măcelaru kasik dambeck - Staatskapelle Dresden

SAISON 2015 2016
8.7.16
4. AUFFÜHRUNGSABEND
Cristian
MĂCELARU
KASIK
DAMBECK
Federico
Anya
F R EI TAG 8 .7.16 2 0 U H R
I SEMPEROPER DRESDEN
4. AUFFÜHRUNGSABEND
Cristian Măcelaru
Dirigent
Federico Kasik
Violine
Anya Dambeck
Viola
Constantin Silvestri
(1913 -19 69)
Drei Stücke für Streichorchester
op. 4/2
1. Pesante – Scherzoso – Sostenuto
2. Cantabile
3. Veloce (in uno)
Wolfgang Amadeus Mozart
(17 5 6 -17 91)
Sinfonia concertante
für Violine, Viola und Orchester
Es-Dur KV 364
1. Allegro maestoso
2. Andante
3. Presto
PAU S E
Igor Strawinsky
(18 8 2 -19 71)
»Pulcinella«-Suite
1. Sinfonia (Ouverture).
Allegro moderato
2. Serenata. Larghetto
3. Scherzino – Allegro – Andantino
4. Tarantella
5. Toccata. Allegro
6. Gavotta (con due variazioni)
7. Vivo
8. Minuetto – Finale
ZUM PROGRAMM
A
nders als die meisten seiner rumänischen Kollegen in der ersten Hälfte des
zwanzigsten Jahrhunderts greift Constantin Silvestri nur gelegentlich Elemente des Volksguts in seinen Werken auf. Die Drei Stücke für Streichorchester bilden in dieser Hinsicht eine Ausnahme. Beauftragt vom Musikfonds der rumänischen Komponistenvereinigung, datieren sie auf das Jahr 1931 oder 1933 und
werden 1950 von Silvestri überarbeitet. Das erste Stück besteht aus drei Abschnitten – Pesante – Scherzoso – Sostenuto. Das zweite Stück, Cantabile, basiert auf
einer Doina, einem improvisierten, meist solistisch aufgeführten Klagelied, dessen
Wurzeln im Mittleren Osten liegen und auch die jüdische Musik beeinflusst haben.
Das dritte Stück, Veloce, kehrt zur rustikalen Freude und tänzerischen Stimmung
des ersten zurück. Bezüglich der Inspiration, die auf die Stücke eingewirkt hat,
sind die Meinungen geteilt. Glaubt man dem Programmheft der ersten Aufführung
in Bukarest, verfasst Silvestri die Drei Stücke über Themen aus der Bihor-Region
im Nordwesten Rumäniens. Der Komponist nimmt dabei nicht nur Anleihen von
bereits existierenden Elementen der rumänischen Volkskultur auf, vielmehr beschwört er einen melodischen und harmonischen Reichtum und verarbeitet das
traditionelle Material zu neuer Geltung. Manche Kommentatoren gehen davon aus,
dass die Drei Stücke von dem italienischen Barockkomponisten Arcangelo Corelli
angeregt sind. Dafür spricht einiges, da Silvestri das klassische Repertoire mehr
als geläufig ist. Er wird für Gastdirigate beim Chicago Symphony und dem Philadelphia Orchestra verpflichtet und übernimmt 1961 die Position des Chefdirigenten
beim Bournemouth Symphony Orchestra. Die Drei Stücke für Streichorchester
werden am 7. Januar 1951 im Bukarester Athenäum unter Leitung des Komponisten
uraufgeführt. Silvestri – ein Wanderer zwischen den Welten, in Europa und darüber hinaus. 1958 führt er Enescus Oper »Oedipe« erstmalig in Rumänien auf,
emigriert im Folgejahr nach Paris, nimmt 1967 die britische Staatsbürgerschaft an
und stirbt zwei Jahre später an einer Krebserkrankung.
Besetzung: Streicher // Dauer: ca. 10 Minuten
N
ach einer zweijährigen Reise kehrt der 23-jährige Mozart im Januar 1779 enttäuscht nach Salzburg zurück. Er hat Mannheim besucht, danach Paris, wo seine Mutter gestorben ist, die ihn begleitet hat. Aus einer erhofften Anstellung bei
Hofe ist nichts geworden, weder in der kurpfälzischen Residenzstadt noch an der Seine.
Ihm bleibt das enge Salzburg – ein Schritt zurück, der ihn ernüchtert und verändert,
auch künstlerisch. Mozart zehrt von den musikalischen Neuheiten, die er unterwegs
kennengelernt hat. In Mannheim kam er u. a. mit der sogenannten Walze in Berührung,
einer anschwellend aufstrebenden Tutti-Figur über gleichbleibendem Bass, die ihre
effektvolle Wirkung nicht verfehlt. Zudem intensiviert er seine Bemühung um eine Gattung, die zwischen Solokonzert und Symphonie liegt. Zweifellos sorgt das Mannheimer
Orchester mit seinen hervorragenden Solisten für einen Schub, weiter auf diesem Gebiet
fortzufahren, ebenso der Aufenthalt in Paris, wo sich solistische Darbietungen reisender
Virtuosen damals großer Beliebtheit erfreuen. Mozart schreibt die dreisätzige Sinfonia
concertante vermutlich im Spätsommer 1779 für Violine, Viola und Orchester. Der Viola
verordnet er eine »accordata in tono più alto«, eine Höherstimmung um einen halben
Ton, um die Spannung der Saiten zu erhöhen und einen pointierteren Klang zu generieren, der sich von dem der Orchesterbratschen absetzt. Nach einem französischen
Beginn, unverkennbar in der Punktierung, entfaltet sich der erste Satz mit großer
Spielfreude. Solisten und Orchester konzertieren gleichberechtigt. Kontraste wechseln
sich ab, der Komponist offeriert einen auffallenden Melodienreichtum. Spätestens im
zweiten Satz merkt man, dass Mozarts Musik an Tiefe gewonnen hat, sie wirkt reifer
und weist in ihrer Entwicklung voraus. Am Ende des Andantes blüht der schwermütige
Gestus im Orchesternachspiel noch einmal besonders intensiv auf. Erst langsam führt
das Rondofinale aus dieser Stimmung heraus, tönt bald darauf aber umso gelöster. Die
Solokadenzen der ersten beiden Sätze hat Mozart ausgeschrieben.
Besetzung: 2 Oboen, 2 Hörner, Solovioline, Soloviola und Streicher // Dauer: ca. 32 Minuten
S
ergej Diaghilew, der umtriebige Impresario der Ballets Russes, hegt eine Idee.
Er will, dass Strawinsky »eine wirklich reizvolle Musik des achtzehnten Jahrhunderts ansieht, um sie für ein Ballett zu orchestrieren«. Der Skandalkomponist des »Sacre« zeigt sich nur mäßig begeistert. Als Diaghilew den Namen Pergolesi erwähnt, hält ihn Strawinsky für verrückt. Pergolesis Musik als Ballettvorlage –
das ist selbst für jemanden wie ihn undenkbar. Doch als der Komponist die Noten
studiert, passiert, womit er kaum gerechnet hat: »Ich schaute und verliebte mich.«
Strawinskys Phantasie ist entfacht: »Ich begann direkt auf den Pergolesi-Manuskripten zu komponieren – so als würde ich ein altes Werk von mir korrigieren!« Die
Handlung des Balletts stammt aus einer alten italienischen Vorlage. Sie erzählt den
Schwank vom »Vierfachen Pulcinella« – ein neapolitanisches Verwirrspiel mit tragikomischen Verwicklungen. Pulcinellas Vervierfachung löst sich nach einer wilden
Tarantella in ein glückliches Ende auf. Auch Strawinsky betreibt ein Verwirrspiel.
Für die selbsternannten Hüter der Musik bleibt er ein Rätsel. Er, der Bürgerschreck,
wendet seinen Blick in die Vergangenheit und übermalt die Tradition in unerwartet
liebevoller Hingabe. Die Annahme jedoch, es handele sich um Musik von Pergolesi,
hat sich als irrig herausgestellt. Jüngeren Untersuchungen zufolge stammt sie von
dem Niederländer Unico Willem van Wassenaer, seines Zeichens Graf und Diplomat. Doch bleibt es bei der musikalischen Vorlage, in die sich Strawinsky verliebt
hat, unabhängig davon, wer sie geschaffen hat. Die Geschichte um Pulcinella begeistert den Komponisten dabei gleichermaßen: »Wir waren tief beeindruckt von der
Commedia del’arte, die wir in einem überfüllten, von Knoblauch dampfenden kleinen Raum sahen. Der Pulcinella war ein großer betrunkener Tölpel, und jede seiner
Bewegungen, wahrscheinlich auch jedes Wort, wenn ich es verstanden hätte, war
obszön.« Strawinsky hat die ersten und letzten Sätze seines Balletts (1949 revidiert)
zu einer Orchestersuite für den Konzertgebrauch zusammengestellt.
Besetzung: 2 Flöten (2. mit Piccolo), 2 Oboen, 2 Fagotte, 2 Hörner, Trompete, Posaune,
Solo- und Tutti-Streicher // Dauer: ca. 25 Minuten
Cristian Măcelaru Dirigent
Nachdem Cristian Măcelaru 2014 den Solti Conduct­
ing Award gewann, erlebt der US-amerikanische
Dirigent eine internationale Karriere, die ihren Ausgangspunkt in einem Einspringer-Dirigat für Pierre
Boulez beim Chicago Symphony Orchestra hatte.
Ihn verbindet eine enge Zusammenarbeit mit dem
Philadelphia Orchestra. Zudem etabliert er sich zunehmend auch in Europa. Als Operndirigent macht
er sich gleichermaßen einen Namen: An das Debüt
in der Houston Grand Opera mit »Madame Butterfly«
schlossen sich mehrere Engagements an, u. a. beim
Tanglewood Contemporary Music Festival.
Federico Kasik Violine
erhielt ab seinem sechsten Lebensjahr Violinunterricht. Später studierte er an der Staatsakademie
für Musik in Lviv (Ukraine) bei Igor Pylatjuk. 2008
wechselte er in die Meisterklasse von Ivan Ženáty
an der Dresdner Hochschule für Musik Carl Maria
von Weber. Er ist Preisträger des Internationalen
Lyssenko-Wettbewerbs 2002 und des Carl-FleschWettbewerbs 2003. Seit 2011 hat er die Position
des Stellvertretenden Ersten Konzertmeisters der
Sächsischen Staatskapelle Dresden inne. Federico
Kasik spielt ein Instrument von Francesco Gobetti
aus dem Jahr 1707.
Anya Dambeck Viola
Die kanadische Bratschistin Anya Dambeck ist seit
der Spielzeit 2010 / 2011 Stellvertretende Solobratscherin der Sächsischen Staatskapelle Dresden.
Nach ihrer Ausbildung in Kanada setzte sie ihr Studium bei Wolfram Christ auf der Bratsche und bei
Rainer Kußmaul auf der Geige an der Hochschule
für Musik Freiburg im Breisgau fort. Noch während
ihres Studiums in Deutschland musizierte sie mehrfach im Orchester des Schleswig-Holstein Musik
Fes­t ivals. Zudem gastierte sie im Orchestra Ensemble Kanazawa in Japan und wirkte im Budapest
Festival Orchestra mit.
VORSCHAU
1. Symphoniekonzert
F R EI TAG 2 .9.16 2 0 U H R
S A M S TAG 3.9.16 19 U H R
S E M P ER O P E R D R E S D E N
Christian Thielemann Dirigent
Daniil Trifonov Klavier
Wolfgang Amadeus Mozart
Klavierkonzert C-Dur KV 467
Anton Bruckner
Symphonie Nr. 3 d-Moll (1877)
Kostenlose Konzerteinführungen
jeweils 45 Minuten vor Beginn im
Opernkeller der Semperoper
Kammermusik der Sächsischen
Staatskapelle Dresden
Gegründet 1854 als TonkünstlerVerein zu Dresden
Verantwortlich:
Friedwart Christian Dittmann,
Ulrike Scobel und Christoph Bechstein
IMPRESSUM
Sächsische Staatskapelle Dresden
Chefdirigent Christian Thielemann
Spielzeit 2015 | 2016
H E R AU S G E B E R
Sächsische Staatstheater –
Semperoper Dresden
© Juli 2016
R E DA K T I O N
André Podschun
TEXT
Der Einführungstext von André Podschun ist
ein Originalbeitrag für dieses Programmheft.
Gustav Mahler Jugendorchester
S A M S TAG 3.9.16 11 U H R
S E M P ER O P E R D R E S D E N
B I L D N AC H W E I S E
Cristian Măcelaru: Sorin Popa
Federico Kasik: Marlen Mieth
Anya Dambeck: ProBild Fotografie
G E S TA LT U N G U N D S AT Z
Philippe Jordan Dirigent
Christian Gerhaher Bariton
schech.net
Strategie. Kommunikation. Design.
Johann Sebastian Bach
Kantate »Ich habe genug« BWV 82
Anton Bruckner
Symphonie Nr. 9 d-Moll
Union Druckerei Dresden GmbH
DRUCK
Private Bild- und Tonaufnahmen
sind aus urheberrechtlichen Gründen
nicht gestattet.
W W W. S TA AT S K A P E L L E - D R E S D E N . D E