Handelsblatt - Die Onleihe

DE UTSCHLANDS WI RTSCHAFTS- UND FI N A N ZZ E I T U N G
Handelsblatt-CFO-Kongress Wie sich die TopFinanzchefs für die Digitalisierung rüsten S. 22
G 02531 NR. 128
Trendviertel 2016
Kaufrausch in Köln: Die
Hauspreise steigen. S. 32
PREIS 2,80 €
MITTWOCH, 06. JULI 2016
Kurz notiert
Dax
E-Stoxx 50
9532.61
2812.88
-1.82%
-1.72%
Dow Jones
S&P 500
17852.51
2088.70
-0.54%
-0.68%
Gold
Euro/Dollar
1355.66$
1.1069$
+0.34%
-0.76%
STAND: 22:00 UHR
action press, dpa
·
Handelsblatt GmbH Abonnentenservice
Tel. 0800–0002053 (gebührenfrei innerhalb
Deutschland), Fax 0211 887 3605,
[email protected]
Monatsabonnements:
Handelsblatt Print: 60,00 Euro
Handelsblatt Print + Digitalpass: 66,99 Euro
Belgien 3,50 € Frankreich 3,90 € Großbritannien 3,40 GBP
Luxemburg 3,50 € Niederlande 3,50 € Österreich 3,50 €
Polen 21,50 PLN Schweiz 5,50 CHF Tschechien 130,00 CZK
Ungarn 1200,00 FT
Audi-Produktion:
Schlimmer Verdacht.
Razzia in der Autoindustrie
Das Bundeskartellamt verdächtigt Daimler, BMW und VW sowie die Zulieferer Bosch
und ZF, Preise beim Stahleinkauf abgesprochen zu haben. Eingebunden waren auch
Stahlproduzenten. Erhärtet sich der Verdacht der Ermittler, drohen hohe Strafen.
Sven Afhüppe, Martin Murphy,
Düsseldorf, Frankfurt
D
er Automobilindustrie steht ein weiteres
Kartellverfahren ins Haus. Über Jahre
hinweg sollen sich BMW, Daimler, VW,
Bosch und ZF beim Stahleinkauf abgesprochen haben. Beteiligt an diesem womöglich illegalen Verbund sollen nach Erkenntnissen
des Bundeskartellamts aber auch Vertreter der Stahlindustrie gewesen sein, wie das Handelsblatt aus Branchenkreisen erfahren hat.
Am 23. Juni waren die Ermittler nach Angaben der
Bonner Behörde daher zu Razzien in den Autofirmen ausgerückt, um Belege für ihren Verdacht zu sichern. Ihr Vorwurf: In den Jahren 2007 bis 2015 sollen sich Vertreter der beiden Industrien bei Verbandstreffen über die Preise ausgetauscht haben.
Konkret sei es um die Höhe der Zuschläge für
Schrott und Legierungen gegangen, die auf den
Stahlpreis
500
EURO
kostet eine Tonne
Stahl in etwa.
Stahlpreis aufgeschlagen werden.
Auf den ersten Blick sind die Vorwürfe absonderlich. Denn da mit den Autofirmen die Käufer und
mit den Stahlkochern gleichsam die Lieferanten an
einem Tisch saßen, stellt sich die Frage, wer eigentlich durch den Austausch geschädigt worden sein
könnte. Für die Beamten reicht aber wohl aus, dass
überhaupt über die Stahlpreise gesprochen wurde.
An einer Beteiligung der Stahlproduzenten haben
die Ermittler offenbar wenig Zweifel. Von den
Durchsuchungen blieben die Hüttenbetreiber verschont. Weder Thyssen-Krupp, Voestalpine noch Arcelor-Mittal waren von der Kartellbehörde kontaktiert worden. Die Wettbewerbshüter hatten indes
vor drei Jahren schon einmal Räume der drei Firmen durchsucht. Damals hatte sich der Verdacht gegen die Stahlkocher allein gerichtet, heute sind auch
ihre Kunden im Visier des Kartellamts.
> Schwerpunkt Seiten 4, 5
Star-Verteidiger Feigen klagt an
Jurist warnt vor wachsendem Misstrauen vieler Staatsanwälte gegenüber der Wirtschaft.
T. Tuma, V. Votsmeier Düsseldorf
A
ls Hanns W. Feigen vor über 30 Jahren als junger Anwalt begann, waren
Strafprozesse gegen Vorstände so
häufig wie Sonnenfinsternisse. Das hat sich
geändert – und Feigen davon durchaus profitiert. In den vergangenen Jahren verteidigte
er viele Wirtschaftsgrößen – von Ex-Post-Chef
Klaus Zumwinkel bis zu FC-Bayern-Manager
Uli Hoeneß, dem auch Feigen eine Haftstrafe
nicht ersparen konnte. Aber das ist nicht der
Grund, weshalb er nun in die Rolle des Anklägers schlüpft. Im Handelsblatt-Interview
beklagt Feigen eine „bisweilen erschreckende Lust am Strafrecht“. Für ihn steht fest:
„Der Ton hat sich enorm verschlechtert.“
Das Misstrauen zwischen Staatsanwälten
und Wirtschaft scheint größer als je zuvor:
„Soll das Strafrecht alles richten?“, fragte
der Deutsche Anwaltstag in seinem diesjährigen Motto. Bundesjustizminister Heiko
Maas musste seine Reformen – etwa das Anti-Doping-Gesetz und das Gesetz zur Bekämpfung der Korruption im Gesundheitswesen – gegen den Vorwurf der Überregulierung verteidigen: „Wenn nur noch
ungehemmtes Gewinnstreben die Wirtschaft beherrscht, braucht sich niemand zu
wundern, dass das Wirtschaftsstrafrecht
wächst“, wetterte Maas.
© Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected].
> Interview Seite 16
EU-Kommission gibt klein
bei: Deutschland hat seinen
Willen: Das Freihandelsabkommen zwischen EU und Kanada
(Ceta) muss auch von den
42 regionalen und nationalen
Parlamenten der EU-Mitgliedstaaten ratifiziert werden. Ein
Schlag für die Kommission, die
sich stets auf ihr Verhandlungsmandat berufen hatte. Seite 8
·
Provokateur: Viktor Orbán
lässt am 2. Oktober abstimmen,
ob Ungarn 2 300 Migranten aufnehmen soll. Damit macht der
rechtspopulistische Premier seine Drohung wahr, eine getroffene EU-Entscheidung per Plebiszit infrage zu stellen. Und der
Ausgang des Urnengangs steht
ohnehin bereits fest. Seite 9
·
Private Unis im Nachteil: Der
Bund überweist den Ländern
Milliarden für neue Studienplätze. Doch nicht alle Hochschulen
profitieren. So werden in neun
Bundesländern die privaten
Hochschulen zwar zur Berechnung der Bundesmittel einbezogen, die Mittel aber nicht weitergegeben. Seite 10
·
Platzeck sei Dank: Drei Jahre
wurde verhandelt, und nach einem halben Jahr der
Schlichtung unter
Leitung des ehemaligen brandenburgischen Ministerpräsidenten
Matthias Platzeck
gibt es jetzt 29 Einzelverträge mit insgesamt 19 Regelungen für die Lufthansa-Flugbegleiter. Das Ergebnis könnte
auch Auswirkungen auf die letzte noch offene Tarifauseinandersetzung der Airline haben – die
mit ihren Piloten. Seite 19
·
Angriff auf das Bankenherz:
Eine neue Richtlinie soll das Bezahlen bequemer und sicherer
machen. Sie könnte aber auch
das Kerngeschäft der klassischen Geldhäuser bedrohen.
Seite 28