D 8512 52. Jahrgang Nr. 26 Montag, 4. Juli 2016 NACHRICHTEN POLITIK Flüchtlingshilfe Seit einem Jahr unterstützt die Bundeswehr in der Flüchtlingshilfe. Mehr als 2,2 Millionen Stunden wurden geleistet. Seite 3 EINSATZ Einsatzkarte Wo ist die Bundeswehr weltweit im Einsatz? Die aktuell-Einsatzkarte zeigt Ort und Umfang der einzelnen Mandate. Seiten 6/7 SPORT Mit Kugel und Kraft Kugelstoß-Weltmeisterin und Sportsoldatin Christina Schwanitz meldet sich auf beeindruckende Weise zurück. Seite 10 Zusammen mit Hauptfeldwebel Oliver Bender einen Tag bei der Panzertruppe verbringen. Für die Gewinnerin des Gewinnspiels im Dezember 2015 wird dieser Tag zu einem ganz besonderen Ereignis – von der Einweisung bis zum scharfen Schuss. Was Laura dabei alles erlebt, ist in dieser Folge „Mit Olli und Laura bei der Panzertruppe“ zu sehen. Der QR-Code führt ohne Umwege zum Videobeitrag. BW CLASSIX: Welche ErsteHilfe-Maßnahmen sind bei Verbrennungen notwendig und wichtig? Das Video „Classix: Hilfe bei Verbrennungen“ aus dem Jahre 1986 beantwortet genau diese Frage. (eb) Die neue Media-App der Bundeswehr. Letzte Seite Dieser QR-Code führt direkt zum Video „Mit Olli und Laura bei der Panzertruppe“. [email protected] Foto: Bundeswehr/Christian Thiel; Montage: Bundeswehr/Eva Pfaender VIDEO DER WOCHE: 2 aktuell INTERN 4. Juli 2016 Foto: Bundeswehr/Maximilian Schulz BILD DER WOCHE Fahrzeugpflege: Ein Soldat des Panzergrenadierbataillons 33 in Neustadt bei Hannover greift den Schützenpanzer Puma zur Reinigung mit dem Wasserschlauch an. Am selben Tag schaute Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen bei den Panzergrenadieren in Neustadt vorbei – zum Auftakt ihrer Sommerreise. Seite 3 IMPRESSUM Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Bundesministerium der Verteidigung Presse- und Informationsstab Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin Redaktionsanschrift: Redaktion der Bundeswehr Bundeswehr aktuell Reinhardtstraße 52, 10117 Berlin Telefon: (0 30) 886 228 - App. Fax: (0 30) 886 228 - 20 65, BwFw 88 41 E-Mail: [email protected] Leitender Redakteur: ( -2420): Vivien-Marie Bettex (vmd) Vertreter: ( -2421) Hauptmann Patricia Franke (pfr) Produktionsunterstützung: (-2422) Hauptfeldwebel André Sterling (ste) Gefreiter Daniel Wieland Elisa Sollich Politik: Jörg Fleischer (jf, -2830) Streitkräfte/Einsatz: Major Anika Wenzel (akw, - 2861), Oberstleutnant Peter Mielewczyk (pm, - 2820), Major Katharina Zollondz (kzo), Kapitänleutnant Victoria Kietzmann (kie) Zoom/Sport: Björn Lenz (ble - 2840), Regierungsamtmann Stefan Rentzsch (sr), Gabriele Vietze (vie), Personal/Soziales/Vermischtes: Christiane Tiemann (tie -2850) Hauptmann Philipp Ahlers (pah) Mediendesign: Daniela Hebbel ( - 2650), Oberleutnant Sebastian Nothing, Daniela Prochaska, Eva Pfaender aktuell als E-Paper und als PDF: Auf www.bundeswehr.de abrufbar Satz: Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, DL I 4 Zentraldruckerei BAIUDBw Intranet: http://zentraldruckerei.iud Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH Kurhessenstr. 4-6, 64546 Mörfelden-Walldorf Erscheinungsweise: Wöchentlich montags Auflage: 45 000 Exemplare Verteilung innerhalb der Bundeswehr: SKA GrpRegMgmtBw/ Mediendisposition Kommerner Straße 188 53879 EUSKIRCHEN DEUTSCHLAND E-Mail: SKAMediendisposition@ bundeswehr.org ISSN: 1618-9086 Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor. ZITAT EDITORIAL „If we don‘t have the UK, we don‘t have English.“ In dieser Woche tagt der NATO-Gipfel in Warschau. Nie zuvor wurde einem Gipfel im Vorfeld mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Nicht nur von der sicherheitspolitischen Elite weltweit. Nein, dieses hochrangige Treffen ist auch ein Thema für die breite Öffentlichkeit. Zum Beispiel in Polen. Dort gilt der NATO-Gipfel als das wichtigste politische Ereignis des Jahres. Große Hoffnungen knüpfen die Bürger dort an eine angefragte höhere NATO-Truppenpräsenz in der Region. In die Allianz werden Erwartungen und Vertrauen gesetzt. Das kann als Gradmesser für die Bedeutung der NATO gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg bezeichnet diesen Gipfel als den wichtigsten in der Geschichte des Bündnisses. Er sagt dies in einer Epoche, in der wir eine noch nie dagewesene Gleichzeitigkeit von Krisen weltweit beobachten. Da ist nicht nur der schwelende Russland-Ukraine-Konflikt. Da sind weiterhin Cyber-Bedrohungen, der globale Anti-Terrorkampf, die Brennpunkte Syrien, Irak und Mali. Und Afghanistan steht nach wie vor auf der Agenda der Allianz. Donata Hübner, Vorsitzende des Ausschusses für konstitutionelle Fragen des Europäischen Parlaments, darüber, dass nach dem sogenannten Brexit Englisch als eine der offiziellen Sprachen der Europäischen Union gestrichen werden könnte. KALENDERBLATT Vor 60 Jahren: Am 7. Juli 1956 verabschiedet der deutsche Bundestag das Wehrpflichtgesetz. Für Verweigerer des Kriegsdienstes gilt bis zum Aussetzen der Wehrpflicht im Jahr 2011 der Zwang zum Ersatzdienst, für Totalverweigerer die Androhung der strafrechtlichen Verfolgung. Vor 70 Jahren: Am 5. Juli 1946 werden durch zwei enfache Stücke Stoff die Badestrände in Aufruhr versetzt. Der französische Modeschöpfer Louis Réard gibt ihnen einen Namen: Bikini. Vor 80 Jahren: Am 8. Juli 1936 wird der Flugverkehr auf dem „Flug- und Luftschiffhafen Rhein-Main“ bei Frankfurt/Main eröffnet. Unter anderem gibt es regelmäßigen Luftverkehr nach Süd- und Nordamerika. Bereits in seinem Gründungsjahr ist er der zweitgrößte Flughafen Deutschlands und heute der drittgrößte europäische Flughafen. Vor 240 Jahren: Am 4. Juli 1776 nehmen alle im Kontinentalkongress zusammengeschlossenen britischen Kolonien die von Thomas Jefferson verfasste Unabhängigkeitserklärung an. Zentrale Bestandteile sind die Grundrechte der Bürger eines freien Staates. Vor 385 Jahren: Am 4. Juli 1631 wird in Paris ein „Bureau d‘Adresse“ eröffnet, das erste Arbeitsamt. Dort können Arbeitsuchende ihre Anschrift hinterlegen, um sich gegen eine Gebühr an Arbeitgeber vermitteln zu lassen. (eb) Die NATO ist im Radius von 360 Grad gefordert. Diese Fülle der Aufgaben macht den Warschauer Gipfel so bedeutsam. Doch die Allianz kann diese Herausforderungen mit Selbstbewusstsein angehen. Ihre einzigartige Friedensbilanz, die sie in ihrer Geschichte vorzuweisen hat, sollte Grund zur Zuversicht sein. Es ist gute Tradition im Bündnis, geschlossen, stark und dialogbereit zu sein. Ein Zeichen dafür mag die Wiederaufnahme der Gespräche mit Moskau im NATO-Russland-Rat sein. Das Bündnis ist, mit einem starken deutschen Partner in seiner Mitte, ein Bündnis für den Frieden. Der Gipfel von Warschau dürfte dafür einmal mehr ein Zeichen setzen. Jörg Fleischer Ressortleiter Politik 4. Juli 2016 MINISTERIUM / HINTERGRUND Zeit für Zusammenhalt aktuell Foto: Bundeswehr/ PIZ EinsFüKdo Bw Ministerin reist nach Incirlik Marcel Huber (CSU), Staatsminister für Bundesangelegenheiten in Bayern, im aktuell-Interview. Foto: picture alliance/dpa/Andreas Gebert München. Wozu Bundeswehr? Darüber haben aktuell-Redakteure mit Politikern aus Ländern und Kommunen gesprochen. Die Interviews erscheinen in loser Reihenfolge. In dieser Ausgabe: Marcel Huber (CSU), Leiter der Staatskanzlei und Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Sonderaufgaben des Freistaates Bayern, über eine multiple Bedrohungslage weltweit und Zukunftsherausforderungen für die Bundeswehr. Wozu braucht Deutschland überhaupt die Bundeswehr? Die Bundeswehr ist international betrachtet eine bedeutende Stütze des westlichen Verteidigungs- und Wertebündnisses. Die Flüchtlingskrise hat gezeigt, dass wir uns nicht aus den weltweiten Konflikten und Problemen heraushalten können, sondern diese nur als Gemeinschaftsleistung der westlichen Wertegemeinschaft angehen können. Darüber hinaus zeigt sich immer wieder, wie unerlässlich die helfenden Hände der Soldatinnen und Soldaten bei Notsituationen im Inland sind. Die Hilfe – zuletzt bei der verheerenden Flutkatastrophe im Juni in Niederbayern – zeigt der Bevölkerung, wie sehr die Bundeswehr zu Deutschland gehört. „Die Welt scheint Kopf zu stehen“: Marcel Huber (CSU) fordert, dass Europa zusammensteht. Müssen wir uns stärker der Landesverteidigung zuwenden? Landes- und Bündnisverteidigung sind in meinen Augen untrennbar verbunden. Angesichts der multiplen Bedrohungslage weltweit, der zahlreichen kriegerischen Konflikte und des internationalen Terrorismus ist es umso wichtiger, dass Deutschland, dass Europa, dass die NATO als Einheit zusammensteht. Die Welt scheint Kopf zu stehen – gerade da müssen wir alle solidarisch zusammenhalten! Wie sieht konkret Ihre Arbeit aus? Als bayerischer Bundeswehrminister habe ich das klare Ziel, die bestmöglichen Rahmenbedingungen für die Truppe zu schaffen. Zudem setze ich mich für mehr Anerkennung und gesellschaftliche Akzeptanz der Bundeswehr ein. So zuletzt beim „Tag der Bundeswehr“. Denn: Nur durch eine bessere Kenntnis beider Seiten wird die Achtung voreinander gefördert. Wer hinter die Kulissen blickt und sieht, welchen engagierten Einsatz die Soldatinnen und Soldaten weltweit für unser Vaterland erbringen, wird die Bundeswehr nicht als eigene Welt, sondern auch weiterhin als Teil der Gesellschaft empfinden. In Ihr breites Aufgabenspektrum fallen auch die Themen Bundeswehr und Verteidigung. Brauchen wir nach Ihrer Ansicht die Wehrpflicht zurück? Ich denke, unseren Soldatinnen und Soldaten ist mit Kontinuität und Verlässlichkeit am meisten geholfen. Wir dürfen nicht den eingeschlagenen Weg der Reformen schon wieder in Frage stellen. Alles in allem – macht die Bundeswehr einen guten Job? Bei meinen häufigen Truppenbesuchen kann ich mit eigenen Augen sehen, was die Bundeswehr für großartige Leistung erbringt. Das macht mich stolz. Und ich bin fest davon überzeugt, dass unsere Streitkräfte auch bei den Zukunftsherausforderungen wie der Verteidigung gegen Cyber-Angriffe eine herausragende Rolle spielen werden. Die Fragen stellte Jörg Fleischer. Flüchtlingshilfe: 2,2 Millionen Stunden Fotos: Bundeswehr/Tom Twardy (2) Foto: Bundeswehr/photothek/Trutschel Seit Juni 2015 unterstützt die Bundeswehr in der Flüchtlingskrise – eine erste Bilanz. Berlin. Die Flüchtlingskrise in Deutschland und Europa: Seit Juni 2015 hat die Bundeswehr im Inland die Länder und Kommunen unterstützt – länger als jemals zuvor. Jetzt liegt eine erste Bilanz des Einsatzes vor. Demnach wurden die Länder und Kommunen auf etwa 850 Amtshilfeanträge hin bei der Unterbringung, Versorgung und Registrierung von Flüchtlingen durch die Bundeswehr unterstützt, beispielsweise durch Personal, Transport von Material und Personen, Bereitstellung von Verpflegung und Sicherstellung des Brandschutzes sowie sanitätsdienstlicher Leistungen. Zum Vergleich: Beim Hochwasser 2013 waren etwa 330 Anträge auf Amtshilfe gestellt worden. In Spitzenzeiten waren bis zu 9000 Soldaten sowie zivile Mitarbeiter in der Flüchtlingshilfe Soldaten helfen Flüchtlingen: Hier in Doberlug-Kirchhain, Erding und Feldkirchen (v. l. n. r.). gebunden – in enger Zusammenarbeit mit zivilen Hilfskräften sowie freiwilligen Helfern im gesamten Bundesgebiet. Aktuell sind noch circa 1450 Bundeswehrangehörige gebunden. Das Verpflegungsamt der Bundeswehr stellte bislang fast eine Million Mahlzeiten bereit. Insgesamt wurden12 174 Betten, 12 261 Textilien/Matratzen, 31 804 Schränke, Tische und Stühle abgegeben. Der Bund konnte die Länder und Gemeinden mit mehr als 170 000 Unterbringungsplätzen unterstützen. Das entspricht etwa der Einwohnerzahl von Potsdam. Dazu hat die Bundeswehr mit über 51 000 Unterbringungsplätzen in 72 Liegenschaften beigetragen. Die Bundeswehr unterstützte bisher mehr als 110 längerfristige Projekte in Ländern und Kommunen. Die größten Projekte sind die Wartezentren des Bundes in 3 Erding und Feldkirchen sowie die Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Niedersachsen im Camp Fallingbostel. Insgesamt erbrachten Soldaten und zivile Mitarbeiter der Bundeswehr in Projekten, bei der Unterstützung der Registrierung von Flüchtlingen, bei der Unterbringung und Verpflegung von Flüchtlingen rund 2,2 Millionen Einsatzstunden. (rb) Mehr auf www.bundeswehr.de Incirlik. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen ist am vergangenen Freitag zu einem kurzen Truppenbesuch ins türkische Incirlik gereist. Die Ministerin traf dort mit den deutschen Soldaten auf dem Luftwaffenstützpunkt nahe der syrischen Grenze zusammen. Die Bundeswehr ist in Incirlik am internationalen Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ beteiligt. Dort sind derzeit rund 240 deutsche Soldaten stationiert. (eb) Sommerreise der Ministerin beginnt Berlin. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat ihre Sommerreise 2016 gestartet. Zum Auftakt besuchte sie die Logistikschule der Bundeswehr in Garlstedt und das Panzergrenadierbataillon 33 in Neustadt am Rübenberge bei Hannover. Am vergangenen Donnerstag war die Ministerin zu Gast beim Zentrum Innere Führung der Bundeswehr in Koblenz. An allen Standorten führte die Ministerin persönliche Gespräche mit den Soldaten. „Gäbe es die Innere Führung nicht, so müsste man sie heute erfinden.“ Mit diesen Worten würdigte von der Leyen die Bedeutung des Zentrums Innere Führung in Koblenz. Beim Panzergrenadierbataillon 33, dem ersten Verband, der Anfang Mai mit der Ausbildung am neuen Schützenpanzer Puma begonnen hat, informierte sich die Ministerin über den Stand der Ausbildung. „Es ist beeindruckend, mit welcher hohen Motivation und Fachlichkeit die Soldaten den Schützenpanzer hier auf den Weg bringen“, sagte die Ministerin. Der Kommandeur des Bataillons, Major Thorsten Nagelschmidt, sagte, die Einführung des Pumas verlange, nicht nur personelle, sondern auch infrastrukturelle Herausforderungen zu meistern. An der Logistikschule der Bundeswehr in Garlstedt fasste von der Leyen zusammen: „Die Logistiker sorgen dafür, dass alles schnurrt!“ Im zentralen Kompetenzzentrum für logistische Ausbildung informierte sich die Ministerin über das Aufgabengebiet und die Anforderungen angesichts der multinationalen Einsätze. (eb) Alle Infos zur Sommerreise auf www.bundeswehr.de. 4 aktuell POLITIK / HINTERGRUND 4. Juli 2016 Iraker erobern Falludscha zurück Falludscha. Die irakischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben die Stadt Falludscha von der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) zurückerobert. Elitetruppen hätten nunmehr den letzten noch vom IS kontrollierten Stadtteil eingenommen, sagte ein Armeesprecher in der vergangenen Woche. Die IS-Kämpfer räumten das letzte Viertel der Stadt kampflos und zogen sich ins Umland zurück. Rund 260 Fahrzeuge des IS seien beim Verlassen der Stadt durch Luftangriffe zerstört und mehr als 150 IS-Kämpfer bei dem Bombardement des Konvois getötet worden. (uvs/ans) Putin verlängert Einfuhrverbot für EU Brüssel. Russland setzt offenbar nicht auf eine baldige Normalisierung seiner Beziehungen zur Europäischen Union und will stattdessen seine Beziehungen zur Türkei neu beleben. Nach einem Telefonat mit seinem türkischen Amtskollegen Erdogan kündigte der russische Präsident Wladimir Putin am vergangenen Mittwoch die Aufhebung der Sanktionen gegen die Türkei an. Die Beziehungen waren in die Krise geraten, nachdem die türkische Luftwaffe an der Grenze zu Syrien ein russisches Kampfflugzeug abgeschossen hatte. Zugleich verlängerte Putin das russische Einfuhrverbot für Lebensmittel aus der Europäischen Union, den USA und anderen westlichen Staaten wegen der Ukraine-Krise bis Ende 2017. (yb/ck) Brüssel denkt strategisch Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini stellt ihre „Globalstrategie“ vor. Von Jörg Fleischer Berlin. Die „Außenbeauftragte der Europäischen Union“, Federica Mogherini, hat ihren Vorschlag für eine neue europäische Außen- und Sicherheitsstrategie vorgelegt. Das Papier soll nun in den EU-Mitgliedsstaaten umfassend erörtert werden. Der Präsident der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Karl-Heinz Kamp, sagte der Redaktion der Bundeswehr zu dem 32-Seiten-Papier: „An Ambition fehlt es der neuen außenpolitischen Strategie der Europäischen Union wahrlich nicht. Nannte sich das Vorgängerdokument von 2003 noch ‚Europäische Sicherheitsstrategie’, so trägt das in der vergangenen Woche in Brüssel vorgestellte Dokument den Begriff ‚Globalstrategie’ im Titel.“ Eine europäische Armee bleibt für Mogherini ein Fernziel. Die EU verfüge über viele Instrumente, die den Mitgliedsstaaten erlaubten, mehr zu kooperieren. „Wir sollten Schritt für Schritt mehr machen und uns daran orientieren, was wir brauchen“, sagte sie der „Süddeutschen Zeitung“. Insgesamt sei mehr Zusammenarbeit und Handlungsfähigkeit im Verteidigungsbereich nötig, um auf Krisen zu reagieren. Keine Konkurrenz zur NATO Karl-Heinz Kamp liest in der neuen Strategie klare Worte: „Erstmals definiert ein Strategiedokument eine Liste der vitalen Interessen der Europäischen Union. Mehr noch – es werden auch Schritte aufgezeigt, wie die strategischen Ziele konkret umgesetzt werden können.“ Mogherini empfiehlt den EU-Mitgliedsstaaten, einerseits noch enger mit der NATO zu kooperieren und andererseits „sich selbst in die Lage zu versetzen, auch auf sich allein gestellt“ handeln zu können. Die EU müsse in der Lage sein, „autonom“ zu operieren, „um Frieden zu fördern und Sicherheit inner- und außerhalb der EU-Grenzen zu garantieren“. In dem Strategiepapier heißt es: „Wir müssen als Europäer größere Verantwortung für unsere Sicherheit übernehmen.“ Und weiter: „Wir müssen bereit und in der Lage sein, abzuschrecken, zu reagieren und uns gegen äußere Bedrohungen zu schützen.“ Nach Angaben der EU-Außenbeauftragten trete die EU sicherheits- und verteidigungspolitisch aber nicht in Konkurrenz zur NATO. „Im Gegenteil: Die EU und die NATO haben ihre praktische Zusammenarbeit verstärkt“, betonte Mogherini. Kooperiert werde beispielsweise bei der Abwehr von Cyber-Gefahren oder bei der Mission „Sophia“. „Wir sind verschieden und ergänzen einander. Wir müssen aber die europäische Säule der Verteidigung ausbauen. Das dient auch den transatlantischen Beziehungen.“ Mit Blick auf den Ukraine-Konflikt heißt es in dem Strategiepapier, in diesem Teil Europas seien „Frieden und Stabilität nicht mehr gegeben“. Russland habe „internationales Recht verletzt und die Ukraine destabilisiert“. Mogherini fordert „eine Verbesserung der strategischen Kommunikation“, um auf Desinformationen durch Russland schneller reagieren zu können. EU „kann noch stärker“ werden Mogherini hatte das Strategiepapier seit Mitte 2015 vorbereitet. Ursprünglich sollte die „Global Strategy“ früher veröffentlicht werden, der Termin wurde aber auf die Zeit nach dem sogenannten „Brexit“-Referendum verschoben. In Brüssel erklärte Mogherini: „Die EU ist und bleibt eine fundamentale Macht in der Welt – wirtschaftlich, aber auch in der Entwicklungshilfe, bei der Sicherheit, in der Diplomatie und der Verteidigung.“ Die EU sei stark wie eh und je. Und in Zukunft könne sie sogar noch stärker werden. „Eine Atmosphäre der Bedrohung“ „Unsere Geschichte war nicht leicht“: Litauens Botschafter Deividas Matulionis über Russland. Berlin. Deividas Matulionis ist seit 2012 Botschafter der Republik Litauen in Berlin. Das baltische Land ist nach der Annexion der Krim durch Russland in Sorge um seine Sicherheit und für eine dauerhafte NATO-Präsenz auf seinem Territorium. Die Redaktion der Bundeswehr hat mit dem Botschafter gesprochen. Ihr Land grenzt an die russische Enklave Kaliningrad. Wie groß ist Ihre Sorge vor einer Aggression Russlands im Baltikum? Ich würde nicht sagen, dass es konkrete Bedrohungen gibt von Seiten Russlands. Aber in unserem Unterbewusstsein ist eine Atmosphäre der Bedrohung vorhanden. Es ist die Besorgnis der Seite Russlands. Russland muss die Bereitschaft zum Dialog zeigen – zum wirklichen Dialog. Foto: Frank Hensel Istanbul. Nach den Selbstmordanschlägen auf den AtatürkFlughafen in Istanbul hat die Türkei die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) für die Bluttat verantwortlich gemacht. Regierungschef Binali Yildirim sagte, die Anzeichen deuteten auf den IS hin. Auch nach Einschätzung John Brennans, Direktor des US-Nachrichtendienstes CIA, trügen die Anschläge „zweifellos die Handschrift“ des IS. Drei Selbstmordattentäter hatten auf dem Flughafen am vergangenen Dienstag mindestens 44 Menschen getötet, darunter 13 Ausländer, sowie rund 250 weitere verletzt. Unter den Verletzten war nach Angaben des Auswärtigen Amts auch eine deutsche Staatsbürgerin. US-Präsident Barack Obama sicherte der Türkei die Unterstützung der Vereinigten Staaten bei der Aufklärung der Anschläge zu. (bt/yb) Foto: Fotolia/vioNet Terroranschlag auf Flughafen in Istanbul Im Gespräch: Botschafter Deividas Matulionis und Andrea Zückert, Chefredakteurin der Redaktion der Bundeswehr. Bürger, der Familien, über ihre Sicherheit. Unsere Geschichte mit Russland war nicht leicht. Überzeugt Sie die NATO-Doppelstrategie gegenüber Russland? Einerseits Abschreckung, andererseits Dialog? Diese Doppelstrategie kann funktionieren. Sie kann ihre Wirkung entfalten. Aber wir haben unsere Bedenken. Denn Dialog um des Dialogs willen ist kein Selbstzweck. Ein Dialog muss zu konkreten Resultaten führen. Und der Ball liegt nun auf der Eine Lockerung der EU-Sanktionen gegen Russland macht Deutschland von echten Fortschritten bei den Friedensbemühungen abhängig – Stimmen Sie zu? Ich stimme zu. Die Lockerung oder die Aufhebung der Sanktionen ist abhängig von der vollen und umfassenden Umsetzung des Minsker Abkommens. Ich sage aber auch: Es gibt hier keinen Zusammenhang etwa zur Bedeutung Russlands bei der Lösung des Syrienkonflikts. Die Fragen stellte Andrea Zückert. 4. Juli 2016 EINSATZ / BUNDESWEHR aktuell 5 Die versteckte Gefahr Mark H. wurde im Einsatz angesprengt – jetzt ist er Counter-IED-Experte bei MINUSMA. Gao. Oberleutnant Mark H. ist Counter-IED-Berater (Improvised Explosive Devices) für das deutsche Einsatzkontingent MINUSMA (Multidimensional Integrated Stabilization Mission in Mali) im Norden Malis. Seine Aufgabe: Er berät und unterstützt die Angehörigen der UN-Mission zum Thema behelfsmäßig hergestellte, improvisierte Sprengund Brandvorrichtungen – sogenannte IEDs. Um die Soldaten vor den IEDs zu schützen, muss Oberleutnant Mark H. wissen, wie diese hergestellt und eingesetzt werden. Durch seine umfangreichen Erfahrungen aus verschiedenen Einsätzen weiß er nur zu gut um die Gefahr, die von diesen Spreng- und Brandvorrichtungen ausgeht. Zweimal wurde er selbst im Afghanistan-Einsatz angesprengt. Vorfälle anlysieren, Maßnahmen ableiten In Mali arbeitet der 35-Jährige in einem multinationalen Stab, zusammen mit Niederländern, Esten, Schweizern, Belgiern und Dänen. Gemeinsam analysieren sie IED-Vorfälle und leiten daraus Folgerungen für Maßnahmen zur Erhöhung der eigenen Sicherheit ab. „Durch diese internationale Zusammenarbeit erhält jede Nation wertvolle Informationen über Anschläge und Taktiken der Gegenseite, auch dann, wenn diese sich nicht direkt gegen eigene Soldaten richten“, erklärt der Oberleutnant. Dass Mark H. nach seinen zahlreichen Einsätzen und mehreren Auslandsverwendungen neben fließendem Englisch auch Niederländisch, Russisch, Französisch und sogar Arabisch spricht, macht die Zusammenarbeit für alle noch einfacher. Gemeinsam suchen sie Antworten auf Fragen: Welche Art und Menge Sprengstoff wurde benutzt? Welcher Auslöser wurde verwendet? Wie wurde die Vorrichtung gezündet? Jedes Detail könnte wichtige Hinweise geben, um zukünftige Anschläge zu verhindern. Störsender: lebenswichtige Hilfe Gegen die Zündung eines IEDs per Funk helfen Störsender – die sogenannten „Jammer“. Sie hemmen bestimmte Funk- oder Frequenzbereiche in ihrem Umfeld, so dass die Zündung eines IEDs, zum Beispiel per Handy, nicht möglich ist. Jede Patrouille, die sich außerhalb des Lagers im Norden Malis bewegt, hat solche Störsender auf ihren Fahrzeugen montiert. Weil die „Jammer“ für die Sicherheit der Soldaten so wichtig sind, müssen sie regelmäßig überprüft werden. Auch dafür ist Mark H. verantwortlich. „Gerade in Einsatzländern mit schwierigem, unebenem Gelände ist diese Überprüfung besonders wichtig. Bei hoher Beanspruchung kann Fotos: Bundeswehr/PAO DEU EinsKtgt MINUSMA (5) Von Dennis Köhler Unterwegs in Gao: Ein Sprachmittler und niederländische Kameraden begleiten Oberleutnant Mark H. (o. und u. r.). Der Transportpanzer Fuchs (Mitte l. und u. l.) der IED-Experten ist mit Störsendern ausgestattet – diese werden regelmäßig von Oberleutnant H. überprüft (Mitte r.). sich schnell mal eine Antenne oder ein Kabel lösen und die Funktionsfähigkeit gefährden“, betont der Counter-IED-Experte. Nach seinem Einsatz im Norden Malis wird der Oberleutnant in seiner Dienststelle in Deutschland Daten und Informationen aus den Einsatzgebieten auswerten: „Anhand der Informationen kann ich dann bewerten, ob die Soldaten im Einsatz eine Anpassung der Stör- und Schutzausstattungen brauchen und entsprechende Empfehlungen an meine Vorgesetzten aussprechen.“ Mark H. ist sich der besonderen Bedeutung seiner Aufgabe bewusst. Die Sicherheit seiner Kameraden treibt ihn an – im Einsatz wie in der Heimat. Der feine Unterschied Augusta. Der Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main“ – derzeit im Einsatz im Mittelmeer bei der Operation Sophia – ist mit einer schwimmenden Kleinstadt vergleichbar. Und in einer Kleinstadt geht nichts ohne Strom. Die Oberbootsmänner Christopher W. und Sebastian K. sind die Elektrotechnik- und Elektronikmeister an Bord. Ein kleiner Unterschied in der Bezeichnung, aber ein großer im Aufgabenbereich. Oberbootsmann Christopher W. ist der Elektrotechnikmeister – kurz: E-Meister. „Neben den E-Diesel-Generatoren und der Beleuchtung ist mein Bereich noch für die Fahrstühle, die Fotos: Bundeswehr/Janine Pirrwitz (2) Spezialisten sind an Bord besonders gefragt: Elektrotechnik- und Elektronikmeister stellen ihren Arbeitsbereich vor. Christopher W. (l.) am Schiffstechnischen Leitstand. Sebastian K. (r.) überprüft die Bordelektronik. Kräne und für die Anlagen der Bordhubschrauber verantwortlich“, erklärt der gelernte Energie- und Gebäudetechniker. Neben der Wartung und Pflege der Generatoren ist der 26-Jährige auch in die Wachroutine der Schiffstechnik eingebunden. Dann ist er nicht in seiner Werkstatt, sondern im Schiffstech- nischen Leitstand – dem technischen Herzen des Schiffes – zu finden: „Wir sind die Nummer gegen Kummer“, sagt er lächelnd. „Wenn irgendwo an Bord eine Störung auftritt, ruft man hier an und schon macht sich einer der Techniker auf den Weg, um das Problem zu lösen.“ Oberbootsmann Sebastian K. hingegen ist der Elektronikmeister – kurz: Elo-Meister. Die Elektroniker sind sogenannte Dauerwächter und nicht in die Wachroutine der Schiffstechnik integriert. Sollte etwas während ihrer Ruhezeiten kaputt gehen, werden sie im Bedarfsfall auch geweckt. „Der Elo-Meister bringt das Fernsehbild. Darüber hinaus kümmern wir uns um jegliche Kommunikations- und Navigationselektronik“, erklärt Sebastian K. Das Arbeitsgebiet des Elo-Meisters reicht von den Antennen über die Bildschirme bis zum Telefonhörer. „Die Fernsehanlage ist für die Besatzung aber die wichtigste an Bord, besonders jetzt zur Europameisterschaft“, sagt der 30-Jährige mit einem Lächeln. Doch trotz der Unterschiede sind sich beide einig: Sie schätzen die Seefahrt sehr – auch weil sie an Bord in ihren beruflichen Kenntnissen immer wieder neu gefordert werden. (pir) aktuell EINSATZ KFOR, Kosovo § 640 aktuell 333 12.06.1999 - unbefristet 04.12.2015 - 31.12.2016 Unterstützung der Anti-IS-Koalition Kosovo Force Beitrag durch Aufklärung, Luftbetankung, Sicherung des internationalen Marineverbandes, Luft- und Seeraumüberwachung sowie Verbindungs- und Beratungsaufgaben Aufbau und Erhaltung eines sicheren Umfelds, einschließlich der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, Absicherung der Rechtsstaatlichkeitsmission der Europäischen Union (EULEX Kosovo) UNAMA, Afghanistan 2 01.10.2015 - 31.10.2016 § EUNAVFOR MED – Operation Sophia, Mittelmeer § 198 7 Counter Daesh, Türkei, Syrien und Irak § 6 Unbewaffnet, seit 03/2002 United Nations Assistance Mission in Afghanistan European Union Naval Force Mediterranean Aufklärung von Schleuser-Netzwerken, Vorgehen gegen Schleuser, Seenotrettung, Unterstützung des EU-Operationshauptquartiers in Rom Unterstützung der afghanischen Regierung beim Auf- und Ausbau rechtsstaatlicher Strukturen, Förderung der nationalen Versöhnung OAE, Mittelmeer 14.11.2003 - 15.07.2016 Operation Active Endeavour RS, Afghanistan Entdeckung und Abschreckung von terroristischen Aktivitäten durch Seeraumüberwachung 951 01.01.2015 - 31.12.2016 Resolute Support MINURSO, Westsahara § 4 § § 0 Unterstützung der afghanischen Sicherheitskräfte bei der Herstellung und Wahrung der inneren Sicherheit, Ausbildungsunterstützung 16.10.2013 - unbefristet United Nations Mission for the Referendum in Western Sahara Unterstützung von vertrauensbildenden Maßnahmen, Überwachung der Minen- und Munitionsräumung Ausbildungsunterstützung Irak, Irak § 134 29.01.2015 - 31.01.2017 Ausbildungsunterstützung der Sicherheitskräfte der Regierung der Region Kurdistan-Irak und der irakischen Streitkräfte Ausbildung, Unterstützung bei administrativen Aufgaben, bei der Durchführung des Einsatzes sowie der örtlichen Zusammenarbeit UNIFIL, Libanon § 134 20.09.2006 - 30.06.2017 United Nations Interim Force in Lebanon Seeraumüberwachung im Operationsgebiet und Ausbildungsunterstützung der libanesischen Marine Atalanta, Horn von Afrika 32 § 272 | 19.12.2008 - 31.05.2017 European Naval Force Somalia – Operation Atalanta Abschreckung und Bekämpfung der Piraterie, Schutz der Schiffe des Welternährungsprogramms sowie weiterer gefährdeter Schiffe MINUSMA, Mali EUTM SOM, Somalia 28.02.2013 - 31.01.2017 13 § 03.04.2014 - 31.03.2017 European Union Training Mission for Somalia Unterstützung beim Transport von Personen und Material, Wahrnehmung von Führungs-, Verbindungs-, Beratungs- und Unterstützungsaufgaben, Wahrnehmung von Schutzaufgaben, Lufttransport und -betankung, Aufklärung Unterstützung beim Aufbau der somalischen Regierung sowie beim Aufbau einer funktionsfähigen Sicherheitsstruktur, Ausbildung von somalischen Soldaten EUTM MLI, Mali 28.02.2013 - 31.05.2017 UNAMID, Sudan European Training Mission in Mali 8 Ausbildung der malischen Sicherheitskräfte im Rahmen der Pionier-, Logistik- und Sanitätsausbildung § § 163 15.11.2007 - 31.12.2017 United Nations/African Union Mission in Dafur UNMISS, Südsudan § 15 08.07.2011 - 31.12.2016 United Nations Mission in South Sudan Schutz der Zivilbevölkerung, Beobachtung der Menschenrechtssituation, Sicherung des Zugangs von humanitärer Unterstützung, Umsetzung des Waffenstillstandsabkommens Unterstützung des Dafur-Friedensabkommens vom 05.Mai 2006 sowie der aktuellen Friedensverhandlungen Grafik: Bundeswehr/Sebastian Nothing § 496 United Nations Multidimensional Integrated Stabilization 8 aktuell BUNDESWEHR 4. Juli 2016 Von Anakonda bis Saber Strike Fotos: Bundeswehr/Christian Thiel (2) er NATO-Gipfel in Warschau am 8. und 9. Juli rückt näher. Die aktuelle Situation in Osteuropa wird dabei ein Schwerpunkt sein. Die Sorge der osteuropäischen NATO-Mitgliedsstaaten vor einer Aggression Russlands führte bereits beim NATO-Gipfel in Wales vor zwei Jahren zu zahlreichen Beschlüssen. Im Mittelpunkt stand damals das neuerliche Bekenntnis zum System der kollektiven Sicherheit. Den Ländern an der Ostgrenze des Bündnisses wurde die verstärkte Präsenz von NATO-Truppen zugesichert. Übungsvorhaben, Vorbereiten von Infrastruktur, Vorauseinlagern von Ausrüstung und Nachschub und die Bestimmung von Stützpunkten waren Teil der, unter den noch frischen Eindrücken der Ukraine-Krise getroffenen, Vereinbarungen. Umgesetzt wurden die Beschlüsse nicht nur mit der Aufstellung der Very High Readiness Joint Force (VJTF), sondern auch mit der Verstärkung der Übungstätigkeiten auf in den baltischen Staaten und in Polen. Mehrere Tausend Soldaten von NATO-Mitgliedern und anderen Partnernationen waren allein dort in den letzten bei- Foto: Bundeswehr/Fank Tuschmo D den Monaten an Großübungen beteiligt. Mit dem Dragoon Ride II, einem Marsch über rund 2000 Kilometer von Bayern ins estnische Tapa, stellten amerikanische und deutsche Soldaten die Fähigkeit unter Beweis, Kräfte auch über große Distanzen koordinieren, verlegen und versorgen zu können. Auf halber Strecke trafen sie auf eine weitere Großübung. Anakonda war ein Manöver unter polnischer Führung mit bis zu 31 000 beteiligten Soldaten aus insgesamt 24 Nationen. An der Weichsel hatten deutsche, britische, niederländische und amerikanische Pioniere mit ihren Amphibienfahrzeugen vom Typ M3 die rund 350 Meter Wasser überbrückt und so die Weiterfahrt des Dragoon Ride ermöglicht. Das Ziel der Fahrt war die Übung Saber Strike in Estland, Lettland und Litauen. Daran waren 13 Nationen und rund 10 000 Soldaten beteiligt. Das Zusammenspiel der verschiedenen Streitkräfte zu trainieren, war dabei der Schwerpunkt. Parallel zu den Übungen an Land fand im Ostseeraum die Übung Baltic Operations (Baltops) zum mittlerweile 44. Mal statt. Rund 4000 Soldaten, 45 Schiffe sowie 60 Luftfahrzeuge aus 14 Ländern waren beteiligt. Die Bundeswehr Foto: U.S. Navy photo/ Specialist 1st Class America A. Henry Von Anika Wenzel Foto: Bundeswehr/Marko Greitschus Unmittelbar vor dem NATO-Gipfel haben Zehntausende Soldaten in Osteuropa geübt. Zusammenarbeit trainieren: Ob Dragoon Ride II (o.), Anakonda (u. r.), Saber Strike (M. r. u. l.) oder Baltops (u. l.): Die Großübungen haben ein gemeinsames Ziel – Fähigkeiten mit verschiedenen Streitkräften zu trainieren und die Fähigkeit zur Zusammenarbeit auszubauen. war mit dem Einsatzgruppenversorger „Berlin“, der Fregatte „Sachsen“ und Soldaten des Seebataillons ebenfalls vor Ort. Im Augenblick ist die Übungsaktivität in Osteuropa deutlich verringert. NATO-Staaten und auch Nicht-NATO-Mitglieder schauen auf den Gipfel am 8. und 9. Juli in Warschau. Bereits im Vorfeld wurde über mögliche Beschlüsse spekuliert. Unter anderem wird damit gerechnet, dass sich die Allianz auf die Aufstellung von vier Bataillonen einigt, die in den baltischen Staa- ten und in Polen stationiert werden sollen. Wie auch immer die Beschlüsse letzten Endes aussehen werden: Der Gipfel wird auf jeden Fall maßgeblich über das weitere Engagement der NATO an ihrer Ostgrenze bestimmen. Versorgung unter Feuer Ulm. „Das Schicksal des Verwundeten liegt in der Hand desjenigen, der den ersten Verband anlegt“, sagt Oberfeldarzt Florent Josse vom Bundeswehrkrankenhaus Ulm. Die Taktische Verwundetenversorgung, die Erste Hilfe unter Gefechtsbedingungen, sei oft die Entscheidung über Leben und Tod eines Verwundeten. Josse ist Organisator der Combat Medical Care Conference (CMC). Das Motto der zweitägigen Tagung in der vergangenen Woche „There and back again“ beschreibt nicht nur die Notwendigkeit, einen Patienten zeitgerecht zu versorgen, sondern gemeinsam mit ihm die Gefahrenzone unbeschadet zu verlassen. Viele Jahre war die Ausbildung der taktischen Verwunde- tenversorgung nur für Streitkräfte von Interesse. „Die Anschläge von Paris, Brüssel oder Istanbul zeigen, dass auch zivile Kräfte nach taktischen Vorgaben agieren müssen“, so ein Stabsarzt der französischen Feuerwehr in ihrem Vortrag. Sie berichtet von ihren Erlebnissen während der Anschläge vom 13. November 2015 in Paris. Obwohl die Terroristen noch bekämpft wurden, hätte das taktische Vorgehen der Rettungskräfte ermöglicht, die Vielzahl von Opfern zu versorgen und in Sicherheit zu bringen. Mit knapp 1400 Teilnehmern aus 31 Nationen, darunter Soldaten, Polizisten, zivile Rettungskräfte und Kräfte von Spezialeinheiten ist die CMC Conference einzigartig in Europa. Höhepunkt Foto: Bundeswehr/Michael Tomelzik CMC Conference in Ulm: Rettungskräfte, Polizisten und Soldaten aus 31 Nationen trainieren innerhalb der Gefahrenzone. Versorgt: Im urbanen Raum werden verschiedene Szenarien geübt. der Konferenz sind realitätsnahe Übungsszenarien. In einem Szenario wurde ein Amoklauf in einer Schule simuliert. „Die Einsatzkräfte mussten die Opfer aus dem Gefahrenbereich bergen und in sichere Räume bringen, wäh- rend der Täter noch nicht gefasst war“, erläutert Josse. Dabei wurden die Verletzten nicht nur über den Gang evakuiert, sondern ebenso aus Fenstern abgeseilt. Auch einem Massenanfall von Verwundeten nach einer Explo- sion müssen sich die Teilnehmer stellen. Die Anzahl der Opfer überstieg die Anzahl der Ersthelfer. Um möglichst viele Opfer zu retten, musste aufgrund der Verletzungsschwere entschieden werden, welcher Patient wann medizinisch versorgt wird – eine Herausforderung auch für erfahrene Einsatzkräfte. Umso dankbarer sind sie, dass die Bundeswehr ihnen dieses Training ermöglicht. „Ich konnte vieles auffrischen und einiges dazu lernen“, so ein Mitglied einer Sondereinheit der Polizei Niedersachen. „Ich werde hierfür in meiner Einheit Werbung machen, dann kommen nächstes Mal noch mehr von uns.“ (mw) Mehr Informationen unter www. sanitaetsdienst-bundeswehr.de. 4. Juli 2016 ZOOM aktuell 9 Das „Grab der Fallschirmtruppe“ Eine Schlacht und ihre Folgen: Die blutige Einnahme von Kreta im Jahr 1941. Die „Operation Merkur“ beginnt in den frühen Morgenstunden des 20. Mai. Statt einer Schwerpunktbildung hat sich Student für einen räumlich verteilten Ansatz der Kräfte entschlossen, um die Flugplätze der Insel gleichzeitig in Besitz zunehmen. Von einem Überraschungsangriff kann keine Rede sein. Die rund 42 000 Verteidiger der Insel, die als „Creforce“ dem neuseeländischen General Bernard Freyberg unterstehen, setzen sich aus 30 000 Commonwealth-Soldaten und 10 000 griechischen Kombattanten zusammen. Zudem kämpfen zahlreiche griechische Freischärler. iela H e b be hr/ D an Gra Die teils unbeabsichtigt über den feindlichen Stellungen abgesetzten Fallschirmjäger sind anfangs oft über die Absetzplätze verstreut und weit entfernt von ihren abgeworfenen Waffenbehältern. Am Abend des 20. Mai 1941 steckt das deutsche Unternehmen in der Krise. Bereits in der ersten Welle fallen über 1000 Soldaten kurz nach der Landung als Tote oder Verwundete aus. Nur das Ausbleiben eines alliierten Gegenstoßes rettet die Operation. In weiteren Luftlandungen werden schwere Waffen zugeführt. Zudem erreichen Gebirgsjäger die Insel mit improvisierten Motorkuttern. So gelingt es den Deutschen, im Westen die Kräfte zusammenzufassen und damit die gegnerischen Hauptkräfte zu binden. Freyberg sieht sich genötigt, am 26. Mai die „Creforce“ von der Insel zu evakuieren. Am Folgetag gelingt es den deutschen Kräften, Chania einzunehmen. Es folgt der Vorstoß zu den Eingeschlossenen bei Rethymno und Iraklio. Die Hauptlast dieser Operationen tragen die Gebirgsjäger. Währenddessen gelingt es der Masse der „Creforce“, die Insel zwischen dem 28. und 31. Mai per Schiff zu verlassen. Als Reaktion auf das Eingreifen kretischer Freischärler in den Kampf und das grausame Vorgehen gegen verwundete Deutsche kommt es zu massiven Ausschreitungen deutscher Soldaten gegen die Zivilbevölkerung. Teil der „Vergeltungsaktionen“ sind pauschale Massenerschießungen sowie die Zerstörung der Orte Kandanos und Floria. Propaganda vom „Sieg der Kühnsten“ Als operativer Erfolg kann die Einnahme Kretas nur in einer Hinsicht verstanden werden: Durch die Wegnahme britischer Basen der Royal Air Force konnten die Briten nicht mehr in den Schwarzmeerraum wirken. Auch aus taktischer Sicht fällt die Bilanz gemischt aus. In strategischer Hinsicht, also bezogen auf den Kriegsverlauf im Ganzen, blieb die Inbesitznahme der Insel nachrangig. Kreta wird auch deswegen als „Sieg der Kühnsten“ propagiert, weil die horrenden Verlustzahlen in NS-typischer Weise dazu genutzt werden, Opferbereitschaft als Wert zu verklären. Während die „Creforce“ jeweils 1700 Gefallene und Verwundete sowie rund 12 000 Kriegsgefangene zu beklagen hat, verlieren die deutschen Gebirgsjäger 1133 Mann (davon 321 Gefallene). Die deutschen Flieger büßen rund 300 Gefallene und Vermisste ein. Von den anfänglich 500 Flugzeugen bleiben nur 185 einsatzbereit. Von den 8060 Soldaten der Fallschirmtruppe fallen 3162 – fast 40 Prozent. Kurt Mühlenhaupt, ein Veteran, der später als Maler in Berlin bekannt wird, urteilt später im Rückblick: „Kreta ist eine Toteninsel. Sie ist das Grab der deutschen Fallschirmtruppe.“ Dr. Martin Rink ist Mitarbeiter des Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. .S. f k: U u /B my Ar Foto: Ullstein Bild Zweifelhafte Operationsführung nd es we Die besondere Aura, welche die Fallschirmtruppe der Wehrmacht umgab, knüpfte sich vor allem an die „Operation Merkur“, den Angriff auf Kreta im Frühjahr 1941. Die verlustreiche Schlacht wurde von der NS-Propaganda bewusst zum Mythos stilisiert. Die ab 1936 aufgestellte deutsche Fallschirmtruppe kam erst im April 1940 in Norwegen und anschließend im Feldzug gegen Frankreich zum Einsatz. Nicht zuletzt, um die Existenz seiner Truppe zu rechtfertigen, drängte der Kommandierende General, Kurt Student, Adolf Hitler am 21. April 1941 zur Entscheidung zum Angriff auf Kreta. Zu den Angriffskräften gehörten das VIII. Fliegerkorps mit seinen Sturzkampfbombern und das XI. Fliegerkorps. Letzteres gliederte sich in die 7. Fliegerdivision mit rund 8000 Soldaten der Fallschirmtruppe und ihren Transportfliegern sowie die unterstellte 5. Gebirgsdivision mit etwa 14 000 Gebirgsjägern. l Von Martin Rink Propagandamaterial: Das Bild, das die Landung deutscher Fallschirmjäger auf Kreta zeigen soll, ist eine Montage. Luftlandeverbände spielten in der Bundeswehr der Fünfziger Jahre nur eine geringe Rolle: Von Anfang an war die westdeutsche Armee als panzerstarke Truppe geplant. So entstand die 1. Luftlandedivision ab 1956 nur deshalb, weil diese Verbände leichter zu finanzieren waren als ihre gepanzerten Gegenstücke. Die Division blieb mit zwei – ab dem Jahr 1970 drei – personalschwachen Brigaden ein Rumpfverband. 1994 wurde sie aufgelöst. Faktisch bestanden die Verbände durch das Kommando Luftbewegliche Kräfte aber fort. Hieraus wurde 2001 die Division Spezielle Operationen, die im Jahr 2014 zur Division Schnelle Kräfte umgegliedert wurde. Dabei wurden auch Heeresflieger sowie die niederländische 11. Luchtmobiele Brigade eingegliedert. Massensprung-Einsätze nach Art der „Operation Merkur“ gehörten nie zum operativen Konzept der Fallschirmjägertruppe. Um 1980 wurde die Truppengattung zu luftbeweglichen, panzer-abwehrstarken Verbänden umgeformt. Gleichzeitig wurde sie im nichtmechanisierten infanteristischen Gefecht ausgebildet und teilweise auch im Jagdkampf ausgebildet. Spezialisierte Operationen stehen erst seit den späten 1990er Jahren im Fokus. Foto: Ullstein/Scherl/Süddeutsche Zeitung Photo Die Luftlandetruppe der Bundeswehr „Operation Merkur“: Ein Stoßtrupp deutscher Fallschirmjäger nimmt auf Kreta britische Soldaten (erhobene Hände) in Gefangenschaft. 10 aktuell SPORT 4. Juli 2016 Die Kugel fliegt wieder Kugelstoß-Weltmeisterin Christina Schwanitz ist fit für Rio. Kassel. Nach langer Verletzungspause kämpft sich Kugelstoßerin Stabsunteroffizier (FA) Christina Schwanitz Stück für Stück in Richtung Olympia-Form. Hartnäckige Schulterprobleme hatten ihren Start in die Wettkampfsaison immer wieder verzögert. Doch dann meldete sich Schwanitz auf beeindruckende Weise zurück: Bei den Deutschen Leichtathletikmeisterschaften in Kassel holte sie am 19. Juni souverän den Titel. Obwohl sie zu diesem Zeitpunkt erst seit sieben Wochen wieder im Training war, siegte sie mit anderthalb Metern Vorsprung. Die Weite von 19,49 Metern würde zwar nach derzeitigem Stand noch nicht für eine Medaille bei den Olympischen Spielen in Rio reichen, doch die Formkurve der Weltmeisterin von 2015 zeigt weiter nach oben. „Ich bin zielstrebig und möchte mehr denn je nach Rio“, versichert die 30-jährige Soldatin der Sportfördergruppe Frankenberg. „Aber nach einer derart langen Verletzungspause wäre es für mich schon ein Riesenerfolg, wenn ich Dritte würde. Selbst über den fünften Platz könnte ich mich noch freuen“, sagt die Sächsin. Als nächster Test stehen die Europameisterschaften vom 7. bis 10. Juli in Amsterdam an. Hier möchte sie ihren zweiten EM-Titel gewinnen und weiter Schwung aufnehmen. Fokussiert aber fröhlich Schwanitz musste in ihrer Karriere immer wieder schwere Rückschläge hinnehmen. „Nur durchs Verlieren lernt man Gewinnen“, lautet ihr Motto. Auch der Respekt vor ihren Gegnern war ihr stets wichtig: „Klar will ich immer gewinnen! Doch ich finde es genauso wichtig, dass man nach einem verlorenen Wettkampf auch seinen Gegnern aufrichtig gratulieren kann.“ Die gebürtige Dresdenerin gilt als ehrliche Haut, die ihr Herz auf der Zunge trägt. Doch eine derartige Offenheit hat auch ihre Kehrseite: Ihre bekannte Gewohnheit, auf Wettkämpfen ein Bier aus ihrer Heimat dabei zu haben, verdrehte ein Journalist zur feucht-fröhlichen Siegesgewissheit. „Eine völlig falsche Interpretation war das“, stellt Schwanitz klar. „Mit so einer Einstellung würde ich niemals in einen Wettkampf gehen, denn der ist erst dann entschieden, wenn alle ihre sechs Versuche hatten.“ Das Umfeld muss stimmen Doch solche Ärgernisse rütteln nur kurz an der sächsischen Frohnatur und schon im nächsten Moment lacht sie wieder. Was gibt ihr die Kraft, nach der langen Verletzungspause wieder so schnell zurückzukommen? „Bei mir muss das Umfeld stimmen, damit ich gute Leistungen bringen kann. Meine Familie und meine engsten Freunde sind mir sehr wichtig.“ Eine Ausnahme gibt es für die „Sportlerin des Jahres“ 2015 jedoch: Bei Wettkämpfen ist es ihr lieber, wenn sie sich voll und ganz auf ihre Rolle als Athletin konzentrieren kann: „Zuhause bin ich die Ehefrau, die Tochter oder die Schwester“, sagt Schwanitz. „Wenn es aber um Medaillen geht, möchte ich einfach nur meinen Job als Kugelstoßerin machen – und zwar ohne das Gefühl, jemanden zu vernachlässigen.“ Fotos: Bundeswehr/Micha Will (4) Von Markus Theis Fotos Micha Will Volle Konzentration: Kugelstoßerin Christina Schwanitz bei den Deutschen Meisterschaften in Kassel im Juni – dort gab es den fünften Meistertitel. Schlaflos auf dem Rad Wedemark. Ultraradfahrer Oberstleutnant Rolf Starosta hat das 24-Stunden-Rennen von Brelingen bei Hannover gewonnen. Der 57-jährige Offizier vom Kommando Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst in Leer legte dabei eine Strecke von 700 Kilometern zurück. Starosta kam nicht nur mit dem 17 Kilometer langen Rundkurs am besten zurecht, sondern auch mit den widrigen Wetterverhältnissen. Die über 60 Teilnehmer mussten sich teils durch stundenlangen Regen kämpfen. Der Stabsoffizier konnte sich von Beginn an in der Spitze etablieren und früh vom Feld absetzen. In der Nacht baute er seinen Abstand zur Konkurrenz noch aus. Am Ende überquerte er die Ziellinie mit einem Vorsprung von 40 Kilometern. Für den Extremsportler war das Rennen in Niedersachsen der Auftakt zur Vorbereitung auf einen sportlichen Höhepunkt im kommenden Jahr. „Im Juni werde ich unter dem Slogan ‚Project 2017‘ einen Charity-Ultra-Radmarathon mit einer Distanz von 2000 Kilometern nonstop bewältigen“, kündigt Starosta an. Der Anlass: sein 40-jähriges Dienstjubiläum im kommenden Jahr. „Ich sammle bereits in der Vorbereitung Spenden für das Soldatenhilfswerk der Bundeswehr und erhalte dabei vielfache Unterstützung“, sagt Starosta. Sein Ziel ist es, die Strecke von 2000 Kilometern am Ende in eine Spende von 2000 Euro umzu- Fotos: Bundeswehr/Sebastian Wilke (2) Oberstleutnant Rolf Starosta ist erfolgreicher Extremsportler – und radelt für einen guten Zweck. Mit Ausdauer: Starosta beim „Glocknerman“ – einem der härtesten Radrennen Europas. wandeln. Schon jetzt sind 300 Kilometer „verkauft“. „Das verdanke ich auch der prominenten Unterstützung durch den Abteilungsleiter Führung Streitkräfte im Verteidigungsministerium, Generalleutnant Eberhard Zorn“, sagt Starosta. Der Oberstleutnant ist in der Extremradsportszene kein Unbekannter. Im vergangenen Juni erkämpfte er beim „Glocknerman“ – das Radrennen gilt als eines der härtesten Europas – den dritten Platz in der Einzelwertung. Auf einer Gesamtstrecke von 860 Kilometern überwand er Den Link zum Spendenaufruf für Rolf Starostas „Project 2017“ gibt es auf Facebook unter https://www.facebook.com/rolf. starosta. 4. Juli 2016 SOZIALES / PERSONAL aktuell 11 Das Schicksal des Richard Grund Ein Soldat erkrankt an Krebs – in Folge seines Dienstes. Die Härtefallstiftung leistet Hilfe. Von Irina Henrich Richard Grund (l.) dient von 1964 bis 1976 in der Bundeswehr und kommt dort mit radio aktiven Substanzen in Kontakt. 1999 erkrankt er an Krebs, im März 2016 spricht die Deut sche Härtefallstiftung ihm eine Unterstützung von 35 000 Euro zu. Seit der Gründung der Stiftung im Jahr 2012 haben 192 Personen finanzielle Unterstüt zung erhalten. Insge samt wurden bis heute mehr als 3,8 Millionen Euro ausgezahlt. A Foto: privat ngehörige der Bundeswehr und der ehemaligen Nationalen Volksarmee (NVA), die im Dienst oder Einsatz erkrankt sind, können Dank der Deutschen Härtefallstiftung mit schneller und unbürokratischer Hilfe rechnen. So auch der ehemalige Oberfeldwebel Richard Grund. Insgesamt zwölf Jahre dient der heute 73-Jährige bei der Bundeswehr. Zwischen 1964 und 1976 bildet er Piloten an Radargeräten des Kampfflugzeuges F-104 Starfighter und des Transportflugzeuges C-160 Transall aus. Täglich verbringt er mehrere Stunden in Cockpits, in denen eine radioaktive Radium-Leuchtfarbe verarbeitet ist, damit die Piloten die Instrumente bei Nachtflügen besser erkennen. Diagnose Krebs Nach seiner Zeit bei der Bundeswehr macht Richard Grund Karriere. „Ich habe als Sekretär an der Deutschen Botschaft in Moskau gearbeitet und nebenbei als Dolmetscher. Ich spreche sechs Sprachen“, sagt Grund. Doch als die Ärzte 1999 den Krebs in seinem Kopf entdecken, ändert sich sein ganzes Leben. „Nach meiner Erkrankung bin ich in ein wirtschaftliches und soziales Loch gefallen. Seit der Operation bin ich schwerbehindert und mein Gesicht ist halbseitig gelähmt. Ich habe nur noch meinen Verstand und meine Frau, die mich pflegt“, sagt er. 16 Jahre kämpft Grund für die Anerkennung seiner Krankheit in Folge seines Dienstes. Durch die Aktivität im „Bund zur Unterstützung Radarstrahlengeschädigter“ stößt er auf die Deutsche Härtefallstiftung. „Ich habe alle Unterlagen eingereicht und einen Antrag ausgefüllt“, berichtet Grund. Im März 2016 bewilligt die Deutsche Härtefallstiftung seinen Antrag – und unterstützt ihn mit 35 000 Euro. „Mir haben die Hände gezittert. Die Menschen dort sind wirklich gewillt, etwas zu bewirken. Wenn ich einen Hut hätte, würde ich ihn ziehen“, sagt Grund. Er steht nicht allein da. Ursprünglich wurde die Stiftung für Radaropfer der Bundeswehr und der NVA der Deutschen Demokratischen Republik gegründet. Dabei handelte es sich um 3800 Soldaten, die in den Sechziger- und Siebzigerjahren an Radargeräten arbeiteten. Viele erkrankten anschließend an Krebs. Hilfe durch die Härtefallstiftung Einen Antrag auf finanzielle Unterstützung können nicht nur Bundeswehr- und NVA-Angehörige stellen, die im Dienst oder Einsatz geschädigt wurden, sondern auch deren Hinterbliebene und Angehörige. Inzwischen häufen sich zudem Anträge von Soldaten, die im Auslandseinsatz psychisch oder physisch erkrankt sind. Am 22. Mai 2012 wurde die „Treuhänderische Stiftung zur Unterstützung besonderer Härtefälle in der Bundeswehr und der ehemaligen NVA“ mit Sitz in Bonn gegründet. Im Jahr 2011 hatte der Deutsche Bundestag die Bundesregierung aufgefordert, zu diesem Zweck eine Stiftung einzurichten. Seit der Änderung der Rechtsform im Jahr 2015 heißt die nun rechtsfähige und gemeinnützige Organisation Deutsche Härtefallstiftung. Sie besteht aus drei Organen: dem Vorstand mit dem Vorsitzenden, Oberst a.D. Bernhard Gertz, dem 16-köpfigen Stiftungsrat mit der Vorsitzenden Sabine Bastek und dem Vergabeausschuss mit der Vorsitzenden Birgitt Heidinger. Letzterer entscheidet über die Anträge. Die Stiftung startete 2012 mit einem Vermögen von 10 Millionen Euro aus dem Etat des Verteidigungsministeriums. Die Unterstützungsleistungen lagen bisher zwischen 1000 und mehr als 50 000 Euro. Brandoberinspektor bei der Bundeswehr Köln. Der Tower des Flughafens Köln/Bonn meldet eine Luftnotlage: Das Fahrwerk einer Maschine im Anflug lässt sich nicht ausfahren. Brandoberinspektor Tim Hall, stellvertretender Leiter der Feuerwache, übernimmt die Einsatzleitung und fährt mit seinem Team und sechs Löschfahrzeugen in die Nähe des Rollfelds. „Jetzt sind ein klarer Kopf und volle Konzentration gefordert“, sagt Hall. Der Vater eines Sohnes bewirbt sich 2009 nach seinem Studium „Rescue-Engineering“ für den gehobenen technischen Dienst – Fachrichtung Feuerwehr bei der Bundeswehr. Nach der Laufbahnausbildung und Praktika in etlichen Feuerwachen wird er Foto: Bundeswehr/Stephan Ink Tim Hall ist immer bereit für den Kampf am Brandherd. Sein Arbeitsplatz ist der Flughafen Köln/Bonn. zur Feuerwehr der Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung in Köln versetzt. Für den gebürtigen Kölner der Wunschstandort. Hall erstellt für rund 100 Kollegen die Dienst- und Einsatzpläne. Aus- und Weiterbildungen übernimmt der 35-Jährige ebenfalls. Zehn Tage pro Monat ist er im Durchschnitt im Dienst, arbeitet in 24-Stunden-Schichten. „Wir stehen in engem Kontakt mit der Feuerwache auf dem zivilen Teil des Flughafens“, sagt Hall. Regelmäßig wird gemeinsam geübt. Krasser Gegensatz: Da es im Dienst für den Brandoberinspektor heiß hergeht, findet er beim Wintersport den perfekten Ausgleich. Obwohl ursprünglich eine Karriere bei der Berufsfeuerwehr sein Traum war, steht für Hall heute fest: „Ich würde mich wieder für die Bundeswehr entscheiden.“ Welche Redewendung gebrauchen Sie häufig? „Et is wie et is!“ Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem anderen Menschen am meisten? Humor und Ehrlichkeit. Was können Sie überhaupt nicht leiden? Kümmel. Wo auf der Welt würden Sie am liebsten leben, wenn Sie es sich aussuchen könnten? Neuseeland. Was war das Verrückteste, was Sie bisher in Ihrem Leben erlebt haben? Die Geburt meines Sohnes. Welche Person bewundern Sie am meisten – und für welche Eigenschaft? Meine Partnerin für ihre Ehrlichkeit. 12 aktuell VERMISCHTES 4. Juli 2016 Der neue Zugang Die Media-App der Bundeswehr bietet die aktuell in neuer Form. Berlin. Die aktuell und Y–Das Magazin der Bundeswehr gibt es jetzt im digitalen Format. Die neue Media-App der Bundeswehr bietet beide Produkte in optimierter Form für Handy und Tablet. Die App ist kostenfrei und von dieser Woche an in den Appstores von Apple, Amazon und Google verfügbar. Das finden Nutzer in der App: Die neuesten Ausgaben von aktuell und Y–Das Magazin der Bundeswehr, das zehnmal im Jahr über militärische und sicherheitspolitische Themen berichtet – mit Reportagen, Hintergründen, Infografiken. Kioskansicht: alle Ausgaben von aktuell und Y auf einen Blick Die Verfügbarkeit der App in den Stores wird ab dem 4. Juli auf www.bundeswehr.de und bei der Bundeswehr auf Facebook angezeigt. Seitenübersicht: schnell und zügig digital durch die Zeitung blättern, Texte und Bilder jederzeit leserfreundlich vergrößern Vernetzung: direkter Zugriff auf die digitalen Angebote der Bundeswehr bei Facebook, YouTube, Flickr, Instagram und Twitter, Inhalte direkt im Netz teilen – auch per E-Mail 016 26/2 Grafik: Bundeswehr/Eva Pfaender Foto: Bundeswehr/Christian Thiel; Montage: Bundeswehr/Eva Pfaender Banner: direkter Zugriff auf die neuesten Inhalte auf www.bundeswehr.de und www.bmvg.de Eine Suchfunktion ermöglicht, zügig die Berichte zu finden, die am meisten interessieren. Wer in vorhergegangenen Ausgaben blättern will, nutzt das digitale Archiv. Und: Eine Banner-Funktion informiert über die jüngsten Berichte auf www.bundeswehr.de und www.bmvg.de. Die App bietet außerdem den direkten Link zu den Social-Media-Angeboten der Bundeswehr. SUDOKU Vi el G Senden Sie die vier Lösungszahlen, lück die sich aus den farbigen Feldern ! ergeben, per E-Mail mit dem Betreff „Sudoku 26/2016” und Ihrer Postanschrift an: [email protected] Einsendeschluss: Sonntag dieser Woche Zu gewinnen: APC Mobile Power Bank 10 000 mAh Dieser externe Zusatzakku für Smartphones und Tablet-PCs bietet bis zu vier Ladevorgänge für unterwegs. Lösung 24/2016: 2 7 3 6 Gewonnen hat: Erik Pflanz Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen. Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt. Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
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