Die vollständigen Seiten des Bayerischen Bezirketags Teil 2

BAYERISCHE STAATSZEITUNG
NR. 27
AUS DEN BEZIRKEN
FREITAG, 8. JULI 2016
15
VERÖFFENTLICHUNG DES BEZIRKETAGS
Fotowettbewerb setzt
wieder Maßstäbe
Dutzende Bilder von Burgen aus
der Region erreichten den Bezirk
Mittelfranken anlässlich des diesjährigen Fotowettbewerbs „Mittelfränkische Burgen und Schlösser“. Die Kaiserburg in Nürnberg,
Burg Colmberg oder Burg Veldenstein – die Auswahl fiel der Jury
nicht leicht. Jede Aufnahme zeigte
eine andere Sicht auf die imposanten Bauwerke aus einer längst vergangenen Zeit. Doch nun stehen
die Gewinner fest: Eberhard Becker aus Herrieden überzeugte mit
seinem Foto von Schloss Sommersdorf nahe Burgoberbach (Abbildung). Bei strahlend blauem
Himmel spiegelt sich die Burg im
Wassergraben – für die Jury der
perfekte Moment. Den zweiten
Platz sicherte sich Chris Finsterer.
Sein Bild zeigt die beleuchtete
Ansbacher Residenz am Abend.
Sie ist ein fester Bestandteil des
Stadtbildes und auch für Touristen ein beliebtes Fotomotiv. Platz
drei zeigt eindrucksvoll, wie die
Natur von Menschen Errichtetes
zurückerobert. Bernd Steiner bildete mit seinem Foto die Burgruine Leonrod bei Dietenhofen ab.
TEXT E.B., FOTO BECKER
Bezirk unterstützt
professionelle
Presse-Fotografen
„Gute Pressefotos sind Edelsteine“ sagte Unterfrankens Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel unlängst bei der Eröffnung der Ausstellung Pressefoto Unterfranken
im Bezirkskrankenhaus Lohr am
Main. Pressefotos seien die
Schmuckstücke jeder Zeitung oder
jedes Magazins. Diesen Fotos und
ihren Fotografen sei der Wettbewerb gewidmet, den der Bayerische Journalisten-Verband Mainfranken und der Bezirk seit fast 25
Jahren ausschreiben. Zeitungen
zählten zwar zu den Massenmedien, so Dotzel, dennoch seien Zeitungsfotos keine Massenprodukte.
Er erinnerte „an ganz bestimmte
Bilder, die wir irgendwann in einer
Zeitung gesehen haben und die uns
im Gedächtnis haften bleiben, Bilder, an die wir uns oft noch nach
Jahren erinnern“. Dies zeige, dass
gute Pressefotos Bestand hätten.
Das sei in unserer schnelllebigen
Zeit ein großes Kompliment.
Stefan Gregor, der Vorsitzende
des Bayerischen Journalisten-Verbands Mainfranken, ging auf die
oft schwierige wirtschaftliche Lage
vieler Pressefotografen ein. Durch
kostenlose Angebote in den neuen
Medien sei den Profi-Fotografen
mächtige Konkurrenz erwachsen.
Zudem würden sogenannte „Leserreporter“ von den Medienhäusern animiert, kostenlose Fotos zu
liefern. Dabei könnten die klassischen Medien nur mit Qualität ihren Platz behaupten, zeigte sich
Gregor überzeugt: „Und Qualität
setzt voraus, dass der Inhalt von
Profis gemacht wird, die ihr Handwerk verstehen – in Wort wie in
Bild!“
Gregor, der das Geschäft auch
aus eigener Erfahrung kennt, berichtete über immer härter werdende Arbeitsbedingungen: Zulassungsbeschränkungen, abstruse
Nutzungsbedingungen bei Veranstaltungen, die Forderung, immer
schneller zu liefern: „Angesichts
dieser schwierigen Lage ist es umso
bemerkenswerter, wie viele hochklassige Bilder bei Pressefoto Unterfranken eingereicht werden.“
Dies zeige die ausgezeichnete Qualität der unterfränkischen Journalisten, so der Verbandschef.
> MARKUS MAURITZ
Sonderausstellung des Bezirks Schwaben zum Thema „Kriegs-Spiel“
„Ein obszöner Begriff“
Eine Sonderausstellung des Bezirks Schwaben in Schloss
Höchstädt, die noch bis Sonntag, 9. Oktober 2016, zu
sehen ist, regt durch einen Blick auf die Geschichte des
Kriegsspielzeugs zum Nachdenken über die Gegenwart an
„Der Begriff des Kriegs-Spiels
lässt sich an Obszönität kaum
überbieten, bedeutet das Eine
doch Gewalt, Tod und entsetzlicher Schrecken, das Andere die
freie Entfaltung nach kreativer eigener Vorgabe. Doch gerade an
diesem Paradoxon entfaltet sich
seit Jahrtausenden eine Kultur, die
das Schreckliche bannt, verdrängt, symbolisiert, darstellt und
in Technik umwandelt.“ Dieses
Zitat von Martin Warnke aus dem
Aufsatz Computer-Kriegs-Spiele
fasst das Spannungsfeld, in dem
sich diese Ausstellung bewegt, gut
zusammen. Krieg und Kindheit,
das sind in unserer Vorstellung
Themen, wie sie nicht weiter voneinander entfernt sein könnten.
Die nicht zusammen passen, die
nichts miteinander gemein haben
und auch nicht sollen.
Doch Kinder spielen mit Freude
und Begeisterung Krieg, haben
dies schon vor langer Zeit getan
und werden es auch in Zukunft
tun. „Diesem scheinbar unauflösbaren Gegensatzpaar und einem
Teil seiner Geschichte widmet sich
unsere Ausstellung, in der Kriegsspielzeug und Krieg spielen weder
verteufelt, noch verherrlicht wird“,
betont Kuratorin Stefanie Kautz.
„Mit unserer kind- und familiengerecht zusammengestellten Schau
möchten wir vielmehr durch einen
Blick auf die Geschichte zum
Nachdenken über die Gegenwart
anregen“, unterstreicht Kautz.
Im Kaiserreich und unter dem
Regime des Nationalsozialismus
wurden Spielzeug und Kinderliteratur in den Dienst einer Erziehung
zu Nationalismus und Kriegsbegeisterung gestellt. Von besonderer
Bedeutung war dabei jene Propaganda, die auf den ersten Blick
nicht als solche wahrgenommen
wurde. Dies waren scheinbar
harmlose Gegenstände für Kinder,
wie Schul- und Kinderbücher, Anstecknadeln oder Kartenspiele, die
unauffällig und daher unhinter-
Soldatenspiel in einem Bilderbuch
um das Jahr 1930. FOTO BRÜCKLMAIR
fragt politische Ideen in die Köpfe
und Herzen pflanzten. „Ihre
Sprengkraft versteckte sich hinter
ihrer Fassade der Kindlichkeit und
Banalität“, erklärt die Kuratorin.
Moderner Propagandakrieg
Der Erste Weltkrieg gilt als der
erste moderne Propagandakrieg:
Sämtliche Kommunikationsmedien wurden in Anspruch genommen, um die Bevölkerung in der
Heimat für den Krieg einzunehmen. Dies gilt für alle beteiligten
Mächte. Für Deutschland und Österreich ebenso wie für Frankreich
und England. Zu den Zielgruppen
zählten auch Kinder und Jugendliche, Jungen ebenso wie Mädchen.
An Spielzeug und Büchern lässt
sich nachvollziehen, wie tief der
Krieg in den kindlichen Alltag eingriff. „Der Militarismus, der im
Alltag des Deutschen Kaiserreichs
gang und gäbe war, ist uns heute
fern gerückt“, sagt Stefanie Kautz.
Dem Zeitgeist entsprechend gehörte Kriegsspielzeug schon lange
vor Kriegsbeginn zum festen Repertoire der Hersteller. Diese Tendenz verstärkte sich noch mit dem
Kriegsausbruch.
Vom Spiel in die Realität geholt
wird das Thema durch die Ausstellung Kriegskinder – Begegnungen heute des Anne-FrankZentrums Berlin, die als „Ausstellung in der Ausstellung“ präsentiert wird. 60 Jahre nach dem
Ende des Zweiten Weltkriegs veranstaltete das Anne Frank Zentrum zu diesem Thema einen
bundesweiten Wettbewerb. Durch
ihn wurden Jugendliche auf Menschen in ihrem Umfeld aufmerksam, die als Kinder Krieg erlebt
hatten: Auf ältere Menschen, deren Kindheit in die Zeit des
Zweiten Weltkriegs fiel und junge
Menschen, die erst vor Kurzem
vom Krieg geflohen sind. > E.B.
Zertifizierung der Implantation künstlicher Gelenke am Klinikum Obermain des Bezirks Oberfranken
Hoher Qualitätsstandard setzt Maßstäbe
Die Implantation künstlicher
Gelenke ist eine der gängigsten
Operationen überhaupt. Zuletzt
wurden in Deutschland jährlich
über 400 000 Kunstgelenke implantiert. Ob dieses Kunstgelenk
problemlos funktioniert oder
Komplikationen wie Schmerzen,
Entzündungen, Knochenschwund
auftreten oder im schlimmsten
Fall ein Wechseleingriff notwendig wird, hängt von vielen Faktoren ab. Für eine hohe medizinische Qualität sind erfahrene Operateure und Teams, hohe Fallzahlen und eine Medizin auf dem
neuesten Stand der Wissenschaft
unabdingbar.
„Am Thema Qualität kommt
heute keiner mehr vorbei“, sagt
auch Privatdozentin Alexandra
Claus, Chefärztin der Fachklinik
für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie am Bezirksklinikum Obermain. Sie führt aus:
„Wesentlich für einen hohen Qualitätsstandard in der Endoprothetik sind interdisziplinär organisierte Behandlungspfade, die intensive Einbindung des Patienten
in seine Behandlung einschließlich einer umfassenden Information und eine engagierte Aus- und
Weiterbildung aller beteiligten Berufsgruppen.
Nur 23 Kliniken in Bayern
Wie hoch der Qualitätsstandard
eines Klinikbereichs ist, lässt sich
gut anhand einer Zertifizierung
ablesen, für die externe Fachleute
Strukturen und einzelne Prozesse
genauestens überprüfen. Claus
und ihr Team haben sich dieser
Überprüfung gestellt – mit großem
Erfolg: Sie dürfen sich jetzt „EndoProthetikZentrum der Maxi-
malversorgung“ (EPZmax) nennen – das als einzige Klinik in
ganz Oberfranken und als eine
von 23 in ganz Bayern. Das ist
eine herausragende Leistung,
denn das Prüfsiegel der höchsten
Stufe zeichnet nur Kliniken aus,
die besonders hohe Qualitätskriterien beim Thema Kunstgelenk
erfüllen.
Erstellt wurde der vielfältige Anforderungskatalog von der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie
und Orthopädische Chirurgie, der
Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik und dem Berufsverband
der Fachärzte für Orthopädie und
Unfallchirurgie. Die Zertifizierung
zum EPZmax garantiert somit ein
Höchstmaß an ausführlicher Beratung, sorgfältiger Indikationsstellung, hochqualifiziertem Fachpersonal und neuester Medizintechnik. Sie soll die Patientensicherheit erhöhen, die Versor-
gungsqualität verbessern und wird
jährlich überprüft.
Zu den hohen Anforderungen
für das EPZmax-Zertifikat gehören zum Beispiel mindestens 200
Endoprotheseneingriffe im Jahr.
Dazu Alexandra Claus: „Diese
Zahl übertreffen wir mit rund 600
Eingriffen pro Jahr, darunter 100
Wechseloperationen, bei weitem.“
24-Stunden-Besetzung
Weitere Voraussetzungen sind
eine Intensivstation mit 24-Stunden-Besetzung, eine gefäßchirurgische Abteilung sowie die bestehende Kooperation mit dem Klinikum Coburg in den Bereichen Radiologie, Pathologie, Strahlentherapie und Nuklearmedizin. Als
EPZmax sind die Kutzenberger
nun verpflichtet, sich am Endopro-
thesenregister
Deutschland
(EPRD) zu beteiligen. Das Register
ist ein Gemeinschaftsprojekt von
Ärzten, Kliniken, Krankenkassen
und Industrie. Ziel: die Qualität
der Versorgung mit künstlichen
Hüft- und Kniegelenken in
Deutschland weiter zu verbessern.
Dazu wird eine verlässliche Datengrundlage geschaffen, um langfristig die Qualität der Produkte beurteilen zu können, das Ergebnis der
medizinischen Behandlung zu sichern und die Zahl der Wechseloperationen zu verringern. Diesen
Zielen ist man in Kutzenberg nun
ein großes Stück näher gekommen.
Mit der Zertifizierung nimmt die
Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie am Bezirksklinikum Obermain eine Vorreiterrolle unter den Fachkliniken in
Bayern ein, die der maximalen Behandlungssicherheit des Patienten
dient. > CHRISTIAN PORSCH