Kontakte - LUTHERGEMEINDE

Kontakte
Rundbrief der Evangelischen
Thomaskirchengemeinde Mainz
Juli bis November 2016
»Das gibt Theater«
Wie Theater und Kirche
Leben inszenieren
Gemeindebrief der Luthergemeinde - Juli bis November 2016
»Das gibt Theater«
Wie Theater und Kirche
Leben inszenieren
IMPRESSUM
GRUSSWORT
Liebe Leserinnen und Leser,
Luthergemeinde Mainz
Friedrich-Naumann-Straße 20
55131 Mainz
www.luthergemeinde-mainz.de
Verantwortlich für den Inhalt
Dagmar Sydow,
Hans Ulrich Hoffmann-Schaefer,
Marcel Schilling
Lutherkirche
Zitadellenweg 1
oberhalb des Römischen Theaters
Mailadresse
[email protected]
Redaktionsschluss für die kommende
Ausgabe: 30.09.2016
Kindertagesstätte
Friedrich-Naumann-Straße 22
Leiterin: Cornelia Schäfer, Tel.: 9 30 67 51
Gestaltung
Hannes Kramer
Büro
Friedrich-Naumann-Straße 22
Sybille Lang-Lajendäcker
Tel.: 8 59 46, Fax: 83 98 14
E-Mail: [email protected]
Öffnungszeiten:
Di und Do 10 - 13 Uhr
Fotos
Hans Ulrich Hoffmann-Schaefer,
Benjamin May, Marcel Schilling
Titelbild
Benjamin May
Druck
Gemeindebriefdruckerei,
Groß Oesingen
Pfarrer
Hans Ulrich Hoffmann-Schaefer
Friedrich-Naumann-Straße 14
Tel.: 83 93 10
E-Mail: [email protected]
Sprechzeiten: nach Vereinbarung
Bankkonten der Gemeinde
bei der Mainzer Volksbank
Bic: MVBMDE55
Pfarrerin
Dagmar Sydow
Tel.: 9 72 74 12
[email protected]
Spendenkonto:
IBAN: DE 17 5519 0000 0223 9370 12
Altenbetreuung:
IBAN: DE 91 5519 0000 0223 9370 38
Herausgeberin
Evangelische Luthergemeinde
Kita-Spendenkonto:
IBAN: DE 92 5519 0000 0223 9370 20
2
und Meenzerisch babbelt (S. 4-5).
Darüber hinaus blicken wir zurück auf
„1 Jahr Café Kontakt“ mit den Flüchtlingen
aus der Elly-Beinhorn-Straße (S. 19), auf
die Konfirmation (S. 22-23), auf den Seniorenausflug nach Worms (S. 25) und auf das
Internationale Kirchenfest an Christi Himmelfahrt (S. 26-27). Und außerdem laden
wir Sie wieder ein: zur Nacht der Offenen
Kirchen (S. 28), zum Pray-and-Eat Gottesdienst (S. 29) und zum Luthertag (S. 30).
Ob da was für Sie dabei ist?
wenn Sie diese Ausgabe in Händen halten,
dann wird die große Fußball-Oper dieses
Sommers, die EURO in Frankreich auf ihr
großes Finale zusteuern. Wird die deutsche
Nationalmannschaft die Zuschauer wieder
mit ihrem Angriffsfußball verzaubern? Wird
in unserem Nachbarland alles friedlich bleiben? Wird ein Bild der Freude und der Vielfalt um die Welt gehen – in diesen Zeiten,
in denen Engstirnigkeit und Nationalismus
ihre Renaissance erleben?
In dieser Ausgabe soll es hauptsächlich
um Spektakel, um Inszenierungen, um Oper,
Theater und Tanz gehen. Der Intendant des
Mainzer Staatstheaters, Markus Müller, äußert sich im Interview ausführlich über die
Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Kirche und Theater (S. 6-11). Anschließend geht Marcel Schilling der Frage
nach, wie der Kultus, also der Gottesdienst
entstanden ist (S. 12-13). Der Schauspieler
und Puppenbauer Michael Pietsch hat uns
einen Einblick in seine Puppenwerkstatt am
Donnersberg gewährt (S. 14-16). Und im
Thomasteil verrät uns die Mundartschauspielerin Wanda Brücker-Andrus, was sie
empfindet, wenn sie auf der Bühne steht
Herzlichst, Ihr Marcel Schilling
Inhalt
Ein Jahr Café Kontakt
Neues aus der EKHN
Neues aus dem KV
Rückblick auf die Konfirmation
Ausflug der Senioren
Für ne Bratwurst in die Kirche
Freud und Leid
Termine und Infos
Steckbrief
Ma annersderum
Unsere Gottesdienste
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Grußwort
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Angedacht
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Titelthema - Umfrage
Titelthema - Interview mit Markus Müller, 6
Intendant am Staatstheater
Titelthema - Die Geschichte des Gottes- 12
dienstes
Titelthema - Besuch bei Schauspieler 14
und Puppenbauer Michael Pietsch
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Theater und Rollenspiel in der Kita
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ANGEDACHT
»… das Wesentliche ganz wahrhaft ausdrücken.«
»
Es ist mehr als genug, dass es die Bischöfe bisher geduldet haben, dass
Frauen und Jungfrauen so geputzt
und bekränzt in die Kirche kommen, als gingen sie ins Theater. Das ist ein ganz offenbarer
Missbrauch gegen Paulus und Petrus.«
So schreibt der alte Martin Luther am 13.
11. 1544 in einem Brief an einen Freund.
Alles, was nach Äußerlichkeiten aussah,
war im Protestantismus nicht gern gesehen,
denn das ist nicht „köstlich vor Gott“, wie es
im 1. Petrusbrief heißt:
„Euer Schmuck soll nicht äußerlich sein wie
Haareflechten, goldene Ketten oder prächtige
Kleider, sondern der verborgene Mensch des
Herzens im unvergänglichen Schmuck des
sanften und stillen Geistes: das ist köstlich vor
Gott“ (1. Petr 3, 3+4).
Dieses Wort aus dem Petrusbrief war vor
allem auf die Frauen bezogen, aber es zeigt,
dass die äußerlichen Zeichen, das Sich–zurSchau-Stellen, nicht evangelischem Ideal
entspricht: dem Ideal, einfach und schlicht
zu leben. – und vor allem nach den Worten der Bibel Viele evangelische Christen
sprechen auch immer wieder vom „Brimborium“, das sie in Gottesdiensten anderer
Kirchen erleben und das es bei uns nicht
gebe – was sie als positiv erleben. Die Inszenierung des Glaubens wird negativ empfunden, wenn sich das, was zu sehen ist,
in Äußerlichkeiten erschöpft. Das Tun des
Guten, dem Nächsten zu dienen, das wird
als die wahre Ausdrucksform des Glaubens
gesehen.
So ist auch der evangelische Kirchenraum
schlicht. Für den Architekten Otto Bartning, der unsere Lutherkirche entworfen
hat, drückt sich selbst im Raum das aus, was
den Christenmenschen ausmacht. Unsere
Lutherkirche steht für diese Worte als steinernes Zeugnis. Bartning schreibt:
„Es entspricht evangelischem Wesen, in der
Kirche das geklärte Abbild des täglichen Lebens
und der täglichen Geisteshaltung zu sehen.
Diese aber zielen auf Einfalt, Wahrhaftigkeit
und Würde; das heißt: die äußere Erscheinung
soll Ausdruck des inneren Lebens sein, ohne
Trug, ohne Prunk, werbend, einladend durch
ihr stilles Sein, ohne reklamehaften Schein. Das
alles ist weit entfernt von Armseligkeit oder gar
einem asketischen Prunken mit Armut. Bauen
heißt Sichtbarwerden, heißt Bekennen, und
zwar Bekennen nicht mit Worten, die verklingen oder sich umdeuten lassen, sondern mit
Steinen, die bestehen und oft mehr Bekenntnis
offenbaren, ... als die Bauenden, die Gemeinde mit ihrem Baumeister, ahnen. So bedeutet
Bescheidenheit der Mittel die stolze Kraft, das
Wesentliche ganz wahrhaft auszudrücken.“
Was Bartning für den Kirchenbau sagt,
gilt auch für unser Leben als Christenmenschen: „Das Wesentliche ganz wahrhaft
auszudrücken.“ Das versuchen wir im Gottesdienst und im Alltag mit unseren bescheidenen Mitteln.
Dazu wünsche ich uns Gottes Segen,
TITELTHEMA
Die beste Rolle meines Lebens, …?
Fritz Eichner, Luthergemeinde
»… das ist hoffentlich die, ein guter Vater
zu sein.«
Vanessa Krenner, Darmstadt
»… ist die Rolle der besten Freundin.«
Sita Kalisch, Luthergemeinde
»… früher haben wir Geschwister immer
,Die Kinder aus Bullerbü‘ gespielt. Da war
ich die Inga. Ich fand, das war die beste
Rolle.«
Ihr Pfarrer Hans Ulrich Hoffmann-Schaefer
Wigbert Kraus, Eisenach
»… ist, dass man Vater von zwei Kindern
ist, Ehemann und hoffentlich Vorbild. Und
wenn man dann Enkelkinder hat, dass
man genauso auch für die Enkelkinder eine
Vorbildfunktion hat.«
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5
TITELTHEMA
»Sich nicht verbiegen, Haltung zeigen und Alternativen anbieten.
Darin sehe ich die große Chance von Theater und Kirche – gerade in
Zeiten des Populismus«
Ich glaube, dass es wesentlich geeignetere Personen für Kanzelreden gibt als mich,
weil ich natürlich überhaupt nicht vom
Thema und in Glaubensfragen ein Laie bin.
Ich bin katholisch getauft und christlich
erzogen worden. Meine Eltern gehen mindestens jeden Sonntag, oft auch häufiger
in die Kirche. Wir als Kinder waren regel-
Am Abend des Pfingstfestes beim ökumenischen Gottesdienst in der Augustinerkirche haben Sie die Kanzelrede gehalten.
Glückwunsch zum neuen Job!
Es gab weder eine Kanzel noch einen neuen
Job, aber der ökumenische Gottesdienst war
trotzdem ein tolles, erstes Erlebnis – Gott sei
Dank flankiert von zwei Pfarrern, die mich
immer in die Mitte genommen haben. Da
konnte ich nicht viel falsch machen.
Kirchen sind besondere Orte – wegen ihrer
Ästhetik und ihrer Funktion. Die Kanzel
ist ein besonderes, herausgehobenes Objekt in diesem besonderen Raum. War das
für Sie so ähnlich wie ein Auftritt in einem
Theater?
Im Theater trete ich ja in aller Regel nicht
auf, das überlasse ich denen, die es wirklich können, den Schauspielern, Sängern,
Tänzern und Musikern. Die Kirche ist aber
tatsächlich ein besonderer Ort, und die
Akustik ist natürlich auch eine ganz andere
als bei uns im Theater. Da sind die Räume
ausgerichtet auf optimalen Klang: auf optimalen Nachklang für die Oper im Großen
Haus und auf optimale Sprachverständlichkeit im Schauspiel im Kleinen Haus. Ich
habe hinterher sehr schöne Rückmeldungen
bekommen, aber auch, dass ich etwas zu
schnell gesprochen habe. Durch den größeren Nachhall ist die Sprachverständlichkeit
nicht gut genug gewesen. Sollte es also eine
Wiederholung geben, muss ich langsamer
sprechen und noch besser artikulieren.
Markus Müller
Foto: Andreas Etter
mäßig dabei. Als Jugendlicher bin ich mit
meinem ältesten Freund, dem Autor Volker
Klüpfel, auch immer sonntags in der Kirche
gewesen. Danach haben wir über die Predigt und die Inhalte und die großen Fragen
unserer Zeit, die uns als junge Menschen
bewegt haben, viel diskutiert. Aber irgendwann auf dem Weg zum Abitur ist das dann
verloren gegangen. Volker ist mittlerweile
ausgetreten aus der Kirche, ich bin immer
drin geblieben, aber ich bin kein regelmäßiger Kirchgänger. Seit meine Tochter für den
Mädchenchor ausgewählt wurde, sind wir
viel mehr in der Kirche, weil wir sie regel-
Aber eine Wiederholung würden Sie machen – wenn das Angebot käme?
6
TITELTHEMA
Markus Müller, Intendant des Mainzer Staatstheaters, über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Theater und Kirche
türlich eine große Rolle. Die Inszenierung
ist in der Kirche wesentlich und wichtig,
Musik und Gesang spielen eine Rolle, das
Wort spielt eine Rolle, ich sehe da schon
eine sehr große grundsätzliche Nähe. Auch
in anderen gesellschaftlichen Bereichen,
wie etwa beim Fußball, spielt Inszenierung
eine große Rolle. In der Kirche hat man,
wenn man kundig ist und aufmerksam, die
Chance, dass man vorher sehr genau weiß,
was passiert. Es wiederholen sich über das
Kirchenjahr sehr genau die Abläufe, die
Themen, die Rituale. Im Theater ist das bei
den Stoffen und Stücken, wenn es keine Urund Erstaufführungen sind, auch so. Wer
sich damit beschäftigt und darauf einstellt,
kennt die Geschichte und kann, wenn er
möchte, tiefer einsteigen. Gleichzeitig kann
man sich, wenn man das nicht tut, natürlich
auch überraschen lassen. Im Fußball haben
die Menschen den großen Spannungsvorteil, dass man vorher nicht weiß, wie es
ausgeht. Auf der anderen Seite haben wir
im Theater eine stärkere Intensität des Zugriffs durch die Inszenierung. Ich habe sehr
viele Gestaltungsmöglichkeiten, das Regieteam, die Schauspieler können ihre Ideen
und Kreativität einbringen. Die Freiheit der
Agierenden in der Kirche, zum Beispiel eines Pfarrers, ist wesentlich geringer. Er hat
diesen Moment, wo er frei sprechen kann,
eigentlich nur in der Predigt, sonst ist es
durch die Rituale festgelegt. Da ist man im
Theater durch die Freiheit der Kunst freier.
Von daher ist es ein sehr schöner Beruf.
mäßig begleiten und ihr zuhören, wenn sie
am Dom oder in St. Quintin singt. Seitdem
sind die Sonntage und großen Feiertage geprägt von den Auftritten.
In den Kirchen haben wir um den Altar
herum eine bühnenartige Fläche, auf der
Priester und Ministranten in besonderen
rot-weißen Gewändern bzw. in schwarzen
Talaren auftreten, der Priester trägt eine
Stola, der Pfarrer ein Beffchen, der Bischof hat als Requisit einen Bischofsstab
in der Hand. Musik, Kerzen, ein großes
Buch auf dem Altar spielen eine wichtige
Rolle, in der katholischen Messe kommt
der Weihrauch dazu, der angezündet
und geschwenkt wird, damit Rauch und
Geruch sich im Raum ausbreiten. Es geht
um etwas, was nicht real zu fassen ist, was
transzendent ist. Das sind ziemlich aufwändige Inszenierungen. Schließlich ist
das Theater aus dem Kultus entstanden.
Wie viel Berührung gibt es zwischen Kirche und Theater?
Ähnlich wie die Kirchen stehen Theater in
der Regel mitten in der Stadt – das kaufmännische Bildungsbürgertum nannte sie
lange stolz „bürgerliche Kathedralen“. Der
grundlegende Unterschied liegt natürlich in
der Frage der Transzendenz, des Glaubens,
Theater ist eine rein diesseitige Institution.
Wichtig aber ist, dass Theater ebenso wie
Kirche, wenn wir die Menschen erreichen,
gesellschaftlicher Mittelpunkt, kulturelles
und inhaltliches Zentrum einer Gemeinschaft sein kann – ein Bezugspunkt, ein
Orientierungsrahmen, wo wir uns über uns
selbst und unsere Werte auseinandersetzen.
Riten und ritualisierte Abläufe spielen na-
Im evangelischen Gottesdienst steht die
Auslegung des Wortes im Mittelpunkt, in
der katholischen Messe die Eucharistie.
Manche Protestanten sagen, die Katho7
TITELTHEMA
Im Interview: Markus Müller
TITELTHEMA
»Sich nicht verbiegen, Haltung zeigen ...«
wichtig in Zeiten, in denen Populismus,
also den Menschen vermeintlich nach dem
Mund zu reden und gefällig zu sein, immer weiter verbreitet ist und um ein Haar
ein Populist österreichischer Bundespräsident wird. In Großbritannien, in Holland,
in Polen, in Tschechien, in Österreich, bei
uns in Deutschland und in vielen Ländern
mehr in der Mitte Europas werden jene, die
einfache Antworten auf schwierige Fragen
anbieten, immer mehr und immer erfolgreicher. Das ist eine sehr gefährliche Entwicklung. Ich glaube, dass die Chance der
Kirchen und der Theater darin besteht, eine
Alternative zu bieten für die Auseinandersetzung. In die Tiefe zu gehen, das heißt,
nicht sich anzumaßen, Antworten auf die
großen Fragen unserer Zeit zu kennen. Wir
können sagen, wir liefern eine Möglichkeit,
einen Denk-, Diskussions- und Reflexionsraum, der mühsam ist, weil er sich den zu
einfachen Scheinlösungen verweigert. Und
wir merken, dass die Menschen ein enormes
Bedürfnis haben nach diesen Orten. Wir
haben in dieser Spielzeit eine Besuchersteigerung von 14 Prozent von August bis Ende
April. Das ist eine große Zahl für uns. Es
haben sich 650 Menschen mehr als letzte
Saison entschieden, wieder regelmäßig zu
uns zu kommen und ein Abonnement zu
nehmen. Und die Menschen kommen eben
nicht nur in die leicht zugänglichen Stoffe,
die es natürlich in einem vielfältigen Spielplan auch geben muss, wie beispielsweise
„Spamalot“, sondern sie kommen gerade
auch zu den sperrigen, schwierigen, besonders anspruchsvollen Themen, bei denen sie
einen Erkenntnisgewinn haben, weil die Geschichten mit uns Menschen zu tun haben.
Ich habe Hoffnung, weil ich spüre, dass es
liken haben die bessere Show, manche
Katholiken sagen, der evangelische Gottesdienst ist visuell und emotional ärmer,
aber theologisch und intellektuell reicher.
Richtig oder falsch?
Schwer zu sagen für jemanden, der sich gerade im protestantischen Bereich so wenig
auskennt. Ich habe aber schon oft das Gefühl
gehabt, dass auch im evangelischen Gottesdienst – vom Aspekt des Theatralischen her
gesehen – sehr schön und sehr intensiv gesungen wird. Die Festlichkeit der Gewänder,
die Inszenierung ist in der katholischen Kirche augenscheinlich intensiver, aber ich finde die Anteilnahme und die Empathie auch
bei evangelischen Gottesdiensten oft sehr
groß. Und ich glaube nicht, dass es nur vergeistigt und intellektuell wirkt, sondern dass
das Gemeinschaftserlebnis im Gottesdienst
eine hohe Bedeutung hat. Pure Konzentration kann etwas sehr Ästhetisches sein.
In Ihrer Kanzelrede haben Sie selbst erwähnt, dass beide Institutionen, Theater
und Kirchen, früher über Jahrtausende
bzw. Jahrhunderte eine bestimmende gesellschaftliche Rolle spielten. Heute stehen
sie am Rande der Gesellschaft. Welche
Bedeutung haben die Institutionen heute
und welche Möglichkeiten sehen Sie für
beide in der Zukunft?
Ich bin mir ganz sicher, dass beide Institutionen nur zukunftsfähig sind mit einer sehr
offensiven Haltung, mit einer großen Öffnung und der Lust, auf die Menschen zuzugehen. Das darf aber nicht bedeuten, dass
sie sich verbiegen oder anbiedern, sondern
dass sie Haltung zeigen. Haltung ist gerade
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inhaltliche Mitsprache des Aufsichtsrats. In
dieser Freiheit können wir natürlich auch
die Extreme wagen. Eine Kirche vor Ort hat
diese Freiheit nicht, vor allem nicht in der
katholischen Kirche, weil man doch sehr
stark zentriert ist auf die Vorgaben aus Rom.
Das haben wir bei den verschiedenen Päpsten ja auch gemerkt. Auch wenn sie ganz
unterschiedlich scheinen, kommen durch
die Kraft des Apparates, der sich nicht bewegen lässt, Fortschritte und Änderungen nur
sehr mühsam voran. Da ich eh‘ schon ein
sehr ungeduldiger Mensch bin, würde ich
wahrscheinlich in so einer Struktur oft an
in einem Land wie Deutschland mit seiner
Geschichte viele Menschen gibt, bei denen
die Hellsichtigkeit und Wachheit besonders
groß ist, die sagen: „Ich will es mir nicht so
leicht machen. Ich möchte mich auseinandersetzen. Ich will mich nicht zu früh zufrieden geben mit einer einfachen Antwort.“
Da sehe ich die große Chance für beide Institutionen.
Wir haben viel über Gemeinsamkeiten
gesprochen. Was trennt denn das Theater
von den Kirchen, wo liegen die Unterschiede?
Monty Python´s „Spamalot“ – einer der Publikumserfolge am Mainzer Staatstheater in der laufen-
Grenzen stoßen, sehr oft unbefriedigt sein,
weil es mir jetzt schon häufig zu langsam
geht. Also, ich denke, beide Institutionen
sind extrem wichtig und nicht wegzudenken. Und wir brauchen sie gerade in ihrer
Unterschiedlichkeit.
Neben der bereits angesprochenen grundsätzlichen Frage nach der Transzendenz: Die
Unterschiede liegen in der Freiheit, in der
größtmöglichen Freiheit. Wir sind natürlich
durch wirtschaftliche Rahmenbedingungen
eingeschränkt, gerade in Mainz. Aber wir
sind durch die Freiheit der Kunst frei zu tun
und zu lassen, was wir wollen. Es gibt keine
9
TITELTHEMA
Im Interview: Markus Müller
TITELTHEMA
»Sich nicht verbiegen, Haltung zeigen ...«
man bei allem. In der Fastnacht, wenn „Im
Schatten des Domes“ gesungen wird als
große Hymne. Wenn man auf den Markt
geht, wenn man am Rande des Doms in
ein Café geht. Sagen zu können, „Ich habe
Domblick, in meiner Wohnung sehe ich die
Türme“. Es gibt sehr bewegende Geschichten von der Rückkehr der Domglocke nach
dem Krieg. Und ich glaube, dass Kardinal
Lehmann als Person sehr viel bewegt hat.
Er hat sich durch die langen Jahre als Vorsitzender der Bischofskonferenz, durch den
eigenen Weg, den er gegangen ist, und dadurch, dass er auch Konflikte innerhalb der
katholischen Kirche nicht gescheut hat, eine
hohe Anerkennung erworben. Das spürt
man in Mainz. Trotzdem ist Mainz keine
wirklich streng katholische Stadt. Es ist eine
sehr lebensfreudige Stadt, wo anderes weit
präsenter erscheint als der katholische Glaube: der Wein, die Fastnacht, der Fußball, das
Leben, die Kommunikation, das Draußensein, das Gemeinsam-im-Freien-am-Rheinsein. Es ist eine lebenslustige, aber keine
oberflächliche Stadt. Und ich finde nicht,
dass die katholische Kirche hier so stark dominiert, dass man sich als Andersgläubiger
eingeschränkt fühlen muss. Das finde ich
sehr angenehm.
Sie kommen aus dem mehrheitlich katholischen Bayern, haben im evangelisch geprägten Oldenburg gearbeitet. Jetzt wohnen Sie seit zwei Jahren hier am Rhein. Ist
Mainz eine katholische Stadt – wie es viele
Protestanten wahrnehmen?
Ich habe an verschiedenen Orten gelebt, die
stark katholisch geprägt waren. Bamberg,
wo ich studiert habe, war insgesamt eine
viel katholischere Stadt. Es gab aber auch
Orte, in denen Kirche weniger Bedeutung
hatte, zum Beispiel meine achteinhalb Jahre in Mannheim. Oldenburg ist tatsächlich
eine gefühlt recht protestantische Stadt, weil
auch der evangelische Bischof in der Stadt
lebt. Es ist natürlich insgesamt eine eher
kleine Landeskirche, aber wir hatten einen
recht intensiven Kontakt, haben gerade in
den letzten Jahren viel zusammen gemacht.
Hier in Mainz habe ich die Begegnungen im
privaten Raum mit Kardinal Lehmann sehr
genossen, habe das als großes Privileg empfunden, in kleinen Runden immer wieder
dabei sein zu können. Manche waren dann
ganz verwundert, dass ich so ruhig war und
so wenig gesprochen habe. Es liegt in der
Natur der Theatermenschen, zumindest in
meiner Natur, nicht sofort loszulegen, sondern gerne erst einmal zu reflektieren und
Dinge auf mich wirken zu lassen, mich einen Moment zurückzunehmen und mich
erst dann zu äußern, wenn ich meine Meinung auf einem Fundament habe bilden
können. In Mainz habe ich den Eindruck,
dass die physische Präsenz des Domes in
der Stadtmitte eine große Bedeutung hat,
er ist eine Bezugsgröße. Durchaus auch bei
Protestanten und bei Menschen, die keinen
katholischen Glauben haben. Das merkt
Im kommenden Jahr feiert die evangelische Kirche das 500-jährige Jubiläum
der Reformation, auch in Mainz. Welche
Bedeutung hat die Reformation für das
Theater?
Mainz hat mit Gutenberg nicht nur den gewählten „Man of the Millenium“, sondern
auch den Menschen, ohne dessen Leistung
sich die Reformation nicht durchgesetzt
10
hätte. Durch die Erfindung des Buchdrucks
und durch die Verbreitung und Demokratisierung von Wissen ist Mainz auch ein symbolischer Ausgangsort von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit geworden – nicht nur,
weil man mehrfach von den Franzosen besetzt war. Dadurch ist ein echtes Miteinander auf Augenhöhe erst möglich geworden.
Wissen, Lesen, Schreiben, das war früher ein
Privileg einiger weniger. Heute ist jeder völlig selbstverständlich in der Lage, ins Netz
zu gehen, zu Hause, von unterwegs. Wissen
ist komplett abrufbar, ist damit demokratischer, und das ist – bei allen Gefahren und
Risiken der Digitalisierung – etwas Großartiges für die Menschheit. Ohne Gutenberg
wäre das nicht möglich gewesen. Er ist ein
wichtiger Vater der Freiheit des Denkens.
Anders denken, eine andere Haltung einnehmen zu dürfen, das ist einer der großen
Prozesse der Reformation, sich zu trauen,
sich gegen etwas vermeintlich Überholtes
aufzulehnen und etwas anders dem entgegenzusetzen. Damit ist die Reformation
auch für das Theater ein ganz wesentlicher
Impulsgeber
viel verraten, aber wir werden auch in eine
sehr prominente, zentrale, evangelische Kirche gehen und sie mit einer Produktion bespielen. Das wird das Reformationsjahr mit
einläuten.
Wir haben im Theater Menschen aus ungefähr 35 Nationen versammelt, Menschen
aller Glaubensrichtungen, auch Atheisten,
also eine sehr plurale, weltoffene Gesellschaft mit einer sehr guten kreativen Gemeinschaft. Es gibt bei uns im Haus den
Wunsch und auch die Offenheit – egal, welchen Glauben man selbst hat –, dass wir uns
mit dem Thema „Reformation“ befassen.
Sie ist von zentraler Bedeutung. Das können
wir nicht verstreichen lassen.
Herr Müller, vielen Dank für das Gespräch!
Die Fragen stellte Marcel Schilling
Markus Müller wurde 1973 in Kempten geboren. Er studierte BWL, Theaterwissenschaften, Germanistik und
Philosophie in Bamberg, Erlangen und
Mannheim. Seine Theaterlaufbahn
startete er als Amateurdarsteller auf
der Freilichtbühne in Altusried in seiner
Allgäuer Heimat. Von 1997 bis 2001
war Müller persönlicher Referent des
Generalintendanten Ulrich Schwab in
Mannheim, ab 2001 sein Stellvertreter.
Von 2006 bis 2014 war der Vater einer
Tochter Generalintendant des Oldenburgischen Staatstheaters.
Seit August 2014 ist er Intendant des
Staatstheaters Mainz.
Feiert das Staatstheater mit?
Das Staatstheater beschäftigt sich damit
intensiv. Wir haben ganz bewusst in die
Spielzeit 2017 / 2018 die Oper „Mathis, der
Maler“ von Paul Hindemith gelegt. Das ist
ein starkes Bekenntnis zu Mainz und eine
zentrale große Produktion, inszeniert von
unserer Hausregisseurin Elisabeth Stöppler,
musikalisch geleitet von unserem Generalmusikdirektor Hermann Bäumer, für den
das eine wichtige musikalische Auseinandersetzung ist. Und wir wollen noch nicht zu
11
TITELTHEMA
»Amen«, »Kyrie« und »Gloria«
»
zu ganz bestimmten Gottesdienstformen
zusammengestellt, die bis heute Bestand haben.
Gehen wir einige Beispiele durch. Zunächst die jüdische Prägung: Jesus war Jude
und wurde schon zu Lebzeiten, spätestens
nach seiner Auferstehung unbestritten von
seiner Anhängerschaft als der verheißene jüdische Messias und als Heiland der Völker
aufgefasst. Deshalb las die judenchristliche
Urgemeinde selbstverständlich die Torah als
das „Alte Testament“. Es wurde bald ergänzt
um die Apostelbriefe und die Evangelien.
Auch die Auslegung der Schrift übernahmen die Christen aus dem Synagogengottesdienst. Gebete und vor allem die Psalmen als
Lieder waren für die Christen ebenfalls unverzichtbar. Auch wenn die frühen Christen
rasch den Jerusalemer Tempel und die Synagogen verließen und sich in Privathäusern
trafen, nahmen sie über die Heiligen Schriften und die Gebetsformen die jüdischen Ursprünge mit. Von diesen Ursprüngen zeugen
zum Beispiel das „Halleluja“, der hebräische
Kyrie eleison – Halleluja – Hosianna – Amen.« Wir alle hören, singen
und beten diese Worte in fast jedem
Gottesdienst. Wir machen einfach mit, weil
„man das ja schon immer so macht“, und
wir denken in der Regel kaum darüber nach,
was sie bedeuten.
Doch woher kommen diese Worte? Welchen Sinn haben sie? Warum gehören sie zu
unserem Gottesdienst? Wer so fragt, steigt
ein in die Religionsgeschichte der Menschheit und kommt im Forum Romanum der
Römerzeit oder gar dem Jerusalemer Tempel
von vor 3000 Jahren heraus.
Unser christlicher Gottesdienst hat, grob
gesprochen, drei Wurzeln, aus denen er gewachsen ist. Das sind vor allem natürlich der
Tempelkult und der Synagogengottesdienst
des Volkes Israel, und danach der römische
Staatskult sowie schließlich die bunte Vielfalt der spätantiken Mysterienreligionen.
Alle diese drei Einflüsse sind aber nicht einfach willkürlich zusammengemixt worden,
sondern wurden von den frühen Christen
12
TITELTHEMA
Wie der christliche Gottesdienst entstand
dieser nun „Mithras“ oder „Isis“. Auch im
christlichen Gottesdienst finden sich „mysteriöse“ Handlungen, die den Feiern dieser Religionen gleichen: Zum Beispiel sagt
Paulus, durch die Taufe seien wir Christen
mit „Christus begraben in den Tod“, damit
wir auch mit ihm auferstehen. Oder er berichtet davon, in seinen Gemeinden gebe es
charismatische Strömungen von Menschen,
die während der Gemeindefeiern in Ekstase
verfielen.
Der christliche Gottesdienst – nur ein
Sammelsurium verschiedener Einflüsse?
Gewiss nicht. Denn der Kirche ging es von
Anfang an nur um eines, wenn sie fremde Bräuche übernahm: Jesus Christus, der
Sohn des lebendigen Gottes, sollte in der
Kraft des Heiligen Geistes gefeiert werden.
Die zwei grundlegenden Feiern dafür
waren die Taufe und das Abendmahl. Beide
Feiern hatten ihren Grund in der Geschichte Jesu selbst, in dem Beginn und dem Gipfel seines Wirkens. Und sie wurden auf Jesus
selbst zurückgeführt, nämlich darauf, dass
er seinen Jüngern befohlen hatte, sie auszuführen. Sie machten gewissermaßen ihn
selbst im Leibe der Gemeinde lebendig. Alle
jüdischen, römischen und hellenistischen
Einflüsse mussten sich dem Ziel dieser Feiern unterordnen. Sie sind auch bis heute die
Mitte unserer Gottesdienst geblieben.
Und wenn wir Gottesdienst feiern, gerade auch mit den unverständlichen griechischen und hebräischen Worten, stellen wir
uns an die Seite all derer, die vor Urzeiten es
gewagt haben, unter zum Teil viel schwierigeren Umständen als wir heute, den Glauben zu Jesus Christus zu bekennen.
Manuel Schilling
Jubelruf „Lobt Gott“ aus den Psalmen, oder
das aramäische „Amen“, das übersetzt „So
sei es!“ bedeutet und das Gebet abschloss.
Anders ist es mit den römischen Vorbildern. Ihre Formen nahm die Kirche zwar
auf, deutete sie aber bewusst in ihr Gegenteil
um. Das lässt sich gut an dem Ruf „Kyrie
eleison“ zeigen. „Kyrie“ heißt auf Griechisch
„Herr!“. Mit diesem Ruf mussten die griechischen und römischen Volksmassen auf
den öffentlichen Versammlungen ihre Herrscher als Götter verehren. Dagegen wandte
sich die Kirche und proklamierte Jesus als
„Kyrios“. Dass sie einen unbedeutenden
jüdischen Wanderprediger, der zudem als
Schwerverbrecher verurteilt und gekreuzigt
worden war, als „Herren“ ansahen, der dem
Kaiser überzuordnen war – das war schon
eine politische Provokation. Darüber hinaus
lehnten die Christen bewusst einen Opferkult mit getöteten Tieren ab, ja verweigerten
den Kniefall vor den kaiserlichen Statuen.
Nicht nur deshalb wurden die Christen in
den ersten Jahrhunderten als Staatsfeinde
und Atheisten verfolgt.
Schließlich ist noch die dritte Wurzeln
des christlichen Gottesdienstes zu nennen:
die „Mysterien“. Der Mittelmeerraum war
in der Spätantike ein „melting pot“ geworden, ein Schmelztiegel, vergleichbar unserer
heutigen globalisierten Welt. Viele entwurzelte Menschen aus verschiedenen Kulturen suchten in den römischen Großstädten
nach religiösem Halt. Den fanden sie in
geheimnisvollen „Mysterien“, die aus den
unterschiedlichsten Religionen von Indien,
Persien und Ägypten zusammengemischt
wurden. Dabei ging es in der Regel darum,
durch besondere Riten mit dem Heilsmittler persönlich in Verbindung zu treten, hieß
13
TITELTHEMA
TITELTHEMA
»Wäre ich in Hamburg aufgewachsen, wäre ich
nicht kreativ geworden«
Michael Pietsch
In: „Grimm. Ein deutsches Märchen“ am Mainzer Staatstheater
D
Foto: Bettina Müller
sieht man bis unters Dach nur Lindenbretter. „Zehner-Balken“, sagt Michael Pietsch.
Heißt: die sind 10 cm dick.
Der 32-jährige braucht das Holz für seine Puppen und Marionetten. Aber bevor er
daraus Tiere, Menschen, Phantasiefiguren
schnitzen kann, müssen die Bretter erst fünf
Jahre trocknen. „Das Holz ist nicht einfach zu bekommen, weil Lindenholz kein
Nutzholz ist. Man kommt nur dran, wenn
bei Straßenbauarbeiten irgendwo ein alter
Baum gefällt wird. Aber wir sind gut vernetzt.“ Sein Glück: Pietschs Vater ist Förster.
ie kreative Heimat von Michael
Pietsch liegt hinter dem Donnersberg zwischen Kirchheimbolanden und Rockenhausen. Genauer: in der
letzten Straße des Dorfes St. Alban. Hinter dem Einfamilienhaus steigt der Garten
an, endet in grünen Wiesen und langsam
verblühenden Rapsfeldern. Vor dem Haus
steht Pietsch in grauer Hose und kariertem
Flanellhemd, begrüßt die Gäste und zeigt
als allererstes den Carport. Aber auch das
ist nicht ganz korrekt. Der Carport müsste
eigentlich „Lindenport“ heißen. Statt Autos
14
Der Mainzer Schauspieler und Puppenbauer Michael Pietsch liebt
seine Heimat am Donnersberg – und zieht von hier aus in die Welt
aufführte und mit der die beiden anschließend durch die Region zogen. Gockel war
auch Statist am Pfalztheater, und als Pietsch
ihm eines Abends davon erzählte, dass er
Puppen und Marionetten schnitze, war Gockels Interesse geweckt.
Die beiden haben aus der Leidenschaft
inzwischen einen Beruf gemacht. Gockel
ging als Regieschüler nach Berlin auf die
Ernst-Busch-Schule, Pietsch bewarb sich
in Leipzig auf der Schauspielschule – und
wurde aufgenommen: „Ich habe immer irgendwie Glück gehabt. Da bewerben sich
1.500 bis 2.000 Leute für 15 Plätze. Und
ich werde genommen!“ Nach zwei Jahren
Grundstudium erhielt er am Schauspielhaus
Leipzig einen Elevenvertrag im Ensemble,
mit 23 holte ihn Intendant Markus Müller
ans Staatstheater Oldenburg. „In meinem
zweiten Jahr“, erinnert sich Pietsch, „hat
Markus Müller dann Jan Gockel in Oldenburg die Regie für ,Baal´ von Brecht angeboten. Das war die Wiederaufnahme unserer Zusammenarbeit.“ Pietsch und Gockel
entwickelten die Idee, „Baal“ sowohl mit
echten Schauspielern als auch mit Marionetten aufzuführen. „Bertolt Brecht hat ja
drei verschiedene Fassungen von Baal geschrieben. Es geht um einen jungen unerfahrenen Schriftsteller, der bei den Frauen
großen Erfolg hat. Wir haben uns gedacht,
wir zeigen Baal als soziophoben Nerd, der zu
Hause bei seiner Mutter auf dem Sofa sitzt
und mit den Frauen eigentlich nichts auf die
Rolle bekommt. Und er schaut zu, wie die
Puppen die Geschichte, die er träumt, aufführen.“ Eine ausgefallene Idee, die den jungen Pfälzern viel Aufmerksamkeit schenkte.
Sie haben da einiges angestoßen, bekommen zurzeit viele Anfragen anderer
Im Nachbardorf, im alten Försterhaus,
hat Pietsch als 10-jähriger angefangen zu
schnitzen. Das Holz fand er im Wald hinter dem Haus. Und schon damals bastelte
er Marionetten. Eine der ersten Puppen war
ein ca. 8 cm kleines Schwein, eine andere
eine kleine graue Maus. Bei beiden lassen
sich alle vier Füße einzeln bewegen – und
der Schwanz. Mal ringelt er sich in die
Höhe, mal schlängelt er sich über den Boden. Die Tierchen sind ganz schön schwer.
„Das liegt am Blei in den Füßen“, erklärt
Pietsch. „Dann kann man sie leichter bewegen.“
Die Liebe zum Theater wurde geweckt,
als seine Eltern ihm ein Puppentheater bastelten. Damals war er drei – und spielte sich
fortan stundenlang selbst Geschichten vor.
Als er mit der Theater AG des Gymnasiums
das Pfalztheater in Kaiserslautern besuchte,
meldete er sich als Statist. Mit 15 stand er
das erste Mal auf der großen Bühne und bekam schnell immer größere Statistenrollen
übertragen. Möglicherweise ist der Urgroßvater schuld. Der wollte Schauspieler werden, was ihm aber die Familie verbot. Also
wurde er Lehrer, schnitzte nebenher Holzpuppen. Fünf Köpfe, die sein Urgroßvater
anfertigte, hat Pietsch vor ein paar Jahren
von einer Großtante geschenkt bekommen.
Sie haben im Schrank am Fuß der Kellertreppe einen Ehrenplatz. „Sie bedeuten mir
sehr viel“, sagt Pietsch.
Der Keller ist sein Reich. Schon im Treppenhaus grüßen Mick Jagger, Keith Richard,
Ron Wood und Charlie Watts von den
Wänden. Die vier Stones-Marionetten gehören zu einer Puppenrevue, die Pietsch zusammen mit seinem Freund Jan-Christoph
Gockel 2001 im Pfalztheater Kaiserslautern
15
TITELTHEMA
Reportage: Schauspieler und Puppenbauer Michael Pietsch
Häuser. In Bern sind sie zusammen aufgetreten, in Zürich, in Mainz mit „Grimm“
und Hauptmanns „Ratten“, in Bonn, Heidelberg, Mannheim und Graz. Dort haben
sie „Merlin“ von Tankred Dorst aufgeführt.
Eine Riesenproduktion, weil das Stück noch
nie mit Schauspielern und Puppen aufgeführt wurde. Und weil Pietsch 24 Puppen
bauen musste, vom vier Meter großen Riesen bis zum „Zuschauer“. Dessen Kopf ist
aus Silikon gegossen, sein Anzug feuerfest.
Schließlich wird er in jeder Aufführung angezündet. Der „Merlin“ sei eine wichtige
Produktion gewesen, sagt Pietsch, „weil sie
die neue Intendanz von Iris Laufenberg eingeleitet hat“. Es war ein Riesen-Erfolg. Vor
wenigen Wochen waren sie mit „Merlin“ zu
den Wiesbadener Maifestspielen eingeladen.
Die „Merlin“-Puppen sind gerade aus
Wiesbaden eingetroffen, liegen und hängen
in Pietschs Werkstatt herum. Pietsch wird
sie aufarbeiten, in Plastikbeutel stecken und
an die Wände des Kellerflurs hängen, zu
den anderen Puppen und Marionetten, die
er schon geschaffen hat, 200 insgesamt. Alles Originale und alle unterschiedlich groß,
denn: „Die Puppen müssen auf einer riesigen Theaterbühne mit Schauspielern wirken. Mal vor 200 aber auch mal vor 1.000
Zuschauern.“ Bis zu 18 Monate arbeiten
Regisseur Gockel, die Bühnenbildnerin Julia Kurzweg und Michael Pietsch an einem
Stück. Aus dem Probenprozess entwickeln
sie die Figuren, die Pietsch dann in seiner
kleinen Kellerwerkstatt schnitzt und mit
Klappgelenken und Schnüren ausstattet.
„Jede neue Produktion ist ein Rätsel, wie
man da vorgehen muss.“ Für den Mainzer
„Macbeth“ hat Pietsch die Präparate eines
Fuchses, eines Raben und eines Rehkitzes
auseinandergenommen, mit Gelenken ver-
sehen und wieder zusammengesetzt. Jetzt
tanzen drei Tiere über die Bühne des Staatstheaters. Seit zwei Jahren ist Pietsch festes
Ensemblemitglied des Mainzer Staatstheaters, Jan Christoph Gockel einer der Hausregisseure. Gleichzeitig haben sie die Freiheit,
auch Engagements an anderen Häusern anzunehmen. Zum Beispiel in Bochum in der
kommenden Spielzeit. Demnächst ziehen
sie auch mit dem Stück „Coltan-Fieber“, das
sie für das internationale Festival in Ouagadougou entwickelt haben, durch 15 Städte in Nordrhein-Westfalen.
Die künstlerische Basis bleibt aber Mainz.
Hier werden sie am 16. September mit „Pinocchio“ die neue Spielzeit eröffnen. Heißt
für Michael Pietsch: wieder kein Sommerurlaub, stattdessen im Keller am Donnersberg
sägen, schnitzen, schrauben. Noch experimentiert Michael Pietsch damit, wie er aus
gedrechselten Hölzern nach und nach auf
der Bühne eine Pinocchio-Figur entstehen
lassen kann. Dass die Nachbarn ab und zu
durch die Kellerfenster hineinschauen, freut
ihn: „Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Dann habe ich lange woanders gelebt,
in Leipzig, Oldenburg, Berlin, Heidelberg.
Jetzt genieße ich es, wieder im Dorf zu sein.
Diese Gegend hat mich kreativ gemacht.
Wenn ich in Hamburg aufgewachsen wäre,
hätte ich sicher nicht angefangen, Puppen
zu bauen.“
Marcel Schilling
TITELTHEMA
Die beste Rolle meines Lebens, …?
Judith Eha
»… sehr wohl fühle ich mich in der Rolle
als Mutter. Das fühlt sich richtig gut an,
wobei ich weiß, dass man diese Rolle
niemals perfekt ausfüllen wird. Im Beruf ist
es einfacher: Da fällt man klare Entscheidungen, sieht und weiß sofort, ob es die
richtigen waren. Ich liebe beide Rollen, es
ergänzt sich wunderbar!«
Juno Schütze
»… wenn ich mich verkleide, dann am
liebsten als Indianer. Weil sie ganz eigene
Kleider haben und weil sie im Zelt leben.
Das finde ich toll.«
Beratung rund um das Thema Pflege und häusliche Versorgung
In der Beratungsstelle des Pflegestützpunktes bekommen Sie qualifizierte und neutrale
Beratung und Informationen. Hier können Sie sich als ältere Person, als pflege- oder hilfebedürftige Person sowie als Angehöriger hinwenden. Die drei Mitarbeiterinnen Sabine
Theis, Stefanie Hetzler und Mareike Schütze beraten in den Stadtteilen Oberstadt-Süd/
Altstadt-Süd umfassend, kostenlos und neutral alle gesetzlich Krankenversicherten – telefonisch, im Büro oder auch gerne bei einem Hausbesuch. Die Pflegestützpunkte werden
gemeinschaftlich vom Land Rheinland-Pfalz, von Kommunen, Pflegekassen, Wohlfahrtsverbänden und privaten Trägern finanziert.
Pflegestützpunkt
Mainz Oberstadt-Süd/ Altstadt-Süd
Jägerstraße 37
55131 Mainz
16
17
TITELTHEMA
AUS DEM LEBEN DER LUTHER-GEMEINDE
»Komm, wir spielen Spiderman!«
Ein Ort der Begegnungen und der Freundschaft
Was soll denn das Theater?« Kennen wir nicht alle diesen Satz von
unseren Eltern?! Und wir wussten
gleich: Das Spiel war zu viel, wir hatten eindeutig geltende Grenzen gesprengt.
Hier in der Kita verkleiden sich Kinder
täglich. Einige bevorzugen eine bestimmte
Verkleidung, andere probieren immer etwas
Neues aus. In dem Moment, in dem das
Kleid geschlossen ist und die Füße in die
„Klick-Klack-Schuhe“ (das sind: Pumps)
gerutscht sind oder die Maske über dem
Gesicht befestigt wird, sind die Kinder tatsächlich „nicht mehr da“. Plötzlich ist da
„Spiderman“. Und die übrigen Kinder laufen schreiend vor ihm weg. Aber animieren
ihn gleichzeitig durch lautes Rufen, hinter
ihnen herzulaufen.
Was passiert hier? Ist das Verkleiden eine
Flucht aus der Realität? Zieht sich das Kind
aus dem Hier und Jetzt mit den dazugehörigen Anforderungen zurück? Dies wäre
vergleichbar mit Erwachsenen, die während
der „närrischen Tage“ ihr Sein komplett
neu definieren, um aus dem Alltagstrott zu
fliehen. Geltende Regeln und Erwartungen
an korrektes Verhalten werden außer Kraft
gesetzt. Das hätte allerdings einen herben
Beigeschmack, wenn eine Verkleidung von
jeder sozialen Verantwortung freisprechen
würde und jeder das täte, was er möchte
ohne Rücksicht auf die anderen.
Oder ist es die Möglichkeit sich in einer
neuen Rolle, in einer anderen Position im
Gruppengefüge zu erleben und andere –
neue – Erfahrungen zu sammeln?! Kinder
in der Kita spielen in der Regel nicht alleine Theater. Eine kleine Gruppe Kinder
schlüpft in neue, ihnen aus Film und Hörspiel bekannte Identitäten. Man fängt an
in Jahr „Café Kontakt“. Das sind andere geben nur ab und wünschen dem
fast 20 Termine seit letztem Jahr mit Team viel Erfolg. Die bauen schon mal auf:
durchschnittlich 60 Besucherinnen Tische stellen, eindecken. Oft werden wir
und Besuchern. Hier treffen sich Syrer, Af- von unseren „Stammkunden“ unterstützt,
ghanen, Albaner, Eritreer, Deutsche. Unser die kommen früher und helfen Tische traCafé ist ein echter
gen. Dann geht’s
Begriff
geworden
in die Flüchtlingsfür die Bewohner
unterkunft
zum
der FlüchtlingsunAbholen.
Denn
terkunft in der Ellyauch nach einem
Beinhorn-Straße.
Jahr klappt das
Das Café entAlleine-kommen
stand aus der Idee
selten. Aber sobald
heraus, den Geein „Café-Teamler“
flüchteten einen Ort
in der Unterkunft
zu geben, an dem Andreas mit seinen »Patenkindern« Youssef und Talal gesichtet wird, hört
sie willkommen sind, an dem sie erste Kon- man schon über die Flure rufen: „Café?
takte zu ihren Nachbarn knüpfen können. Heute Café?“ – der Rest spricht sich rum.
Und was ist daraus geworden? Wir denken: Und nach und nach setzen sich diejenigen,
genau das und sogar noch mehr. Denn hier die Lust haben, in Bewegung, für ein Stück
entstehen echte Freundschaften.
Kuchen und einen Kaffee und vor allem für
Da ist Andreas – er hat im Café Kontakt ein Gespräch. Um zu lachen und manchmal
Talal aus Syrien kennen gelernt und ihm auch um zusammen zu weinen.
eine echte Starthilfe gegeben: WG-Zimmer,
Das Helfer-Team des Café Kontakt kennt
Praktikum, Behördengänge. Samstags tref- die meisten der Besucher, und uns wird das
fen sich die beiden beim Marktfrühstück Herz gemeinsam schwer, wenn wieder eiund danach gehen sie oft noch in unser Café ner unserer Stammgäste abgeschoben wurKontakt. Immer noch. Andreas findet das de. Das sind die harten Momente für uns.
wichtig. Er sagt, Talal soll seine Erfahrungen Aber die vielen wunderbaren Begegnungen
mit den anderen Neuangekommenen teilen. mit anderen Kulturen, mit lieben Menschen
Andreas ist nur einer von vielen, vielen wiegen das auf. Denn nicht nur Andreas und
Helfern aus dem Viertel, aus der Gemeinde. Talals Freundschaft hat hier begonnen. Wir
Die Palette ist breit, hier gibt es Kuchenbä- alle sind uns sicher – dieses Engagement ist
cker, Deutschlehrer, Möbelbesorger, Um- keine Einbahnstraße.
zugshelfer
So ein Café-Kontakt-Tag fängt mit den
Katja Hudelmaier
Kuchenspenden an. Alle 14 Tage samstags
geht die Tür im Gemeindehaus auf und zu, Informationen zur Ökumenische Flüchtund es kommen gerne mal fünf Kuchen her- lingshilfe Oberstadt finden Sie hier:
einspaziert. Manche Kuchenbäcker bleiben, www.oefo.net.
»
Warum Theater und Rollenspiel für Kinder so wichtig sind
18
auszuhandeln, wer welche Person ist. Das
gemeinsame Spiel wird durch einen ständigen Dialog entwickelt. Die Kinder muten
sich gegenseitig Enttäuschungen und Ärger
zu. All das, was wir Erwachsenen so gerne
von ihnen fernhalten. Aber haben sie schon
mal ein Kind erlebt, dass nach einem missglückten Rollentausch nie wieder ein Kostüm angefasst hätte?
Aber: Theaterspielen gelingt auch ohne
Requisiten. Den Kindern reichen sehr oft
die Bilder, die in ihrem Kopf entstehen, und
sie lassen die anderen daran teilhaben: Theaterspielen heißt bei uns: Reden und Diskutieren, bis es den Erzieherinnen zu viel wird!
Fazit: Theaterspiele, Rollenspiele in der
Kinderzeit sind eine äußerst vielseitige Lernplattform für das einzelne Kind und die
Kindergruppe. Sie lernen Sozialverhalten,
Regeln und das Treffen und Einhalten von
Absprachen. Und vor allen Dingen werden
Denk- und Sprachfähigkeit eingeübt, geschult und ausgebaut. Theater: das ist Lernen ohne Bewertung, Lob und Tadel. Und
deshalb ist es toll, wenn es wieder heißt:
„Komm wir spielen ‚Spiderman‘ oder ‚Eisprinzessin‘“.
Cornelia Schäfer
Ein Jahr »Café Kontakt« in unserer Gemeinde
E
19
NEUES AUS DEM LUTHER-KV
NEUES AUS DER EKHN
D
ie Kirchenleitung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau
(EKHN) hat Dekanate, Gemeinden und
Einrichtungen bestärkt, sich weiter in der
Flüchtlingsarbeit zu engagieren, sich für
die Integration Hilfesuchender einzusetzen sowie für Offenheit und Toleranz in
Deutschland einzutreten. Man beobachte
mit Sorge, wie in manchen Teilen der Bevölkerung „die anfängliche Herzlichkeit und
Hilfsbereitschaft“ gegenüber Geflüchteten
„der Skepsis, Sorge und sogar Feindseligkeit“ gewichen sei, schreibt die Kirchenleitung in einem Orientierungspapier mit
dem vollständigen Titel „Noch Raum in der
Herberge? – Zur theologischen Vergewisserung und ethischen Orientierung angesichts
von Flucht und Migration“. Darin listet
die Kirchenleitung insgesamt 14 theologische Begründungen zum Engagement für
Flüchtlinge auf. Unter anderem erinnert das
Schreiben daran, dass Flucht und Vertreibung in der Menschheitsgeschichte nichts
Neues seien. Dies zeige sich beispielsweise
in der besonderen Bedeutung des Themas
in biblischen Texten. Dort gebe es „ein ausgeprägtes Bewusstsein für die Existenz verschiedener Völker und für die Dynamik von
Migration und Beheimatung“. Das Leben
zeige sich dort als „ein Leben in Bewegung
mit der nie ganz eingelösten Sehnsucht nach
Heimat“.
Diese Haltung spiegle sich auch im Christentum wider. So bedeute das Wort Kirche,
das aus dem Griechischen stamme, wortwörtlich „herausrufen“ (ekklesia). Christinnen und Christen seien damit gleichsam
herausgerufen aus allen Festlegungen, die
sich durch ihr Zuhause ergäben. „Der Ort,
an dem wir leben, der Staat, zu dem wir gehören, die ethnische Gruppe, zu der wir uns
zählen – all das kann keine letzte Verbindlichkeit haben. Wir gehören – jetzt schon –
zu Gottes neuer Welt, die allen Menschen
verheißen ist. In dieser Heimat gibt es keine
Heimatlosen – es gibt dort nur Schwestern
und Brüder der einen Menschenfamilie in
Christus“, heißt es in dem Text.
er Kirchenpräsident der EKHN, Volker Jung, hat sich in seiner diesjährigen
Osterbotschaft gegen ein Versinken in „Verzweiflung und Resignation“ angesichts der
gegenwärtigen weltweiten Herausforderungen gewandt. Fluchtbewegungen, Kriege,
wirtschaftliche Not in vielen Teilen der Welt
und zunehmender Terrorismus in Europa
dürften nicht dazu führen, „vor den Problemen die Augen zu verschließen und sich zu
sagen ‚wir können ohnehin nicht die ganze
Welt retten‘“. Dies würde „dem freien Lauf
lassen, was Menschen den Tod bringt“. Die
Osterbotschaft sei dagegen „Gottes großes
Wort vom Leben“. Für alle Christinnen und
Christen bedeute dies, sich im Glauben, „an
dieses Wort zu hängen“ und todbringenden
Mächten entgegenzutreten.
ardinal Karl Lehmann ist eine der
beeindruckendsten Persönlichkeiten
der Bundesrepublik“. Das sagte EKHNKirchenpräsident Jung zum Ausscheiden
des 80-jährigen Mainzer Bischofs. „Durch
seine den Menschen zugewandte Art, seine
herausragende Bildung, Intellektualität und
Kommunikationsstärke, seine unaufdringliche Glaubensgewissheit, seinen freundlichen Humor und vieles mehr“ sei Lehmann
ein bis heute gefragter und hoch respektierter Gesprächspartner, Berater und Redner.
Für die evangelische Kirche sei er „über fünf
Jahrzehnte hinweg der katholische Motor
der Ökumene“ gewesen, so Jung. Immer
wieder habe er betont, dass es zum Gespräch
der Kirchen untereinander keine Alternative
gebe.
EKHN / Marcel Schilling
D
K
20
D
er Kirchenvorstand (KV) der Luthergemeinde hat die Gemeindemitglieder Martina Renz-Bünning und Benjamin
May in den Kirchenvorstand nachberufen.
Rechtsanwältin Renz-Bünning war bereits
in den vorangegangenen Legislatur-Perioden Kirchenvorsteherin, für May, Student
der Geschichte, Literaturwissenschaft und
Philosphie, ist es die erste Legislaturperiode.
Die neuen KV-Mitglieder sollen helfen, die
Luthergemeinde zu leiten und die vielfältigen Aufgaben in den verschiedenen Ausschüssen zu bewältigen. Der KV besteht zukünftig aus zwölf gewählten und berufenen
Mitgliedern und aus den zwei Pfarrerinnen
und Pfarrern. Renz-Bünning und May wurden im Gottesdienst am 19.6.2016 in ihr
neues Amt eingeführt.
D
ie Ökumenische Flüchtlingshilfe
Oberstadt, die verschiedene Projekte
der katholischen und evangelischen Gemeinden der Oberstadt mit Flüchtlingen
unterstützt, wird sich in einen Verein nach
katholischem Recht umwandeln hat aber
nach wie vor eine ökumenische Ausrichtung. Der KV hat in seiner Mai-Sitzung
mehrheitlich entschieden, die Gründung
des ÖfO e.V. und seine Ziele zu unterstützen und einen Vertreter in den Beirat des
neuen Vereins zu entsenden.
M
areike Euser, Erzieherin in der Lutherkrippe, ist seit dem 1. Mai stellvertretende Leiterin der Lutherkita. Das hat
der Kirchenvorstand in seiner Aprilsitzung
einstimmig beschlossen. Euser übernimmt
die Aufgabe für 18 Monate. Die bisherige stellvertretende Kitaleiterin, Susanne
Schmidt, hatte darum gebeten, die Aufgabe
vorübergehend ruhen zu lassen.
21
D
er monatliche Essensbeitrag, den die
Eltern der Kitakinder zu zahlen haben,
ist von 60 Euro auf 45 Euro gesenkt worden.
Das hat der KV einstimmig entschieden. Der
höhere Essensbeitrag war seit dem Umzug
der Kita in das sanierte Gemeindehaus seit
2014 erhoben worden, als noch nicht genau
feststand, wie viel Geld für die Versorgung
der Kinder benötigt wird. Nachdem die Küche auf Bio umgestellt wurde, Köchinnen
diverse Fortbildungskurse belegt haben und
auch eine Kinderküche angeschafft wurde,
in der die Kinder an den Umgang mit Lebensmitteln herangeführt werden sollen, hat
der KV festgestellt, dass der monatliche Beitrag gesenkt werden kann. Der KV hat die
Eltern der jetzt in der Kita betreuten Kinder informiert und ihnen auf Antrag die im
vergangenen Jahr zu viel gezahlten Beiträge
in Höhe von ca. 200 Euro zurücküberwiesen. Erfreulicherweise haben viele Eltern auf
eine (komplette) Rückzahlung der Gelder
verzichtet und mehr als 4.600 € der Luthergemeinde gespendet. Mit der Spende kann
die Lutherkirche das Defizit verringern, das
ihr der Betrieb der Lutherkrippe jedes Jahr
beschert. Derzeit beläuft sich der jährliche
Fehlbetrag der Krippe, in der Ein- bis Dreijährige betreut werden, bevor sie in die Lutherkita überwechseln, auf ca. 10.000 Euro.
Trotz des Defizites, das durch Gottesdienstkollekten und Spenden ausgeglichen wird,
hält die Luthergemeinde an dem Betrieb der
Kita fest, weil die Nachfrage nach frühzeitiger Kinderbetreuung in der Oberstadt sehr
hoch ist.
D
ie Kollekte des Konfirmationsgottesdienstes erbrachte 898 Euro. Sie war
bestimmt zur Unterstützung der Kinderund Jugendarbeit in der Luthergemeinde.
Wir danken allen Gebenden für ihre Gaben.
Marcel Schilling
AUS DEM LEBEN DER LUTHER-GEMEINDE
AUS DEM LEBEN DER LUTHER-GEMEINDE
Noch nicht erwachsen, aber um viele Erfahrungen reicher
Sophia Khalifa über ihre Konfirmandenzeit in Luther
M
ist zu einem neuen Menschen geworden,
aber eine kleine Veränderung war bei jedem
zu sehen.
Das Konfijahr hat uns nicht nur in diesem Sinne weitergebildet, wir haben auch
viel Neues dazugelernt mit den Pfarrern.
Manche von uns konnten am Anfang dieses
Jahres das Vaterunser noch nicht auswendig,
die meisten von uns wussten weder, wo sich
Bibelstellen befanden, noch was für einen
Inhalt sie hatten. Natürlich können wir alle
die Bibel jetzt nicht auswendig, aber wir
können schon viel mehr mit ihr anfangen.
Ich muss sagen, meine Erwartungen an
das Konfijahr waren vorher immer andere.
Ich dachte, dass wir nach dem Jahr erfahren
im Glauben sein würden und schon erwachsen. Keiner von uns war das wirklich, als wir
nach unserem Konfigottesdienst am 1. Mai
aus der Kirche traten. Aber all unsere Erfahrungen, die wir in diesem Jahr gesammelt
haben, sind mindestens genauso viel wert.
eine Konfirmation und der dazugehörige Konfiunterricht waren für mich – eigentlich, seit ich
denken konnte – eine Selbstverständlichkeit, die weit in der Zukunft lag. Deshalb
war ich auch zuerst etwas überrumpelt, als
ich erfuhr, dass es schon soweit war, mit dem
Unterricht anzufangen. Doch schon, als ich
das erste Mal in den Konfiunterricht im
Luthergemeindehaus kam, waren praktisch
alle meine Zweifel weggewischt. Wir haben
uns jeweils relativ schnell miteinander angefreundet und wurden von der schüchternen,
stillen Gruppe zu einem guten Team.
Den Konfiunterricht empfand ich weder
als anstrengend, noch als schwierig. Es war
immer sehr leicht mitzumachen und alles zu
verstehen. Und auch die, die sich am Anfang nie trauten, etwas zu sagen, legten nach
und nach ihre Schüchternheit ab. Wir alle
in dieser Konfigruppe haben ein Jahr lang
zugesehen, wie wir jeweils älter wurden, uns
verändert haben und vielleicht auch ein wenig reifer geworden sind. Niemand von uns
Sophia Khalifa
Die Konfirmanden, Pfarrer Hoffmann-Schaefer und Pfarrerin Sydow beim Abendmahl.
Foto: Peter Henningsen
22
23
AUS DEM LEBEN DER LUTHER-GEMEINDE
»Erinnert ihr euch noch? An damals – 1956?«
»Lutheraner« feiern Diamantene Konfirmation
AUS DEM LEBEN DER LUTHER-GEMEINDE
Dem Lutherjahr ein paar Monate voraus
Unsere Senioren auf den Spuren des Reformators in Worms
Z
Seit 10 Jahren treffen sie sich einmal im April, um sich an ihre eigene Konfirmation zu erinnern:
die Diamantenen Konfirmanden der Luthergemeinde.
Foto: Dieter Neumayer
U
ngewöhnlich war der Beginn der
Predigt an diesem Aprilsonntag:
Der Prädikant Dieter Neumayer
sang alte Schlager. Es war die Erinnerung
für die Frauen und Männer, die sich zur
Diamantenen Konfirmation in der Lutherkirche zusammengefunden hatten – die Erinnerung an die Zeit ihrer Konfirmation im
Jahr 1956.
Was ist aus den Träumen und Hoffnungen der damaligen Mädchen und Jungen
geworden? Auf dem alten Konfirmationsfoto ist eine große Schar zu erkennen, die der
damalige Pfarrer Usener konfirmiert hatte.
Prädikant Dieter Neumayer predigte so lebendig zu dem Text des Sonntags, dass alle
gebannt zuhörten. Allerdings waren es nicht
mehr so viele wie damals, die heute in die
Lutherkirche gekommen waren.
Ungewöhnlich ist auch, dass die diamantenen Konfirmanden sich seit ihrer goldenen
Konfirmation in der Lutherkirche vor 10
Jahren regelmäßig treffen und jedes Jahr um
ihren damaligen Konfirmationstermin zum
Gottesdienst zusammenkommen. So war es
auch jetzt wieder beim 60-jährigen Konfirmationsjubiläum eine muntere Gruppe, für
die Pfarrer Hoffmann-Schaefer mit dem Bibelwort aus dem Predigttext des Sonntags
um Gottes Segen bat: „Unser Glaube ist der
Sieg, der die Welt überwunden hat“ (1. Joh
5, 5).
iel unseres diesjährigen Seniorenausflugs war Worms. Bei der Führung
durch den Dom St. Peter erfuhren
wir, dass er der kleinste der drei Kaiserdome ist und etwa hundert Jahre jünger als
die beiden anderen in Mainz und Speyer. In
Worms musste sich Martin Luther auf dem
Reichstag 1521 vor Karl V. verantworten.
Luthers Standhaftigkeit, seine Thesen nicht
zu widerrufen, hatte schließlich den Bruch
in der abendländischen Kirche zur Folge.
Eine Besonderheit des Doms zeigt sich
am Südportal, dem Portal für das Volk:
die figürliche Gestaltung einer „steinernen
Bilderbibel“. Zu sehen sind zum Beispiel
Adam und Eva, die Arche Noah und auch
Jesu Geburt. Weiter ging die Führung zur
Dreifaltigkeitskirche, die ursprünglich als
„Reformationsgedächtniskirche zur Heiligen Drey-Einigkeit“ errichtet wurde. Nach
der fast völligen Zerstörung durch Bombenangriffe 1945 wurde sie nach Plänen von
Professor Otto Bartning wieder aufgebaut
– jener Architekt, nach dessen Plänen auch
unsere Lutherkirche erbaut wurde.
In der Dreifaltigkeitskirche gibt es viel
zu entdecken: Zwischen den Orgelpfeifen
befindet sich das Mosaik „Luther vor Kaiser
Karl V.“ aus ungefärbten Rheinkieselsteinen,
15 Bunt glasfenster zeigen eine Bilderbibel,
und an den Wänden finden wir das Glaubensbekenntnis mit Auslegungen.
Wenig entfernt befindet sich das weltgrößte Lutherdenkmal. Von einem ausführlichen Rundgang hielt uns dann allerdings
das einsetzende Gewitter ab. Wir betrachteten es nur aus der Ferne und flüchteten
in das direkt daneben liegende Café. Da
der Regen nicht nachließ, dehnten wir das
Kaffeetrinken etwas aus und begaben uns
danach direkt zu unserem Bus. Am Ortsausgang von Worms fuhren wir an der Lukaskirche vorbei. Sie wurde 1950 als eine der
43 Notkirchen nach Plänen von Professor
Bartning errichtet und sieht unserer Lutherkirche sehr ähnlich, hat allerdings einen
Turm.
Margit Klein
Hans Ulrich Hoffmann-Schaefer
24
25
AUS DEM LEBEN DER LUTHER-GEMEINDE
Einmal über den Tellerrand schauen
AUS DEM LEBEN DER LUTHER-GEMEINDE
Internationales Kirchenfest
an Christi Himmelfahrt in Altmünster
unser (das jeder in seiner Heimatsprache
spricht), dem Friedensgruß, dem Segen und
einigen Gospels geht es im Hof der Altmünstergemeinde in die zweite Halbzeit.
Für maximal fünf Euro gibt es einen Teller
afrikanischer oder asiatischer Speisen, wer
mag, besorgt sich noch Kuchen, einen Kaffee oder Tee und hockt sich zu „wildfremden“ Menschen an die Biertischgarnituren.
Nach solch buntem Gottesdienst zu Christi
Himmelfahrt darf man ja mal etwas über
den eigenen Tellerrand schauen – und sehen, was die anderen sich auf den Pappteller
geschaufelt haben. Die gute Hausmannskost
läuft ja eh nicht weg. Die bekommen wir jeden Sonntag – in unserer Heimatgemeinde.
bleibt eine Aussage hängen. Zum Beispiel
die von Amir Seyfi, einem vor kurzem getauften Christen aus dem Iran: „Durch die
Bibel habe ich gelernt, dass ich mit Gott reden kann.“ Oder die von Marc Asante, Pfarrer der Life of Christ Fellowship: „Kirche
ist nicht die Organisation. Kirche, das sind
die Menschen, die Christus nachfolgen.“
Oder die von Priester Hayr Serovpé Isakhanyan von der Armenischen Gemeinde:
„Der Hauptgrund für die Spaltungen der
christlichen Kirchen sind nicht Glaubensfragen, sondern administrative Fragen, wer
am meisten zu sagen hat. Aber eigentlich hat
Gott am meisten zu sagen, hat Christus am
meisten zu sagen.“
Das Schöne an dem Internationalen Kirchenfest – nach den Fürbitten, dem Vater-
Marcel Schilling
Foto: Loreen Fetthauer
E
ligen sich Mitglieder und Gruppen von zehn
christlichen Gemeinden und Gemeinschaften aus Mainz: die Armenische Gemeinde,
die Ungarisch-Reformierte Gemeinde, die
Philippinische Gemeinde, die ÄthiopischOrthodoxe Gemeinde, die Christusversammlung Mainz, Life of Christ Fellowship,
die Christus- und die Altmünstergemeinde,
die Iranische Gruppe der Auferstehungsgemeinde und die Evangelische Stadtjugend.
Und wo Protestanten etwas Besonderes feiern, sind Bläser meist nicht fern: die Meenzer Paulusbleeser sorgen von der Empore aus
für Unterstützung.
Die Predigt ist diesmal eine Diskussionsrunde. Pfarrerin Ilka Friedrich, im Dekanat zuständig für die Ökumene, interviewt
drei Christen, was Luthers Reformation in
der einen Welt für sie bedeutet. Von jedem
in normaler Gottesdienst ist etwas
Verlässliches: Orgelvorspiel, Eingangsliturgie, Gemeindelied, Epistel
oder Evangelium, Predigt, Fürbitten und Segen, Orgelnachspiel. Da weiß man, was man
hat. Aber: Es darf zur Abwechslung auch
mal etwas Ausgefallenes sein, zum Beispiel
an Christi Himmelfahrt. Als die Glocken
in der Altmünsterkirche verstummen, legen der Chor GospelGroove Mainz und die
vierköpfige Band mit dem Lied „Sing and
Shout“ los. Schon die erste Zeile beseitigt
jeden Zweifel: „When I woke this morning,
I didn´t have no doubt“ – es war wohl doch
kein Fehler, sich für das neunte Internationale Kirchenfest aus dem Bett gequält zu
haben.
An dem knapp anderthalbstündigen Gottesdienst des Evangelischen Dekanats betei26
DIE WÜRDE DES MENSCHEN
IST UNANTASTBAR.
Dies gilt im Leben wie im Tod!
Wir stehen den trauernden Hinterbliebenen
einfühlsam zur Seite und unterstützen sie, den
Abschied ihres geliebten Menschen so zu gestalten,
wie es dem eigenen Denken und Fühlen entspricht.
Mit unserer Kraft. Unserer Kompetenz.
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AUS DEM LEBEN DER LUTHER-GEMEINDE
Am Rande – Flüchtlinge und ihre Geschichten
Luthergemeinde beteiligt sich an der »Nacht der Offenen Kirchen«
AUS DEM LEBEN DER LUTHER-GEMEINDE
Für ´ne Bratwurst in die Kirche
Gemeinde lädt zum „Pray and Eat“ein: erst Beten, dann Essen
S
S
ie steht am Rande der Innenstadt, die
Lutherkirche.
Sie stehen am Rande. An den Ufern
des Mittelmeeres, an der Grenze zwischen
Griechenland und Mazedonien, am Rande unserer Gesellschaft. Mehr als 53.000
Flüchtlinge wurden im vergangenen Jahr
in den rheinland-pfälzischen Aufnahmeeinrichtungen registriert und anschließend auf
die Städte und Gemeinden verteilt – wenn
sie nicht wieder abgeschoben wurden. Jetzt
leben sie unter uns, zum Beispiel in den
Containern in der Elly-Beinhorn-Straße,
aber auch in angemieteten Wohnungen.
Die Flüchtlinge und ihre individuellen
Geschichten – aufgeschrieben von Kirchenvorsteherin Katja Hudelmaier – sind das
Thema der Foto-Ausstellung „Am Rande“,
die am Freitag, den 9. September zwischen
20.00 und 23.00 Uhr in der Lutherkirche
gezeigt wird.
In der Ausstellung sind ebenfalls Fotos
von Pfarrer Hans Ulrich Hoffmann-Schaefer zu sehen, die das Thema „Am Rande“
auf ganz eigene Art und Weise in den Blick
nehmen.
Die Ausstellung ist der Beitrag der Luthergemeinde zur 6. ökumenischen „Nacht
der Offenen Kirchen“ in der Innenstadt. Sie
beginnt um 19.30 Uhr in St. Quintin und
endet um 24.00 Uhr in der Josefskapelle in
der Hinteren Christofsgasse.
Marcel Schilling
28
Wir freuen uns auf Sie und Ihre Familie. Immer wieder sonntags – und besonders am 4.
September.
Marcel Schilling
ehen wir uns? Klar, immer wieder
sonntags, um 11 Uhr zum Gottesdienst. Und sollen wir nicht mal eine
Kleinigkeit zusammen essen gehen? Auch
das ist möglich, und zwar bei uns in der
Kirche: Am 4. September lädt die Luthergemeinde alle, die Lust haben, zum „Pray and
Eat“-Gottesdienst ein.
Erst feiern wir um 11 Uhr einen Familiengottesdienst, anschließend gibt es was Leckeres zu essen: Salate, Würstchen, Steaks,
Chips und Kuchen. Scheint die Sonne,
grillen wir auf der Rasenfläche hinter der
Kirche, wenn es wieder regnen sollte wie im
vergangenen Jahr, essen wir unter der Empore in der Kirche. Für Getränke und das
Fleisch sorgt die Gemeinde. Wer Salate und
Kuchen mitbringen möchte, darf das sehr
gerne tun!
Urlaubszeit - Lesezeit
Für die Leseratten die schönste Zeit des Jahres …
S
Ausleihe mittwochs von 15-17 Uhr, auch
in der ersten Schulferienwoche. Sommerpause vom 27.7.-24.8.
Mit Schulbeginn sind wir dann mit neuem Schwung wieder da.
Gute Erholung und einen schönen Sommer wünscht
ommer, Urlaub, Ferien – Zeit für entspannendes Lesen und Schmökern.
Passend dazu gibt es in der Bücherei
wieder Neues zu entdecken! Spannendes
und Unterhaltsames für „Jung und Alt“ und
viele schöne Bilderbücher für die Kleinen.
Einfach vorbeikommen, aussuchen, ausleihen, mitnehmen – gern auch ein paar mehr
für die langen Ferienwochen.
Ihr / Euer Bücherei-Team
Brigitte Diehl,
Margit Klein,
Gisela Schleicher
29
AUS DEM LEBEN DER LUTHER-GEMEINDE
FREUD UND LEID IN LUTHER
»Luthertag« statt Halloween
Grundschulkinder feiern am 31. Oktober Reformationsfest
S
chon seit einigen Jahren feiern wir in
der Lutherkirche am Reformationstag
den Luthertag für Kinder. Dort können Kinder im
Grundschulalter
in verschiedenen
Stationen spielerisch und kreativ
etwas über Martin
Luther erfahren.
Ein Team bereitet
die abwechslungsreichen
Inhalte
für die Kinder vor
– im vergangenen
Jahr haben wir z.B.
mit echter Tinte und echten Federn Karten
gestaltet, den Reichstag zu Worms, an dem
Luther seine Lehre widerrufen sollte, mit
Playmobilfiguren nachgespielt, Lutherbrötchen gebacken und Lutherrosen gestaltet.
Im Anschluss an die Luther-Stationen
findet auch in diesem Jahr wieder der inzwischen schon legendäre Fackelzug um die
Kirche statt. Den
Abschluss feiern
wir mit den Eltern
gemeinsam am Lagerfeuer hinter der
Kirche im Garten
bei einem kleinen
Imbiss. Eine echte
Alternative zu Halloween, das ja auch
am Abend des 31.
Oktober immer
öfter gefeiert wird.
Aber: Der Reformationstag ist älter! Seid ihr
am 31.10. ab 17 Uhr dabei? Wir nehmen
jetzt schon Anmeldungen entgegen!
Getauft wurden:
am 27.03.2016
am 27.03.2016
am 03.04.2016
am 08.05.2016
am 08.05.2016
am 08.05.2016
am 15.05.2016
Jacob Moritz Cölle
Ida Martha Pils
Anna Elisabeth Appelmann
Mina Krenner
Ella Dorothea Eidner
Lotta Marie Wechselberger
Juliane Klara Theresia Haupt
In der Lutherkirche wurden am 01.05.2016 konfirmiert:
Ronja Marie Cloß, Tilman Deicke Orta, Lea Gottschling, Lasse Graf, Luis Hecker, Julius Henningsen, Sophia Khalifa, Jascha Krams, Paul Meyer, Julian Post, Jan Sarfert,
Sebastian Schenkel, Daphne Schütze
Dagmar Sydow
Aus unserer Gemeinde sind verstorben:
Harald Reichert
Martha Brunner
Karl-Heinz Friedrich
Kurt Schleidt
Karl Kreutzmann
30
am 04.03.2016
am 06.04.2016
am 24.04.2016
am 01.05.2016
am 07.05.2016
31
TERMINE & INFOS IN LUTHER
Am Samstag, 2. Juli sind Kinder im Grundschulalter eingeladen, Geschichten von
David beim Kinderbibeltag mit Lego zu
bauen. Gemeinsam mit den Kindern aus
der Thomasgemeinde treffen wir uns von
10.00-14.00 Uhr im Gemeindehaus der
Thomasgemeinde. Am Sonntag, 3. Juli feiern wir um 10.00 Uhr in der Thomaskirche
einen Familiengottesdienst zum Thema.
Bücherei
Brigitte Diehl, Telefon: 5 35 00
Margit Klein, Telefon: 8 13 40
Gisela Schleicher, Telefon: 57 36 77
mittwochs 15.00 - 17.00 Uhr
im Gemeindehaus
Sommerpause vom 27.7.-24.8.
Flötenensemble (FLuTho)
Silke Wüllner, Telefon: 2 12 36 97
dienstags 18.00 Uhr
Kindergottesdienst
Hilke Schröder-Rumsfeld, Tel: 97 29 374
Raffael Kalisch, Tel: 0163 – 87 77 892
(1-7 Jahre und ab 8)
10.7., 18.9., 23.10., 13.11., jeweils 11.00
Uhr in der Lutherkirche
Konfirmandenunterricht
Pfarrer Hans Ulrich Hoffmann-Schaefer
und Pfarrerin Dagmar Sydow
samstags 9.00 - 15.00 Uhr
einmal im Monat
Zum Luthertag für Kinder am 31.10. um
17.00 Uhr sind wieder alle Kinder ab 6 Jahre eingeladen. Wir feiern den Reformationstag in und um die Lutherkirche (siehe auch
den Text auf Seite 30).
Literaturkreis 60 plusminus
Elke Best
dienstags 15.30 - 17.00 Uhr
jeden ersten Dienstag im Monat
Nachmittagsgottesdienst
mittwochs 16.00 Uhr
Vincenz-Hospital, An der Goldgrube
Im Luthergemeindehaus gibt es jetzt eine
Sammelstelle für das Projekt „Deckel
gegen Polio“. Machen Sie mit und helfen
auch Sie, diese Krankheit zu bekämpfen, indem Sie Plastikdeckel sammeln und in die
Sammelbox im Luthergemeindehaus stecken. Mehr zu dem Projekt erfahren Sie im
Thomasteil auf S. 10 -11.
Ökumenischer Bibelkreis
Pfarrer Radecke und Mechthild Heiner
montags 20.00 Uhr
jeden zweiten und vierten Montag
im Monat, Pfarrsaal St. Alban
»Alles in Blech« Lutherbläser
Marcel Schilling, Telefon: 92 51 67
14.9, 5.10., 2.11., 14.12., jeweils 20 Uhr,
Luthergemeindehaus
Posaunenchor
Matthias Schädlich,
Telefon: 06 11 - 1 35 50 14
dienstags 19.45 Uhr
Thomasgemeinde, Berliner Straße 37a
Seniorentreff
Hilde Weber, Telefon: 5 43 54
Margit Klein, Telefon: 8 13 40
Hildegard Wolf, Telefon: 22 95 95
jeden zweiten Freitag
im Monat, 15.00 - 17.00 Uhr
Thomas-Chor
Silke Wüllner, Telefon: 2 12 36 97
montags 20.00 Uhr
Thomasgemeinde, Berliner Straße 37a
Kinderchor
Sina Hermann, Telefon: 62 24 263
mittwochs 17.15 bis 18.00 Uhr
im Luthergemeindehaus
Am Wochenende um den 9. Oktober besucht eine Delegation der Luthergemeinde
im Rahmen des gemeindlichen Besuchsdienstes die Evangelische Kirchengemeinde Gimbsheim in Rheinhessen. Die
Gimbsheimer waren vor fünf Jahren zu uns
gekommen. Nun steht der Gegenbesuch an.
Der Besuchsdienst dient dazu, die Gemeindearbeit des anderen und auch die eigene
Gemeindearbeit zu reflektieren und mit anderen Augen wahrzunehmen.
Am Sonntag, 4. September feiern wir um
11.00 Uhr erst Familiengottesdienst und
essen dann anschließend je nach Wetter
in und um die Lutherkirche gemeinsam –
„Pray and Eat“ (siehe auch den ausführlichen Text auf Seite 29).
Am Freitag, 9. September nimmt die Lutherkirche an der Nacht der offenen Kirchen teil und öffnet ihre Türen von 20.0023.00 Uhr für eine Ausstellung mit dem
Thema „Am Rande“. Es warten auf Sie Bilder und Geschichten von Geflüchteten und
Fotos von Pfarrer Hoffmann-Schaefer, die
das Thema auf ihre eigene Art ins Bild setzen. Herzliche Einladung vorbeizukommen,
zu schauen, ins Gespräch zu kommen und
sich zu stärken (siehe auch den ausführlichen Text auf Seite 28).
Der Martinsumzug der Lutherkita ist dieses
Jahr keineswegs närrisch, auch wenn er am
Freitag, den 11.11. stattfindet. Um 17 Uhr
setzt sich der Laternenzug in Bewegung und
zieht zusammen mit dem heiligen Martin in
einer großen Runde um das Gemeindehaus.
Nach der Rückkehr zur Kita gibt es im
Garten wieder eine Kleinigkeit zu essen und
zu trinken.
Am Sonntag, 2. Oktober findet der Familiengottesdienst zu Erntedank um 11.00
Uhr in der Kirche statt. Groß und Klein
sind wieder eingeladen, mit der Kita zusammen die gute Schöpfung Gottes zu feiern
und den Kinderchor zu hören.
32
UNSERE VERANSTALTUNGEN IN LUTHER
33
LUTHER-STECKBRIEF
Michael Hain
Tätigkeit in der Gemeinde:
Leitung des Krippenspiels an Heiligabend.
Hobbys: Ich bin in der glücklichen Lage zu sagen: mein Beruf! Und gerne beschäftige ich
mich auch mit meiner Familie – wenn man das als Hobby bezeichnen kann …
Lieblingsbuch: Eigentlich immer das Buch, welches ich gerade lese, dann tauche ich gerne
in die jeweilige Geschichte oder Materie ein und lasse mich gerne literarisch verführen. Allerdings sollte jeder bestimmte Bücher gelesen haben müssen. Ich bin überzeugt, dann wäre
unsere Welt ein wenig besser: z.Bsp. „Novellen“ von Stefan Zweig.
Lieblingsessen: Auch da lasse ich mich gerne verführen. Ob fränkische und norddeutsche
Hausmannskost oder polnische, französische, italienische Küche: Hauptsache lecker!
Lieblingsbibelstelle: „Es werde Licht! und es ward Licht.“ … und: „Alles, was ihr also von
anderen erwartet, das tut auch ihnen!“ (Mt 7,12)
Was mich ärgert: Ach vieles: Intoleranz. Wenn Menschen anderen Menschen Leid zufügen.
Und eine Studie hat festgestellt, dass für viele Jugendliche das Internet wichtiger ist als der
Glaube – bedenklich!
Was mir Kraft gibt: Auf jeden Fall meine Familie … und die Tasse Kaffee am Morgen. Oft
sind es die kleinen Dinge, die das Leben so schön machen!
Was ich an der Gemeinde schätze: Offenheit, Vielfalt, Freundlichkeit und die leuchtenden
Augen der Kinder beim Krippenspiel!
Meine Vision von Kirche: Ich weiß, wie schwer das sein muss, sich ständig neu zu erfinden,
aber das MUSS die Kirche angehen, will sie für eine Mehrheit der Jugend in Zukunft attraktiv sein.
34
MA ANNERSTERUM
Der Mann unter dem Baldachin
E
s gibt im Leben mehr großartige Momente, als man erwartet. Man muss
sie nur erkennen. So wie der Freund,
der mir von seiner kleinen Tochter berichtete. Wie sie ihm mit leicht verschreckten
Augen im Flur entgegen kam: „Papa, ich
habe Kacka gemacht.“ Wie er dann, erfreut
über die Selbstständigkeit der Vierjährigen,
zurückfragte „bist du allein aufs Klo gegangen?“ Wie sie sagte „Nein“ und dann in Tränen ausgebrach. Shit happens.
Wenn ich an großes Kino denke, fällt
mir eine Geschichte mit meiner Erstgeborenen ein. Sie war ungefähr zwei Jahre alt
und wir auf der Rückfahrt aus dem Urlaub
in der Provence. Wir standen etwas unter
Zeitdruck, hatten getrödelt und gerieten in
immer schlechteres Wetter. Bei Montélimar
peitschte Schneegestöber über die Autobahn. Alle krochen bei Tempo 60 den Berg
hoch – alle. Wir ahnten, dass wir erst tief
in der Nacht nach Hause kommen würden,
wenn wir durchführen, und beschlossen, in
Tournus zu übernachten. Wir fanden ein
Hotel mit Feinschmeckerlokal. Wir schauten uns an, lächelten und reservierten einen
Tisch mit Kinderstühlchen. Dass wir das
etwas teurere Menü nahmen, versteht sich
– wenn man schon blechen muss, dann richtig. Was wir besonders nett fanden: für Kinder gab es das Erwachsenen-Menü in klein.
Keine Fischstäbchen, kein Kinderschnitzel!
Die Franzosen haben einfach Klasse!
Die Vorspeise ein herrliches Jambon persillé an Salatblättchen, die Kürbisschaumsuppe ein Gedicht, das Boeuf Bourgignon,
zusammen mit dem großartigen Burgunder,
eine Offenbarung. Ganz zu schweigen von
dem fantastischen Dessert. Wir ernteten
anerkennende Blicke der übrigen Gäste für
die Manieren der Tochter und näherten uns
dem Zustand, den auch der HERR empfin-
det, wenn er sich in Frankreich aufhält, als
die Kurze sich über den Teller beugte und
alles erbrach. Geräuschlos, heimlich nach
links und rechts schauend nahmen wir alle
Taschentücher, versuchten zu retten, was zu
retten war. Was übrig blieb, wurde durch die
sauber drapierten Stoffservietten verdeckt.
Ich bat um die Rechnung und zahlte. Das
Trinkgeld war das höchste, das ich je in meinem Leben gab.
Schön ist auch die Baldachin-Geschichte.
Sie ereignete sich am Feiertag, den evangelische Christen am liebsten mögen – an Fronleichnam. Wir schliefen lange, bereiteten in
aller Geruhsamkeit das Frühstück vor und
erfreuten uns an den liturgischen Gesängen
aus dem Dom, die von den Lautsprechern
auf die Straßen der Altstadt übertrugen
wurden. Es schellte. Vor der Tür die beiden
Nachbarskinder von ganz oben: „Können
wir bei euch den Umzug sehen?“ Kein Thema: wenn man in der Beletage wohnt, Logenblick auf die Gasse hat und dem Gesinde
unterm Dach einen Gefallen tun kann, soll
man nicht kleinlich sein. Es ist ja durchaus
ein Spektakel, wenn der Bischof die Monstranz mit der Hostie durch die Straßen
trägt. Der Bischof wird übrigens durch einen Baldachin geschützt. Den dürfen vier
starke Männer links und rechts tragen. Wir
öffneten die Fenster und warteten auf die
Prozession. „Sie kommen!“ Erst zwei Fahnenträger in langen Gewändern und einer,
der ein vergoldetes Kreuz vor sich hertrug,
dann viele Gläubige. Die Malteser. Dann
Burschenschafter, auch sie mit Fahnen. Die
Jungs vom Domchor. Der Mädchenchor.
Kommunionkinder. Von der Monstranz
keine Spur. Plötzlich dreht sich der kleine
Tom um und ruft laut auf die Straße: „Wann
kommt denn der Baldachin-Heini?“ Also,
mein Kind war´s nicht.
Marcel Schilling
35
36
37
Thomaskirche
Lutherkirche
Thomaskirche
Lutherkirche mit Abendmahl und Taufe
Thomaskirche mit Abendmahl
Lutherkirche
Altenheim Göttelmannstraße mit Abendmahl
09.30
11.00
So, 24.07.16
9. So. n. Trinitatis
09.30
So, 31.07.16
10. So. n. Trinitatis 11.00
09.30
So, 07.08.16
11. So. n. Trinitatis 11.00
09.30
So, 14.08.16
12. So. n. Trinitatis 11.00
Fr, 19.08.16
Thomaskirche
Lutherkirche mit Taufe
Thomaskirche
Lutherkirche Familiengottesdienst mit Abendmahl,
anschließend „Pray and Eat“
Thomaskirche mit Abendmahl
Lutherkirche
Thomaskirche
Lutherkirche mit Kindergottesdienst (1-6 und ab 7 Jahre) und Kirchencafé
Altenheim Göttelmannstraße mit Abendmahl
09.30
So, 28.08.16
14. So. n. Trinitatis 11.00
09.30
So, 04.09.16
15. So. n. Trinitatis 11.00
09.30
So, 11.09.16
16. So. n. Trinitatis 11.00
09.30
So, 18.09.16
17. So. n. Trinitatis 11.00
Fr, 23.09.16
Thomaskirche mit Abendmahl und Posaunenchor
Lutherkirche Familiengottesdienst mit Abendmahl, Kinderchor
und Posaunenchor
09.30
11.00
09.30
11.00
So, 02.10.16
Erntedank
So, 09.10.16
20 So. n. Trinitatis
09.30
So, 23.10.16
22. So. n. Trinitatis 11.00
Thomaskirche
Lutherkirche mit Kindergottesdienst (1-6 und ab 7 Jahre) und Kirchencafé
Altenheim Göttelmannstraße mit Abendmahl
Fr, 21.10.16
15.30
Thomaskirche
Lutherkirche mit Taufe
09.30
So, 16.10.16
21. So. n. Trinitatis 11.00
Thomaskirche
Lutherkirche
Thomaskirche
Lutherkirche
09.30
So, 25.09.16
18. So. n. Trinitatis 11.00
15.30
Thomaskirche
Lutherkirche
Thomaskirche anschließend Gemeindefest
Lutherkirche mit Taufe
09.30
So, 21.08.16
13. So. n. Trinitatis 11.00
15.30
Thomaskirche
Lutherkirche
11.00
11.00
So, 17.07.16
8. So. n. Trinitatis
Altenheim Göttelmannstraße mit Abendmahl
15.30
Fr, 15.07.16
Thomaskirche mit Abendmahl
Lutherkirche mit Kindergottesdienst (1-6 und ab 7 Jahre)
09.30
11.00
So, 10.07.16
7. So. n. Trinitatis
Hoffmann-Schaefer
Hoffmann-Schaefer
Hoffmann-Schaefer
Hoffmann-Schaefer
Hoffmann-Schaefer
Sydow
Sydow
Petri
Sydow
Hoffmann-Schaefer
Hoffmann-Schaefer
Hoffmann-Schaefer
Sydow
Sydow
Sydow
Sydow
Sydow
Sydow
Hoffmann-Schaefer
Hoffmann-Schaefer
Hoffmann-Schaefer
Hoffmann-Schaefer
Hoffmann-Schaefer
Hoffmann-Schaefer
Hoffmann-Schaefer
Hoffmann-Schaefer
Hoffmann-Schaefer
Sydow
Sydow
Hoffmann-Schaefer
Hoffmann-Schaefer
Sydow
Hoffmann-Schaefer
Hoffmann-Schaefer
Hoffmann-Schaefer
Hoffmann-Schaefer
Sydow
Hoffmann-Schaefer
Thomaskirche mit Abendmahl
Lutherkirche mit Abendmahl
09.30
11.00
So, 20.11.16
Ewigkeits‚sonntag
Hoffmann-Schaefer
Altenheim Göttelmannstraße mit Abendmahl
15.30
Fr, 18.11.16
Hoffmann-Schaefer
Hoffmann-Schaefer
Thomaskirche mit Abendmahl
Lutherkirche mit Kindergottesdienst (1-6 und ab 7 Jahre) und Kirchencafé
09.30
11.00
So, 13.11.16
vorletzter So.
d. Kirchenjahres
Sydow
Sydow
Thomaskirche
Lutherkirche mit Abendmahl
09.30
11.00
So, 06.11.16
drittletzter So. d.
Kirchenjahres
09.30
So, 30.10.16
23. So. n. Trinitatis 11.00
Thomaskirche
Lutherkirche
Sydow
Sydow
UNSERE REGELMÄSSIGEN VERANSTALTUNGEN IN THOMAS
38
Blockflötenensemble FLuTho
Silke Wüllner, Telefon: 2 12 36 97
dienstags, 18.00 Uhr
im Luthergemeindehaus
Gemeindetreff
Kirchenvorstand, Telefon: 5 15 21
1. Donnerstag im Monat, 19.00 Uhr
Konfirmationsunterricht
Pfarrerin Dagmar Sydow
und Pfarrer Hoffmann-Schaefer
samstags, 9.00 Uhr
einmal im Monat
Kreativkreis
Gisela Wilke, Telefon: 57 28 99
mittwochs, 9.30 Uhr
Meditative Stunde mit Beziehung
zu Glaubensfragen
Reinold Schacht,
Telefon: 0177 – 162 34 88
montags, 18.30 Uhr
Pfadfinder Jungenbund Phoenix
Lorenz Hegeler, Peter Köppelmann,
Telefon: 0157 – 835 451 33
2. und 4. Freitag im Monat, 16.00 Uhr
für Jungen ab 10 Jahren
Posaunenchor
Matthias Schädlich
Telefon: 06 11 - 1 35 50 14
dienstags, 19.45 Uhr
Seniorennachmittag
Helga Hartmann, Telefon: 98 40 16
3. Mittwoch im Monat, 15.00 Uhr
Singgruppe „Heaven ‘97“
Claudia Braun, Telefon: 5 15 21 (Gemeindebüro)
freitags, 19.30 Uhr
Spielenachmittag
Margot Blaufuß, Telefon: 57 78 17
1. Mittwoch im Monat, 15.00 Uhr
Stiller Wochenausklang
Friederike und Ernst Böttcher,
Telefon: 5 15 50
freitags, 18.00 Uhr
Thomas-Chor
Silke Wüllner, Telefon: 2 12 36 97
montags, 20.00 Uhr
26
FREUD UND LEID IN THOMAS
Getauft wurden:
Emil Löwer
Leon-Cedric Jacobi
am 10.04.2016
am 22.05.2016
Konfirmiert wurden:
Hannah Haag, Alina Schmitt, Michelle Steinhauer
Aus unserer Gemeinde sind verstorben:
Winand Löhr
Olga Schreiner
Ruth Schikora
Harriet Apel
24
am 08.03.2016
am 11.03.2016
am 23.04.2016
am 06.05.2016
25
AUS DEM LEBEN DER THOMAS-GEMEINDE
THOMAS-STECKBRIEF
Der Fauxpas
Wie aus Feinden Freunde werden
I
n den späten Sechzigerjahren gab es in
der Berliner Siedlung zwei Hochhäuser
mit kleinen Appartements, in denen
Schwestern, Pfleger und Angehörige der
Universitäts-Kliniken wohnten; unter ihnen
sehr viele Ausländer. Darunter auch eine
Reihe von Afrikanern. Sie sprachen in der
Regel sehr gut Deutsch und nahmen - sofern evangelisch - auch an unseren Gottesdiensten teil.
Einer dieser Afrikaner hieß Alfred Yeboa.
Er kam aus Togo und war der Sohn eines
evangelischen Kantors. Da Alfred Yeboa
sich nicht nur an unseren Gottesdiensten,
sondern auch am übrigen Gemeindeleben
beteiligte, lag es für uns nahe, ihn in den
Kirchenvorstand zu berufen, nicht zuletzt,
um Ansprechpartner für die Evangelischen
in den „Schwesternhäusern“ zu sein.
Es war wieder einmal Sonntag. Wir feierten einen Abendmahlsgottesdienst, und
ich begrüßte, wie das meine Art war, die
Gottesdienstbesucherinnen und -besucher
am Eingang. Alfred Yeboa war schon da und
hatte seinen Stammplatz eingenommen, als
eine mir bis dahin unbekannte kohlpechrabenschwarze Afrikanerin die Kirchentreppe
heraufkam. Ich stellte mich vor, hieß sie
willkommen und begleitete sie, einer spontanen Eingebung folgend, zu der Stuhlreihe,
in der Alfred Yeboa saß. Ich stellte die beiden einander vor und dachte, etwas Richtiges getan zu haben. Zu jener Zeit wohnte
auch der rheinhessische Pfarrer für Mission
und Ökumene in unserer Gemeinde, Dr.
Schnellbach, der an diesem Sonntag ebenfalls im Gottesdienst war. Nach der Kirche
nahm er mich zur Seite: „Sind Sie wahnsinnig geworden?“ - „Keine Ahnung!“ - „Sie
haben die schwarze Schwester neben un-
seren Yeboa gesetzt, wissen Sie denn nicht,
dass die aus Ghana ist!?!“ – „Ja, und ….?“
„Mensch! Man kann doch eine Ghanaerin nicht neben einen Togolesen setzen!
Ghanaer und Togolesen sind einander spinnefeind!“ – „•Ja, aber die beiden sind doch
Christen!“
„Eben! Mit denen klappt in der Ökumene gar nichts! Versuchen Sie, den Fauxpas
schnell wieder in Ordnung zu bringen!!“
Die Sache belastete mich. Am Nachmittag ging ich ins Schwesternhaus und klingelte bei Yeboa. Er öffnete und freute sich:
„Komm ‘rein, du kannst gleich ‘ne Tasse
Kaffee mit trinken!“ Ich trat ein und sah am
Tisch – die Schwester aus Ghana!
Nur zögernd versuchte ich, den Grund
meines Besuches zu erklären. Die beiden
lachten: „Ja, Dr. Schnellbach hat schon
recht!“ meinte Alfred. „Leute aus Togo und
Ghana – das geht nicht. Aber, nachdem du
uns nun mal zusammengesetzt hast und wir
auch nicht umhin konnten, gemeinsam zum
Abendmahl zu gehen, sind wir übereingekommen, den traditionellen Konflikt hier in
Deutschland nicht unbedingt fortsetzen zu
müssen. – Nimmst du Milch?“
Man hat die beiden noch öfters im Gottesdienst gesehen.
Hans Jürgen Fischer, Pfarrer i.R.
Erna Ludwig
Tätigkeit in der Gemeinde:
Ich war viele Jahre lang im Diakoniekreis
aktiv, habe dort für Seniorennachmittage
und Gemeindetreffs gebacken und gekocht,
außerdem Besuche zu runden Geburtstagen
gemacht. Inzwischen bin ich gern „einfach
so“ bei Gemeindeveranstaltungen dabei.
Hobbys: Bis vor einigen Jahren habe ich gern in meinem Kleingarten direkt an der Berliner
Siedlung gearbeitet. Jetzt im Alter hätte ich zwar die Zeit, habe aber leider nicht mehr genügend Kraft dafür.
Lieblingsbuch: Lieber leichte Literatur als schwere.
Lieblingsessen: Ich koche und esse ganz vielfältig. Fleisch, Gemüse, Suppen, Salat – es muss
nicht vegetarisch sein!
Was mich ärgert: Ich bin kein Typ, der sich schnell ärgert und meckert. Viel zu häufig geht
es dabei doch um Kleinigkeiten, die die Aufregung nicht wert sind.
Was mir Kraft gibt: Meine Familie, zu der ich ein gutes Verhältnis habe – das empfinde ich
als großes Glück und nicht als Selbstverständlichkeit. Auch meine vertraute Umgebung, in
der ich hoffentlich noch lange wohnen kann.
Was ich an unserer Gemeinde schätze: Ich mag den guten Zusammenhalt untereinander
und bin froh über die langjährigen Kontakte, die ich auch über die Gemeinde geknüpft habe
und weiter pflege.
Meine Vision von Kirche: Große Veränderungsideen habe ich nicht. Ich finde es beruhigend,
dass es immer weiter geht und neue Leute mit neuen Ideen sich einbringen.
22
23
AUS DEM LEBEN DER THOMAS-GEMEINDE
Gemeinsam gesegnet gefeiert
Deutsch-koreanischer Gottesdienst am 5.06.16
D
Segen strömten die Menschen nach draußen, unter vielen herzlichen Begrüßungen
und Gesprächen. Unübersehbar sind in 30
Jahren viele persönliche Bekanntschaften
zwischen Mitgliedern beider Gemeinden
gewachsen.
Bei schönstem Sommerwetter konnten sich nun alle Anwesenden das leckere
koreanische Essen schmecken lassen, vom
vertrauten grünen Salat bis zum feurigen
Kimchi.
Die Zeit wurde nicht lang bis zum Beginn des kleinen Kammerkonzertes, bei dem
uns fünf Musikerinnen aus der koreanischen
Gemeinde mit hervorragender Streicherund Klaviermusik begeisterten, von Vivaldi
bis zur Moderne.
Mit diesem Ausklang endete die erfüllte
und lebendige Jubiläumsveranstaltung - und
auch mit Petrus‘ Segen: Der vorhergesagte
Gewitterregen ließ sich Zeit bis zum Spätnachmittag.
ieses Jahr gab es beim alljährlichen
gemeinsamen Gottesdienst Besonderes zu feiern: das 30-jährige
Jubiläum unserer koreanischen Schwestergemeinde.
Großartig klang das gemeinsame „Lobet den Herren“, gesungen auf Deutsch
und Koreanisch, durch unsere volle Kirche.
Dieser spürbare freudige Geist erfüllte den
ganzen Gottesdienst, den abwechselnd die
Mitglieder der beiden Gemeinden gestalteten. Er war auch zu hören im Tedeum von
Charpentier, das der Thomas-Chor vortrug,
und in den Stücken des koreanischen Kammerchores und -orchesters. Die opernreifen
Stimmen der koreanischen Sänger füllten
mühelos den Raum und bescherten Gänsehautmomente.
Pfarrer Park hielt die Predigt passenderweise über Epheser 4,13-14, die erwachsene
Gemeinde.
Als Jubiläumsgeschenk der Thomasgemeinde überreichte Jürgen Gebhardt eine
große Chagallbibel. Nach Pfarrerin Sydows
AUS DEM LEBEN DER THOMAS-GEMEINDE
Die erste Trauung
Hindernisse hindern nicht
A
ls die Thomaskirche vollendet war,
stand sie mitten im freien Feld und
war als „Sehzeichen“ weithin sicht-
bar.
Die erste Trauung fand an einem Werktag statt, was damals noch durchaus üblich
war. Etwa eine halbe Stunde vor Beginn
begab ich mich zum Gotteshaus, um noch
etwas zu richten. Da sah ich zu meinem
Schrecken, dass Arbeiter einen breiten Graben vor dem Portal ausgehoben hatten, um
irgendwelche Leitungen zu verlegen. Das
Portal befand sich damals noch vorne unter
der Glasfassade und der Weg, der stracks
drauf zu führte, war zu der Zeit nicht einmal asphaltiert.
Ich erklärte den Arbeitern, dass ich in
wenigen Minuten ein Brautpaar mit Hochzeitsgesellschaft erwarte. „Wie, bitte schön,
sollen die jetzt in die Kirche kommen?“
Den einzigen Rat, den der Vorarbeiter auf
die Schnelle wusste, wurde ausgeführt: Man
legte ein paar Holzplanken über den Graben
und schuf so einen leicht schwankenden,
aber tragfähigen Zugang.
Das Brautpaar kam, die Hochzeitsgesellschaft auch. Die Gesichter der Leute kann
man sich unschwer vorstellen, zumal sie die
zwei Meter zur Kirche sowieso nur zur Fuß
zurücklegen konnten und jetzt auch noch
das …
Ich ging der Gesellschaft über die Planken entgegen, begrüßte sie, bat sie einzutreten und Platz zu nehmen (eine Orgel hatten
wir zu dieser Zeit auch noch nicht) und als
ich vor dem Altar stand, kam mir eine Idee:
Joachim Kneisel
20
21
Ich entschuldigte und erklärte die Situation
mit etwa folgenden Worten:
„Wie Sie sehen, sind wir eine moderne
Gemeinde. Früher hat man den Brautleuten Blumen auf den Weg gestreut. Dahinter
steckte der Wunsch ‚Möge euer Weg allzeit
über Rosen gehen!‘ Das war, wenn wir ehrlich sind, ein ziemlich törichter Brauch und
ein völlig unrealistischer Wunsch dazu, denn
der Weg durchs Leben geht in Wirklichkeit
über Stock und Stein und nicht selten über
Barrieren und Gräben. Ist es da nicht sinnvoller, statt Blumen zu streuen Planken auszulegen und zu wünschen: ‚Möge sich für
Euch immer eine Möglichkeit finden, um
über die Gräben und Hindernisse des Lebens hinwegzukommen‘.“
Zum Glück hatten sowohl die Brautleute als auch die Angehörigen Humor, um
die Angelegenheit so hinzunehmen und so
konnten wir in gelöster Stimmung mit der
ursprünglich vereinbarten Liturgie beginnen.
Übrigens: Wenn nichts Unüberwindbares dazwischen gekommen ist, müsste das
Brautpaar von damals in Kürze irgendwann
Goldene Hochzeit haben.
Hans Jürgen Fischer, Pfarrer i.R
AUS DEM LEBEN DER THOMAS-GEMEINDE
»Picture the word« - das Konfi-Fotoprojekt
Bilder im Vorstellungsgottesdienst präsentiert
D
ieses Projekt hat mir besonders gefallen, da ich mich in der Freizeit auch
mit Fotografie beschäftige und noch ein
paar kleine Sachen dazulernen konnte. Wir
Konfis hatten unseren Freiraum und durften
unsere eigenen Konfirmationsbilder schießen! Dass wir uns die Orte oder Posen selber
aussuchen durften, fand ich klasse.
Michelle Steinhauer
AUS DEM LEBEN DER THOMAS-GEMEINDE
Unvergesslich
Mein Konfigottesdienst
M
ein Name ist Alina Schmitt und
ich bin seit meiner Geburt mit
der Thomaskirche verbunden.
Noch bevor ich mit dem Konfirmationsunterricht begonnen hatte, war schon für mich
wichtig, dass ich in „meiner“ Thomaskirche
konfirmiert werde. Der Konfi-Unterricht,
der einmal im Monat zusammen mit Luther
stattfand, war eine tolle Zeit für mich. Wir
waren auf Konfi-Fahrt, haben in Mainz mit
dem Stadtjugendpfarramt die Konfi-Tour
erlebt und ein superschönes Fotoprojekt gemacht. Die Ergebnisse konnte die Gemeinde beim Vorstellungsgottesdienst und bei
der Konfirmation in der Kirche bewundern.
An Pfingstsonntag, dem 15.05.2016 war es
dann endlich so weit. Mit Pfarrerin Sydow
Abendmahl im Konfirmationsgottesdienst
18
19
und Pfarrer Hoffmann-Schaefer startete der
Gottesdienst pünktlich um 10.00 Uhr in
der Thomaskirche. Ich sah viele Gesichter
aus der Gemeinde, die mich schon lange in
der Kirche begleiteten und die mir wichtig
sind. Natürlich waren auch meine Familie
und Freunde da, um mit mir zusammen
die Aufnahme in die Gemeinde zu feiern.
Das Orgelspiel, die feierlichen Worte, die
Mitwirkung einiger Familienmitglieder der
Konfis und der Gesang von Heaven`97, bei
dem ich schon vor meiner Geburt J dabei war, rundeten den Gottesdienst ab und
machten ihn für uns drei „Thomas-Konfirmandinnen“ Hannah Haag, Michelle Steinhauer und mich unvergesslich.
Alina Schmitt
AUS DEM LEBEN DER THOMAS-GEMEINDE
Ostern aus Sicht des Osterfeuers
H
allo, mein Name ist Thomas Osterfeuer. Ich wurde am 26.3.16
um 19.50 Uhr in der Arena der
Thomaskirche angezündet. Zuerst wusste ich nicht genau, was ich da sollte, aber
trotzdem fing ich an, mich mit lustigen
Flammen den Anwesenden zu zeigen. Es
waren viele Leute da, die mit einer Pfarrerin
eine Feier auf die Beine stellten. Ich dachte, die Feier wäre mir zu Ehren, weil ich so
lustig vor mich her prasselte, aber je länger
der Abend wurde, desto mehr hatte ich das
Gefühl, dass es sich um etwas Höheres handelte. Als die Gemeinschaft anfing zu singen
„Wachet und betet“, fing ich an von innen
heraus zu glühen. Es war gerade so feierlich
und einige der Menschen sagten Sachen, die
mich immer mehr die Frage stellen ließen,
was ist hier meine Aufgabe, als ich bemerkte, dass mir langsam das „Futter“ ausging. In
diesem Moment kam eine nette junge Frau
ganz nah an mich heran. Ich wurde etwas
16
ruhiger und sie hielt vorsichtig ein weißes
Stöckchen in meine Flammen. Das Stöckchen fing an zu brennen und ich sah, dass
es eine Kerze war. Von dieser Kerze ging ein
schönes, warmes Licht aus und ich sah die
Gesichter der Menschen … Kinder, Jugendliche und Erwachsene jeden Alters. Ich sah,
wie die kleine Kerze eine große Kerze, die
in einer Glaspyramide stand, anzündete.
Dann wurde wieder gesungen … „Laudate
omnes gentes“ … und alle standen auf und
gingen singend weg. Und dann war ich allein … meine Flammen wurden kleiner …
ich wär ängstlich und da bemerkte ich einen
Mann, der sich mir näherte. Er summte das
Lied vor sich hin und … ja … er gab mir
Holz … Ich freute mich und fing wieder an
zu brennen und zu knacken, aber ich blieb
mit dem Mann und einem wunderschönen
Sternenhimmel allein. Nach einer gefühlten
unendlich langen Zeit stellte ich traurig das
Brennen ein und ging zum Glühen über, als
AUS DEM LEBEN DER THOMAS-GEMEINDE
Mann. Er bedankte sich bei mir und erklärte
mir, dass nun meine Zeit gekommen wäre,
in dieser Nacht das Licht der Welt zu symbolisieren. Mit diesen Gedanken verabschiedete ich mich zischend von den Gästen und
blieb den Rest der Nacht als Licht der Kerze,
die ich angezündet hatte, bei einigen jungen
Leuten. Die Nacht war sehr interessant, ich
lernte viel über Gott und Jesus, ich ging
mit den jungen Menschen den sogenannten Kreuzweg, der die letzten Stationen vor
Jesu Tod beschreibt und am Ende sah ich die
von den Mitwirkenden gestaltete Osterkerze, die am nächsten Tag von einem meiner
Verwandten angezündet werden sollte. Mit
diesen Eindrücken wünsche ich, Thomas
Osterfeuer, ein schönes Osterfest, er ist auferstanden, er ist wahrhaft auferstanden.
plötzlich alle Menschen lachend und fröhlich wiederkamen. Leider glühte ich nun nur
noch, doch jetzt geschah etwas Seltsames.
Die Leute trauten sich nahe an mich heran,
sie stellten sich im Kreis um mich und erzählten, aßen und tranken. Sie freuten sich
über meine Glut und wärmten sich an mir.
Die Geschichten, die ich zu hören bekam,
waren von lustig bis nachdenklich philosophierend. Und sie sprachen auch über mich.
Ich hatte ihnen Licht gebracht, damit sie die
Liederzettel lesen konnten, ich hatte ihnen
Wärme gebracht, weil es inzwischen fast
21.30 Uhr und nicht besonders warm war
und ich hatte ihnen die Kerze für das Licht
der Hoffnung angezündet. Nun wurde mir
allmählich klar, dass ich ein Teil einer immer
wiederkehrenden Geschichte und meine
Rolle durchaus als wichtig anzusehen war.
Als meine Glut nur noch ganz klein und ich
kurz vor dem Erlöschen war, kam wieder der
Michael Schmitt
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VERANSTALTUNGEN DER THOMASGEMEINDE
AUS DEM LEBEN DER THOMAS-GEMEINDE
Veränderungen liegen in der Luft
Luthertag für Kinder
Zum Luthertag für Kinder am 31.10.16 um 17.00 Uhr sind wieder alle Kinder ab 6 Jahre
aus der Thomasgemeinde und der Luthergemeinde eingeladen. Wir feiern den Reformationstag in und um die Lutherkirche (siehe auch den Text auf Seite 30 im Lutherteil dieses
Gemeindebriefs).
St. Martin
Am Samstag, den 12.11.16 um 17.30 Uhr beginnt der Martinsumzug. Die Posaunen und
St. Martin auf dem Pferd begleiten uns auf unserem Weg mit den Laternen durch die Berliner Siedlung. Abschluss ist beim Martinsfeuer im Forum des Gemeindehauses, wo wir bei
Getränken und Brezeln die Laternen ganz genau betrachten und die schönsten selbstgemachten eine Belohnung bekommen.
Vorankündigungen: Krippenspielprobe
Liebe Gemeindemitglieder,
die ersten Veränderungen kann man bereits
sehen: Der Vorraum der Kirche wurde gestrichen und ein neues Regal bietet Platz für
die Gesangbücher.
Nun soll es weitergehen: Die Wände sind
noch kahl und auch das Foyer des Gemeindehauses bedarf einer neuen Gestaltung.
Haben Sie Ideen und Vorschläge? Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie diese mit uns
teilen. Bitte wenden Sie sich über das Gemeindebüro an den Kirchenvorstand!
Wanda Brücker-Andrus
Kinder ab 4 Jahren (auch große Kinder, die Erwachsene heißen) sind eingeladen, ein kleines
Krippenspiel einzuüben für den Familiengottesdienst an Heiligabend um 15.30 Uhr.
Wir proben montags ab dem 28.11.16 von 16.30-17.30 Uhr, beim ersten Treffen werden
die Rollen verteilt. Durch die Proben führen Dagmar Sydow und Joachim Kneisel.
Gemeinsames Plätzchenbacken (für Erwachsene)
Backe, backe Kuchen Plätzchen – wer hat Lust?
Am Freitag, den 2.12.16 ab 15.00 Uhr wollen wir für die geplanten fünf oder sechs Sorten
die Teige vorbereiten und am Samstag, den 3.12.16 ab 9.00 Uhr in adventlicher Stimmung
gemeinsam die Plätzchen backen und verzieren. Alle Teilnehmenden können dann ihre
Plätzchen mit nach Hause nehmen, selbst essen oder verschenken. Maximale Teilnehmerzahl 5 Personen, Materialkosten werden umgelegt. Weitere Informationen und verbindliche
Anmeldung bis zum 25.11.16 bei Wanda Brücker-Andrus, Tel.: 57 80 20.
Adventsfeier mit Basar und Nikolaus
Unsere Adventsfeier am 4.12.16 beginnt um 14.00 Uhr mit dem Gottesdienst. Der Basar
öffnet bereits um 10.00 Uhr, mit selbstgemachten Sachen zum Verschenken, es gibt Kaffee
und Kuchen, ein kleines Programm mit Nikolaus und jede Menge adventliche Stimmung.
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15
AUS DEM LEBEN DER THOMAS-GEMEINDE
Musikalischer Wochenausklang
Andachten mit Gesängen aus Taizé
I
mmer am letzten Freitag im Monat findet in der Thomaskirche um 18.00 Uhr
ein Wochenausklang mit Gesängen aus
Taizé statt. Die nächsten Termine sind:
30.09., 28.10., 25.11. (Verschiebung möglich!) und 30.12.
Instrumentalisten, die die Lieder z. B. mit
Gitarre, Geige oder Flöte begleiten möchten.
Gerne können Sie sich vorher weiter
informieren unter: [email protected]
oder über das Gemeindebüro Tel: 5 15 21.
Die Andachten werden meditativ und
musikalisch geprägt sein von den vierstimmigen, kurzen Liedern aus der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé.
Wenn Sie sich vorher schon mit den
Gesängen vertraut machen möchten, haben Sie dazu die Möglichkeit immer am
davorliegenden Montag jeweils um 19 Uhr,
gemeinsam mit dem Thomas-Chor im Gemeindesaal.
Ebenfalls herzlich eingeladen sind auch
VERANSTALTUNGEN DER THOMASGEMEINDE
Gemeindefest
Am Sonntag, den 17.7.16 beginnt unser Gemeindesommerfest um 11.00 Uhr mit dem
Gottesdienst für Groß und Klein, der musikalisch mitgestaltet wird vom Thomas-Chor.
Bei hoffentlich schönem Wetter steht anschließend alles für das Mittagessen bereit: Der Grill
ist heiß für Steak, Wurst und andere Dinge, dazu gibt es verschiedene Salate. Später stehen
Kaffee und Kuchen bereit.
Es erwarten Sie außerdem kleine Programmpunkte, und auch so mancher Preis ist zu gewinnen. Für die Kinder gibt es ebenfalls Programm. Über Kuchen- und Salatspenden freuen wir
uns natürlich (bitte kurz im Gemeindebüro ankündigen: 5 15 21), denn der Erlös unseres
Festes kommt unserer Kollektenkasse zugute, aus der wir unter anderem auch die Renovierung unserer Küche mitfinanzieren
Gemeindetreff
7.7.16, 19.00 Uhr: Zwischen Himmel und Erde, Teil 2 – Fortsetzung des Berichts von Peter
Schmidt über seine Reise durch das argentinische Patagonien.
1.9.16, 19.00 Uhr: 30 Jahre Koreanische Gemeinde - Einblicke in das Gemeindeleben, mit
koreanischem Essen.
6.10.16, 19.00 Uhr: Bunter Abend zu Erntedank, mit Zwiebelkuchen.
3.11.16, 19.00 Uhr: Stadtführung durch Cambridge per Film mit Reisebericht von Jutta
Nink, mit Essen.
Seniorennachmittage
21.9.16, 15.00 Uhr: Glocken und ihre Bedeutung für uns - Besinnliches und Humorvolles,
mit Helga Hartmann.
19.10.16, 15.00 Uhr: Erntedank „uff rhoihessisch“, mit Margot Blaufuß und Helga Hartmann.
16.11.16, 15.00 Uhr: Erzählcafé zum Buß-und Bettag, mit Friederike Böttcher und Helga
Hartmann.
Vorschau: neu!
21.12.16, 15.00 Uhr: Weihnachtlicher Seniorennachmittag, mit Helga Hartmann.
Gottesdienst zu Erntedank
Einen Schmaus für Auge und Ohr bietet der Abendmahlsgottesdienst am Sonntag, den
2.10.16 um 9.30 Uhr: Erntegaben schmücken den Altar und Posaunen erfreuen das Ohr.
.
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13
AUS DEM LEBEN DER THOMAS-GEMEINDE
Deckel gegen Polio
I
m Foyer des Gemeindehauses steht
neuerdings eine Plastik-Kiste - was hat
es damit auf sich?
Hierzulande ist die Kinderlähmung schon
fast in Vergessenheit geraten. Kinderlähmung, oder Polio, ist eine hoch ansteckende
Krankheit, die vor allem Kleinkinder, aber
auch Erwachsene, befällt. Das Virus verursacht dauerhafte Lähmungen und Verkrüppelungen, die Infektion kann tödlich verlaufen.
Polio ist unheilbar – aber mit nur einer
Impfung kann ein lebenslanger Schutz vor
Polio erreicht werden. Flächendeckende
Impfungen, die seit Jahren weltweit durchgeführt werden, können die Krankheit also
endgültig besiegen.
10
Der bisherige Erfolg dieser Impfaktionen ist
beeindruckend: 1985 trat Polio noch in 125
Ländern auf - 2016 hingegen nur noch in
zwei Ländern, nämlich in Afghanistan und
Pakistan. Auf dem afrikanischen Kontinent
wurde der letzte Poliofall im August 2014
verzeichnet. Trotzdem müssen die Impfaktionen intensiv weiterbetrieben werden, um
die endgültige Ausrottung der Krankheit zu
erreichen. Das ist aber auch eine finanzielle
Frage.
An diesem Punkt setzt die Initiative
„Deckel gegen Polio“ an. Sie bietet eine unkomplizierte und gleichzeitig nachhaltige
Möglichkeit mitzuhelfen, diese Krankheit
weltweit zu besiegen.
AUS DEM LEBEN DER THOMAS-GEMEINDE
Sammeln Sie mit!
Kunststoffverschlüsse („Deckel“) bestehen
aus Polyethylen (HDPE) oder Polypropylen
(PP), hochwertigen, recyclingfähigen Materialien.
Diese Deckel werden gesammelt und mit
den Erlösen weltweit Impfaktionen gegen
Kinderlähmung (Polio) mitfinanziert.
Der Verein „Deckel drauf“ besteht seit 2014.
Die Sammelaktivität hat sich von Norddeutschland aus langsam, aber stetig über
Deutschland ausgebreitet. Rheinland-Pfalz
ist allerdings noch weitgehend „sammelfreies Gebiet“. In Mainz sind die Thomas- und
die Luthergemeinde die ersten Sammelstellen!
Welche Deckel sollen gesammelt werden?
Bitte sammeln Sie Kunststoffdeckel und
-verschlüsse von Getränkeflaschen und Getränkekartons (z. B. von Erfrischungsgetränken, Saft- und Milchkartons, Tetra Paks).
Ebenso geeignet sind Schraubverschlüsse
von Tuben (z. B. für Zahnpasta oder Tomatenmark), Deckel von Flüssigwaschmittel,
Shampoo und auch die gelben Überraschungseier.
Eventuelle Fremdstoffe wie beispielsweise
Pappe oder minderwertige Kunststoffe sollten vom Deckel entfernt werden.
11
Eine häufig gestellte Frage lautet: Kann
ich Pfandflaschen ohne Deckel abgeben?
Ja, selbstverständlich. Egal, ob Einweg- oder
Mehrwegflasche – bei der Rückgabe ist der
Flaschenkörper mit dem darauf befindlichen Pfandzeichen entscheidend.
Ein Deckel wiegt etwa 2 Gramm. 500
Stück entsprechen also ungefähr einem Kilogramm, womit die Kosten einer lebensnotwendigen Polio-Schutzimpfung gedeckt
werden können. Durch das Versprechen des
Microsoft-Gründers Bill Gates, jede Spende zu verdreifachen, wird das Projekt sogar
noch effektiver.
Machen Sie also mit und sammeln Sie
Deckel – und werben Sie auch im Freundes-/ Bekanntenkreis, bei der Arbeit oder im
Sportverein für diese Aktion. Jeder Deckel
lohnt sich!
Entsprechend dem Kanon: „Viele kleine
Leute an vielen kleinen Orten, die viele
kleine Schritte tun, können das Gesicht der
Welt verändern, können nur zusammen das
Leben bestehen.“
(www.deckel-drauf-ev.de, www.endpolio.
org/de)
Silke Wüllner
TITELTHEMA
Die beste Rolle meines Lebens war, …?
AUS DEM LEBEN DER THOMAS-GEMEINDE
Werde Phoenix!
Pfadfindergruppe für Jungs
Carsten Haag,
Vater einer Konfirmierten:
»… meiner Frau bei der Geburt unserer
Kinder beistehen zu dürfen.«
Franz Dachs,
Onkel einer Konfirmierten:
»… nicht immer gleich. Die besten Rollen
haben in meinem Leben
sehr gewechselt.«
Dr. Susanne Stockmann,
Sängerin bei Heaven’97:
»… bei der Taufe meiner drei Patenkinder
dabei zu sein.«
Petra Lutz,
Gemeindesekretärin:
»… meine Rolle als Mutter.«
8
Du bist ein Junge zwischen 10 und 12 Jahren und willst echte Abenteuer erleben?
Du bist interessiert?
Dann komm vorbei!
Dann komm zu unserer Gruppe des Jungenbundes Phoenix!
Wir treffen uns jeden 2. und 4. Freitag im
Monat von 16 – 18 Uhr in unserem Hauptquartier, der Evangelischen Thomaskirche
(Berliner Str. 37, 55131 Mainz).
Bei unseren zweiwöchentlichen Treffen
werken wir, musizieren, machen zusammen Sport und spannende Geländespiele.
Da kannst du uns erleben.
Lorenz Hegeler, Peter Köppelmann
0157 – 835 451 33
[email protected]
www.jungenbund-phoenix.de
Du lernst, ein richtiges Feuer zu entfachen,
Werkzeuge zu benutzen und Dir deine Umwelt zunutze zu machen.
Auf unseren Fahrten tauchen wir in die
Kulturen anderer Länder ein. Bei Regen
oder Sonnenschein, im Sommer oder Winter. Ob durch Wälder, Gebirge oder auf dem
Meer. Wir sind unterwegs!
9
AUS DEM LEBEN DER THOMAS-GEMEINDE
NEUES AUS DEM THOMAS-KV
Die »zweite Generation« als Brückenbauer
30 Jahre koreanische Gemeinde
E
W
benso war unsere Vertreterin in der
Arbeitsgemeinschaft
„Ökumenische
Flüchtlingshilfe Oberstadt“ (ÖFO), Katja
Hudelmaier, zu Gast, um von der anstehenden Vereinsgründung der ÖFO zu berichten
und mit uns Fragen zur Satzung zu erörtern.
ir haben weitere Ausschüsse besetzt,
so haben sich für den wichtigen Familienausschuss, der mit der Luthergemeinde gemeinsam tagt, Saskia Walter, Joachim
Kneisel und Pfarrerin Sydow zur Verfügung
gestellt. Ebenso wurden als Kollektenkassenprüfer Saskia Walter und Dieter Rüter
bestimmt und der Haushalt beraten und
beschlossen.
D
er Kirchenvorstand hat die Planung
und Durchführung der Gemeindetreffs komplett übernommen, so zeigte am
12.5.16 Herr Schmidt beeindruckende
Bilder von seiner Reise durch Patagonien.
Da die Zeit zu kurz geplant war, wurde ein
weiterer Termin vereinbart, um den Rest der
wirklich sehenswerten Bilder zu zeigen und
zwar am Donnerstag, den 7. Juli 2016 um
19 Uhr beim Juli-Gemeindetreff.
I
m Rahmen des gemeindlichen Besuchsdienstes steht vom 23.-25. September
der Gegenbesuch der Kirchengemeinde Alsheim an, die vor 5 Jahren auch unsere Gemeinde besucht hat. Zur Besuchsdelegation
gehören bisher aus dem Kirchenvorstand
Jürgen Gebhardt, Dieter Rüter und Dagmar
Sydow, und als Gemeindemitglied Joachim
Kneisel. Gerne können noch weitere Gemeindemitglieder dazustoßen.
D
ie evangelischen Gemeinden der
Oberstadt planen, eine 450€-Kraft zur
Betreuung von Senioren und Familien in
besonderen Fällen einzustellen.
D
ie Leiter der neu gegründeten Pfadfindergruppe haben sich im Februar im
Kirchenvorstand vorgestellt.
D
amit der Kirchenvorstand mal intensiver an anstehenden Fragen und Themen arbeiten kann, haben wir für Samstag,
den 29.10. einen KV-Tag geplant.
I
n der Mai-Sitzung fand der schon lang
geplante Besuch des Vorstands unseres
Fördervereins „Kirchenmusik Luther &
Thomas“ statt. Dr. Bettina Braun erklärte
die Situation, und nach längerem Austausch
soll ein Ausschuss Kirchenmusik, am besten gemeinsam mit der Luthergemeinde,
gegründet werden, in dem alle anstehenden
Fragen geklärt werden können.
D
er Kreativkreis hat für die Stehtische
im Vorraum weiße Hussen spendiert.
Der KV bedankt sich herzlich!
Dieter Rüter
6
W
ir gratulieren der koreanischen
Gemeinde: 30 Jahre ist sie alt!
Aus diesem Anlass berichtete
uns das Ehepaar Park von der Entwicklung
der Gemeinde.
Schon drei Jahre nach Gründung der
evangelisch-koreanischen Chungang-Kirche
durch Pfarrer Choi kam sein Freund Pfarrer
Eui-Suk Park nach Mainz und übernahm
die Leitung der
Gemeinde. Ursprünglich aus
Seoul waren er
und seine Frau
S o o k - Ky e o n g
Shin-Park zuvor
schon 5 Jahre
lang in Aachen.
Die damaligen etwa 20
Gemeindemitglieder waren oft Ehefrauen hier stationierter US-Soldaten und Krankenschwestern.
Inzwischen hat sich die Gemeindemitgliederstruktur verändert: Nun versammeln
sich neben den Gründungsmitgliedern auch
Mitarbeiter koreanischer Firmen sowie Studierende aus dem Rhein-Main-Gebiet.
Die Gemeinde zählt heute etwa 200 Mitglieder, darunter etwa 50 Kinder, überwiegend mit koreanischer, aber auch deutschkoreanischer Herkunft. Pfarrer Park ist
glücklich, dass es gut gelungen ist, all diese
Gruppierungen harmonisch zu vereinen.
Frau Park unterstützt als „unbezahlte Pfarrhelferin“, wie sie sich augenzwinkernd bezeichnet, ihren Mann bei seinen
Aufgaben. So begleitete sie unter anderem
auch den deutschsprachigen Hauskreis für
die vielen in Deutschland aufgewachsenen
Gemeindemitglieder. Wurde in den Anfangsjahren eher kurzfristig geplant, so ist
der Wunsch heute, bleibende Strukturen zu
bilden und die Gemeinde weiter zu festigen.
Die „zweite Generation“, die sich in beiden
Welten bewegt, kann dabei als Brückenbauer dienen und hofft, ihre Erfahrungen mit
dem christlichen Glauben gerade auch an
andere Menschen ausländischer Herkunft
weitergeben zu
können.
Pfarrer Park
wird in zwei
Jahren in Pension gehen. Für
die Zukunft der
Gemeinde hofft
das
Ehepaar
auf einen guten
Übergang, bedeutet ein Pfarrerwechsel doch immer Risiko und Chance
zugleich.
Pfarrer Parks Lieblingsbibelspruch ist:
„Denn ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser
als sonst tausend“ (Ps 84,11a).
Wir sind dankbar für die vielen Jahre
guten Miteinanders und wünschen der koreanischen Gemeinde Gottes Segen für ihre
Zukunft.
Saskia Walter und Dagmar Sydow
7
TITELTHEMA
»Das würd ich auch gern mal machen«
TITELTHEMA
Interview mit Wanda Brücker-Andrus, Laienschauspielerin
im Mundarttheater »Meenzer Rhoiadel«
Der „Meenzer Rhoiadel“ hat ja mehrere Stücke im Programm. Spielst du auch
noch bei anderen mit?
Regisseur sagt dir, wie er die Rolle haben
will und lässt dir aber Raum für eigene Kreativität.
Wie eignest du dir konkret so eine Rolle
an? Wie wirst du zur Bankangestellten
oder zum Dienstmädchen?
Ilse Richter und Wanda Brücker-Andrus
Das wäre zu viel. Wenn ein Stück neu ist, so
wie „uff de eebsch Seid“, dann können das
am Anfang bis zu 30 Aufführungen im Jahr
sein, danach wird es weniger, aber drei Wochenenden hintereinander auf der Bühne zu
stehen, ist dann schon ziemlich viel.
Als wir mit der Goldgrube aufgehört haben, ging es für mich nahtlos in das neue
Stück über.
Auch eine Hauptrolle wollte ich nicht
übernehmen – da ist man in fast jeder Szene
auf der Bühne und dann wird es anstrengend. Und wenn du bei einem Stück mitspielst, dann gehst du eine Verpflichtung
auf viele Jahre ein, z.B. das Stück „Rafael im
Zeugenstand“ lief 10 Jahre lang.
Stück total gut gefallen, vor allem, dass es
Mundart war – das ist so völlig unanstrengend. Nach der Aufführung kommen die
Darsteller ins Publikum und meine Bekannten haben mich begrüßt und ich hab ganz
begeistert gesagt: „Das würde ich auch gern
mal machen – aber es müsste eine Rolle sein,
die zu mir passt.“ Ein Jahr später rief mich
Markus Andres, der Regisseur, an - er habe
ein neues Stück geschrieben – und da gebe
es ein Dienstmädchen, ob ich dazu Lust
hätte. „Wenn‘s keine Hauptrolle ist, ist das
perfekt“, meinte ich. Und so durfte ich dann
eine aufmüpfige Hausangestellte spielen in
dem Stück „Die Goldgrube“. Das hat so genau zu mir gepasst und mir unglaublich viel
Spaß gemacht, immer wieder in diese Rolle schlüpfen zu dürfen. Leider ist das Stück
jetzt aus dem Programm, weil von den anderen Mitspielern viele weggebrochen sind.
Wanda, dass du Kirchenvorsteherin hier
in der Thomasgemeinde bist, wissen wir,
aber du spielst auch Theater. Welche Rolle
hast du da gerade?
Ich bin eine Bankangestellte in der Kasteler
Europabank – die liegt also „uff de eebsch
Seid“ – so heißt auch das Stück. Eine Bankangestellte mit großem Herz, und so unterstütze ich auch den Obdachlosen, der vor
der Bank kampiert. Die Bank wird überfallen und er wird mit zum Retter der Situation. Natürlich geht es dabei auch viel um das
„Mainz gegen Wiesbaden“.
Und wie kam es dazu, dass du beim Laienschauspiel „Meenzer Rhoiadel“ gelandet bist?
Also das war etwa 2007. Da war ich als Zuschauerin dort und entdeckte auf der Bühne zwei Leute, die ich kannte. Mir hat das
Erst beschäftige ich mich mit dem Text meiner Rolle, indem ich ihn lese. Dann spreche
ich Stück für Stück auf Kassette auf, lasse
Lücken und spreche dann den korrekten
Satz. So kann ich prüfen, ob ich es schon
kann. In den Proben haben wir dann den
Text in der Hand. Aber du kannst eigentlich
erst spielen, wenn du den Text kannst.
Mal ne ganz prinzipielle Frage: Was gefällt dir denn so gut am Theaterspielen?
Nein, eigentlich nicht – oder doch: Da ist
unsere Mitspielerin Ilse Richter, die ist 85
Jahre alt und spielt seit 10 Jahren in mindestens drei Stücken mit. Das würde ich mir
auch wünschen, sowas so lange noch mitmachen zu können.
Das ist ein guter Ausgleich zu meinen Pflichten. Ich habe dabei auch ganz andere Seiten
an mir kennengelernt. Vor den Leuten zu
stehen und zu reden, da gibt mir die Rolle Schutz. Es macht einfach Spaß, aus der
Wanda-Rolle raus zu schlüpfen, da machst
du Sachen, die du sonst nie so machen würdest, und es macht Spaß, die Leute zum Lachen zu bringen - wobei ich durchaus auch
mal bei einem Drama mitspielen würde.
Hast du das Theaterspielen von jemandem
gelernt?
Wieso eigentlich ausgerechnet Mundarttheater?
Das ist einfach Intuition, das kommt einfach so. Sicher bin ich geprägt von Sachen,
die ich mal gesehen habe im Theater oder
im Fernsehen oder die ich mal gelesen habe,
aber eigentlich kommt das einfach so. Der
Ich bin in Mainz geboren und Mundart liegt
mir am meisten. Meenzerisch ist eine so
herrlich entspannte Sprache. Außerdem finde ich es wichtig, dass der Dialekt weiterhin
gepflegt wird. Ausdrücke wie „selberster“,
„Dibbegucker“, „Klumbewutz“ oder „Verdelsbutze“ sind doch einfach wunderbar.
Hast du eigentlich Vorbilder, denen du
nacheiferst?
Das Interview führte Dagmar Sydow
4
5
ANGEDACHT
IMPRESSUM
Bibel und Theater
Wie die Bibel unser Leben in Szene setzt und unser Leben die Bibel
Evang. Thomaskirchengemeinde
Berliner Straße 37-37b
55131 Mainz
www.thomasgemeinde-mainz.de
Herausgeberin
Evangelische Thomaskirchengemeinde
Verantwortlich für den Inhalt
Dagmar Sydow, Petra Lutz, Saskia Walter
Büro
Berliner Straße 37a
Petra Lutz
Tel.: 5 15 21
[email protected]
Redaktionsschluss für die kommende
Ausgabe
39.09.2016
S
Gestaltung
Hannes Kramer
Öffnungszeiten
Dienstag: 9.00 – 12.00 Uhr
Donnerstag: 15.00 – 17.00 Uhr
Fotos
Claudia Braun, Marcus Grass, Dieter Rüter, Michael Schmitt, Michelle Steinhauer, Dagmar Sydow, Saskia Walter, Bildarchiv gemeindebrief.
de
Pfarrerin
Dagmar Sydow
Sprechzeiten im Pfarrbüro
Dienstag: 10.00 – 12.00 Uhr
oder nach Vereinbarung
Tel.: 9 72 74 12
[email protected]
Druck
Gemeindebriefdruckerei Groß Oesingen
1. Vorsitzender des Kirchenvorstandes
Jürgen Gebhardt
E-Mail Kirchenvorstand: [email protected]
Bankverbindung
der Ev. Thomaskirchengemeinde
Sparkasse Mainz
IBAN: DE75 5505 0120 0000 0059 42
Inhalt
3
Angedacht
Titelthema - Interview mit Laienschau- 4
spielerin Wanda Brücker-Andrus
6
Neues aus dem KV
7
30 Jahre koreanische Gemeinde
8
Titelthema - Umfrage
9
Pfadfindergruppe Phoenix
10
Deckel gegen Polio
12
Musikalischer Wochenausklang
13
Veranstaltungs-Tipps
2
Ostern aus Sicht des Osterfeuers
Konfi-Fotoprojekt
Rückblick auf die Konfirmation
Deutsch-koreanischer Gottesdienst
Die erste Trauung in Thomas
Steckbrief
Kinderseite
Freud und Leid
Unsere Veranstaltungen
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tellen Sie sich vor, Sie sind dabei. Mitten in der Geschichte, in der Jesus
und seine Jünger auf dem Boot über
den See Genezareth schippern. Jesus schläft
im Bug, das Boot
wiegt sanft auf den
Wellen hin und
her. Auch Sie sitzen
da und lassen die
Gedanken kommen und gehen.
Wie die Wellen.
Auch die anderen
im Boot schauen
versonnen vor sich
hin. Wen erkennen
Sie? Wen kennen
Sie mit Namen in
diesem Boot?
Während Sie noch darüber nachdenken
und am Wahrnehmen sind, kommt Wind
auf. Zunächst eine leichte Brise, die die heiße Haut erfrischend kühlt. Vielleicht denken Sie: wie angenehm. Doch der Wind
wird immer stärker und die Wellen höher
und das Boot schaukelt immer mehr.
Was fühlen Sie? Was sehen Sie in den
Gesichtern der anderen? Was macht Jesus?
Er schläft weiter. Der Sturm wütet weiter.
In das Boot schwappt immer mehr Wasser. Fast schon wäre es gekentert. Die Segel
sind nur noch Fetzen, der Mast gebrochen.
Mitten auf dem See. Keine Hilfe in Sicht.
Was tun Sie? Vielleicht festklammern. Vielleicht schreien? Mit den anderen? Vielleicht
versuchen Sie das Wasser aus dem Boot zu
schöpfen? Vielleicht halten Sie eine Hand,
nehmen jemanden in den Arm? Lassen Sie
ruhig mal den Sturm in ihren Gedanken zu.
Und dann, ganz plötzlich, wecken die an-
deren Jesus. Ist er die Rettung?
Die Szene geht ganz schnell weiter: Jesus
steht sofort auf. Ist kein bisschen verschlafen. Er erkennt sofort die Lage – breitet die
Arme aus und bedroht den Sturm.
Sie sehen genau,
wie er das macht.
Welche Worte er
dabei gebraucht,
wie seine Körperhaltung ist.
Und
dann:
Plötzlich ist alles
still. Kein Sturm,
kein Gefühl, kein
Wort. Nur Stille.
Einen kurzen
Moment. Dann
fragt Jesus etwas. Was fragt er Sie? Fragt er
alle dasselbe? Und was ist Ihre Antwort? Was
kommt Ihnen da in den Sinn?
Stellen Sie sich vor, Sie sind noch immer
mitten in der Geschichte. Jesus ist Ihnen
ganz nah. Und Sie haben gerade den Sturm
und die Stille erfahren. Behalten Sie diese
Szene noch eine Weile im Sinn, schließen
ruhig die Augen dazu und atmen ein paarmal tief durch.
Und wenn Sie die Augen wieder geöffnet
haben, spüren Sie einfach dem eben Erlebten ein wenig nach.
Ein ganz besonderer Theaterbesuch, finden Sie nicht auch?
Wenn Sie mögen, können Sie die Geschichte in der Bibel nachlesen: Lukas 8,2225.
Dagmar Sydow
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