Natur, die Ruhe benötigt: das Auengebiet Selhofen Zopfen Je nach Wasserstand strömt die Aare im Selhofen Zopfen bis weit in den Auenwald hinein oder legt eine breite Kiesbank frei. Diese Dynamik wurde durch das Projekt «Hochwasserschutz und Auenrevitalisierung Aare / Gürbemündung» erreicht. Zahlreichen Tier- und Pflanzenarten entspricht das Wechselspiel zwischen Wasser und Land. Damit sie sich ungestört entwickeln können, steht das Gebiet unter Schutz der Mensch ist Gast. Durch rücksichtsvolles Verhalten kann er zur Artenvielfalt beitragen. Zwischen den Steinen, an Ufern von Gewässern oder in Steingruben, macht der Flussregenpfeifer sein Nest. Der Vogel ist gut getarnt, die gesprenkelten, grau bis cremefarbenen Eier sehen aus wie geschliffene Kiesel. Das Nest am Boden ist der Witterung stärker ausgesetzt, als ein Gelege im Gebüsch. Es darf daher nie lange ungeschützt bleiben, denn Eier und Jungtiere können rasch auskühlen oder überhitzen. Menschliche Aktivitäten am Gewässer können für den Nachwuchs des Vogels verheerend sein. Wähnt sich ein brütender Vogel in Gefahr, etwa weil jemand am Ufer Brennholz sammelt oder ein Hund auftaucht, verlässt er fluchtartig das Nest. Er sucht es erst wieder auf, wenn Ruhe eingekehrt ist. Die Gefahr, dass die Eier bis dahin kalt werden oder Jungtiere sterben, ist leider gross. Der Flussregenpfeifer kommt in der Schweiz nur noch selten vor. Grundsätzlich findet er im Auengebiet Selhofen Zopfen Bedingungen vor, die seinen Bedürfnissen entsprechen – er wurde bis heute aber noch nicht gesichtet. Ob der kleine Vogel den neuen Lebensraum besiedelt, hängt massgeblich davon ab, ob er während der Brut- und Aufzucht die nötige Ruhe erhält. Während an anderen Uferabschnitten die Naherholung im Vordergrund steht, sollen sich im Selhofen Zopfen Tiere und Pflanzen ungestört entwickeln können. Die Aue steht seit Jahrzehnten unter Schutz und dem Menschen ist der Zutritt nur auf dem ausgeschilderten Weg erlaubt. Ein paar einfache Regeln gegenüber Tieren und Pflanzen sollen sicherstellen, dass der einzigartige Lebensraum erhalten bleibt. Bestaunen Sie die schöne Auenlandschaft – aber immer vom Weg aus. Um Pflanzen und Tieren einen geeigneten Lebensraum zu bieten, darf der Weg nicht verlassen werden. Das Gebiet mag für Menschen einladend wirken, doch hier hat die Natur Vorrang. Nur wenn der Lebensraum ungestört bleibt, gedeiht die Natur in ihrer ganzen Vielfalt. Ihr Hund darf Sie begleiten – aber immer angeleint. Wildtiere nehmen Hunde als Raubtier wahr. Sie unterscheiden nicht zwischen Fuchs, Marder oder Hund. Besonders sensibel reagieren Vögel in der Brut- und Aufzucht. Es ist daher wichtig, dass Ihr Hund auf dem Weg bleibt. Nehmen Sie alles wieder aus dem Gebiet mit, was Sie hineingetragen haben. Liegengelassener Abfall stört nicht nur optisch, sondern ist auch eine Gefährdung für Tiere und Pflanzen. Tiere können sich beispielsweise an Abfall verletzen oder giftige Stoffe über die Nahrung aufnehmen. Bitte entsorgen Sie Ihren Abfall in einem Abfalleimer oder zu Hause. Nehmen Sie nichts aus dem Gebiet mit, was von Natur aus dorthin gehört. Das gilt für Blumen, Pilze, Beeren und Tiere aber auch für totes Holz, also am Boden liegende Äste oder Rindenstücke. Denn totes Holz ist alles andere als tot - es bietet Lebensraum und Nahrungsquelle tausender von Tier- und Pflanzenarten. Auch die kleinsten Lebewesen sind wichtiger Teil der Nahrungskette. Bis im Herbst 2014 führte der Fussweg im Selhofen Zopfen direkt der Aare entlang. Im Rahmen des Projekts «Hochwasserschutz und Auenrevitalisierung Aare / Gürbemündung» (siehe Kasten) wurde er landeinwärts verlegt und folgt heute dem neuen Giesselauf. Fussgänger, die an der Aare Erholung suchen, erhalten dadurch einen besseren Einblick in die Auenlandschaft. Und mit etwas Glück wird die ruhige Naturbeobachtung belohnt: mit dem Anblick eines Bibers, einer Ringelnatter oder – so ist zu hoffen – eines Flussregenpfeifers. Neue Dynamik im Auengebiet Das Projekt «Hochwasserschutz und Auenrevitalisierung Aare / Gürbemündung» ist seit Frühling 2016 abgeschlossen. Es stellt den Hochwasserschutz sicher, berücksichtigt aber auch Bedürfnisse der Trinkwasserversorgung, der Ökologie und der Naherholung. Die sichtbarste Veränderung erfuhr das Auengebiet Selhofen Zopfen. Der Aaredamm, der über Jahrhunderte eine autentypische Entwicklung unterbunden hat, wurde landeinwärts verlegt. Die Aare erhielt mehr Platz und ist heute als Gestalterin aktiv. Sie breitet sich bei hohem Wasserstand in den Selhofen Zopfen aus, überschwemmt den Auenwald, schiebt Kies und schafft abwechslungsreiche Ufer. So entstehen dynamische Lebensräume mit sehr unterschiedlichen Bedingungen. Die Aue ist ein Naturschutzgebiet, das Wohl der Natur steht im Vordergrund. Bild1: Flussregenpfeifer Legende: Der Flussregenpfeifer zählt zu den störungsanfälligen Tierarten. Er ist in der Schweiz stark gefährdet. Ob er das Auengebiet Selhofen Zopfen dereinst besiedelt, hängt auch davon ab, ob er am Aareufer die nötige Ruhe findet. (Foto: Marcel Burkhardt, ornifoto.ch) Foto: Marcel Burkhardt, ornifoto.ch Bild 2: Uferlandschaft Legende: Der Wechsel von Überflutung und Trockenheit macht das Auengebiet Selhofen Zopfen zu einem dynamischen Lebensraum. (Foto: Hansueli Trachsel) Foto: Hansueli Trachsel Bild 3: Auenwald Legende: Der Auenwald ist von grosser ökologischer Bedeutung, unter anderem als Rückzugsgebiet für Insekten, Fische, Amphibien und Wasservögel. (Foto: Hansueli Trachsel) Foto: Hansueli Trachsel
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