12 Mon.
1,09
1,08
1,08
1,11
Zinsdiff. 2J (Basisp.)
33
45
35
30
Zinsdiff. 10J (Basisp.)
41
35
20
5
EZB Leitzins (%)
0,00
0
0
0
SNB Leitzins (%)
-0,75
-0,75
-0,75
-0,75
Wechselkurs EUR-CHF
Konjunkturdaten
20 15
20 16 P
20 17P
EWU BIP (% ggü. Vorjahr)
1,7
1,6
1,2
Schweiz BIP (% ggü. Vorjahr)
0,8
0,9
1,3
EWU Inflation (% ggü. Vorj.)
0,0
0,3
1,3
-1,1
-0,5
0,2
Schweiz Inflation (% ggü. Vorjahr)
Quellen: Bloomberg, EZB, Eurostat, Schweizerische Nationalbank, Bundesamt für Statistik, Eurostat, Prog, DekaBank (P)
Juli / August 2016
Seite 15
Volkswirtschaft im Fokus
Währungen
Währungen: EUR-SEK / EUR-NOK
Wechselkurs EUR-SEK
9,5
9,0
8,5
8,0
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Prognose DekaBank
0 8 . 0 7 . 2 0 16
W echselkurs EUR-SEK
9,49
Forwards
Hedge-Ertrag* (%)
Zinsdiff. Bunds zu schwed. Anleihen
2 Jahre (Basispunkte)
10 Jahre (Basispunkte)
EZB Leitzins (%)
Riksbank Leitzins (%)
in 3 Mon.
in 6 Mon. in 12 Mon.
9,30
9,20
9,10
9,47
9,46
9,47
0,0
0,1
0,1
in 3 Mon.
in 6 Mon. in 12 Mon.
-5
-10
-15
-40
-33
-45
-60
-85
0,00
0,00
0,00
-0,50
-0,50
-0,50
* bezogen auf eine Wechselkurssicherung mit Forward-Kontrakten
0,00
EUR-SEK
Das britische Brexit-Votum vom 23. Juni hat auch die
Schwedische Krone gegenüber dem Euro etwas geschwächt (Anstieg des EUR-SEK-Kurses über 9,40). Als
Reaktion auf die erwartete Wachstumsschwäche des
wichtigen Handelspartners UK hat die Riksbank ihre
starke Wachstumsprognose beim Zinsentscheid im Juli
etwas nach unten genommen. Den Leitzins von -0,50 %
hat sie aber unverändert belassen. Die Negativzinspolitik der Riksbank, die die Krone gegenüber dem Euro
schwächt, trägt Früchte: Das Wirtschaftswachstum ist
stark, die Arbeitslosenquote fällt und der Inflationsdruck
nimmt zu. Wir erwarten, dass die Riksbank weiterhin
sehr expansiv bleiben (positiver Leitzins erst 2018,
Staatsanleihekäufe mindestens bis Ende 2016) und sich
bei Bedarf dem Expansionsgrad der EZB (Einlagensatz
bei -0,40 %, Wertpapierankaufprogramm über 03/2017
hinaus, Leitzinswende nicht vor 2019) anpassen wird.
Der EUR-SEK-Kurs dürfte sich dabei in dem von der
Riksbank favorisierten Bereich über 9,20 bewegen.
-0,30
Quellen: EZB, Riksbank, Bloomberg, Prognose DekaBank
Wechselkurs EUR-NOK
10
9
8
7
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Prognose DekaBank
0 8 . 0 7 . 2 0 16
W echselkurs EUR-NOK
9,43
in 3 Mon.
in 6 Mon. in 12 Mon.
9,30
9,20
9,10
Forwards
9,45
9,49
9,55
Hedge-Ertrag* (%)
-0,4
-0,8
-1,4
Zinsdiff. Bunds zu norweg. Anleihen
in 3 Mon.
in 6 Mon. in 12 Mon.
2 Jahre (Basispunkte)
-113
-110
-115
-130
10 Jahre (Basispunkte)
-108
-115
-130
-145
EZB Leitzins (%)
Norges Bank Leitz. (%)
0,00
0,50
0,00
0,25
0,00
0,25
0,00
0,25
* bezogen auf eine Wechselkurssicherung mit Forward-Kontrakten
Quellen: EZB, Norges Bank, Bloomberg, Prognose DekaBank
EUR-NOK
Der EUR-NOK-Kurs schwankt schon seit April im Bereich
zwischen 9,20-9,40. Das Brexit-Votum der Briten spiegelt sich hier bisher nicht wider. Die Entwicklung des
Ölpreises bleibt der dominante Faktor für die Rohstoffwährung Norwegische Krone. Im Juni hat sich der Ölpreis knapp unter 50 USD gehalten. Bis Ende 2017 dürfte er nur langsam Richtung 60 USD ansteigen. Ursache
des erwarteten moderaten Ölpreisanstiegs ist ein langsamer Abbau des Überangebots am Ölmarkt. Vor diesem
Hintergrund rechnen wir nur mit einer moderaten Aufwertung der Krone gegenüber dem Euro. Dafür spricht
auch die künftig abnehmende Leitzinsdifferenz zwischen der Norges Bank (Leitzins von 0,50 %) und der
EZB (0,00 %). Denn die Norges Bank stellt sich auf eine
längere Phase niedriger Ölpreise ein. Um negativen
Effekten der geschwächten Ölindustrie auf die Wirtschaft des Festlands entgegenzusteuern, hat sie für
2017-2018 ein Leitzinsniveau von 0,20 % avisiert. Daher erwarten wir gegen Ende des Jahres eine weitere
Leitzinssenkung.
Juli / August 2016
Seite 16
Volkswirtschaft im Fokus
Rohstoffe
Rohstoffe: Gold
Im Fokus
Befeuert durch das EU-Austritts-Votum im Vereinigten
Königreich erreichte der Goldpreis Anfang Juli mit 1370
US-Dollar je Feinunze das höchste Niveau seit März 2014.
Bei den physisch hinterlegten Gold-ETFs stiegen die
Bestände weltweit auf den höchsten Stand seit September 2013. Ein absolutes Rekordniveau erreichte zudem
die Netto-Long-Positionierung der spekulativ orientierten Finanzmarktteilnehmer (Managed Money). All dies
kommt nicht von ungefähr. Die politisch motivierte Risikoprämie auf die EU ist hoch und wird an den Finanzmärkten erst einmal bestehen bleiben. Es ist zu erwarten,
dass die Notenbanken noch länger expansiv reagieren.
Die EZB dürfte das Wertpapierkaufprogramm verlängern
und die Fed die nächsten Zinsanhebungen weiter in die
Zukunft verschieben. All das ist eine gute Politur für Gold.
Daher dürfte der Goldpreis in diesem Jahr nicht nennenswert nachgeben. Europäischen Goldanlegern sollte
zudem der schwächere Euro gegenüber dem US-Dollar
zugutekommen.
Gold (Preis je Feinunze)
1800
1600
1400
1200
1000
800
600
2011
EUR
2012
2013
USD
2014
2015
2016
2017
Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank
Nettopositionierung der Spekulanten*
300
250
200
150
100
50
0
-50
2011
2012
2013
2014
2015
2016
* in Tsd. Kontrakten; Managed Money, Quellen: CFTC, Bloomberg, DekaBank
Physisches Angebot und Nachfrage*
1300
1200
1100
1000
900
2011
2012
2013
2014
Physisches Angebot
2015
2016
Physische Nachfrage
* in Tonnen; Quellen: World Gold Council, DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Edelmetalle
0 8.0 7.20 16
vor 1 Mon.
vor 1 Jahr
Gold (EUR je Feinunze)
1227
1105
1052
Gold (USD je Feinunze)
1356
1260
1162
Silber (EUR je Feinunze)
18
15
14
Silber (USD je Feinunze)
20
17
15
Prognose DekaBank
in 3 Mon.
in 6 Mon.
Gold (EUR je Feinunze)
1200
1210
1190
Gold (USD je Feinunze)
1320
1300
1230
Quellen: Bloomberg, DekaBank
in 12 Mon.
Perspektiven
Gold gilt weltweit als Krisenwährung. Entsprechend steigt
der Goldpreis in Krisenzeiten in der Regel stark an. Üblicherweise sinkt er wieder, wenn eine Krise abflaut. Im
Gefolge der Finanzmarktkrise und der Zuspitzung der
Staatsschuldenkrise in Europa verzeichnete Gold dank
stetiger kräftiger Preisanstiege starke reale (also inflationsbereinigte) Gewinne. Die europäische Staatsschuldenkrise hat an Brisanz und damit an Bedeutung für den
Goldpreis verloren. Zudem hat die US-Notenbank Fed
ihren Leitzinserhöhungszyklus gestartet, allerdings wird
das weltweit nur langsam wieder zu höheren Renditen
führen, denn das Tempo der Zinsanhebungen in den USA
ist sehr zögerlich. Zudem werden einige große Notenbanken (EZB, Bank of Japan) der Fed erstmal nicht folgen.
Im Zuge dessen wird Gold zunächst seitwärts tendierten,
bevor es im kommenden Jahr wieder an Wert verlieren
wird, allerdings in nur moderatem Tempo. Stützend wirkt,
dass die Notenbanken in vielen Schwellenländern ihre
Goldbestände zur Diversifizierung der Währungsreserven
weiterhin aufstocken. Diese Entwicklung hat den Goldmarkt in den vergangenen Jahren strukturell verändert,
da zuvor die Notenbanken weltweit über lange Zeit per
Saldo als Goldverkäufer aktiv waren. Zudem verlagert sich
die physische Goldnachfrage stärker von Nordamerika
und Europa nach Asien, insbesondere wegen des steigenden Wohlstands der dortigen Bevölkerungen. Auf
lange Sicht trauen wir dem Goldpreis nicht viel mehr als
einen Inflationsausgleich zu.
Juli / August 2016
Seite 17
Volkswirtschaft im Fokus
Rohstoffe
Rohstoffe im Überblick
Bloomberg Rohstoffind. (Jan. 2011 = 100)
150
100
50
0
2011
2012
2013
Industriemetalle
Edelmetalle
2014
2015
2016
Energie
Agrar
Quellen: Bloomberg, DekaBank
Nettopositionierung* der Spekulanten
2000
1600
1200
800
400
0
2011
2012
2013
2014
2015
2016
* in Tsd. Kontrakten; Managed Money, Quellen: CFTC, ICE, LME,
Bloomberg, DekaBank
Tops und Flops der letzten vier Wochen*
20%
10%
0%
-10%
Mais
Weizen
Benzin
Gasöl
Sojabohnen
Erdgas
Platin
Nickel
Palladium
Silber
-20%
* Veränderungsrate in %; Quellen: Bloomberg, DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Rohstoffe
0 8.0 7.20 16
Veränderungsraten in %
ggü. Vormon.
ggü. Vorjahr
DJUBS Energie
35,6
-7,4
DJUBS Industriemet.
97,7
4,1
-8,7
192,1
10,5
20,2
57,5
-10,1
-4,4
DJUBS Edelmetalle
DJUBS Agrar
-32,3
Indexpunkte (Originalindex); Quellen: Bloomberg, DekaBank
Im Fokus
Das Ende des Abwärtstrends an den Rohstoffmärkten ist
nun doch schneller als erwartet eingetreten. Ziemlich
genau mit dem Jahreswechsel 2015/2016 drehten die
Rohstoffpreise nach oben. Zwar sind die Preisniveaus im
Vergleich zu den Vorjahren noch immer sehr niedrig.
Doch alle wichtigen Rohstoffgruppen schlossen das erste
Halbjahr mit einem Plus ab. Der Bloomberg-Rohstoffindex legte um 14 % zu. Mit 25 % verteuerten sich die
Edelmetalle überdurchschnittlich stark, gefolgt von Agrar
mit einem Plus von 13 %, Industriemetallen mit 11 %
und Energie mit 9 %. Zugleich ist sehr auffällig, dass die
spekulativ orientierten Marktteilnehmer (Managed Money) zu Beginn des Jahres noch keine eindeutige Meinung hatten, wohin die Rohstoffpreise steuern. Ihre Netto-Positionierung lag nahe Null. Seitdem haben sie aber
kontinuierlich und stark Netto-Long-Positionen. Diese
stark einseitige Positionierung birgt die Gefahr von kurzfristigen Preisrückgängen, sollte es zu einem Stimmungsumschwung kommen und Netto-Long-Positionen abgebaut werden. Wir rechnen zwar nicht mit einem Einbruch
der Rohstoffpreise, aber die Versorgungslage ist nach wir
vor so komfortabel, dass weitere Preisanstiege in den
kommenden Monaten nicht zwingend erwartet werden.
So bleiben wir bei der Einschätzung, dass bis zum Jahresende eine schwankungsintensive Seitwärtsbewegung
am wahrscheinlichsten erscheint. Dabei könnten aus
Sicht des Rohstoffanlegers Edelmetalle und Energie in
der zweite Jahreshälfte am besten abschneiden.
Perspektiven
Die Entwicklung der Rohstoffpreise wird langfristig vom
Zusammenspiel zwischen physischem Angebot und
Nachfrage bestimmt. Bis vor ein paar Jahren wurden die
Rohstoffmärkte stark durch die steigende Rohstoffnachfrage in den Schwellenländern aufgrund des wirtschaftlichen Aufholprozesses dominiert. Die bis zur Finanzkrise
deutlich gestiegenen Preise haben damals eine Investitionswelle im Rohstoffsektor losgetreten. Inzwischen wurden die Produktionskapazitäten bei vielen Rohstoffen
sogar so spürbar ausgeweitet, dass nicht nur die steigende Nachfrage problemlos bedient werden kann, sondern zunehmend Überkapazitäten bei der Rohstoffproduktion entstanden sind. Die Folge war ein einige Jahre
lang herrschender Abwärtstrend der Rohstoffpreise.
Dieser dürfte sich seinem Ende zuneigen. Das inzwischen
niedrige Preisniveau bewirkt, dass die Investitionstätigkeit stark abgebremst wird. In Verbindung mit der anhaltenden Zunahme der globalen Rohstoffnachfrage dürften
die Rohstoffpreise daher längerfristig wieder steigen. Die
Anlageklasse Rohstoffe eignet sich als Beimischung in
einem breit gestreuten Portfolio. Allerdings muss beachtet werden, dass bei Investitionen in Rohstoffe starke
Preisschwankungen auftreten können.
Volkswirtschaft im Fokus
Szenarien
Juli / August 2016
Seite 18
Szenarien
Basisszenario (Wahrscheinlichkeit: 75 %)
• Weltwirtschaft: Moderates Wachstum von 3 bis 3,5 %.
Emerging Markets sind auf flacheren Wachstumspfad
eingeschwenkt. Industrieländer wachsen gemächlich.
• Euroland: Die Währungsunion liegt mit Blick auf ihre
wirtschaftliche Entwicklung zwischen Japan und den USA.
Reformen der Krisenländer tragen langsam Früchte. Rückenwind durch globales Wachstum, durch Euro-Abwertung und durch Energiepreisrückgänge lässt nach.
• Deutschland: Sorgen über die Entwicklung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen halten Unternehmen
von größeren Investitionen ab. Allgemeine Verfassung
der Volkswirtschaft, insbesondere des Arbeitsmarktes, ist
aber noch gut.
• Vereinigtes Königreich (UK): EU-Austritts-Votum bei
Referendum bringt politische und ökonomische Unsicherheit. Offizieller Austrittsprozess startet Anfang 2017
und geht weitgehend geordnet vonstatten. Rezession in
UK im zweiten Halbjahr 2016. Wachstumserwartungen für
UK werden durch zu erwartenden Austritt gedämpft.
• Inflation: Hohe Arbeitslosigkeit und Rohstoffpreisrückgänge sorgen für unerwünscht niedrige Inflationsraten in
Euroland. In den USA steigende Inflation dank sinkender
Arbeitslosigkeit.
• Geldpolitik: Ende der ultra-expansiven Geldpolitik ist in
Euroland und Japan noch nicht absehbar. US-Notenbank
Fed hat im Dezember 2015 als erste große Notenbank
mit Leitzinserhöhungen begonnen. Die Dynamik der
Erhöhungen bleibt aber extrem moderat und datenabhängig.
• Finanzmärkte: Leichte Verluste an Rentenmärkten
angesichts steigender Renditen. Aktienkurse dürften in
Euroland angesichts der schwächeren globalen Wachstumsaussichten nur noch moderat steigen, und dies bei
starken Schwankungen. Aktienmärkte in den USA und
Japan sollten sich bestenfalls seitwärts bewegen mit
ebenfalls hoher Volatilität.
• Geldanlage: Steigende Unsicherheit mit Blick auf den
EU-Austritts-Prozess in UK und die beginnenden USLeitzinserhöhungen erhöht Schwankungsanfälligkeit der
Wertpapiermärkte. In diesem Umfeld sind eine breite
Streuung der Geldanlagen und regelmäßiges Sparen
sinnvoller denn je.
Negativszenario (Wahrscheinlichkeit: 15 %)
• Sanfter Ausstieg der Notenbanken (insbesondere USNotenbank) aus ultra-expansiver Geldpolitik misslingt.
Starke Zinsanstiege insbesondere am langen Ende als
Auslöser einer Vollbremsung bei Konsum und Investitionen. Resultat: ausgeprägte Wachstumsabschwächung,
womöglich erneute Rezession.
• Ausgeprägte und dauerhafte Wachstumsabschwächung in China und anderen großen Emerging Markets
mit der Folge einer globalen Rezession.
• Erstarkte Euro-skeptische Kräfte in einzelnen Ländern
(Griechenland, Österreich, Niederlande, Spanien) bringen
Reform- und Anpassungsprozess in Euroland zum Stillstand. Entsprechende Verunsicherung der Unternehmer
und Konsumenten als Auslöser einer tiefen Rezession in
Euroland. Weitere Verschärfung durch zu erwartende
Finanzmarktreaktionen und deren negative Auswirkungen auf den Bankensektor. Mangels fiskalischer Gegensteuerungsmöglichkeiten längere Dauer eines solchen
erneuten konjunkturellen Einbruchs, danach zähe Erholung.
• EU-Austritts-Prozess in UK erfolgt ungeordnet. Folge
wären spürbare Marktverwerfungen in UK und in der
Europäischen Union.
• Weitere Ausweitung der Krisen in Syrien und in der
Ukraine könnte den alten Ost-West-Konflikt erneut aufleben lassen. Folge wären eine globale Verunsicherung
sowie spürbare Handelshemmnisse mit wachstumsbremsenden Effekten.
• Deflation, also dauerhaftes Abgleiten der Inflationsraten in negatives Terrain. Folge wären Rückgänge der
Aktienkurse und des Goldpreises, Sorgen um die Schuldentragfähigkeit, ausgeprägte Konjunkturschwäche,
Wiederausbruch der Eurokrise.
Positivszenario (Wahrscheinlichkeit: 10 %)
• Niedrigzinsen und gestiegenes Vertrauen führen zu
schnellem und kräftigem Aufschwung in Europa und USA.
Der Weg zur Normalität wird zügig und hinreichend
spannungsfrei beschritten.
• Überraschend starke Wachstumsdynamik in den
Emerging Markets mit positiver Sogwirkung für globale
Wirtschaft.
Juli / August 2016
Seite 19
Volkswirtschaft im Fokus
Zinsen und Renditen Industrieländer
Zinsen und Renditen Industrieländer
(Geld- und Staatsanleihemärkte)
Geldpolitik (Refi)
3 Monate (EURIBOR)
12 Monate (EURIBOR)
Deutschland
Bundesanleihen, 2 Jahre
Bundesanleihen, 5 Jahre
Bundesanleihen, 10 Jahre
Bundesanleihen, 30 Jahre
Geldpolitik (FFR)
3 Monate (LIBOR)
12 Monate (LIBOR)
USA
US-Treasuries, 2 Jahre
US-Treasuries, 5 Jahre
US-Treasuries, 10 Jahre
US-Treasuries, 30 Jahre
Geldpolitik (Call)
3 Monate (LIBOR)
12 Monate (LIBOR)
Japan
JGBs, 2 Jahre
JGBs, 5 Jahre
JGBs, 10 Jahre
JGBs, 30 Jahre
Geldpolitik (Base)
3 Monate (LIBOR)
12 Monate (LIBOR)
Ver. Königreich
Gilts, 2 Jahre
Gilts, 5 Jahre
Gilts, 10 Jahre
Gilts, 30 Jahre
Geldpolitik (Repo)
3 Monate (STIB)
Schweden
2 Jahre
10 Jahre
Geldpolitik (Repo)
3 Monate (CIBOR)
Dänemark
2 Jahre
10 Jahre
Geldpolitik (Deposit)
3 Monate (NIBOR)
Norwegen
2 Jahre
10 Jahre
Geldpolitik (LIBOR)
3 Monate (LIBOR)
Schweiz
2 Jahre
10 Jahre
Geldpolitik (O/N)
3 Monate (CBA)
12 Monate (CBA)
Kanada
2 Jahre
5 Jahre
10 Jahre
30 Jahre
Geldpolitik (Cash)
3 Monate (ABB)
Australien
2 Jahre
10 Jahre
Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank
Stand am
11. Jul 16
0,00
-0,29
-0,06
-0,70
-0,63
-0,19
0,34
0,25-0,50
0,67
1,25
0,64
0,98
1,38
2,10
0,10
-0,03
0,05
-0,35
-0,35
-0,26
0,10
0,50
0,52
0,85
0,11
0,32
0,72
1,57
-0,50
-0,54
-0,64
0,14
0,05
-0,18
-0,56
0,03
0,50
0,98
0,43
0,88
-1,25 bis -0,25
-0,78
-1,01
-0,61
0,50
0,88
1,08
0,47
0,52
0,96
1,55
1,75
1,96
1,60
1,90
Erwartung
3 Monate
0,00
-0,30
-0,07
-0,60
-0,50
-0,05
0,50
0,25-0,50
0,65
1,25
0,85
1,25
1,75
2,60
0,10
0,00
0,10
-0,20
-0,20
-0,10
0,30
0,25
0,50
0,80
0,20
0,50
0,90
1,70
-0,50
-0,50
-0,50
0,40
0,05
0,00
-0,50
0,20
0,25
0,75
0,50
1,10
-1,25 bis -0,25
-0,75
-1,05
-0,40
0,50
0,95
1,15
0,65
0,80
1,30
2,05
1,75
2,00
1,65
2,20
6 Monate
0,00
-0,30
-0,08
-0,55
-0,45
0,00
0,60
0,50-0,75
0,70
1,25
1,10
1,45
1,90
2,75
0,10
0,05
0,10
-0,15
-0,15
0,05
0,40
0,25
0,50
0,80
0,20
0,50
1,00
1,75
-0,50
-0,50
-0,40
0,60
0,05
0,00
-0,45
0,25
0,25
0,75
0,60
1,30
-1,25 bis -0,25
-0,75
-0,90
-0,20
0,50
0,95
1,15
0,85
1,00
1,45
2,25
1,75
2,00
1,80
2,35
12 Monate
0,00
-0,30
-0,08
-0,50
-0,40
0,05
0,70
0,75-1,00
1,05
1,50
1,60
1,95
2,25
2,95
0,10
0,05
0,15
0,00
0,10
0,30
0,60
0,25
0,50
0,80
0,30
0,70
1,10
1,80
-0,30
-0,30
-0,10
0,90
0,05
0,00
-0,40
0,30
0,25
0,75
0,80
1,50
-1,25 bis -0,25
-0,75
-0,80
0,00
0,50
1,05
1,35
1,30
1,50
1,85
2,65
2,00
2,10
2,15
2,70
Volkswirtschaft im Fokus
Juli / August 2016
Seite 20
Redaktionsschluss: 11.07.2016
Herausgeber:
Chefvolkswirt Dr. Ulrich Kater:
Tel. (0 69) 71 47 - 23 81
E-Mail: [email protected]
Disclaimer:
Diese Darstellungen inklusive Einschätzungen wurden von der DekaBank nur zum Zwecke der Information des jeweiligen Empfängers
erstellt. Die Informationen stellen weder ein Angebot, eine Einladung zur Zeichnung oder zum Erwerb von Finanzinstrumenten noch
eine Empfehlung zum Erwerb dar. Die Informationen oder Dokumente sind nicht als Grundlage für irgendeine vertragliche oder anderweitige Verpflichtung gedacht. Sie ersetzen keine (Rechts-, Steuer- und/oder Finanz-)Beratung; auch die Übersendung dieser Darstellung stellt keine derartige beschriebene Beratung dar. Die hier abgegebenen Einschätzungen wurden nach bestem Wissen und Gewissen getroffen und stammen (teilweise) aus von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen. Eine Haftung für die Vollständigkeit, Aktualität und Richtigkeit der gemachten Angaben und Einschätzungen, einschließlich etwaiger rechtlicher Ausführungen, ist
ausgeschlossen. Jeder Empfänger sollte eine eigene, unabhängige Beurteilung, eine eigene Einschätzung und Entscheidung vornehmen. Insbesondere wird jeder Empfänger aufgefordert, eine unabhängige Prüfung vorzunehmen und/oder sich unabhängig fachlich
beraten zu lassen und seine eigenen Schlussfolgerungen im Hinblick auf wirtschaftliche Vorteile und Risiken unter Berücksichtigung der
rechtlichen, regulatorischen, finanziellen, steuerlichen und bilanziellen Aspekte zu ziehen. Sollten Kurse/Preise genannt sein, sind diese
freibleibend und dienen nicht als Indikation handelbarer Kurse/Preise. Diese Informationen inklusive Einschätzungen dürfen weder in
Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch die DekaBank vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben
werden.
DekaBank
Deutsche Girozentrale
Mainzer Landstraße 16
60325 Frankfurt
Postfach 11 05 23
60040 Frankfurt
Überreicht durch:
Kreis- und Stadtsparkasse Wasserburg am Inn
Rosenheimer Str. 1
83512 Wasserburg
Tel.: (0 80 71) 1 01 - 0
www.sparkasse-wasserburg.de
Telefon: (0 69) 71 47 - 0
Telefax: (0 69) 71 47 - 19
www.deka.de