aktuell Nr. 26 vom 04.07.2016 ( PDF , 3,1 MB)

D 8512
52. Jahrgang
Nr. 26
Montag, 4. Juli 2016
NACHRICHTEN
POLITIK
Flüchtlingshilfe
Seit einem Jahr unterstützt die
Bundeswehr in der Flüchtlingshilfe. Mehr als 2,2 Millionen
Stunden wurden geleistet. Seite 3
EINSATZ
Einsatzkarte
Wo ist die Bundeswehr weltweit
im Einsatz? Die aktuell-Einsatzkarte zeigt Ort und Umfang der
einzelnen Mandate. Seiten 6/7
SPORT
Mit Kugel und Kraft
Kugelstoß-Weltmeisterin und
Sportsoldatin Christina Schwanitz
meldet sich auf beeindruckende
Weise zurück.
Seite 10
Zusammen mit Hauptfeldwebel
Oliver Bender einen Tag bei der
Panzertruppe verbringen. Für die
Gewinnerin des Gewinnspiels
im Dezember 2015 wird dieser
Tag zu einem ganz besonderen
Ereignis – von der Einweisung
bis zum scharfen Schuss. Was
Laura dabei alles erlebt, ist in dieser Folge „Mit Olli und Laura bei
der Panzertruppe“ zu sehen. Der
QR-Code führt ohne Umwege
zum Videobeitrag.
BW CLASSIX: Welche ErsteHilfe-Maßnahmen sind bei Verbrennungen notwendig und
wichtig? Das Video „Classix:
Hilfe bei Verbrennungen“ aus
dem Jahre 1986 beantwortet
genau diese Frage.
(eb)
Die neue Media-App der Bundeswehr. Letzte Seite
Dieser QR-Code führt
direkt zum Video „Mit
Olli und Laura bei der
Panzertruppe“.
[email protected]
Foto: Bundeswehr/Christian Thiel; Montage: Bundeswehr/Eva Pfaender
VIDEO DER WOCHE:
2
aktuell
INTERN
4. Juli 2016
Foto: Bundeswehr/Maximilian Schulz
BILD DER WOCHE
Fahrzeugpflege: Ein Soldat des Panzergrenadierbataillons 33 in Neustadt bei Hannover greift den Schützenpanzer Puma zur Reinigung mit dem Wasserschlauch an.
Am selben Tag schaute Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen bei den Panzergrenadieren in Neustadt vorbei – zum Auftakt ihrer Sommerreise.
Seite 3
IMPRESSUM
Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt:
Bundesministerium der Verteidigung
Presse- und Informationsstab
Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin
Redaktionsanschrift:
Redaktion der Bundeswehr
Bundeswehr aktuell
Reinhardtstraße 52, 10117 Berlin
Telefon: (0 30) 886 228 - App.
Fax: (0 30) 886 228 - 20 65, BwFw 88 41
E-Mail: [email protected]
Leitender Redakteur: ( -2420):
Vivien-Marie Bettex (vmd)
Vertreter: ( -2421)
Hauptmann Patricia Franke (pfr)
Produktionsunterstützung: (-2422)
Hauptfeldwebel André Sterling (ste)
Gefreiter Daniel Wieland
Elisa Sollich
Politik:
Jörg Fleischer (jf, -2830)
Streitkräfte/Einsatz:
Major Anika Wenzel (akw, - 2861), Oberstleutnant Peter Mielewczyk (pm, - 2820), Major Katharina Zollondz (kzo), Kapitänleutnant Victoria
Kietzmann (kie)
Zoom/Sport:
Björn Lenz (ble - 2840), Regierungsamtmann Stefan
Rentzsch (sr), Gabriele Vietze (vie),
Personal/Soziales/Vermischtes:
Christiane Tiemann (tie -2850) Hauptmann
Philipp Ahlers (pah)
Mediendesign:
Daniela Hebbel ( - 2650), Oberleutnant Sebastian
Nothing, Daniela Prochaska, Eva Pfaender
aktuell als E-Paper und als PDF:
Auf www.bundeswehr.de abrufbar
Satz:
Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz
und Dienstleistungen der Bundeswehr,
DL I 4 Zentraldruckerei BAIUDBw
Intranet: http://zentraldruckerei.iud
Druck:
Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH
Kurhessenstr. 4-6, 64546 Mörfelden-Walldorf
Erscheinungsweise: Wöchentlich montags
Auflage: 45 000 Exemplare
Verteilung innerhalb der Bundeswehr:
SKA GrpRegMgmtBw/ Mediendisposition
Kommerner Straße 188
53879 EUSKIRCHEN
DEUTSCHLAND
E-Mail: SKAMediendisposition@
bundeswehr.org
ISSN: 1618-9086
Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos
und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen.
Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der
Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht
auf Kürzung vor.
ZITAT
EDITORIAL
„If we don‘t have the UK, we don‘t have
English.“
In dieser Woche tagt der
NATO-Gipfel in Warschau.
Nie zuvor wurde einem Gipfel
im Vorfeld mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Nicht nur von der
sicherheitspolitischen Elite weltweit. Nein, dieses hochrangige
Treffen ist auch ein Thema für
die breite Öffentlichkeit. Zum
Beispiel in Polen. Dort gilt der
NATO-Gipfel als das wichtigste
politische Ereignis des Jahres.
Große Hoffnungen knüpfen die
Bürger dort an eine angefragte
höhere NATO-Truppenpräsenz
in der Region.
In die Allianz werden Erwartungen und Vertrauen gesetzt.
Das kann als Gradmesser für
die Bedeutung der NATO gar
nicht hoch genug eingeschätzt
werden. NATO-Generalsekretär
Jens Stoltenberg bezeichnet diesen Gipfel als den wichtigsten in
der Geschichte des Bündnisses.
Er sagt dies in einer Epoche, in
der wir eine noch nie dagewesene Gleichzeitigkeit von Krisen weltweit beobachten. Da ist
nicht nur der schwelende Russland-Ukraine-Konflikt. Da sind
weiterhin Cyber-Bedrohungen,
der globale Anti-Terrorkampf,
die Brennpunkte Syrien, Irak
und Mali. Und Afghanistan steht
nach wie vor auf der Agenda der
Allianz.
Donata Hübner, Vorsitzende des Ausschusses für konstitutionelle
Fragen des Europäischen Parlaments, darüber, dass nach dem
sogenannten Brexit Englisch als eine der offiziellen Sprachen der
Europäischen Union gestrichen werden könnte.
KALENDERBLATT
Vor 60 Jahren: Am 7. Juli 1956 verabschiedet der deutsche Bundestag das Wehrpflichtgesetz. Für Verweigerer des Kriegsdienstes
gilt bis zum Aussetzen der Wehrpflicht im Jahr 2011 der Zwang zum
Ersatzdienst, für Totalverweigerer die Androhung der strafrechtlichen Verfolgung.
Vor 70 Jahren: Am 5. Juli 1946 werden durch zwei enfache Stücke
Stoff die Badestrände in Aufruhr versetzt. Der französische Modeschöpfer Louis Réard gibt ihnen einen Namen: Bikini.
Vor 80 Jahren: Am 8. Juli 1936 wird der Flugverkehr auf dem
„Flug- und Luftschiffhafen Rhein-Main“ bei Frankfurt/Main eröffnet.
Unter anderem gibt es regelmäßigen Luftverkehr nach Süd- und Nordamerika. Bereits in seinem Gründungsjahr ist er der zweitgrößte Flughafen Deutschlands und heute der drittgrößte europäische Flughafen.
Vor 240 Jahren: Am 4. Juli 1776 nehmen alle im Kontinentalkongress zusammengeschlossenen britischen Kolonien die von Thomas
Jefferson verfasste Unabhängigkeitserklärung an. Zentrale Bestandteile sind die Grundrechte der Bürger eines freien Staates.
Vor 385 Jahren: Am 4. Juli 1631 wird in Paris ein „Bureau
d‘Adresse“ eröffnet, das erste Arbeitsamt. Dort können Arbeitsuchende ihre Anschrift hinterlegen, um sich gegen eine Gebühr an
Arbeitgeber vermitteln zu lassen.
(eb)
Die NATO ist im Radius von
360 Grad gefordert. Diese Fülle
der Aufgaben macht den Warschauer Gipfel so bedeutsam.
Doch die Allianz kann diese
Herausforderungen mit Selbstbewusstsein angehen. Ihre einzigartige Friedensbilanz, die sie
in ihrer Geschichte vorzuweisen hat, sollte Grund zur Zuversicht sein. Es ist gute Tradition im
Bündnis, geschlossen, stark und
dialogbereit zu sein. Ein Zeichen
dafür mag die Wiederaufnahme
der Gespräche mit Moskau im
NATO-Russland-Rat sein. Das
Bündnis ist, mit einem starken
deutschen Partner in seiner Mitte,
ein Bündnis für den Frieden. Der
Gipfel von Warschau dürfte dafür
einmal mehr ein Zeichen setzen.
Jörg Fleischer
Ressortleiter Politik
4. Juli 2016
MINISTERIUM / HINTERGRUND
Zeit für Zusammenhalt
aktuell
Foto: Bundeswehr/ PIZ EinsFüKdo Bw
Ministerin reist
nach Incirlik
Marcel Huber (CSU), Staatsminister für Bundesangelegenheiten in Bayern, im aktuell-Interview.
Foto: picture alliance/dpa/Andreas Gebert
München. Wozu Bundeswehr?
Darüber haben aktuell-Redakteure mit Politikern aus Ländern
und Kommunen gesprochen. Die
Interviews erscheinen in loser
Reihenfolge. In dieser Ausgabe:
Marcel Huber (CSU), Leiter der
Staatskanzlei und Staatsminister für Bundesangelegenheiten
und Sonderaufgaben des Freistaates Bayern, über eine multiple
Bedrohungslage weltweit und
Zukunftsherausforderungen für
die Bundeswehr.
Wozu braucht Deutschland
überhaupt die Bundeswehr?
Die Bundeswehr ist international betrachtet eine bedeutende
Stütze des westlichen Verteidigungs- und Wertebündnisses. Die
Flüchtlingskrise hat gezeigt, dass
wir uns nicht aus den weltweiten Konflikten und Problemen
heraushalten können, sondern diese
nur als Gemeinschaftsleistung der
westlichen Wertegemeinschaft angehen können. Darüber hinaus zeigt
sich immer wieder, wie unerlässlich die helfenden Hände der Soldatinnen und
Soldaten bei Notsituationen im
Inland sind. Die Hilfe – zuletzt
bei der verheerenden Flutkatastrophe im Juni in Niederbayern –
zeigt der Bevölkerung, wie sehr
die Bundeswehr zu Deutschland
gehört.
„Die Welt scheint Kopf zu stehen“: Marcel Huber (CSU) fordert, dass Europa zusammensteht.
Müssen wir uns stärker der Landesverteidigung zuwenden?
Landes- und Bündnisverteidigung sind in meinen Augen
untrennbar verbunden. Angesichts der multiplen Bedrohungslage weltweit, der
zahlreichen kriegerischen Konflikte
und des internationalen Terrorismus
ist es umso wichtiger, dass Deutschland, dass Europa,
dass die NATO als
Einheit zusammensteht. Die Welt
scheint Kopf zu stehen – gerade
da müssen wir alle solidarisch
zusammenhalten!
Wie sieht konkret Ihre Arbeit aus?
Als bayerischer Bundeswehrminister habe ich das klare Ziel,
die bestmöglichen Rahmenbedingungen für die Truppe zu schaffen. Zudem setze ich mich für
mehr Anerkennung und gesellschaftliche Akzeptanz der Bundeswehr ein. So zuletzt beim
„Tag der Bundeswehr“. Denn:
Nur durch eine bessere Kenntnis
beider Seiten wird die Achtung
voreinander gefördert. Wer hinter
die Kulissen blickt und sieht, welchen engagierten Einsatz die Soldatinnen und Soldaten weltweit
für unser Vaterland erbringen,
wird die Bundeswehr nicht als
eigene Welt, sondern auch weiterhin als Teil der Gesellschaft
empfinden.
In Ihr breites Aufgabenspektrum fallen auch die Themen
Bundeswehr und Verteidigung.
Brauchen wir nach Ihrer
Ansicht die Wehrpflicht zurück?
Ich denke, unseren Soldatinnen und Soldaten ist mit Kontinuität und Verlässlichkeit am
meisten geholfen. Wir dürfen
nicht den eingeschlagenen Weg
der Reformen schon wieder in
Frage stellen.
Alles in allem – macht die Bundeswehr einen guten Job?
Bei meinen häufigen Truppenbesuchen kann ich mit eigenen
Augen sehen, was die Bundeswehr für großartige Leistung
erbringt. Das macht mich stolz.
Und ich bin fest davon überzeugt, dass unsere Streitkräfte
auch bei den Zukunftsherausforderungen wie der Verteidigung gegen Cyber-Angriffe
eine herausragende Rolle spielen werden.
Die Fragen stellte Jörg Fleischer.
Flüchtlingshilfe: 2,2 Millionen Stunden
Fotos: Bundeswehr/Tom Twardy (2)
Foto: Bundeswehr/photothek/Trutschel
Seit Juni 2015 unterstützt die Bundeswehr in der Flüchtlingskrise – eine erste Bilanz.
Berlin. Die Flüchtlingskrise in
Deutschland und Europa: Seit
Juni 2015 hat die Bundeswehr
im Inland die Länder und Kommunen unterstützt – länger als
jemals zuvor. Jetzt liegt eine erste
Bilanz des Einsatzes vor.
Demnach wurden die Länder
und Kommunen auf etwa 850
Amtshilfeanträge hin bei der
Unterbringung, Versorgung
und Registrierung von Flüchtlingen durch die Bundeswehr
unterstützt, beispielsweise durch
Personal, Transport von Material und Personen, Bereitstellung
von Verpflegung und Sicherstellung des Brandschutzes sowie
sanitätsdienstlicher Leistungen.
Zum Vergleich: Beim Hochwasser 2013 waren etwa 330 Anträge
auf Amtshilfe gestellt worden.
In Spitzenzeiten waren bis zu
9000 Soldaten sowie zivile Mitarbeiter in der Flüchtlingshilfe
Soldaten helfen Flüchtlingen: Hier in Doberlug-Kirchhain, Erding und Feldkirchen (v. l. n. r.).
gebunden – in enger Zusammenarbeit mit zivilen Hilfskräften sowie freiwilligen Helfern im
gesamten Bundesgebiet. Aktuell
sind noch circa 1450 Bundeswehrangehörige gebunden.
Das Verpflegungsamt der
Bundeswehr stellte bislang fast
eine Million Mahlzeiten bereit.
Insgesamt wurden12 174 Betten,
12 261 Textilien/Matratzen,
31 804 Schränke, Tische und
Stühle abgegeben. Der Bund
konnte die Länder und Gemeinden mit mehr als 170 000 Unterbringungsplätzen unterstützen.
Das entspricht etwa der Einwohnerzahl von Potsdam. Dazu hat
die Bundeswehr mit über 51 000
Unterbringungsplätzen in 72 Liegenschaften beigetragen.
Die Bundeswehr unterstützte
bisher mehr als 110 längerfristige
Projekte in Ländern und Kommunen. Die größten Projekte sind
die Wartezentren des Bundes in
3
Erding und Feldkirchen sowie
die Erstaufnahmeeinrichtung des
Landes Niedersachsen im Camp
Fallingbostel. Insgesamt erbrachten Soldaten und zivile Mitarbeiter der Bundeswehr in Projekten,
bei der Unterstützung der Registrierung von Flüchtlingen, bei der
Unterbringung und Verpflegung
von Flüchtlingen rund 2,2 Millionen Einsatzstunden.
(rb)
Mehr auf www.bundeswehr.de
Incirlik. Verteidigungsministerin
­
Ursula von der Leyen ist am vergangenen Freitag zu einem kurzen Truppenbesuch ins türkische
Incirlik gereist. Die Ministerin
traf dort mit den deutschen Soldaten auf dem Luftwaffenstützpunkt nahe der syrischen Grenze
zusammen. Die Bundeswehr ist
in Incirlik am internationalen
Kampf gegen die Terrormiliz
„Islamischer Staat“ beteiligt.
Dort sind derzeit rund 240 deutsche Soldaten stationiert. (eb)
Sommerreise der
Ministerin beginnt
Berlin. Verteidigungsministerin
­
Ursula von der Leyen hat ihre
Sommerreise 2016 gestartet. Zum
Auftakt besuchte sie die Logistikschule der Bundeswehr in
Garlstedt und das Panzergrenadierbataillon 33 in Neustadt am
Rübenberge bei Hannover. Am
vergangenen Donnerstag war die
Ministerin zu Gast beim Zentrum
Innere Führung der Bundeswehr
in Koblenz. An allen Standorten
führte die Ministerin persönliche Gespräche mit den Soldaten.
„Gäbe es die Innere Führung
nicht, so müsste man sie heute
erfinden.“ Mit diesen Worten
würdigte von der Leyen die
Bedeutung des Zentrums Innere
Führung in Koblenz. Beim Panzergrenadierbataillon 33, dem
ersten Verband, der Anfang Mai
mit der Ausbildung am neuen
Schützenpanzer Puma begonnen hat, informierte sich die
Ministerin über den Stand der
Ausbildung. „Es ist beeindruckend, mit welcher hohen Motivation und Fachlichkeit die Soldaten den Schützenpanzer hier
auf den Weg bringen“, sagte die
Ministerin. Der Kommandeur
des Bataillons, Major Thorsten
Nagelschmidt, sagte, die Einführung des Pumas verlange, nicht
nur personelle, sondern auch infrastrukturelle Herausforderungen zu meistern. An der Logistikschule der Bundeswehr in
Garlstedt fasste von der Leyen
zusammen: „Die Logistiker sorgen dafür, dass alles schnurrt!“
Im zentralen Kompetenzzentrum für logistische Ausbildung
informierte sich die Ministerin
über das Aufgabengebiet und die
Anforderungen angesichts der
multinationalen Einsätze. (eb)
Alle Infos zur Sommerreise auf
www.bundeswehr.de.
4
aktuell
POLITIK / HINTERGRUND
4. Juli 2016
Iraker erobern
Falludscha zurück
Falludscha. Die irakischen
Streitkräfte haben nach eigenen
Angaben die Stadt Falludscha
von der Terrormiliz „Islamischer
Staat“ (IS) zurückerobert. Elitetruppen hätten nunmehr den letzten noch vom IS kontrollierten
Stadtteil eingenommen, sagte
ein Armeesprecher in der vergangenen Woche. Die IS-Kämpfer räumten das letzte Viertel der
Stadt kampflos und zogen sich
ins Umland zurück. Rund 260
Fahrzeuge des IS seien beim
Verlassen der Stadt durch Luftangriffe zerstört und mehr als
150 IS-Kämpfer bei dem Bombardement des Konvois getötet
worden.
(uvs/ans)
Putin verlängert
Einfuhrverbot für EU
Brüssel. Russland setzt offenbar nicht auf eine baldige Normalisierung seiner Beziehungen
zur Europäischen Union und will
stattdessen seine Beziehungen zur
Türkei neu beleben. Nach einem
Telefonat mit seinem türkischen
Amtskollegen Erdogan kündigte
der russische Präsident Wladimir
Putin am vergangenen Mittwoch
die Aufhebung der Sanktionen
gegen die Türkei an. Die Beziehungen waren in die Krise geraten, nachdem die türkische Luftwaffe an der Grenze zu Syrien ein
russisches Kampfflugzeug abgeschossen hatte. Zugleich verlängerte Putin das russische Einfuhrverbot für Lebensmittel aus der
Europäischen Union, den USA
und anderen westlichen Staaten
wegen der Ukraine-Krise bis
Ende 2017.
(yb/ck)
Brüssel denkt strategisch
Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini stellt ihre „Globalstrategie“ vor.
Von Jörg Fleischer
Berlin. Die „Außenbeauftragte
der Europäischen Union“,
Federica Mogherini, hat ihren
Vorschlag für eine neue europäische Außen- und Sicherheitsstrategie vorgelegt. Das Papier soll
nun in den EU-Mitgliedsstaaten
umfassend erörtert werden.
Der Präsident der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Karl-Heinz Kamp, sagte
der Redaktion der Bundeswehr
zu dem 32-Seiten-Papier: „An
Ambition fehlt es der neuen
außenpolitischen Strategie der
Europäischen Union wahrlich
nicht. Nannte sich das Vorgängerdokument von 2003 noch
‚Europäische Sicherheitsstrategie’, so trägt das in der vergangenen Woche in Brüssel vorgestellte Dokument den Begriff
‚Globalstrategie’ im Titel.“
Eine europäische Armee bleibt
für Mogherini ein Fernziel. Die
EU verfüge über viele Instrumente, die den Mitgliedsstaaten
erlaubten, mehr zu kooperieren.
„Wir sollten Schritt für Schritt
mehr machen und uns daran orientieren, was wir brauchen“, sagte
sie der „Süddeutschen Zeitung“.
Insgesamt sei mehr Zusammenarbeit und Handlungsfähigkeit im
Verteidigungsbereich nötig, um
auf Krisen zu reagieren.
Keine Konkurrenz
zur NATO
Karl-Heinz Kamp liest in der
neuen Strategie klare Worte:
„Erstmals definiert ein Strategiedokument eine Liste der vitalen Interessen der Europäischen
Union. Mehr noch – es werden
auch Schritte aufgezeigt, wie die
strategischen Ziele konkret umgesetzt werden können.“ Mogherini
empfiehlt den EU-Mitgliedsstaaten, einerseits noch enger mit der
NATO zu kooperieren und andererseits „sich selbst in die Lage
zu versetzen, auch auf sich allein
gestellt“ handeln zu können. Die
EU müsse in der Lage sein, „autonom“ zu operieren, „um Frieden
zu fördern und Sicherheit inner-
und außerhalb der EU-Grenzen
zu garantieren“. In dem Strategiepapier heißt es: „Wir müssen
als Europäer größere Verantwortung für unsere Sicherheit übernehmen.“ Und weiter: „Wir müssen bereit und in der Lage sein,
abzuschrecken, zu reagieren und
uns gegen äußere Bedrohungen
zu schützen.“
Nach Angaben der EU-Außenbeauftragten trete die EU
sicherheits- und verteidigungspolitisch aber nicht in Konkurrenz zur NATO. „Im Gegenteil:
Die EU und die NATO haben
ihre praktische Zusammenarbeit
verstärkt“, betonte Mogherini.
Kooperiert werde beispielsweise
bei der Abwehr von Cyber-Gefahren oder bei der Mission
„Sophia“. „Wir sind verschieden und ergänzen einander. Wir
müssen aber die europäische
Säule der Verteidigung ausbauen.
Das dient auch den transatlantischen Beziehungen.“ Mit Blick
auf den Ukraine-Konflikt heißt
es in dem Strategiepapier, in diesem Teil Europas seien „Frieden
und Stabilität nicht mehr gegeben“. Russland habe „internationales Recht verletzt und die
Ukraine destabilisiert“. Mogherini fordert „eine Verbesserung
der strategischen Kommunikation“, um auf Desinformationen
durch Russland schneller reagieren zu können.
EU „kann noch
stärker“ werden
Mogherini hatte das Strategiepapier seit Mitte 2015 vorbereitet. Ursprünglich sollte die
„Global Strategy“ früher veröffentlicht werden, der Termin
wurde aber auf die Zeit nach
dem sogenannten „Brexit“-Referendum verschoben. In Brüssel erklärte Mogherini: „Die EU
ist und bleibt eine fundamentale
Macht in der Welt – wirtschaftlich, aber auch in der Entwicklungshilfe, bei der Sicherheit, in
der Diplomatie und der Verteidigung.“ Die EU sei stark wie eh
und je. Und in Zukunft könne sie
sogar noch stärker werden.
„Eine Atmosphäre der Bedrohung“
„Unsere Geschichte war nicht leicht“: Litauens Botschafter Deividas Matulionis über Russland.
Berlin. Deividas Matulionis ist
seit 2012 Botschafter der Republik Litauen in Berlin. Das baltische Land ist nach der Annexion
der Krim durch Russland in Sorge
um seine Sicherheit und für eine
dauerhafte NATO-Präsenz auf
seinem Territorium. Die Redaktion der Bundeswehr hat mit dem
Botschafter gesprochen.
Ihr Land grenzt an die russische Enklave Kaliningrad. Wie
groß ist Ihre Sorge vor einer
Aggression Russlands im Baltikum?
Ich würde nicht sagen, dass es
konkrete Bedrohungen gibt von
Seiten Russlands. Aber in unserem Unterbewusstsein ist eine
Atmosphäre der Bedrohung vorhanden. Es ist die Besorgnis der
Seite Russlands. Russland muss
die Bereitschaft zum Dialog zeigen – zum wirklichen Dialog.
Foto: Frank Hensel
Istanbul. Nach den Selbstmordanschlägen auf den AtatürkFlughafen in Istanbul hat die Türkei die Terrormiliz „Islamischer
Staat“ (IS) für die Bluttat verantwortlich gemacht. Regierungschef Binali Yildirim sagte, die
Anzeichen deuteten auf den IS
hin. Auch nach Einschätzung
John Brennans, Direktor des
US-Nachrichtendienstes CIA,
trügen die Anschläge „zweifellos die Handschrift“ des IS.
Drei Selbstmordattentäter hatten auf dem Flughafen am vergangenen Dienstag mindestens
44 Menschen getötet, darunter
13 Ausländer, sowie rund 250
weitere verletzt. Unter den Verletzten war nach Angaben des
Auswärtigen Amts auch eine
deutsche Staatsbürgerin. US-Präsident Barack Obama sicherte der
Türkei die Unterstützung der Vereinigten Staaten bei der Aufklärung der Anschläge zu. (bt/yb)
Foto: Fotolia/vioNet
Terroranschlag auf
Flughafen in Istanbul
Im Gespräch: Botschafter Deividas Matulionis und Andrea Zückert,
Chefredakteurin der Redaktion der Bundeswehr.
Bürger, der Familien, über ihre
Sicherheit. Unsere Geschichte
mit Russland war nicht leicht.
Überzeugt Sie die NATO-Doppelstrategie gegenüber Russland? Einerseits Abschreckung,
andererseits Dialog?
Diese Doppelstrategie kann
funktionieren. Sie kann ihre Wirkung entfalten. Aber wir haben
unsere Bedenken. Denn Dialog
um des Dialogs willen ist kein
Selbstzweck. Ein Dialog muss
zu konkreten Resultaten führen.
Und der Ball liegt nun auf der
Eine Lockerung der EU-Sanktionen gegen Russland macht
Deutschland von echten Fortschritten bei den Friedensbemühungen abhängig – Stimmen
Sie zu?
Ich stimme zu. Die Lockerung
oder die Aufhebung der Sanktionen ist abhängig von der vollen
und umfassenden Umsetzung des
Minsker Abkommens. Ich sage
aber auch: Es gibt hier keinen
Zusammenhang etwa zur Bedeutung Russlands bei der Lösung
des Syrienkonflikts.
Die Fragen stellte Andrea
Zückert.
4. Juli 2016
EINSATZ / BUNDESWEHR
aktuell
5
Die versteckte
Gefahr
Mark H. wurde im Einsatz angesprengt – jetzt
ist er Counter-IED-Experte bei MINUSMA.
Gao. Oberleutnant Mark H. ist
Counter-IED-Berater (Improvised Explosive Devices) für
das deutsche Einsatzkontingent
MINUSMA (Multidimensional
Integrated Stabilization Mission
in Mali) im Norden Malis. Seine
Aufgabe: Er berät und unterstützt
die Angehörigen der UN-Mission
zum Thema behelfsmäßig hergestellte, improvisierte Sprengund Brandvorrichtungen – sogenannte IEDs.
Um die Soldaten vor den
IEDs zu schützen, muss Oberleutnant Mark H. wissen, wie
diese hergestellt und eingesetzt
werden. Durch seine umfangreichen Erfahrungen aus verschiedenen Einsätzen weiß er nur zu
gut um die Gefahr, die von diesen Spreng- und Brandvorrichtungen ausgeht. Zweimal wurde
er selbst im Afghanistan-Einsatz
angesprengt.
Vorfälle anlysieren,
Maßnahmen ableiten
In Mali arbeitet der 35-Jährige
in einem multinationalen Stab,
zusammen mit Niederländern,
Esten, Schweizern, Belgiern und
Dänen. Gemeinsam analysieren
sie IED-Vorfälle und leiten daraus Folgerungen für Maßnahmen zur Erhöhung der eigenen
Sicherheit ab. „Durch diese internationale Zusammenarbeit erhält
jede Nation wertvolle Informationen über Anschläge und Taktiken der Gegenseite, auch dann,
wenn diese sich nicht direkt
gegen eigene Soldaten richten“,
erklärt der Oberleutnant. Dass
Mark H. nach seinen zahlreichen
Einsätzen und mehreren Auslandsverwendungen neben fließendem Englisch auch Niederländisch, Russisch, Französisch und
sogar Arabisch spricht, macht die
Zusammenarbeit für alle noch
einfacher. Gemeinsam suchen
sie Antworten auf Fragen: Welche Art und Menge Sprengstoff
wurde benutzt? Welcher Auslöser wurde verwendet? Wie wurde
die Vorrichtung gezündet? Jedes
Detail könnte wichtige Hinweise
geben, um zukünftige Anschläge
zu verhindern.
Störsender:
lebenswichtige Hilfe
Gegen die Zündung eines IEDs
per Funk helfen Störsender – die
sogenannten „Jammer“. Sie hemmen bestimmte Funk- oder Frequenzbereiche in ihrem Umfeld,
so dass die Zündung eines IEDs,
zum Beispiel per Handy, nicht
möglich ist. Jede Patrouille, die
sich außerhalb des Lagers im
Norden Malis bewegt, hat solche Störsender auf ihren Fahrzeugen montiert.
Weil die „Jammer“ für die
Sicherheit der Soldaten so wichtig sind, müssen sie regelmäßig
überprüft werden. Auch dafür ist
Mark H. verantwortlich. „Gerade
in Einsatzländern mit schwierigem, unebenem Gelände ist diese
Überprüfung besonders wichtig.
Bei hoher Beanspruchung kann
Fotos: Bundeswehr/PAO DEU EinsKtgt MINUSMA (5)
Von Dennis Köhler
Unterwegs in Gao: Ein Sprachmittler und niederländische Kameraden begleiten Oberleutnant Mark
H. (o. und u. r.). Der Transportpanzer Fuchs (Mitte l. und u. l.) der IED-Experten ist mit Störsendern
ausgestattet – diese werden regelmäßig von Oberleutnant H. überprüft (Mitte r.).
sich schnell mal eine Antenne
oder ein Kabel lösen und die
Funktionsfähigkeit gefährden“,
betont der Counter-IED-Experte.
Nach seinem Einsatz im
Norden Malis wird der Oberleutnant in seiner Dienststelle in
Deutschland Daten und Informationen aus den Einsatzgebieten
auswerten: „Anhand der Informationen kann ich dann bewerten, ob die Soldaten im Einsatz
eine Anpassung der Stör- und
Schutzausstattungen brauchen
und entsprechende Empfehlungen an meine Vorgesetzten aussprechen.“ Mark H. ist sich der
besonderen Bedeutung seiner
Aufgabe bewusst. Die Sicherheit
seiner Kameraden treibt ihn an
– im Einsatz wie in der Heimat.
Der feine Unterschied
Augusta. Der Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main“ –
derzeit im Einsatz im Mittelmeer
bei der Operation Sophia – ist mit
einer schwimmenden Kleinstadt
vergleichbar. Und in einer Kleinstadt geht nichts ohne Strom. Die
Oberbootsmänner Christopher W.
und Sebastian K. sind die Elektrotechnik- und Elektronikmeister an Bord. Ein kleiner Unterschied in der Bezeichnung, aber
ein großer im Aufgabenbereich.
Oberbootsmann Christopher
W. ist der Elektrotechnikmeister
– kurz: E-Meister. „Neben den
E-Diesel-Generatoren und der
Beleuchtung ist mein Bereich
noch für die Fahrstühle, die
Fotos: Bundeswehr/Janine Pirrwitz (2)
Spezialisten sind an Bord besonders gefragt: Elektrotechnik- und Elektronikmeister stellen ihren Arbeitsbereich vor.
Christopher W. (l.) am Schiffstechnischen Leitstand. Sebastian K. (r.)
überprüft die Bordelektronik.
Kräne und für die Anlagen der
Bordhubschrauber verantwortlich“, erklärt der gelernte Energie- und Gebäudetechniker.
Neben der Wartung und Pflege
der Generatoren ist der 26-Jährige auch in die Wachroutine
der Schiffstechnik eingebunden.
Dann ist er nicht in seiner Werkstatt, sondern im Schiffstech-
nischen Leitstand – dem technischen Herzen des Schiffes
– zu finden: „Wir sind die Nummer gegen Kummer“, sagt er
lächelnd. „Wenn irgendwo an
Bord eine Störung auftritt, ruft
man hier an und schon macht sich
einer der Techniker auf den Weg,
um das Problem zu lösen.“
Oberbootsmann Sebastian
K. hingegen ist der Elektronikmeister – kurz: Elo-Meister. Die
Elektroniker sind sogenannte
Dauerwächter und nicht in die
Wachroutine der Schiffstechnik
integriert. Sollte etwas während
ihrer Ruhezeiten kaputt gehen,
werden sie im Bedarfsfall auch
geweckt. „Der Elo-Meister bringt
das Fernsehbild. Darüber hinaus
kümmern wir uns um jegliche
Kommunikations- und Navigationselektronik“, erklärt Sebastian K. Das Arbeitsgebiet des
Elo-Meisters reicht von den
Antennen über die Bildschirme
bis zum Telefonhörer. „Die Fernsehanlage ist für die Besatzung
aber die wichtigste an Bord,
besonders jetzt zur Europameisterschaft“, sagt der 30-Jährige mit
einem Lächeln.
Doch trotz der Unterschiede
sind sich beide einig: Sie schätzen die Seefahrt sehr – auch weil
sie an Bord in ihren beruflichen
Kenntnissen immer wieder neu
gefordert werden.
(pir)
aktuell EINSATZ
KFOR, Kosovo
§
640
aktuell 333
12.06.1999 - unbefristet
04.12.2015 - 31.12.2016
Unterstützung der Anti-IS-Koalition
Kosovo Force
Beitrag durch Aufklärung, Luftbetankung, Sicherung
des internationalen Marineverbandes, Luft- und Seeraumüberwachung sowie Verbindungs- und Beratungsaufgaben
Aufbau und Erhaltung eines sicheren Umfelds,
einschließlich der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, Absicherung der Rechtsstaatlichkeitsmission
der Europäischen Union (EULEX Kosovo)
UNAMA, Afghanistan
2
01.10.2015 - 31.10.2016
§
EUNAVFOR MED – Operation Sophia, Mittelmeer
§
198
7
Counter Daesh, Türkei, Syrien und Irak
§
6
Unbewaffnet, seit 03/2002
United Nations Assistance
Mission in Afghanistan
European Union Naval Force Mediterranean
Aufklärung von Schleuser-Netzwerken, Vorgehen gegen Schleuser, Seenotrettung,
Unterstützung des EU-Operationshauptquartiers in Rom
Unterstützung der afghanischen Regierung beim
Auf- und Ausbau rechtsstaatlicher Strukturen,
Förderung der nationalen Versöhnung
OAE, Mittelmeer
14.11.2003 - 15.07.2016
Operation Active Endeavour
RS, Afghanistan
Entdeckung und Abschreckung von terroristischen Aktivitäten durch Seeraumüberwachung
951
01.01.2015 - 31.12.2016
Resolute Support
MINURSO, Westsahara
§
4
§
§
0
Unterstützung der afghanischen Sicherheitskräfte
bei der Herstellung und Wahrung der inneren
Sicherheit, Ausbildungsunterstützung
16.10.2013 - unbefristet
United Nations Mission for the
Referendum in Western Sahara
Unterstützung von vertrauensbildenden Maßnahmen,
Überwachung der Minen- und Munitionsräumung
Ausbildungsunterstützung Irak, Irak
§
134
29.01.2015 - 31.01.2017
Ausbildungsunterstützung der
Sicherheitskräfte der Regierung
der Region Kurdistan-Irak und der
irakischen Streitkräfte
Ausbildung, Unterstützung bei administrativen Aufgaben, bei der Durchführung des Einsatzes sowie
der örtlichen Zusammenarbeit
UNIFIL, Libanon
§
134
20.09.2006 - 30.06.2017
United Nations Interim Force in Lebanon
Seeraumüberwachung im Operationsgebiet und
Ausbildungsunterstützung der libanesischen
Marine
Atalanta, Horn von Afrika
32
§
272 |
19.12.2008 - 31.05.2017
European Naval Force Somalia –
Operation Atalanta
Abschreckung und Bekämpfung der Piraterie,
Schutz der Schiffe des Welternährungsprogramms
sowie weiterer gefährdeter Schiffe
MINUSMA, Mali
EUTM SOM, Somalia
28.02.2013 - 31.01.2017
13
§
03.04.2014 - 31.03.2017
European Union Training Mission for
Somalia
Unterstützung beim Transport von Personen und
Material, Wahrnehmung von Führungs-, Verbindungs-, Beratungs- und Unterstützungsaufgaben,
Wahrnehmung von Schutzaufgaben, Lufttransport
und -betankung, Aufklärung
Unterstützung beim Aufbau der somalischen
Regierung sowie beim Aufbau einer funktionsfähigen Sicherheitsstruktur, Ausbildung von
somalischen Soldaten
EUTM MLI, Mali
28.02.2013 - 31.05.2017
UNAMID, Sudan
European Training Mission in Mali
8
Ausbildung der malischen Sicherheitskräfte im
Rahmen der Pionier-, Logistik- und Sanitätsausbildung
§
§
163
15.11.2007 - 31.12.2017
United Nations/African Union Mission
in Dafur
UNMISS, Südsudan
§
15
08.07.2011 - 31.12.2016
United Nations Mission in South Sudan
Schutz der Zivilbevölkerung, Beobachtung der
Menschenrechtssituation, Sicherung des Zugangs
von humanitärer Unterstützung, Umsetzung des
Waffenstillstandsabkommens
Unterstützung des Dafur-Friedensabkommens
vom 05.Mai 2006 sowie der aktuellen Friedensverhandlungen
Grafik: Bundeswehr/Sebastian Nothing
§
496
United Nations Multidimensional
Integrated Stabilization
8
aktuell
BUNDESWEHR
4. Juli 2016
Von Anakonda
bis Saber Strike
Fotos: Bundeswehr/Christian Thiel (2)
er NATO-Gipfel in Warschau am 8. und 9. Juli rückt
näher. Die aktuelle Situation in
Osteuropa wird dabei ein Schwerpunkt sein.
Die Sorge der osteuropäischen
NATO-Mitgliedsstaaten vor einer
Aggression Russlands führte
bereits beim NATO-Gipfel in
Wales vor zwei Jahren zu zahlreichen Beschlüssen. Im Mittelpunkt stand damals das neuerliche
Bekenntnis zum System der kollektiven Sicherheit. Den Ländern
an der Ostgrenze des
Bündnisses
wurde die
verstärkte
Präsenz von NATO-Truppen
zugesichert. Übungsvorhaben,
Vorbereiten von Infrastruktur,
Vorauseinlagern von Ausrüstung
und Nachschub und die Bestimmung von Stützpunkten waren
Teil der, unter den noch frischen
Eindrücken der Ukraine-Krise
getroffenen, Vereinbarungen.
Umgesetzt wurden die Beschlüsse nicht nur mit der Aufstellung der Very High Readiness Joint Force (VJTF), sondern auch mit der Verstärkung
der Übungstätigkeiten auf in
den baltischen Staaten und in
Polen. Mehrere Tausend Soldaten von NATO-Mitgliedern und
anderen Partnernationen waren
allein dort in den letzten bei-
Foto: Bundeswehr/Fank Tuschmo
D
den Monaten an Großübungen
beteiligt.
Mit dem Dragoon Ride II,
einem Marsch über rund 2000
Kilometer von Bayern ins estnische Tapa, stellten amerikanische und deutsche Soldaten die
Fähigkeit unter Beweis, Kräfte
auch über große Distanzen koordinieren, verlegen und versorgen
zu können. Auf halber Strecke
trafen sie auf eine weitere Großübung. Anakonda war ein Manöver unter polnischer Führung mit
bis zu 31 000 beteiligten Soldaten
aus insgesamt 24 Nationen. An
der Weichsel hatten
deutsche,
britische,
niederländische und amerikanische Pioniere mit ihren Amphibienfahrzeugen vom Typ M3 die rund 350
Meter Wasser überbrückt und so
die Weiterfahrt des Dragoon Ride
ermöglicht. Das Ziel der Fahrt
war die Übung Saber Strike in
Estland, Lettland und Litauen.
Daran waren 13 Nationen und
rund 10 000 Soldaten beteiligt.
Das Zusammenspiel der verschiedenen Streitkräfte zu trainieren,
war dabei der Schwerpunkt. Parallel zu den Übungen an Land
fand im Ostseeraum die Übung
Baltic Operations (Baltops) zum
mittlerweile 44. Mal statt. Rund
4000 Soldaten, 45 Schiffe sowie
60 Luftfahrzeuge aus 14 Ländern
waren beteiligt. Die Bundeswehr
Foto: U.S. Navy photo/ Specialist 1st Class America A. Henry
Von Anika Wenzel
Foto: Bundeswehr/Marko Greitschus
Unmittelbar vor dem NATO-Gipfel haben
Zehntausende Soldaten in Osteuropa geübt.
Zusammenarbeit trainieren: Ob Dragoon Ride II (o.), Anakonda (u. r.), Saber Strike (M. r. u. l.) oder
Baltops (u. l.): Die Großübungen haben ein gemeinsames Ziel – Fähigkeiten mit verschiedenen Streitkräften zu trainieren und die Fähigkeit zur Zusammenarbeit auszubauen.
war mit dem Einsatzgruppenversorger „Berlin“, der Fregatte
„Sachsen“ und Soldaten des Seebataillons ebenfalls vor Ort.
Im Augenblick ist die Übungsaktivität in Osteuropa deutlich
verringert. NATO-Staaten und
auch Nicht-NATO-Mitglieder
schauen auf den Gipfel am 8.
und 9. Juli in Warschau. Bereits
im Vorfeld wurde über mögliche
Beschlüsse spekuliert. Unter
anderem wird damit gerechnet, dass sich die Allianz auf die
Aufstellung von vier Bataillonen
einigt, die in den baltischen Staa-
ten und in Polen stationiert werden sollen.
Wie auch immer die Beschlüsse
letzten Endes aussehen werden:
Der Gipfel wird auf jeden Fall
maßgeblich über das weitere
Engagement der NATO an ihrer
Ostgrenze bestimmen.
Versorgung unter Feuer
Ulm. „Das Schicksal des Verwundeten liegt in der Hand desjenigen, der den ersten Verband
anlegt“, sagt Oberfeldarzt Florent
Josse vom Bundeswehrkrankenhaus Ulm. Die Taktische Verwundetenversorgung, die Erste Hilfe
unter Gefechtsbedingungen, sei
oft die Entscheidung über Leben
und Tod eines Verwundeten.
Josse ist Organisator der Combat Medical Care Conference
(CMC). Das Motto der zweitägigen Tagung in der vergangenen Woche „There and back
again“ beschreibt nicht nur die
Notwendigkeit, einen Patienten
zeitgerecht zu versorgen, sondern
gemeinsam mit ihm die Gefahrenzone unbeschadet zu verlassen.
Viele Jahre war die Ausbildung der taktischen Verwunde-
tenversorgung nur für Streitkräfte
von Interesse. „Die Anschläge
von Paris, Brüssel oder Istanbul
zeigen, dass auch zivile Kräfte
nach taktischen Vorgaben agieren müssen“, so ein Stabsarzt
der französischen Feuerwehr in
ihrem Vortrag. Sie berichtet von
ihren Erlebnissen während der
Anschläge vom 13. November
2015 in Paris. Obwohl die Terroristen noch bekämpft wurden,
hätte das taktische Vorgehen der
Rettungskräfte ermöglicht, die
Vielzahl von Opfern zu versorgen und in Sicherheit zu bringen.
Mit knapp 1400 Teilnehmern
aus 31 Nationen, darunter Soldaten, Polizisten, zivile Rettungskräfte und Kräfte von Spezialeinheiten ist die CMC Conference
einzigartig in Europa. Höhepunkt
Foto: Bundeswehr/Michael Tomelzik
CMC Conference in Ulm: Rettungskräfte, Polizisten und Soldaten aus 31 Nationen trainieren innerhalb der Gefahrenzone.
Versorgt: Im urbanen Raum werden verschiedene Szenarien geübt.
der Konferenz sind realitätsnahe
Übungsszenarien. In einem Szenario wurde ein Amoklauf in
einer Schule simuliert. „Die Einsatzkräfte mussten die Opfer aus
dem Gefahrenbereich bergen und
in sichere Räume bringen, wäh-
rend der Täter noch nicht gefasst
war“, erläutert Josse. Dabei wurden die Verletzten nicht nur über
den Gang evakuiert, sondern
ebenso aus Fenstern abgeseilt.
Auch einem Massenanfall von
Verwundeten nach einer Explo-
sion müssen sich die Teilnehmer
stellen. Die Anzahl der Opfer
überstieg die Anzahl der Ersthelfer. Um möglichst viele Opfer
zu retten, musste aufgrund der
Verletzungsschwere entschieden
werden, welcher Patient wann
medizinisch versorgt wird – eine
Herausforderung auch für erfahrene Einsatzkräfte. Umso dankbarer sind sie, dass die Bundeswehr
ihnen dieses Training ermöglicht.
„Ich konnte vieles auffrischen und
einiges dazu lernen“, so ein Mitglied einer Sondereinheit der Polizei Niedersachen. „Ich werde hierfür in meiner Einheit Werbung
machen, dann kommen nächstes
Mal noch mehr von uns.“ (mw)
Mehr Informationen unter www.
sanitaetsdienst-bundeswehr.de.
4. Juli 2016
ZOOM
aktuell
9
Das „Grab der Fallschirmtruppe“
Eine Schlacht und ihre Folgen: Die blutige Einnahme von Kreta im Jahr 1941.
Die „Operation Merkur“
beginnt in den frühen Morgenstunden des 20. Mai. Statt einer
Schwerpunktbildung hat sich Student für einen räumlich verteilten Ansatz der Kräfte entschlossen, um die Flugplätze der Insel
gleichzeitig in Besitz zunehmen.
Von einem Überraschungsangriff
kann keine Rede sein. Die rund
42 000 Verteidiger der Insel, die
als „Creforce“ dem neuseeländischen General Bernard Freyberg unterstehen, setzen sich aus
30 000 Commonwealth-Soldaten
und 10 000 griechischen Kombattanten zusammen. Zudem kämpfen zahlreiche griechische Freischärler.
iela H
e b be
hr/
D an
Gra
Die teils unbeabsichtigt über
den feindlichen Stellungen abgesetzten Fallschirmjäger sind
anfangs oft über die Absetzplätze verstreut und weit
entfernt von ihren abgeworfenen Waffenbehältern. Am
Abend des 20. Mai 1941 steckt
das deutsche Unternehmen in
der Krise. Bereits in der ersten
Welle fallen über 1000 Soldaten kurz nach der Landung als
Tote oder Verwundete aus. Nur
das Ausbleiben eines alliierten
Gegenstoßes rettet die Operation. In weiteren Luftlandungen
werden schwere Waffen zugeführt. Zudem erreichen Gebirgsjäger die Insel mit improvisierten Motorkuttern. So gelingt es
den Deutschen, im Westen die
Kräfte zusammenzufassen und
damit die gegnerischen Hauptkräfte zu binden.
Freyberg sieht sich genötigt,
am 26. Mai die „Creforce“ von
der Insel zu evakuieren. Am Folgetag gelingt es den deutschen
Kräften, Chania einzunehmen.
Es folgt der Vorstoß zu den Eingeschlossenen bei Rethymno und
Iraklio. Die Hauptlast dieser Operationen tragen die Gebirgsjäger.
Währenddessen gelingt es der
Masse der „Creforce“, die Insel
zwischen dem 28. und 31. Mai
per Schiff zu verlassen.
Als Reaktion auf das Eingreifen kretischer Freischärler in den
Kampf und das grausame Vorgehen gegen verwundete Deutsche kommt es zu massiven Ausschreitungen deutscher Soldaten
gegen die Zivilbevölkerung. Teil
der „Vergeltungsaktionen“ sind
pauschale Massenerschießungen
sowie die Zerstörung der Orte
Kandanos und Floria.
Propaganda vom „Sieg
der Kühnsten“
Als operativer Erfolg kann
die Einnahme Kretas nur in
einer Hinsicht verstanden werden: Durch die Wegnahme britischer Basen der Royal Air Force
konnten die Briten nicht mehr in
den Schwarzmeerraum wirken.
Auch aus taktischer Sicht fällt
die Bilanz gemischt aus. In strategischer Hinsicht, also bezogen
auf den Kriegsverlauf im Ganzen, blieb die Inbesitznahme der
Insel nachrangig.
Kreta wird auch deswegen
als „Sieg der Kühnsten“ propagiert, weil die horrenden Verlustzahlen in NS-typischer Weise
dazu genutzt werden, Opferbereitschaft als Wert zu verklären.
Während die „Creforce“ jeweils
1700 Gefallene und Verwundete
sowie rund 12 000 Kriegsgefangene zu beklagen hat, verlieren
die deutschen Gebirgsjäger 1133
Mann (davon 321 Gefallene). Die
deutschen Flieger büßen rund 300
Gefallene und Vermisste ein.
Von den anfänglich 500 Flugzeugen bleiben nur 185 einsatzbereit. Von den 8060 Soldaten
der Fallschirmtruppe fallen 3162
– fast 40 Prozent.
Kurt Mühlenhaupt, ein
Veteran, der später als Maler in
Berlin bekannt wird, urteilt später im Rückblick: „Kreta ist eine
Toteninsel. Sie ist das Grab der
deutschen Fallschirmtruppe.“
Dr. Martin Rink ist Mitarbeiter
des Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr.
.S.
f k: U
u
/B
my
Ar
Foto: Ullstein Bild
Zweifelhafte
Operationsführung
nd
es
we
Die besondere Aura, welche die
Fallschirmtruppe der Wehrmacht
umgab, knüpfte sich vor allem
an die „Operation Merkur“, den
Angriff auf Kreta im Frühjahr
1941. Die verlustreiche Schlacht
wurde von der NS-Propaganda
bewusst zum Mythos stilisiert.
Die ab 1936 aufgestellte deutsche Fallschirmtruppe kam erst
im April 1940 in Norwegen und
anschließend im Feldzug gegen
Frankreich zum Einsatz. Nicht
zuletzt, um die Existenz seiner
Truppe zu rechtfertigen, drängte
der Kommandierende General,
Kurt Student, Adolf Hitler am
21. April 1941 zur Entscheidung zum Angriff auf Kreta.
Zu den Angriffskräften gehörten das VIII. Fliegerkorps mit
seinen Sturzkampfbombern und
das XI. Fliegerkorps. Letzteres
gliederte sich in die 7. Fliegerdivision mit rund 8000 Soldaten der Fallschirmtruppe und
ihren Transportfliegern sowie die
unterstellte 5. Gebirgsdivision
mit etwa 14 000 Gebirgsjägern.
l
Von Martin Rink
Propagandamaterial: Das Bild,
das die Landung deutscher
Fallschirmjäger auf Kreta zeigen
soll, ist eine Montage.
Luftlandeverbände spielten in der Bundeswehr der Fünfziger Jahre nur eine geringe
Rolle: Von Anfang an war die westdeutsche Armee als panzerstarke Truppe geplant.
So entstand die 1. Luftlandedivision ab 1956 nur deshalb, weil diese Verbände leichter
zu finanzieren waren als ihre gepanzerten Gegenstücke. Die Division blieb mit zwei
– ab dem Jahr 1970 drei – personalschwachen Brigaden ein Rumpfverband. 1994
wurde sie aufgelöst. Faktisch bestanden die Verbände durch das Kommando Luftbewegliche Kräfte aber fort. Hieraus wurde 2001 die Division Spezielle Operationen,
die im Jahr 2014 zur Division Schnelle Kräfte umgegliedert wurde. Dabei wurden auch
Heeresflieger sowie die niederländische 11. Luchtmobiele Brigade eingegliedert. Massensprung-Einsätze nach Art der „Operation Merkur“ gehörten nie zum operativen Konzept
der Fallschirmjägertruppe. Um 1980 wurde die Truppengattung zu luftbeweglichen,
panzer-abwehrstarken Verbänden umgeformt. Gleichzeitig wurde sie im nichtmechanisierten infanteristischen Gefecht ausgebildet und teilweise auch im Jagdkampf ausgebildet. Spezialisierte Operationen stehen erst seit den späten 1990er Jahren im Fokus.
Foto: Ullstein/Scherl/Süddeutsche Zeitung Photo
Die Luftlandetruppe der Bundeswehr
„Operation Merkur“: Ein Stoßtrupp deutscher Fallschirmjäger nimmt auf
Kreta britische Soldaten (erhobene Hände) in Gefangenschaft.
10
aktuell
SPORT
4. Juli 2016
Die Kugel fliegt wieder
Kugelstoß-Weltmeisterin Christina Schwanitz ist fit für Rio.
Kassel. Nach langer Verletzungspause kämpft sich Kugelstoßerin Stabsunteroffizier (FA)
Christina Schwanitz Stück für
Stück in Richtung Olympia-Form.
Hartnäckige Schulterprobleme
hatten ihren Start in die Wettkampfsaison immer wieder verzögert. Doch dann meldete sich
Schwanitz auf beeindruckende
Weise zurück: Bei den Deutschen Leichtathletikmeisterschaften in Kassel holte sie am
19. Juni souverän den Titel.
Obwohl sie zu diesem Zeitpunkt
erst seit sieben Wochen wieder
im Training war, siegte sie mit
anderthalb Metern Vorsprung.
Die Weite von 19,49 Metern
würde zwar nach derzeitigem
Stand noch nicht für eine
Medaille bei den Olympischen
Spielen in Rio reichen, doch
die Formkurve der Weltmeisterin von 2015 zeigt weiter nach
oben. „Ich bin zielstrebig und
möchte mehr denn je nach Rio“,
versichert die 30-jährige Soldatin der Sportfördergruppe Frankenberg. „Aber nach einer derart
langen Verletzungspause wäre es
für mich schon ein Riesenerfolg,
wenn ich Dritte würde. Selbst
über den fünften Platz könnte
ich mich noch freuen“, sagt die
Sächsin.
Als nächster Test stehen die
Europameisterschaften vom
7. bis 10. Juli in Amsterdam an.
Hier möchte sie ihren zweiten
EM-Titel gewinnen und weiter
Schwung aufnehmen.
Fokussiert
aber fröhlich
Schwanitz musste in ihrer
Karriere immer wieder schwere
Rückschläge hinnehmen. „Nur
durchs Verlieren lernt man
Gewinnen“, lautet ihr Motto.
Auch der Respekt vor ihren
Gegnern war ihr stets wichtig: „Klar will ich immer
gewinnen! Doch ich finde
es genauso wichtig, dass
man nach einem verlorenen Wettkampf auch seinen Gegnern aufrichtig
­gratulieren kann.“
Die gebürtige Dresdenerin
gilt als ehrliche Haut, die ihr
Herz auf der Zunge trägt. Doch
eine derartige Offenheit hat auch
ihre Kehrseite: Ihre bekannte
Gewohnheit, auf Wettkämpfen
ein Bier aus ihrer Heimat dabei
zu haben, verdrehte ein Journalist zur feucht-fröhlichen Siegesgewissheit. „Eine völlig falsche
Interpretation war das“, stellt
Schwanitz klar. „Mit so einer
Einstellung würde ich niemals
in einen Wettkampf gehen, denn
der ist erst dann entschieden,
wenn alle ihre sechs Versuche
hatten.“
Das Umfeld
muss stimmen
Doch solche Ärgernisse rütteln nur kurz an der sächsischen
Frohnatur und schon im nächsten Moment lacht sie wieder. Was
gibt ihr die Kraft, nach der langen Verletzungspause wieder so
schnell zurückzukommen? „Bei
mir muss das Umfeld stimmen,
damit ich gute Leistungen bringen kann. Meine Familie und
meine engsten Freunde sind mir
sehr wichtig.“
Eine Ausnahme gibt es für
die „Sportlerin des Jahres“ 2015
jedoch: Bei Wettkämpfen ist es
ihr lieber, wenn sie sich voll und
ganz auf ihre Rolle als Athletin
konzentrieren kann: „Zuhause bin
ich die Ehefrau, die Tochter oder
die Schwester“, sagt Schwanitz.
„Wenn es aber um Medaillen geht,
möchte ich einfach nur meinen
Job als Kugelstoßerin machen –
und zwar ohne das Gefühl, jemanden zu vernachlässigen.“
Fotos: Bundeswehr/Micha Will (4)
Von Markus Theis
Fotos Micha Will
Volle Konzentration: Kugelstoßerin Christina Schwanitz bei
den Deutschen Meisterschaften in Kassel im Juni – dort gab
es den fünften Meistertitel.
Schlaflos auf dem Rad
Wedemark. Ultraradfahrer
Oberstleutnant Rolf Starosta
hat das 24-Stunden-Rennen von
Brelingen bei Hannover gewonnen. Der 57-jährige Offizier
vom Kommando Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst in Leer
legte dabei eine Strecke von 700
Kilometern zurück.
Starosta kam nicht nur mit
dem 17 Kilometer langen Rundkurs am besten zurecht, sondern
auch mit den widrigen Wetterverhältnissen. Die über 60 Teilnehmer mussten sich teils durch
stundenlangen Regen kämpfen.
Der Stabsoffizier konnte sich
von Beginn an in der Spitze etablieren und früh vom Feld absetzen. In der Nacht baute er seinen
Abstand zur Konkurrenz noch
aus. Am Ende überquerte er die
Ziellinie mit einem Vorsprung
von 40 Kilometern.
Für den Extremsportler war
das Rennen in Niedersachsen
der Auftakt zur Vorbereitung auf
einen sportlichen Höhepunkt im
kommenden Jahr. „Im Juni werde
ich unter dem Slogan ‚Project
2017‘ einen Charity-Ultra-Radmarathon mit einer Distanz von
2000 Kilometern nonstop
bewältigen“, kündigt
Starosta an.
Der Anlass: sein
40-jähriges Dienstjubiläum im kommenden Jahr. „Ich
sammle bereits in
der Vorbereitung
Spenden für das Soldatenhilfswerk der Bundeswehr
und erhalte dabei vielfache
Unterstützung“, sagt Starosta.
Sein Ziel ist es, die Strecke von
2000 Kilometern am Ende in eine
Spende von 2000 Euro umzu-
Fotos: Bundeswehr/Sebastian Wilke (2)
Oberstleutnant Rolf Starosta ist erfolgreicher Extremsportler – und radelt für einen guten Zweck.
Mit Ausdauer: Starosta beim „Glocknerman“ – einem der härtesten Radrennen Europas.
wandeln. Schon
jetzt sind 300 Kilometer „verkauft“. „Das
verdanke ich auch der prominenten Unterstützung durch den
Abteilungsleiter Führung Streitkräfte im Verteidigungsministerium, Generalleutnant Eberhard
Zorn“, sagt Starosta.
Der Oberstleutnant ist in der
Extremradsportszene kein Unbekannter. Im vergangenen Juni
erkämpfte er beim „Glocknerman“ – das Radrennen gilt als
eines der härtesten Europas – den
dritten Platz in der Einzelwertung. Auf einer Gesamtstrecke
von 860 Kilometern überwand er
­
Den Link zum Spendenaufruf für Rolf Starostas „Project
2017“ gibt es auf Facebook unter
https://www.facebook.com/rolf.
starosta.
4. Juli 2016
SOZIALES / PERSONAL
aktuell
11
Das Schicksal des Richard Grund
Ein Soldat erkrankt an Krebs – in Folge seines Dienstes. Die Härtefallstiftung leistet Hilfe.
Von Irina Henrich
Richard Grund (l.) dient
von 1964 bis 1976 in
der Bundeswehr und
kommt dort mit radio­
aktiven Substanzen in
Kontakt. 1999 erkrankt
er an Krebs, im März
2016 spricht die Deut­
sche Härtefallstiftung
ihm eine Unterstützung
von 35 000 Euro zu.
Seit der Gründung der
Stiftung im Jahr 2012
haben 192 Personen
finanzielle Unterstüt­
zung erhalten. Insge­
samt wurden bis heute
mehr als 3,8 Millionen
Euro ausgezahlt.
A
Foto: privat
ngehörige der Bundeswehr
und der ehemaligen Nationalen Volksarmee (NVA), die
im Dienst oder Einsatz erkrankt
sind, können Dank der Deutschen
Härtefallstiftung mit schneller
und unbürokratischer Hilfe rechnen. So auch der ehemalige Oberfeldwebel Richard Grund.
Insgesamt zwölf Jahre dient
der heute 73-Jährige bei der
Bundeswehr. Zwischen 1964
und 1976 bildet er Piloten an
Radargeräten des Kampfflugzeuges F-104 Starfighter und
des Transportflugzeuges C-160
Transall aus. Täglich verbringt
er mehrere Stunden in Cockpits, in denen eine radioaktive
Radium-Leuchtfarbe verarbeitet ist, damit die Piloten die Instrumente bei Nachtflügen besser
erkennen.
Diagnose
Krebs
Nach seiner Zeit bei der Bundeswehr macht Richard Grund
Karriere. „Ich habe als Sekretär
an der Deutschen Botschaft in
Moskau gearbeitet und nebenbei als Dolmetscher. Ich spreche sechs Sprachen“, sagt Grund.
Doch als die Ärzte 1999 den
Krebs in seinem Kopf entdecken,
ändert sich sein ganzes Leben.
„Nach meiner Erkrankung bin
ich in ein wirtschaftliches und
soziales Loch gefallen. Seit der
Operation bin ich schwerbehindert und mein Gesicht ist halbseitig gelähmt. Ich habe nur noch
meinen Verstand und meine Frau,
die mich pflegt“, sagt er.
16 Jahre kämpft Grund für
die Anerkennung seiner Krankheit in Folge seines Dienstes.
Durch die Aktivität im „Bund
zur Unterstützung Radarstrahlengeschädigter“ stößt er auf die
Deutsche Härtefallstiftung. „Ich
habe alle Unterlagen eingereicht
und einen Antrag ausgefüllt“,
berichtet Grund. Im März 2016
bewilligt die Deutsche Härtefallstiftung seinen Antrag – und
unterstützt ihn mit 35 000 Euro.
„Mir haben die Hände gezittert.
Die Menschen dort sind wirklich gewillt, etwas zu bewirken.
Wenn ich einen Hut hätte, würde
ich ihn ziehen“, sagt Grund. Er
steht nicht allein da. Ursprünglich wurde die Stiftung für Radaropfer der Bundeswehr und der
NVA der Deutschen Demokratischen Republik gegründet. Dabei
handelte es sich um 3800 Soldaten, die in den Sechziger- und
Siebzigerjahren an Radargeräten arbeiteten. Viele erkrankten
anschließend an Krebs.
Hilfe durch die
Härtefallstiftung
Einen Antrag auf finanzielle
Unterstützung können nicht nur
Bundeswehr- und NVA-Angehörige stellen, die im Dienst oder
Einsatz geschädigt wurden, sondern auch deren Hinterbliebene
und Angehörige. Inzwischen
häufen sich zudem Anträge von
Soldaten, die im Auslandseinsatz
psychisch oder physisch erkrankt
sind.
Am 22. Mai 2012 wurde die
„Treuhänderische Stiftung zur
Unterstützung besonderer Härtefälle in der Bundeswehr und der
ehemaligen NVA“ mit Sitz in
Bonn gegründet. Im Jahr 2011
hatte der Deutsche Bundestag
die Bundesregierung aufgefordert, zu diesem Zweck eine Stiftung einzurichten. Seit der Änderung der Rechtsform im Jahr
2015 heißt die nun rechtsfähige
und gemeinnützige Organisation
Deutsche Härtefallstiftung. Sie
besteht aus drei Organen: dem
Vorstand mit dem Vorsitzenden,
Oberst a.D. Bernhard Gertz, dem
16-köpfigen Stiftungsrat mit der
Vorsitzenden Sabine Bastek und
dem Vergabeausschuss mit der
Vorsitzenden Birgitt Heidinger.
Letzterer entscheidet über die
Anträge. Die Stiftung startete
2012 mit einem Vermögen von
10 Millionen Euro aus dem Etat
des Verteidigungsministeriums.
Die Unterstützungsleistungen
lagen bisher zwischen 1000 und
mehr als 50 000 Euro.
Brandoberinspektor bei der Bundeswehr
Köln. Der Tower des Flughafens Köln/Bonn meldet eine
Luftnotlage: Das Fahrwerk einer
Maschine im Anflug lässt sich
nicht ausfahren. Brandoberinspektor Tim Hall, stellvertretender Leiter der Feuerwache,
übernimmt die Einsatzleitung
und fährt mit seinem Team und
sechs Löschfahrzeugen in die
Nähe des Rollfelds. „Jetzt sind
ein klarer Kopf und volle Konzentration gefordert“, sagt Hall.
Der Vater eines Sohnes bewirbt
sich 2009 nach seinem Studium
„Rescue-Engineering“ für den
gehobenen technischen Dienst
– Fachrichtung Feuerwehr bei
der Bundeswehr. Nach der Laufbahnausbildung und Praktika in
etlichen Feuerwachen wird er
Foto: Bundeswehr/Stephan Ink
Tim Hall ist immer bereit für den Kampf am Brandherd. Sein Arbeitsplatz ist der Flughafen Köln/Bonn.
zur Feuerwehr der Flugbereitschaft des Bundesministeriums
der Verteidigung in Köln versetzt. Für den gebürtigen Kölner
der Wunschstandort.
Hall erstellt für rund 100 Kollegen die Dienst- und Einsatzpläne.
Aus- und Weiterbildungen übernimmt der 35-Jährige ebenfalls.
Zehn Tage pro Monat ist er im
Durchschnitt im Dienst, arbeitet
in 24-Stunden-Schichten. „Wir
stehen in engem Kontakt mit
der Feuerwache auf dem zivilen
Teil des Flughafens“, sagt Hall.
Regelmäßig wird gemeinsam
geübt. Krasser Gegensatz: Da
es im Dienst für den Brandoberinspektor heiß hergeht, findet er
beim Wintersport den perfekten
Ausgleich. Obwohl ursprünglich
eine Karriere bei der Berufsfeuerwehr sein Traum war, steht für
Hall heute fest: „Ich würde mich
wieder für die Bundeswehr entscheiden.“
Welche Redewendung gebrauchen Sie häufig?
„Et is wie et is!“
Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem anderen Menschen
am meisten?
Humor und Ehrlichkeit.
Was können Sie überhaupt nicht leiden?
Kümmel.
Wo auf der Welt würden Sie am liebsten leben, wenn Sie es sich
aussuchen könnten?
Neuseeland.
Was war das Verrückteste, was Sie bisher in Ihrem Leben erlebt
haben?
Die Geburt meines Sohnes.
Welche Person bewundern Sie am meisten – und für welche
­Eigenschaft?
Meine Partnerin für ihre Ehrlichkeit.
12
aktuell
VERMISCHTES
4. Juli 2016
Der neue Zugang
Die Media-App der Bundeswehr bietet die aktuell in neuer Form.
Berlin. Die aktuell und Y–Das Magazin der Bundeswehr
gibt es jetzt im digitalen Format. Die neue Media-App der
Bundeswehr bietet beide Produkte in optimierter Form
für Handy und Tablet. Die App ist kostenfrei und von
dieser Woche an in den Appstores von Apple, ­Amazon
und Google verfügbar.
Das finden Nutzer in der App: Die neuesten Ausgaben
von aktuell und Y–Das Magazin der Bundeswehr, das
zehnmal im Jahr über militärische und sicherheitspolitische Themen berichtet – mit Reportagen, Hintergründen, Infografiken.
Kioskansicht: alle Ausgaben von aktuell und Y auf
einen Blick
Die Verfügbarkeit der App in den Stores wird ab dem
4. Juli auf www.bundeswehr.de und bei der Bundeswehr
auf Facebook angezeigt.
Seitenübersicht: schnell
und zügig digital durch
die Zeitung blättern, Texte
und Bilder jederzeit leserfreundlich vergrößern
Vernetzung: direkter
Zugriff auf die digitalen
Angebote der Bundeswehr bei Facebook, YouTube, Flickr, Instagram
und Twitter, Inhalte direkt
im Netz teilen – auch per
E-Mail
016
26/2
Grafik: Bundeswehr/Eva Pfaender
Foto: Bundeswehr/Christian Thiel; Montage: Bundeswehr/Eva Pfaender
Banner: direkter Zugriff auf
die neuesten Inhalte auf
www.bundeswehr.de und
www.bmvg.de
Eine Suchfunktion ermöglicht, zügig die Berichte zu
finden, die am meisten interessieren. Wer in vorhergegangenen Ausgaben blättern will, nutzt das digitale Archiv.
Und: Eine Banner-Funktion informiert über die jüngsten
Berichte auf www.bundeswehr.de und www.bmvg.de.
Die App bietet außerdem den direkten Link zu den
Social-Media-Angeboten der Bundeswehr.
SUDOKU
Vi
el G
Senden Sie die vier Lösungszahlen,
lück
die sich aus den farbigen Feldern
!
ergeben, per E-Mail mit dem Betreff
„Sudoku 26/2016” und Ihrer Postanschrift an:
[email protected]
Einsendeschluss:
Sonntag dieser Woche
Zu gewinnen:
APC Mobile Power Bank 10 000 mAh
Dieser externe Zusatzakku für Smartphones und
Tablet-PCs bietet bis zu vier Ladevorgänge für unterwegs.
Lösung 24/2016: 2 7 3 6
Gewonnen hat: Erik Pflanz
Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen.
Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt.
Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.