Salm, F., et al. Multiresistente Erreger im ambulanten Setting

Multiresistente Erreger im ambulanten Setting – HausarztFragebogenerhebung in Berlin, Brandenburg und Thüringen
Florian Salm1, Sandra Schneider1, Katja Schmücker², Stephan Kausche², Inga Petruschke² Regina Hanke³, Norman Ludwig³, Christin Schröder 1, Christoph
Heintze4, Ulrich Schwantes5, Jochen Gensichen², Petra Gastmeier1 und die RAI Study Group*
1
Institut für Hygiene und Umweltmedizin, Charité Berlin; ² Institut für Allgemeinmedizin, Universität Jena; ³ Lindgrün GmbH, Berlin; 4 Institut für
Allgemeinmedizin, Charité Berlin; 5 Medizinische Hochschule Brandenburg, Neuruppin; *weitere Beteiligte am RAI-Projekt siehe: www.rai-projekt.de
Einleitung
Der Anstieg von multiresistenten Erregern
(MRE)
ist
eine
zunehmende
Herausforderung für die moderne Medizin.
In der Humanmedizin werden ca. 85
Prozent der Antibiotika (AB) im
ambulanten Bereich eingesetzt. Der
Großteil von diesen Antibiotika wird von
Methoden
Die Fragebogenentwicklung erfolgte im
multidisziplinären Team. Neben sozioökonomischen Variablen beinhaltet der
Fragebogen
vier
Themenkomplexe:
Kommunikationsaspekte
(3
Fragen),
Antibiotikaverordnungsverhalten
Zielsetzung
hausärztlich tätigen Kollegen bei Patienten
mit einer akuten Atemwegsinfektion
verordnet. Um den Selektionsdruck zu
reduzieren, ist deshalb ein rationaler und
leitliniengerechter
Antibiotikaeinsatz
essentiell.
Diese Fragebogenuntersuchung hat zum Ziel
die
Wahrnehmung,
Barrieren
und
Bedürfnisse von Hausärzten in Bezug auf
Antibiotikatherapie
bei
akuten
respiratorischen Erkrankungen näher zu
untersuchen.
XX
(16 Fragen), Relevanz von AntibiotikaResistenzen
(4
Fragen)
und
Wissenserwerb in Bezug auf eine
antimikrobielle Therapie (3 Fragen). Nach
einer Pilotierung wurde der Fragebogen an
987 Hausarztpraxen in Berlin,
Brandenburg und Thüringen versendet.
Univariable und multivariable Prädiktoren
wurden anhand von X²-Tests und
logistischen Regressionen analysiert.
Ergebnisse
Charakteristika der Rücksender (n=340)
Alter in Jahre (MW)
52
Berufstätigkeit in Jahren (MW)
17
Geschlecht in % (weiblich)
62
Facharzt (in %)
Allgemeinmedizin
Innere Medizin
85
10
57
Gemeinschaftspraxis
33
MVZ
Scheine/Quartal (in %)
800-1.200
Meist
genannten
Ansatzpunkte
Eindämmung von AB-Resistenzen:
stark
37 %
mittel
44 %
wenig
17 %
gar nicht
1%
8
67
zur
-
Hygiene im Krankenhaus (80,9%)
-
AB-Verordnung ambulante Ärzte (80,3%)
-
AB-Anwendung Landwirte (79,1%).
36,2% der Befragten sahen in gelb-grünem
Sputum eine Indikation zum Antibiotikaeinsatz
Ja
70 %
nein
15 %
weiß nicht
13 %
Kontakt zu Patienten
wöchentlich oder öfter.
mit
MRE
„Was sind Gründe warum Antibiotika auch
ohne harte Indikation verordnet werden?
Diagnostik zu teuer
4
Patient incompliant
Eigenwirksamkeit
„Glauben Sie, dass Ihr Verordnungsverhalten
Einfluss auf die AB-Resistenz-Situation in
Ihrer Region hat?“
Praxisart (in %)
Einzelpraxis
Relevanz
„Wie relevant ist das Thema AB-Resistenzen
für Ihre tägliche Arbeit?“
10
Sprachbarrieren
13
unbekannter Patient
14
um auf der sicheren Seite
zu sein
23
Patient schnell wieder
arbeiten will
29
Patient ein AB einfordert
30
WE vor der Tür
44
0
19,7%
Kommunikation des Problems der ResistenzEntwicklung
- bei AB-Verordnung 67,6% (sehr oft/oft),
- ohne AB-Verordnung 80,6% (sehr oft/oft),
Häufigste Gründe der nicht Ansprache waren
Zeitmangel (50,6%) und die Sorge, den
Patienten zu verängstigen (42,9%).
10
20
30
40
50
Signifikanter Einflussfaktor: Wochenende (WE)
vor der Tür: Berufstätigkeit >25 Jahre vs. 0-7
Jahre; Odds Ratio (OR) 0,5; 95%
Konfidenzintervall (CI) 0,3-0,9.
29,4% nutzten sehr oft oder oft das Prinzip der
verzögerten
Antibiotikaverschreibung
(Rezept schon mitgeben, aber Einnahme nur bei
Symptomverschlechterung
oder
nach
zusätzlichen
Untersuchungsresultaten).
Signifikanter Einflussfaktor: Ort der Praxis
(5.000-20.000 vs. >100.000; OR 0,4; 95%CI
0,2-0,8).
Schlussfolgerung
Unter den befragten Hausärzten fand sich ein deutliches Bewusstsein für die das Thema AB-Resistenzen. Barrieren in Kommunikation und rationalem
Verordnungsverhalten waren u.a. Zeitmangel, Leitlinienkenntnis, Patientenfaktoren und ein gewisses Sicherheitsbedürfnis. Daraus ergeben sich potentielle
Ansatzpunkte für die Planung zukünftiger Interventionen.
Ausblick
Rationaler Antibiotikaeinsatz durch Information
und Kommunikation, (RAI) –> mehr
Informationen unter www.RAI-Projekt.de
389?
Multiresistente Erreger im ambulanten Setting – Hausarzt-Fragebogenerhebung in Berlin,
Brandenburg und Thüringen
F. Salm1, S. Schneider1, K. Schmücker2, S. Kausche2, I. Petruschke2, N. Ludwig3, C. Schröder1, C. Heintze4, U.
Schwantes5, J. Gensichen2, P. Gastmeier1
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Inhalt
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