Workshop: Gleichstellungspolitik und

Workshop: Gleichstellungspolitik und
Geschlechterforschung: Vernetzung,
Kooperationen und Konkurrenzen
KEG-Tagung 2016, Ergebnisse
Dr. Andrea Löther, Dr. Nina Steinweg (beide CEWS), Dr. Ina Siekmann-Bock und Dr. Nadyne Stritzke
(beide BuKof-Kommission zur Förderung der Geschlechterforschung) organisierten einen Workshop
zu Gleichstellungspolitik und Geschlechterforschung – Vernetzung, Kooperationen und
Konkurrenzen.
Der Workshop nahm unmittelbar Bezug auf die gleichnamige Arbeitsgruppe der KEG Tagung von
2015, mit dem Ziel, die Ergebnisse der damaligen Diskussion wieder aufzugreifen,
weiterzuentwickeln und zu vertiefen. Im Mittelpunkt stand die Frage nach der Entwicklung von
dauerhaften Begegnungsräumen zwischen Gleichstellungspolitik und Geschlechterforschung.
In einem Impulsvortrag im Plenum referierte Nadyne Stritzke die Ergebnisse des Workshops aus dem
Vorjahr. Das zum Teil konflikthafte Spannungsverhältnis zwischen Gleichstellungspolitik und
Geschlechterforschung wurde mit Hilfe der drei für die tägliche Arbeit zentralen Begriffe
'Genderwissen', 'Genderkompetenz' und 'Genderexpertise' veranschaulicht. (siehe dazu die
beiliegende Folien aus der Powerpointpräsentation)
Anschließend arbeitete der Workshop in zwei Arbeitsgruppen. In beiden Arbeitsgruppen wurde die
Diskussion mit einer Kartenabfrage initiiert, mit der nach „Räumen“ gefragt wurde, in denen
Geschlechterforschung und Gleichstellungspolitik sich begegnen. Strukturiert wurden die Karten mit
einer Vier-Felder-Matrix entlang der senkrecht aufeinander stehenden Achsen formalisiert – nicht
formalisiert und regelmäßig – nicht regelmäßig.
In beiden Arbeitsgruppen wurde ein breites Spektrum an Begegnungsräumen genannt, die in allen
vier Feldern angesiedelt sind.
Als unregelmäßige – nicht formalisierte Begegnungsräume wurden beispielsweise genannt:
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Informeller-kollegialer Austausch
Politische Veranstaltungen
Als unregelmäßige –formalisierte Begegnungsräume wurden beispielsweise genannt:
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Projektanträge, Forschungsprojekte und Kooperationsprojekte
Tagungen, Veranstaltungen, Diskussionsgruppen
Als regelmäßige – nicht formalisierte Begegnungsräume wurden beispielsweise genannt:
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Fortbildungen für Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte
Als regelmäßige –formalisierte Begegnungsräume wurden beispielsweise genannt:
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Hochschulgremien (Gleichstellungskommission)
Institutionalisierte Zusammenarbeit und Netzwerke (hochschulinterner Arbeitskreis)
Teilnahme der Gleichstellungsbeauftragten im Vorstand von Zentren der
Geschlechterforschung
Die große Bandbreite an Begegnungsräumen und die Fokussierung auf regelmäßige und formalisierte
Begegnungsräume wurde u.a. mit einer Professionalisierung der Gleichstellungspolitik in Verbindung
gebracht. Weiter wurde erläutert, dass aus unregelmäßigen und nicht formalisierten
Begegnungsräume im Zeitverlauf oftmals regelmäßige und formalisierte werden.
In beiden Arbeitsgruppen waren Teilnehmende, die Gleichstellungspolitik und Geschlechterforschung
in einer Person vereinen, zum Teil gleichzeitig, zum Teil mit Wechseln im biographischen Verlauf.
Diese Verbindung in einer Person – oder auch in einer Institution wie in den „Koordinierungsstellen
für Geschlechterforschung und Frauenförderung“ an österreichischen Universitäten – war eine
zentrale Beobachtung, die sicherlich auch in der Zusammensetzung der Teilnehmenden an der KEG
begründet ist, die aber doch auch die These zu lässt, dass sich ein Wandel in den beruflichen
Biographien zeigt, der für den Wissenstransfer zwischen den Bereichen Geschlechterforschung und
Gleichstellungspolitik bedeutsam ist und der als spannender Ansatzpunkt für weitere Diskussionen
angesehen kann.
Schließlich wurden unterschiedliche Kooperations- und Austauschmöglichkeiten sowie Konflikte je
nach Art der Forschung erkennbar. Während es zahlreiche Kooperationen und Wissenstransfer
zwischen anwendungsorientierter Geschlechterforschung (insbesondere mit thematischen
Schwerpunkten in der Hochschul- und Wissenschaftsforschung oder zur Gleichstellungspolitik) gibt,
bestehen weniger Berührungspunkte zwischen Gleichstellungspolitik und Grundlagenforschung /
theoretisch ausgerichteter Forschung in der Geschlechterforschung. Konflikte können auch durch
Bewertungen nach Kriterien wie „richtige“ Forschung oder „nützliche“ Forschung entstehen.
Zunächst wurde in der Diskussion artikuliert, dass die Diskrepanz zwischen Geschlechterforschung
und Gleichstellungsarbeit nicht mehr als so bedeutsam wahrgenommen wird; in der weiteren
Diskussion insbesondere um die Frage zu Arten der Forschung (Grundlagenforschung versus
Wissenschaftsforschung zur Gleichstellungspolitik) zeigten sich dann aber doch Konflikte, wenn es
um die konkrete Bezeichnungs- und Bewertungspraxis (qualitative Unterschiede) geht – die
explizierte Verneinung von Konflikt wird also implizit als verdeckter Konflikt 'reinszeniert'.