DIE NäCHSTE INDUSTRIELLE REVOLUTION

DAS MAGAZIN FÜR VOITHIANER
rePort
#1| 2016
FOKUS DIGITALISIERUNG
Die näChSte inDuStrieLLe
reVoLution
EINBLICK
MADE OF LEGO
VOR ORT
WENN SCHÜLER IN DIE WIRTSCHAFT SCHNUPPERN
PANORAMA
MOIN MOIN AUS KIEL
Am 1. April hat der neue Konzernbereich Voith Digital Solutions offiziell seine
operative Tätigkeit aufgenommen. Voith bündelt in diesem Konzernbereich
sein gesamtes Know-how der Bereiche Automatisierung und Digitalisierung.
Im Fokus steht die Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle für bereits
bestehende sowie für völlig neue, bislang noch nicht bediente Märkte und
Branchen. Damit positioniert sich das Unternehmen für die digitale Zukunft
des Internets der Dinge.
IMPRESSUM
Herausgeber:
Voith GmbH
Konzern-Kommunikation
St. Pöltener Straße 43
89522 Heidenheim, Deutschland
www.voith.com
Verantwortlich:
Lars A. Rosumek
Chefredaktion:
Dirk Böckenhoff
Kontakt zur Redaktion:
Telefon: +49 7321 37-6996
Telefax: +49 7321 37-7107
E-Mail: [email protected]
Redaktionelle Betreuung:
Frank Burger
In Zusammenarbeit mit:
Buck et Baumgärtel, Ulm, Deutschland
G2 Printmedienmanufaktur GmbH,
Grafing b. München, Deutschland
Druck:
C. Maurer Druck und Verlag GmbH & Co. KG,
Geislingen an der Steige, Deutschland
Bildnachweise:
Beate Eißner: Titel, S. 31; Andreas Pohlmann: S. 3;
Dawin Meckel: S. 5, S. 14–15, S. 41; Christian Wesser: S. 7;
Shutterstock: S. 11, S. 25, S. 43; Thomas Dashuber: S. 13, S. 19;
Mit freundlicher Genehmigung von Prof. Dr. Detlef Zühlke: S. 20;
Mit freundlicher Genehmigung von Prof. Dr. Enzo Weber: S. 23;
Fotolia: S. 26;
Mit freundlicher Genehmigung von Jurrien Bijhold: S. 27;
Christoph Edelhoff: S. 43;
Voith: sonstiges Bildmaterial
Copyright:
Nachdruck und Vervielfältigung von Beiträgen und Bildern
nur nach vorheriger Genehmigung durch die Voith GmbH.
Papier:
Das Recyclingpapier Respecta Silk 60 ist nach dem internationalen
FSC®-Standard hergestellt. Der Zellstoff wurde anteilig aus zertifizierten,
also verantwortungsvoll bewirtschafteten Waldflächen hergestellt.
Dabei wird u. a. sichergestellt, dass bei Entnahme von Holzprodukten
die Artenvielfalt und die ökologischen Abläufe des Waldes erhalten
bleiben. Das Papier wurde auf einer Voith-Papiermaschine hergestellt.
Voith Report erscheint in Deutsch, Englisch,
Portugiesisch und Chinesisch.
Print
kompensiert
Id-Nr. 1653119
www.bvdm-online.de
Liebe Voithianer,
in dieser Ausgabe des Voith Reports gibt es diesmal wieder eine Menge spannender Themen: In den Fokus haben
wir den neuen Konzernbereich Voith Digital ­­Solutions gerückt. Neben einem Artikel zum Aufbau des neuen Bereichs
spricht Dr. ­Roland Münch, Geschäftsführer von Voith D
­ igital
­Solutions, über die Chancen, die sich unserem ­Konzern
durch die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle bieten.
Auch das damit verbundene Thema Industrie 4.0 finden Sie
in diesem Heft wieder.
Lesen und staunen Sie im Einblick, mit welcher Akribie ein
niederländischer Forensiker einen Voith Schneider Propeller
aus Lego nachgebaut hat.
Strategische Themen prägen die Rubrik Voith 150+: neue
Strukturen im Bereich HSE, außerdem das EPEX-Programm
von Voith Hydro. In der Rubrik Vor Ort schauen wir vor die
Haustür und berichten, wie Voith-Mitarbeiter beim Projekt
business@school Heidenheimer Gymnasiasten ehrenamtlich
unterstützen.
Die Meilensteine widmen sich dem ­DIWA-Automatikgetriebe,
und zum Abschluss stellt Ihnen Björn Ciecior von Voith ­Turbo
Kiel die nördlichste Landeshauptstadt Deutschlands vor.
Eine spannende Lektüre wünscht Ihnen Ihr
Lars A. Rosumek
Senior Vice President Corporate & Market Communication
report 1/2016 | 3
20
28
Inhalt
8
FOKUS
12 GruSSwort von Dr. Hubert Lienhard
14 Die Zukunft formen
WELTWEIT Die Digitalisierung birgt völlig neue Möglichkeiten für
­Unternehmen, die den Wandel zu nutzen wissen.
16 Voith Digital Solutions nimmt Formen an
WELTWEIT Ein neues Kapitel: Porträt des Konzernbereichs, für den
am 1. April der Startschuss gefallen ist.
18 Chance und Herausforderung zugleich
WELTWEIT „Der richtige Schritt zur richtigen Zeit“ – Interview mit
Dr. Roland Münch über die Gründung von Voith Digital Solutions.
20 „Wir sind auf einem guten Weg“
WELTWEIT Prof. Dr. Detlef Zühlke über die Digitalisierung im Maschinenbau.
02 IMPRESSUM
03 EDITORIAL
06 NOTIZEN
4 | report 1/2016
38
24
42
Industrie 4.0
22Ein Werkzeug für
alle Fälle
Vor ort
28In anderen
dimensionen
LUCCA ComCore ebnet
YORK Jason Foust
einem Papierhersteller den
Weg ins digitale Zeitalter.
designt Laufräder für
Wasserkraftwerke.
23 „Die Arbeit wird uns
nicht ausgehen“
WELTWEIT Prof. Dr. Enzo
Weber über die Veränderungen in der Arbeitswelt
in der Industrie 4.0.
EINBLICK
24 Stabile Strukturen
für morgen
WELTWEIT Voith Turbo
erhält eine neue Struktur.
26 GroSSe Ingenieurskunst aus kleinen
Steinen
UTRECHT Jurrien Bijhold
baut Voith-Produkte –
mit Lego.
40
30Freude an der
Fremde
36 Praxis mit Profis
Weltweit Basistechno-
business@school üben
Schüler das Unternehmertum.
logien von Voith: Busse
rund um den Globus
fahren mit dem Auto­
matikgetriebe DIWA.
37 Premiere am
­Persischen Golf
SAUDI-ARABIEN Voith
Expat: Der Brasilianer
Leonardo Colombini
­arbeitet jetzt in Heidenheim.
hat die Anfahrsysteme
eines Gasturbinenkraftwerks modernisiert.
WELTWEIT Voith organi-
siert Arbeitssicherheit,
Gesundheits- und Umweltschutz ­effizienter.
40 Der stille Star
HEIDENHEIM Bei
HEIDENHEIM Abenteuer
32HSE IN NEUEM,
GLOBALEM SET-UP
GESTARTET
Meilensteine
38Erwartungen
erfüllt
PANORAMA
42Heimat Hafen
KIEL Auf Tour durch
die Welthauptstadt
der Segler mit dem
Voithianer Björn Ciecior.
Çorlu Beim Papierhersteller Modern Karton
ist die PM 5 von Voith
in Betrieb gegangen.
34 Voith HYDROS Weg
zu Exzellenz
WELTWEIT Mit EPEX
verbessert Voith Hydro
die Projektabwicklung.
report 1/2016 | 5
NOTIZEN
Die Triton Fonds übernehmen den Konzernbereich Voith Industrial Services – Voith bleibt mit einer Finanzbeteiligung
von 20 Prozent weiterhin engagiert und wird den Übergang begleiten.
Neues Dach für Voith
Industrial Services
HEIDENHEIM Voith hat für Voith Industrial Services (VI) einen neuen Eigentümer gefunden: Das Unternehmen und von
der internationalen Beteiligungsgesellschaft Triton beratene
Fonds haben einen Kaufvertrag über den geplanten Verkauf
des Konzernbereiches unterschrieben. Triton übernimmt
den gesamten Konzernbereich mehrheitlich und wird ihn unter neuem Markenauftritt und Unternehmensnamen fortführen. Voith bleibt mit einer Finanzbeteiligung von 20 Prozent
weiterhin engagiert und wird den Übergang begleiten. Über
weitere Einzelheiten des Kaufvertrages haben die Parteien
Stillschweigen vereinbart. Im nächsten Schritt muss für den
endgültigen Vollzug des Vertrages (Closing) die Zustimmung
der zuständigen Kartellbehörden eingeholt werden.
Voith hatte 2015 im Rahmen des konzernweiten Erfolgsprogramms Voith 150+ bekannt gegeben, das Portfolio auf
Technologie- und Engineering-Kompetenz für das digitale
Zeitalter zu fokussieren. Für das im Konzernbereich Voith
Industrial Services angesiedelte Geschäft mit technischen
Industriedienstleistungen, die vor allem auf dem ProzessKnow-how der Kunden, z. B. im Automobilbereich, beruhen,
sollte ein neuer Eigentümer gesucht werden.
6 | report 1/2016
Voiths Vertragspartner ist spezialisiert auf Investitionen in
mittelständische Unternehmen in Nordeuropa mit Sitz in
Deutschland, der Schweiz, Österreich und den vier nordischen Ländern. In dieser Region konzentriert sich Triton auf
drei Kernbereiche: Industrie, Dienstleistungen und Konsumgüter/Gesundheitswesen. Tritons zentraler Grundsatz ist es,
die Marktposition seiner Portfoliounternehmen als aktiver
Gesellschafter nachhaltig auszubauen. Momentan befinden sich 27 Unternehmen mit einem Umsatz von insgesamt
rund 12 Milliarden Euro und rund 55.000 Mitarbeitern im
Port­folio von Triton.
„Ich möchte allen Kolleginnen und Kollegen von VI an dieser Stelle – auch im Namen der Konzerngeschäftsführung
und der gesamten Voith-Belegschaft – für ihre langjährige
Loyalität und ihren Einsatz für das Unternehmen Voith danken“, so Dr. Hubert Lienhard, Vorsitzender der Konzerngeschäftsführung der Voith GmbH. „Mit der heutigen Einigung
haben wir einen weiteren zentralen Schritt auf dem Weg unseres Konzern-Umbaus hin zu einem Gestalter der digitalen
Industrie Vollzug getan.“
Notizen
Wechsel an
der Spitze
heidenheim Voith Digital Solutions
heißt der neue Konzernbereich von
Voith, in dem das Unternehmen sein
Know-how im Bereich Industrie 4.0
künftig bündelt. Die Leitung der neuen Einheit hat zu Beginn dieses Jahres ein erfahrener Mann übernommen:
Dr. ­Roland Münch, Mitglied der Konzerngeschäftsführung und bislang Vorsitzender der Geschäftsführung von
Voith Hydro.
Münchs Nachfolger ist Uwe ­Wehnhardt.
Der Wirtschaftsingenieur arbeitete
in Führungspositionen bei Procter &
Gamble sowie Alfred Kärcher, bevor er
2007 zu Voith stieß, zunächst als Geschäftsführer von Voith Paper Rolls.
Ab 2011 war er in der Geschäftsführung von Voith Hydro verantwortlich
für Operations, Projektmanagement
und Einkauf. Die bisherigen Aufgaben
­Wehnhardts bei Voith Hydro übernimmt
Dr. Tobias Keitel, der seit 2014 die Business Unit für neue Großwasserkraft­
anlagen der Heidenheimer Geschäftseinheit von Voith Hydro geleitet hat.
Neu besetzt ist seit vergangenem
Oktober auch die Position des Chief
Marketing Officer bei Voith Hydro:
Martin Andrä hat die Nachfolge von
Jürgen Sehnbruch angetreten, der in
den Ruhestand verabschiedet wurde. Der Elektrotechnikingenieur wurde 2010 CEO von Voith Hydro Shanghai und leitet nun als Geschäftsführer
die Bereiche Verkauf, Marketing und
Produktmanagement des gesamten
­Konzernbereichs. //
Neu an der Spitze von Voith Hydro:
Uwe Wehnhardt.
Das Wasserkraftwerk Vamma liegt am Fluss Glomma.
Alles auSSer
gewöhnlich
HEIDENHEIM/OSLO Mehr Power für das größte Laufwasserkraftwerk Norwegens: Voith liefert und installiert für die Erweiterung der Anlage Vamma am Fluss
Glomma eine vertikale Kaplan-Turbine, einen Generator sowie die Leittechnik
und die Schaltanlage. Auftraggeber ist das örtliche Energieunternehmen Hafslund Produksjon. Die Maschine mit einer Turbinenkapazität von 129 Megawatt
und einer Generatorleistung von 150 Megavoltampere soll im Frühjahr 2019
in Betrieb gehen – und ist „etwas Besonderes, da sie zu den größten Kaplan­
maschinen in Nordeuropa gehören wird“, sagt Frode Moen, Geschäftsführer
von Voith Hydro Norwegen. „Sie wird jährlich rund 1.000 Giga­wattstunden
Strom erzeugen, gut 220 Gigawattstunden mehr als bisher.“ //
Eine neue Identität
NORRKÖPING Seit 1996 hat die PM 53 von Voith beim schwedischen Unter-
nehmen Holmen Papiere für Bücher und Magazine sowie Zeitungsdruckpapier hergestellt. Anfang des vergangenen Jahres hat Voith die Anlage in Norrköping umgebaut, nun produziert sie ausschließlich Magazinpapiere – denn
die Nachfrage nach Zeitungsdruckpapier sinkt kontinuierlich.
Drei Wochen dauerte die Umrüstung der PM 53. Dabei ersetzte Voith die bestehenden EcoSoft Kalander durch einen 10-Walzen Janus MK 2 Kalander,
rüstete Nipco-Walzen und Dampfblaskästen um, sodass sie weiterverwendet
werden können, und versetzte den vorhandenen Tragtrommelroller MasterReel.
Der neue Voith-Kalander ist dabei die vielleicht wichtigste Komponente für die
Herstellung des neuen Paradeprodukts der Schweden: des jüngst entwickelten grafischen Papiers Holmen UNIQ. Es besteht ausschließlich aus Frischfasern und hat trotz eines hohen Volumens ein geringes Flächengewicht. Was
das bedeutet? Die Marketingleiterin Karolina Svensson fasst es so zusammen:
„Unsere Kunden erhalten bis zu 16 Prozent mehr Fläche fürs gleiche Geld.“ //
report 1/2016 | 7
NOTIZEN
Stromproduktion
beginnt
BRASILIEN Die Bauarbeiten am Wasserkraftwerk Teles Pires
Das brasilianische Wasserkraftwerk Teles Pires liegt am
gleichnamigen Fluss im Westen des Landes.
im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso sind Anfang des
Jahres abgeschlossen worden. Damit kann die 1.820-Megawatt-Anlage den Betrieb aufnehmen und fünf Millionen Menschen mit Strom versorgen.
Voith hat für das Kraftwerk fünf Francis-Turbinen und Generatoren geliefert, außerdem unter anderem die Erreger,
Automatisierung und Kontrollsysteme, mechanische und
elektrische Nebenanlagen sowie Druckrohrleitungen. Das
Gesamtvolumen des Auftrags des Betreibers Companhia
Hidrelétrica ­Teles Pires beträgt rund 220 Millionen Euro. //
Partner bei der Premiere
BRASILIEN Voith liefert an das brasilianische Unternehmen
Suzano Papel e Celulose zwei VTM4-Tissue-Papiermaschinen: Die Anlage in der Niederlassung Imperatriz soll im Juni
2017 in Betrieb gehen, der Produktionsstart am Voith-Standort Mucuri ist für September 2016 geplant. Jede der beiden
Maschinen kann bei einer Geschwindigkeit von 2.000 Metern pro Minute fast 220 Tonnen Papier pro Tag produzieren. Bei diesem Auftrag wird Voith außerdem für sämtliche
Nebenanlagen und den laufenden Service an der Anlage
Der Bedarf an Tissue-Papieren in Südamerika steigt nach wie vor an.
8 | report 1/2016
verantwortlich sein – ein umfassendes Angebot im Rahmen
des Voith-Konzepts „Process Packaging Line“ (PLP).
Suzano, einer der größten Zellstoffhersteller der Welt, steigt
mit dem Projekt erstmals in das Tissue-Segment ein – „vor
dem Hintergrund dieser strategischen Expansion ist es von
großer Bedeutung, dass sich der Kunde für uns entschieden hat“, sagt Flavio Silva, CEO von Voith Paper Südamerika. „Das unterstreicht die langjährige Partnerschaft beider
Unternehmen.“ //
Notizen
2
3
1
1. Ein Koloss auf Reisen: Die Laufräder für Bratsk haben einen Durchmesser von rund sechs Metern und wiegen rund 73 Tonnen.
2. Sechs dieser Francis-Laufräder liefert Voith St. Pölten nach Ostsibirien.
3. Das Wasserkraftwerk Bratsk liegt am Fluss Angara, dem einzigen Abfluss aus dem Baikalsee, und ist bereits seit 1961 in Betrieb.
Schwergewichte für Bratsk
RUSSLAND Im russischen Wasserkraftwerk Bratsk ist das dritte von insgesamt sechs neuen Laufrädern, die
Voith für die Modernisierung der Anlage herstellt und liefert, in Betrieb gegangen. Die Komponenten gehören
zu den größten ihrer Art, die bisher im
Voith-Hydro-Werk im österreichischen
St. Pölten gefertigt wurden: Jedes
Laufrad hat einen Durchmesser von
5,8 Metern und wiegt 73 Tonnen.
„Die Frequenz- und Leistungsregu­
lierung des sibirischen Netzwerkes
erfolgt maßgebend durch das Wasserkraftwerk Bratsk“, sagt Herbert
Weinberger, Projektleiter bei Voith
Hydro, „deshalb müssen die Turbi­
nen in einem großen Leistungsbereich
permanent einsatzbereit sein und einen hohen Wirkungsgrad haben – so
wie unsere. Deshalb hat sich der Betreiber Irkutskenergo für Voith entschieden.“ Der zweite Grund für den
Zuschlag sei, dass die Laufräder so
gut wie keine Kavitation aufweisen,
also quasi verschleißfrei arbeiten, so
­Weinberger. //
report 1/2016 | 9
NOTIZEN
Auftrag eingetütet
Voith Sales Manager Johann Frommknecht mit Nikolay Naumov (Geschäftsführer Segezha PPM) und Sergey Pomelov (President Segezha
Group) bei der Vertragsunterzeichnung.
RUSSLAND Neuer Auftrag für Voith Paper: Von der S
­ egezha
Pulp and Paper Mill (Segezha PPM) aus Russland hat Voith
den Auftrag erhalten, eine komplette Prozesslinie zur Produktion von Sackpapieren zu liefern. Die Anlage mit der Bezeichnung PM 11 wird in Segezha in der russischen Republik Karelien im Nordosten des Landes in Betrieb gehen. Mit
einer Siebbreite von 4.950 Millimetern und einer Konstruktionsgeschwindigkeit von 800 Metern pro Minute stellt sie
Sackpapiere aus ungebleichtem Sulfat-Zellstoff her – jährlich
bis zu 110.000 Tonnen, wodurch Segezha PPM die Produktion am Standort um 40 Prozent erhöhen kann.
Der Auftrag für Voith umfasst die komplette Produktions­
linie mit der Stoffaufbereitung, einen MasterJet-Stoffauflauf,
eine Single NipcoFlex-Presse, einen MasterReel-Aufroller
und einen VariFlex-Rollenschneider. Außerdem liefert Voith
die komplette Automatisierung, Elektrifizierung und Erst­
bespannung für die neue Prozesslinie.
„Mit der PM 11 wollen wir zum weltweit zweitgrößten Hersteller von Sackpapieren aufsteigen“, sagt Sergey Pomelov,
Vorstandsvorsitzender der Segezha Group. „Wir sind sicher,
dass wir dieses Ziel in Zusammenarbeit mit Voith erreichen
werden.“ //
Vision Weltklasse
NIAGARA FALLS Seit fast drei Jahren betreibt der US-amerikanische
Papier­
hersteller Greenpac Mill LLC
eine Papieraufbereitungsanlage für
Verpackungspapiere (Old Corrugated Container, kurz OCC), mit einer Kapazität von rund 1.550 Tonnen
pro Tag, sowie ein Abwasseraufbereitungssystem – beide sind von Voith
­Paper in Appleton, USA, geliefert worden. Greenpac stellt in der Fabrik, die
als eine der modernsten ihrer Art in
10 | report 1/2016
Nordamerika gilt, leichten Linerboard
aus 100 Prozent Recyclingfasern her –
bis zu 490.000 Tonnen jährlich.
Zu den Komponenten der OCC-Anlage gehören unter anderem ein energieeffizienter IntensaPulper, die gesamte
Grob- und Feinsäuberung sowie die
Sortierung. Die anaerobe Abwasseraufbereitung sorgt für eine effektive Zersetzung gelöster organischer Abfälle.
Darüber hinaus liefert Voith auch Ersatzteile und arbeitet eng mit den Betreibern
der Anlage bei der Instandhaltung und
Reparatur von Komponenten, die Verschleiß unterliegen, zusammen. M
­ urray
Hewitt, Mill Manager bei Greenpac Mill
LLC in Niagara Falls, betont die gute
Zusammenarbeit: „Voith und Voith Meri
Environ­mental Solutions waren sehr gewissenhaft und professionell bei der Lösung von aufkommenden Problemen.
Die offene Diskussion und der praxisorientierte Ansatz haben es uns ermöglicht, unsere Ziele zu e
­ rreichen.“ //
Notizen
Neue Papiermaschine für UPM in China
CHANGSHU Der finnische Papierher-
steller UPM hat Ende 2015 in seinem Werk in Changshu, China, eine
neue Papiermaschine von Voith in
Betrieb genommen: die erste sogenannte Swing-Maschine für Etikettenträgerpapier. Das Besondere an der
PM 3 ist, dass sie Offset-, Kopier- und
Trägerpapier herstellen kann und der
Wechsel zwischen den Sorten nur sehr
wenig Zeit in Anspruch nimmt. „Dadurch kann der Kunde flexibel auf die
aktuelle Marktlage reagieren und die
Maschine optimal auslasten“, sagt
­Johannes Rimpf, Leiter des Projektes
bei Voith.
Die PM 3 hat eine Siebbreite von
7.500 Millimetern und kommt auf
eine maxi­
male Geschwindigkeit von
1.600 Metern pro Minute bei Offsetund Kopier­papier. Jährlich kann sie bis
zu 170.000 Tonnen Trägerpapier und
maximal 360.000 Tonnen Kopier- oder
Offsetpapier produzieren. //
In Bewegung
Daressalam ist die größte Stadt Tansanias, und die ost-
afrikanische Metropole mit ihren derzeit rund 4,5 Millionen
Einwohnern wächst unaufhaltsam weiter. Bis 2030 wird sie
voraussichtlich die Zehn-Millionen-Marke überschritten haben. Im Moment ist die Verkehrssituation unübersichtlich,
Staus und Verkehrsbehinderungen sind an der Tagesordnung. Deshalb hat die Stadtverwaltung vor vier Jahren begonnen, ein Schnellbussystem einzurichten und die ersten
139 Busse, die nun in Betrieb gegangen sind, fahren mit
­DIWA-Automatikgetrieben von Voith Turbo.
Die Busse sind auf dem ersten Abschnitt des Schnellbussystems unterwegs, der im Januar eröffnet wurde, der
20 Kilometer langen Strecke zwischen dem Busbahnhof
­Kimara und Kivukoni an der Küste. Bis 2034 soll das Transportsystem mit einem Streckennetz von 137 Kilometern Länge,
Bürgersteigen, 18 Bahnhöfen und 288 Haltestellen fertig sein.
Ähnliche Schnellbussysteme entstehen seit einiger Zeit unter anderem auch in Accra und Luanda, den Hauptstädten
Ghanas und Angolas.
In den vergangenen Jahren haben die dortigen Busbetreiber insgesamt 562 Fahrzeuge bestellt – alle ausgerüstet mit
DIWA-Automatikgetrieben. Die Vorteile: weniger Schaltvorgänge, höherer Fahrkomfort, niedriger Kraftstoffverbrauch,
geringe Wartungskosten und hohe Zuverlässigkeit. //
Daressalam im Osten Tansanias ist die größte Stadt des Landes und wächst weiter – die Stadtverwaltung hat deshalb
begonnen, ein Schnellbussystem einzurichten, um die unübersichtliche Verkehrssituation zu entspannen.
FOKUS
Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
die erste Hälfte des aktuellen Geschäftsjahres 2015/2016 liegt hinter uns: Wenn ich einen Blick auf die
Lage unseres Unternehmens werfe,
kann ich sagen, dass wir mit dem Verlauf des ersten Halbjahres angesichts
der nach wie anspruchsvollen Rahmenbedingungen auf unseren Märkten insgesamt zufrieden sind. Wir
kommen auf unserem Weg zu neuer Stärke weiter gut voran und arbeiten unser Programm zum Umbau des
Unternehmens schrittweise ab. Unser
konzernweites Erfolgsprogramm Voith
150+ trägt weiterhin Früchte und die
Ertragskraft des Konzerns verbessert
sich weiter Schritt für Schritt.
Das operative Geschäft hat sich im ersten Halbjahr trotz eines weiterhin gedämpften Investitionsklimas in wichtigen Branchen solide entwickelt. Den
Umsatz der fortgeführten Aktivitäten,
also ohne Voith Industrial Services zu
berücksichtigen, haben wir mit 2,04
Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr nahezu stabil gehalten. Das Betriebsergebnis im Konzern ist von 120
auf 97 Millionen Euro zurückgegangen,
da wir auf der Ebene der Holding einmalige Bewertungseffekte bei einzelnen
Fremd­währungspositionen zu verzeichnen hatten.
Wenn ich einen Blick auf die Ergebniskennzahlen von Voith Hydro, Voith
12 | report 1/2016
Paper und Voith Turbo werfe, sehe
ich drei robuste Konzernbereiche, die
erneut alle operativ schwarze Zahlen schreiben, sowie eine Auftragslage, die sich positiv entwickelt hat:
Wir konnten in unseren fortgeführten
Aktivitäten einen Auftragseingang in
Höhe von insgesamt 2,16 Milliarden
Euro verbuchen. Das ist ein erfreulicher Zuwachs von 19 Prozent gegenüber dem Vor­jahreszeitraum. Vor dem
Hintergrund eines erneut schwierigen
Geschäftsjahres – unsere Kunden waren weiter­hin zurückhaltend mit neuen
Investiti­onen – sind diese beiden Punkte besonders erfreulich.
Der Umsatz von Voith Hydro liegt nach
dem ersten Halbjahr bei 652 Millionen Euro und damit annähernd stabil
auf Vorjahresniveau. Wir haben unsere Erwartungen leicht übertroffen. Der
Grund liegt vor allem in einem starken
Servicegeschäft, aber auch bei der
Ausrüstung und Modernisierung von
Wasserkraftwerken fiel der Umsatz
besser aus als erwartet.
Voith Paper ist weiterhin auf einem guten Weg. Zwar blieben Auftragseingang (658 Millionen Euro) und Umsatz
(689 Millionen Euro) aufgrund eines
schwächeren Projektgeschäfts unter
dem Wert des Vorjahres, aber das erste Halbjahr 2014/15 war außerordentlich stark und der Vergleich ist insofern
verzerrt. Es zeigt sich aber, dass der
positive Trend intakt ist, die harten und
schwierigen Restrukturierungsarbeiten
der vergangenen Jahre zahlen sich aus.
Bei Voith Turbo haben sich die einzelnen Geschäftsbereiche sehr unterschiedlich entwickelt: Insbesondere
Oil & Gas, aber auch Power sowie Mining & Metals leider unter der schwierigen Marktsituation, die sich aus dem
historisch niedrige Ölpreis ergibt. Rail
und Commercial Vehicles entwickelten
sich dagegen positiv. Der Umsatz ist
leicht auf 691 Millionen Euro gestiegen,
der Auftragseingang ist aufgrund der
schwierigen Marktbedingungen auf
653 Millionen Euro zurückgegangen.
Wichtig ist mir – neben den Zahlen –
aber noch etwas anderes. In den vergangenen Wochen und Monaten haben wir die strategische Fokussierung
des Konzerns auf seine Technologieund Engineering-Kompetenz im digitalen Zeitalter vorangetrieben: Der neue
Konzernbereich Voith Digital Solutions,
in dem wir unsere Digital- und Automatisierungsaktivitäten bündeln und unser
Industrie 4.0-Geschäft für unsere Konzernbereiche entwickeln, hat planmäßig zum 1. April 2016 seine operative Tätigkeit aufgenommen. Wir haben
dort noch nicht unsere volle Mannschaftsstärke erreicht – aber der Aufbau geht voran.
FOKUS
Mit der Vereinbarung mit dem europäischen Finanzinvestor Triton über den
mehrheitlichen Verkauf von Voith Industrial Services haben wir einen weiteren bedeutenden Schritt auf dem
Weg unseres Konzern-Umbaus hin zu
einem Gestalter des digitalen Wandels
in unseren Industrien getan.
Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, unser Marktumfeld bleibt für das
weitere Geschäftsjahr herausfordernd,
denn wir müssen uns mit verhaltenen
Wachstumsaussichten in zahlreichen
Märkten auseinandersetzen. Bei Voith
Turbo und Voith Paper gehen wir aber
trotzdem von einem steigenden Ergebnis aus, bei Voith Hydro dürfte es gegenüber dem Vorjahr leicht sinken. Für
den Voith-Konzern insgesamt erwarten
wir unverändert eine stabile Entwicklung beim Konzernumsatz und beim
Auftragseingang auf Vorjahresniveau.
Wir haben in den vergangenen Monaten und Jahren gezeigt, dass wir „Veränderung“ können. Dass wir dazu bereit
sind, uns weiterzuentwickeln und in der
Lage sind, Voith auf dem Weg zum 150.
Unternehmensgeburtstag wieder zum
dem zu machen, was dieser Konzern
sein sollte: ein maßgeblicher Gestalter
des industriellen und technologischen
Fortschritts über Generationen hinweg.
Wir gestalten Voith für die Zukunft – für
Sie und für die nächsten Generationen.
Das geht nur, weil wir mit Ihnen eine
Mannschaft an Bord haben, die bereit
ist, diesen Weg zu gehen und Veränderung als Chance zu begreifen. Ohne
Ihr Engagement und Ihre Begeisterung für dieses Unternehmen wären wir nicht da, wo wir sind. Für Ihre
Unterstützung und Ihre Treue zum Familienunternehmen Voith möchte ich
mich deshalb ganz herzlich bedanken.
Ihr
Hubert Lienhard
Kennzahlen der Halbjahresbilanz 2015/16
Auftragseingang
Umsatz
2,0
Betriebsergebnis
in Mrd. €
2,2
in Mrd. €
Mitarbeiter
97
in Mio. €
19.742
report 1/2016 | 13
14 | report 1/2016
Die Zukunft formen
Die Digitalisierung verändert in der Industrie die Entwicklung und Produktion, den Service und die Art, wie wir arbeiten, so stark und schnell
wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Unternehmen, die auf den tiefgreifenden Wandel nicht nur reagieren, sondern ihn mit aller Kraft gestalten,
bieten sich ungeahnte Möglichkeiten – so wie Voith mit dem neuen
Konzerngeschäftsbereich Voith Digital Solutions. Wie er aufgebaut
ist und wer welche Aufgaben übernimmt, erklärt der Fokus.
REPORT 1/2016 | 15
FOKUS
Voith Digital
Solutions nimmt
Formen an
Mit dem Start von Voith Digital Solutions (DS) hat Voith zu Anfang des Jahres die
Weichen in Richtung Industrie 4.0 gestellt. Der Aufbau des neuen Konzern­
bereichs geht seither stetig voran. Unter der Leitung von Dr. Roland Münch wird
das Angebot des Bereichs konkretisiert. Die ersten Mitarbeiter haben ihre Arbeit
bereits aufgenommen.
Das Ziel von Voith ist es, die Digitalisierung im Maschinen- und Anlagenbau maßgeblich mitzugestalten.
Dafür werden insbesondere Fähigkeiten in den Bereichen Automation, IT und Sensorik gebraucht.
16 | report 1/2016
FOKUS
Business Lines und Funktionsbereiche
von Voith Digital Solutions
Voith Digital Solutions
Parkegren
Automation
Systems and
Products
Automation
Service and
Upgrades
Schiller
Business
Applications
and IT
Infrastructure
Tunkelo
Platform
Services &
Voith Digital
Machine
Finance, Commercial and Administration
Sieringhaus
Sales and Sales Concepts
Watts
Tunkelo
Stibi
Research and Development/Platform Development/Standards
Henke
HR and Co-operations
Regions
Das Ziel von Voith ist es, die Digitalisierung im Maschinenund Anlagenbau maßgeblich mitzugestalten. Dafür werden
insbesondere Fähigkeiten in den Bereichen Automation, IT
und Sensorik gebraucht. Voith besitzt bereits zahlreiche erforderliche Kompetenzen – verteilt in den einzelnen Konzernbereichen Voith Hydro, Paper und Turbo und in der konzerninternen IT. Im Bereich Voith Digital Solutions werden sie nun
in vier Business Lines gebündelt, die von folgenden Personen geleitet werden:
• Automation – Systems and Products: Christer Parkegren
• Automation – Service and Upgrades: Bernd Stibi
• Business Applications and IT Infrastructure:
Martin Schiller
• Platform Services & Voith Digital Machine:
Dr. Teemu Tunkelo
Zum Start von Voith Digital Solutions geht das Unternehmen in den beiden Business Lines Automation (Systems and
Products; Service and Upgrades) sowie Business Applications und IT Infrastructure mit bereits bestehenden, digitalen
Lösungen an den Markt. Dazu werden stufenweise die bestehenden Automatisierungsprojekte und -produkte sowie
die zugehörigen Serviceleistungen aus den Bereichen Voith
Hydro, Paper und Turbo zu DS transferiert. Die detaillierte
Planung dieses Übergangs wird im Moment in enger Zusammenarbeit von allen Konzernbereichen definiert.
Der neue Bereich Voith Digital Solutions wird durch eine
klare Wachstumsstrategie geprägt sein. Diese wird einerseits
auf verstärkten Servicedienstleistungen im Bereich Automation basieren und andererseits neue intelligente Produkte und
Services umfassen, die unseren Kunden eine bessere Betriebsweise ihrer Anlagen und Systeme ermöglichen.
Geleitet werden die neuen Voith Digital Solutions Business Lines von Führungskräften mit langjähriger Erfahrung in
Automation und IT. Bereits Mitte März wurden die Verantwortlichen für die einzelnen Sparten benannt. Am 1. April haben
die Führungskräfte der ersten Ebene ihre Arbeit aufgenommen. Darüber hinaus wurden die globalen Funktionsbereiche
definiert und wie folgt besetzt:
• Finance, Commercial and Administration:
Martin Sieringhaus
• Sales and Sales Concepts: Matthew Watts
• Research and Development/Platform Development/
Standards: Dr. Teemu Tunkelo
• HR and Co-operations: Sebastian Henke
Die Integration von Voith IT Solutions in DS
Mit dem Start von Voith Digital Solutions am 1. April wurde
die gesamte Konzern-IT organisatorisch in die neue Sparte
überführt. Dazu wurde die Voith IT Solutions GmbH (VOIS) in
Voith Digital Solutions Germany (kurz DSG) umbenannt.Die
rund 500 Mitarbeiter widmen sich dabei vermehrt Aufgaben,
die das neue DS-Portfolio betreffen, bleiben aber auch weiterhin und in gewohnter Weise interner Dienstleister für die
anderen Konzernbereiche. Weitere rund 900 Automationsund IT-Spezialisten von Voith Paper, Hydro und Turbo werden
nach und nach ihre Arbeit für DS aufnehmen. In Deutschland
wird der Personalaufbau voraussichtlich bis Ende September 2016 – zum Abschluss des laufenden Geschäftsjahrs –
vollzogen sein. International dürfte dieser Prozess noch bis
Anfang 2017 andauern.
Zu Beginn werden sich die insgesamt ca. 1.400 Mitarbeiter
von DS vorwiegend der Abwicklung der vorhandenen Aufträge
und darüber hinaus der Weiterentwicklung bestehender digitaler Geschäftsmodelle von Voith widmen. Perspektivisch soll
DS auch ganz neue Produkte und Services in den Bereichen
Big Data, Automatisierung und Cyber Physics entwickeln. //
REPORT 1/2016 | 17
FOKUS
Chance und
Herausforderung
zugleich
Dr. Roland Münch, Geschäftsführer des neu gegründeten Konzernbereichs
Voith Digital Solutions (DS), sieht Voith in guter Position auf dem Weg zu
Industrie 4.0.
Industrie 4.0 meint die vierte industrielle Revolution. Revolutionen haben in der Regel etwas Historisches. Sind
Sie im Begriff, mit Voith Geschichte zu schreiben?
Die Gründung von Voith Digital Solutions (DS) ist ein wichtiger Meilenstein. Voith schlägt damit ein neues Kapitel seiner Unternehmensgeschichte auf. Ich denke, wenn man in
einigen Jahren zurückschaut, wird man zu dem Schluss
kommen: Der Aufbau von DS war der richtige Schritt zur
richtigen Zeit und wird zum Wachstum des Unternehmens
beitragen. Voith hatte schon immer den Anspruch, die Entwicklungen in der Industrie aktiv mitzugestalten. Damit das
so bleibt, müssen wir uns verstärkt auf den Megatrend der
Digitalisierung, der nun in den Industrieunternehmen Einzug
hält, ausrichten. Dafür bündeln wir unsere Kräfte.
Voith verfügt über tiefgreifendes Wissen im Maschinenund Anlagenbau. Wie gehen Maschinenbau und Industrie 4.0 zusammen? Wird sich Voith zu einem IT-Unternehmen wandeln?
Die intelligente Vernetzung von industriellen Systemen und
Produktionsanlagen basiert in erster Linie auf modernster
Informations- und Kommunikationstechnologie. Der IT-Anteil in unseren eigenen Wertschöpfungsketten, aber auch
in denen unserer Kunden, wird somit unweigerlich steigen.
Wir wollen in beide Richtungen arbeiten, indem wir unseren Kunden intelligentere Systeme liefern und diese natürlich auch in unseren eigenen Unternehmen anwenden. Dazu
werden wir unsere IT-Kompetenz auf- und ausbauen. Natürlich bleibt unsere wesentliche Kernkompetenz das Engineering. Die Entwicklung erstklassiger Maschinen und Anlagen
für unsere Kunden bildet nach wie vor die Basis unseres
Geschäfts. Wir werden diese Basis jedoch in ein stärker
18 | report 1/2016
integriertes Produktportfolio aus Automation, Sensortechnologie und Datenanalyse einbinden. Viele unserer Produkte
werden dafür mit intelligenter Technik angereichert und um
zusätzliche Servicelösungen ergänzt.
Das Thema Industrie 4.0 ist in aller Munde: Was stimmt
Sie zuversichtlich, dass Voith mit seinen Ideen und Produkten zu Industrie 4.0 auf den Märkten und bei seinen
Kunden punkten kann?
Aus unserer Sicht steht Industrie 4.0 erst am Anfang. Wir
möchten Chancen am Markt frühzeitig erkennen und uns
jetzt als bevorzugter Partner für unsere Kunden positionieren. Entscheidend ist dabei unser Domänenwissen in
unserem Geschäft. Die einzigartige Kenntnis der Produktionsprozesse in der Industrie und die dafür notwendigen
Anlagen verschaffen uns einen wesentlichen Wettbewerbsvorteil – beispielsweise gegenüber klassischen IT-Unternehmen, mit denen wir künftig ebenfalls vermehrt im Wettbewerb stehen werden.
Wo steht Voith bei der digitalen (Weiter-)Entwicklung
seines Geschäftes?
Wir haben den Trend hin zu vernetzter Produktion und intelligenter Steuerung schon vor einiger Zeit erkannt. In allen Konzernbereichen gibt es marktreife Automatisierungsprodukte, die als Basis für spätere Industrie 4.0-Lösungen
dienen werden – zum Beispiel HyCon CS von Voith Hydro,
DIWA ­SmartNet von Voith Turbo oder die OnEfficiency- und
OnCare-Produkte von Voith Paper. Bisher haben wir das
digitale Geschäft in unseren Konzernbereichen entwickelt.
Um schlagkräftiger und schneller zu werden und um Synergien besser zu nutzen, ist es nun die Aufgabe des neuen
FOKUS
Die Digitalisierung macht’s möglich: Maschinensteuerung und -kontrolle mit dem Laptop.
DS-Führungsteams, die bestehenden
Kompetenzen innerhalb von Voith Digital Solutions zusammenzuführen und
die Entwicklung neuer Lösungen voranzubringen und dies auch in deutlich
engerem Austausch mit unseren IT-Experten. Das ist der Grund, warum die
Konzern-IT künftig in den neuen Konzernbereich integriert wird.
Welche Chancen und Herausforderungen sehen Sie persönlich in Ihrer neuen Aufgabe und
welche Rolle spielt dabei Mut?
Der Aufbau von Voith Digital Solutions ist sicherlich eine der
anspruchsvollsten Aufgaben, der ich mich in meinem bisherigen Berufsleben gestellt habe. Wir wollen neues Terrain
in einem sich schnell ändernden Umfeld erschließen. Das
ist Chance und Herausforderung zugleich. Aber ich bin mir
­sicher: Wir schaffen das! Denn in den Wochen bei DS haben
mich zwei Dingen sehr beeindruckt: das enorme Auto­mationund IT-Wissen, das wir bereits in der Organisation haben –
das ist viel mehr, als ich mir vorgestellt hatte. Und darüber
hinaus erlebe ich eine großartige Aufbruchsstimmung in den
meisten Bereichen, wenn wir über das Thema I­ndustrie 4.0
sprechen.
Durch die Vernetzung der Maschinen entstehen enorme
Datenmengen, die zu wertvollem Rohstoff werden. Birgt
diese auch ein Risiko – Stichwort Datensicherheit – und
falls ja, wie wird Voith damit umgehen?
Die neuen Konzepte werden es mit sich bringen, dass wir
Daten unserer Kunden speichern und verwalten müssen.
Dr. Roland Münch
ist seit 1. Januar
2016 Vorsitzender
der Geschäfts­
führung des neu
­geschaffenen
­Konzernbereichs
Voith Digital
­Solutions.
Ansonsten lassen wir zu viele Möglichkeiten ungenutzt. Natürlich hat dabei
der Schutz sensibler Daten eine enorme Priorität für uns. Voith ist eine starke Marke und die Kunden verbinden
damit Qualität und Zuverlässigkeit.
Diesem Anspruch müssen wir auch
bei der Verwaltung von Daten gerecht
werden. Das heißt, die Daten müssen
bei uns so sicher sein wie im Schließfach einer Schweizer Bank.
Im Rahmen des digitalen Wandels werden sich die Anforderungen an die Arbeitskräfte und damit auch die
Berufsbilder verändern. Schaut man bei Voith diesbezüglich schon weiter? Welche Berufsbilder sind bei
Voith Digital Solutions heute und künftig insbesondere gefragt?
Für den Start brauchen wir Spezialisten in unterschiedlichen
Bereichen, allen voran in Automation, Elektronik und IT, aber
auch in den Bereichen Softwaredesign und Anwendungsentwicklung sowie Big-Data-Spezialisten. Wichtig sind für
uns außerdem Fachkräfte aus Forschung und Entwicklung,
dem Produktmanagement und insbesondere auch aus dem
Service – um nur einige Bereiche zu nennen. Erstklassige
Ingenieure und Fachkräfte wird Voith immer benötigen. Perspektivisch wird es aber sicher einen größeren Bedarf an
gut ausgebildetem Personal in den Bereichen Automatisierungstechnik, Produktionstechnologie, Mechatronik und
Softwareentwicklung geben. Darauf werden wir langfristig
unser Ausbildungskonzept hin ausrichten müssen. //
report 1/2016 | 19
FOKUS
„Wir sind auf einem
guten Weg“
Die Digitalisierung wird den Maschinen- und Anlagenbau in den nächsten Jahren
weltweit entscheidend prägen. Prof. Dr. Detlef Zühlke, Vorstandsvorsitzender der
Technologie-Initiative SmartFactory KL e. V. und Direktor Innovative Fabriksysteme
am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH, beleuchtet im
Interview das Internet der Dinge und die Frage, warum Maschinenbauer künftig
auch mit Google konkurrieren.
Der Begriff Industrie 4.0 ist in jüngster Zeit fast inflationär im Gebrauch, die Verheißungen sind enorm – wie
sehr ist das Thema aber auch in der Realität der Unternehmen angekommen, Herr Prof. Dr. Zühlke?
Ich würde behaupten, viele Firmen denken da noch immer
zu kurz. Das Internet der Dinge ist ja fast schon ein alter Hut,
der erste internetfähige Kühlschrank kam bereits 2002 auf
den Markt. Was uns in Zukunft umtreiben wird, ist das Internet der Dienste.
Also Apps statt Produkte?
So ungefähr, mit Hardware allein wird in der Industrie 4.0
jedenfalls kein Geld verdient. Die Dinge zu vernetzen, wird
20 | report 1/2016
schon bald preiswerter Standard. Das Prinzip „Plug & Play“
gilt dann auch für Industriegüter: kaufen, einstecken, funktionieren. Die Folge ist eine Austauschbarkeit der Dinge. Der
Wettbewerb wird dann beim Service entschieden, den die
Produkte gleich mitliefern.
Haben Sie da ein Beispiel?
Ein Bauteil mit hoher Ingenieurskunst zu fertigen, reicht in
der Industrie 4.0 nicht mehr aus. Der Kunde erwartet zumindest, dass es auch selbst einen regelmäßigen Statusreport
erstellt, etwa rechtzeitig über nötige Reparaturen informiert,
Verbrauchs- und Betriebsdaten liefert und dokumentiert. Dieses Generieren und Anwenden von Daten ist das Geschäft
Prof. Dr. Detlef Zühlke ist Vorstandsvorsitzender
Technologie-Initiative SmartFactory KL e. V. und
Direktor Innovative Fabriksysteme am Deutschen
Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz
GmbH. Er studierte Elektrotechnik und Informatik,
promovierte später im Fach Maschinenbau. Dieses
interdisziplinäre Dreieck wird seiner Meinung nach
künftig der Raum für wichtige Innovationen sein,
wenn es um das Internet der Dinge geht.
der großen IT-Konzerne, die auf diesem Markt über kurz oder
lang bestimmt ernsthafte Konkurrenten werden.
Maschinenbauer müssen sich auf einen Konkurrenten
wie Google einstellen?
Das halte ich für sehr realistisch. In Korea haben Samsung
und Google gerade eine Art Mini-Betriebssystem entwickelt,
mit dem sich einfachste Geräte über Apps zu immer neuen
Anwendungen steuern lassen oder Daten liefern. Es ist an
der Zeit, dass auch mittelständische Maschinenbauer nach
Silicon Valley schauen.
Können Sie bereits absehen, wie sehr die Industrie 4.0
die Branche verändern wird?
Die Ausbildung wird ein Thema sein. Bisher glänzen wir mit
unseren Facharbeitern, die müssen wir künftig aber an völlig
neue Kompetenzen heranführen. Ein Mechaniker muss auch
mit Software umgehen können, in den Netzwerken mit verschiedensten Disziplinen zusammenarbeiten, vor allem aber
Produkte fertigen, die auch beim Kunden nahtlos in das Internet der Dinge passen.
Wie schafft man eine solche Transformation?
Das fängt zunächst immer beim Chef an, die Führung muss
motivieren, Freiräume schaffen, Dinge zulassen, dann kann
sich etwas entwickeln. Neben dieser persönlichen Ebene
müssen wir Plattformen schaffen, die neue Technologien
und Ideen verschiedener Firmen zusammenbringen.
Eine solche betreibt die Technologie-Initiative SmartFactory KL e. V.
Daran beteiligen sich über 45 Unternehmen, vom großen
US-Konzern bis zum kleinen deutschen Mittelständler. Es
geht darum, eine Fabrik nach den Kriterien der Industrie 4.0
zu entwickeln. Viele unterschiedliche Unternehmen haben
Komponenten und Module für diese Modellfabrik geliefert,
die nun mit und neben denen anderer Hersteller funktionieren und kommunizieren. Es existiert überhaupt keine zentrale Steuerung mehr, Produkte und Maschinen steuern sich
selbst und interagieren. Diese Plattform wurde speziell für
den Mittelstand konzipiert.
Aber die Unternehmen befinden sich doch im Wettbewerb. Ist es da realistisch, dass Mittelständler gemeinsam etwas entwickeln, was sich später nicht patentieren lässt?
FOKUS
Da fehlen in der Tat noch einige Antworten. Wir beobachten, dass Mittelständler Kleinallianzen bilden, zumeist mit
solchen Firmen, die nicht zu den Wettbewerbern zählen. Es
wird geschaut, mit wem man sich im Netzwerk gut ergänzen würde. Mit den richtigen Partnern zu arbeiten, kann bald
wettbewerbsentscheidend sein.
Verstehen Sie die Industrie 4.0 als Technologie oder
Denkansatz?
Ich sehe es als ein Paradigma, eine Revolution, die sich
im Alltag der industriellen Fertigung evolutionär entwickeln
muss. Das Thema wird nicht von heute auf morgen die ganze Branche auf den Kopf stellen, aber die Unternehmen
müssen wirklich anfangen, diese Entwicklung mitzugestalten, um nicht den Anschluss zu verlieren.
Wo steht der deutsche Maschinenbau denn im weltweiten Vergleich?
Das kann man nicht weltweit vergleichen, so etwas wie den
deutschen Mittelstand gibt es nicht noch einmal auf der Welt.
In Korea haben sie zwei große Konzerne, Samsung und LG,
auch in Nordamerika ist die Situation eine andere. Jedes
Land muss daher seine eigene Lösung finden und da haben wir ganz gute Voraussetzungen, etwa durch das gute
Ausbildungssystem.
Welchen Weg halten Sie für Deutschland denn für
richtig?
Wir müssen weitermachen, mitgestalten, dann sind wir auf
einem guten Weg. Bisher liegen wir ziemlich weit vorn, aber
die anderen Nationen holen verdammt schnell auf.
Viele Mitarbeiter sorgen sich vor allem um ihre Arbeitsplätze. Wenn sich Dinge und Dienstleistungen erst von
allein steuern, braucht es dann überhaupt noch die
Facharbeiter und Ingenieure?
Aber natürlich, die Industrie 4.0 wird keine Arbeitsplätze vernichten. Die Dinge ändern sich immer schneller, aber sich
anzupassen, gelingt Menschen viel besser als Maschinen.
Es kommt auch in Zukunft auf den perfekten Mix von Technologie und Mensch an. Außerdem wollen die Kunden immer schneller ihre Ware, am besten sofort, daher wird Kundennähe ein zunehmend wichtiger Faktor. Das alles spricht
dafür, dass Deutschland ein bedeutender Produktionsstandort bleibt. //
report 1/2016 | 21
industrie 4.0
Ein Werkzeug für
alle Fälle
Die Digitalisierung hat Einzug in die Papierindustrie gehalten – mit der
Automatisierungsplattform ComCore von Voith können Unternehmen
wie die Papierfabrik DS Smith in Lucca, Italien, alle Vorzüge der neuen
Ära nutzen.
Zufriedene Gesichter dank ComCore: Maurizio Piemonte, Produktund Serviceingenieur bei Voith, Stefano Andreotti, Manager
Technik und Technologie bei DS Smith, und Rainer Lay, VoithProduktmanager (von links nach rechts).
Digitalisierung, das Internet der Dinge, die Smart F
­ actory –
das sind die Schlagwörter der Industrie 4.0. Der Wandel der
Produktionswelt und der Digitalisierung von Produkten und
Anlagen wird auch die Papierindustrie der Zukunft prägen.
Voith gestaltet diesen Wandel aktiv mit: Mit „Papermaking
4.0“ leistet das Unternehmen einen intelligenten Beitrag, um
die Effizienz, Produktivität und Qualität entlang der Wertschöpfungskette im Papierherstellungsprozess, auch in bereits bestehenden Anlagen, zu steigern.
Mit den Papermaking 4.0-Produkten und -Lösungen
kann jeder Papierhersteller seinen Weg in die digitale Zukunft individuell gestalten – eines der Kernelemente dafür ist
die Automatisierungsplattform ComCore von Voith.
22 | report 1/2016
Sie bietet im Vergleich mit herkömmlichen Anwendungen
eine Reihe von Vorteilen. Klassische Systeme haben oft
hohe Lifecycle-Kosten, da Software und Hardware von einem Unternehmen stammen und der Kunde damit an diesen Hersteller gebunden ist. Eine modulare Alternative ist die
Automatisierungsplattform ComCore, die sich leicht in die
bestehende Automatisierungsinfrastruktur integrieren lässt –
dabei ist es egal, ob die vorhandenen Komponenten von
Voith oder einem Fremdhersteller stammen.
Einen Beleg, dass der Papierherstellungsprozess bereits durch die Integration eines einzigen Moduls der ComCore-Plattform verbessert werden kann, zeigt ein Beispiel
aus Italien. Genauer gesagt führt der Nachweis in die toskanische Stadt Lucca. Dort betreibt DS Smith, einer der führenden europäischen Hersteller von Verpackungskarton,
eine Papierfabrik.
Im vergangenen Sommer traten an der Papierbahn der
PM 2 des Werks ungleichmäßige Querprofile und Faltenbildungen auf. Das Problem wurde durch ein unzuverlässiges Aktuatorsystem innerhalb des Qualitätsleitsystems verursacht. „Unser bestehendes System war veraltet“, erklärt
Stefano Andreotti, Technik- und Technologiemanager bei DS
Smith, „die Lieferzeit für die Aktuatoren war ein Problem, und
wir haben für Wartung zu viel Geld ausgegeben.“ Um die Papierqualität zu erhöhen, empfahlen die Voith-Ingenieure, die
das Unternehmen berieten, den Einbau der OnQ Profilmatic
Querprofilregelung – die ein Bestandteil der ComCore-Automatisierungsplattform ist. Das Ergebnis nach dem Umbau in
Lucca entspricht den Erwartungen des Kunden: „Das neue
System automatisiert ein Verfahren, das vorher rein manuell
gesteuert war. Die Falten wurden reduziert, jetzt sind wir mit
dem Querprofil sehr zufrieden.“ //
Industrie 4.0
„Die Arbeit wird uns
nicht ausgehen“
Die Industrie 4.0 wird unsere Arbeitswelt verändern – der Volkswirt Professor
Dr. Enzo Weber im Interview über die neue Rolle und die Bedeutung des Menschen
in der digitalisierten Arbeitswelt.
Prof. Dr. Weber, Industrie 4.0 ist in
aller Munde – aber meinen alle dasselbe damit? Wie lautet Ihre Definition von Industrie 4.0?
Der Begriff Industrie 4.0 ist nicht klar
umrissen, das war er von Anfang an
nicht. Aus meiner Sicht geht es um die
nächste Stufe des technologischen
Fortschritts in der Produktion, die auf
einer intelligenten und interaktiven
Form der Digitalisierung beruht. Sie
vollzieht sich entlang selbststeuernder
Wertschöpfungsketten, wobei die verschiedenen Elemente der Produktion
interagieren, also Gegenstände, Maschinen, IT und Menschen.
Apropos Menschen: Viele sorgen
sich, dass künftig weniger Menschen benötigt werden, wenn Maschinen alles untereinander selbst
regeln. Zu Recht?
Jeder technologische Fortschritt löst
diese Angst vor der menschenleeren
Fabrik aus, aber bis jetzt haben sich
die Befürchtungen noch nie bestätigt,
und sie werden wohl auch nicht in der
„vierten industriellen Revolution“ eintreten. Im Gegenteil: Die Zahl der Beschäftigten liegt in Deutschland heute
auf Rekordniveau. Die Arbeit wird uns –
und damit meine ich uns Menschen –
nicht ausgehen.
Wird im Umkehrschluss Industrie
4.0 Arbeitsplätze schaffen?
Dabei müssen wir stärker differenzieren. Es gibt immer Jobs, die substituiert werden können. Das betrifft gering
Prof. Dr. Enzo
Weber arbeitet am
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in
­Nürnberg und ist
Lehrstuhlinhaber
an der Universität
Regensburg.
qualifizierte Arbeitnehmer ohne abgeschlossene Ausbildung bereits seit
Längerem. Auf der anderen Seite gibt
es Berufsbilder, die von der technologischen Entwicklung profitieren – und
so können neue Arbeitsplätze entstehen. Den zusätzlichen Bedarf wird es
insbesondere in Berufen mit höherer Qualifikation geben, nicht nur im
IT-Sektor.
Die Industrie 4.0 markiert eine Phase des technologischen Umbruchs.
Wie werden sich die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter in der Industrie verändern?
Die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter werden sich klar verändern.
Neue Roboter können dank leistungsfähiger Sensoren bisher manuell vorgenommene Tätigkeiten übernehmen
und stärker mit menschlichen Kollegen
zusammenarbeiten. Assistenzfunktionen wie Bestücken oder das Heben
von schweren Gütern entlasten Mitarbeiter in der Produktion. Allerdings
zeigen sich auch Risiken, etwa beim
Datenschutz. Es wird eine stärkere Interaktion über die Grenzen von Hierarchien und Fachbereichen hinweg geben. Die Herausforderung wird darin
bestehen, innerhalb dieser Strukturen
menschliche Stärken effektiv einzusetzen. Deshalb müssen Unternehmen
die Qualifizierungsmaßnahmen weiter
ausbauen.
Und wie können Unternehmen ihre
Mitarbeiter für die Digitalisierung
qualifizieren?
Sie müssen sich fragen: Wie können
wir unsere Facharbeiter so weiterentwickeln, dass sie bei der Digitalisierung
das Heft des Handelns selbst in die
Hand nehmen? Wir haben hierzulande
schon jetzt eine starke Verbindung von
Theorie und Praxis in der Ausbildung –
wenn es uns gelingt, diese Stärke auszubauen, mehr Flexibilität und neue
Kompetenzen zu integrieren, können
Facharbeiter in der Industrie 4.0 eine
tragende Rolle spielen.
Was bedeutet das konkret für
die Weiterbildungs- und die Ausbildungs­inhalte?
Es geht nicht darum, mit allen möglichen Softwarepaketen umgehen zu
können, die eine immer kürzere Halbwertszeit haben. Wichtig ist es, dass
sich die Mitarbeiter stärker mit Gesamtprozessen beschäftigen. Sie sollten lernen, konzeptionell zu denken,
und bereit für Neues sein, Probleme im Prozess erkennen und darüber
­kommunizieren. //
report 1/2016 | 23
Einblick
Stabile
Strukturen
für morgen
Voith Turbo soll eine neue Struktur mit zwei statt vier Divisionen
und zwei strategischen Führungsfunktionen bekommen. Die neue
Struktur soll den K
­ onzernbereich wieder auf Kurs bringen.
Voith Turbo steht im Moment vor einigen Herausforderungen: Die niedrigen
Preise für Rohstoffe und die damit verbundene schwierige Lage der Kunden
in den Öl-, Gas- und Bergbauindustrien machen dem Konzernbereich zu
schaffen. In den vergangenen Jahren
wurden keine oder wenige neue Produkte entwickelt und erfolgreich an
den Markt gebracht. Gleichzeitig positionieren sich die Marktbegleiter stärker und viele internationale Kunden
kaufen Komponenten lokal – die Nachfrage des Markts sinkt und der wirtschaftliche Boom flacht ab. Durch ihre
komplexe Struktur ist die Organisati­ ärkte
on für die Anforderungen der M
und Branchen nicht schlank genug
aufgestellt.
Deshalb hat die Geschäftsführung von Voith Turbo beschlossen, den
Konzernbereich neu zu ordnen. Ziel
ist es, Kräfte und Kompetenzen für
eine schlagkräftigere Organisation zu
24 | report 1/2016
bündeln. Durch den stärkeren Fokus auf
Innovationen und das Servicegeschäft
soll die Wettbewerbsfähigkeit verbessert und Voith Turbo langfristig zukunftssicher aufgestellt werden. Mit der Frage,
wie das Unternehmen wieder auf einen
Wachstumspfad zurückgeführt werden
kann, hat sich die Geschäftsführung in
den letzten Monaten intensiv beschäftigt – dabei haben sich drei entscheidende Faktoren herauskristallisiert.
Zum einen der Kundenfokus: Die
Kunden sollen im Mittelpunkt des Handelns stehen. Dazu werden die Strukturen und Prozesse weiter vereinfacht, um schneller und flexibler auf
die Bedürfnisse der Auftraggeber zu
reagieren.
Zum zweiten die Technologieführerschaft: Es ist erforderlich, die Innovationskraft von Voith Turbo zu stärken.
Dafür werden die Kräfte im Bereich Forschung und Entwicklung für eine höhere Schlagkraft gebündelt.
Und schließlich World Class Performance: Um die Kunden schnell und
flexibel zu bedienen, braucht es modernste, effiziente und flexible Wertschöpfungsketten und weltweit optimierte Produktionsprozesse in allen
Fabriken und Werken.
Die geplante Reorganisation von
Voith Turbo trägt dazu bei, diese Ziele
zu erreichen. Deshalb sollen die bislang
vier Divisionen zu zwei Divisionen zusammengeführt werden. Künftig gibt es
die Geschäftsbereiche Industry (heute
Power, Oil & Gas und Mining & M
­ etals)
und Mobility (heute Commercial Vehicles
und Rail sowie Marine). ­Benno ­Morlock
führt die Division Industry, C
­ ornelius
Weitzmann die Division Mobility.
Nachdem die Verwaltung im Rahmen von Voith 150+ bereits deutlich verschlankt worden ist, soll nun
auch im Management des Konzernbereichs die Hierarchie vereinfacht werden, um schneller und effizienter zu
Einblick
1
2
1. Sieht Voith Turbo durch die Neuordnung für die Zukunft gerüstet: Dr. Uwe Knotzer, Vorsitzender
der Geschäftsführung des Konzernbereichs Voith Turbo.
2. Der Name für das Projekt Accelerate bedeutet übersetzt beschleunigen – ein Speedboat ist das
Key Visual für das Projekt.
werden – das stärkt die Verantwortlichkeiten in den Divisionen und Regionen.
Um die Innovationskraft von Voith
Turbo zu stärken, werden außerdem
in Zukunft die technologischen Kompetenzen und Ressourcen unter der
Leitung eines Chief Technology Officer
(CTO) gebündelt.
Dritter Schwerpunkt ist die Etablierung einheitlicher Standards und Prozesse im weltweiten Produktionsnetzwerk, um das Qualitätsniveau und die
Liefertreue der Produkte zu erhöhen.
Dazu sollen die Bereiche Einkauf, Logistik, Produktion und Qualitätswesen
unter der Führung eines Chief Operations Officer (COO) unter der Verantwortung von Bodo Klein zusammengeführt werden.
Der Vorsitzende der Geschäftsführung von Voith Turbo, Dr. Uwe ­Knotzer,
sieht den Konzernbereich als tragende Säule für die zukünftige Entwicklung des Voith Konzerns: „Die Welt
wird auch in Zukunft mehr Energie,
mehr Rohstoffe und mehr Transportmöglichkeiten benötigen. Unsere Kunden werden auch in Zukunft weiterhin
auf zuverlässige Hightech-Produkte angewiesen sein“, erläutert er. „Wir sind
mit dem Know-how unserer Mitarbeiter, einer starken Marke und einem globalen Vertriebs- und Servicenetzwerk
in einer guten Ausgangslage – mit der
neuen Struktur werden wir auch in Zukunft erfolgreich sein.“ //
Unsere Kernelemente für den Neustart
Kundenfokus
•
•
•
Technologieführerschaft
World Class Performance
•
•
•
•
•
•
Kundennähe
Regionale Marktpräsenz
Weltklasseservice
Marktgetriebene Innovation
Bündelung von Wissen und Ressourcen
im Bereich Technologie und Innovation
Zwei starke Marktbereiche und Nutzung
von Synergien und Skaleneffekten
Weltweites, abgestimmtes Voith Turbo
Produktionskonzept
Kultur der kontinuierlichen Verbesserung
Flache Hierarchien, wenig Schnittstellen
report 1/2016 | 25
EINBLICK
GroSSe inGenieurSkunSt
auS kLeinen Steinen
Je anspruchsvoller, desto lieber: Der Niederländer Jurrien Bijhold baut die
kompliziertesten Maschinen aus Lego – unter anderemVoith-Produkte
wie den Voith Schneider Propeller.
e
in Klötzchen aus Hartkunststoff mit Noppen auf der
Oberseite und offenen Röhren unten, in die sich die
Noppen anderer Steine einstecken lassen: Das ist das
Prinzip Lego. So erfolgreich, weil es so simpel ist. Nach dem
Baukastensystem lassen sich aus den Kunststoffklötzchen,
-figuren und anderen Kleinteilen Modelle von fast allen erdenklichen Dingen bauen. Mittlerweile gibt es mehr als 3.000
verschiedene Bauteile in rund 100 Farben, die farbigen Steine
begeistern Kinder auf der ganzen Welt.
Aber wer sagt, dass Lego nur etwas für Kinder ist? Erwachsene sind heute eine ebenso wichtige Zielgruppe des
26 | REPORT 1/2016
1932 gegründeten dänischen Unternehmens. Sie kaufen häufiger Großmodelle wie den Star-Wars-Todesstern, der aus
3.803 Teilen sowie 22 Figuren besteht und bei Erscheinen im
Jahr 2008 rund 420 Euro kostete.
Der Niederländer Jurrien Bijhold fand dagegen über seine Kinder zurück zur Faszination für die bunten Bausteine
und wurde durch ihre Begeisterung angestachelt.
Der 55-Jährige aus Utrecht erzählt: „Ich bin auf Lego als
Hobby gekommen, als meine drei Kinder noch klein waren.
Das ist lange her, mittlerweile sind sie selbst erwachsen und
alle aus dem Haus – aber die Lego-Steine sind immer noch da.“
Einblick
Also hat Bijhold einfach weitergemacht. Wobei der promovierte Physiker nicht einfach gekaufte Bausätze streng nach
Vorlage fertigstellt – er konstruiert nur eigene Modelle: Lokomotiven, Busse, Piratenschiffe, Hubschrauber, Lastwagen
und Maschinen aller Art, Größe und Form, meist inspiriert
von Vorbildern aus der Realität. Viele besitzen einen Antrieb,
beispielsweise einen Elektromotor, und alle bestehen ausschließlich aus Original-Lego-Teilen. „Mich interessieren
technische Herausforderungen, und dabei finde ich die Beschränkungen, die mir das Bauen mit Lego auferlegt, besonders reizvoll“, sagt Bijhold.
So tüftelte er vor acht Jahren an der Aufgabe, die Funktionsweise von Helikopter-Rotorblättern korrekt im Modell
umzusetzen. Nach mehreren unbefriedigenden Versuchen erzählte Bijhold in dem Verein enthusiastischer Lego-Bauer, in
dem er Mitglied ist, von seinem Vorhaben – prompt wies ihn
ein Freund auf das Konzept des Voith Schneider Propeller
(VSP) hin.
„Ich habe mir eine Animation des VSP auf der VoithWebsite angeschaut und war sofort wie elektrisiert von der
Idee, ein Modell aus Lego zu bauen, das den Antrieb erklärt
und auch wirklich funktioniert“, sagt der Niederländer. Auf
seiner Website sind die Ergebnisse noch zu sehen: Als Erstes entstand ein Modell mit zwei VSP, die eine kleine auf
dem Wasser eines Spülbeckens schwimmende Schüssel antreiben, dann eine verbesserte Version, die der Bastler via
Fernsteuerung in einem aufblasbaren Kinderplanschbecken
testete. Dabei lässt sich das Schüsselboot in jede beliebige
Richtung manövrieren – genau wie die vom echten VSP angetriebenen Schiffe.
„Ich weiß noch, wie überrascht ich war, dass es tatsächlich auf dem Wasser funktionierte, denn bis dahin hatte ich
in meinem kleinen Lego-Bastelraum nur auf meine Vorstellungskraft vertrauen können.“
Dass der Konstrukteur in seinem Hobby so erfolgreich
ist, hängt vielleicht damit zusammen, dass er auch von Berufs wegen über Lösungen für sehr anspruchsvolle Probleme
nachdenkt: Jurrien Bijhold entwickelt am Forensischen Institut der Niederlande in Den Haag Technologien und Methoden für die Analyse von Beweismitteln in Kriminalfällen.
Womit er sich täglich beschäftigt, hat er übrigens auch
schon mit Kunststoff visualisiert: Als die Mitglieder seiner
Lego-Community gemeinsam ein riesiges Puppenhaus bauten, zu dem jeder ein Zimmer beitragen sollte, stellte der Forensiker den Tatort eines Verbrechens nach.
Weitere Modelle nach dem Vorbild von Voith-Technolo­
gien hat Jurrien Bijhold noch nicht in Angriff genommen –
bis jetzt, denn „eine Papiermaschine aus Lego wäre wirklich
eine faszinierende Herausforderung“, sagt er.
Neugierig? Weitere Modelle von Jurrien Bijhold finden Sie
auf seiner Website (http://lego.roerei.nl). //
Lego aus Leidenschaft: Der Niederländer Jurrien Bijhold baut in seiner Freizeit technische Meisterwerke. Unter
anderem ein Modell des Voith Schneider Propellers, den er im Planschbecken seiner Kinder im heimischen Garten
auf seine Funktionstüchtigkeit testet.
report 1/2016 | 27
Einblick
In anderen
Dimensionen
Zahlreiche Laufräder hat Jason Foust schon entworfen, ob für
Axial- oder Radialturbinen – ein herausfordernder und erfüllender
Job, findet der Designer, der bei Voith Hydro in York arbeitet.
Sie können einen Durchmesser von zehn Metern haben
und 350 Tonnen wiegen. Sie können Blätter haben, die
wie Flügel oder Schaufeln geformt sind, um den Gewalten standzuhalten, die sie in Drehung versetzen und somit
Elektrizität erzeugen: Turbinenlaufräder sind Paradestücke
der Ingenieurskunst, die aus der Kraft des Wassers elektrische Energie erzeugen. Oder wie Jason Foust es gerne
ausdrückt: „In einer Turbine ist das Laufrad das Herz des
hydraulischen Systems.“
Foust weiß, wovon er spricht, denn er kennt die Materie
von Grund auf: Der promovierte Maschinenbauinge­nieur spezialisierte sich während seines Studiums in experimenteller
Strömungsmechanik und arbeitet seit zehn Jahren für Voith
Hydro in York, USA. Er ist zuständig für das Design von Turbi­
nen­laufrädern, die bei der Modernisierung von Wasserkraftwerken in aller Welt nachgerüstet werden. Er und sein Team
sind im weltweiten Voith Hydro Engineering ­Center (VHEC)
zuständig für das hydraulische Design und den Entwicklungsprozess. Sie lassen ihr geballtes technisches Know-how in
jedes Projekt einfließen und berücksichtigen dabei die spezifische Bedingungen des Standorts, die Anforderungen des
Kunden und den oft engen finanziellen Rahmen der Aufträge.
Ganz egal, ob es um ein Laufrad für eine Kaplan-, Propeller-, Francis- oder Pumpturbine geht: Zunächst müssen die Hauptparameter für die Komponentenentwicklung
28 | report 1/2016
Bob Erney, Don DeBolt und Jason Foust (von links nach rechts)
arbeiten bis zu zehn Wochen an der Entwicklung eines Laufrades.
identifiziert werden. „Das sind beispielsweise die Strömungsverhältnisse. Wenn sie definiert sind, können wir mit dem Design der hydraulischen Komponenten mit Hilfe von CAD-Programmen beginnen. Anschließend simulieren wir am Rechner
die Strömung durch die Turbine mit ausgefeilten numerischen
Modellierungsmethoden“, sagt Foust.
Die Strömungseigenschaften werden anschließend mit
den Vorgaben des Projekts abgeglichen – falls nötig folgen
Modifikationen, um die zahlreichen Variablen des hydraulischen Designs zu optimieren.
Einblick
Aus der Arbeit, die das Team des Voith Hydro Engineering Center in York leistet, entstehen Laufräder, die bei der Modernisierung
von Wasserkraftwerken in aller Welt eingebaut werden.
Manchmal bauen die Ingenieure zusätzlich ein Modell des
Laufrads und testen es im Labor. Anhand der Ergebnisse
lässt sich überprüfen, ob die Modellierung der hydraulischen
Eigenschaften korrekt war, außerdem liefern die Resultate
weitere Daten für das mechanische Design des Prototyps.
Parallel zum hydraulischen Design erfolgt die Analyse
und Optimierung der Struktur. Dabei wird zunächst die Belastung der Schaufeln durch die Strömung berechnet. Ein
wichtiger Schritt, um die finale Struktur des Laufrades zu
definieren – erst dann können Foust und seine Kollegen den
Entwurf für die eigentliche Herstellung freigeben.
Je nach Art der Anlage, in der die Turbine eingesetzt
wird, benötigt der gesamte Designprozess fünf bis zehn Wochen. „Beispielsweise dauert der Prozess bei Laufrädern mit
verstellbaren Schaufeln gewöhnlich länger als bei solchen
mit fixen Schaufeln. Herausforderungen in Bezug auf Kavitationssicherheit, Wirkungsgrad und Leistung können sich
ebenfalls auf die Dauer des Prozesses auswirken. Die wichtigsten Variablen des Laufrad-Designs sind die Eintritts- und
Austrittswinkel, die Dickenverteilung, die Krümmung sowie
die Länge der Laufradschaufeln“, erläutert Foust.
Das Endergebnis, das fertige Laufrad, ist in der Regel
ein Unikat, da bei jedem Wasserkraftwerk ganz bestimmte
natürliche Voraussetzungen herrschen und jeder Kunde seine eigenen Vorstellungen hat. „Die Kommunikation mit dem
Auftraggeber während des gesamten Prozesses ist daher
von entscheidender Bedeutung“, betont der Ingenieur.
Bei Projekten mit kleinerem Auftragsvolumen kann es
durchaus sinnvoll sein, bereits entwickelte Laufräder anzupassen, um die finanziellen Vorgaben des Kunden einzuhalten. Genau wie für Neuentwicklungen gilt auch hier: Das Endprodukt fußt auf dem tiefgreifenden Wissen und der Expertise
der Voith-Designer – einige der 35 Ingenieure, mit denen
Jason Foust in York zusammenarbeitet, verfügen über jahrzehntelange Berufserfahrung.
Die größte Herausforderung in seinem Job hänge mit
dem intensiven Wettbewerb in der Wasserkraft-Branche zusammen, glaubt Foust. „Wir müssen sicherstellen, dass wir
die Garantien einhalten, die wir dem Kunden hinsichtlich der
Leistung und der Kavitationssicherheit der Anlage geben,
und dabei müssen wir für einen reibungslosen Betrieb bei
unterschiedlichsten Einsatzbedingungen sorgen. Gleichzeitig
dürfen wir aber auch nicht die strengen zeitlichen und finan­
ziellen Vorgaben des Projekts außer Acht lassen – all das erfordert eine sehr umsichtige Planung.“
Aber Jason Foust hat bei Voith Hydro sein berufliches
Glück gefunden: „Es ist sehr erfüllend, das fertige Design e
­ ines Laufrades zu betrachten und zu wissen, dass
es ­
saubere, erneuerbare Energie erzeugen wird – jahr­
zehntelang.“ //
report 1/2016 | 29
Einblick
Freude an der Fremde
Voithianer, die als Expats an ausländischen Unternehmensstandorten
arbeiten, erweitern ihren Horizont – so wie Leonardo Colombini, der
von São Paulo nach Heidenheim gezogen ist.
Ein anderes Land, eine fremde Sprache und mehr als
9.000 Kilometer bis nach Hause: Darauf ließ sich L
­ eonardo
Frederico Santos Colombini ein, als er im August 2014
­
von São Paulo, Brasilien, nach Heidenheim am Rande der
selbe,
Schwäbischen Alb zog. Sein Arbeitgeber blieb der­
Colombini ist Voithianer. Begonnen hat der heute
denn ­
34-Jährige 2002 als Trainee bei Voith Hydro in São Paulo, seit 2005 ist er für Voith Paper als Projektmanager tätig,
2009 kehrte er zurück zu seinen Wurzeln bei den Wasserkraftspezialisten. Fünf Jahre später entschied er sich dazu,
sich auf das Abenteuer Deutschland einzulassen und am
Unternehmensstammsitz als Programmmanager für EPEX
(kurz für Excellence in Project Execution) bei Voith Hydro
anzufangen. „Ich habe schon immer Wert auf internatio­nale
Projekte gelegt. Ich liebe es, im Team in verschiedenen Ländern und Kulturen zu arbeiten. Das Angebot aus Heidenheim war daher für mich eine sehr große Chance“, sagt der
gebürtige Brasilianer, der auch die italienische Staatsbürgerschaft besitzt.
Colombini ist ein sogenannter Expatriate, kurz Expat – also
ein Mitarbeiter, der die Heimat für eine bestimmte Zeit verlässt, um für seine Firma im Ausland zu arbeiten. Bei Voith
gibt es zwei Varianten der Auslandsentsendungen: Variante eins sind kürzere Auslandseinsätze (sogenannte Short
term assignments, kurz STA) mit einer Einsatzdauer von drei
Mona­ten bis zu einem Jahr, bei denen der Arbeitsvertrag des
Mitarbeiters mit der Heimatgesellschaft in der Regel aktiv bestehen bleibt und um einen Entsendungsvertrag ergänzt wird.
Bei der zweiten Variante handelt es sich um längere Aufenthalte im Ausland (sogenannte Long term assignments, kurz
LTA) bei einer Einsatzdauer von mehr als einem Jahr bis zu
fünf Jahren, bei denen das Arbeitsverhältnis der Expats mit
ihrer Heimatgesellschaft (Home Operating Unit) ruht und sie
dafür einen lokalen Arbeitsvertrag im Zielland erhalten.
Seit 1. Januar 2016 gibt es eine neue globale Entsende­
richtlinie, die „International Assignment Directive“. Sie regelt alle Auslandsentsendungen von Mitarbeitern innerhalb
des Voith-Konzerns, mit Ausnahme von Baustellen- und
Der Brasilianer Leonardo Colombini (rechts) ist im August 2014 von São Paulo nach Heidenheim gekommen.
30 | report 1/2016
Das Team „Mobility Services – HR GBS EMEA“ unter der Leitung von Ilias Chamouratidis (Mitte hinten) betreut als zentrale Abteilung
alle Entsendungen im Konzern vom Start bis zur Rückkehr der Expats. Hinten von links: Sabrina Jankowitsch, Ilias Chamouratidis und
Katharina Schmachtel; vorne von links: Yvonne Willaschek, Jasmin Müller und Sandra Braunwarth.
Projekt­einsätzen. Für alle globalen Entsendungen, die Belange der entsandten Mitarbeiter und ihrer Einsatzstellen ist eine
zentrale Abteilung zuständig: das Team „Mobility ­Services –
HR GBS EMEA“ in Heidenheim, Deutschland. Insgesamt fünf
Mitarbeiter umfasst das Team, das alle Entsendungen vom
Start bis zur Rückkehr des Expats betreut. Ilias ­Chamouratidis
leitet dieses Team: „Uns unterstützt beispielsweise zentral
ein externer globaler Steuerberater bei ­steuer- sowie sozial­
versicherungsrechtlichen Themen. Andere externe Dienstleister führen unter anderem die Auslandsumzüge oder das obligatorische interkulturelle Training durch. ­Lokale Unterstützung
erhält der Expat dann zum Beispiel bei der Wohnungssuche,
dabei können die Kollegen aus der Personal­abteilung im Ausland deutlich besser unterstützen.“ Die Unterstützung vor
Ort erfolgt immer über das jeweilige regio­nale GBS (­Global
­Business Services) in Nordamerika (NA), Südamerika (SA)
und für den Raum ­Asien-Pazifik (APAC) über die sogenannten Regio­nal Mobility Specialists.
Eines sollte ein Expat immer mitbringen: Offenheit für
Neues, so wie Colombini: „Mein Rat an alle, die ins Ausland gehen wollen: Lasst eure vertrauten Denkmuster, euer
Lieblingsessen und eure Traditionen zu Hause zurück. Ergreift die Möglichkeiten, die sich für euer Leben und eure
Karriere bieten.“ //
report 1/2016 | 31
Einblick
Voith 150+
HSE in NEUEM, GLOBALEM
Set-up gestartet
Arbeitssicherheit, Gesundheits- und Umweltschutz – für diese Trias hat Voith jetzt
eine weltweit zuständige, neue Organisation gegründet. Das Ziel: mehr Effizienz
durch regionale Bündelung und mehr Qualität durch eine Expertenorganisation.
Voith hat sich im vergangenen Jahr im
Bereich Arbeitssicherheit in der Liga
der weltbesten Unternehmen etabliert:
Gerechnet auf eine Million Arbeitsstunden ist die Zahl der Arbeitsunfälle im gesamten Konzern auf weniger
als zwei gesunken. Der Bereich HSE
(kurz für Health, Safety und Environment, auf Deutsch Arbeitssicherheit,
Gesundheits- und Umweltschutz) hat
sich nun ein neues Ziel gesetzt: Der
Bereich Umweltschutz soll auf ein ähnlich hohes Niveau gehoben werden wie
der Bereich Arbeitssicherheit. Darüber
hinaus entwickelt Voith seine verschiedenen Organisationen in diesem zentralen Bereich zu einer globalen Organisation weiter.
Die Neuausrichtung erfolgt im Rahmen des konzernweiten Erfolgsprogramms Voith 150+. Basis des neuen
HSE-Konzepts ist die konzernweite
Vereinheitlichung von Prozessen, Methoden, Instrumenten und Templates.
Diese Standards werden auf Grundlage
des Erfahrungsschatzes der bisherigen
HSE-Organisation entwickelt.
Und so sieht die neue Struktur aus:
Fünf Fachleute bilden das weltweite
HSE-Kompetenzzentrum. Sie fungieren
als Business Partner für die verschiedenen Konzernbereiche und dienen
den jeweiligen Geschäftsführungen als
32 | report 1/2016
Hauptansprechpartner für HSE. Darüber hinaus gibt es für jede Region einen
HSE-Leiter, mit zugeordneten HSE-Experten. Jeder HSE-Experte betreut in
der Regel mehrere Voith-Gesellschaften konzernbereichsübergreifend.
An der Spitze des neuen Konstrukts steht als Leiter Corporate Sustainability & HSE Torsten Kallweit: „Die
schlanke Hierarchie innerhalb der Organisation ist besonders wichtig, denn
dadurch kommen wir zu schnellen, kurzen Abstimmungswegen. Es gibt wöchentliche Meetings via Lync zwischen
den Mitgliedern des globalen Kompetenzzentrums und den regionalen HSELeitern, ebenso regelmäßige persön­
liche Treffen.“
Auf dem Weg dorthin hat sich in
den vergangenen Monaten bereits einiges getan. So wurden unter anderem
in allen Regionen die nötigen Strukturen geschaffen und die jeweiligen Verantwortlichen definiert; die Vision, die
Mission und die Strategie für HSE sind
definiert und kommuniziert, ebenso wie
ein stringentes, weltweites Zielsystem.
Zur angestrebten Vereinfachung
der Prozesse trägt die neue HSE-Konzernrichtlinie bei, die es seit Dezember
2016 gibt.
Ein weiterer Baustein ist das integrierte globale IT-System hse+. Es fasst
die bislang existierenden unterschiedlichen IT-Systeme sowie die Daten
zur Energie- und Ressourceneffizienz
aus der bisherigen Nachhaltigkeitsdatenbank zusammen. Damit wird die
Steuerung der einzelnen Aufgabenfelder deutlich effizienter. hse+ bietet
noch mehr Vorteile: Es vermeidet Doppelarbeit, erhöht die Rechtssicherheit
und minimiert Risiken und Kosten, beispielsweise duch die Standardisierung
der bestehenden HSE-Softwarelösungen und die zugehörigen Lizenz- und
Wartungskosten. Gleichzeitig verbessert das System die Qualität der Ergebnisse durch größere Transparenz und die Online-Verfolgung von
Maßnahmen.
Analog zum einheitlichen IT-System hse+ arbeitet Voith derzeit an einem globalen HSE-Managementsystem – die Auditierung durch den TÜV
beginnt im März 2016, die Zertifizierung
des neuen Managementssystems ist
für Juli 2016 geplant. Torsten Kallweit
schildert, wie es weitergeht: „Wir werden sukzessive unsere Daten in hse+
eingeben, die Richtlinien für Umwelt
und Sicherheit weiter vereinfachen sowie ein Trainingskonzept für HSE und
erste Pilottrainings für Vertriebsorganisationen, die bisher nur schwer erreichbar waren, entwickeln.“
Einblick
Voith 150+
Alles im Sinne der Anwenderfreundlichkeit. Die Neuausrichtung soll den
Mitarbeitern von Voith dienen, denn
von ihrem Engagement hängt die erfolgreiche Umsetzung des Konzepts
ab. Das sieht auch Nathan Bichler, Leiter HSE für die Region Nordamerika,
so. „Wir haben in den wenigen Monaten, die unsere Abteilung besteht, viel
erreicht“, sagt er. „Alle entscheidenden Stellen sind besetzt, die Mitarbeiter sind gemäß der HSE-Ziele und
im neuen IT-System hse+ geschult,
es gibt klar definierte Zuständigkeiten
und eine Roadmap, die mit allen Leitern der Voith-Gesellschaften in Nordamerika abgestimmt ist – all das war
nur möglich, weil sich die Mitarbeiter
voll eingebracht und Hand in Hand mit
den HSE-Teams gearbeitet haben.“ //
Neue HSE-Organisation weltweit
President & CEO
Dr. Hubert Lienhard
Head of Corporate Sustainability and HSE
Torsten Kallweit
HSE-Kompetenzzentrum
Corporate HSE Manager
Business Partner
VH
N. N.*
Corporate HSE Manager
Business Partner
VO
Gregor Dietrich
Corporate HSE Manager
Head of HSE Service
Ulrich Weisse
Corporate HSE Manager
Business Partner
VP
Ralf Buchmaier
Corporate HSE Manager
Business Partner
VT
Roland Arld
Head of HSE Service
Head of HSE Service
Head of HSE Service
Head of HSE Service
Daniel Blersch
Nathan Bichler
Mauro Pires
Tom Gu
Voith-Gesellschaften
*kommissarisch Helmut Oettinger
report 1/2016 | 33
Einblick
Voith 150+
1
2
Voith HYDROS Weg zu Exzellenz
Voith Hydro hat ein Programm eingeführt, um die Projektabwicklung
zu verbessern: Excellence in Project Execution (EPEX).
USA, Japan, Indien, Kanada, Schweden – Leonardo
­ olombini ist zwischen Oktober 2015 und April 2016 um
C
den Erdball gereist und hat eine Operating Unit (OU) von
Voith Hydro nach der anderen besucht. In seiner Rolle als
Leiter von EPEX (Excellence in Project Execution) hat er an
den weltweiten Projektforen teilgenommen, die den regionalen Start des Programms markierten. „Überall habe ich die
­gleiche Erfahrung gemacht“, sagt Colombini, der das Programm von seinen Anfängen bis Ende Mai 2016 geleitet hat.
„Die Mitarbeiter sind überzeugt, dass EPEX ihnen hilft, besser zu werden bei dem, was sie tun. Und sie sind sich sicher,
dass es die Chance ist, unser Kerngeschäft – die erfolgreiche
Projektabwicklung – zu gestalten und weiterzuentwickeln.“
Denn genau darum geht es bei EPEX: die Art und Weise, wie Projekte in allen OUs von Voith Hydro abgewickelt
werden, zu verbessern.
Nach dem globalen Kick-off für das Programm in Ulm im
vergangenen Oktober haben weltweit die OUs in den letzten
Monaten an der lokalen Umsetzung gearbeitet. Neben den
lokalen Projektforen, in die nach und nach mehr Mitarbeiter
einbezogen und über EPEX informiert werden, hat jede OU
damit begonnen, wichtige Maßnahmen aus dem Programm
zu implementieren: Mehr als 20 Pilotprojekte wurden definiert, in denen die sogenannten EPEX Deliverables, also die
Projektleistungen, bereits angewendet werden. Mit großem
34 | report 1/2016
Erfolg: Marcos Blumer, CEO Voith Hydro Brazil and Latin
America, berichtet über die sogenannten Handover Conventions, „Übergabe-Konferenzen“ nach einem standardisierten
Verfahren, die eine sorgfältige und umfassende Übergabe
vom Vertrieb an die Projektabwicklung gewährleisten sollen:
„Nachdem wir zwei Projekte nach den neuen Vorgaben von
EPEX durchgeführt haben, sehen wir, dass der neue Prozess sehr positiv und hilfreich ist, dass er Probleme und kritische Angelegenheiten direkt aufzeigt und uns mehr Zeit gibt,
um zu reagieren. Ich bin fest davon überzeugt, dass EPEX
Voith Hydro mittelfristig auf eine höhere Ebene der Projektab­
wicklung heben wird.“
Von Beginn an waren Voith Hydro-Mitarbeiter auf der
ganzen Welt tiefgehend an der Definition und Gestaltung der
neuen Ansätze für das Unternehmen beteiligt. Gemeinsam
diskutierten sie in Workshops Ideen, wie die Projektabwicklung mittels Standards verbessert werden könnte, durch die
Übernahme lokaler Vorgaben in globale Standards und die
Eliminierung nicht wertschöpfender Prozesse. Die Mitarbeiter hatten die Möglichkeit, ihre eigenen Erfahrungen einzubringen und ihre Best Practices zu implementieren. Marit
­Gähler, Projektmanagerin für den sogenannten People Pillar
bei EPEX, sagt: „Die Inhalte von EPEX sind somit nicht von
außen vorgegeben, sondern innerhalb der Organisation von
unseren Voith Hydro-Mitarbeitern entwickelt worden.“
Einblick
Voith 150+
3
4
5
1.–2.Kick-off für EPEX: 180 Voith-Mitarbeiter aus aller Welt kamen nach Ulm und wurden
drei Tage lang mit den wichtigsten Punkten des Programms vertraut gemacht, das
die Projektabwicklung bei Voith Hydro auf eine neue Ebene heben soll.
3.Lokales Projektforum bei Voith Hydro Noida in Indien.
4.EPEX: bildlich dargestellt von den Mitarbeitern beim lokalen Projektforum in Kanada.
5.Die Inhalte von EPEX haben die Mitarbeiter von Voith Hydro aus der Organisation
heraus entwickelt und hatten dabei die Möglichkeit, sich einzubringen, wie hier die
Kollegen in St. Pölten, Österreich.
Die wichtigsten Elemente von EPEX sind: Teamarbeit effektiver zu machen, eine engere Zusammenarbeit zwischen allen
Funktionen zu fördern, die Transparenz zu verbessern, einen
für alle eindeutigen und verbindlichen Zeitplan zu etablieren, der alle Arbeiten auf den geplanten Auftragsabschluss
ausrichtet. Das übergeordnete Ziel am Ende: ein zufriedener
Kunde und weniger unvorhergesehene Abweichungen, sodass letztendlich eine höhere Rentabilität gewährleistet ist.
Die praktische Umsetzung dieser Prinzipien ruht auf vier
Säulen – in Englisch „Pillars“: Der sogenannte Deliverables
Pillar definiert effektive und effiziente Standards für die wichtigsten Projektfunktionen. Der Scheduling Pillar stellt sicher,
dass der Zeitplan das Projekt treibt, und bildet das Rückgrat
des Projekts. Der Project Management Office Pillar enthält
die Instrumente, die die erfolgreiche Projektabwicklung unterstützen und ein proaktives Risikomanagement ermöglichen.
Und nicht zuletzt der People Pillar: Er konzentriert sich auf die
Mitarbeiter von Voith Hydro und deren Zusammenarbeit untereinander. Die People Pillar ist der Schlüssel, um erfolgreich
und nachhaltig die neuen Prozesse und Instrumente zu implementieren, die in den drei anderen Säulen enthalten sind.
„Die Leistungen, die wir mit unseren EPEX-Pillars definiert haben, werden es uns ermöglichen, Projekte besser
abzu­wickeln“, erklärt Marit Gähler. „Und EPEX ist mehr. Es
geht darum, neue Wege der Zusammenarbeit gemeinsam
innerhalb der Projektteams zu erarbeiten und Entscheidungenzu treffen. Es geht darum, wie jede und jeder von uns
dazu beitragen kann, diese Veränderung herbeizuführen. Wir
sind überzeugt, dass jeder davon profitieren wird: Bessere
Projektabwicklung bringt mehr Zufriedenheit, mehr Rentabilität, weniger Störungen, weniger negative Entwicklungen
im Projekt, die das Team zu bewältigen hat – und damit eine
höhere Wertschöpfung für unsere Kunden.“ //
Mitarbeiter von Voith Hydro beim Projektforum in Heidenheim.
report 1/2016 | 35
Vor ort
Heidenheimer Gymnasiasten der 11. Klasse lernen bei business@school die Wirtschaft praxisnah kennen – bereits zum 13. Mal werden sie
dabei von Voith Mitarbeitern unterstützt, unter anderem von Christa Lauber, Voith Hydro (Zweite von links).
Praxis mit Profis
Bei der Bildungsinitiative business@school lernen Heidenheimer Gymnasiasten die
Wirtschaft praxisnah kennen – gecoacht werden sie dabei von Voith Mitarbeitern.
W
ie funktioniert ein Unternehmen? Was sind die
Rahmenbedingungen des freien Marktes, worauf
gründen unternehmerische Entscheidungen? Wer
schon als junger Mensch solchen Fragen nachgeht, hat gute
Chancen, sich später als Erwachsener in der Welt der Wirtschaft zurechtzufinden und zu etablieren.
Das ist eines der wichtigsten Ziele der Bildungsinitiative business@school, die 1998 von der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) gegründet wurde.
Das Konzept: Ein Schuljahr lang analysieren Gymnasiasten
der 11. Klasse außerhalb des regulären Unterrichts mehrere Unternehmen und entwickeln am Ende eine eigene Geschäftsidee. Begleitet und unterstützt werden sie dabei von
Lehrkräften, BCG-Beratern und Mitarbeitern lokaler Unternehmen – in Heidenheim von Voith-Mitarbeitern.
Die strategische Motivation erläutert Dr. Klaus-Günther
Strack, Senior Vice President Corporate Development: „Mit
business@school ermöglichen wir es Oberstufenschülern,
sich ein Schuljahr lang praxisnah mit Wirtschaftsthemen zu
beschäftigen“, sagt er. „Da wir in Deutschland deutlich zu
wenige Gründer haben, sind praxisnahe Erfahrungen im Bereich Unternehmensgründung für die nächste Generation
wichtiger denn je.“
Bereits zum 13. Mal engagieren sich Voithianer an den
Heidenheimer Gymnasien im Rahmen von business@school.
Dieses Jahr haben sich 16 Mitarbeiter unter anderem aus den
Bereichen Kommunikation, Controlling und Vertrieb gemeldet. Sie betreuen ein Schülerteam am Max-Planck-Gymnasium sowie je zwei Teams am Hellenstein- und am SchillerGymnasium. Rund zweimal im Monat treffen sie sich für
36 | report 1/2016
einige Stunden mit ihren Schützlingen in der Schule oder im
Voith Training Center in der St. Pöltener Straße.
Dr. Georg-Benedikt Fischer ist Consultant in der Unter­
nehmensentwicklung bei Voith und betreut Schüler am
Schiller-­Gymnasium. „Das Fach Wirtschaft wird im Unterricht oft nur knapp und wenig praxisnah behandelt“, erklärt
er seine Motivation, „daher halte ich viel vom Projektbezug
bei ­business@school. Darüber hinaus macht es mir ­großen
Spaß, die Schüler zu coachen.“ Beidem kann die Controllerin Vera Grandy nur zustimmen. Sie ist Mentorin am
­Hellenstein-Gymnasium: „Ich versuche dem Team beispielsweise zu vermitteln, dass hinter jeder Unternehmenskenn­
ziffer eine Geschichte steckt. Gemeinsam kitzeln wir die Hintergründe aus den Zahlen in den Geschäftsberichten heraus.“
Das Projekt business@school ist in drei Phasen unterteilt, um das Thema Wirtschaft möglichst in seiner Gänze
abzudecken und den Schülern damit einen tiefgehenden Einblick zu gewähren. In der ersten Phase analysieren die Teams
ein Großunternehmen, im zweiten eine kleinere lokale Firma. Am Ende jeder Phase präsentieren die angehenden Wirtschaftsfachleute ihre Ergebnisse vor einer Jury aus Vertretern
der Heidenheimer Wirtschaft.
Bei der Präsentation zum Abschluss der zweiten Phase
Anfang Februar 2016 hatte von den sechs Gruppen ein Team
des Max-Planck-Gymnasiums die Nase vorn.
Nun geht es an die größte Herausforderung des Wettbewerbs: In der dritten Phase musste jede Gruppe bis Anfang
Mai eine Geschäftsidee konzipieren und vorstellen. Die Sieger
durften am 8. Juni zum Landesfinale von business@school –
das dieses Jahr praktischerweise in Heidenheim stattfand. //
Vor
vor ort
Ort
Premiere am Persischen Golf
Voith hat im saudi-arabischen Kraftwerk Hail die Anfahrsysteme für mehrere Gasturbinen modernisiert – die neuen Komponenten sorgen für eine
zuverlässige Stromversorgung unter harten Wüstenbedingungen.
Saudi-Arabien wächst und wächst: Die Einwohnerzahl des
Staates ist zwischen 2004 und 2015 um knapp neun Millionen auf mittlerweile 31 Millionen Menschen gestiegen. Das
Bruttoinlandsprodukt der größten Volkswirtschaft des arabischen Raums legt kontinuierlich zu, selbst 2015 waren es
noch fast 4 Prozent, trotz des sinkenden Ölpreises. Das Königreich verzeichnet deshalb einen nie dagewesenen Energiebedarf, der Stromverbrauch nimmt jährlich um ungefähr
7,5 Prozent zu.
Einen Teil der Nachfrage decken Anlagen wie das Gasturbinenkraftwerk Hail ab, das sich 600 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Riad befindet. Mit der Modernisierung
dreier Gasturbinen hat Voith ein Projekt abgeschlossen, das
die zuverlässige Stromerzeugung des Kraftwerks auch in Zukunft gewährleistet. Die kompletten Anfahrsysteme, die Voith
geliefert, installiert und in Betrieb genommen hat, umfassen
für jede Gasturbine einen Drehmomentwandler, einen Elektromotor, ein Gebläse, eine Ölpumpe und weitere Zusatzkomponenten, die alle auf einem Grundrahmen montiert wurden.
Der Auftraggeber, der staatliche Kraftwerksbetreiber
Saudi Electric Company (SEC), hatte bisher eine ganze Reihe technischer Probleme. „Bei den alten Anfahrsystemen
versagten immer wieder die Drehmomentwandler, Öl trat aus,
es gab Probleme mit Ersatzteilen und dem Kundenservice,
elektrische Leitungen gingen kaputt oder veraltete Instrumente lösten Fehlalarme aus“, sagt Dennis Dionisio, R
­ etrofit
Manager bei Voith Turbo Middle East. Er hat den Umbau
maßgeblich betreut.
Solche Schwierigkeiten dürfte es mit der neuen Technologie nicht geben: Die Drehmomentwandler von Voith trotzen
dem Wüstenklima, das in Hail herrscht, sie sind praktisch
wartungsfrei und haben eine statistische Zuverlässigkeit von
fast 100 Prozent. Deshalb sind in ganz Saudi-Arabien mehr
als 400 Drehmomentwandler von Voith im Einsatz.
Der Job im Kraftwerk Hail war allerdings eine Premiere – zumindest für Voith Turbo Middle East: „Unsere Einheit
hat zum ersten Mal die Anfahrsysteme für Gasturbinen erneuert“, sagt Dionisio, „daher mussten wir alle Eventualitäten berücksichtigen.“
Offenbar haben er und seine Kollegen ganze Arbeit geleistet: Nach dem Abschluss des Projekts hat SEC bei Voith
zwei weitere Anfahrsysteme für das Kraftwerk Qassim bestellt, „und wir erwarten noch in diesem Jahr die Order für
zusätz­liche fünf Systeme“, sagt Dionisio. //
Das Gasturbinenkraftwerk Hail in Saudi-Arabien spielt eine wichtige Rolle für die Stromversorgung des Landes – und arbeitet jetzt mit
Anfahrsystemen von Voith.
report 1/2016 | 37
1
2
1. Schafft bis zu 1.500 Meter Papier pro Minute: die neue PM 5 von Voith, die beim
türkischen Hersteller Modern Karton in Betrieb gegangen ist.
2. Voith Ingenieur und Leiter der Inbetriebnahme Roland Raidel (links) mit Ersin Şahin,
dem stellvertretenden Produktionsleiter bei Modern Karton.
Erwartungen erfüllt
Der türkische Papierhersteller Modern Karton produziert auf der neuen
PM 5 von Voith leichten Wellenstoff und Testliner – weltweit begehrtes
Material für Verpackungen.
Der türkische Papierhersteller Modern Karton produziert
am Standort Çorlu, rund 90 Kilometer westlich von Istanbul, bereits seit 15 Jahren Wellenstoff und Testliner für Ver­
packungs­papiere auf einer Voith Papiermaschine. Diese Maschine ist so etwas wie der Primus der Fabrik: „Die PM 3 hat
schon immer die besseren Ergebnisse in Sachen Qualität
und Tonnage gebracht“, sagt Projektmanager Osman Tamer.
Deshalb hat sich das Unternehmen im vergangenen Jahr bei
seiner insgesamt fünften Papiermaschine, die in Çorlu arbeitet, erneut für Voith entschieden.
Auf der brandneuen PM 5 stellt Modern Karton ebenfalls
Wellenstoff und Testliner im Flächengewichtsbereich von 70
bis 160 Gramm pro Quadratmeter her. Dabei ist die Anlage
für eine maximale Produktionsgeschwindigkeit von 1.500 Metern pro Minute und eine Arbeitsbreite von 7.500 Millimetern
ausgelegt. Das Unternehmen kann mit der Papiermaschine
die Jahreskapazität der Fabrik bei diesen Papiersorten von
630.000 auf rund 1,1 Millionen Tonnen steigern – und begegnet so dem wachsenden Bedarf an Verpackungspapieren für den Versand, dessen Nachfrage durch den Internethandel stetig wächst.
38 | report 1/2016
Das Lieferpaket für die PM 5 umfasste unter anderem den
DuoFormer Base II mit einem Zweischichtstoffauflauf, die
DuoCentri NipcoFlex Presse, das SpeedSizer AT Filmauftragswerk, den Sirius Aufroller sowie den VariFlex L Rollenschneider. Außerdem haben sich Voith und der Auftraggeber
sowohl in der Vortrocken- als auch in der Nachtrockenpartie für das einreihige TopDuoRun-Konzept entschieden, da
es hohe Geschwindigkeiten in der Herstellung geeignet ist.
Nicht nur die State-of-the-Art-Komponenten von Voith
haben die in sie gesetzten Erwartungen vom Start weg erfüllt, sondern auch die Montage- und Inbetriebnahmeteams
von Voith. Bereits kurz nach dem Anfahren der PM 5 im
vergangenen Juni wurde das erste Papier mit ­einer Geschwindigkeit von 1.257 Metern pro Minute aufgewickelt.
„Die Inbetriebnahme lief außergewöhnlich gut“, sagt Osman
Tamer, „wir haben schnell 93 Prozent der Tageskapazität
erreicht und von Anfang an in quantitativer wie qualitativer
Hinsicht sehr vielversprechende Ergebnisse erzielt.“ Sein
­Fazit: „Wir sind sehr zufrieden mit Voith als ­Technologieund S
­ ystemlieferant.“ //
Vor ort
vor
Ort
Das Lieferpaket für die PM 5 umfasste unter anderem den DuoFormer Base II mit einem Zweischichtstoffauflauf, die
DuoCentri NipcoFlex Presse, das SpeedSizer AT Filmauftragswerk, den Sirius Aufroller sowie den VariFlex L Rollenschneider.
report 1/2016 | 39
Meilensteine | Serie
GRUNDLAGEN DES ERFOLGS
Der stille Star
In der Reihe Basistechnologien von Voith geht es diesmal um
das Automatikgetriebe DIWA für Busse. Die Urversion
stammt von 1949 – das Konzept der nächsten Generation wird
dieses Jahr vorgestellt.
Hidden Champions sind klassischerweise Unternehmen,
die, gemessen an ihrem großen Erfolg, Weltmarktführer sind,
aber in der breiten Öffentlichkeit relativ unbekannt sind. Was
unter anderem daran liegen kann, dass die Produkte der
Firma zwar weit verbreitet sind und in Fachkreisen Anerkennung genießen, aber eher im Verborgenen wirken.
Diese Hidden Champions unter den Komponenten hat auch
Voith im Portfolio. Einer der heimlichen Stars ist das Automatikgetriebe DIWA. Wer in Rio de Janeiro, Istanbul, Rom,
Singapur oder Wien einen Linienbus besteigt, kann davon
ausgehen, dass in diesem Fahrzeug ein DIWA Automatik­
getriebe arbeitet – insgesamt hat Voith Turbo mehr als
300.000 Busse auf fast allen Erdteilen damit ausgestattet.
Die ältesten dieser Fahrzeuge sind mittlerweile Oldtimer:
1949 bringt Voith das erste vollautomatische Omnibusgetriebe auf den Markt, das mit einem Differentialwandler ausgestattet ist, daher die Kurzbezeichnung DIWAbus Getriebe 200 F. Die Automatisierung reduziert den Verschleiß des
Getriebes und der Schaltvorgang ist deutlich leichter als bei
den herkömmlichen Getrieben, die damals auf dem Markt
waren. Die Innovation von Voith arbeitet außerdem nach
dem Prinzip der hydrodynamisch-mechanischen Leistungsverzweigung, was den Wirkungsgrad und damit die Wirtschaftlichkeit des gesamten Antriebs verbessert.
In den 1950er-Jahren folgen die Baureihen 200 D und 200 S,
von denen Voith bis 1974 mehr als 20.000 Stück herstellt.
Fast 90 Prozent der Getriebe kommen in Stadtbussen zum
Einsatz, aber auch in Staplern, Erdbewegungsgeräten und
Sonderfahrzeugen werden sie verwendet.
Die zweite Generation, das DIWA.2 Getriebe, stellt Voith
1982 vor. Es reduziert den Kraftstoffverbrauch in Stadtbussen nochmals und feiert vor allem in den USA Erfolge. Mit
40 | report 1/2016
dem DIWA.3 führt Voith die Mikroprozessorsteuerung der
Getriebe ein, die Serienfertigung beginnt 1993. Fünf Jahre
später wird es durch das DIWA.3E ergänzt, das Voith noch
heute verkauft, ebenso wie die fünfte Generation, die seit
2004 auf dem Markt ist. Das DIWA.5 besitzt eine im Vergleich zum Vorgänger verbesserte elektronische Steuerung,
die unter anderem die Voraussetzung für das neue Diagnosesystem ALADIN (kurz für Analysis and Diagnostic Network) ist. Es unterstützt den Anwender bei der Fehlersuche
und -behebung durch Visualisierungen und schafft den Zugang zu einem Datennetzwerk, in dem alle aktuellen Reparaturhinweise und Ersatzteilinformationen hinterlegt sind.
2010 präsentiert Voith auf der weltweiten Leitmesse für
Mobili­tät, Transport und Logistik, der IAA Nutzfahrzeuge,
das aktu­
elle Modell: das Automatikgetriebe DIWA.6. Mit
diesem Getriebe erfüllen Motoren die Anforderungen der
­Euro-6-Norm, die strengere Grenzwerte für den Ausstoß von
Schadstoffen und Treibhausgasen sowie für Geräuschemissionen festlegt. Außerdem senkt es den Kraftstoffverbrauch
um bis zu fünf Prozent. Erweitert wird das Automatikgetriebe durch das DIWA Effizienzpaket. Dazu gehört erstens das
serienmäßige Schaltprogramm SensoTop, das immer den
optimalen Schaltpunkt auswählt, unabhängig vom Gelände,
von der Beladung und der Beschleunigung und zweitens das
DIWA SmartNet, ein Telemetriesystem zur kontinuierlichen
Überwachung des Getriebezustands, das für maximale Verfügbarkeit und Kosten­effizienz sorgt.
Am Prinzip der Leistungsverzweigung, das alle DIWA Getriebe aufweisen, hat sich seit 1949 nichts geändert. Es erlaubt
gleichmäßiges Anfahren und Beschleunigen über einen Geschwindigkeitsbereich hinweg, in dem andere Getriebe zweibis dreimal schalten müssen. Ebenso wirkt in allen Typen die
Kernkomponente – der Differentialwandler – beim Bremsen
als Retarder. Die Bremsleistung bei mittleren und höheren
1
2
3
1. Auch Sightseeing-Busse in Berlin fahren mit dem Automatikgetriebe DIWA von Voith,
dessen erste Generation schon seit 1949 hergestellt wird.
2. Insgesamt hat Voith bereits über 300.000 DIWA Getriebe gefertigt.
3. Das Automatikgetriebe DIWA.6 ist das aktuelle Modell.
Geschwindigkeiten steigt dadurch im Vergleich zu herkömmlichen Automatikgetrieben um bis zu 30 Prozent.
Die nächste Weiterentwicklung ist bereits im Entstehen: Im
September wird Voith auf der IAA Nutzfahrzeuge 2016 das
Konzept der nächsten Generation des DIWA Automatikgetriebes vorstellen. „Der Clou daran ist die Teilelektrifizierung“,
sagt Joachim Ehleiter, der die Entwicklung als Projektleiter
und Programmmanager bei Voith Turbo betreut. „Das Potenzial zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit ist beachtlich: Durch die Kombination elektrischer und mechanischer
Komponenten kann der Einsatz von DIWA E-Volition bis zu
15 Prozent Kraftstoff sparen.“ //
report 1/2016 | 41
PANORAMA
heimat hafen
er anderem für den
Björn Ciecior ist unt
hn zuständig.
Ba
che
uts
Kunden De
In der nördlichsten
Landeshauptstadt
Deutschlands hängt alles
am Wasser. Björn Ciecior,
Ingenieur bei Voith Turbo
in Kiel, erzählt von der
Liebe zur See.
42 | REPORT 1/2016
m
oin moin! So begrüßt man
sich in Kiel – auch am Abend,
denn die Bewohner der Landeshauptstadt Schleswig-Holsteinsgrüßen so zu jeder Tageszeit. Besser
gesagt: wir Kieler. Ich wurde hier vor
48 Jahren geboren und lebe heute mit
meiner Frau und unseren beiden Kindern in einem Vorort.
Wir fühlen uns wohl hier, denn
obwohl Kiel mit rund 240.000 Einwohnern eine Großstadt ist, vermittelt
sie nicht den Eindruck einer dicht besiedelten Metropole. Das liegt vor allem an der Nähe zum Meer. Die Förde, ein 17 Kilometer langer Arm der
Ostsee, reicht bis in das Herz der Stadt
hinein. Der Hafen mit seinen Kreuzfahrt- und Fährterminals schlägt eine
Brücke nach Skandinavien und ins
Baltikum. Die Deutsche Marine ist
vor Ort mit zahlreichen Einrichtungen vertreten und die größte Werft der
Republik befindet sich hier.
Deshalb spielt das Wasser bei der Freizeitgestaltung eine große Rolle. Kiel
ist ein Paradies für Windsurfer, Kitesurfer, Ruderer und Taucher, mehrere Strände laden zum Baden ein. Am
bekanntesten ist Kiel als Mekka des
Segelns. Zweimal wurden hier die
Segelwettbewerbe Olympischer Spiele ausgetragen, und was 1882 mit einer Regatta von 20 Yachten begann,
ist heute das größte Segelsportereignis der Welt: die Kieler Woche. Jedes Jahr besuchen mehr als drei Millionen Menschen dieses Sportereignis,
das sich zu einem zehntägigen Volksfest mit großem Kulturprogramm entwickelt hat.
Ich persönlich bevorzuge Ballsportarten: Ich trainiere ehrenamtlich eine Jugendfußballmannschaft
und besuche regelmäßig die Spiele des
deutschen Handball-Rekordmeisters
THW Kiel.
PANORAMA
asser,
h am W
lles na
a
t
s
.
g
fa
n
liegt
rlassu
In Kiel
-Niede
ie Voith
auch d
d zwei seiner
r (rechts) un
Björ n Ciecio
bei Voith.
n
ge
4 Kolle
insgesamt 15
Aber auch wer sich nicht für Sport begeistern kann, findet in Kiel ein passendes Programm. Die Kiellinie beispielsweise, die Promenade am Westufer der
Förde, lädt als Flaniermeile Einheimische und Touristen zu einem Spaziergang ein. Am Pier gibt es oft die Forschungsschiffe des Leibniz-Instituts
für Meereswissenschaften zu bestaunen, die vor Anker liegen und auf ihren
nächsten Einsatz warten. Zahlreiche
Restaurants und Cafés gibt es hier zu
entdecken, und auch Wissenshungrige
werden satt: Acht Museen und öffentliche wissenschaftliche Einrichtungen
warten auf Besucher, vom Aquarium Geomar, von der Antikensammlung und dem Zoologischen Museum
bis hin zur Kunsthalle, zur Stadtgalerie und zum Schifffahrtsmuseum. Ein
kleiner Tipp für Familien mit jüngeren
Kindern: Die Seehunde im Aquarium
Geomar werden täglich außer freitags
um 10 und um 14.30 Uhr gefüttert. //
Das Wahrz
eichen Kie
ls ist der Tu
Rathauses
rm des
.
Unser Standort
Die Niederlassung in Kiel liegt am Nord-Ostsee-Kanal und wurde 2005 gegründet. Sie
gehört zum Bereich Mobility bei Voith Turbo
und beschäftigt 155 Mitarbeiter. Unter dem
Begriff „Systemservice“ bietet Voith an diesem
Standort ein umfassendes Serviceangebot für
Komponenten und Schienenfahrzeuge an. Die
Dienstleistungen umfassen ein breites Spektrum: von der Überholung und Reparatur von
Komponenten bis hin zur Systemintegration,
Zulassung zusätzlicher Funktionen und zur
Generalaufarbeitung von Dieselfahrzeugen.
Ich bin Elektrotechnik-Ingenieur und seit
2008 bei Voith im Vertrieb und in der Projektleitung tätig. Ich betreue unter anderem das
Projekt der Lieferung von 130 Lokomotiven
der Baureihe Gravita an die Deutsche Bahn.
Außerdem bin ich für unsere eigene Flotte an
Mietlokomotiven zuständig.
Kiel
REPORT 1/2016 | 43
Möchten Sie noch mehr über uns erfahren?
www.voith.com
Das Magazin
für Wasserkrafttechnologie
Das Newsportal für die Papierindustrie:
www.voith.de/twogether
Herausgeber:
Voith GmbH
Konzern-Kommunikation
St. Pöltener Straße 43
89522 Heidenheim, Deutschland
www.voith.com