watchguide.de watchguide hands-on Ausgabe I. /2016 Testmagazin für Uhren direkt vom Hersteller CHRONOGRAPH AUTOMATIK TAUCHER 40 Im Test: Armbanduhren von 180 € - 2.490 € Seiten Taucheruhren Detomaso Automatikuhren Archimede, Neuhaus QUARZ Chronographen Stowa, L&F Mechanik, Schaumburg Watch Quarzuhren Botta Design, Jean Marcel, Pop Pilot Hands-on-Praxistests Design • Technik • Ausstattung • Handling • Wertigkeit Mit Kaufempfehlungen und Tipps Klassiker • Design-Tipp • Quarz-Tipp • Preis-Tipp • Ergonomie-Tipp • Mode-Tipp watchguide hands-on watchguide hands-on Editorial Editorial Im Test: Uhren direkt vom Hersteller watchguide direct, die online kostenlos erhältlicheMarktübersicht über Uhren direkt vom Hersteller, erhält Unterstützung mit watchguide hands-on, unserem Testmagazin im e-Paper-Format. watchguide hands-on ermöglicht dem Uhrenkäufer zusammen mit Background- Informationen aus unserem Onlinemagazin www.watchguide.de und unserer Marktübersicht watchguide direct einen fundierten Kaufentscheid für die richtige Uhr. Als Branchen-Insider und in anderen Lifestyle-Bereichen testerfahrenes Wir freuen uns, wenn Sie mit unserer Hilfe Redaktionsteam bieten wir mit watchguide die für Sie passende Uhr finden. hands-on wertvolle Entscheidungs hilfen für Uhrenkäufer. Herzlichst, Ihr René Roland Katterwe Die watchguide-Redaktion testet ArmChefredakteur banduhren im anschaulichen Hands-onPraxistest in 50 sinnvollen Testkriterien, von denen jeweils zehn Kriterien zu fünf Disziplinen zusammengefasst werden: - Design - Technik - Ausstattung - Handling - Wertigkeit Im Heft wird das Testverfahren erläutert.Bei allen Testkriterien geht es um die Alltagstauglichkeit in der Praxis: Wie ist die Uhr ablesbar? Wie trägt sie sich? Wie ist sie verarbeitet? Wie lange werden Sie voraussichtlich Ihre Freude an ihr haben? watchguide hands-on Inhalt Archimede 1950 Ein Klassiker in Neuauflage: Retro-Style im Bauhaus-Design Mechanik Detomaso San Marino Kampfansage unter Wasser: Druckfest bis 1200 m 11 L&F Mechanik GT8 Chronograph mit Schaltradkaliber: Handaufzug mit Stoppfunktion 19 Schaumburg Watch AQM Bullfrog Chrono Stopp, diese Uhr ist schräg: Der Titan-Taucher-Chronograph 23 Neuhaus Doublespeed Ein Turbo zur Entschleunigung der Welt 33 Stowa Fliegerchrono Ganz klar Fliegerchrono 37 Botta Design Duo Mittler zwischen 2 Welten: Die doppelte Einzeigeruhr Quarz Rubriken 5 8 Jean Marcel Ultraflach 160.300.56 Die Kunst des Weglassens: Die klassische Zweizeigeruhr 15 Zeitgeber Pop-Pilot: Flieger-Mode: die farbenfrohe Flieger-Dreizeigeruhr 27 Editorial 2 Inhalt 3 So testet watchguide hands-on 4 Impressum 40 Testkriterien watchguide hands-on So testet watchguide Uhren im Hands-on-Test Die watchguide-Redaktion testet Armbanduhren im anschaulichen Hands-on-Praxistest mit eigenen Fotos auch am Arm des Testers. Ein Test ist zwar immer auch eine subjektive Meinungsäußerung, dennoch liegen jedem Test für größtmögliche Objektivität 50 sinnvolle Testkriterien zu Grunde, von denen jeweils zehn Kriterien zu fünf Disziplinenzusammengefasst werden. So kann der Leser erkennen,ob die getestete Uhr etwas für ihn ist oder nicht, und sich selbst einen fundierten Kaufentscheid bilden. Allen berechenbaren Kriterien liegt eine objektive Formel zugrunde, beispielsweise für die Zahl der Anzeigen, die Druckfestigkeit, die Gehäusegröße oder das Gewicht etc., alle anderen nicht berechenbaren Kriterien werden vom Tester fair benotet. Die Benotung erfolgt in Schulnoten, wobei eine 1+ „überragend“ ist und für ein „ausreichend“ die Grundfunktion gewährleistet sein muss – wer möchteschon eine mit Mängeln behaftete Uhr sein Eigen nennen? Bei allen Testkriterien geht es um die Alltagstauglichkeit in der Praxis: Wie ist die Uhr ablesbar? Wie trägt sie sich? Wie ist sie verarbeitet? Wie lange werden Sie voraussichtlich Ihre Freude an ihr haben? Obwohl wir Testuhren auch auf der Zeitwaageprüfen,wird das jeweilige Gangverhalten nicht benotet,da sich eine Gangprüfung immer nur auf die jeweilige Testuhr bezieht und nicht unbedingt einen Rückschluss auf die Serie und noch weniger auf das einzelne Exemplar eines Uhrenkäufers erlaubt. Auch hier gilt wieder: Die Grundfunktion muss gewährleistetsein, Nachgang oder deutlichen Vorgang akzeptierenwir nicht. Die Testdisziplinen Das Design ist für viele Uhrenkäufer die ausschlaggebende Eigenschaft für den Kaufentscheid. Wir beurteilen in dieser Disziplin die Gestaltung und die Eigenständigkeit, die Ablesbarkeit und die Bedienung. Bei der Technik geht es von der Zahl der Funktionen über die Uhrwerkstechnologie und die Finissierung bzw. Ausführung des Uhrwerkes bis hin zur Servicefreundlichkeit des entscheidenden Bauteiles einer Uhr. Bei der Ausstattung geht es um die alltagsrelevante Ausführung des Gehäuses, die Uhrgläser und die Bedienelemente, die Zielgruppe und den Einsatzweck einer Uhr. In die Disziplin Handling fließen Ergonomie und das Tragegefühl, die Druckfestigkeit und die Robustheit mit ein, hieraus ergeben Sich Anhaltspunkte für die Alltagstauglichkeit der Testuhr. Bei der Wertigkeit geht es darum, wie hochwertig eine Uhr wirkt, und auch um die Zeitlosigkeit und den Werterhalt, damit der potentielle Uhrenkäufereine langfristig gute Entscheidung treffen kann. Das Ergebnis setzt sich aus den Teil ergebnissen der fünf genannten Testbereiche zusammen.Ergänzend wird das Preis-Leistungs- Verhältnis als Gegenwert veröffentlicht. Gefällt eine Uhr dem Tester besonders gut für eine bestimmte Zielgruppe, kann sie von der Redaktion einen Tipp erhalten, beispielsweise einen Lifestyle-, Business-, Sport- oder Technik-Tipp. Die watchguide-Redaktion wünscht Ihnen viel Spaß beim Lesen der anschaulichen Hands-onPraxistests! Testbericht Archimede 1950 Ein Klassiker in Neuauflage Wozu eine neue Uhr im alten Design, wenn alte Uhren doch relativ preiswert verfügbar sind? Die Archimede 1950 ist eine Automatikuhr im altbekannten Bauhaus-Design. Watchguide klärt im Hands-on-Praxistest, ob die Investition in die Neuauflage lohnt. Design Die Archimede 1950 ist bis auf den Gehäuseboden konsequent im Bauhaus-Design der 50er-Jahre gestaltet: Form follows function, die Form folgt der Funktion. Überflüssiges wurde weggelassen, die Uhr beschränkt sich auf die Grundfunktionen Stunde, Minute, Sekunde und Datum. Archimede zeigt, dass eine Uhr auch mit den Grundfunktionen formschön gestaltet werden kann. | Testbericht watchguide | I. / 2016 Die 1950 wirkt runder und dabei ähnlich harmonisch wie andere BauhausDesigns. Doch auch diese Variante hat man schon bei anderen Herstellern in ähnlicher Gestaltung gesehen. Gegenüber alten Vorbildern wurde der Gehäusedurchmesser leicht von rund 35 mm auf 39 mm vergrößert. Früher hat Ickler, der die Archimede Uhren unter eigener Regie herstellt, bereits Plexigläser für Uhren gefertigt. Die Verwendung eines gewölbten Plexi 5 Testbericht Archimede 1950 glases wurde auch bei dieser Neuauflage beibehalten, um das eigentliche Gehäuse der Uhr heute wie damals flacher und damit auch leichter gestalten zu können. Die Indexe und das Logo sind auf das Zifferblatt aufgedruckt. Die Zeiger sind im alten Stil gestaltet, die helle Zifferblattvariante trägt gebläute Zeiger. Die Krone ist mit einem eingravierten Initial als Firmenlogo versehen. Technik Beim Uhrwerk handelt es sich um ein mechanisches Uhrwerk mit automatischem Aufzug und 42 Stunden Gangreserve nach Vollaufzug. Das robuste Uhrwerk Citizen Miyota 9015 mit einseitig wirkendem automatischem Aufzug stammt aus Japan. Durch das gegenüber vergleichbaren Schweizer Werken entfallende Wechselgetriebe und den flachen Rotor ist das 26 mm durchmessende Werk mit nur 3,9 mm Bauhöhe schön flach. Es hat 24 Lagersteine, während praktisch alle Schweizer Uhrwerke immer eine ungerade Anzahl synthetischer Rubine aufweisen. Die helle Zifferblattvariante ist tagsüber bzw. bei Licht ausgezeichnet ablesbar Beim 9015 handelt es sich um die 2009 vorgestellte Weiterentwicklung des als zuverlässiger Dauerläufer bekannten 8215. Das Miyota-Werk ist mit seiner Streifenschliff verzierten Platine schön anzusehen. Japanische Uhrwerke tragen selten eine aufwändige Finissierung, hier steht fast immer die reine Funktionalität im Vordergrund, wie es sich für eine Uhr im Bauhausstil gehört. Die Archimede 1950 bietet ein authentisches Design der 50er-Jahre Die schwarze Zifferblattvariante besitzt eine ebenfalls schwarze Datumsscheibe individuellen Einstellbarkeit auf eine Faltschließe und bietet dennoch einen Sicherheitsverschluss. Das Lederband hat normalerweise eine Dornschließe und kann optional mit einer wunderschön passenden Butterfly-Faltschließe ausgestattet werden, welche die Uhr vor versehentlichem Herunterfallen beim An- bzw. Ablegen schützt und zwei Drücker gegen versehentliches Öffnen aufweist. Ausstattung Während viele Uhren damals aus verchromtem oder vergoldetem Messing waren, ist die Archimede 1950 aus solidem Edelstahl gefertigt. Wie die Vorbilder vergangener Zeiten sind weder die Bandanstöße noch die Krone verschraubt, lediglich der Boden bietet einen Vollgewindeboden mit Mineralglaseinsatz, durch den das Uhrwerk betrachtet werden kann. Die Archimede 1950 ist wahlweise mit Milanaise-Metallgeflechtband oder mit Lederband erhältlich. Das Metallgeflechtband verzichtet zugunsten der | Testbericht watchguide | I. / 2016 Die silbernen Zeiger der schwarzen Version sind nur bei heller Spiegelung gut erkennbar 6 Testbericht Archimede 1950 Durch das gewölbte Plexiglas wirkt das Uhrengehäuse selbst vergleichsweise flach Handling Die 39 mm große und mit Plexiglas nur 9,5 mm flache Uhr trägt sich dank ihres geringen Gewichtes von nicht einmal 100 g mit Milanaiseband bzw. rund 50 g mit Lederband ganz ausgezeichnet. Im Gegensatz zu vielen Uhren früherer Zeiten ist die Archimede 1950 bis 3 ATM druckfest, was verhindert, dass Wassertropfen bzw. Spritzer ins Gehäuse eindringen und sich bei Temperaturwechsel in der Uhr Kondensat niederschlägt. Milanaise-Metallgeflechtbänder wurden damals erfunden, damit sich Metallbänder ähnlich angenehm tragen lassen wie Lederbänder. So ist die Archimede 1950 die erste Uhr im Test, die sich am Milanaiseband mindestens genauso angenehm tragen lässt wie mit Lederband. Tagsüber sind beide Zifferblattvarianten hervorragend ablesbar, wobei man die silbernen Zeiger der schwarze Variante bisweilen ins Licht drehen muss, falls sich ein dunkler Gegenstand darin spiegelt. Für die Nachtablesbarkeit ohne Das Milanaiseband hat eine verstellbare Schließe, das Lederband eine Dorn- oder Faltschließe | Testbericht watchguide | I. / 2016 Nachttisch- oder Taschenlampe fehlt die entsprechende Leuchtmasse auf dem Zifferblatt und den Zeigern. Wertigkeit Der größte Vorteil der Archimede 1950 ist ihr zeitloses Design. Es wird immer den Charme vergangener Zeiten versprühen und sich damit niemals abnutzen. Somit bleibt die Uhr werthaltig, was den Wiederverkaufswert angeht. Nachteil des typischen Bauhaus-Designs ist die leichte Verwechselbarkeit mit alten Modellen sowie mit ähnlichen Modellen anderer Hersteller. Ein gutes Insiderimage unter Uhrenfreunden lässt sich so nicht erreichen, doch das kümmert den Käufer einer Alltagsuhr gemeinhin nicht. Das gewölbte Plexiglas bekommt zwar leicht Kratzer, schützt aber durch seine Wölbung das Gehäuse vor allzu vielen Kratzern. Außerdem ist es im Gegensatz zu Mineralglas stoßfest. Wäre das Plexiglas beschichtet, würde es zwar weniger leicht verkratzen, könnte aber auch nicht so leicht wieder aufpoliert werden wie das unbeschichtete. Gewölbte Saphirgläser können mittlerweile zwar auch hergestellt werden, sind aber um ein Vielfaches teurer und werden somit nur in wesentlich teureren Uhren verwendet. 7 Testbericht Archimede 1950 Fazit Die Archimede 1950 ist die ideale Uhr für Liebhaber alten Designs, da eine neue Uhr deutlich alltagstauglicher ist als eine antike Uhr, die oft nicht einmal wassergeschützt ist. Archimede transformiert die Bauhaus-Formensprache mit leicht vergrößertem Gehäusedurchmesser in die heutige Zeit und lässt die Uhr so am Arm harmonischer wirken. Das Plexiglas lässt sich leicht wieder aufpolieren und verleiht der Uhr schnell eine altertümliche Patina. Umso erstaunter werden Betrachter der Uhr sein, wenn sie diese in die Hand nehmen: Der für damalige Uhren untypische Glasboden zeigt das ganz hervorragende und sogar mit Streifenschliff verzierte japanische Automatikuhrwerk. Dieses macht die Neuinterpretation der klassischen Uhr im Bauhaus-Design zu einem exzellenten Kauf, da es sich durch Ganggenauigkeit und Langlebigkeit auszeichnet. Test, Text und Fotos: René Roland Katterwe Das japanische Automatik-Uhrwerk Citizen Miyota 9015 ist für seine Zuverlässigkeit bekannt Bezugsquelle Firma: Ickler GmbH Straße: Hirsauerstr. 214 Ort: 75180 Pforzheim Web: www.archimede-uhren.de Die halbrunde Uhrenbox harmoniert ausgezeichnet mit der Archimede 1950 | Testbericht watchguide | I. / 2016 8 Testbericht Botta-Design Duo Mittler zwischen zwei Welten Auf den ersten Blick ist die Botta Duo eine Zweizeigeruhr, nur dass sich der vermeintliche Minutenzeiger kaum bewegt und die Stundenskala anstatt von einer Minuterie von einer 24-Stunden-Skala ergänzt wird ... Eine ganz normale Klaus-Botta-Uhr also, denn wofür hat der empathische Erfinder wohl Industriedesign und Physik studiert? Als eingefleischten Mechanik-Uhrenfan hat es mich direkt beim ersten Besuch bei Botta Design in Königstein gepackt, das Designfieber. Beim Anblick der im Onlineshop www.botta-design. de erhältlichen Duo war er urplötzlich vergessen, mein persönlicher Anspruch, eine richtige Uhr müsse doch ein richtiges mechanisches Uhrwerk haben. Hier geht es um etwas anderes. Um Design. | Testbericht watchguide | I. / 2016 Unboxing Schon beim Auspacken signalisiert die Botta Duo: Ich bin eine Designeruhr. Der Deckel der Box hat ein Sichtfenster und schließt mittels Magnetverschluss. Ich habe zwei Versionen der Uhr mit dunklem Zifferblatt zum Test angefordert, eine mit orangefarbenen Zeigern und Indexen sowie eine zweite mit grünen Indexen und Stahlzeiger. 9 Testbericht Botta-Design Duo Design Das Design seiner Uhren gestaltet Klaus Botta meist nach der Bauhaus-Devise „Form Follows Function“, auf Deutsch: die Form folgt der Funktion. Da rangieren die Designmöglichkeiten normalerweise innerhalb enger Grenzen. Nicht für Klaus Botta: Er kann eine Uhr eben doch anders gestalten als alle anderen und dabei dennoch die Funktion und die Ablesbarkeit im Auge behalten. Das Prinzip der Duo ist genial: Es ist eine doppelt ausgeführte Einzeigeruhr mit unterschiedlichem Bewegungstempo der Zeiger. Der Hauptzeiger zeigt die Uhrzeit auf der detaillierten 12-StundenSkala mit einem Blick hinreichend genau an und der zweite, kürzere und unauffälligere Zeiger hilft mit der zugehörigen 24-Stunden-Skala bei der Orientierung im Tagesablauf der eigenen oder einer fremden Zeitzone. Erster Eindruck nach dem Auspacken beider Uhren: Sind die klein. Doch der Eindruck täuscht: Die Designeruhren sind nicht unbedingt klein, sondern dank Quarzuhrwerk besonders flach. Der Durchmesser liegt immerhin bei 40 mm, die Höhe bei idealen 7,5 mm. Durch die hervorragende Gestaltung wirken beide Uhren noch flacher. Die winzige Krone bietet wenig Angriffsflache für Schäden, aber auch für die Bedienung. Die genaue Einstellung der Uhr gelingt dennoch mit etwas Übung. Wie flach die Botta Duo wirklich ist, sieht man erst von der Seite Die neongrünen Zahlen und Indexe der schwarz beschichteten Duo bieten einen guten Kontrast und auch die unbeschichtete Version mit orangefarbenem Zeiger ist besser ablesbar, als man es bei einer Einzeigeruhr vermutet. Schon nach kurzer Einübung kann man die Uhrzeit fast minutengenau angeben. Technik Besonders hilfreich ist zweite Zeitzone auf Reisen, wenn die 12-StundenSkala die Ortszeit zeigt und die separat einstellbare 24-Stunden-Skala die Zeit zuhause. So kann man vermeiden, die Daheimgebliebenen ungewollt aus dem Bett zu klingeln. Daheim kann die zwei- Das schwarze Modell hat am Arm eine völlig andere Wirkung te Zeitzone auch auf die Ortszeit eines Geschäftspartners oder Verwandten im Ausland gestellt werden, um diesen zu für beide Gesprächspartner „normalen“ Tageszeiten kontaktieren zu können. Ausstattung Ausgepackt und direkt an den Arm: Wohlproportioniert für das Handgelenk | Testbericht watchguide | I. / 2016 Bei der Ausstattung zählen Funktionsvielfalt, Drehlünetten, Sichtböden und Verschraubungen bei Kronen, Böden und Bandbefestigungen. Als vornehme Designeruhr nach dem EinzeigerPrinzip hält sich die Botta Design Duo hier in allen diesen Disziplinen vornehm zurück, was sie in der Disziplin Ausstattung zwar Punkte kostet, sie aber dennoch für ihren vorgesehenen Einsatzzweck prädestiniert. Für die Botta Design Duo gibt es drei Armbänder: Ein farblich passendes Stahlgliederband mit Faltschließe sowie ein Leder- und ein Kautschukband mit ebenfalls farblich passender Dornschließe. Das Kautschukband besitzt eine spezielle Führung für die Bandschlaufe. Für das Stahlarmband liegt eine Anleitung 10 Testbericht Botta-Design Duo Dank des Direktvertriebes ist mit exzellenter Preisstabilität und einem hohen Wiederverkaufswert zu rechnen, zumal es sich hier um eine echte Designeruhr eines renommierten Designers handelt. Fazit Die Botta Duo ist wahlweise mit drei verschiedenen Bändern lieferbar zum Kürzen bei, das Lederband ist zur Not auch in kürzerer bzw. längerer Version erhältlich, obwohl die mittlere Variante in den allermeisten Fällen passen sollte, so auch bei mir. Die Metallbandversionen bieten eine gut bedienbare Single-Faltschließe. Alle drei Bänder harmonieren von ihrer Machart sehr gut mit der Designeruhr. Metallbänder trage ich in Verbindung mit schweren mechanischen Uhren persönlich nicht so gerne, bei den leichten Uhren von Klaus Botta bietet das Band ein gutes Gegengewicht und es besteht auch nicht die Gefahr, dass sich Härchen im Armband verfangen. Ich empfinde es beim Tragen als äußerst angenehm. Ob das Design eines Metallarmbandes gefällt, ist Geschmacksache, meiner Meinung nach harmoniert die schwarz beschichtete Uhr besonders gut mit dem passenden Metallarmband, resistenter gegen Kratzer ist allerdings die unbeschichtete Variante. Beide Farbvarianten der Duo sehen mit Lederband exzellent aus und tragen sich auch so. Beim langzeithaltbareren Kautschukband harmonieren die großen rechteckigen Löcher sehr gut mit der Designeruhr. Eine Faltschließe ist für das Leder- sowie das Kautschukband leider nicht erhältlich, das lässt sich aber verschmerzen, da sich die Uhr so leicht und angenehm trägt, dass man sie kaum am Handgelenk spürt. Die Botta Design Duo ist mehr als nur eine Uhr. Sie verkörpert ein Stück Lebensgefühl, solide Wertarbeit aus Deutschland mit zeitlos klarem Design zu einem fairen Preis. Meine Lieblingsvariante ist die unbeschichtete Variante mit Lederband. Wieso habe ich eigentlich in meinem bisherigen Leben fast ausschließlich mechanische Uhren getragen? Der Begeisterungsfunke, der fast jeden befällt, der diese Uhren sieht, ist auch auf mich übergesprungen. Test, Text und Fotos: René Roland Katterwe Bezugsquelle Firma: Botta Design Straße: Klosterstraße 15a Ort: 61462 Königstein Web: www.botta-design.de Handling Nach dem Auspacken und Fotografieren der Tragetest: Huch, so eine leichte Uhr hatte ich schon lange nicht mehr am Arm. Meine flachen Mechanikuhren früherer Zeiten waren zwar teils noch kleiner und flacher, aber deutlich schwerer. 40 mm Durchmesser sind heute zeitgemäß, früher waren die Uhren oft noch kleiner, auch für Herren. Uhren unter 40 mm können heute meist nur noch von Damen getragen werden: Viele Botta Design Uhren gibt es auch mit 35 mm Durchmesser, die Duo nicht. Heutzutage bevorzugen viele Frauen ohnehin größere Uhren. Wertigkeit Botta Design Duo: stilgerecht verpackt in Designerbox mit Magnetverschluss Bei der Botta Design Duo handelt es sich trotz des modernen Eindrucks, die sie hinterlässt, um eine durch und durch zeitlose Uhr mit bester Werthaltigkeit. | Testbericht watchguide | I. / 2016 11 Testbericht Detomaso San Marino Kampfansage unter Wasser Die San Marino von Detomaso ist eine Taucheruhr mit mechanischem Automatik-Uhrwerk. Sie wirkt bereits auf den ersten Blick robust und professionell. Grund genug für watchguide, die bis 120 ATM druckfeste Uhr einem Hands-on-Praxistest zu unterziehen. Die Detomaso San Marino ist in ausgewählten Online-Shops und bei ausgewählten Juwelieren in Stahl mit unterschiedlichen Zifferblättern und gegen geringen Aufpreis schwarz beschichtet mit orangefarbenem Zifferblatt erhältlich. Außerdem gibt es eine etwas flachere Quarz/Solar-Version mit 50 ATM Druckfestigkeit zum halben Preis. Unboxing Beim Auspacken der Detomaso San Marino begegnet mir eine unglaublich massive Uhr. Geliefert wird sie in einer netten Metallbox, praxisgerecht und notfalls als Reiseetui einsetzbar. | Testbericht watchguide | I. / 2016 Design Das Design ist klasse, Orange gefällt mir, gerade in der Kombination mit Schwarz. Die Detomaso San Marino ist eine laute Uhr, an der man nicht vorbeisehen kann, sie schreit förmlich: „Sieh mich an, ich bin eine echtes Männeruhr!“ – dennoch wollte sie so manche Frau schon von meinem Arm entführen ... In ihrer Aufmerksamkeitswirkung steht die Uhr der gleichnamigen italienischen Automarke in nichts nach. Die großen Zeiger sind Tag und Nacht jederzeit ablesbar, ihre Form passt zu 12 Testbericht Detomaso San Marino Das verwendete japanische Citizen Miyota Uhrwerk 8215 gilt als sehr zuverlässig und ist mir in einer funktionellen Uhr lieber als ein seltenes, exotisches Werk. Der leichte Rotor bietet nicht viel Angriffskraft für vorzeitigen Verschleiß. Ein kunstvoll verziertes Werk ist unter dem Stahlboden genauso unnötig wie ein Chronometerwerk, solange man die Uhr nur für den Wassersport anlegt. Dann wäre allerdings die Datumsanzeige verzichtbar, welche bei seltenen Einsätzen jedes Mal neu eingestellt werden muss. Ich habe die San Marino extra etwas länger als andere Uhren im Tragetest, um den Gang des Miyota-Werkes nicht nur mittels Zeitwaage beurteilen zu können. Nach einer Woche geht die Uhr jedenfalls immer noch genau, die Abweichung beträgt nur wenige Sekunden. Die immensen 120 ATM Druckfestigkeit entsprechen einer Wassertiefe von 1.200 m. Damit die unter DruckkammerBedingungen in die Uhr eintretenden Heliumatome beim Auftauchen schnell genug wieder entweichen können, besitzt die Uhr ein Heliumventil. Nach Kürzen des Bandes sitzt die Uhr gut an meinem recht großen Handgelenk der markanten Uhr. Die kleine Verspieltheit des Firmenlogos am unteren Ende des mit einem Leuchtmassepunkt ausgestatteten zweifarbigen Sekundenzeigers gefällt mir. Auch wenn die Designelemente einer Taucheruhr begrenzt sind, so finde ich die Gestaltung der Detomaso Taucheruhr gelungen. ganz sympathisch. Jedenfalls ist sie dank ihres Automatikwerkes jederzeit einsetzbar und man braucht sich keine Gedanken über den letzten Batteriewechsel machen, bevor man mit Sauerstoffflasche in die Tiefen des weiten Meeres taucht. Ausstattung Edelstahl zu einem solch massiven Gehäuse verarbeitet führt zu immensem Gewicht. Die Detomaso San Marino wiegt mit Band satte 250 Gramm. Vorbildlich: Die verschraubte Krone hat einen zusätzlichen Flankenschutz. Die wie es sich für Technik Eine robuste Uhr für den Wassersport braucht ein robustes Uhrwerk für alle Fälle. Da ist mir ein mechanisches Werk Ernstgemeinte Taucheruhr mit Bandverlängerung für den Neoprenanzug Die beträchtliche Bauhöhe ist der hohen Druckfestigkeit geschuldet | Testbericht watchguide | I. / 2016 13 Testbericht Detomaso San Marino eine Taucheruhr gehört einseitig drehbare Lünette rastet in 120 Schritten. Die Minuterie ist zum Schutz gegen Abrieb nicht nur aufgedruckt, sondern erst graviert und dann lackiert. Das kratzfeste Saphirglas ist innen entspiegelt. Der nicht beschichtete Stahlboden ist ebenfalls verschraubt. Eine Beschichtung würde sich bei Allergikern, die selbst mit dem verwendeten allergiearmen Edelstahl noch nicht klarkommen, positiv auswirken. Oder ein Glasboden, der allerdings bei Taucheruhren fehl am Platze ist. Bei mir ergaben sich keine Allergieprobleme, was je nach Stahlsorte durchaus sein kann. Das Band hinterlässt einen etwas kantigen Eindruck, es ist leider nicht an der Uhr verschraubt, besitzt vorbildlicherweise eine Verlängerung für das Tragen über dem Neoprenanzug und einen für den Wassersport unerlässlichen Sicherungsbügel. Die Länge reicht auch für sehr kräftige Männerarme aus und musste für meinen recht kräftigen Arm um zwei Glieder gekürzt werden. Bei anderen Bändern muss ich meist nur ein Glied herausnehmen, wenn überhaupt. Schön ist die zusätzliche Längenjustage an der Schließe, um die Uhr auf Sommer und Winter anzupassen. Handling Die Detomaso San Marino ist eine echte Männeruhr und fühlt sich auch so an: Massiv, kantig, funktionell. Wer das mag, wird die Haptik toll finden. Die griffige Krone und die griffige Lünette sind perfekt bedienbar, im Gegensatz zum Band. Ich persönlich mag Silikon- oder Kautschukbänder und Faltschließen mit zwei seitlichen Drückern anstelle eines Sicherungsbügels lieber, bin aber überrascht, dass sich die Uhr mit dem Metallband (welches ein gutes Gegengewicht zur puren Masse der Uhr darstellt) noch erstaunlich angenehm trägt. Vermeintlich exzellente Nachtablesbarkeit dank Leuchtzifferblatt | Testbericht watchguide | I. / 2016 14 Testbericht Detomaso San Marino Fazit Das Preis-/Leistungsverhältnis der Detomaso San Marino ist insbesondere im Onlineshop klasse und wer eine robuste Uhr für Alltag und Wassersport sucht, wird hier keinesfalls enttäuscht. Mit ihrem Heliumventil ist sie auch für Profitaucher interessant. Teurere Uhren bieten zwar bisweilen eine noch bessere Haptik und angenehmere Bedienung insbesondere des Bandes, doch muss jeder selbst entscheiden, wie viel mehr ihm das wert ist. Während die Detomaso San Marino für alle Wassersportarten unverwüstlich erscheint, kann ich mir als Alltagsuhr einen leichteren und als Businessuhr einen edleren Zeitmesser vorstellen. Doch da gibt es noch einen Punkt: Kaum eine Uhr wird auf der nächsten Party so laut schreien: „Hallo, hier bin ich, ich schwimme, tauche und führe ein sportlich aktives Leben!“ Test, Text und Fotos: René Roland Katterwe Die Detomaso San Marino wird in einer praktischen Metalldose geliefert Damit erreicht sie im Handling gerade noch die Note „gut“. Die Neopren-Verlängerung öffnet sich zwar bisweilen beim Anlegen der Uhr ungewollt, aber immerhin ist sie vorhanden. Vielen Taucheruhren fehlt sie. Den Tragetest habe ich auf mein morgendliches Schwimmtraining ausgeweitet und bin überrascht, wie wenig sich das immense Gewicht dabei (im Gegensatz zum Radfahren) bemerkbar macht, also keine Angst vor dem Halbpfünder im Wasser! Die Nachtablesbarkeit birgt eine Überraschung: Außer den Zeigern und der Lünette gibt es keine Stundenindexe - stattdessen leuchtet das ganze Zifferblatt vergleichsweise hell. So ergibt sich eine exzellente Nachtablesbarkeit – nur nicht für mich als Brillenträger ohne Brille, da mir der Kontrast leuchtender Zeiger auf leuchtendem Zifferblatt zu gering ist. Eine Fliegeruhr mit schwarzem Blatt kann ich nachts perfekt ablesen. Normalsichtige kommen mit dem Leuchtzifferblatt sehr viel besser klar und loben die Nachtablesbarkeit. Wertigkeit Die Detomaso San Marino ist eine Uhr fürs Leben. Gehäuse und Uhrwerk sind außerordentlich robust und langzeitstabil. Ständiges Tragen hinterlässt seine Spuren auf der Beschichtung, was bei einer Sportuhr aber durchaus authentisch wirkt und lediglich den Wiederverkaufswert schmälert. Der ist bei der relativ unbekannten Marke generell nicht so hoch, doch bei dem günstigen Preis verliert man auch nicht viel. Somit erreicht die Uhr im Punkt Wertigkeit gerade noch die Note „gut“. Auch wenn Detomaso unter Uhrenkennern bekannter wäre, wäre die San Marino nicht als solche erkennbar, denn die Marke hat ein so großes Angebot, dass sich der Effekt bekannter Premiummarken mit nur wenigen Modellen nicht einstellen wird. Das fehlende Insiderimage wird meiner Meinung nach durch die markante Gestaltung wettgemacht, nicht jeder muss mit einer Premiummarke protzen. Jedenfalls wurde ich auf diese Uhr deutlich häufiger angesprochen als auf so manche Edelmarke. | Testbericht watchguide | I. / 2016 Bezugsquelle Firma: Temporex Uhren GmbH Straße: Wilhelm-Beckmann-Straße 19 Ort: 45307 Essen / Germany Web: www.detomaso-watches.com Shop: www.maxtrader.de 15 Testbericht Jean Marcel Ultraflach 160.300.56 Die Kunst des Weglassens Klassische Uhren steigen derzeit wieder in der Gunst der Käufer. Dabei gibt es sogar Modelle mit Quarzwerk, die ihren Platz unter den Zeitmessern höchster Uhrmacherkunst beanspruchen. Die Besonderheit dieser klassischen Zweizeigeruhr: Ihr fehlen nicht nur der Sekundenzeiger und die Datumsanzeige, sondern auch einige Millimeter Gehäusehöhe ... Unboxing Die Jean Marcel Uhren der ultraflachen Quarzuhrenlinie werden standesgemäß in einer ebensolchen Verpackung ausgeliefert. Erster Eindruck beim Auspacken: Wo ist die Uhr? Ist sie wirklich in dieser Verpackung oder enthält die nur die Bedienungsanleitung? Doch, die Uhr ist da drin, ganze viereinhalb Millimeter hoch, damit trägt sie am Arm kaum auf. Design Die ultraflache Jean Marcel Uhrenlinie ist ein Kontrapunkt zur markanten Sportuhr, sie ist Understatement für Schöngeister, passt zum Anzug, noch besser zum Smoking und ist fast zu schade für den Alltag, gleichwohl jedoch besonders gut dafür geeignet. Sie ist Uhr pur, bietet keine Datumsanzeige und nicht einmal einen Sekundenzeiger. Diese Uhr ist ein Statement der ganz | Testbericht watchguide | I. / 2016 anderen Art: Hier geht es nicht um Wiedererkennungswert, sondern um die Grundfunktion, die Anzeige der Uhrzeit bei Sonnen- bzw. Kunstlicht, denn sogar auf Leuchtmasse verzichten die edlen Zeitmesser. In der silbernen Variante mit Stahlgehäuse sind auch das Zifferblatt und sogar die Zeiger silberfarben. Dennoch ist die Uhrzeit durch die geschickte Form der Zeiger jederzeit zweifelsfrei ablesbar. Technik Für eine ultraflache Uhr braucht es zuerst einmal ein ebensolches Uhrwerk, dann die Zeiger und dann erst das Gehäuse. Allein die Zeiger benötigen eine gewisse Höhe unter dem Uhr- 16 Testbericht Jean Marcel Ultraflach 160.300.56 Hauptsache flach: Der Stahlboden ist genauso wenig verschraubt wie die Krone Die ultraflachen Jean Marcel Uhren sind halb so hoch wie eine normale Uhr glas, so dass die Ausführung als Zweizeigeruhr logisch erscheint, denn ein Sekundenzeiger beansprucht zusätzlichen Platz zwischen dem Zifferblatt und dem Uhrglas. Der fehlende Sekundenzeiger ist im Gegensatz zu einer Handaufzugsuhr kein Problem, da keine permanente Funktionskontrolle notwendig ist, ob man die Uhr morgens vergessen hat aufzuziehen und ob sie deshalb stehengeblieben ist. Auch auf eine Datumsanzeige wurde in der getesteten Version verzichtet, denn die Datumsscheibe würde zusätzlichen Platz zwischen dem Zifferblatt und dem Uhrwerk in Anspruch nehmen. Ein Uhrwerk geringster Bauhöhe lässt sich bei vertretbarem Aufwand als Quarzwerk einfacher, robuster, genauer und noch flacher konstruieren. Zwar gibt es auch mechanische Uhren mit noch weniger Bauhöhe als die ultraflache Jean Marcel Uhr, allerdings erhält man für die erforderliche Investitionssumme auch schon einen Neuwagen. Die ultraflache Jean Marcel Uhr mit Quartzwerk punktet nicht nur in Sachen Robustheit, sondern auch bei der Servicefreundlichkeit: Man muss zwar die Batterie austauschen lassen, dafür ist die Uhr im Gegensatz zu extra dünnen Trotz ihrer 40 mm Durchmesser passt die Uhr dezent unter den Hemdärmel mechanischen Werken unempfindlich gegen Stöße, bietet keine eingeschränkte Gangreserve und die langzeithaltbare Abdichtung der Krone ist auch kein Problem, da sie ja nicht zum täglichen Aufziehen der Uhr verwendet wird. Auch der Durchmesser einer Uhr spielt für die Bauhöhe eine entscheidende Rolle: Die ultraflachen Uhren von Jean Marcel haben zeitgemäße 40 mm Gehäusedurchmesser und eine schmale Lünette. Das für diese Uhrengattung recht große Uhrglas durchmisst gut 33 mm, muss für die gleiche Stabilität dicker sein als ein kleineres und ist allein so groß wie so manche schlanke Handaufzugsuhr aus vergangenen Zeiten. Zur ultraflachen Jean Marcel Quarzuhrenlinie zählen viele weitere Highlights | Testbericht watchguide | I. / 2016 17 Testbericht Jean Marcel Ultraflach 160.300.56 Handling Die flache Jean Marcel Uhr hatte ich nun das ganze Wochenende am Handgelenk. Nicht in der Oper, wo sie an den Arm gehört, dafür aber beim Sport, beispielsweise beim Radfahren. Sie schmiegt sich ans Handgelenk wie eine zweite Haut und wäre die Schließe nicht deutlich dicker als die Uhr, hätte ich sie sogar zum Schwimmengehen am Arm gelassen, denn sie ist so unglaublich leicht, dass man sie dort kaum spürt. Die ultraflache Jean Marcel Uhr ohne Datum ist immerhin bis 3 ATM druckfest, was dem heutigen Standard einer flachen Uhr entspricht. Meine mechanischen Uhren vergleichbarer Höhe waren gerade einmal wassergeschützt, allerdings auch deutlich älter. Wertigkeit Die schwarze Version ist 1 mm dicker und hat ein skelettiertes Datum Ausstattung Extra flache Uhren sind seit langem höchste Uhrmacherkunst und besonders edel. Deshalb wurden und werden ausgesprochen flache mechanische Uhrwerke meist auch heute noch in Edelmetallgehäuse eingeschalt. Doch so, wie bei Sportuhren selbst angesehener Premiummarken Stahlgehäuse hoffähig wurden, sind sie es heute auch bei extra flachen Uhren. Bei der ultraflachen Jean Marcel Uhr wäre alles andere als ein Stahlgehäuse fast ein Stilbruch: Im Gegensatz zu so mancher dünnen mechanischen Uhr ist sie mit einem robusten ETA Quarzwerk, kratzfestem Saphirglas und einer Druckfestigkeit von 3 ATM rundum alltagstauglich. Da die Uhr nicht nur ultraflach, sondern mit 30 g auch federleicht ist, reicht die Bandbefestigung mittels Federstegen völlig aus und da schon die Dornschließe mehr aufträgt als die Uhr selbst, wäre eine Faltschließe hier fehl am Platze. Das anfangs recht steife Band wird schnell ein wenig geschmeidiger, ist auch für starke Männerarme lang genug und bietet ebenso genügend Löcher zum Einstellen für schlankere Handgelenke. Das Design der ultraflachen Jean Marcel Uhr ist zunächst einmal nicht außergewöhnlich und genau darin liegt die Besonderheit: Die Uhr ist so zeitlos gestaltet, dass sie auch in Jahrzehnten noch gefällig wirken wird und das Stahlgehäuse ermöglicht dann das problemlose Aufpolieren der Uhr, falls sich überhaupt gravierende Kratzer auf der Gehäuseoberfläche einfinden, denn die entscheidenden Millimeter weniger Bauhöhe bieten deutlich weniger Angriffsfläche als eine „Tellermine“. Die Krone der 5,5 mm flachen quadratischen Variante sitzt in der Ecke | Testbericht watchguide | I. / 2016 18 Testbericht Jean Marcel Ultraflach 160.300.56 Die ultraflache Jean Marcel Uhr wird sogar in einer ebensolchen Box ausgeliefert Das zeitlose, der Funktion folgende Design hat allerdings auch einen Haken: Der Wiedererkennungswert ist gering, obwohl die Marke Jean Marcel unter Uhrenkennern durchaus einen gewissen Bekanntheitsgrad genießt. Hinzu kommt, dass der Wiederverkaufswert einer Quarzuhr in Europa nicht so hoch wie der einer mechanischen Uhr ist. Da auch der Neupreis der Uhr im Vergleich zum Preis einer mechanischen Uhr sehr moderat ausfällt, ist dies in meinen Augen kein Nachteil. Fazit Für mich ist es ungewohnt, eine extra schlanke Uhr am Handgelenk zu tragen und diese morgens nicht aufzuziehen. Wohl wissend, dass die ultraflache Jean Marcel Uhr mit mechanischen Werk nicht unbedingt billiger und robuster wäre, verzeihe ich ihr das Quarzuhrwerk gerne und nehme sie auch so in den Olymp der Uhrmacherkunst auf, zumal das Fehlen eines Sekundenzeigers das Quarzwerk im Innern inkognito werkeln lässt. Mit ihrem zeitlosen Design und der hervorragenden Verarbeitung bekommt die ultraflache Jean Marcel Uhr einen Quarz-Tipp der Redaktion. Test, Text und Fotos: René Roland Katterwe Bezugsquelle Firma: Jean Marcel Montres GmbH Straße: Schulstraße 10 Ort: 76532 Baden-Baden Web: www.jeanmarcel.com Shop: www.jeanmarcel24.com Die ultraflache Jean Marcel Uhr ist mit einem winzigen Quarzwerk ausgestattet | Testbericht watchguide | I. / 2016 19 Testbericht L&F Mechanik GT8 Chronograph mit Schaltradkaliber Der GT8 von L&F Mechanik kann auf der Internetseite des Herstellers konfiguriert werden. Er besitzt ein chinesisches Handaufzugswerk mit Stoppfunktion. Wie gut übersteht die Uhr den umfangreichen watchguide Hands-on-Praxistest? Uhren mit chinesischen Uhrwerken werden in Uhrenforen gerne als „ChinaBöller“ verunglimpft. Zu Recht? Da das von L&F Mechanik im GT8 verwendete Chronographenwerk des chinesischen Herstellers und Marktführers Seagull unter den chinesischen Uhrwerken einen ausgezeichneten Ruf genießt, habe ich unter www.lf-mechanik.de den GT8 in meiner Wunschfarbe konfiguriert und noch eine zweite Farbvariante zum Test erhalten. | Testbericht watchguide | I. / 2016 Früher habe ich mir selbst einmal eine Uhr mit chinesischem Uhrwerk gekauft, einen Armbandwecker mit Handaufzug in wunderschönem Design, denn Armbandwecker mit Handaufzug sind sehr selten. Getragen habe ich die Uhr nie, aus Angst vor einem wenig robusten Uhrwerk. Irgendwann habe ich sie dann ungetragen wieder verkauft, während meine Bekannten ihre „China-Böller“ unbekümmert getragen haben, da sie ja nicht wussten, dass das Uhrwerk 20 Testbericht L&F Mechanik GT8 vielleicht schon morgen kaputt gehen kann. Die Uhren selbst wussten es offenbar auch nicht ... Sie sehen schon: Der Ruf chinesischer Uhrwerke war damals nicht der beste. So freue ich mich nun darauf, eine chinesische Uhr einem Alltagstest zu unterziehen. Ist der erfolgreich, können Sie beruhigt einen GT8 mit chinesischem Handaufzugswerk kaufen. Dementsprechend habe ich entgegen meiner sonstigen Gewohnheit den Praxistest dieses Chronographen von einem Tag auf einige Wochen permanenter Nutzung ausgedehnt. Unboxing Chronographen sind Männerspielzeug. Mit einem Chronographen stoppt heute niemand mehr die Runden auf der Autooder Pferderennbahn, bestenfalls noch die Kochdauer des Frühstückseies oder die Ziehzeit des Tees. Dennoch macht diese Uhr einfach mehr her als eine einfache Dreizeigeruhr. Das Stahlband gibt der Uhr eine völlig andere, weniger auffällige Wirkung am Arm Design Die riesige Krone deutet unübersehbar auf das Handaufzugswerk hin Mit diesem Lederband wirkt die markante L&F Mechanik GT8 extrem sportlich Der L&F Mechanik Chronograph ist mit 44 mm Durchmesser eine echte Männeruhr. Sportlich, markant, dominant. Uhrendesign und Armband können im Webshop des Herstellers in 36 Varianten selber konfiguriert werden, es stehen zwei Zifferblatt- und zwei Zeigerfarbversionen sowie mehrere Armbänder zur Auswahl. Als Besonderheit zeigt der Konfigurator die ausgesuchte Designvariante in einer drehbaren 360°-Ansicht. Das ist wenigstens ansatzweise eine Alternative zum Anprobieren einer Uhr beim Juwelier. Wenn jetzt noch der passende Arm mit eingeblendet würde ... Trotz der stark spiegelnden Zeiger ist die Ablesbarkeit aufgrund der weißen Leuchtmasse am Tag erstaunlich gut. Ein komplett mit Leuchtmasse belegter Zeiger wäre noch besser ablesbar, der teilskelettierte Zeiger passt allerdings besser zur Uhr. Für eine perfekte Nachtablesbarkeit fehlen Leuchtindexe auf dem Zifferblatt. Der kleine Sekundenzeiger | Testbericht watchguide | I. / 2016 verliert sich etwas vor dem ebenfalls stark spiegelnden Sekundentotalisator, was nicht tragisch ist, denn die wichtigeren Stoppzeiger lassen sich mitsamt ihrer Skalen hervorragend ablesen. Ein liebevolles Detail ist die Minuterie auf der Innenseite der Lünette, die lässt mich das einfach nur bedruckte Zifferblatt verschmerzen. Die riesige Krone passt auf den ersten Blick so gar nicht zur Uhr und zu Bei dieser Variante sind die Stoppuhrzeiger und der Minutentotalisator rot 21 Testbericht L&F Mechanik GT8 den deutlich kleineren Drückern. Ich persönlich finde die ungewöhnliche Krone sehr gelungen, da sie nicht in üblicher „Big Crown“-Manier besonders dick ausgeführt ist (und dann eindeutig zu viel Drehmoment auf die Aufzugsfeder geben würde), sondern der Uhr mit ihrer Länge eine gewisse Eigenständigkeit verleiht, mit einem unübersehbaren Hinweis auf ein Handaufzugswerk, denn welchen Sinn würde eine solche Krone bei einem Quarzwerk oder auch Automatikuhrwerk machen? Sie polarisiert beim Betrachten, ja provoziert geradezu neugierige Fragen, auf die Mann sich dann als Uhrenkenner outen und das Handaufzugswerk erklären kann. Technik Über das Uhrwerk habe ich eben schon gesprochen bzw. geschrieben. Was oben nicht erwähnt wurde, ist die Tatsache, dass ein Handaufzugs-Chronograph heute genauso selten ist wie der eingangs erwähnte Handaufzugswecker. Nachdem russische Uhrenfirmen die Produktion beider Kategorien eingestellt haben, gibt es HandaufzugsChronographen nur noch von edlen Premiummarken mit Manufakturwerk. Wozu überhaupt einen HandaufzugsChronographen? Gegenüber der Automatikvariante hat er einen entscheidenden Vorteil: Das im Durchmesser recht große Chronographenwerk ist in der Bauhöhe ein wenig flacher. Dementsprechend wäre der GT8 mit Automatikwerk mindestens stattliche 15 mm hoch, so sind es gut tragbare 14 mm. Hier wurden die Zeiger ebenfalls rot gewählt, der Minutentotalisator ist grün Handaufzugswerke sehen unter Glas besonders schön aus, da kein Rotor die Zahnräder verdeckt Das verwendete Seagull-Handaufzugswerk besitzt eine Stoppfunktion mit Schaltrad. Die meisten derzeit erhältlichen mechanischen Chronographen haben eine Kulissenschaltung, so auch die beliebte ETA-Valjoux-7750-Baureihe aus der Schweiz. Dass nun ausgerechnet das hier verwendete chinesische Handaufzugswerk ein bei Uhrmachern prinzipiell hoch angesehenes Schaltradkaliber ist, halte ich persönlich für eine kleine Sensation in dieser Preisklasse. Dass die Drücker zur Bedienung der Stoppuhr nicht annähernd so satt einrasten wie bei Uhrwerken Schweizer Produktion und auch die Aufzugskrone eine schlechtere haptische Rückmeldung gibt und keinesfalls überdreht werden darf, kann ein preisbewusster Käufer durchaus verschmerzen. Das chinesische Seagull-Handaufzugswerk TY2901 ist mit seinen für diese Bauform typischen 21.600 Hz schneller als die meisten Dreizeiger-Handaufzugswerke und langsamer als die meisten Automatikuhrwerke, automatische Chronowerke aus der Schweiz sowie die neueren aus China eingeschlossen. Ein Manko des Werkes ist die recht kurze Gangreserve von maximal 30 Stunden, regelmäßiges tägliches Aufziehen zur in etwa gleichen Uhrzeit ist also für einen genauen Gang unabdingbar. Damit Sie jetzt nicht erschrecken: Ich habe die Uhr immer zwischen 8:00 und 12:00 Uhr | Testbericht watchguide | I. / 2016 Bei dem chinesischen Handaufzugs-Chronographenwerk handelt es sich um ein Schaltradkaliber aufgezogen, also ganz bewusst die 30 Stunden ausgenutzt – sie ging im Test dennoch immer minutengenau. Was die Servicefreundlichkeit angeht, so braucht es bei einem chinesischen Uhrwerk einen verlässlichen Partner wie L&F Mechanik, da hier nicht jeder Uhrmacher weiterhelfen kann. Während wir vom Kauf der Copywatch im Urlaub abraten, ist beim TY2901 die Ersatzteilversorgung gesichert, zumal es sich um ein Uhrwerk des chinesischen Marktführers Seagull handelt. Dennoch muss an dieser Stelle angemerkt werden, dass das Uhrwerk hier und da einen kleinen Grat besitzt und lange nicht so sauber ist wie ein unter Reinraumbedingungen gefertigtes Werk aus der Schweiz. Auch läuft das Zahnrad, welches das Sekundenrad antreibt, nicht gerade auf seiner Achse und somit nicht ganz plan. Alles kein Grund, die 22 Testbericht L&F Mechanik GT8 Uhr nicht zu kaufen, aber eben doch ein Hinweis auf den deutlich günstigeren Preis. Außerdem kommt bei einer Rolex, Breitling oder IWC etc. niemand auf die Idee, die Uhr mit der Lupe zu inspizieren, ausgerechnet bei preiswerten Uhren ist dies jedoch etwas unfair. Ausstattung Stahl ist bei einem Chronographen das Gehäusematerial der Wahl. Robust, aufpolierbar und ausdrucksvoll. Die gerade, ja fast schon kantige Gehäuseform trägt ihr Übriges zur markanten Wirkung bei. Die leicht angeschrägte Lünette mindert die Anfälligkeit für Kratzer. Die für den Handaufzug notwendige große Krone ist - wie auch die Drücker - ungeschützt. Das kratzfeste Saphirglas vorne ist beidseitig entspiegelt, für die Rückseite wurde Mineralglas verwendet. Der Boden ist mitsamt Glaseinsatz verschraubt, Krone, Drücker und Bandstege sind es leider nicht. Die Metallbandschließe bietet eine Feinjustagemöglichkeit für Sommer und Winter. Handling Auch als Handaufzugsuhr ist die GT8 bis 10 ATM druckfest, das entspricht einer statischen Wassersäule von 100 m über dem Uhrglas und reicht für die meisten Anwendungsfälle im Alltag inklusive Wassersport aus, solange die Drücker unter Wasser nicht betätigt werden. Allerdings sollte eine Handaufzugsuhr beim Uhrmacher häufiger als eine Automatikuhr auf Wasserdichtigkeit geprüft werden, insbesondere nach jahrelangem Tragen, bevor man sie beim Schwimmen am Arm belässt. Auch wenn es sich bei der L&F Mechanik GT8 um eine große Uhr handelt, schwer ist sie mit ihren 100 g ohne Band nicht, und das macht sie noch attraktiver für mich, denn ich persönlich mag zwar markante Uhren, brauche aber nichts Schweres am Handgelenk. Sprich: Das Tragegefühl ist, gemessen an der Größe der Uhr, exzellent. Nur das An- und Ablegen der Uhr erfordert aufgrund des anfangs etwas störrischen Lederbandes in den ersten Tagen ein wenig mehr Aufmerksamkeit. Nebst etlichen Lederbändern ist auch ein Metallgliederband mit Sicherheitsschließe erhältlich Wertigkeit Einem chinesischen Uhrwerk werden schlechtere Langlaufeigenschaften bzw. eine kürzere Laufzeit ohne Gangabweichungen nachgesagt. Auch die Lebensdauer wird evtl. nicht diejenige eines Schweizer Werkes erreichen. Diese Erfahrungswerte stammen jedoch aus den Anfängen der chinesischen Uhrmacherei. Die Chinesen lernen dazu, ihre Uhrwerke werden besser und von gerade neu gebauten Uhrwerken liegen noch keine Langzeiterfahrungen vor. Diese werden nicht schlechter ausfallen als bei früher gebauten Werken. Fürs Erste machen sowohl die Uhr als auch das Uhrwerk einen grundsoliden Eindruck und ich wüsste nicht, warum sie dem Käufer nicht jahrelang Freude bereiten sollte. Geht sie dann nach Jahren irreparabel kaputt, gibt es zum Preis einer Revision gleich eine neue Uhr. Auch wenn ich persönlich dieser Wegwerfmentalität kritisch gegenüberstehe, lohnt es sich für Uhrenkäufer, dieses einmal durchzurechnen. Bedenkenlos kaufen können Sie die Uhr, wenn Sie sie nicht ständig an Ihrem Handgelenk tragen, sondern mehrere Uhren besitzen und diese häufig wechseln. Die Uhrenbox passt hervorragend zur rotschwarzen GT8 mit dem entsprechenden Lederband chinesische Herkunft des HandaufzugsChronographenwerkes nehme ich bei diesem Preis gerne in Kauf, zumal es sich um ein echtes Schaltradkaliber des Marktführers Seagull handelt, welches zwar nicht die Bedienung und die Finissierung eines Schweizer Werkes aufweisen kann, dafür aber mitsamt Uhr preiswerter ist als das Schweizer Werk alleine. Das ist uns einen Preis-Tipp wert! Test, Text und Fotos: René Roland Katterwe Bezugsquelle Firma: L&F Mechanik Straße: Gropiusstraße 3 Ort: 31137 Hildesheim Onlineshop: www.lf-mechanik.de Fazit Ich schätze mich glücklich, Ihnen mit der L&F Mechanik GT8 eine preiswerte Alternative zu teuren Chronographen der Premiummarken empfehlen zu können. Wenngleich die Wertigkeit einer Premiummarke lange nicht erreicht wird, so hat die Uhr doch ein unbestreitbar tolles Design. Die Konfigurierbarkeit im Internet ist ein nettes Gimmick. Die | Testbericht watchguide | I. / 2016 23 Testbericht Schaumburg Watch AQM Bullfrog Chrono Stopp, diese Uhr ist schräg! Schaumburg Watch AQM Bullfrog Chronograph, darüber das Dreizeiger-Modell Der Schaumburg Watch AQM Bullfrog Chronograph ist bei ausgewählten Juwelieren und direkt online beim Hersteller unter www.schaumburgwatch.com erhältlich. Außerdem gibt es noch eine Dreizeigeruhr und eine GMT-Variante. Besonderheit aller ist der abgeschrägte Gehäuseboden für eine bessere Ablesbarkeit am Handgelenk. | Testbericht watchguide | I. / 2016 Die neueste Aquamatik-Uhrenserie der Uhrenkleinmanufaktur Schaumburg Watch aus Rinteln im Schaumburger Land ist reichlich schräg geraten: Der getestete Chronograph orientiert sich 24 Testbericht Schaumburg Watch AQM Bullfrog Chrono Ähnlichkeit unverkennbar: Unsere TestExemplare der Bullfrog-Familie Marmoriertes Lederband im Vintage-Stil mit Titanschließe Das Schaumburg Watch Wappen schmückt den verschraubten Titanboden am Ochsenfrosch, dem “Bullfrog”, und wirkt durch seinen abgeschrägten Gehäuseboden, als wäre er ständig auf dem Sprung, was für eine Stoppuhr ja bisweilen auch stimmt. Bullfrog eine in sich schlüssig gestaltete Uhrenserie kreiert, die gerade im Falle des Chronographen einen hohen Wiedererkennungswert unter Uhrenfreunden erreichen kann. Es ist gar nicht so einfach, bei den unendlichen Designvarianten auf dem Uhrenmarkt noch eine gewisse Eigenständigkeit zu erreichen. Einmal am Arm, fällt die schräge Gehäuse-Form nur dem Uhrenträger auf, und zwar positiv: Das Drehen des Handgelenkes entfällt, Datum, Uhrzeit und Stoppzeit sind deutlich besser ablesbar. Das gilt sogar, wenn die Uhr auf dem Schreibtisch oder dem Nachtschränkchen liegt. Es ist schon erstaunlich, was 1,5 mm Höhendifferenz erreichen können. Beim ersten Kontakt mit der Bullfrog hatte mich das schräge Gehäuse nicht direkt angesprochen, doch im Tragetest der Dreizeigervariante habe ich die Gehäuseschräge bereits in den ersten Stunden zu schätzen gelernt. Als ich später dann den Chronographen angelegt habe, empfand ich diesen plötzlich als bildschön und die Schräge als reizvoll. Das Design scheint inspiriert von den 70er Jahren und zeigt dennoch eine Art „Form Follows Function“-Klarheit, auch wenn es sich hier eindeutig nicht um Bauhaus-Design handelt. Die charmante und klare Gestaltung zieht sich durch die ganze Uhr: So ist das Zifferblatt bei Tag und bei Nacht Unboxing Der vermeintliche Brocken mit 42 mm Durchmesser und 14,75 bis 16,25 mm Höhe entpuppt sich am Arm als Leichtgewicht: Der Chronograph ist 1,5 mm höher und mit 80 Gramm inklusive Band nur 10 g schwerer als die Dreizeigervariante der Automatikuhr. Als echte Bullfrog-Uhr besitzt auch der Chronograph ein Automatikuhrwerk und wird mit einem hochwertig verarbeiteten ReiseUhrenbeweger ausgeliefert. Design Wie schon bei der Dreizeigervariante erwähnt, hat Schaumburg Watch mit der Diesen Frosch nimmt man gern in die Hand | Testbericht watchguide | I. / 2016 25 Testbericht Schaumburg Watch AQM Bullfrog Chrono exzellent ablesbar und das Verwechseln einzelner Zeiger ausgeschlossen. Die markanten Indexe unterstreichen die hervorragende Ablesbarkeit. Das graue Zifferblatt passt wunderbar zum Titangehäuse. Technik Das Uhrwerk ist ein alter Bekannter: Das automatische ChronographenKaliber Schaumburg Watch SW-50AC basiert technisch auf der unverwüstlichen ETA-Valjoux 7750-Serie. Der kleine Sekundenzeiger gegenüber der Krone ist klein genug geraten, dass ihn flüchtige Betrachter zunächst übersehen und direkt monieren: „Ihre Uhr steht ja!“, dabei weiß der Träger sehr wohl zu schätzen, durch die permanente kleine Sekunde eine Art Funktionskontrolle über die Uhr zu haben. Der große Sekundenzeiger hingegen ist der Stoppfunktion vorbehalten, dort ist Genauigkeit gefragt. Das kleine Hilfszifferblatt bei 12 Uhr zählt wie üblich Der Bullfrog Chrono wirkt harmonisch am Arm und lässt sich exzellent ablesen der besseren Ablesbarkeit halber bis zu 30 statt 60 Stoppminuten und wird bei längeren Zeitperioden gegebenenfalls mehrfach überrundet. Der Stundentotalisator der Stoppuhr wurde zugunsten einer übersichtlicheren Zifferblattgestaltung weggelassen, da in der Praxis ohnehin meist nur kurze Zeitspannen bis 30 Minuten gestoppt werden. Ärmeltauglich: Das im Mittel 15,5 mm hohe Gehäuse des Bullfrog-Chronographen Ausstattung Das robuste Titangehäuse ist ein echtes Leichtgewicht und die versenkte Lünette wirkt weitestgehend kratzunempfindlich, ebenso wie die geschützten Stoppdrücker. Das Uhrglas ist innenentspiegelt, der vorbildliche verschraubte Boden trägt eine wunderschöne Prä- Das graue Zifferblatt passt wunderbar zum gefälligen Titangehäuse | Testbericht watchguide | I. / 2016 26 Testbericht Schaumburg Watch AQM Bullfrog Chrono Fazit Beim Fazit kann ich nur den Eindruck der Dreizeigeruhr wiederholen: Das Gehäuse ist unglaublich leicht, das Band unglaublich angenehm und die Ablesbarkeit unglaublich gut für eine Uhr, die eben nicht nur ein schwarzes Zifferblatt mit weißen Zeigern hat. Das war uns einen Ergonomie-Tipp der Redaktion wert. Da der Chronograph gleichsam markanter und harmonischer als die Dreizeigervarianten ist, gehört hier weniger Mut dazu, sich eine „schräge“ Uhr zu leisten – der Käufer wird sich ganz sicher nicht an ihr leid sehen. Test, Text und Fotos: René Roland Katterwe Bezugsquelle Wie jede Bullfrog wird auch der Chrono mit Reise-Uhrenbeweger geliefert gung mit Schaumburg Watch Wappen, welches sich auch auf der ebenfalls verschraubten Krone wiederfindet. Die solide Titanschließe hat einen deutlich kantigeren Charakter als das eher organisch wirkende Gehäuse und erfüllt zusammen mit dem ansprechenden Lederband ihren Zweck perfekt. Handling Das Handling der Uhr könnte nicht besser sein, das Gehäuse ist ein echter Handschmeichler und das Band unglaublich angenehm zu tragen. Nach einer Stunde habe ich fast vergessen, dass ich eine Uhr am Arm trage. Nachdem ich zuvor eine mehr als dreimal so schwere Testuhr getragen hatte, habe ich beim Einsteigen ins Auto erschrocken auf mein Handgelenk gesehen, ob sich die Bullfrog nicht doch von selbigem gelöst hat … Dabei trägt sich der Chronograph fast genauso angenehm wie die Dreizeigeruhr, zumal das Gehäuse bei gleichem Durchmesser gerade einmal 1,5 mm höher und nur 10 Gramm schwerer ist. Die immensen 20 Bar Druckfestigkeit entsprechen einem statischen Wasserdruck in 200 m Tiefe, die Uhr kann also bedenkenlos beim Hantieren mit Wasser am Arm belassen werden, und die Taucheruhren-Gene erlauben auch den Einsatz beim Wassersport. Die Stoppuhrdrücker darf unter Wasser allerdings nicht betätigt werden, damit kein Wasser in die Uhr eindringt. Firma: Schaumburg Watch Gnomonik GmbH Straße: Kirchplatz 5-6 Ort: 31737 Rinteln Web: www.schaumburgwatch.com Shop: www.schaumburgwatch.com/ shop.asp Wertigkeit Der Schaumburg Watch AQM Bullfrog Chronograph sieht am Arm sehr wertig aus, ohne protzig zu wirken. Man erkennt sofort: „Hier handelt es sich um ein graziös gestaltetes, robustes Produkt“, kommt aber nicht so schnell auf die Idee, nach einem Markenlogo zu suchen. Meiner Meinung nach ist der Chronograph in seiner Gestaltung besonders gut gelungen. Da die Uhr ein Statement an sich darstellt, bedarf sie keiner großen Marke auf dem Ziffernblatt. Der Lebensdauer des robusten Werkes und dem Insiderimage tut dies keinen Abbruch, wohl aber dem Wiederverkaufswert, der im Vergleich zu den großen Marken geringer ausfallen dürfte, denn Schaumburg Watch hat zwar viele überzeugende Uhrenlinien, aber noch kein unverwechselbares Markengesicht. Dafür sind die Qualität und das Preis/Leistungs-Verhältnis so unglaublich gut, dass ich mir über einen späteren Verkauf dieser Uhr keine Gedanken machen und sie einfach tragen würde. | Testbericht watchguide | I. / 2016 27 Testbericht Zeitgeber Pop-Pilot Flieger-Mode Fliegeruhren haben ein kontras tstarkes schwarz/weißes Zifferblatt. Immer. Immer? Pop Pilot bringt Farbe in die Fliegeruhren-Modewelt. Grund genug für einen Test ... Hinter Pop-Pilot steht die Fischer & Cie Uhrenmanufaktur GmbH au s Hamburg. Offensichtlich mochte die angesehene Uhrenkleinmanufaktur ihr traditionsbewusstes Publikum nicht damit verwirren, dass sie plötzlich peppige Modeuhren baut, und hat für die Pop-Pilot die Tochterfirma Zeitgeber gegründet. Wir meinen: Die Pop-Pilot ist so gelungen, dass man sie vor Uhrenkennern nicht verschämt unter dem Hemd verstecken muss. Erhältlich ist die farbenfrohe Uhr im Onlineshop des Herstellers unter: www.pop-pilot.com Unboxing Die würfelförmige Uhrenbox kommt per Post, ist ganz unspektakulär aus weißer Pappe gefertigt und damit meiner Meinung nach um ein Vielfaches schöner als eine ebenfalls bunte Plastikbox. Öffnet | Testbericht watchguide | I. / 2016 man die Box, so ist die Uhr schließlich bunt genug und polarisiert auf Anhieb. Jedes Modell trägt das Kürzel eines bekannten Flughafens auf dem Zifferblatt. Furore hatte die Firma mit dem Modell BER gemacht, welches den Flughafen Berlin-Brandenburg mit einer limitierten Sonderedition „unterstützt“: Von den Erlösen fließen 20 % direkt in die Taschen der Betreibergesellschaft … Design Die Pop-Pilot ist farbenprächtig. Nur das Modell JFK (John F. Kennedy International Airport in New York) ginge mit 28 Testbericht Zeitgeber Pop-Pilot Code BKK: Suvarnabhumi International Airport in Thailand schwarzem Blatt, schwarzem Band und weißen Indexen bzw. Zahlen noch als klassische Fliegeruhr durch, wenn der pinkfarbene Zifferblattaufdruck nicht wäre … Alle anderen Modelle sind deutlich farbintensiver, so beispielsweise die SEZ (Seychelles International Airport) mit blauem Zifferblatt und gelbem Band. Die Ablesbarkeit im Alltagseinsatz ist dennoch stets gewährleistet. Nicht umsonst wurde die klare Formensprache klassischer Fliegeruhren konsequent bei der Gestaltung der Pop-Pilot übernommen. Das Design transformiert die schwere, markante Fliegeruhr in eine neue Leichtigkeit der Lüfte: In poppigen Farben demonstriert sie am Arm eine modische Einstellung des Trägers und fordert förmlich dazu auf, zweimal hinzusehen. Technik Die Pop-Pilot gibt es in unterschiedlichen Farbkombinationen Uhrwerk. Hier wurde darauf verzichtet. Im Innern jeder Pop-Pilot arbeitet ein ebenso präzises wie zuverlässiges Miyota Marken-Quarzwerk. Was nicht nur Zeitlegasthenikern fehlt, ist ein Datum. Die Pop-Pilot soll ja ein ständiger Begleiter im Alltag sein. Ausstattung Die Pop-Pilot ist aus robustem 316 L Edelstahl gefertigt, die Oberfläche ist matt gebürstet, der Boden verschraubt. Das Zifferblatt wird von einem kratzfesten Saphirglas geschützt. Die schnörkellose Krone ist weder zu klein, noch zu groß und ausgezeichnet bedienbar. Die Lünette ist leicht abgeschrägt, wodurch sie bei Stößen weniger Angriffsfläche als eine gerade Lünette bietet. Das bei den meisten Modellen farblich zur Schrift auf dem Zifferblatt abgestimmte Textilband wird unter der Uhr durchgezogen. So wird ein Hautkontakt mit dem Gehäuseboden der Uhr wirkungsvoll verhindert, was auch Allergi- Die Pop-Pilot ist eine klassische Dreizeigeruhr mit exzellenter Ablesbarkeit bei Tag und bei Nacht. Klassische Fliegeruhren besitzen ein mechanisches Code PUJ: Aeropuerto Internacional de Punta Cana in der Dominikanischen Republik Code SEZ: Seychelles International Airport (Bild: Pop Pilot) | Testbericht watchguide | I. / 2016 29 Testbericht Zeitgeber Pop-Pilot Die Uhren rufen geradezu dazu auf, die Farben neu zu kombinieren kern das Tragen dieser Uhr ermöglicht, welche sogar Uhren aus dem allergikerfreundlichen, korrosionsbeständigen und nicht magnetisierbaren Uhrenstahl 316 L nicht vertragen. Handling Die 42 mm durchmessende und 10 mm mit Band 13 mm - flache Pop Pilot wiegt gerade einmal 80 g. In Verbindung mit dem bequemen Textilband ergibt sich ein hervorragendes Tragegefühl. Dadurch, dass das Band doppelt unter dem Boden durchgezogen wird, stört die Krone beim Anwinkeln des Handgelenkes nicht. Das massive Uhrengehäuse bietet mit seiner matt gebürsteten Oberfläche eine gute Haptik und ist bis zu 5 ATM Die Textilbänder ermöglichen ein Tragen ohne Metall-Haut-Kontakt | Testbericht watchguide | I. / 2016 druckfest, entsprechend einer Wassertiefe von 50 Metern. Das sollte im Alltag reichen und ist mehr als bei so mancher teureren Uhr. Wertigkeit Eine Pop-Pilot wird ganz sicher nicht als Wertanlage gekauft und genauso wenig wieder verkauft, im Gegenteil, wer eine hat, erwirbt bestimmt eine weitere Farbkombination hinzu. Auch wenn die PopPilot aufgrund ihrer erstklassigen Verarbeitung etwas teurer ist als die Uhren auf der Kirmes, so lohnt sich die Ausgabe allemal: Mit ihrem Saphirglas, ihrem verschraubten Boden und ihrem antiallergischen Band bietet sie jahrelangen Nutzwert im Alltag und obendrein einen hohen Wiedererkennungswert. Schlicht und funktionell: Die Krone ist schnörkellos 30 Testbericht Zeitgeber Pop-Pilot Fazit Darf eine Fliegeruhr bunt sein? Muss ihr Ziffernblatt sich nicht in reflexionsarmem Schwarz kleiden? Die Pop-Pilot darf bunt sein, denn Zielgruppe sind eindeutig nicht Piloten und Fluglotsen, sondern Leute, die an bunten Farben genauso Spaß haben wie am klaren Design einer Fliegeruhr. Schade, dass ich zum Test nicht mein Lieblingsmodell MAD (Aeropuerto de Madrid Barajas) erhalten habe. So muss ich mir meine eigene Farbkombination aus den beiden erhaltenen Uhren selbst zusammenstellen, um sie noch ein paar Tage länger zu tragen - und dass, obwohl ich normalerweise keine Quarzuhren trage und nur äußerst selten eine Ausnahme mache, hierbei dafür umso lieber. Test, Text und Fotos: René Roland Katterwe Bezugsquelle Auch der verschraubte Boden ist schnörkellos und schön gestaltet Firma: Pop-Pilot c/o Zeitgeber GmbH Straße: Shanghaiallee 8 Ort: 20457 Hamburg Web: www.pop-pilot.com Geliefert wird die Pop Pilot in einer würfelförmigen Verpackung | Testbericht watchguide | I. / 2016 31 Testbericht Neuhaus Janus Doublespeed Ein Turbo zur Entschleunigung der Welt Obwohl die Neuhaus Janus Doublespeed doppelt so schnell läuft wie eine normale Uhr und viermal so schnell ist wie die Sonnenbahn am Firmament, so ist sie als Einzeigeruhr dennoch eine Ikone der entschleunigten Welt. Manuel Neuhaus, Grafiker und Fotograf, liebt kreatives Design. So hat er seine Traumuhr kurzerhand selbst entworfen und mit allerfeinsten Komponenten aus Deutschland und der Schweiz gefertigt. Da es sich um ein modifiziertes mechanisches Uhrwerk handelt, kann man Neuhaus Timepieces mit einem Augenzwinkern als eine der kleinsten Uhrenmanufakturen der Welt ansehen. Erhältlich sind die Uhren mit schwarzem und weißem Zifferblatt jeweils auf 99 Exemplare limitiert direkt beim Her- steller. Unter www.neuhaus.com gibt es weitere Infos zur getesteten Einzeigeruhr und zur ebenfalls erhältlichen Zweizeigeruhr Janus Minimal. Unboxing Die Janus Doublespeed ist eine Uhr für Individualisten. Schon die solide Verpackung in einer massiven Klavierlackbox suggeriert Detailperfektion. Die ganze Uhr wirkt bis in jedes einzelne Detail technisch perfekt und qualitativ hochwertig. | Testbericht watchguide | I. / 2016 Design Das Auffälligste an der Neuhaus Janus Doublespeed ist das klare Zifferblatt mit seiner eigenwilligen Beschriftung. Dass die Uhr nur einen Zeiger besitzt, fällt erst auf den zweiten Blick auf, dann nämlich, wenn man die Uhrzeit ablesen möchte und sich nicht so recht mit der Zeiteinteilung zurechtfindet. Eingeweihte können die Uhr mühelos ablesen. Zeigt der einzige Zeiger auf die Krone, ist es nicht drei Uhr, sondern halb zwei, zwischen den Stunden gibt es Halb- und Viertelstundenindexe und noch kleinere Fünf-Minuten-Indexe, die allesamt gut ablesbar sind. So kann die Zeit mit etwas Übung fast auf die 32 Testbericht Neuhaus Janus Doublespeed 44 mm Durchmesser und eine schmale Lünette erleichtern die Ablesbarkeit Minute genau abgelesen werden, was mit normal langsamen Einzeigeruhren praktisch unmöglich ist. Man sollte allerdings wissen, ob es beispielsweise 13 oder 19 Uhr ist, um die Uhr nicht falsch abzulesen. Der Geburtsfehler einer Einzeigeruhr ist normalerweise der fehlende Sekundenzeiger, ohne den man gerade bei einer Handaufzugsuhr keine Kontrolle hat, ob diese läuft. Manuel Neuhaus hat hierfür eine Lösung gefunden: Im unteren Teil des Zifferblatts ist eine Art Funktionskontrolle angebracht, die im Sekundentakt ihre Farbe von Schwarz auf Weiß wechselt. Das eigenständig gestaltete Zifferblatt mit den auffälligen arabischen Ziffern harmoniert ausgezeichnet mit dem technischen Gehäusedesign und führt zu einem exzellenten Wiedererkennungswert unter Uhrenkennern. Der Firmenschriftzug Neuhaus ist aufgesetzt statt aufgedruckt. Die vom Firmen- Die recht große Uhr wirkt am Männer-Handgelenk wohlproportioniert logo verzierte Krone ist ein Kunstwerk für sich. Ein Gummiring sorgt anstelle der üblichen Riffelung für die zum Aufziehen und Stellen der Uhr notwendige Griffigkeit. Technik Das unter dem Glasboden sichtbare, mit Genfer Streifenschliff verzierte Uhrwerk unterscheidet sich durch das geänderte Übersetzungsverhältnis des Minutenzeigerantriebs von einem Standard ETA/ Unitas 6498 Handaufzugwerk und weist somit durch die hohe Verbreitung des Standarduhrwerkes die gleiche Robustheit und Servicefreundlichkeit auf. Ausstattung Wie es sich für eine Alltagsuhr der entschleunigten Welt gehört, hat Manuel Neuhaus das Handaufzugswerk der Janus Doublespeed in ein solides Stahlgehäuse eingeschalt. Die schnörkellose Gehäuseform unterstützt den funktionellen Charakter der Uhr vortrefflich. Das Uhrglas ist aus innen entspiegeltem Saphirglas gefertigt. Der Boden ist verschraubt, die Krone nicht. Die eigenständige Zifferblattgestaltung führt zu einer hohen Wiedererkennung | Testbericht watchguide | I. / 2016 33 Testbericht Neuhaus Janus Doublespeed werk, beides zusammen wiegt dennoch gerade einmal 180 g. Die Krone lässt sich mit ihrem Gummiring untadelig bedienen. Eine Besonderheit der Janus Doublespeed, die mir persönlich sehr gut gefällt, ist das eigenwillige Nachtdesign der schwarzen Variante mit Leuchtmasse auf der Lünette statt auf dem Zifferblatt. Die weiße Variante hat mit Leuchtmasse hinterlegte Ziffern. Beide Varianten sind Tag und Nacht vorzüglich ablesbar. Wertigkeit Von der Seite wirkt die immerhin 10,7 mm hohe Uhr flacher, als sie ist Das hochwertige in Deutschland gefertigte Milanaise-Metallgeflechtband besitzt eine Butterfly-Doppelfaltschließe. Herausnehmbare Glieder ermöglichen die Kürzung des Bandes. Außer dem Metallband ist auch ein Lederband mit Dornschließe erhältlich, welches hervorragentd zu der Uhr passt. Handling Die markante 44 mm durchmessende und 10,7 mm hohe Uhr liegt wie angegossen am Handgelenk und wirkt weder zu groß noch zu schwer. Das Metallband stellt ein gutes Gegengewicht zu der Uhr mit ihrem großen Handaufzugs- Das verwendete ETA/Unitas Handaufzugswerk ist ein Dauerläufer, welches lange seinen Dienst verrichten wird. Da die Uhr trotz ihrer Eigenständigkeit zeitlos gestaltet ist, wird sie der Käufer lange tragen wollen. Das ist auch notwendig, denn die nur unter Uhrenkennern bekannte Marke wird nicht den Wiederverkaufswert einer allseits bekannten Uhrenmarke erzielen. Dem Alltagseinsatz der robusten Uhr steht nichts entgegen. Leicht abgerundete Das modifizierte Handaufzugswerk füllt das große Gehäuse gut aus | Testbericht watchguide | I. / 2016 34 Testbericht Neuhaus Janus Doublespeed Gehäusekanten beugen hässlichen Kratzern vor, und wenn die Uhr nach Jahren doch einige Kratzer aufweist, kann sie problemlos nachpoliert werden. Fazit Die Butterfly-Faltschließe ermöglicht das komfortable An- und Ablegen der Uhr Selten ist eine Uhr, die sich am BauhausDesign „Form Follows Function“ orientiert, solch ein Hingucker wie die Neuhaus Janus Doublespeed. Trotz immenser Eingenständigkeit bietet sie ein zeitlos klassisches Design und überrascht den unvoreingenommenen Betrachter mit ihrer ganz eigenen Art, die Zeit zu interpretieren: Obwohl sie unter den Einzeigeruhren ein Schnelläufer ist, so ist sie doch die richtige Uhr für Zeitgenossen, die sich ihren Tagesablauf nicht im Minutentakt von der Uhr diktieren lassen möchten. Der Preis ist angesichts der Einzigartigkeit der Zeitanzeige in Verbindung mit der tadellosen Verarbeitung beinahe schon ein Sonderangebot, auch angesichts der unbekannten Marke, welche durch die hohe Wiedererkennbarkeit unter Uhrenkennern wieder wettgemacht wird. Test, Text und Fotos: René Roland Katterwe Bezugsquelle Firma: Neuhaus Timepieces Manuel Neuhaus Straße: Ludwigshafener Str. 11 Ort: 86157 Augsburg Web: www.neuhaus.com Nicht nur die Uhr, auch die edle Klavierlack-Holzbox ist ein Schmuckstück | Testbericht watchguide | I. / 2016 35 Testbericht Stowa Fliegerchrono Ganz klar Fliegerchrono Jörg Schauer, Chef, Gestalter, Vor- und Querdenker bei Stowa, stellte sich folgende Frage: Wie kann man eine Chronographenfunktion in das bewusst minimalistische Fliegeruhrendesign integrieren, ohne die Klarheit des Zifferblatts zu zerstören? Er verzichtete beim Stowa „Flieger Chrono“ radikal auf alles, was nicht der Zeitanzeige dient. Heraus kann ein außergewöhnlicher Zeitmesser. Als Jörg Schauer das Traditionsunternehmen Stowa 1996 von den Nachfahren des Firmengründers Walter Storz übernahm, entschloss er sich, die Uhren nur noch im Direktvertrieb anzubieten, mit dem er zuvor bereits gute Erfahrungen gemacht hatte, was seine eigenen Zeitmesser angeht. Heute sind sie fast ausschließlich online unter www.stowa. de erhältlich. Unboxing Der Stowa Flieger Chrono Automatik wird in einer stabilen Alubox geliefert, die neben der Uhr samt Bedienungsanleitung und Mikrofasertuch ein praktisches Transportetui für Reisen enthält, falls man den Fliegerchrono im Wechsel mit einer anderen Uhr tagen möchte. Beim Auspacken begegnet dem Käufer | Testbericht watchguide | I. / 2016 eine echte Fliegeruhr, die im Gegensatz zur sperrigen Wirkung vieler anderer Fliegeruhren unglaublich harmonisch gestaltet und im Vergleich zu anderen Uhrenkonzepten unglaublich gut ablesbar ist. Damit ist sie sowohl eine echte Männeruhr als auch eine gute Businessuhr. Design Auch wenn ich kein Pilot bin und erst ein einziges Mal in meinem Leben ein Flugzeug selbst gesteuert habe, gefallen mir Fliegeruhren mit ihrer klaren Ablesbarkeit und ihrer markanten Wirkung seit jeher außerordentlich gut. Getragen habe ich früher dennoch eher kompli- 36 Testbericht Stowa Fliegerchrono Das modifizierte ETA Valjoux 7753 ist eines der zuverlässigsten Uhrwerke überhaupt Technik Reduktion auf das Wesentliche: Stunde, Minute, Stoppsekunde, Stoppminute zierte Chronographen mit Vollkalender. Das Basisuhrwerk der gängigsten Kalenderchronographen (ETA Valjoux 7751) basiert auf der gleichen Baureihe (7750). Die Reduktion auf das Wesentliche hat der Uhr gut getan: Sie besitzt nur noch vier Anzeigen: Die Stunde, die Minute, die Stoppsekunde und den 30-MinutenTotalisator. Weggelassen wurde die permanente Sekunde, wodurch man nicht mehr auf den ersten Blick sieht, dass es sich um eine mechanische Uhr handelt. Bei der Chronographenfunktion wurde auf die Anzeige der gestoppten Stunden verzichtet, da ohnehin meist nur kurze Zeiträume gestoppt werden. Auch das Datum und sogar das Firmenlogo wurde zugunsten der Übersichtlichkeit weggelassen. Trotz des – wie bei klassischen Fliegeruhren üblich – fehlenden Firmenlogos bietet die Uhr dank Eigenständigkeit eine sehr hohe Wiedererkennbarkeit unter Uhrenfreunden, zumal ihr vom deutschen Uhren-Magazin die „Goldene Unruh 2012“ in der Preisklasse bis 2.500 Euro verliehen wurde. Eine Besonderheit für einen Fliegerchrono sind die hochwertigen temperaturgebläuten Stahlzeiger, welche dank Superluminova C3 Tag und Nacht hervorragend ablesbar sind. Das Ergebnis all dieser Maßnahmen ist die Bestnote „überragend“ im Testkriterium Design. Das Fehlen der permanenten Sekunde ist zunächst ungewöhnlich. Ist es eine Quarzuhr? Oder eine mechanische Uhr? Geht die Uhr? Unwillkürlich hält man sie in den ersten Tagen immer wieder ans Ohr, um das Ticken zu kontrollieren, danach vertraut man dem zuverlässigen Automatikwerk mit seiner Gangreserve von immerhin rund 40 Stunden. Beim hier eingeschalten Uhrwerk handelt es sich um das grundsolide automatische Chronographenwerk ETA Valjoux 7753 in einer modifizierten Ausführung. Die 7750-Baureihe gehört trotz Kulissenschaltung des Chronographen (statt Säulenrad bei einem Schaltradkaliber) zu den solidesten Uhrwerken überhaupt, solange man sie nicht mit Golfspielen oder Holzhacken überstra- Der Stowa Fliegerchrono ist in der Automatikversion imposante 14,7 mm hoch | Testbericht watchguide | I. / 2016 37 Testbericht Stowa Fliegerchrono paziert. Im Gegensatz zu vielen anderen Fliegerchronographen ist die Uhr überdies bis 5 ATM wasserdicht. Seit 2014 ist der Stowa Flieger Chrono auch in einer etwas flacheren Version mit Handaufzugswerk erhältlich. Da es das ETA Valjoux Kaliber nicht mehr in einer Handaufzugsvariante gibt, baut Jörg Schauer die Automatikversion in liebevoller Kleinarbeit entsprechend um. Ausstattung Der Stowa Flieger Chrono hat alles, was eine gute Fliegeruhr braucht, und überdies eben die Stoppfunktion. Die geradlinige Gehäuseform mit schmalen Bandanstößen und gerader Lünette könnte auch dem Bauhausgrundsatz „Form follows Function“, also die Form folgt der Funktion, entsprungen sein – wie bei der Stowa Antea-Serie, das Gehäusematerial ist Stahl, praxisgerecht gegen Reflexionen im Cockpit gebürstet. Das bombierte Uhrglas ist innen entspiegelt und auch der Gehäuseboden trägt ein Uhrglas – für eine Fliegeruhr unnötig verspielt, für den Träger eine Augenweide. Der Boden ist vorbildlich verschraubt, Krone, Drücker und Bandanstöße leider nicht. Der Stowa Flieger Chrono Automatik ist mit unterschiedlichen Bändern in 22 mm Breite erhältlich, vom markanten Flieger Original Band bis hin zum Milanaise Metallgeflechtband – einen guten Kompromiss stellt das Band im alten Stil dar, welches zwei Ziernieten aufweist. Alles andere als die genannten Bänder – beispielsweise ein Krokolederband – ist in meinen Augen Stilbruch bei dieser Uhr. Handling Die Uhr ist zwar ganze 41 mm groß, 14,7 mm hoch und mit Lederband rund 100 g schwer, ich halte sie dennoch für alltagstauglich. Zum einen bietet sie ein durchweg robustes Uhrwerk, zum anderen ein stabiles Stahlgehäuse, welches auch einmal wieder aufpoliert werden kann. Die Lünette ist gegen Stöße abgeschrägt und bietet somit nur wenig Angriffsfläche für ernsthafte Das Flieger-Original-Band passt hervorragend zu der markanten Uhr Kratzer. Auch die Zwiebelkrone bietet weniger Angriffsfläche als eine gerade oder größere Krone. Die Drücker haben zwar keinen mechanischen Schutz, sind aber klein genug und liegen tief genug, um nicht überall hängenzubleiben. Das Tragegefühl des Stowa Flieger Chrono überrascht: Die recht große Uhr schmiegt sich bequem ans Handgelenk und wirkt zumindest an meinem etwas stärker ausgeprägten Handgelenk völlig harmonisch, ganz gleich mit welchem Band. Obwohl die Uhr doppelt so schwer wie eine flache Uhr ist, trägt sie sich mit Lederband sehr angenehm. Wertigkeit Der Werbespruch von Stowa „Wir lieben Originale“ bezieht sich auf das Bewahren der Tradition. Hier genau liegt die Quadratur des Kreises beim Stowa Flie- Der Stowa Flieger Chrono gibt sich an den meisten Handgelenken wohlproportioniert | Testbericht watchguide | I. / 2016 Das spezielle Fliegerband bietet mehr Sicherheit, vergleichbar mit einer Faltschließe 38 Testbericht Stowa Fliegerchrono Fazit Alle Fliegeruhren sind gleich, der perfekt designte Stowa Flieger Chrono ist mit seiner Stoppfunktion gleicher, um es mit George Orwells Worten zu sagen. Ich halte ihn für das Musterbeispiel einer markanten Männeruhr, die gleichzeitig beim Business und in der Freizeit, zum Anzug und zum sportlichen Outfit, im Theater und auf der Pferderennbahn eine gute Figur macht. Das Gehäuse ist formschön und schnörkellos. Gerade diese einfache, an der Tradition der Fliegerchronographen orientierte Gestaltung macht den besonderen Reiz dieser technologisch besonderen Uhr aus. Überdies ist das Preis-LeistungsVerhältnis dank des Direktvertriebes kaum zu toppen, zumal die Qualität ohne wenn und aber stimmt. Test, Text und Fotos: René Roland Katterwe Bezugsquelle Firma: Stowa GmbH & Co. KG Straße: Gewerbepark 16 Ort: 75331 Engelsbrand Web: www.stowa.de Der Stowa Flieger Chrono bietet mit Band im alten Stil einen hervorragenden Tragekomfort (Foto: Stowa) gerchrono. Die Uhr sieht nicht einmal aus wie die Neuinterpretation einer alten Fliegeruhr, sie sieht aus wie eine alte Fliegeruhr, dabei seltsam perfekt für die damalige Zeit. Es bedarf auch bei einem Uhrenfreund ganz sicher eines wiederholten Blickes auf die Uhr, um zu begreifen, dass dieser Fliegerchrono etwas anders ist als alle anderen. Dementsprechend gebe ich für die Uhr eine ausgezeichnete Prognose ab, was den Wiederverkaufswert betrifft, zumal der bei einer Uhr von Stowa ohnehin ausgezeichnet ist. Hinzu kommt, dass das verwendete Standarduhrwerk trotz Modifikation auch in Jahrzehnten noch kostengünstig repariert werden kann, wenn es einmal den Dienst quittieren sollte, die Wartungsintervalle sind hier jedenfalls deutlich länger als bei so manch ande- rem Uhrwerk. Ich hatte bereits mehrere Uhren mit Uhrwerken der 7750-Baureihe, die durchweg zuverlässig genau liefen. Auch das Milanaise-Metallgeflechtband unterstützt den altertümlichen Eindruck der Uhr (Foto: Stowa) | Testbericht watchguide | I. / 2016 39 watchguide hands-on Impressum Impressum watchguide hands-on Verlag und Produktion: OSW-Medien GmbH Amtsgericht Duisburg HRB 27627 Geschäftsführer: Jürgen Immes, Stefan Witzel Zimmerstr. 16 D-46049 Oberhausen Telefon: 0208/6205-9943, Fax: 0208/8483-394 [email protected] Redaktion: Chefredakteur: René Roland Katterwe (V.i.S.d.P.) 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