. Adorfer Kulturrevolution 2016 Ein Festival ist geboren: Rockfans zog es nach Adorf. Was ist das Geheimnis der Veranstalter? Von Katrin Mädler Adorf – Irgendetwas läuft in Adorf anders: Klar, die eine Sensation beim Adorfer Open Air war die richtige Festivalatmosphäre, die es bis in das obervogtländische Örtchen geschafft hat. Mit drei Tagen im Zeichen des Rock, mit ungesundem Essen wie Burger und Fritten, zu viel Bier, Sonnenbrand und erschöpftem Halbkoma-Schlaf in den bis zu 40 Zelten oder gleich auf der Wiese. Das wirklich Beachtenswerte beim Rockfestival hinter der Turnvater-Jahn- Halle waren aber die Leute aus dem Ort ganz unterschiedlichen Alters, die es unterstützten. Allen voran Stefan Dietz von der Adorfer Band „Psychos Unchained“, der mit seinen Kollegen und den befreundeten Rockern von „Sprühjehagdes“ schon die ganze Woche auf Achse war, und die Hauptvorbereitungen für die 20 anreisenden Bands aus ganz Deutschland und Tschechien übernahm. „Wir wollen uns in Zukunft regelmäßig am letzten Juniwochenende etablieren. Aber jetzt brauchen wir Sommerpause“, meinte er am Samstag nach dem eigenen Auftritt seiner Band, verschwitzt, ausgepowert, aber glücklich. Aber das Festival verdankte auch älteren Semestern sein Gesicht, denen die Idee ebenso eine Herzensangelegenheit war – vor allem dem Kulturwerk Adorf. Maritta Leipold meinte am Samstag: „Wir versuchen zusammenzuarbeiten, haben örtliche Gewerbetreibende mit eingebunden, dass es sich auch für die lohnt. Wir bemühen uns um die Akzeptanz der Anwohner, weil die Musik für Adorf doch außergewöhnlich ist“. Die Kulturwerk-Mitarbeiterin und Stadträtin für Die Linke sprach es – und war wieder in der tanzenden Menge vor der Bühne verschwunden. Neben ihr klatschte und feierte Holger Uebel von der AWO in Adorf, der an solchen Tagen nach eigener Aussage noch einmal jung wurde. Als die Band „Kalapi“ das Lied „Wir sind die Jugend von gestern“ spielte, hatte er ein zündendes Erlebnis: „Darauf habe ich mein T-Shirt herausgeholt von 1992, als wir noch jung waren und an der Pöhl ein Festival hatten. Ich finde es toll, was unsere Kinder hier machen.“ Gleichzeitig hatte er einen alten Ofen angeschleppt, auf dem er gutes altes B-Schnitz mit Butter und Knoblauch röstete – die Festival-Besucher waren begeistert. An allen drei Abenden versammelten sich bis zu 250 Besucher auf dem Gelände, dass gleichzeitig in Neustadt ein anderes Festival stattfand, sah Stefan Dietz nicht allzu tragisch: „Die machen Techno, das hat mit uns nichts zu tun“. Die 100 selbstgestalteten T-Shirts mit der Aufschrift „Adorfer Open Air 2016“ mit Gitarre und Flügeln seien sehr gut angekommen. Laut Julia Uebel (die auf ihren Vater mit den gerösteten B-Schnitz stolz war) bedeuteten die Flügel: Im letzten Jahr haben wir mit unserem Open Air klein angefangen, inzwischen geht unsere Idee durch die Decke. Ein musikalischer Höhepunkt blieb der Auftritt der Newcomerband „Fruit of the original sin“ am Samstag, ein Geheimtipp waren die rockigen Klänge mit Einschlägen von Folklore und Chanson der tschechischen Band „Rambanbam“ am gleichen Tag, bei der vor der Bühne gehüpft wurde, und gekreischt, weil jemand mit dem Wasserschlauch in die Menge spritzte – und die Seifenblasen flogen. „Kulturrevolution 2016“ – der Ruf war oft zu hören, an einem kleinen Ort, der sein eigenes Festival verdient hat. 2016-06-30
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