Magazin SWISSLIFE Sommer 2011 PDF , 10MB

SWisslife
2. Jahrgang // Ausgabe 2 // Fr. 6.50
Sommer 2011 // Samstagnachmittag
In «Swiss Photo Selection» präsentiert SWISSLIFE Arbeiten
von Schweizer Fotografen, die von der internationalen Jury des
«Swiss Photo Award – ewz.selection» ausgezeichnet wurden.
www.ewzselection.ch
Swiss Photo Selection // 3
Freizeitfreunde
Was machen Menschen am Samstagnachmittag nach dem Einkaufen?
Dieser Frage gehen Ursula Sprecher und Andi Cortellini mit ihren
Bildinszenierungen nach und porträtieren Leute, die sich regelmässig
treffen: in Clubs, Vereinen und Cliquen.
›››
SWISSLIFE Sommer 2011
Vorherige Seite: Tauchclub «Dintefisch», 48 Mitglieder. Oben: Pfadiabteilung St.Brandan, 53 Mitglieder.
Swiss Photo Selection // 5
SWISSLIFE Sommer 2011
Verein «Freunde der Tätowierung», 100 Mitglieder.
Swiss Photo Selection // 7
Pudelclub beider Basel, 68 Mitglieder.
SWISSLIFE Sommer 2011
Ruderclub Blauweiss, 230 Mitglieder.
Gemeindefeuerwehr, 64 AdF (Angehörige der Feuerwehr).
Swiss Photo Selection // 11
Ursula Sprecher &Andi Cortellini:
Bilder von Menschen,
über Menschen, mit Menschen
Die Fotografen Ursula Sprecher & Andi Cortellini
teilen sich ein Fotostudio in Basel. Sie arbeiten in
den Bereichen Werbung und Editorial und haben
sich auf People-Fotografie spezialisiert, mit ImageBildstrecken und freien Kunstprojekten. Sprecher
und Cortellini besuchten die Kunstgewerbeschule
in Basel, absolvierten eine Fotografenlehre und
assistierten im In- und Ausland, bevor sie sich
Mitte der 90er-Jahre selbständig machten.
In ihrer international beachteten Arbeit «Freizeitfreunde» zeigen Sprecher und Cortellini Gruppierungen von Menschen, die sich eines teilen: das
freiwillige Engagement für eine gemeinsame Sache.
Die Protagonisten zeichnen ein Abbild der Gesellschaft, quer durch alle Altersklassen, Geschlechter,
Religionen und ethnischen Gruppen. Die Bilder
erzählen – unsichtbar, aber erkennbar – vom
Einsatz der Menschen für ihre Idee. Spürbar sind
Engagement und Ernsthaftigkeit aller Beteiligten
sowohl vor wie hinter der Kamera.
Die Serie «Freizeitfreunde» mit allen 50 Aufnahmen finden Sie auf www.swisslife.ch/magazin
SWISSLIFE Sommer 2011
Für die Bildstrecke zur Titelgeschichte
«Die guten Lehrer» im GEO- Magazin
2/2011 ging das Fotografenduo Ursula
Sprecher und Andi Cortellini noch
einmal zur Schule. Die beiden fuhren
kreuz und quer durch Deutschland
und bis nach Örebro in Schweden, um
«gute Lehrer» zu besuchen und sie
mit ihren Schülern zu fotografieren.
Majoretten- und Showtanzgruppe «The Starlights», 35 Mitglieder.
Editorial // 13
Grüezi
Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht – aber für mich sind
die Samstagnachmittage herrlich: draussen an der
frischen Luft sein, den Kopf lüften, neue Energie tanken.
Mit unseren Liebsten, mit der Familie etwas unternehmen. Biken etwa, die Hügel bezwingen, beim
Runtersausen den Fahrtwind geniessen, zum Ende
auch etwas die Beine spüren. Oder Wandern! Die
vielfältige Schweiz entdecken, sympathische Menschen
treffen, einen Nussgipfel in der Beiz zur Belohnung.
Endlich einfach nur Zeit haben. Ohne Zwang tun
und lassen, was sein darf, und nicht nur muss. Und
natürlich lesen – wie etwa SWISSLIFE, wo wir
dieses Mal gesellige Vereinskameraden aus der Nordwestschweiz besuchen oder die jungen Coiffeusen
und Coiffeure aus dem Aargau, die eben ihre Lehrabschlussprüfung hinter sich haben. Oder die
Chefredaktorin aus Lausanne, die am Samstag
entscheidet, was die Romands am Sonntag lesen.
Ich wünsche Ihnen viel Spass auf dieser samstagnachmittäglichen Entdeckungsreise durch die Schweiz.
SWISSLIFE Sommer 2011
Ivo Furrer, CEO Swiss Life Schweiz: «Am Samstagnachmittag entschleunigen wir, tanken neue Energie
und widmen uns Herzensangelegenheiten – mit
unseren Liebsten oder Gleichgesinnten.»
01
Swiss Photo Selection:
Freizeitfreunde
Was tun Menschen am Samstagnachmittag, in ihrer Freizeit?
Das Fotografenduo Ursula Sprecher und Andi Cortellini
liefert die Antwort mit einer Serie inszenierter Gruppenbilder.
13 Editorial:
Ivo Furrer
16 Zwei Seiten:
20
Gamen vs. Pfadi
Schwerpunkt:
Gemeinsam stark
Vom Pudelclub über die «Freunde der
Tätowierung» bis zur Dorffeuerwehr: Das
Fotografenduo Ursula Sprecher und
Andi Cortellini porträtiert Freizeitfreunde.
Auf Spritztour
Am Samstag widmen sich die Schweizer ihren Autos.
Unser Autor Max Küng nahm einen Augenschein – von der
Stützliwösch bis zur teuersten Waschstrasse des Landes.
28 Zahlensalat:
Samstagnachmittagsbeschäftigungen
31 Gut abgeschnitten:
So fängt Zukunft an.
Gesamtverantwortung: Swiss Life Public Relations, Martin Läderach Redaktionskommission: Ivo Furrer, René
Aebischer, Thomas Bahc, Thomas Langenegger, Christian Pfister, Hans-Jakob Stahel Redaktionsleiter UPDATE:
Dajan Roman Redaktionadresse: Magazin SWISSLIFE, Public Relations, General-Guisan-Quai 40, 8022 Zürich,
[email protected] Projektleitung: Mediaform, Christoph Grenacher, Ittenthal Konzept und Gestaltung:
Festland Werbeagentur, St.Gallen/Zürich Druck und Versand: Heer Druck AG, Sulgen Erscheinungsweise:
3x jährlich; Frühling, Sommer, Herbst Auflage: 100 000 Anzeigenverkauf: Mediaform, Baumgärtli, 5083 Ittenthal,
[email protected] Adressänderungen/Bestellungen: Magazin SWISSLIFE, General-Guisan-Quai 40,
8022 Zürich, www.swisslife.ch/magazinabo Rechtlicher Hinweis: In dieser Publikation vermittelte Informationen
über Dienstleistungen und Produkte stellen kein Angebot im rechtlichen Sinne dar. Über Wettbewerbe wird
keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Gedruckt auf FSC-Papier.
Das Reinigungsritual
Am Samstag bei schönem Wetter denken
Männer an Wellness – für ihr Auto. Dann
kommen Schwämme zum Einsatz, bestes
Make-up, zuweilen auch Zahnbürsten.
Inhalt // 15
38
A Swiss Life:
Ariane Dayer
Für die Chefredaktorin von Le Matin Dimanche geht es
am Samstag um die Schlagzeilen von morgen. Dabei ist
Ariane Dayer selbst eine Story wert: Die Walliserin gilt
als Medienphänomen – und hält sich selbst gern bedeckt.
47 Küchenfreuden:
Die Sonne im Teller
49 Reeto von Gunten:
Die Sonntagsmacherin
Feministin ohne Dünkel, Katholikin ohne
Ehering, Chefredaktorin ohne Karriere:
eine Annäherung an die Widersprüche im
Leben von Ariane Dayer.
50 Wettbewerb:
52 Zugabe:
Beilage:
Stöbern, finden, horten
Ein Grillfest für 20 Freunde
Zeit zum Jodeln mit Oesch’s die Dritten
UPDATE
Lesen Sie, wie sich Swiss Life den Wendepunkten in Ihrem
Leben anpasst, warum ein hoher Lohn nicht unbedingt
einen komfortablen Ruhestand bedeutet und wie Ihnen
Swiss Life das Leben vereinfacht.
Punktgenaue Beratung
Versicherungs- und Vorsorgelösungen
sind so vielfältig wie die Menschen selbst.
Im UPDATE lesen Sie, warum Swiss Life
viel Wert auf individuelle Beratung legt.
SWISSLIFE Sommer 2011
Text: Simone Ott, Bild: Noë Flum
Wild
oder
virtuell?
Benjamin Stauffacher, 20, Leiter bei den Pfadfindern
«Schwyzerstärn», Kehrsatz BE «Meine Freundin
motzt manchmal, dass ich mehr Freizeit mit
den Pfadfindern als mit ihr verbringe. Doch
ich geniesse es, samstagnachmittags mit den
Pfadis nach draussen zu gehen und ‹Dampf
abzulassen›. Als Informatiker bin ich unter der
Woche ein Stubenhocker, die Pfadi ist für mich
ein wichtiger Ausgleich. Wir treffen uns am
Samstag um 14 Uhr und machen Übungen zu
einem bestimmten Thema. Kürzlich ging es um
‹Geldbeschaffung› – mit Agentenspielen und
Schatzsuche. In der Pfadi erfahre ich aussergewöhnliche Kameradschaft, wie man sie sonst
kaum kennt. Gemeinsam erleben wir Abenteuer.
Man lernt auch, als Gemeinschaft miteinander
auszukommen. Das schweisst zusammen. Man
hilft und unterstützt sich in schwierigen
Momenten, muntert einander auf. Es ist schön
zu wissen, dass man sich auf seine Kameraden
verlassen kann. Ich will den Pfadis auch Werte
vermitteln wie die Sorge zur Umwelt und zu den
Mitmenschen. Oder ihnen zeigen, dass es sich
lohnt, sich durchzubeissen; davon haben manche
Kinder keine Ahnung. Leider denken viele Junge,
die Pfadi sei uncool, und spielen lieber Fussball
oder hängen herum. Ich aber möchte nichts
anderes machen.»
Zwei Seiten // 17
Stephanie Burri, 25, Gamerin, Zollikofen BE
«Ein paar Kollegen haben im Übungsraum
ihrer Band Playstation 2 und 3 und eine
Leinwand installiert. Am Samstagnachmittag gehe ich jeweils mit meinem Freund
dorthin. Meistens sind wir sieben oder acht
Leute, die gamen. Am liebsten spiele ich
Autorennen, wo man schön in andere Autos
‹reintutschen› kann, oder Olympia Games wie
Eiskunstlauf. Beim Gamen kann ich gut abschalten. Mein Job in einer Anwaltskanzlei ist sehr
anstrengend. In meiner Freizeit will ich mich
entspannen und es mit meinen Freunden gemütlich haben. Neben unserem Playstation-Reich gibt
es noch andere Räume mit Gamern. Man kennt
sich und besucht sich gegenseitig. Im Laufe der
Zeit haben wir uns angefreundet und gehen auch
gemeinsam aus. Zu Hause game ich mit einem
Atari von 1993, den ich von meinen Brüdern
geerbt habe. Richtig ‹old school› ist das: ein
Vintage-Gerät mit mikromässigem Bildschirm,
Joystick und einer etwas überdimensionierten
Tastatur. Das Ding funktioniert noch mit Disketten! Damit spiele ich ‹Monkey Island›, ein Spiel,
bei dem ein Mann eine Frau rettet. Gamen hat
einfach einen grossen Spassfaktor. Und ich bin
ehrgeizig: Ich liebe es, zu gewinnen.»
SWISSLIFE Sommer 2011
Die Such-
maschine
der Schweizer
Familie
Im Spannungsfeld zwischen gestern und morgen hat die Schweizer Familie eine gute Nase für interessante Themen und überraschende Geschichten. Bei der Lektüre stossen Sie auch immer wieder
auf Tipps, die Sie bei vielen Dingen auf die richtige Spur bringen.
Für Abos: Gratistelefon 0800 000 993 oder www.schweizerfamilie.ch
Überraschend anders.
Intensive Pflegespülung: fotografiert auf Lamborghinigelb.
Schwerpunkt // 21
Text: Max Küng, Bild: Lucas Peters
Schwamm
drüber!
Einseifen, wachsen, polieren: Am Samstag gibt’s Wellness
fürs Auto. Unser Autor hat die Hochburgen männlicher
Reinigungsrituale besucht – von der Stützliwösch bis zur
teuersten Waschstrasse der Schweiz.
›››
SWISSLIFE Sommer 2011
I
mmer am Samstag nach dem Mittagessen, wenn das Wetter schön
war, ging mein grosser Bruder mit
einem Plastikeimer aus dem Haus, wo
er seinen Wagen so parkiert hatte, dass
er genau vor der Eingangstür stand. Es
war ein Simca 1300, türkis metallic, er
funkelte in der Sonne, und ich kniff die
Augen zusammen, auf der Treppe sitzend, die ins Haus führte.
Es war sein erstes Auto, Occasion gekauft mit seinem zusammengesparten
Lehrlingslohn. Er liebte seinen Simca.
So sehr, dass ich nie mithelfen durfte
samstags. Denn es war eine Arbeit, die
Ernsthaftigkeit erforderte, Verantwortungsbewusstsein und Hingabe, all die
Dinge, die einem Kind abgingen. Mein
Bruder holte eine Kabelrolle aus dem
Schuppen, schleppte den Staubsauger
aus dem Haus, dazu Handfeger und ein
Schäufelchen. Dann verschwand er in
seinem Simca. Ich sah nur noch seine
Beine herausschauen, während er Jagd
machte auf den letzten Krümel, das
letzte Staubkorn. Wenn er wieder herausgekrochen kam, schloss er den Gartenschlauch an. Er holte Putzmittel, einen Schwamm, ein Stück Leder, das
trocken und auf ekelhafte Art steif und
schrumpelig war. Das Wasser floss. Der
Schaum spritzte. Ohne Hast ging er zu
Werke. Lange widmete er sich den Felgen. Und dann wurde abgeledert.
Das Waschen des Autos war ein
samstägliches Ritual, nicht unähnlich
einem Kirchengang, aber doch recht
viel interessanter in den Augen eines
Kindes und wohl auch in jenen meines
Bruders. Als der Wagen dann poliert in
der Sonne stand, betrachteten wir die
Schönheit. Der Samstagabend konnte
nun kommen für meinen grossen Bru-
der und sein kleines Auto: Der Ausgang, die Mädchen, denn dafür hatte
man schliesslich ein glänzendes Auto.
Um die Mädchen zu beeindrucken. Sie
und alle anderen, die sich beeindrucken
lassen wollten – oder auch nicht.
Heute gibt es die Automarke Simca
nicht mehr und mein Bruder hat aufgehört, sein Auto vor dem Haus zu waschen, vernünftigerweise: dem Grundwasser zuliebe. Nun fährt er dorthin,
wo die meisten Autofahrer hinfahren:
in eine Autowaschstrasse.
Die Sensation der Sechziger
Die erste Waschstrasse der Schweiz wurde 1967 eingeweiht, in Zürich, am Sihlquai, wo sie übrigens noch immer steht,
am selben Ort, im selben Haus, Nummer
41. Damals war das eine grosse Sache, ja
Der Profi teilt die Autowaschanlagen
grob in drei Typen ein. Neben den
Waschstrassen mit Schleppkette kennt
man noch die sogenannten Portalmaschinen (das Auto bleibt stationär, dafür bewegt sich die Anlage hin und her)
sowie die äusserst beliebten und weit
verbreiteten Waschboxen, in denen man
gegen den Einwurf von Münzen mit
einer sogenannten Lanze sein Auto mit
Hochdruck selbst reinigt.
Der schwarze Porsche Cayenne von
Janine Meyerstein ist bestimmt das
sauberste Auto der Schweiz, denn es
wird jeden Tag gewaschen.
Das hat seine Gründe. Janine Meyerstein und ihre Schwester Marlene
führen ein Schweizer Autowaschimperium, das Anfang der 80er-Jahre von
ihrem Vater gegründet wurde. Besucht
Man sagt immer, Autos verschmutzen die
Umwelt. In der Waschbox ist die Sicht umgekehrt: Die Umwelt verschmutzt das Auto.
eine Sensation, und auch im Fernsehen
wurde darüber berichtet. «Wie in Amerika», kommentierte der Nachrichtensprecher die Schwarz-Weiss-Bilder mit
bebender Ernsthaftigkeit in der Stimme. Sieben Franken kostete ein Waschgang. Das Prinzip war dasselbe wie heute: Das Auto kommt an eine sogenannte
Schleppkette, welche das Vehikel bis an
deren Ende zieht. Gleichzeitig wird der
Wagen gewaschen – am Anfang in Ermangelung geeigneter Maschinen noch
von fleissigen Menschenhänden.
sie einen ihrer Betriebe, prüft sie selbstverständlich die Qualität der Reinigung
gleich an ihrem eigenen Wagen. Vor
rund dreissig Jahren nahm die Erfolgsgeschichte der Familie Meyerstein ihren
Anfang mit einer Einrichtung, deren
Name zu einem Synonym wurde für die
schnelle und günstige Wäsche: Stützliwösch. Es ist kein Zufall, dass der Firmenname an die berühmt-berüchtigten
Stützlisex-Etablissements erinnert, die
dem männlichen Auge ein kurzes und
billiges Vergnügen boten. Meyerstein
Schwerpunkt // 23
wählte diesen prägnanten Namen ganz
bewusst – was damals prompt die Behörden auf den Plan rief. Beim Bewilligungsverfahren für die Waschanlage
wollte man genau wissen, ob nicht irgendwo noch etwas Anrüchiges an der
Sache sei. Dabei ging es ja nur, um was
es noch immer geht: Sauberkeit.
Hingebungsvolles Ritual
Samstags sind die zehn Boxen der
Stützliwösch beim Zürcher Letzigrund
alle besetzt, die Wagen stehen Schlange. Hingebungsvoll bearbeiten die Autofahrer ihre Lieblinge. Hier findet der
direkte Kontakt zum Gefährt statt.
Hier herrscht keine Distanz wie in der
Waschstrasse. Man hat die Sache selbst
im Griff respektive eine Lanze in der
Hand, aus der heisses Wasser schiesst,
auf Wunsch auch das nötige Waschmittel, Schaum oder Wachs. Das Programm stellt man sich selbst zusammen. Akribisch nimmt man sich die
Blechhaut vor, die neuralgischen Stellen, die Problemzonen.
Man sagt ja immer, die Autos verschmutzen die Umwelt. In der Waschbox ist die Sicht umgekehrt: Die Umwelt verschmutzt das Auto. Eine Unzahl
toter Insekten klebt an den Scheinwerfern, den Kühlergrills, den Frontpartien, Dreck, Staub, Pollen, klebriger Saft,
der von Bäumen tropft, und – Vogelkot.
Der Vogelkot ist das Schlimmste überhaupt für die Haut der Gefährte: Unter
praller Sonne brennt er sich richtiggehend ins Blech. Also muss er weg. Am
besten schnellstmöglich. Und nochmals werfen die Autowäscher einen Jeton in die Maschine, nochmals zischt
das Wasser aus der Lanze, gurgelt die
Schaumbürste, saugt der Staubsauger
SWISSLIFE Sommer 2011
Der Trick liegt beim Trocknen
Das Konsumentenmagazin «Ktipp» hat diesen Frühling
zwölf Autowaschanlagen in allen Schweizer Landesteilen getestet. Das Resultat überrascht: Nur eine einzige dieser zwölf Anlagen
hat mit dem Ergebnis «gut» abgeschnitten. Sieben wurden als «genügend»
eingestuft, vier als «ungenügend». Immerhin: Alle getesteten Betriebe arbeiten
schonend. Kratzer oder anderweitige Schäden wurden nach keinem Waschgang
festgestellt. Generell lässt sich sagen: Eine Waschstrasse ist in ihrer Gründlichkeit
einer Handwaschanlage stets überlegen.
Die einzig gute unter den getesteten zwölf Waschstrassen ist die luxuriöse
Autop-Anlage im Zürcher Seefeld. Ausschlaggebend für den Testsieg war jedoch
nicht die Sauberkeit – auch halb so teure Anlagen waschen so gründlich wie
dieses Vorzeigeobjekt. Der entscheidende Unterschied liegt in der Trocknung.
Der Tipp vom Fachmann: günstig waschen und selbst
nachtrocknen. Auch selbst waschen in der Stützliwösch oder ähnlichen Anlagen wird empfohlen. Und es
ist ganz einfach: Zuerst mit dem Hochdruckreiniger
den groben Schmutz entfernen. Dann mit Waschmittel
und Schwamm waschen. Den Schaum abspülen und
am Ende mit einem Tuch oder Leder trocknen.
Make-up für den Liebling: fotografiert auf Ferrarirot.
Schwerpunkt // 25
eine Minute. Betrachtet man die Besitzer der blauen Subaru Imprezas, der roten Mitsubishi Lancers, viele mit Spoilern, vorne, hinten, seitlichen Schwellern,
nicht serienmässigen Felgen, Auspuffen mit Mortadelladurchmessern, dann
hat man den Eindruck: Hier geht es um
nichts weniger als Liebe. Eine tiefe Liebe. Mensch und Maschine, nie sind sie
sich so nahe wie an einem Samstag in
der Autowaschbox. Und tatsächlich ist
die Zahnbürste ein beliebtes Utensil,
um den Felgen den letzten Schliff zu
geben. Denn eine Felge, so simpel sie
sein mag: Sie richtig rein zu bekommen, ist eine wahre Kunst.
«Es gab in Deutschland eine Umfrage», sagt Janine Meyerstein, «dabei
kam heraus, dass die meisten Menschen die Autowäsche als notwendiges
Übel empfinden. Frauen haben dabei
sogar ähnliche Empfindungen wie bei
einem Zahnarztbesuch.» Das wollten
die Meyersteins ändern. Und das haben
sie getan. Janine Meyerstein sitzt im
ersten Stock ihrer neusten Filiale am
Ende des Zürcher Seefeldquartiers,
dort, wo die Goldküste beginnt, deren
Bewohner einen eher guten Monatslohn für sich beanspruchen. Entsprechend hoch ist die Dichte an teuren
Autos und damit das Bedürfnis nach
einer standesgemässen Pflege dieser
Wagen. Darum kamen die Meyersteins
hierher und errichteten etwas, das aussieht wie ein futuristisches Schlachtschiff: schräge Winkel, Kanten, Ecken,
entworfen vom Architekturbüro Atelier
WW. Es ist nichts weniger als die modernste und exklusivste Autowaschanlage, die man sich vorstellen kann.
An eine Waschstrasse erinnert hier
im ersten Stock wenig: Eine goldene
Treppe führt hinauf, edle Spirituosen
stehen in verspiegelten Vitrinen hinter
einer Bartheke, die Hocker sind nietenbeschlagen und aus dickem Leder, man
könnte sich in einem exklusiven Klub
wähnen, was man auf eine Art auch ist.
Im Hintergrund stacksen dünne Men-
schen herum, grelle Blitze zucken: Es
ist gerade ein Modeshooting für die
Luxusbeilage einer Tageszeitung im
Gange. Der Ort hier ist vieles. «Wir
wollten eigentlich bloss eine Lobby für
unsere Kunden, damit sie entspannen
können, während wir uns unten um
ihr Auto kümmern.» Nun ist der Ort
eine Bar mit Konzertflügel, ein Klub,
ein Treffpunkt, wo man auch einen für
diesen Standort anständigen Champagner trinken kann (Krug, 410 Franken die Flasche).
Haarentfernung für 70 Franken
Im Erdgeschoss befindet sich die eigentliche Waschanlage sowie eine Spezialabteilung für die Intensivreinigung
der Autos, innen wie aussen. Ein Bentley steht dort. Ein Ferrari. Ein Porsche
wird gerade mit einer Poliermaschine
massiert. Hundehaarentfernung kostet
70 Franken. Eine Vollpolitur einer Limousine gute tausend Franken. Und
wie in der Kosmetik auch, werden teu-
Auf Wunsch des Sultans: abgestaubt durch die Wüste
Wir haben es gut, denn wir dürfen auch mit ungewaschenen Autos
durch die Gegend fahren. Das ist nicht überall so. Im Sultanat
Oman etwa gilt ein Dekret aus dem Jahr 1973, das vom heute noch
herrschenden Sultan Qabus Ibn Said erlassen wurde. Dieses
Dekret verbietet allen Automobilisten ausdrücklich, mit staubigen
Autos durch das kleine Land (2,5 Millionen Einwohner, Hauptstadt
Maskat) zu fahren. Denn der Sultan mag es sauber. Autowaschen
ist in Oman Zwang, obwohl das Land seit jeher unter Wassermangel leidet. Bei Zuwiderhandlung drohen Geldstrafen in Höhe
von 5 bis 10 Rial, was 12 bis 24 Franken entspricht. Im Wiederholungsfall wird das Auto konfisziert.
SWISSLIFE Sommer 2011
erste Pflegeprodukte aufgetragen. Hier
lässt man die Vorstellung weit hinter
sich, dass Autowaschen ein notwendiges Übel sei. Hier ist es purer Lifestyle.
«Bitte Motor laufen lassen, danke, durch
die Türe, dort ist die Kasse, offeriert ist
ein Getränk.» Das sagt der Mann, der
einen nett begrüsst, wenn man an der
Waschstrasse vorfährt. Und dann steigt
man aus dem Wagen, überlässt ihn den
Profis, wählt an der Kasse sein Pro-
bei günstigeren Anlagen üblich. Das
finden höchstens Kinder lustig, aber
auch nicht alle.
«Wir haben den Kundengang ganz
bewusst gestaltet.» Bei Autop, so heissen Meyersteins Waschstrassen, kann
man den ganzen Reinigungsvorgang
seines Wagens verfolgen, denn der geschieht hinter grossen Glasscheiben.
Es ist wie Kino: Man sieht, wie der Wagen eingeseift, von Lappen gepeitscht,
Für die Hunde gibts gratis Frolic, für die
Kinder Haribo. Schneller kriegt man kleine
Zwei- und Vierbeiner nicht aus dem Auto.
gramm. 42 Franken und 50 Rappen
kostet die absolute Wäsche, inklusive
«Felgen-Spezial» und Schaumwachs,
Glanzpolitur sowie Unterboden-Vollpflege. Das Basisprogramm gibt es für
22 Franken und 50 Rappen. Die meisten Kunden aber gönnen sich das volle
Programm – wenn man schon mal hier
ist. Was sind schon 42 Franken in einer
Welt, in der ein Auto schnell einmal
Hunderttausend kostet.
Neben Technik viel Psychologie
Es geht hier um Gefühle, um das Entwickeln von guten Gefühlen – und es
geht vor allem anderen darum, schlechte Gefühle zu vermeiden, Angst etwa.
Die Kunden müssen nicht selbst im
Wagen sitzen bleiben, während sie von
einer unsichtbaren Kraft durch die
dunkle Waschstrasse geschleift werden
wie durch ein finsteres Gewitter, so wie
von Bürsten gestreichelt wird. Ja, man
wird Zeuge einer wundersamen Verwandlung: von der schmutzigen Karre
zum glänzenden Schmuckstück.
Um Zufriedenheit und Wohlbefinden der anspruchsvollen Kundschaft
noch zu steigern, gibt es gratis Kaffee
und Gipfeli und – wer möchte – kann
mit der Schuhputzmaschine in der
Ecke auch gleich noch sein Schuhwerk
polieren. Die Meyersteins haben verstanden, dass das AutowaschstrassenGeschäft nicht nur aus Technik besteht, sondern auch aus Psychologie.
So werden Kinder und Hunde am
Anfang des Waschprozesses so schnell
wie möglich aus den Wagen gelockt,
damit es keinesfalls zu Stockungen
kommt, denn Stockungen führen zu
zeitlichen Verzögerungen und zeitliche
Verzögerungen kosten Nerven und vor
allem auch Geld. «Für die Hunde gibt’s
gratis Frolic, für die Kinder Haribo.»
Schneller kriegt man kleine Zwei- und
Vierbeiner nicht aus den Autos.
Das Wichtigste ist und bleibt jedoch die makellose Reinigung der Autos. Dabei gibt es drei zentrale Punkte,
die erfüllt sein müssen, damit der Kunde die tiefe Befriedung des Glanzes
erfährt, die ihm zusteht. Es sind die
drei universellen Schlüsselproblematiken einer jeden Autowaschanlage. Erstens müssen die Felgen wirklich, wirklich sauber sein. Zweitens darf es bei
der Wäsche auf keinen Fall Kratzer
geben. Und drittens: die perfekte und
absolute Trocknung.
Denn ein Auto zu waschen, ist die
eine Sache. Die andere ist, den Wagen
auf ideale Weise innert kürzester Zeit
ganz und gar trocken zu bekommen.
Zu diesem Zweck wird er mit Osmosewasser besprüht, mit entmineralisiertem Wasser, damit ja keine weissen
Flecken oder auch nur Spuren davon
auf dem Lack zurückbleiben, wenn
die Hochleistungsföhns am Ende der
Waschstrasse zum Einsatz kommen
und in Sekunden die letzte Feuchtigkeit verschwinden lassen.
Allein die Meyersteins waschen gut
5000 Autos pro Tag. Vorausgesetzt, es
regnet nicht. Denn schlechtes Wetter
ist schlecht fürs Geschäft. Am meisten
Wagen stehen an den Samstagen vor
den Waschstrassen. Das war schon immer so – und wird immer so bleiben.
Denn Samstag und Autowäsche, das
gehört einfach zusammen.
Max Küng lebt mit seiner Familie und seinem
Audi Kombi in Zürich und arbeitet als Reporter für
«Das Magazin». Seinen Wagen wäscht er unregelmässig. Denn er glaubt: ein dreckiges Auto erzählt
von einem aufregenden Leben.
Funkelndes Glück: fotografiert auf British Racing Green.
Was machen Sie am Samstagnachmittag?
13,8 %
Waschen und
bügeln
24,7 %
Mit den Kindern
etwas unternehmen
23,3 %
Relaxen und
Wellness
30,9 %
41,7 %
Freunde besuchen
Zu Hause putzen
oder aufräumen
6,2 %
Musizieren
42,5 %
Individuell oder im
Verein Sport treiben
4,9 %
Ehrenamtlich arbeiten
28,2 %
Gärtnern
8,4 %
Quelle: Swiss Life-Umfrage
Baumarkt
besuchen
25,2 %
Individuell oder im Verein
einem Hobby nachgehen
Zahlensalat // 29
10 %
Rasen mähen
37,7 %
Ausflüge machen
6,8 %
Auto waschen
13,8 %
Verwandte
besuchen
52,3 %
Einkaufen
10 %
Weiterbildung
6,2 %
Coiffeur besuchen
29,5 %
Abendeinladung
vorbereiten
8,7 %
Fürs Geschäft
arbeiten
SWISSLIFE Sommer 2011
12,5 %
Liebe und
Zärtlichkeit
1,4 %
Auto tanken
SWISSLIFE gibt es auch als App für iPad sowie als E-Magazin auf
www.swisslife.ch/magazin
Lehrabschluss // 31
So fängt
Zukunft an.
Jetzt kommt die Jugend: Tausende von jungen Frauen
und Männern bewiesen in den vergangenen Wochen
bei Lehrabschlussprüfungen in der ganzen Schweiz ihr
Können. SWISSLIFE befragte frischgebackene Coiffeusen
und Coiffeure der Berufsfachschule Baden (AG), was
sie sich von ihrer Zukunft erhoffen.
›››
SWISSLIFE Sommer 2011
helen Wanner (18), WindiSch
«endlich mehr lohn!
und neue erfahrungen.»
céline burkarT (18), OberrOhrdOrf
«Jetzt kann ich mir mehr leisten.»
eliSa Widmer (19), nuSSbaumen
«mein lehrabschluss ist der anfang
zur Weiterbildung: als maskenbildnerin.»
SulTan Yeliz Sünbül (20), WeTTingen
«das leben ist lernen. ich bin noch jung, will nochmals in
die Schule. kleinkinderzieherin wär auch noch was.»
Sabrina bumann (20), WindiSch
«Take care Of Your hair!»
SamanTa SchmaSSmann (19), mellingen
«fahrlehrerin werden, damit ich eines Tages das geschäft
meines Stiefvaters und meiner mutter übernehmen kann.»
Tina lüScher (20), WOhlen
«Selbständig werden und meine zukunft selber planen.»
melanie della TOrre brYan (19), SpreiTenbach
«ich möchte eine polizistinnen-ausbildung machen und
später am zoll arbeiten.»
malSOre kraSnici (21),
SpreiTenbach «bevor ich 30 bin,
habe ich mein eigenes geschäft!»
SWISSLIFE Sommer 2011
rOman eller (21), WiTTnau
«mein Traum ist ein Salon, der gut läuft. falls nicht, sehe ich
meine zukunft als landschaftsgärtner oder chauffeur.»
STefania raSeTTa (22), WeTTingen
«mein Job ist mein leben – mit all seinen erfahrungen.»
arlinda mazrekaJ (18), hauSen
«nach der arbeit nach hause gehen und
meinen kopf abstellen!»
anne rieWOldT (26), zürich
«The world is a mess, but your hair is perfect!»
laila keller (18), riniken
«ich möchte so viel wie möglich in meinem leben lernen.
darum besuche ich nach der lehre die minerva.»
JeSSica nigg (22), WeTTingen
«als coiffeuse arbeiten. und die Welt
entdecken.»
fabienne fux (18), münchWilen
«ich mache ein praktikum als kleinkinderzieherin,
danach werde ich kindergärtnerin. mein Traum war es schon
immer, kindergärtnerin und coiffeuse zu sein.»
fabienne dObler (18), OberlunkhOfen
«ich will weiter erfahrungen sammeln in meinem Job.
drum wechsle ich die Stelle.»
manuela hunkeler (18), neuenhOf
«zuerst eine Weiterbildung als Visagistin.
und dann mit Sandro einen coiffeursalon
eröffnen.»
fabienne STeinmann (19),
büeliSacker «Jetzt will ich geld für eine
ausbildung auf die Seite legen. maskenbildnerin oder fotografin: das wär was!»
cOrinne SauSer (18), leuggern
«nach meiner erfolgreichen lehrabschlussprüfung
habe ich mir die ferien echt verdient.»
dragOlJub mihaJlOVic (19), baden
«Schluss mit Salon – meine zukunft liegt auf
der Strasse: ich werde lastwagenchauffeur.»
dalia abdulahad (20), nuSSbaumen
«Vielleicht werde ich selbständig.»
peTra haSler (18), Obermumpf
«nach den Sommerferien geht’s in die berge
– zur arbeit als coiffeuse in arosa.»
SWISSLIFE Sommer 2011
Sandra Saxer (19), unTerSiggenThal
«in ein paar Jahren möchte ich mein eigenes geschäft eröffnen.
darum sammle ich jetzt noch erfahrungen.»
Deborah fritSchi (20), neUenhof
«weg mit der Schere – vorerst: Jetzt wartet
ein Praktikum als Kaufmännische angestellte
und die handelsschule.»
Stefanie Strebel (19), Mägenwil
«Jetzt beginnt das abenteuer reisen. Und danach
mache ich eine Zweitausbildung als Pflegefachfrau.»
chantal hUMbel (18), nieDerwil
«Dank meiner freude am beruf und meiner
Kreativität arbeite ich in ein paar Jahren in
einem top-team.»
angela PeterhanS (20), fiSliSbach
«Zielstrebig weiterarbeiten, mich weiterbilden – und
später meine eigene chefin sein.»
SWISSLIFE gibt es auch als App für iPad sowie als E-Magazin auf
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SanDro egli (20), winKel Zh
«ich darf ins Militär – und was danach passiert, ist offen.»
Stefanie bertSchi (20), VeltheiM
«Jetzt erst mal richtig fett ferien machen – und
klar werden, was kommt.»
Mehr passen?
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17.05.2011 11:08:03
A Swiss Life // 39
Text: Margrit Sprecher, Bild: Tom Haller
Samstagsschicht
Feministin, aber ohne Vorbehalte gegen Seite-3-Girls. Weder
verheiratet noch Mutter, aber überzeugte Katholikin. Und
trotz fehlender Berufserfahrung schon mit 33 Chefredaktorin.
Ein Versuch, die Widersprüche im Leben von Ariane Dayer
zu deuten, der Chefin von Le Matin Dimanche.
›››
SWISSLIFE Sommer 2011
D
er See ist fröhlich mit Segelschiffen gepunktet, am
Ufer halten heiter gestimmte Menschen ihr Gesicht in die Sonne. Überall Magnolien, explodiert
in frischer Pracht, und vor den roten Ampeln Autos, deren
Motoren mit übermütiger Ungeduld aufjaulen. Samstagnachmittag in Lausanne.
Nur das Bürohaus an der Rue de la Gare 33 macht ganz
auf strengen Alltag. Abweisend die dunkel getönten Fenster,
zurückhaltend der Treppenaufgang, ausgestorben das Foyer.
Erfreut über die unerwartete Gesellschaft greift die junge
Frau hinter dem Empfangsschalter gleich zum Telefonhörer:
«Ariane – für dich!»
Keine Minute später tritt Ariane Dayer aus der Lifttür,
das Handy am Ohr, entschuldigende Handbewegungen.
Klar doch. In diesen Stunden entscheidet sich alles. Jetzt
nimmt das Blatt Form an. Jetzt wird bestimmt, was morgen
In Lausanne kaufte sie
am Buffet-Kiosk den
charakterlosen Salat,
den sie eigentlich nie mehr
kaufen wollte. Doch am
Samstag ist die hauseigene
Kantine geschlossen.
523 000 Westschweizer beim Sonntagsfrühstück lesen werden – also jeder Zweite. Und was, so hofft die Chefredaktorin, während der ganzen nächsten Woche noch für Gesprächsstoff sorgen wird.
Im Grossraum-Redaktionsbüro von Le Matin Dimanche
ist keine Hektik zu spüren. Man spricht gedämpft, um den
Kollegen nicht zu stören, der, seine Hände im Nacken verschränkt, auf seinen Computer starrt und nach dem richtigen Ausdruck sucht. Und auch die Kollegin nicht, die, auf
der Jagd nach einer wichtigen Zahl, in Papierstössen wühlt.
Vor den Fenstern liegt die schneebedeckte Bergkette Savoyens, tief unten der Genfer See. Die Aussicht der Chefredak-
torin ist weit weniger grandios. Ihr schalldichter Glaskasten
blickt auf einen Hinterhof, auf eine öde Fassade mit geschlossenen Fensterlamellen.
Für Ariane Dayer beginnt der Countdown für die nächste
Sonntagszeitung bereits am Montag – ihrem freien Tag. Sie
notiert erste Ideen in ihr schwarzes Notizbüchlein – ein neues für jede Ausgabe – und allerlei Fundsachen. Das kann der
pointierte Spruch eines Prominenten sein, aber auch eine
exklusive Nachricht, welche die Konkurrenz übersehen hat.
Hier zum Beispiel: Kofi Annan hat überraschend das Cully
Jazz Festival besucht. «C’est genial», sagt sie und lässt die karierten Seiten durch ihre Finger laufen. Ihre Schrift ist rundlich, klein und überaus sorgfältig. Nichts von fahriger, charakterloser Journalistenkritzelei. Hier will jemand entziffert
und verstanden werden. Sogar von sich selbst.
Am Freitagabend leert sich das Edipresse-Medienhaus
zügig und unter fröhlichen «Bon Weekend!»-Rufen. Am
Samstagmorgen um acht betritt Ariane Dayer das verwaiste
Gebäude. Wie üblich nahm sie in Genf den 6-Uhr-30-Bus
zum Bahnhof. Im Zug nach Lausanne blätterte sie durch
die wichtigsten Tageszeitungen. In Lausanne kaufte sie am
Buffet-Kiosk den charakterlosen Salat, den sie eigentlich nie
mehr kaufen wollte. Doch auswärts essen kostet zu viel Zeit,
und die hauseigene Kantine ist samstags geschlossen. Sie
wird die Redaktion erst um 23 Uhr 15 wieder verlassen.
Keine Journalistin im schweizerischen Zeitungswesen
hat eine rasantere Karriere hingelegt als Ariane Dayer. Mit
28 Jahren schrieb sie ihre ersten Zeilen als Bundeshaus-Korrespondentin für La Suisse. Mit 33 war sie Chefredaktorin
von L’Hébdo, dem Westschweizer News-Magazin. Das gefiel
nicht allen. Besonders männliche Kollegen fragten bald süffisant: «L’Hébdo oder L’Hébda?» und meinten damit: Ariane
Dayer macht aus dem Intellektuellenblatt eine feministische,
linke Kampfpostille. Tatsächlich kennt sie kein Pardon,
wenn es um gleichen Lohn für gleiche Arbeit und gleiche
Chancen in Beruf und Politik geht. Doch ihr Feminismus,
gewissermassen eine mildere Walliser Variante, lässt durchaus Bewunderung für ihren Vater und andere Männer zu,
und dieser Feminismus hat auch nichts gegen halbnackte
Girls auf Seite 3.
Nach fünf Jahren an der Spitze von L’Hébdo stürzte sich
Ariane Dayer ins nächste berufliche Abenteuer. Sie gründete
die 54. Zeitung in der Romandie, einem Gebiet mit 1,5 Millionen Französisch sprechenden Westschweizern und damit
Führt mit leisen Tönen, aber beharrlich eine der wichtigsten Redaktionen der Schweiz: Ariane Dayer.
Für jede Zeitungsausgabe füllt sich ein neues Notitzbüchlein mit Ideen.
SWISSLIFE Sommer 2011
Eine Frau mit Weitblick – und feinem Gespür für Satire.
Boulevard hin oder her: Bei Ariane Dayer werden keine Menschen in den Dreck gezogen.
A Swiss Life // 43
vermutlich der medienmässig am besten abgedeckte Markt
der Welt. Nach drei Jahren ging ihr das Geld aus. «Totgelacht» betitelte sie die letzte Ausgabe ihrer Satirezeitung
Saturne. 2008 wurde sie Chefredaktorin von Le Matin,
2010 Chefredaktorin von Le Matin Dimanche. «Zuerst der
Deutschschweizer Peter Rothenbühler und jetzt eine Frau!»,
stöhnten die Redaktoren auf der Website von Edipresse.
Immer wieder klopft es
an ihre Glastür. Meist
bedeutet das nichts Gutes:
Die wichtige Auskunftsperson ist nicht erreichbar
oder der vermeintliche
Primeur erweist sich als Flop.
Tatsächlich prägte ihr Stil bald die Zeitung. Bei ihr werden,
Boulevard hin oder her, keine Leute verletzt oder gar in den
Dreck gezogen. Stets sucht sie den weiblichen Zugang zum
Thema, nähert sich ihm über die menschliche und psychologische Seite. Und wichtiger als das Urteil eines Bundesrats
oder Verbandspräsidenten ist ihr die Meinung ihrer weiblichen Leserschaft. «Hat eure Mutter das Thema interessiert?»,
pflegt sie bei der Redaktionskonferenz jeweils zu fragen.
«Und hat ihr der Artikel gefallen?»
Ablenkungsmanöver, wenn’s zu persönlich wird
Obwohl Chefredaktorin eines Massenblattes, das von Bekenntnissen und Schicksalen lebt, hält sich Ariane Dayer
persönlich bedeckt. Man merkt es nicht gleich. Denn mal
liefert sie zur Ablenkung geschickt ein überraschendes
Hobby: Sie bastelt Modell-Segelschiffe. Mal präsentiert sie
ein aussergewöhnliches Accessoire: Die Uhr an ihrem Handgelenk ist so mächtig, dass sie den Arm der doch zierlich angelegten Person ungebührlich zu beschweren scheint. Kein
Wunder, es ist die Uhr der italienischen Unterseeboot-Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Aber auch das scheinbar Persön-
SWISSLIFE Sommer 2011
liche, das sie preisgibt, ist bei näherer Betrachtung so persönlich nicht. Immer wieder kommt in Interviews ihr
bewunderter Vater vor, ehemals Chefredaktor des Walliser
Nouvelliste. Es kommt ihre Heimat vor, das Wallis, weil es
für sie «wichtig ist, zu wissen, wo man seine Wurzeln hat».
Und es kommt ihr Glaube vor. «Ich bin katholisch», sagt sie,
ein Bekenntnis, zu dem es heute in Intellektuellenkreisen
mehr Mut braucht als zum Geständnis abwegiger sexueller
Orientierungen. Ihre klaren, haselnussbraunen Augen bleiben
fest auf das Gegenüber geheftet, und schliesslich kapituliert
auch der hartnäckigste Interviewer: Bei Ariane Dayer gibt es
keine Doppeldeutigkeiten und Stilbrüche zu entdecken.
Diese Frau gibt sich nicht nur ungeschminkt, sie ist es auch,
eine Pfadfinderführerin, die die Welt ein bisschen besser
machen möchte. Dabei sorgt sie sich weder um das eigene
richtige Profil, noch bastelt sie an eitlen Selbstinszenierungen. Nicht mal in Sachen Lieblingsautor. «Colette», antwortet sie, ein Name, der bei männlichen Karrieristen, die mit
Voltaire oder Houellebecq zu punkten hoffen, ein mitleidiges Lächeln hervorruft.
18 Uhr, Ariane Dayer sucht auf dem Bildschirm nach
neusten Meldungen und hört gleichzeitig mit geübtem Ohr
das halblaut eingestellte Radio ab. Immer wieder klopft es an
ihre Glastür. Meist bedeutet das nichts Gutes. Die wichtige
Auskunftsperson ist nicht erreichbar. Der vermeintliche
Primeur erweist sich als Flop. Der Artikel über die Abstimmungsergebnisse ist immer noch nicht eingetroffen. Hier
ein Abstrich, dort ein Kompromiss: Wie jeden Samstag blättert von Stunde zu Stunde etwas vom Glanz der absoluten
Glanznummer ab, die Ariane Dayer im Kopf hatte. Doch ihre
Stimme bleibt leise und geduldig, und was sie sagt, klingt
eher nach milder Einladung denn nach strikter Order.
Um 23 Uhr 15 ist Redaktionsschluss. Einer macht ein
lahmes Victory-Zeichen, eine andere streckt und reckt ihre
Glieder. Die Wasserflaschen auf den Schreibtischinseln sind
geleert, die Augen rot. Nur Ariane Dayer wirkt, als hätte sie
den ganzen Tag an der frischen Walliser Luft verbracht.
«Und morgen regnet es bestimmt … », seufzt sie mit gespielter Bitterkeit. Kaum wahrscheinlich, dass das Wetter ihre
Gemütslage zu beeinflussen mag. Viel eher lieferte sie den
Satz aus Kollegialität als Schlusspointe.
Die Journalistin und Autorin Margrit Sprecher lebt in Zürich, arbeitet für die
«Die Zeit», «NZZ», in- und ausländische Magazine und ist Mitherausgeberin des
Branchenblatts «Schweizer Journalist».
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Küchenfreuden // 47
Leichte Beute: pikante
Tomaten-Peperoni-Törtchen
in Wildspargelsonne
Tomaten-Peperoni-Törtchen. Gemüse putzen und waschen. //
Zwiebeln fein hacken. // Peperoni mit dem Sparschäler schälen und
die weissen Teile im Innern entfernen. // Tomaten 20 Sekunden in
kochendes Wasser tauchen, schälen und entkernen. // Alle Zutaten
(ausser Gelatine) 3 Minuten mixen. // Aufgelöste Gelatine beigeben
und alles vermengen. // Salzen, pfeffern und durch ein feines Sieb
streichen. // In 4 kleine Muffinförmchen giessen und 4 Stunden im
Kühlschrank kaltstellen. // Wildspargelsonne. Spargeln putzen,
waschen, faserige Enden abbrechen. Anschliessend 2 Minuten in
kochendem, gesalzenem Wasser blanchieren, mit kaltem Wasser
abschrecken und in 4 bis 5 cm lange Stäbe schneiden. //
Zitronensaft, Salz, Zucker, Pfeffer, gehackten Schnittlauch und Olivenöl mischen. // Die Spargelstäbe auf
4 Tellern strahlenförmig auslegen, mit dem
Zitronensaft-Schnittlauch-Coulis beträufeln.
Die Törtchen aus der Form stürzen und in
die Tellermitte legen. // Leicht pfeffern und
salzen, mit Schnittlauch oder frischen
Kräutern garnieren, mit Olivenöl beträufeln
und mit Fleur de Sel bestreuen. //
Guten Appetit!
Frédérik
Kondratowicz
über die Inspiration
beim Kochen
Illustration: Sylvia Geel
Die Leute fragen mich immer wieder:
Wo hast du bloss deine Ideen her?
Dabei ist die Inspiration allgegenwärtig, man muss nur die Augen
offen halten. Ich finde sie in der
Lebensfreude, in der Atmosphäre der
Küche, in meinem Team, in den
Reaktionen meiner Gäste und noch
an vielen Orten mehr.
Zutaten für 4 Personen Für das Törtchen: 50 g saftige Zwiebeln, 200 g rote, reife Peperoni,
200 g reife Fleischtomaten, ½ Knoblauchzehe, zerdrückt, 1 KL Tabasco, 1 KL WorchestershireSauce, 3 EL weisser Balsamico-Essig, 1 EL Tomatenpurée, 3 Blätter Basilikum, ½ Chilischote,
mild, 3 EL Olivenöl, extra vergine, 4 Blätter Gelatine, 15 Minuten vor Kochbeginn in kaltes
Wasser legen. Für die Sonne: 1 Bund grüner Wildspargel, 4 EL Olivenöl extra vergine, Saft einer
Zitrone, 1 Bund Schnittlauch oder frische Kräuter, 1 KL Zucker, Fleur de Sel, Pfeffer.
SWISSLIFE Sommer 2011
Meine grösste Inspiration jedoch ist
der Markt, der zwei Mal pro Woche in
der Gasse vor meinem Restaurant
stattfindet. Wenn ich erntefrisches
Gemüse, ein saftiges Stück Fleisch
oder frischen Fisch in der Hand halte
und das natürliche Produkt fühle, es
schmecke und rieche, dann ist das für
mich Inspiration pur. Dann habe ich
sofort glasklare Ideen und weiss, was
am Abend auf der Karte stehen wird.
Frédérik Kondratowicz wurde von GaultMillau
zum Aufsteiger des Jahres 2010 in der Romandie
gekürt. Seine «Cuisine du marché» serviert er im
Restaurant de l’Hôtel de Ville in Fribourg (FR).
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Reeto von Gunten // 49
Gäbe es die Samstagnachmittage nicht, wir würden deutlich
weniger Krempel in unseren Wohnungen herumstehen
haben. Das wäre jammerschade, findet unser Kolumnist.
Samstagnachmittags wird Sport getrieben, den Hobbys
gefrönt und Vereinstätigkeiten nachgegangen. Beschäftigungen, die unaufhörlich nach neuem Zubehör verlangen und entsprechend regelmässig Ausgedientes in
unsere Stauräume schwemmen. So entstehen unsere
Hochburgen des Chaos, die Abgründe unserer Geschäftigkeit. Kellerabteile und Garagen, Bastelräume, Abstellkammern und Dachböden allesamt unüberschaubar, hilf- und
konzeptlos überfüllt mit Faltbooten, Hochzeitskleidern, Fischereiausrüstungen, Langlaufstöcken,
Campingutensilien, kompletten
Dunkelkammern und lückenhaften Postkartensammlungen. Plunder, den man sich, womöglich an
einem Samstagnachmittag, angeschafft hat. Und von da an ein Leben lang mit sich rumschleppt.
Ich liebe ihn, diesen Krempel. Er
lässt mich immer wieder erkennen,
dass nichts wirklich perfekt sein
kann, nichts aufgeräumt, tatsächlich ordentlich. Irgendetwas liegt
immer noch ungenutzt irgendwo herum und wartet
darauf, dass es irgendwann gebraucht wird. Verkauft,
verhökert wenigstens, oder verschenkt. Und doch ist es
gerade jener Karsumpel, an dem unser Herz am meisten
hängt. Weil er jene nicht ganz perfekten Geschichten
erzählt, die unser Leben lebenswert machen.
Klar: Das meiste, was wir so anhäufen, ist gänzlich
sinn- und wertlos. Aber vielleicht braucht es dieses
Zeug, damit sich dazwischen die wahren Schätze
verstecken können.
Genau dies hat mein Lieblingströdler verstanden
und in jahrelanger sorgfältiger Arbeit perfektioniert.
SWISSLIFE Sommer 2011
Seine Verkaufshalle ist ein einziger überdimensionierter
Stauraum voll mit Kunst und Krempel, Schmonzes und
Schönheit. Eine nahezu perfekte Symbiose aus Verkaufsraum, Jagdgebiet und Kunsthandwerksmuseum. Unaufgeregt unaufgeräumt und traumhaft unüberschaubar.
In unregelmässigen Abständen schlängle ich mich
durch das Dickicht der angehäuften Kostbarkeiten und
habe mir dabei längst abgewöhnt,
nach etwas Bestimmtem zu suchen.
Denn, erst wenn man ganz frei von
allem Begehren ist, entdeckt man
beim Altwarenhändler die wahren
Kostbarkeiten – fast genauso wie im
richtigen Leben auch. Hier werde
ich zum entspannten Zufallstreffer,
weiss erst, was ich suche, wenn
ich darüberstolpere, jage aus dem
Bauch und treffe intuitiv. Hier bietet sich Gelegenheit zum Rückzug,
Stöbern, Entdecken und Staunen.
Eine Kunstausstellung, ein Bubentraum und ab und zu eine wahre
Offenbarung.
Ich würde meine Samstagnachmittage regelmässiger auf Fussballplätzen verbringen
und deutlich weniger Kleinzeug bei mir herumstehen
haben, ohne meinen Lieblings-Kunstsammler und sein
Auge fürs Schöne in den Dingen. Es gäbe aber auch sehr
viel weniger Geschenke, die ich mir und anderen mit
solchen Sachen zu machen pflege. Und es gäbe diese
Kolumne nicht. Ein paar meiner Fundstücke werde ich
an dieser Stelle, mitsamt ihren Geschichten, in nächster
Zeit präsentieren.
Reeto von Gunten ist Radiomoderator (DRS3), Buchautor und Geschichtenerzähler – und fasziniert von den kleinen Grossartigkeiten des Lebens. In SWISSLIFE
schreibt er über unscheinbare Dinge mit einer besonderen Geschichte.
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20 F
Wettbewerb // 51
Wo befindet sich das Filetstück?
Gewinnen Sie das perfekte Grillfest
für sich und Ihre 20 besten Freunde:
Die Traditionsunternehmen Bell
und Feldschlösschen liefern Ihnen
saftiges Fleisch und durstlöschendes
Bier im Wert von über 1000 Franken –
für eine Party, die Ihnen in bester
Erinnerung bleiben wird.
Nehmen Sie im Internet (www.swisslife.ch/magazin)
an diesem Wettbewerb teil oder kreuzen Sie auf der
Antwortkarte (Lasche der hinteren Umschlagseite)
die richtige Lösung an. Teilnahmeschluss ist der
30. Juli 2011. Der Gewinner oder die Gewinnerin
wird im nächsten SWISSLIFE bekannt gegeben.
Wir gratulieren Herrn Felix Wiggenhaus aus Benken
(ZH) zum Gewinn des letzten Wettbewerbs, einem
Kaufrausch-Gutschein von Globus im Wert von
2000 Franken. Die richtige Antwort lautete: Hase.
SWISSLIFE Sommer 2011
52 // Zugabe
Oesch’s die Dritten
«Da ist von
jedem Oesch
was drin»
Mon amour c’est la Suisse,
meine Leidenschaft das Jodeln,
und ich sage euch warum,
pourquoi, warum,
pourquoi cet amour.
Das isch e chli ne spezielli Gschicht, wie dieser Titel
entstand. Bei unseren Proben kommt es vor, dass wir
einfach «e chli musige»: Dann legt einer los, und die
andern setzen ein. So ging es auch mit «Jodel-Time»:
Kevin mit der Gitarre und Vater mit dem Örgeli haben
Melodieabläufe gespielt, dann habe ich versucht, mit
der Stimme etwas Passendes dazu zu machen. Wir
kamen richtig in Fahrt, die verschiedenen «Cherli»
gefielen uns und wir beschlossen, das Ganze mit unserem Mini-Disc-Gerät aufzunehmen.
Zur gleichen Zeit lief auch die Geschichte mit dem
Eurovision Song Contest. Unsere Fans ermunterten
uns mitzumachen. Als wir später die Aufnahmen
abhörten, fanden wir, dass es sehr gute Elemente drin
hat und wir versuchten, die verschiedenen Teile miteinander zu verknüpfen.
Meistens sind es Vater und ich, welche die musikalischen Fäden halten und sich auch um die Texte
kümmern. Wir haben ja das Glück, dass wir alle über
drei Stöcke verteilt im gleichen Haus wohnen, und so
geht man halt einfach rasch runter «ga chlopfe» und
fragt: «hesch schnäu Zyt?». Vater und ich sitzen immer
wieder zusammen, gehen die einzelnen Lieder und
Texte durch und diskutieren, ob es wohl auch nach genügend Oesch klingt. Es ist uns sehr wichtig, dass
unsere Musik echt und authentisch bleibt.
Die Geschichte mit dem Eurovision Song Contest
ging ja zum Schluss nicht ganz auf. Dafür bekamen
wir so viele positive Rückmeldungen aus aller Welt,
dass sich die Sache für uns doch gelohnt hat. Es meldeten sich vor allem auch Leute, die sich vorher nicht
wirklich mit unserer Musik beschäftigt hatten. Das
hat uns sehr gefreut und sicher auch ein wenig stolz
gemacht. Es ist extrem, was abgeht, wenn wir den
Song live spielen. Die Leute stehen auf, klatschen,
hören nicht mehr auf zu applaudieren. «Jodel-Time»
ist für sie offenbar etwas Spezielles – und es ist auch
etwas Besonderes für uns. Dieser Titel geht sehr tief!
Schwer zu sagen, was die Menschen dabei besonders
berührt. Vielleicht, dass es ein Gesamtwerk von uns
allen ist. Wir waren alle an der Entstehung beteiligt,
und von jedem Oesch ist ein Stück Herzblut dabei.
Das ist vielleicht das, was die Leute berührt.
«Jodel-Time» ist das Titelstück der neusten CD von Oesch’s die Dritten. Melanie (24),
Mike (22) und Kevin (21) stehen mit ihren Eltern Annemarie und Hansueli sowie
dem Akkordeonisten Heinz Haldi auf der Bühne und machen Volksmusik, als wäre
es das Natürlichste der Welt: unter anderem am 31. Juli am grossen Volkstümlichen Schlager Open Air Flumserberg und ab August im Tourneetheater Das Zelt.
Infos: www.oesches.ch.