Pilzkrankheiten im Mais – Erträge auch ohne Fungizide optimieren Der Maisanbau in Niedersachsen bleibt weiterhin auf einem sehr hohen Niveau, wenngleich über das „Greening“ im Rahmen der EU-Agrarreform in 2015 ein leichter Rückgang des Maisanbaus zu verzeichnen ist. Dennoch stellt Mais die wichtigste Grundlage in der Milchviehfütterung und in der Erzeugung von Biogas dar. Der weiterhin ausgeprägte Maisanbau bleibt in der Öffentlichkeit kritisch beäugt und teilweise gibt es in diesem Bereich neue Herausforderungen zu meistern: Die geplanten Änderungen im Düngerecht machen eine effizientere Nährstoffausnutzung unverzichtbar, insbesondere in Gebieten mit hohem Aufkommen an organischen Düngern. Die notwendigen Anpassungen auf technischer Seite (z.B. Bodenbearbeitung im Strip-Till- Verfahren mit Gülle-Unterfußdüngung, erfordern noch größere Anstrengungen im Bereich des Stoppelmanagements, um die Ausbreitungsgefahr von Schaderregern zu minimieren. Auf diese Art und Weise wird aber auch zukünftig der Fungizideinsatz im Mais die Ausnahme bleiben. Auftreten der unterschiedlichen Blattfleckenerreger Vom Spektrum der Blattkrankheiten traten in Niedersachsen in den vergangenen Jahren vor allem die Erreger der Augenflecken (Kabatiella zeae, Abb. 9) und der Braun- oder Schwarzfleckigkeit (Bipolaris zeicola, früher Helminthosporium carbonum Abb. 1) in nennenswertem Umfang auf. Die Turcicum-Blattdürre (Exserohilum turcicum, früher Helminthosporium turcicum, Abb. 2) wurde in den vergangenen Jahren nur selten beobachtet, ein regional stärkeres Auftreten war z.B. 2007 und teilweise auch 2011 der Fall. Neben dieser Pilzkrankheit tritt auch der Maisrost (Puccinia sorghi) in Einzeljahren, wie auch in 2014, in Erscheinung. Als neue Krankheit wurde in 2013 der Erreger der PhomaBlattflecken (Phoma zeae-maydis) auf Maisblättern in Niedersachsen nachgewiesen. Darüber hinaus ist noch eine Reihe weiterer Blattfleckenerreger, wie MaydisBlattflecken (Bipolaris maydis), Cercospora-Blattflecken (Cercospora zeae-maydis) und Anthraknose (Colletotrichum graminicola) bekannt, diese treten bisher Abb. 1: Braun- oder Schwarzfleckigkeit (Helminthosporium carbonum bzw. jedoch nicht in nennenswertem Umfang auf. Bipolaris zeicola) © L. Bornemann Da die verschiedenen Schadbilder sehr stark variieren, ist eine eindeutige Diagnose der verschiedenen Blattfleckenerreger auf dem Feld oft schwierig, vielfach sind auch Mischinfektionen mehrerer Erreger, z.B. Augenflecken und Schwarzfleckigkeit auf den Blättern festzustellen und Erschweren die Unterscheidung zusätzlich. PILZKRANKHEITEN IM MAIS – ERTRÄGE AUCH OHNE FUNGIZIDE OPTIMIEREN Seite 2 von 10 Hier haben auch die Befallsstärke, das Stadium der Pilzentwicklung, die Sorte und die Nährstoffversorgung einen Einfluss. In Zweifelsfällen sorgt nur ein Labornachweis für Sicherheit. Im Zusammenhang mit einem Blattbefall durch Schadpilze wird auch eine verfrühte oder verstärkte Trockenmasse-Zunahme vor der Ernte diskutiert, die die Silierung des Materials erschweren könnte. In den zahlreichen Versuchen konnten jedoch keine messbaren Einflüsse auf den Gesamt-Trockenmassegehalt der Silage und somit auch nicht auf die Qualität der Silage festgestellt werden. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Blattspreiten nur einen geringen TM-Anteil an der Gesamtpflanze ausmachen. Eine andere Situation besteht bei einer vorzeitigen Abreife der Gesamtpflanze durch Trockenstress. Die Versuchsaktivitäten der Landwirtschaftskammer Niedersachsen haben in den vergangenen Jahren vor allem eines gezeigt: Zum Auftreten, der Biologie und Epidemiologie der Blattkrankheiten im Mais besteht noch ein immenser Forschungsbedarf, hier stehen wir sozusagen noch am Anfang. Bekämpfung von Blattkrankheiten - Versuchsergebnisse in Niedersachsen Durch das Auftreten der pilzlichen Schaderreger wurde in den vergangenen Jahren auch ein Fungizideinsatz im Mais diskutiert. Feldversuche wurden durchgeführt um die Wirkung von Azol-Strobilurin-Kombinationen auf pilzliche Schaderreger, die optimale Terminierung der Maßnahme und den Ertragseffekt sowie mögliche physiologische Leistungen der Maßnahme zu untersuchen. In Abbildung 3 werden die Mehrerträge durch Fungizidbehandlungen im Mittel von 69 Versuchen aus Niedersachsen aufgezeigt, die in den Jahren 2007 bis 2015 in anfälligen Silomaissorten durchgeführt wurden. In den einzelnen Versuchen wurden Einfachbehandlungen zu einem frühen (BBCH 32-39) und zu einem späten (BBCH 49-65) Termin bzw. Doppelbehandlungen den unbehandelten Parzellen gegenüber gestellt. In der Auswertung erfolgte eine Verrechnung der Varianten nach Behandlungshäufigkeit, Terminierung und Pilzbefall (= Anzahl n). Zudem wurden in der ersten Säule alle Fungizidbehandlungsvarianten der 69 Versuche verrechnet, um einen groben Überblick zur Ertragswirkung eines Fungizideinsatzes im Silomais zu geben. Es wird deutlich, dass der Fungizideinsatz lediglich zu durchschnittlichen Mehrerträgen von 0,7 – 2,5% führte. Abb. 2: Turcicum-Blattdürre (Helminthosporium turcicum) ©L. Bornemann PILZKRANKHEITEN IM MAIS – ERTRÄGE AUCH OHNE FUNGIZIDE OPTIMIEREN Seite 3 von 10 n = Anzahl Varianten Abb. 3: Fungizide in Silomais – Niedersachsen 2007-2015; Basis 69 Versuche; Standorte mit Befall (MB): Befallsstärken in den Abschlussbonituren von 5-74% bei Kabatiella zeae, 543% bei E. turcicum, 5-22 bei B. zeicola und 3-26% bei Phoma zeae-maydis; n = Anzahl Varianten Maisfungizide 2016 Seit Juni 2014 liegen zwei Zulassungen von Fungiziden im Mais vor. Quilt Xcel (Azoxystrobin 141 g/l + Propiconazol 122 g/l) ist gegen Turcicum-Blattdürre in BBCH 30 bis 69 zugelassen. Retengo Plus (Pyraclostrobin 133 g/l + Epoxyconazol 50 g/l) ist in BBCH 30 bis 39 oder in BBCH 51 bis 65 ebenfalls gegen Turcicum-Blattdürre zugelassen. Die übrigen Blattflecken-Erreger werden bei gezielten Maßnahmen mit erfasst. Darüber hinaus erfolgte kürzlich für das aus dem Getreidebereich bekannte Fungizid Prosaro eine Neuzulassung im Mais. Das Präparat ist mit einer Aufwandmenge von 1,0 l/ha zur Behandlung von Fusarium-Arten (Kolben- und Stängelbefall) vom 3-Knotenstadium bis zum Ende der Blüte des Maises zugelassen und dient der Minderung der Mykotoxinbildung. Alle Produkte dürfen nur einmalig pro Kultur und Jahr zum Einsatz kommen. Vor der Anwendung von Quilt Xcel und Retengo Plus müssen Beratungsinformationen, z.B. der regionale Warndienst der LWK-Bezirksstellen eingeholt werden. Die Anwendung von Prosaro ist an die Infektionsgefahr (siehe Absatz „Toxine im Mais“) gebunden. Dazu sollten zusätzliche Beratungsinformationen, z.B. der Warndiensthinweis herangezogen werden. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre zeigen, dass ein eventueller Fungizideinsatz nur unter bestimmten Voraussetzungen in Erwägung gezogen werden sollte: Dies sind z.B. Flächen, die mit einer hoch anfälligen Sorte bebaut sind und wo befallsfördernde Faktoren bedeutsam sind. Dies ist der Fall bei pflugloser Bestellung nach Maisvorfrucht und gleichzeitigem Auftreten befallsfördernder Witterung (warm und regnerisch mit Nachttemperaturen über 16°C). Im Umkehrschluss sind Flächen, wo geringer anfällige Sorten angebaut werden und Mais in Fruchtfolge steht in der Regel nicht behandlungswürdig. Zudem zeigen die Versuchsergebnisse der vergangenen Jahre nur relativ geringe ertragliche Auswirkungen und damit keinen wirtschaftlichen Mehrertrag eines Fungizideinsatzes im Mais. PILZKRANKHEITEN IM MAIS – ERTRÄGE AUCH OHNE FUNGIZIDE OPTIMIEREN Seite 4 von 10 In Abbildung 4 sind noch einmal die Erträge der Einzeljahre von 2007 bis 2015 aller in Silomais durchgeführten Versuche zusammengefasst. Dargestellt ist immer die Kontrolle ohne Fungizidbehandlung neben der behandelten Variante (Zusammenfassung aus einmaliger und zweimaliger Behandlung). Hier wird nochmals deutlich, wie gering die Ausprägung der Fungizideffekte in den vergangenen Jahren war. Abb. 4: Ertragseffekte durch Fungizide im Silomais 2007 bis 2015 Als Begründung für diese relativ geringen Ertragseffekte durch den Fungizideinsatz kann das Ergebnis eines Versuches mit hohem Blattbefall aus dem Jahre 2011 herangezogen werden. Dieser wurde am Standort Großenkneten in der Sorte Aurelia durchgeführt. In der Abbildung 5 ist der Anteil der grünen Blattfläche der Maispflanzen sowie der Befallsverlauf über die gesamte Ertragsbildungsphase von Anfang Juli bis zur Ernte Ende September dargestellt. Erst ab Mitte August begann sich langsam ein Befall mit E. turcicum und Kabatiella zeae im Bestand aufzubauen, der Ende September eine beachtliche Befallsstärke von 48% erreicht hatte. Bei Betrachtung der Abbildung ist jedoch zu beachten, dass der Anteil der grünen Blattfläche trotz dieser Befallstärke über den Zeitraum vom 01.07. bis 26.09. insgesamt nur um 7,2% abgenommen hat, was dem Flächenanteil unter den beiden Befallskurven entspricht. Somit standen dem Bestand über den gesamten Zeitraum der Ertragsbildung 92,8% grüne Blattfläche zur Einlagerung von Assimilaten zur Verfügung. Durch den Einsatz von Fungiziden wurde trotz deutlicher Befallsminderung insgesamt nur zusätzlich 4,1% grüne Blattfläche gesund erhalten (in Abb. 4 rot-grün straffiert). Bei der Beerntung dieses Versuches konnte ein vergleichbarer Mehrertrag bei der TM des Silomais durch den Fungizideinsatz ermittelt werden. Zusätzlich ist zu berücksichtigen, dass die Pflanzen über weitere Assimilationsflächen in den Lieschen und Blattscheiden verfügen, die kaum befallen werden. PILZKRANKHEITEN IM MAIS – ERTRÄGE AUCH OHNE FUNGIZIDE OPTIMIEREN Seite 5 von 10 Nutzt man Sortenresistenzen und ackerbauliche Möglichkeiten, ist es möglich, Mindererträge von vornherein zu verhindern. Abb. 5: Verhältnis von grüner zu abgestorbener Blattfläche während der Ertragsbildungsphase von Silomais, Fungizidversuch Großenkneten 2011, Sorte Aurelia (Bezirksstelle Oldenburg-Süd) Pflanzenbauliche Maßnahmen gegen Blattkrankheiten im Mais Für das Auftreten von Blattkrankheiten im Mais ist neben einer warm-feuchten Witterung im Spätsommer und dem Bodenzustand eine Reihe von pflanzenbaulichen Faktoren bedeutsam, die aktiv durch den Maisanbauer beeinflusst werden können. In Abbildung 6 sind diese Faktoren zusammengefasst. Faktoren Variante „Gesund“ Variante „Krank“ Vor-Ort-Situation Vorfrucht Getreide / Raps / ZR Mono-Mais Mais Boden - bzw. Stoppelbearbeitung Wendende Bodenbearbeitung Gar nichts Mulchen aber mit aktiver Zerkleinerung Sorte Resistent Anfällig Resistent Witterung Kühl trocken Lang anhaltend warm und feucht Nicht prognostizierbar Umwelt (Boden) NS-Versorgung optimal, gute Krümelstruktur, ph-Wert optimal NS-Mangel, Strukturschäden, ph-Werte zu niedrig NS-Versorgung optimal, gute Struktur, ph-Wert optimal Ertragsverlust durch Blattkrankheiten Unwahrscheinlich Möglich Unwahrscheinlich Abb. 6: Risikofaktoren für das Auftreten von Blattfleckenkrankheiten im Mais PILZKRANKHEITEN IM MAIS – ERTRÄGE AUCH OHNE FUNGIZIDE OPTIMIEREN Seite 6 von 10 Blattfleckenerreger wie Augenfleckigkeit und die Schwarzfleckigkeit sind Krankheiten, die durch enge Fruchtfolgen und nicht wendende Bodenbearbeitung gefördert werden. Unverrottete, befallene Pflanzenreste stellen das Ausgangsmaterial für eine Neuinfektion der wachsenden Maisbestände im Spätsommer dar. Dies bedeutet nicht zwingend, dass jeder Maisanbauer sofort wieder zum Pflug greifen sollte, denn die neuen rechtlichen Vorgaben zum Erosionsschutz greifen auf vielen Anbauflächen in Niedersachsen. Darüber hinaus erfordert das zukünftige Düngerecht eine weitere Verbesserung der Nährstoffausnutzung organischer Düngemittel, wobei ein vermehrter Einsatz der Bodenbearbeitung im Strip-TillVerfahren in Verbindung mit der Unterfußapplikation von Wirtschaftsdüngern gute Lösungsansätze bietet. Daher sollte dem „Stoppelmanagement“, also einer aktiven Zerkleinerung der Stoppelreste mit Mulchern oder dem Walzen mit abgekanteten Doppelwalzen eine hohe Priorität eingeräumt werden. Dies ist ein erster Schritt, um die Zersetzung und Einarbeitung von Maisresten generell zu verbessern und damit den Befallsdruck durch Blattfleckenerreger von Beginn an zu verringern. Das Überwintern der Sporen der Erreger wird somit verhindert und bei Getreidenachbau minimiert sich das Infektionsrisiko durch Fusariosen. Zudem wird durch die aktive Zerkleinerung bzw. das Quetschen der Stoppelreste der Überlebensraum der Maiszünslerlarve zerstört, so dass hinsichtlich dieses Schaderregers ebenfalls eine Vorsorge betrieben wird. Um die Wiederstandfähigkeit der Maispflanzen gegenüber einer Infektion mit Blattfleckenerregern zu fördern, sollte die Versorgung mit Wasser und Nährstoffen optimal gestaltet werden. Voraussetzung dafür ist eine angepasste Düngung, aber auch eine schonende Bodenbearbeitung. Der wichtigste Faktor zur Vorbeugung gegen Blattfleckenerreger in den Maisbeständen wird in Zukunft die Wahl der Sorte sein. Alle Züchter sind bereits dabei weniger anfällige Sorten auf den Markt zu bringen. In der beispielhaft dargestellten Sortenempfehlung (Abb. 7) wird deutlich, dass es mittlerweile eine Vielzahl von Sorten mit guter Blattgesundheit gibt (rot markierte Spalte), die auch ertraglich überzeugen. Hier ist der Landwirt selbst gefragt, neben den Ertragsergebnissen auch die Blattgesundheit in die Sortenwahl einzubeziehen. Abb. 9 Blattflecken durch Kabatiella zeae (Augenflecken) ©Dr. Weinert Seite 7 von 10 PILZKRANKHEITEN IM MAIS – ERTRÄGE AUCH OHNE FUNGIZIDE OPTIMIEREN Silomaisempfehlung Nutzungsschwerpunkt Höhen- Maissorten des mittelfrühen Sortiments S 230 bis S 250 Reifezahl Sorte Vertrieb durch im LSV Gras- Maisseit betont betont Biogas Mittel von Niedersachsen Ertragsmerkmale Qualitätsmerkmale /Grenz- Abreife T% lagen mehrjährig geprüfte Sorten Simpatico KWS ES Metronom LG 30252 Farmplus SY Kardona Farmicus Barros Grosso P 8372 LG 30224 Torres Farmflex* Farmgold* KornBlattfl. Toleranz typ Bewertung der Sorten nur innerhalb der Reifegruppe vergleichbar S 250 KWS 2014 S 240 Euralis 2014 S 250 LG 2014 S 240 Farmsaat 2014 S 250 Syngenta 2014 S 230 Farmsaat 2014 S 250 KWS 2010 KWS Pioneer LG KWS Farmsaat 2010 2014 2012 2007 2010 S 250 S 240 S 230 S 250 ca. S 250 TM dt/ha Verdauli Stärke GJ MJ Stärke chkeit dt/ha NEL/ha NEL/kg % n. BSA ca. S 240 Farmsaat 2012 LG 30251 S 250 LG 2013 Ricardinio S 230 KWS 2008 Ronaldinio S 240 KWS 2006 Toninio S 230 Agromais 2012 SNO S SNO SNO SN SNO SO O NO N S S S SO SNO SNO S SNO NO S SO X N -O O -+ O -- +++ + ++ + + + + + + O - -O + + + O -O O + + + + O O O O O O O O O ------+ ++ + ++ ---O O O -O --O + O + O O O O + + O + O O O + O + O + O + + + + (Za) (H) (H) (H) (H) (H) (H) Zw (H) (H) (H) (H) O - - O ++ O ++ + Zw O - O - + ++ + O Zw O - - O + O + + (H) X + + O O - - O O (H)/Zw X Sunstar S 240 Saaten-Union 2012 - O - O - -- O + Zw Niklas Panvinio S 230 Advanta 2012 KWS 2014 + O O O O O -O O O O O Zw(H) S 230 O O DKC 3341 S 250 Monsanto 2014 - O O O O O O O (H) Farmagic* ca. S 250 Farmsaat (H) - + - O -- - O + + O O O - O O O (H)/Zw O - O O O + O O O + O Zw 2014 O 2010 -- O --- - --- --- - O (Za)/Zw 2014 Carolinio KWS S 230 KWS 2013 ES Albatros Millesim* S 250 Euralis 2012 S 240 KWS Amaretto S 250 Agromais X Zw LG 30249 S 240 LG 2013 O - O - O O O O Zw P 8025 S 240 Pioneer 2013 - - - - + O + O (H) S 240 RAGT 2012 O O --- - -- -- O + Zw/(H) S 250 KWS 2009 - + --- O --- --- O - (Za) Geoxx* Fernandez 1) SN Abb. 7: Sortenempfehlung Silomais 2016, mittelfrühes Sortiment Toxine im Mais Auch Fusarium-Arten können den Mais bereits während des Wachstums befallen, so dass auch eine Futterbelastung durch Mykotoxine diskutiert wird. Hier konnten in jüngsten Versuchen nur vereinzelt Orientierungswert-Überschreitungen für z.B. Maissilage festgestellt werden. In 2014 gab es in Nordrhein Westfalen einzelne Meldungen, dass bei CCM Toxingrenzwerte überschritten wurden. Für Niedersachsen sind bisher jedoch kaum Grenzwertüberschreitungen und einhergehende Fütterungsprobleme bekannt. Nach bisherigen Erkenntnissen ist eine Infektion des Maiskolbens ohne intensiven Maiszünslerfraß als Eintrittspforte erst ab der Blüte möglich, wenn die ersten Narbenfäden austreten. Die Maisblüte beginnt in normalen Jahren Ende Juli. Das mengenmäßige Leittoxin ist das Mykotoxin DON, der entscheidende Produzent Fusarium graminearum. In weiterer Analogie zum Weizen sind die Art und Menge der Vorfruchtreste sowie die Witterung vor und während der Blüte entscheidend für ein hohes Befallsrisiko (den Notfall). In Bezug auf die Vorfruchtreste kann aus pflanzenbaulicher Sicht der Anbau von Mais nach Mais mit nicht wendender Bodenbearbeitung ohne Zerkleinerung der Stoppeln zu diesem hohen Befallsrisiko führen. Das unterschiedliche Risiko lässt sich aus der Risiko-Tabelle (Tab. 1), die in Anlehnung an die Risikoabschätzung aus dem Getreide erstellt wurde, ablesen. Demnach sind z.B. in pfluglos bestelltem Mais PILZKRANKHEITEN IM MAIS – ERTRÄGE AUCH OHNE FUNGIZIDE OPTIMIEREN Seite 8 von 10 nach Vorfrucht Mais mit vielen Stoppelresten auf der Bodenoberfläche 6-fach höhere DON-Werte, als nach Pflugeinsatz ohne auf der Bodenoberfläche verbleibende Stoppelreste, zu erwarten. Da bisher wenig zur Einstufung der Sortenanfällikeit im Mais bekannt ist. Wird hier von einer mittleren Anfälligkeit (BSA-Note 5) ausgegangen. Bezüglich der Witterung vor und während der Blüte muss es, um ausreichendes Myzelwachstum zu ermöglichen, zu einer längeren Durchfeuchtung der Vorfruchtreste auf der Bodenoberfläche für eine Woche oder länger kommen, damit der Pilz in der anschließenden Rücktrocknungphase ausreichend Fruchtkörper ausbilden kann. Diese müssen dann durch nachfolgenden Regen > 3 mm zu Beginn der Blüte freigesetzt werden. Die Abfolge längere Regenperiode – Rücktrocknung – Folgeregen muss mit der beginnenden Maisblüte zeitlich einhergehen, um zu Infektionen führen zu können. Andererseits erfolgt die Maisblüte nicht bei allen Pflanzen völlig gleichzeitig. Rel. DONRisiko Vorfrucht Bodenbarbeitung Raps Pflug 0,6 Zuckerrübe Pflug 0,6 Raps ohne P. 0,8 Getreide Pflug 1,0 Zuckerrübe ohne P. 1,8 Getreide ohne P. 1,8 Maisreste StoppelBodenauf zerkleinierung bearbeitung Oberfläche mit Pflug KEINE 1,0 Vorfrucht Mais Mais intensiv ohne P. zerkleinert /wenig 1,8 Mais ohne Pflug vereinzelt 2,3 Mais ohne ohne P. viele 6,1 Tab. 1: Zusammenfassende Bewertung des Schlagspezifischen Toxinrisikos in Anlehnung an die Risikoabschätzung im Winterweizen (Dr.Weinert, PSA). Seit 2012 werden bei allen Fungizidversuchen neben der Ertragsfeststellung auch Untersuchungen auf Mykotoxine (vorrangig Deoxynivalenol, DON) durchgeführt, zunächst vorrangig im Silomais. Im Verwertungsbereich Körnermais liegen leider bisher nur wenige Daten vor. Die aktuellen Grenzwerte für Fusariumtoxine in Silomais wurden nach den Ergebnissen der letzten Jahre bisher nur in Einzelversuchen und nur für den Bereich der Kälberfütterung überschritten. Hier ist aufgrund des Verdünnungseffektes in der Ration von einem nur sehr geringen Risiko für die Kälbergesundheit auszugehen. Für die Verwertungsrichtung Körnermais konnten in den eigenen Versuchen der Landwirtschaftskammer keine Verminderungen der Toxingehalte durch eine Fungizidapplikation festgestellt werden. Im vergangenen Jahr traten in niedersächsischen Versuchen im Körnermais Seite 9 von 10 PILZKRANKHEITEN IM MAIS – ERTRÄGE AUCH OHNE FUNGIZIDE OPTIMIEREN maximale DON-Werte von 0,8 mg DON/kg in den unbehandelten Kontrollen auf, lediglich auf einem Versuchsstandort wurden 3 mg DON/kg gemessen. Nach Fungizidapplikation waren nur stark schwankende Ergebnisse feststellbar, die von keiner bis zu 50% Toxinreduktion streuen. In Süddeutschland und Österreich kommen in Hoch-Risiko-Fruchtfolgen in einzelnen Jahren jedoch durchaus höhere DON-Gehalte vor. Als Beispiel sind in Abbildung 8 die Ergebnisse des Jahres 2015 dargestellt. Nach den bisherigen Ergebnissen und Erkenntnissen sollte deshalb zur Minderung eines Toxin-Riskos im Körnermais auf eine konsequente Zerkleinerung und Einarbeitung von Vorfruchtresten geachtet werden. Dies gilt insbesondere für den Anbau von Mais nach Mais. DON-Grenzwerte im Mais: • 12 mg DON/kg Maisnebenprodukte • 5 mg DON/kg Ergänzungs- und Alleinfuttermittel außer: • 2 mg DON/kg Kälber (<4 Monate), Lämmer und Ziegenlämmer • 0,9 mg DON/kg für Schweine Abb. 8: Ergebnisse der DON-Untersuchungen bei Körnermais Niedersachsen 2015 (rote Balken = DON-Grenzwerte für Futtermittel) ohne Fungizidapplikation, PILZKRANKHEITEN IM MAIS – ERTRÄGE AUCH OHNE FUNGIZIDE OPTIMIEREN Seite 10 von 10 Fazit Nach den Ergebnissen der vergangenen Versuchsjahre fallen die Ertragsminderungen durch die Blattfleckenerreger viel geringer aus, als es einige Ergebnisse aus den Abschlussbonituren vor der Ernte befürchten lassen. Dies gilt auch für die durch Fungizidbehandlungen erzielten Mehrerträge trotz akzeptabler Wirkungsgrade. Das Auftreten und die Biologie der pilzlichen Schaderreger, vor allem auch der Fusariosen stellen die Versuchsansteller weiterhin vor viele offene Fragen, so dass hier noch weiterer Forschungsbedarf gegeben ist. Die Futtermitteluntersuchungen auf Mykotoxine werden zukünftig, vor allem bei der Verwertung als CCM, eine noch größere Bedeutung erlangen. Der Einsatz der oben genannten Fungizide im Mais wird nach aktuellen Erkenntnissen weiterhin die Ausnahme bleiben. Auf Hochrisikostandorten kann unter Umständen eine gezielte Behandlung zur Mykotoxinreduktion sinnvoll sein, diese sollte nach den bisherigen Erkenntnissen jedoch nur der Verwertungsrichtung Körnermais vorbehalten sein. Vielmehr sollten alle pflanzenbaulichen Faktoren (Sortenwahl, Vorfrucht und Stoppelmanagement) ausgeschöpft werden, um das Infektionsrisiko generell gering zu halten. Landwirtschaftskammer Niedersachsen 07.07.2016 Bezirksstelle Bremervörde Lürder Bornemann Neben den in den Artikeln bzw. Tabellen genannten Präparaten mit einer deutschen Zulassung gibt es so genannte parallel gehandelte Pflanzenschutzmittel. Diese sind in einem Mitgliedstaat der EU oder des EWR zugelassen, stimmen mit einem in Deutschland zugelassenen Pflanzenschutzmittel überein und sind als parallel gehandelte Pflanzenschutzmittel von der Zulassungsbehörde genehmigt. Eine Liste der verkehrsfähigen. Parallelimporte ist im Internetangebot des BVL verfügbar: http://www.bvl.bund.de/DE/04_Pflanzenschutzmittel/04_Anwender/04_Parallelhandel/psm_Parallelimporte_node.html
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