Handelsblatt - Die Onleihe

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DIENSTAG, 28. JUNI 2016
DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFTS- UND FINANZZEITUNG
2
Streitfall Europa
THEMEN DES TAGES
Spanien wählt
konservativ
Der von Demoskopen prognostizierte Linksrutsch in Spanien ist
am Sonntag ausgeblieben. Die einzige Partei, die Stimmen gewann,
war die konservative Partido Popular (PP) des geschäftsführenden
Premiers Mariano Rajoy. Allein der
Koalitionspartner fehlt. Seite 12
Nach dem Brexit-Votum suchen die Verantwortlichen in Berlin, Brüssel, Rom
und Paris einen Weg, um die Krise der Europäischen Union zu meistern.
Doch schon vor dem heutigen Gipfel droht der Streit darüber zu eskalieren.
Ruth Berschens, Thomas
Sigmund, Regina Krieger
Brüssel, Berlin, Rom
Neuer Ärger
für Defizitsünder
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Vor den spanischen Wahlen hatte
sich die EU-Kommission noch milde gezeigt. Aber nun droht Spanien und Portugal doch noch Ärger mit Brüssel wegen ihrer Haushaltsdefizite. Die EU-Kommission
werde das Strafverfahren gegen
die beiden Länder vorantreiben,
sagten EU-Diplomaten. Seite 13
Bruttoinlandsprodukt
2015 nominal in Mrd. Euro
14 635
EU
Großbritannien
2 569
Hans-Werner Sinn: „Der
Staat hat Geld wie Heu“
Deutschland
3 026
Brandon Laufenberg
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D
ie europäische Sozialdemokratie zieht aus
dem Brexit-Referendum ihre eigenen
Schlüsse: Europa stehe
jetzt an einem wirtschaftspolitischen „Wendepunkt“, verkündete
der italienische Ministerpräsident
Matteo Renzi. Die Euro-Zone müsse in eine „neue Phase der wirtschaftlichen Konvergenz eintreten“, forderten die Außenminister
Deutschlands und Frankreichs,
Frank-Walter Steinmeier und JeanMarc Ayrault. In der Währungsunion müsse mit der Sparpolitik endlich Schluss sein, verlangte auch
SPD-Chef Sigmar Gabriel.
Das Brexit-Votum hat etwas in
Bewegung gebracht in Europa – jedenfalls auf der linken Seite des
parteipolitischen Spektrums. Beim
EU-Gipfel am Mittwoch wollen die
sozialistischen Regierungschefs auf
einen europapolitischen Neustart
dringen – auch in der Wirtschaftsund Sozialpolitik.
Die konzertierte Aktion der Sozialdemokraten stößt im konservativen Lager bislang allerdings auf wenig Gegenliebe. Bundeskanzlerin
Angela Merkel hält nichts von einer
Intensivierung der Währungsunion.
Das habe Merkel am Montag in einer Telefonkonferenz des CDUBundesvorstands klargemacht, berichten Teilnehmer. Merkel widerspricht damit ihrem Außenminister.
Steinmeier und sein französischer
Amtskollege Ayrault forderten in einem gemeinsamen Papier „eine
Vollendung der Wirtschafts- und
Währungsunion“. Die Euro-Gruppe
müsse einen „ständigen Präsidenten“ bekommen, der von einem
„ständigen Unterausschuss“ des Europaparlaments kontrolliert werde.
Die Euro-Zone benötige zudem einen eigenen Haushalt, mit dem bereits ab 2018 Investitionen in Krisenstaaten finanziert werden könnten.
Merkel hält dagegen. Die EU
müsse sich um Themen kümmern,
die für die Bürger wirklich wichtig
seien, verkündete sie in der CDU-
Telefonschalte: innere Sicherheit,
Arbeitsplätze und der Schutz der
EU-Außengrenzen. Auch Merkels
Parteifreunde, EU-Ratspräsident
Donald Tusk und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker,
lehnen einen Integrationsschub
zum jetzigen Zeitpunkt ab.
Doch nicht nur auf europäischer
Ebene gibt es wachsende Unstimmigkeiten über die Konsequenzen
aus dem Briten-Votum. Auch in
Berlin rumort es. Vizekanzler Gabriel fordert, der britischen Regierung müsse deutlich gemacht werden, dass sie möglichst bald den
Austritt ankündigt und Gespräche
mit der EU einleitet. Die Kanzlerin
will sich allerdings nicht von ihrem
Koalitionspartner treiben lassen.
Sie habe weder eine Brems- noch
eine Beschleunigungsfunktion,
sagte Merkel. Sie habe ein bestimmtes Verständnis, dass Großbritannien die Dinge eine gewisse
Zeit analysiere. Die politisch Verantwortlichen würden nach Lösungen suchen, um die Krise zu
meistern. Doch ist der Streit über
den richtigen Weg programmiert.
Schwerpunkt Seiten 4 bis 11
Guy Wyser-Pratte attackiert Stada
US-Firmenjäger kritisiert das Management und fordert Fusion mit Konkurrenten.
Sönke Iwersen, Maike Telgheder
Düsseldorf, Frankfurt
D
er hessische Arzneimittelhersteller Stada
gerät immer stärker in den Fokus internationaler Investoren, die mit dem Unternehmen andere Pläne haben als der Vorstand.
Im Frühjahr wurde der Einstieg der Gruppe
Active Ownership bekannt. Sie drängt in den
Aufsichtsrat. Im Juni soll der Private-Equity-Investor CVC Capital Partners bei Stada vorstellig
geworden sein, um das Unternehmen ganz zu
übernehmen. Stada dementierte Gespräche.
Nun bestätigt aber ein einschlägig bekannter
Firmenjäger, dass er Stada umbauen will. „Wir
haben einen Aktienbestand aufgebaut, noch liegen wir unter drei Prozent bei Stada“, sagt Guy
Wyser-Pratte. Der US-Investor ist seit Jahren im
deutschen Mittelstand aktiv und am ehesten für
seine Rolle beim Roboterhersteller Kuka bekannt. Dort sorgte er für eine Zerschlagung des
Vorgängerkonzerns IWKA.
Bei Stada hat er andere Pläne. Wyser-Pratte
wirft dem Management vor, die Internationalisierung des Generika-Herstellers nicht energisch genug vorangetrieben zu haben. „Da wur-
den Chancen verpasst“, sagt der Investor. „Heute ist Stada zu klein, um Wachstumspotenziale
selbst zu heben.“ Wyser-Pratte fordert deshalb
einen Zusammenschluss mit einem internationalen Konkurrenten. Auch eine Dachlösung mit
Hilfe eines Investors wie CVC, der bereits andere
Arzneimittelhersteller im Portfolio hat, sei möglich. Stada wies die Kritik von Wyser-Pratte zurück. „Stada ist national und international wettbewerbsfähig aufgestellt. Wir haben eine tragfähige Strategie“, sagte ein Konzernsprecher.
Berichte Seite 20
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Wie steht es ökonomisch um unser
Land, das mehr als eine Million
Flüchtlinge aufgenommen hat? Die
Zugewanderten konsumieren und
befeuern das Wachstum, oder?
Das ist nichts Nachhaltiges, meint
Topökonom Sinn in der Diskussion
mit dem Handelsblatt. Das dicke
Ende komme noch. Seite 14
„Wir haben teuer
für Tsipras bezahlt“
Griechenlands Oppositionsführer
Kyriakos Mitsotakis ist überzeugt,
dass ein Brexit die EU stärken wird.
Für sein Land unter Führung von
Premier Alexis Tsipras ist er skeptischer. Es müsse wieder zu einem
glaubwürdigen Partner werden.
„Das ist mit Tsipras aber nicht
möglich“, sagt Mitsotakis im
Handelsblatt-Interview. Seite 16
Notenbanken sind
zurück im Krisenmodus
Die Nachbeben des Brexit-Votums
in Großbritannien erschüttern auch
zu Wochenbeginn die Welt der Notenbanken. Statt in die Normalität
zurückzukehren, müssen sie wieder
neue Milliardenhilfen in Aussicht
stellen. Seite 30
Überraschender Wechsel
an der Spitze von Nestlé
Der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé beruft den bisherigen
Chef des Unternehmens Fresenius
zum neuen Konzernlenker. Der
50-jährige Ulf Mark Schneider soll
das Amt Anfang 2017 übernehmen. Bei Fresenius übernimmt der
bisherige Finanzvorstand Stephan
Sturm den Chefsessel. Seite 46