Mike Horsten, Mimaki Europe: Was ist eine Flasche schon ohne Aufdruck?
Glasdruck mit UV-Technologie
Gerade in der Kosmetikindustrie ist die Optik des
Flakons oder Behälters
maßgeblich für den Verkaufserfolg eines Produktes entscheidend. Doch
der Glasdruck birgt vielfältige Herausforderungen,
die einen kreativen, maßgeschneiderten Druck erschweren. Mike Horsten,
General Manager Marketing EMEA, Mimaki Europe, skizziert die jeweiligen Anforderungen an
den Glasdruck und erläutert, wie sich der Digitaldruck auch in diesem
Marktsegment erfolgreich
gegenüber dem traditionell eingesetzten Tamponoder Siebdruck durchsetzen kann.
neue Vertriebs- und Marketingstrategie, die die Kosmetikindustrie verändern wird. Sie könnte die Gewinne erhöhen, da viele Kunden bereit wären,
für diese Dienstleistungen mehr zu bezahlen.
D
Unterschiedliche Heraus­
forderungen beim Glasdruck
ie Kosmetikindustrie ist eine Glitzerwelt mit häufig phantasievoll
bedruckten Fläschchen und Flakons,
deren Wert den des Inhaltes übersteigt.
Ja, es stimmt, mehr als in jeder anderen Branche zählt hier der Behälter. Mit
einer ins Auge fallenden Flasche lässt
sich mehr Geld verdienen. Ein guter
Duft in einem hässlichen Flakon wird
sich kaum verkaufen und keinen Gewinn erzielen.
Damit bietet sich dem Digitaldruck
eine große Chance. Heute steht die
Kosmetikindustrie vor der Herausforderung des „persönlichen, maßgeschneiderten Luxusgefühls“, wie ich
es einmal nennen möchte. Die Möglichkeit, eigene, personalisierte Fläschchen und Flakons für Kosmetika und
Parfüms zu kaufen, wird in nicht allzu
ferner Zukunft ein großer Trend sein.
Stellen Sie sich einmal vor: Eine Standardflasche mit einem für jeden Kunden anderen Druckbild! Das ist eine
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che Kosmetikprodukte werden in großen und manche in kleinen Behältern
angeboten wie Mascara oder flüssiges
Make-up. Es gibt also noch einige Hürden zu überwinden. Zudem bestehen
manche Deckel dieser Produkte aus
Kunststoff, was eine weitere Herausforderung darstellt.
Defizite des Tampon-/
Siebdruckverfahrens
Mike Horsten, General Manager Marketing EMEA, Mimaki Europe, skizziert das weitreichende Potenzial des
Digitaldrucks bei unterschiedlichsten
Glasdruck-Anwendungen.
Natürlich sind da noch einige Schwierigkeiten zu meistern, ansonsten wäre
diese Strategie sicherlich schon sehr
weit verbreitet. Es ist nämlich gar nicht
so einfach, auf Glas zu drucken. Das
Druckbild muss den Alkohol- (Aceton-)
Wischtest und den Abriebtest bestehen, kontrastreich und gestochen scharf
sein. Außerdem darf die Druckfarbe
nicht gesundheitsschädlich sein. Der
hohe Kontrast und die Schärfe sind auf
Grund des umfangreichen Kleingedruckten erforderlich, das auf Kosmetik­
produkten vorgeschrieben ist. Dazu
zählen die Inhaltsstoffe, das Haltbarkeitsdatum und der Barcode, die alle
deutlich lesbar sein müssen. Auf flachen Flächen zu drucken, ist unproblematisch. Da die meisten Flaschen jedoch rund und gewölbt sind, muss es
eine einfache Möglichkeit geben, auch
auf diesen Objekten zu drucken. Man-
Traditionell wird Glas im Tampon-/
Siebdruckverfahren bedruckt. Dabei
ist für jede Farbe ein neuer Druckvorgang erforderlich. Aus diesem Grund
sind viele Kosmetikprodukte oft nur
einfarbig, zumeist weiß, bedruckt.
Mehr Farben zu verarbeiten, ist deshalb schwierig, weil man die verschiedenen Farben abgleichen und spezielle Rasterverfahren verwenden muss.
Ganz zu schweigen von den Passerproblemen, die zwischen den Farben
auftreten würden. Auf einem runden
Objekt wäre das ein echter Albtraum.
Weiterhin muss man wissen, dass die
aktuell eingesetzte Generation von
Grundierungen und Druckfarben speziell für den Glasdruck entwickelt
wurde, um insbesondere eine gute
Haftung auf dem Glasuntergrund zu
gewährleisten. Ein weiteres Problem
besteht darin, dass das Glas nach dem
Bedrucken durch die Füllmaschine
geführt werden muss. Da lauert stets
die Gefahr, dass das Druckbild zerkratzt oder auf andere Weise beschädigt wird, sodass sich die Flasche nicht
mehr verkaufen lässt. Um dieses Risiko zu verhindern, bringen die meisten Druckereien eine dickere Farbschicht auf, um sicherzugehen, dass
diese auch haften bleibt. Das kann
man heute auf den meisten Kosmetikprodukten im Geschäft beobachten.
Überzeugende Argumente
zugunsten des Digitaldrucks
Mit einem digitalen Drucksystem lassen sich die meisten dieser Probleme
jedoch überwinden. Zum einen kann
man 16,8 Millionen Farben im Contone-Modus drucken, der eine beeinCopyright by pepress – World of Print - Juli 2016
druckende Fotoqualität ermöglicht.
Dann ist es möglich, das Druckbild
durch einen zusätzlichen Lack zu
schützen, und man kann jede Flasche
individuell gestalten. Weiterhin erlaubt der bedarfsgerechte Print-onDemand-Druck, auf große Auflagen
zu verzichten, sodass man Lagerkosten erheblich einsparen und so den
Cash-Flow verbessern könnte. Beim
Drucken auf flachen Flaschen und
Behältern wird das bereits heute so
gemacht. Viele größere Marken nutzen bereits Drucksysteme wie unsere
Produktfamilie UJF, um Sonderangebote und personalisierte Urlaubsgeschenke zu produzieren. Zur Urlaubs­
zeit liegen in Warenhäusern wie Harrods in London und auf vielen internationalen Flughäfen bedruckte Kosmetikschachteln und Behälter aus.
Der Kunde muss nur 10 Minuten warten, bis das Produkt für ihn – ganz
persönlich – fertig gedruckt ist. Aber
das ist immer nur eine Werbeaktion,
ein „Jetzt-Oder-Nie-Auftrag“ und
heute sicherlich keine gängige Praxis. Obgleich derartige Maßnahmen
sehr erfolgreich sind, lösen sie nicht
die Probleme, die bei der weltweiten
Produktion kleiner Chargen anfallen.
Hätten Sie gewusst, dass es auf der
Welt mehr als 50 Normen für die Beschriftung von Kosmetikprodukten
gibt? Die Sprache, die Gesetzgebung
und das Kleingedruckte sind von Land
zu Land unterschiedlich. Die kundenspezifische Anpassung der Verpackung ist für die bekannten Marken, deren teure Parfüms und Kosmetika vielleicht in geringen Stück-
Eine der größten Anforderungen innerhalb der Kosmetikindustrie besteht sicherlich darin, auf runden
Objekten zu drucken. Mit der Kebab-Option bietet Mimaki nun eine
Möglichkeit, runde Objekte mit
einem Durchmesser von 1 cm bis 11
cm zu verarbeiten.
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zahlen und mit unterschiedlichen Inhalten produziert werden, mit untragbaren Kosten verbunden.
Smarte Mimaki-Lösung:
Die Kebab-Option
Gemeinsam mit führenden Unternehmen, die die neue Generation von
Flachbettdrucksystemen mit UV-LEDHärtung von Mimaki verwenden, haben wir an einer Lösung für diese Probleme gearbeitet. So haben wir neue
Tinten und druckbare Grundierungen
entwickelt, die für Glas geeignet sind.
Obwohl der Glasdirektdruck immer einige besondere Anforderungen stellt,
haben wir Lösungen wie externe Grundierungen gefunden, die dazu beitragen, die Hürden möglichst niedrig zu
halten. Die größte Herausforderung
bestand jedoch darin, auf runden Objekten zu drucken.
Das war noch nie einfach gewesen.
Doch mit unserer Kebab-Option sind
wir jetzt in der Lage, runde Objekte
mit einem Durchmesser von 1 cm bis
11 cm zu verarbeiten. Das bedeutet,
dass man auf dem gleichen Drucksystem praktisch alle Arten von Flaschen
und Behältern bedrucken kann. Die
Beispiele sind zahlreich und die Anwendungen endlos. Das Interessante
daran ist, dass man auf die Schachteln
mit dem personalisierten Produkt sogar kundenspezifische Inhalte aufbringen kann. Unser UJF7151 Plus wurde
für einen Industriemarkt entwickelt,
der sowohl eine große Produktionsgeschwindigkeit als auch eine hohe Qualität erfordert.
Die Entwicklung neuer und schnellerer Drucker für den industriellen Glasdruck stellt den Markt vor einige Herausforderungen. Doch haben wir eine
praktische, erschwingliche Lösung gefunden, die dazu beitragen wird, diesen faszinierenden Trend in der Verpackungsproduktion einzuleiten.
Wenn Sie das nächste Mal ein Kosmetik- oder Parfümfläschchen im Regal stehen sehen, sollten Sie einmal
darüber nachdenken, wie dieses wohl
ganz ohne Beschriftung aussehen
würde. Oder noch besser: Stellen Sie
sich vor, das Fläschchen wäre ganz persönlich für Sie mit dem von Ihnen gewünschten Text und Bildern versehen.
Wie ich eingangs bereits erwähnte:
„Was ist eine Flasche schon ohne Aufdruck?”Let’s Create Together.
Mimaki bringt neue elasti­
sche Tinte auf den Markt
Mimaki wird im Sommer 2016 eine
völlig neue Tinte auf den Markt bringen. Bei der Mimaki LUS-350 handelt es sich um eine dehnbare Tinte,
die sich für eine Vielzahl von Anwendungen im Thermoformen eignet.
Dazu zählen insbesondere Produkte
wie Kraftfahrzeugteile, die eine außergewöhnliche Härte und Langlebigkeit erfordern. Die Tinte ist für die
Drucksysteme UJF-7151plus und
JFX200-2513 von Mimaki ausgelegt
und wird in CMYK, Weiß und als Klarlack angeboten. Die Tinte LUS-350
von Mimaki ist beim Erwärmen im
Temperaturbereich von 120 °C bis
200 °C um bis zu 350 % dehnbar.
Nach dem Abkühlen auf Raumtemperatur erlangt sie ihre ursprüngliche
Festigkeit wieder zurück und haftet
sicher ohne Rissbildung oder Ablösen auf dem Formteil. Mit ihrer hervorragenden Festigkeit, Langlebigkeit
und Dehnbarkeit ist diese Tinte für
ein breites Anwendungsspektrum geeignet, ohne Kompromisse bei der
Druckqualität einzugehen. Die Bilder
werden mit einer speziellen Bebilderungssoftware auf flache Objekte gedruckt und dann im Vakuum-Tiefziehverfahren, Thermoformen oder
einem anderen Umformverfahren in
die gewünschte Form gebracht.
Die Tinte LUS-350 kann sich um
bis zu 350 % ausdehnen und eignet sich für hochwertige und
langlebige Thermoform-Anwendungen mit sehr guter Haftung
ohne Rissbildung.
„Der Vorteil dieser Tinte beim Thermoformen besteht darin, dass die feinen Strukturen und Muster im Dekordruck auch nach dem Umformen
erhalten bleiben. Noch faszinierender ist die Möglichkeit, mehrere Tintenschichten aufzubringen, um erhabene Bildflächen zu schaffen und
die Wirkung weiter zu erhöhen, ohne
dass man sich um Rissbildungen oder
die Haftung der Tinte Gedanken machen muss“, erläutert Mike Horsten,
General Manager Marketing EMEA
bei Mimaki Europe.
Der Klarlack der Tintenfamilie LUS350 von Mimaki ist ebenfalls einzigartig auf dem Markt. Er verleiht dem
Produkt eine Struktur und einen Oberflächenglanz, die mit einer Farbtinte
allein nicht erzielbar wären.
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