sein Bericht. - Kolping International

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KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2016
LÄNDLICHE ENTWICKLUNG
Wege aus
der Armut
Ländliche Entwicklung, Bildung und Beratung – damit
hilft Kolping den Menschen in Westafrika. Die Kolpingmitglieder wollen ihr Leben verbessern. Dafür arbeiten
sie – nicht allein sondern als Gemeinschaft.
TEXT I FOTOS: Georg Wahl
Schulung im Versuchsfeld
der Kolpingsfamilie Ahépé.
Landwirtschaftsberater
Macolo Dodji (4.v.l.) spricht
mit den Bauern über Mögklichkeiten zur Verbesserung des Maisanbaus.
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M
acolo Dodji schraubt die kleine Plastik- Hühnermist über alles zu streuen und das ganze zu
dose auf und schüttet das weiße Pulver in
durchmischen. Insgesamt bauen die Bauern drei
eine Tonschale, die er auf den Ackerbo- Schichten, zubereitet nach dem selben Prinzip, überden gestellt hat. Während er Wasser hin- einander, bis sie einen anderthalb Meter hohen Komzufügt und das Pulver darin auflöst, erklärt er den
posthaufen mit einem Durchmesser von drei Metern
Männern, die ihm zuschauen, was diese Mischung so
errichtet haben. In den kommenden Wochen werden
wertvoll macht. Bei dem weißen Pulver handelt es
sie den Berg drei Mal umschichten, bis der Kompost
sich um ein Pilzsubstrat, das die Kompostierung von
nach drei bis vier Wochen ausgereift ist und zur DünPflanzenresten beschleunigt. Im
gung und Bodenverbesserung einSchatten niedriger Bäume erklärt
gesetzt werden kann. Den KomMacolo Dodji den Kleinbauern
post werden die Bauern später auf
heute, wie sie mit einfachen Mitdem Versuchsfeld verteilen, das sie
teln einen guten Schnellkompost
unter Anleitung des Landwirt„Bildung ist der
herstellen. Die Bauern sind alle
schaftsberaters auf dem Feld eines
Schlüssel zu
Mitglieder der Kolpingsfamilie
Kolpingmitgliedes angelegt haben.
Ahépé. Macolo Dodji ist einer der
Die Landwirtschaftskurse und
einem besseren
Landwirtschaftsberater des Instidie Beratung sind Schwerpunkte
Leben.“
tutes für Beratung und technische
der Kolpingarbeit in Westafrika.
Unterstützung IKAT. Das Institut
Hier hat jede Familie eine kleine
arbeitet mit Kolping und anderen
Landwirtschaft, die oft nur reicht,
Tay Koku Amédomé Laurent,
Geschäftsführer des KolpingNichtregierungsorganisationen
um die eigene Familie zu ernähren.
werkes Togo
zusammen, da diese den direkten
Kolping ist auch deshalb für die
Kontakt zu den Kleinbauern haMenschen so attraktiv, weil sie in
ben. Der Staat bezahlt die Berater,
den zahlreich angebotenen Kursen
Kolping übernimmt die Kosten für
zu verschiedenen Themen der
Anfahrt und Essen.
Landwirtschaft lernen, wie sie besser wirtschaften
Für die Kompostbereitung legen die Männer zu- können. Übereinstimmend berichten die Mitglieder,
nächst trockenes Gras auf einen Haufen. Mit Mache- wie sie mit dem Gelernten bessere Erträge erzielen
ten zerkleinern sie die sperrigen Halme und Blätter. und mit dem Verkauf der Erzeugnisse mehr Geld verDanach gießt Macolo Dodji die Pilzsubstratlösung
dienen als vorher.
darüber. Diese Lösung wird den Prozess der KomposDas Versuchsfeld der Kolpingsfamilie wirkt für eitierung erheblich beschleunigen. Anschließend bittet
nen Außenstehenden unscheinbar; es ist erklärungsder Berater einen der Bauern, den bereitgestellten
bedürftig. Doch die Bauern erfassen mit einem Blick,
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Links: Macolo Dodji besucht regelmäßig die Kleinbauern und begutachtet
ihre Felder.
was hier das besondere ist: Die in Reihen wachsenden
Maispflanzen sehen schon im frühen Wachstumsstadium kräftiger aus, als vergleichbare Pflanzen auf den
Nachbarfeldern. Der ausgebrachte Kompost dient als
guter Dünger, außerdem verbessert er die Boden
struktur und schützt den Ackerboden vor Austrocknung. Die Maispflanzen werden es den Bauern zur
Erntezeit mit höheren Kornerträgen danken.
Bildung war bei Kolping schon immer der Schlüssel
zu einem besseren Leben, in Deutschland und weltweit. Landwirtschaftsschulungen sind in Westafrika
die Angebote, welche die Menschen entscheidend
weiterbringen. Togo ist ländlich geprägt, die Landwirtschaft ist mit einem Anteil von rund 48 Prozent
am Bruttoinlandsprodukt (BIP) der wichtigste Zweig
der togoischen Wirtschaft. Dabei dominieren Produkte für die Eigenversorgung: im wesentlichen Hirse,
Maniok, Yams, Hülsenfrüchte, Mais.
Im Entwicklungsbericht der Vereinten Nationen
2015 nimmt Togo Rang 162 von 188 Ländern ein und
zählt damit zu den am niedrigsten entwickelten Ländern auf der Welt. Zum Vergleich: Deutschland steht
auf Rang 6. In Togo ist vor allem die Armut der Landbevölkerung groß. Etwa 40 Prozent der Bevölkerung
verfügen über weniger als 1,25 US-Dollar und ungefähr 70 Prozent über weniger als 2 US-Dollar am Tag.
Gleichzeitig steigt der Flächenbedarf aufgrund des
starken Bevölkerungswachstums. Folgen sind eine
verstärkte Brandrodung und eine der höchsten Abholzungsraten in Afrika.
Unten: Die Haltung und
Zucht von Kleinvieh hilft
Kleinbauern. Bei Ernteausfällen können sie Geld mit
dem Verkauf von Tieren
verdienen.
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Oben: Elisabeth Awakesso,
ist Mitglied der Kolpingsfamilie Ahépé. Sie hat an
Landwirtschaftskursen
teilgenommen. Dort hat sie
auch gelernt, wie sie aus
den getrockneten Blättern
des Moringastrauches ein
hochwertiges Nahrungsergänzungsmittel (grünes
Mehl) herstellen kann.
Hinzu kommt, dass die Folgen des Klimawandels
immer deutlicher zu spüren sind. Berater des IKAT
berichten, dass schon seit 30 Jahren Veränderungen
beobachtet werden. Anfangs wurden Verschiebungen
der Regenzeiten und die unberechenbare Intensität
der Regenfälle noch als Ausreißer gewertet. Erst rückwirkend werden diese Ereignisse mit dem beginnenden Wandel in Verbindung gebracht. Das togoische
Landwirtschaftsministerium und die Berater an der
Basis sind sich der Herausforderungen längst bewusst,
und sie reagieren mit angepassten Konzepten darauf.
„Ohne Beratung kommen die Menschen nicht aus
der Armut heraus“, sagt Tay Koku Amédomé Laurent,
der Geschäftsführer des Kolping-Nationalverbandes
Togo. Aus diesem Grund legt Kolping so großen Wert
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Mit einem Spendenaufruf bittet Kolping International um Unterstützung
für Projekte der ländlichen Entwicklung in Afrika. Dort leben mehr als 85
% der Bevölkerung auf dem Land, doch die kargen Böden können die Menschen kaum ernähren. Die Felder sind zu klein, die Ernten mager, und die
Bauern leiden schon jetzt unter den Folgen des Klimawandels. Doch die Verteilung von Ziegen und Kühen kann die Situation der Menschen verbessern,
denn mit dem Tierdung wird ein hochwertiger Dünger hergestellt, der die
Ernten verdreifacht und die Existenz der Menschen auf Dauer sichert. Dafür
brauchen wir Eure Unterstützung. Bitte, helft mit Eurer Spende!
Spendenkonto
}
}
IBAN: DE97 3706 0193 0015 6400 14 / BIC: GENODED1PAX
Stichwort: PM-Togo
Sozial- und Entwicklungshilfe des Kolpingwerkes e.V.
Kolpingplatz 5 –11, 50667 Köln
77 880-37 / -38 / -39, Fax (02 21) 77 880-10
} E-Mail: [email protected] / www.kolping.net
}
} Tel. (0221)
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auf die Zusammenarbeit mit den IKAT-Beratern. In
diesem Zusammenhang spricht Laurent auch die guten Verbindungen Kolpings zum Landwirtschaftsministerium an. Direktor David M. Gligbe spricht von
den Empfehlungen und Strategien, welche die Beratung inzwischen an die Bauern vermittelt. Regenzeiten verschieben sich, oder fallen ganz aus. Für Aussaat
und Pflanzungen sind die Bauern aber zwingend auf
verlässliche Regenfälle angewiesen. Gleichzeitig sind
Bewässerungssysteme zu teuer. Stattdessen empfehlen
die Berater den gleichzeitigen Anbau mehrerer verschiedener Kulturen mit unterschiedlichen Ansprüchen. Wenn der Mais vertrocknet, kann es immerhin
sein, dass die Bohnen durchkommen. Der Anbau von
bodendeckenden Pflanzen zwischen Maisreihen wird
empfohlen, um die Austrocknung des Bodens zu verlangsamen und Erosion bei Starkregen zu vermeiden.
Ein besonderes Augenmerk legen die Landwirtschaftsexperten und Kolping auf die Förderung und
den Ausbau der Tierhaltung. Fallen Ernten aus, dann
können die Bauern immerhin Tiere verkaufen. Darüber hinaus ist der anfallende Dung ein wertvoller
Grundstoff für einen guten Kompost.
Die gezielte Förderung der Kompostbereitung ist
charakteristisch für die Veränderungen in der Landwirtschaft der Entwicklungsländer. Früher galten
Hochleistungssorten, Kunstdünger und teure Maschinen als die richtigen Antworten auf Armut und Hunger. Mittlerweile wird eine an den Standort angepasste
Landwirtschaft gelehrt, die man durchaus als ökologisch bezeichnen kann.
Den Einsatz von Kunstdüngern sehen Ministerium
und Berater inzwischen kritisch. Obwohl Landwirte
stark subventionierte Düngemittel kaufen können,
sind die Erträge im Landesdurchschnitt niedrig. Direktor David M. Gligbe fasst die aktuelle Meinung so
zusammen: „Kunstdünger verschlechtert die Boden-
Landwirtschaftsberater Macolo Dodji erklärt im Feld, wie
die Bauern mit einfachen Mitteln einen hochwertigen
Schnellkompost herstellen können.
fruchtbarkeit, Kompost verbessert sie.“ Kunstdünger
der Notizen können wir die Bauern besser beraten“,
liefert nämlich nur Nährstoffe, während Kompost
sagt Yves Laurent, „und die Bauern sehen, was die
auch das Bodengefüge verbessert. Langfristig soll nun
Tierhaltung kostet und wo sie vielleicht Kosten einbei den Kleinbauern der Einsatz von Kunstdüngern
sparen können.“ Seit kurzem bieten IKAT und Kolreduziert und die Verwendung von Kompost ausge- ping Kurse für die Fischzucht an. Sie setzen dabei zuweitet werden. Der Direktor berichtet von ersten Er- nächst auf den Einsatz anspruchsloser Fische.
folgen: Mittlerweile würden in einzelnen Dörfern nur Afrikanische Raubwelse (Clarias) haben sich als geeigmit Kompostdüngung beim Maisanbau Kornerträge
nete Anfängerfische erwiesen. Sie gelten als sehr gevon 3 000 kg pro Hektar erzielt. Vorher seien es oft we- nügsam. Für die Fischzucht reichen oben offene
niger als 500 kg pro Hektar geweHolzkisten. Diese werden mit eisen.
ner dicken Folie wasserdicht ausDas Kolpingwerk Togo vergibt
gekleidet. Ein Netz über dem BeTiere als Kredite an seine Mitgliecken verhindert, dass die Fische
„Wir
wollen
die
der. Mittlerweile halten viele Mitherausspringen.
glieder Schafe, Ziegen, Hühner
In Kpalimé erzählt Yves Laurent
Bauern unabund Puten. Voraussetzung ist allerauch von den Anstrengungen, ein
hängig vom
dings, dass die Mitglieder vorher
funktionierendes
Genossenan Schulungen zur Tierhaltung
schaftswesen aufzubauen. Kolping
Kunstdünger mateilnehmen. Dort lernen sie, wie
und das IKAT unterstützen gesie kostengünstig einen guten Stall
meinsam den Zusammenschluss
chen.“
bauen können. Yves Laurent leitet
von Kleinbauern in Kooperativen.
das IKAT-Büro in Kpalimé. „Die
Die ersten Gruppen haben sich beDavid M. Gligbe, LandwirtBauern sollen ihre Tiere keinesfalls
reits zusammengeschlossen. In der
schaftsministeium Togo
im Freien halten“, sagt er und erErntezeit kauft die Kooperative
gänzt: „In einem Stall sind die Tieden Bauern ihre Erträge zum akture besser vor Krankheiten und vor
ellen Marktpreis ab und lagert sie
Viehdieben geschützt.“ Den Kredit zahlen die Bauern
ein. Zu einem späteren Zeitpunkt, wenn die Preise
mit den ersten Nachkommen der von Kolping erhal- steigen, verkauft die Kooperative die eingelagerten Ertenen Tiere zurück. Kolping gibt diese Tiere als neuen
träge und beteiligt die jeweiligen Bauern zu 50 ProKredit an andere Mitglieder weiter, so kann der Ver- zent am Gewinn. Die anderen 50 Prozent verbleiben
band ohne weitere Investitionen andere Mitglieder
bei der Genossenschaft. Damit finanziert sie die Laam Tierhaltungsprogramm beteiligen.
gerhaltung, und sie kann Kredite an ihre GenossenAls Starthilfe bezahlt Kolping allen Bauern die er- schaftsmitglieder vergeben. Damit können diese zum
forderlichen Tiermedikamente für die ersten drei Mo- Beispiel hochwertiges Saatgut kaufen.
nate. Die Teilnahme an Schulungen zur TiergesundGrundsätzlich gilt in den Genossenschaften und in
heit ist verpflichtend. Außerdem müssen die Bauern
den Kolpingsfamilien: Die Menschen wollen ihr Leben
über jedes Tier ihres Bestandes Buch führen. „Anhand
verbessern. Nicht allein, sondern in der Gemeinschaft.
1
Getrocknetes Gras und
Pflanzenreste liefern die
Struktur für einen guten
Kompost.
2
Pilzsubtrat wird als Kom
Kompostierungsbeschleuniger
mit Wasser vermengt.
3
Geflügelmist liefert wert
wertvolle Nährstoffe.
4
Geflügelmist und die Pilzlösung werden hinzugefügt und mit den Pflanzenresten vermischt.
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