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3. Juli 2016
Leserservice 08 00/222 42 24 02 · www.der-sonntag.de
Jeden Sonntag
370.000 mal
im Briefkasten.
Der Sonntag
Die Tür zu Ihrem Tor
am Hochrhein
Verlassenes Luxushotel
Dopingforscher droht Klage an
Noch eine Sensation?
Der beschauliche Kurort Badenweiler hat seinen
mondänen Rufvor allem dem Grandhotel Römerbad zuverdanken. Doch das musste nach
mehreren Eigentümerwechseln den Betrieb einstellen – und die Chefin sitzt in Thailand. SEITE 3
Auf Anraten der früheren Vorsitzenden der Freiburger Doping-Kommission, Letizia Paoli,
bremst Gerhard Treutlein die Veröffentlichung
ausstehender Gutachten. Dopingforscher Andreas Singler droht mit Klagen – gegen Paoli. SEITE 7
EM-Gastgeber Frankreich ist
heute Favorit gegen Island. Die
Elf des Trainers Didier Deschamps (Foto)will die Wikinger
nicht unterschätzen. SEITE 11
RECHTSEXTREME
Familie wird
bedroht
Es begann mit Schäden am Auto.
Über Monate hinweg drangsalierte ein Mann in Weil am Rhein
eine Familie in seiner Nachbarschaft offenbar aus rassistischen
Gründen, denn der Familienvater ist Deutscher, hat aber die
dunkle Hautfarbe seines afrikanischen Vaters geerbt. Den Sachschäden folgten Beleidigungen,
auch ein gerichtlich erwirktes
Annäherungsverbot hielt der
Mann nicht ein.
Vor drei Wochen eskalierte die
Lage: Nachdem der Schwiegersohn des Nachbarn die Mutter
der betroffenen Familie auf offener Straße krankenhausreif geschlagen hatte, drohte er, er werde seine Leute von der Pegida
schicken. Seither trifft sich nahezu jeden Abend eine mal größere, mal kleinere Gruppe Rechtsextremer vor dem Haus der Familie. Viele von ihnen sind im
Landkreis Lörrach bekannte Gesichter: Bilder belegen, dass sie
bereits an Demonstrationen
und anderen Aktionen mit
rechtsextremem Hintergrund
teilgenommen haben. In den
vergangenen Monaten wurde
die Szene vor allem im Raum
Weil am Rhein immer aktiver
und tritt immer offensiver in Erscheinung. Im Mai gründete sich
in Weil am Rhein ein Kreisverband
der
rechtsextremen
Kleinstpartei „Die Rechte“.
Für die Familie ist die Situation sehr bedrohlich. Die Kinder
können nicht mehr allein zur
Schule gehen, die Frau nicht
mehr allein zum Einkaufen. Freiwillige haben einen Begleitservice organisiert. Die Stadt Weil
am Rhein prüft, wie sie die Gruppe von der Familie fernhalten
kann, und die Polizei, die bereits
mehrere Platzverweise ausgesprochen hat, ermittelt wegen
verschiedener Delikte. Der Sonntag hat die Familie besucht. Wie
sie mit der Situation derzeit lebt,
SEITE 6
steht auf
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SPD gegen „Feierabendpolizei“
Die grün-schwarze Stuttgarter Landesregierung will den FREIWILLIGEN POLIZEIDIENST reformieren
In Deutschland gibt es zu
wenige Polizeibeamte, sagt
Innenminister Thomas de
Maizière und fordert mehr
Hilfskräfte in Uniform. Die
grün-schwarze Landesregierung in Stuttgart reformiert den freiwilligen Polizeidienst – zum Unmut
der SPD. Denn als die Sozialdemokraten in Stuttgart
mitregierten, sollte ihm der
Garaus gemacht werden.
len kann: „Im Straßenverkehr
und beim Objektschütz könnten
sie die Polizeibeamten sehr entlasten. Wir haben das Problem
der zu geringen Polizeipräsenz
vor allem im ländlichen Raum.
Nicht bei der klassischen Verbrechensbekämpfung, aber dort, wo
die öffentliche Ordnung auf
dem Spiel steht, können die Polizeifreiwilligen viel leisten.“
–
Stickelberger: „Die
Ausbildung ist zu kurz“
–
TONI NACHBAR
DANIEL GRÄBER
Den freiwilligen Polizeidienst
gibt es in Baden-Württemberg
seit 1963. Die Polizeifreiwilligen
haben trotz einer relativ kurzen
Ausbildung und einer geringfügigen Bezahlung gesetzlich die
Stellung eines Polizeibeamten
und tragen Uniform. Da auch sie
in die Lage kommen können, ihr
eigenes oder das Leben eines anderen schützen zu müssen, sind
sie mit einer Pistole ausgestattet.
Der freiwillige Polizeidienst war
stets nicht bloß gegen eine zu
dünne Personaldecke bei den Polizeibeamten oder als Sparmaßnahme konzipiert gewesen, sondern sollte in der Demokratie
auch eine unmittelbare Bürgerbeteiligung bei sensiblen Staatsaufgaben illustrieren.
Zur Erinnerung jedoch: Eine
Debatte um den freiwilligen Polizeidienst entzündete sich nach
dem Amoklauf in Lörrach am 19.
September 2010, als ein Polizeifreiwilliger mitten in das Geschehen geriet und angeschossen wurde.
Der immer auch gewerkschaftlich beeinflussten SPD
sind die Polizeifreiwilligen
längst ein Dorn im Auge: „Wir
hatten mit den Grünen vereinbart, den freiwilligen Polizei-
Die Waffe zücken darf in der Gefahr auch der ehrenamtliche Polizeifreiwillige.
dienst auslaufen zu lassen“, sagt
der sozialdemokratische ehemalige Justizminister Reiner Stickelberger. Nun stellt er enttäuscht fest: „Jetzt haben die
Grünen plötzlich eine andere
Position. Aber die SPD ist da
nach wie vor skeptisch.“
Wahrscheinlich hätte der Bundesinnenminister
angesichts
steigender Kriminalität gar
nicht öffentlich anmahnen
müssen, die Länder sollen mehr
Polizei-Hilfskräfte
ausbilden
und verpflichten, damit es in Baden-Württemberg zu einer Weiterentwicklung kommt. Der
neue Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU) ist ein Verfechter der Polizeifreiwilligen: „Das
passt zu Baden-Württemberg.
Wir sind das Ehrenamtsland, in
dem sich die Menschen für die
Gemeinschaft einbringen wie
kaum irgendwo sonst. Der Polizeifreiwilligendienst sorgt für
mehr Sicherheit und er entlastet
die Hauptamtlichen.“
Anscheinend ist ihm in den
Koalitionsverhandlungen gelungen, die Grünen davon zu überzeugen, mit der CDU ein neues
Konzept für die Polizeifreiwilligen zu erarbeiten. Gegenüber
dem Sonntag erklärte Hans-Ulrich Sckerl, innenpolitischer
Sprecher und parlamentarischer
Geschäftsführer der Grünen:
„Die neue Landesregierung will
ein neues Ehrenamt im Bereich
der öffentlichen Sicherheit. Das
wird den bisherigen freiwilligen
Polizeidienst ablösen.“ Der verschwindet keineswegs, sondern
bekommt nur eine möglicherweise zeitgemäßere Bezeich-
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nung: „Das neue Ehrenamt wird
im Rahmen eines Gesamtkonzepts für sichere öffentliche
Räume entwickelt werden. Die
Ehrenamtlichen sollen Aufgaben zur Entlastung des polizeilichen Vollzugsdienstes wahrnehmen, damit unsere professionell
ausgebildeten Polizeiangehörigen sich auf ihre Kernaufgaben
konzentrieren können.“
Während der Freiburger Polizeipräsident Bernhard Rotzinger
jeden Kommentar zu den Polizeifreiwilligen vermeidet, solange in Stuttgart über deren Neuausrichtung gegrübelt wird, gibt
sich ein Innenpolitiker viel konkreter. Der Lörracher CDU-Bundestagsabgeordnete und ehemalige Polizist Armin Schuster
beschreibt, wo er sich den Einsatz der Ehrenamtlichen vorstel-
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Damit kann er die Opposition
nicht überzeugen: „Der Polizeiberuf ist so anspruchsvoll, dass
man eine vollständige Ausbildung dafür braucht. Die Personallücken lassen sich nicht mit
Feierabendpolizisten füllen, das
geht zu Lasten der Sicherheit“,
entgegnet Stickelberger. Und
kritisiert das Know-how der Freiwilligen: „Ich habe Bedenken,
Leute mit Waffen auszurüsten
und in Uniform zu stecken, die
nur ein paar Wochen Ausbildung
absolviert haben. Das suggeriert
ein falsches Sicherheitsgefühl.“
Derzeit gibt es 744 Ehrenamtliche im freiwilligen Polizeidienst in Baden-Württemberg,
davon 73 im Gebiet des Polizeipräsidiums Freiburg. Die Freiwilligen unterstützen die Polizeibeamten beispielsweise bei
der Verkehrsregelung bei Volksfesten, Umzügen oder sonstigen
Veranstaltungen mit Eventcharakter und bei der Präventionsarbeit. Am Streifendienst nehmen sie nicht teil.
Doch sogar eine derartige Zurückhaltung beim Einsatz der
Freiwilligen stößt auf die hartnäckige Ablehnung der SPD. Ihr Innenpolitikexperte Sascha Binder, zugleich Vizechef der Fraktion, verweist auf das Phänomen,
dass die Gewalt gegen Polizisten
stetig zunehme: „Auch das
spricht gegen den Einsatz Freiwilliger.“
2 AUS DER REGION
Der Sonntag · 3. Juli 2016
Der Propaganda erlegen
Rotmilan stoppt Windpark
AUFARBEITUNG
der NS-Zeit in Bad Säckingen: Grenzlage spielte eine wichtige Rolle
In geduldiger Arbeit über
20 Jahre und mit Hilfe großzügiger Bürger konnte Peter
C. Müller, Stadtarchivar von
Bad Säckingen, die städtische Geschichte zwischen
1933 und 1945 ausführlich
darstellen.
BORIS BURKHARDT
DIE WINDPARKANLAGE RICKENBACH auf der Schellenbergkante
wird vorerst nicht verwirklicht. Artenschutzuntersuchungen haben
ergeben, dass das Gebiet häufig von geschützten Rotmilanen überflogen wird. Die beiden beteiligten Firmen haben deswegen laut
Badischer Zeitung „die Planung bis auf weiteres ausgesetzt“. FOTO: DPA
KURZ GEFASST
WERKREALSCHULE
Schließungsliste ist
nun komplett
Wegen wiederholt zu geringer
Anmeldezahlen dürfen mehrere Werkrealschulen im Landkreis Waldshut keine neuen
Schüler mehr aufnehmen (wir
L 149
berichteten). Nun hat das Regierungspräsidium Freiburg
die vollständige Liste der 31
betroffenen Schulen veröffentlicht. Im Landkreis Waldshut
laufen demnach die Werkrealschule Görwihl, die Werkrealschule Murg und die Werkrealschule Todtmoos nach und
DS
nach aus.
Vollsperrung zwischen Häusern und St. Blasien
Die Landesstraße 149 zwischen Häusern und St. Blasien wird
in der Zeit von Montag, 4. Juli bis einschließlich Freitag, 8. Juli
für den Verkehr gesperrt. Die Sperrung wird erforderlich wegen
Anschlussarbeiten des neuen Kreisverkehrsplatzes in Häusern.
In und aus Richtung Waldshut erfolgt die offizielle Umleitung
über die Landesstraße 154 (Albtal) und die Kreisstraße 6563
DS
Unteralpfen – Oberalpfen – Bundesstraße 500.
AKW
Nach der Ausstellung im Säckinger „Haus Fischerzunft“ vor zwei
Jahren veröffentlicht Stadtarchivar Peter C. Müller nun seine Forschungsergebnisse unter dem
Titel „Stadt unterm Hakenkreuz:
Säckingen 1933 – 1945“ im Jahrbuch der Fricktalisch-Badischen
Vereinigung für Heimatkunde.
Die Quellenlage zu Beginn seiner Recherche sei schwierig gewesen, sagt er: Wie an vielen Orten wurden zahlreiche wichtige
Dokumente am Ende des Krieges verbrannt. So war Müller auf
Bilder, Dokumente und Briefe
angewiesen, die die Bad Säckinger noch daheim aufbewahrten.
„Ohne private Hilfe hätte ich es
nicht geschafft“, sagt er.
„Auch das konservativ-katholische Säckingen“ sei der Nazi-
Leibstadt muss Abluftdaten nicht freigeben
Die Kernkraftwerk Leibstadt AG (KKL) muss die Daten der
radioaktiven Abgaben über den Abluftkamin nicht veröffentlichen. Das Schweizer Bundesverwaltungsgericht hat eine Beschwerde der AKW-Betreiberin gegen die
Verfügung der Atomaufsichtsbehörde ENSI gutgeheißen. Das öffentliche Interesse an der Bekanntgabe der Daten, insbesondere deren
Publikation im Internet, sei als geringer einzustufen als das Interesse
an ihrer Geheimhaltung. Die Daten
seien bei einem Normalbetrieb nur von beschränkter Aussagekraft, so das Gericht. Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) hatte in einem von der Umweltorganisation Greenpeace angestrengten Verfahren im November
verfügt, dass die KKL Messdaten von Januar 2013 bis November
2014 veröffentlichen müsse. Das Urteil kann angefochten
DS
werden.
POLIZEI
DIE FRICKTALISCH-BADISCHE VEREINIGUNG FÜR
HEIMATKUNDE (FBVH) ist
einer der größten Geschichtsvereine der Region
und der einzige binationale.
Die FBVH wurde 1925 gegründet und hat derzeit 750
Mitglieder. Das Jahrbuch
„Vom Jura zum Schwarzwald“
ist nun im 89. Jahrgang erschienen. Neben dem Beitrag
von Peter C. Müller über die
NS-Zeit in Bad Säckingen
enthält es eine „Krimi-Kunstgeschichte“ über die Silberschmiedetradition im 17.
und 18. Jahrhundert von
Edith Hunziker sowie die
Entdeckungen des vergangenen Jahres bei der Dinosauriergrabung in Frick von
Andrea Oettl. Weitere Infos
DS
unter www.fbvh.org .
NEUE AUFGABE
Noch ein Job für Schreiner
Der CDU-Landtagsabgeordnete Felix Schreiner wurde zum
umweltpolitischen Sprecher seiner Fraktion gewählt und folgt
damit dem nicht wiedergewählten Ulrich Lusche aus Lörrach
nach. „Wir müssen darauf achten, dass wir eine ausgewogene
und maßvolle Politik gestalten“, kommentierte Schreiner die
neue Aufgabe. Zuvor war er bereits zum verkehrspolitischen
Sprecher der Fraktion bestimmt worden und kommt zum
Schluss, „dass Verkehr und Umwelt nicht nur als Gegensätze
verstanden werden dürfen. Gut konzipierte Verkehrspolitik
DS
leistet einen Beitrag zum Umweltschutz.“
Informationen zu Biomüll
Der Landkreis Waldshut lädt zu zwei Informationsveranstaltungen zum Thema „getrennte Erfassung biogener Abfälle“.
Es werden verschiedene Sammelsysteme vorgestellt und
Methoden zur hochwertigen Verwertung von Bio-Abfällen
erläutert. Eingegangen wird dabei auch auf die Frage, ob
Eigenkompostierung weiterhin möglich ist. Im Anschluss
an die Information besteht die Möglichkeit, Fragen zu stellen.
Die Informationsveranstaltungen finden am Mittwoch, 13.
Juli in der Gemeindehalle Unterlauchringen und am Mittwoch,
27. Juli, im großen Kursaal in Bad Säckingen jeweils um 20
DS
Uhr statt.
Propaganda Hitlers erlegen,
schreibt Müller: Schon am 30. Januar 1933 seien die Hakenkreuzfahnen gehisst worden. Die
„Kleinstadt am Rande des Reiches“ hatte damals 6 500 Einwohner – nur sechs Juden, darunter die Besitzer der Firma Pikard. Die Säckinger NSDAP-Ortsgruppe war eine der ältesten in
Baden: Gegründet hatte sie mit
Oskar Hüssy ausgerechnet ein
Schweizer.
Hieß es bisher immer, man
müsse Zeitzeugen interviewen,
solange sie noch lebten, fand
Müller, dass die Generation, die
den Krieg nicht mehr erlebt hat,
eine „sachlichere Einstellung“
zur NS-Zeit habe. „In den 80erund 90er-Jahren waren die Leute
noch sehr zurückhaltend, um
keine Verwandten oder Bekannten zu belasten“, berichtet der
Stadtarchivar. Die Nachkommen
gingen weitaus großzügiger mit
den Unterlagen um, auch wenn
sie die eigene Familie belasteten.
Die Beziehungen zur Schweiz
konnten die Nazis nie komplett
unterbinden: Noch im Krieg arbeiteten Schweizer Grenzgänger
zum Beispiel in der Seidenfabrik
GmbH, der Färberei Lenz-Sutter
oder in der Uhrenfabrik Paul
Gärtner. Zwangsarbeiter gab es
ebenfalls; fast alle Unterlagen
darüber sind jedoch vernichtet.
Dass Bad Säckingen nur ein Mal,
am 4. Januar 1945, einem Luftangriff ausgesetzt war, schreibt
Müller der „Gnade der Schweizer
Nachbarschaft“ zu.
–
Schweizer Angst war
nicht unbegründet
–
Der Stadtarchivar illustriert den
Machtkampf der Nazis um alle
gesellschaftlichen Bereiche, zum
Beispiel anhand der erzwungenen Eingemeindung Obersäckingens am 1. Dezember 1935.
Besonders erwähnenswert ist
der Alemannentag, der am 20.
August 1933 in Säckingen stattfand: An ihm sprach Gauleiter
Robert Wagner ganz offen davon, wie der Nationalsozialismus auch in der Schweiz die
Oberhand gewinnen werde. Die
Angst vor „Umarmung“ oder sogar vor dem Anschluss an das
Dritte Reich sei nicht unbegründet gewesen, schreibt Müller.
Müller profitierte bei seinen
Recherchen vor allem von drei
Quellen, deren Wert er als „unschätzbar“ einstuft: Die eine ist
das Tagebuch einer Schweizer
Grenzkompanie auf der anderen
Rheinseite, in dem die letzten
Kriegstage beschrieben werden.
Erwähnt wird dort unter ande-
rem die Dokumentenverbrennung der Hitlerjugend an der
Rheinböschung, aber auch die
zahlreichen Zwangsarbeiter, die
Ende April 1945 von den Säckingern als Flüchtlinge in die
Schweiz entlassen wurden. Eine
andere Quelle ist ein Ordner mit
mehreren Dutzend Bildern von
Bad Säckingen aus der NS-Zeit,
die der Enkel eines damaligen
Stadtangestellten verschenkte.
Nach der Ausstellung 2014 gelangte Müller als dritte wichtige
Quelle noch an das Tagebuch,
das die junge Säckingerin Marlis
Buck von 1943 bis 1949 führte
und dessen Erkenntnisse er in
den nun vorliegenden Aufsatz
einfließen ließ.
Säckingen wurde wie die anderen Gemeinden am Hochrhein
am 25. April 1945 kampflos den
Franzosen übergeben; die Stadtvertreter hatten sich auf der
Straße zwischen Wallbach und
Säckingen mit weißen Fahnen
positioniert. Die Säckinger verhinderten auch die von den Nazis angeordnete Sprengung der
Holzbrücke über den Rhein. Der
letzte nationalsozialistische Bürgermeister, August Kuner, der jedoch maßgeblich an der friedlichen Übergabe der Stadt beteiligt gewesen war, nahm sich am
2. Mai das Leben.
WAR NOCH WAS?
Landwirt findet tote Frau
Eine Landwirt entdeckte am Mittwochabend zwischen Steinen-Höllstein und Maulburg eine tote Person. Wie die Polizei
mitteilt, handelt es sich bei der Toten mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine seit dem 19. Juni aus Schopfheim vermisste,
69-jährige Frau. Zur Klärung der Todesursache hat die Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen eine Obduktion veranlasst.
Derzeit sind Polizeiangaben zufolge keine Anhaltspunkte
DS
für ein Verschulden Dritter am Tod der Frau gegeben.
ABFALL
FAKTEN
Das Jahrbuch umfasst Beiträge von Andrea Oettl (vorne links), Peter C. Müller (Mitte) und Edith Hunziker.
Vereinspräsident David Wälchli (hinten links) und Redakteur Linus Hüsser stellten es vor. FOTO: BURKHARDT
Montag
Die Woche vom 27. Juni bis 2. Juli
Dienstag
Am Nachmittag findet ein
RANGA YOGESHWAR,
Mann vor der Waldshuter
bekannt aus dem FernFiliale der Deutschen Bank
sehen (zum Beispiel
eine Geldtasche mit 3 000
„Wissen vor acht“, ARD),
Euro. Dabei handelt es sich
ist heute live und in
nicht um ein Geschenk des
Farbe vor Ort: Im voll
Himmels, sondern um eibesetzten Bad Säckinne FUNDSACHE – und eine
ger Kursaal hält er eisolche sollte gemeldet wernen Vortrag mit dem
den. Der Finder aber steckt
Titel „Der Umgang mit
sie ein, nun wird wegen Undem Neuen im digitaterschlagung gegen ihn erlen Zeitalter“. Bevor es
mittelt. Zeugen, die Hinans
Autogrammeweise auf den etwa 35 bis
schreiben geht, be45-Jährigen geben können
dankt sich das Publi(schlank,
graumelierte
kum mit reichlich ApHaare, schielt) werden geplaus für diesen Bebeten sich beim Polizeiresuch.
vier
Waldshut
unter
077 51/83 160 zu melden.
Donnerstag
Um 21.05 Uhr meldet eiBREITBAND ist das
ne Frau aus HöchenDing der Stunde, jeder
schwand, dass in der Waldswill es – die Stadt
huter Straße ein Mann im
Auto sitzt, dem die AUTO- Gerade noch im Fernsehen, diese Woche dann auf Waldshut-Tiengen beSCHLÜSSEL
ABGENOM- der Bühne in Bad Säckingen: TV-Moderator Ranga kommt heute zuminFOTO: HASSWANI dest schon mal den BeMEN wurden – denn er ist Yogeshwar.
betrunken. Nun ist er völlig
willigungsentscheid
außer sich und die Polizei soll Sitz seines Autos an und vermu- zur Breitbandförderung. Mit
helfen. Die Beamten treffen den ten, dass er zuvor hierher gefah- 49 230 Euro unterstützt das
Mann – mit deutlich wahrnehm- ren ist. Die Nacht verbringt er in Land die Kommune, die im Gebarer Alkoholfahne – auf dem polizeilichem Gewahrsam.
genzug jede ihrer Tiefbauarbei-
ten dem Glasfaser-Ausbau kombiniert. Hohe Datenraten, wir
kommen!
Freitag
Das Polizeipräsidium Freiburg
meldet, dass fünf PERSONENSPÜRHUNDE ihre zweijährige
Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben – mit Bravour.
Damit stehen den Regionalpräsidien ab sofort rund um die Uhr
insgesamt fünf Personenspürhundeteams für die landesweite
Suche nach vermissten Personen, zur Fahndung nach flüchtigen Straftätern sowie zur Fluchtwegrekonstruktion zur Verfügung. Wir gratulieren den fleißigen Absolventen.
Samstag
„Komm mit ins Abenteuerland“,
singen sie und so mancher fragt
sich heute: „Wie, wenn die L 170
zwischen Steinasäge und Rothaus gesperrt ist?“ Pur geben ein
Konzert in Rothaus und die Straße wird vorsorglich abgeriegelt.
Von einem Fan-Stau ist bis Redaktionsschluss jedoch nichts
KNG
bekannt.
DIE DRITTE SEITE 3
Der Sonntag · 3. Juli 2016
Im Dornröschenschlaf
Das GRANDHOTEL RÖMERBAD lockte Adlige und Künstler nach Badenweiler – Jetzt steht es leer und niemand weiß, wie es weitergeht
DANIEL GRÄBER
Anfang 2016 wurde das Hotel
Römerbad geschlossen. Nur vorrübergehend wegen Renovierungsarbeiten, hieß es. Den Mitarbeitern sagte man, Ende März
werde das Hotel wieder öffnen.
Doch stattdessen erhielten sie
Ende März ihre Kündigung.
U
m den Pool wuchert Gras,
an der Fassade bröckelt
der Putz und auf dem roten Teppich, der vom Schlossplatz zum zugesperrten Hoteleingang führt, sammelt sich vertrocknetes Laub. Das Grandhotel
Römerbad hat eine 191-jährige
Geschichte. In dem palastartigen Bau, der mitten in Badenweiler über der Rheinebene
thront, logierten einst Aristokraten, Staatspräsidenten, Schriftsteller und Philosophen. Der
kleine Schwarzwaldkurort hat
seinen Ruf als mondänes Zentrum der großen Kultur diesem
Hotel zu verdanken. Friedrich
Nietzsche hat im Römerbad über
Richard Wagner nachgedacht,
Thomas Mann hier 1931 Station
gemacht. Konzerte im prunkvollen Hofsaal zogen ein gut betuchtes Publikum an.
Nun steht das einstige Luxushotel leer. Den Angestellten wurde gekündigt und die Betreibergesellschaft meldete Insolvenz
an. Badenweilers Bürgermeister
übt sich in Zuversicht. Doch allen ist klar: Sollte das Hotel Römerbad nicht bald wieder öffnen, steht die Zukunft des ganzen Orts auf dem Spiel. Badenweiler lebt vom Tourismus.
Einen dauerhaften Dornröschenschlaf des ersten Hauses
am Platze kann sich die Gemeinde nicht leisten. Wie konnte es so
weit kommen?
„Solche Grandhotels sind von
Privatleuten eigentlich nicht
mehr zu halten“, sagt Klaus Lauer. „Es sei denn, sie sind sehr
reich.“ Lauer hat das Römerbad
bis 2004 geführt. Mit ihm endete die Erbfolge der Hoteldirektion-Dynastie Joner, die das
Grandhotel 1825 eröffnete und
mehrmals erweiterte. Vor zwölf
Jahren entschied sich Lauer, die
prunkvolle Immobilie zu verkaufen. Die goldenen Zeiten des
Grandhotels, in denen Stammgäste mehrere Wochen zur Sommerfrische nach Badenweiler kamen, waren schon länger vorüber.
„Um das Hotel en jour zu halten, hätte ich mich hoch verschulden müssen. Das wollte ich
meinen Nachkommen nicht antun“, sagt Klaus Lauer mit ruhiger Stimme. Der 74-Jährige
strahlt noch die vornehme Diskretion eines Grandhoteldirektors aus. Was nach dem Verkauf
mit dem Römerbad geschehen
ist? Dazu möchte er sich nicht
äußern. Obwohl er sicher so
manches mitbekommen hat.
Denn Lauer wohnt nur wenige
Schritte von der Hotelanlage
entfernt.
Ganz anders die aktuellen Eigentümer: Vom beschaulichen
Badenweiler bis nach Bangkok
sind es 9 000 Kilometer. In der
thailändischen Millionenmetropole residiert die „Panacée Medical Center Company Limited“ in
einem futuristischen Glaspalast.
„Panacée“ heißt Allheilmittel,
die Firma bietet Verjüngungskuren mit Zellspritzen aus Schafsembryos an. Chefin ist Siriya
Thepcharoen, eine 43-jährige
Unternehmerin, die zusammen
mit ihrem Mann einen börsennotierten Immobilienkonzern
aufgebaut hat. Auf Fotos im Internet posiert sie vor PorscheAutos, im Privatjet und als Prinzessin in einer Kutsche mit
schneeweißem Schimmel.
Da in Asien deutsche Ärzte einen ausgezeichneten Ruf genießen, suchte Thepcharoen eine
passende Immobilie in Deutschland. Sie wollte eine Dependance
ihres „Medical Centers“ eröff-
–
Massive Probleme mit
deutschen Behörden
–
„Wie ein Märchenschloss“: Eine Unternehmerin aus Bangkok kaufte das Luxushotel, um Verjüngungskuren für wohlhabende Thailänder anFOTO: GRÄBER
zubieten – mit Spritzen aus Schafsembryos.
Woran beide Nachfolger des den Betrieb kaum erwirtschafnen, für betuchte Patienten aus
Thailand. In Badenweiler wurde Hotelerben Lauer wohl scheiter- ten lässt.
ten: Die sanierungsbedürftige
Deshalb war die Hoffnung
sie fündig.
Immobilie hat eine Verjün- groß, als 2013 die Thailänder eingungskur dringend notwendig. stiegen. „Frau Thepcharoen hat
Der erste Käufer
Branchenkenner schätzen den sich in das Hotel verliebt“, sagt
scheiterte finanziell
–
Investitionsbedarf auf mindes- Vladimir Saal. Er ist GeschäftsDas Hotel Römerbad hatte, tens 15 Millionen Euro. Eine führer der IBB-Hotelgruppe, die
nachdem es jahrzehntelang in Summe, die sich aus dem laufen- das Römerbad zu dieser Zeit
Familienhand war, damals bereits den zweiten Besitzerwechsel hinter sich. Der erste Käufer,
ein Mercedes-Händler aus Franken, scheiterte finanziell. Er verkaufte das Grandhotel nach viereinhalb Jahren an einen spanischen Investor für 4,9 Millionen
Euro. Doch gleichzeitig hinterließ er einige unbezahlte Rechnungen. Der neue Eigentümer
meldete 2011 Insolvenz an, um
den Hotelbetrieb wirtschaftlich
wieder in den Griff zu bekommen. Auch die Vorgängergesellschaft des Hotels rutschte in die
Insolvenz. Dieses Verfahren ist
bis heute nicht abgeschlossen.
Laut einer aktuellen Bekanntmachung des Amtsgerichts Freiburg häuften sich unter dem
Mercedes-Händler rund 2,5 Mil- Mit dem Denkmalschutz haben die neuen Eigentümer SchwierigkeiFOTO: ZVG
ten: Blick in die Kuppel des 1880/81 gebauten Hofsaals.
lionen Euro Schulden an.
–
führte. „Verglichen mit dem Moloch Bangkok ist Badenweiler ein
Paradies: frische Luft, Sonne, der
Schwarzwald. Und das Gebäude
war für sie wie ein Märchenschloss.“
Zunächst sah es nach dem Beginn einer Erfolgsgeschichte aus.
Die Unternehmerin ließ im Erdgeschoss des Südwestflügels Praxisräume einrichten. „Panacée
Medical Center Badenweiler“
prangt dort seitdem in goldenen
Lettern an der Wand. Ein Sänger
und Schauspieler, der als Thailands Antwort auf Roy Black gilt,
ließ sich im Römerbad sehen. Er
ist an Thepcharoens Firma beteiligt. Als Arzt wurde der Zelltherapeut Ulrich Friedrichson aus
Westhausen gewonnen. Er reiste
alle paar Wochen an, um thailändischen Hotelgästen seine Verjüngungsspritzen zu setzen. „Organextrakte aus Schafs- oder
Schweineföten“, erkärt Friedrichson, „ein naturheilkundliches
Verfahren.“ Doch im Laufe des
vergangenen Jahres seien die
Aufträge weniger geworden und
dann ganz ausgeblieben, so
Friedrichson.
Hinterher kam heraus, dass die
thailändischen Hoteleigentümer massive Probleme mit den
deutschen Behörden hatten. Offenbar, so ist es von mehreren
Seiten zu hören, hatten sie kein
Verständnis dafür, dass ihnen jemand vorschreiben will, was sie
mit ihrem „Märchenschloss“ tun
dürfen. Doch dieses gilt als „Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung“, das ist die höchste
Denkmalschutzkategorie in Baden-Württemberg.
Am 11. März zog Jörg Feldmann die Notbremse. Im Baurechtsamt Müllheim-Badenweiler ist er nicht nur für den Denkmal-, sondern auch für den
Brandschutz zuständig. Er untersagte die Nutzung des Hotels,
weil Feuerschutztüren fehlen
und die Rettungswege nicht ausreichen. Warum diese Mängel
erst jetzt zum Problem wurden,
fällt Feldmann schwer schlüssig
zu erklären. Vielleicht spielt ein
Brief an das Landratsamt in Freiburg eine Rolle. Darin beschwerte sich ein Hotelgast im Oktober
2015 über gravierende Brandschutzmängel im Hotel Römerbad. In Badenweiler wurde dann
zwar tatsächlich mit den notwendigen Arbeiten begonnen –
allerdings fehlte die Baugenehmigung. Jörg Feldmann blieb
wohl nichts anderes übrig, als
die geplante Wiedereröffnung
zu verbieten.
Zweieinhalb Monate später
stellte die „Panacée Betriebsgesellschaft“ den Insolvenzantrag.
Diese deutsche Tochtergesellschaft der thailändischen Firma
„Panacée Medical Center“ ist für
den Betrieb des Hotels zuständig
ist. Die Immobilie gehört wiederum einer anderen PanacéeTochter: der Badischen Hotelverwaltungs GmbH. Bislang ist dieses Unternehmen von der Insolvenz nicht betroffen und könnte
die Brandschutzarbeiten eigentlich fortsetzen. Denn der nachträglich eingereichte Bauantrag
wurde vor zwei Wochen genehmigt. Doch vor Ort passierte seitdem nichts. Einer der beauftragten Handwerker sagte Ende dieser Woche, er warte immer noch
auf das „Go“.
Badenweilers Bürgermeister
Karl-Eugen Engler, der am Freitag sein 25-jähriges Dienstjubiläum feierte, bemüht sich um Optimismus. Für sein Amtsblatt
ließ er sich mit Hoteldirektor
Stefan Trübner vor dem Eingang
des Römerbads fotografieren.
Die Bauarbeiten sollten jetzt
„schnellstmöglich
umgesetzt
werden“, meinte der Bürgermeister laut Amtsblatt. Und Trübner,
der als Prokurist der beiden Hotel-GmbHs eingetragen ist, habe
die Investitionsbereitschaft der
Thailänder bekräftigt. Doch inzwischen ist der Hoteldirektor
gar nicht mehr in Badenweiler.
Auch ihm wurde gekündigt. Wie
der Insolvenzverwalter bestätigt,
hat Trübner schon einen neuen
Job gefunden.
Wie es mit dem Grandhotel
Römerbad weitergeht, weiß derzeit in Badenweiler wohl niemand. Und Anfragen an die
9 000 Kilometer entfernte Geschäftsführung bleiben unbeantwortet.
4 AUS DER REGION
Der Sonntag · 3. Juli 2016
Die ASN findet das AKW sicher
GESICHT DER WOCHE
MARTIN SCHWEIZER
DasTrainer-Talent
E
EdF lässt Termin für Abschaltantrag des Atomkraftwerks FESSENHEIM verstreichen
igentlich sollte Martin
bach. Mit dieser Meinung steht
Schweizer auf dem Fußer im Verein nicht allein da, was
ballplatz stehen und eine
die Nominierung Schweizers
Mannschaft coachen. Im März zum sportlichen Chef im Mösle
hat der 36-Jährige die Ausbilerklärt. „Martin soll dafür sordung zum Fußballgen, dass alle
Lehrer abgeschlosNachwuchsmannsen, doch nun
schaften des Vermuss er sich mit eieins die SC-Spielnem anderen Job
weise verinnerlianfreunden:
chen, zudem wird
Schweizer ist der
er die Schnittstelle
neue sportliche
zum Trainerstab
Leiter der Sportder ersten Mannclub-Fußballschuschaft sein“, sagt Jole im Mösle. Eine
chen Saier, VorNeuer sportlicher Leiter stand Sport beim
anspruchsvolle
Aufgabe wartet auf der Freiburger Fußball- Sportclub.
den zweifachen Fa- schule: Martin SchweiSchweizers bisheFOTO: AKE rigen Job bei der U
zer.
milienvater, rund
150 junge Fußbal23 übernimmt ein
ler und knapp 20 Trainer sind
noch Jüngerer: Der erst 32-jähab sofort seine Schützlinge. „Ich rige Christian Preußer ist den
habe total Lust auf diesen Job“,
SC-Verantwortlichen als Coach
sagt Schweizer, um einzuräudes Drittligisten RW Erfurt posimen: „Es kann aber sein, dass
tiv aufgefallen. Die rasche Rückich irgendwann feststelle, die
kehr in die Regionalliga sehen
Trainerarbeit fehlt mir doch.“
Schweizer und Preußer als eine
Für dieses Dilemma muss man der prioritären HerausfordeVerständnis haben: Denn der
rungen, die es nun zu meistern
aus Filderstadt stammende
gilt. „Mit der U 19 und der U 17
Realschullehrer hat seit 2007 in wollen wir in den Juniorender Fußballschule als Coach ge- Bundesligen zudem eine gute
arbeitet, unter seinen Fittichen Rolle spielen“, so Schweizer. Ein
waren nahezu alle SC-Junioren- großes Augenmerk will der ehemannschaften sowie die U 23.
malige Juniorenspieler des VfB
Mit Letzterer ist Schweizer in
Stuttgart aber auf die Weiterbilder vergangenen Saison aus der dung der Trainer im Mösle richRegional- in die Oberliga abge- ten. Wie lange? Das kann im
stiegen, seine „Schuld“ an dieFußball-Geschäft niemand prosem Misserfolg wird im Verein gnostizieren, denn irgendwann
gleich null gewertet. „Ich halte
dürfte Martin Schweizer irMartin Schweizer für ein grogendwo wieder selbst auf der
ßes Trainer-Talent“, sagt SCungemütlichen Trainerbank
TN
Sportdirektor Klemens Harten- sitzen.
KURZ GEFASST
URLAUB
Warum nicht mal knechten?
„Knecht auf Zeit“ heißt ein neues Angebot der Touristiker im
Hochschwarzwald, das einen „authentischen Einblick in das
tägliche Leben auf einem echten Schwarzwaldhof“ geben
möchte. Nähere Informationen und Anmeldungen bei Wolfgang
DS
Winterhalder unter www.kirnerhof.de.
Am Donnerstag hat der
französische Energiekonzern EdF die Frist, einen
Antrag zur Abschaltung des
AKW Fessenheim zu stellen,
verstreichen lassen. Die
Atomaufsicht ASN attestiert dem AKW unterdessen, „keine nennenswerten
Mängel“ zu haben.
BERND PETERS
KLAUS RIEXINGER
Frankreichs Umweltministerin
Ségolène Royal hat am Donnerstag ein weiteres Mal ihren ursprünglich für Ende 2015 angekündigten Fahrplan für die Energiewende in Frankreich um zwei
Wochen bis Mitte Juli verschoben. Die „Programmation pluriannuelle de l’énergie“ (PPE) soll
unter anderem aufzeigen, wie
Frankreich seinen Stromanteil
von 75 Prozent Atomenergie auf
50 Prozent senken will. Einstieg
soll die Abschaltung des AKW in
Fessenheim im Elsass sein.
Die Ministerin hatte vom Betreiberkonzern EdF bis Ende Juni
einen Abschaltantrag gefordert
und von diesem Antrag die Fortschreibung der Baugenehmigung für das neue EdF-AKW in
Flamanville in der Normandie
abhängig gemacht. Doch die EdF
stellte keinen Antrag. Stattdessen streiten die EdF und Paris anscheinend weiter über die Höhe
der Entschädigungszahlungen,
die der Stromkonzern dafür verlangt, dass er sein ältestes AKW
vom Netz nimmt.
Nötig ist die Abschaltung ohnehin nicht. Zumindest, wenn
man auf die französische Atomaufsicht ASN vertraut, die parallel zu Royal am Donnerstag in
Straßburg mitgeteilt hat, dass
sowohl die beiden 1977 in Betrieb
genommenen Reaktoren in Fessenheim als auch das ebenfalls
umstrittene AKW Cattenom in
Lothringen 2015 keine nennens-
Erstmals tagte die Clis in dieser Woche öffentlich.
werten Sicherheitsmängel aufgewiesen hätten.
Bereits am Montag hatten Vertreter von ASN und EdF in Fessenheim bei der ersten öffentlichen Sitzung des grenzüberschreitenden AKW-Begleitausschusses Clis in höchsten Tönen
von der Sicherheit des Altreaktors geschwärmt, in dessen Sicherheitskonzepte seit 2009
laut EdF-Angaben 400 Millionen
Euro investiert wurden. Die Frage nach dem Schließungsantrag
wurde bei der Clis-Sitzung dennoch gestellt: Freiburgs Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik
(Grüne) war deshalb eigens mit
einer Reihe von Stadträten nach
Fessenheim gefahren. Eine Antwort bekam sie von Clis-Präsident Michel Habig indes nicht:
Die Clis befasse sich nicht mit
politischen Fragen, sondern nur
mit Sicherheitsthemen. Wie etwa mit dem Zwischenfall im
April 2014, der im März 2016 –
kurz vor der Landtagswahl in Baden-Württemberg – erneut Thema bundesweiter Medienberichte war. Dabei kam die EdF
ganz schlecht weg. Es entstand
der Eindruck, dass das AKW
kurzzeitig mehr oder minder außer Kontrolle gewesen sei. Die
Berichte sorgten für reichlich
Zoff zwischen deutschen und
französischen Vertretern in der
Clis. Am Montag kam deshalb
aus dem Umweltministerium in
Stuttgart Referatsleiter Walter
Glöckle nach Fessenheim, um
die Wogen zu glätten. Glöckle betonte, die ASN habe damals gut
informiert, es sei auf ministerieller Ebene stets klar gewesen, dass
man nicht von einem schweren
Störfall reden könne. Dennoch
halte man daran fest, dass das
AKW abgeschaltet werden sollte.
Die Forderung kam bei den
anwesenden Mitarbeitern des
AKW nicht gut an. „Die Gegner
des Atomkraftwerks haben keine
Ahnung, wovon sie sprechen“,
sagte ein aufgebrachter Arbeiter.
Er brachte zum Ausdruck, was
viele in und um Fessenheim
denken und fühlen: Zahlreiche
Jobs stehen auf dem Spiel. Ein
mutmaßlich sicheres AKW vom
Netz zu nehmen, empfinden die
Betroffenen schlicht als unnötig.
Da stört es auch nicht, dass zurzeit Block 2 des AKW wieder einmal stillsteht, da die ASN eine
Tanzen und
Vorurteile abbauen
Bestnoten beim
CHE-Ranking 2016
Das zweite FESTIVAL DER KULTUREN in Bad Säckingen
BIO-, ENERGIE-, UMWELTtechnik ...
Erfahre mehr über Verfahrenstechnik am 8. Juli!
Ob es um die Herstellung hochwirksamer Medikamente, moderner biologisch abbaubarer Kunststoffe
oder um die effiziente Nutzung regenerativer Energien geht: Ohne Verfahrenstechniker ist alles nichts!
Denn sie kennen die Grundlagen und auch die technische Umsetzung von Stoffumwandlungsprozessen.
Und weil die Verfahren so unterschiedlich sind, bietet
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einen der drei zukunftsorientierten Schwerpunkte zu
konzentrieren: Bio-, Umwelt- oder Energietechnik –
ein hoher Praxisbezug ist dabei selbstverständlich.
Am 8. Juli um 16 Uhr gibt‘s Infos aus erster Hand
über die Studiengänge: Verfahrenstechnik, Werkstofftechnik, Maschinenbau, Mechatronik, Energiesystemtechnik und Biomechanik auf dem Campus
Offenburg. Mehr unter: www.hochschule-offenburg.de
Am kommenden Samstag, 9. Juli, findet das zweite Festival der
Kulturen im Bad Säckinger
Schlosspark statt. Organisiert
wird es vom Jugendparlament
(Jupa) der Stadt, das sich erst im
März wieder neu aufgestellt hatte.
Im vergangenen Jahr waren
rund 500 Bändchen im Vorverkauf weggegangen, in diesem
Jahr könnten es noch ein paar
mehr werden. Die Bändchen
sind keine Eintrittsberechtigung
im klassischen Sinne, denn der
Eintritt ist frei. Mit dem Kauf eines Bändchens für einen Euro
sollen die Besucher jedoch einen
Beitrag zur Finanzierung des
Festivals leisten und die mit ihm
verbundene Botschaft gerne
auch über das Feierdatum hinaus in den Alltag tragen.
Auf der Facebook-Seite der
Veranstaltung schreiben die Jupa-Mitglieder: „Wir wollen eine
Message transportieren und Zeichen gegen Hass, Rassismus, Tatsachenverdreher, Leid, Rechts,
Nazis, Extremisten setzen.“
Neben der politischen Botschaft geht es auch darum, einen
schönen Tag zu haben – „An diesem Tag darf jeder er selbst sein.
Du kannst bei interessanter Livemusik tanzen und Vorurteile ab-
bauen und einen geilen Tag erleben“, heißt es weiter.
À propos tanzen: Als Live-Acts
haben in diesem Jahr Megaton
(Rock und Deutschpunk) und Julian Joist (Solo -Gitarre) zugesagt,
außerdem gambische Trommler und Julia Lauber.
Folgende DJs werden auflegen:
DJ Thimlife (EDM), Novotix ( Progressive Trance) und Basement
Brothers (House, DeepHouse,
Techhouse, Techno).
Vorverkaufsstellen für die
Bändchen sind das Jugendhaus
Bad Säckingen (Altes Gefängnis),
Gießenstraße 8; das Jugendforum Wehr im Öflinger Jugendhaus,Weckstraße 2; die Schulmensa Scheffel- Gymnasium
Bad Säckingen; das Style and
More Bad Säckingen; das Rathaus Bad Säckingen und das
„Schwarz auf Weiß“, ebenfalls in
Bad Säckingen. Jupa-Mitglieder
verkaufen auch an der Schule
Bändchen.
Neben den Bändchen werden
auch T-Shirts zum Verkauf anbieten. Sämtliche Gewinne aus
der Veranstaltung sollen dem
Verein Refugees Integrated zugute kommen, der sich um die
Flüchtlinge in Bad Säckingen
kümmert. Um 16 Uhr geht das
DS
Fest los.
FOTO: STEFANIE SALZER-DECKERT
Reihe von „Unregelmäßigkeiten“ zu überprüfen hat.
Ruedi Rechsteiner, stellvertretender Vorsitzender des Trinationalen Atomschutzverbandes
(Tras), nimmt der sozialistischen
Regierung in Paris weiterhin den
Willen ab, das AKW Fessenheim
abschalten zu wollen. Rechsteiner bezweifelt, dass die EdF ein
Drohpotenzial gegenüber Paris
hat. Denn in anderen Bereichen
stütze die Regierung den Energiekonzern. Der Basler Großrat
sieht die EdF vor allem ökonomisch mit ihrem Atomstromkurs unter Druck. Das zunehmend mit erneuerbaren Energien gespeiste Stromnetz mache
den Atomstrom unrentabel. Aus
diesem Grund würden weltweit
alte AKWs vom Netz genommen
– während der neue Euroreaktor
der EdF den Beweis seiner Funktionsfähigkeit schuldig bleibe.
Unabhängig davon lässt Tras gerade von Juristen in Frankreich
weitere Handlungsoptionen gegen das AKW prüfen. Denn eigentlich ist Tras angetreten, um
dem AKW Fessenheim auf dem
Klageweg den Garaus zu machen.
SCHÜLERWETTBEWERB
Gestalten und
gewinnen
Schülerinnen und Schüler aller
Schularten sind zur Teilnahme
am Schülerwettbewerb des
Landtags zur Förderung der politischen Bildung aufgerufen: Mitmachen können alle Jugendlichen aus dem Landkreis Waldshut ab Klasse 9 können.
Die Teilnehmer können zwischen verschiedenen Themen
und Arbeitsformen wählen. So
kann beispielsweise ein Plakat
gestaltet werden, das zum friedlichen Zusammenleben von
Menschen unterschiedlicher Nationalität aufruft. Auch bei der
59. Auflage des Schülerwett-bewerbs wird eine Vielzahl an Preisen vergeben. Neben zahlreichen Sachpreisen gibt es unter
anderem auch Studienfahrten
sowie einen Förderpreis des
Landtags für herausragende Arbeiten in Höhe von bis zu 1 250
Euro zu gewinnen.
Weitere Informationen, darunter auch alle Themen des 59.
Schülerwettbewerbs, sind im Internet auf der Homepage
www.schuelerwettbewerb-bw.de
zu finden oder bei der Landeszentrale für politische Bildung,
Schülerwettbewerb des Landtags, Paulinenstraße 44-46,
70178 Stuttgart zu erfahren. Einsendeschluss ist der 18. NovemDS
ber.
AUS DER REGION 5
Der Sonntag · 3. Juli 2016
„Dich mache ich fertig“
Erst wird eine Weiler Familie von ihrem Nachbarn, dann von Rechtsextremen BEDROHT
ANNIKA BANGERTER
KATHRIN GANTER
–
Körperliche Attacke mit
Schlägen und Tritten
–
RECHTSEXTREME IN WEIL AM RHEIN
Den Opfern helfen, den
Tätern die Grenzen aufzeigen
E
D
er Rollladen ist unten.
Bens Zimmer* liegt im
Dunkeln. An diesem Morgen sollte er eigentlich wie seine
Klassenkameraden auf den Achterbahnen des Europa-Parks
durch die Luft wirbeln, kreischen, unbeschwerte Stunden
erleben. Doch solche Ausflüge
sind seit knapp drei Wochen zu
gefährlich für den 15-Jährigen.
Der Sportverein, der Besuch im
Jugendcafé: zu unsicher. Seitdem vor ihrem Haus fast täglich
Rechtsextreme aufkreuzen, fühlen sich Ben und seine Familie
nur noch in ihrer Wohnung einigermaßen sicher. Gedämpft ist
dort das Licht, gedrückt die Stimmung. Die 37-jährige Mutter, Anna*, rührt in ihrer Kaffeetasse, erzählt stockend: „Durchschnittlich stehen zwölf Personen im
Hof. Treten wir ans Fenster, versuchen sie, uns zu fotografieren“,
sagt sie. Als sie einmal auf dem
Balkon rauchte und zu nahe ans
Geländer trat, schallte von unten
eine Morddrohung herauf. Es ist
nicht die erste, die Anna in den
vergangenen Monaten hörte.
Die vierköpfige Familie wohnt
im Stadtteil Friedlingen in Weil
am Rhein. Die Klingelschilder
neben der Eingangstüre deuten
auf eine internationale Hausgemeinschaft hin. Der Vater von
Annas Ehemann stammt aus
Westafrika. Er hat seinem Sohn
die dunkle Hautfarbe vererbt. Einige Male wurde Annas Mann
deswegen angepöbelt, ernsthafte Probleme gab es aber keine.
Bis vor knapp drei Jahren: Im
Herbst 2013 entdeckte die Familie erstmals Hundekot auf ihrem
Auto. Ein Nachbar begann, Anna
obszön und rassistisch zu beschimpfen. Alle paar Wochen
fand sie Müll oder Essensreste
im Briefkasten, Klingelstreiche
störten die Ruhe. Im vergangenen Jahr häuften sich die Attacken am Auto: zerstochene Reifen, zugeklebte Türschlösser,
verbogene Scheibenwischer. Die
Familie erstattete Anzeige, der
Nachbar bekam ein Annäherungsverbot.
KOMMENTAR
Düster ist es im Zimmer von Annas älterem Sohn Ben. Seit sich nahezu jeden Abend Rechtsextreme vor
FOTO: MARTIN TÖNGI
ihrem Wohnhaus versammeln, bleiben die Rollläden meistens geschlossen.
24 Stunden später versammelten sich zum ersten Mal bekannte Gesichter aus rechtsextremen und rechtspopulistischen regionalen Gruppierungen vor Annas Wohnung. Es sind
dieselben Personen, die in den
vergangenen Monaten im Landkreis Lörrach immer wieder in
Erscheinung getreten sind: Im
Herbst 2015 organisierten sie als
selbsternannter „Friedlicher Widerstand“ Kundgebungen gegen
Flüchtlinge, vereinigten sich mit
den führenden Köpfen der Pegida Schweiz zur Pegida Dreiländereck. Da es in Weil am Rhein
immer wieder zu massiven Gegenprotesten mit zahlreichen
Antifaschisten aus Basel kam,
verlegten sie die Kundgebungen
ins Städtchen Kandern – wo die
Bürger vehement dagegen protestierten. Im Januar kam es zum
Bruch zwischen Pegida und dem
„Friedlichen Widerstand“ – seitdem fanden keine Kundgebungen mehr statt.
–
Beliebtes Mittel, um
Gegner einzuschüchtern
–
Stattdessen hissten die Rechten
bei Flashmobs auf Brücken unter anderem Kriegsflaggen aus
dem Kaiserreich. Einen Fackelmarsch in Kandern und eine
Schlägerei mit einer Gruppe
Deutschtürken in Friedlingen
konnte die Polizei rechtzeitig
verhindern. Im Mai gründete
sich in Weil am Rhein ein Kreisverband der rechtsextremen
Kleinstpartei „Die Rechte“, die
vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Vorsitzender ist
Andreas Weigand. Fotos, die die
Rechtsextremen teilweise selbst
öffentlich bei Facebook posten,
zeigen die Gesichter dahinter:
Neben Weigand und seiner Familie ist Sven D., Anmelder der
ersten Kundgebungen, regelmä-
ßig mit von der Partie und weitere Personen der rechtsextremen
Szene, die immer wieder in Erscheinung treten. Sie sind es
auch, die sich vor dem Haus von
Annas Familie treffen. Ähnliche
Aktionen gab es bereits vor den
Wohnungen linker Aktivisten.
Auch dort zeigt die Gruppe: Wir
sind da. Wir wissen, wo du
wohnst. Du bist nicht sicher vor
uns und du weißt nicht, wie weit
wir gehen werden. Solche Aktionen sind ein beliebtes Mittel
Rechtsextremer, um politische
Gegner einzuschüchtern, und
für die Opfer eine extreme psychische Belastung.
rere Monate ist sie krankgeschrieben, sie muss starke
Schmerzmittel nehmen. Ruhe
findet sie zu Hause jedoch nicht.
Schlafen kann sie nur noch am
frühen Abend, wenn ihr Mann
zu Hause ist und die Situation
beobachtet. „Wir leben wie Gefangene in der eigenen Wohnung. Wollen wir raus, sind wir
auf Hilfe von außen angewiesen“, sagt Anna. Freiwillige aus
Basel und der Region koordinieren deshalb eine Art Begleitschutz. Sie wollen sich zu ihrem
eigenen Schutz nicht dazu äußern. Sie bestätigen aber, dass jeden Tag zwei Personen die Kinder zu Hause abholen und sie
zur Schule begleiten. „Ohne die„Heikle“ Reaktion
se Unterstützung wäre es unklar,
auf Kinderfotos
–
ob sie überhaupt in die Schule
Davon will Andreas Weigand könnten“, sagt Anna.
nichts wissen: Er bestätigt zwar,
dass er sich mit Freunden und Wegziehen? – „Dann
Familienmitgliedern auf dem hätten die gewonnen“
Platz trifft, streitet aber einen –
Zusammenhang mit Anna ab. Mehrfach ruft Anna die Polizei,
„Diese Vorwürfe sind an den die schnell zur Stelle ist und
Haaren herbeigezogen. Wir tref- Platzverweise ausspricht. Doch
fen uns dort, weil meine Eltern die Rechtsextremen kommen
gegenüber wohnen“, sagt Wei- immer wieder. In Zusammenargand. Anna und ihre Familie beit mit der Stadtverwaltung
kenne er nicht, habe noch nie prüfe man, ob es rechtlich mögpersönlich mit ihnen gespro- lich sei, die Gruppe langfristig
chen. „Doch sie haben unsere von der Familie fernzuhalten,
Treffen fotografiert. Auf den Bil- sagt Polizeisprecher Dietmar
dern sind auch unsere Kinder, Ernst: „Und die Polizeistreifen
darauf reagieren wir heikel“, sagt achten auf das Klientel.“ ZeitWeigand. Zwei Mal sei die Polizei gleich laufen Ermittlungen geangerückt, gerufen durch Anna. gen die Gruppe wegen des Ver„Wir haben uns aber anständig dachts auf politische Straftaten
verhalten. Einen Platzverweis und wegen Verstoßes gegen das
gab es nie“, sagt Weigand. Anders Gewaltschutzgesetz. Seit rund
hält dies die Polizei fest: Spre- zehn Jahren bietet das sogeStalking-Gesetz
in
cher Dietmar Ernst bestätigt, es nannte
habe mindestens drei Einsätze Deutschland die gesetzliche
Grundlage, um Nachstellungen
mit Platzverweisen gegeben.
Der tätliche Angriff durch den zu bestrafen.
Annas Familie und die RechSchwiegersohn hatte für Anna
nicht nur psychische Folgen: ten langfristig zu trennen, wird
Drei Bandscheiben sprangen nicht einfach: Mehrere der Perdurch die Schläge raus. Für meh- sonen wohnen in der unmittelbaren Nachbarschaft, können
Annas Wohnung aus ihren eigenen vier Wänden heraus beobachten. Wegzuziehen ist für
Anna und ihren Mann noch keine Option, auch wenn sie schon
darüber nachgedacht haben:
„Aber dann hätten die gewonnen.“ Sie ist froh, dass gestern
der Nachbar auszog, der Auslöser der ganzen Sache war. Der
Rollladen in Bens Zimmer bleibt
dennoch vorerst geschlossen.
–
Daran hielt er sich aber nicht.
Vielmehr passte er die Kinder im
Flur ab. Sechs Jahre alt ist der
jüngste Sohn von Anna. Er getraut sich nicht mehr alleine ins
Treppenhaus. Wegen der Anzeigen kündigte die städtische
Wohnbaugesellschaft
dem
Nachbarn die Wohnung. Was
Linderung versprach, führte zur
eigentlichen Eskalation: Einige
Wochen nach der Gerichtsverhandlung spaziert Anna mit ihrer Familie durch Weil am Rhein.
Der Schwiegersohn des Nachbarn fährt vor, bremst, ruft Anna
aus dem Auto zu: „Dich mache
ich fertig.“ Die Familie rennt zu
ihrem Auto, will zum Polizeirevier fahren. In einem Kreisel
schneidet ihnen der Schwiegersohn mit seinem Auto den Weg
ab. Anna steigt aus, geht durch
einen Faustschlag zu Boden,
spürt die ersten Tritte im Rücken. Auf dem Rücksitz sitzt ihr
sechsjähriger Sohn. Ihr Mann
steigt aus und versucht, sie zu
schützen. Als Passanten dazwischengehen und die Polizei alarmieren, droht der Schwiegersohn Anna erneut: „Er sagte mir,
dass er seine Gang, die Pegida,
einschalten würde. Er sprach da- Einfach nur ein lockeres Treffen in der Nachbarschaft? Seit fast drei Wovon, dass sie mich vergewaltigen chen lungern fast jeden Abend Rechtsextreme auf dem Platz vor Annas
FOTO: ZVG
Haus herum.
und umbringen würden.“
–
> Der Beitrag entstand durch eine
gemeinsame Recherche der Zeitungen „Schweiz am Sonntag“
und „Der Sonntag“.
*Name von der Redaktion geändert
ine Familie wird
sollte doch viel stärüber Monate
ker darauf geachtet
hinweg rassiswerden, wie den Optisch beschimpft. Eifern in solchen Sine Frau krankentuationen besser gehausreif geprügelt,
holfen werden kann.
Kinder bedroht. Die
Der organisierte BeRechtsextremen in
gleitschutz ist eine
KATHRIN GANTER private Initiative.
der Region treten
immer frecher auf.
Der Kontakt zu
Das sind die traurigen Höhe„Leuchtlinie“, der baden-würtpunkte einer Entwicklung, die tembergischen Anlaufstelle
sich seit Monaten abzeichnet. für Opfer rechter Gewalt, die
Wer jetzt immer noch glaubt,
sich der Familie nun annimmt,
das sei eine Randerscheinung entstand erst durch unsere
und würde schon wieder vorRecherche. Dass Opfer – nicht
beigehen, wenn man sie nur
nur von rechter Gewalt – viel
ignoriert, der sollte jetzt endschneller und unbürokratisch
lich aufwachen. Es ist höchste Hilfe bekommen müssten, ist
Zeit, dass solche Vorfälle wie
eine Forderung, die der „Weiße
bei Anna und ihrer Familie
Ring“ und andere Hilfsorganicht nur als Streit gewertet
nisationen seit Jahren gebetswerden, sondern dass der pomühlenartig wiederholen. Die
litische Hintergrund benannt Gesellschaft ist es jenen, die
und bekämpft wird. Die Polizei Schlimmes erlebt haben,
lässt durchblicken, dass sie das schuldig, dass sie Sicherheit
tut. Die Stadt ist involviert und bekommen, zur Ruhe komprüft Handlungsmöglichkeimen können. Und was die
ten. Die Wohnbaugesellschaft Rechtsextremen angeht: Ihhat dem Nachbarn gekündigt. nen muss bei jeder GelegenDas ist gut. Andererseits brau- heit gezeigt werden, dass die
chen Prüfungen immer ihre
Gesellschaft ihre EinschüchZeit, und auch die Wohnbau
terungen, ihre Bedrohungen
setzte, nachdem der Nachbar
und Beleidigungen gegenüber
nicht zum Termin am DonAndersdenkenden und Minnerstag ausgezogen war, erstderheiten nicht toleriert. Denn
mal entspannt eine Fristvernur so können jene, die sich
längerung. Bei allem Verständ- dagegen zur Wehr setzen, sinis für formale Wege, die eincher sein, dass sie nicht selbst
gehalten werden müssen,
das nächste Opfer werden.
BEILAGEN
Teile unserer heutigen Auflage enthalten Prospektbeilagen
folgender Firmen: Aldi Süd, Thomas Philipps, Villringer GmbH,
DS
Kik, Woolworth, Tedi, Penny.
6 AUS DER REGION
Der Sonntag · 3. Juli 2016
Entwürfe für die Provinz
Als VOLKER FINKE vor 25 Jahren nach Freiburg kam, war Fußball dort Randphänomen – Rückblick in eine Zeit kurz vor dem Umbruch
Er sollte die Stadt ein wenig
und den Freiburger Fußball
vollkommen verändern.
Doch als vor einem Vierteljahrhundert Volker Finke
seinen Dienst beim SportClub begann, lag der Aufbruch nicht gerade in der
Luft. Eine Zeitreise in den
Sommer 1991.
JENS KITZLER
Den Wunsch nach einer zeitgemäßen Spielstätte, den kennt
man vom Sportclub, der derzeit
einen Stadionneubau im Freiburger Westen plant. Als Volker
Finke am 1. Juli 1991 seinen
Dienst im Dreisamstadion antrat, hatte das andere Dimensionen. Mit schöner Regelmäßigkeit ging die SC-Spitze im Rathaus betteln. „Die Verantwortli-
chen äußerten gegenüber der
Stadt den Wunsch, dass im Dreisamstadion eine Flutlichtanlage
errichtet wird“, notierte der Berichterstatter in einer Gemeinderatsvorlage, als habe man von
solcher Technik noch nie etwas
gehört. „Diese Anlage würde es
ermöglichen, dass auch in den
Abendstunden
Fußballspiele
ausgetragen werden können.“
Aber nein, dafür habe die Stadt
wirklich kein Geld, hieß die Antwort regelmäßig. Noch gar nicht
so lange her war es, als man im
Rathaus überlegt hatte, den SC
und den Lokalrivalen FFC zu fusionieren. Gleich zwei Fußballvereine musste man sich in Freiburg ja wirklich nicht leisten. Bei
einer Bürgerschaft, die nur ins
Stadion ging, wenn man nichts
anderes zu tun wusste, wie die
Badische Zeitung nicht lange vor
Finkes Dienstantritt bedauerte.
„Ist Profisport hier überhaupt
FAKTEN
DER REST IST GESCHICHTE:
In der Saison 1993/94 spielte
der SC Freiburg erstmals in der
ersten Bundesliga, in Freiburg
entstand für mehrere Jahre
stadtweite SC-Begeisterung.
Die Saison 94/95 beendete der
SC sensationell auf dem 3.
Platz, die Bayern hatte man
im Dreisamstadion mit 5:1
abgefertigt. Es folgten zwei
Teilnahmen am Uefa-Cup, seit
Finkes Amtszeit spielte der
Verein neun Saisons in der
zweiten und sechzehn in der
ersten Bundesliga. Die Zeit,
da Finke und Freiburg zueinander passten, endete nach
16 Jahren in der Spielzeit
2006/07. Nach Misserfolgen
und zunehmender Kritik am
Trainer beschloss der Verein,
ohne Finke weitermachen zu
wollen – was eine halbjährige,
bisweilen bizarre Schlammschlacht zwischen Vereinsführung, Trainer, Kritikern und
Sympathisanten nach sich zog.
Im Sommer 2007 begann Robin Dutt als Finkes Nachfolger.
möglich?“
Warum sollte dieser Unbekannte aus dem Norden, der im
Juli 1991 seinen Vorgänger Eckart
Krautzun beerbte, etwas daran
ändern können? Gemessen an
dem Umbruch, den Volker Finke
erwirken und der aus der grauen
Maus SC Freiburg einen etablierten Profiverein im Oberhaus der
Liga machen sollte, waren die
Anfänge recht illusionslos. „Sonderlich gespannt auf diesen neuen Trainer war man in der Stadt
nicht“, erinnert sich Reinhard
Leßner, damals Redakteur bei
der Badischen Zeitung, an den
Sommer 1991, „so richtig viel erwartet hat erstmal keiner.“ Außer Präsident Achim Stocker
vielleicht, der den damals 43-Jährigen im September 1990 beim
Spiel gegen dessen damaligen
Verein, den TSV Havelse, in eindrücklicher Erinnerung behalten hatte – ungeachtet der Tatsache, dass Finke der Ruf vorauseilte, er werde überall dort, wo er arbeitete, sämtliche Kompetenzen
an sich ziehen, so dass Vereinsbosse nichts mehr zu sagen hätten. Der beurlaubte Geschichtslehrer Finke deutete das vor Reportern von der anderen Seite:
„Weil ich jederzeit wieder am
Gymnasium unterrichten kann,
brauche ich mich nirgends von
eitlen Menschen im intriganten
Umfeld einer Vereinsführung
unter Druck setzen zu lassen.“
Finke, Verein und Stadt beschnupperten sich. „Er sieht auf
den ersten Blick nicht so aus, wie
man sich einen Studienrat vorstellt“, schrieb BZ-Sportredakteur Robert Kauer über den beurlaubten Lehrer, der Zigaretten
In Freiburg habe sich ein Zeitgeist der 70er Jahre beharrlich festgesetzt,
konstatierte Volker Finke im Sommer 1991 – bevor er zumindest dem
FOTO: HEUBERGER
Fußball frischen Wind einhauchte.
drehend und in Jeans daherkam.
Die 80er-Jahre-Version eines alternativen Intellektuellen, der
selbst nach einigen Ausflügen
ins Freiburger Nacht- und Kulturleben der südbadischen Provinz einiges an Rückständigkeit
attestierte, weil sich hier ein
„Zeitgeist der 70er Jahre beharrlich festgesetzt hatte“. Genau in
diesem Millieu weckte er dann
schneller Begeisterung für sich
als im zwischen Weinfest, CDU
und dem alten Freiburger FC os-
zillierenden
Alt-Freiburger
Establishment, das noch verdauen musste, dass Finke als erste
Amtshandlung Publikumsliebling Charly Schulz aus dem Team
gestrichen hatte. Die linksalternative Stadtzeitung freute sich
und interviewte Finke zu den
Auswirkungen der Studentenbewegung auf das Bildungssystem,
Wohngemeinschaften und Kino
mit Anspruch. Und über linken
Fußball. Doch die großen Entwürfe, die gebe es auch im Fußball nicht mehr, erklärte Finke
der Stadtzeitung – bevor er sich
aufmachte, von Jugendförderung bis Spielsystem einen nicht
gerade kleinen Entwurf im deutschen Profifußball zu platzieren.
Als der Niedersachse im Juli
1991 anfing zu arbeiten, gab es
noch keine funktionsfähige Trainerkabine – und auch weiter
kein Flutlicht –, doch immerhin
ein Team, das er schon mitgeformt hatte. „Das war schon ein
Umbruch in der Mannschaft“, erinnert sich Ralf Kohl, der damals,
noch von Achim Stocker entdeckt, als Außenverteidiger
frisch ins Team gekommen war.
Ja, man habe gemerkt, dass eine
andere Zeit der Mannschaftsführung anbrach, sagt Kohl. „Allein, dass ein Trainer plötzlich
auf das Zwischenmenschliche
bei den Spielern geachtet hat,
das kannte ich so noch nicht.“
Mit einem Spiel gegen 1860
München begann Volker Finkes
erste Saison in Freiburg. Das Stadion füllte sich nach und nach.
Im Herbst sah man erstmals SCFreiburg-Aufkleber auf Autos,
„Jetzt geht’s los“, stand darauf.
Das tat es dann tatsächlich.
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AUS DER REGION 7
Der Sonntag · 3. Juli 2016
LESERMEINUNG
DEUTSCHLANDFAHNE
kein einziges Wort? Weil das beide angesichts der üblichen schuZum Gesicht der Woche: „Schwarzlischen Bildungslücken nicht
rotgold? Locker bleiben“ in der Auswussten? Oder, wahrscheinligabe vom 19. Juni:
cher, weil doch ein bisschen ungute Absicht dahintersteckt? ZuBildungslücken oder
mindest bei den genannten
rheinland-pfälzischen Jung-Idereine Absicht?
ologen muss man diese vermu„Nichts als ein Fanartikel?“
ten, deren „Grün“ übrigens auch
Liest man den Artikel unbefanals Symbol ihrer Weltanschaugen, könnte man fast den Einung gemeint ist. Was würden sie
druck gewinnen, es sei von einer sagen, wenn man ihre eigene PaFlagge aus einer kurzen und
role „Runter damit!“ darauf andunklen Zeit der deutschen Ge- wenden würde?. Man möchte ihschichte die Rede. Schade, dass
nen gerne zurufen (und das
weder David Vaulont, noch der
Symbol Schwarzrotgold steht
Journalist, der den Artikel
für die Deutschen wie die Trikoschrieb, ein einziges Wort darlore für die Franzosen oder der
über verloren, dass die deutDanebrog für die Dänen): „Wer
schen Farben Schwarzrotgold
sich selbst nicht achtet, wird
von der demokratischen Revolu- auch von anderen nicht geachtion 1848 eingeführt wurden
tet.“
WOLFGANG HENNINGER,
und Einigkeit, Recht und Freiheit
ENDINGEN
symbolisieren. Warum darüber
RHEINSCHWIMMBAD
wird vorgeschrieben, wie viel
Milligramm irgendwelcher NahZum Artikel „Zaunschwimmbad“
rungsergänzungsmittel täglich
in der Ausgabe vom 19. Juni:
eingenommen werden dürfen –
auf der anderen Seite werden
Entmündigend und
aber völlig legal megatonnenweise giftige Substanzen wie
undemokratisch
Glyphosat und andere Pestizide
Dieses Possenspiel in Schwörund Herbizide versprüht, Atomstadt ist ein gutes Beispiel, wie
kraftwerke ohne jegliche Versidie (EU-)Bürokratie, leider secherung genehmigt mit der Gekundiert von diversen Gerichts- fahr der kollektiven Vernichtung
urteilen, unter dem Vorwand des ganzer Landstriche. Aus unserer
(Verbraucher)Schutzes erwachfreiheitlich-demokratischen
senen Menschen die Mündigkeit Grundordnung ist inzwischen
entzieht – in diesem Falle völlig eine bürokratisch-industriegeabsurd, denn wenige Kilometer steuerte geworden.
DIETMAR FERGER, LÖRRACH
weiter rheinabwärts springen
jährlich viele tausende schadlos
in den Rhein. Diese Absurdität
> LESERBRIEFE können wir nur
geht weiter, Pakete aus Nicht-EU- drucken, wenn sie mit vollem NaLändern werden geöffnet, um sie men und Wohnort unterzeichnet
nach „verbotenen“ oder „gefähr- sind. Kürzungen behalten wir uns
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Doping:
Paoli attackiert Singler
Treutlein bremst die Veröffentlichung des GUTACHTENS
Noch steht die Veröffentlichung
von fünf Gutachten zur Dopingaufklärung in Freiburg aus. Doch
darüber ist jetzt erneut ein Streit
zwischen den Autoren Andreas
Singler und Gerhard Treutlein
entbrannt. Die frühere Vorsitzende Letizia Paoli mischt auch
wieder mit.
Wie Der Sonntag erfuhr, hat
Paoli am vergangenen Sonntag
in einem 177-seitigen Schreiben
an Treutlein angebliche Mängel
in den noch unveröffentlichten
Doping-Gutachten kritisiert, vor
allem weil Veröffentlichungsgenehmigungen durch Zeitzeugen
fehlen sollen. Treutlein hatte
Paoli um eine Stellungnahme
gebeten. Der emeritierte Professor und Anti-Dopingexperte aus
Heidelberg ist bei drei der Gutachten neben Singler Autor.
Paoli schätzt das Prozessrisiko
für Treutlein und die Universität
als Herausgeber als unübersehbar ein. Auffallend respektvoll
schreibt die Dopingfahnderin
von der Universität Leuven über
Joseph Keul – neben Armin
Klümper die Schlüsselfigur des
Freiburger Dopingskandals – als
den „bekanntesten Olympiachefarzt Deutschlands, Ordinarius für Sportmedizin, Präsident
und Ehrenpräsident des Deutschen Sportärztebundes und
Mitglied des Nationalen Olympischen Komitees“ – und warnt vor
Klagen der Angehörigen. Die 177
Seiten lesen sich wie eine Generalabrechnung mit Singler. Ihr
Ton gegenüber der Universität
Freiburg hingegen fällt ungewohnt freundlich aus. Wie in
vorherigen Fällen zitiert Paoli
ausführlichst Briefwechsel und
Stellungnahmen.
Paolis Schreiben hat bei Treutlein seine Wirkung nicht verfehlt. Treutlein überlegt nun, befragte Zeitzeugen über das angeblich wissenschaftlich nicht
korrekte und strafrechtlich relevante Vorgehen Singlers zu unterrichten. Und: Treutlein ließ
auch Singler Paolis Stellungnahme zukommen.
Singler reagierte noch diese
Woche. In einem Schreiben an
Unirektor Hans-Jochen Schiewer
und an Wissenschaftsministerin
Theresia Bauer wies er die Vorwürfe zurück und drohte Paoli
mit rechtlichen Konsequenzen,
unter anderem wegen übler
Nachrede und Vortäuschung einer Straftat. Dass er Treutlein
rechtliche Schritte angedroht
haben soll, wie Paoli behauptet,
weist Singler zurück. Er habe
Treutlein aber dargelegt, dass er
klagen müsse, wenn er die Publikation der Gutachten verhindern wolle.
Singler fordert zudem Uni
und Wissenschaftsministerium
auf, dagegen einzuschreiten,
dass Paoli bei Zeitzeugen insistiere, ihre Aussagen für die Gutachten zurückzuziehen. In einem Fall soll es sich um ein ausführliches Interview mit einem
Zeitzeugen im Gutachten über
Klümper handeln. Als Motiv
Paolis, seine Arbeit zu bekämpfen, sieht Singler „einen einzigen
Grund“: „weil ich es bin, der sie
ausgeführt hat“. Singler und Paoli hatten sich noch zur gemeinsamen Zeit in der Dopingkommission überworfen. Weil Treutlein zu Paoli hielt, kam es auch
zwischen Singler und Treutlein
zum Bruch. Paoli weist ein Bedrängen der Zeitzeugen zurück.
Die Universität übt sich in Zurückhaltung. Sie weist Singler
darauf hin, dass sie ohne Einverständnis von Treutlein nicht publizieren könne. Zudem stünden
noch abschließende Stellungnahmen zweier Staatsanwaltschaften aus.
Die Uni steht nun plötzlich
nicht mehr in der Schusslinie
der Dopingaufklärer. Treutlein
teilte Rektor Schiewer sogar mit,
dass er dessen Wunsch nach einer schnellen Veröffentlichung
der Gutachten noch nicht nachkommen könne. Bei einem Treffen im April in Freiburg hatte
Schiewer darauf gedrängt. Bislang hatten Treutlein, Paoli und
andere Kommissionsmitglieder
dem Rektor unterstellt, ihre Aufklärungsarbeit zu blockieren. In
Medien war sogar spekuliert
worden, dass mit dem Rücktritt
der Kommissionsmitglieder im
Frühjahr die gesamte Dopingaufklärung gescheitert sei. Kurioserweise schreibt Treutlein
von Paoli immer noch als der
Vorsitzenden. Formal ist sie zwar
nie zurückgetreten. Die Uni hatte allerdings keinen Zweifel daran gelassen, dass die Kommission nicht mehr existiert.
Singler ist der Hauptautor der
noch ausstehenden Dopinggutachten. An den Gutachten über
Letizia Paoli holt zum Schlag gegen Andreas Singler aus. FOTO: DPA
Herbert Reindell (mehr als 200
Seiten), Joseph Keul (rund 400
Seiten) und Armin Klümper
(mehr als 500 Seiten) ist Treutlein Mitautor. Ferner hat Singler
ein Gutachten „Systematische
Manipulationen im Radsport
und Fußball“ (knapp 100 Seiten)
sowie „Doping beim Team Telekom“ (mehr als 200 Seiten) erstellt. Letzteres war schon Gegenstand der ersten sogenannten kleinen Dopingkommission.
Die große Dopingkommission
hatte diese Arbeit aber schon
früh als unzureichend kritisiert.
Wann die weiteren Gutachten
veröffentlicht werden, ist offen.
Nur das Gutachten zu Reindell,
dem Begründer des Lehrstuhls
für Sport und Leistungsmedizin
in Freiburg, dürfte in Kürze publiziert werden. Eine ergänzende
Stellungnahme von Treutlein
dazu liegt der Uni mittlerweile
vor. Die muss nun aber noch
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rechtlich geprüft werden.
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8 AUS DER REGION
Der Sonntag · 3. Juli 2016
NACHGEFRAGT
PAVLOS KARAGEORGIS, GASTRONOM
In Gedanken in der Karibik
Herr Karageorgis, im April hat
der Gemeinderat von Bad Säckingen den Pachtvertrag mit
Ihnen genehmigt. Die geplante
Strandbar am Rheinuferweg
beim Schlosspark-Café sollte
ursprünglich Anfang Juni eröffnet werden, was bisher am
hohen Wasserpegel scheiterte.
Wie ist der aktuelle Stand?
Momentan ist der Wasserpegel
wegen der Unwetter der vergangenen Wochen noch immer zu hoch.
Wie hoch müsste dieser denn sein, damit Sie Ihre Strandbar gefahrlos
eröffnen können?
Da bin ich kein Fachmann, aber die Mitarbeiter der Stadt haben
da ihre Margen. In einem früheren Zeitungsartikel war die
Rede von 8,25 Metern. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir
Mitte dieses Monats eröffnen können.
Wie muss man sich denn die Strandbar genau vorstellen?
Es wird zwei Häuschen geben, wie sie beim Weihnachtsmarkt
verwendet werden. Diese werden von uns strandmäßig verkleidet,
und dort wird es Snacks, Getränke und Cocktails geben. Wegen
des Alkoholverbots auf öffentlichen Grünflächen, das auch
richtig ist, gibt es eine Abgrenzung; innerhalb dieses Zaunes
darf getrunken werden. Aber wir möchten keinen Ballermann,
keine Partymeile für junge Menschen. Bad Säckingen ist eine
Kurstadt, wir haben hier den Schlossplatz, und da möchten
wir etwas Niveauvolles anbieten. Die Menschen sollen nach
der Arbeit hierherkommen, die Augen zumachen und sich
bei leiser Hintergrundmusik vorstellen, sie seien im Urlaub
in der Karibik.
Gibt es bereits Rückmeldungen aus der Bevölkerung zu Ihren
Plänen?
Ja. Vor allem ältere Menschen freuen sich darüber, dass am
Rheinufer so etwas geplant ist. Auch wir können es nun kaum
noch erwarten, endlich loszulegen. Dieser Sommer soll als
Test dienen, wie die Strandbar angenommen wird, dann werden
wir sehen, ob wir diese regelmäßig anbieten. Ich möchte in
diesem Jahr auf jeden Fall eröffnen, selbst wenn wir wetterbedingt
vielleicht nur ein Wochenende lang geöffnet haben werden.
(lacht) Denn das Mobiliar ist ja da, es lagert derzeit im Schlosspark-Café, und da wäre es schade, wenn wir es nicht nutzen
DAS GESPRÄCH FÜHRTE
können.
ADRIAN STEINECK
LESESTOFF
BAHNSTRECKEN IN SÜDBADEN – GESTERN UND HEUTE
Dem Zweck gewichen
W
oher beziehen Eisenbahnfans ein großes
Stück ihrer Energie?
Es ist Sentimentalität ob der
längst vergangenen großen
Tage. Als die
Dampfrösser
noch bis in die
letzten Täler
schnauften
und auch das
kleinste Dorf
auf jeden Fall
einen ansehnlichen Bahnhof hatte. Und
diese Stimmung zieht
sich auch
durch die Reihe „Schienenwege gestern und heute“, innerhalb deren jetzt eine „Zeitreise
durch Südbaden“ erschienen
ist. Das Prinzip ist schlicht: Alt
und Neu einander gegenüberstellen, um zu zeigen, wo einst
Großes heute nüchternem
Zweck gewichen oder ersatzlos
verschwunden ist. Ein Foto
zeigt die ausgedehnten Bahnhofsanlagen in Todtnau, wo 70
Jahre lang eine Schmalspurbahn aus dem Wiesental ankam, das daneben stehende Foto zeigt, was davon heute geblieben ist: nichts mehr. Ein
Bild zeigt die großen Gleisanlagen des Freiburger Güterbahnhofs, ein anderes das Wohngebiet, das dort heute entsteht.
Ein Bild zeigt den noch 1976von
einem prächtigen Hallendach
gekrönten Badischen Bahnhof
in Basel, die Kuppel ist Geschichte, seit
1981 müssen
sich Reisende
unter profanen Unterständen vor
Regen schützen. Auch
nichts geblieben ist von der
kleinen Bregtalbahn nach
Furtwangen,
von der Strecke nach Bonndorf steht nur
noch das alte
Bahnhofsgebäude, während von der Wehratalbahn immerhin noch der
Fahrnauer Tunnel zu sehen ist.
Natürlich finden Liebhaber auf
den Fotos im Buch jede Menge
historische und aktuelle Lokomotiven und Wagen, netterweise verzichten die vier Autoren
darauf, den Leser mit BauartNummern und Achsfolgen zu
nerven – das macht das Buch
zugänglicher für alle, die einfach Spaß am Früher-und-heute-Prinzip dieses Heimatbandes zur Bahngeschichte haben.
JENS KITZLER
> SCHIENENWEGE gestern und
heute, Zeitreise durch Südbaden,
VGB Klartext, 24,95 Euro
Triumph über die Ohnmacht
Psychiater Frank-Stefan Müller über EXHIBITIONISMUS und die Frage der Gefährlichkeit
Bei Exhibitionisten des zweiten
Typs, die sich auf diese Art der
Sexualität fixiert haben, ist eine
Therapie schwieriger?
„Exhibitionist am Dreisamufer gesichtet“: Polizeimeldungen wie diese lösen bei
vielen Reaktionen aus, die
von Spott bis Angst reichen
können. Was es mit dem
Drang, sich derart zu entblößen, auf sich hat, erklärt
Frank-Stefan Müller. Er ist
Medizinischer Direktor der
Klinik für Forensische
Psychiatrie und Psychotherapie am Zentrum für
Psychiatrie Emmendingen.
Wie kommt es in der Regel zur
ersten einschlägigen Tat eines
Exhibitionisten, Herr Müller?
Zur Ursache von Exhibitionismus gibt es je nach psychologischer Schule sehr unterschiedliche Erklärungsansätze. Gemeinsam ist ihnen die Annahme, dass
Menschen, die andere mit der
Zurschaustellung ihrer Genitalien erschrecken, oft ein unsicheres Selbstwertgefühl haben und
einen Mangel an sozialer Kompetenz. Die Selbstentblößung
kann ein Weg sein, dies zu kompensieren.
Verhalten aus, das dadurch gekennzeichnet ist, dass es nicht
Lassen sich bestimmte Gruppen zum Körperkontakt kommt.
von Exhibitionisten unterscheiden?
Erleben die Betroffenen das Exhibitionieren als einen Zwang,
Beim ersten Typ handelt es sich
unter dem sie leiden?
um Personen, bei denen das Vorzeigen der Genitalien nur selten Wenn Sie Menschen dieses zweiauftritt und nur in Situationen, ten Typs fragen, hören Sie häuin denen sie sich in ihrem Selbst- fig, dass sie das Exhibitionieren
wertgefühl in Frage gestellt se- durchaus lustvoll und befriedihen. Das können Erlebnisse von gend erleben. Sie sind zufrieden
Kränkung, Zurückweisung oder damit, auf diese Weise Sexualität
Misserfolg sein, sei es im Beruf zu praktizieren, und im Grunde
oder in der Partnerschaft. In die- mit sich selbst im Reinen. Nach
ser Krisensituation entsteht bei meiner Kenntnis gilt das für die
den Betroffenen der Impuls, die Mehrheit der Exhibitionisten.
innere Anspannung zu lösen, in- Ein Problem sehen sie allenfalls
dem sie sich entblößen und da- darin, wie die Gesellschaft auf
bei oft auch masturbieren. Die ihr Tun reagiert. Es gibt aber
Reaktionvon Ekel oder Angst, die auch Exhibitionisten, die unter
sie so bei ihrem Gegenüber aus- ihrer Veranlagung leiden und sie
lösen, kann ihnen ein Gefühlvon als etwas Zwanghaftes erleben,
als einen nicht beherrschbaren
Drang gegen ihren Willen.
Will der Exhibitionist gezielt
Angst und Ekel auslösen oder
hofft er auch, sein Gegenüber
positiv zu beeindrucken?
Meist geht es darum, zu erschrecken und so ein Machtgefühl zu
erleben. Doch es gibt auch einen
dritten Typ, der hofft, durch das
Vorzeigen seiner Geschlechtsteile eine Frau beeindrucken und
Kontakt herstellen zu können.
Dabei handelt es sich häufig um
Intelligenzgeminderte, denen es
an sozialen Strategien zur Kontaktaufnahme mangelt.
„Man sollte Exhibitionisten nicht
dämonisieren“, sagt Frank-Stefan
FOTO: JAHN
Müller.
Macht und Bedeutsamkeit geben. So kompensieren sie ihre
Unsicherheit und Beschämung
und stabilisieren ihren Selbstwert. Es ist ein Triumph über ihre Ohnmacht. Diese Menschen
führen ansonsten normale Beziehungen mit einvernehmlicher Sexualität und leben in geordneten Verhältnissen, was übrigens für etwa zwei Drittel der
Exhibitionisten gilt. Daneben
gibt es einen zweiten Typ, für
den das Exhibitionieren die einzige Form sexueller Aktivität ist,
die er dauerhaft und immer wieder auslebt. Diese Menschen haben oft Defizite in sozialer Kompetenz und im intimen zwischenmenschlichen Umgang.
Sie weichen auf ein sexuelles
Der Paragraf 183 des Strafgesetzbuches kennt nur den Mann
als Täter. Sind Frauen nicht exhibitionistisch oder stört es da
nur niemanden?
Ich denke, dass Frauen ebenfalls
exhibitionistisches Verhalten an
den Tag legen können. Wie oft
das geschieht, weiß man nicht,
da diese Fälle nicht verfolgt werden. Es gibt auch so gut wie keine
Untersuchungen darüber, was
bei Frauen die Ursache sein
könnte. Vielleicht handelt es sich
um eine besondere Form der sexuellen Stimulation. Wobei die
Möglichkeiten der Frau, ihre Reize zur Schau zu stellen, um so
Selbstbestätigung zu erhalten
oder Sexualpartner zu finden,
durch gesellschaftlich akzeptierte weibliche Rollenbilder ungleich größer sind.
Wenige sexuelle
Neigungen werden
derart verachtet
und verspottet wie
der Exhibitionismus. Das bringt
laut Frank-Stefan
Müller manche Betroffene dazu, sich
in Therapie zu beFOTO:
geben.
ARTFAMILY/FOTOLIA
Ja, weil sich sexuelle Orientierungen therapeutisch kaum beeinflussen lassen. Hier kann es
eigentlich nur darum gehen, den
Betroffenen – falls er das will –
dabei zu unterstützen, Selbstkontrolltechniken zu erlernen,
damit er sein Verhalten so weit
beherrscht, dass er nicht mit
dem Strafgesetz in Konflikt
kommt und sich Erfahrungen
durch die Reaktionen der Öffentlichkeit erspart. Hilfreich kann
eine Selbsthilfegruppe sein, in
der über die ganze Problematik
ohne Schamgefühle und in großer Offenheit gesprochen werden kann.
Die Meinungen, ob Exhibitionisten harmlos oder gefährlich
sind, gehen weit auseinander.
Was sagen Sie als Arzt?
Die weit überwiegende Mehrheit der Exhibitionisten ist nicht
gefährlich in dem Sinn, dass sie
übergriffig wird. Es gibt zwar Untersuchungen, die davon ausgehen, dass zehn bis 25 Prozent der
Es gibt wohl wenig sexuelle Nei- Exhibitionisten eine Vergewaltigungen, die derart verachtet und gung begehen können. Doch diese Zahlen werden von vielen Severspottet werden wie der Exhibitionismus. Was bedeutet das xualforschern bezweifelt, weil
sie von einer sehr ausgewählten
für die Betroffenen?
Gruppe stammen, nämlich von
Die Bewertung der Gesellschaft Straftätern. Man sollte Exhibikann in der Tat Leiden verursa- tionisten nicht dämonisieren.
chen. Wenn bekannt wird, dass
Viele Eltern haben allerdings
jemand Exhibitionist ist, kann
große Angst, wenn die Polizei
das nicht nur strafrechtliche
warnt, dass in der Nachbarschaft
Konsequenzen haben, sondern
ein Exhibitionist gesehen wurde.
auch in den Beziehungen zu
Partnern, Nachbarn, Kollegen.
Das kann dann ein Motiv sein, Ich denke, dass diese Angst vor
sich einer Behandlung zu unter- allem damit zu tun hat, dass in
ziehen. Doch wenn man das Ex- der Bevölkerung ein sehr ungehibitionieren selbst als lustvoll naues Wissen über die Vielfalt
erlebt und nur die Reaktion der sexuellen Verhaltens besteht.
Öffentlichkeit als leidvoll, reicht Auch die oft undifferenzierte Bedas kaum aus, um das sexuelle richterstattung der Medien verstärkt die Überzeugung, dass jeVerhalten zu verändern.
de nach außen gezeigte sexuelle
Handlung potenziell bedrohlich
Wo setzt die Therapie an?
ist und zu schweren Straftaten
Bei Exhibitionisten des ersten wie dem Missbrauch von KinTyps, die sich nur gelegentlich dern und Vergewaltigung bis hin
exhibieren, geht es in der Thera- zum Mord führen kann.
pie darum, die eventuellen UrsaWie sollte man reagieren, wenn
chen dieses Verhaltens zu beman einem Exhibitionisten behandeln. Es wird versucht, den
gegnet?
Selbstwert zu verbessern und
den Betroffenen zu befähigen,
selbstbewusster und durchset- Ich würde den Mann nicht weiter
zungsfähiger aufzutreten, seine beachten und mich rasch, aber
Kontakthemmung zu überwin- ohne Panik vom Ort des Gescheden. Hierbei ist die Therapie oft hens entfernen. Dass er einer
Person nachsetzt oder diese gar
erfolgreich.
angreift, ist eher unwahrscheinlich. Man sollte ihn nicht anspreFAKTEN
chen, ihm nicht mit Gelächter
antworten oder sein ZurschauDIE KRIMINALSTATISTIK des
stellen kommentieren.
Polizeipräsidiums Freiburg
hat vergangenes Jahr 86 Fälle
Soll man die Polizei informieren?
von Exhibitionismus erfasst.
In den Vorjahren bewegte
Das hängt davon ab, wie man
sich die Zahl zwischen 73 und
die Situation selbst erlebt. Klar
110 Fällen. „Diese Zahlen saist: Der Exhibitionist verstößt
gen allerdings nichts dargegen die sexuelle Selbstbestimüber aus, wie viele Fälle von
mung, weil er sein Gegenüber
Exhibitionismus es tatsächzwingt, sein Geschlechtsteil und
lich gab, sondern nur, wie
möglicherweise seine Masturbaviele Fälle angezeigt wurden“,
tion zu sehen. Dass die Gesellerklärt Polizeisprecherin
schaft ihm Grenzen aufzeigt und
Laura Riske. Wie hoch die
Respekt vor der SelbstbestimDunkelziffer ist, lasse sich
mung anderer einfordert, halte
nicht sagen. „Die Sensibiliich für angemessen. Ich meine
sierung der Bevölkerung für
allerdings, dass Exhibitionismus
bestimmte Delikte schwankt
kein Straftatbestand sein müsssehr und damit auch das
te, sondern dass es in den meisAnzeigeverhalten“, so Riske.
ten Fällen, besonders wenn keine
In den Sommermonaten
Kinder betroffen sind, genügen
häuften sich die Fälle von
würde, darin eine OrdnungswidExhibitionismus, besonders
rigkeit zu sehen, die mit einer
oft sei die Freiburger InnenGeldstrafe geahndet wird.
SIR
DAS GESPRÄCH FÜHRTE
stadt der Tatort.
SIGRUN REHM
MENSCHEN UND MÄRKTE 9
Der Sonntag · 3. Juli 2016
ARBEITSMARKT IM JUNI
Geflüchtete
und der Arbeitsmarkt
Arbeitslosenquoten
Kreis
Im Juni ist die Arbeitslosigkeit im
Kreis
Agenturbezirk Lörrach leicht gestiegen. Lörrach Waldshut
Laut Agentur ist diese Entwicklung
auf mehr arbeitslose Ausländer
3,2%
zurückzuführen.
3,0%
+ 0,1
Im Vergleich zu 2015 sind es
+/- 0
272 Ausländer mehr, der Anteil
der Syrer habe sich gegenüber
dem Vormonat sogar verdoppelt.
Dennoch sei „ unser Arbeitsmarkt
Veränderungen
stabil und aufnahmefähig.“
gegenüber
dem Vormonat
4113
+ 87
2692
- 49
1688
+ 12
Kreis
Lörrach
Arbeitslose
1642
+ 116
Kreis
Waldshut
offene
Stellen
Arbeitslose
offene
Stellen
Quelle: Agentur für Arbeit, Lörrach
„Bei früheren Milchkrisen nichts Vergleichbares erlebt“ – Geschäftsführer Schneider (Mitte).
FOTO: DECKERT
„Große Hilflosigkeit“
SCHWARZWALDMILCH
Für die Schwarzwaldmilch
war 2015 ein schwieriges
Jahr, 2016 wird noch schwieriger, doch die Molkerei
kann dem Preisverfall noch
mit einer starken Marke
trotzen. Das Marketing soll
dank SC Freiburg neuen
Schwung bekommen, und
es soll mehr Käse geben.
RENÉ ZIPPERLEN
Andreas Schneider hat längst
Kultpotenzial, wenn er etwa von
„facettenorientierten“ Stühlen
(die wie alles in der Molkerei den
Genossenschaftsbauern gehören) oder der „Nachteiligkeit“
des schönen Wetters spricht (das
den Saal warm macht). Wenn es
um entscheidende Dinge geht,
wird der Geschäftsführer der
Schwarzwaldmilch aber ganz
klar: „2015 war ein sehr schwieriges Jahr, 2016 wird noch erheblich schwieriger. In den vergangenen Jahrzehnten haben wir
nichts Vergleichbares erlebt.“
Wie auch? Im Discounter und
Supermarkt gibt es den Liter
Frischmilch zum Teil schon für
42 Cent. Das ist weniger, als Bauern 2014 in Baden-Württemberg
schlägt sich noch erstaunlich gut in einem verheerenden Umfeld
für das Rohprodukt erhalten haben. Ohne Verarbeitung, Vermarktung und die ordentlichen
Gewinnspannen des Handels.
Die Gründe für den Preisverfall sind bekannt. Absatzkrisen
in China, Russland und Nordafrika, globale Produktionssteigerungen und Wegfall der EUMilchquote: Mehr Milch trifft
auf gesunkene Nachfrage. Im
Vergleich zu 2015, sagt Schneider, sei 50 Mal mehr Milch zusätzlich im Markt, als seine Molkerei produziere. Die jüngsten
Abschlüsse mit dem Handel waren „verheerend“ mit Abschlägen bis zu 35 Prozent, bis zu 50
Prozent muss die Schwarzwaldmilch aber auch bei Milchpulver
verkraften, mit denen sie ein
Viertel ihres Umsatzes macht.
Der ist 2015 von 187 Millionen
auf 163,4 Millionen Euro zurückgegangen, weil sich Schwarzwaldmilch von unrentablen Pulver-Segmenten getrennt habe.
Dennoch konnte die Molkerei 5,2
Millionen Euro investieren und
einen Gewinnvon 1,02 Millionen
Euro ausweisen, den das schuldenfreie Unternehmen in die
Stärkung des Eigenkapitals (jetzt
25 Millionen Euro) steckt.
Die Krise trifft schon jetzt die
Lieferanten: 2014 hatten noch
1 177 Höfe die Molkerei beliefert,
Ende 2015 waren es noch 1 094 –
und der Trend setzt sich fort.
Auch die Bürgschaften der Bundesregierung für Milchviehhalter von rund 150 Millionen Euro
werden diesen kaum bremsen,
und die EU-Hilfen in dreistelliger Millionenhöhe werden zwar
„dem einen oder anderen Hof
helfen“, sagt Aufsichtsratschef
Markus Kaiser als Vertreter der
Bauern. Doch die Marktsituation
ändere sich dadurch nicht.
Schneider spricht gar von einer
„großen
Hilflosigkeit“.
Mit
durchschnittlich 30 Kühen liegen die Höfe der Schwarzwaldmilch gerade bei der Hälfte des
deutschen Durchschnittswerts –
allerdings ist für viele Höfe die
Milch nur ein Standbein.
Dabei ist es Schwarzwaldmilch erneut gelungen, mehr eigene Markenprodukte (Gesamtanteil jetzt 66 Prozent) zu vermarkten, mit denen sie mehr
Geld erzielt und mit 37,5 Cent pro
Liter den zweithöchsten Auszahlungspreis bundesweit bieten
kann. Für Biomilch gibt es 19
Cent mehr – auf der internen
Warteliste finden sich zahlreiche
Betriebe, die umstellen möchten. Weil dieser Preisabstand
aber wieder sinken werde, rät
Schneider von kurzfristigen
Überlegungen ab. Derzeit liegt
der Biomilchanteil bei 16 Prozent (200 Lieferanten) – denkbar
seien bis zu 20. Aktuell nimmt
Schwarzwaldmilch keine neuen
Biobauern auf.
Schwarzwaldmilch dreht nun
an den Schrauben, die sie beeinflussen kann: Bei Milchpulver
setzt sie verstärkt auf höherpreisige Spezialprodukte und solche
mit hohem Fettgehalt. Bio- und
lactosefreie Milch wird noch
stärker bundesweit vermarktet,
in Hessen will die Molkerei stärker vorstoßen, und vor allem
beim bundesweiten Auftritt soll
der neue Partner tatkräftig helfen: In der neuen BundesligaSpielzeit trägt der SC Freiburg
das
Schwarzwaldmilch-Logo
durch das Land.
Auch den 2015 eingeführten
Käse will die Schwarzwaldmilch
künftig in mehr Geschäften anbieten und plant für 2017 eine
dritte Sorte. Welche Mengen die
Molkerei herstellen lässt und absetzt, will sie nicht verraten.
Auch mit einer eigenen Käserei
beschäftige man sich, so Schneider, mit bis zu 1 500 Tonnen Jahresproduktion. „Das muss man
aber risikoavers befragen.“ Also
gut überlegen.
BZ-Grafik
Ungewöhnlich ist die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt im Agenturbezirk Lörrach (zu dem die Landkreise Lörrach und Waldshut
gehören) für einen Sommermonat: Denn die Arbeitslosigkeit ist leicht
gestiegen. Die Arbeitsagentur führt diesen Effekt aber praktisch komplett auf Flüchtlinge zurück. In anderen Bereichen sei die Entwicklung
positiv: So sei die Zahl der Langzeitarbeitslosen um 150 gesunken.
„Ein Zeichen dafür, dass unsere Maßnahmen gegen die Verfestigung
von Arbeitslosigkeit greifen.“ Die Bereitschaft regionaler Arbeitgeber,
geflüchteten Menschen Beschäftigungsmöglichkeiten zu bieten, sei
unverändert hoch. Nun gelte es, Migranten schnellstmöglich Sprachkenntnisse zu vermitteln, damit ihre Integrationschancen verbessert
werden.
KURZ GEFASST
EWS
Rekordergebnis in Schönau
Die großen Energiekonzerne fahren Milliardenverluste ein,
während kommunale Versorger weiterhin Gewinne machen
– die Elektrizitätswerke Schönau („Stromrebellen“) melden
in dieser Woche sogar das beste Ergebnis ihrer Unternehmensgeschichte. Wie die Badische Zeitung mitteilt, hat sich der
Gewinn der EWS 2015 von drei auf sechs Millionen Euro verdoppelt. Der Umsatz lag bei 163 Millionen Euro. Die EWS, die
Ökostrom sowie Biogas vertreibt und 107 Beschäftigte zählt,
DS
peilt ein weiteres Wachstum an.
E+H
Ausbau für neueTechnologie in den USA
Endress+Hauser baut die Fertigung von Raman-Analysatoren
aus. Die Tochterfirma Kaiser Optical Systems investiert in
Ann Arbor im US-Bundesstaat Michigan 8,6 Millionen Dollar
in die Erweiterung des Standorts. Die Produktionsfläche wird
sich mehr als verdoppeln. Mit der Technologie lassen sich
Feststoffe, Flüssigkeiten und Gase auf Zusammensetzung
DS
und Materialeigenschaften untersuchen.
WASSERKRAFT
Energiegewinnung zu besichtigen
Die Energiedienst AG lädt zur Besichtigung des Wasserkraftwerks
Rheinfelden am Mittwoch, 6. Juli, ein. Auf dem Programm
stehen neben einer Präsentation über die Energiegewinnung
aus Wasserkraft ein Rundgang durchs Maschinenhaus zu den
Turbinen sowie über das Kraftwerksgelände. Treffpunkt ist
DS
im Infocenter des Kraftwerks um 13.30 Uhr.
Kampf um die Regalmeter
Der WINZERKELLER BREISACH legt beim Umsatz leicht zu, ist damit aber noch nicht zufrieden
Der Winzerkeller Breisach hat im
Geschäftsjahr 2015 einen Umsatz von 40,9 Millionen Euro erzielt. Gegenüber dem Vorjahr ist
das ein Plus von 1,5 Prozent. Der
Winzerkeller hat sich für die Zukunft noch viel mehr vorgenommen – doch der Kampf um die
Regalmeter in Supermärkten hat
an Schärfe zugelegt.
„Früher hatten wir einen noch
höheren Umsatz“, sagte Vorstand Peter Schuster in dieser
Woche bei der Vorstellung der Bilanz, „dahin wollen wir zurückfinden.“ Der Weg dorthin führt
hauptsächlich über die Superund Discountermärkte. Denn
die bauen seit Jahren ihr Weinangebot aus und schaffen damit attraktive Angebote für Weinkunden. Mit dieser Strategie hat der
Lebensmitteleinzelhandel
in
drei Jahren seinen Marktanteil
von 12 auf 17 Prozent erhöht. Und
damit gewinnt der Handel einen
immer größeren Einfluss auf das
Kaufverhalten.
Kann ein Betrieb etwa wegen
einer kleinen Ernte, wie es sie in
Baden zuletzt häufiger gegeben
hat, die bestellte Menge nicht lie-
fern, läuft er Gefahr, aus
dem Sortiment zu fliegen.
Das hat nicht nur der Winzerkeller Breisach in den
vergangenen Jahren zu
spüren bekommen. Der
Anteil badischer Weine in
Supermärkten ging 2015
von 13 auf 12 Prozent zurück. Sind die Regalmeter
erst mal verloren, ist der
Weg zurück mühsam. Aus
diesem Grund hat der Winzerkeller nun seine Vertriebsabteilung um drei
Mitarbeiter auf rund 15 gestärkt. Sie kümmern sich
um Handel, Gastronomie
und Export.
Unter Druck gerät der
deutsche Wein auch durch
den steigenden Import ausländischer Weine. Den Anteil der deutschen Weine
auf dem heimischen Markt Der Breisacher Weinkeller im Grünen.
gibt der Winzerkeller mit 45
Prozent an und bezieht sich auf Präsident des Badischen WeinZahlen des Marktforschungsin- bauverbands, den Anteil deutstituts GfK. „Der deutsche Wein scher Weine noch mit „erschütgerät ins Hintertreffen“, warnte ternden“ 38 Prozent angegeben.
Marketingleiter Christof Joos. Im Auf Nachfrage sagt Schneider
Frühjahr hatte Kilian Schneider, nun, dass dabei der Direktver-
terschiedlichen
Erhebungsmethoden zurück.
Seine Zahlen hat er vom
Deutschen Weininstitut.
Beunruhigend
findet
Schneider allerdings auch
die 45 Prozent. Jahrelang
sei das Verhältnis deutscher und ausländischer
Weine in etwa ausgeglichen gewesen. Seit einiger
Zeit verlieren aber die deutschen Weine an Boden. Auf
Platz zwei stehen italienische Weine (16 Prozent) vor
französischen Weinen (13
Prozent). Von einer auch
nur annähernd vergleichbaren Marktpräsenz im
Ausland ist die deutsche
Weinwirtschaft meilenweit
entfernt. Schuster warnte
vor der Illusion, verlorene
Marktanteile im Inland lieFOTO: MICHAEL SPIEGELHALTER/ZVG ßen sich durch den Export
kompensieren. Der Export
kauf der Winzer nicht berück- sei mühsam und alles andere als
sichtigt worden sei. Mit dem Di- ein Selbstläufer.
rektverkauf komme man auf 42
Vorbei ist die Rotweinwelle im
oder 43 Prozent. Die verbleiben- Weißweinland
Deutschland.
de Differenz zum Ergebnis der „Rotwein verliert. Für uns ist das
GfK führt Schneider auf die un- dramatisch“, sagt Joos. Denn Ba-
den hat mit dem Spätburgunder
einen vergleichsweise hohen
Rotweinanteil. Während der Rotweinwelle ist der Anteil noch
einmal gestiegen. Und so schnell
lässt sich das Ruder beim Sortenspiegel nicht umlegen. Vorstand
Eckart Escher weist darauf hin,
dass eine neu gepflanzte Anlage
drei bis vier Jahre brauche, bis sie
Ertrag bringe. Mancher Winzer
hat für diesen Fall den Spätburgunder als vielseitig gepriesen,
weil er sich auch als Weißwein
ausbauen lässt (Blanc de Noir).
Doch Escher hält das für zu kurz
gedacht: Da machen die – meist
sehr konservativen – Weintrinker nicht mit.
Ein Ausnahmejahr war 2015
bei den Investitionen. Insgesamt
7,78 Millionen Euro hat der Winzerkeller investiert – unter anderem in eine zweite Annahmestelle für Vollernterlesegut. Damit lässt sich das Lesegut schneller
verarbeiten
–
lange
Wartezeiten sind der Qualität abträglich. Normalerweise bewegen sich die Investitionen im Bereich von knapp 2,5 Millionen
KLAUS RIEXINGER
Euro.
10 NACHRICHTEN
Der Sonntag · 3. Juli 2016
„Klarheit muss her“
Die schönsten Tagesfahrten
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7. 8.–15. 8. Zauberhaftes Norwegen – Fjordfahrten
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11. 8.–14. 8. Lüneburger Heide mit Celle und Lüneburg
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12. 8.–15. 8. Flandernrundreise – Brüssel, Antwerpen, Gent
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Bregenzer Festspiele „Turandot“
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13. 8.–14. 8. „Mont Blanc-Express“
HP 283,–
16. 8.–24. 8. Irland, die Grüne Insel – m. deutscher Reiseleitung HP 1331,–
17. 8.–21. 8. Schöne Region Kaiserreich – mit Ausflügen,
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18. 8.–21. 8. Sonniges Südtirol – Schloss Trauttmansdorff
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BANGLADESCH
20 Geiseln
getötet
Starke Differenzen in EUROPAPOLITIK zwischen Union und SPD
Berlin (AFP). Nach der Brexit-Entscheidung der Briten
vor gut einer Woche werden
unterschiedliche Akzentsetzungen von Union und
SPD in der Europapolitik
immer deutlicher. Auch in
der Frage, ob die Briten
beim Ausstieg aus der EU
bleiben, gehen die Meinungen auseinander.
Während Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Stärkung
der Wettbewerbsfähigkeit am
Samstag in Berlin in den Vordergrund stellte, pochten führende
Sozialdemokraten auch auf
mehr Steuergerechtigkeit und
eine aktive Arbeitsmarktpolitik.
„Europa soll der wettbewerbsfähigste und wissensbasierteste
Kontinent auf der Welt sein“, sagte Merkel in ihrem wöchentlichen Video-Podcast. „Das sind
wir heute nicht, aber diesen Anspruch sollten wir uns wieder
stellen.“ Als ein Beispiel nannte
Merkel die Digitalisierung, wo
mehr gemacht werden könne.
Unterdessen deutete Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU)
an, dass er den EU-Austritt Großbritanniens noch nicht für beschlossene Sache halte. Es sei Sache der Briten zu entscheiden,
ob und wann sie den Austrittsantrag stellen: „Niemand weiß, zu
welchen Folgerungen die neue
Regierung kommen wird“, sagte
Altmaier dem Spiegel. Ebenso
In Deutschland lebende Briten protestierten gestern in Berlin gegen
FOTO: AFP
den Austritt ihres Landes aus der Europäischen Union.
wie Merkel mahnte er zu einem
behutsamen Umgang mit der
britischen Entscheidung.
„Das Ergebnis des Referendums ist eindeutig und darum
muss es auch vollzogen werden“,
sagte SPD-Chef und Vizekanzler
Sigmar Gabriel dagegen auf einer Parteiveranstaltung in Berlin. „Klarheit muss jetzt her und
Eindeutigkeit“, warnte er davor,
mit den Briten gleichzeitig über
den EU-Austritt und neue Beziehungen zur EU zu verhandeln.
Alles andere wäre „eine Einladung an alle nationalen Egoisten, es genauso zu versuchen“.
Skeptisch zur Möglichkeit eines Exits vom Brexit äußerte
sich auch Bundesaußenminister
Frank-Walter Steinmeier (SPD).
„Wenn wir uns an den Fakten ori-
entieren“, dann „müssen wir
ernst nehmen, dass es bei dem
Brexit bleibt“, sagte er der Deutschen Welle.
Gabriel warnte vor einem Zerfall Europas. Allerdings drängte
er auch auf Korrekturen: „Das
Wichtigste ist, dass wir aus dem
Stabilitäts- und Wachstumspakt
endlich auch einen Wachstumspakt machen“, sagte er. Es gehe
darum, die Märkte in Europa so
zu organisieren, „dass sie nicht
nur Wettbewerb schaffen, sondern auch soziale Sicherheit“.
Gabriel warnte vor einer Spaltung Europas in Nord und Süd.
Besonders Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) mache mit
seinem „erhobenen Zeigefinger“
Europa „kaputt“, sagte er der
Neuen Osnabrücker Zeitung.
Eklat in Athen?
Rangelei zwischen PETER RAMSAUER und einem Fotografen bei Gabriel-Besuch
ATHEN/BERLIN (DPA). Ein griechischer Fotograf wirft dem CSUPolitiker Peter Ramsauer vor, ihn
während des Athen-Besuchs von
Vizekanzler Sigmar Gabriel
(SPD) massiv beleidigt zu haben.
Nach einem Gerangel im Büro
von Ministerpräsident Alexis
Tsipras habe Ramsauer gesagt:
„Fass mich nicht an, du dreckiger
Grieche“, berichtete der Fotograf.
Ramsauer bestreitet das.
Der frühere Verkehrsminister
Ramsauer, der als Chef des Bundestags-Wirtschaftsausschusses
Gabriel bei der Reise begleitete,
Ramsauer wird vorgeworfen, in
Athen einen griechischen Fotografen beleidigt zu haben. FOTO: DPA
wies die Anschuldigung zurück.
„Das ist erstunken und erlogen.“
Der Fotograf habe ihm im Vor-
beigehen mit dem Ellenbogen
einen heftigen Stoß versetzt:
„Ich wurde an die Wand gedrückt“, sagte Ramsauer. Daraufhin habe er den Mann angeherrscht: „Herrgott noch mal!
Gehen Sie so nicht mit mir um.
Gehen Sie weg!“
In griechischen Medien wird
der Zwischenfall, der sich am
Donnerstag ereignete, mittlerweile breit diskutiert. Ramsauer
zählt zu jenen Unionsabgeordneten, die die GriechenlandHilfspakete im Bundestag strikt
abgelehnt hatten.
DHAKA (AFP). Bewaffnete Angreifer haben in einem westlich
geprägten Café in Bangladeschs
Hauptstadt Dhaka 20 Ausländer
getötet, unter ihnen viele Italiener. Die mutmaßlichen Anhänger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) drangen am
Freitagabend in das Café ein und
hielten stundenlang dutzende
Menschen fest, bevor Sicherheitskräfte am Samstag das Lokal stürmten und sechs Angreifer erschossen. Auch zwei Polizisten kamen ums Leben.
Die Angreifer stürmten das
bei Ausländern sehr beliebte
Café „Holey Artisan Bakery“ im
Diplomatenviertel Gulshan am
Freitagabend, riefen „Allahu Akbar“ (Gott ist groß) und zündeten Sprengsätze. Als die Polizei
anrückte, kam es zu einem ersten Feuergefecht. Während einige der Anwesenden im Chaos
fliehen konnten, brachten die
Angreifer bis zu 40 Menschen in
ihre Gewalt. Die Polizei riegelte
die Umgebung ab. Nach elf Stunden stürmten Spezialkommandos das Café und beendeten die
Geiselnahme. „Die Lage ist vollständig unter Kontrolle“, sagte
Armeesprecher Rashidul Hasan.
Zu der Tat bekannte sich der IS.
Die der Dschihadistenmiliz nahestehende Nachrichtenagentur Amaq meldete, ein IS-Kommando habe das Café angegriffen. Die Armee zählte 20 getötete Zivilisten. Die meisten von
ihnen seien „brutal mit Stichwaffen“ getötet worden, sagte
ein Armeesprecher. Hinweise
auf Deutsche unter den Opfern
lagen nach Angaben des Auswärtigen Amtes zunächst nicht vor.
13 Geiseln wurden gerettet.
Das mehrheitlich muslimische Bangladesch wird seit Wochen von blutigen Angriffen auf
säkulare Aktivisten, Blogger und
Journalisten sowie Angehörige
religiöser Minderheiten erschüttert. Zu den meisten Angriffen
bekannten sich der IS und der
südasiatische Ableger des AlQaida-Netzwerks. Die Regierung
macht dagegen die einheimische Islamistengruppe Jamayetul Mujahideen Bangladesh
(JMB) verantwortlich. Kritiker
werfen der Regierung vor, durch
die Verfolgung der größten islamistischen Partei Jamaat-e-Islami zur Eskalation beizutragen.
SCHENKEN SIE
Menschen auf der Flucht Zuversicht!
DA S W E T TE R
22°
11° Lahr
IBAN: DE63370205000005023307
BIC: BFSWDE33XXX
Stichwort: Flüchtlingshilfe
www.Spenden-DRK.de/Flüchtlinge
Ettenheim
22°
6°
22°
10°
Polizeinotruf:
110
Feuerwehr/Rettungsdienst:
112
Krankentransporte:
DRK 07761/1 92 22
Ärztlicher Bereitschaftsdienst:
116 117
Apotheken-Notdienst-Infotelefon:
Festnetz: 0800/0022833 (kostenfrei);
Mobilfunk: 22833 (max. 0,69 €/Minute);
Im Internet: mehr.bz/apotheken
Frauenhaus:
0 77 51/35 53
Giftnotruf:
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Notfallpraxis Bad Säckingen:
9 bis 13 und 15 bis 19 Uhr
0 7761/9 33 72 22
Notfalldienst Wehr:
11 bis 12 und 18 bis 18.30 Uhr
Tel. 0 18 05/19 29 24 30
Telefonseelsorge:
08 00/1 11 01 11
Rhe
in
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Breisach a. Rh.
Dre
Emmendingen
Elzach
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Waldkirch
Freiburg
Titisee
Lörrach
Bad Säckingen
morgen
24°
2
Neustadt
FELDBERG
1493 m
10°
Schluchsee
5°
Bonndorf
18°
St. Blasien
6°
21° Schopfheim
WaldshutWeil a. Rh. 11°
Tiengen
Rheinfelden
In der Nordwesthälfte stellenweise Schauer.
Sonst meist trocken und freundlich bei Sonne
und Wolken. Höchsttemperaturen 17 bis 22
Grad. Schwacher bis mäßiger Wind aus West.
heute
22°
Müllheim
Basel
DEUTSCHLANDWETTER
Hoch YOGI bringt uns in Südbaden ruhiges und
mäßig warmes Wetter. Ab dem Morgen scheint
neben lockeren Quellwolken häufig die Sonne.
Im Tagesverlauf werden die Wolken etwas dicker,
aber sie bleiben harmlos. Die Temperaturen erreichen bei schwachem Wind aus südwestlichen
Richtungen maximal 22 Grad. In den kommenden Tagen wird es allmählich wärmer. Das Wetter bleibt freundlich mit viel Sonne und lockeren
Quellwolken. Das Schauerrisiko ist gering.
18°
6°
22°
10°
Bad Krozingen
Furtwangen
REGIONALWETTER
21°
12°
0 l/m²
Niederschlag
übermorgen
24°
2
2
0 l/m²
g
Niederschlag
0 l/m²
Niederschlag
30°
25°
20°
Kiel
18°
10°
Bremen
Hannover
Dresden
Nürnberg
10°
6 12 18 0
6 12
18
0
6 12 18 Uhr
Windstärken in den Kreisen in Beaufort
05:33/21:32Uhr
04:50/20:19Uhr
Auf- und Untergangszeiten gelten für Freiburg
Saarbrücken
Stuttgart
22°
10°
Freiburg
17°
12°
21°
13° Berlin
Essen
20°
21°
9°
10°
Köln
Frankfurt
15°
1
Rostock
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20°
9°
19°
13° München
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Groß, größer, zu groß
Eine neue Dauerausstellung im Basler Museum der Kulturen geht dem
Phänomen Größe auf den Grund –
mit riesigen Exponaten und kleinen
SEITE 13
Anregungen.
3.Juli2016
Frankreich ist gewarnt
STANDPUNKT
Ein bisschen wollen sie Island mit deren Mitteln
schlagen: dem Teamgeist
und dem Kopf. Respekt haben Frankreichs Spieler und
Trainer nicht nur vor Islands gefährlichen Einwürfen. Die Warnung durch den
Waliser Sieg gegen den EMFavoriten Belgien war da
gar nicht nötig.
N
Einer der großen französischen Hoffnungsträger: Mittelfeldspieler Paul Pogba.
kann meine Spieler ja nicht größer machen.“
Im Mittelfeld könnte Bayerns
Kingsley Coman in die Startelf
rücken, wenn Deschamps im 42-3-1-System spielen lässt. Bleibt
er beim 4-3-3, dürfte die Wahl auf
Yohan Cabaye als Ersatz für den
ebenfalls nicht spielberechtigten N’Golo Kanté fallen.
Bei den Isländern ist dagegen
klar: Auch Spiel fünf bei ihrer
EM-Premiere wird mit derselben
Elf begonnen wie alle Partien
vorher. Eingestellt haben sich
die Franzosen auch auf die gefährlichen Einwürfe der Isländer, bestätigte Deschamps. Er betonte aber: „Island besteht nicht
nur aus langen Einwürfen.“ Auf
ein mögliches Elfmeterschießen
hat Didier Deschamps seine
Mannschaft nicht eingestellt.
Das lasse er nie trainieren, meinte der Weltmeister von 1998 vor
dem Abschlusstraining am späteren Samstagnachmittag in
Clairefontaine. Die Gastgeber
üben in ihrem Quartier, um den
Rasen im Stade de France zu
schonen.
Eine Woche vor dem Finale an
selber Stelle wollen es die Franzosen sowieso nicht zum Äußersten kommen lassen. Nachdem sie in ihren vier vorangegangenen Spielen erhebliche
Probleme in der Anfangsphase
FOTO: DPA
hatten, meinte Deschamps nun:
„Ideal ist es, gut zu beginnen und
gut aufzuhören.“
Wie schnell es trotz Favoritenstellung gegen einen vermeintlichen Außenseiter vorbei sein
kann, zeigte auch der 3:1-Sieg der
Waliser am Freitagabend gegen
den französischen Nachbarn
Belgien. „Persönlich und auch
als Team brauchten wir das Ergebnis von Wales nicht, um vor
jeder Mannschaft gewarnt zu
DPA
sein“, betonte Lloris.
> DAS
EM-VIERTELFINALE zwischen Deutschland und Italien
fand gestern Abend nach Redaktionsschluss statt.
Infantino willWM mit 40Teams
Der FIFA-PRÄSIDENT lässt sich von der Kritik am zu großen Teilnehmerfeld der EM nicht beirren
Fifa-Präsident Gianni Infantino
will trotz der Kritik an der von 16
auf 24 Mannschaften aufgestockten Fußball-EM an seinem
Plan für eine Mammut-WM mit
40 Teams festhalten. „Ich glaube,
dass wir so weltweit noch mehr
Fußball-Fans gewinnen“, sagte
der Schweizer in einem Interview der Bild-Zeitung. „Auch deshalb, weil die WM mehr als ein
Wettbewerb ist, es ist ein soziales
Ereignis, das alle in einem Land
mitträgt“, sagte Infantino.
Das Fifa-Council will im Oktober entscheiden, ob 2026 das
WM-Teilnehmerfeld von 32 auf
40 Mannschaften erhöht wird. „Die WM ist mehr als ein Wettbewerb, sie ist ein soziales Ereignis, das
FOTO: DPA
Dagegen gibt es Widerstand be- alle in einem Land mitträgt“: Gianni Infantino.
07761/9219-0
DIE EM-ÜBERRASCHUNGEN WALES UND ISLAND
Der Gastgeber der Fußball-EM will den krassen Außenseiter ISLAND nicht unterschätzen
Die Équipe Tricolore beschwört vor dem EM-Viertelfinale den eigenen Teamgeist und
will mit mannschaftlicher Geschlossenheit die kampfstarken
Wikinger bezwingen.
„Es reicht nicht, eine große Nation zu sein und schönen Fußball zu spielen, um zu gewinnen“,
betonte Frankreichs Kapitän
und Torwart Hugo Lloris vor der
Partie gegen Island am heutigen
Sonntag, 21 Uhr, live im ZDF, in
Saint-Denis. „Wenn wir rausgehen mit dem Gefühl, wir haben
mehr Talent, wir sind besser,
dann wird das nicht funktionieren.“ Der Kopf und das Kollektiv
würden entscheidend sein,
meinte Lloris.
„Wir haben viel Respekt, ich
und meine Spieler, vor dem, was
Island erreicht hat“, betonte Trainer Didier Deschamps, der sich
bei der Pressekonferenz im Stade de France erstmals zum Viertelfinalgegner äußerte: „Sie sind
nicht zufällig da, wo sie sind.“
Nicht verraten wollte Deschamps, mit welchem System
und mit welchen Spielern er das
Sensations-Team schlagen und
Frankreichs famose Serie von 16
Heimspielen bei EM oder WM
ohne Niederlage ausbauen will.
Als praktisch sicher gilt, dass Samuel Umtiti den gesperrten Adil
Rami ersetzt und damit neben
Laurent Koscielny zum ersten
Mal in der französischen Fußball-Nationalmannschaft spielt.
Das 1,86 beziehungsweise 1,80
Meter große Verteidiger-Duo
soll Kaiserslauterns 1,90-Mann
Jón Dadi Bödvarsson sowie den
1,85 Meter großen Kolbeinn
Sigthórsson aufhalten. Zwei athletische Stürmer mit Präsenz,
bemerkte Deschamps: „Aber ich
Weitere INFORMATIONEN unter Tel.
sonders aus den europäischen
Profi-Ligen. „Nimmt eine Nation
neu an einer WM teil, werden alle
fußballbegeistert - von der Großmutter zum Enkel. Für die Entwicklung des Fußballs ist es daher sehr wichtig, dass wir mehr
Länder und Regionen miteinbeziehen können“, sagte Infantino.
Bereits bei dem Turnier 2018
in Russland könnte laut Infantino erstmals eine Frau als
Schiedsrichterin bei einer WM
zum Einsatz kommen. Sorgen
wegen möglicher Fan-Ausschreitungen bei dem Turnier in zwei
Jahren angesichts der Krawalle
russischer Anhänger bei der EM
DPA
hat Infantino nicht.
Wie man
Geschichte schreibt
och sind bei
schränkt sich auf Exdieser Fußtratouren, wenn sie
ball-Europader Mannschaft diemeisterschaft nicht
nen. Der Teamgeist,
einmal alle Vierteldie Bereitschaft, jefinals gespielt. Denden dem Team helnoch haben zwei
fenden Weg zu geverhältnismäßig
hen, spielte auch
OTTO
kleine Länder bebeim Erfolg der IsSCHNEKENBURGER länder eine enorm
reits Fußballgeschichte geschriewichtige Rolle. Hinben: Wales und Island. Der
zu kam eine beachtliche KomErfolg der Waliser über den
paktheit in der Defensive, ein
vermeintlichen GeheimfavoPlan und durchaus ansehnriten und derzeitigen Weltliche Ballstafetten in der Ofranglistenzweiten Belgien
fensive, Kaltschnäuzigkeit und
lässt sich vielleicht am besten auch eine Portion Glück im
von seinem Gegner her erzäh- Abschluss.
len. Eine ungemein talentierte Viel Häme mussten die gegen
Truppe, die im Turnierverlauf Island ausgeschiedenen Engauch das eine oder andere Mal länder über sich ergehen lasschon Alarm machte, um sich sen. Mit ihren harmlosen Verdann aber von einem leidensuchen, Lücken in den beiden
schaftlichen Gegenüber auf
isländischen Viererketten zu
dem falschen Fuß erwischen
finden, hatte sie sich diese
und mit nur relativ biederer
auch redlich verdient. DenGegenwehr aus dem Turnier
noch sollte bei allen nahe liewerfen zu lassen. Als Entschul- genden Brexit-Witzen nicht
digung für das Team von Marc vergessen werden, dass hier
Wilmots seien der Fairness
eine sehr junge und fußbalhalber die zahlreichen verletlerisch interessante Auswahl
zungsbedingten Ausfälle in
am Start war, mit Spielern wie
der Abwehr angeführt. Zumal Eric Dier, Dele Alli, Raheem
die für die zuletzt noch ausSterling oder dem gegen Island
gefallenen Jan Vertonghen und erst viel zu spät eingewechThomas Vermaelen eingesetz- selten Marcus Rashford. Mit
ten Jason Denayer und Jordan ihnen könnte dem englischen
Lukaku gegen Wales so richtig Fußball die Zukunft gehören.
patzten. Dennoch täte den
Und was wird nun aus den
„Roten Teufeln“ ein Trainerbeiden Überraschungsteams
wechsel gut, zumal bei ihnen
des Turniers? Island dürfte
auch das starken Schwankun- heute gegen Gastgeber Frankgen unterworfene und mitreich nicht noch einmal ein
unter lustlose Spiel der Leissolcher Coup gelingen. Auch
tungsträger auffiel. Womit wir für Wales ist am Mittwoch im
bei den Walisern wären, jenem Halbfinale gegen sich neuerTeam, das auch einen Superdings defensiv gebende Porstar besitzt: Gareth Bale. Der
tugiesen wohl Endstation Aber
benimmt sich aber wie ein
wir lassen uns gerne erneut
„Drache“ von vielen, beüberraschen.
KURZ GEFASST
RADSPORT
Cavendish gewinnt ersteTour-Etappe
Mark Cavendish hat die erste Etappe der Tour de France
gewonnen und das Gelbe Trikot erobert. Der 31 Jahre alte Brite
rang gestern nach 188 Kilometern in Utah Beach Marcel Kittel
DPA
im Schlussspurt des Feldes nieder.
TENNIS
Kerber in Wimbledon weiter
Im Regen-Chaos von Wimbledon hat Angelique Kerber ihre
norddeutsche Kollegin Carina Witthöft besiegt und kämpft
um den Einzug in das Viertelfinale. In einer gutklassigen
Drittrunden-Partie gewann die deutsche Nummer eins gestern
DPA
mit 7:6 (13:11) und 6:1.
EM 2016 – FINALRUNDE
Viertelfinalspiele
Polen – Portugal
4:6 (1:1) n. E.
Wales – Belgien
3:1
Deutschland – Italien (bei Redaktionsschluss nicht beendet)
Frankreich – Island
3. 7., 21 Uhr
Halbfinalspiele
Portugal – Wales
Sieger VF 3 – Sieger VF 4
6. 7., 21 Uhr
7. 7., 21 Uhr
Finale
Sieger HF 1– Sieger HF 2
10. 7., 21 Uhr
12 SPORT
Der Sonntag · 3. Juli 2016
Das walisische Märchen
KURZ GEFASST
FUSSBALL
Rakitic reist nach Attacke vorzeitig ab
Nach einer Steinwurf-Attacke gegen sein Ferienhaus hat
Kroatiens Fußballspieler Ivan Rakitic (28) den Urlaub mit seiner
Frau und den beiden Kindern auf der Adria-Insel Ugljan
abgebrochen. Nach Polizei angaben hatten unbekannte Täter
DPA
ein Fenster des Urlaubsdomizils von Rakitic zerstört.
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Mit dem 3:1-Sieg gegen Belgiens Kicker ziehen Gareth Bale und Co. ins EM-HALBFINALE ein
Sogar das Durcheinander
in der britischen Politik
rückt dieses walisische Fußball-Märchen in den Hintergrund. „Begeisternde
Leistung, begeisterndes Ergebnis“, twitterte der vom
Brexit-Votum geplagte Premierminister David Cameron in der Nacht zum Samstag. „Leidenschaft und Stolz
der Waliser und ihrer Fans
waren unglaublich.“
Rotzfrech hatte Robson-Kanu
vor seinem Tor zum 2:1 die komplette belgische Abwehr genarrt.
Mit einer geschickten Körpertäuschung ließ er erst Thomas
Meunier und dann zwei weitere
Verteidiger ins Leere laufen. Die
Ironie: Kanu ist seit Freitag arbeitslos. In der vergangenen Saison hatte er noch für den FC Reading in der zweiten englischen
Liga gespielt, sein Vertrag lief am
Vorabend des Viertelfinal-Coups
aus.
„Ich weiß, dass mein Team gut
genug ist, um gegen jeden zu bestehen“, sagte Coleman. Es war
die erste leise Warnung an die
Portugiesen. Die hätten sich vor
dem Spiel sicher gewünscht,
dass es nicht Belgien werde, sagte Außenbahnspieler Taylor.
„Nach diesem Spiel denken sie
wohl anders.“
Wie er denn die warmen Worte
von höchster Stelle bewerte,
wurde der walisische Flügelspieler Neil Taylor spät nach dem
überraschenden 3:1 (1:1) im EMViertelfinale gegen Belgien gefragt. Welcher Premierminister
denn gratuliert habe, fragte der
verdutzt. „Cameron? Ach so“, sagte Taylor lachend – und ergänzte:
„Ich dachte, der wäre schon weg.“
Taylor, Gareth Bale und Co.
schienen vom Lachen, Tanzen
und Feiern auf dem Rasen des
Stade Pierre Mauroy noch ganz
berauscht. Gemeinsam mit Teilen des Trainerteams hatten sie
vor der Fankurve ein Herz gebildet, Schulter an Schulter hüpften sie dort, ihre außer Kontrolle
geratenen Fans hüpften mit.
–
Belgiens Trainer räumt
Fehler seines Teams ein
–
–
Robson-Kanu narrt
den Gegenspieler
–
„Drei Millionen Leute hier und in
unserer Heimat drehen völlig
durch“, sagte Wales-Trainer Chris
Coleman. Ob er denn nun auch
daran denke, den EM-Titel zu gewinnen? „Ich denke nie darüber
nach“, antwortete er ernst. „Ich
denke nur an die nächste Herausforderung, und das ist Portugal.“ Am kommenden Mittwochabend (21 Uhr/MESZ) in Lyon.
Die Szenen nach dem Spiel
hatten auf bizarre Art und Weise
die Strahlkraft dieses Sports zusammengefasst. Die Waliser, deren Landsleute mehrheitlich für
Torschütze Hal Robson-Kanu (links) setzt sich hier gegen den belgiFOTO: DPA
schen Mittelfeldspieler Axel Witsel durch.
den EU-Austritt gestimmt hatten, haben mit dem Einzug ins
EM-Halbfinale
Fußball-Geschichte geschrieben. Eine Leistung, die ein anderes und viel
einschneidenderes
Ereignis
selbst in höchsten britischen Regierungskreisen für wenige Minuten weit weg erschienen ließ.
„Wir sind eine Gruppe von
Freunden und so unfassbar
stolz, was wir für unsere Nation
tun könnten“, sagte Torschütze
Hal Robson-Kanu. „Kanu believe
it?“, schrieb das britische Boulevardblatt Sun in Anspielung auf
seinen Nachnamen und die unglaubliche Erfolgsstory.
Dabei waren er und sein Team
von den hoch eingeschätzten
Belgiern anfangs überrumpelt
worden. Die in der Offensive mit
großer individueller Klasse ausgestatteten „Roten Teufel“ stießen immer wieder mit hoher Geschwindigkeit in die Spitze, Konsequenz war der herrliche Führungstreffer
von
Radja
Nainggolan (13.). „Als sie getroffen haben, gingen unsere
schlimmsten Ängste in Erfüllung“, sagte Coleman. Doch dann
kam der Bruch.
„Wir haben uns danach, warum auch immer, plötzlich 50
Meter fallen lassen. Ein großer
Fehler“, gab Belgiens Coach Marc
Wilmots zu. Wales bestrafte das
gnadenlos. Kapitän Ashley Williams (31.) köpfte nach einer
Ecke, bei der die Waliser eine Anleihe aus dem Rugby nahmen
und den Torschützen freiblockten und freisperrten, den Ausgleich, Robson-Kanu und kurz
vor Schluss der eingewechselte
Sam Vokes (86.) sorgten für den
DPA/GG
Rest.
18 Jahre – und so abgezockt
Der Portugiese und Neu-Bayer RENATO SANCHES macht bei der EM auf sich aufmerksam
Nach dem bemerkenswerten
Auftritt des Neu-Bayern Renato
Sanches lobte und mahnte Portugals Nationaltrainer zugleich.
„Er ist ein wunderbarer Spieler
und hat ein großartiges Spiel gemacht“, sagte Fernando Santos
nach dem 6:4 (1:1)-Sieg nach Elfmeterschießen gegen Polen und
dem glücklichen Einzug der Portugiesen in das Halbfinale der
Fußball-Europameisterschaft in
Frankreich.
Sanches, seit Freitag offiziell
Profi des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München, hatte
am Donnerstagabend in der 33.
Minute die frühe Führung der
Polen durch seinen künftigen
Teamkollegen Robert Lewandowski (2.) ausgeglichen. Er tat
sich als Antreiber im Mittelfeld
hervor und wurde zu Recht zum
„Man of the Match“ gewählt.
Sein überzeugendes StartelfDebüt bei der EM krönte der Mittelfeldspieler mit seinem ersten
Länderspieltor, als er Polens Keeper Lukasz Fabianski mit einem
Linksschuss von der Strafraumgrenze keine Chance ließ. Mit 18
Jahren und 317 Tagen ist Sanches
nun drittjüngster Torschütze
der EM-Geschichte – nach dem
Schweizer Johan Vonlanthen
und Englands Kapitän Wayne
Rooney. Renato Sanches ist zu-
Renato Sanches (links) hört hier Portugals Trainer Fernando Santos zu.
dem der jüngste Spieler, der je in
einem K.o.-Spiel bei EM-Turnieren getroffen hat.
Doch Trainer Santos warnte
vor überzogenen Erwartungen.
„Er entwickelt sich noch. Er wird
in Zukunft ein noch besserer
Spieler sein. Er muss all seine
Qualitäten auf dem Platz zeigen,
und es ist mein Job, ihm dabei zu
helfen“, sagte der portugiesische
Coach. Weil Sanches auch im Elfmeterschießen wie vier seiner
Teamkollegen traf und Torwart
Rui Patricio den vierten Schuss
der Polen von Jakub Blaszczykowski parierte, spielt Portugal
nun am kommenden Mittwoch
gegen Wales um den Einzug in
das EM-Finale.
„Ich bin sehr glücklich. Das ist
ein wundervoller Moment für
das Team und für mich. Die Leute kritisieren uns, aber das ist
uns egal“, sagte Sanches. Tatsächlich haben die Portugiesen mit
ihrem erneut blassen Star Cristiano Ronaldo in der Gruppen-
FOTO: AFP
phase dreimal nur Remis gespielt. Im Achtelfinale gegen
Kroatien fiel die Entscheidung
kurz vor Schluss in der Verlängerung, gegen Polen erst im Elfmeterschießen. „Das ist kein Glück.
Das ist viel harte Arbeit. So verdient man sich das Glück“, sagte
Sanches und blickte optimistisch voraus: „Jetzt haben wir eine Riesen-Herausforderung vor
uns mit dem Halbfinale. Wir
sind unserem Ziel wieder ein
Stück näher gekommen.“ DPA
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Der Sonntag
Kultur
3.Juli2016
Der Duft des Maghreb
Tajine und Kuskus sind Klassiker der
marokkanischen Küche. Die Freiburgerin Muriel Brunswig-Ibrahim
zeigt in ihrem neuen Kochbuch auch
SEITE 16
andere Köstlichkeiten.
Wie groß ist groß?
Die neue Dauerausstellung GROSS im Museum der Kulturen in Basel hat eröffnet
„Groß – Dinge, Deutungen,
Dimensionen“ lautet der
Titel der neuen Ausstellung
im Basler Museum der Kulturen. Wer allein Riesenstatuen erwartet, wird überrascht sein: Größe nimmt
nicht immer Raum ein.
SAVERA KANG
Am Donnerstag eröffnete das
Museum der Kulturen in Basel
seine neue Dauerausstellung,
ein Exponat konnten Besucher
jedoch schon weit früher sehen:
Das Kulthaus der Abelam, einem
Volk in Papua-Neuguinea. Schon
als das Museum in den 80er-Jahren renoviert wurde, war klar,
dass dieser Urwaldwolkenkratzer das Herzstück des Gebäudes
werden sollte.
Beziehungsweise sein großer
Bruder – geplant war die Aufstellung eines ähnlichen Gebäudes
mit spitz zulaufendem Riesen-
dach, bemalt mit Mustern und
stilisierten Gesichtern, die einen
aus dem Jenseits zu beobachten
scheinen. Es war zu groß und
musste ins Depot, das „nur“ 16
Meter hohe durfte bleiben, fast
könnte man meinen, das Museum sei um das besonders große
Exponat herum gebaut worden.
Teile des noch größeren Kulthauses zieren jetzt den Eingangsbereich der Ausstellung
mit dem alles und nichts sagenden Titel „Groß – Dinge, Deutungen, Dimensionen“. Denn: Ist
erst ein Haus, das aus dem Blätterdach des Urwalds herausragt,
groß? Oder ist auch ein Getreidekorb, der komplett gefüllt nicht
mehr transportiert werden kann
ohne zu reißen, groß? Zu groß
vielleicht?
Dass Menschen Superlativen
hinterher jagen und im Wettbewerb immer neue – größere – Dimensionen erschließen wollen,
ist nicht neu. Die Auseinandersetzung mit dieser Tatsache und
die Einsicht, dass sie im
Kern in jeder Gesellschaftsform und zu jeder Zeit beobachtet werden konnte, wird hier jedoch angeregt und entlockt dem einen oder
anderen Besucher dann
doch noch ein Staunen.
Jede Straßenlaterne
ist höher als die mit
Schnitzereien verzierDie fast vier Meter hohen Holzpfosten tragen in ihrer ursprünglichen Funktion die
Dachkonstruktion eines Hauses in PapuaNeuguinea. Für den
Transport wurden sie
über der Erde abgesägt
und somit fast halbiert.
Polynesischer Baststoff aus Maulbeerbaumrinde. Durch Klopfen werden die Pflanzenfasern verarbeitet, ähnlich dem Filzen.
ten Holzpfosten eines Männerhauses aus dem Dorf Aibom in
Papua-Neuguinea (vor 1965),
doch wenn man bedenkt, dass
sie im Wald hergestellt und
durch diesen transportiert werden mussten, werden sie plötzlich groß und schwer.
Dass es auch groß und leicht
geht, veranschaulicht ein über
28 Meter langer und mehrere
Meter breiter Rindenbaststoff
aus Polynesien. Wie ein Teppich,
der durch die Lüfte fliegt,
schwingt sich dieser in Wellenbewegungen in den Raum. Man
kann ihn weder wirklich als Teppich benutzen, noch sollte er zerteilt und zu Kleidungsstücken
umgenutzt werden, obwohl Rindenbaststoff in Polynesien ein
beliebter Bekleidungsstoff ist.
Dieses besonders große Stück,
an dem – wie an fast allen gezeigten – viele Menschen gemeinsam gearbeitet haben, ist eine
Geldanlage, ein Prestigeobjekt,
das in dieser Funktion – trotz dekorativer Bemalung – gefaltet
aufbewahrt wird. Wundern und
sich dabei selbst erwischen – eine Ausstellung, die Letzteres hervorkitzeln kann, funktioniert.
Gegenüber werfen verschiedene Gegenstände zum Bestimmen von Größe lustige Schatten
an die Wand und scheinen zu sagen: Ein Maßstab ist bei weitem
nicht so universell, wie er tut. Die
verzierte Basler Elle mit ihren 55
Zentimetern war einer von vielen Ansätzen, die Welt zu ver-
messen.
Und dann sind da die vielen
Dimensionen, die nicht greifbar
und – gerade deshalb? – gefühlt
unendlich groß sind. Das Jenseits ist mit den vielen Kultgegenständen und einem Sarg aus
Ghana – in Form eines „Hummer“-Autos – vertreten. Die Größe, zu der eine Person in der Gemeinschaft gelangen kann, wird
durch die beiden kleinsten Ausstellungsstücke
symbolisiert:
Orden, zum Beispiel für den besten Kängurujäger.
Vertraut und noch schwerer
greifbar istvielen Besuchernvermutlich „Big Data“ – die unüberschaubar großen Datenmengen,
die in unserem Alltag anfallen.
Auch sie finden in Form einer Vi-
FOTOS: KANG
deoinstallation einen Platz in
der Schau. Und diese richtet sich
auch an die Kleinen und Mittleren: Erstere können mit einem
Maß für Opferhühner an Stofftieren testen, welches den Göttern zur Ehrerbietung genügen
könnte, die etwas Größeren können per QR-Code auf Handyspiele rund um das Thema Größe zugreifen.
> GROSS „Dinge, Deutungen, Di-
mensionen“. Museum der Kulturen
in Basel, Münsterplatz 20. Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr, jeden ersten Mittwoch im Monat bis
20 Uhr. Eintritt 16, ermäßigt 5
Franken. Erstmals auch mit frei zugänglichen multimedialen Onlinepublikationen unter www.mkb.ch .
Shakespeare auf dem Küchentisch
Das THEATERFESTIVAL Basel will Entdeckungen bieten
Theaterfestivals sind eine schöne Sache, weil man als Besucher
nicht viel tun muss, sondern gemütlich warten kann, bis die
Welt zu einem kommt. Für die
dritte Auflage nach seiner Wiedergeburt (30. August bis 11. September) hat sich Kasernen-Chefin Carena Schlewitt das Motto
„Bereits sein ist alles“ ausgesucht. Zwischen Kaserne, Theater Basel, Theater Roxy, Neues
Theater Dornach und Union Basel werden weniger Stars der internationalen Szene zu sehen
sein als vielmehr ein Durchmarsch durch die Vielfalt der
Theaterformen.
Dazu gehören auch Kuriositäten wie die minimalistische
Oper für zehn nebeneinander
auf Stühlen sitzende SUPERMARKTKASSIERERINNEN „Have
a Good Day“ aus Litauen. Andere
zeigen wieder einmal, wie gut es
ist, dass es Großbritannien gibt,
EU hin oder her. Wo sonst würde
jemand auf die Idee kommen, alle Stücke von William SHAKESPEARE in rund einstündigen
Familienbande im Zeichen des Krieges: die syrische Produktion „WähFOTOS: ZVG
rend ich schlief“.
Performances von je einem Erzähler mit Haushaltsutensilien
als Figuren umzusetzen? Forced
Entertainment wagt es.
Es gibt aber auch „klassisches“
Theater: Omar Abussaada aus
SYRIEN erzählt in „Während ich
wartete“ die Geschichte einer ge-
brochenen Familie im Verlauf eines Jahres im dortigen Kriegsgebiet. Und Pablo Larrain aus Chile
bringt mit „Accesso“ in einem
schonungslosen Monolog die
Versuche von Sandokan auf die
Bühne, der sich im harten Straßenalltag ZUGANG zur Gesell-
schaft erkämpfen will und von
den Schrecken der Vergangenheit erzählt.
Ebenfalls politisch ist die Arbeit von Stan’s Café gedacht, die
in einer szenischen Installation
mit unterschiedlich großen Reiskornhaufen kalte STATISTIKEN
über soziale und politische
Wahrheiten sichtbar machen
will. In einer zweiten Produktion
zwischen Slapstick und Tiefsinn
macht die Truppe aber auch
Theater: „The Cardinals“ sind
drei Kardinäle, die auf einer Wanderbühne die biblische WELTGESCHICHTE erzählen – die Puppen sind sie selbst. In einen sehr
intimen Rahmen führt Xavier
Bobés mit „Things easily forgotten“: Jeweils fünf Zuschauer erleben anhand von Gegenständen
Erinnerungen an Spanien unter
der FRANCO-DIKTATUR – zugleich sollen sie spüren, wie wir
selbst Erinnerung verdrängen.
Jan Lauwers und die Needcompany sinnieren in „The Blind Poet“ über Identität im heutigen
Europa und nutzen als Folie das
Weltzentrum, das CORDÓBA vor
1000 Jahren gewesen sein muss.
Um ein EUROPA der Katastrophen geht es in Michał Borczucs
„Die Apokalypse“.
Und natürlich gibt es auch
diesmal wieder viel Tanz. Da ist
etwa Paula Rosolens ironisches
Fitnesswahnballett AEROBICS! –
selbstredend
quietschbunt.
Ebenfalls sehr körperlich sind
Doris Uhlichs „Boom Bodies“, die
es vor ENERGIE schier zerreißen
möchte. Stiller wird es bei Radhouane El Meddebs introspektiver LIEBESHYMNE „Sous leurs
pieds, le paradis“.
Daneben gibt es noch Nouveau Cirque, eine Maibaum-Performance
im
Außenraum,
nächtliche Streifzüge mit Birsfelder Jugendlichen und manches mehr. Den größten Auftritt
nimmt sich Yan Duyvendak, der
nach seiner Islam-Auseinandersetzung nach 2010 wieder in die
Kaserne kommt, diesmal aber
mit einem „größenwahnsinniHOCHGLANZ-MUSICAL,
gen“
das von Arbeitslosigkeit, Depression, Erderwärmung, Flugzeugabstürzen und aussterbenden
Tierarten handelt.
RENÉ ZIPPERLEN
> THEATERFESTIVAL
Bunt, bunter, „Aerobics!“
BASEL 30.
August bis 11. September, verschiedene Spielorte in und um Basel. Informationen unter www.theaterfestival.ch, wo es bis 30. Juni auch
satte Frühbucherrabatte gibt.
14 KULTUR IN DER REGION
BEUGGEN
Kino draußen,
ohne Regen
Am Dienstag, 5. Juli, sowie von
Donnerstag, 7., bis Samstag, 9. Juli, findet zum zwölften Mal die
Open-Air-Kino-Reihe in Schloss
Beuggen statt. Pro Abend wird
ein Film gezeigt, Beginn ist immer gegen 21 Uhr.
Es geht los mit der CultureClash-Komödie „Portugal, mon
amour“ (Frankreich 2013, 87 Minuten). Am Donnerstag folgt die
widersprüchlich-witzige Dokufiktion „Taxi Teheran“ (Iran 2015,
79 Minuten). Die Komödie um
ein sensibles Thema „About a
Girl“ (Deutschland 2014, 104 Minuten) wird am Freitag gezeigt.
Die kleine Kino-Reihe schließt
am Samstag mit dem Filmdrama „Mein Herz tanzt“ (Deutschland, Frankreich, Israel 2014, 105
Minuten).
Mit der Rheinfelder Bogenhalle, Schloss Beuggen 11, verbindet
sich Regenschutz mit historischem Ambiente zu einem besonderen Open-Air-Erlebnis. Der
Eintritt ist frei; ab 20.30 Uhr findet ein Getränkeverkauf statt. DS
RIEHEN
Performance in der
Fondation Beyeler
Der Sonntag · 3. Juli 2016
Den Fluch von Besitz zerstören
Das Basler Museum Tinguely zeigt mit „Out of Order“ das radikale Werk von MICHAEL LANDY
Michael Landy? Wer den
Namen des britischen
Künstlers bisher nicht
kannte, vergisst ihn nach
einem Besuch seiner Ausstellung im Basler Museum
Tinguely nicht mehr.
ANNETTE MAHRO
Um Konsumwahn und Vergänglichkeit geht es in der aktuellen
Ausstellung „Out of Order“ des
Basler Tinguely-Museums, um
die Ausgemusterten der Gesellschaft und eine Firma, die sie
entsorgt.
„Crazy, crazy, crazy!“ Die Stimme des Marktschreiers, der mit
total verrückten Preisen lockt
und nach dem letzten auch noch
den allerletzten Ausverkauf verkündet, kommt aus einem Supermarkt-Einkaufswagen, der
über und über vollgestopft ist
mit Nutzlosigkeiten und gespickt mit grellfarbig gezackten
Schildern mit Parolen von „Alles
muss raus“ bis „Totalliquidation“.
Die Stimme, die im Wagen
steckt, ist die des 1963 in London
geborenen Künstlers, der hier
unmissverständlich die Perversion des Konsums im Blick hat.
Michael Landys erste Retrospektive trägt den Titel „Out of Order“, was sich mit „außer Betrieb“
ebenso übersetzen lässt wie mit
„defekt“ oder „nicht in Ordnung“.
Michael Landy, Doubting Thomas, 2013 (vorne) und Breaking News, 2015-2016 (hinten).
Überall stehen leere Marktkisten, genormt und säuberlich gestapelt. Dazu kommen in einer
Rekonstruktion von Landys Installation „Market“ aus dem Jahr
1990 mit Kunstrasen belegte
treppenförmige Auslagegestelle.
Was fehlt, ist das eigentlich Wichtigste: die Ware selbst.
Insofern kann auch niemand
genau wissen, mit was denn hier
gehandelt und ob gebraucht
würde, was augenscheinlich
nicht vorhanden ist. Wer braucht
Als skurriler und hintergründiger Besucher der Riehener Fondation Beyeler erkundet der Performancekünstler Martin Zimmermann heute leibhaftig das
Thema Gleichgewicht im Rahmen der Ausstellung „Alexander
Calder & Fischli/Weiss“ auf eine
ihm ganz eigene Weise. Um 16
Uhr lässt er vor den Augen der
Besucherinnen und Besucher einen Stummfilm und eine Performance entstehen, welche der
Jazzpianist Colin Vallon live vertont.
Karten kosten 35 Franken, für
Mitglieder des Art Club, Young
Art Club und Freunde 10 Franken
– Museumseintritt inbegriffen.
Die Fondation Beyeler, Baselstraße 77, ist heute von 10 bis 18 Uhr
geöffnet, weitere Infos unter Michael Landy, Shopping Trolley, 1992-2016 (vorne) und Spin the Saint
www.fondationbeyeler.ch . DS Catherine Wheel and Win the Crown of Martyrdom, 2013 (hinten).
überhaupt alles das, was täglich
feilgeboten wird, wer bekommt
es und wer nicht und wie steht es
mit dem über allem lastenden
Fluch von Besitz und Konsum?
2001 hat Landy die Frage für
sich selbst sehr radikal beantwortet. In einem zwei Wochen
dauernden Prozess, für den er eigens eine leerstehende Londoner Kaufhausfiliale anmietete
und eine kleine Armada von Helfern beschäftigte, ließ er seinen
gesamten Besitz zerstören.
In seiner Performance mit
dem Titel „Break Down“ – Störung oder Zusammenbruch –
ließ der Künstler alles aufnehmen und ordentlich durchnummeriert in eine Liste eintragen,
bevor ein vollständiges Zerstörungswerk einsetzte und in
kleinste Fetzen gerissene Zeichnungen, Fotos, Papiere und Kleidungsstücke per Fließband in einem auf den Kopf gestellten Produktionsprozess wortwörtlich
re-cycliert wurden.
Was alles dabei zusammenkam, darüber gibt jetzt eine ganze Tinguely-Wand Auskunft. Zerstört wurde alles, angefangen bei
Landys Geburtsurkunde über
WENN STERNE REDEN KÖNNTEN
Tick,
Spleen
Liebe: Annäherungsversuche
könnten momentan von Erfolg gekrönt sein. Beruf: Zeit
für Ihre Kollegen zu haben, steigert die
Teamfähigkeit. Allgemein: Idealer Zeitpunkt, um an eine Projektplanung zu gehen.
STIER
Liebe: Vorsicht! Ihre Worte
könnten ab und an für Verwirrung sorgen. Beruf: Ihr Taktgefühl hilft, eine schwierige Situation zu
meistern. Allgemein: Ihre Fantasie muss
auf die Realität abgestimmt werden.
ZWILLINGE
Liebe: Ein Vorhaben sollte vorher mit dem Partner besprochen werden. Beruf: Jetzt möglichst keine zusätzlichen Verpflichtungen eingehen. Allgemein: Der Rat guter
Freunde wird sich als nützlich erweisen.
KREBS
Liebe: Sie verstehen es, Ihren
Schatz im Handumdrehen zu
verzaubern. Beruf: Gut möglich, dass Sie jemandem die Stirn bieten
müssen. Allgemein: Ein gewagtes Unternehmen wird von Erfolg gekrönt sein.
LÖWE
Liebe: Ein paar Hindernisse
können jetzt aus dem Weg geräumt werden. Beruf: In einer
Sache zeichnet sich jetzt Vorteilhaftes für
Sie ab. Allgemein: Überdenken Sie Ihre
Meinung über jemanden noch einmal.
JUNGFRAU
Liebe: Ihr Partner verlässt sich
auf Sie. Enttäuschen Sie ihn
nicht. Beruf: Man erntet, was
man gesät hat. Erlauben Sie sich eine Pause! Allgemein: Irgendjemand zieht aus
Ihrem Ideenrepertoire Vorteile.
WAAGE
Liebe: Seien Sie nicht nachtragend. Irren ist nun einmal
menschlich. Beruf: Ein gut gemeinter Tipp sollte jetzt nicht ungenutzt
bleiben. Allgemein: Es bringt nichts ein,
um den heißen Brei herumzureden.
SKORPION
Liebe: Wer gerade auf Partnersuche ist, dürfte derzeit fündig
werden. Beruf: Auch wenn es
schwerfällt: Zeigen Sie sich etwas toleranter! Allgemein: In eine undurchsichtige
Geschichte kommt nun Klarheit.
SCHÜTZE
Liebe: Bald erleben Sie den
lang ersehnten Durchbruch
zum Dauerglück. Beruf: Ausgepowert? Nutzen Sie die Pausen für Entspannungsübungen. Allgemein: Es dürfte einer Versuchung schwer zu widerstehen sein.
STEINBOCK
Atommeiler
Frachtstücke
Schaukelreck
nieder- Ausruf
länd.: der Ereins
schöpfung
– Bitte entsorgen
–
Darauf folgte der Neustart vom
Nullpunkt aus. Ja, natürlich habe
das viele Diskussionen ausgelöst, sagt Landy. Die am häufigsten gestellte Frage war, weshalb
er die Dinge nicht einfach verschenke, anstatt sie nutzlos zu
zerstören.
Auch sei ein kreativer Neustart danach gar nicht so einfach
gewesen. Wieder eingestiegen ist
der Stadtmensch Landy schließlich mit einer Serie von Radierungen, die allesamt Pflanzen
zeigen, die in Mauerritzen wachsen und mit nahezu nichts auskommen. Solche Bedürfnislosigkeit fasziniert ihn.
Ein Mittelding zwischen rabenschwarzem britischem Humor und Verzweiflung an der
Realität ist der solide knallgelbe
Abfalleimer, den er als sein
Wertbez.
auf jap.
Briefmarken
zu
Moment Abk.:
Händen
> MICHAEL
LANDY „Out of Order“, Museum Tinguely, Basel,
Paul-Sacher-Anlage 1, Dienstag bis
Sonntag 11 bis 18 Uhr, bis 25. September. Weitere Infos unter:
www.tinguely.ch .
Sportwette
Erdgeschichte,
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Burg,
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Lage im
Gebirge
Kaufitalimannsgeenisch: schlecht
er
im MA.
Singvogel
Stierkämpfer
7
8
5
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spanisch:
Stier
beleibt,
prall
9
Stadt u.
Fluss in
Tschechien
glühende
Masse
ugs.: Volltreffer
beim
Kegeln
6
1
Schwimmstil (Teil
e. Mehrkampfs)
bayer.
Bodenseestadt
10
4
Zeitgeschmack
weibl.
Mensch
Stück
für zwei
Instrumente
Ort der
Winterspiele
1998
Schwermetall
6
3
Dunstglocke
über
Städten
9
Der Sonntag
männl.
Kurzname
(engl.)
2
Nebenfluss d.
Rheins
4
morsch
7
hinterer
Teil des
Fußes
2
germanisches
Schriftzeichen
moderne
Form der
Mitteilung
(kurz)
sehr
betagt
große
nicht
Verehrung häufig
1
altes
Zählmaß
für 12
Dutzend
Dieser Platz...
Höhenlage,
Stufe
Araberhengst
bei Karl
May
zügelloses
Gelage
Hauptstadt
von
Lettland
türk.
Anisbranntwein
indische
Entspannungsübungen
Österr.
Rundfunk
(Abk.)
Feld-,
Fasanenvogel
südosteurop.
Gebirge
WASSERMANN
Liebe: Kleine Differenzen bleiben auch zwischen Verliebten
nicht aus. Beruf: Sie wagen
Neues. Man erlebt Sie ausgesprochen erfinderisch. Allgemein: In dieser Woche
zeichnen sich diverse Störfaktoren ab.
frühere
schwed.
Popgruppe
Maß
in der
Akustik
persönl.
Fürwort/
2. Person,
3. Fall
Ort bei
Zwolle,
in Gelderland (NL)
FISCHE
–
Menschliche Wracks?
unpassender
Augenblick
Liebe: Die Komplimente, die
Sie jetzt hören, tun Ihnen besonders gut. Beruf: Eh Sie sich
versehen, gehen Sie mit neuer Energie
ans Werk. Allgemein: Am besten die Freizeit mit netten Freunden verbringen.
Liebe: Vorsicht, Sie tragen Ihr
Herz momentan oft auf der
Zunge! Beruf: Ignorieren Sie
die spitzen Bemerkungen eines Kollegen
einfach. Allgemein: Auf Ihr diplomatisches Geschick ist wie immer Verlass.
seinen Reisepass und die in seinem Besitz befindliche Kunst bis
hin zu einem bordeauxroten
Saab 900 in der Turboversion
mit Ledersitzen. Wem da nicht
die Tränen kommen.
KREUZWORTRÄTSEL
IHR HOROSKOP VOM 3. BIS 9. JULI
WIDDER
FOTOS: SPEHR (ZVG)
Selbstporträt präsentiert. Landy
verfolgt das Entsorgungsthema
weiter und wird mit einer imaginären Firmengründung noch rabenschwärzer. 1996 denkt er
sich die „Scrapheap-Services“
aus, einen Müllhalden-Dienstleister, der sich um die Entsorgung von Restposten vom Rand
der Gesellschaft kümmert.
Landy tritt hier vollständig
ausgestattet mit Besen und Firmenlogo in einer Straßenfegeruniform auf. Was sein Unternehmen einsammelt und entsorgt,
sind menschliche Wracks und alle, die sonst überzählig sind. Die
Idee kommt nicht von ungefähr,
wurde doch Vater Landy Ende
der 1970er Jahre bei einem Arbeitsunfall verschüttet, was ihn
für den Rest des Lebens arbeitsunfähig und im Versicherungsjargon zum „total wreck case“
machte. Auch die vernarbten
Gliedmaßen des Vaters hat der
Sohn schonungslos gezeichnet.
Weniger persönlich sind die
lebenden Heiligen, die „Saints
Alive“, die der Künstler als Artist
in Residence in der Londoner National Gallery 2010 bis 2013 und
umgeben von Meisterwerken
mittelalterlicher und barocker
Malerei geschaffen hat. Diesmal
kommt Landys Bewunderung
für Jean Tinguely zum Tragen,
dessen Arbeiten ihn, wie er von
sich selbst sagt, früh tief beeindruckt haben.
Maschinenanimiert erinnern
seine Märtyrer jetzt an ihre Folterqualen. Auf Knopfdruck
leuchtet etwa der glühende Rost
auf, der bei mehr als nur einem
Heiligen vorkommt. Um den
Kopf des heiligen Stephan liegen
die Steine, die auf ihn geworfen
wurden, und die heilige Appolonia hält die Zange, mit der ihr die
Zähne gezogen wurden, selbst in
der Hand.
10
s1813-866
Lösung vom vergangenen Sonntag:
CHARTERFLUG
KULTUR IN DER REGION 15
Der Sonntag · 3. Juli 2016
„Folk ist unser Pop“
LESESTOFF
GARD SVEEN
Unglaublich spannend
Die estnische Geigerin und Sängerin Maarja Nuut ist bei STIMMEN ON TOUR zu hören
tervalle, wie man sie auch in
Finnland oder in Bulgarien findet. Ist das typisch für Estland?
scher. Die Motive sind kurz, beinterpretieren? Interessieren sich
stehen aus drei, vier Noten. Das
die jungen Leute dort für Folk?
gibt es auch in alter europäischer Musik und bei afrikani- Folkmusik hat hier jetzt den StelDer polyphone Gesangsstil im schen Volkskulturen.
lenwert von Pop. Unsere alte TraSüden Estlands basiert auf diedition ist nicht verschwunden,
sen Reibungen, aber ich baue
Inwieweit schöpfen Sie denn
als Estland sich dem Westen und
nicht im engeren Sinne darauf
beim Geigenspielen aus der Tra- dem Kapitalismus geöffnet hat,
auf, ich mag es einfach, mit der
dition?
sondern bereits als wir ein Teil
Spannung zu spielen. Die Polyder Sowjetunion wurden. Volksphonie ergibt sich bei mir dar- Ich hatte lange Zeit klassischen musik bestand lange Zeit nur
aus, dass ich die Stimme live Unterricht, Melodien aus der aus den großen Folkorchestern
schichte und mit Loops arbeite. Volksmusik habe ich erst mit 15 und den Massenchören, die ungespielt. Später begann ich, alte sere „nationale Kultur“ in der
Sind die Loops nicht eine FortFiedelmusik der Dörfer zu re- UdSSR repräsentieren sollten. In
setzung dessen, was es in der
cherchieren. Die war schon 40, den 1990ern startete dann ein
Volksmusik ohnehin schon gibt: 50 Jahre lang ausgestorben. Ma- Revival der wirklichen VolksmuMaarja Nuut, wenn man über
das Prinzip der Wiederholung?
terial und Inspiration fand ich in sik, und heute gibt es viele
Estland und Stimmen spricht,
Archivaufnahmen. Ich frage: Bands, die die alte Musik in neue
denkt man immer an die ChorJa, und das ist auch Wie haben Folkmusiker früher Formen gießen. Wenn du zu eifeste mit Zehntausenden von
einer der Grün- ihr Instrument eingesetzt, mit nem Folkfestival gehst, dann
Sängern. Ihre Musik ist das größde,
weshalb welchem Temperament, wel- sind da fast nur junge Leute.
te Gegenteil, das man sich dazu
mich ganz alte chem individuellen Ausdruck, Meine Musik ist ziemlich bevorstellen kann. Aus welcher
Volksmusik
wie war ihre Bogentechnik, da- kannt hier, aber sie ist trotzdem
Vokaltradition schöpfen Sie?
am meisten mit sie sich durchsetzen konn- in einer Nische, denn das ist ja
fasziniert,
ten, wenn sie zum Tanz aufge- nicht ausgesprochene FestivalMeine Mutter war Chorleiterin
denn sie ist viel spielt haben? Diese Aspekte sind oder Unterhaltungsmusik.
und ich begleitete sie auf diese
minimalistifür mich viel wesentlicher als ein
Feste, als ich klein war. Aber
ein konkreter Vorrat an MelodiWas bedeutet denn derTitel Ihres
heute habe ich keine Been. In diesem Sinne ist meine
neuen Albums, „Une Meeles“?
ziehung mehr zu MasKlangwelt zwar geprägt vom trasenchören. Ich selbst
ditionellen Stil, aber komponiert Man kann es übertragen mit „unsinge noch gar nicht
habe ich alles selbst.
ter dem Einfluss eines Traumes“.
so lange. Ich war imEs geht aber auch darum, was
mer nur mit meiner
Haben Sie in der experimentellen passieren würde, wenn ein
Geige auf der Bühne.
SzeneVorbilder gehabt, die Ihnen Traum eine Persönlichkeit, ein
Einer der Gründe,
geholfen haben, Ihre eigene
Bewusstsein hätte, um die Grenweshalb ich zu sinSprache zu finden?
ze zwischen Realität und Irrreagen anfing, war, dass
lem. In meinen Auftritten spiele
ich mich sicherer
Durch was und wen man exakt ich mit dieser Grauzone, in der
fühlte, wenn ich
beeinflusst wird, ist so schwierig ich die Zuhörer mit ihrer Imagidas Geigenspiel
zu sagen. Als ich zehn war, waren nation selbst entscheiden lassen
mit der Stimme
meine größten Idole Led Zeppe- will, auf welcher Seite sie sich gebegleitete. Nun
lin, Björk und Arvo Pärt. Minima- rade befinden.
DAS GESPRÄCH FÜHRTE
hat sich das Gewicht
listische Musik hat mich immer
STEFAN FRANZEN
sogar zugunsten des
fasziniert. Als Teenager habe ich
vokalen Anteils verviel asiatische Aufnahmen, elekschoben, ich erfortronische Musik, Techno, Deep > MAARJA NUUT ist mit Luke
sche die Stimme als
House gehört. Und ich hatte ei- Jackson und Ciaran Lavery bei
Instrument. Und wie
nen Studienaufenthalt in „Stimmen on Tour“ unterwegs:
ich singe, hat viel mit
New Delhi. In meiner Mu- heute, 16 Uhr, Rathaus Binzen.
meinem Stil des Viosik fügen sich all diese Montag, 4. Juli, 20 Uhr, Café Verlinspielens zu tun,
Bausteine mit kehrt in Murg-Oberhof. Dienstag,
man könnte sogar sadem Estni- 5. Juli, 20 Uhr, Fondation FernetBranca in Saint-Louis. Freitag. 8. Jugen, ich habe von der Vioschen.
li, 20 Uhr, Kulturhotel Guggenheim
line das Singen gelernt.
Sind Sie in Estland eigentlich eine in Liestal (Schweiz). Sonntag, 10.
Juli, 16 Uhr: Werkraum Schöpflin
In Ihren Melodien gibt es
Outsiderin mit Ihrer Art, Tradiin Lörrach-Brombach. Eintritt frei.
viele Reibungen, enge Intionen auf ganz neue Art zu
Zwischen Arvo Pärt und
Festivals mit Massenchören
gibt es in Estland eine Menge musikalischen Spielraum. Folkmusik, die bei
der Jugend den Stellenwert
von Pop hat, wird gerade
runderneuert, etwa von der
Geigerin und Sängerin
Maarja Nuut. Sie ist eine der
Musikerinnen, die mit
„Stimmen on tour“ Appetit
auf das Festival machen.
Am Samstag wird es Sommer inWehr
Das STADTFEST lädt mit einem umfangreichen Programm zum Mitfeiern ein
Wer aus dem Fenster schaut,
wird es nicht durchgängig bestätigen können, ein Blick in den
Kalender gibt jedoch Gewissheit:
Es ist Sommer. Und so steht auch
wieder der „Sommer in Wehr“
an. Am kommenden Samstag, 9.
Juli, verwandelt sich die Wehrer
Innenstadt wieder in eine Festmeile. Das Programm:
Auf der Bühne vor der Talschule, Schulplatz 4-7, lautet das Motto an diesem Tag „Volle Kanne
Blasmusik und mehr“. Um 11 Uhr
geht es los, zur Eröffnung spielen verschiedene Ensembles der
Talschule. Zwischen 12 und 14
Uhr lädt der Musikverein Öflingen zum Frühschoppen, bevor
ab 14.15 Uhr wieder die Kleinen
übernehmen: Das KindertanzEnsemble der Tanzschule Iris Jäger zeigt, was es gelernt hat. Ab 15
Uhr spielt dann der Pianist Georgi Mundrov Ragtime-Klassiker;
ab 15.45 Uhr gehört die Bühne
der Stadtmusik Wehr. Das
Abendprogramm startet um
18.15 Uhr jazzig-rockig mit der
VJO-Bigband, die bis 19.45 Uhr
auch Pop im Gepäck hat. Den
Ausklang ab 20.30 gestalten The
Rangers mit Highlights aus der
Rockmusik.
Auf dem Kronenparkplatz, Im
Hammer, spielen zwischen 11
Der Musikverein Öflingen spielt – neben vielen anderen – beim „Sommer in Wehr“ auf.
und 14 Uhr die „Fidelen Dorfmusikanten“ Blasmusik, danach
geht es nahtlos mit der ChioMaicos-Band weiter. Zwischen
15.30 und 19 Uhr stehen gleich
drei Duos auf der Kronenbühne:
Das
Take-Two-Duo,
Times
Square und Sommerwind – die
Duos spielen abwechselnd ein
bunt gemischtes Programm aus
Rock, Jazz, Schlager, Folk, und
Chanson. Den Abschluss bildet
das Konzert der Familienband
The Rockin’ Rollbühlers (20 Uhr,
mit Vorprogramm).
Der Storchenplatz (Storchenstraße) ist an diesem Samstag in
der Hand des Jugendforums
Wehr, das ab 17 Uhr verschiedene
musikalische Auftritte geplant
hat. Auch die bildende Kunst fin-
det beim „Sommer in Wehr“ ihren Platz: Geschäfte vom Bahnhofsplatz bis zur Schopfheimer
Straße zeigen Bilder der VHSKunstkurse von Hansjörg Bisswurm und Elena Romanzin. Vernissage ist um 15 Uhr an der Klassikbühne bei der Volksbank
Rhein-Wehra (Hauptstraße 36).
Der ehemalige Friseursalon
Amann wird mit Werken der
Wehrer Künstlerin Elena Romanzin zur Pop-Up-Galerie.
Von 13 Uhr an wird die Klassikbühne in der Innenstadt an der
Volksbank von Georgi Mundrov
(Klavier), der polnischen Pianistin Joanna Trzeciak sowie jungen
Talenten der Jugendmusikschule Bad Säckingen bespielt.
Im Bereich der Sparkasse
FOTO: ZVG
Hochrhein wird der Zirkus Kakerlaki wieder mit einem
Clowns-Programm
auftreten.
Ein Kinderkarussell ist beim
Brennet-Werksverkauf geboten.
Auch auf dem Platz zwischen Vinothek und Reformhaus Biesinger erwartet die Feiernden ab 18
Uhr Live-Musik.
Wie in den Vorjahren machen
verschiedene Geschäfte spezielle Angebote und gehen mit ihrem Sortiment auf die Straße.
Für kulinarische Abwechslung
wird ebenfalls gesorgt. Ferner
gibt es Info-Stände unter anderem des Freundeskreises Städtepartnerschaft, Netzwerk Asyl,
Spezialitäten aus Kreta und
mehr. Jetzt muss nur noch der
DS
Sommer mitspielen.
I
n den Wäldern nördlich von
Oslo werden im Frühjahr
2003 drei Leichen gefunden,
die zu Vermisstenfällen aus
dem Jahr 1942 zu passen scheinen. Kurz darauf wird ein ehemaliger ranghoher Politiker,
der während des
Zweiten Weltkriegs zu den Führungsfiguren des
norwegischen Widerstands gegen
die deutschen Besatzer gehörte, in
seinem Haus brutal erstochen. Und
dann gibt es da
noch den ungeklärten Tod eines
ebenfalls ranghohen norwegischen
Widerstandsmitglieds kurz
nach Kriegsende 1945 in Stockholm.
Für den ermittelnden Kommissar Tommy Bergmann steht
schnell fest, dass es zwischen all
diesen Fällen einen Zusammenhang geben muss. Immer
tiefer gräbt er sich ein in die Geschichte von Norwegen im
Zweiten Weltkrieg, in Kollaboration und Widerstand, und
muss feststellen, dass doch
nicht alles so eindeutig ist, wie
es zunächst schien.
Es ist ein unglaublich spannender Krimi, mit dem der Norweger Gard Sveen debütiert hat
und für den er in seiner Heimat
zweifach ausgezeichnet wurde.
Dazu trägt bei, dass Sveen zwischen den verschiedenen Zeitebenen hin- und herwechselt
und seine Leser mitnimmt in
die Kriegszeit im besetzten
Norwegen, zu Widerstandskämpfern, Kollaborateuren, zu
Nazis und zu Doppelagenten, aber
auch in die erste
Nachkriegszeit, in
der die verschiedenen Rollen während des Krieges
aufgeklärt oder
doch lieber vertuscht werden sollen. Im Jahr 2003
ist dies nicht anders.
Auch der ehrgeizige Ermittler Bergmann hat seine Schattenseiten:
Seine Ex-Frau hat ihn verlassen,
nachdem er sie mehrfach geschlagen hat. Nun hat sich Bergmann neu verliebt, doch seine
Vergangenheit lässt ihn nicht
los. Um sie erfolgreich aufzuarbeiten bleibt ihm noch Zeit,
denn „Der letzte Pilger“ ist der
Auftakt zu einer neuen KrimiSerie. Der zweite Band wird zurzeit übersetzt und soll 2017 auf
deutsch erscheinen, den dritten hat Gard Sveen vor Kurzem
fertiggestellt. Ein Muss nicht
nur für Fans von SkandinavienSUSANNE MAERZ
Krimis.
> GARD SVEEN, Der letzte Pilger,
List, 14,99, Euro.
KURZ GEFASST
RÖTENBACH
„Hier spielt die Musik“
Die sommerliche Konzertreihe vor dem Hüsli startet heute
um 15 Uhr mit dem Handharmonika-Club Rötenbach und
dem Motto „Hier spielt die Musik“. Der Auftritt, der viele
verschiedene Musikstile abdecken soll, findet im Hüsli-Garten
in Grafenhausen-Rothaus, Am Hüsli 1, und deshalb nur bei
gutem Wetter statt. Das nächste Hüsli-Konzert bestreiten am
DS
17. Juli die Bötzberg Musikanten. Freier Eintritt.
LAUFENBURG
Spitzensportlerin malt
Stefanie Böhler aus Ibach gehört zur Spitze der deutschen
Ski-Langläuferinnen, in ihrer Freizeit malt sie. Ab Montag,
4. Juli, sind einige ihrer Werke zum ersten Mal öffentlich zu
sehen: im Tourismus- und Kulturamt und im „Buch & Café
am Andelsbach“. Bis 14. August. Am 7. August ist die Künstlerin
DS
ab 11 Uhr im Tourismus- und Kulturamt anwesend.
16 DREI GÄNGE
Der Sonntag · 3. Juli 2016
PERLEN DER PROVINZ
FISCHERHÜTTE AM NONNENMATTWEIHER
Fisch, so fein
Köstliches unter Tondeckeln
Muriel Brunswig-Ibrahim leitet Reisen nach MAROKKO und liebt die Küche des Landes
Tajine, Kuskus, eingelegte
Zitronen, Safran, Harissa,
Lamm und Pflaumen – die
marokkanische Küche ist
so vielseitig wie herrlich.
Muriel Brunswig-Ibrahim
aus Freiburg hat dazu gerade ein Kochbuch veröffentlicht.
In der Fischerhütte gibt es frisch geräucherten Saibling.
Coole Cafés und besondere
Gasthäuser gibt es nur in großen Städten? Nix da! In unserer
Serie stellen wir einmal im Monat besondere Lokale außerhalb
der Zentren vor. Sie sind nicht
immer leicht zu finden – aber
immer den Weg wert.
F
ische sind schuppig und
grätig? Nicht so die geräucherten Bachsaiblinge in
der Fischerhütte am Nonnenmattweiher bei Neuenweg im
Kleinen Wiesental. Es scheint,
als ob manche nur deshalb
hierher kommen: Roswitha Eichin, die die Hütte zusammen
mit Werner Schwald betreibt,
trägt vier Portionen an einen
Tisch. Die Exemplare auf den
Tellern sind schlank und dunkel, die Haut glänzt. Sie ist so
zart, dass man sie problemlos
mitessen kann. Auf der Zunge
zergeht sie förmlich und
schmeckt würzig – ein feiner
Kontrast zum milden, kaum
fetthaltigen Filet. Das Zerlegen
fällt kinderleicht: Durch seine
Festigkeit löst sich das Filet fast
allein von der Wirbelsäule. Wer
es nicht fachmännisch beherrscht, fängt am Kopf an und
schafft sich bis zur Schwanzflosse durch oder umgekehrt.
Einige Gourmets hantieren geschickt mit dem Messer und
schieben sich genüsslich mit
der freien Hand Stücke in den
Mund. Dazu gibt es saftig knackende Zwiebelringe und selbergemachten Meerrettich, der
seiner angenehmen Schärfe
wegen dick aufgestrichen aufs
knusprige Bauernbrot darf.
Die Bachsaiblinge hat Werner
RICHTIGSTELLUNG
FOTO: SAUR
Schwald selbst geräuchert. Sie
stammen aus seinen eigenen
Teichen, in denen er auch Forellen hält. Ebenso bietet er Produkte vom Hinterwälder Rind
und der Walliser Schwarzhalsziege. Neben Schwarzwälder
Spezialitäten stehen Gulaschsuppe und Käse aus dem Münstertal auf der Speisekarte. Ergänzend gibt es wechselnde Tagesgerichte. Wen es hinterher
nach einem Dessert gelüstet,
dem seien die hausgemachten
Kuchen oder der Apfelstrudel
empfohlen. Zu deftig Geräuchertem passt die Auswahl an
Getränken: Es gibt mehrere Sorten Bier, badische Weine,
Schnäpse und Durstlöscher wie
Johannisbeerschorle. Die nette
Bedienung, Roswitha Eichin,
sorgt dafür, dass niemand lange warten muss. Dazu nehmen
sich sie und Schwald stets Zeit
für ein Schwätzchen mit den
Gästen. Die Atmosphäre ist familiär und entspannt, wozu
auch die rustikale Einrichtung
ihren Teil beiträgt. Im Sommer
kommen zu Wanderern und
Ausflüglern zusätzlich Badegäste, die im nahe gelegenen
Nonnenmattweiher Abkühlung suchen. Wenn es dann
drinnen eng wird, gibt es vor
der Hütte ebenso viele Sitzgelegenheiten mit SelbstbedieTINA SAUR
nung.
> Fischerhütte Nonnenmattweiher, Kleines Wiesental-Neuenweg, www.fischerhuette-nonnenmattweiher.de, Telefon
07673/932381, Dienstag bis
Sonntag geöffnet von 11 bis 19
Uhr. Montag Ruhetag.
Poisson de roche ist der Felsenfisch
In unserer Rezension des Buches „Die gute Küche am Oberrhein“
in der Ausgabe vom 26. Juni haben wir behauptet, der französische Fisch „St. Pierre“ sei mit „Felsenfisch“ falsch ins Deutsche
übertragen worden. Dies ist unrichtig, denn tatsächlich handelte
es sich um den Fisch „Poisson de roche“, was mit „Felsenfisch“
DS
korrekt übersetzt ist. Wir bedauern den Fehler.
RENÉ ZIPPERLEN
„Brauchst Du Besteck?“ Die Frage wirkt etwas ungewöhnlich an
der Esstheke neben dem Induktionsherd in einem Freiburger
Neubaugebiet mit Fahrradports.
Aber Muriel Brunswig-Ibrahim
steht nur mit einem Fuß hier in
St. Georgen, mit dem anderen
steht die Isalmwissenschaftlerin
und Reiseführerin in der arabischen Welt, vor allem in Marokko. Also tunken wir die eingekochte Sauce aus Zwiebeln, Safran, Koriander und Bratensaft
mit Brot aus der Tajine, greifen
damit aromatische Auberginenwürfel und Walnuss-Paprikamus. Und natürlich gab es darauf zur Vorspeise schon eine
umwerfende Harissa. Die Würzpaste hat Brunswig-Ibrahim
frisch vom Markt in Marokko
mitgebracht. Mit den recht
dumpfen Tubenprodukten aus
dem Supermarkt
hat sie wenig zu
tun.
Brunswig-Ibrahim hat gerade in
der Edition Fackelträger „The Taste of
Marrakesh“ veröffentlicht – Ergebnis
unzähliger Reisen,
die sie seit bald 20
Jahren nach Marokko führen, und
vor allem der vielen Begegnungen
mit
marokkanischen Frauen, in Städten und auf
dem Land. „Ich habe immer mit
den Leuten vor Ort gekocht“ –
und so stammen auch die Rezepte im Buch größtenteils aus der
marokkanischen Alltagsküche.
Weil diese aber in dem in weiten
Teilen armen Land karg ist, kommen Gewürze und Zutaten aus
der festlicheren Küche dazu: Safran, Ingwer, eingesalzene Zitronen, Kreuzkümmel.
1994 fuhr die Islamwissenschaftlerin erstmals nach Syrien,
wo sie ein Jahr blieb. Danach bereiste sie fast alle Länder der arabisch-islamischen Welt. Bis auf
Muriel Brunswig-Ibrahim im marokkanischen Tanger – unten eine
FOTOS: ZVG/PRIVAT
Hühnchentajine, hier mit Artischockenherzen.
Marokko, „es galt als unangenehmes Reiseland für Frauen“. Doch
dann traf sie es ganz anders an,
setzte ihr Studium in der Hauptstadt Rabat fort, lebte im Süden
mit Familien und war bald verzaubert vom Land zwischen Mit-
telmeer, Atlantikküste und Wüste.
Seit 1999 bietet sie Reisen
nach Marokko an, für den Busreiseveranstalter Avanti, sie
führt selbst oder vermittelt an
lokale Führer, mit denen sie
schon lange zusammenarbeitet.
Sie stellt Reisenden auch individuelle Programme zusammen,
je nach Interesse zu den kulturellen Höhepunkten, zu Trekkingtouren durch den Hohen Atlas,
in versteckte Täler, durch die
Wüste, ans Meer.
Gerade liegt Muriel BrunswigIbrahim in den letzten Zügen für
einen neuen Reiseführer Marokko. „Zur Zeit habe ich sehr viele
Buchaufträge.“ Zur Autorin wurde sie, weil ihr in einem Reiseführer zahlreiche Fehler aufgefallenwaren, gerade in den historischen Teilen. Der Verlag schlug
vor, es gleich selbst
zu schreiben. Danach schrieb sie den
„Kulturschock Marokko“ und verschiedene Führer über
Land und Städte.
Und nun eben
auch ein Kochbuch,
Kochworkshops gibt
sie in kleinerem Rahmen schon länger.
Auch für ungeübte
Gaumen ist die marokkanische Küche
absolut nahbar, nicht
nur, weil sie viel milder ist als etwa die tunesische. Marrakesch
funktioniert im Land als
Schmelztiegel, in dem sich die
Küche der Berber genauso findet, wie die arabische Hochküche, Kuskus oder die Fischgerichte der Küstenregionen. Besonders typisch ist die Verbindung
von Fleisch und Obst. Außerdem
die Abwesenheit von Beilagen:
Man isst die Gerichte meist
schlicht mit Brot.
Der Inbegriff der marokkanischen Küche aber ist natürlich
die Tajine, Gericht und Kochgefäß in einem. Man findet die tie-
fen Kochschalen mit ihren hohen Kugeldeckeln aus Ton, oft in
herrlichen Mustern glasiert –
aber auch in der modernen Variante aus Edelstahl für den Induktionsherd. Bevor aber die vorbereiteten Hühnchenschlegel (siehe Rezeptkasten) in ihrer Tajine
in den Ofen kommen, sind die in
Olivenöl gewälzten Paprikahälften an der Reihe. Sie bleiben in
der sehr heißen Röhre, bis sie
Blasen werfen und die Haut sich
schwarz färbt. Sie kühlen etwa
20 Minuten in Plastikfolie aus,
so lässt sich die Haut zumindest
leichter abziehen; in den noch
heißen Ofen kommen nun für
ein paar Minuten 50 Gramm
Walnusskerne. Ab in den Mixer
mit Zwiebeln, einer Knoblauchzehe, Harissa und Zitronensaft:
Das fertige Muhammra wird
noch mit Kreuzkümmel, Zitronensaft, Olivenöl, frisch gemahlenem Pfeffer (schwarz) und Salz
abgeschmeckt.
Dann packt Brunswig-Ibrahim die gefüllte Tajine in den
Ofen, in eineinhalb Stunden ist
sie fertig. „Und, inschallah, die
Hühnchen schön knusprig.“
Während ein feiner Duft von Safran und süßlicher Zitrone aufsteigt, ist Zeit für das Auberginen-Tomaten-Confit Zaalouk, eine simple Köstlichkeit. Und
noch mehr für Erzählungen von
Land und Leuten.
> THE
TASTE OF MARRAKESH
Muriel Brunswig-Ibrahim, Edition
Fackelträger, 19,99 Euro. Mehr
über die Reiseangebote, Bücher
und Kochkurse auf der Homepage
www.tourserail.com
REZEPT
Hühnchen-Tajine
4 Hühnchenschlegel mit 2
EL edelsüßer Parika und 1 TL
Ingwerpulver einreiben, in
4 EL Olivenöl anbraten und
herausnehmen. Zwei gewürfelte Zwiebeln kurz anbraten.
Eine gute Prise Safran, 2 TL
Kreuzkümmel, Salz, zwei
klein gewürfelte eingelegte
Zitronen, 3 EL geschnittenen
Koriander, eine kleine Tasse
Oliven und die Hühnchenteile dazugeben, bei 180 Grad
ca 1,5 Stunden in den Ofen.
Gegebenenfalls zwischendurch etwas Wasser angießen. Mit 2 EL Koriander beRAZ
streuen.
Für die ganze Palette der Gefühle
Ausflugstipp: Ein Museum in Staufen widmet sich dem TANGO und dem Bandoneon
Das Bandoneon wurde Mitte des
19. Jahrhunderts in Deutschland
erfunden und war das Volksinstrument schlechthin: „In den
1930er Jahren gab es mehr Bandoneon- als Fußballvereine“, sagt
Joachim Baar über das nach dem
Krefelder Heinrich Band benannte Instrument. Baar ist Leiter der Jugendmusikschule Südlicher Breisgau in Staufen und
hat den Vorsitz im Trägerverein
des Tango- und Bandoneon-Museums in Staufen. Das vor zwei
Jahren gegründete Museum ist
nicht nur ein Ort für Tango-Enthusiasten, sondern auch für
Liebhaber kunstfertig hergestellter Instrumente.
120 Bandoneons aus der derzeit die größte Sammlung der
Welt, die der Kirchzartener Konrad Steinhart mit seinem Sohn
Axel zusammengetragen hat,
sind zu sehen. Außerdem historische Schelllackplatten aus einer Sammlung von 3 500 Stück
und Exponate rund um den Tango. Joachim Baar hat dafür gesorgt, dass die etwa 500 Bandoneons, die Steinhart während 50
Jahren gesammelt hatte und die
bis vor zwei Jahren sein Wohnhaus bis oben hin füllten, nun in
einem von der Stadt Staufen zur
Verfügung gestellten Raum im
Kapuzinerhof gezeigt werden.
Das Museum ist außerdem zu einem Ort des Tangos in der Region geworden: Hier finden Kurse,
Workshops und Konzerte statt.
Und an manchem Abend wird
ein Holzboden aufgebaut und
der Innenhof des Kapuzinerhofs
zur Tanzfläche.
Im Unterschied zum Akkordeon hat das Bandoneon keine Tasten und produziert keine Akkor-
de sondern Einzeltöne. Durch
deutsche Auswanderer kam das
Bandoneon Anfang des 20. Jahrhunderts nach Südamerika. Dort
entwickelte sich aus der dort heimischen Volksmusik und den
Einflüssen der Einwanderer der
Tango, der sich von Buenos Aires
in Argentinien aus um die Welt
verbreitete. Ein Bandoneon gehört seit jeher zu jedem Tangoorchester dazu, die Instrumente
dafür kamen aus Deutschland.
„Der Klang des Bandoneons
atmet wie bei einem Blasinstrument, er ist damit der menschlichen Stimme verwandt und gut
geeignet, die ganze Palette der
menschlichen Gefühle auszudrücken“, schwärmt Joachim
Baar. Das Museum zeigt Instrumente aus 100 Jahren, auch ein
Instrument aus den Anfängen
der Bandoneonherstellung von
1858. Eine ganze Wand ist von
oben bis unten mit den kostbaren Instrumenten gefüllt. Jedes
Instrument ist detailreich beschrieben. „Mich fasziniert besonders die aufwändige BelleEpoque-Gestaltung der Instrumente mit den Einlegearbeiten
aus Perlmutt und Irismuschel“,
sagt der Vereinsvorsitzende und
deutet auf ein Bandoneon mit figürlichen Einlagen. Es zeigt einen Merkur mit geflügeltem
Hut auf einer Weltkugel.
Neben den Bandoneons und
den Schellackplatten mit Tangomusik aus den 1920er Jahren
gibt es ein riesiges Grammophon zu bestaunen, außerdem
Plakate, Fotos und Autogramme
bekannter Tangokünstler. Der
berühmte Bandoneonspieler Astor Piazolla war mehrfach zu
Gast im Hause Steinhart in
„Der Klang des Bandoneons atmet“, sagt Joachim Baar über das Mitte
des 19. Jahrhunderts in Deutschland erfundene Instrument. FOTO: HEG
ner Straße 1, Staufen. Geöffnet
Samstag und Sonntag von 15 bis
18 Uhr, am 9. und 10. Juli ab 11
Uhr. Eintritt 5 Euro. WORKSHOP
für Tango-Tänzer aller Niveaus am
Freitag, 8. Juli, 20.30 bis 22.30 Uhr,
> MUSEUM Tango-und Bandone- Teilnahme 20 Euro. Weiteres Proonmuseum, Kapuzinerhof, Gruner- gramm unter staufentango.de.
Kirchzarten, wie Baar erzählt.
Axel Steinhart ist wie sein Vater
ein echter Sammler und führt
gerne Gruppen durch die Ausstellung. GABRIELE HENNICKE
ANZEIGEN 17
Der Sonntag · 3. Juli 2016
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zunächst befristet für ein Jahr, eine/n
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(Vollzeit)
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von Postkisten bis zu 20 kg
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und abwechslungsreiche Tätigkeit mit tariflicher Vergütung nach TV AWO BW (SuE-Tarif), umfangreiche Fortund Weiterbildungsmöglichkeiten und eine zusätzliche
betriebliche Altersversorgung.
Sie arbeiten ressourcenorientiert mit mehrfach belasteten Familien und können Ihre Erfahrungen in der
Sprachförderung einsetzen.
BETRIEBSLEITER PHARMA (M/W)
Interessiert? Die ausführlichen Stellenbeschreibungen finden Sie unter: www.glatt.com
Senden Sie bitte Ihre Bewerbungsunterlagen an Glatt GmbH, Tanja Roßkopf, Personalentwicklung,
Werner-Glatt-Straße 1, 79589 Binzen, Germany oder per E-Mail an [email protected], www.glatt.com
Es erwartet Sie ein aufgeschlossenes und sympathisches Team und ein Wohlfahrtsverband, die Ihre
fachlichen und persönlichen Kompetenzen fördern und
anerkennen.
Glatt. Integrated Process Solutions.
Bewerben Sie sich und lernen Sie uns kennen.
Wir freuen uns auf Sie!
Wir suchen für sofort
oder nach Vereinbarung:
Koch/Jungkoch
männlich/weiblich
zur Verstärkung unseres Teams.
Bewerbung an:
Herrn Alfred Adler
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Weihermatten 40
79713 Bad Säckingen
Telefon 0 77 61/9 24 48-0
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E-Mail: [email protected]
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Für unsere Barfußschuhproduktion suchen
wir im Raum Freiburg/Lörrach/Müllheim
Näher/innen mit guten Nähkenntnissen.
Bitte richten Sie Ihre Bewerbung an:
[email protected]
Tel: 02241/845350
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Hausaufgabenbetreuung
(Kl. 5-8) eine pädagog. Fachkraft. Mo.-Do.,
14-16.30h auf 450€-Basis ab 12.09.16.
Kontakt: [email protected] od. schriftl. Bewerbung: Jugendzentrum Stühlinger,
Ferd.-Weiss-Str.6 b, 79106 Freiburg
Putzhilfe gesucht
für 2-3 Std/Woche für 2 Personen Haushalt
in Grenzach; Bei Interesse Mail an
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und Berufserfahrung aus Polen su. Pflegestelle in Priv.-Haushalt. T. 0048504 666238
Wir suchen ab 1. August 2016 in
Lörrach, Rheinfelden, Bad Säckingen
und Binzen
Reinigungskräfte m/w
Arbeitszeit von Mo. – Sa. jeweils ab
17.30 Uhr auf Minijobbasis/Teilzeit.
Keifert GmbH, Meisterbetrieb
Gebäudereinigung % 07664-50576
oder per E-Mail an: [email protected]
Rentner übernimmt
Rasen-, Hecken-, Sträucherschnitt, etc.
Tel. 07628/8008302
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Präzenskraft (m) bietet Hilfe
im Haushalt, kochen, einkaufen, waschen,
bügeln putzen sowie Behördengänge,
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Herr Rainer Luithardt
Sulzburger Straße 4
79114 Freiburg
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kontaktieren Sie mich bitte unter
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od. 07627-8544 E-Mail: [email protected] www.kunst-im-loft.com
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Der Sonntag · 3. Juli 2016
STELLENANGEBOTE
Gutes Klima im Südwesten Deutschlands bei der Stadtverwaltung
Weil am Rhein mit über 460 Beschäftigten im Dreiländereck Deutschland – Frankreich – Schweiz.
Zum nächstmöglichen Zeitpunkt suchen wir für das Stadtbauamt eine/n
Sozialarbeiter (m/w)
Fachbereich Soziale Dienste, Team UMA
Beim Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald mit Sitz in Freiburg
ist zum 1. Oktober 2016 im Fachbereich Soziale Dienste (FB 220)
in der Fachgruppe Allgemeiner Sozialer Dienst die Stelle eines
Sozialarbeiters in Vollzeit zu besetzen.
Ihre Aufgabenschwerpunkte
– Sie nehmen die Garantenpflicht zum Wohl der unbegleiteten
minderjährigen Ausländer (UMA) wahr
– Sie übernehmen die Hilfeplanung, richten Hilfen zur Erziehung ein
und nehmen die unbegleiteten minderjährigen Ausländer (UMA)
in Obhut
Ihre Qualifikation
– Sie haben ein Studium zum Bachelor of Arts – Soziale Arbeit bzw.
zum Dipl.-Sozialarbeiter oder ein vergleichbares Studium
– Ihre Berufserfahrung in einem Allgemeinen Sozialen Dienst
ist von Vorteil
Unser Angebot
– Ein unbefristetes Arbeitsverhältnis nach TVöD in Entgeltgruppe S 14.
Bei Vorliegen der laufbahnrechtlichen Voraussetzungen ist eine
Übernahme im Beamtenverhältnis bis A 10 LBesGBW möglich.
– Ein sicherer Arbeitsplatz, flexible Arbeitszeiten,
Betriebliches Gesundheitsmanagement
Die vollständige Stellenausschreibung und weitere Informationen
finden Sie unter www.breisgau-hochschwarzwald.de,
Rubrik Stellenportal.
Haben Sie Interesse? Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung bis
spätestens 17. Juli 2016 in unserem Onlineportal.
Sachbearbeiter (m/w)
Stabsbereich Flüchtlinge
Beim Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald mit Sitz in Freiburg
ist zum nächstmöglichen Zeitpunkt im Stabsbereich Flüchtlinge die
Stelle eines Sachbearbeiters im Bereich Koordination Zuweisung / AUB
in Vollzeit zu besetzen.
Ihre Aufgabenschwerpunkte
– Sie sind zuständig für die Aufnahme und vorläufige Unterbringung
der von der Landeserstaufnahmeeinrichtung Karlsruhe (LEA)
zugewiesenen Flüchtlinge
– Sie stellen den ordnungsgemäßen Ablauf hierbei sicher
Ihre Qualifikation
– Sie haben ein Studium zum Bachelor of Arts – Public Management
bzw. Dipl.-Verwaltungswirt (FH), die Angestelltenprüfung II
bzw. den Verwaltungsfachwirt oder eine vergleichbare
berufliche Ausbildung
– Sie haben SAP-Kenntnisse
Unser Angebot
– Ein unbefristetes Arbeitsverhältnis nach TVöD in Entgeltgruppe 9.
Bei Vorliegen der laufbahnrechtlichen Voraussetzungen ist eine
Übernahme im Beamtenverhältnis bis A 10 LBesGBW möglich.
– Ein sicherer Arbeitsplatz, flexible Arbeitszeiten,
Betriebliches Gesundheitsmanagement
Abteilungsleiter/in für die
Stadt- und Grünplanungsabteilung
Ihre Aufgaben sind insbesondere:
• Leitung der Stadt- und Grünplanungsabteilung
• Mitgestaltung tri- und binationaler Planungsprozesse (Trinationaler
Eurodistrict Basel, Internationale Bauausstellung Basel 2020)
• selbständige Aufstellung und Änderung von Bauleitplänen
• städtebauliche Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen
• informelle Planungen: Stadtentwicklung, Verkehr und Umwelt
• gestalterische und planerische Stellungnahmen zu Baugesuchen
• Vorbereitung und Durchführung städtebaulicher Wettbewerbe
Wir erwarten von Ihnen:
• ein abgeschlossenes Studium im Studiengang Architektur
(Vertiefungsrichtung Städtebau), Stadt- und Raumplanung oder in
einer vergleichbaren Fachrichtung, zweites Staatsexamen von Vorteil
• Fachkenntnisse im Bau- und Planungsrecht
• praktische Erfahrungen in der städtebaulichen Planung
• sicheres architektonisches und städtebauliches Beurteilungsvermögen
• gute EDV-Kenntnisse (CAD-Anwendung: AutoCad und StadtCad,
Adobe Photoshop, Indesign, Illustrator, alle gängigen Office Produkte)
• Engagement, Zuverlässigkeit, rasche Auffassungsgabe, sicheres und
freundliches Auftreten, Belastbarkeit, Teamfähigkeit
Wir bieten Ihnen:
• eine Behördenkultur, in der Mitgestaltung gewünscht ist
• innovative Themenfelder mit vielfältigen und interessanten
Aufgaben, neuen Chancen und Herausforderungen
• ein motiviertes, engagiertes Team mit den unterschiedlichstenPersönlichkeiten, Talenten und Erfahrungen in einer kreativen und
kollegialen Atmosphäre
• ein unbefristetes Arbeitsverhältnis
• eine Eingruppierung nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen
Dienst (TVöD) in der Entgeltgruppe 12 und den sonstigen
öffentlichen Sozialleistungen (Zusatzversorgung, Sonderzahlung)
Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald, Stadtstr. 2, 79104 Freiburg
•
•
•
Haben wir Ihr Interesse geweckt?
Dann bewerben Sie sich bitte schriftlich bis zum 22. Juli 2016.
•
Stadtverwaltung Weil am Rhein
Sachgebiet Personal und Repräsentation
Rathausplatz 1, 79576 Weil am Rhein
•
Kontakt:
Christian Renner, Leiter des Stadtbauamtes
Tel. 0 76 21/7 04-600
Christoph Braun, Personalleiter
Tel. 0 76 21/7 04-111
Partner von:
•
•
•
•
Zur Verstärkung unseres Teams suchen wir einen
Dachdecker/Blechner m/w
Anlagenmechaniker m/w
Führerschein Klasse B erforderlich.
Bewerbungen bitte an:
· Sanitär · Blechnerei
● Badplanung
● Sanitär
Ausstellung
Die vollständige Stellenausschreibung und weitere Informationen
finden Sie unter www.breisgau-hochschwarzwald.de,
Rubrik Stellenportal.
Haben Sie Interesse? Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung bis
spätestens 17. Juli 2016 in unserem Onlineportal.
● FlachdachAbdichtungen
Schopfheimer Str. 6 · 79664 Wehr · Tel. 0 77 62-92 59 · Fax 46 10
E-Mail: [email protected]
Wir stellen in Vollzeit oder Teilzeit im Verteilerverkehr ein
LKW-Fahrer (m/w) FSKL CE
per sofort oder nach Vereinbarung.
Bitte wenden Sie sich direkt an Herrn Uwe Fien.
Josef Fien GmbH
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TU
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U
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Zulassung
Ringmaterial
VKZ N9
ÜNCH
Stahlhandel – Eisenbiegerei
79713 Bad Säckingen, Rheingrüttäcker 8
Tel. 0 77 61 / 23 43
E-Mail: biegerei@fienstahl.de N9
Die Stadtverwaltung Freiburg sucht Sie ab dem 01.09.2016 für das
Gebäudemanagement Freiburg als
Reinigungskraft in Teilzeit
(40 - 50 % Stellenumfang)
im Zeitvertrag für städtische Dienststellen und Schulen.
Die Reinigungszeiten in den Schulen sind zwischen 14:00 Uhr und
20:00 Uhr und in den Dienststellen ab 05:30 Uhr bis 10:30 Uhr.
Die Bezahlung erfolgt nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst
(TVöD).
Erfahrung in der Reinigung sowie gute Deutschkenntnisse sind von
Vorteil.
Haben Sie Interesse? Weitere Informationen erhalten Sie bei
Frau Tissen, Telefon 0761/201-2431 und Frau Schillinger,
Telefon 0761/201-2430.
Die Stadtverwaltung Freiburg sucht Sie für das Gebäudemanagement Freiburg als
Projektleiter/in Versorgungstechnik
Sie haben einen Abschluss als Meister/in oder Techniker/in in den
Bereichen Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik?
Ein zunächst auf zwei Jahre befristetes Beschäftigungsverhältnis mit
interessanten, vielseitigen und abwechslungsreichen Tätigkeiten in
einem kleinen Team wartet auf Sie. Die Bezahlung erfolgt bis Entgeltgruppe 9 TVöD, je nach Vorliegen der persönlichen Voraussetzungen.
Haben Sie Interesse? Weitere Informationen erhalten Sie bei
Herrn Waibel, Telefon 0761/201-2462.
Den vollständigen
Ausschreibungstext finden
Sie im Internet unter
www.freiburg.de/stellenmarkt
Bitte senden Sie Ihre schriftliche Bewerbung bis zum
08.07.2016 an das Gebäudemanagement Freiburg,
Sachgebiet Personalmanagement, Berliner Allee 1,
79114 Freiburg-Betzenhausen.
Frachtführer gesucht
Die transmed Transport GmbH
sucht für Südbaden nach selbstständigen Kleintransportunternehmern für Tag- und Nachttouren!
Sie haben freie Fahrzeugkapazitäten bis 3,5 t?
Schicken Sie Ihre aussagekräftige Bewerbung per
Mail an:
[email protected]
Die Stadtverwaltung Freiburg sucht Sie für das Gebäudemanagement
Freiburg als
Projektleiter/in Hochbau
Sie haben einen Abschluss als Architekt/in, Dipl.-Ingenieur/in (FH/
TU) oder Bachelor/Master of Engeniering mit der Fachrichtung Hochbau/Architektur oder Techniker oder Meister im Bereich Hochbau mit
entsprechender Berufserfahrung (mindestens 5 Jahre)?
Ein bis 31.12.2017 befristetes Beschäftigungsverhältnis in Vollzeit
oder Teil-zeit (bis 60 %) wartet auf Sie. Die Bezahlung erfolgt bis Entgeltgruppe 11 TVöD, je nach Vorliegen der persönlichen Voraussetzungen.
Haben Sie Interesse? Weitere Informationen erhalten Sie bei
Frau Maiolo, Telefon 0761/201-2441.
Den vollständigen
Ausschreibungstext finden
Sie im Internet unter
www.freiburg.de/stellenmarkt
Zahnmedizinische Fachangestellte (m/w)
Nettes Praxisteam sucht ab sofort freundliche und engagierte
Kollegin oder Kollegen.
Bitte melden Sie sich unter:
Gemeinschaftspraxis
Dr. Dr. Ulrich Thomas
Klaus Müller
Wernergasse 6, 79713 Bad Säckingen
[email protected]
Telefon 07761-93 88 88
ANZEIGEN 19
Der Sonntag · 3. Juli 2016
Lago Maggiore, 1a FeHs
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07623/909796, Mobil: 015252730644,
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Online unter: schnapp.de/0229463
Im Fachbereich Umwelt ist zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine unbefristete
Vollzeitstelle als
Ligurien zw. Meer u. Bergen
stilvollesAmbiente in liebev. restaur. Natursteinhaus. Zimmer m. Bad u Frühst. zu
verm., 50.- € im DZ. Info: 0761-273376
Online unter: schnapp.de/0228631
Sachbearbeiter/-in Wasserrecht
zu besetzen.
Ihr Aufgabengebiet umfasst u. a. die Durchführung von Zulassungsverfahren
(Gewässerausbau, Hochwasserschutz, Wasserkraftnutzung, öffentliche
Trinkwasserversorgung) sowie Maßnahmen im Rahmen der Gewässeraufsicht
App. Kroatien Trogir Ciovo
Mitteldalmatien für 2-4- Pers. ab 35-60 €,
info: www.apertment-matea.com
Tel. 0159 02469 700
Online unter: schnapp.de/0229315
Ihre Qualifikation: Bachelor of Arts – Public Management oder vergleichbar
Im Fachbereich Jugend & Familie ist zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine
Vollzeitstelle als
Sachbearbeiter/-in
Unterhaltsvorschuss
Wir suchen Sie, engagierte und zuverlässige
Zustellerinnen/Zusteller
zu besetzen.
Ihr Aufgabengebiet umfasst u. a. die Prüfung und Feststellung von Unterhaltsvorschussleistungen, die Beratung der Anspruchsberechtigten sowie die Bearbeitung
von Erstattungsansprüchen.
Ihre Qualifikation: Bachelor of Arts – Public Management oder vergleichbar
Interesse?
Weitere Informationen zu den Stellen und den Ansprechpartnern finden Sie
auf unserer Homepage unter www.loerrach-landkreis.de/Stellenangebote
Wir freuen uns auf Ihre aussagekräftige Bewerbung.
Bitte senden Sie Ihre Bewerbungsunterlagen an:
für die Verteilung unserer Wochenzeitung „Der Sonntag“
in Ihrem Wohnort. Mindestalter 18 Jahre. Verteilung in
den frühen Sonntag-Morgenstunden.
Sie sind interessiert? Dann informieren Sie sich online
unter: www.der-sonntag.de/zusteller
oder bei unserer Zustellfirma badenkurier
Herrenstraße 4 in 79539 Lörrach
Telefon: 0 76 21 / 1 61 99 72 (Mo – Fr., 9 – 17 Uhr)
Landratsamt Lörrach
Fachbereich Personal & Organisation
Palmstraße 3, 79539 Lörrach
Große DHH Kandern-Holzen
www.loerrach-landkreis.de
Gutes Klima im Südwesten Deutschlands bei der Stadtverwaltung
Weil am Rhein mit über 460 Beschäftigten im Dreiländereck Deutschland – Frankreich – Schweiz.
Wir suchen zum nächstmöglichen Zeitpunkt für das Amt für Gebäudemanagement und Umweltschutz eine/einen
technische/n Mitarbeiter/in
•
•
•
•
Ihre Aufgaben sind insbesondere:
technische Verwaltung der bebauten Liegenschaften
Planung, Bauleitung und Abrechnung von Baumaßnahmen,
Erstellung von Ausschreibungsunterlagen und Kostenschätzungen
Betreuung von Wartungs- und Instandhaltungsmaßnahmen
Übernahme der Bauherrenfunktion
Beauftragung und Koordination externer Dienstleister
(u. a. Baufirmen)
Mitwirkung bei Arbeitssicherheitsbegehungen
Wir erwarten von Ihnen:
• erfolgreich abgeschlossenes Hochschul-/Fachhochschulstudium
der Fachrichtung Bauingenieurwesen/Architektur oder den
Abschluss als staatlich geprüfte/r Bautechniker/in bzw. den
Abschluss einer gleichwertigen Ausbildung
• Kenntnisse im Bereich der HOAI, VOB sowie einschlägiger
Vorschriften und Richtlinien
• Kenntnisse in der Ausführungs- und Detailplanung
• Verständnis für qualitätsvolle Architektur und Gestaltung
• selbständiges und eigenverantwortliches Arbeiten
• Teamfähigkeit, rasche Auffassungsgabe, Zuverlässigkeit und
sicheres Auftreten
Wir bieten Ihnen:
• eine Behördenkultur, in der Mitgestaltung gewünscht ist
• innovative Themenfelder mit vielfältigen und interessanten
Aufgaben, neuen Chancen und Herausforderungen
• einen unbefristeten Arbeitsvertrag
• ein motiviertes, engagiertes Team mit den unterschiedlichsten
Persönlichkeiten, Talenten und Erfahrungen in einer kreativen und
kollegialen Atmosphäre
• eine den Anforderungen entsprechende Vergütung nach dem
Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst und den sonstigen
öffentlichen Sozialleistungen (Zusatzversorgung, Sonderzahlung)
• Mithilfe bei der Wohnungsvermittlung
Haben wir Ihr Interesse geweckt?
Dann bewerben Sie sich bitte schriftlich bis zum 22. Juli 2016.
Stadtverwaltung Weil am Rhein
Sachgebiet Personal und Repräsentation
Rathausplatz 1, 79576 Weil am Rhein
Kontakt:
Hervé Roséfort,
Leiter des Amtes für Gebäudemanagement
und Umweltschutz
Tel. 0 76 21 / 7 04 - 6 50
Christoph Braun, Personalleiter
Tel. 0 76 21 / 7 04 - 1 11
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Festplatz, Sa. 9. 7., 9 - 16 Uhr. Keine Anm.,
A. Hempel, Tel. 07631-749542
2. Dorf-Flohmarkt in Eichen
am Samstag, den 09.07.2016. Von 9 Uhr16 Uhr werden an verschiedenen
Vorplätzen in der Eichenerstr., Alte Wehrerstr., Webergasse bis zur Hülschenmatthalle, Flohmarkt und Second-Hand-Waren
angeboten.Bei der Hülschenmatthalle
wirtet der Kindergarten-Förderverein.
Weitere Infos unter: 07622-63106 od.
07622-65217
Online unter: schnapp.de/0229623
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Die Heilungen sind medizinisch beweisbar.
Am Mittwoch 6.7.2016 um 19.30 Uhr,
Eintritt frei, freiwillige Spenden erbeten.
Adresse: Badenweiler, Bismarckstr. 1,
unterhalb der Post. Tel. 0163/3 32 19 60
Online unter: schnapp.de/0223234
Mi. 6. Juli 2016 von 10.00 bis 18.00 Uhr
Innenstadt Rheinfelden. Aufbau ab 8.00 Uhr.
Info: SüMa Maier GmbH, Tel. 0 76 23 / 74 19 20
Klavierunterricht LÖ
FERIENWOHNUNGEN
Abende des Heilens im
Heilzentrum Roseneck
City-flohmarkt
für jegliches Alter, Anfänger oder Fortgeschrittene. Tel. 07621-95679924
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Sa., 9.7., 20 Uhr. Sommerfest, Reithalle,
Lahr-Langenw., Eintritt frei.
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Mühlenstraße 1, hinter kath. Kirche,
Sonntag, 03.07.2016 von 12-17 Uhr
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Probleme mit Rechnen?!
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Kinderflohmarkt im ZO Fr
am Sa., 16.07. von 10-14 Uhr. Anmeldung:
Mo.-Fr. von 9-12 Uhr. Tel.: 0761/23806
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HOBBY & FREIZEIT
Rasche Hilfe ist möglich! Info:
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