Online lesen Datum: 11.07.2016 Warum Schweizer Firmen auf ausländische Chefs setzen Chefetage Nestlé hat sich erneut gegen einen Schweizer CEO entschieden. Experten erklären, welche Rolle die Nationalität des CEOs heute spielt und wie wettbewerbsfähig Schweizer Führungsetagen aufgestellt sind. Von Caroline Freigang Vor 16 Minuten Stichworte : CEO Chefetage SMI Nestlés neuer Chef wird der Deutsch-Amerikaner Ulf Mark Schneider . Damit hat der weltgrösste Nahrungsmittelhersteller zum ersten Mal seit 1922 einen externen CEO einberufen. Eine Analyse zeigt: Nur neun der 20 SMI - Konzerne werden heute noch von Schweizer Chefs geführt – die anderen haben ausländische CEOs. Damit setzt die Schweiz übermässig oft auf ausländische CEOs – auch im globalen Vergleich, wie Alex Koster, Partner bei PWC Strategy& zu handelszeitung.ch sagt. Immer wieder sorgte die Nationalität von Topmanagern in der Schweiz in den vergangenen Jahren für Diskussionsstoff. Kommentatoren nutzten etwa bei der Ernennung von Tidjane Thiam als neuen Chef der Credit Suisse im vergangenen Jahr die Anonymität des Netzes und äusserten sich in teils nationalistischen Kommentaren . Auch als die UBS mit Martin Blessing einen Deutschen als Chef der UBS Schweiz installierte, hörte man vereinzelt negative Kommentare. Person wichtiger als Nationalität Dabei kann es sich für manche Firmen zwar durchaus lohnen auf heimische Kräfte zu setzen – etwa für Familienunternehmen, Bundesbetriebe oder Firmen, für die der Heimatmarkt entscheidend ist. Auch sollte der Chef sich im Land auskennen und wissen, welche Themen Politik und Gesellschaft bewegen – « etwa die Höhe von Managerlöhnen oder auch das Thema Corporate Social Responsiblity » , sagt Philippe Hertig, Partner beim Personalberater Egon Zehnder zu Handelszeitung.ch. Doch es sei richtig, dass die Nationalität für die grössten Schweizer Konzerne heute nur noch eine untergeordnete Rolle spiele, so Kosters. Ein Grund: Mittlerweile sind die meisten Mitarbeiter der Schweizer Konzerne inzwischen ohnehin im Ausland angestellt. Die Nationalität von Entscheidungsträgern in Schweizer Grossunternehmen sei heute nicht mehr besonders relevant, sagt auch Hertig von Egon Zehnder. Führungskompetenz sei ein wichtigeres Kriterium. Denn die Wahl des CEOs allein ist heute nicht mehr entscheidend für den Unternehmenserfolg, sagt er. Wichtiger sei die Zusammenstellung der Teams, die international ausgerichtet sein müssten. Hier sieht Hertig die Schweiz angesichts der hohen Internationalität sogar im Vorteil gegenüber anderen Ländern. Schweiz führend bei internationalen Geschäftsleitungen Länder wie Deutschland oder die USA hatten im Gegensatz zur Schweiz immer einen grossen Heimatmarkt und waren deshalb nicht so stark aufs Ausland angewiesen. Das spiegelt sich in den Chefetagen: In vielen deutschen Unternehmen wird noch immer Deutsch statt Englisch gesprochen. Auch im Nachbarland Frankreich öffnen sich die obersten Abteilungen nur langsam für ausländische Topmanager, der Pass spielt hier immer noch eine grosse Rolle. Fakt ist aber: Angesichts der Globalisierung geht der Trend auch in den Unternehmen in Richtung Internationalisierung. Themen-Nr.: 660.003 Abo-Nr.: 660003 Page Visits: 750'688 Argus Ref.: 62182421 Online lesen Datum: 11.07.2016 Da kann es hierzulande sogar von Nachteil sein, einen Schweizer als CEO einzusetzen, wenn das Unternehmen mehrheitlich im Ausland agiert, so Hertig. Denn wichtiger als die Identifikation mit dem Heimatmarkt sei für den Erfolg, dass die Person sich mit den Geschäftsbedingungen und der Kultur in Übersee auskenne. Verwaltungsräte weit weniger international Und Hertig sieht sogar eine zu gerine Internationalisierung in der Schweizer Firmenlandschaft – und zwar auf Stufe des Verwaltungsrats. « In vielen Unternehmen ist die Geschäftsleitung internationaler als der Verwaltungsrat. » Da jedoch der Verwaltungsrat die strategische Führung des Unternehmens wahrnehme, müsse auch er sich zunehmend internationalisieren, so Hertig. Und nach Annahme der Masseneinwanderungsinitiative stehen die Rekrutierer heute unter Druck. Immer häufiger, sagt Hertig, müssten sich ausländischen Kräften erklären, wieso die Schweiz noch immer ein attraktiver Standort für internationale Manager und Unternehmen sei. Externes Hiring im Trend Neben der zunehmenden Internationalisierung von Chefetagen sehen Experten auch den Trend hin zu extern besetzten CEO - Positionen als relevant. Dieser Trend zeigt sich auch bei Nestlé - einem Konzern bis heute jahrzehntelang auf interne Kandidaten gesetzt hatte. Die « 2015 CEO Success Study » von PWC Strategy& zeigte zudem, dass die Hälfte aller CEOs, die im letzten Jahr in der Schweiz eingesetzt wurden, von aussen kamen - zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Im Vergleich wurden in Deutschland nur 16 Prozent der CEO Posten extern besetzt, weltweit waren es 23 Prozent. Externe Kandidaten einzustellen habe den Vorteil, dass diese einen frischen Blick mitbrachten, sagt PWC Sprecherin Claudia Sauter zu Handelszeitung.ch. Ausserdem hätten sie starke Führungsqualitäten und Erfolge bewiesen, agierten unabhängig von etablierten Seilschaften oder Machtzentren und genössen bessere Glaubwürdigkeit im Verwaltungsrat. In der Schweiz stellten laut Sauter vor allem Telekom - , Energie und Healthcare - Branche öfter externe CEOs ein, während die IT - , Industrie - und die Bankenbranche immer noch stark auf interne Kandidaten setzte. ANHANG: Bildstrecke Ulf Mark Schneider: Der deutsch - amerikanische Doppelbürger übernimmt ab Januar 2017 das Ruder bei Nestlé . Die Stelle wird damit extern besetzt: Schneider war zuvor CEO des deutschen Gesundheitkonzerns Fresenius. Keystone Themen-Nr.: 660.003 Abo-Nr.: 660003 Page Visits: 750'688 Argus Ref.: 62182421 Online lesen Datum: 11.07.2016 SwissLife - CEO Patrick Frost: Der Schweizer ist seit dem 1. Juli 2014 im Amt. Seit 2006 gehört er der Konzernleitung beim grössten Schweizer Lebensversicherungskonzern an, zuletzt als Investitionschef. Keystone Anzeige Julius Bär - CEO Boris Collardi: Der schweizerisch Italienische Doppelbürger ist seit Mai 2009 Chef der Schweizer Bank. Er stiess 2006 als Chief Operating Officer zum Unternehmen. Keystone Geberit - Chef Christian Buhl: Der Schweizer ist seit Januar 2015 Vorsitzender der Konzernleitung. Zuvor war er Geschäftsführer der deutschen Vertriebsgesellschaft - der bedeutensten Vertriebseinheit der Geberit Gruppe. Keystone Urs Schäppi: Der Schweizer arbeitet seit 1998 bei der Swisscom , seit November 2013 im Amt des CEOs. Keystone Themen-Nr.: 660.003 Abo-Nr.: 660003 Page Visits: 750'688 Argus Ref.: 62182421 Online lesen Datum: 11.07.2016 SGS - Chef Frankie Ng: Der schweizerisch chinesische Doppelbürger ist seit März 2015 CEO des Warenprüfkonzerns. Vor seiner Ernennung zum CEO füllte er verschiedene Führungsfunktionen im Unternehmen aus. Keystone Anzeige Severin Schwan: Der österreichische Roche - CEO ist seit 2008 im Amt. Er arbeitet seit 1993 für den Pharmakonzern, vor seinem jetzigen Posten als CEO der Division Diagnostics, davor Leiter der Region Asien Pazifik bei Roche Diagnostics Singapur. Keystone Joe Jimenez: Der amerikanische Novartis -CEO ist seit 2010 im Amt. Davor amtierte Jimenez als Leiter der Division Pharmaceuticals von Novartis. Keystone Sergio Ermotti: Der Schweizer ist seit November 2011 CEO der UBS . Er wurde im April 2011 in die Konzernleitung berufen und war von April bis November 2011 Chairman und CEO UBS Groupe Europe, Middle East und Africa. Davor war er Group Deputy Chief Executive Officer von Unicredit in Mailand. Keystone Themen-Nr.: 660.003 Abo-Nr.: 660003 Page Visits: 750'688 Argus Ref.: 62182421 Online lesen Datum: 11.07.2016 Nick Hayek: Der Schweizer Chef von Swatch ist seit 1994 für die Swatch Group tätig, zunächst als Marketingleiter der Swatch AG. Seit 2003 ist er Chef der Konzernleitung, seit 2010 Mitglied des Verwaltungsrates. Keystone Anzeige Adecco -CEO Alain Dehaze: Der Belgier ist seit September 2015 im Amt. Ab September 2009 war er Regional Head of Northern Europe, danach FrankreichChef. Keystone ABB - CEO Ulrich Spiesshofer: Der Deutsche ist seit 2013 Präsident und CEO der ABB - Gruppe. Er stiess 2005 zum Unternehmen und war zuvor für verschiedene Beratungsfirmen tätig. Keystone Erik Fyrwald: Der Amerikaner ist seit Juni 2016 CEO von Syngenta . Er wurde von extern einberufen und war zuvor CEO des amerikanischen Chemiegrosshändlers Univar. Keystone Themen-Nr.: 660.003 Abo-Nr.: 660003 Page Visits: 750'688 Argus Ref.: 62182421 Online lesen Datum: 11.07.2016 Zurich - CEO Mario Greco: Der Italiener ist seit März 2016 im Amt. Zuvor war er CEO beim italienischen Versicherungskonzern Generali und wurde somit von extern rekrutiert. Keystone Anzeige Swiss Re - CEO Christian Mumenthaler: Der Schweizer ist bereits seit 17 Jahren bei Swiss Re tätig und leitet seit fünf Jahren die Reinsurance - Sparte. Keystone Tidjane Thiam: Der neue Credit Suisse - CEO ist Staatsangehöriger Frankreichs und der Elfenbeinküste. Bis er 2015 ins Amt berufen wurde, war er CEO des britischen Lebensversicherers Prudential. Keystone Eric Olsen, LafargeHolcim : Der französisch amerikanische Doppelbürger ist seit Juli 2015 CEO beim weltweit grössten Baufstoffhersteller. Zuvor war er Vizepräsident Operations. Keystone Themen-Nr.: 660.003 Abo-Nr.: 660003 Page Visits: 750'688 Argus Ref.: 62182421 Online lesen Datum: 11.07.2016 Gilles Andrier: Der Franzose ist seit 2005 CEO von Givaudan . Er stiess 1993 zum Unternehmen und war vor seiner Ernennung zum CEO als Global Head of Fine Fragrances tätig. Keystone Anzeige Jean-Paul Clozel: Der Actelion - CEO gründete das Pharmaunternehmen zusammen mit seiner Frau und Arbeitskollegen im Jahr 1997. Seit 2000 ist er CEO des Konzerns. Keystone Richemont - CEO Richard Lepeu: Der Schweizer ist seit 2013 im Amt. Seit 2004 war er Finanzchef des Luxusgüterkonzerns. Keystone Themen-Nr.: 660.003 Abo-Nr.: 660003 Page Visits: 750'688 Argus Ref.: 62182421
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