Veränderungen an der Havel www.die-havel.de Die Verkrautung der Havel im Sommer 2013 Zwischen Brandenburg an der Havel und Potsdam-Nord Presse und Veröffentlichungen Stand Juli 2016 von der Autorin Marina Donner Die Presse: Nachfolgend sind einige Presseartikel zu dem Phänomen „Verkrautung der Havel“ abgebildet. Der Presserückblick hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sollte es weitere Pressedarstellungen zu dem Thema geben, danke ich sehr für eine Übermittlung per Mail an [email protected] Stand 2013: Der Pflanzenbewuchs dicht unter der Wasseroberfläche Die Grüne Liga im „WRRL Info 31“, Juni 2016 WRRL ist die „Euröpäische Wasserrahmenrichtlinie“ Michael Bender hat eine Berichterstattung veröffentlicht, die viele Fragen von 2013 aufgreift und beantwortet. Weitere Hintergrundinformationen bietet die Plattform www.wrrl-info.de Foto: Segelflieger und Umweltaktivist Herbert M. Vater aus Schmergow Der Schlänitzsee am 18.08.2013 Am Gewässerrand der kräftig-grüne Algenbewuchs. Stand 2013: Algenteppich auf der Mittleren Havel Foto: Segelflieger und Umweltaktivist Herbert M. Vater aus Schmergow Blick über den Trebelsee Richtung Ketzin 18.08.2013 Deutlich erkennbar die von Verkrautung freigehaltene Fahrrinne und die algenüberzogene Wasserskistrecke, links. Sammlung, Zusammenstellung und Gestaltung: © Marina Donner, [email protected] Fotos: 2x © Herbert M.Vater 2x © Marina Donner www.die-havel.de 1 Nasser Protest / Havelland / Lokales - MAZ - Märkische Allgemeine Seite 1 von 1 Verschmutzte Flüsse in Ketzin Nasser Protest Beim Havelbadetag in Ketzin machten die Teilnehmer mit dem "Big Jump" auf die Verschmutzung der Flüsse aufmerksam. Ihren Ursprung hat die Aktion an der Elbe, wo der Schweizer Roberto Epple 2002 die Veranstaltung ins Leben rief. VORIGER ARTIKEL NÄCHSTER ARTIKEL Fahrrad-Fahrerin rollt über die Motorhaube Wenn die Profis Feuer machen Artikel veröffentlicht: Sonntag, 14.07.2013 11:30 Uhr Artikel aktualisiert: Montag, 15.07.2013 11:44 Uhr Der ganz große Sprung in die Havel war es nicht: Nur rund 30 Badegäste machten gestern in Ketzin mit. Das Wetter war allerdings auch recht kühl. Quelle: Vivien Boche KETZIN/HAVEL. Manche Besucher waren gestern spontan dabei. "Ich habe seit bestimmt zehn Jahren nicht mehr in der Havel gebadet, obwohl ich hier ja wohne – und dann habe ich gehört, dass heute der Havelbadetag ist", sagte Carmen Kulla. Also fuhr die Ketzinerin samt Familie in das Strandbad und sprang um Punkt 14 Uhr mit rund 30 anderen Badegästen zum "Big Jump" in die Havel. "Dass es auch noch für eine gute Sache ist, kam mir entgegen", berichtete sie. Die Idee, die hinter dem "Big Jump", dem gemeinsamen "großen Sprung" steckt, erklärt Winfried Lücking vom BUND: "Wir wollen die Leute wieder an das Wasser bringen." Flüsse hätten eine Grenzfunktion, aber sie verbinden auch. "Ich wohne auch an der Havel, aber wusste teilweise nicht, wie die Orte gegenüber heißen", sagt Chris Rappaport aus dem Groß-Kreutzer Ortsteil Deetz (Potsdam-Mittelmark). Er ist der Vorsitzende des Fördervereins Mittlere Havel und organisiert den Havelbadetag gemeinsam mit der Gemeinde. Wie in Ketzin sprangen gestern in ganz Europa Menschen gemeinsam ins Wasser, um auf den Gewässerschutz aufmerksam zu machen. Ihren Ursprung hat die Aktion an der Elbe, wo der Schweizer Roberto Epple 2002 den "Big Jump" ins Leben rief. "Die Elbe war damals ein Abwasserfluss, die Leute sind auf Distanz zum Fluss gegangen", sagt Lücking. Auch bei der Havel sieht er Nachholbedarf. "Es ist nach wie vor so, dass die Havel mit Nährstoffen überlastet ist." Er führt das auf Kläranlagen und die industrielle Landwirtschaft zurück, teilweise würden Blaualgen in der Havel wachsen. Bernd Lück, Bürgermeister von Ketzin, sieht das ähnlich. "Die Wasserqualität ist nach wie vor verbesserungswürdig, aber sie ist auch schon viel besser geworden." Erst am Freitag hätten Proben ergeben, dass die Sichtweite derzeit 2,5 Meter betrage, berichtet Lück. "Da kann ich mich als Kind nicht erinnern, so tief sehen zu können. Zu DDR-Zeiten konnte man sagen, ob die Obstbude in Werder gerade Ketchup macht, das konnte man dann in der Havel sehen." Er führt die bessere Wasserqualität auf die modernisierten Kläranlagen und die Unternehmen zurück, die ihre Abwassersysteme verbessert hätten. Inzwischen sprangen die Havelländer zum elften Mal in die Havel, um gegen die Verschmutzung der Flüsse zu protestieren. Dabei hat sich die Struktur des Badetages gewandelt, seit 2011 wechseln sich die Gemeinden Groß-Kreutz und Ketzin mit dem Organisieren ab. Zuvor waren auch andere Havelgemeinden beteiligt. "Mein Amtskollege aus Groß-Kreutz und ich wollten das auf keinen Fall sterben lassen, weil der Havelbadetag zu einem festen Bestandteil des Kalenders geworden ist." Nach dem gestrigen Sprung vielleicht auch für Carmen Kulla. Von Stephan Henke http://www.maz-online.de/Lokales/Havelland/Nasser-Protest 16.07.2013 Überall Kraut / Havelland / Lokales - MAZ - Märkische Allgemeine Seite 1 von 2 "Wasserpest" sorgt für Ärger Überall Kraut Im Volksmund heißt es Wasserpest, der Fachmann nennt es Gemeines Hornblatt und Tausendblatt. Was sich derzeit auf dem Trebelsee und auf der Ketziner Havel zeigt, hat optisch eher mit einem sattgrünen Fußballrasen als mit einer Wasserstraße zu tun. VORIGER ARTIKEL Farbiges Pflaster ersetzt grauen Beton NÄCHSTER ARTIKEL Attacke mit einem Schraubenzieher Artikel veröffentlicht: Dienstag, 23.07.2013 17:40 Uhr Artikel aktualisiert: Mittwoch, 24.07.2013 08:40 Uhr Ketzin/ Havel. Kraut, Kraut und nochmals Kraut. Nicht einmal die Enten fühlen sich dort wohl, geschweige denn sind die Bootsführer von der grünen Plage begeistert. "Im vorigen Jahr hat sich schon angedeutet, dass diese Schlingpflanzen stark wachsen. Aber dass das so ausufert, hätte ich nicht gedacht", sagt Ketzins Bürgermeister Bernd Lück. Er selbst war am Wochenende mit dem Ruderboot im Bereich des Strandbades unterwegs, um sich ein Bild zu machen. Mittlerweile hat das Wasser- und Schifffahrtsamt Brandenburg (WSA) für den Trebelsee eine Warnung herausgegeben. "Das Befahren ist nur noch in der Fahrrinne möglich. Die halten wir frei. Es gilt äußerste Vorsicht", sagte die zuständige Sachgebietsleiterin des WSA Brandenburg Britta Kornmesser gegenüber der MAZ. Inzwischen wurde die Wasserskistrecke auf dem Trebelsee gesperrt. Motorboote können auf der Ketziner Havel kaum noch irgendwo anlegen, weil dann die Gefahr besteht, dass sich die Pflanzen um den Motor wickeln. Der im Ketziner Bereich verantwortliche Fischer Lutz Schröder habe große Schwierigkeiten mit dem Ausbringen und Einholen der Reusen, so der Bürgermeister. Der Badebetrieb im Ketziner Strandbad läuft noch ohne Probleme. "Aber die Pflanzen kommen näher", sagt Bernd Lück und ergänzt: "Wir werden wohl bald auf den stadteigenen Wasserflächen krauten müssen." Mal abgesehen von den Kosten ist die Sache nicht so einfach. Die Untere Wasserbehörde des Landkreises Havelland habe laut Bürgermeister Lück zwar nichts dagegen, dass an bestimmten Stellen das Gemeine Hornblatt entfernt wird. Aber das Wie ist noch nicht klar. Die einfachste aber mühevollste Methode sei das Ausharken. Dazu werden Leute mit entsprechenden Geräten gebraucht, die im Wasser stehend arbeiten. Die Ketziner Stadtverwaltung hofft jedoch auf spezielle Mähboote. Über einige dieser Fahrzeuge verfügt der in Nauen ansässige Wasser- und Bodenverband. Der wäre auch bereit, zu helfen. "Nur sind diese Boote gerade auf dem Großen Havelländischen Hauptkanal im Einsatz", wie Geschäftsführer Peter Hacke erklärt. Ein Umsetzen nach Ketzin würde etwa zwei Wochen dauern. Aber Peter Hacke kann das nicht anweisen, denn: "Der Hauptkanal ist ein Gewässer 1. Ordnung. Wie müssen diesen Vorfluter so freihalten, dass das Wasser ablaufen kann. Also müssen wir dort krauten." Wenn der Wasser- und Bodenverband ein Mähboot umsetzen soll, müsse das das Landesumweltamt entscheiden. Über die Ursachen des plötzlichen Wachstums des Gemeinen Hornblattes wird noch spekuliert. Sicher ist, dass die Ketziner Havel eine sehr gute Wasserqualität hat, sprich die Sichttiefe etwa 2,50 Meter beträgt. Das einfallende Sonnenlicht und die hohen Temperaturen lassen die http://www.maz-online.de/Lokales/Havelland/Ueberall-Kraut 29.04.2014 Überall Kraut / Havelland / Lokales - MAZ - Märkische Allgemeine Seite 2 von 2 Schlingpflanzen sprießen. Ein zweiter Grund, so Bürgermeister Lück, sei der hohe Nährstoffgehalt im Trebelsee und in der Ketziner Havel. Man vermutet, dass die Stoffe unter anderem von den landwirtschaftlich genutzten Flächen auf der Schmergower Seite des Trebelsees ins Wasser gelangt sind. Der Verdacht einer illegalen Gülleeinleitung hat sich aber nicht bestätigt. Vertreter der Unteren Wasserbehörde des Landkreises und des Wasser- und Bodenverbandes Nauen konnten während eines Lokaltermins bei Schmergow keine Verstöße feststellen. Von Jens Wegener http://www.maz-online.de/Lokales/Havelland/Ueberall-Kraut 29.04.2014 Die Havel wächst zu / Brandenburg/Havel / Lokales - MAZ - Märkische Allge... Seite 1 von 2 Pflanzen vermehren sich explosionsartig Die Havel wächst zu Die Havel ist grün. Ekelig grün. Wasserpflanzen vermehren sich zur Zeit besonders stark und ziehen Fadenalgen an. „Alles verkrautet“, beschwert sich ein Schiffer. Einige Seitenarme sind gar nicht mehr befahrbar. An Schwimmen ist nicht zu denken, klagt ein Anwohner. NÄCHSTER ARTIKEL VORIGER ARTIKEL Verdammt viel Ärger mit den Mücken Tödlicher Liebesrausch Artikel veröffentlicht: Dienstag, 23.07.2013 12:18 Uhr Artikel aktualisiert: Mittwoch, 24.07.2013 08:44 Uhr Brandenburg an der Havel. Sie wachsen, als gäbe es kein Morgen. Mit dem Sommerhoch haben sich in der Havel und ihren Seen die Wasserpflanzen explosionsartig vermehrt. Ihre Namen sind Hornkraut, Tausendblatt, Wasserpest und Krebsschere. Massenhaft grünes Gewächs würgt Bootsmotoren ab, bringt Schwimmer zum Gruseln, behindert Berufsfischer von Potsdam bis Rathenow bei der Arbeit und lässt Angler verzweifeln – Blinkern zwecklos. Geradezu dramatisch ist die Lage auf dem Trebelsee vor Schmergow (Potsdam-Mittelmark). „Alles verkrautet. Nur noch die Fahrrinne ist frei“, berichtete der Saaringer Freizeitkapitän Conrad Helmcke, der mit seinem Hausboot unterwegs war. Britta Kornmesser vom Wasser- und Schifffahrtsamt Brandenburg rät, den Trebelsee nur mit allergrößter Vorsicht zu durchfahren. Die dortige Wasserskistrecke ist bereits gesperrt. Flussabwärts sieht es nicht besser aus. „Die Weseramer Havel ist zu, in der Krummen Havel ist es grenzwertig“, weiß Michael Bohn vom Götzer Angelverein. Die Petrijünger wollen beobachtet haben, dass sich die Wasserpflanzen schon seit 2012 deutlich vermehrt haben. „Die bewachsene Fläche hat sich mehr als verdoppelt“, so Bohn. Hornkrautkolonie auf der Havel bei Tieckow (Potsdam-Mittelmark) Quelle: MAZ Was ist da los in der Havel? Jan Köhler liefert die Erklärung. Der Gewässerexperte vom Leibniz-Institut für Binnenfischerei und Gewässerökologie in Berlin sieht das Aufblühen der Wasservegetation als Zeichen dafür, dass die Wasserqualität besser geworden ist. Der http://www.maz-online.de/Lokales/Brandenburg-Havel/Die-Havel-waechst-zu 29.04.2014 Die Havel wächst zu / Brandenburg/Havel / Lokales - MAZ - Märkische Allge... Seite 2 von 2 Nährstoffeintrag, insbesondere von Phosphor und Stickstoff hat sich verringert. Das bedeutet weniger Algen und mehr Sichttiefe. Das Licht dringt in größere Tiefen vor und bringt neues Leben in die Havel. Dennoch ist der Nährstoffeintrag immer noch so groß, dass sich die Wasserpflanzen massenhaft vermehren können. „Ein Idealzustand ist das auch noch nicht“, so Gewässerökologe Köhler. Dagegen hat sich der Verdacht einer illegalen Gülleeinleitung als Quelle der Pflanzenexplosion nicht bestätigt. Vertreter der Unteren Wasserbehörde des Landkreises und des Wasser- und Bodenverbandes Nauen konnten während eines Lokaltermins bei Schmergow keine Verstöße feststellen. Jörg Rom aus Tieckow zeigt einen der grünen Ekel-Batzen aus der Havel Quelle: MAZ Ohnehin sind riesige Pflanzenteppiche auch auf der unteren Havel anzutreffen. Am sogenannten Tieckower Riff, einer Sandbank auf östlicher Havelseite, hat sich das Hornkraut auf einer Länge von über 100 Metern ausgebreitet. An ungetrübte Badefreuden ist für Anwohner, wie Jörg Rom, derzeit nicht zu denken: „In den Pflanzen verfangen sich Fadenalgen, was die riesigen Klumpen besonders eklig macht“, berichtet Rom. Auch Fischer Karl-Heinz Schenk aus Pritzerbe kann ein Lied von der KrautPlage singen. Einige Seitenarme kann er nicht mehr befahren. Immerhin sieht Ronald Menzel, Vorsitzender der Fischereischutzgenossenschaft Havel in dem Grünzeug auch Vorteile: „Die Pflanzen bieten Brutfischen Unterschlupf und Nahrung. Und der Kormoran hat es auch schwerer.“ Von Frank Bürstenbinder http://www.maz-online.de/Lokales/Brandenburg-Havel/Die-Havel-waechst-zu 29.04.2014 Auszug aus dem WRRL Info 31 Umsteuern in der Landwirtschaft EU-Kommission verklagt Deutschland wegen anhaltender Gewässerverunreinigung durch Nitrat Die Richtlinie „zum Schutz der Gewässer vor Verunreinigung durch Nitrat aus landwirtschaftlichen Quellen“ (Nitrat-Richtlinie) von 1991 gehört zu den Vorschriften, die in Deutschland bis heute nicht adäquat umgesetzt wurden. Die unzureichenden Bestimmungen und der eingeschränkte Vollzug führt dazu, dass selbst offensichtlich gewässerschädigende Praktiken, wie Umpflügen von Gewässerrandstreifen und Gülleausbringung in unmittelbarer Gewässernähe, nicht geahndet werden. Die Novellierung des Düngegesetzes und der Düngeverordnung, mit denen die Regelungslücke geschlossen werden könnte, ist trotz jahrelanger Diskussion noch nicht abgeschlossen worden. In vielen Regionen stieg der Nährstoffüberschuss durch die weitere Konzentration der Massentierhaltung und den Boom der Biogasanlagen in den letzten Jahrn sogar deutlich an. · EU-Kommission verklagt Deutschland · Umsteuern in der Landwirtschaft dringender nötig denn je! · Globales Wasserziel erfordert Anpassungen der UN-Struktur · Meldungen, Impressum Am 28. Mai 2016 war es nun soweit: Die EU-Kommission in Brüssel reichte beim Europäischen Gerichtshof Klage gegen Deutschland ein, weil es versäumt hat, strengere Maßnahmen gegen Gewässerverunreinigungen durch Nitrat zu ergreifen. Überraschend kommt dieser Schritt nicht. Die deutschen Behörden wurden bereits im Juli 2014 mit einer begründeten Stellungnahme aus Brüssel konfrontiert. Der agrarpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Dr. Wilhelm Priesmeier, fordert „jetzt alle EU-Vorgaben zu Nitrat, Phosphat und Ammoniak mit einzubeziehen, damit die Landwirte auch Planungssicherheit erhalten. Die Zeit der Spielchen ist vorbei und wir können nicht alle Jahre wieder das Düngerecht aufmachen.“ Die Umweltverbände Greenpeace, NABU, GRÜNE LIGA, WWF sowie der Umweltdachverband DNR haben in einer gemeinsamen Stellungnahme nun konsequentere Schritte zur Reduzierung der Stickstoffeinträge gefordert. „Mit der Klageerhebung bestätigt die EU-Kommission, dass die laufende Novellierung der Düngegesetzgebung nicht ausreicht, um den massiven Problemen durch Nitratüberschüsse im Grundwasser und in Oberflächengewässern zu begegnen. Bund und Länder müssen nun möglichst rasch bei der Düngeverordnung nachbessern, um mögliche Strafzahlungen in Millionenhöhe zu vermeiden“, so die Verbände. Die Umweltverbände warnen: „Schlimmstenfalls muss die Bevölkerung die Kosten (...) doppelt tragen: mit steigenden Wasserkosten für die Trinkwasseraufbereitung sowie Strafzahlungen der EU.“ Quelle: Berichtsportal WasserBLick / BfG, Stand 22.03.2010 BDEW kritisiert Landwirtschaftspolitik der Bundesregierung Die Klage der EU-Kommission gegen Deutschland war auch für die deutsche Wasserwirtschaft keine Überraschung, sondern eine folgerichtige Entscheidung. „Die Nitratbelastung der Gewässer und Böden in Deutschland stellt seit Jahren eines der größten Probleme der Wasserwirtschaft dar. Es war absehbar, dass die EU-Kommission irgendwann klagen würde“, so Martin Weyand, Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Er begrüßte die Entscheidung der Kommission. „Die Nichteinhaltung der EU-Stickstoffobergrenze, die Nichteinhaltung des 50 Milligramm pro Liter Nitratwertes im Grund- und Oberflächenwasser und ständig steigende Belastungen im Trinkwasser dürfen nicht länger als Lappalie abgetan werden“, so der BDEW und kritisiert weiter: „Auch die aktuelle Fassung des Gesetzesentwurfes des Landwirtschaftsministeriums reicht nicht aus, um einen wirksamen Schutz für die Gewässer herzustellen.“ Weitere Hintergrundinformationen: www.wrrl-info.de Umsteuern in der Landwirtschaft Umsteuern in der Landwirtschaft dringender nötig denn je! Am 17. März 2016 organisierte die GRÜNE LIGA e.V. Bundeskontaktstelle Wasser ein Fachgespräch „Wege zur Nährstoffminderung“ mit anschließender Podiumsdiskussion zur landwirtschaftlichen Nährstoffbelastung und zur anstehenden Novelle von Düngegesetz und Düngeverordnung. Themen des Fachgesprächs waren: die Nährstoffbelastung der Küstengewässer und Meere, die Nitrat- und Phosphatbelastung der Binnengewässer, vor allem der Seen, und die Stickstoffeinträge über den Luftpfad, insbesondere bezüglich der Ammoniakemissionen aus der Landwirtschaft. Dr. Bettina Taylor vom BUND Meeresschutzbüro führte in ihrem Eingangsreferat „... und die Flüsse fließen ins Meer“ die Situation der Nährstoffbelastung der Küstengewässer und Meere, sprich der Ostsee und der Nordsee, aus. Für den Meeresschutz sind dabei vor allem die Stickstoffeinträge relevant. Die von den Flüssen in die Nordsee geleiteten Nährstoffmengen übersteigen die Gesamteinträge in die Ostsee bei Weitem. Allein die Elbe führte 2015 cirka 100.000 Tonnen Stickstoff mit sich. Demgegenüber bringen die Flüsse – je nach Wasserführung – insgesamt nur etwa 20.000 bis 25.000 Tonnen Gesamtstickstoff aus dem deutschen Einzugsgebiet in die Ostsee ein. Der Haupteintrag in die Ostsee erfolgt über den Luftpfad. Von den hierfür modellierten 38.000 Tonnen stammt die Hälfte aus der Landwirtschaft, der Rest vorrangig aus dem Verkehrsbereich und dem Energiesektor. Dr. Claudia Wiedner von der BTU Cottbus-Senftenberg stellte in ihrer Präsentation den „Einfluss von Stickstoff und Phosphor auf die Gewässergüte” und die Ergebnisse des Projektes „Nitrolimit“ vor. Nach herkömmlicher Auffassung ist Phosphor der limitierende Faktor für Wachstum und Biomasse des Phytoplanktons und somit der Gewässergüte in limnischen Systemen. Neue Indizien sprechen jedoch dafür, dass Stickstoff neben Phosphor eine relevante Regulationsgröße ist. Daher entstand die Forderung, neben dem Eintrag von Phosphor (P) auch den Eintrag von Stickstoff (N) zu reduzieren. Die N-Reduktion ist jedoch mit Kosten verbunden und der Erfolg kann aufgrund unzureichender Kenntnisse zur Herkunft, Umsetzung und Wirkung von Stickstoff derzeit nicht eingeschätzt werden. Mit dem Projekt „Nitrolimit“ sollten daher fundierte wissenschaftliche Grundlagen zur Beurteilung des Einflusses von Stickstoff auf die Gewässergüte geschaffen werden. Für „Nitrolimit“ wurden Daten von 560 Messstellen an insgesamt 373 Seen des norddeutschen Tieflandes in einer Datenbank zusammengestellt und ausgewertet. Der Messzeitraum erstreckte sich über die Monate April bis Oktober und umfasste den Zeitraum 2005 bis 2013. Die Seen der norddeutschen Tiefebene befinden sich überwiegend in mäßigem bis schlechtem ökologischen Zustand. Stickstoffund Phosphorlimitation treten insgesamt fast gleich häufig auf. Die Phosphorlimitation überwiegt in tiefen geschichteten Seen, die Stickstofflimitation in Flachseen und Flussseen. Während der Vegetationsperiode wird die Phosphorlimitation häufig durch Stickstofflimitation und dann durch weitere limitierende Faktoren abgelöst. Die seentypenspezifischen Zielwerte für Stickstoff und Phosphor für den Grenzbereich zwischen dem mäßigen und dem guten Zustand liegen im Allgemeinen weit unter den derzeitig gemessenen Konzentrationen. Die Phosphorreduktion war und ist nach wie vor richtig und wichtig, eine Stickstoffreduktion sollte jedoch zusätzlich erfolgen, da sie sich vielfach direkt auf die Gewässerqualität auswirkt. Mit dem Projekt „Nitrolimit“ wurden die Quellen der Nährstoffbelastung ermittelt und die Zielwerte und somit die Reduktionserfordernisse zum Erreichen des Guten Zustands bestimmt. Die Ergebnisse sind in der Schrift „Einfluss von Stickstoff und Phosphor auf die Gewässergüte von Seen“ vom Mai 2013 nachzulesen. Inzwischen können auch einige der dort als offen dargestellten Fragen beantwortet werden. Demnach ist die Phosphor-Rücklösung aus dem Sediment inzwischen deutlich rückläufig. Cyanobakterien können zwar Stickstoff aus der Atmosphäre binden, das führt jedoch aufgrund der dann insgesamt reduzierten Biomasse nicht zu einer Kompensation der Stickstoffreduktion, da sich dieser Eintrag nur auf maximal etwa 10–15 % der Stickstoffeinträge in die Seen beläuft. Die Stickstoffreduktion ist im Ergebnis ökologisch sinnvoll. Ist Stickstoffreduktion wirtschaftlich vertretbar? Dazu wurden im Rahmen des Projektes „Nitrolimit“ Kosten, Nutzen und die Akzeptanz von Maßnahmen zur Verringerung von Stickstoffeinträgen untersucht. Die Ergebnisse aus dem Bereich Landwirtschaft stellte beim Fachgespräch Andreas Horbat von der TU Berlin in seinem Vortrag „Die Akzeptanz von Agrarumweltmaßnahmen“ vor. Die Untersuchungen ergaben, dass einige der verfügbaren Agrarumweltmaßnahmen für Landwirte nur wenig interessant sind, wobei ein Teil insbesondere der größeren Betriebe solche Maßnahmen als nicht akzeptabel einstuft. Auch wollen die Betriebe größtmögliche Flexibilität bei der Ausgestaltung von Vertragsdetails wie beispielsweise Vertragslaufzeit oder Kündigung. Hier zeigt sich auch die Grenze von einem rein auf Freiwilligkeit basierenden Ansatz. Amrei Münster von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) ging in ihrem Vortrag auf die europäische Richtlinie zur Reduzierung von Feinstaubemissionen (NEC bzw. NERC-RL2001/81/EG-Richtlinie) ein. Demnach stammt die Hälfte des Feinstaubs (Hauptkomponenten sind dabei SO2, NOX und NH3) in Deutschland aus nicht natürlichen Quellen, wie beispielsweise Verkehr, Industrie oder Stromerzeugung, wobei fast die Hälfte (45%) aus der Landwirtschaft kommt. Die SOX-Emission konnte von 1990 bis 2000 sehr deutlich reduziert werden. Auch die NOX-Emission weist seit 1990 eine sinkende Tendenz auf. Demgegenüber bewegt sich die Ammoniak-Emission seit 1995 auf etwa gleichem Niveau. Dennoch verursacht Feinstaub laut Statistik cirka 34.000 Todesfälle jährlich. Die angestrebten Minderungsziele zur Revision des Luftqualitätspakets gerieten im EU-Ministerrat unter Beschuss. Am 4. April 2016 fand dazu eine Trilogverhandlung (Kommision. Parlament und Ministerrat) statt. Ambitionierte Minderungsziele für eine simultane Verringerung der Hauptkomponenten sind eine wichtige Voraussetzung zur Verbesserung der gesundheitlichen und ökologischen Folgen der Feinstaubemissionen. Bei Ammoniak stammen 95 % der Emissionen aus der Landwirtschaft, wobei 80 % davon von nur 5 % der landwirtschaftlichen Betriebe verursacht werden. Zu wirksamen Minderungsmaßnahmen gehören die verbesserte Lagerung und emissionsarme Ausbringung von Gülle und Jauche. Michael Bender
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